21.12.2010 Einführung in die romanische Sprachwissenschaft XI 1.
Einführung in die deskriptive Sprachwissenschaft
Click here to load reader
Transcript of Einführung in die deskriptive Sprachwissenschaft
1
ps deskriptive markus steinbach 1
Deutsches InstitutDeskriptive Sprachwissenschaft
Einführung in die deskriptive Sprachwissenschaft
Markus Steinbach
Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 2
Themenübersicht
� Sprechakte� Performativ/konstativ und implizit/explizit � Aufbau von Sprechakten� Klassifikation von Sprechakten� Implikaturen� Kooperationsprinzip und Konversationsmaximen� Schlussfolgerungsprozesse
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 3
Sprechakte
Äußerung von Sätzen
Aussagen über die Welt
Sprachliche Handlungen
Phonologie/Morphologie/
Syntax
Semantik/Pragmatik
Pragmatik
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
2
ps deskriptive markus steinbach 4
Sprechakte
� Ich taufe dieses Kind auf den Namen Manfred.� Ich schließe hiermit die heutige Sitzung.� Ich verspreche Ihnen, dass die Klausur einfach wird.� Ich entschuldige mich für die Verspätung.� Hiermit wird Ihnen fristlos gekündigt.� Sie werden gebeten, das Rauchen einzustellen.
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 5
Sprechakte
� Ich werde dieses Kind auf den Namen Manfred taufen.� Ich könnte die heutige Sitzung schließen.� Er hat uns versprochen, dass die Klausur einfach wird.� Ich habe mich für die Verspätung entschuldigt.� Kündige ihm fristlos!� Werden Sie gebeten, das Rauchen einzustellen?� ??? Ich beleidige Sie hiermit aufs Schlimmste.
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 6
Performative und konstative Äußerungen
� Mit performativen Äußerungen sagt man nicht bloß etwas, sondern man tut etwas – sie geben keinen wahren oder falschen Bericht über etwas: Ich taufe dieses Schiff auf den Namen Lord Nelson, Ich schließe hiermit die heutige Parlamentssitzung, ...
� Mit konstativen Äußerungen dagegen sagt man etwas, ohne etwas zu tun – sie geben einen wahren oder falschen Bericht über etwas: Das Schiff hieß Lord Nelson, Die Parlamentssitzung ist schon vorüber, Der Polizeieinsatz war unverhältnismäßig, Rauchen schadet der Gesundheit, ...
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
3
ps deskriptive markus steinbach 7
Performative und konstative Äußerungen
Sprachliche Unglücksfälle
Fehlschlag Missbrauch(Handlung kommt (Handlung kommt zustande, nicht zustande) ist aber hohl)
Fehlberufung Fehlanwendung Unaufrichtigkeit Bruch
Lüge Unehrlichkeit Heuchelei
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 8
Explizit und implizit Performative
� Explizit Performative:Verb in der Person Singular Indikativ Präsens bezeichnet die Handlung, die mit der Äußerung vollzogen wird. Hiermit taufe ich dich auf den Namen Gabi.
� Manche Sprechakte lassen sich nicht explizit performativ ausführen: beleidigen, prahlen, ...
� Jede sprachliche Äußerung ist performativ:Mach doch das Fenster zu → Ich bitte dich, das Fenster ...Heute scheint die Sonne → Ich behaupte, dass heute ...Der Hund ist bissig → Ich warne dich/drohe dir/...
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 9
Explizit und implizit Performative
� Explizites Performativ ist eine Äußerung, durch die die Handlung vollzogen wird, die von der Äußerung bezeichnet wird. Ich bitte dich, das Fenster zuzumachen und Ich behaupte, dass niemand von uns zu so einer Tat fähig ist, ...
� Implizites Performativ ist eine Äußerung, bei der die Handlung, die durch die Äußerung vollzogen wird, nicht von der Äußerung bezeichnet wird.Mach das Fenster zu! und Niemand von uns ist zu so einer Tat fähig, ...
� Performative Verben bezeichnen in explizit Performativen die sprachliche Handlung: Ich V[indikativ präsens] hiermit ...
