Zum Einfluss unterschiedlicher Elektrolytkonzentrationen ...
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Einfluss von azellulärer porziner Dermis als
Implantathülle auf die Kapselfibrose im
Rattenmodell
Molekularbiologische und immunhistochemische
Untersuchungen
Aus der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik
der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h. c. Raymund E. Horch
Der Medizinischen Fakultät
der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
zur Erlangung des Doktorgrades Dr. med.
vorgelegt
von Jasmin Sandra Grüner
geboren in Marktredwitz
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Als Dissertation genehmigt von der
Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
Vorsitzender des Promotionsorgans: Prof. Dr. Dr. h.c. J. Schüttler
Gutachter: Prof. Dr. Dr. h.c. Raymund E. Horch
Gutachter: Prof. Dr. Michael Weyand
Tag der mündlichen Prüfung: 22. März 2019
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Meinen Eltern
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INHALTSVERZEICHNIS
1 ZUSAMMENFASSUNG 5
2 ABSTRACT 7
3 EINLEITUNG 9
3.1 Mammaaugmentation früher und heute 9
3.2 Kapselfibrose 13
3.3 Azelluläre Dermis 18
3.4 Zielsetzung und Fragestellung 19
4 MATERIAL UND METHODEN 20
4.1 Versuchsaufbau und Gruppeneinteilung 20
4.2 Versuchstiere 22
4.3 Silikonprothesen 23
4.4 Azelluläre porzine Dermis 24
4.5 Operationsprotokolle 24
4.6 Aufarbeitung der Gewebeproben 26
4.7 Molekularbiologische Untersuchungen 27
4.7.1 mRNA-Isolation aus Paraffinblöcken 32
4.7.2 Transkription der mRNA in cDNA 34
4.7.3 qPCR 34
4.7.4 DNA-Gelelektrophorese 36
4.7.5 Molekularbiologische Auswertung 38
4.8 Histologische Untersuchungen 39
4.8.1 Hämatoxylin-Eosin 40
4.8.2 Immunhistochemische Färbungen 41
4.8.3 Histologische Messungen 48
4.9 Statistische Auswertung 55
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5 ERGEBNISSE 56
5.1 Ergebnisse der molekularbiologischen Untersuchungen 56
5.1.1 qPCR 56
5.1.2 DNA-Gelelektrophorese 65
5.2 Ergebnisse der histologischen Untersuchungen 65
6 DISKUSSION 89
6.1 Diskussion der Thematik 89
6.2 Diskussion von Material und Methoden 89
6.3 Diskussion der Ergebnisse 92
6.3.1 Diskussion der molekularbiologischen Ergebnisse 92
6.3.2 Diskussion der histologischen Ergebnisse 97
6.4 Aussicht 103
7 LITERATURVERZEICHNIS 104
8 ANHANG 104
8.1 Abbildungsverzeichnis 115
8.2 Tabellenverzeichnis 116
8.3 Formelverzeichnis 117
9 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 117
10 VORTRÄGE 119
11 DANKSAGUNGEN 120
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Zusammenfassung 5
1 Zusammenfassung
Hintergrund und Ziele: Azelluläre dermale Matrizes finden in der rekonstruktiven
Brustchirurgie mit Silikonprothesen bereits seit längerem Anwendung. Hierbei wird zur
Mammaaugmentation als Hüllgewebe um Silikonprothesen unter anderem azelluläre
porzine Dermis (APD) eingesetzt. Detailliertere Untersuchungsergebnisse zur
Integration der APD sowie zum Einfluss auf die Kapselfibrose fehlen jedoch. Ziel dieser
Studie war es, die Gewebereaktion nach Implantation von Silikonprothesen mit und
ohne APD als Hülle im Rattenmodell über einen Zeitraum von einem Jahr zu
untersuchen. Hierzu wurden die Konstrukte paravertebral unterhalb des Panniculus
carnosus in Lewis-Ratten eingesetzt und zu unterschiedlichen Zeitpunkten entfernt. Die
Explantate und das angrenzende Gewebe wurden anschließend molekularbiologisch
sowie immunhistochemisch untersucht.
Methoden: In männliche Lewis-Ratten wurden Silikonprothesen ohne (Kontrollgruppe,
n=56) und mit APD-Hülle (Versuchsgruppe, n=64) beidseits submuskulär am Rücken
platziert. Nach 3, 6, 12 und 52 Wochen wurden die Konstrukte explantiert und
molekularbiologisch sowie immunhistochemisch untersucht. In einer zusätzlichen
Versuchsgruppe (n=48) wurde nur APD ohne Silikonprothese einsetzt, um die
Reaktion des Körpers auf das xenogene Transplantat zu überprüfen.
Molekularbiologisch untersucht wurden die Expressionen der Zytokine Tissue growth
factor β1 (TGFβ1), Tumor Nekrose Faktor α (TNFα), Matrix Metalloproteinase 1
(MMP1) und Tissue inhibitor of matrix metalloproteinase 1 (TIMP1) per quantitativer
Real-time Polymerasekettenreaktion (qPCR). Mit Hilfe immunhistochemischer
Färbungen wurde die Anzahl der proliferierenden Zellen, die Anzahl der
Entzündungszellen, die Dicke der myofibroblastenreichen Schichten sowie die Anzahl
der Gefäßanschnitte ermittelt. In der Übersichtsfärbung wurden die Schnitte zudem
mikroskopisch auf Adhärenz beurteilt und außerdem die Dicke der Kollagenschicht
sowie die der APD bestimmt.
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6
Ergebnisse und Beobachtungen: Angrenzend an alle Silikonprothesen war eine
myofibroblastenreiche Schicht erkennbar. Eine weitere Myofibroblastenschicht war
zwischen der Kollagenschicht und der APD optional vorhanden. Im Langzeitversuch
von 52 Wochen waren Kollagen- und Myofibroblastenschicht in der Versuchsgruppe
signifikant dünner als in der Kontrollgruppe und die Expression des TGFβ1 war
geringer. In der Versuchsgruppe war die Anzahl CD68-positiver Zellen in beiden
Schichten signifikant geringer und die Expression des TNFα vermindert. Die Anzahl
Ki67-positiver Zellen war in der Versuchsgruppe signifikant höher. Die Expression der
MMP1 war in der Versuchsgruppe geringer als in der Kontrollgruppe. Die Expression
des TIMP1 zeigte nur geringe Gruppenunterschiede. Das Verhältnis „MMP1:TIMP1“
war in der Versuchsgruppe zum Explantationszeitpunkt 12 Wochen signifikant höher
als in der Kontrollgruppe.
Die APD wurde in der zusätzlichen Versuchsgruppe vaskularisiert und von Zellen
infiltriert.
Schlussfolgerungen: Die Verwendung von APD als Hülle um Silikonprothesen im
Rattenmodell zeigte bereits auf molekularbiologischer Ebene eine verminderte
inflammatorische und fibrotische Reaktion, verglichen mit Silikonprothesen ohne APD.
Die Ergebnisse der immunhistochemischen Untersuchungen bestätigten diese
Beobachtungen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die APD als Hüllschicht
um Silikonprothesen im Rattenmodell präventiv hinsichtlich der Kapselfibrose wirken
könnte.
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Abstract 7
2 Abstract
Background: Acellular dermal matrices have been used a long time in reconstructive
breast surgery with silicone prostheses. In this connection acellular porcine-derived
dermis (APD) serves amongst others as an envelope around silicone prostheses.
However detailed data concerning the integration of APD and the influence on capsular
contracture is missing. The aim of this study was to investigate the body reaction after
implantation of silicone prostheses with and without APD as an envelope in a rat model
for one year. For this purpose, the constructs were placed under the panniculus
carnosus in the back of Lewis rats and explanted at different time. After that, molecular
biological and immunhistochemical analysis of the explants and their surrounding
tissue was performed.
Methods: Bilateral submuscular implantation of silicone prostheses with (n=56) and
without APD (n=64) as an envelope were carried out in Lewis rats. After 3, 6, 12 and
52 weeks, the constructs were explanted and analyzed immunhistochemically and
molecular biologically. In an additional experimental group, APD without any silicone
prosthesis was implanted in order to examine histologically the body’s reaction on this
single xenogene transplant. Molecular biological investigations included the expression
of tissue growth factor β1 (TGFβ1), tumor necrosis factor α (TNFα), matrix
metalloproteinase 1 (MMP1) and tissue inhibitor of matrix metalloproteinase 1 (TIMP1)
via quantitative Real-time Polymerase chain reaction (qPCR). With the aid of
immunhistochemical staining the number of proliferating cells, the number of
inflammatory cells, the thickness of myofibroblast layers and the number of cutted
blood vessels within the APD was analysed. Furthermore, samples were judged about
adherence. Additionally, the thickness of the collagene layer and of the APD was
measured.
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Abstract 8
Results and observations: Adjacent to all silicone prostheses, a layer rich in
myofibroblasts was observed. Another optional myofibroblast layer was found between
the collagene layer and the APD. In the experimental group, the collagen- and
myofibroblast-layer were significantly thinner than in the control group after 12 and 52
weeks and the expression of TGFβ1 was decreased. After 52 weeks, there was a
significantly lower number of CD68-positive cells within both layers regarding the
experimental group and a decreased expression of TNFα. The number of Ki67-positive
cells was significantly higher in the experimental group at all times. The expression of
MMP1 was reduced in the experimental group compared to the control group. TIMP1
scarcely showed any differences between the two groups. The relation “MMP1:TIMP1”
at 12 weeks was significantly increased in the experimental group compared to the
control group.
Conclusions: In molecular biological investigations, APD as an envelope around
silicone prostheses showed a decrease in inflammatory and fibrotic reaction compared
to silicone prostheses without APD. These observations were confirmed by
immunhistochemical analysis. The findings of this study demonstrate the potential of
APD as an envelope around silicone prostheses to prevent capsular contracture.
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Einleitung 9
3 Einleitung
3.1 Mammaaugmentation früher und heute
Anatomie und Funktion der Mamma
Die menschliche Brust entsteht aus dem rudimentären Rest der embryonalen
Milchleiste, die auch bei anderen Säugetieren vorhanden ist. Die Mamma der
erwachsenen Frau setzt sich aus der Brustdrüse (Glandula mammaria) sowie Binde-
und Fettgewebe zusammen. Die Anteile dieser drei Bestandteile und die Elastizität des
Bindegewebes definieren ihre individuelle Form und Größe. Bei der erwachsenen Frau
befindet sich die Mamma medioklavikulär auf Höhe der 3. bis zur 6. Rippe und ist auf
der Fascia pectoralis leicht verschieblich. Ventral ist sie mit der Haut verwachsen.
Dorsal liegt sie den Musculi pectoralis major, obliquus externus abdominis und serratus
anterior auf. Von der Haut bis zur Muskulatur wird die Brust von den sogenannten
Cooper-Ligamenten durchzogen und gestützt. Die Brustdrüse besteht aus vielen Azini,
die zusammen einen Lobulus formen. Diese Lobuli bilden wiederum 15 bis 20 Lobi,
deren Ausführungsgänge im Sinus lactiferi münden. Zentral in der Mamille mündet
dieser Gang an der Hautoberfläche. In der nicht laktierenden Brustdrüse finden sich
kleine Lobuli ohne Lumen, die als Epithelknospen gruppiert stehen. Während einer
Schwangerschaft übernimmt die weibliche Brust eine wichtige Aufgabe bei der
Ernährung des Säuglings.
Arteriell versorgt wird sie durch die A. thoracica interna, die Aa. intercostales der
zweiten und dritten Rippe und die A. thoracica lateralis.
