EINSATZ IM MITTELMEER - · PDF filelon 414 – deutsche und nie-derländische Soldaten...

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D 8512 52. Jahrgang Nr. 41 Montag, 17. Oktober 2016 Foto: Bundeswehr/Torsten Kraatz; Grafik: Bundeswehr/Daniela Prochaska Counter Daesh Maritime II EINSATZ IM MITTELMEER Vom Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ aus starten französische Jets im Kampf gegen den IS. Die Fregatte „Augsburg“ schützt den Träger. Seiten 6/7 POLITIK Strong together Ein Redakteur des Media Centers der niederländischen Streitkräfte über die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr. Seite 3 STREITKRÄFTE Neue Ausstattung Innerhalb des Rüstungsetats wurde 2015 eine Milliarde Euro umverteilt – und in die Ausstattung der Soldaten investiert. Seite 8 ZOOM Der neunte Planet Ein unentdeckter Riesenplanet in unserem Sonnensystem beschäf- tigt Astronomen. Eine Spuren- suche. Seite 9 VIDEO DER WOCHE VIDEO DER WOCHE Neu: Die Media-App der Bundeswehr. [email protected]

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52. Jahrgang Nr. 41 Montag, 17. Oktober 2016

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Counter Daesh Maritime II

EINSATZ IM MITTELMEER Vom Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ aus starten französische Jets im Kampf gegen den IS. Die Fregatte „Augsburg“ schützt den Träger. Seiten 6/7

POLITIK

Strong togetherEin Redakteur des Media Centers der niederländischen Streitkräfte über die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr. Seite 3

STREITKRÄFTE

Neue AusstattungInnerhalb des Rüstungsetatswurde 2015 eine Milliarde Euro umverteilt – und in die Ausstattung der Soldaten investiert. Seite 8

ZOOM

Der neunte PlanetEin unentdeckter Riesenplanet in unserem Sonnensystem beschäf­tigt Astronomen. Eine Spuren­suche. Seite 9

VIDEO DER WOCHEVIDEO DER WOCHE

Neu:

Die Media-App

der Bundeswehr.

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2 aktuell INTERN 17. Oktober 2016

BILD DER WOCHE

Glücksbringer: Die Honu – eine große Landschildkröte – gilt auf Hawaii als glücksbringendes Symbol. Dieses Bild entstand am 8. Oktober während des Schwimm-wettkampfes für den weltberühmten Triathlon auf der Insel – den Ironman. Auch deutsche Soldaten waren unter den Teilnehmern. Seite 10

E D I T O R I A L

Sie ist eine Erfolgsgeschichte: Die Kooperation der deutschen und niederländischen Streitkräfte ist seit Jahren ein Gewinn für beide Seiten. Anlässlich der Bundeswehrta-gung in dieser Woche, bei der auch die nieder-ländische Vertei-digungsministerin zu Gast sein wird, melden sich die niederlän-dischen Kollegen in dieser Aus-gabe einfach mal selbst zu Wort – und schildern wie sie die enge Kooperation mit den Deutschen erleben (Seite 3).

Auf Korps-Ebene existiert die Zusammenarbeit seit über 20 Jahren, doch zuletzt ist die Zahl der gemeinsamen Pro-jekte rasant gestiegen: Ob das Mehrzweckversorgungs-schiff Karel Doorman oder das neu aufgestellte Panzerbatail-lon 414 – deutsche und nie-derländische Soldaten ste-hen Seite an Seite. Genau so, wie sie es in den gemeinsa-men Auslandseinsätzen tun. Ich selbst konnte in Afghanis-tan mit den niederländischen Streitkräften zusammenarbei-

ten. Sie bildeten in Kundus die afghanische Polizei aus, wäh-

rend ich zum Ausbildungs- und Schutzbataillon

gehörte. Zwar hat-ten wir sehr ver-schiedene Auf-gaben, aber die Sicherheitslage vor Ort machte enge Abstim-mungen nötig.

Woche für Woche gab es Absprachen

über geplante Operatio-nen, Patrouillen oder Ausbil-dungsvorhaben. Meine nieder-ländischen Kameraden waren dabei immer hochprofessionell, zuverlässig, unaufgeregt. Auch kurzfristige Unterstützungenmachten sie schnell und unkompliziert möglich.

Mit einigen der niederlän-dischen Kameraden habe ich heute, vier Jahre später, noch immer Kontakt. Wir konnten viel voneinander lernen. Für mich war die Zeit ein absoluter Gewinn. Jederzeit würde ich mit niederländischen Soldaten wieder arbeiten wollen. Seite an Seite.

Anika Wenzel,Ressortleiterin Streitkräfte

Z I T A T

„Es ist höchste Zeit, für den Frieden

zu kämpfen.“

Antonio Guterres, neuer Generalsekretär der Vereinten Nationen (VN), in seiner Rede vor der VN- Vollversammlung am vergangenen Donnerstag zur Spaltung des VN-Sicherheitsrats hinsichtlich des Bürgerkriegs in Syrien.

K A L E N D E R B L A T T

Am 19. Oktober 1781 leitet die Kapitulation der britischen Truppen bei Yorktown im Bundesstaat Virginia das Ende des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges ein. George Washington schließt mit Hilfe der Franzosen die gegnerische Armee ein und zwingt diese zur Aufgabe.

Am 23. Oktober 1911 wird im Italienisch- Türkischen Krieg erstmals militärische Aufklärung aus der Luft betrieben. Der Italiener Carlo Piazza überfliegt zur Beobachtung eine türkische Stellung bei Bengasi.

Am 19. Oktober 1926 wird auf der Imperial Con-ference in London das British Commonwealth of Nations ins Leben gerufen. Ziel der Konferenz ist es, eine neue Struktur für das Ver-einigte Königreich nach Ende des Ersten Weltkriegs zu entwickeln.

Vor 235 Jahren:

Vor 105 Jahren:

Vor 90 Jahren:

Vor 45 Jahren: Am 20. Oktober 1971 spricht das norwegische Preiskomitée Bundeskanzler Willy Brandt den Friedensnobelpreis zu – für seine Politik der Versöhnung besonders gegenüber Osteuropa.

Vor 40 Jahren: Am 18. Oktober 1976 wird Carlo Gambino in New York beerdigt. Bis zu seinem Tod ist er einer der einflussreichsten Köpfe des organisierten Verbrechens in den USA. Gambino gilt als Vorbild für die Figur des Don Vito Corleone im Film „Der Pate“. (eb)

IMPRESSUMHerausgeber und verantwortlich für den Inhalt:

Bundesministerium der VerteidigungPresse- und InformationsstabStauffenbergstraße 18, 10785 Berlin

Redaktionsanschrift:Redaktion der BundeswehrBundeswehr aktuellReinhardtstraße 52, 10117 BerlinTelefon: (0 30) 886 228 - App.Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41E-Mail: [email protected]

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Politik: Jörg Fleischer (jf, - 2830)

Streitkräfte/Einsatz:Major Anika Wenzel (akw, - 2861), Oberstleutnant Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Major Katharina Zollondz (kzo), Major Alexandra Möckel (all), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie)

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Satz:Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBwIntranet: http://zentraldruckerei.iud

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Erscheinungsweise: Wöchentlich montags

Auflage: 45 000 ExemplareVerteilung innerhalb der Bundeswehr:

SKA GrpRegMgmtBw/ MediendispositionKommerner Straße 18853879 EUSKIRCHENDEUTSCHLAND E-Mail: SKAMediendisposition@ bundeswehr.org

ISSN: 1618-9086Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wie-der. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Geneh-migung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail wer-den nur mit wirklichem Namen und Adresse berück-sichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.

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17. Oktober 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3

STRONG TOGETHERIn working together on over 120 projects,

the Dutch partnership with Germany has soared.

By Patrick Regan

More striking power, extra capabilities, and as one

Dutch general put it: “more bang for the buck”. International military cooperation brings seemingly endless benefits. For the Dutch however, it is simply vital. And the partnership with the Bundeswehr is among the most important.

„The Netherlands has need for a strong NATO and European Union, therefore binational rela-tions are crucial for our military”, says Brigadier General Roland de Jong. As Assistant Chief of Staff for international military cooperation, he advises the Dutch high command about internatio-nal partnerships. Among them: the roughly 120 projects where Germany and the Netherlands join forces. „Both physically and politically we are a close match. It’s an obvious match.”

Since 2014 the Dutch- German partnership has seen massive growth. The Dutch 11 Airmo-bile Brigade was integrated into the Division Schnelle Kräfte, and 43 Mechanized Brigade into the 1. Panzerdivision. Two of three Dutch army brigades are now under German command. Also the two navies share Joint Support Ship HSNLMS „Karel Doorman“, while both countries have stepped up their cooperation in areas like cyber warfare, air- and missile defense (project Apollo) and future equipment purchases.

Trust is the key

According to De Jong, howe-ver, this growth, didn’t come out of nowhere. He points to 1 German/Netherlands Corps (1 GNC), the German-Dutch NATO-headquarters in Müns-ter that has existed for 21 years. „This period of close coopera-tion has built trust between our two militaries. Without that, and of course all the operations we perform together in Afghanistan, Mali and the training mission

in Northern-Iraq, the increased partnership over the last couple of years would not have been possible.”

C o l o n e l Wiebe Baron, t h e D u t c h Defense Attaché in Berlin agrees and emphasizes the importance of trust in inter-national coope-ration. „When 1 GNC first came into ope-ration, it meant that Dutch and German soldiers would work together closely at corps level for the first time. The Germans started realizing that ‘those Dutch might be strange folk, but they most certainly are

a good partner’.“ The Colonel laughs.

