Einführung in die Geschichte der Sprachwissenschaft Renate Raffelsiefen, FUB
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Einführung in die Geschichte der Sprachwissenschaft
Renate Raffelsiefen, FUB
Sprachwissenschaft
• Phonetik• Phonologie • Morphologie • Syntax• Semantik• (Pragmatik)
Phonetik beobachtbare, messbare Eigenschaften von
Sprachlauten- artikulatorisch- akustisch- auditiv
Phonologie
• -bedeutungsunterscheidende Funktion von SprachlautenBeispiel [t] - [th]Khmer: [t]u: ‘Kiste’ - [th]u: ‘entspannt’Deutsch: S[t]au ‘Stau’ - [th]au ‘Tau’ - Kombinatorik: [pr]eis ‘Preis’, [pl]an ‘Plan’ *[pt] (Russ. [ptits\] ‘Vogel’
Morphologie
• bedeutungstragende sprachliche EinheitenBeispiel: erblich ‘hereditary’ -erblich ‘paled’[[erb]STAMM[lich]SUFFIX]
[[er]PRÄFIX[blich]STAMM]
Morphologie
• bedeutungstragende sprachliche EinheitenBeispiel: erblich ‘hereditary’ -erblich ‘paled’[[erb]STAMM[lich]SUFFIX]
[[er]PRÄFIX[blich]STAMM]
[[er]PRÄFIX[örter]STAMM]
Syntax
• Kombinatorik von Wörtern zur Bildung von Phrasen und Sätzen
Syntax
Beispiel: Maria kennt den Lehrer. Den Lehrer kennt Maria. Kennt Maria den Lehrer?Englisch: Mary knows the teacher. The teacher knows Mary. *Knows Mary the teacher?
Semantik/Pragmatik
• “Es ist kalt hier”• Semantische Paraphrase: “Die Temperatur in diesem Raum ist niedrig”
Semantik/Pragmatik
“Es ist kalt hier” Pragmatische Paraphrase:“Mach die Heizung an” “Mach das Fenster zu”“Gehen wir in die Küche”“Du hast schon wieder vergessen zu heizen”
Semantik/Pragmatik
fressen / \ / \ ‘agent’ ‘patient’ Vogel Wurm
Semantik/Pragmatik
fressen / \ / \ ‘agent’ ‘patient’ Vogel Wurm
(1) Der Vogel frisst einen Wurm.
Semantik/Pragmatik
fressen / \ / \ ‘agent’ ‘patient’ Vogel Wurm
(1) Der Vogel frisst einen Wurm.
(2) (2) Der Wurm wird von einem Vogel gefressen.
Wortsemantik
• SemasiologieUntersuchung von Wortbedeutung und Bedeutungswandel -Ausgangspunkt:
Lautgestalt eines Wortes
• OnomasiologieBezeichnungslehreAusgangspunkt: Dinge, Geschehnisse
Sprachwissenschaft
• synchron Deskriptive Linguistik Untersuchung von
Sprache zu einer gegebenen Zeit in einem bestimmten Raum
• Diachron Historische Linguistik Untersuchung von
Ursachen und Wirkungen des Sprachwandels
Sprachwissenschaft
• Theoretisch - Erkenntnisgewinn
• Angewandt-Fremsprachenunterricht-Literaturstudium-Sprachheilkunde
Was ist der Gegenstand der Geschichte der
Sprachwissenschaft?• 1. Nur “Vorläufer” heutiger Auffassungen und Theorien? 2. Alle Überlieferungen, die sich
wissenschaftlich mit Sprache und/oder Kommunikation befassen?
Was ist der Gegenstand der Geschichte der
Sprachwissenschaft?• “internalistische” Herangehensweise:
ausschließliche Berücksichtigung von Texten, die Reflexionen über Sprache enthalten.
Was ist der Gegenstand der Geschichte der
Sprachwissenschaft?• “externalistische” Herangehensweise:
zudem Berücksichtigung der biographischen, gesellschaftlichen, der gesamten geistes- und zivilisationsgeschichtlichen Entstehungsbedingungen.
