EINFÜHRUNGSGESETZ ZUM KINDES UND ERWACHSENENSCHUTZRECHT ... · Die Gegenstandsbestimmung soll...

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DIREKTION DER JUSTIZ UND DES INNERN E EINFÜHRUNGSGESETZ ZUM KINDES- UND ERWACHSENENSCHUTZRECHT (EG ZUM KESR) VERNEHMLASSUNGSENTWURF VOM 8. NOVEMBER 2010 GESETZESTEXT MIT ERLÄUTERUNGEN N:\Vormundschaftswesen\Erwachsenenschutzrecht\Gesetzesentwurf, Vernehmlassungsunterlagen\Vernehmlassungentwurf.docx

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  • DIREKTION DER JUSTIZUND DES INNERNE

    EINFHRUNGSGESETZ ZUM KINDES- UND ERWACHSENENSCHUTZRECHT (EG ZUM KESR)

    VERNEHMLASSUNGSENTWURF VOM 8. NOVEMBER 2010

    GESETZESTEXT MIT ERLUTERUNGEN

    N:\Vormundschaftswesen\Erwachsenenschutzrecht\Gesetzesentwurf, Vernehmlassungsunterlagen\Vernehmlassungentwurf.docx

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    INHALTSVERZEICHNIS

    1. ABSCHNITT: ALLGEMEINE BESTIMMUNG.......................................................................................................................................................................................6

    1. Gegenstand............................................................................................................................................................................................................................................ 6

    2. ABSCHNITT: ORGANISATION DER KINDES- UND ERWACHSENENSCHUTZBEHRDE (KESB).................................................................................................. 6

    A. KINDES- UND ERWACHSENENSCHUTZKREISE ........................................................................................................................................................................................6 2. Gebietsumschreibung ............................................................................................................................................................................................................................. 6

    3. Zusammenarbeit unter Gemeinden ......................................................................................................................................................................................................... 9

    B. KINDES- UND ERWACHSENENSCHUTZBEHRDE ................................................................................................................................................................................... 12 4. Mitglieder ............................................................................................................................................................................................................................................. 12

    5. Ernennung, a. Im Allgemeinen .............................................................................................................................................................................................................. 12

    6. b. Genehmigung ................................................................................................................................................................................................................................... 13

    7. Voraussetzungen der Ernennung .......................................................................................................................................................................................................... 13

    8. Unabhngigkeit..................................................................................................................................................................................................................................... 16

    9. Besetzung ............................................................................................................................................................................................................................................ 16

    10. Mindestpensen ..................................................................................................................................................................................................................................... 18

    11. Stellvertretung ...................................................................................................................................................................................................................................... 18

    12. Unvereinbarkeit .................................................................................................................................................................................................................................... 19

    13. Pikettdienst........................................................................................................................................................................................................................................... 19

    14. Geschftsordnung ................................................................................................................................................................................................................................ 20

    15. Weiterbildung ....................................................................................................................................................................................................................................... 20

    16. Behrdensekretariat.............................................................................................................................................................................................................................. 21

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    17. Arbeitsverhltnis ................................................................................................................................................................................................................................... 21

    3. ABSCHNITT: FHRUNG DER BEISTANDSCHAFTEN..................................................................................................................................................................... 22

    A. ALLGEMEINE BESTIMMUNGEN ........................................................................................................................................................................................................... 22 18. Ernennung der Beistndinnen und Beistnde ........................................................................................................................................................................................ 23

    19. Aufsicht ................................................................................................................................................................................................................................................ 23

    20. Aufnahme des Inventars ....................................................................................................................................................................................................................... 23

    21. Rechnungsfhrung und Berichterstattung .............................................................................................................................................................................................. 24

    22. Anlage und Aufbewahrung von Vermgen............................................................................................................................................................................................. 25

    B. VOLLJHRIGE PERSONEN ................................................................................................................................................................................................................. 26 23. Berufsbeistandschaften, a. Im Allgemeinen ........................................................................................................................................................................................... 26

    24. b. Zusammenarbeit unter Gemeinden.................................................................................................................................................................................................... 27

    25. Entschdigung und Spesenersatz, a. Im Allgemeinen ............................................................................................................................................................................ 28

    26. b. Grundlagen der Bemessung.............................................................................................................................................................................................................. 28

    27. c. Verordnung....................................................................................................................................................................................................................................... 29

    28. d. Kostentragung bei Mittellosigkeit ....................................................................................................................................................................................................... 29

    C. MINDERJHRIGE PERSONEN.............................................................................................................................................................................................................. 31 29. Inventar ber das Kindesvermgen, a. Private Inventaraufnahme........................................................................................................................................................... 31

    30. b. Amtliche Inventaraufnahme............................................................................................................................................................................................................... 32

    31. c. Amtliches Nachlassinventar............................................................................................................................................................................................................... 32

    32. Entschdigung und Spesenersatz, a. Private Beistndinnen und Beistnde............................................................................................................................................ 33

    33. b. Berufsbeistandschaften..................................................................................................................................................................................................................... 33

    34. Ergnzendes Recht .............................................................................................................................................................................................................................. 34

    4. ABSCHNITT: FRSORGERISCHE UNTERBRINGUNG ................................................................................................................................................................... 34

    A. ANORDNUNG DER UNTERBRINGUNG UND ENTLASSUNG........................................................................................................................................................................ 34 35. Zustndige rztinnen und rzte, a. Im Allgemeinen ............................................................................................................................................................................... 34

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    36. b. Weiterbildung.................................................................................................................................................................................................................................... 35

    37. Vollzug der Einweisung......................................................................................................................................................................................................................... 35

    38. Dauer der Unterbringung....................................................................................................................................................................................................................... 36

    39. Unterbringung freiwillig Eingetretener .................................................................................................................................................................................................... 36

    40. Verlegung in eine andere Einrichtung .................................................................................................................................................................................................... 37

    41. Wiederaufnahme entwichener oder beurlaubter Personen ..................................................................................................................................................................... 38

    42. Entlassung durch die Einrichtung .......................................................................................................................................................................................................... 39

    43. Entlassung durch die KESB .................................................................................................................................................................................................................. 39

    44. Meldung der Verantwortlichkeiten in den Einrichtungen.......................................................................................................................................................................... 39

    45. Ergnzende Verfahrensbestimmung bei rztlicher Unterbringung........................................................................................................................................................... 40

    B. NACHBETREUUNG UND AMBULANTE MASSNAHMEN ............................................................................................................................................................................. 40 46. Nachbetreuung..................................................................................................................................................................................................................................... 40

    47. Ambulante Massnahmen, a. Grundsatz ................................................................................................................................................................................................. 41

    48. b. Anordnung........................................................................................................................................................................................................................................ 42

    49. c. berwachung, Aufhebung ................................................................................................................................................................................................................. 42

    C. VERMEIDUNG EINER FRSORGERISCHEN UNTERBRINGUNG ................................................................................................................................................................... 43 50. Anordnung von ambulanten Massnahmen............................................................................................................................................................................................. 43

    5. ABSCHNITT: VERFAHREN VOR DER KESB UND DEN GERICHTLICHEN BESCHWERDEINSTANZEN....................................................................................... 43

    A. ALLGEMEINE BESTIMMUNGEN ........................................................................................................................................................................................................... 43 51. Anwendbares Recht.............................................................................................................................................................................................................................. 43

    52. Sitz der KESB nach Art. 25 Abs. 2 und Art. 26 ZGB ............................................................................................................................................................................... 45

    53. ffentlichkeit des Verfahrens................................................................................................................................................................................................................. 46

    54. Fristenlauf ............................................................................................................................................................................................................................................ 46

    B. VERFAHREN VOR DER KESB............................................................................................................................................................................................................. 47 55. Sachliche Zustndigkeit, a. Kollegialbehrde ......................................................................................................................................................................................... 47

    56. b. Einzelzustndigkeit ........................................................................................................................................................................................................................... 47

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    57. rtliche Zustndigkeit bei frsorgerischer Unterbringung und Nachbetreuung......................................................................................................................................... 50

    58. Rechtshngigkeit .................................................................................................................................................................................................................................. 50

    59. Verfahrensleitung.................................................................................................................................................................................................................................. 51

    60. Abklrung der tatschlichen Verhltnisse............................................................................................................................................................................................... 52

    61. Anhrung ............................................................................................................................................................................................................................................. 52

    62. Einvernahme von Zeuginnen und Zeugen.............................................................................................................................................................................................. 54

    63. Gutachten............................................................................................................................................................................................................................................. 55

    64. Protokoll ............................................................................................................................................................................................................................................... 56

    65. Kontradiktorisches Verfahren ................................................................................................................................................................................................................ 57

    66. Beratung .............................................................................................................................................................................................................................................. 57

    67. Inhalt des Entscheids............................................................................................................................................................................................................................ 58

    68. Erffnung des Entscheids ..................................................................................................................................................................................................................... 58

    69. Verfahrenskosten und Parteientschdigung........................................................................................................................................................................................... 58

    C. VERFAHREN VOR DEN GERICHTLICHEN BESCHWERDEINSTANZEN .......................................................................................................................................................... 59 70. Sachliche Zustndigkeit, a. Bezirksgericht ............................................................................................................................................................................................. 59

    71. b. Obergericht....................................................................................................................................................................................................................................... 61

    72. rtliche Zustndigkeit ........................................................................................................................................................................................................................... 62

    73. Beschwerdeschrift ................................................................................................................................................................................................................................ 62

    74. Stellungnahme, mndliche Verhandlung................................................................................................................................................................................................ 63

    75. Antragsrecht......................................................................................................................................................................................................................................... 63

    76. Vernehmlassung der Vorinstanz und Wiedererwgung .......................................................................................................................................................................... 64

    77. Anhrung in Verfahren betreffend die frsorgerische Unterbringung ....................................................................................................................................................... 65

    78. Teilnahmepflicht der Einrichtung............................................................................................................................................................................................................ 66

    79. Entscheid ............................................................................................................................................................................................................................................. 66

    80. Mitteilung an die Aufsichtsbehrde ........................................................................................................................................................................................................ 67

    81. Ergnzend anwendbare Bestimmungen ................................................................................................................................................................................................ 67

    6. ABSCHNITT: AUFSICHT .................................................................................................................................................................................................................. 68

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    82. Administrative Aufsichtsbehrde............................................................................................................................................................................................................ 68

    83. Aufsicht ber Wohn- und Pflegeeinrichtungen........................................................................................................................................................................................ 68

    7. ABSCHNITT: STRAF- UND SCHLUSSBESTIMMUNGEN................................................................................................................................................................. 70

    A. MELDEPFLICHTEN ............................................................................................................................................................................................................................ 70 84. ................................................................................................................................................................................................................................................................. 70

    B. STRAFBESTIMMUNGEN...................................................................................................................................................................................................................... 71 85. Aufnahme des Inventars ....................................................................................................................................................................................................................... 71

    86. Sumnis............................................................................................................................................................................................................................................... 71

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    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    1. ABSCHNITT: ALLGEMEINE BESTIMMUNG

    1. Gegenstand

    Dieses Gesetz regelt

    a. die Organisation und die Zustndigkeit der Kindes- und Er-

    wachsenenschutzbehrden (KESB; Art. 440 ZGB),

    b. die Fhrung der Beistandschaften (Art. 405 ff. ZGB),

    c. die frsorgerische Unterbringung (Art. 426 ff. ZGB) und die

    Nachbetreuung (Art. 437 ZGB),

    d. das Verfahren vor der KESB und den gerichtlichen Be-

    schwerdeinstanzen (Art. 450f ZGB),

    e. die Aufsicht ber die KESB (Art. 441 ZGB).

