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Stadtplanung und Städtebau mit erhöhtem Risiko Tendenzen und Positionen zum Phänomen der Schrumpfung Institut für Städtebau Prof. Michael Braum Dipl.-Ing. Oliver Schetter Eisenhüttenstadt Ein Gutachten von Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin • Kerstin Sailer • Matthias Sturm März 2002

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Stadtplanung und Städtebau mit erhöhtem RisikoTendenzen und Positionen zum Phänomen der Schrumpfung

Institut für StädtebauProf. Michael Braum

Dipl.-Ing. Oliver Schetter

EisenhüttenstadtEin Gutachtenvon Svenja Becker • Cécile Böhmer-Herbin • Kerstin Sailer • Matthias Sturm

März 2002

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Inhaltsverzeichnis

S. 4S. 5

S. 6S. 8

S. 10S. 10S. 10

S. 13S. 13S. 16S. 18S. 18S. 19S. 19S. 19S. 20S. 20

S. 21S. 22

S. 23S. 24S. 25S. 28

S. 29S. 29S. 29S. 31S. 32S. 32S. 32S. 33S. 33S. 35

S. 36

Präambel: Ziel und Anlass der UntersuchungAllgemeine Rahmenbedingungen der Städte in derDDRSozioökonomischer Wandel nach der WendeStrategien und Aufgaben für die Zukunft

Eisenhüttenstadt – AnalyseKurzvorstellung der Stadt

In Daten

Geschichte von EisenhüttenstadtFürstenberg und SchönfließDie Planstadt EisenhüttenstadtWK IWK IIWK IIIWK IVWK VWK VIWK VII

Übersichtsplan EisenhüttenstadtFlächennutzungsplan

Wirtschaftliche EntwicklungEntwicklung von EKO 1989 bis heuteWirtschaft – Harte DatenStrategiekonzept WirtschaftFazit

WohnungsmarktWohnungsbestandWohnungsleerstandSanierungstätigkeitenSanierungskostenAbrisskostenWohnungsunternehmenStadtentwicklungskonzept der StadtStadtumbauFazit

Stärken und Schwächen

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Eisenhüttenstadt – KonzeptKonzept der StadtEigenes KonzeptEin Abriss-SzenarioDie Transforma-zone – ein neues Entwicklungs-potential für Eisenhüttenstadt

Felder_Attraktoren_Bezüge_BandDie FelderFeld 1_Kleinteiligkeit / Wohn_LandschaftFeld 2_Park / ÖffentlichkeitFeld 3_Wasser / FreizeitFeld 4_Bahnhofsviertel / NachtlebenDas Band

Schlussworte

AnlagenFragenkatalog für den Besuch der StadtEisenhüttenstadtLiteraturliste

S. 41S. 41S. 43S. 46S. 49

S. 50S. 50S. 51S. 52S. 53S. 54S. 55

S. 56

S. 57S. 58

S. 62

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Präambel: Ziel und Anlass der Untersuchung

In Ostdeutschland stehen über eine Million Wohnungen leer,Teile mancher Städte der ehemaligen DDR weisen einenWohnungsleerstand von über 50% auf, einige Wohnungsbau-gesellschaften stehen kurz vor dem Zusammenbruch durchKonkurs.Eine der wichtigsten Prämissen unserer heutigen Gesellschaft– die des (wirtschaftlichen) Wachstums ist heute nur nochbedingt gültig. Wir haben uns mit dem Phänomen derSchrumpfung auseinanderzusetzen.Um den Kontext und die Rahmenbedingungen der Untersu-chung zu verstehen, sollen zunächst die allgemeinen histo-risch-politischen, sozioökonomischen und städtebaulichenVoraussetzungen und Bedingungen in aller Kürze aufgezeigtund die Entwicklung der ostdeutschen Gebiete nachgezeich-net werden.Das Hauptaugenmerk liegt dann aber in der detailliertenAnalyse der Stadt Eisenhüttenstadt.Eisenhüttenstadt ist ein besonders interessantes Beispiel, dasie als junge Stadt erst in den 50er Jahren unter den neu for-mulierten städtebaulichen Regeln des Sozialismus als soge-nannte “erste sozialistische Planstadt der DDR” entstand.Insofern ist sie kein typisches Beispiel einer Stadtentwick-lung mit gewachsenen Strukturen.Letztlich sollen Perspektiven der Weiterentwicklung und derstädtebaulichen Neuordnung für Eisenhüttenstadt aufgezeigtwerden mit Rücksichtnahme auf ihre Besonderheit, aber auchauf ihre DDR-typischen Eigenschaften und die heutigenKonditionen.

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Allgemeine Rahmenbedingungen der Städte in der DDR

Die Ursachen für den heutigen Zustand vieler Städte aufdem Gebiet der ehemaligen DDR sind in der Wiedervereini-gung der zwei deutschen Staaten zu sehen, also im Zusam-menprall zweier Systeme mit unterschiedlicher Funktions-logik und der schnellen und unbedachten Anwendung deskapitalistischen Systems auf die zusammengebrochene DDR.In den 40 Jahren ihrer Existenz hat sich in der DDR einrealsozialistisches System entwickelt, das sich von der BRDvor allem durch die Art der Bodennutzung und den Zeit-punkt und das Ausmaß von Investitionen unterschied. Wäh-rend im Kapitalismus “die räumliche und bauliche Entwick-lung grundlegend durch Entscheidungen der privaten Grund-eigentümer bestimmt”1 wurde, deren einheitliches Interesse,die “möglichst rentable Verwertung des Bodens”2 war, lag“die gesamte Verfügung über den Stadtraum, über die ver-schiedenen Nutzungen, über Zeitpunkt und Ausmaß vonInvestitionen (...) in staatlicher Hand”3 .Der Staat koordinierte und bestimmte zentralistisch den Städ-tebau. Die spezifische architektonische Abbildung des sozia-listischen Staatsverständnisses äußerte sich einerseits in re-präsentativen Bauten, Plätzen und Straßenzügen als Darstel-lung der neuen “Volksdemokratie”, andererseits aber auchdurch die sogenannten Plattensiedlungen, die – in industriel-ler Bauweise massenhaft erstellt – gleichwertigen Wohnraumfür alle bieten sollten, unabhängig von sozialer Stellung oderEinkommen. Der Wohnraum wurde staatlich verwaltet undzugeteilt. “Die Platte”, die nicht nur einen höherenWohnkomfort und Standard aufweisen konnte, wurde auch“politisch” favorisiert. Die Altbau- und besondersGründerzeitviertel wurden als spezifischer Ausdruck unglei-cher, also kapitalistischer Wohnverhältnisse verstanden undgewollt vom Regime dem Verfall überlassen. Durch die feh-lende private Eigentumsbildung konnten auch keine Ein-familienhaussiedlungen analog zur populären Entwicklungin der BRD entstehen und damit auch keineSuburbanisierungstendenzen wie in Westdeutschland.Die Stadt im Sozialismus deutscher Prägung unterlag denfolgenden Bau- und Gestaltungsprinzipien:• “Optimale Stadtgröße mit einer EinwohnerInnenzahl

von 50.000-60.000. Kontrolliertes Wachstum der Städte.Das Recht zur freien Wahl des Wohnraumes wurde ein-geschränkt und an Bedingungen geknüpft.

• Staatliche Kontrolle des Wohnraumes: Um eine gerech-te Verteilung des knappen Wohnraumes und um einenMindeststandard an Größe und Hygiene zu gewährlei-sten, wurde die Wohnraumverwaltung unter staatlicheObhut gestellt.

1 Häußermann, Hartmut: “Von der Stadt imSozialismus zur Stadt im Kapitalismus”, in:Häußermann, Hartmut; Neef, Rainer (Hg.):“Stadtentwicklung in Ostdeutschland. Sozialeund räumliche Tendenzen”, Opladen 1996[HÄU], S. 62 [HÄU], S. 63 [HÄU], S. 8

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• Kontrollierte Entwicklung der Wohngebiete: Idee desMikrorayon4 , selbstständige städtebauliche Einheitenvon 8.000-12.000 EinwohnerInnen mit eigenen Versor-gungseinrichtungen. Angestrebte Fußläufigkeit.

• Gleichmäßige Verteilung der Konsumgüter: Das Ange-bot von Waren und Dienstleistungen sollte gleichmäßigüber das gesamte Stadtgebiet verteilt sein.

• Kurzer Weg zur Arbeit: Der tägliche Arbeitsweg derBevölkerung soll kurz und mit öffentlichen Mitteln zubewältigen sein.

• Strenge Funktionstrennung der Bereiche für Wohnenund Arbeiten.

• Minimierter Verkehr• Extensive Grünflächen• Symbolismus im Zentrum: Das Zentrum soll Mittelpunkt

des politischen und kulturellen Lebens sein. Dies solldurch die Gestalt der Stadtmitte verdeutlicht werden.”5

Im Gegensatz zur kapitalistischen BRD existierten keineKommunen als regionale Selbstverwaltung. Das zentraleOrgan für die Bereitstellung von sozialer, wie technischerInfrastruktur war der Betrieb. In ihm drückte sich auch dieStrukturförderungspolitik der DDR aus. Ganze Industrie-standorte entstanden – hochsubventioniert und konzentriert– als großflächig angelegte volkswirtschaftliche Einheiten, inderen Gefolge sich neue Städte herausbildeten, wie beispiels-weise auch die “Planstadt Eisenhüttenstadt”.Insgesamt besaß die DDR bis zu ihrem Ende einen unge-wöhnlich ausgeprägten sekundären Sektor, im Gegensatz zurBRD, die bereits die Entwicklung einer Industriegesellschaftin die Dienstleistungsgesellschaft schrittweise vollzogen hat-te.

Sozioökonomischer Wandel nach der WendeNach der Wiedervereinigung 1990 gelten für die DDR-Ge-biete plötzlich neue politische und wirtschaftliche Grundbe-dingungen, die einer ganz anderen Funktionslogik entspre-chen. Im Pr0zeß der Wiedervereinigung wird übersehen, dassdie DDR darauf gar nicht angemessen reagieren kann, weilErfahrungen im Agieren in einem kapitalistischen Systemfehlen. Eine regelrechte “Abwicklung” der DDR beginnt.Weite Teile der Industrie fallen weg, da sie für ein Gesamt-deutschland nicht mehr gebraucht werden. Mit ihnen fallenauch zahllose Arbeitsplätze. Je höher eine Gegend zu DDR-Zeiten strukturell gefördert und subventioniert war, destodrastischer entwickelt sich eine rasante Abwärtsspirale. Esmuss von einer strichweise fast kompletten Deökonomisierunggesprochen werden. Nach dem Zusammenbruch der DDR-Industrie wandern viele Menschen aufgrund dieser veränder-

Abb. 1: Anlage eines typischen Stadtzentrums

Abb. 2: Die moderne sozialistische Stadt in den50er und 60er Jahren

Abb. 3: Der Mikrorayon am Beispiel Warschau

Abb. 4: Die sozialistische Stadt in den 80er Jahren

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ter Bedingungen in den Westen ab – und faktisch den Ar-beitsplätzen hinterher. Je jünger und mobiler die Menschen,desto eher wandern sie ab, um eine Perspektive für ihr Lebenzu gewinnen. Das Ergebnis ist eine Veralterung der Gesell-schaft.Die demographische Entwicklung insgesamt erlebt einenAbwärtstrend. Die Abwanderung in den Westen und zusätz-lich fallende Geburtenraten sorgen für einen enormenBevölkerungsverlust, der sich in den Städten durch die zu-sätzliche und zeitlich etwas verzögert einsetzende Stadt-Umland-Wanderung noch deutlicher bemerkbar macht. DerAbzug aus den Kernstädten ins Umland ist einer nachholen-den Entwicklung der DDR-BürgerInnen geschuldet, die dieMöglichkeiten der (subventionierten) Eigentumsbildungwahrnahmen und sich den “Traum der Deutschen” nach demEinfamilienhäuschen in der Natur erfüllten. Insgesamt wur-den durch den Wunsch nach höherem Wohnkomfort undden Subventionen beim Neubau nach 1990 noch etwa 800.000Wohnungen erstellt.Nach 1990 entstand also auf einmal ein Wohnungsmarkt, eineForm der Organisation von Angebot und Nachfrage, die esbisher im zentralstaatlichen Verteilungssystem der DDR nichtgegeben hatte. Das vormals volkseigene (und damit staatli-che) Eigentum musste irgendwie privatisiert werden. Zu die-sem Zweck wurden, meist nach räumlichen Kriterien Woh-nungsbaugesellschaften gegründet, denen das Eigentum anWohnungen aus einer ganzen Siedlung übertragen wurde. DerWohnungsbau in der DDR wurde, wie vieles andere auchstark subventioniert. Die Wohnungen wurden so billig ver-mietet, dass die Erstellungskosten bei weitem nicht erwirt-schaftet werden konnten. Im sozialistischen System der DDRhatte das keine negativen Folgen, ganz im Gegenteil: der bil-lige Wohnraum wurde von den Menschen als “zweite Lohn-tüte” verstanden. Nach der Wiedervereinigung und der Über-nahme der Staatsbank der DDR durch die privatwirtschaftli-che, westliche Berliner Bank wurden die damaligen “Schein-kredite” für den Wohnungsbau, die sich die DDR sozusagenselbst ausgestellt hatte, als reale Schulden umgerechnet undden neuen Wohnungsbaugesellschaften als Altschulden auf-gebürdet. Die Gesellschaften wurden zur schnellen Privati-sierung angehalten und sollten ihren Wohnungsbestand mög-lichst bald an private Eigentümer veräußern. Als Anreiz wurdeihnen ein Teilerlass der Altschulden angeboten. Allerdingsschlug diese Strategie fehl, da es den DDR-Bürgern an Kapital-eigentum und Kaufkraft, aber auch an sicherem Einkommenmangelte.Die Altschulden und deren Steigerung durch Verzinsunggemeinsam mit dem teils hohen Leerstand von durchschnitt-lich 15% bis hin zu örtlichen 50-70%, verursacht durch diedemographischen Entwicklungen brachten und bringen die

4 “Um endlich der gewaltigen WohnungsnotHerr zu werden, wurde das so genannte Modelldes Mikroayons entwickelt. Ein Mikroayon isteine selbstständige städtebauliche Einheit, in derRegel am Stadtrand gelegen und besteht aus-schließlich aus standardisierten Plattenbauten.Seine Größe von etwa 8000-12000 EW ergabsich aus dem Einzugsbereich einer Grundschule.Ein wesentlicher Grundzug war die angestrebteFußläufigkeit (im Sinne einer “Stadt der kurzenWege”). Läden mit Gütern des täglichen Bedarfsund Dienstleistungszentren sollten die Bevölke-rung vor Ort versorgen.”5 Schmidt, Thorsten “Die sozialistische Stadt”.Eine Arbeit im Proseminar “Stadtgeographie”WS 1999/2000 an der Universität Tübingen

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Wohnungsgesellschaften der “Plattensiedlungen” in gefähr-liche Nähe zum Konkurs.Aber auch in den innerstädtischen Altbaugebieten sieht dieLage nicht viel besser aus. Die Bausubstanz ist mittlerweilevielerorts in einem schlechten Zustand. Es fehlt nicht nur anSanierungen, sondern auch an sicheren Eigentumsverhält-nissen, die gerade hier oftmals ungeklärt sind und alte An-sprüche aus den Enteignungen der frühen DDR verborgenhalten können. Als problematisch erweisen sich auch die Ko-sten eines sanierten Altbaus, die nur die wenigsten, in Ost-deutschland verbliebenen Menschen bezahlen könnten. Auchhier finden wir teils hohe Leerstandszahlen vor.Zusätzlich wurde durch ausgewiesene Gewerbeflächen “aufder grünen Wiese” ein gewerblicher Suburbanisierungs-prozess bisher unbekannter Dimensionen ausgelöst. Zum Teilfindet sich dieselbe Anzahl an gewerblich genutzten Qua-dratmetern Fläche, die bereits in der Innenstadt existiert, nochmal in der Peripherie wieder. Der Verfall und die Abwertungder Innenstädte schreitet dadurch noch weiter voran.