- Interessengeleitetheit sprachwissenschaftlicher Produktion
Motiv: möglichst wortgetreue Sicherung heiliger oder
klassischer Texte • Konfuzianische Texte in China• Homerische Epen in Griechenland• Vedische Texte in Indien• Koran in arabischen Ländern• Sagas in Island• Traditionelle Bardenpoesie in Irland
Frage nach dem Urheber sprachwissenschaftlicher Texte
• Externalistisch: Frage ist von großem
Interesse. Anfertigung detaillierter Biographien von Wissenschaftlern samt deren geistes- und kulturgeschichtliche Einbettung
• Internalistisch: Frage nahezu
irrelevant. Berücksichtigt wird lediglich die Beeinflussung eines Autors durch andere Autoren.
Externe versus interne Sicht
• Extern: rein empirische Sicht
der beobachteten akustisch oder visuell wahrnehmbaren Daten.
(Bloomfield, Amerik. Strukturalismus)
• Intern: Kenntnis der eigenen
Sprache, Intuitionen, Sprachgefühl.
(Chomsky, Generative Grammatik)
Interne Sicht (Mentalismus):
• “Eine linguistische Beschreibung einer natürlichen Sprache ist der Versuch, aufzudecken, was der flüssigen Beherrschung einer Muttersprache zugrunde liegt.” (Katz/Postal 1964)
Externe versus interne Sicht
• Externe Sicht: Material: Sprachen aus
aller Welt, insbesondere “exotische” Sprachen
• Interne Sicht: Material: jeweilige
Muttersprache
Warum die Beschäftigung mit der Geschichte der
Sprachwissenschaft • 2. Teil der allgemeinen
Geschichtsschreibung menschlicher Tätigkeiten und Erkenntnisinteressen
=> allgemeinmenschliche Bedürfnis, zu wissen, was früher gewesen ist.
Warum die Beschäftigung mit der Geschichte der
Sprachwissenschaft • 1. Systematische Kenntnisnahme von
Forschungsergebnissen anderer, die auf Erkenntnisgewinn im gleichen Bereich aus waren. => Bestreben, einmal akkumuliertes Wissen verfügbar zu halten (z.B.1966. Chomsky.Cartesian Linguistics )
Tatsächliche Geschichte der Sprachwissenschaft
• Nicht unbedingt kumulativ• Nicht unbedingt kontinuierlicher Fortschritt
Sprachwissenschaft in der Antike
• Theoretisch - Erkenntnisgewinn
• Angewandt-Fremsprachenunterricht-Literaturstudium-Sprachheilkunde
Ursprünge (angewandt)
• Entwicklung der Schrift• 1. 2000 - 1000 v. Chr. “Linear B” (Repräsentation von Silben und Wörtern)2. Nach 1000 v. Chr. < Phöniziern (Repräsentation von Sprachlauten)grammatikós ‘einer der lesen und schreiben
kann’, grámmata ‘Buchstabe’
Sprachwissenschaft in der Antike
• Externe Sicht< LiteraturwissenschaftBewahrung der “echten”klassischen Sprache Homers
• Interne Sicht< Philosophie Interesse gilt der
Beziehung zwischen der formalen Strutur des Satzes und der logischen Struktur der Proposition
Antike; externe Sicht
• Aristarch (2. Jhdt v. Chr.)• Dionysios Thrax (1. Jhdt v. Chr.)“Grammatik ist die auf Erfahrung beruhende
Kenntnis dessen, was meistens von den Dichtern und Prosaschriftstellern gesagt wird.”
Antike; interne Sicht
• Aristoteles (384 - 322 v. Chr) “Rede ist die Darstellung der Erfahrungen
des Geistes, und die Schrift ist die Darstellung von Rede”
Primär: geistige Vorstellungen des einzelnen Sprechers
Stoa
• Zenon (ca. 350 - 260 v. Chr.)• Kleanthes von Assos (311 - 232 v. Chr.)• Chrysipp (280 - ca. 205 v. Chr.)
