Einfluss von azellulärer porziner Dermis als Implantathülle auf ......Einfluss von azellulärer...

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Einfluss von azellulärer porziner Dermis als Implantathülle auf die Kapselfibrose im Rattenmodell Molekularbiologische und immunhistochemische Untersuchungen Aus der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h. c. Raymund E. Horch Der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades Dr. med. vorgelegt von Jasmin Sandra Grüner geboren in Marktredwitz

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  • Einfluss von azellulärer porziner Dermis als

    Implantathülle auf die Kapselfibrose im

    Rattenmodell

    Molekularbiologische und immunhistochemische

    Untersuchungen

    Aus der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik

    der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Direktor: Prof. Dr. med. Dr. h. c. Raymund E. Horch

    Der Medizinischen Fakultät

    der Friedrich-Alexander-Universität

    Erlangen-Nürnberg

    zur Erlangung des Doktorgrades Dr. med.

    vorgelegt

    von Jasmin Sandra Grüner

    geboren in Marktredwitz

  • Als Dissertation genehmigt von der

    Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität

    Erlangen-Nürnberg

    Vorsitzender des Promotionsorgans: Prof. Dr. Dr. h.c. J. Schüttler

    Gutachter: Prof. Dr. Dr. h.c. Raymund E. Horch

    Gutachter: Prof. Dr. Michael Weyand

    Tag der mündlichen Prüfung: 22. März 2019

  • Meinen Eltern

  • INHALTSVERZEICHNIS

    1 ZUSAMMENFASSUNG 5

    2 ABSTRACT 7

    3 EINLEITUNG 9

    3.1 Mammaaugmentation früher und heute 9

    3.2 Kapselfibrose 13

    3.3 Azelluläre Dermis 18

    3.4 Zielsetzung und Fragestellung 19

    4 MATERIAL UND METHODEN 20

    4.1 Versuchsaufbau und Gruppeneinteilung 20

    4.2 Versuchstiere 22

    4.3 Silikonprothesen 23

    4.4 Azelluläre porzine Dermis 24

    4.5 Operationsprotokolle 24

    4.6 Aufarbeitung der Gewebeproben 26

    4.7 Molekularbiologische Untersuchungen 27

    4.7.1 mRNA-Isolation aus Paraffinblöcken 32

    4.7.2 Transkription der mRNA in cDNA 34

    4.7.3 qPCR 34

    4.7.4 DNA-Gelelektrophorese 36

    4.7.5 Molekularbiologische Auswertung 38

    4.8 Histologische Untersuchungen 39

    4.8.1 Hämatoxylin-Eosin 40

    4.8.2 Immunhistochemische Färbungen 41

    4.8.3 Histologische Messungen 48

    4.9 Statistische Auswertung 55

  • 5 ERGEBNISSE 56

    5.1 Ergebnisse der molekularbiologischen Untersuchungen 56

    5.1.1 qPCR 56

    5.1.2 DNA-Gelelektrophorese 65

    5.2 Ergebnisse der histologischen Untersuchungen 65

    6 DISKUSSION 89

    6.1 Diskussion der Thematik 89

    6.2 Diskussion von Material und Methoden 89

    6.3 Diskussion der Ergebnisse 92

    6.3.1 Diskussion der molekularbiologischen Ergebnisse 92

    6.3.2 Diskussion der histologischen Ergebnisse 97

    6.4 Aussicht 103

    7 LITERATURVERZEICHNIS 104

    8 ANHANG 104

    8.1 Abbildungsverzeichnis 115

    8.2 Tabellenverzeichnis 116

    8.3 Formelverzeichnis 117

    9 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 117

    10 VORTRÄGE 119

    11 DANKSAGUNGEN 120

  • Zusammenfassung 5

    1 Zusammenfassung

    Hintergrund und Ziele: Azelluläre dermale Matrizes finden in der rekonstruktiven

    Brustchirurgie mit Silikonprothesen bereits seit längerem Anwendung. Hierbei wird zur

    Mammaaugmentation als Hüllgewebe um Silikonprothesen unter anderem azelluläre

    porzine Dermis (APD) eingesetzt. Detailliertere Untersuchungsergebnisse zur

    Integration der APD sowie zum Einfluss auf die Kapselfibrose fehlen jedoch. Ziel dieser

    Studie war es, die Gewebereaktion nach Implantation von Silikonprothesen mit und

    ohne APD als Hülle im Rattenmodell über einen Zeitraum von einem Jahr zu

    untersuchen. Hierzu wurden die Konstrukte paravertebral unterhalb des Panniculus

    carnosus in Lewis-Ratten eingesetzt und zu unterschiedlichen Zeitpunkten entfernt. Die

    Explantate und das angrenzende Gewebe wurden anschließend molekularbiologisch

    sowie immunhistochemisch untersucht.

    Methoden: In männliche Lewis-Ratten wurden Silikonprothesen ohne (Kontrollgruppe,

    n=56) und mit APD-Hülle (Versuchsgruppe, n=64) beidseits submuskulär am Rücken

    platziert. Nach 3, 6, 12 und 52 Wochen wurden die Konstrukte explantiert und

    molekularbiologisch sowie immunhistochemisch untersucht. In einer zusätzlichen

    Versuchsgruppe (n=48) wurde nur APD ohne Silikonprothese einsetzt, um die

    Reaktion des Körpers auf das xenogene Transplantat zu überprüfen.

    Molekularbiologisch untersucht wurden die Expressionen der Zytokine Tissue growth

    factor β1 (TGFβ1), Tumor Nekrose Faktor α (TNFα), Matrix Metalloproteinase 1

    (MMP1) und Tissue inhibitor of matrix metalloproteinase 1 (TIMP1) per quantitativer

    Real-time Polymerasekettenreaktion (qPCR). Mit Hilfe immunhistochemischer

    Färbungen wurde die Anzahl der proliferierenden Zellen, die Anzahl der

    Entzündungszellen, die Dicke der myofibroblastenreichen Schichten sowie die Anzahl

    der Gefäßanschnitte ermittelt. In der Übersichtsfärbung wurden die Schnitte zudem

    mikroskopisch auf Adhärenz beurteilt und außerdem die Dicke der Kollagenschicht

    sowie die der APD bestimmt.

  • 6

    Ergebnisse und Beobachtungen: Angrenzend an alle Silikonprothesen war eine

    myofibroblastenreiche Schicht erkennbar. Eine weitere Myofibroblastenschicht war

    zwischen der Kollagenschicht und der APD optional vorhanden. Im Langzeitversuch

    von 52 Wochen waren Kollagen- und Myofibroblastenschicht in der Versuchsgruppe

    signifikant dünner als in der Kontrollgruppe und die Expression des TGFβ1 war

    geringer. In der Versuchsgruppe war die Anzahl CD68-positiver Zellen in beiden

    Schichten signifikant geringer und die Expression des TNFα vermindert. Die Anzahl

    Ki67-positiver Zellen war in der Versuchsgruppe signifikant höher. Die Expression der

    MMP1 war in der Versuchsgruppe geringer als in der Kontrollgruppe. Die Expression

    des TIMP1 zeigte nur geringe Gruppenunterschiede. Das Verhältnis „MMP1:TIMP1“

    war in der Versuchsgruppe zum Explantationszeitpunkt 12 Wochen signifikant höher

    als in der Kontrollgruppe.

    Die APD wurde in der zusätzlichen Versuchsgruppe vaskularisiert und von Zellen

    infiltriert.

    Schlussfolgerungen: Die Verwendung von APD als Hülle um Silikonprothesen im

    Rattenmodell zeigte bereits auf molekularbiologischer Ebene eine verminderte

    inflammatorische und fibrotische Reaktion, verglichen mit Silikonprothesen ohne APD.

    Die Ergebnisse der immunhistochemischen Untersuchungen bestätigten diese

    Beobachtungen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die APD als Hüllschicht

    um Silikonprothesen im Rattenmodell präventiv hinsichtlich der Kapselfibrose wirken

    könnte.

  • Abstract 7

    2 Abstract

    Background: Acellular dermal matrices have been used a long time in reconstructive

    breast surgery with silicone prostheses. In this connection acellular porcine-derived

    dermis (APD) serves amongst others as an envelope around silicone prostheses.

    However detailed data concerning the integration of APD and the influence on capsular

    contracture is missing. The aim of this study was to investigate the body reaction after

    implantation of silicone prostheses with and without APD as an envelope in a rat model

    for one year. For this purpose, the constructs were placed under the panniculus

    carnosus in the back of Lewis rats and explanted at different time. After that, molecular

    biological and immunhistochemical analysis of the explants and their surrounding

    tissue was performed.

    Methods: Bilateral submuscular implantation of silicone prostheses with (n=56) and

    without APD (n=64) as an envelope were carried out in Lewis rats. After 3, 6, 12 and

    52 weeks, the constructs were explanted and analyzed immunhistochemically and

    molecular biologically. In an additional experimental group, APD without any silicone

    prosthesis was implanted in order to examine histologically the body’s reaction on this

    single xenogene transplant. Molecular biological investigations included the expression

    of tissue growth factor β1 (TGFβ1), tumor necrosis factor α (TNFα), matrix

    metalloproteinase 1 (MMP1) and tissue inhibitor of matrix metalloproteinase 1 (TIMP1)

    via quantitative Real-time Polymerase chain reaction (qPCR). With the aid of

    immunhistochemical staining the number of proliferating cells, the number of

    inflammatory cells, the thickness of myofibroblast layers and the number of cutted

    blood vessels within the APD was analysed. Furthermore, samples were judged about

    adherence. Additionally, the thickness of the collagene layer and of the APD was

    measured.

  • Abstract 8

    Results and observations: Adjacent to all silicone prostheses, a layer rich in

    myofibroblasts was observed. Another optional myofibroblast layer was found between

    the collagene layer and the APD. In the experimental group, the collagen- and

    myofibroblast-layer were significantly thinner than in the control group after 12 and 52

    weeks and the expression of TGFβ1 was decreased. After 52 weeks, there was a

    significantly lower number of CD68-positive cells within both layers regarding the

    experimental group and a decreased expression of TNFα. The number of Ki67-positive

    cells was significantly higher in the experimental group at all times. The expression of

    MMP1 was reduced in the experimental group compared to the control group. TIMP1

    scarcely showed any differences between the two groups. The relation “MMP1:TIMP1”

    at 12 weeks was significantly increased in the experimental group compared to the

    control group.

    Conclusions: In molecular biological investigations, APD as an envelope around

    silicone prostheses showed a decrease in inflammatory and fibrotic reaction compared

    to silicone prostheses without APD. These observations were confirmed by

    immunhistochemical analysis. The findings of this study demonstrate the potential of

    APD as an envelope around silicone prostheses to prevent capsular contracture.

  • Einleitung 9

    3 Einleitung

    3.1 Mammaaugmentation früher und heute

    Anatomie und Funktion der Mamma

    Die menschliche Brust entsteht aus dem rudimentären Rest der embryonalen

    Milchleiste, die auch bei anderen Säugetieren vorhanden ist. Die Mamma der

    erwachsenen Frau setzt sich aus der Brustdrüse (Glandula mammaria) sowie Binde-

    und Fettgewebe zusammen. Die Anteile dieser drei Bestandteile und die Elastizität des

    Bindegewebes definieren ihre individuelle Form und Größe. Bei der erwachsenen Frau

    befindet sich die Mamma medioklavikulär auf Höhe der 3. bis zur 6. Rippe und ist auf

    der Fascia pectoralis leicht verschieblich. Ventral ist sie mit der Haut verwachsen.

    Dorsal liegt sie den Musculi pectoralis major, obliquus externus abdominis und serratus

    anterior auf. Von der Haut bis zur Muskulatur wird die Brust von den sogenannten

    Cooper-Ligamenten durchzogen und gestützt. Die Brustdrüse besteht aus vielen Azini,

    die zusammen einen Lobulus formen. Diese Lobuli bilden wiederum 15 bis 20 Lobi,

    deren Ausführungsgänge im Sinus lactiferi münden. Zentral in der Mamille mündet

    dieser Gang an der Hautoberfläche. In der nicht laktierenden Brustdrüse finden sich

    kleine Lobuli ohne Lumen, die als Epithelknospen gruppiert stehen. Während einer

    Schwangerschaft übernimmt die weibliche Brust eine wichtige Aufgabe bei der

    Ernährung des Säuglings.

