Einführung in die deskriptive Sprachwissenschaft

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Deutsches InstitutDeskriptive Sprachwissenschaft

Einführung in die deskriptive Sprachwissenschaft

Markus Steinbach

Pragmatik

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Themenübersicht

� Sprechakte� Performativ/konstativ und implizit/explizit � Aufbau von Sprechakten� Klassifikation von Sprechakten� Implikaturen� Kooperationsprinzip und Konversationsmaximen� Schlussfolgerungsprozesse

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Sprechakte

Äußerung von Sätzen

Aussagen über die Welt

Sprachliche Handlungen

Phonologie/Morphologie/

Syntax

Semantik/Pragmatik

Pragmatik

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Sprechakte

� Ich taufe dieses Kind auf den Namen Manfred.� Ich schließe hiermit die heutige Sitzung.� Ich verspreche Ihnen, dass die Klausur einfach wird.� Ich entschuldige mich für die Verspätung.� Hiermit wird Ihnen fristlos gekündigt.� Sie werden gebeten, das Rauchen einzustellen.

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Sprechakte

� Ich werde dieses Kind auf den Namen Manfred taufen.� Ich könnte die heutige Sitzung schließen.� Er hat uns versprochen, dass die Klausur einfach wird.� Ich habe mich für die Verspätung entschuldigt.� Kündige ihm fristlos!� Werden Sie gebeten, das Rauchen einzustellen?� ??? Ich beleidige Sie hiermit aufs Schlimmste.

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Performative und konstative Äußerungen

� Mit performativen Äußerungen sagt man nicht bloß etwas, sondern man tut etwas – sie geben keinen wahren oder falschen Bericht über etwas: Ich taufe dieses Schiff auf den Namen Lord Nelson, Ich schließe hiermit die heutige Parlamentssitzung, ...

� Mit konstativen Äußerungen dagegen sagt man etwas, ohne etwas zu tun – sie geben einen wahren oder falschen Bericht über etwas: Das Schiff hieß Lord Nelson, Die Parlamentssitzung ist schon vorüber, Der Polizeieinsatz war unverhältnismäßig, Rauchen schadet der Gesundheit, ...

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Performative und konstative Äußerungen

Sprachliche Unglücksfälle

Fehlschlag Missbrauch(Handlung kommt (Handlung kommt zustande, nicht zustande) ist aber hohl)

Fehlberufung Fehlanwendung Unaufrichtigkeit Bruch

Lüge Unehrlichkeit Heuchelei

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Explizit und implizit Performative

� Explizit Performative:Verb in der Person Singular Indikativ Präsens bezeichnet die Handlung, die mit der Äußerung vollzogen wird. Hiermit taufe ich dich auf den Namen Gabi.

� Manche Sprechakte lassen sich nicht explizit performativ ausführen: beleidigen, prahlen, ...

� Jede sprachliche Äußerung ist performativ:Mach doch das Fenster zu → Ich bitte dich, das Fenster ...Heute scheint die Sonne → Ich behaupte, dass heute ...Der Hund ist bissig → Ich warne dich/drohe dir/...

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Explizit und implizit Performative

� Explizites Performativ ist eine Äußerung, durch die die Handlung vollzogen wird, die von der Äußerung bezeichnet wird. Ich bitte dich, das Fenster zuzumachen und Ich behaupte, dass niemand von uns zu so einer Tat fähig ist, ...

� Implizites Performativ ist eine Äußerung, bei der die Handlung, die durch die Äußerung vollzogen wird, nicht von der Äußerung bezeichnet wird.Mach das Fenster zu! und Niemand von uns ist zu so einer Tat fähig, ...

� Performative Verben bezeichnen in explizit Performativen die sprachliche Handlung: Ich V[indikativ präsens] hiermit ...

