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Einführung in die Apothekenpraxis WAS IN APOTHEKEN TÄGLICH PASSIERT – UND WARUM

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Einführung in die Apothekenpraxis

WAS IN APOTHEKEN TÄGLICH PASSIERT –

UND WARUM

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Woher kommt diese verkehrte Wahrnehmung?

Heilberufler Kaufmann

Schlechte Repräsentanz in der Öffentlichkeit?!Schlechte Kommunikation der eigenen Fähigkeiten?!

Sowohl der Heilberufler wie auch der Kaufmann haben eine Daseinsberechtigung, aber das Bild in der Öffentlichkeit wird durch den Kaufmann bestimmt:„Apothekenpreise“, „mehr Apotheken als Bäcker“, „Arzneimittel günstig einkaufen“ etc.

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Eine Frage der Präsentation:

Fachmann

Beratung

(Günstig)

Günstig

(Beratung)Selb

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InhaltHeute hören Sie:

Welche Daseinsberechtigung Beratung in der Apotheke hat

Wie ein gutes Beratungsgespräch strukturiert ist

Wie dieses „Sprechen“ funktioniert – also so richtig

Wie ich fiktive Kunden theoretisch auf den Weg zur Gesundung führe (aka Fallbeispiele)

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Wofür das alles?

Eine einfache Frage gleich zu Beginn:

Was soll uns die Einnahme von Arzneimitteln eigentlich bringen?

Was können Arzneimittel?

Dabei stellen wir fest: Arzneimittel können Leben retten Leiden vermindern Die gesundheitsbezogene Lebensqualität verbessern

Voraussetzung: Anwendung der richtigen Arzneimittel in der richtigen Art und Weise

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Kopfschmerzen

Unwirksamkeit

Schmerzmittel

Warum können Schmerzmittel bei Kopfschmerzen unwirksam sein?

Weil das Schmerzmittel nicht die Ursache bekämpft!

Welche Ursachen gibt es denn für Kopfschmerzen?

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Welche Ursachen gibt es denn für Kopfschmerzen?

Myalgie der äußeren Kopfmuskeln

Myalgie der Nackenmuskulatur

Migräne

Alkohol

Cluster-Kopfschmerz

Arteriitis temporalis

Zerebralsklerose

Sinusitis

Kiefergelenkschmerzen

Zervikogener Kopfschmerz

Augen-Refraktionsanomalien

Akkomodationsparese

Strabismus

Glaukom

Iridozyklitis

Neuritits nervus opticiGehörgangsfurunkel

Otitis media

Epidurales Hämatom

Subdurales Hämatom

Subarachnoidalblutung

Hirnsinusvenenthrombose

Meningitis

Enzephalitis

Hirnabzess

Hirndruck

Liquorunterdruck

TrigeminusneuralgieNeuralgie des Nervus occipitalius major

Läsionen der Kopfschmerzbahnen

Psychisch bedingter Kopfschmerz

Chronisch posttraumatischer Kopfschmerz

Analgetika-Kopfschmerz

Urämie

Präkoma

Präeklampsie

Phäochromozytom

Fibrile Infektionskrankheiten

Hypotonie

Hypertonie

Anämie

Polyglobulie

Menses

Klimakterium

Hypoglykämie

Kaffeeabusus

Nikotinabusus

Nikotinabusus

Kohlenmonoxid-Intoxikation

Benzinintoxikation

Arzneimittelnebenwirkungen

Obstipation

Darmerkrankungen

Lebererkrankungen

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Problem: Kopfschmerzen

Begleitsymptome?

Bekannte Krankheiten?

Charakteristik?

Co-Medikation?

Arzneitherapie muss immer individuell sein!

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Ziel jeder Arzneitherapie ist demnach:

Für einen individuellen Patienten

Ein möglichst großer persönlicher Nutzen

Bei möglichst geringem Risiko

Und möglichst geringen Kosten

Risiken in diesem Zusammenhang sind

Nebenwirkungen

Ineffektive Therapie und dadurch ausbleibende oder nicht zufriedenstellende Erfolge

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Beratung – warum eigentlich?

Für den geneigten Arzneimittelanwender stehen mittlerweile(Informationszeitalter!) eine große Menge meist kostenloserWerkzeuge zur Verfügung, um sich über seine Erkrankung und derbeabsichtigten oder verordneten Arzneimitteltherapie kundig zumachen.

Ein Jeder von Ihnen wird es mit einem solchen Patienten bereits inder Praxis zu tun gehabt haben.