    Arteriell versorgt wird sie durch die A. thoracica interna, die Aa. intercostales der

    zweiten und dritten Rippe und die A. thoracica lateralis.

    Die weibliche Brust nimmt als sekundäres Geschlechtsmerkmal eine wichtige Rolle im

    äußeren Erscheinungsbild der Frau ein. So gilt sie als Symbol für Weiblichkeit und

    spielt eine zentrale Rolle bei femininen Schönheitsidealen. Die Vorstellung von einer

    optimal geformten Brust ist hierbei so verschieden wie die Patientinnen selbst. Als

    Folge einer erforderlichen Mastektomie leiden viele Frauen unter der psychischen

    Belastung, welche das Selbstbild verändern und zu depressiven Krisen führen

    kann [18]. So entscheiden sich viele Frauen im späteren Verlauf zur Rekonstruktion

    der Brust. Sie kann den Patientinnen helfen, das verlorene Gefühl der Femininität

    zurück zu gewinnen und die Patientinnen sind zufriedener mit ihrem Körperbild [51, 87,

    90].

  • Einleitung 10

    Geschichte der Mammaaugmentation

    1895 verpflanzte der deutsche Chirurg Vincenz Czerny einer Frau erstmals ein Lipom

    in die Brust, nachdem ihr aufgrund eines Adenoms Brustgewebe entnommen worden

    war. Vier Jahre später wurde erstmals Paraffin als Füllsubstanz zur Hoden- und

    Mammarekonstruktion per Injektion verwendet. Paraffin ist ein organisches Polymer

    aus –(CH2)n– Ketten, welches noch bis 1914 zur Mammaaugmentation eingesetzt

    wurde. Von 1915 bis 1943 wurden diverse andere Materialien verwendet. Der Fantasie

    waren hierbei scheinbar kaum Grenzen gesetzt. Frauen ließen sich die Brüste mit

    Glaskugeln, Schwämmen, bis hin zu Sojabohnenöl vergrößern. All diese Materialien

    führten zur chronischen Inflammation und Granulombildung. Von 1988 bis 2009 wurde

    zudem Polyacrylamid Hydrogel (PAH) zur Brustformung eingesetzt. Dieses bestand

    aus 2.5% Polyacrylamid und 97.5% Wasser. Hieraus bilden sich chemisch Ketten aus

    Polypropenoat. Jedoch traten auch bei diesem „Filler“ Komplikationen bei auf. [69]

    Silikon wurde als Begriff im frühen 20. Jahrhundert vom britischen Chemiker Professor

    Frederic Kipping eingeführt. Es handelt sich um ein Polymer aus Dimethylsiloxanen.

    Das heißt Siliciumatome sind über Sauerstoffatome verknüpft und tragen jeweils zwei

    Methylgruppen. [62] Silikon kommt nicht in der Natur vor, es muss also synthetisch

    hergestellt werden.

    Ursprünglich war das Silikon nicht zur medizinischen Anwendung gedacht gewesen,

    sondern sollte im Militärwesen eingesetzt werden. Die ersten Produkte aus Silikon

    wurden in Kampfflugzeugen verwendet. Ab 1940 wurde flüssiges Silikon Off-Label in

    der ästhetischen Medizin verwendet. Etwa 20 Jahre später wurde offiziell von

    Komplikationen berichtet, nachdem reines Silikon in großen Mengen appliziert wurde.

    Daraufhin wurde die klinische Anwendung in Nevada 1964 verboten. [42]

    1962 entwickelten die amerikanischen plastischen Chirurgen Frank Gerow und

    Thomas Cronin die erste Silikonprothese und setzte sie ein Jahr später bei der ersten

    Patientin ein [19, 62]. Der Eingriff galt als Wegbereiter für den heutigen Routineeingriff.

    Heute bestehen die meisten Implantate aus einer Silikonhülle und einer Füllung mit

    Silikongel oder Salin-Lösung [30, 40, 74, 85]. Mittlerweile gilt die Mammaaugmentation

    mit Silikonprothesen als Routineeingriff in der Plastischen Chirurgie.

    Bei der Wiederherstellung der Brust nach Mastektomie gilt jedoch die autologe

    Mammarekonstruktion als Goldstandard. Hierbei wird eine Lappenplastik aus

    Eigengewebe zum Brustaufbau verwendet. Hierfür eignet sich besonders Gewebe des

    Abdomens, wie der Muskel-sparende transverse M.-rectus-abdominis-Lappen (ms-

    TRAM-Lappen) oder der deep inferior epigastric artery perforator flap (DIEP-Lappen).

    Der ms-TRAM-Lappen ist ein freier Lappen, bei welchem die inferioren epigastrischen

  • Einleitung 11

    Gefäße mikrochirurgisch z.B. an die A. bzw. V. mammaria interna angeschlossen

    werden. Diese Technik wird als muskelsparend bezeichnet, da ausschließlich der

    Muskelanteil entnommen wird, in dem Gefäße aus der Gefäßachse der inferioren

    epigastrischen Gefäße ein- bzw. austreten. Es wird zwischen drei verschiedenen

    Möglichkeiten der muskelsparenden Technik unterschieden: Der ms0- TRAM enthält

    den Musculus rectus abdominis in seiner vollen Breite. Beim ms1-TRAM wird das

    laterale Segment des Muskels stehen gelassen. Der ms2-TRAM schont sowohl das

    laterale als auch das mediale Segment. Beim ms3-TRAM wird der gesamte Muskel

    geschont. Somit handelt es sich beim ms3-TRAM definitionsgemäß um einen DIEP-

    Lappen. Desweiteren kann der TRAM-Lappen als gestielter Lappen gehoben werden.

    Auch eine vertikale Entnahme des Lappens ist möglich. Dieser Lappen wird

    dementsprechend vertikaler M.-rectus-abdominis-Lappen genannt (VRAM), wird aber

    nicht typischerweise zur autologen Brustrekonstruktion verwendet [37, 54, 60]. Der

    freie DIEP-Lappen ist ein Perforatorlappen und kommt gänzlich ohne Muskelgewebe

    aus. [2, 26, 61, 80]. Eine weitere Möglichkeit ist der freie transverse myokutane

    Grazilislappen (TMG-Lappen) vom Oberschenkel oder der A.-glutealis-superior-

    Perforator-Lappen (SGAP-Lappen) aus der Gesäßregion, bei welchem kein Muskel

    entnommen wird. Dieser Lappen eignet sich beispielsweise für Patientinnen, die zu

    wenig Bauch- und Oberschenkelfett aufweisen. Des Weiteren ist die Rekonstruktion

    durch den gestielten myokutanen Latissimus-dorsi-Lappen mit Versorgung durch die A.

    und V. thoracodorsalis möglich.

    Der Nachteil einer Lappenplastik ist grundsätzlich der Hebedefekt und das Risiko eines

    partiellen oder kompletten Lappenverlustes. Zentraler Vorteil ist das Auskommen ohne

    körperfremdes Material.

    Nach Mastektomie ist auch der Einsatz von Silikonprothesen möglich [32]. Zur

    Vordehnung des Gewebes ist gelegentlich ein Expander erforderlich [4, 8, 72]. Nach

    kontinuierlicher Aufdehnung der präparierten Gewebetasche mithilfe des Expanders

    kann normalerweise nach zwei bis drei Monaten die endgültige Silikonprothese

    eingesetzt werden.

    Zunehmende Beliebtheit ästhetischer Korrekturen

    Mittlerweile wurden über 7000 Studien über Silikonprothesen veröffentlicht. Davon

    beschäftigten sich über 2000 Studien mit Silikonprothesen für die

    Mammaaugmentation. Im Jahr 2014 wurden allein in den USA 286254

    Mammaaugmentationen durchgeführt. Dieser Eingriff führte damit die Liste der

    ästhetischen Operationen an. Von 2000 bis 2014 stieg die Häufigkeit der Eingriffe um

  • Einleitung 12

    35%. [1] Das häufigste Alter der Patientinnen, die sich einer Mammaaugmentation

    unterzogen lag bei Anfang dreißig. Doch auch viele jüngere Patientinnen ließen sich

    operieren: Der Anteil an 20- bis 29-jährigen Patientinnen lag in den USA 2014 bei 29%.

    Immerhin 3% der Patientinnen waren sogar minderjährig. Die „American Society of

    Plastic Surgeons“ berichtet des Weiteren über eine Zunahme elektiver ästhetischer

    Eingriffe. Allein im Jahr 2014 wurden in den USA 15.6 Millionen ästhetische

    Operationen durchgeführt. [1] Doch auch in Deutschland wird die plastisch-ästhetische

    Chirurgie immer populärer und präsenter in den Medien [36]. Etwa die Hälfte der

    befragten niedergelassenen plastischen Chirurgen nutzen beispielsweise soziale

    Medien zur Informationsteilung [94].

    Komplikationen

    Bei rein elektiven Eingriffen, wie der ästhetischen Mammaaugmentation durch

    Silikonprothesen, sollte umso mehr kein Nachteil für die Patientin entstehen. Trotzdem

    kommt es beim Einsatz von Silikonprothesen häufiger zu ernsten Komplikationen wie

    der Kapselfibrose und dem „Gelbluten“, bei welchem Silikonpartikel in das umliegende

    Gewebe diffundieren [7, 12, 69]. Diese Partikel können sich in Organen ablagern und

    zu Autoimmunerkrankungen, wie Lupus erythematodes führen [44]. Schon 1992 wurde

    in einer klinischen Studie über weitere Komplikationen nach Mammaaugmentation

    berichtet. Fast ein Drittel der Patientinnen litt an einer periprothetischen Kalzifizierung.

    Außerdem kam es in 17% der Fälle zu einer Deformierung der Prothese und in 5% lag

    ein Implantatleck vor. [23] Eine weitere Komplikation ist der Abrieb von Silikonpartikeln.

    Diese können hämatogen oder lymphogen streuen und sowohl lokal als auch peripher

    sogenannte Silikonome bilden. Hierbei handelt es sich um Granulome, die sich als

    Fremdkörperreaktion auf die Silikonpartikel bilden. Sogar von einem intrapulmonalen

    Silikonom wurde berichtet. [25] Risiken, worüber jede Patientin u.a. aufgeklärt werden

    muss, sind neben einem unbefriedigenden ästhetischen Ergebnis das Risiko für

    weitere Erkrankungen sowie Schmerzen. Die mit Schmerzen der Brust einhergehende

    Kapselfibrose ist für viele Patientinnen ein Grund, sich einer Revision zu unterziehen.

  • Einleitung 13

    3.2 Kapselfibrose

    Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden gängige operative Verfahren etabliert, die

    größere Komplikationen nach der Prothesenimplantation vermeiden sollten. Der

    Großteil der Patientinnen ist mit dem Ergebnis ihrer kosmetischen Brustoperation

    zufrieden [68, 77, 98]. Die meisten Frauen schildern dabei eine positivere

    Wahrnehmung der eigenen Figur [6, 15, 76]. Dennoch häufen sich bis dato

    postoperative Probleme, welche für die Patientin mitunter sehr belastbar sein können.

    Komplikationen sind ein signifikanter Risikofaktor für die Unzufriedenheit der

    Patientinnen [18].

    Ein zufriedenstellendes äußerliches Ergebnis ist für die Patientin also essentiell. In

    keiner anderen Fachrichtung spielt Ästhetik eine solch große Rolle wie in der

    plastischen Chirurgie – nicht zuletzt weil das Operationsergebnis durch die Patientin

    visuell beurteilbar ist. Als sekundäres Geschlechtsmerkmal ist der Stellenwert der

    ästhetischen Form der Brust für die Patientin nicht zu unterschätzen.