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Aufbau von Sprechakten

� Äußerungsakt� Propositionaler Akt� Illokutionärer Akt� Perlokutionärer Akt

Lokutionärer Akt

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Aufbau von Sprechakten

� ÄußerungsaktÄußerung von sprachlichen Einheiten (Lauten, Wörtern, Sätzen), die den grammatischen Bedingungen einer Sprache entsprechen. Es lässt sich ein phonetischer Akt (Äußerung von Sprachlauten, wie sie in der Phonetik beschrieben werden) von einem phatischen Akt (Äußerung von Wörtern, die nach den grammatischen Regeln einer Sprache kombiniert werden) unterscheiden. Kerngebiete: Phonetik/Phonologie, Morphologie und Syntax

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Aufbau von Sprechakten

� Propositionaler AktMit dem propositionalen Akt sagt man etwas über die Welt aus. In dem Satz ‘Hans schläft’ referiert die Sprecherin auf das Individuum Hans und spricht ihm die Eigenschaft des Schlafens zu. Propositionen können (in einer bestimmten Welt) wahr oder falsch sein (nach Austin bilden der Äußerungs- und der propositionale Akt zusammen den lokutionären Akt). Kerngebiet: Semantik

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Aufbau von Sprechakten

� Illokutionärer AktMit Äußerungen eines Satzes wird nicht nur etwas über die Welt ausgesagt, sondern es wird auch eine Handlung ausgeführt. Die Sprecherin eines Satzes kann den Adressaten durch die Äußerung eines Satzes z. B. warnen, informieren, ihr von etwas abraten ... Die Handlung, die der Sprecher vollzieht, indem er etwas sagt, heißt illokutionärer Akt. Kerngebiet: Pragmatik

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Aufbau von Sprechakten

� Perlokutionärer AktMit Äußerungen kann man jemanden einschüchtern, überzeugen, umstimmen, beleidigen, ... Die kausalen Effekte, die die Sprecherin beim Adressaten durch ihre Äußerung erzielt, nennt man perlokutionären Akt. Kerngebiet: Pragmatik

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Aufbau von Sprechakten

(nicht) erfolgreich

(nicht) geglücktwahr/falsch(nicht)

grammatischBeurteilungs-kriterien

Perlokution (Intendierte

Reaktion des Hörers)

Illokution(Handlungs-

wert)

Proposition(Aussagen

über die Welt)

Äußerung (Laute, Wör-ter, Sätze)

Resultat

Propositio-naler AktÄußerungsakt

Perlokutionä-rer Akt

IllokutionärerAkt

Lokutionärer AktTeilakt

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Aufbau von Sprechakten

� Bedingungen für Akt des Aufforderns(1) ...(2) Der Sprecher prädiziert vom Adressaten eine zukünftige Handlung (= Bedingung

des propositionalen Gehalts). (3) Der Adressat ist in der Lage, H zu tun, und der Sprecher glaubt, dass der

Adressat dazu in der Lage ist (= erste Einleitungsbedingung). (4) Es ist sowohl für Sprecher wie Adressat nicht offensichtlich, dass der Adressat bei

normalem Verlauf der Dinge H aus eigenem Antrieb tun wird (= zweite Einleitungsbedingung).

(5) Der Sprecher wünscht, dass der Adressat H tut (= Aufrichtigkeitsbedingung). (6) Die Äußerung des Satzes gilt als Versuch, den Adressaten dazu zu bringen, H zu

tun (= wesentliche Bedingung). (7) ...

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Aufbau von Sprechakten

� Bedingungen für Akt des Versprechens(1) ... (2) In der Äußerung drückt der Sprecher (S) die Proposition aus, dass p. (3) Indem S ausdrückt, dass p, sagt S einen zukünftigen Akt A von S aus. (4) Der Hörer (H) sähe lieber S‘ Ausführung von A als die Unterlassung von A, und S

glaubt, H sähe lieber seine Ausführung von A als die Unterlassung von A. (5) Es ist sowohl für S als auch für H nicht offensichtlich, dass S bei normalem Verlauf

der Ereignisse A ausführen wird.(6) S beabsichtigt, A zu tun.(7) Es liegt in der Absicht von S sich mit der Äußerung zur Ausführung von A zu

verpflichten.(8) ...