    1:

    Die Gegenstandsbestimmung soll einen einfachen berblick ber den Gesetzesinhalt ermglichen. Dies ist bei der vorliegenden Gesetzesvorlage insbesondere deshalb ge-rechtfertigt, als dadurch auch das Zusammenspiel von Bundesrecht (revidiertes Zivilge-setzbuch [nZGB]; nderungen vom 19. Dezember 2008 [BBl 2009, S. 141 ff.]) und kanto-nalem Recht offengelegt wird.

    2. ABSCHNITT: ORGANISATION DER KINDES- UND ERWACHSENENSCHUTZBEHRDE (KESB)

    A. Kindes- und Erwachsenenschutzkreise

    2. Gebietsumschreibung1 Ein Kindes- und Erwachsenenschutzkreis umfasst das Gebiet von

    einer oder mehreren politischen Gemeinden, die in der Regel im glei-

    Vorbemerkungen:

    Nach geltendem Recht bestellt jede politische Gemeinde eine Vormundschaftsbehrde, wobei mindestens der Vorsitz von einem Mitglied des Gemeinderates zu fhren ist ( 73 ff. des Einfhrungsgesetzes zum Schweizerischen Zivilgesetzbuch vom 2. April 1911; EG zum ZGB [LS 230]). An diesem Behrdenmodell kann unter dem neuen

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    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    chen Bezirk liegen.

    2 Der Regierungsrat legt nach Anhrung der Gemeinden die Kin-

    des- und Erwachsenenschutzkreise fest. Er bercksichtigt dabei ins-

    besondere, dass die Grsse der Kindes- und Erwachsenenschutzkrei-

    se in einem ausgewogenen Verhltnis zur mutmasslichen Anzahl der

    Flle steht, damit die KESB ihre Aufgabe in fachlicher Hinsicht best-

    mglich und wirtschaftlich erfllen knnen.

    3 Umfasst ein Kindes- und Erwachsenenschutzkreis mehrere, in

    verschiedenen Bezirken liegende Gemeinden, bestimmt sich seine

    Bezirkszugehrigkeit nach dem organisationsrechtlichen Sitz der

    betreffenden KESB.

    Erwachsenenschutzrecht nicht mehr festgehalten werden (vgl. RRB Nr. 345/2010, S. 5 f.[www.gaz.zh.ch] und 7 Abs. 2 und 9 Abs. 1). Das Bundesrecht legt fest, dass die zu-knftige Behrde eine interdisziplinre Fachbehrde sein muss, die ihre Entscheide in der Regel mit mindestens drei Mitgliedern zu fllen hat (Art. 440 nZGB). Aufgrund der Mini-malpensen, welche die drei Behrdenmitglieder pro Spruchkrper aufweisen sollen (je 50%, Prsidium gegebenenfalls hher [vgl. RRB Nr. 345/2010, S. 12 f.]), sowie eineszweckmssigen Minimalperimeters von grundstzlich 50000 Einwohnerinnen und Ein-wohnern (vgl. RRB Nr. 345/2010, S. 10 ff. und zum untersten noch vertretbaren Minimal-perimeter Erluterungen zu 2 Abs. 2), mssen die Gemeinden die Aufgaben im Kindes-und Erwachsenenschutz knftig grundstzlich gemeinsam erfllen. Lediglich die Stdte Zrich und Winterthur sind aufgrund ihrer Einwohnerzahlen sowie der Fallzahlen im Vor-mundschaftsbereich (Stand 2009) in der Lage, weiterhin eigene Vormundschafts- bzw. nach neuer Terminologie Kindes- und Erwachsenenschutzbehrden (KESB) einzusetzen. Die brigen Gemeinden werden dazu Kreise bilden mssen. Das Verfahren zur Kreisbil-dung lehnt sich dabei an jenes im Zivilstands- und Betreibungswesen an.

    2 Abs. 1:

    Die Kindes- und Erwachsenenschutzkreise umfassen das Gebiet einer oder mehrerer politischer Gemeinden. Im Interesse einer einheitlichen rtlichen Zustndigkeit im Bereich des Rechtsmittelzuges sollen sich grundstzlich Gemeinden zusammenschliessen, die im selben Bezirk liegen. Diese Lsung dient insbesondere der Rechtssicherheit. Um trotz-dem die notwendige Flexibilitt im Hinblick auf die Schaffung zweckmssiger Kreise zu gewhrleisten, ist den Gemeinden ausnahmsweise die Mglichkeit einzurumen, bezirks-bergreifende Kreise zu bilden.

    2 Abs. 2:

    Die Kreise sind so festzulegen, dass ihre Behrden die Aufgaben fachlich kompetent,aber auch wirtschaftlich erfllen knnen. Da Fachlichkeit ein gewisses Mass an Beschfti-gung mit den entsprechenden Problemstellungen bedingt, soll sie ber Mindestpensen der Behrdenmitglieder sichergestellt werden (Mitglieder und Vizeprsidium mindestens 50%, Prsidium mindestens 80% und somit, wie gemss RRB Nr. 345/2010, S. 12 f. an-

    www.gaz.zh.ch]

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    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    getnt, hher als die brigen Behrdenmitglieder [vgl. Erluterungen zu 10]). Die Bil-dung der einzelnen Kreise soll eine Auslastung der Behrdenmitglieder mit den genann-ten Mindestpensen sicherstellen. Nur so ist gewhrleistet, dass die KESB ihre Aufgabe fachlich und wirtschaftlich bestmglich erfllen knnen.

    Die Konferenz der Kantone fr Kindes- und Erwachsenenschutz (KOKES; ehemals Konfe-renz der kantonalen Vormundschaftsbehrden [VBK]) geht in ihren Empfehlungen von einem Einzugsgebiet von 50'000 Einwohnerinnen und Einwohnern oder 250 neuen und 1'000 laufenden Massnahmen fr eine KESB aus (vgl. ZVW 2/2008, S. 88 ff.).

    In seinem Beschluss vom 10. Mrz 2010 verzichtete der Regierungsrat darauf, einen Min-destperimeter festzulegen. Die Grsse der einzelnen Kreise soll demgegenber durch die erwhnten Mindestpensen beeinflusst werden. Als sachgerecht beurteilt der Regierungs-rat grundstzlich ein Einzugsgebiet von 50'000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Das von vielen Gemeinden in der Vernehmlassung genannte Einzugsgebiet von 30'000 Einwohne-rinnen und Einwohnern erachtet der Regierungsrat als unterste noch vertretbare Grenze (vgl. RRB Nr. 345/2010, S. 11 ff.).

    Im Hinblick auf die konkrete Organisation der (inter-)kommunalen KESB im Kanton Zrich holte die Direktion der Justiz und des Innern bei Urs Vogel, lic. iur. / dipl. Sozialarbeiter und -pdagoge HFS / Master of Public Relation MPA, Kulmerau, einen Grundlagenbericht ein, der vom 26. August 2010 datiert (fortan: Grundlagenbericht Vogel; der Bericht kann auf der Homepage des Gemeindeamtes heruntergeladen werden [www.gaz.zh.ch]). Unter Bercksichtigung der regierungsrtlichen Konzeptvorgaben hinsichtlich des Mindestpen-sums der Behrdenmitglieder und der erforderlichen weiteren Kapazitten im Behrden-sekretariat geht der Grundlagenbericht Vogel von einer Minimalgrsse von 510 Stellen-prozenten pro KESB aus (Behrdenmitglieder 180% sowie Behrdensekretariat 330% [Juristische Fachkompetenz 100%, Soziale Arbeit/Pdagogik/Psychologie 50%, Sachbe-arbeitung/Administration/Kanzlei 100%, Inventarisation/Rechnungsprfung 80%]), %]), welche fr das gemss regierungsrtlichem Konzept nicht zu unterschreitende Einzugs-gebiet von 30000 Einwohnerinnen und Einwohner bentigt wird. Gesttzt auf vorgenom-mene Berechnungen der KOKES (vgl. dazu ZKE 1/2010, S. 5 ff.; Annahme: der Mehrauf-wand durch das neue Recht betrgt 15%) ist davon auszugehen, dass fr 1'000 laufende

    www.gaz.zh.ch]). Uhttp://www.gaz.zh.ch/

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    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    und 250 neue Massnahmen 12.5 Stellen notwendig sind. Mit insgesamt 510 Stellenpro-zenten knnen demnach etwa 400 laufende Massnahmen und rund 105 neue Massnah-men pro Jahr bearbeitet werden. Diese Fallzahlen erachtet der Gutachter als Mindest-grsse, die fr die Kreiseinteilung vorzusehen ist. Mit diesen Minimalgrssen knnten -rein rechnerisch - im Kanton Zrich rund 26 KESB gebildet werden. Im Grundlagenbericht Vogel wird indes berzeugend dargestellt, dass eine Kreiseinteilung basierend auf den genannten Minimalgrssen weder aus fachlicher noch aus betriebswirtschaftlicher Sicht zweckmssig wre. Als sachgerecht erachtet der Gutachter vielmehr die Bildung von 12 (mithin eine KESB pro Bezirk) bis 21 Kreisen (vgl. Grundlagenbericht Vogel, S. 5 ff.).