Strategien und Aufgaben für die ZukunftBezüglich der Strategien und dem Umgang mit dem Phäno-men der Schrumpfung treffen wir auf eine weitgehende Rat-losigkeit unter vielen Beteiligten, gerade auch unterPlanerInnen. Die alten Strategien und Planungs-instrumentarien waren auf das Dogma des Wachstums fi-xiert und greifen deswegen unter derartig veränderten Be-dingungen nicht mehr. Zudem ist teilweise ein großer Un-wille festzustellen, seitens der Städte selbst, aber auch vonden BewohnerInnen ausgehend, sich auf diese Rahmenbe-dingungen einzulassen und sie zu akzeptieren. Lange wurdedas Problem totgeschwiegen oder auf eine schrittweise Ver-besserung der Lage gesetzt und gehofft. Doch darauf kannnicht gewartet werden, da die Abwärtsspirale aus sinkendenArbeitschancen, sinkenden Bevölkerungszahlen, sinkenderInfrastruktur und damit sinkender Attraktivität und Lebens-qualität vielerorts bereits in Gang gesetzt ist.Ansätze zu einem angemessenen Umgang mit Schrumpfungsind im Entstehen.Schrumpfung als Faktum muss zunächst anerkannt und danngeplant werden – vielleicht sogar als Chance zur Umsetzungneuer Qualitäten in der Stadt begriffen werden.Der städtebauliche Bestand muss ehrlich und schonungslosanalysiert werden. Da es keine Patentrezepte geben kann, mussgenau hingesehen und ausdifferenziert werden: wo sind Stär-ken und Schwächen? Was ist erhaltenswert? Wo muss umge-baut, wo umgenutzt, wo saniert und wo und wie viel abgeris-sen werden? Zudem ist Leerstand nicht gleich Leerstand –nicht nur aufgrund des städtebaulichen Erhaltungswertes,

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sondern auch wegen der psychologischen Bindung derBewohnerInnen an ihr Viertel, sowie der vielfältigen ande-ren Hindernisse, die der Umsetzung im Wege stehen könn-ten: vom Mietrecht bis hin zur abwartenden Haltung derMarktteilnehmer.Äußerst wichtig wird in Zukunft die Frage sein, wie eineStadt funktioniert und was sie notwendigerweise zum Über-leben braucht. Was macht eine Stadt aus? Ab wann funktio-niert sie und vor allem ab wann nicht mehr?Klar ist aber, dass es ohne ein wirtschaftliches Fundamentnicht gehen wird. Standortsicherung, Erhaltung und Schaf-fung von Arbeitsplätzen, Konkurrenz- und Wettbewerbsfä-higkeit, sowie Attraktivität und Lebensqualität werden in ir-gendeiner Form nötig sein, wenn man nicht ganze Gebieteabschreiben und aufgeben will.Allerdings können PlanerInnen auch keine Wunder vollbrin-gen und alle Probleme, gerade auch diejenigen politischerNatur lösen. Daher ist auch die Politik gefragt. Sie muss sichbeteiligen und zu einer Zusammenarbeit und Kooperationbereit sein. Es werden also staatliche Eingriffe undFörderprogramme nötig sein. Die Balance zwischen staatli-chen Interventionen und Subventionen (als mächtigstemstaatlichem Mittel) und den Regulationsmechanismen des frei-en Marktes muss aber erst noch gefunden werden. Sie istGegenstand der Auseinandersetzungen um neue Lebensqua-litäten und Strategien auf dem Weg dorthin.Die BewohnerInnen der Stadt müssen in die Umbauprozesseeingebunden werden. Wenn sie den Umbau nicht akzeptie-ren, kann er nicht erfolgreich verlaufen.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass auf prag-matischer, handlungsorientierter Seite vor allem Lösungenfür die Finanzierung und für die weitgehende Akzeptanz desdringend anstehenden Stadtumbaus gefunden werden müs-sen.Planerische Konzepte für den Umgang mit Schrumpfungkönnen darauf basierend entwickelt und umgesetzt werden.Vielerorts sind sie bereits am Entstehen.

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Eisenhüttenstadt – Analyse

Kurzvorstellung der Stadt

Eisenhüttenstadt liegt im Bundesland Brandenburg, im Land-kreis Oder-Spree und nimmt mit seinen rund 41.000EinwohnerInnen die Funktionen eines Mittelzentrums wahr.Die Stadt ist gekennzeichnet durch ihre Lage an der Odersowie der unmittelbaren Nähe zur polnischen Grenze. Dienächstgrößere Stadt Frankfurt an der Oder ist mit 25 Kilo-metern Entfernung in Reichweite, ebenso wie die Bundes-hauptstadt Berlin lediglich 100 Kilometer nordwestlich vonEisenhüttenstadt liegt.Im Umkreis von 200 Kilometern liegen die Städte Leipzigund Dresden in Sachsen sowie Magdeburg und Halle in Sach-sen-Anhalt.

Eisenhüttenstadt besitzt keinen direkten Autobahnanschluss,die Autobahn A 12 von Berlin aus endet in Frankfurt/Oder.Von dort ist Eisenhüttenstadt über die Bundesstraße B 112ans Straßennetz angebunden. Zweimal stündlich verkehrt vonBerlin-Ostbahnhof ein Regionalexpress, mit dem manEisenhüttenstadt in 1 ½ Stunden erreicht. Der wichtigste in-frastrukturelle Anschluß für Eisenhüttenstadt stellen dieWasserwege dar. Eisenhüttenstadt besitzt einen Hafen undist über den Oder-Spree-Kanal mit Berlin verbunden sowieüber die Oder nach Norden (Frankfurt, Stettin/Sczczecin inPolen, Ostsee) und über die Oder und Neiße in RichtungSüden beziehungsweise Osten nach Polen.

Harte Daten

1950/51: Grundsteinlegung für Hochofen und ersteWohnkomplexe

1953: Stadt wird in Stalinstadt umbenannt1961: Zusammenlegung von Fürstenberg, Schön-

fließ und Stalinstadt zu Eisenhüttenstadt1984: Erweiterung auf 7 Wohngebiete1995: Eingemeindung von Diehlo

Lage: Oder, Polnische Grenze, 25 km südlich vonFrankfurt/Oder, 100 km südöstlich von Berlin

Landkreis: Oder-Spree, kreisangehörige Stadt, Mittel-zentrum

Land: BrandenburgFläche: 63,6 km2

Partnerstädte:Dimitroffgrad (Bulgarien), Drancy (Frank-reich), Glogow (Polen), Saarlouis (BRD)

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EinwohnerInnen: 41.4936

darunter Frauen: 49,8 %; Männer:50,2 %darunter erwerbsfähige Bevölke-rung: 29.560 → 71,2 %darunter AusländerInnen: 669 (da-von 305 Polen, Russ. Föderation 56,Vietnamesen 49, Ukraine 33, Rest:226) → gesamt: 1,6 %(noch mal so viele AusländerInnen inder ZAST)7

Abwanderung: 1989: 53.000 EW; 2000: 41.500, 2015(Prognose): 35.0001989-heute: -22%heute-2015: -16%

Stadt-Umland-Wanderung: knapp 40% der abgewandertenMenschen haben sich in denUmlandgemeinden angesiedelt

Bevölkerungsdichte: 655 / km2

Altersstruktur: Durchschnittsalter: 37 Jahre

Arbeitsplätze in Eisenhüttenstadt: 17.9608

darunter: Verarbeitendes Gewerbe: 6.843 → 38,1%Baugewerbe: 2.741 → 15,3 %Dienstleistungen: 4.348 → 24,2 %Handel: 1.841 → 10,3 %Sonstige: 2.187 → 12,1 %

Arbeitslosigkeit: 18,8 %9

Sozialhilfequote: 2,9 %

Wohnungen: 21.8902-Zimmer: 1.564 → 7,5 %3-Zimmer: 5.235 → 25,0 %4-Zimmer: 11.170 → 53,5 %5-Zimmer: 2.921 → 14,0 %

Wohnfläche: 1.354.200 m2 → 32,6 m2/PersonLeerstand: 3.700 → 17%

Einrichtungen:Soziales: 18 Schulen (2 Gymnasien, 1 Oberstufen-

zentrum), 22 KindertagesstättenKultur: Theater, Kino, Kulturzentrum, Stadtbiblio-

thek, Stadtarchiv, Museum/Galerie,Dokumentationszentrum DDR-Alltags-kultur, Feuerwehrmuseum, Musikzentrum,Tiergehege

Abb. 5: Altersstruktur der Bevölkerung

6 Stand: 12/20007 ZAST: Zentrale Anlaufstelle fürAsylbewerberInnen8 CD “Eisenhüttenstadt – Stadt mit Zukunft”,Stand: 21.7.2000, Hg.: StadtverwaltungEisenhüttenstadt [CD EH]9 Stand: April 2001

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Sport: Sprungschanze, Wintersportanlage, 21 Turn-hallen, 28 Sportplätze, 4 Tennisplätze,1 Schwimmhalle (Erlebnisbad)

Vergnügen: 13 Restaurants, 5 Bars/Kneipen, 1 DiskoVereine: 47 eingetragene Sportvereine, 6 Kunstverei-

ne, 8 Chöre, 8 darstellende Gruppen, 7 Mu-sikgruppen, 1 Fotogruppe, 11 Sonstige

Jugend: 5 Jugendclubs

Politik10 :SPD 40,1 % 16 SitzePDS 27,1 % 11 SitzeCDU 18,6 % 7 SitzeBürgervereinigung 7,6 % 4 Sitze11

B 90/Grüne 1,4 % -Republikaner 5,2 % 2 Sitze

10 Ergebnisse der letzten Kommunalwahl vom27.09.199811 Sitze im Rat gemeinsam mit B 90/Grüne

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Geschichte von Eisenhüttenstadt

Die Geschichte und auch die städtebauliche EntwicklungEisenhüttenstadts lassen sich nicht, wie bei vielen anderendeutschen Städten ohne Brüche zurückverfolgen. Der flächen-mäßig wohl größte Teil der Gesamtstadt ist erst 1950 ent-standen. Die Geschichte von Eisenhüttenstadt als Eisenhüt-ten-Stadt beginnt also eigentlich erst in der zweiten Hälftedes 20. Jahrhunderts, auch wenn das heutige Gebiet der Stadtals Verknüpfung mehrerer kleinerer Ortschaften (wie Fürsten-berg und Schönfließ) zu verstehen ist, die schon länger exi-stierten und deren Geschichte – wie in so vielen anderendeutschen Städten – weit ins Mittelalter zurück reicht.

Fürstenberg und SchönfließDie Anfänge der Stadt insgesamt liegen in Fürstenberg. Ge-gründet wurde dieser Ort 1250 im Zuge der Ostkolonisation.Urkundlich erwähnt wurde es erstmals 1268. Schönfließ da-gegen wurde etwas später um 1316 gegründet und war agra-risch geprägt.Die günstige Lage am hohen Oderufer zwischen Frankfurtund Guben an der Oder dürfte ein ausschlaggebender Punktfür die Verleihung der Stadtrechte für Fürstenberg gewesensein. Die Lage zwischen Guben und Frankfurt bestimmte dieweiteren wirtschaftlichen Faktoren Fürstenbergs. Streitigkei-ten und Interessenskonflikte bescherten der Stadt immer wie-der neue Zugehörigkeiten. Beispielsweise gehörte Fürsten-berg 1316 zum unmittelbar in der Nähe liegenden KlosterNeuzelle. Die Könige von Sachsen, Böhmen und die Mark-grafen von Brandenburg hatten in der Folge ein Interesse ander Stadt. Etwa um 1370, so ergeben es archäologische Fun-de, gab es eine Holzbrücke über die Oder, allerdings bliebsie unbedeutend, denn die Handelsbeziehungen konzentrier-ten sich weiterhin auf die alten Handelsstrassen. Auch dieOder selbst hatte als Handelsweg noch nicht ihre spätereBedeutung. 1406 trat Fürstenberg wieder in den Besitz desKloster Neuzelle. Der Einfluss unterschiedlicher Landes-herrschaften – sowohl böhmischer, als auch sächsischer Für-sten – blieb eher gering. Der Dreißigjährige Krieg hatte ver-heerende Folgen für Fürstenberg, denn durch den Krieg sindetwa 30 Häuser übrig geblieben und insgesamt waren auchwieder fast 200 Jahre nötig, bis die EinwohnerInnenzahlenin jener Größenordnung wieder erreicht werden konnten. DerEinfluss des Klosters auf Fürstenberg fiel mit der Säkulari-sierung während der Niederlage in den Befreiungskriegen unddes Wiener Friedens 1813. Sachsen verlor die Niederlausitzan Preußen. Die preußischen Reformen hatten auch weitrei-chende Folgen für die Menschen, denn sie ermöglichten mehrbürgerliche Freiheiten. Die Oder wurde nun beispielsweisedurch eine Regulierung besser schiffbar gemacht, womit dann

Abb. 6: Karte von Fürstenberg und Schönfließum 1759

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auch die industrielle Entwicklung in diesem Gebiet begann.In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die weitere Ent-wicklung der Stadt entscheidend geprägt, denn der Weiter-bau der Eisenbahnstrecke Berlin/ Frankfurt begann, wobeidie Verlängerung bis Breslau ab 1846 auch Fürstenberg ei-nen Bahnanschluss verschaffte. Der Bahnhof lag zunächstaußerhalb der Stadt, wodurch die Wachstumsrichtung derStadt vorgegeben war. 1864 wurde in der Nähe des Bahnho-fes die Fürstenberger Glashütte gebaut. Der Glassand undspäter auch die Braunkohle wurden mit der Eisenbahn trans-portiert. Bereits seit 1858 war in Schönfließ mit der Förde-rung der Braunkohle begonnen worden. Wesentliche Impul-se neben der Eisenbahn lieferten auch die verschiedenenAusbauabschnitte der Wasserstrassen. 1886 wurde per Ge-setz beschlossen, dass der bereits existierende Friedrich-Wil-helm-Kanal noch ausgebaut werden sollte, um ihn noch in-tensiver nutzen zu können. Damit gab es eine noch wesent-lich bessere Verknüpfung zur Spree und damit zu Berlin.Am 01. Mai 1891 wurde der neue Abschnitt freigegeben undder Kanal bekam seinen neuen Namen: Oder-Spree-Kanal.Durch diesen Ausbau wurden neue Tätigkeitsfelder und da-mit Arbeitsplätze geschaffen. Damit setzte auch eine Vergrö-ßerung der Stadt ein. 1885 zählte man in Fürstenberg 3640Einwohner, 1900 bereits 5735 und schon 1910 einen Anstiegauf 6394. Das Leben am Wasser mit der Schifffahrt alsHauptarbeitgeber bestimmte Jahrzehnte das Leben der Be-wohner. Sowohl die Eisenbahnstrecke und auch die Wassers-trassen förderten die industrielle Entwicklung der Stadt.Eine Brücke über die Oder war immer wieder Thema derinfrastrukturellen und handelstechnischen Verbindungen. DieBrücken befanden sich entweder nördlich in Frankfurt odersüdlich in Guben. Intensivere Bemühungen fanden bereitsseit 1870 statt, doch lange ohne Erfolg, erst 1919 erhielt dieStadt eine Oderbrücke. Allerdings blieben die übergeordne-ten wirtschaftlichen Handelsbeziehungen mit der Öffnungnach Osten aus, denn auf der gegenüberliegenden Seite derOder fehlten die entsprechenden Infrastrukturen. Die klei-nen Dörfer in Polen hatten nur ein einfaches Wegesystem.Allerdings wuchs die Rolle Fürstenbergs als landwirtschaft-licher Umschlagplatz. Mit dem Rückzug der deutschen Wehr-macht zum Ende des II Weltkrieges, wurde die Brücke am04. Februar1945 gesprengt und nicht wieder aufgebaut.Fürstenberg und Schönfließ hatten um die Jahrhundertwen-de einen ansehnlichen Gewerbestandort entwickelt. Hier sindbis dahin Werften für den Kahnbau, Ankerschmieden,Braunkohlegruben, eine Brikettfabrik, eine Glashütte, eineAnilinfabrik, Dampfziegeleien und ein Korbwarengewerbeentstanden. Weitere Ansiedlungen von Gewerben sollten ge-fördert werden, wurden aber durch die Nachkriegskrise desersten Weltkrieges erschwert. Erst im Zuge der Rüstungs-