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Aufbau von Sprechakten

� Ich verspreche dir, du kriegst noch eine Menge Ärger.(= Drohung, Verstoß gegen Bedingung 4)

� Ich verspreche dir, dass ich mit dieser Sache nichts zu tun habe.(= Beteuerung, Verstoß gegen Bedingung 3)

� Ich verspreche euch, dass wir nächstes Jahr Fußballweltmeister werden.(= Prophezeiung, Verstoß gegen Bedingung 3 und 7)

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Klassifikation von Sprechakten

� Assertive Sprechakte� Direktive Sprechakte� Kommissive Sprechakte� Expressive Sprechakte� Deklarative Sprechakte� Kriterien: Illokutionärer Zweck, Anpassungsrichtung

und psychischer Zustand

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Klassifikation von Sprechakten

� (1) Assertive SprechakteIllokutionären Zweck: der Sprecher legt sich (in unterschiedlichem Maße) auf die Wahrheit der Proposition fest. Anpassungsrichtung: Wort-an-Welt, d.h. die Worte werden hier der Welt angepasst. Ausgedrückter psychischer Zustand: Glauben.Behaupten, Feststellen, Prophezeien, ...

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Klassifikation von Sprechakten

� (2) Direktive SprechakteIllokutionären Zweck: die Sprecherin will den Adressaten auf die Ausführung einer zukünftigen Handlung verpflichten. Anpassungsrichtung: Welt-an-Wort, d.h. die Welt soll zu den Worten passen. Psychischer Zustand: Wunsch.Auffordern, Befehlen, Bitten, ...

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Klassifikation von Sprechakten

� (3) Kommissive SprechakteIllokutionären Zweck: der Sprecher verpflichtet sich auf die Ausführung einer zukünftigen Handlung. Anpassungsrichtung: Welt-an-Wort, d.h. die Welt soll zu den Worten passen. Psychischer Zustand: Absicht.Versprechen, Drohen, Anbieten, ...

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Klassifikation von Sprechakten

� (4) Expressive SprechakteIllokutionären Zweck: die Sprecherin bringt einen (in der Aufrichtigkeitsregel angegebenen) psychischen Zustand zum Ausdruck, der sich auf die durch die Proposition bezeichnete Sachlage bezieht.Anpassungsrichtung: keine Anpassungsrichtung.Psychischer Zustand: Variiert mit dem Expressiv.Danken, Entschuldigen, Gratulieren, ...

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Klassifikation von Sprechakten

� (5) Deklarative SprechakteIllokutionären Zweck: Durch die Äußerung wird ein bestimmter Zustand hergestellt. Der erfolgreiche Vollzug stellt eine Übereinstimmung zwischen Wort und Welt her.Anpassungsrichtung: Doppelte Anpassungsrichtung.Psychischer Zustand: Kein psychischer Zustand.Taufen, Kündigen, Den-Krieg-Erklären, ...

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Indirekte Sprechakten

Wissen Sie, wie viel Uhr es ist?

Direkter Sprechakt:Entscheidungsfrage

Indirekter Sprechakt:Ergänzungsfrage

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Indirekte Sprechakten

Mach doch bitte/gefälligst die Musik etwas leiser!Könntest Du die Musik etwas leiser stellen?Du kannst doch bestimmt die Musik etwas leiser stellen.Mir wäre es ganz recht, wenn Du die Musik etwas leiser stellen würdestWirst Du wohl die Musik etwas leiser stellen?Du stellst jetzt gleich die Musik ein bisschen leiser.Würde es Dir etwas ausmachen, die Musik nicht so laut aufzudrehen?Es spricht eigentlich nichts dagegen, die Musik etwas leiser zu drehen.

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Indirekte Sprechakten

Könntest Du die Musik etwas leiser stellen?→ Einleitungsbedingung (3) wird erfragt

Du kannst doch bestimmt die Musik etwas leiser stellen.→ Erfüllung der Einleitungsbedingung (3) wird behauptet

Mir wäre es ganz recht, wenn Du die Musik etwas leiser stellen würdest→ Aufrichtigkeitsbedingung (5) wird thematisiert

Wirst Du wohl die Musik etwas leiser stellen?→ Propositionale Gehalt (2) wird hinterfragt

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Indirekte Sprechakten

Du stellst jetzt gleich die Musik ein bisschen leiser.→ Zutreffen des propositionalen Gehalts (2) wird unterstellt

Würde es Dir etwas ausmachen, die Musik nicht so laut aufzudrehen?→ Bereitschaft des Adressaten (4) wird hinterfragt

Es spricht eigentlich nichts dagegen, die Musik etwas leiser zu drehen.→ Festellung, dass nichts gegen den Vollzug der Handlung spricht (6)

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Indirekte Sprechakten

A: Kann ich bitte die Leiter haben? B: Ich brauche sie nicht mehr ⇒ Ja, du kannst sie haben.