The two countries make, accor-ding to Baron, a perfect team. “Both milita-ries are excel-lent all-round, but have areas in which they excel. The Ger-mans are well known for their strong organi-zational skills. Combine this with the Dutch, who seem more prone to impro-

vise when things don’t go accor-ding to plan, and we have an unequaled combination. NATO selecting 1 GNC to be the first headquarters for the NATO

Response Force and getting 100 points for their efforts, is living proof of this.”

Though superficially the cultures might be similar; when personnel actually start working together, differences do arise. According to the attaché however, research has shown that, because of their close cooperation, soldiers have grown closer to each other. „They have a mutual respect for each other’s ways. This is of great importance for successful binati-onal operations.”

There are also practical chal-lenges. Is a German helicopter handler certified to attach a sling load to a Dutch Chinook? Can a Dutch medic apply an I.V. on a German soldier? And do radio systems even work together? „I have great respect for the men on the ground, who tackle these

challenges head on and makethe German-Dutch cooperationa success“, says Baron.

And it is during the day-to-day operations that the strength of the partnership becomes clear. In the exchange of personnel for instance. Baron: „There are Dutch officers in high German offices and the other way around. The ultimate sign that these cul-tures mix properly? When the foreigners do something wrong, they receive the same talking to as the locals. That’s integration.“

A nation of cooperation

It might be the largest, but the partnership with Germany is just one of many for the Dutch. The Belgian Navy, for instance, is entirely integrated into the Dutch admiralty, the British and Dutch Marine Corps have a long his-tory of cooperation and Belgium, the Netherlands and Luxemburg work together in defending the group’s airspace.

Dutch Defense Minister Jeanine Hennis-Plasschaert sees herself as a catalyst for European military cooperation. „We see new partnerships form all across Europe, but more is needed. In uncertain times like these, we must join forces and increase our collective strength.“

So what will the future bring? „Integrating a full brigade into another military is already the ulti-mate form of cooperation“, says General De Jong. „I think we are an example to the rest of Europe. Sometimes however, integra-tion is not possible, and ‘pooling and sharing’ might be the hig-hest achievable. That is something we need to look at per project.“

„Countries from all over Europe are following this next step in cooperation closely“, adds Colonel Baron. „Many would like to follow in our footsteps, and intensify, or even build from the ground up, their own multina-tional partnerships. They see the Dutch-German relationship as a pilot and an example.“

Gemeinsam stark

Autor Patrick Regan ist

Redakteur im Media Center

der niederländnischen

Streitkräfte. Er hat anläss-

lich der Bundeswehrtagung

über die deutsch-nieder-

ländische Zusammenarbeit

geschrieben.

Bundeswehrtagung: Niederländische Verteidigungsministerin und viele andere zu Gast

Berlin. Die niederländische Verteidigungsministerin Jeanine

Hennis-Plasschaert ist am Montag dieser Woche zu Gast bei

der Bundeswehrtagung in Berlin. Erstmals ist der „Runde Tisch

für die Menschen der Bundeswehr“ mit Spitzenvertretern aus

Wirtschaft und Gesellschaft in die Tagung integriert.

Auf Einladung von Verteidigungsministerin Ursula von der

Leyen kommen am 17. und 18. Oktober rund 200 militärische

und zivile Führungskräfte der Bundeswehr zusammen. In die-

sem Jahr steht die Tagung unter dem Motto „Trendwende

Bundeswehr“ – es geht also um Personal, die Verbesserung

der Ausrüstung und die Erhöhung der Verteidigungsetats. Die

Tagung, an der auch Verteidigungspolitiker des Bundestages

teilnehmen, wird alle zwei Jahre veranstaltet.

Gastrednerin ist die niederländische Verteidigungsministerin.

Hennis-Plasschaert warb im Vorfeld für eine engere militäri-

sche Zusammenarbeit in Europa. „In unsicheren Zeiten wie

diesen müssen wir Kräfte bündeln und unsere gemeinsame

Stärke ausbauen.“ Deutschland und die Niederlande sind Vor-

reiter bei der militärischen Zusammenarbeit. 1995 wurde das

I. Deutsch-Niederländische Korps in Münster aufgestellt. Seit

2014 haben die Regierungen die Zusammenarbeit deutlich aus-

geweitet. So haben die Niederlande zwei ihrer drei Heeresbri-

gaden einer deutschen Division unterstellt. Umgekehrt wird ein

deutsches Panzerbataillon in eine niederländische Brigade inte-

griert. Im Februar wurde die schrittweise Integration des See-

bataillons der Deutschen Marine in die Königlich Niederländi-

sche Marine bekanntgegeben.

Erstmals trifft sich bei einer Bundeswehrtagung der „Runde

Tisch für die Menschen der Bundeswehr“, der aus Spitzen-

vertretern großer Wirtschaftsunternehmen und von Verbän-

den besteht. Zugesagt haben unter anderem Deutsche-Bahn-

Chef Rüdiger Grube, BASF-Vorstandsmitglied Margret Suckale,

der Vorstandschef von Lufthansa Technik Johannes Bußmann

und der Präsident des Deutschen Sparkassen-und Giroverban-

des Georg Fahrenschon. Dabei sind auch führende Vertreter

der Kommunen, der Arbeitgeber, der Gewerkschaften, der Kir-

chen und des Sports.

Verteidigungsministerin von der Leyen hob vor der Tagung

hervor, das neue Weißbuch beschreibe treffend die enormen

sicherheitspolitischen Herausforderungen. Gleichzeitig müsse

die Bundeswehr sich grundlegend modernisieren. „Mit den

Trendwenden und der neuen Aufstellung der Bundeswehr im

Cyberbereich sind wesentliche Pflöcke eingeschlagen“, erklärte

sie. „Dem Ziel einer modernen und schlagkräftigen Bundes-

wehr der Zukunft kommen wir aber nur näher, wenn wir auf

den Rückhalt unserer internationalen Partner, der Wirtschaft

und Gesellschaft sowie die hohe Motivation der Führungskräfte

der Bundeswehr zählen können.“ (dki)

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Close cooperation on any level: A Dutch Soldier takes a look in the mirror of a German Leopard A2 (top). Defense Ministers Ursula von der Leyen and Jeanine Hennis-Plasschaert in February 2016.

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4 aktuell POLITIK / HINTERGRUND 17. Oktober 2016

Von Lara Romboy

Berlin. Langstreckenbom-ber fliegen mit Kampfjets im Gefolge über das Land. Eine Geste der Solidarität. Und auch eine Warnung – direkt am 38. Breitengrad. Ein Breitengrad mit besonderer Bedeutung. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs teilt er die koreanische Halbinsel in den kommunistischen Norden und den kapitalistischen Süden. Der Landstreifen entlang des 38. Breitengrads gilt als eine entmilitarisierte Zone (EMZ). Doch die Bezeichnung täuscht. Die EMZ ist keineswegs entmili-tarisiert. Sie ist eine der weltweit am stärksten militärisch gesicher-ten Gegenden.

Die kürzlich durchgeführten Raketentests und andere mili-tärische Manöver geben immer wieder Anlass für neue Ausei-nandersetzungen zwischen den beiden Ländern. Erst Anfang September führte der bislang stärkste Atomwaffentest Nord-koreas zu einer neuerlichen Ver-schärfung der Lage. Als Reaktion ließen die USA Langstrecken-bomber in der Region aufstei-gen, auch Nordkoreas Verbün-dete Russland und China übten Kritik. Die Bundesregierung ver-urteilte den Test „mit aller Ent-schiedenheit“, so Regierungsspre-cher Steffen Seibert.

Die unterschiedlichen Reak-tionen verdeutlichen die zent-rale Position des Konflikts auf der koreanischen Halbinsel für das politische Weltgeschehen. Bernd Bonwetsch, Herausgeber des Buches „Korea – ein verges-sener Krieg?“, erklärt: „Korea ist in ein internationales Geflecht eingebunden, in dem die Verän-derung einer Variable im einen Land eine Veränderung im ande-ren Land nach sich zieht.“

Experten sprechen vom „frozen conflict“

Experten sprechen heute von einem „frozen conflict“, einem Konflikt mit Waffenstillstand, aber ohne wirklichen Frieden.

Ein Konflikt, der letztendlich auch den Weltfrieden bedroht, was die Vereinten Nationen (VN) tätig werden lässt. Im März dieses Jah-res verabschiedete der VN-Sicher-heitsrat die Resolution 2270 – auf bisherigen Entschließungen auf-bauend. Als einziges VN-Organ, das zu Sanktionen fähig ist, for-dert der Sicherheitsrat Nordkorea immer wieder dazu auf, Nuklear-tests und den Abschuss von Rake-ten zu unterlassen.

Der Abbruch von diplomati-schen Beziehungen, vor allemaber die wirtschaftlichen Sank-tionen sollen Nordkorea zum Umdenken bewegen, so MariaPalme, wissenschaftliche Mit-arbeiterin am Lehrstuhl für sys-tematische Theologie und Ethik an der Universität Jena mit dem Forschungsschwerpunkt südko-reanische Studien. „Das erziehe-rische Modell, das dahinter steht, wirkt sich letztendlich aber kon-

traproduktiv aus“, sagt Palme. Die nordkoreanische Regierung ziehe aus den Sanktionen keine Lehre. Vielmehr verstehe sie die Waffentests als Notwendig-keit, um ihre Souveränität gegen den kapitalistischen Süden und gegen die Vereinigten Staaten zu schützen.

Südkorea entwickelte sich in den vergangenen Jahrzehnten mit amerikanischer Unterstüt-zung zu einer Wirtschafts- und Exportmacht und setzte demo-kratische Reformen um. Ganz anders im Norden: Der Kim-Clan, der von Anfang an das Staatsoberhaupt Nordkoreas stellte, etablierte sich zu einer Konstante im Norden. Über seinen Tod hinaus ist Staatsgrün-der Kim Il-sung der „ewige Prä-sident“ Nordkoreas. Die von ihm errichtete stalinistische Dikta-tur gerät immer wieder wegen der massiven Verletzung von Menschenrechten internationalin die Kritik.