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politik schienen die Erwartungen bezüglich eines Industrie-standortes in Erfüllung zu gehen. Sowohl die Degussa-Wer-ke, wie auch Rheinmetall-Borsig und andere Werke siedeltensich an. Um kostengünstige Arbeitskräfte in ausreichenderAnzahl vor Ort zu haben, wurde das KriegsgefangenenlagerM Stalag III B nach Fürstenberg verlegt. Bei einer Belegungvon etwa 15.000 Mann lebten in dem Lager etwa doppelt soviele Menschen wie in Fürstenberg. Die Märkischen Elektri-zitätswerke AG bei Vogelsang begannen 1941 mit dem Baueines weiteren Kraftwerkes in unmittelbarer Nähe zu Fürsten-berg. Hier sollte die Kohle der Umgebung in Strom umge-wandelt werden, denn Probebohrungen hatten ergeben, dassdie Lagerstätten ausreichend wären. Ab dem 01. April 1945hätte das Kraftwerk Strom liefern sollen, durch die Endpha-se des Krieges ging das Werk allerdings nicht mehr ans Netz.Das Kriegsende unterbrach die Industrieansiedlung inFürstenberg. Die Maschinen der bereits ansässigen Industri-en wurden demontiert und als Reparationsleistungen in dieSowjetunion geschickt. Die vorhandenen Gebäude wurdenweitestgehend gesprengt. Die Industrien lagen nunmehr inTrümmern, Fürstenberg selbst war zu einer kleinen Stadt amRande zu Polen, ohne Hinterland, geworden. In Not-quartieren in Fürstenberg direkt, aber auch in den umliegen-den Dörfern warteten immer noch Kriegsgefangene oderVertriebene darauf, in ihre Heimat jenseits der Oder zurück-zukehren.Nach dem zweiten Weltkrieg und der Aufteilung Deutsch-lands in Besatzungszonen war für die führenden Kräfte dersowjetischen Besatzungszone bereits nach kurzer Zeit klar,dass auf ihrem Gebiet ein Eisen-verarbeitendes Werk entste-hen müsse. Durch die Teilung Deutschlands war der Ostenvon den traditionellen Standorten im Ruhrgebiet abgeschnit-ten. Nach der Gründung der DDR wurde auf dem III. Par-teitag der SED vom 20.-24. Juli 1950 der Bau eines großenEisenhüttenkombinates bekannt gegeben, am 17. August 1950fiel der Beschluss über den Standort.Die Wahl der SED-Strategen fiel auf Fürstenberg mit seinerverkehrstechnisch gut angeschlossenen Lage und denIndustriebrachen als geeigneten Standort für ein Eisen- undStahlgewinnungswerk. Die Lage an der Grenze zu Polen mitdem Blick auf die schlesische Steinkohle sowie die vielenVertriebenen als künftige Arbeitskräfte waren gute Voraus-setzungen für die Errichtung des Eisenhütten-KombinatesOst (kurz EKO). Zudem orientierte es sich durch seine Lageeher nach Osten, als nach Westen, was zu Beginn der Block-konfrontation des Kalten Krieges als durchaus vorteilhaftempfunden wurde. Die Größe des geplanten Werks schiendie Kleinstadt an der Oder zu überfordern. Am 14. Novem-ber 1950 gab es daher einen Beschluss über eine zum Werkgehörende Wohnstadt – begrenzt südlich von den Diehloer

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Bergen, westlich vom Dorf Schönfließ, östlich vom Oder-Spree-Kanal, nördlich vom Kombinat.Fürstenberg würde in den nächsten Jahrzehnten neben sei-nem Namen (später Eisenhüttenstadt-Ost) viel von seinerIdentität verlieren. Was aber für die Verantwortlichen zählte,war die neue Stadt als Zeichen des Aufbaues gerade in einerPhase in der vor allem der wirtschaftliche Aufbau im Vor-dergrund aller Überlegungen in der DDR galt. Das alte Städt-chen Fürstenberg war nunmehr eher ein ungeliebtes Anhäng-sel.Am 01. Januar 1951 wurde bereits der Grundstein des Kom-binats gelegt. Gleichzeitig wurde auch mit dem Bau der zumWerk gehörenden Planstadt begonnen. Am 19. September1951 wurde die Fertigstellung des ersten Gebäudes imWohnkomplex (kurz WK) I bekannt gegeben mit Übergabedes bewohnbaren Gebäudes an die BewohnerInnen, die bisdahin zu Tausenden in einem Barackenlager gewohnt hatten.Zunächst wurde dieser Ort “Wohnstadt des Eisenhütten-kombinats des Friedens bei Fürstenberg/ Oder” genannt, imMai 1953 bekam er den Namen Stalinstadt, der allerdings1961 in Eisenhüttenstadt umbenannt wurde.

Die Planstadt EisenhüttenstadtDie Wirtschaft der sowjetischen Besatzungszone litt schonbereits zu Beginn der neu gegründeten DDR an den Dispro-portionen des geteilten Deutschlands. Bereits in den 50er Jah-ren sollte durch die Ausweisung neuer Industriestandorte eineMilderung dieser Probleme in erfolgen. Nach der Festlegungdes Standortes von EKO war klar, dass das Betreiben nurmit Hilfe der Besatzer stattfinden konnte. Das EK sollte, wiees auch schon aus den frühen Planungen herauszulesen war,mit sowjetischem Erz und polnischer Steinkohle betriebenwerden.Die Planstadt Eisenhüttenstadt sollte als eine komplett amReißbrett entstandene sozialistische Stadt geplant und aus-geführt werden. Nachdem Ort und Zeit der Entstehung fest-gelegt worden waren, machte man sich Gedanken um dieGestaltung der Wohnstadt. Das Explenum der “16 Grund-sätze des Städtebau der DDR” sollte hier, wie auch in Berlinmit der Stalinallee beispielhaft zum Tragen kommen. Ein“Höchstmaß der Befriedigung des menschlichen Anspruchsauf Arbeit, Wohnung, Kultur und Erholung”12 sollte Grund-lage der Stadtstruktur werden. Die individuellen Bedürfnisseeines werktätigen Menschen, gerade in politischer und kultu-reller Hinsicht, sollte gerade bei einem Stadtneubau zum Tra-gen kommen. “Die Sorge um den Menschen, das politischeLeben und nationale Bewusstsein des Volkes sind die grund-legenden humanistischen Ideen des sozialistischen Städtebausund müssen in der künstlerischen Konzeption der ersten so-zialistischen Stadt in der Deutschen Demokratischen Repu-

Abb. 7: Standortbestimmung Stalinstadt

12 Topfstedt, Thomas: “Eisenhüttenstadt: DieMagistrale zum Kombinat”, in von Beyme,Klaus (Hg.): “Neue Städte aus Ruinen”; Mün-chen 1992, [TOP], S. 138

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blik ihren Ausdruck finden”13

Der am 14. November 1950 gefasste Ministerratsbeschlussder zum Werk gehörenden Wohnstadt brachte insgesamt sechsVarianten zum Standort hervor, die zur Diskussion standen.Die Wohnstadt sollte nun im Osten und Westen durchFürstenberg und Schönfließ, im Norden durch das EK undim Süden durch die Diehloer Berge begrenzt werden. Zurgleichen Zeit beauftragte das Ministerium für Aufbau einigeArchitekturkollektive, die sich Gedanken zur Stadtgestaltmachen sollten und führte zwei Ausscheidungstermine durch.Die Ideenskizze von Kurt W. Leucht, der durch mehrereAufbaukonzepte (z.B. erster Aufbauplan in Dresden) bereitsbekannt war, wurde im August 1951 bestätigt.Sie bildete im Wesentlichen auch bis zum Ende der 50er Jah-re die Grundlage für die Stadtplanung, wenngleich sie wäh-renddessen auch modifiziert wurde. Der schnelle Aufbau derWohnstadt konnte nur dadurch gewährleistet werden, dassLeucht auch die persönliche Verfügung der Gesamtsummealler Projektmittel übertragen wurde. Dadurch hatte er nichtnur eine enorme Verantwortung zu tragen, sondern er er-hielt dadurch einen umfangreichen Entscheidungs- undHandlungsspielraum.Dieser sozialistische Stadtneubau mit einer funktionellenOrdnung der Wohnzellen, sowie kommunalpolitischer städ-tebaulicher Ordnung, sollte einen Vorbildcharakter erhalten.Die Stadt baut sich vom Wohnbezirk als kleinster Zelle biszum Gesamtgefüge der Stadt organisch auf. Zunächst wardie Stadt fächerartig, idealstadtartig konzipiert, eine in sich

Abb. 8: Perspektive der Wohnstadt beimEisenhüttenkombinat Ost (Fürstenberg)

13 [TOP], S.138

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geschlossene Anlage mit vier Wohnkomplexen für zunächst30.000 EinwohnerInnen. Ausgeführt wurde sie letztendlichtrapezförmig (1953) (in Anlehnung an das Radialsystem ba-rocker Städte).Das Werk und die Stadt sollten durch die Magistrale räum-lich aufeinander bezogen werden. Die Stadtgestalt selbst sollteklar gliedert und hierarchisch gestuft sein. Zu dieser Gliede-rung gehörte es auch, dass der Werkseingang ursprünglichder Endpunkt der Magistrale sein sollte, später wurde diesVorhaben allerdings geändert und zufällig lag der HochofenI in Blickrichtung des Werks auf der Verlängerung der Magi-strale. Am anderen Ende der Magistrale sollte der zentralePlatz das Zentrum der Stadt darstellen. Es sollte dann auchgleichzeitig das Zentrum der Verwaltung, der zentralen Funk-tionen, der Wirtschaft und der Kultur darstellen. Das Kultur-haus, an der Magistrale gelegen, soll eher als Mittelpunkt zwi-schen dem Zentrum und dem Werk angesehen werden. Aneiner monumentalen städtebaulich-architektonischen Aus-formulierung der Stadt-Werk-Achse wurde zunächst festge-halten und ein Ideenwettbewerb zur Gestaltung des Zentra-len Platzes und der Magistrale ausgeschrieben. Am 30.Juli.1953fand hierzu die Auswertung statt.

WK I (1951):Die ersten, an der Rosa-Luxemburg-Straße, errichtete Wohn-blöcke waren völlig unscheinbar und in offener Zeilen- undReihenbauweise errichtete Bauten, welche eher “dem Cha-rakter einer hastig installierten Werksiedlung als dem einerrepräsentativen Wohnstadt entsprachen”.14 Dieser Kritikwurde schnell Sorge getragen und neue Vorschläge wurdenausgearbeitet, die aber im Wesentlichen in den weiterenWohnkomplexen angewendet wurden.

WK II (Hauptzeit 1953-54):Diese Wohnensembles können im Hinblick auf ihre archi-tektonisch-räumliche Gestaltung und ihre funktionelle Ge-staltung als Musterbeispiele gelten. Durch die geschlosseneBlockbebauung sind die, den Wohnkomplex tangierendenoder durchlaufenden Verkehrsstrassen strikt getrennt von dengeräumigen Wohnhöfen im Inneren der Baublöcke. “DieWohnhöfe öffnen sich zu den zentralen, von Anbeginn anals Fußgängerzonen ausgebildeten Grünräumen der Erich-Weinert-Allee und der Pawlow-Allee. Diese Grünräume stel-len ihrerseits bis zur Peripherie der Stadt vor und sind aufeinen Schulbau oder auf das städtische Kreiskrankenhausausgerichtet. Dadurch gelang es, Gesellschaftsbauten, die ei-ner ruhigen Lage bedürfen, an den Stadtrand zu setzen unddennoch in das Stadtbild kompositorisch einzubeziehen”.15

Es wurde tatsächlich erreicht, alle Teilbereiche des Komple-xes zu einer Einheit zusammenzufassen und die städtebau- Abb. 10: Grünhöfe

Abb. 9: WK I (01/2002)

14 [TOP], S. 14215 [TOP], S. 144

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lich markanten Punkte des Wohnensembles wirkungsvoll zuakzentuieren, beispielsweise durch Ausbildung der Arkadenan den Kopfbauten der Hauptstraßenzüge.

WK III (1955):Von der Art und der Struktur ähnlich wie WK II erstellt,wurde der Wohnkomplex III jedoch mit noch größerenWohnhöfen versehen. Allerdings lässt sich im bau-künstlerischen Bereich eine deutliche Zurücknahme des An-spruches erkennen, auf die Arkadengänge wurde beispiels-weise verzichtet. Die attikabekrönten Flachdächer des II. WKwurden durch einfache Satteldächer ersetzt. Flache Häuser-fassaden mit teilweise farblich gestalteten Bereichen standenjetzt an der Stelle der aufwändig gestalteten Fassaden desvorhergehenden WK.

WK IV (1958-61):Dieser Wohnkomplex wurde vorrangig mit Typenbauten, al-lerdings nicht in industrieller Bauweise ausgeführt. Er ent-stand als ursprünglich letzter Wohnkomplex des Bebauungs-planes. Hier sollte konkret eine Erhöhung derEinwohnerInnen-Dichte erreicht werden, in dem man weite-re Zeilen in die Wohnhöfe integrierte. Damit wurde der all-gemeine Wandel des städtebaulichen Leitbildes, hin zur Groß-siedlung, in der ganzen DDR manifestiert.“Schon im vierten Wohnkomplex lösten sich die aufwändiggeschlossenen Blockrandstrukturen zu schmucklosen Zeilen-bauten auf ”.16

Die Planung und der Ausbau der Leninallee zu einerHauptgeschäftsstrasse der Kernstadt Eisenhüttenstadts erfolg-te ab 1959 auf der Grundlage eines 1958 veranstalteten Wett-bewerbs. Allerdings wich man von der eigentlichen Konzep-tion ab. “Die Stalinstadt der 50er Jahre ist ein Fragment ge-blieben, denn das städtebaukünstlerische Kernstück der Stadt-anlage, die Magistrale und der Zentrale Platz, wurden nurteilweise realisiert. Nach dem ursprünglichem Konzept, daseine große Zahl von Gesellschaftsbauten im Zentralen Be-reich der Stadt vorgesehen hatte, entstand lediglich das Fried-rich-Wolf-Theater an der Leninallee (1953-1955) als Kino undKreiskulturhaus in Gestalt eines neoklassizistischen Museen-tempels”.17

WK V (1959-64):Auf Grund des Ausbaus der ursprünglich für 30.000EinwohnerInnen geplanten Stadt auf eine Wohnstadt für50.000 EinwohnerInnen, entstand am südöstlichen Rand derKernstadt in Großblockbauweise der Wohnkomplex V.Abgetreppte, offene Zeilenbauweise und einige senkrecht dazugestellte Zeilen entstehen parallel zu den Höhenlinien. Die

Abb. 11: WK II (01/2002)

Abb. 12: Magistrale 2002 (Lindenallee)

16 Kil, Wolfgang: “Der letzte Monolith”, in:Stadtbauwelt 10/1992 [KIL], S. 50517 [TOP], S. 145

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städtebaulichen Qualitäten verschlechtern sich als Folge desindustriellen Bauens. Auf den Grünraum in einem Wohnhofwird nun vollständig verzichtet und jede Wohnzeile erhälteinen eigenen Grünraum. Organische Verbindung zum öf-fentlichen Grün, beziehungsweise zur Landschaft bestimmendas Bild dieses Komplexes.