Zum Erfassen von indirekten Sprechakten sind Schlussfolgerungsprozesse nötig, bei denen die Bedingungen für Sprechakten und so genannte konversationelle Implikaturen eine wesentliche Rolle spielen.

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Implikaturen

� Eine rote Blume, ein Holzhaus, ...� Peter vergaß zu tanken und sein Auto blieb stehen.� Ich habe noch nicht gefrühstückt� Einige Professoren waren auf der Party.� Das hast du wieder toll gemacht.� A: Ich habe kein Benzin mehr.

B: Um die Ecke ist eine Tankstelle.

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Pragmatik

Semantik

Ebenen der Bedeutung

Wörtliche Bedeutung

Äußerungsbedeutung

Sprecherbedeutung

Referenzbestimmung, Disambiguierung, Deixis, Anreicherung, Ellipsen, ...

Ironie,Indirektheit,Tropen, ...

Kontext

Situation

Weltwissen

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Pragmatik

Semantik

Ebenen der Bedeutung

Wörtliche Bedeutung

Äußerungsbedeutung

Sprecherbedeutung

Implikaturen

- Kooperations-prinzip- Konversations-maximen

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Implikaturen

Eine Schiffsfahrt. Den Kapitän ärgert es gewaltig, dass der Schiffsmaat so häufig betrunken ist. Als der Kapitän Wache hat und der Maat mal wieder über das Deck torkelt, schreibt der Kapitän ins Logbuch: Heute, 23. März, ist der Maat betrunken.Damit würde der Maat am Ende der Reise eine Ordnungsstrafe bekommen. Als der Maat nun einige Tage später Wache hat, sieht er den Eintrag und überlegt, wie er sich rächen könnte, ohne sich weiter zu kompromittieren. Er schreibt ins Logbuch: Heute, 27. März, ist der Kapitän nicht betrunken.

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Das Flaschenhalsproblem

� �

Vor dem Baum macht die Straße eine Linkskurve.

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Das Flaschenhalsproblem

Heuristics 1: What isn’t said, isn’t.Heuristics 2: What is simply described, is stereotypically

exemplified.Heuristics 3: What’s said in an abnormal way, isn’t normal;

or marked messages indicate marked situations.

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Kooperatives Handeln

� Kooperationsprinzip� Konversationsmaximen

� Maximen der Qualität (2 Untermaximen)� Maximen der Quantität (2 Untermaximen)� Maxime der Relation� Maximen der Art und Weise (4 Untermaximen)� ... (weitere Maximen?)

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Das Kooperationsprinzip (KP)

Gestalte deinen Gesprächsbeitrag genau so, wie es der Punkt des Gesprächs, an dem er erfolgt, erfordert, wobei das, was erforderlich ist, bestimmt ist durch den Zweck oder die Richtung des Gesprächs, an dem du teilnimmst!

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Die Konversationsmaximen

� Maximen der Qualität� Maximen der Quantität� Maxime der Relation� Maximen der Art und Weise

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Die Konversationsmaximen

� Maximen der QualitätObermaxime: Versuche einen wahren Gesprächsbeitrag zu machen!1. Sage nichts, was Du für falsch hältst!2. Sage nichts, wofür Du keine adäquaten Evidenzen

hast!

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Die Konversationsmaximen

� Maximen der Quantität1. Mache Deinen Beitrag so informativ wie

erforderlich!2. Mache Deinen Beitrag nicht informativer als

erforderlich!

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Die Konversationsmaximen

� Maxime der RelationSei relevant!

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Die Konversationsmaximen

� Maximen der Art und WeiseObermaxime: Drücke dich deutlich aus!1. Vermeide ungeläufige Ausdrücke! 2. Vermeide Ambiguitäten!3. Fasse dich kurz! (Vermeide unnötige

Weitschweifigkeit!) 4. Gehe geordnet vor!

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Das Q-, I- und M-Prinzip

Q-Principle (stark vereinfacht)Speaker: Choose the maximally informative expression alternative (that still is true).