Stoische Philosophie
• Physik: Welt, die unserer Erfahrung zugänglich ist Logik: Art und Weise, wie wir Erkenntnisse gewinnen und mitteilen Ethik: Bewertung der Erkenntnisse von Physik und Logik für die Prinzipien einer
vernunftgemäßen Lebensführung
Logik
• Rhetorik Gegenstand : gutes
und wirkungsvolles Sprechen
• Dialektik Gegenstand:
allgemeine Verwendungsweisen von Sprache
Kontroversen in der Antike I:Natur vs. Konvention (nómos)
• Natur (ph´ysis)Beziehung zwischenLautgestalt und Bedeutung eines Wortes ist naturgegeben.Basis: LautmalereiLautsymbolismus
• Konvention (nómos)Beziehung zwischenLautgestalt und Bedeutung eines Wortes ist beliebig
(konventionell).
Lautmalerei
• D. kikeriki• E. cockadoodledoo• Dän. kykeliky• Fr. cocorico• Lit. kakaríeku• Finn. kukku kiekuu
Konvention
• [erwachsen, weiblich]-D. Frau-E. woman-S. kvinnaMhd. wi:p .> Nhd. Frau
Natur vs. Konvention
Natur:StoikerUrsprung: lautmalerisch, konventionell nur als Ergebnis historischer Modifikationen
Konvention:Aristoteles
Kontroversen in der Antike II:Analogie versus Anomalie
• Aristoteles:AnalogieDominantes Prinzip:Proportionale Analogie
• Stoiker (Chrysipp)• Anomalie
Proportionale Analogie
• lachen : lachte = machen : X
Proportionale Analogie
• lachen : lachte = machen : X X = machte
Proportionale Analogie
• lachen : lachte = backen : X X =
Proportionale Analogie
• lachen : lachte = backen : X X = backte
Proportionale Analogie
• lachen : lachte = backen : X X = backte
Historisch belegt:• lachen : lachte = backen : buk
Anomalie
• true - truth• happy - happiness• possible - possibility• free - freedom• hot - heat------------• true : truth = free : X
Anomalie: Wichtigkeit von Kollokation
Bedeutung des englischen Adjektivs flatflat boxflat tireflat beerflat feeflat refusal
Einsicht: box: flat box ≠ fee : flat fee
Anomalie: Mangelnde Übereinstimmung zwischen
Form und BedeutungErwartet:Privative Bedeutung - Komplexe Form
ohne Ziel ziel+los nicht fein un+fein
Anomalie: Mangelnde Übereinstimmung zwischen
Form und BedeutungAber oft: privative Bedeutung, einfache Form
nicht sehend blind nicht hörend taub
Anomalie: Mangelnde Übereinstimmung zwischen
Form und BedeutungErwartet: positive Bedeutung - einfache Form mit Freude froh
Aber oft: positive Bedeutung, komplexe Form ewig lebend unsterblich
Anomalie: Mangelnde Übereinstimmung zwischen
Form und BedeutungErwartet: weibliches Geschlecht - die FrauAber: weibliches Geschlecht - das Weib
Anomalie: Mangelnde Übereinstimmung zwischen
Form und Bedeutung Pluralbildung
das Bett - die Xdas Brett - die Xdas Fett - die X
Anomalie: Mangelnde Übereinstimmung zwischen
Form und BedeutungPluralbildung:
das Bett - die Bettendas Brett - die Bretterdas Fett - die Fette
Analogie: Entdeckung von Regelmäßigkeiten
Pluralbildung:
die Xe - die Xen
Analogie: Entdeckung von Regelmäßigkeiten
Pluralbildung:
die Wiese - die Wiesendie Fahne - die Fahnen
Analogie: Entdeckung von Regelmäßigkeiten
i a u finden fand gefunden sinken sank gesunken
e a owerfen warf geworfenhelfen half geholfen
Analogie: Entdeckung von Regelmäßigkeiten
iNC a ufinden fand gefunden sinken sank gesunken
eLC a obergen barg geborgenhelfen half geholfen
Analogie: Entdeckung von Regelmäßigkeiten
• Mittel: immer genauere Erforschung sprachlicher Formen
• Ergebnis: Ausbildung der beschreibenden Grammatik