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
4
ps deskriptive markus steinbach 10
Aufbau von Sprechakten
� Äußerungsakt� Propositionaler Akt� Illokutionärer Akt� Perlokutionärer Akt
Lokutionärer Akt
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 11
Aufbau von Sprechakten
� ÄußerungsaktÄußerung von sprachlichen Einheiten (Lauten, Wörtern, Sätzen), die den grammatischen Bedingungen einer Sprache entsprechen. Es lässt sich ein phonetischer Akt (Äußerung von Sprachlauten, wie sie in der Phonetik beschrieben werden) von einem phatischen Akt (Äußerung von Wörtern, die nach den grammatischen Regeln einer Sprache kombiniert werden) unterscheiden. Kerngebiete: Phonetik/Phonologie, Morphologie und Syntax
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 12
Aufbau von Sprechakten
� Propositionaler AktMit dem propositionalen Akt sagt man etwas über die Welt aus. In dem Satz ‘Hans schläft’ referiert die Sprecherin auf das Individuum Hans und spricht ihm die Eigenschaft des Schlafens zu. Propositionen können (in einer bestimmten Welt) wahr oder falsch sein (nach Austin bilden der Äußerungs- und der propositionale Akt zusammen den lokutionären Akt). Kerngebiet: Semantik
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
5
ps deskriptive markus steinbach 13
Aufbau von Sprechakten
� Illokutionärer AktMit Äußerungen eines Satzes wird nicht nur etwas über die Welt ausgesagt, sondern es wird auch eine Handlung ausgeführt. Die Sprecherin eines Satzes kann den Adressaten durch die Äußerung eines Satzes z. B. warnen, informieren, ihr von etwas abraten ... Die Handlung, die der Sprecher vollzieht, indem er etwas sagt, heißt illokutionärer Akt. Kerngebiet: Pragmatik
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 14
Aufbau von Sprechakten
� Perlokutionärer AktMit Äußerungen kann man jemanden einschüchtern, überzeugen, umstimmen, beleidigen, ... Die kausalen Effekte, die die Sprecherin beim Adressaten durch ihre Äußerung erzielt, nennt man perlokutionären Akt. Kerngebiet: Pragmatik
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 15
Aufbau von Sprechakten
(nicht) erfolgreich
(nicht) geglücktwahr/falsch(nicht)
grammatischBeurteilungs-kriterien
Perlokution (Intendierte
Reaktion des Hörers)
Illokution(Handlungs-
wert)
Proposition(Aussagen
über die Welt)
Äußerung (Laute, Wör-ter, Sätze)
Resultat
Propositio-naler AktÄußerungsakt
Perlokutionä-rer Akt
IllokutionärerAkt
Lokutionärer AktTeilakt
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
6
ps deskriptive markus steinbach 16
Aufbau von Sprechakten
� Bedingungen für Akt des Aufforderns(1) ...(2) Der Sprecher prädiziert vom Adressaten eine zukünftige Handlung (= Bedingung
des propositionalen Gehalts). (3) Der Adressat ist in der Lage, H zu tun, und der Sprecher glaubt, dass der
Adressat dazu in der Lage ist (= erste Einleitungsbedingung). (4) Es ist sowohl für Sprecher wie Adressat nicht offensichtlich, dass der Adressat bei
normalem Verlauf der Dinge H aus eigenem Antrieb tun wird (= zweite Einleitungsbedingung).
(5) Der Sprecher wünscht, dass der Adressat H tut (= Aufrichtigkeitsbedingung). (6) Die Äußerung des Satzes gilt als Versuch, den Adressaten dazu zu bringen, H zu
tun (= wesentliche Bedingung). (7) ...
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 17
Aufbau von Sprechakten
� Bedingungen für Akt des Versprechens(1) ... (2) In der Äußerung drückt der Sprecher (S) die Proposition aus, dass p. (3) Indem S ausdrückt, dass p, sagt S einen zukünftigen Akt A von S aus. (4) Der Hörer (H) sähe lieber S‘ Ausführung von A als die Unterlassung von A, und S
glaubt, H sähe lieber seine Ausführung von A als die Unterlassung von A. (5) Es ist sowohl für S als auch für H nicht offensichtlich, dass S bei normalem Verlauf
der Ereignisse A ausführen wird.(6) S beabsichtigt, A zu tun.(7) Es liegt in der Absicht von S sich mit der Äußerung zur Ausführung von A zu
verpflichten.(8) ...