    Um sicherzustellen, dass Kreise gebildet werden, welche die erwhnten Kriterien erfllen, ist die Kompetenz zur Festlegung der Kindes- und Erwachsenenschutzkreise dem Regie-rungsrat zu bertragen. Dabei hat der Regierungsrat, bevor er die Kindes- und Erwachse-nenschutzkreise festlegt, die Gemeinden anzuhren. Diese knnen und sollen dem Re-gierungsrat Vorschlge unterbreiten. Die Festlegung von Kreisen gegen den Willen der beteiligten Gemeinden soll - wenn immer mglich - nur erfolgen, wenn diese selber nicht in der Lage sein sollten, tragfhige Lsungen zu erarbeiten.

    2 Abs. 3:

    Die Bezirkszugehrigkeit einer KESB bestimmt die rtlich zustndige, erste Rechtsmit-telinstanz. Daher legt Abs. 3 fest, dass sich die Bezirkszugehrigkeit bei Kreisen mit Ge-meinden, die in verschiedenen Bezirken liegen, nach dem organisationsrechtlichen Sitz der betreffenden KESB (vgl. Erluterungen zu 3 Abs. 5) richtet.

    3. Zusammenarbeit unter Gemeinden1 Zur Schaffung einer gemeinsamen KESB knnen die Gemeinden

    in einer vom Gemeindegesetz zugelassenen ffentlich-rechtlichen

    Rechtsform, insbesondere Anschlussvertrag und Zweckverband, zu-

    sammenarbeiten.

    Vorbemerkungen:

    Die Form der Zusammenarbeit bestimmen die Gemeinden (vgl. RRB Nr. 345/2010, S. 14). Dabei sind sie an die vom Gemeindegesetz vom 6. Juni 1926 (GG [LS 131.1]) zugelasse-nen ffentlich-rechtlichen Zusammenarbeitsformen gebunden. Das heutige Gemeindege-setz regelt lediglich den Zweckverband ( 7 GG). In der Praxis ist indes unbestritten, dass auch der Anschlussvertrag zulssig ist (vgl. Thalmann, Kommentar zum Zrcher Gemein-degesetz, 3. Aufl., Wdenswil 2000, 7 N 3). Im Vernehmlassungsentwurf zum total revi-dierten Gemeindegesetz werden die erwhnten Zusammenarbeitsformen nunmehr aus-

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    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    2 Der Gemeindevorstand ist fr den Abschluss der interkommuna-

    len Vereinbarung zustndig.

    3 Wird eine Vereinbarung um den Zweck der Schaffung einer ge-

    meinsamen KESB erweitert, gilt die Zustndigkeit gemss Abs. 2 fr

    smtliche unmittelbar damit zusammenhngenden Bestimmungen,

    insbesondere fr

    a. den Zweck,

    b. den Namen,

    c. den Beitritt weiterer Gemeinden,

    d. das Ernennungsorgan der Mitglieder der KESB,

    e. den Kostenverteiler der KESB.

    4 Die interkommunale Vereinbarung bedarf der Genehmigung des

    Regierungsrates.

    5 Die fr die interkommunale Vereinbarung notwendige Rechts-

    grundlage regelt insbesondere

    a. den organisationsrechtlichen Sitz und die Bezeichnung der

    KESB sowie

    b. den Kostenverteiler der KESB.

    drcklich im Gesetz aufgefhrt und einzeln geregelt (vgl. 79 des Vernehmlassungsent-wurfs zum Gemeindegesetz vom 6. Oktober 2010 [www.gaz.zh.ch]).

    Der Vollstndigkeit halber ist darauf hinzuweisen, dass die Ausfhrung der Aufgaben der KESB durch mehrere Gemeinden keine bertragung der Aufgaben an Dritte im Sinne von Art. 98 Abs. 1 der Kantonsverfassung vom 27. Februar 2005 (KV [LS 101]) darstellt.

    3 Abs. 1:

    Wie bereits im Regierungsratsbeschluss zum Konzept ausgefhrt (vgl. RRB Nr. 345/2010, S. 14), stehen fr die Aufgabenerfllung im Kindes- und Erwachsenenschutz der An-schlussvertrag sowie der Zweckverband im Vordergrund. Letzterer hat vorliegend insofern eine grosse Bedeutung in der Praxis, als heute insgesamt acht, je bezirksweise ttige Zweckverbnde im Auftrag der jeweiligen Verbandsgemeinden Massnahmen fr Erwach-sene (Amtsvormundschaften) fhren. Bei diesen bestehenden Zweckverbnden stellt sich die Frage der Erweiterung des Verbandszweckes fr die Aufgaben der KESB. In den bri-gen Gemeinden drfte der Anschlussvertrag im Vordergrund stehen, zumal die Neugrn-dung eines Zweckverbands aufwndig ist. Zu erwhnen ist in diesem Zusammenhang, dass im total revidierten Gemeindegesetz der Anschlussvertrag aufgewertet werden soll, indem neu die Mglichkeit besteht, den Anschlussgemeinden im Vertrag Mitwirkungsmg-lichkeiten einzurumen (vgl. 87 Abs. 2 des Vernehmlassungsentwurfs zum Gemeinde-gesetz vom 6. Oktober 2010).

    3 Abs. 2:

    Wie vorstehend dargelegt, haben smtliche Gemeinden ausser den Stdten Zrich und Winterthur fr die Aufgabenerfllung zwingend interkommunale Zusammenarbeitsformen zu schaffen. Da in diesem Zusammenhang letztlich kein Spielraum besteht, drngt sich fr die Zustndigkeit hinsichtlich des Entscheids, dass die Aufgabe im Verbund gelst werden soll, eine Sonderlsung auf. Der Entscheid muss in die Zustndigkeit der Gemeinde-vorsteherschaft fallen. Aber auch der Umstand, dass die KESB sptestens per 1. Janu-ar 2014 - und damit innert rund drei Jahren - fr die Aufgabenerfllung gemss neuem Bundesrecht bereit sein mssen, spricht fr diese vom Regelfall abweichende Zustndig-keitsordnung. Dies gilt umso mehr, als sich die Regelzustndigkeit (Zweckverbandsstatu-

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    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    ten: Gemeindeversammlungen der Verbandsgemeinden; Anschlussvertrge bei bertra-gung hoheitlicher Befugnisse: Gemeindeversammlungen der Vertragsgemeinden, ansons-ten je nach finanziellen Folgen der interkommunalen Vereinbarung Gemeindeversamm-lungen oder Gemeindevorsteherschaften der Vertragsgemeinden) erfahrungsgemss als zeitlich aufwndig erweist.

    Dem Grundsatz der Parallelitt folgend, gilt die Zustndigkeit gemss Abs. 2 auch fr die nachtrgliche Total- oder Teilrevision von Vereinbarungen, welche die Organisation der KESB beinhalten.

    Przisierend ist festzuhalten, dass die genannte Exekutivzustndigkeit nicht gilt, falls ne-ben dem fraglichen Zweck der Schaffung einer gemeinsamen KESB weitere Zwecke vor-gesehen sind (wie z. B. Amtsvormundschaft, Sozialhilfe, Suchtberatung, usw.). Der Ab-schluss einer entsprechenden interkommunalen Vereinbarung folgt der vorstehend darge-legten Regelzustndigkeit (vgl. auch Erluterungen zu 3 Abs. 3).

    3 Abs. 3:

    Grundstzlich knnen bestehende Vereinbarungen (vorliegend in erster Linie Zweckver-bandsstatuten und Anschlussvertrge) nur von jenem Organ abgendert werden, das sie erlassen hat (Parallelitt der Formen). In Anlehnung an die Regelung in Abs. 2 fr den erstmaligen Abschluss von interkommunalen Vereinbarungen, ist auch fr bestehende interkommunale Vereinbarungen eine Sonderzustndigkeitslsung zu schaffen fr die mit der Aufgabenerfllung zwingend zu regelnden Bereiche (vgl. lit. a - e). Abgesehen vom Fall einer spteren Totalrevision der interkommunalen Vereinbarung gilt die genannte Zustndigkeitsordnung auch fr die Revision der fraglichen fnf Bereiche (im Sinne der vorgenannten Parallelitt der Formen). Folgerichtig ergibt sich, dass fr die nderungender brigen Bestimmungen der interkommunalen Vereinbarung (z. B. betr. Organe, Initia-tivrecht, Haftung) sowie fr eine Totalrevision derselben an die ordentliche Zustndig-keitsordnung entsprechend dem vorstehend Ausgefhrten (vgl. Erluterungen zu 3Abs. 2) anzuknpfen ist.

    3 Abs. 4:

    Die Statuten von Zweckverbnden bedrfen nach Art. 92 Abs. 4 KV in Verbindung mit 7

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    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    Abs. 1 GG der Genehmigung des Regierungsrates. Dies muss auch fr die Zusammenar-beit in Form des Vertrages gelten, weshalb die interkommunalen Vertrge integral der Genehmigung durch den Regierungsrat zu unterstellen sind. Dieser berprft sie auf Rechtmssigkeit.

    3 Abs. 5:

    In diesem Absatz wird der minimale Regelungsinhalt der fr die Zusammenarbeit notwen-digen Rechtsgrundlage (Vertrag, Statuten) mit Bezug auf die spezifischen Belange des Kindes- und Erwachsenenschutzes festgelegt. Vom organisationsrechtlichen Sitz der KESB - den die Vertragsgemeinden frei bestimmen knnen und nach welchem sich die Bezirkszugehrigkeit bei bezirksbergreifenden Kindes- und Erwachsenenschutzkreisen bestimmt (vgl. 2 Abs. 3) -, ist jener nach Art. 25 Abs. 2 und Art. 26 nZGB zu unterschei-den (vgl. 52).

    B. Kindes- und Erwachsenenschutzbehrde

    4. Mitglieder

    In jedem Kindes- und Erwachsenenschutzkreis besteht eine KESB

    mit mindestens drei Mitgliedern. Besteht eine KESB aus fnf oder

    mehr Mitgliedern, kann sie mehrere Abteilungen bilden.

    4:

    Jede KESB muss aus mindestens drei Mitgliedern bestehen. Bei grsseren Kindes- und Erwachsenenschutzkreisen muss eine KESB allenfalls aus mehr als drei Mitgliedern be-stehen. In diesen Fllen kann sie Abteilungen bilden, die entweder von der Prsidentin oder dem Prsidenten der KESB (z. B. bei zwei Abteilungen) oder aber von einer Vize-prsidentin oder einem Vizeprsidenten (z. B. bei drei Abteilungen) geleitet werden (vgl. 9).

