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Winter-Lyrik Einheit Jahrgang 6 Eine Dichter-Werkstatt Ruth Kockelmann Ziele: Kennenlernen der Textform Gedicht, der Gedichtmerkmale Strophe, Vers, Reim, Vergleich, Bild (Metapher) (***Rhythmus), verschiedener Wintergedichte, Motivation für das Spiel mit Sprache, Produktion eines eigenen Wintergedichts und Gestaltung des Vortrags dieses eigenen oder eines anderen Gedichts, außerdem Wortfeldarbeit, Wortfamilien, Assoziationen und Ordnergestaltung Zeitlicher Rahmen: Einstieg Doppelstunde / Arbeitsplan 6 Stunden / Präsentationen Doppelstunde, insgesamt etwa 10 Stunden Material: Arbeitsplan Kartei 100 Ideen für die Arbeit mit Lyrik Praxis Deutsch 183 Winter (2004) von Brigitte Bender, hier vor allem: Bild/Gedichtsammlung zum Herausnehmen (DinA4) Und voll mit wilden Rosen. Die schönsten Naturgedichte. Hrsg. von Constanze Neumann. Frankfurt a.M. (Fischer): 2008. (8,00 Euro) Bewertung: Vortrag / Mappe Gemeinsamer Einstieg: Christian Morgenstern: Wenn es Winter wird Was ist ein Gedicht? dichte Sprache - Gedichtmerkmale Strophe, Vers, Reim, Rhythmus, Vergleiche, Metaphern. (*** Metrum dazu: 1 AB mehr) ABs dazu - Reime finden und Reimmuster / Schema kennen lernen (AB „Von Reimen“) - An der Folie vergleichen - Begriffe Strophen und Vers einführen - AB „Von Vergleichen und Bildern“ - *** Metrum dann Arbeitsplan und Präsentation und Ordnerabgabe (gegebenenfalls nach Ordnerkonferenz)

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Winter-Lyrik Einheit Jahrgang 6 – Eine Dichter-Werkstatt

Ruth Kockelmann

Ziele: Kennenlernen der Textform Gedicht, der Gedichtmerkmale Strophe, Vers, Reim, Vergleich, Bild (Metapher) (***Rhythmus), verschiedener Wintergedichte, Motivation für das Spiel mit Sprache, Produktion eines eigenen Wintergedichts und Gestaltung des Vortrags dieses eigenen oder eines anderen Gedichts, außerdem Wortfeldarbeit, Wortfamilien, Assoziationen und Ordnergestaltung Zeitlicher Rahmen: Einstieg Doppelstunde / Arbeitsplan 6 Stunden / Präsentationen Doppelstunde, insgesamt etwa 10 Stunden Material: Arbeitsplan Kartei 100 Ideen für die Arbeit mit Lyrik Praxis Deutsch 183 Winter (2004) – von Brigitte Bender, hier vor allem:

Bild/Gedichtsammlung zum Herausnehmen (DinA4) Und voll mit wilden Rosen. Die schönsten Naturgedichte. Hrsg. von Constanze

Neumann. Frankfurt a.M. (Fischer): 2008. (8,00 Euro) Bewertung: Vortrag / Mappe Gemeinsamer Einstieg: Christian Morgenstern: Wenn es Winter wird Was ist ein Gedicht? – dichte Sprache - Gedichtmerkmale Strophe, Vers, Reim, Rhythmus, Vergleiche, Metaphern. (*** Metrum dazu: 1 AB mehr) ABs dazu

- Reime finden und Reimmuster / Schema kennen lernen (AB „Von Reimen“) - An der Folie vergleichen - Begriffe Strophen und Vers einführen - AB „Von Vergleichen und Bildern“ - *** Metrum

dann Arbeitsplan und Präsentation und Ordnerabgabe (gegebenenfalls nach Ordnerkonferenz)

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Arbeitsplan „Wintergedichte“

Material: Gedichtsammlung und Lesebuch Unterwegs 6

Name: ______________________________, Klasse: _____________

Aufgabe Erledigt

Lege einen Ordner, eine Mappe mit Titelblatt und Inhaltsverzeichnis zum Thema an.