Wichtigste Interessen der antiken Sprachwissenschaftler
• Etymologie (Wissenschaft von der Herkunft und Geschichte der Wörter und ihrer
Bedeutungen)-Phonetik (Aussprache)-Grammatik
Etymologie
teilweise beherrscht von der Natur-versus-Konvention Kontroverse
=> “Etymogeleien”
Phonetik
Basis: das griechische Alphabet• Beginn einer artikulatorischen
Klassifikation Plato: Vokale vs. Konsonanten; Plosive vs. Frikative• Einführung der Silbe
Stoische Phonetik
• Unterscheidung von 3 Aspekten eines Buchstaben:
- der phonetische Wert [b]- die geschriebene Form <b>- Der Name “be”
Stoische Phonetik
• Unterscheidung von 3 phonotaktischen Möglichkeiten:
- Das Vorkommen einer Sequenz als Wort in der Sprache (d. blau)
- Das zufällige Nicht-Vorkommen einer Sequenz als Wort in der Sprache (d. plau)
- Das systematische Nicht-Vorkommen einer Sequenz als Wort in der Sprache (d. bnau)
Griechisch-römische Phonetik
• Schwächen: impressionistische akustische BeschreibungSehr viel wichtiger für die Phonetik des 19.
Jhdts. : altindische Phonetik Panini (ca. 450 v. Chr.) arabische Phonetik
Griechisch-römische Phonetik
• Schwächen: impressionistische akustische BeschreibungBeispiele: Thrax:[p], [t], [k] ‘sanft’[ph], [th], [kh] ‘rau’[b], [d], [g] ‘mittel’
Griechisch-römische Phonetik
• Schwächen: impressionistische akustische BeschreibungBeispiele: Thrax:[l], [r], [m], [n] ‘liquid’---------------------------[l], [r] ‘Liquidä’ (Engl. ‘liquids’)
Grammatik
• Wichtige und bleibende Beiträge zur deskriptiven Linguistik: “Wort- und Paradigmenmodell”
Vergleich der Modelle
• Wort- und Paradigmenmodell
Dritte Ps. Zweite PsSingular SingularPräsens Präsens Xt -> Xst
• Morphemmodell [geh]Verbstamm
[st] 2.Ps.Sg
[t] 3.Ps. Sg.
[e] 1.Ps. Sg.
[geh]+[st] 2.Ps.Sg
Vergleich der Modelle
• Wort- und Paradigmenmodell
Dritte Ps. Zweite PsSingular SingularPräsens Präsens geht gehst
• Morphemmodell
[geh]Verbstamm
[st] 2.Ps.Sg
[t] 3.Ps. Sg.
[geh]+[st] 2.Ps.Sg
Vergleich der Modelle
• Wort- und Paradigmenmodell
Dritte Ps. Zweite PsSingular SingularPräsens Präsens nimmt nimmst
• Morphemmodell [nehm], [nimm] [st] 2.Ps.Sg
[t] 3.Ps. Sg.
[e] 1.Ps. Sg.
!![nehm]+[st] 2.Ps.Sg
Wort- und Paradigmenmodell
PräsensInfinitivAktiv
X ->
Erste Ps.SingularImperfektKonjunktivXm
Wort- und ParadigmenmodellPriscianische Regeln
vocáre -> monére ->péllere ->ésse ->
vocáremmonérempéllereméssem
Wichtige Beiträge zur Grammatik
• Die beiden fundamentalen Einheiten der grammatischen Beschreibung:
(1) obere Grenze: der Satz “Ausdruck eines vollständigen Gedankens”
(2) Untere Grenze: das Wort (nicht: das “Morphem”)
Imperativbildung im Finnischen
Infinitiv ImperativSingular
anta/a ‘geben’ anna[÷]
sulke/a ‘schließen’ sulje[÷]
juos/ta ‘rennen’ juokse[÷]
tavat/a ‘finden’ tapaa[÷]
Imperativbildung im FinnischenAbondolo (1998)
Infinitiv ImperativSingular
anta/a ‘geben’ anna[÷]
tavat/a ‘finden’ tapaa[÷]
Imperativbildung im Finnischen
Infinitiv 1. Ps. Sg.2. Präsens
ImperativSingular
anta/a ‘geben’ annan anna[÷]
sulke/a ‘schließen’ suljen sulje[÷]
juos/ta ‘rennen’ juoksen juokse[÷]
tavat/a ‘finden’ tapaan tapaa[÷]
Imperativbildung im FinnischenKarlsson (2000)
1. Ps. Sg.Präsens
X[n] ->
ImperativSingular
X[÷]
Imperativbildung im FinnischenKarlsson (2000)
1. Ps. Sg.Präsens
anna[n] ->
ImperativSingular
anna[÷] ‘Gib!’