I-Principle (stark vereinfacht)Speaker: Produce only as much linguistic information as necessary to satisfy the communicative purpose.

M-Principle (stark vereinfacht)Speaker: Communicate non-normal, non-stereotypical situations by expressions that contrast with those that you would choose for normal, stereotypical situations.

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Schlussfolgerungsprozesse

� Willst du ein Gespräch rational führen, so sei aufrichtig, drücke dich deutlich aus und liefere hinreichende und relevante Information!

� Eine Implikatur kann ausgelöst werden, wenn eine Sprecherin

� die Konversationsmaximen beachtet oder� die Konversationsmaximen (gezielt) verletzt

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Schlussfolgerungsprozesse

A: Ich habe kein Benzin mehr. B: Um die Ecke ist eine Tankstelle.Die Äußerung von B ist relevant.Die Maxime der Relation führt zu folgender Implikatur:⇒ A kann sich an der Tankstelle mit Benzin versorgen.

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Schlussfolgerungsprozesse

B hat gesagt, dass gleich um die Ecke eine Tankstelle ist. AllemAnschein nach verhält sich B kooperativ. Doch nur wenn B denkt, dass ich mich dort mit Benzin versorgen kann, folgt er der Maxime der Relation. Nun weiß B (und ich weiß, dass er weiß), dass ich erkennen kann, dass die Annahme, dass er denkt, dass ich mich dort mit Benzin versorgen kann, erforderlich ist, damit seine Äußerung kooperativ war. B hat nichts getan, um mich davon abzuhalten, zu glauben, dass ich mich dort mit Benzin versorgen kann. B beabsichtigt offensichtlich, dass ich glaube, dass ich mich dort mit Benzin versorgen kann. Folglich “implikatiert” B konversationell, dass ich mich dort mit Benzin versorgen kann.

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Schlussfolgerungsprozesse

(1) B hat gesagt, dass p.(2) Man kann annehmen, dass B die Maximen oder zumindest doch

das KP beachtet.(3) Nur wenn B denkt, dass q, folgt er den Maximen bzw. dem KP.(4) B weiß (und ich weiß, dass er weiß), dass ich erkennen kann,

dass die Annahme, dass er denkt, dass q, erforderlich ist, wenn er das KP beachten will.

(5) B hat nichts getan, um mich davon abzuhalten, zu glauben, dass q.

(6) B beabsichtigt, dass ich glaube, dass q.(7) Also implikatiert B konversationell, dass q.

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Schlussfolgerungsprozesse

A: Nun, wie erging es Maria gestern vor Gericht?B: Nun, sie hat eine Geldstrafe bekommen.

⇒ Sie hat keine Haftstrafe bekommen.An unserer Uni kommen einige Professoren vorbereitet in die Kurse.

⇒ Nicht alle Professoren kommen vorbereitet in die Kurse.Als Angela Gerhard auf dem Flur traf, bewegte sie die Mundwinkel ein

klein wenig nach oben.⇒ Angela hat nicht richtig gelächelt.

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Eigenschaften von Implikaturen

� Konversationelle Implikaturen sind� kalkulierbar – mithilfe des KP und der Maximen erschließbar� annullierbar (streichbar) – Einige, wenn nicht sogar alle,

Professoren kommen vorbereitet in die Kurse.� nicht abtrennbar – ergeben sich aus dem Inhalt dessen, was

gesagt wurde.� nicht eindeutig� bekräftigbar – Einige Professoren kommen vorbereitet in die

Kurse, aber nicht alle.

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Arten von Implikaturen

Gesamtbedeutung einer Äußerung

Das Gesagte Implikaturen

konventionelle konversationelle

generalisierte partikularisierte

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... und wie geht es nun weiter?

� Die deskriptive Grammatik bietet regelmäßig folgende Veranstaltungen an:

� V: Einführungsvorlesung� Ü: Kerngebiete der Linguistik: Phonologie bis Pragmatik� Ü: Grammatik der deutschen Gegenwartssprache� Ü: Techniken des linguistischen Arbeitens� PS: Thematisches Proseminar ‘Deskriptive Grammatik’

� Nutzen Sie dieses Angebot!

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Eine schöne vorlesungsfreie Zeit

☺��

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