Erstelle ein Wortfeld zu einem der zur Wahl stehenden Begriffe: Winter, kalt, frieren, Schnee, Eis. Unter einem Wortfeld versteht man allgemein eine Menge (Gruppe) von teilweise bedeutungsgleichen Wörtern (z.B. kalt – frostig …). Erweitere das Wortfeld nun durch verwandte Wörter, also Wörter, die zur gleichen Wortfamilie gehören (z.B. kalt – Kälte, erkalten, …). Ergänze nun all die Assoziationen, die dir zu dem Wort einfallen (z.B. kalt – Kaminfeuer …). Gestalte dieses Winterwörterblatt abschließend ansprechend.

Was bedeutet die kalte Jahreszeit für dich? Was erlebst du im Winter, was es in den anderen Jahreszeiten nicht zu erleben gibt? Stell dir vor, du schreibst einem Brieffreund in Marocco, einem Land, das keinen Winter kennt. Versuche diesem Freund zu erklären, was er alles verpasst.

In deinem Lesebuch „Unterwegs 6“ gibt es drei Wintergedichte. Finde sie. Schreibe den Autor und den Titel heraus und schreibe die Informationen, die dir dein Lesebuch zu den AutorInnen gibt, heraus. Nutze dazu das Inhaltsverzeichnis

Untersuche eines der Wintergedichte nutze dazu Ideen der Arbeitskartei (Karten 19 - 38), vergiss nicht, Titel und Autor des gewählten Gedichts zu notieren, am besten ist es, du schreibst das ganze Gedicht ordentlich ab, bevor du es

untersuchst.

Gestalte eines der Wintergedichte, nutze dazu Ideen der Arbeitskartei (Karten 67 - 88).

Schreibe ein eigenes Wintergedicht. Denke an Strophen, Verse, Reime – vielleicht findest du auch Vergleiche oder Metaphern? Vergiss den Titel deines Gedichtes nicht!

Übe den Vortrag (d)eines Wintergedichts, nutze dazu Ideen der Arbeitskartei (Karten 1- 18) und führe eine Vortragskonferenz durch (AB)

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Wintergedichte, Jg 6, Kockelmann

Christian Morgenstern: Wenn es Winter wird

(1) 1 Der See hat eine Haut bekommen,

2 so dass man fast drauf gehen kann,

3 und kommt ein großer Fisch geschwommen,

4 so stößt er mit der Nase an.

(2) 5 Und nimmst du einen Kieselstein

6 und wirfst ihn drauf, so macht es klirr

7 und titscher - titscher - titscher - dirr . . .

8 Heißa, du lustiger Kieselstein!

(3) 9 Er zwitschert wie ein Vögelein

10 und tut als wie ein Schwälblein fliegen -

11 doch endlich bleibt mein Kieselstein

12 ganz weit, ganz weit auf dem See draußen liegen.

(4) 13 Da kommen die Fische haufenweis

14 und schaun durch das klare Fenster von Eis

15 und denken, der Stein wär etwas zum Essen;

16 doch so sehr sie die Nase ans Eis auch pressen,

17 das Eis ist zu dick, das Eis ist zu alt,

18 sie machen sich nur die Nasen kalt.

(5) 19 Aber bald, aber bald

20 werden wir selbst auf eignen Sohlen

21 hinausgehn können und den Stein wiederholen.

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Wintergedichte, Jg 6, Kockelmann

Christian Morgenstern: Wenn es Winter wird

(1) 1 Der See hat eine Haut bekommen,

2 so dass man fast drauf gehen kann,

3 und kommt ein großer Fisch _____________________,

4 so stößt er mit der Nase ______________________.

(2) 5 Und nimmst du einen Kieselstein

6 und wirfst ihn drauf, so macht es klirr

7 und titscher - titscher - titscher - __________________

8 Heißa, du lustiger _______________________!

(3) 9 Er zwitschert wie ein Vögelein

10 und tut als wie ein Schwälblein fliegen -

11 doch endlich bleibt mein _______________________

12 ganz weit, ganz weit auf dem See draußen __________________.

(4) 13 Da kommen die Fische haufenweis

14 und schaun durch das klare Fenster von ____________________

15 und denken, der Stein wär etwas zum Essen;

16 doch so sehr sie die Nase ans Eis auch ___________________,

17 das Eis ist zu dick, das Eis ist zu alt,

18 sie machen sich nur die Nasen ________________________.

(5) 19 Aber bald, aber bald

20 werden wir selbst auf eignen Sohlen

21 hinausgehn können und den Stein wieder __________________.