Symbol für Koreas Leidensgeschichte

„Der 38. Breitengrad sym-bolisiert die Leidensgeschichte Koreas, steht aber auch für die Hoffnung auf eine Wiederver-einigung“, erklärt Palme. Eine Hoffnung, die sich auch im 4000 Jahre alten Gründungsmy-thos des Himmelreiches Korea widerspiegelt. Palme betont aber: „Die Generation, die ein verein-tes Korea miterlebt hat, existiert bald nicht mehr.“ Damit schließe sich möglicherweise auf südkore-anischer Seite das Zeitfenster für eine Wiedervereinigung – mög-lich sei, dass die Folgegenera-tionen danach kein Bedürfnis mehr nach Wiedervereinigung verspüre.

Unabhängig davon wird aber generell der infolge der wirt-schaftlichen Schwäche immer wieder thematisierte mögliche Zusammenbruch des nordkore-anischen Regimes als entschei-dende Variable für einen Pro-zess der Wiedervereinigung der beiden Koreas gesehen.

Fortschritte bei Personal und Material General Volker Wieker: „Menschen verleihen der Organisation ein Gesicht“.

Bonn. Die deutschen Streit-kräfte sind gut aufgestellt, so die Einschätzung des General-inspekteurs der Bundeswehr, General Volker Wieker.

Die avisierten Fortschritte bei Personal und Material seien ent-scheidend für eine gute Zukunft der Bundeswehr. Eine adäquate Struktur der Bundeswehr ermög-liche den Streitkräften, außer-halb und innerhalb Deutsch-lands den Herausforderungen zu begegnen. Zu hören waren

die Worte des ranghöchsten Sol-daten der Bundeswehr bei den 12. Petersberger Gesprächen in Königswinter.

„Menschen verleihen der Organisation ein Gesicht“, sagte Wieker. Die Bundeswehr habe sich seit Beginn des 21. Jahrhun-derts Jahre erheblich gewandelt. Allein die Tatsache, dass mitt-lerweile 19 000 Frauen in den Streitkräften einen „großartigen“ Dienst leisteten, habe einen Ein-fluss auf das innere Gefüge der

Streitkräfte. Einflussfaktoren wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf seien für die Attrakti-vität des Dienstes von maßgeb-licher Bedeutung.

Die Verlässlichkeit Deutsch-lands im NATO-Bündnis und die bedeutende Rolle in den Verein-ten Nationen beschrieben sowohl der Generalinspekteur als auch Außenminister Frank-Walter Steinmeier als essentiell für die deutsche Außen- und Sicher-heitspolitik. In Hinblick auf die

Konflikt- und Krisenbewältigung komme der Bundeswehr eine tragende Rolle zu.

Ein Aspekt mit stetig wach-sender Bedeutung sei in diesem Kontext die Cyber-Abwehr. Hier werde derzeit ein eigener Orga-nisationsbereich aufgebaut. Die Aufstellung der ministeriellen Abteilung Cyber- und Informa-tionstechnik (CIT) Anfang dieses Monats sei ein erster Meilenstein. So baue die Bundeswehr stetig ihre Fähigkeiten aus. (dibu)

Kabinett beschließt AWACS-Einsatz

Berlin. Im Kampf gegen die Ter-rormiliz Islamischer Staat wird sich die Bundeswehr künftig auch an der Überwachung des Luftraums über dem Operations-gebiet des IS beteiligen. Das Bun-deskabinett beschloss dazu den Einsatz deutscher Soldaten an Bord von AWACS-Aufklärungs-flugzeugen der NATO. Für den Auftrag sind rund 50 NATO-Sol-daten vorgesehen. Rund 30 Pro-zent des AWACS-Personalssind Deutsche. Der Bundestag muss noch zustimmen. Unter-dessen nähern sich Russland und die USA nach dem Abbruch der Gespräche über eine Waffen-ruhe in Syrien wieder an. Für vergangenen Samstag war ein Treffen des russischen Außen-ministers Sergej Lawrow und seines US-Kollegen John Kerry in Lausanne geplant. (eb)

NATO-Generalsekretär lobt Pläne in Europa

Passau. NATO-Generalsekre-tär Jens Stoltenberg unterstützt die Initiative mehrerer EU-Staa-ten, darunter Deutschlands und Frankreichs, für eine engere militärische Zusammenarbeit in Europa. „Ein starkes Europa ist auch gut für die NATO“, sagte Stoltenberg in Passau. Die meisten EU-Staaten seien auch Mitglied der Allianz. Er begrüße es, wenn EU-Staaten neue Fähig-keiten entwickelten, ihre Vertei-digungsausgaben erhöhten und ihre Rüstungsindustrien stärker koordinierten, sagte Stoltenberg. Eine stärkere europäische Vertei-digung dürfe aber nicht im Wett-bewerb zur NATO stehen. „Wir sollten die Diskussion ‚entweder Europa oder die NATO‘ been-den“, forderte Stoltenberg. (dki)

Verunsicherung in Thailand

Bangkok. Thailand trauert um König Bhumibol Adulyadej. Der 88-Jährige starb am vergangenen Donnerstag nach langer schwe-rer Krankheit. Der dienstälteste Monarch der Welt war in dem gespaltenen Land eine Integra-tionsfigur. Militärmachthaber Prayut Chan-O Cha rief eine ein-jährige Staatstrauer aus. Kron-prinz Maha Vajiralongkorn soll die Nachfolge antreten, bat aber um Aufschub. Für die Militär-regierung, die enge Verbindun-gen zum Königshaus unterhält, bedeutet Bhumibols Tod eine Belastungsprobe. Viele Thailän-der sehen den Militärcoup von 2014 als vorsorglichen Schritt, um eine mögliche Instabilität nach dem befürchteten Tod des Königs zu verhindern. (eb)

Entmilitarisierte Zone: Ein nordkoreanischer Soldat hält Wache an der Grenze zu Südkorea.

Am GefrierpunktAuch eine Bedrohung für den Weltfrieden:

Der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea.

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17. Oktober 2016 EINSATZ / BUNDESWEHR aktuell 5

Persischer Golf

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Welcome to Mali

Bamako. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat auf ihrer dreitägigen Afrika-Reise auch die Bundeswehrsoldaten in Mali besucht. In der Hauptstadt Bamako bedankte sie sich für deren Engagement. Die Bundeswehr leiste herausra-gende Arbeit, betonte Merkel. Mit rund 130 Soldaten ist Deutschland drittgrößter Truppensteller in der europäi-schen Trainingsmission EUTM Mali. Zusammen mit Sol-daten aus 25 Nationen bildet die Bundeswehr malisc he

Sicherheitskräfte aus und leistet sanitätsdienstliche Unter-stützung. Bisher haben rund 8000 malische Soldaten das Training durchlaufen. „Es geht jetzt darum, die Ausbildung der malischen Armee nachhaltig zu gestalten und natür-lich auch einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Solda-ten der malischen Armee sich auch als eine Armee für ein Land verstehen“, sagte Merkel. Im Norden des Landes sind etwa 570 Bundeswehrsoldaten stationiert, die sich

an der UN-Stabilisierungsmission MINUSMA beteiligen. Die Hauptkräfte für diese Mission stellt derzeit das Auf-klärungslehrbataillon 3 aus Lüneburg.

„Ich bewerte den Besuch der Bundeskanzlerin als sehr positiv. Sympathisch und interessiert hat sie sich informie-ren lassen. Für mich war es ein besonderer Tag“, sagte Oberstleutnant Marko Schwarzbach, Kontingentführer des deutschen Einsatzkontingents EUTM Mali. (pfr)

Im Camp der AnalystenAuch von Kuwait aus unterstützen deutsche Soldaten den Kampf gegen den IS.

Kuwait-Stadt. Im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) leisten sieben Bundes-wehroffiziere im Hauptquartier der Combined Joint Task Force (HQ-CJTF) im Camp Arifjan in Kuwait einen wichtigen Beitrag für die Allianz der Operation Inherent Resolve.

Hintergrund: Nach den Terroranschlägen in Paris vom 13. November 2015 hat der Deut-sche Bundestag am 4. Dezember beschlossen, Frankreich und die internationale Koalition gegen den IS auch militärisch zu unter-stützen.

Auftrag: Analyse des Gegners

Die deutschen Soldaten sind unterhalb des strategischen Hauptquartiers im US-amerika-nischen Tampa (Florida) in die operative Arbeit eingebunden. Ihr Auftrag: Sie stellen sicher, dass die deutsche Sichtweise in die Operationsplanung einfließt. Ihr Aufgabenbereich umfasst unter anderem die Analyse des Gegners „Daesh“, wie der IS in der Region und im Hauptquartier genannt wird. Aber auch die allgemeine Situation im Einsatzgebiet wird betrachtet. Darüber hinaus sind die deutschen Soldaten an der mittel- und kurzfristigen Planung und Durchführung von Operati-onen sowie an der Auswertung der Missionsergebnisse beteiligt.

Zur Analyse gehört die Aus-wertung von Tweets und Bei-

trägen in den sozialen Medien in der Region, sowie der Aus-tausch mit Analysten anderer

Partnernationen der Operation Inherent Resolve. Mithilfe der sozialen Medien können geg-

nerische Aktionen und Reak-tionen gezielt ausgewertet und aus den Erkenntnissen zu-

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Anknüpf-punkte für

die Operations-planung gewonnen

werden. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit Überset-zern der Koalition – die Mel-dungen sind meist in arabischer Sprache verfasst.