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 18
Aufbau von Sprechakten
� Ich verspreche dir, du kriegst noch eine Menge Ärger.(= Drohung, Verstoß gegen Bedingung 4)
� Ich verspreche dir, dass ich mit dieser Sache nichts zu tun habe.(= Beteuerung, Verstoß gegen Bedingung 3)
� Ich verspreche euch, dass wir nächstes Jahr Fußballweltmeister werden.(= Prophezeiung, Verstoß gegen Bedingung 3 und 7)
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
7
ps deskriptive markus steinbach 19
Klassifikation von Sprechakten
� Assertive Sprechakte� Direktive Sprechakte� Kommissive Sprechakte� Expressive Sprechakte� Deklarative Sprechakte� Kriterien: Illokutionärer Zweck, Anpassungsrichtung
und psychischer Zustand
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 20
Klassifikation von Sprechakten
� (1) Assertive SprechakteIllokutionären Zweck: der Sprecher legt sich (in unterschiedlichem Maße) auf die Wahrheit der Proposition fest. Anpassungsrichtung: Wort-an-Welt, d.h. die Worte werden hier der Welt angepasst. Ausgedrückter psychischer Zustand: Glauben.Behaupten, Feststellen, Prophezeien, ...
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 21
Klassifikation von Sprechakten
� (2) Direktive SprechakteIllokutionären Zweck: die Sprecherin will den Adressaten auf die Ausführung einer zukünftigen Handlung verpflichten. Anpassungsrichtung: Welt-an-Wort, d.h. die Welt soll zu den Worten passen. Psychischer Zustand: Wunsch.Auffordern, Befehlen, Bitten, ...
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
8
ps deskriptive markus steinbach 22
Klassifikation von Sprechakten
� (3) Kommissive SprechakteIllokutionären Zweck: der Sprecher verpflichtet sich auf die Ausführung einer zukünftigen Handlung. Anpassungsrichtung: Welt-an-Wort, d.h. die Welt soll zu den Worten passen. Psychischer Zustand: Absicht.Versprechen, Drohen, Anbieten, ...
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 23
Klassifikation von Sprechakten
� (4) Expressive SprechakteIllokutionären Zweck: die Sprecherin bringt einen (in der Aufrichtigkeitsregel angegebenen) psychischen Zustand zum Ausdruck, der sich auf die durch die Proposition bezeichnete Sachlage bezieht.Anpassungsrichtung: keine Anpassungsrichtung.Psychischer Zustand: Variiert mit dem Expressiv.Danken, Entschuldigen, Gratulieren, ...
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 24
Klassifikation von Sprechakten
� (5) Deklarative SprechakteIllokutionären Zweck: Durch die Äußerung wird ein bestimmter Zustand hergestellt. Der erfolgreiche Vollzug stellt eine Übereinstimmung zwischen Wort und Welt her.Anpassungsrichtung: Doppelte Anpassungsrichtung.Psychischer Zustand: Kein psychischer Zustand.Taufen, Kündigen, Den-Krieg-Erklären, ...
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
9
ps deskriptive markus steinbach 25
Indirekte Sprechakten
Wissen Sie, wie viel Uhr es ist?
Direkter Sprechakt:Entscheidungsfrage
Indirekter Sprechakt:Ergänzungsfrage
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 26
Indirekte Sprechakten
Mach doch bitte/gefälligst die Musik etwas leiser!Könntest Du die Musik etwas leiser stellen?Du kannst doch bestimmt die Musik etwas leiser stellen.Mir wäre es ganz recht, wenn Du die Musik etwas leiser stellen würdestWirst Du wohl die Musik etwas leiser stellen?Du stellst jetzt gleich die Musik ein bisschen leiser.Würde es Dir etwas ausmachen, die Musik nicht so laut aufzudrehen?Es spricht eigentlich nichts dagegen, die Musik etwas leiser zu drehen.
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 27
Indirekte Sprechakten
Könntest Du die Musik etwas leiser stellen?→ Einleitungsbedingung (3) wird erfragt
Du kannst doch bestimmt die Musik etwas leiser stellen.→ Erfüllung der Einleitungsbedingung (3) wird behauptet
Mir wäre es ganz recht, wenn Du die Musik etwas leiser stellen würdest→ Aufrichtigkeitsbedingung (5) wird thematisiert
Wirst Du wohl die Musik etwas leiser stellen?→ Propositionale Gehalt (2) wird hinterfragt
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
10
ps deskriptive markus steinbach 28
Indirekte Sprechakten
Du stellst jetzt gleich die Musik ein bisschen leiser.→ Zutreffen des propositionalen Gehalts (2) wird unterstellt
Würde es Dir etwas ausmachen, die Musik nicht so laut aufzudrehen?→ Bereitschaft des Adressaten (4) wird hinterfragt
Es spricht eigentlich nichts dagegen, die Musik etwas leiser zu drehen.→ Festellung, dass nichts gegen den Vollzug der Handlung spricht (6)
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 29
Indirekte Sprechakten
A: Kann ich bitte die Leiter haben? B: Ich brauche sie nicht mehr ⇒ Ja, du kannst sie haben.