Aufgaben:

1. In diesem Gedicht fehlen Wörter. Findest du die passenden Wörter für die Lücken? Tipp: sie klingen

ganz ähnlich wie die Wörter in den vorhergehenden Zeilen. Man nennt sie auch Reime / Reimwörter.

Reime sind typisch für Gedichte.

2. Die Abschnitte eines Gedichts heißen Strophen, die Zeilen nennt man Verse. Schreibe für jede Strophe die Anzahl der Verse in die Tabelle.

Strophe

Anzahl der Verse

3. Lies dir das AB „Von Reimen“ durch und schreibe heraus, welche Reimmuster Christian Morgenstern

benutzt hat. Schreibe so auf: 1. Strophe – Kreuzreim

4. Lies dir das AB „Von Vergleichen und Bildern“ durch und finde einen Vergleich und eine Metapher in

diesem Gedicht. Schreibe auch die Zeile = den Vers heraus.

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Wintergedichte, Jg 6, Kockelmann

Konferenz: Ordner gestalten

Datum:………….. Name:……………………………..

Dein Ordner ist vollständig: Deckblatt, Inhaltsverzeichnis mit Seitenangaben alle Arbeitsblätter: AB „Einstieg AB „Von Reimen“ AB „Von Vergleichen und Bildern“ Arbeitsplan ***Zusatz alle Aufgaben: Aufgabe Wortfeld Aufgabe Wortfamilie Aufgabe Assoziationen Brief mit dem Lesebuch umgehen Gedicht untersucht Gedicht gestaltet ein eigenes Gedicht geschrieben

Deine Schrift: ist gut lesbar sollte verbessert werden ist unleserlich

Überschrift, Datum, Seitenzahl auf jedem Blatt Gute Seitenaufteilung und ausreichende Seitenränder Liniertes Blatt oder Blanko-Papier verwendet (Blatt ohne Knicke)

Tipps der Zuhörer:……………………………………………………………………………..

Unterschriften der Zuhörer und Zuhörerinnen: ……………………………............

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Wintergedichte, Jg 6, Kockelmann

Name:___________________________________ Datum: ________________________ Beurteilung deines Ordners zum Thema: Wintergedichte

All

gem

ein

es

Pünktliche Abgabe

Vollständigkeit:

Deckblatt,

Inhaltsverzeichnis mit Seitenangaben,

alle Arbeitsblätter:

AB „Einstieg

AB „Von Reimen“,

AB „Von Vergleichen und Bildern“

Arbeitsplan ***Zusatz

Fo

rm

Schrift: gut lesbar sollte verbessert werden unleserlich

Überschrift

Datum

Seitenzahl auf jedem Blatt

Gute Seitenaufteilung

ausreichende Seitenränder,

Liniertes Blatt oder Blanko-Papier verwendet (Blatt ohne Knicke)

Rechtschreibung: Wenig Fehler in Ordnung Viele Fehler

Inh

alt

Umfang der Beiträge: sehr umfangreich ausreichend zu kurz

Aufgaben sind inhaltlich richtig bearbeitet

Winterwörterblatt erstellt

Brief geschrieben

Lesebuchinformationen herausgearbeitet

ein Gedicht untersucht (** / ***)

ein Gedicht gestaltet

ein eigenes Gedicht geschrieben

Konferenz Ordner

Konferenz Gedichtvortrag

Note: ………………………………. Unterschrift der Eltern: ………………………………..

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Winter-Lyrik DIFF Einheit Jahrgang 6 – Eine Dichter-Werkstatt

Ruth Kockelmann

Ziele: Kennenlernen der Textform Gedicht, der Gedichtmerkmale Strophe, Vers, Reim, verschiedener Wintergedichte, Gestaltung des Vortrags eines Gedichts, außerdem Assoziationen zum Thema Winter und Ordnergestaltung Zeitlicher Rahmen: Einstieg Doppelstunde / Arbeitsplan 6 Stunden / Präsentationen Doppelstunde, insgesamt etwa 10 Stunden (mit Puffer 3 Wochen) Material: Arbeitsplan Kartei 100 Ideen für die Arbeit mit Lyrik Praxis Deutsch 183 Winter (2004) – von Brigitte Bender, hier vor allem:

Bild/Gedichtsammlung zum Herausnehmen (DinA4) Und voll mit wilden Rosen. Die schönsten Naturgedichte. Hrsg. von Constanze

Neumann. Frankfurt a.M. (Fischer): 2008. (8,00 Euro) Bewertung: Vortrag / Mappe Gemeinsamer Einstieg: Christian Morgenstern: Wenn es Winter wird

Was ist ein Gedicht? – dichte Sprache - Gedichtmerkmale Strophe, Vers, Reim (1 AB)

dann Arbeitsplan

und Präsentation

und Ordnerabgabe (gegebenenfalls nach Ordnerkonferenz)

…………………………………………………………………………………………………………………………

Kinder mit Förderbedarf Geistige Entwicklung zum Beispiel Baumtagebuch Winter

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Arbeitsplan DIFF „Wintergedichte“

Material: Gedichtsammlung und Lesebuch Unterwegs 6

Name: ______________________________, Klasse: _____________

Aufgabe Erledigt

Lege einen Ordner, eine Mappe mit Titelblatt und Inhaltsverzeichnis zum Thema an.

Schreibe all die Wörter, die dir zum Thema Winter einfallen, auf. Gestalte dieses Winterwörterblatt abschließend ansprechend.

Was bedeutet die kalte Jahreszeit für dich? Was erlebst du im Winter, was es in den anderen Jahreszeiten nicht zu erleben gibt? Stell dir vor, du schreibst einem Brieffreund in Marocco, einem Land, das keinen Winter kennt. Versuche diesem Freund zu erklären, was er alles verpasst.

In deinem Lesebuch „Unterwegs 6“ gibt es drei Wintergedichte. Finde sie. Schreibe den Autor und den Titel heraus und schreibe die Informationen, die dir dein Lesebuch zu den AutorInnen gibt, heraus. Nutze dazu das Inhaltsverzeichnis

Gestalte eines der Wintergedichte aus der Sammlung, nutze dazu Ideen der Arbeitskartei (Karten 67 - 88).

Übe den Vortrag eines Wintergedichts, nutze dazu Ideen der Arbeitskartei (Karten 1- 18) und führe eine Vortragskonferenz durch (AB)

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Letzte Heimkehr

Joseph von Eichendorff

Der Wintermorgen glänzt so klar,

Ein Wandrer kommt von ferne,

Ihn schüttelt Frost, es starrt sein Haar,

Ihm log die schöne Ferne,

Nun endlich will er rasten hier,

Er klopft an seines Vaters Tür.

Doch tot sind, die sonst aufgetan,

Verwandelt Hof und Habe,

Und fremde Leute sehn ihn an,

Als käm er aus dem Grabe;

Ihn schauert tief im Herzensgrund,

Ins Feld eilt er zur selben Stund.

Da sang kein Vöglein weit und breit,

Er lehnt' an einem Baume,

Der schöne Garten lag verschneit,

Es war ihm wie im Traume,

Und wie die Morgenglocke klingt,

Im stillen Feld er niedersinkt.

Und als er aufsteht vom Gebet,

Nicht weiß, wohin sich wenden,

Ein schöner Jüngling bei ihm steht,

Fasst mild ihn bei den Händen:

»Komm mit, sollst ruhn nach kurzem

Gang.« -

Er folgt, ihn rührt der Stimme Klang.

Nun durch die Bergeseinsamkeit

Sie wie zum Himmel steigen,

Kein Glockenklang mehr reicht so weit,

Sie sehn im öden Schweigen

Die Länder hinter sich verblühn,

Schon Sterne durch die Wipfel glühn.

Der Führer jetzt die Fackel sacht

Erhebt und schweigend schreitet,

Bei ihrem Schein die stille Nacht

Gleichwie ein Dom sich weitet,

Wo unsichtbare Hände baun -

Den Wandrer faßt ein heimlich Graun.

Er sprach: Was bringt der Wind herauf

So fremden Laut getragen,

Als hört ich ferner Ströme Lauf,

Dazwischen Glocken schlagen?

»Das ist des Nachtgesanges Wehn,

Sie loben Gott in stillen Höhn.«

Der Wandrer drauf: Ich kann nicht

mehr -

Ists Morgen, der so blendet?