    Die häufigste Komplikation nach Mammaaugmentation durch Silikonprothesen ist die

    Kapselfibrose [32, 39]. Am häufigsten tritt diese innerhalb des ersten Jahres nach der

    Operation auf [41]. Nach der Operation bildet sich als natürliche Reaktion auf den

    eingesetzten Fremdkörper eine physiologische Bindegewebshülle, die im Idealfall dünn

    und elastisch bleibt. Bei der Kapselfibrose ist die Hülle jedoch fester und verdickt. Die

    Brust wird hierbei härter, spannt und es können starke Schmerzen auftreten. Durch

    Kontraktion der Bindegewebshülle kann sich die Silikonprothese und dadurch die

    gesamte Brust verformen. [14, 35] Schmerzen sowie eine Verhärtung der Brust sind

    die medizinischen Hauptgründe für eine spätere Explantation [83]. Umso wichtiger ist

    es, die Fremdkörperreaktion des Körpers gegenüber der Silikonprothese zu

    untersuchen und die Ursachen für eine Kapselfibrose näher zu beleuchten.

    Einteilung der Kapselfibrose in Schweregrade

    Von Wilfingseder und Baker wurden Klassifikationen eingeführt, welche die

    Veränderungen im angrenzenden Gewebe um die Prothese herum bzw. das klinische

    Erscheinungsbild beschreiben, wobei heutzutage im klinischen Alltag insbesondere

    die Klassifikation nach Baker Anwendung findet. Baker klassifizierte die

    Veränderungen anhand palpatorischer und makroskopischer Kriterien, wobei diese

    Einteilung untersucherabhängig ist. Wilfingseder teilte die Schweregrade der

    Kapselfibrose nach histopathologischen Kriterien ein. Zu beachten ist, dass der Grad I

  • Einleitung 14

    in beiden Einteilungen dem gewünschten postoperativen Idealzustand entspricht, also

    dem Fehlen einer Kapselfibrose.

    In der Tab. 1 sind beide Einteilungen im Vergleich dargestellt.

    Tab. 1: Übersicht der Klassifikationen nach Baker und Wilfingseder [59, 71, 84]

    Grad Baker Wilfingseder

    I Implantat nicht palpabel,

    Implantatkontur nicht sichtbar Dünne, nicht kontrahierte Kapsel

    II Implantat leicht verhärtet,

    Implantatkontur nicht sichtbar

    „konstriktive Fibrose“,

    keine Riesenzellen

    III Implantat deutlich verhärtet,

    Implantatkontur sichtbar „konstriktive Fibrose“, Riesenzellen

    IV Implantat stark verhärtet,

    disloziert und deformiert,

    Schmerzen

    Entzündungszellen, Fremdkörper-

    granulome, Neovaskularisierung,

    evtl. Neurome

    Ätiologie der Kapselfibrose

    Obwohl die Kapselfibrose die häufigste Komplikation nach Prothesenimplantation in

    der Mamma ist, wurde deren genaue Ursache bis dato nicht geklärt. Es wird von einer

    multifaktoriellen Pathogenese ausgegangen [73, 79].

    Fibrotische und inflammatorische Komponenten

    In der Vergangenheit wurden verschiedene Ursachen diskutiert, welche zur Ausbildung

    einer Kapselfibrose führen könnten. Eine zentrale Rolle spielt hierbei eine lokale

    Inflammation, bei der T-Helferzellen vom Typ 2 Interleukin-13 ausschütten. Dieses

    Zytokin stimuliert in Monozyten und Makrophagen die Produktion des Transforming

    growth factor β1 (TGFβ1). Dieser Vorgang wird durch Interleukin 4 und TNFα

    moduliert. [29, 56] TGFβ1 gilt als potenter Regulator im Umbau von Extrazellulärmatrix

    (EZM) [47, 48, 55, 83]. So ist TGFβ1 bei fibrotischen Erkrankungen wie Morbus

    Dupuytren, der Lungenfibrose, der Herzfibrose, sowie in Narbengewebe höher

    exprimiert als in gesundem Gewebe [53, 55]. Eine höhere Expression von TGFβ1

    wurde auch bei Patientinnen mit Kapselfibrose nachgewiesen. Diese korrelierte mit

    einer größeren Menge an gebildeter Extrazellulärmatrix (EZM). Zwischen TGFβ1 und

    dem Baker-Grad konnte allerdings keine signifikante Korrelation festgestellt werden.

    [52, 89]

  • Einleitung 15

    TGFβ1 ist außerdem das Schlüsselenzym bei Gewebeveränderungen, die mit

    Myofibroblasten einhergehen. Das Zytokin reguliert hierbei die Differenzierung dieser

    bifunktionalen Zellen. [16, 22] Die Umwandlung von Fibroblasten in Myofibroblasten

    führt ebenfalls zur gesteigerten Expression von TGFβ1 [81]. Unter den Myofibroblasten

    sind mesenchymale bifunktionale Zellen zu verstehen, die sowohl Eigenschaften der

    Fibroblasten (Produktion von Kollagen), als auch der glatten Muskelzellen (Fähigkeit

    zur Kontraktion) aufweisen und für die Kapselkontraktur verantwortlich gemacht

    werden. [5] Myofibroblasten finden sich klassischerweise bei der Wundheilung und bei

    fibroproliferativen Erkrankungen, wie beispielsweise der Lungen-, Leber- oder

    Nierenfibrose [31]. Zwischen den Myofibroblasten und dem Baker-Grad ließ sich eine

    positive Korrelation feststellen [14]. Auch im Rattenmodell wurde die Ausbildung einer

    neuen Schicht mit diesen Zellen angrenzend an die Silikonprothese beobachtet. [78]

    Des Weiteren kann es zum Silikonabrieb aus der Prothese kommen - dem

    sogenannten Silikonbluten [7, 27, 83]. Die Partikel führen zu einer lokalen

    Entzündungreaktion, indem Makrophagen aktiviert werden. Diese phagozytieren die

    Fremdpartikel, schütten daraufhin selbst Zytokine aus und halten so den

    inflammatorischen Prozess aufrecht.

    Der proinflammatorische Tumornekrosefaktor α (TNFα) spielt ebenfalls eine wichtige

    Rolle. Eine signifikante Korrelation bestand bei Patientinnen mit Kapselfibrose

    zwischen der Expressionsmenge des TNFα und der Höhe des Baker-Grades [89].

    Nach Zusammenlagerung von drei TNFα-Molekülen kann das Trimer an zwei

    verschiedene Rezeptoren binden. So aktiviert es zum einen den 55-kDA Typ I

    Rezeptor (TNFR1) und zum anderen den 75-kDA Typ II Rezeptor (TNFR2). Die

    bedeutendste Rolle im Signalweg spielt dabei die Aktivierung des TNFR1. TNFα

    aktiviert den Transkriptionsfaktor „kappa-light-chain-enhancer of activated B-cells“

    (NF-κB) und das Aktivatorprotein-1 (AP-1). [95] Beide spielen eine wichtige Rolle in der

    Regulation von Zellproliferation und Apoptose.

    Des Weiteren wurde beobachtet, dass TGFβ1 von TNFα beeinflusst wird [95]. TNFα

    und TGFβ stehen miteinander in biologischer Wechselwirkung.

    Bakterien

    Es wird ebenfalls eine bakterielle Genese diskutiert, die zur Inflammation führen soll.

    So könnten etwa Bakterien der Hautflora, wie Staphylococcus epidermidis iatrogen bis

    zur Brustprothese verschleppt werden und einen Biofilm bilden [50, 65, 67]. Diesen

    nutzen sie als Schutz vor der Opsonierung. Das bedeutet, die Bakterien sind

    schlechter durch Abwehrzellen wie etwa Neutrophile angreifbar, da sie sich mit ihrem

  • Einleitung 16

    Biofilm schützen. Vor allem aber begünstigen die Bakterien eine Fibrose, die potenziell

    in einer Kapselkontraktur münden kann [24, 50, 86]. In einer klinischen Studie wurde

    nachgewiesen, dass die Kapselkontraktur signifikant mit dem Vorhandensein von

    Bakterien auf dem Implantat korreliert [21].

    Kollagenschicht

    Um die Silikonprothese scheint sich immer eine neue Kollagenschicht zu bilden. Diese

    wird in der Literatur auch als Kapsel bezeichnet, die das Implantat global umgibt. [17,

    63, 78, 97] Eine Kontraktion durch dieses proliferierende Gewebe ist denkbar. Es

    konnte gezeigt werden, dass die Stärke der Kapselkontraktur mit der

    Kollagenschichtdicke korreliert [71, 83]. Aus diesem Grund wurde in der Vergangenheit

    zudem der Proliferationsmarker Ki67 gemessen. Erwartungsgemäß sollte die

    Proliferationstendenz bei der Kapselfibrose hoch sein. Ki67 war bei Patientinnen mit

    Kapselfibrose zwar exprimiert, korrelierte jedoch nicht mit der Höhe des Baker-

    Grades [82]. Ki67 wird ansonsten klassischerweise in der Tumordiagnostik eingesetzt,

    um die Mitoserate der Tumorzellen einschätzen zu können.

    Remodeling im angrenzenden Gewebe der Silikonprothese

    Matrix-Metalloproteinasen (MMP) und deren Inhibitoren “Tissue inhibitors of

    metalloproteinase“ (TIMP) sind für den Umbau der EZM zuständig. So kann eine

    geringere Expression der MMP bzw. eine höhere Expression von TIMP zur vermehrten

    Produktion von periprothetischer EZM führen [93].

    Die MMP1 ist eine interstitielle Kollagenase, welche EZM abbaut. Der Erwartung nach

    könnte dieses Enzym bei der Ausbildung einer neuen Kollagenschicht weniger aktiv

    sein, wenn sich eine Kollagenschicht um das Implantat bildet. Speziell bei Patientinnen

    mit Kapselfibrose oder Morbus Dupuytren war der Mengenunterschied der MMP1 im

    Vergleich zu gesunden Patienten jedoch nicht signifikant [91, 92].

    Die Gegenspieler der MMP sind die TIMP. Diese Inhibitoren binden die MMP dabei in

    einer 1:1 Stöchiometrie. In humanem Mammagewebe wurden bisher vier verschiedene

    Typen identifiziert: TIMP1, -2, -3 und -4. Diese Moleküle sind zu 40% homolog in ihrer

    Struktur und bezüglich ihrer Reaktionspartner unspezifisch, jedoch unterscheiden sie

    sich in ihrer Bindungsaffinität. Bei fibrösen Umbauvorgängen in der EZM sind MMP

    und TIMP dysreguliert und unterstützen nach einer Gewebeschädigung den

    Heilungsprozess. Sowohl MMP als auch TIMP tragen also zur Regulation des Auf- und

    Abbaus von EZM bei. [11, 64] In der Ätiologie der Kapselfibrose scheint hierbei vor

  • Einleitung 17

    allem TIMP1 eine Rolle zu spielen. Bei Patientinnen mit höherem Baker-Grad wurden

    signifikant höhere Serumkonzentrationen des TIMP1 gemessen [92].

    Des Weiteren wurde in vergangenen Studien das Verhältnis von MMP zu TIMP per

    Enzyme Linked Immunosorbent Assay (ELISA) in humanem Serum untersucht. Dieses

    war sowohl bei größerer Ausprägung einer Kapselfibrose, als auch bei Morbus

    Dupuytren signifikant geringer als in gesundem Gewebe [91, 92]. Dies bestätigt eine

    Dysregulation zwischen MMP und TIMP bei Fibrose.

    Tierexperimentelle Untersuchungen zur Dysregulation der MMP und der TIMP beim

    Einsatz von Silikonprothesen fehlen bislang.

    Prävention der Kapselfibrose

    Zur Prävention einer Kapselfibrose werden in der Literatur verschiedene Möglichkeiten

    diskutiert. Die wichtigsten Ansatzpunkte sind hierbei Eigenschaften der Silikonprothese

    selbst, das operative Vorgehen und die zusätzliche Implantation einer Hüllschicht. Ziel

    ist eine Reduktion der Inflammation im angrenzenden Bereich um die Silikonprothese.