Den Einsatz auswerten

Basierend auf diesen Ergeb-nissen und Erkenntnissen aus dem internationalen militäri-schen Nachrichtenwesen set-zen die Planer an. Ihre Arbeit besteht darin, die militärischen Aktivitäten der Allianz so zu organisieren, dass eine Nieder-lage des IS schnellstmöglich erreicht wird.

Auch die materielle Unter-stützung und Ausbildung der irakischen Sicherheitskräftehat im HQ-CJTF in Kuwait ihren Ursprung. Den Erfolg die-ser Maßnahmen überwacht die Einsatzauswertung. Hier wird überprüft, ob die gewünschten Effekte eingetreten sind und ob an bestehenden Verfahren festgehalten werden kann. Ins-gesamt ist die Bundeswehr, und damit Deutschland, in den gesamten Planungsprozess im Hauptquartier eingebunden.

Zusammenhalt fernab der Heimat

Viele Kilometer von der Heimat und dem Großteil des deutschen Einsatzkontingents im türkischen Incirlik entfernt spielt der kameradschaftliche Zusammenhalt unter den deutschen Kameraden in Kuwait eine große Rolle. Die vielfältigen Auf-gaben können nur im Team bewältigt werden. Außerhalb der Dienstzeit verbringen die sieben Soldaten viel Zeit miteinander. Insgesamt sind etwa 6000 Soldaten aus zahlreichen Nationen in Kuwait eingesetzt. Ob beim gemeinsamen Frühstück oder beim Abendessen, regelmäßig treffen sich die Soldaten der unterschiedlichen Nationen auch abseits der Arbeitsebene. Zum Frühstück hat sich beispielsweise eine Gruppe

aus deutschen Soldaten und Kameraden aus den Niederlanden, Belgien und Dänemark gebildet. Durch gute Englischkenntnisse wurde die Sprach-barriere schnell überwunden, so dass sowohl ein fachlicher Austausch stattfinden als auch der ein oder andere Spaß die gesamte Truppe begeistern kann.Im September boten die deutschen Offiziere im Hauptquartier in Kuwait ihren internationalen Kame-raden das Ablegen der Leistungen für das „Deut-sche Leistungsabzeichen“ an. In Zusammenarbeit mit dem 10. US Combat Support Hospital wurde an sechs Tagen das „German Armed Forces Pro-ficiency Badge-Event“ durchgeführt. (eb)

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BUNDESWEHR

Wachsamer Begleiter Counter Daesh: Die Fregatte „Augsburg“

schützt den Flugzeugträger „Charles de Gaulle“.

1 Die „Charles de Gaulle“ ist Start- und Landebahn. 2 Der Schutz des Trägers ist Auftrag der „Augsburg“. 3 Teile der Mannschaft sind zum zweiten Mal im Ein- satz Counter Daesh. 4 Mann über Bord: Der Sea Lynx bei der Seenotrettung.5 Manpower: 200 Soldaten – eine Mannschaft.6 Im Einsatzfall wird der Leitstand zum Gefechtsstand.

7 Auch die sanitätsdienstliche Versorgung ist Teil der Gefechtsübung.8 Überblick: Sämtliche Meldungen werden auf Lage- karten „mitgeplottet“.9 Nach einem Brand werden giftige Gase abgesaugt.10 Auch an Bord des Flugzeugträgers: Ein Frühwarn- flugzeug vom Typ E-2C Hawkeye.

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Von Alexandra Möckel

Besatzung auf Gefechtssta-tion!“, schallt es durch die Schiffslautsprecheranlage

(SLA) der Fregatte „Augsburg“. Ein sechssekündiger Alarm folgt, ein Dauerklingeln schrillt durch das Schiff. Es wird hek-tisch. Zügig legen die Soldaten der Fregatte ihren Gefechtsan-zug an: Flammschutzhaube und -handschuhe, Schwimmweste, Gefechtshelm. Durch schmale Gänge eilen sie auf ihre Statio-nen – Waffenbediener, Brandab-wehrtrupps, Leckabwehrtrupps, Rettungstrupps. Um schneller manövrierfähig zu sein, erhöht die Fregatte ihre Geschwindigkeit auf gut 30 Knoten. Mit umgerech-net etwa 55 Kilometer pro Stunde rauscht die „Augsburg“ durch das Mittelmeer.

Einen Tag zuvor hat das Schiff den Hafen in Toulon in Südfrank-reich verlassen, um sich zum zweiten Mal dem Verband um den französischen Flugzeugträ-ger „Charles de Gaulle“ anzu-schließen. Im Einsatz Counter Daesh Maritime II werden die

deutschen Soldaten dem Träger erneut Geleitschutz geben. Der Flugzeugträger soll vor Bedro-hungen aus allen Dimensionen – aus der Luft, über Wasser und unter Wasser – geschützt wer-den, während die Jets von Bord aus starten, um die Terrormiliz „ Islamischer Staat“ zu bekämp-fen.

Gefechtsdienst an Bord

In der ersten Woche in See stellen sich die Mitglieder desVerbands durch gemeinsameÜbungen aufeinander ein. Immer wieder werden Rafale-Jagd-bomber über die Fregatte flie-gen, sie zu Ausweichmanövernund Gegenmaßnahmen zwin-gen. Bereits am zweiten Tagihres Einsatzes finden sich dieMarinesoldaten von der „Augs-burg“ in ihrer ersten Gefechts-übung wieder. „Gefechtsdienstan Bord ist unsere Möglichkeit, für den Ernstfall zu üben“, erklärt Oberleutnant zur See Ramona R. Sie ist Decksoffizier und seit Juli 2015 an Bord.

„Besatzung auf Gefechtssta-tion! – ist die höchste Stufe, um ein Schiff zu verteidigen“, sagt Kapitänleutnant Christoph B. Er ist Antriebsoffizier und während der Gefechtsübung als Verant-wortlicher im Leitstand einge-setzt. Von hier aus überwacht er die gesamte Technik des 130 Meter langen Schiffes. Er sitzt auf dem Platz des Schiffstechnikoffi-ziers. Eine neue Aufgabe, die er zukünftig übernehmen soll. Dafür muss er sich heute beweisen.

Wenige Minuten zuvor hat die Operationszentrale (OPZ) an die Brücke gemeldet, dass zwei entführte Flugzeuge den Verband angreifen. 15 Minuten später meldet die OPZ den ersten simu-lierten Treffer. „Wassereinbruch in Fünf Sierra Null“, ertönt es

durch die SLA. Wenige Sekun-den später „Feuer in Sieben Zulu Fünf“. „Viele denken, dass Gefährlichste wäre ein Wasser-einbruch – falsch. Feuer ist viel gefährlicher“, sagt der Antriebs- offizier. Die Hitzeausbreitung sei enorm. Nicht nur der Raum, in dem es brenne, sei betroffen, sondern auch alle angrenzenden. „Das Feuer frisst sich durch die Struktur des Schiffes“, so der gebürtige Schwabe. Besonders kritisch wird es, wenn Räume mit Munition gefährdet sind. Sie können zwar berieselt wer-den, damit nicht eine zu große Hitzeentwicklung die Munition detonieren lässt. Allerdings ist sie danach durch die Feuchtigkeit unbrauchbar. „Ob das geschehen soll, darf nur der Kommandant entscheiden“, betont Christoph B.

Ein Lagebild für den Kommandanten

Acht Minuten nach dem Ein-schlag folgt im Leitstand der „Huddle“, eine zweiminütige Besprechung, in der die Lage des Schiffs erfasst wird. Der Erste Offi-zier der „Augsburg“ übernimmt dabei eine „Liberofunktion“. Er pendelt zwischen Leitstand, OPZ und Brücke, um schließlich dem Kommandanten ein vollstän-diges Lagebild zu vermitteln. Die OPZ ist verantwortlich für das „äußere Gefecht“, also die Bekämpfung einer Bedrohung. Das „innere Gefecht“, das Lage-

bild des Schiffes, wird im Leitstand erfasst. Von der Brücke aus wird das Schiff gesteuert. Auf Grund-lage aller Lagebilder entscheidet der Kommandant, welche Maß-nahmen getroffen werden, um den Auftrag bestmöglich zu erfüllen.

In der Zwischenzeit haben die Brandabwehrtrupps ihren Einsatzort erreicht. Über d ie SLA meldet Christoph B.: „Feuer in Sieben Zulu Fünf wird bekämpft!“ Bereits fünf Minu-ten später: „Feuer in Sieben Zulu Fünf ist gelöscht!“ Auch der Was-sereinbruch in Abteilung Fünf konnte durch eine Leckabstüt-zung gestoppt werden. Dennoch ist die Arbeit noch nicht getan. „Bevor wir Entwarnung geben können, müssen wir das Schiff von Rauch und Gasen reinigen“, erläutert der Kapitänleutnant. Mit dem Hochleistungslüfter „Red Devil“ wird der Rauch entweder herausgeblasen oder abgesaugt. „Danach kommt die Gasfreiheits-messung mit der Kampfstoffspür-pumpe.“ Der Bordbetrieb kann wieder seinen normalen Verlauf nehmen, nachdem festgestellt wurde, dass keine giftigen Gase im Raum und mehr als 18 Prozent Sauerstoff vorhanden sind. Um 10:03 Uhr meldet der Leitstand „Schiff ist rauch- und gasfrei“, um 10:05 Uhr die OPZ „Air war-ning white“. Keine Bedrohung mehr, Übungsende - vorerst. Die Woche wird noch zahlrei-che Übungen für die Soldaten der „Augsburg“ bereithalten.

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Der Kommandant der „Augsburg“: Fregattenkapitän Marco Taedcke

Was ist das Besondere an diesem Einsatz?