Was leuchten dort für Länder her? -

Sein Freund die Fackel wendet:

»Nun ruh zum letzten Male aus,

Wenn du erwachst, sind wir zu Haus.«

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Wintergedichte, Jg. 6, Kockelmann

Joseph von Eichendorff

TRAURIGER WINTER

Nun ziehen Nebel, falbe Blätter fallen,

Öd alle Stellen, die uns oft entzücket!

Und noch einmal tief Rührung uns beglücket,

Wie aus der Flucht die Abschiedslieder schallen.

Wohl manchem blüht aus solchem Tod Gefallen:

Daß er, nun eng ans blühnde Herz gedrücket,

Von roten Lippen holdre Sträuße pflücket,

Als Lenz je beut mit Wäldern, Wiesen allen.

Mir sagte niemals ihrer Augen Bläue:

"Ruh auch aus! Willst du ewig sinnen?"

Und einsam sah ich so den Sommer fahren.

So will ich tief des Lenzes Blüte wahren,

Und mit Erinnern zaubrisch mich umspinnen,

Bis ich nach langem Traum erwach im Maie.

Joseph von Eichendorff

Winternacht

Verschneit liegt rings die ganze Welt,

ich hab' nichts, was mich freuet,

verlassen steht der Baum im Feld,

hat längst sein Laub verstreuet.

Der Wind nur geht bei stiller Nacht

und rüttelt an dem Baume,

da rührt er seinen Wipfel sacht

und redet wie im Traume.

Er träumt von künft'ger Frühlingszeit,

von Grün und Quellenrauschen,

wo er im neuen Blütenkleid

zu Gottes Lob wird rauschen.

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Wintergedichte, Jg. 6, Kockelmann

Joseph von Eichendorff

Weihnachten

Markt und Straßen stehn verlassen,

Still erleuchtet jedes Haus,

Sinnend geh ich durch die Gassen,

Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen

Buntes Spielzeug fromm geschmückt,

Tausend Kindlein stehn und schauen,

Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern

Bis hinaus ins freie Feld,

Hehres Glänzen, heilges Schauern!

Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,

Aus des Schnees Einsamkeit

Steigts wie wunderbares Singen –

O du gnadenreiche Zeit!

Georg Trakl

Im Winter

Der Acker leuchtet weiß und kalt.

Der Himmel ist einsam und ungeheuer.

Dohlen kreisen über dem Weiher

Und Jäger steigen nieder vom Wald.

Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.

Ein Feuerschein huscht aus den Hütten.

Bisweilen schnellt sehr fern ein Schlitten

Und langsam steigt der graue Mond.

Ein Wild verblutet sanft am Rain

Und Raben plätschern in blutigen Gossen.

Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.

Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain.

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Wintergedichte, Jg. 6, Kockelmann

Joseph von Eichendorff: An einem Wintermorgen, vor Sonnenaufgang

O flaumenleichte Zeit der dunkeln Frühe!

Welch neue Welt bewegest du in mir?

Was ist's, daß ich auf einmal nun in dir

Von sanfter Wollust meines Daseins glühe?

Einem Kristall gleicht meine Seele nun,

Den noch kein falscher Strahl des Lichts getroffen;

Zu fluten scheint mein Geist, er scheint zu ruhn,

Dem Eindruck naher Wunderkräfte offen,

Die aus dem klaren Gürtel blauer Luft

Zuletzt ein Zauberwort vor meine Sinne ruft.

Bei hellen Augen glaub ich doch zu schwanken;

Ich schließe sie, daß nicht der Traum entweiche.

Seh ich hinab in lichte Feenreiche?

Wer hat den bunten Schwarm von Bildern und

Gedanken

Zur Pforte meines Herzens hergeladen,

Die glänzend sich in diesem Busen baden,

Goldfarbgen Fischlein gleich im Gartenteiche?

Ich höre bald der Hirtenflöten Klänge,

Wie um die Krippe jener Wundernacht,

Bald weinbekränzter Jugend Lustgesänge;

Wer hat das friedenselige Gedränge

In meine traurigen Wände hergebracht?

Und welch Gefühl entzückter Stärke,

Indem mein Sinn sich frisch zur Ferne lenkt!

Vom ersten Mark des heutgen Tags getränkt,

Fühl ich mir Mut zu jedem frommen Werke.

Die Seele fliegt, so weit der Himmel reicht,

Der Genius jauchzt in mir! Doch sage,

Warum wird jetzt der Blick von Wehmut feucht?