    5. Ernennung, a. Im Allgemeinen

    Folgende Organe ernennen die Mitglieder der KESB:

    a. der Gemeindevorstand, wenn eine Gemeinde einen Kindes-

    5:

    Bei der Auswahl der Behrdenmitglieder ist die fachliche Qualifikation massgebend, nicht die politische Ausrichtung (vgl. 7). Anders als bei politischen mtern - fr die eine Wahl auf Amtsdauer die Regel ist - sollen die Mitglieder durch ein Exekutivorgan gewhlt bzw. ernannt werden (vgl. RRB Nr. 345/2010, S. 12). Die Behrdenmitglieder sollen knftig in einem kndbaren, ffentlich-rechtlichen Arbeitsverhltnis stehen (vgl. 17). Folgerichtig

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    8. November 2010 13

    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    und Erwachsenenschutzkreis bildet,

    b. der Gemeindevorstand der Sitzgemeinde im Rahmen des An-

    schlussvertrages,

    c. das Exekutivorgan des Zweckverbandes oder der weiteren in-

    terkommunalen Zusammenschlsse.

    sollen die in lit. a - c genannten Exekutivorgane die Mitglieder der KESB ernennen.

    6. b. Genehmigung1 Die Ernennung erfolgt unter dem Vorbehalt der Genehmigung

    durch die Aufsichtsbehrde im Sinne von Art. 441 Abs. 1 ZGB (admi-

    nistrative Aufsichtsbehrde).

    2 Die Ernennungsbehrde meldet der administrativen Aufsichtsbe-

    hrde innert zehn Tagen seit der Ernennung die Zusammensetzung

    der KESB unter Angabe der Voraussetzungen fr die Ernennung ge-

    mss 7.

    6 Abs. 1:

    Damit Gewissheit besteht, dass die Mitglieder der KESB die gesetzlichen Voraussetzun-gen fr die bernahme des Amtes erfllen, ist eine Genehmigung der Ernennungen durch die administrative Aufsichtsbehrde im Sinne von Art. 441 Abs. 1 nZGB erforderlich. DasArbeitsverhltnis kommt erst mit der Genehmigung zustande bzw. steht zuvor unter dem Vorbehalt dieser Genehmigung. Dies ist zweckmssig, damit ein Arbeitsverhltnis nicht allenfalls nachtrglich - auf Veranlassung der Aufsichtsbehrde - aufgelst werden muss.

    6 Abs. 2:

    Die Ernennungsbehrde hat der Aufsichtsbehrde die Zusammensetzung der KESB zu melden und darzulegen, dass die ernannten Mitglieder die in 7 geregelten Vorausset-zungen erfllen.

    7. Voraussetzungen der Ernennung1 Als Mitglieder der KESB knnen Personen ernannt werden, die in

    der Schweiz politischen Wohnsitz gemss Art. 3 des Bundesgesetzes

    ber die politischen Rechte vom 17. Dezember 1976 haben.

    2 Die Mitglieder der KESB mssen eine der folgenden fachlichen

    7 Abs. 1:

    Fr die vom Volk gewhlten Mitglieder der Bezirksgerichte und der Staatsanwaltschaften wird u. a. das Schweizer Brgerrecht vorausgesetzt. Die KESB ist zwar kein Gericht und keine Untersuchungsbehrde. Gleichwohl hat sie Entscheide zu fllen, die mitunter stark in die Rechtsstellung der betroffenen Personen eingreifen. Insofern ist die Ttigkeit der KESB mit jener einer Gerichtsbehrde vergleichbar. Eine Ungleichbehandlung dieser Behrden bezglich Staatsangehrigkeit wrde sich deshalb kaum rechtfertigen. Im bri-gen ist Folgendes zu bercksichtigen: Gemss 3 der kantonalen Personalverordnung

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    8. November 2010 14

    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    Voraussetzungen erfllen:

    a. juristisches Studium gemss Art. 7 Abs. 1 lit. a des Bundes-

    gesetzes ber die Freizgigkeit der Anwltinnen und Anwlte

    vom 23. Juni 2000,

    b. Hochschulabschluss in Sozialer Arbeit oder

    c. Hochschulabschluss in Psychologie oder Pdagogik oder

    Facharzttitel fr Kinder- und Jugendpsychiatrie und

    -psychotherapie.

    3 Mitglieder mit einem auslndischen Hochschulabschluss mssen

    den Nachweis der Gleichwertigkeit mit einem entsprechenden inlndi-

    schen Ausbildungsabschluss erbringen.

    4 Zustzlich mssen die Mitglieder der KESB ber eine mindestens

    fnfjhrige berufliche Ttigkeit in ihrem Fachgebiet verfgen.

    vom 16. Dezember 1998 (LS 177.11) ist grundstzlich das Schweizer Brgerrecht zur Besetzung von Stellen erforderlich ist, mit denen unmittelbar oder mittelbar hoheitliche Befugnisse ausgebt werden. Diese Verordnung gelangt in vielen Gemeinden sinnge-mss zur Anwendung, da sie ber kein eigenes Personalrecht verfgen. Aus diesen Grnden rechtfertigt es sich, auch fr die Ernennung als Mitglied der KESB das Schweizer Brgerrecht vorauszusetzen.

    Vorausgesetzt wird zudem, dass die Mitglieder politischen Wohnsitz in der Schweiz ge-mss Art. 3 des Bundesgesetzes ber die politischen Rechte vom 17. Dezember 1976 (BPR [SR 161.1]) haben. Gemss geltendem Art. 3 BPR liegt der politische Wohnsitz in der Gemeinde, wo der Stimmberechtigte wohnt und angemeldet ist.

    Auf eine Einschrnkung dahingehend, dass Wohnsitz im Kanton Zrich verlangt wird, ist zu verzichten. Bei den Behrdenmitgliedern steht einerseits deren Fachlichkeit im Vorder-grund, andererseits wre fraglich, ob gengend Personen mit den verlangten Qualifikatio-nen und Wohnsitz im Kanton gefunden werden knnten.

    7 Abs. 2:

    Um sowohl die Professionalitt als auch die Interdisziplinaritt der KESB sicherzustellen, sind fr die Mitglieder fachliche Voraussetzungen festzulegen. Einerseits mssen die Kernkompetenzen Recht, Soziale Arbeit und Psychologie/Pdagogik in der KESB vertre-ten sein (vgl. RRB Nr. 345/2010, S. 12), andererseits sollen die verlangten Berufsab-schlsse das einschlgige Fachwissen der einzelnen Mitglieder gewhrleisten.

    7 Abs. 2 lit. a:

    Fr die korrekte Rechtsanwendung ist eine Juristin oder ein Jurist verantwortlich. In An-lehnung an das Bundesgesetz ber die Freizgigkeit der Anwltinnen und Anwlte vom 23. Juni 2000 (BGFA [SR 935.61]) ist dafr der Abschluss eines juristischen Studiums an einer schweizerischen Hochschule mit einem Lizentiat oder Master zu verlangen. Schwei-zerischen Abschlssen gleichgestellt sind gleichwertige Hochschuldiplome von Staaten, die mit der Schweiz die gegenseitige Anerkennung vereinbart haben.

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    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    7 Abs. 2 lit. b:

    Das Mitglied, welches die Kernkompetenz Soziale Arbeit innerhalb der KESB vertritt,muss ber einen schweizerischen Hochschulabschluss in dieser Disziplin verfgen. Zuge-lassen sind Lizentiats-, Bachelor- oder Masterabschlsse von Universitten oder Diplom FH- (altrechtlich), Bachelor- oder Masterabschlsse von Fachhochschulen. Auch ein gleichwertiger auslndischer Hochschulabschluss (vgl. auch Abs. 3) kann den genannten fachlichen Voraussetzungen gerecht werden. Der Abschluss an einer hheren Fachschule (Diplom HF) gengt dagegen den Anforderungen nicht.

    7 Abs. 2 lit. c:

    Die dritte Kernkompetenz Psychologie/Pdagogik soll vor allem die kompetente Beurtei-lung von Kinderbelangen in der KESB sicherstellen. Vorausgesetzt wird ein Lizentiats-, Bachelor- oder Masterabschluss einer schweizerischen Universitt in der Disziplin Psy-chologie oder Pdagogik oder ein schweizerischer Fachhochschulabschluss in einer die-ser Fachrichtungen (Diplom-FH, Bachelor oder Master). Auch der Facharzttitel (FMH) fr Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie erfllt die geforderten Voraussetzun-gen. Ein gleichwertiger auslndischer Hochschulabschluss (vgl. auch Abs. 3) gengt ebenfalls fr die Ernennung. Anzustreben ist, dass Behrdenmitglieder bestellt werden, die sich im Rahmen ihres Studiums vertieft mit dem Bereich Kinder- und Jugendpsycholo-gie oder Entwicklungspsychologie und damit insbesondere mit Kinderbelangen befasst haben.

    7 Abs. 3:

    Ein schweizerischer Abschluss wird fr die Behrdenttigkeit nicht vorausgesetzt, auch gleichwertige auslndische Hochschulabschlsse sollen zur Ernennung ausreichen. Die zu whlenden Mitglieder mssen die Gleichwertigkeit der auslndischen Abschlsse je-doch belegen. Je nach Beruf sind verschiedene Behrden oder Institutionen fr die Aner-kennung von auslndischen Abschlssen zustndig (vgl. dazu das Merkblatt ber die

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    8. November 2010 16

    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    Anerkennung auslndischer Diplome und Ausweise des Bundesamts fr Berufsbildung und Technologie [BBT]).

    7 Abs. 4:

    Der Hochschulabschluss in einem Fachgebiet gengt fr sich allein noch nicht, um eine gengende fachliche Qualifikation nachzuweisen. Notwendig ist zustzlich eine fnfjhrige Ttigkeit im entsprechenden Fachgebiet. Mit dieser Frist wird sichergestellt, dass die Be-rufserfahrung ber ein blosses Praktikum hinausgeht und die Mitglieder der KESB auch eine gewisse Lebenserfahrung mitbringen. Nicht verlangt wird indes, dass sich die Be-rufserfahrung im jeweiligen Fachgebiet spezifisch auf den Kindes- und Erwachsenen-schutz bezieht.

    8. Unabhngigkeit

    Die Mitglieder der KESB sind bei ihren Entscheiden an keine Wei-

    sungen gebunden, ausgenommen bei der Rckweisung durch eine

    Beschwerdeinstanz.

    8:

    Mit dieser Bestimmung soll sichergestellt werden, dass die Ernennungsbehrde materiell keinen Einfluss auf die Entscheidfindung der KESB nehmen kann. Die Mitglieder der KESB sind in ihrer Entscheidfindung frei. Selbstverstndlich sind sie jedoch an Rechtsmit-telentscheide gebunden, in denen die obere Instanz eine Sache an sie zurckweist (vgl. 79 Abs. 4).