    Auch bezüglich des operativen Vorgehens gibt es zahlreiche Untersuchungen, welche

    das Ergebnis für die Patientin untersuchen. In-vitro zeigten humane Fibroblasten

    bezüglich einer texturierten oder glatten Oberfläche Verhaltensunterschiede. [81] Es

    konnte gezeigt werden, dass texturierte Silikonprothesen weniger häufig zu einer

    Kapselfibrose führen als glatte Silikonprothesen. Zudem erwies sich diesbezüglich eine

    submuskuläre Lage der Silikonprothese als protektiv im Vergleich zu einer

    subglandulären Lage. Zusammenfassend scheint eine texturierte Silikonprothese,

    welche submuskulär eingebracht wird, die besten Ergebnisse zu erzielen bzw. die

    geringsten Komplikationen hervorzurufen. [88] Außerdem sind Silikonprothesen in

    verschiedenen Formen erhältlich. Hierbei konnte kein signifikanter Unterschied

    zwischen runden und anatomischen Silikonprothesen festgestellt werden. [33] Des

    Weiteren ist ein aseptisches Arbeiten im Umgang mit der Silikonprothese essentiell.

    Vor dem Einbringen der Silikonprothese kann ein Handschuhwechsel des Chirurgen

    sowie eine erneute Desinfektion des OP-Gebietes und eine Folienabdeckung der

    Implantattasche erfolgen. Die sterile Folie wird danach mit einem frischen Skalpell

    durchtrennt und die Silikonprothese in die Tiefe eingesetzt. Zudem kann das Implantat

    mit einer sterilen Plastiktüte im Sinne eines Spritzbeutels ohne Hautkontakt

    eingebracht werden. Auf diese Weise sollen kleinste Läsionen an der Prothese und vor

    allem eine Kontamination der Silikonprothese mit Keimen der Hautflora gering gehalten

    werden. Speziell die Besiedlung der Silikonprothese mit Bakterien und die damit

    einhergehende Biofilmbildung erwies sich als möglicher Auslöser für eine

  • Einleitung 18

    Kapselfibrose. Insbesondere Staphylokokken und Streptokokken, also Bakterien der

    Hautflora, können zu Infektionen führen. [3] Experimentell wurden bisher

    verschiedenste Substanzen eingesetzt, um eine Kapselfibrose zu verhindern. Der

    Einsatz von Botulinum Neurotoxin Typ A zeigte beispielsweise präventive Effekte

    hinsichtlich einer Kapselfibrose im Mausmodell [57]. Applikationen mit Vitamin E,

    Steroiden, Antibiotika und Leukotrienantagonisten erwiesen sich ebenfalls als protektiv

    [58, 96]. Auch das antiprotozoisch wirkende Medikament Halofuginon reduzierte die

    Neubildung von Kollagen [66].

    Zur besseren Integration der Silikonprothese werden in der Klinik zudem bereits

    verschiedene azelluläre Matrizes eingesetzt. Hierfür wurde ein Verfahren etabliert, bei

    dem das (humane/porzine/bovine) Spendergewebe gereinigt, konserviert und

    sterilisiert wird. Unterschieden wird zwischen humanen, bovinen und porzinen

    Präparaten.

    Azelluläre Matrizes werden heute in verschiedensten chirurgischen Fächern

    verwendet. In der plastischen Chirurgie werden sie etwa zur Versorgung von

    Brandwunden, Bauchwandrekonstruktion, Mammaaugmentation durch Silikon-

    prothesen, Nasenrückenrekonstruktion, Vaginalplastik oder Lidstraffung eingesetzt.

    Dies sind nur einige Beispiele aus dem weitreichenden Anwendungsbereich. [9, 10, 13,

    20, 38, 45]

    3.3 Azelluläre Dermis

    Als Übergang zwischen körperfremder Silikonprothese und körpereigenem Gewebe

    könnte eine Schicht aus azellulärer Dermis fungieren. Diese soll im Idealfall eine

    Fremdkörperreaktion und somit eine Kapselfibrose verhindern.

    Bis dato wurden neben allogenem Material verschiedenste xenogene Transplantate

    aus bovinem oder porzinem Gewebe extrahiert. In der Vergangenheit wurde die

    Integration azellulärer Matrizes im Rattenmodell histologisch über einen Zeitraum von

    12 Wochen untersucht. Die APD soll als biologische Matrix in den Körper integriert

    werden und zu weniger Fremdkörperreaktion führen. Ob sie eine Kapselfibrose in der

    Klinik schlussendlich effizient verhindern kann, wurde bisher nicht bestätigt.

    Im Jahr 2013 wurde die azelluläre porzine Dermis Fortiva® in den USA zugelassen

    (Fortiva®, Tutogen Medical, Neunkirchen am Brand, Deutschland). Es handelt sich um

    eine unvernetzte kollagene Matrix. Laut Hersteller soll diese ausreichend durchlässig

    sein, um eine Neovaskularisation und ein Remodeling zu ermöglichen. Die APD soll im

    http://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=antiprotozoisch

  • Einleitung 19

    Idealfall also von körpereigenen Gefäßen und Zellen infiltriert und dadurch in den

    Körper integriert werden.

    3.4 Zielsetzung und Fragestellung

    Ziel dieser Studie war es, die Auswirkung von APD auf die Integration von

    Silikonprothesen in der Ratte zu untersuchen. Hierfür wurden Parameter untersucht,

    welche bei Patientinnen mit Kapselfibrose typischerweise verändert sind. Anhand

    dieser Marker sollten Inflammation, Proliferation und Fibrose in unmittelbarer

    Umgebung der Silikonprothese beurteilt werden. Verglichen wurde der Einsatz von

    Silikonprothesen mit und ohne Hülle aus APD.

    Das Hauptaugenmerk lag hierbei auf der Langzeitgruppe von 52 Wochen. Bis dato

    wurde in der Vergleichsliteratur bei vergleichbaren Fragestellungen keine annähernd

    langfristige Untersuchung mit einer solch hohen Stichprobenzahl durchgeführt.

    Des Weiteren sollte untersucht werden, welche Reaktionen die APD bei solitärer

    Implantation (ohne eine Silikonprothese) hervorruft.

  • Material und Methoden 20

    4 Material und Methoden

    4.1 Versuchsaufbau und Gruppeneinteilung

    Alle Versuche dieser Studie wurden von der Ethikkommission der Friedrich-Alexander-

    Universität Erlangen-Nürnberg autorisiert und es lag eine Genehmigung der Regierung

    Mittelfranken (Ansbach, Deutschland) vor (Tierversuchsantragsnummer 54-2532.1-

    50/13).

    Für die Versuche standen insgesamt 84 syngene Lewis-Ratten zur Verfügung. Die

    Tiere wurden drei verschiedenen Gruppen zugeteilt:

    In der Versuchsgruppe (n=32 Tiere) wurden Silikonprothesen mit APD als Hüllmatrix

    eingesetzt.

    In der Kontrollgruppe (n=28 Tiere) wurden nur Silikonprothesen implantiert.

    In der zusätzlichen Versuchsgruppe (n=24 Tiere) wurde nur APD implantiert.

    Die Abb. 1 zeigt diese Gruppeneinteilung zusammenfassend.

    Abb. 1: Schema der Gruppen

  • Material und Methoden 21

    In allen drei Gruppen wurden jeweils zwei Konstrukte pro Tier dorsal links und rechts

    eingesetzt. Die Lage der Prothesen ist der Abb. 2 zu entnehmen.

    Abb. 2: Ratte nach der Implantation von zwei Silikonprothesen mit APD

    Das Foto zeigt exemplarisch eine Ratte der 6-Wochen-Versuchsgruppe unmittelbar nach der Implantation

    der Prothesen. Im rasierten Operationsgebiet ist die Lage beider Konstrukte lateral der Lendenwirbelsäule

    zu erkennen. Am Kopfende wird die Ratte per Inhalationsnarkose versorgt.

    In der Tab. 2 ist die Anzahl der Versuchstiere der genannten Gruppen dargestellt. Die

    doppelte Anzahl der Konstrukte im Vergleich zur Anzahl der Ratten ergibt sich durch

    die beidseitige Implantation.

    Tab. 2: Umfang der definierten Gruppen

    Gruppe Ratten (n=) Konstrukte (n=)

    Kontrollgruppe 28 56

    Versuchsgruppe 32 64

    Zusätzliche Versuchsgruppe 24 48

    Insgesamt 84 168

    Zu Beginn wurden alle 168 Konstrukte implantiert. Nach 3, 6, 12 und 52 Wochen

    erfolgte die Explantation.

  • Material und Methoden 22

    Die jeweilige Anzahl der explantierten Elemente kann der Tab. 3 entnommen werden.

    Tab. 3: Anzahl der Explantate nach Zeitpunkten und Gruppen

    Gruppe

    Konstrukte

    Explantations-

    Zeitpunkt

    3 Wochen

    (n=)

    Konstrukte

    Explantations-

    Zeitpunkt

    6 Wochen

    (n=)

    Konstrukte

    Explantations-

    Zeitpunkt

    12 Wochen

    (n=)

    Konstrukte

    Explantations-

    Zeitpunkt

    52 Wochen

    (n=)

    Kontroll-

    gruppe 10 12 12 22

    Versuchs-

    gruppe 16 16 16 16

    Zusätzliche

    Versuchs-

    gruppe

    12 12 12 10*

    * Zum Explantationszeitpunkt 52 Wochen fehlten zwei Explantate in der zusätzlichen Versuchsgruppe, da

    eine Ratte verstorben ist.

    Die Anzahl der Versuchstiere in der zusätzlichen Versuchsgruppe wurde aus ethischen

    Gründen geringer gewählt als in der Versuchsgruppe, da lediglich eine untergeordnete

    Fragestellung untersucht werden sollte.

    Die Anzahl der explantierten Konstrukte waren in Versuchs- und Kontrollgruppe

    unterschiedlich hoch. Für die molekularbiologische Auswertung wurde jedoch jeweils

    die gleiche Anzahl an Proben in den Gruppen ausgewählt. Bei der statistischen

    Auswertung wurden Modelle angewandt, welche die verschieden hohe Probenanzahl

    berücksichtigen.

    4.2 Versuchstiere

    Da im Körper zahlreiche biologische Faktoren zusammenspielen und davon

    ausgegangen werden muss, dass die Kapselfibrose einer multifaktoriellen

    Pathogenese obliegt, war es notwendig, die Auswirkungen der APD im lebenden

    Organismus zu untersuchen. Nur in einem dem Menschen ähnlichen Lebewesen kann

    den vielfältigen biologischen Vorgängen und Interaktionen Rechnung getragen werden,

  • Material und Methoden 23

    so dass für diese Arbeit nur ein Säugetier in Frage kam. Ratten sind die

    sinnesphysiologisch am niedrigsten entwickelten Tiere, bei welchen die Implantation

    der Konstrukte praktikabel ist. Die Lewis-Ratte eignet sich als etabliertes Versuchstier

    für die Beurteilung der Integration von APD und Silikonprothese und deren Auswirkung

    auf die Kapselfibrose. Bei den Versuchstieren handelte es sich um 84 syngene

    männliche Lewis-Ratten (Charles River, Sulzfeld, D). Untergebracht wurden die Tiere

    unter Befolgung der tierschutzrechtlichen Vorgaben im Franz-Penzoldt-Zentrum der

    Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Ratten wurden bei einer

    konstanten Raumtemperatur von 22°C, einer gleichbleibenden Luftfeuchtigkeit von

    50% und einem Hell-/Dunkelzyklus von 12 Stunden in Einzelkäfigen gehalten. Ihnen

    stand artgerechtes Futter ad libitum zur Verfügung (ssniff Spezialdiäten, Soest, D). Die

    Ratten wurden mindestens eine Woche vor dem operativen Eingriff geliefert, um eine

    Adaptation an die neue Umgebung zu gewährleisten.

    4.3 Silikonprothesen

    Aufgrund der Größenverhältnisse zwischen einer Ratte und herkömmlichen

    Mammaprothesen wurden kleinere Hundehoden-Prothesen eingesetzt. Deren Aufbau

    entspricht dem der Mammaprothesen. Insgesamt kamen 180 sterile glatte

    Silikonprothesen mit einer Länge von 0.63" inch = 1.6 cm zum Einsatz (Neuticles

    UltraaNeuticles®ULTRAPLUS XX small, Neuticles CTICorporation, Oak Grove, MO,

    USA). Die Silikonprothesen mussten nach der Explantation entfernt und entsorgt

    werden, bevor das umliegende Gewebe untersucht werden konnte. In der Abb. 3 sind

    exemplarisch zwei Silikonprothesen dargestellt.