Ist's ein verloren Glück, was mich erweicht?

Ist es ein werdendes, was ich im Herzen trage?

- Hinweg, mein Geist! hier gilt kein Stillestehn:

Es ist ein Augenblick, und alles wird verwehn!

Dort, sieh, am Horizont lüpft sich der Vorhang schon!

Es träumt der Tag, nun sei die Nacht entflohn;

Die Purpurlippe, die geschlossen lag,

Haucht, halbgeöffnet, süße Atemzüge:

Auf einmal blitzt das Aug, und, wie ein Gott, der Tag

Beginnt im Sprung die königlichen Flüge!

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Wintergedichte, Jg. 6, Kockelmann

Georg Trakl

Ein Winterabend

Wenn der Schnee ans Fenster fällt,

Lang die Abendglocke läutet,

Vielen ist der Tisch bereitet

Und das Haus ist wohlbestellt.

Mancher auf der Wanderschaft

Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.

Golden blüht der Baum der Gnaden

Aus der Erde kühlem Saft.

Wanderer tritt still herein;

Schmerz versteinerte die Schwelle.

Da erglanzt in reiner Helle

Auf dem Tische Brot und Wein.

Gottfried Keller (1851 erschienen)

Winternacht

Nicht ein Flügelschlag ging durch die Welt,

Still und blendend lag der weisse Schnee.

Nicht ein Wölklein hing am Sternenzelt,

Keine Welle schlug im starren See.

Aus der Tiefe stieg der Seebaum auf,

Bis sein Wipfel in dem Eis gefror;

An den Ästen klomm die Nix' herauf,

Schaute durch das grüne Eis empor.

Auf dem dünnen Glase stand ich da,

Das die schwarze Tiefe von mir schied;

Dicht ich unter meinen Füssen sah

Ihre weisse Schönheit Glied um Glied.

Mit ersticktem Jammer tastet' sie

An der harten Decke her und hin,

Ich vergess' das dunkle Antlitz nie,

Immer, immer liegt es mir im Sinn!

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Wintergedichte, Jg. 6, Kockelmann

Nikolaus Lenau

(1832 entstanden)

Winternacht

1

Vor Kälte ist die Luft erstarrt,

Es kracht der Schnee von meinen Tritten,

Es dampft mein Hauch, es klirrt mein Bart;

Nur fort, nur immer fortgeschritten!

Wie feierlich die Gegend schweigt!

Der Mond bescheint die alten Fichten,

Die, sehnsuchtsvoll zum Tod geneigt,

Den Zweig zurück zur Erde richten.

Frost! friere mir ins Herz hinein,

Tief in das heißbewegte, wilde!

Daß einmal Ruh mag drinnen sein,

Wie hier im nächtlichen Gefilde!

2

Dort heult im tiefen Waldesraum

Ein Wolf; – wie's Kind aufweckt die Mutter,

Schreit er die Nacht aus ihrem Traum

Und heischt von ihr sein blutig Futter.

Nun brausen über Schnee und Eis

Die Winde fort mit tollem Jagen,

Als wollten sie sich rennen heiß:

Wach auf, o Herz, zu wildem Klagen!

Laß deine Toten auferstehn

Und deiner Qualen dunkle Horden!

Und laß sie mit den Stürmen gehn,

Dem rauhen Spielgesind aus Norden!

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Wintergedichte, Jg. 6, Kockelmann

Georg Heym

Der Winter

Der Sturm heult immer laut in den Kaminen,

Und jede Nacht ist blutigrot und dunkel,

Die Häuser recken sich mit leeren Mienen.

Nun wohnen wir in rings umbauter Enge

Im kargen Licht und Dunkel unsrer Gruben,

Wie Seiler zerrend an der Tage Länge.

Die Tage zwängen sich in niedre Stuben,

Wo heisres Feuer krächzt in großen Öfen.

Wir stehen an den ausgefrornen Scheiben

Und starren schräge nach den leeren Höfen

Arno Holz:

Winter

Du lieber Frühling! Wohin bist du gegangen?

Noch schlägt mein Herz, was deine Vögel sangen.

Die ganze Welt war ein Blumenstrauß.

Längst ist das aus!

Die ganze Welt ist jetzt, o weh,

Barfüßle im Schnee!