Die Frage muss also gestattet sein: warum sollten wir überhaupt nochberaten?

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Die Möglichkeiten des Informationserwerbs sind schierunerschöpflich:

Internet

Tagespresse

Arzt

Beipackzettel

Fachbücher

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Schmerzen? Da gibt‘S Doch waS bei google…

Eine einfache Anfrage bei Google liefert innerhalb kürzester Zeithaufenweise Ergebnisse.

Eine Situation, die sich bei Recherchen immer wieder findet: einMensch hat Schmerzen und weiß, dass Ibuprofen dagegen helfen.Oftmals ist schon eine Dosierung bekannt. In unserem Beispiel lautetdie Frage „Kopfschmerzen und Ibuprofen 600“.

Neben den üblichen Treffern Wikipedia, Internetapotheken undPreisvergleichsportalen treffen wir auch auf Ratgeberseiten, zumBeispiel auf Gutefrage.net:

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Ratgeberportale sind demnach nicht (immer?) förderlich.

Aber wozu gibt Magazine wie den Focus zum Beispiel? Der hat sichmit dem Thema auch befasst und der Link findet sich auf Google-Seite 1:

Auf Seite 2 des Online-Artikels

steht dann:

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Warum genau war die Internetrecherche in diesem Fall nicht sinnvoll?

Erinnern wir uns an unsere vorgefassten Ziele!

Folgende Fragen werden

nicht gestellt:

Ist es überhaupt sinnvoll, Ibuprofen einzunehmen, sprich: welche Art von Beschwerden bestehen?

Wie alt ist die Person? Handelt es sich vielleicht um ein Kind?

Ist die Person möglicherweise schwanger?

Besteht ein Risiko in Verbindung mit der Einnahme (zum Beispiel durch andere Medikamente)?

Sind der Person sämtliche relevanten Neben- und Wechselwirkungen bekannt?

Für einen individuellen Patienten Ein möglichst großer persönlicher Nutzen Bei möglichst geringem Risiko Und möglichst geringen Kosten

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Welche Hilfe liefert die

Tagespresse?

Immer wieder befasst sich auch die Tagespresse mitGesundheitsthemen. Exemplarisch dazu dient eine Ausgabe der BILD-Zeitung aus dem Jahr 2007.

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Oder, noch recht aktuell, ein Bericht auf „Spiegel-Online“:

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Der Bericht fordert offen dazu auf, abgelaufene Medikamenteaufzubewahren, um sie in späteren Fällen – auf eigene Faust –anzuwenden:

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Der Arzt kann doch auch was

dazu sagen!

Zu diesem Punkt ein kurzer Auszug aus dem Lehrplan des Studiums fürMedizin (Beispiel der HHU Düsseldorf):

Wie ersichtlich, ist die Aus-

bildung in Fragen der Arz-

neimitteltherapie über-

schaubar. Der Plan gilt für zwölf Wochen.

Weiterhin gilt für Kassenärzte das Regelleistungsvolumen („RLV“). Dasbedeutet: pro Quartal kann pro Patient nur ein fester Betrag abgerechnetwerden (ca. 20,- bis 50 ,-, ja nach Fachrichtung) – und zwar unabhängigdavon, wie häufig dieser eine Patient in der Praxis innerhalb eines Quartalserscheint. Darüber hinaus gibt es geringe Zusatzvergütungsmöglichkeiten.

DisclaimerIch schließe nicht aus, dass es

ausgewiesene Fachleute auf dem Gebiet der Arzneitherapie gibt, die NICHT

Pharmazie studiert haben!

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Um diesen eher subjektiven Aussagen Gewicht zu verleihen, hat eseine größeres Studie zu Arzneimittel-bezogenen Problemen (ABP)gegeben:

Studie zu ABP von 2005 inkl. zweiter Folgeprojekte von 2007Teilnehmer: 1046 ApothekenAnzahl Ereignisse (ABP): 10427Ergebnisse 82 % der Probleme wurden durch die Apotheke bzw. durch Apotheke/Arzt gelöst 60% aller Fälle erforderten eine Kontaktierung des Arztes 18 % aller Selbstmedikationen brachten ein oder mehrere ABP mit sich 80 % aller dieser ABP traten bei konkreten Präparatewünschen (75 % der

Selbstmedikationsgruppe) auf RX-Bereich: bei 18 % aller Patienten und bei 11 % aller Arzneimittel traten ABP auf 70 % aller dieser ABP waren:

Interaktionen Unbekannte Dosierung Verunsicherung durch Generikawechsel Unbekannte Arzneimittelanwendung

Sehr gutes Beispiel: Substitutionsaustauschliste und L-Thyroxin

Quelle: Pharmazie in unserer Zeit 4/2012, S. 276 - 281

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Dann eben Der beipackzettel…

Der Beipackzettel liefert viele Informationen, zum Beispiel diese:Mögliche Nebenwirkungen:

AugenErhöhung des AugeninnendrucksNervensystemKrampfanfälleHerz/KreislaufBeschleunigung oder Unregelmäßigkeiten des HerzschlagesAtemwegeVerschluss der BronchienSonstige NebenwirkungenWahnvorstellungenHalluzinationenVerwirrtheitBlutdruckabfall bis hin zum Schock Name des Produktes:

Wick MediNait®

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ergo…?

Natürlich kann man sich die Frage stellen, warum nicht auch derGesetzgeber darauf reagiert, wo das doch alles so im Argen liegt mitder Beratung.

Darauf die Antwort: genau das hat er 2012 gemacht!

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§ 20 Apothekenbetriebsordnung

(1) Der Apothekenleiter muss (…) sicherstellen, dass Patienten und andere Kunden (…) hinreichendüber Arzneimittel und apothekenpflichtige Medizinprodukte informiert und beraten werden. (…)

(1a) Durch die Information und Beratung des Kunden darf die Therapie „des Arztes“ nichtbeeinträchtigt werden. Soweit Arzneimittel ohne Verschreibung abgegeben werden, hat derApotheker dem Kunden die zur sachgerechten Anwendung erforderlichen Informationen zugeben.

(2) Bei der Information und Beratung über Arzneimittel müssen insbesondere Aspekte derArzneimittelsicherheit berücksichtigt werden (…). Nach Abgabe der Arzneimittel an einenPatienten (…) ist durch Nachfrage festzustellen, inwieweit dieser gegebenenfalls weiterenInformations- und Beratungsbedarf hat und eine entsprechende Beratung anzubieten. Im Falleeiner Selbstmedikation ist auch festzustellen, ob das gewünschte Arzneimittel bei dervorgesehenen Person geeignet erscheint oder in welchen Fällen anzuraten ist, gegebenenfallseinen Arzt auszusuchen. (…)

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Nochmal: Beratung – warum

eigentlich?

Zur Ausgangsfrage: warum müssen wir in der Apotheke beraten?

Arzneimitteltherapie muss immer individuell abgestimmt sein

Das Internet liefert vielfach falsche Informationen, gute und richtige Websites sindals solche nicht gleich erkennbar

Ärzte haben oft nicht die Zeit und manchmal auch nicht die umfassendeAusbildung, um Patienten arzneimitteltherapeutisch umfassend zu beraten

Laienpresse informiert analog dem Internet oft falsch und unausgewogen(Arzneimittelpreise im Mittelpunkt etc…)

Fachprints (Beipackzettel) sind für den Patienten aufgrund der Fülle derInformationen und Fachbegriffe nicht berechenbar (und sind eher als juristischeAbsicherung zu betrachten)

Der Staat hat das pharmazeutische Personal ganz klar in die Pflicht genommen, dieBeratung zu leisten

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Beratung – wie eigentlich?

Ein Beratungsgespräch besteht grundsätzlich aus zwei Dingen:

Aus Beratung und aus Gespräch

Beides muss erlernt und gekonnt werden, um eine vernünftige Beratung gewährleisten zu können.

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Grundlagen der Kommunikation

Es ist unbestritten, dass Kommunikation von entscheidender Bedeutung ist.

Sehr oft ist der Mangel an Kommunikation (Mit-)Ursache für Fehler und Missstände.

Jedoch scheinen es manche besser zu können als andere: Ernest Shackleton, Mahatma Gandhi, Dr. Martin Luther King, John F. Kennedy, Adolf Hitler, der Dalai Lama…

… oder nehmen wir den Arzt, bei dem Sie sich wohlfühlen und die anderen…

… oder die PTA, die Dutzende Zusatzverkäufe tätigt und die, die das nicht schaffen…

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Selektive Wahrnehmung

Entscheidend ist der Ablauf: Sender übersetzt Information in Sprache sendet Information Empfänger empfängt Nachricht Empfänger übersetzt Sprache in Information

Die Information, die gesendet wurde, muss also nicht die gleiche Information sein, die auch empfangen wird. Diese Begebenheit nennt man auch subjektive Wahrnehmung.