    Abb. 3: Zwei Silikonprothesen vor Implantation in der Kontrollgruppe

    http://www.fpz.uni-erlangen.de/

  • Material und Methoden 24

    4.4 Azelluläre porzine Dermis

    Bei dem eingesetzten Produkt handelt es sich um eine biologische Matrix, die aus

    porziner Dermis zell- und antigenfrei aufbereitet wird (Fortiva®, Tutogen Medical,

    Neunkirchen am Brand, D). Hierbei wird das xenogene Transplantat gewebeschonend

    gereinigt, sterilisiert und anschließend bestrahlt. Die bei Lieferung prähydrierte APD

    wurde unter sterilen Bedingungen bei Raumtemperatur und vor Sonne geschützt

    gelagert. Das Produkt ist mit der CE-Kennzeichnung 0197 zertifiziert (TÜV Rheinland

    LGA Products). Die verwendete APD war laut Hersteller 16 cm lang, 20 cm breit und

    1,5 mm ± 3 mm dick. Vor der Implantation wurde sie jedoch unter sterilen Bedingungen

    an die Größe der Silikonprothesen angepasst. Der Zuschnitt erfolgte so, dass die APD

    als geschlossene Hüllschicht um die Silikonprothese gelegt werden konnte.

    In der Abb. 4A und B ist das Material nach Zuschnitt im Querschnitt und in

    Flächenansicht dargestellt. Außerdem erlaubt der abgebildete Nadelhalter im Foto eine

    grobe Einschätzung der Größenverhältnisse. Die verschlossene APD als Hülle um die

    Silikonprothese ist in Abb. 4C von oben und in Abb. 4D von der Seite dargestellt. Die

    APD wurde hierbei durch eine fortlaufende Naht verschlossen.

    Abb. 4: Azelluläre porzine Dermis

    (A) APD im Querschnitt; (B) APD in Flächenansicht; (C,D) Mit APD umhüllte Silikonprothesen

    4.5 Operationsprotokolle

    Implantation

    Die Ratten wurden mit Isofluran inhalativ narkotisiert und anschließend gewogen

    (Forene® 100%, Völtar GmbH, Hamburg, D). Nachfolgend wurde das Fell im

    Operationsbereich abrasiert und mit alkoholhaltigem Hautantiseptikum steril

    abgewaschen (Cutasept® F, Bode Chemie, Hamburg, D).

    In die Nackenfalte wurden 0.2 ml Rimadyl® (Wirkstoff: Carprofen) subcutan injiziert

    (Pfizer Deutschland GmbH, Berlin, D). Dieses Analgetikum gehört zur Gruppe der

    C D B A

  • Material und Methoden 25

    nichtsteroidalen Antirheumatika. Zur Antibiose wurden 0.2 ml Veracin® (Wirkstoffe:

    Dihydrostreptomycinsulfat, Benzylpenicillin-Procain und Benzylpenicillin-Benzathin)

    intramuskulär in die Hinterläufer gespritzt (Albrecht GmbH, Aulendorf, D).

    Lateral der Lendenwirbelsäule erfolgte anschließend die Hautinzision per Skalpell. Mit

    einer Präparierschere wurde unter dem Panniculus carnosus eine kleine Tasche

    stumpf freigelegt. In diese wurde das jeweilige Konstrukt eingesetzt. Schließlich

    wurden Dermis und Subkutis durch Einzelknopfnähte mit einem resorbierbaren

    geflochtenen Faden aus Polyglactin 910 adaptiert (Vicryl® 4-0, Johnson&Johnson

    Medical GmbH, Ethicon Surgical Care, Norderstedt, D). Während der Aufwachphase

    wurden die Tiere überwacht und erhielten im Anschluss Trinkwasser, welches 3 Hübe

    Tramadolhydrochlorid auf 500 ml Wasser (entspricht einer Konzentration von 75 mg/l)

    enthielt (Tramal® Tropfen, Grünenthal, Aachen, D). Während der ersten 10 Tage nach

    der Operation wurde täglich die Lokalisation der Implantate palpatorisch überprüft und

    eine Wundheilungsstörung, sowie subcutane Serombildung ausgeschlossen.

    Explantation

    Zunächst wurden die Ratten mit Isofluran (Forene® 100%, Völtar GmbH Hamburg, D)

    inhalativ narkotisiert und anschließend gewogen. Das Fell wurde im Operationsgebiet

    rasiert und antiseptisch abgewaschen (Cutasept® F, Bode Chemie, Hamburg, D). Mit

    einer chirurgischen Schere wurde behutsam von der Haut bis in die Tiefe zum

    implantierten Konstrukt präpariert. Daraufhin erfolgte die Exstirpation hufeisenförmig

    unter dem Konstrukt. Die En-bloc-Resektate wurden bis zur histologischen

    Aufarbeitung in Formaldehyd (Roti®-Histofix 4%, Carl Roth GmbH, Karlsruhe, D) im

    Kühlschrank bei 4°C aufbewahrt. Die Euthaniserung der Tiere erfolgte unter

    Aufrechterhaltung der Narkose unmittelbar nach der Explantation durch die

    intrakardiale Injektion von 0,5 ml T61® (Intervet Deutschland GmbH,

    Unterschleißheim, D).

  • Material und Methoden 26

    4.6 Aufarbeitung der Gewebeproben

    Am Tag nach der Explantation wurden die Konstrukte für die molekularbiologischen

    und histologischen Untersuchungen vorbereitet. Bei den Explantaten der Versuchs-

    und Kontrollgruppe wurde die Silikonprothese zunächst entfernt. Die Resektate wurden

    mit der Hautseite nach unten auf einer glatten Unterlage ausgerichtet.

    Wie in der Abb. 5 eingezeichnet, wurden mit einem Skalpell in senkrechter paralleler

    Schnittführung vier Teile abgetrennt. Es wurde darauf geachtet, dass in jedem

    Abschnitt alle Schichten des Konstrukts enthalten sind. Für die histologische

    Auswertung wurden drei Zuschnitte von je etwa 8 mm Dicke (s. Abb. 5,

    Markierungen A-C) und für die molekularbiologische Auswertung ein etwas breiterer

    Anteil von etwa 12 mm Dicke zugeschnitten (s. Abb. 5, Markierung D). Letzterer wurde

    für die molekularbiologischen Untersuchungen aus Frischgewebe aufbewahrt. Die

    finalen Ergebnisse der qPCR entstammen jedoch den Untersuchungen aus

    Paraffinblöcken - also aus Abschnitt A, B oder C (nähere Informationen zur RNA-

    Isolation aus Paraffinblöcken s. Kap. 4.7).

    Abb. 5: Schematischer Zuschnitt eines Explantates

    Probe der Versuchsgruppe, Explantations-Zeitpunkt 6 Wochen; Unter der Gewebevorwölbung befindet

    sich noch die mit APD umhüllte Silikonprothese. Diese wurde vor dem Zuschnitt entnommen.

    (A-C) Proben für die histologischen und molekularbiologischen Untersuchungen; (D) Probe, die

    ursprünglich für die molekularbiologischen Untersuchungen hervorgesehen war

    Anschließend wurden die zugeschnittenen Proben für die histologischen

    Untersuchungen mit der optisch besseren Schnittfläche nach unten zeigend einzeln in

    Einbettkassetten gelegt. Hierbei wurde darauf geachtet, dass zwischen den

    Gewebeschichten keine Scherkräfte entstehen. Bereits hier wurden die drei Schnitte

    makroskopisch nach Adhärenz, Glätte der Schnittfläche und Vollständigkeit beurteilt

    und aufgrund dieser Kriterien in eine Rangfolge gebracht. Waren die Schichten unter

    A B C D

  • Material und Methoden 27

    dem Mikroskop nicht adhärent, so konnte der makroskopisch zweitbeste Schnitt

    untersucht werden.

    Zunächst erfolgte die Dehydrierung im Gewebeeinbettautomat nach Protokoll, welches

    der Tab. 4 zu entnehmen ist (Shandon Hypercenter XP, Thermo Shandon

    GmbH/Thermo Fisher Scientific Inc., Waltham, MA, USA). Die entwässerten Proben

    wurden anschließend in einer Ausgießstation (Shandon Histocenter 2, Thermo

    Shandon GmbH/Thermo Fisher Scientific Inc., Waltham, MA, USA) in Paraffin

    eingebettet.

    Tab. 4: Entwässerungsprotokoll

    Reagenz Inkubationszeit (min)

    Formalin 10%1

    180

    Ethanol 70%2 30

    Ethanol 96%2 60

    Ethanol 100%2 2x60

    Isopropanol2 2x60

    Xylol2 3x60

    Paraffin3 2x60

    Spülung mit Paraffin3 20

    1Roti®-Histofix 10 %, Carl Roth GmbH & Co. KG, Karlsruhe, D

    2Carl Roth GmbH & Co. KG, Karlsruhe, D

    3Sasol Wax GmbH, Hamburg, D

    4.7 Molekularbiologische Untersuchungen

    Für die molekularbiologischen Untersuchungen wurde Boten-Ribonukleinsäure (engl.:

    messenger ribonucleic acid; mRNA) aus den Paraffinblöcken isoliert, anschließend in

    komplementäre Desoxyribonukleinsäure (cDNA) umgeschrieben und mit Hilfe der

    Real-time Polymerasekettenreaktion (qPCR) vervielfältigt. Die initiale Menge der

    exprimierten Gene sollte anschließend Aufschluss über regulatorische Veränderungen

    in Kontroll- bzw. Versuchsgruppe geben. Bei den finalen Untersuchungen wurden

    jeweils acht Proben der Versuchsgruppe und acht der Kontrollgruppe zu den

    Explantations-Zeitpunkten 12 und 52 Wochen - also insgesamt 32 Proben - untersucht.

  • Material und Methoden 28

    Es wurden solche Gene herangezogen, die Aufschluss über inflammatorische sowie

    fibrotische Umbauvorgänge im Gewebe geben könnten: TGFβ1 wurde als

    Fibrosemarker eingesetzt, TNFα fungierte als inflammatorischer Marker und MMP1

    sowie TIMP1 wurden als Indikatoren für ein Remodeling eingesetzt.

    Etablierung geeigneter Methoden

    Der nachfolgende Abschnitt beschäftigt sich mit der Optimierung der

    molekularbiologischen Methoden. Die endgültigen Protokolle sind den Kapiteln 4.7.1-

    4.7.4 zu entnehmen.

    RNA-Isolation aus Paraffinblöcken

    Die molekularbiologischen Fragestellungen ergaben sich während der Anfangsphase

    des Projekts. Als bereits erste Explantationen stattgefunden hatten, waren die

    exstirpierten Präparate ausschließlich in Form von Paraffinblöcken konserviert worden.

    Bei allen nachfolgenden Explantationen wurde zusätzlich zur Paraffinkonservierung

    jeweils ca. ein Drittel des entnommenen Frischgewebes eingefroren.

    Zunächst musste geprüft werden, ob sich aus den ersten Paraffinblöcken, welche zu

    diesem Zeitpunkt bereits mehrere Monate bei Raumtemperatur gelagert worden waren

    grundsätzlich mRNA isolieren lässt. Hierfür wurde zunächst das RNeasy® FFPE Kit

    getestet (Qiagen GmbH, Hilden, D). Zunächst konnten hiermit nur geringe Mengen bis

    gar keine mRNA gewonnen werden. Die höchste gemessene Dichte an isolierter

    mRNA in Lösung lag mit dieser Methode vorerst bei nur 24.8 ng/μl.

    Die Möglichkeit aus den Paraffinblöcken mRNA zu gewinnen schien also grundsätzlich

    gegeben, jedoch war eine deutliche Optimierung bei der Isolation notwendig.

    Hierfür wurde ein paraffinlösendes Produkt, welches keinen Einfluss auf die Struktur

    der Nukleinsäuren hat vor dem Isolationsprozedere zu den Paraffinschnitten gegeben.