Die weibliche Brust nimmt als sekundäres Geschlechtsmerkmal eine wichtige Rolle im
äußeren Erscheinungsbild der Frau ein. So gilt sie als Symbol für Weiblichkeit und
spielt eine zentrale Rolle bei femininen Schönheitsidealen. Die Vorstellung von einer
optimal geformten Brust ist hierbei so verschieden wie die Patientinnen selbst. Als
Folge einer erforderlichen Mastektomie leiden viele Frauen unter der psychischen
Belastung, welche das Selbstbild verändern und zu depressiven Krisen führen
kann [18]. So entscheiden sich viele Frauen im späteren Verlauf zur Rekonstruktion
der Brust. Sie kann den Patientinnen helfen, das verlorene Gefühl der Femininität
zurück zu gewinnen und die Patientinnen sind zufriedener mit ihrem Körperbild [51, 87,
90].
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Einleitung 10
Geschichte der Mammaaugmentation
1895 verpflanzte der deutsche Chirurg Vincenz Czerny einer Frau erstmals ein Lipom
in die Brust, nachdem ihr aufgrund eines Adenoms Brustgewebe entnommen worden
war. Vier Jahre später wurde erstmals Paraffin als Füllsubstanz zur Hoden- und
Mammarekonstruktion per Injektion verwendet. Paraffin ist ein organisches Polymer
aus –(CH2)n– Ketten, welches noch bis 1914 zur Mammaaugmentation eingesetzt
wurde. Von 1915 bis 1943 wurden diverse andere Materialien verwendet. Der Fantasie
waren hierbei scheinbar kaum Grenzen gesetzt. Frauen ließen sich die Brüste mit
Glaskugeln, Schwämmen, bis hin zu Sojabohnenöl vergrößern. All diese Materialien
führten zur chronischen Inflammation und Granulombildung. Von 1988 bis 2009 wurde
zudem Polyacrylamid Hydrogel (PAH) zur Brustformung eingesetzt. Dieses bestand
aus 2.5% Polyacrylamid und 97.5% Wasser. Hieraus bilden sich chemisch Ketten aus
Polypropenoat. Jedoch traten auch bei diesem „Filler“ Komplikationen bei auf. [69]
Silikon wurde als Begriff im frühen 20. Jahrhundert vom britischen Chemiker Professor
Frederic Kipping eingeführt. Es handelt sich um ein Polymer aus Dimethylsiloxanen.
Das heißt Siliciumatome sind über Sauerstoffatome verknüpft und tragen jeweils zwei
Methylgruppen. [62] Silikon kommt nicht in der Natur vor, es muss also synthetisch
hergestellt werden.
Ursprünglich war das Silikon nicht zur medizinischen Anwendung gedacht gewesen,
sondern sollte im Militärwesen eingesetzt werden. Die ersten Produkte aus Silikon
wurden in Kampfflugzeugen verwendet. Ab 1940 wurde flüssiges Silikon Off-Label in
der ästhetischen Medizin verwendet. Etwa 20 Jahre später wurde offiziell von
Komplikationen berichtet, nachdem reines Silikon in großen Mengen appliziert wurde.
Daraufhin wurde die klinische Anwendung in Nevada 1964 verboten. [42]
1962 entwickelten die amerikanischen plastischen Chirurgen Frank Gerow und
Thomas Cronin die erste Silikonprothese und setzte sie ein Jahr später bei der ersten
Patientin ein [19, 62]. Der Eingriff galt als Wegbereiter für den heutigen Routineeingriff.
Heute bestehen die meisten Implantate aus einer Silikonhülle und einer Füllung mit
Silikongel oder Salin-Lösung [30, 40, 74, 85]. Mittlerweile gilt die Mammaaugmentation
mit Silikonprothesen als Routineeingriff in der Plastischen Chirurgie.
Bei der Wiederherstellung der Brust nach Mastektomie gilt jedoch die autologe
Mammarekonstruktion als Goldstandard. Hierbei wird eine Lappenplastik aus
Eigengewebe zum Brustaufbau verwendet. Hierfür eignet sich besonders Gewebe des
Abdomens, wie der Muskel-sparende transverse M.-rectus-abdominis-Lappen (ms-
TRAM-Lappen) oder der deep inferior epigastric artery perforator flap (DIEP-Lappen).
Der ms-TRAM-Lappen ist ein freier Lappen, bei welchem die inferioren epigastrischen
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Einleitung 11
Gefäße mikrochirurgisch z.B. an die A. bzw. V. mammaria interna angeschlossen
werden. Diese Technik wird als muskelsparend bezeichnet, da ausschließlich der
Muskelanteil entnommen wird, in dem Gefäße aus der Gefäßachse der inferioren
epigastrischen Gefäße ein- bzw. austreten. Es wird zwischen drei verschiedenen
Möglichkeiten der muskelsparenden Technik unterschieden: Der ms0- TRAM enthält
den Musculus rectus abdominis in seiner vollen Breite. Beim ms1-TRAM wird das
laterale Segment des Muskels stehen gelassen. Der ms2-TRAM schont sowohl das
laterale als auch das mediale Segment. Beim ms3-TRAM wird der gesamte Muskel
geschont. Somit handelt es sich beim ms3-TRAM definitionsgemäß um einen DIEP-
Lappen. Desweiteren kann der TRAM-Lappen als gestielter Lappen gehoben werden.
Auch eine vertikale Entnahme des Lappens ist möglich. Dieser Lappen wird
dementsprechend vertikaler M.-rectus-abdominis-Lappen genannt (VRAM), wird aber
nicht typischerweise zur autologen Brustrekonstruktion verwendet [37, 54, 60]. Der
freie DIEP-Lappen ist ein Perforatorlappen und kommt gänzlich ohne Muskelgewebe
aus. [2, 26, 61, 80]. Eine weitere Möglichkeit ist der freie transverse myokutane
Grazilislappen (TMG-Lappen) vom Oberschenkel oder der A.-glutealis-superior-
Perforator-Lappen (SGAP-Lappen) aus der Gesäßregion, bei welchem kein Muskel
entnommen wird. Dieser Lappen eignet sich beispielsweise für Patientinnen, die zu
wenig Bauch- und Oberschenkelfett aufweisen. Des Weiteren ist die Rekonstruktion
durch den gestielten myokutanen Latissimus-dorsi-Lappen mit Versorgung durch die A.
und V. thoracodorsalis möglich.
Der Nachteil einer Lappenplastik ist grundsätzlich der Hebedefekt und das Risiko eines
partiellen oder kompletten Lappenverlustes. Zentraler Vorteil ist das Auskommen ohne
körperfremdes Material.
Nach Mastektomie ist auch der Einsatz von Silikonprothesen möglich [32]. Zur
Vordehnung des Gewebes ist gelegentlich ein Expander erforderlich [4, 8, 72]. Nach
kontinuierlicher Aufdehnung der präparierten Gewebetasche mithilfe des Expanders
kann normalerweise nach zwei bis drei Monaten die endgültige Silikonprothese
eingesetzt werden.
Zunehmende Beliebtheit ästhetischer Korrekturen
Mittlerweile wurden über 7000 Studien über Silikonprothesen veröffentlicht. Davon
beschäftigten sich über 2000 Studien mit Silikonprothesen für die
Mammaaugmentation. Im Jahr 2014 wurden allein in den USA 286254
Mammaaugmentationen durchgeführt. Dieser Eingriff führte damit die Liste der
ästhetischen Operationen an. Von 2000 bis 2014 stieg die Häufigkeit der Eingriffe um
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Einleitung 12
35%. [1] Das häufigste Alter der Patientinnen, die sich einer Mammaaugmentation
unterzogen lag bei Anfang dreißig. Doch auch viele jüngere Patientinnen ließen sich
operieren: Der Anteil an 20- bis 29-jährigen Patientinnen lag in den USA 2014 bei 29%.
Immerhin 3% der Patientinnen waren sogar minderjährig. Die „American Society of
Plastic Surgeons“ berichtet des Weiteren über eine Zunahme elektiver ästhetischer
Eingriffe. Allein im Jahr 2014 wurden in den USA 15.6 Millionen ästhetische
Operationen durchgeführt. [1] Doch auch in Deutschland wird die plastisch-ästhetische
Chirurgie immer populärer und präsenter in den Medien [36]. Etwa die Hälfte der
befragten niedergelassenen plastischen Chirurgen nutzen beispielsweise soziale
Medien zur Informationsteilung [94].
Komplikationen
Bei rein elektiven Eingriffen, wie der ästhetischen Mammaaugmentation durch
Silikonprothesen, sollte umso mehr kein Nachteil für die Patientin entstehen. Trotzdem
kommt es beim Einsatz von Silikonprothesen häufiger zu ernsten Komplikationen wie
der Kapselfibrose und dem „Gelbluten“, bei welchem Silikonpartikel in das umliegende
Gewebe diffundieren [7, 12, 69]. Diese Partikel können sich in Organen ablagern und
zu Autoimmunerkrankungen, wie Lupus erythematodes führen [44]. Schon 1992 wurde
in einer klinischen Studie über weitere Komplikationen nach Mammaaugmentation
berichtet. Fast ein Drittel der Patientinnen litt an einer periprothetischen Kalzifizierung.
Außerdem kam es in 17% der Fälle zu einer Deformierung der Prothese und in 5% lag
ein Implantatleck vor. [23] Eine weitere Komplikation ist der Abrieb von Silikonpartikeln.
Diese können hämatogen oder lymphogen streuen und sowohl lokal als auch peripher
sogenannte Silikonome bilden. Hierbei handelt es sich um Granulome, die sich als
Fremdkörperreaktion auf die Silikonpartikel bilden. Sogar von einem intrapulmonalen
Silikonom wurde berichtet. [25] Risiken, worüber jede Patientin u.a. aufgeklärt werden
muss, sind neben einem unbefriedigenden ästhetischen Ergebnis das Risiko für
weitere Erkrankungen sowie Schmerzen. Die mit Schmerzen der Brust einhergehende
Kapselfibrose ist für viele Patientinnen ein Grund, sich einer Revision zu unterziehen.
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Einleitung 13
3.2 Kapselfibrose
Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden gängige operative Verfahren etabliert, die
größere Komplikationen nach der Prothesenimplantation vermeiden sollten. Der
Großteil der Patientinnen ist mit dem Ergebnis ihrer kosmetischen Brustoperation
zufrieden [68, 77, 98]. Die meisten Frauen schildern dabei eine positivere
Wahrnehmung der eigenen Figur [6, 15, 76]. Dennoch häufen sich bis dato
postoperative Probleme, welche für die Patientin mitunter sehr belastbar sein können.
Komplikationen sind ein signifikanter Risikofaktor für die Unzufriedenheit der
Patientinnen [18].
Ein zufriedenstellendes äußerliches Ergebnis ist für die Patientin also essentiell. In
keiner anderen Fachrichtung spielt Ästhetik eine solch große Rolle wie in der
plastischen Chirurgie – nicht zuletzt weil das Operationsergebnis durch die Patientin
visuell beurteilbar ist. Als sekundäres Geschlechtsmerkmal ist der Stellenwert der
ästhetischen Form der Brust für die Patientin nicht zu unterschätzen.
Die häufigste Komplikation nach Mammaaugmentation durch Silikonprothesen ist die
Kapselfibrose [32, 39]. Am häufigsten tritt diese innerhalb des ersten Jahres nach der
Operation auf [41]. Nach der Operation bildet sich als natürliche Reaktion auf den
eingesetzten Fremdkörper eine physiologische Bindegewebshülle, die im Idealfall dünn
und elastisch bleibt. Bei der Kapselfibrose ist die Hülle jedoch fester und verdickt. Die
Brust wird hierbei härter, spannt und es können starke Schmerzen auftreten. Durch
Kontraktion der Bindegewebshülle kann sich die Silikonprothese und dadurch die
gesamte Brust verformen. [14, 35] Schmerzen sowie eine Verhärtung der Brust sind
die medizinischen Hauptgründe für eine spätere Explantation [83]. Umso wichtiger ist
es, die Fremdkörperreaktion des Körpers gegenüber der Silikonprothese zu
untersuchen und die Ursachen für eine Kapselfibrose näher zu beleuchten.