Sender EmpfängerNachricht

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Meckermentalität

Gute Kommunikation ist von direkter gewinnbringender Bedeutung.

Gemeinhin leben wir in einer eher kritikfreundlichen Gesellschaft, wo deutlich häufiger gemeckert als gelobt wird.

Ein unzufriedener Kunde meckert

drei Mal mehr als ein zufriedener

Kunde lobt!

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Nonverbale Kommunikation

Man kann nicht nicht

kommunizieren.

Jede Kommunikation hat einen

Inhalts- und einen

Beziehungsaspekt.

Für den ersten Eindruck gibt es keine

zweite Chance.

Emotionale Ansprache!

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Vier-Ohren-Theorie

- Sachebene: der reine Informationsgehalt wird (unemotional) wahrgenommen

- Selbstoffenbarungsebene: der Sender sagt mit dem Satz etwas über sich selbst

- Beziehungsebene: der Sender sagt etwas über das Verhalten des Empfängers

aus

- Appellebene: der Sender schickt eine konkrete Erwartung an den Empfänger

Aussage: „Es ist kalt bei Ihnen.“

Sachaussage: „In Ihren Räumen ist es kalt.“

Selbstoffenbarung: „Ich friere und fühle mich nicht wohl [und brauche daher

Zuwendung].“

Beziehung: „Sie lassen Ihre Kunden frieren, das finde ich unverschämt.“

Appell: „Drehen Sie sofort die Heizung hoch.“

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Beratung – wie eigentlich?

Ein gutes Beratungsgespräch sollte grundsätzlich diesen groben Ablauf befolgen:

1. FragenQuasi eine „Anamnese“, während der wir den Kunden und sein Problem kennen lernen

2. EntscheidenDie innere Diagnose und die Frage „Arzt oder nicht?“

3. InformierenAbgabe der Arzneimittel und mögliche/nötige Zusatzinfos

An diesem Schema orientiert sich auch die Leitlinie der Bundesapothekerkammer.

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Die richtigen Fragen

stellen

Wenn der Kunde gut beraten werden soll, dann muss er möglichst viel von seinem Problem offenbaren – auch Dinge, denen er womöglich gar keine Bedeutung beimisst.

Sie müssen also an den richtigen Punkten die richtigen Fragen stellen, um an alle wichtigen Informationen zu kommen.

1. Offene Fragen („W-Fragen“)◦ lassen sich nicht mit Ja oder Nein beantworten

◦ Zwingen den Patienten zu eigener Redeführung

2. Geschlossene Fragen (Ja/Nein-Antworten) und Alternativfragen◦ Lassen Sie das Gespräch führen

◦ Liefern Ihnen eindeutige Antworten

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Die richtigen Fragen

stellen

FragetrichterGesprächsbeginn

Gesprächsende

Offene Fragen

Detailfragen/

Präzisionsfragen

Geschlossene Fragen

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Patient äußert Wunsch/Eigendiagnose

Hinterfragen der Diagnose

Selbstmedikation Ja/Nein

Auswahl/Beurteilung des Fertigarzneimittels

Informationen zum Fertigarzneimittel

Unterstützende Maßnahmen

Abgabe des/der Fertigarzneimittel

Pharmazeutische Betreuung anbieten

Quelle: http://www.abda.de/leitlinien0.html

Frag

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Grundsätzlich: Überschätzen Sie nicht Ihre Fähigkeiten! Bedenken Sie: Sie sind verantwortlich für Ihre Taten, Sie haben keinen

Rettungsschirm (im Gegensatz zu PTA) Fragen Sie, wenn erforderlich, zum Beispiel bei:

Eigener Unsicherheit Nicht ausreichender Sachkenntnis Unklarer Symptomschilderung durch den Patienten Anderen Erkrankungen des Patienten oder weiteren

eingenommenen Arzneimitteln Problemen des Patienten mit einem Arzneimittel, zum Beispiel

UAW Anzeichen für ein Überschreiten der Grenzen der Selbstmedikation Verdacht auf Arzneimittelabhängigkeit oder Arzneimittelmißbrauch

Selbstmedikation

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Für wen ist das Arzneimittel?

Ist Kunde = Patient? Ist Kunde nur der Bote? Wie alt ist der Patient (Kind/Senior)? Liegen besondere Lebensumstände vor (Schwangerschaft/Stillzeit)?

Für wen ist das Arzneimittel?