    Das Protokoll der mRNA-Isolation wurde auf diese sogenannte „Deparaffinization

    Solution“ (Qiagen GmbH, Hilden, D) abgestimmt und anhand der Ergebnisse weiter

    optimiert.

    Beim Vortexen von fünf Paraffinschnitten mit je 10 μm Dicke kam es auch mit der

    Deparaffinization Solution zur Agglomeration im Eppendorf-Gefäß, die sich auch mit

    Wärme nicht revidieren ließ. Deshalb wurde die Anzahl der eingesetzten

    Paraffinschnitte auf drei reduziert. Mit mehr Flüssigkeit im Verhältnis zum

    Paraffinschnitt konnte die Isolation schließlich deutlich erleichtert werden.

  • Material und Methoden 29

    RNA-Isolation aus Frischgewebe

    Da die Isolation aus Paraffinblöcken im Vergleich zum Frischgewebe aufwendiger und

    kostspieliger ist, sollte validiert werden, ob dieses Vorgehen auch hinsichtlich der

    Qualität der mRNA eine tragbare Alternative darstellt. So wurde zusätzlich aus

    mehreren tiefgefrorenen Frischgewebeproben mRNA isoliert und diese bezüglich der

    Konzentration und der Reinheit mit dem Isolationsverfahren aus Paraffinblöcken

    verglichen. Hierfür wurde als Bewertungsmaßstab der Quotient aus den Extinktionen

    bei 260 nm und 280 nm gewählt, der maschinell gemessen wurde. Für RNA liegt der

    optimale Wert dieses Quotienten bei 2. Ist der Quotient geringer, so kann von einer

    Verunreinigung durch Proteine, Phenol oder andere Kontaminanten ausgegangen

    werden. Zwischen den Isolationsmethoden aus Paraffinblöcken und Frischgewebe

    konnte diesbezüglich kein Unterschied beobachtet werden. Beim Frischgewebe konnte

    jedoch eine deutlich höhere Dichte der mRNA in Lösung erzielt werden. Diese lag bei

    durchschnittlich 2112.5 ng/μl. Jedoch musste zur Transkription in cDNA ohnehin stets

    die gleiche Menge an mRNA eingesetzt werden - sprich die Probe wurde je nach

    initialer Dichte entsprechend mit Wasser verdünnt. Deshalb konnte die Diskrepanz bei

    den Dichtemessungen vernachlässigt werden. Lediglich eine zu geringe Dichte, die

    willkürlich bei einem Wert von unter 20 ng/μl definiert wurde, sollte als insuffizient

    eingestuft werden. Bei solchen Proben wurde die RNA-Isolation wiederholt.

    RNA-Gelelektrophorese

    Außerdem wurde stichprobenweise eine RNA-Gelelektrophorese durchgeführt. Das

    bedeutet RNA-Fragmente wurden nach Größe aufgetrennt, wanderten danach entlang

    einer angelegten Spannung und wurden schließlich im UV-Licht sichtbar gemacht. Auf

    diese Weise konnte erneut sichergestellt werden, dass außer der relevanten

    Nukleinsäure keine weiteren irrelevanten genetischen Informationen isoliert wurden

    (wie etwa menschliche RNA des Untersuchers).

    Fazit

    Da bei der Isolation aus Paraffinblöcken zusammenfassend keine Qualitätseinbußen

    der extrahierten mRNA verzeichnet wurden, konnte diese Methode für die finalen

    Ergebnisse angewendet werden.

  • Material und Methoden 30

    Transkription der mRNA in cDNA

    Zum Umschreiben der mRNA in cDNA wurden zwei verschiedene Kits getestet. Das

    Sensiscript® Reverse Transcription Kit (Qiagen GmbH, Hilden, D) lieferte in

    Verbindung mit der anschließenden qPCR bessere Ergebnisse als das Quantitect®

    Reverse Transcription Kit (Qiagen GmbH, Hilden, D), so dass für die finalen

    Untersuchungen ersteres verwendet wurde. Einzig der Primer Mix wurde aus

    wirtschaftlichen Gründen weiterhin aus dem Quantitect® Reverse Transcription Kit

    verwendet.

    qPCR

    Für die qPCR wurde stets der SsoAdvanced™ Universal SYBR® Green Supermix

    verwendet (Bio-Rad Laboratories GmbH, München, D).

    Die Temperatur, bei der sich die Primerpaare an die cDNA anlagern wird als

    Annealing-Temperatur bezeichnet. Ist diese zu niedrig gewählt, so kommt es zu einer

    instabilen Bindung. Ist sie zu hoch, so wird überhaupt kein Produkt gebildet. In

    Kombination mit dem qPCR Kit sollte die ideale Annealing-Temperatur für das

    Protokoll bestimmt werden. Für jeden Primer wurde eine qPCR bei verschiedenen

    Temperaturen durchgeführt. Getestet wurden in 0.2°C-Schritten Annealing-

    Temperaturen zwischen 59°C und 60.2°C. Hierbei wurde aus der Versuchsgruppe

    sowohl Frischgewebe, als auch Gewebe aus Paraffinblöcken untersucht. Bei beiden

    Verfahren konnten optimale Ergebnisse bei einer Temperatur von 59°C erzielt werden.

    Standardkurve

    Zum Test der Primereffizienz wurde je Primer-Paar eine qPCR mit unterschiedlichen

    Konzentrationen der cDNA durchgeführt. Die Probe mit der höchsten Konzentration

    enthielt 4 μl cDNA. Beim darauffolgenden Well lag die Konzentration der cDNA jeweils

    noch bei 1:5 der vorherigen. Es wurden insgesamt fünf Verdünnungsstufen

    durchgeführt. Idealerweise soll die resultierende Gerade in der qPCR eine Steigung

    von m= -3.3 vorweisen. Die Effizienz E, welche automatisch durch das Programm

    errechnet wird, soll Werte zwischen 90% und 110% annehmen. Der Parameter R2,

    welcher die Linearität bewertet, soll größer als 0.99 sein.

  • Material und Methoden 31

    Primerdesign

    Wenn die Effizienz des Primer-Paares schlecht war oder wiederholt „Primer-Dimer“

    aufgetreten waren, wurde ein neues Primer-Paar designt. Unter „Primer-Dimern“

    versteht man die fälschliche gegenseitige Anlagerung von Primern, in dessen Folge die

    gesuchte DNA-Sequenz nicht vervielfältigt wird. Diese wurden hinsichtlich Primerlänge,

    Produktlänge und angegebener Schmelztemperatur variiert (Primer-Blast, National

    Center for Biotechnology Information, U.S. National Library of Medicine, Bethesda, MD,

    USA). Die Suche nach einem geeigneten Primer-Paar wurde hinsichtlich folgender

    Parameter eingegrenzt: Die Produktlänge (vervielfältigte DNA des gesuchten Gens)

    sollte zwischen 40 und 50 Basenpaaren (bp) liegen. Das Primer-Paar selbst sollte

    20 bp lang sein. Die Schmelztemperatur sollte zwischen 59°C und 60°C gewählt

    werden, da hier das qPCR Kit sein Wirkoptimum hat. Die „Selbstkomplementarität“

    innerhalb des Primer-Paares, also die Übereinstimmung in komplementären Basen

    sollte den Wert 3 nicht übersteigen. Bei zu hoher Selbstkomplementarität wären

    Primer-Dimer die Folge. Außerdem sollte der Gehalt an Guanin und Cytosin möglichst

    gering gehalten werden, da dieser mit der Schmelztemperatur korreliert.

    Zusammenfassend wurden in den verschiedenen Schritten bis hin zur qPCR mehrere

    Kits getestet und Protokolle angepasst. Letztendlich wurde die qualitativ beste

    Kombination der Produkte aus den drei verschiedenen Schritten (mRNA-Isolation,

    cDNA-Synthese und qPCR) ausgewählt und für alle Proben angewandt.

  • Material und Methoden 32

    4.7.1 mRNA-Isolation aus Paraffinblöcken

    Zunächst wurden von jedem Paraffinblock drei 10 µm dicke Schnitte mit einem

    Mikrotom angefertigt und in Eppendorf-Gefäße gegeben. Zum Entparaffinieren wurde

    die „Deparaffinization Solution“ zugegeben (Qiagen GmbH, Hilden, D). Die Mischung

    wurde für 10 s in einem Vortexer gemischt und für 3 min auf 56°C erhitzt. Anschließend

    wurde die Probe wieder auf Raumtemperatur abgekühlt. Für die nachfolgende mRNA-

    Isolation wurde das RNeasy® FFPE Kit (Qiagen GmbH, Hilden, D) verwendet, welches

    speziell für Paraffinproben geeignet ist. Die Isolation erfolgte für jede Probe nach

    demselben Protokoll in der Tab. 5.

    Tab. 5: Protokoll der RNA-Isolation

    Reagenz/ Tätigkeit Inkubationszeit Temperatur

    240µl Buffer PKD1

    - 20°C

    Zentrifugieren bei 11000g 1 min 20°C

    10 µl Proteinase K1 15 min 56°C

    15 min 80°C

    Zentrifugieren bei 20000g 15 min 20°C

    20 µl DNase Booster Buffer1 - 20°C

    10 µl DNase I Stock Solution2 15 min 20°C

    500 µl Buffer RBC1 - 20°C

    1200 µl Ethanol 100%3 - 20°C

    1RNeasy® FFPE Kit Qiagen GmbH, Hilden, D

    2 DNase I, RNase free Qiagen GmbH, Hilden, D; gelöst in 550 µl RNase-freiem Wasser

    3 Ethanol absolute ≥99,8%, Sigma-Aldrich Corporation, St. Louis, MO, USA

    Zuerst wurde ein Puffer zur Probe gegeben und beim 11000fachen der

    Erdbeschleunigung (g) für 1 min zentrifugiert. Zur Auflösung des Gewebes wurde in die

    dadurch entstandene untere klare Phase die Proteinase K pipettiert. Die Probe wurde

    danach jeweils für 15 min bei 56°C und 80°C im Heizblock inkubiert (Thermomixer

    comfort, Eppendorf AG, Hamburg, D). Mit Hilfe der Vortexfunktion des Gerätes wurde

    die Probe währenddessen alle 3 min gemischt.

    Die untere klare Phase wurde in ein neues Eppendorf Gefäß überführt und für 3 min

    auf Eis gekühlt. Anschließend erfolgte die Zentrifugation beim 20000fachen von g für

    15 min. Der Überstand wurde in ein neues Eppendorf Gefäß gegeben. Hierbei wurde

    besonders darauf geachtet, dass das entstandene Pellet am Boden nicht mit der

    Pipette resuspendiert wird.

  • Material und Methoden 33

    Anschließend wurde ein weiterer Puffer hinzugegeben. Die DNase I wurde zunächst in

    550 µl sterilem Nuklease-freiem Wasser gelöst. Aus dieser Lösung wurden 10 µl

    verwendet. Danach wurde das Gefäß aufgrund der empfindlichen DNase nur vorsichtig

    geschwenkt und anschließend für 15 min bei Raumtemperatur inkubiert. Es folgten ein

    weiterer Puffer und Ethanol 100%. Im Anschluss wurden je 700 µl aus der

    hergestellten Probe entnommen und in ein spezielles Gefäß mit Filter (RNeasy

    MinElute column, Qiagen GmbH, Hilden, D) überführt. Es folgte eine Zentrifugation

    beim 8800fachen von g für 15 s. Das Filtrat wurde erneut auf die Membran gegeben

    und zentrifugiert. Der Durchlauf wurde anschließend verworfen. Nachfolgend wurde ein

    Waschpuffer auf den Filter gegeben und beim 8000fachen von g für 15 s zentrifugiert.