“Die landesweite Umstellung des DDR-Wohnungsbaus vontraditionellen auf industrielle Bauverfahren führte nach 1955/56 zu einer raschen moralischen Abwertung der Architektur-konzeption der nationalen Bautradition, städtebauliche Lei-stungen wie die Berliner Stalinallee und der Aufbau von‚Stalinstadt’ wurden nun von den gleichen Baupolitikern undArchitekturtheoretikern in Frage gestellt, die sich nur weni-ge Jahre zuvor als besonders scharfe Gegner des modernenBauens exponiert hatten und unduldsame Propagandisteneiner am klassischen ‚Architekturerbe’ ausgerichteten sozia-listischen deutschen Baukunst gewesen waren”.18

WK VI. und WK VII. (1965 und 1979-1985):Auch die weiteren Wohnkomplexe VI. und VII. entstandennunmehr auf der Grundlage des industriellen Bauens undführten zur Ablösung der traditionellen stadträumlichenKonfigurationen durch einen landschaftlich aufgelockerten,gleichsam ‚kranbahngerechten’ Wohnungsbau.“Durch die Hinzusetzung (...) späterer Wohnkomplexe ge-riet die ‚Stadtkomposition‘ völlig aus dem Gleichgewicht. Dienunmehrige Gesamtstadt (unter Einbeziehung des benach-barten Städtchens Fürstenberg) verkam immer mehr zu ei-ner gestaltlos zersiedelten Neubaulandschaft. (...) Die Kern-stadt war völlig auf ihr Inneres orientiert, ihre Ränder warenfunktionell, wie ästhetisch exakt definiert. Jede Stadt-erweiterung musste zwangsläufig Vorstadtcharakter bekom-men”.19

Abb. 13: WK VI

18 [TOP], S. 14619 [KIL], S. 505

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Übersichtsplan

Abb. 14: Plan von Eisenhüttenstadt mit Stadtteilen

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Abb. 15: Flächennutzungsplan von Eisenhüttenstadt, Stand: April 1999

Flächennutzungsplan

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Wirtschaftliche Entwicklung

Entwicklung von EKO 1989 bis heuteEisenhüttenstadt existiert als Stadt in seiner heutigen Formaufgrund der politischen Entscheidung der SED, Fürsten-berg als neuen Stahlstandort auszubauen. Daher sind Ge-schichte und Entwicklung von Stadt und Werk eng mitein-ander verbunden.Die wirtschaftliche Situation in Eisenhüttenstadt ist heutewie damals von der Industrie geprägt, die sich als Kernstückder Stadt und Identitätsträger erwiesen hat: das Eisenhütten-kombinat Ost beziehungsweise heute die EKO GmbH.Während zu DDR-Zeiten 12.000 Menschen im Werk beschäf-tigt waren, ist die Zahl der Beschäftigten nach der Wendeauf die heutige Belegschaft von 4.000 Personen geschrumpft.Ein Anteil dieses Verlustes an Arbeitsplätzen muss jedochder Umstrukturierung zugerechnet werden. Nach 1989 wur-den zahlreiche Organisationseinheiten aus dem Werk ausge-gliedert, wie beispielsweise die sozialen und kulturellen Akti-vitäten, die während der DDR typischerweise Aufgaben desBetriebes waren. Auch Verwaltungseinheiten wurden im Rah-men von Fusionierungen und Rationalisierungen an andereStandorte ausgelagert.Allerdings wurde auch stillgelegt. Bereits 1990 und 1991, alsokurz nach der Wende stellten die Hochöfen I, IV und V ih-ren Betrieb ein. In den folgenden Jahren engagierten sich so-wohl Stadt, als auch EKO-Beschäftigte und ihre Angehöri-gen kontinuierlich für den Erhalt des Stahlwerkes. Dadurchzeigt sich, dass EKO nicht nur als Quelle von Arbeitsplät-zen eine wichtige Rolle spielte, sondern auchKristallationspunkt der Identifikation der Bürgerinnen undBürger von Eisenhüttenstadt war und immer noch ist. Fak-tisch jeder Einwohner von Eisenhüttenstadt hat entwederselbst mit EKO zu tun, oder kennt enge Angehörige oderFreunde, die mittelbar oder unmittelbar von der Existenzvon EKO abhängen.20

1991 kam es zum ersten Arbeitskampf um den Erhalt vonEKO in Eisenhüttenstadt unter dem Motto “Stirbt das Werk,stirbt auch die Stadt”.21 Immer wieder gab es Demonstratio-nen, so auch 1992, als 2000 EKO-Beschäftigte und Einwoh-nern Eisenhüttenstadts auf die Straße gingen oder 1993, alsdie Belegschaft mit den Parole “Eisenhüttenstadt muss leben– darum Stahl” um den Erhalt des Werkes kämpfte.Am 1. Januar 1995 erfolgte schließlich die erfolgreiche Priva-tisierung der EKO Stahl GmbH durch den belgischen Kon-zern Cockerill Sambre, dem EKO zugehörig war. 1995 und1996 wurde das Werk um einen neuen Hochofen 5A sowieein Warmwalzwerk erweitert, die 1997 zusammen mit dermodernisierten Sinteranlage in Betrieb genommen werdenkonnten.

20 Information von Frau Haubold, Leiterin desStadtplanungsamtes in einem persönlichen Ge-spräch am 11. Januar 2002 in Eisenhüttenstadt[STA]21 Diese und die folgenden Informationen zurEntwicklung von EKO von: http://www.eisenhuettenstadt.de

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Im Oktober 1998 erwarb die französische Stahlgruppe“USINOR” die Mehrheitsbeteiligung an Cockerill Sambre.“Mit der in jüngster Vergangenheit erfolgreichen “Fusion vonUSINOR (zu dem EKO mittlerweile gehört), Aceralia (Spa-nien) und Arbed (Luxemburg) ist es in den letzten Monatenum den Standort Eisenhüttenstadt erneut unruhig gewor-den. Inzwischen wurde von USINOR der Abschluss einesStandortsicherungsvertrags in Aussicht gestellt.”22 Damit istdie EKO Stahl GmbH Teil von Europas größtem Stahlkon-zern und ihre Zukunft als größter Arbeitgeber Ost-brandenburgs scheint vorerst gesichert.

Wirtschaft – Harte DatenDurch den starken Bevölkerungsrückgang durch Abwande-rung der jungen, mobilen Bevölkerung sowie dem Rückgangder Geburtenraten ist eine Überalterung der Gesellschaft unddamit die Abnahme der Erwerbsfähigenzahlen (in absolutenZahlen) zu erwarten (von 2000: 100% auf Prognose 2015:79,6%;).23

Die Arbeitslosenquote blieb in den vergangenen 5 Jahren re-lativ konstant auf dem hohem Niveau von 18% (1996) bis18,8% (2001).

Die Arbeitsplätze in Eisenhüttenstadt sind folgendermaßenstrukturiert:24

Arbeitsplätze gesamt: 17.960darunter:Verarbeitendes Gewerbe: 6.843 (38,1%)Baugewerbe: 2.741 (15,3 %)Dienstleistungen: 4.348 (24,2 %)Handel: 1.841 (10,3 %)Sonstige: 2.187 (12,1 %)

Im Zeitraum von 1996 bis 1999 ist eine Zunahme der An-zahl der Betriebe zu verzeichnen: von 1356 Betrieben (1996)auf 1578 Betriebe (1999). Dies lässt auf eine allmählicheDiversifizierung der Wirtschaftszweige schließen.

Abb. 17: Arbeitsplätze nach GewerbenAbb. 16: Anzahl Betriebe nach Gewerben

22 http://www.stadtumbau.de, Seite von BSM(Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung undModernisierung)23 Quelle: Arbeitsamt Frankfurt/Oder24 [CD EH]

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Gewerbegebiete:Industriegebiet EKO Stahl GmbH 811 haGewerbegebiet Seeplanstraße 73,2 haIndustriefläche integriertes Recyclingzentrum (IRZ) 44,9 haGewerbegebiet Buchwaldstraße 31haIndustrie- und Gewerbegebiet Hafen (& Fährstraße) 98,2 haDer Kaufpreis für Boden variiert in diesen Gebieten von 25bis 90 DM/m².

Abb. 18: Industrie- und Gewerbegebiete

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Strategiekonzept WirtschaftMit der Förderung der Wirtschaft und ihrer weiteren Ent-wicklung ist in Eisenhüttenstadt das städtische Amt für Wirt-schaftsförderung betraut. Es unterstützt Betriebe bei derNeuansiedlung durch Hilfe bei Genehmigungsverfahren undder Entwicklung von Nutzungskonzepten, vermittelt Indu-strie- und Gewerbegrundstücke, sowie öffentliche und insti-tutionelle Beratungsleistungen und berät bei Existenz-gründungen. Die Wirtschaftsförderung umfaßt Investitions-und Innovationsförderungen.Das Amt für Wirtschaftsförderung von Eisenhüttenstadt hatfür den Zeitraum bis 2010 ein “Strategiekonzept Wirtschaft”erarbeitet, das sich folgendes Ziel setzt:“Ausgehend von den positiven Rahmenbedingungen werdendiejenigen Wirtschaftsbereiche beschrieben, die inEisenhüttenstadt besonders günstige Entwicklungs-bedingungen finden und es werden die Maßnahmen für einegezielte Förderung dieser Wirtschaftsbereiche dargestellt. Zujeder Maßnahme wird als “Ziel 2010” die Vision dessen for-muliert, was die Stadt bis dahin sein beziehungsweise erreichthaben soll.”25

Als Methoden hält das Strategiekonzept vor allem Werbe-und Imagestrategien bereit. Eine Werbebroschüre soll Inve-storen auf die günstigen Standortfaktoren von Eisenhütten-stadt hinweisen. Die aus Sicht der Stadt positiven Rahmen-bedingungen für die Ansiedlung neuer Wirtschaftsbereichesollen ebenso aufgezeigt werden, wie die besonderenEntwicklungschancen und Förderinstrumente.Die Stadt konzentriert sich in ihrem “Zielgruppen-orientiertem Standortmarketing”26 dabei vor allem auf fol-gende Wirtschaftszweigen, denen in Eisenhüttenstadt guteEntwicklungschancen zugerechnet werden:• Unternehmen der Logistik, Spedition und Lagerei• Recycling-Industrie• Metallverarbeitung• Baustoffherstellung, Baugewerbe• unternehmensbezogene Dienstleistungsunternehmen• Umwelttechnologie

Konkret wirbt die Stadt mit ihrem industriellen Umfeld.Eisenhüttenstadts Charakter als Industriestadt wird dabeigenauso betont, wie die möglichen Synergieeffekte von EKOals Vorlieferant und Auftraggeber. Sehr offensiv stellt dieStadt Eisenhüttenstadt ihr Arbeitskräftepotential als positi-ve Rahmenbedingung dar. Es gäbe genug arbeitslose undhoch-qualifizierte Fachkräfte, gerade auch in Metallberufenin der Region. Das Arbeitsamt Frankfurt/Oder meldete fürDezember 2000 von insgesamt über 13.000 Arbeitssuchen-den 970 aus der Metallbranche. Auch die Möglichkeit der

Abb. 19: Relevante Wirtschaftszweige

25 Amt für Wirtschaftsförderung, StadtEisenhüttenstadt: “Eisenhüttenstadt 2010 –Strategiekonzept Wirtschaft”, ohne Datum[STA2]26 [STA2]

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Auslagerung von Teilen der Produktion ins billigere und nahePolen rechnet Eisenhüttenstadt zu seinen Standortvorteilen.Das Flächenpotential an bereits infrastrukturell erschlosse-nen Gewerbe- und Industriegebieten ist vergleichsweise hoch.Von der gesamten Fläche der Stadt von 63 km2 sind über1.000 Hektar als Industrie- und Gewerbeflächen ausgewie-sen, die damit etwa ein 1/6 der Gesamtfläche der Stadt aus-machen. Viele der Flächen sind noch nicht belegt und stehenfür Neuansiedlungen oder Betriebserweiterungen sofort zurVerfügung.Eisenhüttenstadt ist in diverse Förderprogramme der EU, desBundes und des Landes Brandenburg aufgenommen. Diedadurch mögliche Unterstützung von Investitionsvorhabendurch Zuschüsse, zinsgünstige Kredite und Steuererleichte-rungen preist die Stadt als Vorteile für sich an.Des weiteren steht mit dem sogenannten InvestorencenterOstbrandenburg (ICOB) ein Ansprechpartner zur Verfügung,der als eine Arbeitsgemeinschaft der Stadtverwaltungen Frank-furt (Oder) und Eisenhüttenstadt und diversen Gesellschaf-ten fungiert. Es arbeitet als Non-Profit Organisation und bie-tet Dienstleistungen kostenlos an, wie etwa die Entwicklungindividueller branchenspezifischer Standortangebote, Infor-mationen über Investitionsförderung in der Region oderUnterstützung bei der Auswahl geeigneter Industrie- undGewerbeflächen.Ein Qualifizierungszentrum der Wirtschaft bietet Weiterbil-dungen und eine zielgerichtete Qualifizierung an.

Als Vision formuliert die Stadt in ihrem StrategiekonzeptWirtschaft schlagwortartig Ziele, die bis 2010 erreicht seinsollen. Diese umfassen:• Gemeinsamer Wirtschaftsraum Frankfurt/Oder –

Eisenhüttenstadt, regionale Planungsgemeinschaft, engewirtschaftliche und kulturelle Kontakte

• Grenzüberschreitende Aktivitäten, umfangreiche wirt-schaftliche Kontakte zum EU-Mitglied Polen

• Gute Beziehungen nach Westeuropa durch Städtepart-nerschaften, Tochterfirmen internationaler Unternehmenin Eisenhüttenstadt

• Voll verfügbares, preisgünstiges Flächenangebot gewerb-licher/industrieller Art, günstigere Konditionen als an-dere Standorte

• Standort transportintensiver Industrien, Nutzung vonWasser- und Schienenwegen in den Berliner Raum undPolen

• Ausbau der Verkehrsinfrastruktur zur besseren Erschlie-ßung des Wirschaftsraumes Berlin und Osteuropa (Bin-nenhafen, Autobahnzugang, Oderbrücke, Regionalbahn-konzept, Verkehrslandeplatz)

• Neuansiedlung von Firmen der Logistik, Recycling, Me-

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tallverarbeitung durch Imagewerbung und Standort-marketing

• Region ist durch technologieorientierte, innovationsfreu-dige Unternehmen geprägt

• Ansiedlung einer technischen Fachhochschule• Attraktives Angebot für Familientourismus in Sport,

Kultur, Freizeit, u.a. Wassertourismus

Fazit

Es ist auffällig, wie stark sich die Stadt auch heute noch alsIndustriestadt präsentiert.Der allgemeine Trend zum Ausbau des tertiären Sektors wirdfast gar nicht aufgenommen. Einerseits ist eine solche Hal-tung aufgrund der offensichtlichen Standortvorteile für densekundären Sektor nachvollziehbar, doch verstärkt sich da-mit auch wieder eine einseitige Abhängigkeit. ObEisenhüttenstadt durch diese Strategie ausreichend und nach-haltig stabilisiert wird, ist unklar.Die Stadt kann auf viele Potentiale zurückgreifen: Die wei-chen Standortfaktoren, wie Wohnqualität undNaherhohlungsqualität beziehungsweise Grünraum sind hier-bei nicht zu vernachlässigen, auch könnte die Grenzlage zuPolen nicht nur als einseitiger Arbeitskräftemarkt sondernals Austauschplattform für viele Bereiche genutzt werden.Auch der Bildungsbereich, wie die geplante Ansiedlung ei-ner Fachhochschule sind sicherlich Standbeine, bei denen sichder Ausbau lohnen würde.Die Bemühungen in diesem Bereich haben bis jetzt aller-dings noch zu keinem Ergebnis geführt.