Einteilung der Kapselfibrose in Schweregrade
Von Wilfingseder und Baker wurden Klassifikationen eingeführt, welche die
Veränderungen im angrenzenden Gewebe um die Prothese herum bzw. das klinische
Erscheinungsbild beschreiben, wobei heutzutage im klinischen Alltag insbesondere
die Klassifikation nach Baker Anwendung findet. Baker klassifizierte die
Veränderungen anhand palpatorischer und makroskopischer Kriterien, wobei diese
Einteilung untersucherabhängig ist. Wilfingseder teilte die Schweregrade der
Kapselfibrose nach histopathologischen Kriterien ein. Zu beachten ist, dass der Grad I
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Einleitung 14
in beiden Einteilungen dem gewünschten postoperativen Idealzustand entspricht, also
dem Fehlen einer Kapselfibrose.
In der Tab. 1 sind beide Einteilungen im Vergleich dargestellt.
Tab. 1: Übersicht der Klassifikationen nach Baker und Wilfingseder [59, 71, 84]
Grad Baker Wilfingseder
I Implantat nicht palpabel,
Implantatkontur nicht sichtbar Dünne, nicht kontrahierte Kapsel
II Implantat leicht verhärtet,
Implantatkontur nicht sichtbar
„konstriktive Fibrose“,
keine Riesenzellen
III Implantat deutlich verhärtet,
Implantatkontur sichtbar „konstriktive Fibrose“, Riesenzellen
IV Implantat stark verhärtet,
disloziert und deformiert,
Schmerzen
Entzündungszellen, Fremdkörper-
granulome, Neovaskularisierung,
evtl. Neurome
Ätiologie der Kapselfibrose
Obwohl die Kapselfibrose die häufigste Komplikation nach Prothesenimplantation in
der Mamma ist, wurde deren genaue Ursache bis dato nicht geklärt. Es wird von einer
multifaktoriellen Pathogenese ausgegangen [73, 79].
Fibrotische und inflammatorische Komponenten
In der Vergangenheit wurden verschiedene Ursachen diskutiert, welche zur Ausbildung
einer Kapselfibrose führen könnten. Eine zentrale Rolle spielt hierbei eine lokale
Inflammation, bei der T-Helferzellen vom Typ 2 Interleukin-13 ausschütten. Dieses
Zytokin stimuliert in Monozyten und Makrophagen die Produktion des Transforming
growth factor β1 (TGFβ1). Dieser Vorgang wird durch Interleukin 4 und TNFα
moduliert. [29, 56] TGFβ1 gilt als potenter Regulator im Umbau von Extrazellulärmatrix
(EZM) [47, 48, 55, 83]. So ist TGFβ1 bei fibrotischen Erkrankungen wie Morbus
Dupuytren, der Lungenfibrose, der Herzfibrose, sowie in Narbengewebe höher
exprimiert als in gesundem Gewebe [53, 55]. Eine höhere Expression von TGFβ1
wurde auch bei Patientinnen mit Kapselfibrose nachgewiesen. Diese korrelierte mit
einer größeren Menge an gebildeter Extrazellulärmatrix (EZM). Zwischen TGFβ1 und
dem Baker-Grad konnte allerdings keine signifikante Korrelation festgestellt werden.
[52, 89]
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Einleitung 15
TGFβ1 ist außerdem das Schlüsselenzym bei Gewebeveränderungen, die mit
Myofibroblasten einhergehen. Das Zytokin reguliert hierbei die Differenzierung dieser
bifunktionalen Zellen. [16, 22] Die Umwandlung von Fibroblasten in Myofibroblasten
führt ebenfalls zur gesteigerten Expression von TGFβ1 [81]. Unter den Myofibroblasten
sind mesenchymale bifunktionale Zellen zu verstehen, die sowohl Eigenschaften der
Fibroblasten (Produktion von Kollagen), als auch der glatten Muskelzellen (Fähigkeit
zur Kontraktion) aufweisen und für die Kapselkontraktur verantwortlich gemacht
werden. [5] Myofibroblasten finden sich klassischerweise bei der Wundheilung und bei
fibroproliferativen Erkrankungen, wie beispielsweise der Lungen-, Leber- oder
Nierenfibrose [31]. Zwischen den Myofibroblasten und dem Baker-Grad ließ sich eine
positive Korrelation feststellen [14]. Auch im Rattenmodell wurde die Ausbildung einer
neuen Schicht mit diesen Zellen angrenzend an die Silikonprothese beobachtet. [78]
Des Weiteren kann es zum Silikonabrieb aus der Prothese kommen - dem
sogenannten Silikonbluten [7, 27, 83]. Die Partikel führen zu einer lokalen
Entzündungreaktion, indem Makrophagen aktiviert werden. Diese phagozytieren die
Fremdpartikel, schütten daraufhin selbst Zytokine aus und halten so den
inflammatorischen Prozess aufrecht.
Der proinflammatorische Tumornekrosefaktor α (TNFα) spielt ebenfalls eine wichtige
Rolle. Eine signifikante Korrelation bestand bei Patientinnen mit Kapselfibrose
zwischen der Expressionsmenge des TNFα und der Höhe des Baker-Grades [89].
Nach Zusammenlagerung von drei TNFα-Molekülen kann das Trimer an zwei
verschiedene Rezeptoren binden. So aktiviert es zum einen den 55-kDA Typ I
Rezeptor (TNFR1) und zum anderen den 75-kDA Typ II Rezeptor (TNFR2). Die
bedeutendste Rolle im Signalweg spielt dabei die Aktivierung des TNFR1. TNFα
aktiviert den Transkriptionsfaktor „kappa-light-chain-enhancer of activated B-cells“
(NF-κB) und das Aktivatorprotein-1 (AP-1). [95] Beide spielen eine wichtige Rolle in der
Regulation von Zellproliferation und Apoptose.
Des Weiteren wurde beobachtet, dass TGFβ1 von TNFα beeinflusst wird [95]. TNFα
und TGFβ stehen miteinander in biologischer Wechselwirkung.
Bakterien
Es wird ebenfalls eine bakterielle Genese diskutiert, die zur Inflammation führen soll.
So könnten etwa Bakterien der Hautflora, wie Staphylococcus epidermidis iatrogen bis
zur Brustprothese verschleppt werden und einen Biofilm bilden [50, 65, 67]. Diesen
nutzen sie als Schutz vor der Opsonierung. Das bedeutet, die Bakterien sind
schlechter durch Abwehrzellen wie etwa Neutrophile angreifbar, da sie sich mit ihrem
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Einleitung 16
Biofilm schützen. Vor allem aber begünstigen die Bakterien eine Fibrose, die potenziell
in einer Kapselkontraktur münden kann [24, 50, 86]. In einer klinischen Studie wurde
nachgewiesen, dass die Kapselkontraktur signifikant mit dem Vorhandensein von
Bakterien auf dem Implantat korreliert [21].
Kollagenschicht
Um die Silikonprothese scheint sich immer eine neue Kollagenschicht zu bilden. Diese
wird in der Literatur auch als Kapsel bezeichnet, die das Implantat global umgibt. [17,
63, 78, 97] Eine Kontraktion durch dieses proliferierende Gewebe ist denkbar. Es
konnte gezeigt werden, dass die Stärke der Kapselkontraktur mit der
Kollagenschichtdicke korreliert [71, 83]. Aus diesem Grund wurde in der Vergangenheit
zudem der Proliferationsmarker Ki67 gemessen. Erwartungsgemäß sollte die
Proliferationstendenz bei der Kapselfibrose hoch sein. Ki67 war bei Patientinnen mit
Kapselfibrose zwar exprimiert, korrelierte jedoch nicht mit der Höhe des Baker-
Grades [82]. Ki67 wird ansonsten klassischerweise in der Tumordiagnostik eingesetzt,
um die Mitoserate der Tumorzellen einschätzen zu können.
Remodeling im angrenzenden Gewebe der Silikonprothese
Matrix-Metalloproteinasen (MMP) und deren Inhibitoren “Tissue inhibitors of
metalloproteinase“ (TIMP) sind für den Umbau der EZM zuständig. So kann eine
geringere Expression der MMP bzw. eine höhere Expression von TIMP zur vermehrten
Produktion von periprothetischer EZM führen [93].
Die MMP1 ist eine interstitielle Kollagenase, welche EZM abbaut. Der Erwartung nach
könnte dieses Enzym bei der Ausbildung einer neuen Kollagenschicht weniger aktiv
sein, wenn sich eine Kollagenschicht um das Implantat bildet. Speziell bei Patientinnen
mit Kapselfibrose oder Morbus Dupuytren war der Mengenunterschied der MMP1 im
Vergleich zu gesunden Patienten jedoch nicht signifikant [91, 92].
Die Gegenspieler der MMP sind die TIMP. Diese Inhibitoren binden die MMP dabei in
einer 1:1 Stöchiometrie. In humanem Mammagewebe wurden bisher vier verschiedene
Typen identifiziert: TIMP1, -2, -3 und -4. Diese Moleküle sind zu 40% homolog in ihrer
Struktur und bezüglich ihrer Reaktionspartner unspezifisch, jedoch unterscheiden sie
sich in ihrer Bindungsaffinität. Bei fibrösen Umbauvorgängen in der EZM sind MMP
und TIMP dysreguliert und unterstützen nach einer Gewebeschädigung den
Heilungsprozess. Sowohl MMP als auch TIMP tragen also zur Regulation des Auf- und
Abbaus von EZM bei. [11, 64] In der Ätiologie der Kapselfibrose scheint hierbei vor
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Einleitung 17
allem TIMP1 eine Rolle zu spielen. Bei Patientinnen mit höherem Baker-Grad wurden
signifikant höhere Serumkonzentrationen des TIMP1 gemessen [92].
Des Weiteren wurde in vergangenen Studien das Verhältnis von MMP zu TIMP per
Enzyme Linked Immunosorbent Assay (ELISA) in humanem Serum untersucht. Dieses
war sowohl bei größerer Ausprägung einer Kapselfibrose, als auch bei Morbus
Dupuytren signifikant geringer als in gesundem Gewebe [91, 92]. Dies bestätigt eine
Dysregulation zwischen MMP und TIMP bei Fibrose.
Tierexperimentelle Untersuchungen zur Dysregulation der MMP und der TIMP beim
Einsatz von Silikonprothesen fehlen bislang.
Prävention der Kapselfibrose
Zur Prävention einer Kapselfibrose werden in der Literatur verschiedene Möglichkeiten
diskutiert. Die wichtigsten Ansatzpunkte sind hierbei Eigenschaften der Silikonprothese
selbst, das operative Vorgehen und die zusätzliche Implantation einer Hüllschicht. Ziel
ist eine Reduktion der Inflammation im angrenzenden Bereich um die Silikonprothese.
Auch bezüglich des operativen Vorgehens gibt es zahlreiche Untersuchungen, welche
das Ergebnis für die Patientin untersuchen. In-vitro zeigten humane Fibroblasten
bezüglich einer texturierten oder glatten Oberfläche Verhaltensunterschiede. [81] Es
konnte gezeigt werden, dass texturierte Silikonprothesen weniger häufig zu einer
Kapselfibrose führen als glatte Silikonprothesen. Zudem erwies sich diesbezüglich eine
submuskuläre Lage der Silikonprothese als protektiv im Vergleich zu einer
subglandulären Lage. Zusammenfassend scheint eine texturierte Silikonprothese,
welche submuskulär eingebracht wird, die besten Ergebnisse zu erzielen bzw. die
geringsten Komplikationen hervorzurufen. [88] Außerdem sind Silikonprothesen in
verschiedenen Formen erhältlich. Hierbei konnte kein signifikanter Unterschied
zwischen runden und anatomischen Silikonprothesen festgestellt werden. [33] Des
Weiteren ist ein aseptisches Arbeiten im Umgang mit der Silikonprothese essentiell.