Besonders ist dieser Einsatz schon deshalb,

weil deutsche Fregatten selten in die Situation

kommen, mit einem Flugzeugträgerverband mit-

zufahren und sich dort auf die Verfahren und Tak-

tiken einzustellen. Und auch, weil dieses Schiff

und seine Besatzung einen ähnlichen Einsatz mit

der „Charles de Gaulle“ bereits Anfang dieses

Jahres durchgeführt haben und man so etwas

Seltenes in kürzester Zeit zweimal gemacht hat.

Was genau macht die „Augsburg“ in diesem

Einsatz?

Der Flugzeugträger hat seinen Kernauftrag,

in dem er Flugzeuge starten und landen lässt.

Dafür braucht er einen relativ großen Raum, in

dem er geschützt operieren kann. Diesen Schutz

und diesen Raum kann er nicht alleine herstel-

len. Dafür braucht er andere Einheiten. Da kom-

men wir ins Spiel. Der Schutz von Einheiten

wie Truppentransporter, Munitionstransporter,

schwimmende Haupt-

quartiere, all das ist

das, wofür man Fre-

gatten vorsieht. Damit

meine ich den Schutz

gegen U-Boot-Bedro-

hungen, gegen andere

Schiffe, gegen Flug-

körper und Luftfahrzeuge –

all das können wir gewährleisten.

Was genau macht die Fregatte

in diesen Tagen?

Am Anfang steht der Aufbau

eines stringenten Informations-

flusses. Danach geht es darum,

die Verfahren und das Verhalten der

anderen Schiffe und Einheiten ken-

nenzulernen. Und so werden die Übun-

gen von Tag zu Tag schwieriger, bis wir auch

komplexe Bedrohungsszenarien üben werden.

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8 aktuell BUNDESWEHR 17. Oktober 2016

Ein Kraftprotz: Der Bison kann bis zu 35 Tonnen schleppen.

Mehr Platz und mehr Komfort: Die neuen Rucksäcke mit einem Fassungsvermögen von 110 Litern sind durch ihr verbessertes Tragesystem rückenschonend. Mittel- und langfristig sollen die Gebirgs-jäger außerdem eine neue Skiausstattung, moderne Höhenmesser und Hochgebirgszelte erhalten.

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Neues Equipment für die TruppeMinisterium verteilt im Jahr 2015 eine Milliarde Euro innerhalb des Rüstungsetats um – und investiert in die Ausstattung der Soldaten.

Von Stefan Rentzsch

Bad Reichenhall. Fast eine Milliarde Euro konnte das Ver-teidigungsministerium im Laufe des Jahres 2015 innerhalb des Rüstungsetats umverteilen. Das Geld wurde vor allem wegen Lieferverzögerungen bei diversen Rüstungsprojekten frei. Trotz der Kurzfristigkeit konnten die Mit-tel noch genutzt werden, um die Ausstattung der Truppe weiter zu verbessern.

Einer der Profiteure der Umverteilungen ist die Gebirgs-jägerbrigade 23 in Bad Reichen-hall. „Unsere Verbände haben bis heute vor allem bei der per-sönlichen Bekleidung und Aus-rüstung profitiert“, sagt Oberst Peter Eichelsdörfer, Führer der militärischen Ausbildungsunter-stützung bei der Brigade.

Rucksäcke und Schneetarnanzug

Dazu zählen neue Rucksäcke mit 110 Litern Fassungsvermö-gen. „Alle Soldaten der Brigade haben die Rucksäcke zusam-men mit einem Rucksacküberzug bereits erhalten“, sagt Eichelsdör-fer. Zu dem Satz gehören auch sogenannte „Daypacks“, kleine Einsatzrucksäcke. „Besonders auf der diesjährigen Gebirgs-leistungsüberprüfung „Alpen-distel“ haben sich die Vorteile des neuen 110-Liter Rucksacks gegenüber dem Alten gezeigt“, sagt Oberstabsgefreiter Achim Kessler von der Brigade. „Durch das bessere Tragesystem und das größere Fassungsvermögen ist der Rucksack deutlich angeneh-mer und rückenschonender zu tragen.“

Ebenfalls ausgestattet werden konnten die Soldaten mit der Käl-teschutzjacke Spezialkräfte sowie

der dazugehörigen Kälteschutz-hose. Diese wollten die meist unter widrigen Witterungseinflüs-sen im Hochgebirge eingesetzten Kräfte laut Eichelsdörfer bereits jetzt nicht mehr missen. Das findet auch Oberstabsgefreiter Domi-

nik Friedrichs: „Der Kälte-schutz Spezialkräfte ist eine der besten Anschaffungen in der Bundeswehr. Er ist angenehm zu tragen und hält warm.“

Zudem können seit kurzem alle Soldaten der Brigade auf den neu

eingeführten „Schneetarnanzug beweglicher Einsatz“ zählen. Er wartet nicht nur mit neuem Tarn-druck, sondern auch mit moder-nem Funktionslaminat auf. „Ich konnte den neuen Schneetarnan-zug bei einer Gebirgsausbildung

testen“, berichtet Oberfeldwebel Sebastian Weibhauser. „Er ist für den Infanteristen im Hoch-gebirge für stationäre Aufgaben sehr gut geeignet, da er wind-geschützt und wasserdicht ist.“

Zusätzlich wurden diverse Nach- und Neubeschaffungen auf den Weg gebracht, die der Bri-gade mittel- und langfristig zur Verfügung stehen sollen. Dabei handelt es sich um gebirgsjäger-spezifisches Material wie Ski-ausstattungen, moderne Höhen-messer und Hochgebirgszelte.

Das Besondere ist, dass die erwähnten Artikel nicht nur den Gebirgsjägerbataillonen, sondern auch allen anderen Verbänden der Gebirgstruppe zur Verfügung stehen. „Das Ausstattungssoll wurde auf die Gebirgspioniere, die Gebirgsversorger und die Gebirgsaufklärer erweitert“, sagt Oberst Eichelsdörfer. „Damit wurde nicht nur die Attraktivi-tät der Gebirgstruppe gesteigert, sondern auch die Durchhaltefä-higkeit in schwierigem Gelände und unter extremen Wetterbe-dingungen erhöht.“

Bundesweit bessere Ausstattung

Nicht nur die Gebirgsjäger in Bad Reichenhall, sondern die gesamte Truppe hat von den Umverteilungen profitiert. So wurden rund zehn Millionen Euro in moderne Funkgeräte inves-tiert. Weitere Mittel flossen in die Modernisierung und Anpassung bereits vorhandenen Groß- und Kleingeräts. Zudem wurde das Kapital der BwFuhrparkService GmbH erhöht, was unter anderem zur Anschaffung von insgesamt 500 „Greenlinern“ (Mercedes- Benz G-Klasse) führte, die an verschiedene Standorte bundes-weit gingen.

Bison rückt anSpontaner Hilfseinsatz: Im GÜZ haben Soldaten mit ihrem Bergefahrzeug unterstützt.

Letzlingen. Zwei paar Bundes-wehrstiefel sind noch zu sehen, dazu ein wenig Flecktarnuni-form, mehr aber auch nicht. Der Rest der zwei auf dem Boden lie-genden Soldaten verschwindet unter einem liegengebliebenen, geländegängigen Bundeswehr-Krankenwagen.

Das Fahrzeug steht mitten auf dem Truppenübungsplatz Alt-mark im Gefechtsübungszent-rum (GÜZ) des Heeres und muss abgeschleppt werden. An man-chen Tagen vielleicht ein Prob-lem – doch nicht an diesem Tag. Das Logistikbataillon 461 aus Walldürn in Baden-Württemberg übt für die kommenden Einsätze und hat einen Bison ganz real im Gepäck. Eigentlich sind Stabsun-teroffizier Andy Herrmann (30)

und Stabsgefreiter Maximilian Huhn (22) gerade auf dem Weg zu einer Lehrausbildung, als sie die Meldung zum liegengeblie-benen Sanitätsfahrzeug bekom-men. Die beiden Soldaten gehö-ren zum Logistikbataillon 461 aus dem süddeutschen Walldürn. Im GÜZ üben auch sie für den Einsatz. Jetzt aber ist die Fach-expertise der beiden Soldaten

konkret gefragt. Zügig und einge-spielt steigen die zwei von ihrem Fahrzeug, dem Bison, sichten die Lage und fangen an, den LKW mit Gurten an der Vorderachse zu verschnüren. Ein orangener Gurt hier, ein anderer da, verbunden mit der Abschleppvorrichtung des Bison. Ein Kraftpaket, für das Erfahrung benötigt wird. Vier Achsen, 10,60 Meter lang und 35

Tonnen schwer. Grundlage für die Beschaffung des Bison waren Erkenntnisse aus dem Afghanis-tan-Einsatz. Er dient zum Bergen und Abschleppen von im Ein-satz liegengebliebenen, schwe-ren, geschützten Radfahrzeugen wie zum Beispiel dem Transport-panzer Fuchs oder dem Gepan-zerten Transportkraftfahrzeug GTK Boxer.