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Wohnungsmarkt

WohnungsbestandDer Wohnungsbestand von Eisenhüttenstadt beträgt rund21.900 Wohnungen. Über die Hälfte davon sind 4-Zimmer-Wohnungen. Der DDR-Wohnungsbau in Form vonMauerwerksbau der 50er Jahre sowie Zeilen- und Platten-bauten hat mit 86% den größten Anteil des Wohnungs-bestands. Des weiteren ist die Siedlungsstruktur vonEisenhüttenstadt mit etwa 9% durch Ein- und Zweifamilien-häuser in den Ortsteilen Fürstenberg, Schönfließ und Diehlogeprägt. Ergänzt wird der Wohnungsmarkt in geringem Maßedurch Geschosswohnungen in Altbauten, die bis 1948 er-richtet wurden, sowie durch Mehrfamilienhäuser der 90er Jah-re.27

WohnungsleerstandIm Dezember 1989 standen in Eisenhüttenstadt 2.735 Woh-nungen leer. Diese Zahl hat sich bis heute um etwa ein Drit-tel auf 3.700 Wohneinheiten erhöht. Eisenhüttenstadt hatsomit einen Wohnungsleerstand von rund 17%, der sichhauptsächlich auf die Wohnungen in den DDR-Wohnbau-ten bezieht. Der Wohnkomplex VII Nord und VII Süd istmit 25% beziehungsweise 34% am stärksten vom Leerstandbetroffen. Durch seine niedrigen Mieten und sein negativesImage ist der WK VII sozialer Brennpunkt und trägt zursozialen Segregation bei. Abb. 20: WK VII (01/2002)

27 Quelle: B.B.S.M. (Brandenburgische Beratungs-gesellschaft für Stadtentwicklung und Moderni-sierung mbH, Potsdam) und BSM. (Beratungsge-sellschaft für Stadterneuerung und Modernisie-rung mbH): “Stadtumbaukonzept Eisenhütten-stadt 2015 / LDS Brandenburg”, [BBSM]

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Mit einer Leerstandsquote von über 20% folgen die Wohn-gebiete WK I-III28 sowie WK VI Nord. Im WohnkomplexVI Süd, WK IV und Stadtbereich Holzwolle herrscht einLeerstand von 10% bis 15%.29

Abb. 21: Leerstand nach Gebieten in %

28 zum Teil Leerstand durch Sanierungsarbeiten29 [BBSM]

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Wohnungsleerstand der drei großen Wohnungsunternehmen EGW, OIG und EWG in den statisti-schen Bezirken, Stand Ende Mai 2001:30

Statistischer Bezirk Wohnungsbestand Leerstehende Wohnungenabsolut absolut in %

Schönfließ Süd 220 0 0,0%WK I 1.512 348 23,0%WK II 1.964 466 23,7%WK III 1.003 237 23,6%WK IV 2.047 248 12,1%WK V 1.699 130 7,7%WK VI (Süd) 3.888 551 14,2%WK VI (Nord) 704 158 22,4%Holzwolle 530 53 10,0%Mittelschleuse 614 62 10,1%Diehloer Berge 484 62 12,8%Glashüttenstraße 6 5 83,3%Bahnhofsvorstadt 420 70 16,7%Altstadtkern 1 0 0,0%WK VII Nord 2.000 499 25,0%WK VII Süd 1.143 390 34,1%Seeberge 506 89 17,6%

SanierungstätigkeitenDie Gründe für den hohen Leerstand in den von Platten-bauten geprägten Wohnkomplexen liegen in der baulichenMonostruktur und der geringen Wohnumfeldqualität. DieUrsache für den Leerstand in den an sich attraktiven Bestän-den der ersten vier Wohnkomplexe ist sicherlich in dem ge-ringen Sanierungsstand zu finden. Dort gibt es noch ganzeWohnquartiere die mit Kohleöfen und undichten Fensternausgestattet sind.Solche Sanierungsrückstände hatten nach Beginn der 90erJahre zur Folge, dass von den BewohnerInnen der Stadt dieWohnungen in den Plattenbauten aufgrund der besserenWohnqualität (Fernwärme usw.) den städtebaulich attrakti-ven Geschosswohnungsbauten der 50er Jahre vorgezogenwurden.Die umfassendsten Sanierungsaufwendungen wurden bisherin den Wohnkomplexen II, V und VI getätigt. Ebenfalls wur-den Maßnahmen zur Wohnumfeldverbesserung wie zum Bei-spiel die Aufwertung der Grünhöfe durchgeführt.Den höchsten Sanierungsrückstand weist der WohnkomplexIII auf, auch im WK VII wurden bisher lediglich Maßnah-men im Wohnumfeldbereich durchgeführt.Insgesamt wurden bis zum jetzigen Zeitpunkt etwa 5.650Wohnungen saniert.

30 [BBSM], Angaben der Wohnungsunternehmen

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SanierungskostenDie Kosten für die Sanierung eines denkmalgeschütztenWohngebäudes31 belaufen sich auf ca. 800 - 1.100 DM/qmWohnfläche. Zusätzlich müssen Investitionen von etwa 160DM/qm in die Wohnumfeldverbesserung (Grünflächenan-lagen, Freiflächen, Stellflächen, usw.) getätigt werden, so dassim Durchschnitt Sanierungskosten in Höhe von rund 1.500DM/qm entstehen.Durch die hohen Sanierungskosten bleibt eine spätere Miet-erhöhung nicht aus. Beträgt die Miete einer Wohneinheit vorder Modernisierung und Instandsetzung beispielsweise 4,50–5,00 DM/qm (kalt) bzw. 9,00–9,50 DM/qm (warm), erhöhtsie sich auf etwa 8,20–9,00 DM/qm bzw. 10,20–11,50 DM/qm Warmmiete. Allerdings wird aufgrund der durchgeführ-ten Sanierung und der daraus resultierenden Heizkosten-einsparung der Warmmietpreis von 10,20 DM/qm meist nichtüberschritten. In der Warmmiete schlägt sich die Sanierungin einer Preiserhöhung von “nur” 15-20% nieder, währendsich der Preis der Kaltmiete fast verdoppelt.

AbrisskostenIm Rahmen des Stadtumbaus und in Anbetracht der Leer-standszahlen beschäftigt sich Eisenhüttenstadt, wie andereostdeutsche Städte auch, mit dem zukünftigen Abriss vonWohnraum. Die ermittelten Kosten für den Abriss vonMauerwerksbauten belaufen sich auf 80-200 DM/qm Wohn-fläche. Dazu fallen weitere Kosten für die Ordnungs-maßnahmen32 von 50-150 DM/qm Wohnfläche an. Die Ko-sten bei Abriss eines beispielsweise 6-geschossigen Plattenbausliegen bei ca. 135 DM/qm Wohnfläche zuzüglich 100 DM/qm Wohnfläche für Ordnungsmaßnahmen.33

WohnungsunternehmenZu Zeiten der DDR gab es in Eisenhüttenstadt mit derEisenhüttenstädter Wohnungsbaugenossenschaft (EWG) undder Kommunalen Wohnungsverwaltung (KWV) zwei Woh-nungsbaugenossenschaften.Nach der Wende hat sich die KWV im Rahmen einesPrivatisierungsprozesses aufgeteilt in die EGW (Eisenhütten-städter Gebäudewirtschaft GmbH) und in ihr Tochterunter-nehmen OIG (Oder-Immobilien & Co KG).In diesem Jahr haben sich die beiden Unternehmen EGWund OIG wieder zusammengeschlossen.34 Ihnen gehört mitinsgesamt 11.836 Wohneinheiten der größte Anteil des Ge-samtbestandes. Ihre Leerstandsquote beträgt etwa 23%.Die bereits zu DDR-Zeiten existierende EWG schaffte es alseinzige der drei Unternehmen 15% ihres Wohnraumbestandeszu privatisieren, wodurch sie einen Teilerlass ihrer Alt-schulden nach dem Altschuldenhilfegesetz für sich verzeich-nen konnte. Die EWG war in Besitz von kleinteiligen Wohn-

31 Die Ensembles der WK I-IV sind denkmal-geschützt.32 Umzugsmanagement, Herrichten der Flächenach Abriss, Kappung von Rohrleitungen, usw.33 [STA]34 Information von Fr. Haubold, Leiterin desStadtplanungsamtes in einem Telefonat am 07.März 2002

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bauten (z.B. in Schönfließ), die sie nach der Wende an ihreMieter zu 100% verkaufen konnte. Heute besteht ihrWohnungseigentum aus 6.905 Wohneinheiten, in denen einLeerstand von 12% herrscht.Insgesamt gehören den Wohnungsunternehmen 18.740Wohneinheiten, was etwa 85% des gesamten Wohnungs-bestands von Eisenhüttenstadt ausmacht.

Alle Wohnungsunternehmen sind in naher Zukunft in ihrerökonomischen Existenz gefährdet, da sie unter der finanziel-len Doppelbelastung durch Leerstand und Altschuldentilgungleiden.35

Stadtentwicklungskonzept der StadtAnalog zum Strategiekonzept Wirtschaft hat sich Eisenhütten-stadt auch bereits Gedanken zum Stadtumbau gemacht. Die-ses Konzept der Stadt bezüglich Rückbau und Abriss wollenwir hier vorstellen.

StadtumbauWie viele andere Städte in den Neuen Bundesländern befin-det sich Eisenhüttenstadt in einem Schrumpfungsprozess. Fürdie Stadt wird bis zum Jahr 2015 ein weiterer Bevölkerungs-rückgang von 16% auf etwa 35.000 Einwohner prognosti-ziert. Die Stadt geht aufgrund dieser Bevölkerungsprognosevon einem Anstieg des Wohnungsleerstands auf 5.300 Wohn-einheiten aus. Um dieser absehbaren Entwicklung entgegen-zuwirken hat Eisenhüttenstadt die AG Stadtumbau ins Le-ben gerufen. Mit Beteiligung der drei Wohnungsunternehmensowie zweier Beratungsgesellschaften für Stadterneuerung(B.B.S.M.: Brandenburgische Beratungsgesellschaft für Stadt-entwicklung und Modernisierung mbH, Potsdam und BSM:Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisie-rung mbH) sollen unter Berücksichtigung von Mieter-befragungen und Bürgerbeteiligungen neueStadtentwicklungsziele und ein neues städtebauliches Leit-bild formuliert werden. Das Umbaukonzept ist bis heute zuetwa einem Drittel fertiggestellt und wird zur Zeit politischdiskutiert.Um dem Wohnungsüberhang entgegenzutreten, plant dieStadt bis 2015 einen Abriss von 3.000-3.500 Wohnungen.Durch Zusammenlegungen und Umnutzungen beziehungs-weise Stilllegungen soll der Markt weiter entlastet werden.Um vor eventuellen Prognoseunsicherheiten geschützt zu sein,plant die Stadt 1.000 Wohneinheiten als “Puffer” zu behal-ten. Weitere 550 Wohnungen sollen als Mobilitätsreserve die-nen.

35 [STA]

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Die Konzeption sieht eine Ausdifferenzierung der Quartie-re Eisenhüttenstadts vor, nach der weitere Handlungsschritteerfolgen sollen:“Im Rahmen der Erarbeitung des Stadtumbaukonzepts er-folgte eine erste Bewertung und Typisierung der verschiede-nen Quartiere Eisenhüttenstadts:

Umbaugebiete: WK VII und nördlicher Teil des WK VI(Standort nördlich der Straße der Republik)

Gebiete im ‚Wartestand‘: insbesondere WohngebieteMittelschleuse und Holzwolle

Erhaltungsgebiete: insbesondere denkmalgeschützte WKI-III, WK IV, südlicher Teil des WKVI (südlich der Straße der Republik)

Darüber hinaus werden verschiedene konsolidierte Gebietebenannt.Der mit Abstand am stärksten vom Leerstand betroffeneWohnkomplex VII mit seinen ca. 3.100 WE zeichnet sichdabei bereits heute als ein maßgebliches Schwerpunktgebietfür den Stadtumbau ab.Ein Abgleich des im Rahmen des Stadtumbaukonzepts be-nannten Abrissvolumens und der gebietsbezogenen Schwer-punkte mit den (noch in Erarbeitung befindlichen) Ergeb-nissen des wohnungswirtschaftlichen / wohnungspolitischenKonzepts”36 liegt von B.B.S.M. noch nicht vor.

Abb. 22: Gebietskategorien

36 http://www.stadtumbau.de

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Die Umbaumaßnahmen des Konzepts sehen also für denWohnkomplex VII Nord und VII Süd einen flächenhaftenAbriss vor. Größere frei werdende Flächen sollen für die zu-künftige Eigenheimbebauung genutzt werden. In den WK Ibis V sind punktuelle Abrisse geplant. Der Schwerpunkt al-lerdings liegt in der Modernisierung und Instandsetzung so-wie der Wohnumfeldverbesserung.

FazitIn Anbetracht der Bevölkerungsentwicklung seit Anfang der90er Jahre kann die Prognose der Stadt für das Jahr 2015 von35.000 Einwohnern als zu optimistisch angesehen werden.Von 1989 bis zum Jahr 2000 reduzierte sich die Einwohner-zahl um 22% von ehemals 53.000 auf 41.500. Bleibt die Ent-wicklung in dieser Form bestehen, so ist eine Einwohnerzahlfür das Jahr 2015 von 30.000 Einwohnern realistischer. Beieiner durchschnittlichen Haushaltsgröße von 2 Personen37

ergibt sich eine Anzahl von etwa 15.000 Haushalten. Bei ei-nem Wohnungsbestand von 21.860 Wohneinheiten kann so-mit von einem zukünftigen Leerstand von mindestens 6.500Wohnungen ausgegangen werden. Noch nicht berücksichtigtsind dabei Tendenzen zum vermehrten Eigenheimbau. Men-schen, die zwar nicht aus Eisenhüttenstadt abwandern, abersich eine andere Wohnform wünschen, als den mehrgeschos-sigen Wohnungsbau, werden auch zum Leerstand der gro-ßen WK, aber nicht zur sinkenden Bevölkerung beitragen.Daher ist die Gleichung (Zahl der Abwandernden) : 2(Haushaltsgröße) = (abzureißende Wohnungen) nur bedingtkorrekt und sehr vereinfachend.Der von der Stadt geplante Abriss von 3.500 Wohnungenerscheint zu gering. Es vermittelt sich der Eindruck, dassdurch Überlegungen, wie “Puffer” für Prognose-unsicherheiten und “Mobilitätsreserve” vor einer umfassen-deren Rückbaumaßnahme zurückgeschreckt wird.

37 [BBSM]

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Fazit der Analyse: Stärken und SchwächenDie Stärken und Schwächen Eisenhüttenstadts liegen, bezo-gen auf unsere bisherigen Betrachtungen sicherlich im we-sentlichen im städtebaulichen Bereich.

Abb. 23: Stärken und Schwächen

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Abb. 25: Stärken: fußläufige Wegeverbindungdurch Grünachse in WK II (01/2002)

Abb. 24: Stärken: Arkaden in WK II (01/2002)

StärkenEine wichtige Stärke der Stadt bezieht sich auf die Lage derStadt, also auf den Standort in der Grenzregion. Diese Lageist bereits aus der Geschichte heraus von Vorteil gewesenund hat die Stadt in den frühen Jahren der Industrialisierungbeispielsweise zu einem guten Gewerbestandort gemacht.Auch heute, gerade mit der Perspektive der EU-Ost-erweiterung und dem aussichtsreichen EU-Kandidaten Po-len als direkter Nachbar von Eisenhüttenstadt können sichPotentiale eröffnen. Sowohl Möglichkeiten zu einem verstärk-ten kulturellen Austausch stehen offen, als auch Aspekte derwirtschaftlichen Kooperation. Ob die vielbeschworene Ein-wanderung von neuen Arbeitskräften aus dem Osten tatsäch-lich erfolgen wird und ob sie Eisenhüttenstadt zu einem Boomverhelfen wird, sei dahingestellt. Dass aus derGrenzverschiebung Chancen für Regionen erwachsen, kannman an vielen anderen Beispielen sehen. Eisenhüttenstadtwird dann nicht mehr an der EU-Ostgrenze liegen, sondernmitten in einem vereinten Europa.

In der Stadtstruktur selbst, besonders der Struktur derWohnkomplexe I-IV, liegen mehrere Stärken der Stadt. Be-sonders im WK II kann man ein angenehmes Wohnumfeldmit viel Freiraum und Grün finden.“(...) ein Wohnumfeld von beträchtlichen Qualitäten, mit ei-ner deutlich differenzierten Verkehrsstruktur, die auch heutenoch gut funktioniert und eine rasche Orientierung erlaubt;großzügige Grünhöfe quer zu den Straßenzügen, die als einzweites, fußläufiges Wegenetz die geschlossenen umbautenWohnquartiere durchdringen und im Zusammenspiel mit denniedrigen Bauhöhen tatsächlich ein Wohnen im Grünen er-möglichen. Und eine Architektur, die – zumal an städtebau-lich markanten Punkten wie Straßenecken, Hofdurchgängenund Versorgungseinrichtungen – mit ihrer verhalten biede-ren Bauzier die Fähigkeit zum Altern in Würde besitzt”.38

Insgesamt kann man in den Wohnkomplexen von guten Pro-portionen und einem in sich schlüssigen Strukturkonzeptsprechen. In direkter Verbindung zu dem Grün derWohnbereiche kann man auch das ausgedehnte Gebiet derInsel und des Kanals als Potential eines attraktiven Nah-erholungsraumes sehen. Die Kombination von Grün undWasser stellt eine besondere Qualität dar. Das Wasser ist nichtnur als hoher Freizeitwert ein Vorteil für die BewohnerInnender Stadt, sondern ist ebenfalls wichtiger Bestandteil des Ge-werbebereiches früher wie heute. Mit dem Oder-Spree-Ka-nal verbindet sich nicht nur Identifikation mit Freizeit, son-dern auch Identifikation mit einer Infrastruktur, die Arbeits-plätze bietet.