Vor dem Einbringen der Silikonprothese kann ein Handschuhwechsel des Chirurgen
sowie eine erneute Desinfektion des OP-Gebietes und eine Folienabdeckung der
Implantattasche erfolgen. Die sterile Folie wird danach mit einem frischen Skalpell
durchtrennt und die Silikonprothese in die Tiefe eingesetzt. Zudem kann das Implantat
mit einer sterilen Plastiktüte im Sinne eines Spritzbeutels ohne Hautkontakt
eingebracht werden. Auf diese Weise sollen kleinste Läsionen an der Prothese und vor
allem eine Kontamination der Silikonprothese mit Keimen der Hautflora gering gehalten
werden. Speziell die Besiedlung der Silikonprothese mit Bakterien und die damit
einhergehende Biofilmbildung erwies sich als möglicher Auslöser für eine
-
Einleitung 18
Kapselfibrose. Insbesondere Staphylokokken und Streptokokken, also Bakterien der
Hautflora, können zu Infektionen führen. [3] Experimentell wurden bisher
verschiedenste Substanzen eingesetzt, um eine Kapselfibrose zu verhindern. Der
Einsatz von Botulinum Neurotoxin Typ A zeigte beispielsweise präventive Effekte
hinsichtlich einer Kapselfibrose im Mausmodell [57]. Applikationen mit Vitamin E,
Steroiden, Antibiotika und Leukotrienantagonisten erwiesen sich ebenfalls als protektiv
[58, 96]. Auch das antiprotozoisch wirkende Medikament Halofuginon reduzierte die
Neubildung von Kollagen [66].
Zur besseren Integration der Silikonprothese werden in der Klinik zudem bereits
verschiedene azelluläre Matrizes eingesetzt. Hierfür wurde ein Verfahren etabliert, bei
dem das (humane/porzine/bovine) Spendergewebe gereinigt, konserviert und
sterilisiert wird. Unterschieden wird zwischen humanen, bovinen und porzinen
Präparaten.
Azelluläre Matrizes werden heute in verschiedensten chirurgischen Fächern
verwendet. In der plastischen Chirurgie werden sie etwa zur Versorgung von
Brandwunden, Bauchwandrekonstruktion, Mammaaugmentation durch Silikon-
prothesen, Nasenrückenrekonstruktion, Vaginalplastik oder Lidstraffung eingesetzt.
Dies sind nur einige Beispiele aus dem weitreichenden Anwendungsbereich. [9, 10, 13,
20, 38, 45]
3.3 Azelluläre Dermis
Als Übergang zwischen körperfremder Silikonprothese und körpereigenem Gewebe
könnte eine Schicht aus azellulärer Dermis fungieren. Diese soll im Idealfall eine
Fremdkörperreaktion und somit eine Kapselfibrose verhindern.
Bis dato wurden neben allogenem Material verschiedenste xenogene Transplantate
aus bovinem oder porzinem Gewebe extrahiert. In der Vergangenheit wurde die
Integration azellulärer Matrizes im Rattenmodell histologisch über einen Zeitraum von
12 Wochen untersucht. Die APD soll als biologische Matrix in den Körper integriert
werden und zu weniger Fremdkörperreaktion führen. Ob sie eine Kapselfibrose in der
Klinik schlussendlich effizient verhindern kann, wurde bisher nicht bestätigt.
Im Jahr 2013 wurde die azelluläre porzine Dermis Fortiva® in den USA zugelassen
(Fortiva®, Tutogen Medical, Neunkirchen am Brand, Deutschland). Es handelt sich um
eine unvernetzte kollagene Matrix. Laut Hersteller soll diese ausreichend durchlässig
sein, um eine Neovaskularisation und ein Remodeling zu ermöglichen. Die APD soll im
http://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=antiprotozoisch
-
Einleitung 19
Idealfall also von körpereigenen Gefäßen und Zellen infiltriert und dadurch in den
Körper integriert werden.
3.4 Zielsetzung und Fragestellung
Ziel dieser Studie war es, die Auswirkung von APD auf die Integration von
Silikonprothesen in der Ratte zu untersuchen. Hierfür wurden Parameter untersucht,
welche bei Patientinnen mit Kapselfibrose typischerweise verändert sind. Anhand
dieser Marker sollten Inflammation, Proliferation und Fibrose in unmittelbarer
Umgebung der Silikonprothese beurteilt werden. Verglichen wurde der Einsatz von
Silikonprothesen mit und ohne Hülle aus APD.
Das Hauptaugenmerk lag hierbei auf der Langzeitgruppe von 52 Wochen. Bis dato
wurde in der Vergleichsliteratur bei vergleichbaren Fragestellungen keine annähernd
langfristige Untersuchung mit einer solch hohen Stichprobenzahl durchgeführt.
Des Weiteren sollte untersucht werden, welche Reaktionen die APD bei solitärer
Implantation (ohne eine Silikonprothese) hervorruft.
-
Material und Methoden 20
4 Material und Methoden
4.1 Versuchsaufbau und Gruppeneinteilung
Alle Versuche dieser Studie wurden von der Ethikkommission der Friedrich-Alexander-
Universität Erlangen-Nürnberg autorisiert und es lag eine Genehmigung der Regierung
Mittelfranken (Ansbach, Deutschland) vor (Tierversuchsantragsnummer 54-2532.1-
50/13).
Für die Versuche standen insgesamt 84 syngene Lewis-Ratten zur Verfügung. Die
Tiere wurden drei verschiedenen Gruppen zugeteilt:
In der Versuchsgruppe (n=32 Tiere) wurden Silikonprothesen mit APD als Hüllmatrix
eingesetzt.
In der Kontrollgruppe (n=28 Tiere) wurden nur Silikonprothesen implantiert.
In der zusätzlichen Versuchsgruppe (n=24 Tiere) wurde nur APD implantiert.
Die Abb. 1 zeigt diese Gruppeneinteilung zusammenfassend.
Abb. 1: Schema der Gruppen
-
Material und Methoden 21
In allen drei Gruppen wurden jeweils zwei Konstrukte pro Tier dorsal links und rechts
eingesetzt. Die Lage der Prothesen ist der Abb. 2 zu entnehmen.
Abb. 2: Ratte nach der Implantation von zwei Silikonprothesen mit APD
Das Foto zeigt exemplarisch eine Ratte der 6-Wochen-Versuchsgruppe unmittelbar nach der Implantation
der Prothesen. Im rasierten Operationsgebiet ist die Lage beider Konstrukte lateral der Lendenwirbelsäule
zu erkennen. Am Kopfende wird die Ratte per Inhalationsnarkose versorgt.
In der Tab. 2 ist die Anzahl der Versuchstiere der genannten Gruppen dargestellt. Die
doppelte Anzahl der Konstrukte im Vergleich zur Anzahl der Ratten ergibt sich durch
die beidseitige Implantation.
Tab. 2: Umfang der definierten Gruppen
Gruppe Ratten (n=) Konstrukte (n=)
Kontrollgruppe 28 56
Versuchsgruppe 32 64
Zusätzliche Versuchsgruppe 24 48
Insgesamt 84 168
Zu Beginn wurden alle 168 Konstrukte implantiert. Nach 3, 6, 12 und 52 Wochen
erfolgte die Explantation.
-
Material und Methoden 22
Die jeweilige Anzahl der explantierten Elemente kann der Tab. 3 entnommen werden.
Tab. 3: Anzahl der Explantate nach Zeitpunkten und Gruppen
Gruppe
Konstrukte
Explantations-
Zeitpunkt
3 Wochen
(n=)
Konstrukte
Explantations-
Zeitpunkt
6 Wochen
(n=)
Konstrukte
Explantations-
Zeitpunkt
12 Wochen
(n=)
Konstrukte
Explantations-
Zeitpunkt
52 Wochen
(n=)
Kontroll-
gruppe 10 12 12 22
Versuchs-
gruppe 16 16 16 16
Zusätzliche
Versuchs-
gruppe
12 12 12 10*
* Zum Explantationszeitpunkt 52 Wochen fehlten zwei Explantate in der zusätzlichen Versuchsgruppe, da
eine Ratte verstorben ist.
Die Anzahl der Versuchstiere in der zusätzlichen Versuchsgruppe wurde aus ethischen
Gründen geringer gewählt als in der Versuchsgruppe, da lediglich eine untergeordnete
Fragestellung untersucht werden sollte.
Die Anzahl der explantierten Konstrukte waren in Versuchs- und Kontrollgruppe
unterschiedlich hoch. Für die molekularbiologische Auswertung wurde jedoch jeweils
die gleiche Anzahl an Proben in den Gruppen ausgewählt. Bei der statistischen
Auswertung wurden Modelle angewandt, welche die verschieden hohe Probenanzahl
berücksichtigen.
4.2 Versuchstiere
Da im Körper zahlreiche biologische Faktoren zusammenspielen und davon
ausgegangen werden muss, dass die Kapselfibrose einer multifaktoriellen
Pathogenese obliegt, war es notwendig, die Auswirkungen der APD im lebenden
Organismus zu untersuchen. Nur in einem dem Menschen ähnlichen Lebewesen kann
den vielfältigen biologischen Vorgängen und Interaktionen Rechnung getragen werden,
-
Material und Methoden 23
so dass für diese Arbeit nur ein Säugetier in Frage kam. Ratten sind die
sinnesphysiologisch am niedrigsten entwickelten Tiere, bei welchen die Implantation
der Konstrukte praktikabel ist. Die Lewis-Ratte eignet sich als etabliertes Versuchstier
für die Beurteilung der Integration von APD und Silikonprothese und deren Auswirkung
auf die Kapselfibrose. Bei den Versuchstieren handelte es sich um 84 syngene
männliche Lewis-Ratten (Charles River, Sulzfeld, D). Untergebracht wurden die Tiere
unter Befolgung der tierschutzrechtlichen Vorgaben im Franz-Penzoldt-Zentrum der
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Ratten wurden bei einer
konstanten Raumtemperatur von 22°C, einer gleichbleibenden Luftfeuchtigkeit von
50% und einem Hell-/Dunkelzyklus von 12 Stunden in Einzelkäfigen gehalten. Ihnen
stand artgerechtes Futter ad libitum zur Verfügung (ssniff Spezialdiäten, Soest, D). Die
Ratten wurden mindestens eine Woche vor dem operativen Eingriff geliefert, um eine
Adaptation an die neue Umgebung zu gewährleisten.
4.3 Silikonprothesen
Aufgrund der Größenverhältnisse zwischen einer Ratte und herkömmlichen
Mammaprothesen wurden kleinere Hundehoden-Prothesen eingesetzt. Deren Aufbau
entspricht dem der Mammaprothesen. Insgesamt kamen 180 sterile glatte
Silikonprothesen mit einer Länge von 0.63" inch = 1.6 cm zum Einsatz (Neuticles
UltraaNeuticles®ULTRAPLUS XX small, Neuticles CTICorporation, Oak Grove, MO,
USA). Die Silikonprothesen mussten nach der Explantation entfernt und entsorgt
werden, bevor das umliegende Gewebe untersucht werden konnte. In der Abb. 3 sind
exemplarisch zwei Silikonprothesen dargestellt.