Im Februar 2017 wird Huhn zum ersten Mal in den Einsatz nach Afghanistan gehen. Vier Monate wird der Einsatz wohl mindestens dauern. Wie ist das Gefühl dabei? Huhn überlegt kurz. „Gut, ich kann ja mein Hand-werk”, sagt er. Dann verlegen Huhn und Herrmann zum Unter-richt, wo sie längst überfällig sind. Sie hatten gute Gründe. (sam)

CIR: Leinhos führt das neue Kommando

Berlin. Generalmajor Ludwig Leinhos wird an der Spitze des neuen Kommandos Cyber- und Informationsraum (CIR) stehen. Das hat das Verteidigungsminis-terium mitgeteilt. Leinhos ist der-zeit Leiter des Aufbaustabes für das neue Kommando, das sei-nen Sitz in Bonn und rund 300 Dienstposten haben soll. Zum gesamten neuen militärischen Organisationsbereich CIR wer-den 13 500 Dienstposten gehö-ren, die größtenteils aus anderen Teilstreitkräften und Organisati-onsbereichen in die neue Struk-tur überführt werden. Im April 2017 soll der neue Organisations-bereich seine Arbeit aufnehmen. Als Inspekteur wird Leinhos den Spitzenmilitärs des Heeres, der Luftwaffe, der Marine, der Streit-kräftebasis und des Sanitätsdiens-tes gleichgestellt. (eb)

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DEM NEUNTEN PLANETENAUF DER SPUR

EIN UNENTDECKTER RIESENPLANET IN UNSEREM SONNENSYSTEM

BESCHÄFTIGT ASTRONOMEN.

Von Stefan Rentzsch

„Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun

Planeten“: Mit die­sen und anderen Versen merkten sich astrono­mische Laien jahrzehnte­lang die Rei­h e n f o l g e der Planeten unseres Son­nensystems. Als Eselsbrü­cke dienten die Anfangsbuch­staben der Worte. Doch ab 2006 muss­ten sie sich einen anderen Spruch einprägen.Damals wurde Pluto – der kleinste und am weitesten ent­fernte der neun Himmelskör­per – zum Zwergplaneten degra­diert und verlor damit seinen Planetenstatus. Seitdem sind es nur noch acht Planeten, die um die Sonne kreisen. Doch in letz­ter Zeit verdichten sich die Hin­weise, dass die Planetenfamilie wieder Zuwachs bekommen könnte: Wissenschaftler vermu­ten in den äußersten Regionen des Sonnensystems und noch weit hinter der Plutobahn einen

unentdeckten und diesmal tat­sächlich neunten Planeten. Seine Entdeckung wäre eine wissen­schaftliche Sensation, nahmen wir doch an, unser Sonnen­system ganz gut zu kennen.

VERRÄTERISCHE KLEINE OBJEKTE

Die ersten Hinweise auf die mögliche Existenz des Pla­neten Neun erhielten

Astronomen im Jahr 2012. Damals entdeckte der

US­Forscher Scott Sheppard ein Objekt

im äußeren Son­nensystem, dem er den Namen „Biden“ gab. Bei der Ana­lyse seinerU m l a u f ­bahn umdie Sonne fiel auf, dass

sie der eines weiteren fer­

nen Himmels­körpers – genannt

Sedna – überra­schend ähnlich ist.

Die Ursache dafür könnte ein Planet sein, der mit sei­

ner Gravitation die Umlaufbah­nen beider Objekte beeinflusst. Neuen Aufschwung erlebte die Theorie Anfang dieses Jahres, als sich die Bahnbewegungen weiterer vier Himmelskörper als ähnlich auffällig herausstellten.

Auch wenn ihn noch niemand gesichtet

hat, haben Astronomen bereits Kenngrößen des Phantompla­neten berechnet. „Er wäre mehr als zehn Mal so schwer wie die Erde und nur etwas kleiner als Neptun. Seine Oberflächentem­peratur betrüge nicht mehr als minus 226 Grad“, sagt Hermann Böhnhardt vom Max­Planck­In­stitut für Sonnensystemfor­schung in Göttingen. Ähnlich extrem fiele seine Umlaufbahn um die Sonne aus: Sie würde eine stark exzentrische Ellipse beschreiben, wobei der Abstand zum Zentralgestirn zwischen 200 und 1200 Astronomischen Ein­heiten (AE) pendelte. Zum Ver­gleich: Eine AE ist der Abstand zwischen Erde und Sonne (150 Millionen Kilometer). Für einen Umlauf um seinen Stern – die Sonne – würde er zwischen 10 000 und 20 000 Jahre be ­nötigen.

WANDERTE PLANET NEUN NACH AUSSEN?

Laut Böhnhardt hätte die Ent­deckung des Planeten große

Bedeutung für das Verständnis der

Geschichte u n s e r e s

Sonnen­

systems: „Bestimmte Effekte, die aus den Bahnbewegungen von Jupiter und Saturn resultieren, könnten bewirken, dass kleinere Objekte – aber auch Planeten – im Laufe der Zeit vom inneren Bereich des Sonnensystems weit nach außen wandern. Wäre dies auch mit Planet Neun passiert, gäbe es einen beeindrucken­den Beweis für diese Theorie.“ Böhnhardt hält es sogar für mög­lich, dass es außer dem hypo­thetischen Planeten Neun noch weitere unentdeckte Planeten im Sonnensystem geben könnte. „Aus physikalischer Sicht spricht zumindest nichts dagegen.“ Viel­leicht hält das Sonnensystem also doch noch einige Überraschun­gen bereit.

So oder so wird es schwierig sein, den Planeten aufzuspüren. „Aufgrund seiner enormen Ent­fernung zur Sonne wäre er nur sehr lichtschwach. Die Abtas­tung des entsprechenden Him­melsareals wäre zeitintensiv“, sagt Böhnhardt. Mit dem Euro­pean Extremely Large Teles­cope (E­ELT) ist derzeit jedoch ein Riesenteleskop in Chile in Bau, das die Entdeckung des geheimnisvollen neunten Pla­neten wahrscheinlicher machen könnte – sofern es ihn denn gibt.

EXOPLANETENDie Suche nach unbekannten Planeten

erstreckt sich nicht nur auf unser Sonnensystem. Bisher haben Forscher über 3000 Planeten ausfindig

gemacht, die um andere Sterne kreisen. Astronomen kön-nen jedoch nur indirekt auf Größe, Masse und Zusammen-

setzung dieser Exoplaneten schließen. Dabei stellt sich mehr und mehr heraus, wie groß die Vielfalt an Planetenklassen ist.

Sie reicht von kleinen Eisplaneten über heiße Gasriesen bis hin zu Planeten mit der vielfachen Masse des Jupiters. Besonderes

Interesse genießen erdähnliche Planeten, nähren sie doch Spekulationen um außerirdisches Leben. Grundvorausset-

zung: Der Planet muss sich in der bewohnbaren Zone befinden. Der Abstand zu seinem Stern muss also

so groß sein, dass auf dem Planeten flüssiges Wasser existieren kann. Bisher sind mehr

als 40 solcher fremder Welten bekannt.

DATEN UND FAKTEN ZU PLANET NEUN MASSE MEHR ALS ZEHN ERDMASSEN

DURCHSCHNITTSENTFERNUNG ZUR SONNE

ZWISCHEN 200 UND 1200 ASTRONOMI-

SCHEN EINHEITEN

ZEIT FÜR EINEN SONNENUMLAUF

ZWISCHEN 10 000 UND 20 000 JAHREN

JUPITERMASSE 317,8 ERDMASSEN

DURCHMESSER CA. 140 000 KM

DURCHSCHNITTSENTFERNUNG

ZUR SONNE

778 MILLIONEN KM

ERDEMASSE 5,972 TRILLIARDEN TONNEN

DURCHMESSER 12 742 KILOMETER

DURCHSCHNITTSENTFERNUNG

ZUR SONNE 150 MILLIONEN KM

(EINE ASTRONOMISCHE EINHEIT)

NEPTUNMASSE 17,15 ERDMASSEN

DURCHMESSER CA. 49 000 KM

DURCHSCHNITTSENTFERNUNG

ZUR SONNE

4,5 MILLIARDEN KM

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10 aktuell SPORT 17. Oktober 2016

Auf dem Rad in Katar: Oberfeldwebel Lisa Brennauer.

Die Stunde der eisernen MännerBeim deutschen Ironman-Dreifachsieg erzielen auch Soldaten der Bundeswehr richtig starke Leistungen.

Von Stefan Rentzsch

Kailua-Kona. Er ist ein Mythos und eine der größten sportlichen Herausforderungen überhaupt: Der Ironman auf Hawaii.

In diesem Jahr endete derTriathlon-Wettkampf nach3,86 Kilometern Schwimmen, 180,2 Kilometern Radfahrenund dem abschließenden Mara-thon aus deutscher Sicht gleich mehrfach historisch. Mit dem Kölner Jan Frodeno vertei-digte zum ersten Mal ein deut-scher Athlet den offiziellenTitel des Triathlon-Weltmeis-ters. Seine Zeit: 8:06,30 Stun-den. Keine vier Minuten hinter ihm erreichte Sebastian Kienle das Ziel. Patrick Lange, der auf Hawaii überraschend auf dem dritten Platz landete, stellte mit 2:39,45 Stunden einen neuen Marathon-Rekord auf. Zum ers-

ten Mal seit 1997 standen damit drei deutsche Sportler auf dem Treppchen.

Mythos Ironman

Auch drei Soldaten der Bun-deswehr haben sich in diesem Jahr der ultimativen Herausfor-derung gestellt. Einer von ihnen ist Leutnant Rene Pfaffner vom Hubschraubergeschwader 64 in Laupheim. Für den 32-Jährigen war es die erste Teilnahme am Rennen auf der polynesischen Insel. Er hatte sich im Sommer beim Ironman-Wettbewerb in Wiesbaden qualifiziert. „Es war ein unglaubliches Erlebnis und eine Ehre, mit der Elite des Tri-athlons an der Startlinie zu ste-hen“, sagt Pfaffner. „Es heißt ja immer ‚Mythos Ironman‘. Schon deswegen hatte ich enormen

Respekt vor dem Rennen. Die Bedingungen sind ja doch etwas anders hier.“

Der S6-Offizier spielt damit auf die schwierigen Wetterver-hältnisse auf Hawaii an. Hitze und hohe Luftfeuchte machen die Herausforderung noch schwie-riger, als sie ohnehin schon ist. Doch Pfaffner nahm die Bedin-gungen an und überquerte die Ziellinie als 218. von insgesamt 2316 Teilnehmern. Im offiziel-len Military Ranking, an dem 32 Soldaten teilnahmen, belegte er sogar den vierten Platz. „Die Platzierungen sind richtig gut“, freut sich Pfaffner. Ebenfalls sehr zufrieden ist der Offizier mit sei-ner Zeit von 9:35,54 Stunden. „Das ‚offizielle‘ Ziel bei der ers-ten Teilnahme ist natürlich, das Rennen überhaupt zu überste-hen. Aber insgeheim habe ich auf eine Zeit unter zehn Stunden

gehofft. Dass mir das gelungen ist, ist der absolute Hammer“, sagt der gebürtige Dresdner.

