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Modellbahn: Fahrzeuge 110 H0-Ellok-Test der DB-118 von Märklin, Piko und Roco Ein Urahn der Stromlinienidee Ein Verkaufsschlager waren Modelle der Bau- reihe E 18 bzw. spätere 118 schon immer. Das war auch der Firma Piko bewusst, als deren Entscheidung für eine Neukonstruktion fiel. Das zeitgemäße Ellokmodell muss nun zeigen, ob es die bewährten Triebfahrzeuge von Märklin und Roco vom Markt verdrängen kann W elcher H0-Modelleisen- bahner oder -sammler hat nicht zumindest eine E 18/118 von Märklin, Rivarossi oder Roco in seinem Bestand? Diese Mo- delle sind aber sicherlich schon älte- ren Baujahres. Insofern könnte man die Sammlung um modernere Mo- delle erweitern, denn Piko hat eine Neukonstruktion herausgebracht. Wert ist es diese Baureihe allemal, denn sie war auch beim Vorbild ein Aushängeschild der Reichsbahn: Ab 1935 lieferte AEG insgesamt 53 die- ser damals modernen Elloks. Heraus- ragendes Merkmal dieser Baureihe waren die elegante Optik mit gerun- deten Fronten und der durchge- hende Lokrahmen in Schweißausfüh- rung. Für innovative Details erhielt die Lok drei GrandPrix bei der Welt- ausstellung 1937 in Paris. Insgesamt erwies sich diese Baureihe als so robust, dass für die DB selbst noch während der Epoche IV die gute alte 118 unentbehrlich schien, obwohl in der Zwischenzeit schon wesentlich modernere Schnellzuglokomotiven verfügbar waren. Erst 1984 wurden die letzten ihrer Art auf Bundesbahn- Gleisen ausgemustert. TECHNISCHE WERTUNG Konstruktiver Auau Alle Hersteller griffen auf bewährte Konstruktionsprinzipien zurück: Der Hauptrahmen aus Metalldruckguss mit längs liegendem Motor und da- rüber liegender Platine ist bei allen Anbietern Standard. Alle wählten Drehgestell-Konfigurationen für die Treibradsätze ihrer Modelle. Märklin – Der Hauptrahmen besteht aus Metall. In diesen sind die Öffnungen eingelassen, die die beiden Drehgestelle aufnehmen. An den Antriebsdrehgestellen sind die Lenkgestelle angebracht. Märklin- typisch ist nur eines der beiden Drehgestelle angetrieben. Direkt ans Getriebe ist ein Standardmotor ange- flanscht. Das heißt, dass sich der Mo- tor analog zu den Schwenkbewegun- gen des Drehgestells mitbewegt. Beide angetriebenen Radsätze sind mit Haftreifen belegt. Außen am Rah- men sind die Kunststolenden ange- setzt, die den Außenrahmen zur Auf- nahme der vier Treibachsen darstellen. An den Enden des Hauptrahmens sind Kunststoff-Baugruppen mit den darin integrierten Pufferträgern an- geklipst. Ansonsten gibt sich das Chassis recht aufgeräumt. Flach am Chassis sitzen an den Fronten die Pla- tinen mit den Leuchtdioden zur Be- feuerung der Frontscheinwerfer. Diese Platinen sind mittels Einzel- drähten mit der Hauptplatine gegen- über des Antriebsblocks verbunden. In einer 22-poligen Schnittstelle sitzt unterhalb der Platine der Soundde- coder. Darunter im Chassis ist der Lautsprecher eingebaut. Ein großer Kontaktpad auf der Platine und eine Kontaktzunge innerhalb des Daches erlauben einen Oberleitungsbetrieb. Gemäß Märklin-Standard besteht der einteilige Auau aus Metallguss, der durch eine zentrale Schraube auf dem Chassis fixiert wird. Nur wenige Anbauteile wie Fenster, Innenein- richtung, Dachisolatoren und Führer- standsaufstiege sind Kunststoff- Spritzteile. Seitlich federnd sind im Vorlaufgestell Normschächte einge- baut, in denen Märklin-Kurzkupplun- gen eingeschoben sind – eigentlich überflüssig, denn die Frontkante des Schachtes ragt drei Millimeter über die Pufferbohle. Piko – Modern im Konzept ist das Modell aus Sonneberg. Auch hier gibt es einen Hauptrah- men aus Metall. Von unten wird der Rahmen von einem Kunststoffspritz- gussteil eingekleidet. Dieser umfasst Pufferträger, Außenrahmenwangen der Antriebsachsen sowie vorbildge- recht auch den Rahmen, auf dem der Auau gesetzt wird. In den Haupt- rahmen sind die beiden Drehgestelle eingelassen, die beide angetrieben werden. Folgerichtig liegt der Stan- dardmotor mit Doppelschwung- scheiben mittig im Rahmen. Das Antriebsmoment wird vom Mo- tor durch Kardanwellen an die Schne- cken der Antriebsgestelle weiterge- geben. Über dem Motor ist eine dicht gepackte Leiterplatte montiert. Einige Drähte führen zu den Front- platinen, auf denen die Leuchtdio- den für die Zugspitzenbeleuchtung montiert sind. In die Leiterplatte