Zum Erfassen von indirekten Sprechakten sind Schlussfolgerungsprozesse nötig, bei denen die Bedingungen für Sprechakten und so genannte konversationelle Implikaturen eine wesentliche Rolle spielen.
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 30
Implikaturen
� Eine rote Blume, ein Holzhaus, ...� Peter vergaß zu tanken und sein Auto blieb stehen.� Ich habe noch nicht gefrühstückt� Einige Professoren waren auf der Party.� Das hast du wieder toll gemacht.� A: Ich habe kein Benzin mehr.
B: Um die Ecke ist eine Tankstelle.
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
11
ps deskriptive markus steinbach 31
Pragmatik
Semantik
Ebenen der Bedeutung
Wörtliche Bedeutung
Äußerungsbedeutung
Sprecherbedeutung
Referenzbestimmung, Disambiguierung, Deixis, Anreicherung, Ellipsen, ...
Ironie,Indirektheit,Tropen, ...
Kontext
Situation
Weltwissen
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 32
Pragmatik
Semantik
Ebenen der Bedeutung
Wörtliche Bedeutung
Äußerungsbedeutung
Sprecherbedeutung
Implikaturen
- Kooperations-prinzip- Konversations-maximen
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 33
Implikaturen
Eine Schiffsfahrt. Den Kapitän ärgert es gewaltig, dass der Schiffsmaat so häufig betrunken ist. Als der Kapitän Wache hat und der Maat mal wieder über das Deck torkelt, schreibt der Kapitän ins Logbuch: Heute, 23. März, ist der Maat betrunken.Damit würde der Maat am Ende der Reise eine Ordnungsstrafe bekommen. Als der Maat nun einige Tage später Wache hat, sieht er den Eintrag und überlegt, wie er sich rächen könnte, ohne sich weiter zu kompromittieren. Er schreibt ins Logbuch: Heute, 27. März, ist der Kapitän nicht betrunken.
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
12
ps deskriptive markus steinbach 34
Das Flaschenhalsproblem
� �
Vor dem Baum macht die Straße eine Linkskurve.
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 35
Das Flaschenhalsproblem
Heuristics 1: What isn’t said, isn’t.Heuristics 2: What is simply described, is stereotypically
exemplified.Heuristics 3: What’s said in an abnormal way, isn’t normal;
or marked messages indicate marked situations.
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 36
Kooperatives Handeln
� Kooperationsprinzip� Konversationsmaximen
� Maximen der Qualität (2 Untermaximen)� Maximen der Quantität (2 Untermaximen)� Maxime der Relation� Maximen der Art und Weise (4 Untermaximen)� ... (weitere Maximen?)
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
13
ps deskriptive markus steinbach 37
Das Kooperationsprinzip (KP)
Gestalte deinen Gesprächsbeitrag genau so, wie es der Punkt des Gesprächs, an dem er erfolgt, erfordert, wobei das, was erforderlich ist, bestimmt ist durch den Zweck oder die Richtung des Gesprächs, an dem du teilnimmst!
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 38
Die Konversationsmaximen
� Maximen der Qualität� Maximen der Quantität� Maxime der Relation� Maximen der Art und Weise
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 39
Die Konversationsmaximen
� Maximen der QualitätObermaxime: Versuche einen wahren Gesprächsbeitrag zu machen!1. Sage nichts, was Du für falsch hältst!2. Sage nichts, wofür Du keine adäquaten Evidenzen
hast!
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
14
ps deskriptive markus steinbach 40
Die Konversationsmaximen
� Maximen der Quantität1. Mache Deinen Beitrag so informativ wie
erforderlich!2. Mache Deinen Beitrag nicht informativer als
erforderlich!
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 41
Die Konversationsmaximen
� Maxime der RelationSei relevant!
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 42
Die Konversationsmaximen
� Maximen der Art und WeiseObermaxime: Drücke dich deutlich aus!1. Vermeide ungeläufige Ausdrücke! 2. Vermeide Ambiguitäten!3. Fasse dich kurz! (Vermeide unnötige
Weitschweifigkeit!) 4. Gehe geordnet vor!
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
15
ps deskriptive markus steinbach 43
Das Q-, I- und M-Prinzip
Q-Principle (stark vereinfacht)Speaker: Choose the maximally informative expression alternative (that still is true).