An den Zieleinlauf kann sich Pfaffner kaum noch erinnern. „Ich habe schon auf den letz-ten Kilometern des Marathons gespürt, dass ich es schaffen würde. Das gab einen unglaub-lichen Adrenalinschub“, berich-tet der Offizier. Im Ziel habe er dann nicht mehr viel mitbekom-men. „Erst als ich mir im Nach-hinein die Fotos vom Ziel ange-schaut habe, habe ich gesehen, wie groß mein Jubel war.“

Ambitionierter „Altersklassenathlet“

Pfaffner bezeichnet sich selbst als „ambitionierten Altersklassen- athleten“. „Ich genieße es, nicht unter großem Druck wie die Profis zu stehen.“ Mentale Unter-

stützung erhielt er auch von zahl-reichen Sportkollegen, Freunden und Familienangehörigen. „Es motiviert während des Rennens unglaublich, wenn man weiß, dass viele Leute mitfiebern.“ Man-che hätten den Wettkampf sogar bis in die Nacht verfolgt, seien vorm Fernseher eingeschlafen und hätten am nächsten Morgen gleich Glückwünsche übersandt.

Einen starken Wettkampf lie-ferte auch Oberfeldarzt Sven Kunath vom Sanitätsversorgungs-zentrum Schönewalde ab. Er gewann die Militärwertung und landete auf Platz 61. Der dritte Teilnehmer der Bundeswehr, Fregattenkapitän Nicola Werner Rinkens, reihte sich auf Platz 812 ein. Doch Stolz auf ihre Leistung können alle sein, die den sportli-chen Höllenritt im Paradies über-standen und die Ziellinie über-schritten haben.

Unter gleißender SonneStraßenrad-WM in Katar: Sportsoldatin Lisa Brennauer holt Silber – und ist dennoch nicht zufrieden.

Doha. Medaille vor exotischerKulisse: Oberfeldwebel LisaBrennauer hat bei der Straßen-rad-Weltmeisterschaft in KatarsHauptstadt Doha Silber im Mann-schaftszeitfahren gewonnen.

Mit ihrem Team Canyon-SRAM musste sie sich gemein-sam mit Trixi Worrack undMieke Kröger nur dem TeamBoels Dolmans aus den Nieder-landen geschlagen geben. Beim anschließenden Einzelzeitfahren fuhr Brennauer dagegen deut-lich an der angestrebten Medaille vor bei: Sie radelte nach 28 Kilo-metern auf Rang sechs.

Die Ergebnisse in beiden Dis-ziplinen sind insgesamt ernüch-ternd für die Allgäuerin, die noch 2014 beim Einzelzeitfahren tri-umphierte. Dabei hatte sie sich einiges vorgenommen und war

„selbstbewusst, aber ohne Druck“ in den letzten wichtigen Wett-kampf der Saison gestartet. „Bei mir ist der Wurm drin. Ich muss das analysieren“, konstatierte sie nach dem Einzelzeitfahren.

Brennauer war eigens frühzei-tig nach Doha gereist, um sich intensiv auf die Hitze im Wüsten-staat vorzubereiten. „Ich fahre nicht so gern in der Hitze. Davor hatten wir alle am meisten Res-pekt“, sagte die Sportsoldatin. Die enormen Temperaturen bis zu 40 Grad Celsius waren einer der Kritikpunkte an der Vergabe der Weltmeisterschaft an das Golfemirat. Negativ fiel zudem ein extrem geringes Zuschauer-interesse auf.

Die Straßenrad-WM wurde erstmalig im Nahen Osten aus-getragen. Und das, obwohl im

konservativen Golfstaat Katar – eine Monarchie mit Staats-religion Islam – Frauen auf Fahrrädern lange keine Selbst-verständlichkeit sind, zumal in enger und leichter Bekleidung. Doch in Anbetracht der sportli-chen Großereignisse, mit denen das Emirat derzeit auf sich auf-merksam macht, steigt der Druck, sich als modernes Land zu prä-sentieren. „Als ich zum ersten Mal hergekommen bin, hatte ich es auch anders erwartet – etwas mehr komische Blicke, weil wir als Frauen hier in kurzer Hose und kurzem Trikot mit dem Rad fahren“, sagte die deutsche Teil-nehmerin Trixi Worrack. Das allerdings sei dann gar nicht der Fall gewesen.

Im Jahr 2019 soll in Katar die Leichtathletik-WM veranstaltet

werden, 2022 dann die Fuß-ball-WM. Letztere wird wegen der großen Hitze, die während der

Sommermonate in Katar herrscht, erstmals gegen Jahresende statt-finden. (sr)

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Schwimmen, Radfahren, Laufen: Leutnant Rene Pfaffner (rechts) belegte im Military Ranking beim Ironman auf Hawaii den vierten Platz. Ein Spitzenergebnis.

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17. Oktober 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11

Kochen wie die WeltmeisterBei der Culinary Military Challenge können sich Nachwuchsköche für die Nationalmannschaft empfehlen.

Von Julia Weigelt

Plön. In den letzten 15 Minuten wird es nochmal richtig hek-tisch. Stabsunteroffizier Thomas Kucharski verlässt auffälligunauffällig die Lehrküche der Marineunteroffiziersschule Plön und geht in das Juryzimmer. Dort will der Kapitän der Koch-Na-tionalmannschaft der Bundes-wehr gleich Ergebnisse sehen– und kosten. Zurück bleibendie fünf Teilnehmer der Culi-nary Military Challenge (CMC), die am Herd immer mehr insSchwitzen kommen. Die jungen Bundeswehrköche sind aus ganz Deutschland ins schleswig-hol-steinische Plön gekommen, um vor der Jury zu bestehen undsich an den Töpfen einen Platz in der Koch-Nationalmannschaft zu erkämpfen.

Kucharski hat für die Köche einen Warenkorb zusammen-gestellt. Aus den Zutaten sollen sie ein Drei-Gänge-Menü zube-reiten. Dafür müssen bestimmte Zutaten benutzt und ausgefeilte Kochtechniken angewandt wer-den. Bulgur bei der Vorspeise, Rehrücken im Hauptgang und Pflaumen im Dessert sind gesetzt. Ob die Anwärter zudem Port-wein, Zanderfilet oder Sellerie benutzen, bleibt ihnen überlassen.

Wie sieht es auf dem Teller aus?

Weniger flexibel sind Kucharskiund sein Mitjuror, Stabskapitän-leutnant Michael Winkler, bei derBewertung. Bei der Zubereitungschauen sie den fünf Jungköchengenau über die Schulter. Ist derArbeitsplatz sauber? Arbeitet derKoch ruhig und routiniert? Und:

Ist er teamfähig? Hilft er anderen und kann auch selbst um Hilfe bitten?

Vor dem Kochen haben die fünf Anwärter bereits kleine Pro-ben von Kochzutaten erkennen und benennen müssen. Nach dem Kochen zählt die Ästhe-tik: Ist das Gericht ansprechend angerichtet? Machen die Vertei-lung der Zutaten auf dem Teller und die Garnitur Lust zu probie-ren? Und dann, am wichtigsten:

Schmeckt es? Ist das Fleisch zart, die Sauce raffiniert, die Konsis-tenz von Gemüse, Biskuit oderSchaum so, wie sie sein soll?

Die Strenge hat einen Grund. Kucharski und der Teammana-ger der Koch-Nationalmann-schaft, Stabsfeldwebel OliverSekuli, wollen bei der Kocholym-piade 2020 Gold in der Kate-gorie „Gemeinschaftsverpfle-gung“ holen. Ein ehrgeizigesZiel, für das sie eine Topma-

nnschaft brauchen. „Kochen auf diesem Niveau ist mit Spit-zensport vergleichbar“, sagt Stabsfeldwebel Sekuli. Die bis-lang acht Mitglieder der Nati-onalmannschaft verlassen ihre Stammeinheiten jeden Monat für eine Woche, um zusammen zu trainieren. Dazu kommen Auf-tritte bei Veranstaltungen wie dem Ball des Heeres und Koch -wettkämpfe. Viel Organisations-arbeit für Manager Sekuli, der

zahlreiche Anfragen für Auf-tritte seiner Mannschaft koordi-nieren, diese mit den Chefs seiner Köche in den Stamm einheiten absprechen und dabei immer die Soldatenarbeitszeitverordnung berücksichtigen muss.

Völlig ruhig bleibt indes-sen – zumindest äußerlich – Oberstabsgefreiter Andrej Knis-pel. Der CMC-Teilnehmer kocht routiniert und handwerklich prä-zise sein Menü, verzückt die Jury und gewinnt souverän den Wett-bewerb. Bei der Preisübergabe wartet nach einem langen und anstrengenden Tag eine Überra-schung auf die Jungköche: Die Jury ist von der Leistung der Teil-nehmer so angetan, dass alle fünf in die Koch-Nationalmannschaft aufgenommen werden.