    9. Besetzung1 Die KESB entscheidet in Dreierbesetzung. Jedes Mitglied verfgt

    ber je eine Qualifikation gemss 7 Abs. 2 lit. a - c.

    2 Das Mitglied mit der Qualifikation gemss 7 Abs. 2 lit. a ist Pr-

    sidentin oder Prsident und fhrt den Vorsitz. Ausnahmsweise kann

    9 Abs. 1:

    Das Bundesrecht schreibt im Interesse der Interdisziplinaritt und im Hinblick auf die grosse Tragweite der zu treffenden Massnahmen vor, dass die KESB ihre Entscheide in der Regel als Kollegialbehrde mit mindestens drei Mitgliedern zu fllen hat (Art. 440 Abs. 2 nZGB; vgl. Botschaft zur nderung des Schweizerischen Zivilgesetzbuches [Erwachse-nenschutz, Personenrecht und Kindesrecht; fortan: Botschaft], BBl 2006, S. 7073[www.admin.ch/ch/d/ff/2006/7001.pdf]). Abs. 1 legt deshalb fest, dass die KESB in Dreier-besetzung zu entscheiden hat.

    www.admi

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    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    ein anderes Mitglied den Vorsitz bernehmen.

    3 Besteht eine KESB aus mehreren Abteilungen, kann der Vorsitz

    der Abteilungen einer Vizeprsidentin oder einem Vizeprsidenten mit

    der Qualifikation gemss 7 Abs. 2 lit. a bertragen werden.

    4 Die Bestimmung ber die Einzelzustndigkeit gemss 56 bleibt

    vorbehalten.

    Um den bundesrechtlichen Vorgaben zu gengen, muss die KESB eine Fachbehrde sein (Art. 440 Abs. 1 nZGB). Voraussetzung fr eine Fachbehrde ist einerseits das professio-nelle Arbeiten und andererseits die interdisziplinre Zusammensetzung (vgl. RRB Nr. 345/2010, S. 3 f.). Damit mssen die fachlichen Kernkompetenzen gemss 7 (Recht, Soziale Arbeit und Pdagogik/Psychologie; vgl. auch die Erluterungen zu 7) stets im Spruchkrper vertreten sein (vgl. im brigen RRB Nr. 345/2010, S. 12 f.). Weitere Fach-kompetenzen wie z. B. besondere Kenntnisse in Medizin oder in der Vermgensverwal-tung, mssen demgegenber nicht im Spruchkrper selbst vorhanden sein. Diese knnen behrdenintern oder auch extern abgerufen werden.

    Der Spruchkrper soll in konstanter Besetzung tagen und mglichst oft im Einsatz sein, um eine einheitliche bzw. kohrente Praxis entwickeln zu knnen (vgl. RRB Nr. 345/2010, S. 3 f.).

    9 Abs. 2:

    In der Regel soll die Juristin oder der Jurist gemss 7 Abs. 2 lit. a den Vorsitz im Spruchkrper haben. Fllt sie oder er jedoch fr krzere Zeit aus (z. B. Ferien oder Krankheit), kann ausnahmsweise auch ein anderes Mitglied der Behrde als Vorsitzende oder Vorsitzender einspringen. So wird vermieden, dass auch bei einem lediglich vor-bergehenden Ausfall der Juristin oder des Juristen stets ein Ersatzmitglied, das ansonsten allenfalls kaum bzw. nur ausnahmsweise zum Einsatz kommt, den Vorsitz fhrt.

    9 Abs. 3:

    Besteht eine KESB aus mehreren Abteilungen, so kann der Vorsitz einer Vizeprsidentin oder einem Vizeprsidenten bertragen werden. Auch diese bzw. dieser muss die Vor-aussetzungen gemss 7 Abs. 2 lit. a erfllen. Selbstverstndlich gelten auch bei smtli-chen Abteilungen die Voraussetzungen hinsichtlich der Zusammensetzung des Spruch-krpers gemss Abs. 1.

    9 Abs. 4:

    Die Kompetenz der KESB als Fachbehrde ist vor allem im Kernbereich des Kindes- und Erwachsenenschutzes gefragt. So ist z. B. bei der Anordnung von Massnahmen eine kol-

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    8. November 2010 18

    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    legiale Zustndigkeit unentbehrlich. Daneben existieren jedoch Verfahren mit geringeren Ermessensspielrumen. Diese Verfahren sollen aus Grnden der Flexibilitt und Speditivi-tt von einem einzelnen Mitglied entschieden werden knnen (vgl. Botschaft, S. 7073 f., Art. 440 Abs. 2 Satz 2 nZGB; vgl. zur Einzelzustndigkeit Erluterungen zu 56).

    10. Mindestpensen

    Die Pensen der Behrdenmitglieder betragen mindestens:

    a. 80 % fr die Prsidentin oder den Prsidenten,

    b. 50% fr die brigen Behrdenmitglieder.

    10:

    Gewisse Aufgaben sind zwingend von den Behrdenmitgliedern vorzunehmen. Dazu ge-hren die Verfahrensinstruktion, die Verfahrensverantwortung, die Planung und die Steue-rung der notwendigen Abklrungen sowie die Steuerung und die Kontrolle von laufenden Massnahmen (vgl. im Einzelnen: Grundlagenbericht Vogel, S. 10 ff.).

    Um diese Aufgaben erfllen zu knnen sowie um den ausreichenden Praxisbezug zu gewhrleisten, mssen die Behrdenmitglieder ber ein gengend grosses Pensum ver-fgen. Unter Bercksichtigung der vorgenannten Punkte sowie des Umstands, dass die Behrdenmitglieder ihre Ttigkeit in der Regel hauptberuflich ausben sollen, ist das Min-destpensum eines Mitglieds mit 50% festzulegen. Damit die oder der Vorsitzende in der Lage ist, die Verfahrensleitung - soweit nicht delegiert - wahrzunehmen, in dringenden Fllen die notwendigen Anordnungen zu treffen und fr die Gesamtverantwortung hin-sichtlich des ordnungsgemssen Funktionierens der KESB besorgt zu sein, ist sodann fr das Prsidium ein hheres Mindestpensum von 80% notwendig (vgl. RRB Nr. 345/2010, S. 12 f. sowie Grundlagenbericht Vogel, S. 15 f.).

    11. Stellvertretung1 Die Organe gemss 5 lit. a - c stellen die Stellvertretung sicher.

    2 Sie ernennen dazu mindestens drei Ersatzmitglieder, welche die

    Voraussetzungen gemss 7 Abs. 1 - 4 erfllen. Sie knnen als Er-

    11 Abs. 1:

    Die KESB muss grundstzlich jederzeit in der Lage sein, ihre Entscheide treffen zu kn-nen. Fr den Fall, dass ein Behrdenmitglied verhindert ist, haben die zustndigen Orga-ne deshalb eine Stellvertretung zu organisieren. Dabei gelten fr die Ersatzmitglieder die-selben fachlichen Vorgaben wie fr die ordentlichen Mitglieder, damit die Behrde auch in einer ausserordentlichen Besetzung den Erfordernissen der Fachlichkeit sowie der Inter-disziplinaritt gengt.

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    satzmitglieder auch Mitglieder einer anderen KESB bezeichnen. 11 Abs. 2:Es besteht auch die Mglichkeit, als Ersatzmitglieder Mitglieder einer anderen KESB zu bezeichnen. Diese Lsung hat den Vorteil, dass diese Behrdenmitglieder durch ihre T-tigkeit als ordentliche Behrdenmitglieder einer anderen KESB ber eine stndige Praxis im Bereich des Kindes- und Erwachsenenschutzes verfgen.

    12. Unvereinbarkeit

    Das Amt eines Mitglieds in der KESB ist mit dem Amt der Beistn-

    din oder des Beistandes sowie der Vormundin oder des Vormundes im

    selben Kindes- und Erwachsenenschutzkreis unvereinbar.

    12:

    Die Beistndin oder der Beistand stehen in fachlicher Hinsicht in einem unmittelbaren Aufsichtsverhltnis zur KESB. Damit ist bereits gemss der Unvereinbarkeitsbestimmung von 26 Abs. 1 des Gesetzes ber die politischen Rechte vom 1. September 2003 (GPR [LS 161]) das Amt eines Mitglieds in der KESB mit jenem einer vormundschaftlichen Mandatstrgerin oder einem vormundschaftlichen Mandatstrger unvereinbar. Eine aus-drckliche Regelung im vorliegenden Gesetz drngt sich jedoch auf, damit dieser wichtige Unvereinbarkeitsgrund ohne Konsultation des GPR erkennbar ist. Der Vollstndigkeit halber ist anzufgen, dass die Unvereinbarkeit auch bei Teilzeitbeschftigungen Anwen-dung findet.

    13. Pikettdienst1 Die KESB stellt ihre Erreichbarkeit fr die Organe der Polizei so-

    wie fr die Kinderschutzgruppen der Kinderspitler Zrich und Winter-

    thur sicher (Pikettdienst).

    2 Die KESB knnen sich fr den Pikettdienst vertreten.

    13 Abs. 1:

    Vorab im Bereich des Kindesschutzes ist eine tgliche Erreichbarkeit der KESB notwen-dig. Situationen in Bezug auf husliche Gewalt oder Feststellungen der Kinderschutz-gruppen in den Kinderspitlern erfordern immer wieder Interventionen ausserhalb der Brozeiten, insbesondere auch an Wochenenden und whrend der Feiertage, um das Kindeswohl sicherstellen zu knnen; in erster Linie handelt es sich um die Anordnung von superprovisorischen Massnahmen. Die KESB soll deshalb zumindest fr die Polizeiorga-ne sowie fr die beiden Kinderschutzgruppen der Kinderspitler Zrich und Winterthur tglich erreichbar sein.

    Im Erwachsenenschutz kann sich zudem im Bereich der Rckbehaltung von freiwillig ein-getretenen Personen (Art. 427 Abs. 1 nZGB) die Notwendigkeit eines Pikettdienstes erge-

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    8. November 2010 20

    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    ben, da allenfalls am Wochenende oder an einem Feiertag ein vollstreckbarer Unterbrin-gungsentscheid erlassen werden muss (Art. 427 Abs. 2 nZGB).

    13 Abs. 2:

    Die Interventionsdichte im Rahmen eines Pikettdienstes ist ausserhalb der grossen Bal-lungszentren von Zrich und Winterthur grundstzlich geringer. Die KESB sollen deshalb die Mglichkeit haben, sich fr den Pikettdienst gegenseitig zu vertreten bzw. den Pikett-dienst - allenfalls gegen entsprechende Entschdigung - einer anderen KESB zu bertra-gen. Damit wird eine sinnvolle und zweckmssige Organisation des Pikettdienstes inner-halb des Kantons ermglicht.