38 [KIL], S.502

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In Eisenhüttenstadt kann eine positive Haltung derBürgerInnen gegenüber der Stadt und ihren Werten und Sym-bolen festgestellt werden. Eine Stärke von Eisenhüttenstadtist die hohe Akzeptanz und Identifikation der BürgerInnenmit dem Image der Industriestadt.Die Bewohner stehen in Verbindung zu ihrer Stadt und kön-nen sich mit dem Stadtbild, aber auch mit seiner Industrieidentifizieren, die eigentlich als Inbegriff von Schmutz undLärm eher negativ belegt sein könnte.Der Stadtraum selbst bietet genügend Platz für neue Gewerbe-ansiedlungen. Neue Firmen müssen nicht außerhalb des Stadt-gefüges angesiedelt werden, sondern können in die Stadt in-tegriert werden. Wichtiges Gewerbe wandert nicht, wie inanderen Städten nach außen. Das sonst sehr große Problemvon riesigen Gewerbe- und Großhandelsansiedlungen in derPeripherie, gleichsam “auf der Grünen Wiese”, die in großerKonkurrenz zu innerstädtischen Angeboten stehen, ist da-durch für Eisenhüttenstadt unbekannt. Das ist als struktu-reller Vorteil und Stärke von Eisenhüttenstadt im Vergleichzu anderen ostdeutschen Städten zu sehen.Als positiv für die Stadt ist auch zu werten, dass insgesamteine hohe Bereitschaft zum Stadtumbau besteht. Die Stadtselbst sperrt sich nicht gegen den Umbau, der durchBevölkerungsverluste und hohen Leerstand mittlerweile im-mer nötiger wird. Eisenhüttenstadt ist relativ weit in seinenkonzeptuellen Überlegungen (von BBSM) und hat auch schonmit vereinzelten Umsetzungen begonnen.

Abb. 26: Stärken: Wasser (01/2002)

Abb. 27: Stärken: Gestaltung im WK II(01/2002)

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SchwächenDie Monostruktur besonders in den Wohnkomplexen V, VIund VII führt zu kargen und gestaltarmen Formen. Das giltsowohl für die Stadtstruktur, aber auch – in fast noch größe-rem Maße für den kaum gestalteten Außenraum mit wenigAufenthaltsqualitäten. Die angenehmen Proportionen der WKI – IV sind hier nicht zu finden. Der industrialisierte Woh-nungsbau prägt diese Räume und hinterläßt seine typischenSpuren, wie beispielsweise den Außenraum als Rest- undAbstandsflächen zwischen den Kranbahnen der damaligenErstellung der Platten.

Der Instandsetzungsrückstand vieler Gebäude auch in denWohnkomplexen der ehemaligen Wohnstadt (WK I – IV)führt zu tristen und teilweise auch sehr negativen Eindrük-ken. Der Rückstand im Bereich der Sanierung (Innere Aus-stattung, wie Wohnumfeldverbesserungen) führt zuBevölkerungsrückgängen und hohen Leerstandszahlen in die-sen Bereichen.

Das Auseinanderdriften der vier Stadtteile (WK I-IV, Fürsten-berg, Schönfließ, Diehlo) wird besonders dadurch hervorge-rufen, dass die Kernstadt von Fürstenberg durch die dazwi-schen liegenden Gewerbebereiche abgetrennt wird. Verstärktwird dieser Trend aber auch durch die autonomen Stadtteile.Jeder hat eigene Ausstattung mit sozialer, wie versorgungs-spezifischer Infrastruktur und konzentriert sich auf sichselbst. Der Grund dafür ist sicher in der historischen Entste-hung zu finden. Fürstenberg und Schönfließ sind gewachse-ne Strukturen, die für sich alleine standen. Auch die Kern-stadt der WK I – VI wurde von den frühen sozialistischenPlanungen autonom und abschließend angelegt, sie war nachinnen orientiert.

Zudem kommt erschwerend hinzu, dass es in Eisenhütten-stadt keinen Ort gibt, der auch nur annähernd in Form, Ge-stalt und Funktion als Stadtzentrum wahrgenommen wer-den könnte. Stattdessen ist die Magistrale auch nur eine vonWohngebäuden gesäumte Straße mit einzelnen öffentlichenGebäuden und nachträglich installierten kleinen Läden. Derzentrale Platz ist ein zentraler Parkplatz und strahlt eine gro-ße Leere aus, wo eigentlich die Mitte sein könnte.

Die ungünstige Ausformung der Bahnhofsumgebung unddamit das unattraktive Stadtentrée stehen seiner möglichenBedeutung und einem typischen Stadtbild entgegen, in demein Bahnhof oft nicht nur Eingang und Tor zur Stadt ist,sondern auch Treffpunkt und Punkt des pulsierenden Le-bens.

Abb. 28: Schwächen: Monostruktur im WK VI(01/2002)

Abb. 29: Schwächen: Instandsetzungsrückstandim WK I (01/2002)

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Die geänderte Wohnnachfrage, besonders im Bereich der Ein-familienhausgebiete wird nicht ausreichend befriedigt. Es sindnicht genügend Bereiche vorhanden, in denen Familien sichihren Wunsch vom Eigenheim verwirklichen könnten. Diebekannte Folge ist Abwanderung aus der Stadt ins Umland.Der Gesamtbestand an Wohnungen ist nicht differenziertgenug, um alle verschiedenen Vorstellungen, auch gehobeneund individuelle Anforderungen an Wohnraum erfüllen zukönnen.

Eine weitere Schwäche sehen wir in den Prognosen der Stadt,die uns unrealistisch scheinen. Die Stadt rechnet mit einemRückbau von leerstehenden Wohnungen im Bereich von 3500WE. Wir sind dagegen der Annahme, dass ein Rückbau imBereich von 6500 WE mindestens erforderlich wäre. Es sindfast doppelt so viele Wohneinheiten, wie in den Plänen derStadt, die unserer Ansicht nach zurückgebaut werden soll-ten.

Die Vorstellungen zur Nachnutzung frei gewordener Flä-chen aus Sicht der Stadt scheinen einseitig und nicht sehreinfallsreich. Wenn an jeder frei werdenden Stelle Einfamilien-hausgebiete ausgewiesen werden, wonach es sich momentananhört, ordnet sich eine solche Umbaukonzeption zu sehrwirtschaftlichen Gesichtspunkten unter. Einfamilienhaus-gebiete können unserer Ansicht nach nicht in jeder städte-baulichen Situation die Patentlösung sein, auch wenn wir denPragmatismus der Stadt bezüglich der Verwertung leerer Flä-chen nachvollziehen können.Das Fehlen einer Gesamtkonzeption für die Umgestaltungder Stadt und einem Leitbild für die gesamte Stadt behin-dern andere Optionen für einen Stadtumbau, beispielsweisenach städtebaulichen Kriterien.

Abb. 30: Schwächen: Leere in der Mitte: DerZentrale Platz (01/2002)

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Eisenhüttenstadt – Konzept

Ausgehend von der ausführlichen Analyse der Gegebenhei-ten und Bedingungen in Eisenhüttenstadt werden wir im fol-genden unsere eigenen Überlegungen bezüglich des Stadt-umbaus in Eisenhüttenstadt präsentieren.Dabei werden wir unser Gesamtkonzept zur besseren Ver-gleichbarkeit dem Konzept der Stadt bezüglich der Weiter-entwicklung von Eisenhüttenstadt als Ganzes entgegenset-zen. Ein Teil des Konzeptes der Stadt wurde bereits im Ab-schnitt “Wohnungsmarkt” im Analyse-Teil vorgestellt, aufden wir an dieser Stelle verweisen möchten.

Konzept der Stadt

Um das Umbaukonzept der Stadt einschätzen zu können,werden zunächst noch einmal die Ziele des Stadtumbaus her-ausgestellt.“Die Zielstellung aller Akteure, insbesondere natürlich dieder kommunalen Politik, muss auf den Erhalt und Ausbaueiner lebensfähigen und lebenswerten Stadt (...) ausgerichtetsein”.39

“Bestreben der Stadtpolitik ist es daher, durch einen geziel-ten Stadtumbau wieder dauerhaft tragfähige Strukturen zuschaffen”.40

Die Arbeitsgemeinschaft Stadtumbau Eisenhüttenstadt ausWohnungsbauunternehmen, den beiden Beratungsgesellschaf-ten zum Stadtumbau B.B.S.M. und BSM und der StadtEisenhüttenstadt hat sich neben dem bereits vorgestelltenKonzept zum Stadtumbau und den Handlungsfeldern Abriss/Rückbau auch einige Gedanken zum Leitbild und der Wei-terentwicklung von Eisenhüttenstadt als Ganzes gemacht. Dasneue Leitbild für Eisenhüttenstadt befindet sich allerdingsnoch in der Diskussionsphase.

Die Idee der “perforierten” Stadt, wie sie in anderen ost-deutschen Städten aufgegriffen wird, ist nicht das Ziel desStadtumbaus Eisenhüttenstadt. Laut Umbaukonzept erscheintdie Weiterentwicklung zu einem zusammenhängenden Stadt-gebiet nicht mehr möglich zu sein. Vielmehr wird die Ent-wicklung von drei kompakten Stadträumen angestrebt, diedurch das Straßennetz und Grünzonen miteinander verbun-den sind. Bei diesen drei Stadtkörpern handelt es sich um:• Wohnstadt WK I-V und Schönfließ• Wohnkomplex VI Süd• Ortsteil FürstenbergDer Bereich Diehlo wird als vierter Stadtraum mit ange-dacht.41

39 Perske, Wolfgang: “Stadtumbau in Eisenhütten-stadt”, in: Stadtspiegel Eisenhüttenstadt, AusgabeOktober 2001 (http://www.multimedia-ffo.de/Stadtspiegel_Eisenhuettenstadt_Oktober_2001.html)

40 http://www.stadtumbau.de41 [BBSM]

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Begründet wird diese Haltung durch die Analyse des StatusQuo:“Die drei Stadträume weisen schon heute siedlungsstrukturellunterschiedliche Prägungen auf, die – so der Grundgedankedes Leitbilds – zukünftig weiterentwickelt beziehungsweisestärker zur Geltung gebracht werden sollen”.42

Ein Plan von B.B.S.M. soll einen ersten Entwurf derVerräumlichung dieser Gedanken darstellen.

Abb. 31: städtebauliches Leitbild / StadträumeKonzept von BBSM

(Legende liegt nicht vor)

42 http://www.stadtumbau.de

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Die Stadt beugt sich damit einem derzeitigen Zustand underklärt, dass daran ohnehin nichts zu ändern sei. Dieses städ-tebauliche Leitbild der voneinander getrennten Stadträumekann unserer Meinung nach nicht überzeugen, da das weitereAuseinanderbrechen der Stadt aus städtebaulicher Sicht nichtwünschenswert erscheint.Vielmehr muss eine Konzeption für die Entwicklung derGesamtstadt erstellt werden, die die Gemeinsamkeiten derStadt stärkt und auf Zusammenhalt der einzelnen Teile ab-zielt, ohne die Individualität und den jeweiligen Entstehungs-hintergrund der Stadtteile zu missachten.

Eigenes KonzeptAus der Kritik des Leitbildes von B.B.S.M.und der Stadt Eisenhüttenstadt sowie dereigenen Analyse haben wir selbst ein Kon-zept der weiteren Entwicklung fürEisenhüttenstadt erstellt.

Als wichtigstes Ziel wollen wir festhalten,dass die Stadt einer Gesamtkonzeption be-darf, die Verbindungen schafft und die Ge-meinsamkeiten der Stadt stärkt. Die einzel-nen Stadtteile, die deutlich in ihrer Struk-tur und ihrer historischen Entstehung zuunterscheiden sind, sollen zusammengeführtwerden. Eisenhüttenstadt soll eine neueGesamtidentität erhalten.

Abb. 32: Konzept der Stadt in eigener Darstellung

Abb. 33: Eigenes Konzept

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Die Stadtteile differenzieren wir lediglich in zwei Kategori-en: Erhaltung und Rückbau/Abriss. Analog zur Stärken undSchwächen Analyse, wo die Kernstadt der WK I bis IV alsStärke gekennzeichnet ist, werden diese WK als Erhaltungs-gebiet kategorisiert. Sie sind angenehm proportioniert, sindcharakteristisch für die “Planstadt Eisenhüttenstadt” und des-wegen auch in ihrem Ensemble denkmalgeschützt. Zudemist hier ein Wohnen im Grünen durch großzügige Höfe ver-wirklicht. Ebenfalls in der heutigen Form sollen die BereicheFürstenberg und Schönfließ erhalten werden, in ihrer Stärkeals gewachsene Strukturen mit Altstadtkern, Kirchplatz undkleinteiliger Wohnbebauung.Die Wohnkomplexe V bis VII dagegen – in ihrer Monostruk-tur als Schwäche dargestellt, deklarieren wir als Rückbau-beziehungsweise Abriss-Gebiete.

Integraler Teil unseres Konzeptes ist der Rückbau von 6.500Wohneinheiten, der sich aus der Analyse logisch ergibt. Da-für haben wir ein Abriss-Szenario erstellt, das später detail-lierter präsentiert wird. Darin haben wir uns weniger an denaktuellen Leerstandszahlen oder den Sanierungsbedingungenorientiert, sondern vielmehr versucht aus der Perspektive desStädtebaus und aus den, unserer Ansicht nach städtebauli-chen Notwendigkeiten heraus zu agieren.

Außerdem schien es uns von zentraler Bedeutung, nicht nurzu schrumpfen, abzubauen und damit zu reduzieren. DerRückbau und Abriss der Wohneinheiten ist zwar unumgäng-lich für das wirtschaftliche Überleben der Wohnungsunter-nehmen, für das gesellschaftliche Leben in der Stadt und fürdie weitere Entwicklung der Stadt aus stadtplanerischer Sicht.Allerdings ist die Perspektive des Schrumpfens immer aucheine bedrohliche. Das wollen wir als Befindlichkeit akzeptie-ren und dem deswegen entgegenwirken.Es wird gemeinhin befürchtet, dass mit der Schrumpfungvon Wohneinheiten auch gleichzeitig das kulturelle und so-ziale Angebot der Stadt schrumpfen und wegfallen würde,dass sich die infrastrukturelle Versorgung verschlechternwürde und dass Eisenhüttenstadt kleiner, also unwichtigerund provinzieller würde.Wir möchten stattdessen Schrumpfen als Chance zum Neu-anfang sehen. Durch die Schrumpfung im einen Bereich istes möglich in anderen Bereichen Impulse zu setzen, was wirdurch die Schaffung einer Transforma-zone verwirklichen.

Aus der Analyse von Eisenhüttenstadt werden die heutigenStrukturen der Stadt klar. Eisenhüttenstadt macht einen sehrkompakten Eindruck. Die Ränder der Stadt finden einen sehrklaren Abschluß zum Naturraum. Die Stadt hat sich bekannt-lich in mehreren Einheiten entwickelt – zunächst Schönfließ

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und Fürstenberg als autonome dörfliche beziehungsweisekleinstädtische Strukturen, dann von 1950 bis etwa 1960 die“Planstadt Eisenhüttenstadt”, bald darauf der WohnkomplexV, der auch heute noch sehr singulär für sich steht und abdem Ende der 60er Jahre bis Mitte der 80er Jahre die letztenbeiden Wohnkomplexe VI und VII, die wiederum mit derbereits bestehenden Stadt wenig zu tun haben. Diese einzel-nen Teile sind noch heute deutlich abzulesen, zwischen ih-nen besteht aber kein formaler Zusammenhang.Am stärksten ist die Trennung des Ost- und Westteils. AmKanal zieht sich eine grüne “Insel” fast durch die gesamteStadt hindurch. Dort befindliche Industrie- und Gewerbe-flächen verstärken die Trennung.