Als Koch um die Welt

Teamkapitän Kucharskifreut sich – für sein Team, aber auch für die Soldaten. „Mit-glied in unserer Mannschaft zu werden, kann ich wirklich nur empfehlen. Zum einen ler-nen unsere Köche ständig neue Gerichte, moderne Techniken und gastronomische Trends kennen. Sie sind viel unterwegs und tref-fen dabei spannende Menschen. Zum anderen wirkt sich diese Qualifikation im Lebenslauf sehr positiv aus. Wenn unsere Mitglie-der die Bundeswehr verlassen, finden sie einfacher einen Job und werden zudem besser bezahlt.“

Handwerkliche Grundlagen und Leidenschaft stimmen bei allen fünf CMC-Teilnehmern – jetzt müssen die Nachwuchsköche nur noch beweisen, dass sie auch gute Teamplayer sind.

P E R S O N A L B O G E N

Die Frau für den NotfallGrafenwöhr. Es ist nichts für schwache Nerven, bei Regen und Matsch in einem 36 Tonnen schwe-ren Koloss einen steilen Hang hinunterzu-fahren. Erst recht nicht, wenn man sich mit dem acht Meter langen gepan-zerten Sanitäts-Boxer den Weg zu schwerverletzten Kameraden bah-nen muss. Ein Wettlauf gegen die Zeit. Den ersten Gang einlegen, bloß nicht bremsen, locker bleiben: Je hektischer die Lage, desto ruhiger ist Oberfeldwebel Natalie Lotter. Sie ist Ret-tungsassistentin und Kommandantin eines Beweglichen Arzttrupps bei der Bundeswehr.

„Der Boxer ist nicht leicht zu fahren. Es macht aber unglaublich Spaß, mit ihm durch das Gelände zu kurven“, sagt die 26-Jährige. Zum Beispielauf dem Truppenübungsplatz in Grafenwöhr in Bayern. Dort wird scharf geschossen und mit Pan-zerhaubitzen trainiert. Immer mit dabei: Die Ret-tungsteams in Uniform. Bei einer Schusswundeoder einer Schrapnellverletzung muss alles sehrschnell gehen. Die größte Gefahr: Das Verbluten. Sanitätskräfte wie Natalie Lotter sind speziell für solche Situationen ausgebildet. „Ein angeschos-

sener Patient muss so schnell wie möglich auf den OP-Tisch“, sagt die Soldatin. „Aber wenn man

bei der Erstversorgung nicht ruhig bleibt,macht man Fehler.“

Natalie Lotters Ruhe war schon immer ihre Stärke. Als sie nach der Realschule eine Ausbildung zur Medizinisch-technischen Assisten-tin machte, war sie unterfordert. „Der

immer gleiche Trott war nichts für ich“, sagt Lotter. „Zum Glück ist ein

Stabsarzt der Reserve als Vertretung in meiner Berufsschule eingesprungen.“ Was

der Vertretungslehrer aus seinem Beruf und sei-nen Einsätzen erzählte, weckte sofort ihr Interesse.

Es ist nicht nur die Abwechslung, die Lotter an der Bundeswehr schätzt. Sie verdient deutlich mehr als ein ziviler Notfallsanitäter und muss ihr Leben nicht dem Schichtdienst unterwerfen. „Noch wich-tiger ist für mich aber der Zusammenhalt unter-einander.“ Gegenseitige Unterstützung sei im Sani-tätsdienst selbstverständlich. „Es nimmt viel Druck heraus, dass es kein Konkurrenzdenken gibt“, sagt sie. Natalie Lotter ist Zeitsoldatin, weiß aber schon jetzt: Sie möchte Berufssoldatin werden. (sim)

Was wäre Ihre berufliche Alternative?Fachwirt im Gesundheitswesen oder eventuell etwas im Veterinärbereich.

Welche Redewendung gebrauchen Sie häufig?Ich hab gerade Hummeln im Arsch.

Welches Talent möchten Sie besitzen?Ruhiger zu bleiben, wenn was nicht klappt, wie es soll.

Welche Superkraft hätten Sie gern? Mich innerhalb von einer Sekunde an einen anderen Ort zu beamen.

Auf welchen Gegenstand könnten Sie in Ihrem täglichen Leben nicht mehr verzichten? Auf mein Handy.

Mit wem würden Sie gern einmal essen gehen? Mit unserer Verteidigungsministerin.

Was ist Ihre Lieblingsserie?Hubert und Staller.

Welches Lied singen oder hören Sie gern?Pharrell Williams – Happy.

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Abgeschmeckt: Rehrücken für den Hauptgang (o.) und Pflaumen für das Dessert (u.) waren gesetzte Zutaten für die Jungköche, die nun zur Koch-Nationalmannschaft der Bundeswehr zählen.

Page 11: EINSATZ IM MITTELMEER - · PDF filelon 414 – deutsche und nie-derländische Soldaten ste-hen Seite an Seite. ... deutsches Panzerbataillon in eine niederländische Brigade inte -))))

12 aktuell VERMISCHTES 17. Oktober 2016

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Nicht mehr nur mit DameDer Regenschirm hält die Häupter trocken. Auch Soldaten ist er gestattet – unter bestimmten Bedingungen.

Von Doreen Kinzel

Jetzt ist er wieder allerorts zu sehen. In elegantem Schwarz, knallig bunt, gepunktet, oder

im Schottenmuster, mit Rüschen und ohne, verkleidet als Frosch, bedruckt oder durchsichtig – der Regenschirm.

Eine erste Erwähnung des mobilen Schutzdachs stammt aus dem Jahr 802. Demnach soll Abt Alcuin von Tours dem Bischof Arno von Salzburg einen sol-chen „Parapluie“ (französisch für Regenschirm) geschickt haben. Dazu schrieb er: „Ich sende dir ein Schutzdach, damit es von dei-nem verehrungswürdigen Haupte den Regen abhalte.“

Ein Schirm für die Welt

Etwa eintausend Jahre spä-ter wird der Engländer Jonas Hanway den Regenschirm bekannt machen. Hanway, der in London lebt, nennt seine Erfin-dung „umbrella“, der Wort-stamm kommt vom lateinischen „umbra“ und bedeutet Schatten. „Umbrella“ steht für „der kleine Schatten“. Anfangs nämlich dient der Schirm als Sonnenschutz. Feine Damen tragen ihn, um ihre noble Blässe zu bewahren.

Zu dieser Zeit wiegen dieSchirme fast fünf Kilogramm. Das Gestell besteht aus Holzstä-ben und Fischbein. Heute sind die Gestelle aus Fiberglas, Karbon oder Aluminium, die Bezüge

aus imprägnierter Baumwolle, Polyester oder Nylon. Fast alle Schirmstoffe sind inzwischen mit Teflon beschichtet.

Der Griff des Regenschirms ist gebogen oder hat die Form einesKnaufs, der aus Sterling-Silber,Leder oder Horn, Edelhölzern,Rohr oder Kunststoff bestehenkann. Und es gibt die Fritzkrücke: Ein Griff, der fast rechtwinkligzum Stock angebracht ist. DenNamen verdankt er dem Preu-ßenkönig Friedrich dem Großen,der einen silbernen Griff in die-ser Form populär machte.

Der Berliner Hans Haupt war es, der in den Zwanzigerjahren einen teleskopierbaren Regen-schirm auf den Markt brachte, den Knirps. Das ließ er sich 1928 patentieren und revolutionierte damit in den Dreißgerjahren den weltweiten Regenschirmmarkt. Der Regenschirm wurde schlan-ker, leichter und dank moderner Materialien beständiger.

Ein Kleinkaliber im Griff

1977 zeigte James-Bond-Dar-steller Roger Moore wozu ein Regenschirm auch noch nütz-lich sein kann. In „Der Spion, der mich liebte“ nutzt er seinen Schirm, um sich Ganoven vom Hals zu halten – das Kleinkali-ber im Griff versteckt. Andere Schirmträger ließen sich schon mal in den Griff eine Taschen-

lampe integrieren, die Pille ndose, den Kompass. Der wohl teuerste Regenschirm übrigens kostet rund 50 000 Dollar und kommt aus dem Hause Billionaire Couture, das dem italienischen Ex-For-mel-1-Teamchef Flavio Briatore gehört. Der Stockschirm ist aus echtem Krokodilleder gefertigt. Zu kaufen gibt es das luxuriöse Accessoire im Flagship Store in London – wo sonst?

Der Regenschirm und die Truppe

Schwarz, schlank und exakt gerollt sollte der Regenschirm sein, den der Soldat trägt. Seit Ende 2015 heißt es in der Zentralen Dienstvorschrift, A 2630/1 – Das äußere Erscheinungsbild der Sol-datinnen und Soldaten der Bundeswehr, dazu: „Die Verwendung eines Regenschirmes zum Dienstanzug Grundform mit seinen Ergänzungen/ Abwandlungen ist grundsätzlich zulässig. Dabei sind ausschließlich einfarbig schwarze/dunkelblaue, schlicht gestaltete, unbedruckte Regenschirme gestattet.“ Zuvor war ein Regenschirm nur zu Empfängen gestattet – und zwar zum Geleit einer Dame.

R Ä T S E L

SUDOKUViel

Glück

412016

Senden Sie die vier Lösungszahlen, die sich aus den farbigen Feldern ergeben, per E-Mail mit dem Betreff „Sudoku 41/2016” und Ihrer Postanschrift an:

[email protected]

Einsendeschluss:Sonntag dieser Woche

Zu gewinnen: APC Mobile Power Bank 10 000 mAh Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs.

Lösung 39/2016: 6 6 3 9

Gewonnen hat: Celin MeyerSpielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.

Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.