    14. Geschftsordnung

    Die KESB erlsst eine Geschftsordnung.

    14:

    Die Geschftsordnung dient der Gewhrleistung eines geordneten Verfahrens und damit der Erfllung der Aufgaben durch die Behrde. Sie muss alles fr einen geordneten Ver-fahrenslauf Notwendige enthalten, soweit es nicht bereits durch bergeordnetes Recht festgelegt ist. Geregelt werden mssen u. a. der Verfahrensverlauf, die Beschlussfhig-keit, die Aufgaben des Prsidiums sowie der brigen Behrdenmitglieder.

    Als selbststndiges Beschlussorgan gibt sich die KESB eine eigene Geschftsordnung. Sie ist gemss 14 dazu verpflichtet.

    15. Weiterbildung1 Die Mitglieder und die Ersatzmitglieder gemss 11 der KESB

    mssen sich regelmssig weiterbilden.

    2 Die administrative Aufsichtsbehrde sorgt fr geeignete Weiterbil-

    dungsangebote.

    15 Abs. 1:

    An die Mitglieder der KESB werden durch die immer komplexeren Probleme, die im Kin-des- und Erwachsenenschutz zu bewltigen sind und durch die Anordnung von Mass-nahmen nach Mass, die das neue Recht verlangt, hohe Anforderungen gestellt (vgl. Bot-schaft, S. 7073). Um diesen Anforderungen gerecht werden zu knnen, sind die Behr-denmitglieder verpflichtet, neben ihrer Ausbildung (vgl. 7) ihre Kenntnisse mittels regel-mssiger Weiterbildung zu vertiefen bzw. zu erweitern. Es wird darauf verzichtet, einen bestimmten Weiterbildungsturnus vorzuschreiben. Mit der Formulierung regelmssig wird lediglich darauf hingewiesen, dass die Weiterbildung periodisch zu erfolgen hat;

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    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    gleichwohl kann gesagt werden, dass als Minimum wohl jhrlich eine Weiterbildungsver-anstaltung von einem Tag zu besuchen ist. Offen gelassen wird auch, in welchen Berei-chen die Weiterbildung erfolgen soll; klar ist jedoch, dass die Weiterbildung einen Zu-sammenhang mit den von der KESB zu bearbeitenden Aufgaben aufweisen muss.

    15 Abs. 2:

    Der Kanton ist im Rahmen der Aufsicht weiterhin fr ein vielfltiges Weiterbildungsange-bot fr Behrdenmitglieder und Fachpersonal besorgt (vgl. RRB Nr. 345/2010, S. 15), das hchstens kostendeckend sein darf. Die Kosten fr den Besuch von Weiterbildungsveran-staltungen sind von den fr die Aufgabenerfllung zustndigen Gemeinden zu tragen.

    16. Behrdensekretariat1 Jede KESB fhrt an ihrem organisationsrechtlichen Sitz ein eige-

    nes Behrdensekretariat.

    2 Eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter des Behrdensekretariats

    nimmt an der Entscheidfllung teil und hat beratende Stimme.

    16 Abs. 1:

    Die Behrdensekretariate sind Bestandteil jeder einzelnen KESB. Sie knnen deshalb nicht dezentral in den einzelnen Gemeinden gefhrt werden. Das Verfahren - von der Ermittlung des Sachverhaltes bis zur Ausarbeitung eines vollstndig redigierten Antrages -ist durch die Behrde mit Untersttzung durch das bei ihr angesiedelte Behrdensekreta-riat zu fhren. Nur so besteht Gewhr dafr, dass die Behrde die ihr obliegende Verfah-renshoheit wahrnehmen kann (vgl. auch RRB Nr. 345/2010, S. 13 f.).

    16 Abs. 2:

    Entsprechend der Regelung fr die Gerichte in Zivil- und Strafsachen gemss 133 Abs. 1 des Gesetzes ber die Gerichts- und Behrdenorganisation im Zivil- und Strafpro-zess vom 10. Mai 2010 (GOG) bestimmt Abs. 2, dass an der Entscheidfllung der KESB eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter des Behrdensekretariates mit beratender Stimme teilnimmt (vgl. zur Protokollfhrung 64).

    17. Arbeitsverhltnis1 Das Organ gemss 5 regelt die Arbeitsverhltnisse

    17 Abs. 1:

    Die Personen gemss Abs. 1 werden im Rahmen einer ffentlichen Aufgabe des Ge-meinwesens ttig (Art. 47 Abs. 1 KV). Die Regelung ihrer Arbeitsverhltnisse, die den

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    8. November 2010 22

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    a. der Mitglieder und Ersatzmitglieder,

    b. der Mitarbeitenden des Behrdensekretariates.

    2 Diese Personen unterstehen dem Personalrecht der jeweiligen

    Trgerschaft der KESB und werden von dieser entlhnt.

    Exekutivorganen gemss 5 obliegt, erfolgt grundstzlich mittels ffentlich-rechtlicher Anstellungsverfgung.

    17 Abs. 2:

    Die Personen gemss Abs. 1 unterstehen dem Personalrecht der jeweiligen Trgerschaft der KESB. Folgerichtig ist diese auch fr die Entlhnung der Behrdenmitglieder und der Mitarbeitenden des Behrdensekretariates zustndig.

    Der Vollstndigkeit halber ist darauf hinzuweisen, dass die Trgerschaft der KESB selbst-verstndlich auch die brigen, mit der Behrdenorganisation anfallenden Kosten (wie z. B. Miete von Rumlichkeiten, Anschaffung von Broeinrichtung und -material, usw.), zu tra-gen hat (vgl. RRB Nr. 345/2010, S. 18).

    3. ABSCHNITT: FHRUNG DER BEISTANDSCHAFTEN

    A. Allgemeine Bestimmungen

    Vorbemerkungen:

    Die Person der Beistndin und des Beistands sowie die Fhrung der Beistandschaft sind im Bundesrecht einigermassen detailliert geregelt (Art. 400 - 404 sowie Art. 405 - 414 nZGB). Diese bundesrechtlichen Regelungen sollen im kantonalen Recht grundstzlich nicht wiederholt werden (im Gegensatz zum heutigen System, das zahlreiche Wiederho-lungen kennt [vgl. z. B. 108 Abs. 1 EG zum ZGB]). Ebenso soll darauf verzichtet wer-den, jeweils am Ende eines Bereichs auf die entsprechenden bundesrechtlichen Rege-lungen zu verweisen (im Sinne von Im brigen gelten fr die Fhrung der Beistandschaf-ten die Art. 405 - 414 ZGB). Nach den fr den Kanton Zrich geltenden gesetzgeberi-schen Richtlinien sind in das kantonale Recht grundstzlich lediglich notwendige Ergn-zungen zu den bundesrechtlichen Bestimmungen aufzunehmen.

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    8. November 2010 23

    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    18. Ernennung der Beistndinnen und Beistnde

    Die KESB ernennt zur Fhrung von Beistandschaften

    a. Privatpersonen,

    b. Berufsbeistndinnen und Berufsbeistnde.

    18:

    Die Berufsbeistandschaften werden im nZGB nicht geregelt. Lediglich in Art. 404, 421, 424 und 425 nZGB werden die Berufsbeistndin und der Berufsbeistand erwhnt. Insofern sind die Berufsbeistandschaften kantonal zu regeln, so wie dies heute in 82 EG zumZGB - wenn auch rudimentr - der Fall ist.

    Berufsbeistndinnen und -beistnde werden sowohl bei volljhrigen als auch bei minder-jhrigen Personen stets dann eingesetzt, wenn die Massnahmenfhrung nicht privaten Mandatstrgerinnen und -trgern bertragen wird. Eine Hierarchisierung soll mit der For-mulierung nicht zum Ausdruck gebracht werden. Entscheidende Voraussetzung fr die Bestellung einer Mandatstrgerin oder eines Mandatstrgers bildet immer die Eignung (vgl. Botschaft, S. 7049 f.).

    19. Aufsicht

    Die Beistndinnen und Beistnde unterstehen fachlich der Aufsicht

    der KESB. Diese erteilt ihnen die notwendigen Weisungen.

    19:

    Unabhngig davon, ob private Mandatstrgerinnen und -trger oder Berufsbeistndinnen und -beistnde eingesetzt werden, gilt, dass sie fachlich unter der Aufsicht der KESB ste-hen (Art. 419 nZGB). Folglich ist in 19 allgemein von Beistndinnen und Beistnden die Rede.

    20. Aufnahme des Inventars1 Das Inventar enthlt die zu verwaltenden Aktiven und Passiven

    sowie die wesentlichen Einnahmen und Ausgaben. Diese sind:

    a. genau zu verzeichnen und soweit erforderlich zu schtzen,

    b. bersichtlich darzustellen.

    2 Reicht die Beistndin oder der Beistand das Inventar nicht unver-

    20 Abs. 1:

    Die wesentlichen Grundstze fr die Aufnahme des Inventars im Sinne von 93 EG zum ZGB sind zu bernehmen, wenn auch systematisch neu strukturiert. Aufgrund des neuen Massnahmensystems knnen auch nur Teile des Einkommens oder des Vermgens unter die Verwaltung gestellt werden (Art. 395 Abs. 1 nZGB). Insofern sind im Inventar nur die zu verwaltenden Aktiven und Passiven darzustellen. Mit wesentlichen Einnahmen und Ausgaben sind stets nur solche gemeint, fr welche die KESB einen frmlichen Verwal-tungsauftrag erteilt hat. In Bezug auf den Zeitpunkt der Erstellung des Inventars gilt Art. 405 Abs. 2 nZGB, der festlegt, dass ein Inventar mit den zu verwaltenden Verm-genswerten unverzglich aufzunehmen ist. Die Auslegung des unbestimmten Rechts-

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    8. November 2010 24

    Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht Erluterungen

    zglich ein oder ist dieses mangelhaft, setzt die KESB Frist an. Sie

    kann die Frist mit der Androhung verbinden, das Inventar im Sumnis-

    fall auf Kosten der Beistndin oder des Beistandes durch einen Dritten

    erstellen zu lassen. Das Gleiche gilt bei mangelhafter Inventaraufnah-

    me.