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  • Modellbahn: Fahrzeuge

    110

    H0-Ellok-Test der DB-118 von Märklin, Piko und Roco

    Ein Urahn der Stromlinienidee

    Ein Verkaufsschlager waren Modelle der Bau-reihe E 18 bzw. spätere 118 schon immer. Daswar auch der Firma Piko bewusst, als derenEntscheidung für eine Neukonstruktion fiel.Das zeitgemäße Ellokmodell muss nun zeigen,ob es die bewährten Triebfahrzeuge von Märklin und Roco vom Markt verdrängen kann

    Welcher H0-Modelleisen-bahner oder -sammler hatnicht zumindest eine E 18/118 von Märklin, Rivarossi oderRoco in seinem Bestand? Diese Mo-delle sind aber sicherlich schon älte-ren Baujahres. Insofern könnte mandie Sammlung um modernere Mo-delle erweitern, denn Piko hat eineNeukonstruktion herausgebracht.Wert ist es diese Baureihe allemal,denn sie war auch beim Vorbild einAushängeschild der Reichsbahn: Ab1935 lieferte AEG insgesamt 53 die-ser damals modernen Elloks. Heraus-ragendes Merkmal dieser Baureihewaren die elegante Optik mit gerun-deten Fronten und der durchge-hende Lokrahmen in Schweißausfüh-rung. Für innovative Details erhielt

    die Lok drei GrandPrix bei der Welt-ausstellung 1937 in Paris. Insgesamterwies sich diese Baureihe als so robust, dass für die DB selbst nochwährend der Epoche IV die gute alte118 unentbehrlich schien, obwohl inder Zwischenzeit schon wesentlichmodernere Schnellzuglokomotivenverfügbar waren. Erst 1984 wurdendie letzten ihrer Art auf Bundesbahn-Gleisen ausgemustert.

    TECHNISCHE WERTUNG

    Konstruktiver AufbauAlle Hersteller griffen auf bewährteKonstruktionsprinzipien zurück: DerHauptrahmen aus Metalldruckgussmit längs liegendem Motor und da-rüber liegender Platine ist bei allen

    Anbietern Standard. Alle wähltenDrehgestell-Konfigurationen für dieTreibradsätze ihrer Modelle.

    Märklin – Der Hauptrahmenbesteht aus Metall. In diesen

    sind die Öffnungen eingelassen, diedie beiden Drehgestelle aufnehmen.An den Antriebsdrehgestellen sind dieLenkgestelle angebracht. Märklin- typisch ist nur eines der beiden Dreh gestelle angetrieben. Direkt ansGetriebe ist ein Standardmotor ange-flanscht. Das heißt, dass sich der Mo-tor analog zu den Schwenkbewegun-gen des Drehgestells mitbewegt.Beide angetriebenen Radsätze sindmit Haftreifen belegt. Außen am Rah-men sind die Kunststoffblenden ange-setzt, die den Außenrahmen zur Auf-nahme der vier Treibachsen darstellen.

    An den Enden des Hauptrahmenssind Kunststoff-Baugruppen mit dendarin integrierten Pufferträgern an-geklipst. Ansonsten gibt sich dasChassis recht aufgeräumt. Flach amChassis sitzen an den Fronten die Pla-tinen mit den Leuchtdioden zur Be-feuerung der Frontscheinwerfer.Diese Platinen sind mittels Einzel-drähten mit der Hauptplatine gegen-über des Antriebsblocks verbunden.In einer 22-poligen Schnittstelle sitztunterhalb der Platine der Soundde-coder. Darunter im Chassis ist derLautsprecher eingebaut. Ein großerKontaktpad auf der Platine und eineKontaktzunge innerhalb des Dacheserlauben einen Oberleitungsbetrieb.

    Gemäß Märklin-Standard bestehtder einteilige Aufbau aus Metallguss,der durch eine zentrale Schraube aufdem Chassis fixiert wird. Nur wenigeAnbauteile wie Fenster, Innenein-richtung, Dachisolatoren und Führer-standsaufstiege sind Kunststoff-Spritzteile. Seitlich federnd sind imVorlaufgestell Normschächte einge-baut, in denen Märklin-Kurzkupplun-gen eingeschoben sind – eigentlichüberflüssig, denn die Frontkante desSchachtes ragt drei Millimeter überdie Pufferbohle.

    Piko – Modern im Konzept istdas Modell aus Sonneberg.

    Auch hier gibt es einen Hauptrah-men aus Metall. Von unten wird derRahmen von einem Kunststoffspritz-gussteil eingekleidet. Dieser umfasstPufferträger, Außenrahmenwangender Antriebsachsen sowie vorbildge-recht auch den Rahmen, auf dem derAufbau gesetzt wird. In den Haupt-rahmen sind die beiden Drehgestelleeingelassen, die beide angetriebenwerden. Folgerichtig liegt der Stan-dardmotor mit Doppelschwung-scheiben mittig im Rahmen.