Die schwarzen Bäume stehn und frieren,

Im Ofen die Bratäpfel musizieren,

Das Dach hängt voll Eis.

Und doch: bald kehrst Du wieder, ich weiß, ich weiß!

o, nur ein Weilchen,

und blaue Lieder

duften die Veilchen!

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Wintergedichte, Jg. 6, Kockelmann

Mascha Kaleko

Betrifft: Erster Schnee

(aus: Die paar leuchtenden Jahre, Gedichte, 2003)

Eines Morgens leuchtet es ins Zimmer,

und du merkst: 's ist wieder mal soweit.

Schnee und Barometer sind gefallen.

Und nun kommt die liebe Halswehzeit.

Kalte Blumen blühn auf Fensterscheiben.

Fröstelnd seufzt der Morgenblattpoet:

„Winter läßt sich besser nicht beschreiben,

als es schon im Lesebuche steht.“

Blüten kann man noch mit Schnee vergleichen,

doch den Schnee . . . Man wird leicht zu banal.

Denn im Sommer ist man manchmal glücklich,

doch im Winter nur sentimental.

Und man muß an Grimmsche Märchen denken

und an einen winterweißen Wald

und an eine Bergtour um Silvester.

Und dabei an sein Tarifgehalt.

Und man möchte wieder vierzehn Jahr sein:

Weihnachtsferien . . . Mit dem Schlitten raus!

Und man müßte keinen Schnupfen haben,

sondern irgendwo ein kleines Haus.

Und davor ein paar verschneite Tannen,

ziemlich viele Stunden vor der Stadt.

Wo es kein Büro, kein Telefon gibt.

Wo man beinah keine Pflichten hat.

Ein paar Tage lang soll nichts passieren!

Ein paar Stunden, da man nichts erfährt.

Denn was hat wohl einer zu verlieren,

dem ja doch so gut wie nichts gehört.

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Wintergedichte, Jg. 6, Kockelmann

Philipp Horatschek

Winter

Wintermonate

Die Erde versteckt sich

unter einer weißen Decke,

die hübschen Frauen

hüllen sich in dicke Mäntel

und kleine Kinder frieren

an Fahnenstangen fest.

Hoffentlich kommt

der Sommer bald zurück!

(2001)

Josef Albert Stöckl

Winter

Weiße Flocken schwebten

gestreut von Winters Hand

Daunenflocken webten

Schlummerdecke übers Land.

Zuckerhäubchen liegen

auf Strauch und Busch und Baum

Äste und Zweige wiegen

Winters zarten Flaum.

Sonne strahlt hernieder

auf unberührtes Weiß

Kufen kratzen wieder

auf spiegelblankem Eis.

(2004)

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Wintergedichte, Jg. 6, Kockelmann

Christel Netuschil: Winter

es ist kalt.

stürmisch.

der himmel bleibt dunkel.

trüb.

nebelig.

der winter steht wieder einmal vor der türe.

die blätter fliegen fast unaufhörlich

von den bäumen.

vögel sind weitergezogen.

ein mantel von traurigkeit umhüllt alles,

was mir einmal freude bereitet hat.

undurchlässig.

erdrückend.

das lächeln erstarrt.

die augen blicken ins leere.

die hände greifen ins nichts.

alles umsonst.

und doch liegt faszination in der luft.

die gedanken kreisen um dinge,

an die man sonst nie denkt.

selbstmord.

ein schauer durchfährt mich.

eine lösung?

befreiung?

paradies?

was ist die wahrheit?

warum ist der tod gegenwärtig?

ich liebe den winter,

wenn der atem gefriert und der himmel so blau ist.

menschen brauchen einander mehr als sonst,

denn die angst,

dass der frost die herzen tötet,

wächst ständig.

schnee.

frau holle.

kindheit.

was bleibt übrig?

das leben geht weiter.

und manchmal hat ein einsamer mensch das glück,

jemanden zu finden,

der den frühling erblühen lässt. (11.1995)

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Wintergedichte, Jg. 6, Kockelmann

Heinrich Heine

(Ohne Titel)

Ein Fichtenbaum steht einsam

Im Norden auf kahler Höh.

Ihn schläfert; mit weißer Decke

Umhüllen ihn Eis und Schnee.

Er träumt von einer Palme,

Die, fern im Morgenland,

Einsam und schweigend trauert

Auf brennender Felsenwand.