Abb. 3: Zwei Silikonprothesen vor Implantation in der Kontrollgruppe
http://www.fpz.uni-erlangen.de/
-
Material und Methoden 24
4.4 Azelluläre porzine Dermis
Bei dem eingesetzten Produkt handelt es sich um eine biologische Matrix, die aus
porziner Dermis zell- und antigenfrei aufbereitet wird (Fortiva®, Tutogen Medical,
Neunkirchen am Brand, D). Hierbei wird das xenogene Transplantat gewebeschonend
gereinigt, sterilisiert und anschließend bestrahlt. Die bei Lieferung prähydrierte APD
wurde unter sterilen Bedingungen bei Raumtemperatur und vor Sonne geschützt
gelagert. Das Produkt ist mit der CE-Kennzeichnung 0197 zertifiziert (TÜV Rheinland
LGA Products). Die verwendete APD war laut Hersteller 16 cm lang, 20 cm breit und
1,5 mm ± 3 mm dick. Vor der Implantation wurde sie jedoch unter sterilen Bedingungen
an die Größe der Silikonprothesen angepasst. Der Zuschnitt erfolgte so, dass die APD
als geschlossene Hüllschicht um die Silikonprothese gelegt werden konnte.
In der Abb. 4A und B ist das Material nach Zuschnitt im Querschnitt und in
Flächenansicht dargestellt. Außerdem erlaubt der abgebildete Nadelhalter im Foto eine
grobe Einschätzung der Größenverhältnisse. Die verschlossene APD als Hülle um die
Silikonprothese ist in Abb. 4C von oben und in Abb. 4D von der Seite dargestellt. Die
APD wurde hierbei durch eine fortlaufende Naht verschlossen.
Abb. 4: Azelluläre porzine Dermis
(A) APD im Querschnitt; (B) APD in Flächenansicht; (C,D) Mit APD umhüllte Silikonprothesen
4.5 Operationsprotokolle
Implantation
Die Ratten wurden mit Isofluran inhalativ narkotisiert und anschließend gewogen
(Forene® 100%, Völtar GmbH, Hamburg, D). Nachfolgend wurde das Fell im
Operationsbereich abrasiert und mit alkoholhaltigem Hautantiseptikum steril
abgewaschen (Cutasept® F, Bode Chemie, Hamburg, D).
In die Nackenfalte wurden 0.2 ml Rimadyl® (Wirkstoff: Carprofen) subcutan injiziert
(Pfizer Deutschland GmbH, Berlin, D). Dieses Analgetikum gehört zur Gruppe der
C D B A
-
Material und Methoden 25
nichtsteroidalen Antirheumatika. Zur Antibiose wurden 0.2 ml Veracin® (Wirkstoffe:
Dihydrostreptomycinsulfat, Benzylpenicillin-Procain und Benzylpenicillin-Benzathin)
intramuskulär in die Hinterläufer gespritzt (Albrecht GmbH, Aulendorf, D).
Lateral der Lendenwirbelsäule erfolgte anschließend die Hautinzision per Skalpell. Mit
einer Präparierschere wurde unter dem Panniculus carnosus eine kleine Tasche
stumpf freigelegt. In diese wurde das jeweilige Konstrukt eingesetzt. Schließlich
wurden Dermis und Subkutis durch Einzelknopfnähte mit einem resorbierbaren
geflochtenen Faden aus Polyglactin 910 adaptiert (Vicryl® 4-0, Johnson&Johnson
Medical GmbH, Ethicon Surgical Care, Norderstedt, D). Während der Aufwachphase
wurden die Tiere überwacht und erhielten im Anschluss Trinkwasser, welches 3 Hübe
Tramadolhydrochlorid auf 500 ml Wasser (entspricht einer Konzentration von 75 mg/l)
enthielt (Tramal® Tropfen, Grünenthal, Aachen, D). Während der ersten 10 Tage nach
der Operation wurde täglich die Lokalisation der Implantate palpatorisch überprüft und
eine Wundheilungsstörung, sowie subcutane Serombildung ausgeschlossen.
Explantation
Zunächst wurden die Ratten mit Isofluran (Forene® 100%, Völtar GmbH Hamburg, D)
inhalativ narkotisiert und anschließend gewogen. Das Fell wurde im Operationsgebiet
rasiert und antiseptisch abgewaschen (Cutasept® F, Bode Chemie, Hamburg, D). Mit
einer chirurgischen Schere wurde behutsam von der Haut bis in die Tiefe zum
implantierten Konstrukt präpariert. Daraufhin erfolgte die Exstirpation hufeisenförmig
unter dem Konstrukt. Die En-bloc-Resektate wurden bis zur histologischen
Aufarbeitung in Formaldehyd (Roti®-Histofix 4%, Carl Roth GmbH, Karlsruhe, D) im
Kühlschrank bei 4°C aufbewahrt. Die Euthaniserung der Tiere erfolgte unter
Aufrechterhaltung der Narkose unmittelbar nach der Explantation durch die
intrakardiale Injektion von 0,5 ml T61® (Intervet Deutschland GmbH,
Unterschleißheim, D).
-
Material und Methoden 26
4.6 Aufarbeitung der Gewebeproben
Am Tag nach der Explantation wurden die Konstrukte für die molekularbiologischen
und histologischen Untersuchungen vorbereitet. Bei den Explantaten der Versuchs-
und Kontrollgruppe wurde die Silikonprothese zunächst entfernt. Die Resektate wurden
mit der Hautseite nach unten auf einer glatten Unterlage ausgerichtet.
Wie in der Abb. 5 eingezeichnet, wurden mit einem Skalpell in senkrechter paralleler
Schnittführung vier Teile abgetrennt. Es wurde darauf geachtet, dass in jedem
Abschnitt alle Schichten des Konstrukts enthalten sind. Für die histologische
Auswertung wurden drei Zuschnitte von je etwa 8 mm Dicke (s. Abb. 5,
Markierungen A-C) und für die molekularbiologische Auswertung ein etwas breiterer
Anteil von etwa 12 mm Dicke zugeschnitten (s. Abb. 5, Markierung D). Letzterer wurde
für die molekularbiologischen Untersuchungen aus Frischgewebe aufbewahrt. Die
finalen Ergebnisse der qPCR entstammen jedoch den Untersuchungen aus
Paraffinblöcken - also aus Abschnitt A, B oder C (nähere Informationen zur RNA-
Isolation aus Paraffinblöcken s. Kap. 4.7).
Abb. 5: Schematischer Zuschnitt eines Explantates
Probe der Versuchsgruppe, Explantations-Zeitpunkt 6 Wochen; Unter der Gewebevorwölbung befindet
sich noch die mit APD umhüllte Silikonprothese. Diese wurde vor dem Zuschnitt entnommen.
(A-C) Proben für die histologischen und molekularbiologischen Untersuchungen; (D) Probe, die
ursprünglich für die molekularbiologischen Untersuchungen hervorgesehen war
Anschließend wurden die zugeschnittenen Proben für die histologischen
Untersuchungen mit der optisch besseren Schnittfläche nach unten zeigend einzeln in
Einbettkassetten gelegt. Hierbei wurde darauf geachtet, dass zwischen den
Gewebeschichten keine Scherkräfte entstehen. Bereits hier wurden die drei Schnitte
makroskopisch nach Adhärenz, Glätte der Schnittfläche und Vollständigkeit beurteilt
und aufgrund dieser Kriterien in eine Rangfolge gebracht. Waren die Schichten unter
A B C D
-
Material und Methoden 27
dem Mikroskop nicht adhärent, so konnte der makroskopisch zweitbeste Schnitt
untersucht werden.
Zunächst erfolgte die Dehydrierung im Gewebeeinbettautomat nach Protokoll, welches
der Tab. 4 zu entnehmen ist (Shandon Hypercenter XP, Thermo Shandon
GmbH/Thermo Fisher Scientific Inc., Waltham, MA, USA). Die entwässerten Proben
wurden anschließend in einer Ausgießstation (Shandon Histocenter 2, Thermo
Shandon GmbH/Thermo Fisher Scientific Inc., Waltham, MA, USA) in Paraffin
eingebettet.
Tab. 4: Entwässerungsprotokoll
Reagenz Inkubationszeit (min)
Formalin 10%1
180
Ethanol 70%2 30
Ethanol 96%2 60
Ethanol 100%2 2x60
Isopropanol2 2x60
Xylol2 3x60
Paraffin3 2x60
Spülung mit Paraffin3 20
1Roti®-Histofix 10 %, Carl Roth GmbH & Co. KG, Karlsruhe, D
2Carl Roth GmbH & Co. KG, Karlsruhe, D
3Sasol Wax GmbH, Hamburg, D
4.7 Molekularbiologische Untersuchungen
Für die molekularbiologischen Untersuchungen wurde Boten-Ribonukleinsäure (engl.:
messenger ribonucleic acid; mRNA) aus den Paraffinblöcken isoliert, anschließend in
komplementäre Desoxyribonukleinsäure (cDNA) umgeschrieben und mit Hilfe der
Real-time Polymerasekettenreaktion (qPCR) vervielfältigt. Die initiale Menge der
exprimierten Gene sollte anschließend Aufschluss über regulatorische Veränderungen
in Kontroll- bzw. Versuchsgruppe geben. Bei den finalen Untersuchungen wurden
jeweils acht Proben der Versuchsgruppe und acht der Kontrollgruppe zu den
Explantations-Zeitpunkten 12 und 52 Wochen - also insgesamt 32 Proben - untersucht.
-
Material und Methoden 28
Es wurden solche Gene herangezogen, die Aufschluss über inflammatorische sowie
fibrotische Umbauvorgänge im Gewebe geben könnten: TGFβ1 wurde als
Fibrosemarker eingesetzt, TNFα fungierte als inflammatorischer Marker und MMP1
sowie TIMP1 wurden als Indikatoren für ein Remodeling eingesetzt.
Etablierung geeigneter Methoden
Der nachfolgende Abschnitt beschäftigt sich mit der Optimierung der
molekularbiologischen Methoden. Die endgültigen Protokolle sind den Kapiteln 4.7.1-
4.7.4 zu entnehmen.
RNA-Isolation aus Paraffinblöcken
Die molekularbiologischen Fragestellungen ergaben sich während der Anfangsphase
des Projekts. Als bereits erste Explantationen stattgefunden hatten, waren die
exstirpierten Präparate ausschließlich in Form von Paraffinblöcken konserviert worden.
Bei allen nachfolgenden Explantationen wurde zusätzlich zur Paraffinkonservierung
jeweils ca. ein Drittel des entnommenen Frischgewebes eingefroren.
Zunächst musste geprüft werden, ob sich aus den ersten Paraffinblöcken, welche zu
diesem Zeitpunkt bereits mehrere Monate bei Raumtemperatur gelagert worden waren
grundsätzlich mRNA isolieren lässt. Hierfür wurde zunächst das RNeasy® FFPE Kit
getestet (Qiagen GmbH, Hilden, D). Zunächst konnten hiermit nur geringe Mengen bis
gar keine mRNA gewonnen werden. Die höchste gemessene Dichte an isolierter
mRNA in Lösung lag mit dieser Methode vorerst bei nur 24.8 ng/μl.
Die Möglichkeit aus den Paraffinblöcken mRNA zu gewinnen schien also grundsätzlich
gegeben, jedoch war eine deutliche Optimierung bei der Isolation notwendig.
Hierfür wurde ein paraffinlösendes Produkt, welches keinen Einfluss auf die Struktur
der Nukleinsäuren hat vor dem Isolationsprozedere zu den Paraffinschnitten gegeben.
Das Protokoll der mRNA-Isolation wurde auf diese sogenannte „Deparaffinization
Solution“ (Qiagen GmbH, Hilden, D) abgestimmt und anhand der Ergebnisse weiter
optimiert.