FragenPatient mit Selbstdiagnose oder

Arzneimittelwunsch (Punkt II)

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Das ist der Kernpunkt der pharmazeutischen Beratung.Um möglichst viel aus dem Patienten herauszubekommen, stellt man offene Fragen(sogenannte W-Fragen: wie? Wo? Wann? …). Diese Fragen lassen keine Ja/Nein-Antwort zu und zwingen den Patienten zu reden.

Welche Beschwerden liegen vor? ( Art der Beschwerden) Seit wann liegen die Beschwerden vor? ( Dauer der Beschwerden) Wie häufig treten die Beschwerden auf? ( Dauer der Beschwerden) Welche Begleitsymptome liegen vor? ( Spezifizierung der Beschwerden) Welche Erfahrungen mit dem Arzneimittel liegen vor? ( bei Arzneimittelwunsch) Nehmen Sie das Arzneimittel bereits ein und wenn ja, seit wann? ( dto.) Welche Arzneimittel werden regelmäßig oder zur Zeit eingenommen?Geschlossene (Ja/Nein-)Fragen könnten außerdem sein: Waren Sie mit den Beschwerden schon beim Arzt? Liegen noch andere Erkrankungen vor?

Kennen Sie sich mit dem Arzneimittel aus?

Nehmen Sie gegenwärtig noch andere Arzneimittel ein?

Liegen weitere Erkrankungen vor?

Hinterfragen der Eigendiagnose

oder des Arzneimittelwunsches (Punkt II-2)

Fragen

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Während des Hinterfragens der Selbstdiagnose oder des Arzneimittelwunsches ist zu entscheiden, ob sich die Probleme des Patienten in der Apotheke lösen lassen oder ob ein Arztbesuch vonnöten ist.Das wäre der Fall, wenn

Das Alter des Patienten gegen eine Selbstmedikation spricht Die Symptome nur sehr unklar geschildert werden Art, Dauer und/oder Symptomhäufigkeit gegen einer Selbstmedikation sprechen Eine UAW eines verordneten Arzneimittels vorliegen könnte Der Verdacht auf einen Arzneimittelmißbrauch besteht Die Patienten schwanger ist oder stillt

Ein Arztbesuch ist dringend anzuraten in diesen Fällen.

Ein Arzneimittel sollte dann nur mitgegeben werden, um die Zeit bis zum möglichen Arztbesuch zu überbrücken.

Liegt ein Arzneimittelmissbrauch vor, sollte die Abgabe des Arzneimittels verweigert und ein Arztbesuch angeraten werden.

EntscheidenGrenzen der Selbstmedikation

(Punkt II-3)

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Die Auswahl erfolgt nach pharmakologisch-toxikologischen Gesichtspunkten

Wirksamkeit bei der vorliegenden Indikation Berücksichtigung patientenspezifischer Faktoren (Ausschluss eventueller

Kontraindikationen): Alter Geschlecht Allergien Erkrankungen Besondere Lebensumstände

Begleitmedikation (Interaktionen?) Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

EntscheidenAuswahl/Beurteilung des

Arzneistoffes (Punkt III)

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Kriterien zur Auswahl oder Beurteilung des Fertigarzneimittels:

Anzahl der Wirkstoffe: Bewertung der Sinnhaftigkeit von Kombinationen Menge bzw. Konzentration der Inhaltsstoffe Dosierung (Ist die empfohlene Dosierung bei der entsprechenden Indikation

wirksam?) Darreichungsform (geeignet für den Patienten, z.B. Kinder? Sonde?) Packungsgröße (Therapiedauer abschätzen)

Es kann sinnvoll sein, innerhalb des Apothekenteams (und unter dessen Mitarbeit!) einen „Beratungskatalog“ zu erstellen, der sämtliche zu empfehlende Fertigarzneimittel nach Indikationen sortiert erfasst. Vorteile sind

Standardisierte Empfehlungen innerhalb des Teams Steuerung der Apothekenökonomie möglich (Angebote? Ladenhüter? Einkauf!)

EntscheidenAuswahl/Beurteilung des

Arzneistoffes (Punkt III)

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Der Patient ist „sachgerecht zu informieren“, sowohl im Hinblick auf eine optimale Anwendung des Arzneimittels, als auch in Bezug auf mögliche unerwünschte Wirkungen, Interaktionen und Unverträglichkeiten.

Die Notwendigkeit der Informationen ergibt sich dabei aus der konkret erkennbaren individuellen Situation des Patienten.

