Einfuehrung in Die Geologie Abschnitt 017 001

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TU Dresden / Institut für Geotechnik Professur für Angewandte Geologie Vorlesungsmaterial - Einführung in die Geologie Seite 17-1 Abschnitt 17 - Erläuterungen zu Übungsaufgaben Übungsaufgabe Interpretation von Bewegungsbildern - Grundsätze Anwendung des Tektonischen Prinzips: Rekonstruktion der Bewegungsbilder, Ableitung der Entwicklung von Strukturen der Erdkruste, Interpretation der Lagerungsverhältnisse, Interpretation in zwei Arbeitsschritten: Schritt 1 - Beschreibung des Komplexes mit seinen geologischen Merkmalen der Lagerung. Schritt 2 - Ableitung der Bewegungen aus den Merkmalen der Lagerung. Übungsaufgabe Interpretation von Bewegungsbildern - Beispiel 1 Beispiel 1 Gesamte Bildfolge im Vorlesungsmaterial Abschnitt 1: Geologische Arbeitsweise. Schritt 1 - Beschreibung der Merkmale: zwei Schichtenverbände unterschiedlicher Entstehung und Alter können ausgehalten werden, Liegender Schichtenverband - älter, Hangender Schichtenverband - jünger, getrennt durch eine Diskordanzfläche, Liegender Schichtenverband (älter) = Schichten 1-5 fünf Schichten - sind verbogen = verfaltet, verfaltete Schichten sind zweifach zerbrochen, Schichtenverband ist an seiner Obergrenze geradlinig abgeschnitten, steht im Winkel zum hangenden Schichtenverband = Winkeldiskordanz. Hangender Schichtenverband (jünger) = Schichten 10-13 horizontal abgelagert über der Diskordanzfläche, zerbrochen an einer Stelle, jeder Block ist in sich konkordant gelagert, linke Seite nur 3 Schichten (10 bis 12), rechte Seite 1 Schicht mehr (10 bis 13). Schritt 2 - Auflösung in die Bewegungen 1. Ablagerung der Schichten 1 bis 5 - Unterbrechung der Sedimentation. 2. Unmittelbar nach der Ablagerung der Schicht 5 folgt die bruchlose Deformation durch gebirgsbildende Bewegungen, seitlich ansetzende Kräfte führen zu Pressung und Faltung. 3. Dabei/danach Heraushebung und Abtragung, Schicht 5 ist teilweise erodiert. 4. Die Abtragung wird sich bis zur vollständigen Einebnung der Oberfläche vollziehen. 5. Vor der endgültigen Einebnung jedoch nochmals Krafteintrag mit Bruchdeformationen, Bildung einer Störung und Versatz der beiden Blöcke. 6. Nach Beendigung der Einebnung liegt eine alte Landoberfläche vor, die die Diskordanzfläche bildet.

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Vorlesungsmaterial Einführung in die GeologieInstitut für Geotechnik, Technische Universität DresdenAbschnitt 1 Geologische ArbeitsweiseAbschnitt 2 Allgemeine stoffliche GrundlagenAbschnitt 3 Bau des ErdkörpersAbschnitt 4 Altersbestimmung und ErdgeschichteAbschnitt 5 Exogene geodynamische Prozesse - EinführungAbschnitt 6 Exogene geodynamische Prozesse - VerwitterungAbschnitt 7 Exogene geodynamische Prozesse - MassenbewegungenAbschnitt 8 Exogene geodynamische Prozesse - DenudationAbschnitt 9 Exogene geodynamische Prozesse - FlußbildungenAbschnitt 10 Exogene geodynamische Prozesse - SeebildungenAbschnitt 11 Exogene geodynamische Prozesse - GletschereisAbschnitt 12 Exogene geodynamische Prozesse - MeeresküstenAbschnitt 13 Endogene geodynamische Prozesse - EinführungAbschnitt 14 Endogene geodynamische Prozesse - tektonische VorgängeAbschnitt 15 Endogene geodynamische Prozesse - magmatische VorgängeAbschnitt 16 Fachdisziplinen der geologischen WissenschaftenAbschnitt 17 Erläuterungen zu Übungsaufgaben

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  • TU Dresden / Institut fr Geotechnik Professur fr Angewandte Geologie

    Vorlesungsmaterial - Einfhrung in die GeologieSeite 17-1

    Abschnitt 17 - Erluterungen zu bungsaufgaben

    bungsaufgabe Interpretation von Bewegungsbildern - Grundstze

    Anwendung des Tektonischen Prinzips: Rekonstruktion der Bewegungsbilder, Ableitung der Entwicklung von Strukturen der

    Erdkruste, Interpretation der Lagerungsverhltnisse, Interpretation in zwei Arbeitsschritten: Schritt 1 - Beschreibung des Komplexes mit seinen geologischen Merkmalen der Lagerung. Schritt 2 - Ableitung der Bewegungen aus den Merkmalen der Lagerung.

    bungsaufgabe Interpretation von Bewegungsbildern - Beispiel 1

    Beispiel 1 Gesamte Bildfolge im Vorlesungsmaterial Abschnitt 1: Geologische Arbeitsweise.