Beim Vortexen von fünf Paraffinschnitten mit je 10 μm Dicke kam es auch mit der
Deparaffinization Solution zur Agglomeration im Eppendorf-Gefäß, die sich auch mit
Wärme nicht revidieren ließ. Deshalb wurde die Anzahl der eingesetzten
Paraffinschnitte auf drei reduziert. Mit mehr Flüssigkeit im Verhältnis zum
Paraffinschnitt konnte die Isolation schließlich deutlich erleichtert werden.
-
Material und Methoden 29
RNA-Isolation aus Frischgewebe
Da die Isolation aus Paraffinblöcken im Vergleich zum Frischgewebe aufwendiger und
kostspieliger ist, sollte validiert werden, ob dieses Vorgehen auch hinsichtlich der
Qualität der mRNA eine tragbare Alternative darstellt. So wurde zusätzlich aus
mehreren tiefgefrorenen Frischgewebeproben mRNA isoliert und diese bezüglich der
Konzentration und der Reinheit mit dem Isolationsverfahren aus Paraffinblöcken
verglichen. Hierfür wurde als Bewertungsmaßstab der Quotient aus den Extinktionen
bei 260 nm und 280 nm gewählt, der maschinell gemessen wurde. Für RNA liegt der
optimale Wert dieses Quotienten bei 2. Ist der Quotient geringer, so kann von einer
Verunreinigung durch Proteine, Phenol oder andere Kontaminanten ausgegangen
werden. Zwischen den Isolationsmethoden aus Paraffinblöcken und Frischgewebe
konnte diesbezüglich kein Unterschied beobachtet werden. Beim Frischgewebe konnte
jedoch eine deutlich höhere Dichte der mRNA in Lösung erzielt werden. Diese lag bei
durchschnittlich 2112.5 ng/μl. Jedoch musste zur Transkription in cDNA ohnehin stets
die gleiche Menge an mRNA eingesetzt werden - sprich die Probe wurde je nach
initialer Dichte entsprechend mit Wasser verdünnt. Deshalb konnte die Diskrepanz bei
den Dichtemessungen vernachlässigt werden. Lediglich eine zu geringe Dichte, die
willkürlich bei einem Wert von unter 20 ng/μl definiert wurde, sollte als insuffizient
eingestuft werden. Bei solchen Proben wurde die RNA-Isolation wiederholt.
RNA-Gelelektrophorese
Außerdem wurde stichprobenweise eine RNA-Gelelektrophorese durchgeführt. Das
bedeutet RNA-Fragmente wurden nach Größe aufgetrennt, wanderten danach entlang
einer angelegten Spannung und wurden schließlich im UV-Licht sichtbar gemacht. Auf
diese Weise konnte erneut sichergestellt werden, dass außer der relevanten
Nukleinsäure keine weiteren irrelevanten genetischen Informationen isoliert wurden
(wie etwa menschliche RNA des Untersuchers).
Fazit
Da bei der Isolation aus Paraffinblöcken zusammenfassend keine Qualitätseinbußen
der extrahierten mRNA verzeichnet wurden, konnte diese Methode für die finalen
Ergebnisse angewendet werden.
-
Material und Methoden 30
Transkription der mRNA in cDNA
Zum Umschreiben der mRNA in cDNA wurden zwei verschiedene Kits getestet. Das
Sensiscript® Reverse Transcription Kit (Qiagen GmbH, Hilden, D) lieferte in
Verbindung mit der anschließenden qPCR bessere Ergebnisse als das Quantitect®
Reverse Transcription Kit (Qiagen GmbH, Hilden, D), so dass für die finalen
Untersuchungen ersteres verwendet wurde. Einzig der Primer Mix wurde aus
wirtschaftlichen Gründen weiterhin aus dem Quantitect® Reverse Transcription Kit
verwendet.
qPCR
Für die qPCR wurde stets der SsoAdvanced™ Universal SYBR® Green Supermix
verwendet (Bio-Rad Laboratories GmbH, München, D).
Die Temperatur, bei der sich die Primerpaare an die cDNA anlagern wird als
Annealing-Temperatur bezeichnet. Ist diese zu niedrig gewählt, so kommt es zu einer
instabilen Bindung. Ist sie zu hoch, so wird überhaupt kein Produkt gebildet. In
Kombination mit dem qPCR Kit sollte die ideale Annealing-Temperatur für das
Protokoll bestimmt werden. Für jeden Primer wurde eine qPCR bei verschiedenen
Temperaturen durchgeführt. Getestet wurden in 0.2°C-Schritten Annealing-
Temperaturen zwischen 59°C und 60.2°C. Hierbei wurde aus der Versuchsgruppe
sowohl Frischgewebe, als auch Gewebe aus Paraffinblöcken untersucht. Bei beiden
Verfahren konnten optimale Ergebnisse bei einer Temperatur von 59°C erzielt werden.
Standardkurve
Zum Test der Primereffizienz wurde je Primer-Paar eine qPCR mit unterschiedlichen
Konzentrationen der cDNA durchgeführt. Die Probe mit der höchsten Konzentration
enthielt 4 μl cDNA. Beim darauffolgenden Well lag die Konzentration der cDNA jeweils
noch bei 1:5 der vorherigen. Es wurden insgesamt fünf Verdünnungsstufen
durchgeführt. Idealerweise soll die resultierende Gerade in der qPCR eine Steigung
von m= -3.3 vorweisen. Die Effizienz E, welche automatisch durch das Programm
errechnet wird, soll Werte zwischen 90% und 110% annehmen. Der Parameter R2,
welcher die Linearität bewertet, soll größer als 0.99 sein.
-
Material und Methoden 31
Primerdesign
Wenn die Effizienz des Primer-Paares schlecht war oder wiederholt „Primer-Dimer“
aufgetreten waren, wurde ein neues Primer-Paar designt. Unter „Primer-Dimern“
versteht man die fälschliche gegenseitige Anlagerung von Primern, in dessen Folge die
gesuchte DNA-Sequenz nicht vervielfältigt wird. Diese wurden hinsichtlich Primerlänge,
Produktlänge und angegebener Schmelztemperatur variiert (Primer-Blast, National
Center for Biotechnology Information, U.S. National Library of Medicine, Bethesda, MD,
USA). Die Suche nach einem geeigneten Primer-Paar wurde hinsichtlich folgender
Parameter eingegrenzt: Die Produktlänge (vervielfältigte DNA des gesuchten Gens)
sollte zwischen 40 und 50 Basenpaaren (bp) liegen. Das Primer-Paar selbst sollte
20 bp lang sein. Die Schmelztemperatur sollte zwischen 59°C und 60°C gewählt
werden, da hier das qPCR Kit sein Wirkoptimum hat. Die „Selbstkomplementarität“
innerhalb des Primer-Paares, also die Übereinstimmung in komplementären Basen
sollte den Wert 3 nicht übersteigen. Bei zu hoher Selbstkomplementarität wären
Primer-Dimer die Folge. Außerdem sollte der Gehalt an Guanin und Cytosin möglichst
gering gehalten werden, da dieser mit der Schmelztemperatur korreliert.
Zusammenfassend wurden in den verschiedenen Schritten bis hin zur qPCR mehrere
Kits getestet und Protokolle angepasst. Letztendlich wurde die qualitativ beste
Kombination der Produkte aus den drei verschiedenen Schritten (mRNA-Isolation,
cDNA-Synthese und qPCR) ausgewählt und für alle Proben angewandt.
-
Material und Methoden 32
4.7.1 mRNA-Isolation aus Paraffinblöcken
Zunächst wurden von jedem Paraffinblock drei 10 µm dicke Schnitte mit einem
Mikrotom angefertigt und in Eppendorf-Gefäße gegeben. Zum Entparaffinieren wurde
die „Deparaffinization Solution“ zugegeben (Qiagen GmbH, Hilden, D). Die Mischung
wurde für 10 s in einem Vortexer gemischt und für 3 min auf 56°C erhitzt. Anschließend
wurde die Probe wieder auf Raumtemperatur abgekühlt. Für die nachfolgende mRNA-
Isolation wurde das RNeasy® FFPE Kit (Qiagen GmbH, Hilden, D) verwendet, welches
speziell für Paraffinproben geeignet ist. Die Isolation erfolgte für jede Probe nach
demselben Protokoll in der Tab. 5.
Tab. 5: Protokoll der RNA-Isolation
Reagenz/ Tätigkeit Inkubationszeit Temperatur
240µl Buffer PKD1
- 20°C
Zentrifugieren bei 11000g 1 min 20°C
10 µl Proteinase K1 15 min 56°C
15 min 80°C
Zentrifugieren bei 20000g 15 min 20°C
20 µl DNase Booster Buffer1 - 20°C
10 µl DNase I Stock Solution2 15 min 20°C
500 µl Buffer RBC1 - 20°C
1200 µl Ethanol 100%3 - 20°C
1RNeasy® FFPE Kit Qiagen GmbH, Hilden, D
2 DNase I, RNase free Qiagen GmbH, Hilden, D; gelöst in 550 µl RNase-freiem Wasser
3 Ethanol absolute ≥99,8%, Sigma-Aldrich Corporation, St. Louis, MO, USA
Zuerst wurde ein Puffer zur Probe gegeben und beim 11000fachen der
Erdbeschleunigung (g) für 1 min zentrifugiert. Zur Auflösung des Gewebes wurde in die
dadurch entstandene untere klare Phase die Proteinase K pipettiert. Die Probe wurde
danach jeweils für 15 min bei 56°C und 80°C im Heizblock inkubiert (Thermomixer
comfort, Eppendorf AG, Hamburg, D). Mit Hilfe der Vortexfunktion des Gerätes wurde
die Probe währenddessen alle 3 min gemischt.
Die untere klare Phase wurde in ein neues Eppendorf Gefäß überführt und für 3 min
auf Eis gekühlt. Anschließend erfolgte die Zentrifugation beim 20000fachen von g für
15 min. Der Überstand wurde in ein neues Eppendorf Gefäß gegeben. Hierbei wurde
besonders darauf geachtet, dass das entstandene Pellet am Boden nicht mit der
Pipette resuspendiert wird.
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Material und Methoden 33
Anschließend wurde ein weiterer Puffer hinzugegeben. Die DNase I wurde zunächst in
550 µl sterilem Nuklease-freiem Wasser gelöst. Aus dieser Lösung wurden 10 µl
verwendet. Danach wurde das Gefäß aufgrund der empfindlichen DNase nur vorsichtig
geschwenkt und anschließend für 15 min bei Raumtemperatur inkubiert. Es folgten ein
weiterer Puffer und Ethanol 100%. Im Anschluss wurden je 700 µl aus der
hergestellten Probe entnommen und in ein spezielles Gefäß mit Filter (RNeasy
MinElute column, Qiagen GmbH, Hilden, D) überführt. Es folgte eine Zentrifugation
beim 8800fachen von g für 15 s. Das Filtrat wurde erneut auf die Membran gegeben
und zentrifugiert. Der Durchlauf wurde anschließend verworfen. Nachfolgend wurde ein
Waschpuffer auf den Filter gegeben und beim 8000fachen von g für 15 s zentrifugiert.
Nach Verwerfen des Durchlaufs wurde erneut ein Puffer hinzugegeben und diesmal für
2 min beim 8000fachen von g zentrifugiert. Das Filtrationsgefäß wurde auf ein neues
Eppendorf Gefäß gesetzt und für 5 min auf die maximale Geschwindigkeit
beschleunigt. Anschließend wurde es erneut in einem leeren Eppendorf Gefäß
platziert. Auf die Membran wurden 22 µl steriles Nuklease-freies Wasser pipettiert. Es
folgte die Zentrifugation bei maximaler Beschleunigung für 1 min. Das gewonnene
Filtrat wurde auf Eis gelagert. Der Elutionsschritt wurde wiederholt, wobei die Probe vor
der Zentrifugation erst 10 min in der Säule inkubiert wurde. Die extrahierte mRNA
wurde anschließend mit einem elektronischen Spektrophotometer gemessen (Nano
Drop 2000c Spectrophotometer, Thermo Fisher Scientific Inc., Waltham, MA, USA).