    Nach Verwerfen des Durchlaufs wurde erneut ein Puffer hinzugegeben und diesmal für

    2 min beim 8000fachen von g zentrifugiert. Das Filtrationsgefäß wurde auf ein neues

    Eppendorf Gefäß gesetzt und für 5 min auf die maximale Geschwindigkeit

    beschleunigt. Anschließend wurde es erneut in einem leeren Eppendorf Gefäß

    platziert. Auf die Membran wurden 22 µl steriles Nuklease-freies Wasser pipettiert. Es

    folgte die Zentrifugation bei maximaler Beschleunigung für 1 min. Das gewonnene

    Filtrat wurde auf Eis gelagert. Der Elutionsschritt wurde wiederholt, wobei die Probe vor

    der Zentrifugation erst 10 min in der Säule inkubiert wurde. Die extrahierte mRNA

    wurde anschließend mit einem elektronischen Spektrophotometer gemessen (Nano

    Drop 2000c Spectrophotometer, Thermo Fisher Scientific Inc., Waltham, MA, USA).

    Dieses Gerät misst die Konzentration der mRNA minutiös. Als Leerprobe wurde 1 µl

    steriles Nuklease-freies Wasser auf die Messfläche gegeben. Danach wurde die

    Extinktion der gewonnenen mRNA-Probe gemessen. Es wurde nur mit mRNA-Proben

    weitergearbeitet, die eine mRNA-Dichte von über 20 ng/µl aufwiesen.

  • Material und Methoden 34

    4.7.2 Transkription der mRNA in cDNA

    Von der isolierten mRNA wurde eine komplementäre Nukleinsäurekopie (cDNA)

    hergestellt. Die Transkription erfolgte nach Protokoll in der Tab. 6 mit dem

    Sensiscript® Reverse Transcription Kit (Qiagen GmbH, Hilden, D). Das Verhältnis von

    RNA und Nuklease-freiem Wasser wurde anhand der gemessenen Dichte für jede

    Probe berechnet. Es wurden jeweils 100 ng mRNA umgeschrieben. Nach Mischen von

    Puffer, Nukleotiden, Primer Mix, Reverser Transkriptase, sterilem Nuklease-freiem

    Wasser und isolierter mRNA wurde die Lösung für wenige Sekunden zentrifugiert

    sowie für 60 min bei 37°C inkubiert.

    Tab. 6: Reverse Transkription von RNA in cDNA

    Reagenz Volumen

    10xBuffer RT1 4 µl

    dNTP Mix1 4 µl

    RT Primer Mix2

    2 µl

    Sensiscript Reverse Transcriptase1 2 µl

    mRNA und Wasser 28 µl

    1 Sensiscript® Reverse Transcription Kit, Qiagen GmbH, Hilden, D 2

    QuantiTect® Reverse Transcription Kit, Qiagen GmbH, Hilden, D

    4.7.3 qPCR

    Zum quantitativen Nachweis der initialen Menge des exprimierten Gens wurde eine

    Polymerasekettenreaktion in Echtzeit (engl.: quantitative Real-time PCR; qPCR) nach

    Protokoll durchgeführt. Zur Vorbereitung wurde aus 10 µl Fluoreszenzfarbstoff SYBR

    Green (SsoAdvanced™ Universal SYBR® Green Supermix, Bio-Rad Laboratories

    GmbH, München, D), jeweils 0,6 µl des gewünschten Vorwärts- und Rückwärtsprimer

    und 6,8 µl sterilem Nuklease-freiem Wasser ein Mastermix hergestellt. Die Menge der

    pipettierten Substanzen wurde an die Anzahl der Ansätze angepasst. Das Verhältnis

    blieb hierbei immer gleich. Aus dem Mastermix wurden jeweils 18 µl pro Vertiefung in

    die PCR-Platte pipettiert (Low-Profile Multiplate unskirted PCR Plate, Bio-Rad

    Laboratories Inc., Hercules, CA, USA). Es folgten jeweils 2 µl cDNA. Danach wurde

    das Gemisch mit der Pipette resuspendiert. Jede Probe wurde auf der Platte dreimal

    wiederholt („Triplett“). Als Negativkontrolle wurden 18 µl Mastermix mit 2 µl sterilem

    Nuklease-freiem Wasser in ein Well gegeben.

  • Material und Methoden 35

    Die stets auf Eis gelagerte Platte wurde mit einer selbstklebenden Schutzfolie luftdicht

    verschlossen und bei 1500 Umdrehungen pro Minute für 4 min zentrifugiert.

    Anschließend wurde die Platte in einem Thermo Cycler (CFX96 Real-Time System

    C1000 Touch™ Thermal Cycler, Bio-Rad Laboratories Inc., Hercules, CA, USA) nach

    Protokoll in der Tab. 7 bei unterschiedlichen Temperaturen inkubiert.

    Tab. 7: Protokoll des Bio-Rad Thermal Cyclers

    Zyklus Anzahl Temperatur (°C) Zeit (s)

    1 1x 95 30

    2 40x 95

    59

    5

    30 3 59 30

    4 1x 95 10

    5 110x 40 (Erhöhung um

    0,5°C pro Zyklus)

    5,5

    6 1x 20 Haltetemperatur

    Die manuell eingestellte Annealing-Temperatur lag bei 59°C. Auf jeder Platte wurde

    pro Primer-Paar eine Negativkontrolle (steriles Nuklease-freies Wasser plus Vorwärts-

    sowie Rückwärtsprimer) mitgeführt. Nach dem fünften Zyklus wurde die Probe bei

    20°C stehen gelassen. Diese Temperatur wird in der Tab. 7 als „Haltetemperatur“

    bezeichnet. Anschließend wurde jede Platte eingefroren, um später ggf. ein DNA-Gel

    aus den Proben anzufertigen zu können.

    Haushaltsgen

    Neben der Glycerinaldehyd-3-phosphat-Dehydrogenase (GAPDH) wurden drei weitere

    Referenzgene getestet, welche im Körper der Ratte ebenfalls nicht reguliert werden:

    Die β-Glucuronidase (GUSB), ein Enzym, das β-Glucuronidine spaltet. Das

    Ribosomale Protein 13A (RPL13A), ein Protein in der 60S Einheit der Ribosomen. Und

    das TATA-Box bindende Protein (TBP), welches spezifisch an eine feste Basenabfolge

    aus Thymin und Adenin bindet. Dieses Protein ist für die Initiierung der Transkription

    von Bedeutung.

  • Material und Methoden 36

    Die Sequenzen der vier genannten Primer-Paare sind in der Tab. 8 dargestellt.

    Tab. 8: Sequenzen der untersuchten Haushaltsgene

    Gen Vorwärtsprimer (5‘-3‘) Rückwärtsprimer (5‘-3‘)

    GAPDH CAACGACCCCTTCATTGACC

    TTCTCAGCCTTGACTGTGCC

    GUSB TGGCCTTGGCTTTGTGTACT

    CGTGGGTGCTAGGAATCGAA

    RPL13A CTCATGAGGTCGGGTGGAAG AGAGCTGCTTCTTCTTCCGG

    TBP GTGGCAGCATGAAGTGACAC ATGCTGCAGGGTGATCTCAG

    Da GAPDH das stabilste Haushaltsgen Gen war, erfolgte die Normalisierung der

    Expressionsdaten gegen dieses Gen. Das Enzym kommt als Teil der Glykolyse

    ubiquitär im Körper vor. Es katalysiert die Umwandlung von Glycerinaldehyd-3-

    phosphat zu 1,3-Bisphosphoglycerat.

    Versuchsgene

    In der Tab. 9 sind die Sequenzen der final verwendeten Versuchsgene Transforming

    growth factor β1 (TGFβ1), Tumornekrosefaktor α (TNFα), Matrixmetalloproteinase 1

    (MMP1) und Tissue inhibitor of metalloproteinase 1 (TIMP1) angegeben.

    Tab. 9: Sequenzen der verwendeten Primer

    Gen Vorwärtsprimer (5‘-3‘) Rückwärtsprimer (5‘-3‘)

    TGFβ1 TGGAGCCTGGACACACAGTA

    TGTTGGTTGTAGAGGGCAAGG

    TNFα TCAGCCTCTTCTCATTCCCG

    ACAGAAGAGCGTGGTGGC

    MMP1 GGAAGGTGATATTGTGTTCGCC

    CTATGGTCTCCTCTGTAGAAGGC

    TIMP1 ACGCTAGAGCAGATACCACG

    AGAGGCCAGAGATGCAAAGG

    4.7.4 DNA-Gelelektrophorese

    Um zu gewährleisten, dass das Fluoreszenzsignal in der qPCR nicht fälschlicherweise

    durch Zusammenlagerung von Primern untereinander (Primer-Dimer) entstanden war,

    sondern das gewünschte Produkt markiert wurde, folgte nach der qPCR eine

    Gelelektrophorese. Anhand der Basenpaarlänge in diesem DNA-Gel konnte festgestellt

    werden, ob es sich um das gewünschte Produkt oder um Primer-Dimer handelt. Bei

    mehr als einem Produkt aus der PCR-Platte würden mehrere Banden erscheinen und

    es wäre von einer Verunreinigung durch unerwünschte Genfragmente auszugehen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Glycerinaldehyd-3-phosphathttps://de.wikipedia.org/wiki/Glycerinaldehyd-3-phosphathttps://de.wikipedia.org/wiki/1,3-Bisphosphoglycerat

  • Material und Methoden 37

    Hierbei würde etwa eine Verunreinigung durch DNA des Untersuchers sichtbar

    werden.

    Zur Vorbereitung wurde TRIS-Borat-EDTA-Puffer (TBE-Puffer) aus 54 g

    Tris(hydroxymethyl)-aminomethan (TRIS) (Merck KGaA, Darmstadt, D),

    27.5 g Borsäure (Sigma-Aldrich Corporation, St. Louis, MO, USA),

    20 ml 0.5 M Ethylendiamin-tetraacetat (EDTA) (Fluka Analytical, Sigma-Aldrich

    Corporation, St. Louis, MO, USA) und Wasser hergestellt. Der TBE-Puffer wurde 1:10

    verdünnt (0,5fach TBE). Für das 4% Gel wurden 2.8 g Agarose (Agarose Molecular

    Grade, Bioline, London, UK) und 70 ml 0.5fach TBE gemischt und in der Mikrowelle so

    lange erhitzt bis keine Luftblasen mehr zu sehen waren. Als Ultraviolett-Farbstoff

    wurden 7 µl SYBR Safe (Thermo Fisher Scientific Inc., Waltham, MA, USA)

    hinzugegeben. Die Mischung wurde dann in einen Schlitten gegossen. Anschließend

    wurde zügig ein hitzestabiler Kamm eingesetzt, der beim Erkalten des Gels die

    Taschen für die Elektrophorese vorformt. Nach 30 min wurde der Kamm entfernt und

    die Taschen mit dem Rest aus 0.5 TBE gespült. Jeweils 10 µl einer Probe der qPCR-

    Platte wurden in eine Geltasche pipettiert. Um die Anzahl der Basenpaare ablesen zu

    können, wurde in der ersten Tasche eine genormte Reagenz, der sogenannte „Ladder“

    (O'RangeRuler 20 bp DNA Ladder, Thermo Fisher Scientific Inc., Waltham, MA, USA)

    ohne DNA-Probe hinzugegeben. Anschließend wurde eine Spannung von 60 V für

    90 min angelegt. Das Gel wurde am Ende unter Ultraviolett-Strahlung im Bio-Rad

    Chemi Doc™ MP Imaging System (Bio-Rad Laboratories, Hercules, CA, USA)

    fotografiert und mit dem Programm Image Lab Version 5.2 (Bio-Rad Laboratories,

    Hercules, CA, USA) ausgewertet.

  • Material und Methoden 38

    4.7.5 Molekularbiologische Auswertung

    Die Ergebnisse der qPCR wurden mit dem Bio-Rad CFX Manager 3.0 (Bio-Rad

    Laboratories, Hercules, CA, USA) ausgewertet. Die Expression der Gene TGFβ1,

    TNFα, MMP1 sowie TIMP1 wurde per relativer Quantifizierung gemessen. Die

    Normalisierung erfolgte gegen GAPDH. Grundsätzlich erreicht das Fluoreszenzsignal

    bei einer bestimmten cDNA-Menge einen Schwellenwert. An diesem Punkt befindet

    sich in verschiedenen Proben gleich viel cDNA. Dieser Grenzwert wird nach einer

    bestimmten Anzahl an Zyklen erreicht und als cycle threshold (Ct) bezeichnet. Er

    markiert gleichzeitig den Beginn des exponentiellen Anstiegs der Kurve im

    Thermocycler. Mit Hilfe der qPCR-Software wurde aus den drei Ct-Werten jedes

    Tripletts (vgl. Kap. 4.7.3) automatisch der Mittelwert bestimmt. Anschließend wurde

    das Ergebnis des Versuchsgens (TGFβ1, TNFα, MMP1 oder TIMP1) in Relation zur

    Expression des nicht regulierten Gens GAPDH gesetzt.