Die Transforma-zone ist der Bereich in Eisenhüttenstadt, derdie nötige Verbindung zwischen den auseinanderfallendenStadtteilen gewährleistet und gleichzeitig etwas neues aus derSchrumpfung heraus schafft. Sie interagiert mit den einzel-nen Stadtteilen und Gebieten von Eisenhüttenstadt undstrahlt in sie hinein.Die Festlegung der Transforma-zone auf einen Streifen zwi-schen EKO-Werksgelände und Stadt ist nicht als geschlosse-ne Einheit mit starren Grenzen zu verstehen. Dieser Bereichentsteht vielmehr aus den Überlegung von Erhalt und Um-bau und damit auch aus der Stärken und Schwächen Analy-se. Zwischen den zu erhaltenden Flächen von WK I-IV,Schönfließ und Fürstenberg auf der einen Seite und dem fürdie Stadt so wichtigen Industrie- und Gewerbe-Gebiet vonEKO auf der anderen Seite zieht sich ein Bereich, der bisherundefinierbar ist. Er umfaßt kleinteilige Strukturen des Woh-nens, aber auch größere gewerbliche Bauten, Grünbereicheaber auch Brachen. Das Gebiet sticht heraus als eine inter-mediäre Zone, die einer neuen Definition und Gestaltungbedarf.Der Bereich der Transforma-zone ist prädestiniert alsVerbindungsraum, als neue Raumabfolge mit neuen Nut-zungsmöglichkeiten. Für klassische Nutzungen, wie die Aus-weisung als neues Gewerbegebiet oder neues Bauland ist dasGebiet weniger geeignet. Zum einen, weil es bereits lockerbebaut und vielfältig genutzt wird, zum anderen, weil dielärm- und schmutzintensiven Bereiche von EKO direkt dar-an angrenzen.Die genaueren Vorstellungen, was die Transforma-zone allessein kann und wie sie aufgebaut ist, werden später erläutertwerden.

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Ein Abriss-Szenario

In Eisenhüttenstadt müssen spürbare Eingriffe in denWohnungsbestand getätigt werden. Der in Zukunft noch wei-ter ansteigende Wohnungsüberhang verlangt nach deutlicherReduzierung. Der Rückbau von 6.500 Wohnungen erscheintals sinnvoll. Entsprechend dem von den Verfassern entwik-kelten Konzept ist ein umfassender Stadtumbau vorzusehen:Abriss in den Wohnkomplexen VII und VI sowie dem WKV und dem Stadtgebiet Holzwolle.

Mit dem Ziel, dem Auseinanderbrechen der Stadt entgegen-zuwirken wird der Abriss nicht ausschließlich dort geplant,wo ein hoher Leerstand herrscht. Vielmehr geht es um diestädtebauliche Aufwertung der gesamten Stadtstruktur, dasheißt es sind auch Rückbaumaßnahmen in Stadtgebietendurchzuführen, die von einem vergleichsweise geringerenLeerstand betroffen sind.

Abb. 34: Schwarzplan, heutiger Zustand

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Für das Stadtgebiet Holzwolle, das sich in unmittelbarer Nähevon Schönfließ befindet und in dem ein Leerstand von 10%vorhanden ist, wird ein kompletter Abriss der 530 Wohnein-heiten vorgeschlagen. Die angrenzende Stadtstruktur legt einekleinteilige Bebauung in Form von Reihen- bzw. Einfamili-enhäusern nahe.

Ein weiterer kompletter Abriss wird für die Plattenbautendes Stadtgebiet WK VII Nord geplant, in denen ein Leer-stand von 25% herrscht. Der Wohnungsbestand von 2.000Wohneinheiten liegt inmitten der kleinteiligen Struktur vonFürstenberg. Auch hier ist ein Aufgreifen der umliegendenBebauung denkbar. Wünschenswert wäre die Verschmelzungdieses Stadtgebiets in die vorhandene Umgebung.In Anbetracht der hohen Leerstandsquote von 34% wird imWK VII Süd ein Abriss von 800 Wohnungen angestrebt.Durch den Rückbau von 4 Geschossen bleibt die vorhande-ne Struktur erhalten. Einem Auseinanderdriften der Stadt-gebiete Seeberge und WK VI Süd wird dadurch vorgebeugt.Im WK VI Nord ist ein Rückbau von 300 Wohnungen ange-dacht. Zur Reduzierung der Leerstandsquote von 22% wer-den die Zeilenbauten entlang der Straße der Republik ent-fernt und durch einen Grünstreifen ersetzt.In den von Zeilenbauten geprägten Wohngebieten WK Vund WK VI Süd erscheint ein punktueller Abriss von 950bzw. 2.000 Wohneinheiten als sinnvoll. Eine Auflockerungder Gebietsstruktur wird angestrebt.Die Plattenbauten entlang des Oder-Spree-Kanals im WKVI Süd werden komplett entfernt

Abb. 35: Schwarzplan, Rückbau

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In Anlehnung an die qualitätvollen, durchgrünten Wohnhöfeder ersten vier Wohnkomplexe soll in diesen beiden WK durchgezieltes Entfernen einzelner Zeilen das Motiv “Wohnhöfe”aufgegriffen und anhand des vorhandenen Wohnbestandesneu interpretiert werden.

Abb. 36: Schwarzplan nach Rückbaumaßnahmen

Abb. 37: Schwarzplan nach Rückbaumaßnahmen mit Grünhöfen

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Die Transforma-zoneEin neues Entwicklungspotential für Eisen-hüttenstadt

Ziel der Transforma-zone ist es, neben Umbau- und Rück-baumaßnahmen einen Bereich zu definieren, der trotzSchrumpfung einen neuen Impuls für Leben und Entwick-lung für Eisenhüttenstadt bietet. Außerdem soll der Zusam-menhalt der Stadt durch ein verbindendes Element wieder-hergestellt werden und neue Aktionsfelder geschaffen wer-den. Gleichzeitig dient die Transforma-zone als Ausgleichzwischen Industrie- und Wohngebieten. Sie verbindet positi-ve Punkte der Identifikation mit Eisenhüttenstadt miteinan-der, schirmt aber ebenso die negativen Auswirkungen bei-spielsweise Lärm und Schmutz der Stahlindustrie von denempfindlichen Wohngebieten ab.

Dabei arbeiten wir mit dem Bestand und wollen bereits vor-handene Potentiale nutzbar machen. Der Wandel soll sichdurch Transformation der Strukturen und nicht nur durchNeuplanungen auszeichnen.

Abb. 38: Lage der Transforma-zone im Stadtgefüge

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Den Namen Transforma-zone haben wir gewählt, um deut-lich zu machen, daß sich in einem definierten Bereich aufder Grundlage von alten Strukturen etwas neues entwickelt.Das Konzept der Transforma-zone ist als Vorschlag undRichtungsweiser zu verstehen. Die Transforma-zone verträgtviele mögliche Antworten auf die Frage der Ausformulierung.Einige Vorschläge, Impressionen und Bilder wollen wir selbstliefern. Diese Sammlung ist keineswegs als abschließend, voll-ständig oder komplett zu verwirklichend zu verstehen. Siesoll lediglich die Vorstellungen schärfen, sich von der Schwam-migkeit der Begriffe entfernen und eine Atmosphäre verdeut-lichen.Vielmehr soll eine Grundlage geschaffen werden, die neueImpulse aus der Stadt und von den BürgerInnen auffangenkann. Initiativen und Nachfragen finden hier ihren (Frei-)Raum.

Felder_Attraktoren_Bezüge_BandDie Transforma-zone ist ein intermediärer Bereich zwischendem alten Grundstein der Stadt, der Stahlindustrie, und dergeplanten Wohnstadt. Sie fungiert als Vermittlerin undZwischenbereich.Hier finden neue Funktionen Platz, um Eisenhüttenstadt zuzukunftsfähigen Angeboten zu verhelfen.Die Transforma-zone ist eine Entwicklungszone mit Schwer-punkt-Feldern. Jedes der Felder ist thematisch mit einemAttraktionspunkt besetzt.Die Raumabfolge wird durch ein Band erlebbar gemacht undzusammengehalten, es verbindet ebenfalls die Attraktorenmiteinander.

Die FelderDie Felder sind ein Vorschlag zur thematischen Besetzungder Zone. Sie sind wie die Zone selbst nicht mit starren Gren-zen zu verstehen, sondern lehnen sich an vorhandene Nut-zungen und Potentiale des Teilabschnittes an. In jedem Feldfindet das Thema seine Ausformulierung und seinen Bezugnach außen durch einen Attraktionspunkt, der über die Zonehinaus für die Gesamtstadt identitätsstiftenden Charakterbesitzt.

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1_Kleinteiligkeit / Wohn_LandschaftDas erste Feld beinhaltet das alte Dorf Schönfließ und dasAreal Holzwolle. Die Kleinteiligkeit von Schönfließ soll er-halten bleiben und in einen Landschaftspark eingebettet wer-den. Dieser Abschnitt wird durch den Attraktor Landschafts-park und Landschaftskunst ergänzt. Hier sollen Transforma-tionen des Landschaftsraumes auf künstlerischer Ebene ent-stehen, die die Wahrnehmung von Landschaft und Freiraumverstärken. Durch den künstlerischen und damit künstlichenEinsatz von Natur und Pflanze steht der Attraktor nicht inKonkurrenz zur umgebenden Natur. Der natürliche Grün-raum rund um Eisenhüttenstadt wird so fließend in die Trans-forma-zone integriert.Auf dem Areal von Holzwolle entsteht Raum für einekleinteilige Reihenhaussiedlung, die qualitativ hochwertigeund zeitgemäße Architektur für eine neue NutzerInnengruppeanbieten soll.

Abb. 39: “Two Adjacent Pavillions”, Dan Graham, documenta 7, Kassel 1982

Abb. 40: “Borneo-Eiland”, Christian Rapp,Amsterdam 2000

Abb. 41: Hauswand

Abb. 42: Jeff Wall ”The Citizen” , 1996

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2_Park / ÖffentlichkeitDieses Feld steht im direkten Kontakt mit der Kernstadt (WKI-IV). Hier befinden sich öffentliche Einrichtungen und Funk-tionen für Einkauf und Aufenthalt.Der Attraktor soll ein neuer Treffpunkt für die verschiede-nen sozialen, ethnischen oder Alters- Gruppen werden, derüber die historische Achse der Lindenallee in Verbindungmit dem neu zu gestaltenden “Zentralen Platz” steht. Deröffentliche Raum soll hier neu definiert werden und über diesonst üblichen Konsumangebote hinausreichen.

Abb. 45: Bibliothek Technische Universität Delft, Eingang und Dachgarten, Mecano, 1997

Abb. 43: Der Baum, Hengelo, Wohnturm, MVRDV, 1999Abb. 44: Garten Interpolis, Tilburg, Gesamtansicht, Adriaan Geuze/

West 8, 1995-1997

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3_Wasser / Freizeit

Die Kanalufer-zone wird als Interaktionsraum zwischen Ge-werbe und Wasserfreizeit neu angelegt; die Identität diesesFeldes könnte durch Werkstätten, Hallen, und Outdoor-sportgekennzeichnet sein. Hier könnte weiterhin eine Aus-formulierung des Begriffes “Industriekultur” stattfinden, zumBeispiel in Form eines Industriemuseums.

Abb. 49: “Hochöfen Duisburg-Meiderich”,Lichtinstallation: Jonathan Park, IBA Emscher Park

Abb. 46: Wasserreservoir und Dachterrasse, Neutelings Riedijk Architekten,1999

Abb. 47: Fernheizkraftwerk Utrecht, NLArchitects mit Djin Sie, 1997-1998

Abb. 48: Fernheizkraftwerk Utrecht, NLArchitects mit Djin Sie, 1997-1998

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4_Bahnhofsviertel / NachtlebenIn diesem Feld wird der Bahnhof in seiner Funktion alsStadtentrée in ein neues Zentrum gerückt. Es soll ein ver-dichteter Erlebnis- und Bewegungsbereich entstehen mitNightlife, Entertainment und öffentlichen Aufenthalts-qualitäten. Der Bahnhof wird zum Stadttor. Er versinnbild-licht das urbane Leben und eröffnet den ersten Blick in dieStadt.

Abb. 53: Red Light Zone, Juliette Bekkering und Erik de Jong, Den Haag, 1997

Abb. 50: H2OeXPO-Pavillon,Neeltje Jans, Innenansicht,

Oosterhuis, NL, 1997

Abb. 51: Landscaping Shiphol,West 8, Amsterdam 1992-1998

Abb. 52:Schouwbugplein, Adriaan Geuze/West 8, Rotterdam, 1991-1996

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Band:Ein besonderer Schwerpunkt ist auf das verbindende Ele-ment zu legen. Dieses durchgehende Band könnte eine be-sondere Behandlung in der Bodenoberfläche sein, wie Bo-denwellen oder verschiedene Ebenen. Eine Verbindung könn-te aber auch durch die durchgehende Verwendung eines be-stimmten Materials gelingen. Wiederkehrende Objekte, wieSäulen, Beleuchtung oder ähnliches Stadtmobiliar sind eben-falls eine mögliche Lösung. Das Band soll der Erlebbarkeitder Raumabfolgen dienen und die Gemeinsamkeiten derTransforma-zone bilden.

Abb. 56: “New Housing Landscape”, Gotha, urbanfish

Abb. 54: “Modell der 800000 Häuser”, Adriaan Geuze/West 8, NAI,Rotterdam, 1995

Abb. 55: “Garten interpolis”, Adriaan Geuze/West 8, Tilburg,Steingarten 1995-1997

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Schlussworte

Der Stadtumbau aufgrund von Schrumpfungsprozessen istein Thema, das nicht nur PlanerInnen in der Zukunft immerwieder beschäftigen wird. Und es ist kein einfaches Thema ineiner auf Wachstum ausgerichteten Welt. Doch gerade des-halb ist die Auseinandersetzung mit Schrumpfung so bedeu-tend, denn sie kann Chance zur radikalen Neugestaltung sein– eine Chance wie es sie schon lange nicht mehr gab im Städ-tebau. Die Gesichter der Städte, nicht nur in Ostdeutschlandwerden sich dramatisch verändern.

Um diese Veränderung zu gestalten und sie nicht nur einfachpassieren zu lassen oder sie dem freien und vernichtendenSpiel der Marktkräfte zu überlassen, haben wir uns mitEisenhüttenstadt, seiner Geschichte, seinen Spezifika undCharakteristika sowie seinen Entwicklungsperspektiven ausunserer Sicht beschäftigt.Unser Blickwinkel ist dabei ein externer. Wir kommen wederaus Eisenhüttenstadt, noch aus Brandenburg. Das birgt zwarvielleicht die Nachteile der Unkenntnis genauer örtlicherGegebenheiten, aber auch den Vorteil der Unbeschwertheitund Unvoreingenommenheit.

Mit dieser Unbeschwertheit haben wir Vorschläge und ein insich schlüssiges Konzept für Eisenhüttenstadt vorgelegt, dasviel weiteren Entwicklungsspielraum lässt, aber doch eindeu-tige Aussagen zur Entwicklungsrichtung vorgibt.

Unsere konkreten Ideen beispielsweise zu einem Abriss-Sze-nario oder zur Ausgestaltung der Transforma-zone sind er-ste Vorschläge. Sie sind nicht auf ihre Machbarkeit hin über-prüft, was bei einer weiteren Bearbeitung und Umsetzungsicher von Nöten wäre. Auch ist nicht jedes Image der Trans-forma-zone eins zu eins zur Umsetzung gedacht. In den Bei-spielen sollten Stimmungen, Impressionen und Bilder ver-mittelt werden. Hier soll kein Feuerwerk an neuer und zeit-gemäßer Architektur und Städtebau installiert werden, ne-ben dem dann das “herkömmliche” Eisenhüttenstadtverblasst. Aber es ist ein Bereich, in dem Neues entstehenkann und der Spielraum und Entwicklungspotentiale birgt,wie auch immer sie dann real gefüllt werden können.