Dieses Gerät misst die Konzentration der mRNA minutiös. Als Leerprobe wurde 1 µl
steriles Nuklease-freies Wasser auf die Messfläche gegeben. Danach wurde die
Extinktion der gewonnenen mRNA-Probe gemessen. Es wurde nur mit mRNA-Proben
weitergearbeitet, die eine mRNA-Dichte von über 20 ng/µl aufwiesen.
-
Material und Methoden 34
4.7.2 Transkription der mRNA in cDNA
Von der isolierten mRNA wurde eine komplementäre Nukleinsäurekopie (cDNA)
hergestellt. Die Transkription erfolgte nach Protokoll in der Tab. 6 mit dem
Sensiscript® Reverse Transcription Kit (Qiagen GmbH, Hilden, D). Das Verhältnis von
RNA und Nuklease-freiem Wasser wurde anhand der gemessenen Dichte für jede
Probe berechnet. Es wurden jeweils 100 ng mRNA umgeschrieben. Nach Mischen von
Puffer, Nukleotiden, Primer Mix, Reverser Transkriptase, sterilem Nuklease-freiem
Wasser und isolierter mRNA wurde die Lösung für wenige Sekunden zentrifugiert
sowie für 60 min bei 37°C inkubiert.
Tab. 6: Reverse Transkription von RNA in cDNA
Reagenz Volumen
10xBuffer RT1 4 µl
dNTP Mix1 4 µl
RT Primer Mix2
2 µl
Sensiscript Reverse Transcriptase1 2 µl
mRNA und Wasser 28 µl
1 Sensiscript® Reverse Transcription Kit, Qiagen GmbH, Hilden, D 2
QuantiTect® Reverse Transcription Kit, Qiagen GmbH, Hilden, D
4.7.3 qPCR
Zum quantitativen Nachweis der initialen Menge des exprimierten Gens wurde eine
Polymerasekettenreaktion in Echtzeit (engl.: quantitative Real-time PCR; qPCR) nach
Protokoll durchgeführt. Zur Vorbereitung wurde aus 10 µl Fluoreszenzfarbstoff SYBR
Green (SsoAdvanced™ Universal SYBR® Green Supermix, Bio-Rad Laboratories
GmbH, München, D), jeweils 0,6 µl des gewünschten Vorwärts- und Rückwärtsprimer
und 6,8 µl sterilem Nuklease-freiem Wasser ein Mastermix hergestellt. Die Menge der
pipettierten Substanzen wurde an die Anzahl der Ansätze angepasst. Das Verhältnis
blieb hierbei immer gleich. Aus dem Mastermix wurden jeweils 18 µl pro Vertiefung in
die PCR-Platte pipettiert (Low-Profile Multiplate unskirted PCR Plate, Bio-Rad
Laboratories Inc., Hercules, CA, USA). Es folgten jeweils 2 µl cDNA. Danach wurde
das Gemisch mit der Pipette resuspendiert. Jede Probe wurde auf der Platte dreimal
wiederholt („Triplett“). Als Negativkontrolle wurden 18 µl Mastermix mit 2 µl sterilem
Nuklease-freiem Wasser in ein Well gegeben.
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Material und Methoden 35
Die stets auf Eis gelagerte Platte wurde mit einer selbstklebenden Schutzfolie luftdicht
verschlossen und bei 1500 Umdrehungen pro Minute für 4 min zentrifugiert.
Anschließend wurde die Platte in einem Thermo Cycler (CFX96 Real-Time System
C1000 Touch™ Thermal Cycler, Bio-Rad Laboratories Inc., Hercules, CA, USA) nach
Protokoll in der Tab. 7 bei unterschiedlichen Temperaturen inkubiert.
Tab. 7: Protokoll des Bio-Rad Thermal Cyclers
Zyklus Anzahl Temperatur (°C) Zeit (s)
1 1x 95 30
2 40x 95
59
5
30 3 59 30
4 1x 95 10
5 110x 40 (Erhöhung um
0,5°C pro Zyklus)
5,5
6 1x 20 Haltetemperatur
Die manuell eingestellte Annealing-Temperatur lag bei 59°C. Auf jeder Platte wurde
pro Primer-Paar eine Negativkontrolle (steriles Nuklease-freies Wasser plus Vorwärts-
sowie Rückwärtsprimer) mitgeführt. Nach dem fünften Zyklus wurde die Probe bei
20°C stehen gelassen. Diese Temperatur wird in der Tab. 7 als „Haltetemperatur“
bezeichnet. Anschließend wurde jede Platte eingefroren, um später ggf. ein DNA-Gel
aus den Proben anzufertigen zu können.
Haushaltsgen
Neben der Glycerinaldehyd-3-phosphat-Dehydrogenase (GAPDH) wurden drei weitere
Referenzgene getestet, welche im Körper der Ratte ebenfalls nicht reguliert werden:
Die β-Glucuronidase (GUSB), ein Enzym, das β-Glucuronidine spaltet. Das
Ribosomale Protein 13A (RPL13A), ein Protein in der 60S Einheit der Ribosomen. Und
das TATA-Box bindende Protein (TBP), welches spezifisch an eine feste Basenabfolge
aus Thymin und Adenin bindet. Dieses Protein ist für die Initiierung der Transkription
von Bedeutung.
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Material und Methoden 36
Die Sequenzen der vier genannten Primer-Paare sind in der Tab. 8 dargestellt.
Tab. 8: Sequenzen der untersuchten Haushaltsgene
Gen Vorwärtsprimer (5‘-3‘) Rückwärtsprimer (5‘-3‘)
GAPDH CAACGACCCCTTCATTGACC
TTCTCAGCCTTGACTGTGCC
GUSB TGGCCTTGGCTTTGTGTACT
CGTGGGTGCTAGGAATCGAA
RPL13A CTCATGAGGTCGGGTGGAAG AGAGCTGCTTCTTCTTCCGG
TBP GTGGCAGCATGAAGTGACAC ATGCTGCAGGGTGATCTCAG
Da GAPDH das stabilste Haushaltsgen Gen war, erfolgte die Normalisierung der
Expressionsdaten gegen dieses Gen. Das Enzym kommt als Teil der Glykolyse
ubiquitär im Körper vor. Es katalysiert die Umwandlung von Glycerinaldehyd-3-
phosphat zu 1,3-Bisphosphoglycerat.
Versuchsgene
In der Tab. 9 sind die Sequenzen der final verwendeten Versuchsgene Transforming
growth factor β1 (TGFβ1), Tumornekrosefaktor α (TNFα), Matrixmetalloproteinase 1
(MMP1) und Tissue inhibitor of metalloproteinase 1 (TIMP1) angegeben.
Tab. 9: Sequenzen der verwendeten Primer
Gen Vorwärtsprimer (5‘-3‘) Rückwärtsprimer (5‘-3‘)
TGFβ1 TGGAGCCTGGACACACAGTA
TGTTGGTTGTAGAGGGCAAGG
TNFα TCAGCCTCTTCTCATTCCCG
ACAGAAGAGCGTGGTGGC
MMP1 GGAAGGTGATATTGTGTTCGCC
CTATGGTCTCCTCTGTAGAAGGC
TIMP1 ACGCTAGAGCAGATACCACG
AGAGGCCAGAGATGCAAAGG
4.7.4 DNA-Gelelektrophorese
Um zu gewährleisten, dass das Fluoreszenzsignal in der qPCR nicht fälschlicherweise
durch Zusammenlagerung von Primern untereinander (Primer-Dimer) entstanden war,
sondern das gewünschte Produkt markiert wurde, folgte nach der qPCR eine
Gelelektrophorese. Anhand der Basenpaarlänge in diesem DNA-Gel konnte festgestellt
werden, ob es sich um das gewünschte Produkt oder um Primer-Dimer handelt. Bei
mehr als einem Produkt aus der PCR-Platte würden mehrere Banden erscheinen und
es wäre von einer Verunreinigung durch unerwünschte Genfragmente auszugehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Glycerinaldehyd-3-phosphathttps://de.wikipedia.org/wiki/Glycerinaldehyd-3-phosphathttps://de.wikipedia.org/wiki/1,3-Bisphosphoglycerat
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Material und Methoden 37
Hierbei würde etwa eine Verunreinigung durch DNA des Untersuchers sichtbar
werden.
Zur Vorbereitung wurde TRIS-Borat-EDTA-Puffer (TBE-Puffer) aus 54 g
Tris(hydroxymethyl)-aminomethan (TRIS) (Merck KGaA, Darmstadt, D),
27.5 g Borsäure (Sigma-Aldrich Corporation, St. Louis, MO, USA),
20 ml 0.5 M Ethylendiamin-tetraacetat (EDTA) (Fluka Analytical, Sigma-Aldrich
Corporation, St. Louis, MO, USA) und Wasser hergestellt. Der TBE-Puffer wurde 1:10
verdünnt (0,5fach TBE). Für das 4% Gel wurden 2.8 g Agarose (Agarose Molecular
Grade, Bioline, London, UK) und 70 ml 0.5fach TBE gemischt und in der Mikrowelle so
lange erhitzt bis keine Luftblasen mehr zu sehen waren. Als Ultraviolett-Farbstoff
wurden 7 µl SYBR Safe (Thermo Fisher Scientific Inc., Waltham, MA, USA)
hinzugegeben. Die Mischung wurde dann in einen Schlitten gegossen. Anschließend
wurde zügig ein hitzestabiler Kamm eingesetzt, der beim Erkalten des Gels die
Taschen für die Elektrophorese vorformt. Nach 30 min wurde der Kamm entfernt und
die Taschen mit dem Rest aus 0.5 TBE gespült. Jeweils 10 µl einer Probe der qPCR-
Platte wurden in eine Geltasche pipettiert. Um die Anzahl der Basenpaare ablesen zu
können, wurde in der ersten Tasche eine genormte Reagenz, der sogenannte „Ladder“
(O'RangeRuler 20 bp DNA Ladder, Thermo Fisher Scientific Inc., Waltham, MA, USA)
ohne DNA-Probe hinzugegeben. Anschließend wurde eine Spannung von 60 V für
90 min angelegt. Das Gel wurde am Ende unter Ultraviolett-Strahlung im Bio-Rad
Chemi Doc™ MP Imaging System (Bio-Rad Laboratories, Hercules, CA, USA)
fotografiert und mit dem Programm Image Lab Version 5.2 (Bio-Rad Laboratories,
Hercules, CA, USA) ausgewertet.
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Material und Methoden 38
4.7.5 Molekularbiologische Auswertung
Die Ergebnisse der qPCR wurden mit dem Bio-Rad CFX Manager 3.0 (Bio-Rad
Laboratories, Hercules, CA, USA) ausgewertet. Die Expression der Gene TGFβ1,
TNFα, MMP1 sowie TIMP1 wurde per relativer Quantifizierung gemessen. Die
Normalisierung erfolgte gegen GAPDH. Grundsätzlich erreicht das Fluoreszenzsignal
bei einer bestimmten cDNA-Menge einen Schwellenwert. An diesem Punkt befindet
sich in verschiedenen Proben gleich viel cDNA. Dieser Grenzwert wird nach einer
bestimmten Anzahl an Zyklen erreicht und als cycle threshold (Ct) bezeichnet. Er
markiert gleichzeitig den Beginn des exponentiellen Anstiegs der Kurve im
Thermocycler. Mit Hilfe der qPCR-Software wurde aus den drei Ct-Werten jedes
Tripletts (vgl. Kap. 4.7.3) automatisch der Mittelwert bestimmt. Anschließend wurde
das Ergebnis des Versuchsgens (TGFβ1, TNFα, MMP1 oder TIMP1) in Relation zur
Expression des nicht regulierten Gens GAPDH gesetzt.