Imperativbildung im FinnischenKarlsson (2000)
1. Ps. Sg.Präsens
tee[n] ->
ImperativSingular
tee[÷] ‘Mach!’
Wichtige Beiträge zur Grammatik
• Zwei Grundeinheiten: Satz, Wort• Primat des Satzes (Aristoteles) => Wörter haben sekundären Status: sie sind
nur aus ihrer jeweiligen Funktion als Bestandteile von Sätzen zu konstruieren.
Schöpfung linguistischer Terminologie
• Seit PlatoFundamentale Zweiteilung des Satzes in
ónoma + rhêmaUrspr. ‘Name’ ‘Prädikat’nominale Komponente verbale Komponente
Schöpfung linguistischer Terminologie: ‘ptôsis’ (‘Fall’)
• Aristoteles:‘ptôsis’: ‘Abwandlung’(Flexion) außerGenus bei Substantiven
• Stoiker:‘klísis’: Flexion ‘ptôsis’: Kasus 1. ‘aufrechte Fall’ 2. ‘Herkunftsfall’ 3. ‘Gebefall’ 4. ‘Verursachungsfall’
Schöpfung linguistischer Terminologie
Stoiker: Kasusflexion:Nominativ versus oblique Kasus- Nominative markiert das Subjekt- Die Wahl der obliquen Kasus hängt von
Verben oder Präpositionen ab.Folge: Substantive/Adjektive versus Verben
Schöpfung linguistischer Terminologie
Stoiker: Verbflexion
Tempus| Gegenwart VergangenheitAspekt |-----------------------------------------------------------unvollendet | Präsens Imperfekt vollendet | Perfekt Plusquamperfekt
Dionysios Thrax (100 v. Chr.)(1. abendländische Grammatik)
(Arens 1955: 19-25)
Dionysios Thrax (100 v. Chr.)(1. abendländische Grammatik)
-Phonologie (Richtige Aussprache)-Morphologie (Analogie)-keine Syntax
Dionysios Thrax (100 v. Chr.)(1. abendländische Grammatik)
-Phonologie (Richtige Aussprache)-Morphologie (Analogie)-keine Syntax erst Apollonios Dyskolos (2. Jhdt)
Dionysios Thrax Wortklassifizierung
8 Klassen {Nomen, Verb, Partizip, Artikel, Pronomen, Präposition, Adverb, Konjunktion}
Dionysios Thrax Wortklassifizierung
Nomen / | \ Eigenname Substantiv Adjektiv | | | ‘Sokrates’ ‘Pferd’ ‘schnell’
Dionysios Thrax Wortklassifizierung
Nomen / | \ Eigenname Substantiv Adjektiv | | | ‘Sokrates’ ‘Pferd’ ‘schnell’ [+ Kasus] [+Kasus] [+Kasus]
Dionysios Thrax Wortklassifizierung
Verb | Partizip | | ‘backen’ ‘gebacken’
Dionysios Thrax Wortklassifizierung
Verb | Partizip | | ‘backen’ ‘gebacken’ [+Tempus] [+Kasus]
Dionysios Thrax Wortklassifizierung
Verb | Partizip | Nomen | | | ‘backen’ ‘gebacken’ ‘schnell’ [+Kasus] [+Kasus]
Dionysios Thrax Wortklassifizierung
Verb | Partizip | Nomen | | | ‘backen’ ‘gebacken’ ‘schnell’ [+Kasus] [+Kasus] [+Tempus] [+Tempus]
Wortklassifizierung
Thrax (1. Jhdt v. Chr)NomenVerbPartizipArtikelPronomenPräpositionAdverbKonjunktion
Priscian (5. Jhdt.)NomenVerbPartizip> InterjektionPronomenPräpositionAdverbKonjunktion