    3 Die KESB prft und genehmigt das Inventar.

    4 Ordnet die KESB ein ffentliches Inventar an, beauftragt sie die

    Notarin oder den Notar.

    begriffs unverzglich obliegt der KESB, wobei sich der konkrete Zeitbedarf an den Ver-hltnissen des jeweiligen Einzelfalls zu orientieren hat.

    20 Abs. 2:

    Entsprechend der Regelung fr die Rechnungsfhrung und Berichterstattung (vgl. 21 Abs. 1) ist auch im Rahmen der Inventaraufnahme eine gesetzliche Grundlage zu schaf-fen fr das weitere Vorgehen der KESB, falls das Inventar nicht unverzglich oder man-gelhaft bei dieser eingeht. Die Fristansetzung kann die KESB mit der Androhung verbin-den, dass das Inventar im Sumnisfall mit Kostenfolge fr die Beistndin oder den Bei-stand durch einen Dritten erstellt wird. (vgl. zu den Strafbestimmungen im Zusammen-hang mit der Inventaraufnahme 85 und 86).

    20 Abs. 3:

    Das von der Beistndin oder vom Beistand aufgenommene Inventar ist von der KESB zu prfen sowie zu genehmigen; der Beistndin oder dem Beistand ist eine Kopie des ge-nehmigten Inventars zuzustellen, das als Ausgangspunkt fr die Rechnung dient (vgl. imgeltenden Recht 97 Abs. 1 EG zum ZGB).

    20 Abs. 4:

    Fr die Aufnahme eines ffentlichen Inventars soll auch knftig die Notarin oder der Notar zustndig sein. Der bersichtlichkeit halber ist der Normgehalt von 100 EG zum ZGB in das Einfhrungsgesetz zum Kindes- und Erwachsenenschutzrecht (EG zum KESR) zu berfhren, zumal in 1 Abs. 1 lit. d des Notariatsgesetzes vom 9. Juni 1985 (NotG [LS 242]) weitere Aufgaben der Notariate gemss Gesetz vorbehalten werden. 110 der Verordnung des Obergerichtes ber die Geschftsfhrung der Notariate vom 23. Novem-ber 1960 (Notariatsverordnung [LS 242.2]) wird bezglich Zustndigkeit, Verweis und Terminologie an das neue Recht anzupassen sein.

    21. Rechnungsfhrung und Berichterstattung Vorbemerkungen:Die Rechnungsfhrung sowie die Berichterstattung sind in Art. 410 und 411 nZGB gere-

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    1 Die Beistndin oder der Beistand reicht den Bericht gemss

    Art. 411 ZGB und die Rechnung gemss Art. 410 ZGB sowie den

    Schlussbericht und die Schlussrechnung gemss Art. 425 ZGB innert

    zwei Monaten nach Ablauf der Berichtsperiode ein. Bei Verzug setzt

    die KESB eine Nachfrist an. Sie kann die Frist mit der Androhung ver-

    binden, den Bericht und die Rechnung im Sumnisfall auf Kosten der

    Beistndin oder des Beistandes durch einen Dritten vornehmen zu

    lassen. Das Gleiche gilt bei mangelhafter Berichterstattung und Rech-

    nungsablage.

    2 Die Rechnungen und die Schlussrechnung enthalten:

    a. den Vermgensstatus,

    b. die Vernderungen des Vermgens in Bestand und Anlage,

    c. die Ausgaben und Einnahmen,

    d. die Belege.

    gelt. Insofern erbrigen sich diesbezglich kantonale Bestimmungen, weshalb die 108 und 109 EG zum ZGB ersatzlos aufgehoben werden knnen. Das Gleiche gilt fr die 114 und 115 EG zum ZGB: Die Prfung von Bericht und Rechnung ist in Art. 415 nZGB geregelt.

    21 Abs. 1:

    Die nach fruchtlos gebliebener Abmahnung anzuordnende Ersatzvornahme auf Kosten der Mandatstrgerin oder des Mandatstrgers bei mangelhafter oder ausbleibender Rechnungsfhrung oder Berichterstattung entspricht geltendem Recht ( 111 f. EG zum ZGB). Przisierend wird geregelt, innert welcher Frist nach Ablauf der Berichtsperiode der Bericht und die Rechnung bzw. der Schlussbericht und die Schlussrechnung einzureichen sind. In der Praxis zeigt sich immer wieder, dass die heute geltenden sechs Wochen zu kurz sind. Die Frist wird daher auf zwei Monate erhht (vgl. zur Strafbestimmung im Zu-sammenhang mit der Rechnungsfhrung und Berichterstattung 86).

    21 Abs. 2:

    Der wesentliche Normgehalt von 110 Abs. 1 EG zum ZGB ist zu bernehmen. Auch hier gilt, dass lediglich ber die zu verwaltenden Aktiven und Passiven bzw. Einnahmen und Ausgaben Rechenschaft abzulegen ist (vgl. Erluterungen zu 20 Abs. 1).

    22. Anlage und Aufbewahrung von Vermgen

    Der Regierungsrat regelt die Anlage und die Aufbewahrung des

    Vermgens von betroffenen Personen in einer Verordnung.

    22:

    Gemss Art. 408 Abs. 3 nZGB erlsst der Bundesrat Bestimmungen ber die Anlage und die Aufbewahrung des Vermgens. Soweit diese Bestimmungen der kantonalen Ergn-zung bedrfen, ist dem Regierungsrat die entsprechende Verordnungskompetenz einzu-rumen.

    In diesem Zusammenhang wird auch die heute geltende regierungsrtliche Verordnung betreffend Aufbewahrung von Mndelvermgen bei Banken vom 16. Dezember 1911 (LS 232.2) aufzuheben sein. Soweit kantonale Bestimmungen (als Ersatz der 101 -

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    107 EG zum ZGB) noch erforderlich sein werden, sind diese in eine regierungsrtliche Verordnung aufzunehmen. Auf Gesetzesstufe erbrigen sich entsprechende Regelungen.

    B. Volljhrige Personen

    Vorbemerkungen:

    Im geltenden EG zum ZGB wird im Bereich der Mandatstrgerinnen und -trger sowie der Fhrung der Massnahmen nicht klar zwischen minderjhrigen und volljhrigen Personen unterschieden. Der besseren bersichtlichkeit halber - und um die Trennung der Zustn-digkeiten zwischen Minder- und Volljhrigen zu unterstreichen - sollen in der neuen Rechtsgrundlage zwei Abschnitte (Volljhrige Personen und Minderjhrige Personen) geschaffen werden. Die Terminologie entspricht jener im Bundesrecht.

    23. Berufsbeistandschaften, a. Im Allgemeinen1 Die Gemeinden sind verpflichtet, ausreichend Berufsbeistndinnen

    und Berufsbeistnde zur Fhrung von Massnahmen des Erwachse-

    nenschutzes zu bezeichnen.

    2 Die KESB kann bei Sumnis der Gemeinde auf deren Kosten eine

    Berufsbeistndin oder einen Berufsbeistand ernennen.

    23 Abs. 1:

    Neu ist der Grundsatz aufzunehmen, wonach die Gemeinden Berufsbeistndinnen und-beistnde in ausreichender Anzahl bezeichnen mssen, d. h. es mssen ausreichendBerufsbeistndinnen und -beistnde zur Verfgung stehen, damit die KESB im Bedarfsfall fr eine betroffene Person eine professionelle Beistndin oder einen professionellen Bei-stand einsetzen kann. Abgesehen davon haben die Berufsbeistandschaften in der Praxis eine grosse Bedeutung (vgl. Botschaft, S. 7050).

    In Bezug auf die minderjhrigen Personen ist anzumerken, dass im Kanton Zrich die entsprechenden Massnahmen bereits heute fast ausschliesslich durch professionelle Mandatstrgerinnen und -trger (in der Regel Mitarbeitende der kantonalen Jugend- und Familienberatungsstellen) gefhrt werden (vgl. im Einzelnen Vorbemerkungen und Erlu-terungen zu 29 ff.).

    Im Sinne einer Minimallsung sollen im ganzen Kanton ausreichend Berufsbeistndinnen

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    und Berufsbeistnde zur Verfgung stehen. Folglich wird von einer Pflicht der Gemeinden, ausreichend private Beistndinnen und Beistnde zu bezeichnen, abgesehen. Angesichts der zahlreichen Mglichkeiten, Massnahmen des Erwachsenenschutzes knftig massge-schneidert kombinieren zu knnen, wre es kaum mglich, ein entsprechendes Profil fr Private zu definieren. Abgesehen davon bezeichnen oft Angehrige von betroffenen Per-sonen mgliche private Beistndinnen und Beistnde. Unter diesen Umstnden wrde sich eine entsprechende Rekrutierungspflicht fr die Gemeinden denn auch als nur schwer umsetzbar bzw. entbehrlich erweisen. Selbstverstndlich knnen die Gemeinden den KESB aber aus ihrer Sicht geeignete Private melden. Mglich ist auch, dass die Ge-meinde im Rahmen eines Abklrungsauftrages oder eines Berichts ber vorhandene In-formationen zur betroffenen Person (vgl. dazu 60) eine mgliche private Mandatstrge-rin oder einen mglichen privaten Mandatstrger vorschlgt. Der Entscheid ber die Ein-setzung der Beistndin oder des Beistandes obliegt jedoch stets der KESB (vgl. Art. 400 Abs. 1 nZGB).

    23 Abs. 2:

    Der KESB ist die Kompetenz einzurumen, als Ultima Ratio und nach vorgngiger Ab-mahnung eine renitente Gemeinde zur bernahme der Kosten fr die von der KESB ein-gesetzte Mandatsperson (Berufsbeistndin oder Berufsbeistand).

    24. b. Zusammenarbeit unter Gemeinden

    Die Gemeinden knnen zur gemeinsamen Erfllung dieser Aufgabe

    mit anderen Gemeinden zusammenarbeiten. Die Zusammenarbeit

    erfolgt in einer vom Gemeindegesetz zugelassenen ffentlich-

    rechtlichen Rechtsform und in der Regel innerhalb eines Bezirkes.

    24:

    Mit Ausnahme grsserer Stdte (wie z. B. Zrich und Winterthur) drfte es wenig Sinn machen, wenn jede Gemeinde selber eine Berufsbeistandschaft einrichten wrde. Zweckmssig ist vielmehr, dass mehrere Gemeinden die Aufgabe im Verbund - d. h. in einer vom Gemeindegesetz zugelassenen Rechtsform - erfllen, wobei - wie bei der Bil-dung der KESB - der Anschlussvertrag und der Zweckverband im Vordergrund stehen. Die Perimeter sollen in aller Regel innerhalb der Bezirksgrenzen liegen (bereits heute bestehen in acht Bezirken so genannte Amtsvormundschaften, die Mandate des Er-wachsenenschutzes fhren).