Berechnungen aus der qPCR
Zur Auswertung wurde die untenstehende Formel 1 angewendet, die eine
Quantifizierung unter Berücksichtigung der Gruppen im Vergleich erlaubt [70]:
Ratio = (EZielgen)
δCtZielgen(Kontrollgruppe-Versuchsgruppe)
(EGAPDH)δCtGAPDH(Kontrollgruppe-Versuchsgruppe)
Formel 1: Berechnung der Ratio aus den Ergebnissen der qPCR
Diese Ratio wurde für jedes Zielgen einzeln berechnet. Für den Platzhalter
„Versuchsgruppe“ in der Formel 1 wurden die Mittelwerte der Tripletts aus der
Versuchsgruppe eingetragen. Dies waren also zu jedem Zeitpunkt acht Werte. Ein
Vergleich eines bestimmten Explantates der Versuchsgruppe mit einem bestimmten
der Kontrollgruppe hätte keinen Sinn gemacht, da für alle acht Tiere innerhalb einer
Gruppe die gleichen Versuchsbedingungen galten. Deshalb wurde in der
Kontrollgruppe pro Zeitpunkt zunächst ein Mittelwert aus den acht untersuchten Proben
gebildet und erst dieser in die Formel 1 für den Platzhalter der Kontrollgruppe
eingesetzt.
Die Einzelwerte der Versuchsgruppe wurden dann in der Formel 1 von diesem
Mittelwert der Kontrollgruppe abgezogen. Das gleiche Procedere wurde für das
Referenzgen GAPDH im Nenner durchgeführt.
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Material und Methoden 39
E steht für die Effizienz des eingesetzten Primer-Paares und soll idealerweise den
Wert 2 annehmen. Es wurden solche Primer verwendet, die diesbezüglich
entsprechende Ergebnisse vorweisen konnten (vgl. Kap.4.7)
Die Potenzfunktion innerhalb der Formel hebt die logarithmische Funktion, welche das
qPCR-Gerät berechnet auf und transferiert sie in einen absoluten Wert (entspricht der
„Ratio“ in der Formel 1). Dieser lässt am Ende einen unmittelbaren Vergleich der
Ergebnisse zu.
Das bedeutet: Je höher die initiale Expression eines Gens ist, desto kleiner fällt der Ct-
Wert aus und desto höher ist die berechnete Ratio aus der Formel 1.
Separate Formel für das Verhältnis MMP1:TIMP1
In einer Studie ging ein geringeres Verhältnis MMP:TIMP mit einem höherem Baker-
Grad bei Patientinnen mit Kapselfibrose einher [92]. Um die Ergebnisse mit dieser
Veröffentlichung vergleichen zu können, wurde das Verhältnis MMP1:TIMP1
berechnet, auch wenn im Gegensatz zur o.g. Literatur nur je ein Typ der MMP und der
TIMP untersucht wurde und die Marker in der hiesigen Studie mittels qPCR im
Rattenmodell untersucht wurden. Bei der Berechnung des Verhältnisses MMP1:TIMP1
konnten nicht einfach die absoluten Werte in die Formel 1 eingesetzt werden, da
Versuchs- und Kontrollgruppe gemeinsam in einem Wert verrechnet sind. Deshalb war
eine getrennte Betrachtung des Verhältnisses MMP1:TIMP1 in der Kontrollgruppe im
Vergleich zur Versuchsgruppe notwendig. Aus diesem Grund wurde die Formel 2
entwickelt:
Verhältnis MMP1:TIMP1= 2
CtMMP1-CtGAPDH
2CtTIMP1-CtGAPDH
(modifiziert nach Pfaffl, M. W. [70])
Formel 2: Berechnung des Verhältnisses MMP1:TIMP1 aus den Ergebnissen der qPCR
4.8 Histologische Untersuchungen
Mit einem Rotationsmikrotom (HM 355 S, MICROM International GmbH, Walldorf, D)
wurden zunächst Schnitte von 2.5µm Dicke aus den Paraffinblöcken angefertigt. Diese
wurden mit einem Pinsel aufgefangen und im Wasserbad entfaltet. Von dort wurden sie
auf silanisierte Objektträger überführt, entparaffiniert, rehydriert und mit dem jeweiligen
Reagenz gefärbt.
-
Material und Methoden 40
Alle Schnitte wurden abschließend mit Wasser gebläut und mit Aquatex und einem
Deckglas eingedeckt.
4.8.1 Hämatoxylin-Eosin
Die Hämatoxylin Eosin-Färbung (H.E.) gilt als standardmäßige Übersichtsfärbung. Sie
färbt basophile Strukturen (z.B. Zellkerne) blau und azidophile Strukturen (z.B.
Zytoplasmaproteine) blassrot.
Von jedem Konstrukt wurden drei histologische Schnitte in der H.E.-Färbung nach
Protokoll in der Tab. 10 angefertigt.
Tab. 10: Protokoll der H.E.-Färbung
Reagenz Inkubationszeit (s)
Xylol1
1x240, 2x150
100% Isopropanol1 1x30, 1x60
96% Isopropanol1 2x30
70% Isopropanol1 30
Fließendes Leitungswasser 30
Hämatoxylin2
1x90, 1x120
Fließendes Leitungswasser 10
Essigsäure-Lösung 10
Fließendes Leitungswasser 150
Eosin2
20
70%Isopropanol1 30
96% Isopropanol1 30
100% Isopropanol1 1x30, 2x60
Xylol1 2x30, 1x60
1 Carl Roth GmbH & Co. KG, Karlsruhe, D
2 Merck KGaA, Darmstadt, D
Die Paraffinschnitte wurden mit Xylol entparaffiniert und durch eine absteigende
Alkoholreihe rehydriert. Nachfolgend wurden die basophilen Zellkerne durch
Hämatoxylin (Hämatoxylin Lösung Gill, Sigma-Aldrich Corporation, St. Louis, MO,
USA) blau und die azidophilen Strukturen des Zytoplasma durch Eosin (Eosin Y
Lösung alkoholisch, Sigma-Aldrich Corporation, St. Louis, MO, USA) rot gefärbt. Die
Essigsäure-Lösung wurde frisch aus destilliertem Wasser und Chlorwasserstoff (HCl)
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Material und Methoden 41
hergestellt. Gebläut wurden die Schnitte unter fließendem Wasser. Abschließend
folgten eine aufsteigende Alkoholreihe sowie eine erneute Inkubation mit Xylol (Carl
Roth GmbH & Co. KG, Karlsruhe, D), um die Schnitte zu dehydrieren und von
überschüssigem Alkohol zu befreien.
4.8.2 Immunhistochemische Färbungen
In der Immunhistochemie werden immunologische und histologische
Detektionsmethoden kombiniert. Es wird ein Primärantikörper verwendet, der gegen
das Epitop einer gesuchten Struktur (zum Beispiel ein Protein) gerichtet ist. Ein
enzymgekoppelter Sekundärantikörper dockt am Primärantikörper an und ermöglicht
auf diese Weise die sichtbare Färbung. Die gesuchte Struktur wird also indirekt
nachgewiesen.
Entparaffinierung und Rehydrierung
Die Entparaffinierung mit Xylol und die Rehydrierung in einer absteigenden
Alkoholreihe ist der Tab. 11 zu entnehmen. Das Protokoll wurde für alle nachfolgend
aufgelisteten immunhistochemischen Färbemethoden angewendet. Als Waschpuffer
wurde bei allen Färbungen Tris(hydroxymethyl)-aminomethan (TRIS) mit pH 7.4
verwendet.
Tab. 11: Protokoll der Entparaffinierung und Rehydrierung
Reagenz Inkubationszeit (min)
Xylol1
2x15
100% Ethanol1 2x3
96% Ethanol1 2x3
70% Ethanol1 2x3
1 Carl Roth GmbH & Co. KG, Karlsruhe, D
Suche nach geeigneten Färbungen
Vor den finalen Untersuchungen war die Entwicklung geeigneter Färbemethoden
notwendig. Die Problematik bestand vor allem darin, dass sich die APD nicht in allen
Färbungen adäquat darstellen ließ.
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Material und Methoden 42
Problematik bei Cluster of Differentiation 31 (CD31), Lektin und Von-
Willebrand-Faktor (vWF)
Das Thrombozyten-Endothelzellen-Adhäsionsmolekül-1 (PECAM-1), auch unter dem
Namen CD31 bekannt, dient als Endothelmarker. Mit Hilfe dieser Färbung sollten
Gefäße detektiert werden. Es wurde ein polyklonaler Kaninchenantikörper (Rabbit anti-
CD31, Zytomed Systems GmbH, Berlin, D). verwendet. Jedoch war die APD bei dieser
kochpflichtigen Färbung teilweise oder komplett ausgewaschen.
Da in dieser Schicht aber später Gefäßanschnitte gezählt werden sollten, wurde als
Alternative die Lektin-Färbung getestet. Hierbei werden die terminalen α-D-Galaktosyl-
Reste auf der Zellmembran von Endothelzellen detektert. Es wurde Lektin aus der
afrikanischen Schwarzbone verwendet (Lectin from Bandeiraea simplicifolia (Griffonia
simplicifolia), BS-I Isolectin B4, Biotin Conjugate, Sigma-Aldrich Corporation, St. Louis,
MO, USA).
Die Qualität hinsichtlich der APD war in dieser Färbung zwar etwas besser als bei
CD31, für die anstehenden Untersuchungen jedoch ebenfalls insuffizient. Das negative
Resultat in der Lektin-Färbung ist in der Abb. 6 beispielhaft dargestellt.
Abb. 6: Ausgewaschene APD in der Lektin-Färbung
Von oben nach unten ist die Subcutis, der Panniculus carnosus, die Kollagenschicht und die APD zu
sehen (25fache Vergrößerung), Schnitt der Versuchsgruppe, Explantations-Zeitpunkt 3 Wochen
Außerdem war keine sichere Detektion von kleineren Gefäßen unter dem Mikroskop
möglich. Deshalb wurde getestet, ob die Markierung des Von-Willebrand-Faktors
(vWF) besser geeignet wäre. Dieses Molekül wird u.a. von Endothelzellen gebildet. Als
Primärantikörper wurde ein polyklonaler Kaninchenantikörper (Factor VIII, Biocare
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Material und Methoden 43
Medical Inc., Concord, CA, USA) verwendet. Diese Färbung lieferte hinsichtlich der
Qualität der APD bereits deutlich bessere Ergebnisse als CD68 und Lektin.
Am besten gelang die Färbung der Gefäße mit einer Kombination aus zwei Färbungen
(s. Abschnitt Doppelfärbung α-Smooth Muscle Actin und Von-Willebrand-Faktor).
Problematik bei CD163
Cluster of Differentiation 163 (CD163) ist ein Marker zur Darstellung inflammatorischer
Zellen. Es wurde ein monoklonaler Mausantikörper (Novocastra CD163, Leica
Biosystems, Wetzlar, D) verwendet, der an der Ratte erprobt ist.
Bei dieser kochpflichtigen Färbung zeigte sich die gleiche Problematik wie bei CD31
und Lektin: Die APD wurde ausgewaschen. Außer der APD waren hier auch die
Subkutis und die Kollagenschicht betroffen. Die schlechte Qualität der APD im
histologischen Bild könnte aufgrund der gemeins