I-Principle (stark vereinfacht)Speaker: Produce only as much linguistic information as necessary to satisfy the communicative purpose.
M-Principle (stark vereinfacht)Speaker: Communicate non-normal, non-stereotypical situations by expressions that contrast with those that you would choose for normal, stereotypical situations.
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 44
Schlussfolgerungsprozesse
� Willst du ein Gespräch rational führen, so sei aufrichtig, drücke dich deutlich aus und liefere hinreichende und relevante Information!
� Eine Implikatur kann ausgelöst werden, wenn eine Sprecherin
� die Konversationsmaximen beachtet oder� die Konversationsmaximen (gezielt) verletzt
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 45
Schlussfolgerungsprozesse
A: Ich habe kein Benzin mehr. B: Um die Ecke ist eine Tankstelle.Die Äußerung von B ist relevant.Die Maxime der Relation führt zu folgender Implikatur:⇒ A kann sich an der Tankstelle mit Benzin versorgen.
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
16
ps deskriptive markus steinbach 46
Schlussfolgerungsprozesse
B hat gesagt, dass gleich um die Ecke eine Tankstelle ist. AllemAnschein nach verhält sich B kooperativ. Doch nur wenn B denkt, dass ich mich dort mit Benzin versorgen kann, folgt er der Maxime der Relation. Nun weiß B (und ich weiß, dass er weiß), dass ich erkennen kann, dass die Annahme, dass er denkt, dass ich mich dort mit Benzin versorgen kann, erforderlich ist, damit seine Äußerung kooperativ war. B hat nichts getan, um mich davon abzuhalten, zu glauben, dass ich mich dort mit Benzin versorgen kann. B beabsichtigt offensichtlich, dass ich glaube, dass ich mich dort mit Benzin versorgen kann. Folglich “implikatiert” B konversationell, dass ich mich dort mit Benzin versorgen kann.
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 47
Schlussfolgerungsprozesse
(1) B hat gesagt, dass p.(2) Man kann annehmen, dass B die Maximen oder zumindest doch
das KP beachtet.(3) Nur wenn B denkt, dass q, folgt er den Maximen bzw. dem KP.(4) B weiß (und ich weiß, dass er weiß), dass ich erkennen kann,
dass die Annahme, dass er denkt, dass q, erforderlich ist, wenn er das KP beachten will.
(5) B hat nichts getan, um mich davon abzuhalten, zu glauben, dass q.
(6) B beabsichtigt, dass ich glaube, dass q.(7) Also implikatiert B konversationell, dass q.
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 48
Schlussfolgerungsprozesse
A: Nun, wie erging es Maria gestern vor Gericht?B: Nun, sie hat eine Geldstrafe bekommen.
⇒ Sie hat keine Haftstrafe bekommen.An unserer Uni kommen einige Professoren vorbereitet in die Kurse.
⇒ Nicht alle Professoren kommen vorbereitet in die Kurse.Als Angela Gerhard auf dem Flur traf, bewegte sie die Mundwinkel ein
klein wenig nach oben.⇒ Angela hat nicht richtig gelächelt.
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
17
ps deskriptive markus steinbach 49
Eigenschaften von Implikaturen
� Konversationelle Implikaturen sind� kalkulierbar – mithilfe des KP und der Maximen erschließbar� annullierbar (streichbar) – Einige, wenn nicht sogar alle,
Professoren kommen vorbereitet in die Kurse.� nicht abtrennbar – ergeben sich aus dem Inhalt dessen, was
gesagt wurde.� nicht eindeutig� bekräftigbar – Einige Professoren kommen vorbereitet in die
Kurse, aber nicht alle.
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 50
Arten von Implikaturen
Gesamtbedeutung einer Äußerung
Das Gesagte Implikaturen
konventionelle konversationelle
generalisierte partikularisierte
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
ps deskriptive markus steinbach 51
... und wie geht es nun weiter?
� Die deskriptive Grammatik bietet regelmäßig folgende Veranstaltungen an:
� V: Einführungsvorlesung� Ü: Kerngebiete der Linguistik: Phonologie bis Pragmatik� Ü: Grammatik der deutschen Gegenwartssprache� Ü: Techniken des linguistischen Arbeitens� PS: Thematisches Proseminar ‘Deskriptive Grammatik’
� Nutzen Sie dieses Angebot!
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik
18
ps deskriptive markus steinbach 52
Eine schöne vorlesungsfreie Zeit
☺��
ProseminarEinführung in die deskriptive Sprachwissenschaft – Pragmatik