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    25. Entschdigung und Spesenersatz, a. Im Allgemeinen

    Die KESB legt die Entschdigung und den Spesenersatz der

    Beistndinnen und Beistnde in der Regel mit der Abnahme des Re-

    chenschaftsberichtes fest.

    Vorbemerkungen:

    Heute regelt jede Gemeinde die Entschdigung und den Spesenersatz der Beistndinnen und Beistnde autonom, was dazu gefhrt hat, dass vllig unterschiedliche Entschdi-gungsanstze bestehen. Neu verpflichtet das Bundesrecht die Kantone, entsprechende Ausfhrungsbestimmungen zu erlassen (Art. 404 Abs. 3 nZGB).

    25:

    Die Entschdigung und der Spesenersatz fr Beistndinnen und Beistnde sind - wie heute - in der Regel mit der Abnahme des Rechenschaftsberichtes festzulegen.

    26. b. Grundlagen der Bemessung1 Die Entschdigung fr die Ttigkeit whrend der zweijhrigen Be-

    richtsperiode betrgt Fr. 1000 - Fr. 25 000. Dauert die Ttigkeit weni-

    ger als zwei Jahre, wird die Entschdigung entsprechend gekrzt.

    2 Die Bemessung des Spesenersatzes richtet sich nach den Be-

    stimmungen des Personalgesetzes vom 27. September 1998 und sei-

    ner Ausfhrungsbestimmungen.

    3 In begrndeten Fllen kann die KESB

    a. von der Entschdigung gemss Abs. 1 nach oben oder unten

    abweichen und den Spesenersatz gemss Abs. 2 anders be-

    messen,

    b. die Entschdigung und den Spesenersatz als Pauschale aus-

    26 Abs. 1:

    Im Gesetz sind lediglich die wichtigsten Grundstze fr die Festlegung der Entschdigung und des Spesenersatzes zu regeln. Zu normieren ist der geltende Rahmen fr die Ent-schdigungshhe whrend der zweijhrigen Periode; fr eine krzere Ttigkeit ist die Entschdigung entsprechend zu krzen.

    26 Abs. 2:

    Das kantonale Personalrecht regelt den Spesenersatz detailliert (vgl. 42 lit. a des Per-sonalgesetzes vom 27. September 1998 [LS 177.10]) sowie 64 ff. der Vollzugsverord-nung zum Personalgesetz vom 19. Mai 1999 [LS 177.111]). Unter diesen Umstnden rechtfertigt es sich, die diesbezglichen Bestimmungen sinngemss fr die Festlegung des Spesenersatzes fr die Beistndinnen und Beistnde heranzuziehen.

    26 Abs. 3:

    Ergnzend ist festzuhalten, dass in begrndeten Fllen (z. B. sehr hohes Vermgen, das mit einem grossen Aufwand verwaltet werden muss) vom Rahmen gemss Abs. 1 und 2 sowohl nach oben wie auch nach unten abgewichen werden kann. Sodann kann es sich aufgrund der Verhltnisse rechtfertigen, die Entschdigung und den Spesenersatz als Pauschale auszurichten, weshalb auch diese Mglichkeit im Gesetz zu verankern ist.

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    richten.

    27. c. Verordnung

    Der Regierungsrat regelt die Einzelheiten der Bemessung der Ent-

    schdigung der Beistndinnen und Beistnde fr Erwachsene in einer

    Verordnung.

    27:

    Die Details der Festlegung der Entschdigung sind in einer regierungsrtlichen Verord-nung festzulegen.

    28. d. Kostentragung bei Mittellosigkeit1 Knnen Entschdigung und Spesenersatz nicht oder nur teilweise

    aus dem Vermgen der betroffenen Person bezahlt werden, trgt die

    Kosten jene Gemeinde, in der die betroffene Person zivilrechtlichen

    Wohnsitz hat.

    2 Kommt die betroffene Person nachtrglich in gnstige wirtschaftli-

    che Verhltnisse, kann die KESB sie zur Nachzahlung der Kosten ver-

    pflichten.

    3 Beim Tod der betroffenen Person knnen die Erben bis zur Hhe

    der verbleibenden Aktiven zur Nachzahlung der Kosten verpflichtet

    werden.

    28 Abs. 1:

    Die Kosten der Entschdigung und des Spesenersatzes bei einer mittellosen von einer Massnahme des Erwachsenenschutzes betroffenen Person soll jene Gemeinde tragen, in welcher die fragliche Person zivilrechtlichen Wohnsitz hat.

    28 Abs. 2:

    Vorzubehalten bleibt jedoch die Nachzahlungspflicht der in den Genuss der unentgeltli-chen Rechtspflege kommenden Person. So ist denkbar, dass sich beispielsweise durch den Anfall einer Erbschaft oder durch eine Schenkung deren wirtschaftliche Verhltnisse ndern. In einem solchen Fall kann die KESB die Nachzahlung der Kosten zu Gunsten der Gemeinde anordnen (vgl. Art. 123 der am 1. Januar 2011 in Kraft tretenden Schweize-rischen Zivilprozessordnung vom 19. Dezember 2008 [ZPO; SR 272] im Rahmen der un-entgeltlichen Rechtspflege in zivilgerichtlichen Verfahren).

    28 Abs. 3:

    Eine Nachzahlung soll auch beim Tod der betroffenen Person mglich sein, d. h. mit Ab-nahme der Schlussrechnung. Es ist nicht einzusehen, dass in einfachen wirtschaftlichen Verhltnissen die ffentliche Hand Beistndinnen und Beistnde oft whrend Jahren ent-

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    4 In den Fllen von Art. 442 Abs. 2 ZGB trgt bis zur bernahme

    des Verfahrens durch die Wohnsitzbehrde die Gemeinde am Aufent-

    haltsort der betroffenen Person die Kosten gemss Abs. 1.

    schdigt, beim Tod jedoch Erben ber das verbleibende Vermgen der verstorbenen Per-son verfgen knnen. Um unntigen Aufwand zu vermeiden, soll eine Nachzahlung im Todesfall grundstzlich nur dann angeordnet werden, wenn die Massnahme im Zeitpunkt des Todes noch gefhrt wurde und aufgrund der Schlussrechnung feststeht, dass noch Vermgen vorhanden ist. Zudem soll die Nachzahlung bis zur Hhe der verbleibenden Aktiven angeordnet werden knnen, um zu vermeiden, dass der Nachlass von den Erben zufolge berschuldung ausgeschlagen wird.

    28 Abs. 4:

    Art. 442 Abs. 2 nZGB sieht bei Gefahr im Verzug - in Ergnzung zur Wohnsitzzustndig-keit (Art. 442 Abs. 1 nZGB) - auch eine Zustndigkeit am Aufenthaltsort der betroffenen Person vor. Ordnet die Aufenthaltsbehrde eine Massnahme an, hat sie die Wohnsitzbe-hrde zu benachrichtigen. Damit soll sichergestellt werden, dass das Verfahren auf die Wohnsitzbehrde bertragen wird, die ber das weitere Vorgehen zu entscheiden hat (vgl. Botschaft, S. 7075). Bis zur bernahme des Verfahrens durch die Wohnsitzbehrde hat die Gemeinde am Aufenthaltsort im Bedarfsfall die Kosten fr die Entschdigung und des Spesenersatzes der von ihr eingesetzten Mandatsperson zu tragen. Bei Fehlen dieser Regelung wren die Kosten auch fr diesen Zeitraum gemss Abs. 1 stets von der Wohn-sitzgemeinde der betroffenen Person zu tragen, was im Ergebnis stossend sein kann. Sodann wre im interkantonalen Verhltnis Abs. 1 nicht durchsetzbar, wenn eine zrche-rische KESB als Aufenthaltsbehrde eine Massnahme fr eine betroffene Person mit aus-serkantonalem Wohnsitz anordnen wrde.

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    C. Minderjhrige Personen

    Vorbemerkungen:

    Das Bundesrecht regelt nur im Rahmen der Vormundschaft fr Minderjhrige ausdrck-lich, dass die Bestimmungen des Erwachsenenschutzes sinngemss anwendbar sind(Art. 327c Abs. 2 nZGB). Selbstredend gilt dieser Grundsatz auch fr die Beistndinnen und Beistnde fr Minderjhrige, selbst wenn sich das Bundesrecht hierzu nicht ausdrck-lich ussert (vgl. zur gleichen Rechtslage unter dem geltenden Recht Yvo Biderbost, Die Erziehungsbeistandschaft [Art. 308 ZGB], Diss. Freiburg 1996, S. 70 ff.). Im Kanton Zrich wird die berwiegende Mehrheit der Beistandschaften fr Minderjhrige durch die Jugend-und Familienberatungsstellen gefhrt, die unter der Aufsicht des Amtes fr Jugend und Berufsberatung (AJB), einem Amt der Bildungsdirektion, stehen. Lediglich vereinzelt wer-den auch private Mandatstrgerinnen und -trger eingesetzt.

    29. Inventar ber das Kindesvermgen, a. Private Inventarauf-nahme

    1 Der pflichtige Elternteil muss der KESB das Inventar nach Art. 318

    Abs. 2 und 3 ZGB innert zwei Monaten nach Zustellung der entspre-

    chenden Aufforderung einreichen. Die KESB kann die Frist in begrn-

    deten Fllen erstrecken.

    2 Die KESB prft und genehmigt das Inventar.

    29 und 30:

    Neu besteht eine Inventarpflicht lediglich dann, wenn ein Elternteil stirbt bzw. wenn die KESB die Inventaraufnahme fr angezeigt hlt (Art. 318 Abs. 2 und 3 nZGB; heute be-steht diese Pflicht - abgesehen von Art. 318 Abs. 3 ZGB - generell, wenn die elterliche Sorge nur einem Elternteil zusteht [Art. 318 Abs. 2 ZGB]). Abgesehen von der Bercksich-tigung dieser nderung wurde der materielle Gehalt von 58 EG zum ZGB bernommen. Des Weiteren wurde in 29 Abs. 1 die Frist zur Einreichung von drei Wochen auf zwei Monate verlngert, unter Verzicht auf die Ergnzung, dass die Behrde die Frist von vor-neherein anders ansetzen kann (vgl. 58 Abs. 1 EG zum ZGB).

    In systematischer Hinsicht soll zwischen privater und amtlicher Inventaraufnahme unter-schieden werden. Im brigen wurde die Bestimmung neu strukturiert.

    29 Abs. 2:

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