Hannover, den 18. März 2002

Svenja Becker Cécile Böhmer-Herbin Kerstin Sailer Matthias Sturm

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Anlagen

• Fragenkatalog an die Ämter für Wirtschaftsförderungund Stadtplanung der Stadt Eisenhüttenstadt, Treffenim Rathaus von Eisenhüttenstadt am 11. Januar 2001

• Liste der verwendeten Literatur zum Thema Schrump-fung allgemein und zu Eisenhüttenstadt

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Fragenkatalog – Stadtumbau Ost am Beispiel Eisenhüttenstadt

Gliederung der Fragen:

I. BevölkerungssituationII. Ökonomische BedingungenIII. WohnungsmarktsituationIV. Stadtentwicklung

I. Fragen zur Bevölkerungssituation

1) Vor der Wende betrug die Bevölkerung Eisenhüttenstadts 53.000 Einwohner. Bis heute sank dieZahl auf etwa 41.500. Aktuelle Bevölkerungsprognosen für das Jahr 2015 gehen von nur noch35.150 Einwohnern aus.Inwieweit erhofft man sich durch die Stadtumbaumaßnahmen diese prognostizierte Einwohnerzahlkorrigieren zu können?

2) Wie hoch ist das Einkommen der Bürger von Eisenhüttenstadt?

3) Wie hoch ist die Wohnzufriedenheit der Bevölkerung und wie attraktiv ist die Stadt für ihre Bür-ger? Welchen Charakter vermittelt sie? Was zeichnet die Stadt aus? Inwieweit “trauern” die Bürgervon Eisenhüttenstadt den alten Strukturen der DDR nach?

4) Welche Maßnahmen wurden ergriffen um die Einwohner in Eisenhüttenstadt zu halten? Gibt es soetwas wie ein neues “Image” der Stadt?

5) Die Stadtplanung im Sozialismus setzte den Schwerpunkt auf die Verbundenheit von Stadt undWerk, von Wohnen und Arbeiten. Ein Beispiel hierfür war der Hochofen I des EKO-Stahlwerks.Er stand in der Blickachse der Magistrale und galt als Identifikationpunkt.

Wie identifizieren sich die Bürger heute mit der Stadt? Was ist von der Identifikation mit Stadt undWerk übrig geblieben?Wie wurde diese Veränderung des Stadtbildes aufgenommen?Welche Folgen hatte dieses bezüglich der Identifikation?

6) Wie hoch ist die aktuelle Zuwanderung? Wieviel Zuwanderung gibt es aus dem EU-Ausland, demNicht-EU-Ausland (Wer kommt woher)? Wie hoch ist der Ausländeranteil in Eisenhüttenstadt?

7) Wie hoch sind die Hoffnungen auf Zuwanderung durch die zukünftige Osterweiterung der EU?Wie will man neue Bevölkerung für sich gewinnen?Wie sehen weitere Strategien aus, die zu einer verstärkten Zuwanderung führen könnten?

8) Während der DDR war der Betrieb zuständig für das kulturelle Angebot der Stadt.Wie verlief der Transformationsprozess nach der Wende?Was blieb davon übrig? Hat sich das Angebot erhöht?Wie steht Eisenhüttenstadt im Vergleich zu anderen Mittelzentren da?Liegen im Kulturangebot Potentiale für Eisenhüttenstadt?

9) Hat das Kulturangebot angesichts der prekären Lage am Arbeitsmarkt noch denselben Stellenwertwie zur Zeit der DDR?

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II. Fragen zu den ökonomischen Bedingungen

1) Das Stahlwerk EKO stellt etwa 3.000 der insgesamt 19.000 Arbeitsplätze in Eisenhüttenstadt undist damit der größte Arbeitgeber in Ostbrandenburg.Wie hoch war die Anzahl der Beschäftigten im EKO-Stahlwerk zur Zeit der DDR? Wieviele Ar-beitsplätze gab es in Eisenhüttenstadt außerhalb der Stahlbranche und in welchen Bereichen?

2) Wie sind die Arbeitsplätze heute strukturiert? Wieviele gibt es jeweils im primären, sekundären undtertiären Sektor?

3) Welche weiteren Schlüsselindustrien haben sich angesiedelt? Wieviele Arbeitsplätze wurden durchsie geschaffen?

4) Durch die Fusion der Stahlfirmen Usinor (zu dem EKO mittlerweile gehört), Acerali (Spanien)und Arbed (Luxemburg) scheint die Zukunft des Stahlwerks vorerst gesichert zu sein.Wird die Fusion eine Rationalisierung von Arbeitsplätzen zur Folge haben?

5) Wie ist die Wettbewerbsposition von EKO-Stahl bundesweit / weltweit? Ist die Stahlindustrie auflange Sicht zukunftsfähig? Wie essentiell ist das Überleben des Stahlwerks für Eisenhüttenstadt?

6) Laut Beurteilung zum Ideenwettbewerb “Stadt 2030” liegen zukünftige wirtschaftliche Potentialefür Eisenhüttenstadt im Bereich Dienstleistung, Altersbezogene Dienste (Gesundheitspflege) sowiein der IT und High-Tech Branche.Wie sehen konkrete Maßnahmen hinsichtlich der Nutzung dieser Potentiale aus?

7) Welche weiteren Wirtschaftszweige werden gezielt gefördert? Welche Strategien gibt es, um neueUnternehmen in Eisenhüttenstadt anzusiedeln?

8) Worin liegen die Vorteile für ein Unternehmen sich in Eisenhüttenstadt niederzulassen im Ver-gleich zu anderen umliegenden Städten?

III. Fragen zur Wohnungsmarktsituation

1) Von den 21.864 Wohnungen in Eisenhüttenstadt stehen knapp 3.700 (etwa 17%) leer.Wieviele Wohnungen sind davon noch bewohnbar? Wie hoch ist die Anzahl der noch sanierbarenWohneinheiten?

2) Wieviel Leerstand gab es bereits zur Zeit der DDR? Wie sah die Leerstandsentwicklung unmittel-bar nach der Wende im November 1989 aus?

3) In anderen Städten der Neuen Bundesländer bezieht sich die Leerstandsproblematik auf denAltbaubestand sowie auf die Plattenbauten. Wie verteilt sich der Leerstand in Eisenhütten-stadt? Gibt es überhaupt Altbauten im Geschosswohnungsbau?

4) Welche der Wohnkomplexe stehen unter Denkmalschutz und seit wann? Worauf beschränkt sichder Denkmalschutz genau (Fassade, Entkernung etc.)? In welchem Rahmen wird die Sanie-rung von denkmalgeschützten Wohnbauten zusätzlich subventioniert?

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5) Was sind die Kosten pro m² sanierter Wohnfläche / Kosten pro m² bei Abriss? Wie hoch ist dieSubventionierung?

6) In welchem Maße steigen die Mieten nach der Sanierung? In welchem Rahmen ist dieses gegenüberdem Bürger finanziell zumutbar – wer kann es sich leisten?

7) Wie sieht der aktuelle Mietspiegel der unterschiedlichen Wohnungstypen aus? Nach demMietspiegel teilen sich die am Markt angebotenen Wohnungen in drei Kategorien, wo befinden sich,örtlich gesehen, die unterschiedlichen Wohnlagen? Wie steht Eisenhüttenstadt im bundesweitenVergleich da?

8) Wie vollzog sich die Privatisierung der drei Wohnungsunternehmen (Wohnungsbaugenossenschafte. G., Gebäudewirtschaft GmbH, Oder – Immobilien GmbH & Co. KG) nach der Wende? Exi-stierten sie bereits zur Zeit der DDR? Wenn nicht, nach welchen Kriterien wurden die Wohnungenverteilt?

9) Wie groß ist der jeweilige Anteil der drei Wohnungsunternehmen am Wohnungsmarkt und wiehoch ist der jeweilige Leerstand? Wieviele Wohnungen sind in privatem Besitz?

10) Wie sind die Wohnungen örtlich auf die Wohnungsunternehmen aufgeteilt? Gibt es weitereWohnungsunternehmen?

11) Wie hoch sind die Altschulden auf den Wohnungen? Wie wirken sich diese zusätzlichen Belastun-gen auf die Wohnungsunternehmen aus?

12) Wieviel Prozent Leerstand ist existenzbedrohend für die Wohnungsunternehmen? Gibt es Unter-nehmen die bereits kurz vor dem Konkurs stehen?

IV. Fragen zur Stadtentwicklung

1) Laut dem Stadtumbaukonzept der BSM mbH ist eine Weiterentwicklung von Eisenhüttenstadt zueinem zusammenhängenden Stadtgebiet nicht mehr möglich. Eher wird angestrebt, dass die vierGebiete (Mitte, Fürstenberg, Schönfließ, Diehlo) eigenständige und abgeschlossene Stadträumebleiben und durch das Straßennetz sowie Grünzonen in Beziehung zueinander stehen.Gibt es weitere Leitbilder für den zukünftigen Stadtumbau?

2) In anderen, vom Leerstand bedrohten, ostdeutschen Städten liegen die Maßnahmen des Stadt-umbaus in der Sanierung und dem Abriss von Wohnungen sowie der Wohnumfeldverbesserung.

3) Wo liegt der Schwerpunkt in Eisenhüttenstadt? Gibt es weitere Strategien? In dem Beitrag “Derletzte Monolith” (Bauwelt 10; 1992) bewertet Wolfgang Kil die WohnbedingungenEisenhüttenstadts. Er spricht von “einem Wohnumfeld von beträchtlichen Qualitäten, einer differenzierten,gut funktionierenden Verkehrsstruktur” sowie von “großzügigen Grünhöfen”, die ein fußläufiges Wegenetzbeinhalten und somit ein “Wohnen im Grünen” ermöglichen.Sind diese Qualitäten auch heute noch vorhanden? Sind sie vielleicht durch Abriss oder Wegzug derBewohner gefährdet?

4) Welche weiteren Akteure außer der Stadt, den Planungsbüros und den Wohnungsunternehmen sindam Stadtumbau beteiligt?

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5) Gibt es eine Bürgerbeteiligung? Decken sich die Auffassungen der Bürger bezüglich des Stadt-umbaus mit denen des Stadtplanungsamtes?

6) Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Akteuren? Sperren sich Wohnungs-eigentümer (Wohnungsunternehmen, Privatpersonen) gegen bevorstehenden Abriss? Wie wird mitihnen verfahren?

7) Wird Abriss als Maßnahme in Eisenhüttenstadt in Erwägung gezogen? Wenn ja, wie soll der Abrissaussehen? In welchen Bereichen würde abgerissen werden müssen? Betrifft es ganze, zusammen-hängende Gebiete oder nur einzelne Objekte (flächenhafter oder punktueller Abriss)?

8) Was entsteht auf den Grundstücken der abgerissenen Wohngebäude? Ist Begrünung die einzigeMaßnahme?

9) Ein massives Problem ostdeutscher Städte ist der Umzug vieler Bürger in die Einfamilienhaus-siedlungen des Umlands. Wie hoch ist der Bedarf an Einfamilienhäusern in Eisenhüttenstadt? Wiesieht die Zukunftstendenz aus?

10) Gibt es von Eisenhüttenstadt ausgewiesene Bauflächen für zukünftige Einfamilienhaussiedlungenum den Bürger an die Stadt zu binden? Befinden sich diese Bauflächen eher in neu erschlossen Ge-bieten oder auf vorhandenen Brachflächen?

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Literaturliste

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Arbeitsgruppe Stadtgeschichte (Hg.) Eisenhüttenstadt-Berlin: “Eisenhüttenstadt – ‚Erste sozialistischeStadt Deutschlands’”, Verlag: be.bra verlag GmbH, Berlin-Brandenburg 1999

Barth, Holger (Hg.): “Grammatik sozialistischer Architekturen – Lesearten historischer Städtebau-forschung”, Dietrich Reimer Verlag GmbH, Berlin 2001

B.B.S.M. (Brandenburgische Beratungsgesellschaft für Stadtentwicklung und Modernisierung mbH, Pots-dam) und BSM. (Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und Modernisierung mbH): “Stadtumbau-konzept Eisenhüttenstadt 2015 / LDS Brandenburg”, ohne Datum [BBSM]

Böhme, Ulrich: “Daten zum Leerstand von Wohnungen mit Anmerkungen”, in: DASL: “SchrumpfendeStädte fordern neue Strategien für die Stadtentwicklung. Aus dem Leerstand in neue Qualitäten? Materia-lien zum wissenschaftlichen Colloquium 2001 in Leipzig”

Borst, Renate: “Volkswohnungsbestand in Spekulantenhand? Zu den möglichen Folgen der Privatisie-rung von ehemals volkseigenen Wohnungen in den neuen Bundesländern”, in: Häußermann, Hartmut;Neef, Rainer (Hg.): “Stadtentwicklung in Ostdeutschland. Soziale und räumliche Tendenzen”, Westdeut-scher Verlag, Opladen 1996

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: “Raumordnungsbericht 2000”

Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen: “Wohnungswirtschaftlicher Strukturwandelin den neuen Bundesländern”, in: DASL: “Schrumpfende Städte fordern neue Strategien für die Stadtent-wicklung. Aus dem Leerstand in neue Qualitäten? Materialien zum wissenschaftlichen Colloquium 2001 inLeipzig”

Busmann, Friedrich: “Altstadt und Neustadt. Plädoyer für den Stadtzusammenhang”, in: Stadtbauwelt24/2001

CD “Eisenhüttenstadt – Stadt mit Zukunft”, Stand: 21.7.2000, Hg.: Stadtverwaltung Eisenhüttenstadt[CD EH]

Daldrup, Lüttke: “Vorwort”, in: Beiträge zur Stadtentwicklung 30, Stadt Leipzig, November 2000

Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL): “Leipziger Erklärung”, in: DASL:“Schrumpfende Städte fordern neue Strategien für die Stadtentwicklung. Aus dem Leerstand in neueQualitäten? Materialien zum wissenschaftlichen Colloquium 2001 in Leipzig”

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Eekhoff, Johannes: “Planungssicherheit statt neuer Subventionen”, in: Stadtbauwelt 24/2001

Eichstätt, Wulf: “Planung mit erhöhtem Risiko”, in: Stadtbauwelt 24/2001

Fischer, Ralf-Joachim: “Chemnitz. Gründerzeit und Plattenbaugebiet. Idee einer Abrissgesellschaft”, in:Stadtbauwelt 24/2001

GdW Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen e.V.: “Vom Leerstand zum Notstand? – DieZukunft ostdeutscher Städte sichern”, in: DASL: “Schrumpfende Städte fordern neue Strategien für dieStadtentwicklung. Aus dem Leerstand in neue Qualitäten? Materialien zum wissenschaftlichen Colloquium2001 in Leipzig”

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Van Geisten, Cornelius: “Die Platte ist nicht das Problem”, in: Foyer Mai 2001

Verband deutscher Hypothekenbanken: “Trends der Bevölkerungsentwicklung und ihr Einfluss auf denBedarf an Wohnraum”, in: DASL: “Schrumpfende Städte fordern neue Strategien für die Stadtentwick-lung. Aus dem Leerstand in neue Qualitäten? Materialien zum wissenschaftlichen Colloquium 2001 inLeipzig”

Wartmann, Volker: “Letzte Rettung? Wohnungsabriss pro und contra?”, in: DASL: “Schrumpfende Städ-te fordern neue Strategien für die Stadtentwicklung. Aus dem Leerstand in neue Qualitäten? Materialienzum wissenschaftlichen Colloquium 2001 in Leipzig”

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Svenja Becker • Cécile Böhmer-HerbinKerstin Sailer • Matthias Sturm

Internetseiten

http://www.eisenhuettenstadt.de

http://www.landkreis-oder-spree.de

http://www.multimedia-ffo.de/Stadtspiegel_Eisenhuettenstadt_Oktober_2001.html

http://www.stadtumbau.de

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