    Berechnungen aus der qPCR

    Zur Auswertung wurde die untenstehende Formel 1 angewendet, die eine

    Quantifizierung unter Berücksichtigung der Gruppen im Vergleich erlaubt [70]:

    Ratio = (EZielgen)

    δCtZielgen(Kontrollgruppe-Versuchsgruppe)

    (EGAPDH)δCtGAPDH(Kontrollgruppe-Versuchsgruppe)

    Formel 1: Berechnung der Ratio aus den Ergebnissen der qPCR

    Diese Ratio wurde für jedes Zielgen einzeln berechnet. Für den Platzhalter

    „Versuchsgruppe“ in der Formel 1 wurden die Mittelwerte der Tripletts aus der

    Versuchsgruppe eingetragen. Dies waren also zu jedem Zeitpunkt acht Werte. Ein

    Vergleich eines bestimmten Explantates der Versuchsgruppe mit einem bestimmten

    der Kontrollgruppe hätte keinen Sinn gemacht, da für alle acht Tiere innerhalb einer

    Gruppe die gleichen Versuchsbedingungen galten. Deshalb wurde in der

    Kontrollgruppe pro Zeitpunkt zunächst ein Mittelwert aus den acht untersuchten Proben

    gebildet und erst dieser in die Formel 1 für den Platzhalter der Kontrollgruppe

    eingesetzt.

    Die Einzelwerte der Versuchsgruppe wurden dann in der Formel 1 von diesem

    Mittelwert der Kontrollgruppe abgezogen. Das gleiche Procedere wurde für das

    Referenzgen GAPDH im Nenner durchgeführt.

  • Material und Methoden 39

    E steht für die Effizienz des eingesetzten Primer-Paares und soll idealerweise den

    Wert 2 annehmen. Es wurden solche Primer verwendet, die diesbezüglich

    entsprechende Ergebnisse vorweisen konnten (vgl. Kap.4.7)

    Die Potenzfunktion innerhalb der Formel hebt die logarithmische Funktion, welche das

    qPCR-Gerät berechnet auf und transferiert sie in einen absoluten Wert (entspricht der

    „Ratio“ in der Formel 1). Dieser lässt am Ende einen unmittelbaren Vergleich der

    Ergebnisse zu.

    Das bedeutet: Je höher die initiale Expression eines Gens ist, desto kleiner fällt der Ct-

    Wert aus und desto höher ist die berechnete Ratio aus der Formel 1.

    Separate Formel für das Verhältnis MMP1:TIMP1

    In einer Studie ging ein geringeres Verhältnis MMP:TIMP mit einem höherem Baker-

    Grad bei Patientinnen mit Kapselfibrose einher [92]. Um die Ergebnisse mit dieser

    Veröffentlichung vergleichen zu können, wurde das Verhältnis MMP1:TIMP1

    berechnet, auch wenn im Gegensatz zur o.g. Literatur nur je ein Typ der MMP und der

    TIMP untersucht wurde und die Marker in der hiesigen Studie mittels qPCR im

    Rattenmodell untersucht wurden. Bei der Berechnung des Verhältnisses MMP1:TIMP1

    konnten nicht einfach die absoluten Werte in die Formel 1 eingesetzt werden, da

    Versuchs- und Kontrollgruppe gemeinsam in einem Wert verrechnet sind. Deshalb war

    eine getrennte Betrachtung des Verhältnisses MMP1:TIMP1 in der Kontrollgruppe im

    Vergleich zur Versuchsgruppe notwendig. Aus diesem Grund wurde die Formel 2

    entwickelt:

    Verhältnis MMP1:TIMP1= 2

    CtMMP1-CtGAPDH

    2CtTIMP1-CtGAPDH

    (modifiziert nach Pfaffl, M. W. [70])

    Formel 2: Berechnung des Verhältnisses MMP1:TIMP1 aus den Ergebnissen der qPCR

    4.8 Histologische Untersuchungen

    Mit einem Rotationsmikrotom (HM 355 S, MICROM International GmbH, Walldorf, D)

    wurden zunächst Schnitte von 2.5µm Dicke aus den Paraffinblöcken angefertigt. Diese

    wurden mit einem Pinsel aufgefangen und im Wasserbad entfaltet. Von dort wurden sie

    auf silanisierte Objektträger überführt, entparaffiniert, rehydriert und mit dem jeweiligen

    Reagenz gefärbt.

  • Material und Methoden 40

    Alle Schnitte wurden abschließend mit Wasser gebläut und mit Aquatex und einem

    Deckglas eingedeckt.

    4.8.1 Hämatoxylin-Eosin

    Die Hämatoxylin Eosin-Färbung (H.E.) gilt als standardmäßige Übersichtsfärbung. Sie

    färbt basophile Strukturen (z.B. Zellkerne) blau und azidophile Strukturen (z.B.

    Zytoplasmaproteine) blassrot.

    Von jedem Konstrukt wurden drei histologische Schnitte in der H.E.-Färbung nach

    Protokoll in der Tab. 10 angefertigt.

    Tab. 10: Protokoll der H.E.-Färbung

    Reagenz Inkubationszeit (s)

    Xylol1

    1x240, 2x150

    100% Isopropanol1 1x30, 1x60

    96% Isopropanol1 2x30

    70% Isopropanol1 30

    Fließendes Leitungswasser 30

    Hämatoxylin2

    1x90, 1x120

    Fließendes Leitungswasser 10

    Essigsäure-Lösung 10

    Fließendes Leitungswasser 150

    Eosin2

    20

    70%Isopropanol1 30

    96% Isopropanol1 30

    100% Isopropanol1 1x30, 2x60

    Xylol1 2x30, 1x60

    1 Carl Roth GmbH & Co. KG, Karlsruhe, D

    2 Merck KGaA, Darmstadt, D

    Die Paraffinschnitte wurden mit Xylol entparaffiniert und durch eine absteigende

    Alkoholreihe rehydriert. Nachfolgend wurden die basophilen Zellkerne durch

    Hämatoxylin (Hämatoxylin Lösung Gill, Sigma-Aldrich Corporation, St. Louis, MO,

    USA) blau und die azidophilen Strukturen des Zytoplasma durch Eosin (Eosin Y

    Lösung alkoholisch, Sigma-Aldrich Corporation, St. Louis, MO, USA) rot gefärbt. Die

    Essigsäure-Lösung wurde frisch aus destilliertem Wasser und Chlorwasserstoff (HCl)

  • Material und Methoden 41

    hergestellt. Gebläut wurden die Schnitte unter fließendem Wasser. Abschließend

    folgten eine aufsteigende Alkoholreihe sowie eine erneute Inkubation mit Xylol (Carl

    Roth GmbH & Co. KG, Karlsruhe, D), um die Schnitte zu dehydrieren und von

    überschüssigem Alkohol zu befreien.

    4.8.2 Immunhistochemische Färbungen

    In der Immunhistochemie werden immunologische und histologische

    Detektionsmethoden kombiniert. Es wird ein Primärantikörper verwendet, der gegen

    das Epitop einer gesuchten Struktur (zum Beispiel ein Protein) gerichtet ist. Ein

    enzymgekoppelter Sekundärantikörper dockt am Primärantikörper an und ermöglicht

    auf diese Weise die sichtbare Färbung. Die gesuchte Struktur wird also indirekt

    nachgewiesen.

    Entparaffinierung und Rehydrierung

    Die Entparaffinierung mit Xylol und die Rehydrierung in einer absteigenden

    Alkoholreihe ist der Tab. 11 zu entnehmen. Das Protokoll wurde für alle nachfolgend

    aufgelisteten immunhistochemischen Färbemethoden angewendet. Als Waschpuffer

    wurde bei allen Färbungen Tris(hydroxymethyl)-aminomethan (TRIS) mit pH 7.4

    verwendet.

    Tab. 11: Protokoll der Entparaffinierung und Rehydrierung

    Reagenz Inkubationszeit (min)

    Xylol1

    2x15

    100% Ethanol1 2x3

    96% Ethanol1 2x3

    70% Ethanol1 2x3

    1 Carl Roth GmbH & Co. KG, Karlsruhe, D

    Suche nach geeigneten Färbungen

    Vor den finalen Untersuchungen war die Entwicklung geeigneter Färbemethoden

    notwendig. Die Problematik bestand vor allem darin, dass sich die APD nicht in allen

    Färbungen adäquat darstellen ließ.

  • Material und Methoden 42

    Problematik bei Cluster of Differentiation 31 (CD31), Lektin und Von-

    Willebrand-Faktor (vWF)

    Das Thrombozyten-Endothelzellen-Adhäsionsmolekül-1 (PECAM-1), auch unter dem

    Namen CD31 bekannt, dient als Endothelmarker. Mit Hilfe dieser Färbung sollten

    Gefäße detektiert werden. Es wurde ein polyklonaler Kaninchenantikörper (Rabbit anti-

    CD31, Zytomed Systems GmbH, Berlin, D). verwendet. Jedoch war die APD bei dieser

    kochpflichtigen Färbung teilweise oder komplett ausgewaschen.

    Da in dieser Schicht aber später Gefäßanschnitte gezählt werden sollten, wurde als

    Alternative die Lektin-Färbung getestet. Hierbei werden die terminalen α-D-Galaktosyl-

    Reste auf der Zellmembran von Endothelzellen detektert. Es wurde Lektin aus der

    afrikanischen Schwarzbone verwendet (Lectin from Bandeiraea simplicifolia (Griffonia

    simplicifolia), BS-I Isolectin B4, Biotin Conjugate, Sigma-Aldrich Corporation, St. Louis,

    MO, USA).

    Die Qualität hinsichtlich der APD war in dieser Färbung zwar etwas besser als bei

    CD31, für die anstehenden Untersuchungen jedoch ebenfalls insuffizient. Das negative

    Resultat in der Lektin-Färbung ist in der Abb. 6 beispielhaft dargestellt.

    Abb. 6: Ausgewaschene APD in der Lektin-Färbung

    Von oben nach unten ist die Subcutis, der Panniculus carnosus, die Kollagenschicht und die APD zu

    sehen (25fache Vergrößerung), Schnitt der Versuchsgruppe, Explantations-Zeitpunkt 3 Wochen

    Außerdem war keine sichere Detektion von kleineren Gefäßen unter dem Mikroskop

    möglich. Deshalb wurde getestet, ob die Markierung des Von-Willebrand-Faktors

    (vWF) besser geeignet wäre. Dieses Molekül wird u.a. von Endothelzellen gebildet. Als

    Primärantikörper wurde ein polyklonaler Kaninchenantikörper (Factor VIII, Biocare

  • Material und Methoden 43

    Medical Inc., Concord, CA, USA) verwendet. Diese Färbung lieferte hinsichtlich der

    Qualität der APD bereits deutlich bessere Ergebnisse als CD68 und Lektin.

    Am besten gelang die Färbung der Gefäße mit einer Kombination aus zwei Färbungen

    (s. Abschnitt Doppelfärbung α-Smooth Muscle Actin und Von-Willebrand-Faktor).

    Problematik bei CD163

    Cluster of Differentiation 163 (CD163) ist ein Marker zur Darstellung inflammatorischer

    Zellen. Es wurde ein monoklonaler Mausantikörper (Novocastra CD163, Leica

    Biosystems, Wetzlar, D) verwendet, der an der Ratte erprobt ist.

    Bei dieser kochpflichtigen Färbung zeigte sich die gleiche Problematik wie bei CD31

    und Lektin: Die APD wurde ausgewaschen. Außer der APD waren hier auch die

    Subkutis und die Kollagenschicht betroffen. Die schlechte Qualität der APD im

    histologischen Bild könnte aufgrund der gemeins