Interjektion
-syntaktisch unabhängig vom Verb-zeigt ein Gefühl oder Geisteszustand an
oh, ah, pscht,
Römische Grammatiker
• Varro (116-27 v. Chr.)De lingua Latina (25 Bände, 5-10 erhalten)- Etymologie- Morphologie- Syntax
Mögliche Ursachen für Form-Bedeutung Entsprechungen in 2
Sprachen1. Genetische
Verwandtschaft: [Wort] / \ / \ [Wort A] [Wort B] Sprache X Sprache Y
2. Entlehnung
[Wort A] -> [Wort B]Sprache X Sprache Y
Mögliche Ursachen für Form-Bedeutung Entsprechungen in 2
Sprachen1. Genetische
Verwandtschaft:[t]ooth - [ts]ahn[t]wo - [ts]wei[t]ongue - [ts]unge
Englisch Deutsch
2. Entlehnung
[t]icket - [t]icket[t]ake-off - [t]ake-off[t]alk-show - [t]alk-show
Englisch Deutsch
Mögliche Ursachen für Form-Bedeutung Entsprechungen in 2
Sprachen1. Genetische
Verwandtschaft: [t]anthuz / \ / \[t]ooth - [ts]ahnEnglisch Deutsch
Mögliche Ursachen für Form-Bedeutung Entsprechungen in 2
Sprachen1. Genetische
Verwandtschaft: [t]anthuz / \ / \[t]ooth - [ts]ahnEnglisch Deutsch
2. Entlehnung
[t]icket > [t]icket[t]ake-off > [t]ake-off[t]alk-show >[t]alk-show
Englisch Deutsch
Varro: Flexion vs. Derivation
Flexion:“ declinatio naturalis”Aufgrund einerWortform können alle übrigen erschlossenwerdenbacken> backst, backe
Varro: Flexion vs. Derivation
Flexion:“ declinatio naturalis”Aufgrund einerWortform können alle übrigen erschlossenwerdenbacken> backst, backe
Derivation:“ declinatio voluntaria”
Milch - milchigWasser - wässrigSaft - saftig (*säftig)Wein - ?
Varro: Wortklassifikation
Varro: Wortklassifikation
KASUS TEMPUS
Nomen + -Verb - +Partizip + +Adverb - -
Wortklassifizierung
Thrax (1. Jhdt v. Chr)Nomen: -kasusflektiert-bezeichnet Person oder
Sache
Priscian (5. Jhdt.)Nomen:-bezeichnet Substanz
oder Qualität-weist jeder Person
oder Sache eine allgemeine oder bestimmte Qualität zu
Priscian (5. Jhdt)
• 18bändige Grammatik (1000 Seiten)- enge Anlehnung an die griechische
Grammatik von Dionysios Thrax
Priscian (5. Jhdt)
• 18bändige Grammatik (1000 Seiten)- enge Anlehnung an die griechische
Grammatik von Dionysios Thrax- sehr detaillierte morphologische
Beschreibung- zwei Syntax-Bände
Priscian (5. Jhdt)
• 800 Jahre: Basis von Grammatiktheorie• Bis jetzt: Basis von Latein-Lehrbüchern-------------------------------------------Präsens Erste Ps. Sg.Infinitiv Imperfekt Aktiv Konjunktiv
X -> Xm
Plan
• Chronologische Entwicklung (Schwerpunkt Deutschland)
-
Plan
• Themen-Geschichte der Semasiologie-Syntax 1955 -1975-Pragmatik-Phonologie (20. Jhdt.)-Geschichte der Schrift