    Schritt 1 - Beschreibung der Merkmale:

    zwei Schichtenverbnde unterschiedlicher Entstehung und Alter knnen ausgehalten werden,

    Liegender Schichtenverband - lter, Hangender Schichtenverband - jnger, getrennt durch eine Diskordanzflche, Liegender Schichtenverband (lter) = Schichten 1-5 fnf Schichten - sind verbogen = verfaltet, verfaltete Schichten sind zweifach zerbrochen, Schichtenverband ist an seiner Obergrenze geradlinig abgeschnitten, steht im Winkel zum

    hangenden Schichtenverband = Winkeldiskordanz. Hangender Schichtenverband (jnger) = Schichten 10-13 horizontal abgelagert ber der Diskordanzflche, zerbrochen an einer Stelle, jeder Block ist in sich konkordant gelagert, linke Seite nur 3 Schichten (10 bis 12), rechte Seite 1 Schicht mehr (10 bis 13). Schritt 2 - Auflsung in die Bewegungen

    1. Ablagerung der Schichten 1 bis 5 - Unterbrechung der Sedimentation. 2. Unmittelbar nach der Ablagerung der Schicht 5 folgt die bruchlose Deformation durch

    gebirgsbildende Bewegungen, seitlich ansetzende Krfte fhren zu Pressung und Faltung. 3. Dabei/danach Heraushebung und Abtragung, Schicht 5 ist teilweise erodiert. 4. Die Abtragung wird sich bis zur vollstndigen Einebnung der Oberflche vollziehen. 5. Vor der endgltigen Einebnung jedoch nochmals Krafteintrag mit Bruchdeformationen,

    Bildung einer Strung und Versatz der beiden Blcke. 6. Nach Beendigung der Einebnung liegt eine alte Landoberflche vor, die die

    Diskordanzflche bildet.

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    Vorlesungsmaterial - Einfhrung in die GeologieSeite 17-2

    Damit ist die Bildung des ersten Schichtenverbandes abgeschlossen. Bildung des zweiten Schichtenverbandes. 7. Die Landoberflche wird nach Absenkung wieder Sedimentationsraum, z. B. in einem Meer,

    Ablagerung der Schichten 10 - 12 auf der Diskordanzflche. 8. Nach Ablagerung von Schicht 12 erneute Bewegungen mit bruchhafter Deformation. 9. Linker Block wird herausgehoben, verlsst den Sedimentationsraum, deshalb keine

    Ablagerung mehr. 10. Rechter Block wird abgesenkt, verbleibt im Sedimentationsraum, deshalb dort die Schicht 13

    abgelagert, die Ablagerung von Schicht 13 erfolgt whrend der Bewegung. Zusammenfassung der Bewegungen fr das Beispiel 1

    Drei Bewegungen unterschiedlichen Alters. 1 - Faltung des liegenden Schichtenverbandes als lteste Bewegung. 2 - Bruch des liegenden Schichtenverbandes in der Folge, der Bruch ist jnger als die

    Faltung, denn er versetzt die Falten, aber er ist lter als das Hangende, denn er endet an der Diskordanz.

    3 - Bruchtektonik des Hangenden und Liegenden zusammen als jngste Bewegung, die Bewegungsbahn durchsetzt alle Schichten, auch die zuletzt sedimentierte Schicht 13.

    bungsaufgabe Interpretation von Bewegungsbildern - Beispiel 2

    Beispiel 2 Gesamte Bildfolge im Vorlesungsmaterial Abschnitt 1: Geologische Arbeitsweise.

    Schritt 1 - Beschreibung der Merkmale

    zwei Schichtenverbnde unterschiedlicher Entstehung und Alters knnen ausgehalten werden,

    Liegender Schichtenverband - lter, Hangender Schichtenverband - jnger, getrennt durch eine Diskordanzflche. Liegender Schichtenverband (lter) = Schichten 1- 6 sechs Schichten - sind verbogen = verfaltet, verfaltete Schichten sind zweifach zerbrochen, Schichtenverband ist an seiner Obergrenze geradlinig abgeschnitten, steht im Winkel zum hangenden Schichtenverband = Winkeldiskordanz, Hangender Schichtenverband (jnger) = Schichten 11-13 horizontal abgelagert, konkordante Lagerung des gesamten Schichtenverbandes, keine Deformationen erkennbar.

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    Vorlesungsmaterial - Einfhrung in die GeologieSeite 17-3

    Schritt 2 - Auflsung in die Bewegungen

    1. Ablagerung der Schichten 1 bis 6 - Unterbrechung der Sedimentation. 2. Unmittelbar nach der Ablagerung der Schicht 6 folgt die bruchlose Deformation durch

    gebirgsbildende Bewegungen, seitlich ansetzende Krfte fhren zu Pressung und Faltung, im Ergebnis liegt eine sattelhnliche Aufwlbung vor.

    3. Mit zunehmender Pressung geht die Verbiegung der Schichten in eine bruchhafte Deformation ber, es entstehen zwei Strungen, Zerlegung des Schichtenverbandes in drei Blcke.

    4. Dabei und danach Heraushebung und Abtragung, Falten werden im oberen Teil erodiert. 5. Die Abtragung vollzieht sich bis zur vollstndigen Einebnung der Oberflche des

    geologischen Krpers. 6. Es entsteht eine alte Landoberflche, die die Diskordanzflche bildet. Damit ist die Bildung des ersten Schichtenverbandes abgeschlossen. Bildung des zweiten Schichtenverbandes. 1. Die Landoberflche wird nach Absenkung wieder Sedimentationsraum, z. B. in einem Meer,

    Ablagerung der horizontalen Schichten des hangenden Schichtenverbandes auf der Dis-kordanzflche.

    8. Die Schichten befinden sich in der ursprnglichen Lagerung, es gab keine weiteren Bewegungen.

    Zusammenfassung der Bewegungen fr das Beispiel 2 Zwei Bewegungen unterschiedlichen Alters. 1 - Faltung des Liegenden Schichtenverbandes als lteste Bewegung. 2 - Brche des Liegenden Schichtenverbandes in der Folge, Brche sind jnger als die

    Faltung, denn sie versetzen die Falten, sind aber lter als der hangende Schichtenverband, denn sie enden an der Diskordanz.