Informationen sollten erfolgen zu Dosierung Anwendungsdauer Sachgerechter Anwendung (Einnahmezeitpunkt, Anwendungstechnik …) Wirkung und Nutzen des Arzneimittels Häufigen UAW (mögliche Verunsicherung des Patienten, Rücksprache mit

Arzt/Apotheker) Relevanten UAW (Rücksprache mit Arzt/Apotheker erforderlich, Therapieabbruch?)

Informieren

Information (Punkt IV)

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Außerdem sind eventuell weitere wichtige Informationen zu geben, zum Beispiel:

Keine Kombination mit Alkohol und/oder bestimmten Nahrungsmitteln Beinflussung des Reaktionsvermögens möglich/wahrscheinlich UV-Licht meiden bzw. ausreichender UV-Schutz Beeinträchtigung der empfängnisverhütendenen Wirkung von Kontrazeptiva Verhalten bei Feststellung einer Schwangerschaft Arzneimittel kühl und trocken aufbewahren Haltbarkeitsfrist und Aufbrauchfrist nach Anbruch

Information über die Grenzen der Selbstmedikation sind auch hier erforderlich! Was ist zu tun bei

Dem Auftreten bestimmter UAW Ausbleiben der Wirkung nach einem (durch Sie kommunizierten!) Zeitraum Fortbestehen der Beschwerden über einen definierten Zeitraum (Arzt!)

Informieren

Information (Punkt IV)

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Info

Beratungsschema der BAK

20.11.2016 10:49

Patient mit Eigendiagnose oder Präparatewunsch

Hinterfragen der Eigendiagnose oder des Präparatewunsches

Selbstmedikation möglich?(„heimliche Diagnose“)

Auswahl/Beurteilung des Arzneistoffes bzw. des Fertigarzneimittels

Information zum Arzneimittel und Abgabe

W-Fragen („offene Fragen“):? Wer ist der Patient?? Welche Beschwerden liegen genau vor?? Wie lange liegen diese Beschwerden vor?? Wann treten diese Beschwerden genau auf?? Welche anderen Erkrankungen liegen vor?? Welche anderen Arzneimittel werden

eingenommen?? Was wurde bislang bereits gemacht?

Au

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Unbedenklichkeit Wirksamkeit Wechselwirkungen? Kontraindikationen? Unerwünschte Arzneimittelwirkungen?

Dosierung Anwendungshinweise Anwendungsdauer Mögliche Risiken

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Eine Leitlinie versucht, richtige Strategien für jede mögliche Situation zu liefern.

Sie ist dabei zu verstehen wie ein Treppengeländer, welches man im Bedarfsfall ergreifen kann.

Sie ist nicht zu vergleichen mit einem Drehbuch, nach dem jedes Beratungsgespräch ablaufen sollte.

Nutzen Sie die Leitlinie also, wenn es das Kundengespräch erforderlich macht.

Reduzieren Sie die Leitlinie, wenn es offensichtlich nur geringen Beratungsbedarf gibt.

Zum Sinn und Unsinn einer Leitlinie

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Jedes Beratungsgespräch, das mit einem Präparatewunsch oder einer Eigendiagnose beginnt, sollte mindestens die folgenden Fragen beinhalten:

Für wen ist das Arzneimittel? Liegen andere Erkrankungen vor?Werden andere Arzneimittel eingenommen?

Natürlich kann bei Stammkunden auf die letzten beiden Punkte verzichtet werden, wenn (beispielsweise über ein Kundenkonto) die Krankheitsgeschichte und Pharmazie bekannt sind.

Vom Standard zur

Spezialisierung

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Info

Beratungsschema der BAK

20.11.2016 10:49

Patient mit Eigendiagnose oder Präparatewunsch

Hinterfragen der Eigendiagnose oder des Präparatewunsches

Selbstmedikation möglich?(„heimliche Diagnose“)

Auswahl/Beurteilung des Arzneistoffes bzw. des Fertigarzneimittels

Information zum Arzneimittel und Abgabe

W-Fragen („offene Fragen“):? Wer ist der Patient?? Welche Beschwerden liegen genau vor?? Wie lange liegen diese Beschwerden vor?? Wann treten diese Beschwerden genau auf?? Welche anderen Erkrankungen liegen vor?? Welche anderen Arzneimittel werden

eingenommen?? Was wurde bislang bereits gemacht?

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Wirksamkeit Wechselwirkungen? Kontraindikationen? Unerwünschte Arzneimittelwirkungen?

Dosierung Anwendungshinweise Anwendungsdauer Mögliche Risiken

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