    Das Antriebsmoment wird vom Mo-tor durch Kardanwellen an die Schne-cken der Antriebsgestelle weiterge-geben. Über dem Motor ist einedicht gepackte Leiterplatte montiert.Einige Drähte führen zu den Front-platinen, auf denen die Leuchtdio-den für die Zugspitzenbeleuchtungmontiert sind. In die Leiterplatte

    em_2018_12_110_117_eisenbahn magazin 18.10.18 15:02 Seite 110

  • kann ein 22-poliger Decoder einge-setzt werden. Ein nachrüstbarerLautsprecher findet im Rahmen hin-ter einem der Antriebsblöcke Platz.Ein Oberleitungsbetrieb ist mit die-sem Modell nicht möglich.

    Das Gehäuse der Lok ist ein Kunst-stoff-Spritzgussteil mit feinsten De-tails. Abgehoben wird es durch denEinsatz zweier mitgelieferter Schlüs-sel. Außer den Stromabnehmern sindam Aufbau ausschließlich Kunststoff-Teile verbaut. Wie nicht anders zu er-warten, verfügen die Fronten übereine saubere Kurzkupplungskinema-tik mit Normschächten, die mit derPufferbohle abschließen. Eingestecktsind gewöhnliche Bügelkupplungen.

    Roco – Vom Konzept her istdieses Modell dem Konkurren-

    ten von Piko recht ähnlich – und das

    trotz des wesentlich höheren Altersder Grundkonstruktion. Erwähnens-wert ist hier der Roco-eigene Motor.Bei diesem Modell ist eine achtpoligeSchnittstelle nach NEM 652 verbaut.Ein Lautsprecher fände über einemder Getriebekästen Platz. Auch dieseEllok kann nicht über Oberleitungund Pantografen betrieben werden.

    Das Gehäuse wird einfach durch Ab-spreizen abgenommen. Der Träger-rahmen für den Aufbau ist als schmaleLeiste an der Gehäuseunterkante mit-angespritzt. Ebenfalls komplett ausKunststoff ist der Aufbau am Roco-Modell. Dem Modell wurden ebenfallsKinematik mit Normschacht und Bügelkupplungen spendiert.

    MaßgenauigkeitAlle Hersteller halten die Maße desVorbilds genau ein, was die Werte in

    der Tabelle unterstreichen. Abwei-chungen zum Vorbild bewegen sichim Zehntelmillimeter-Bereich.

    Märklin – Erfreulich, dass dieGöppinger alle Abmessungen

    sehr gut einhalten. Nur die Räder sindim Durchmesser etwas klein, treffenaber immer noch den Mindestdurch-messer abgefahrener Radreifen. Da-für liegt die Pufferhöhe Märklin-typisch um 0,4 Millimeter zu hoch.Dass manche bruchanfälligen Kom-ponenten stabiler umgesetzt sind alsbei den Konkurrenten, ist der Philo-sophie des Herstellers geschuldet, robuste Modelle herzustellen.

    Piko – Maßlich nichts auszu-setzen gibt es an diesem Mo-

    dell. Alle Dimensionen sind stimmig.Die Bemühung, alle Komponentender Ellok möglichst in vorbildge-

    rechten Abmessungen umzusetzen,resultiert in einer gewissen Filigrani-tät des Modells.

    Roco – Auch bei diesem Mo-dell sind keine Maßabweichun-

    gen zu konstatieren. Da die Zurüst-komponenten etwas stärker dimen-sioniert sind, ist dieses Modell insge-samt etwas grober und robuster alsder Mitbewerber aus Sonneberg.

    LangsamfahrtverhaltenMärklin – Schleichfahrten lie-gen dieser Ellok gar nicht. Das

    kommt besonders im analogen Be-trieb zum Ausdruck. Der Decoderbremst die Lok ziemlich ein. Aller-dings wird durch das Mittelleitersys-tem in allen Situationen Spannungsicher von den Leiterbahnen abge-nommen, so dass ein ruckfreies Fah-ren gewährleistet ist.

    DB-Baureihe 118 im H0-Test

    111eisenbahn magazin 12/2018

    Fakten zu den H0-ModellenMärklin 118 028-0 DB Piko 118 020-7 DB Roco 118 044-7 DB

    Artikelnummer 37685 51860 62633(erstes) Baujahr 2017 (2011) 2018 2011 (1977)

    Stromsystem Wechselstrom/Digitalmit Sound

    Gleichstrom analog Gleichstrom analog

    Motor/Schwungmasse Standardmotor/eine Standardmotor/zwei Standardmotor/zwei

    Getriebe Schnecke/StirnräderKardanwellen auf zweiSchnecken/Stirnräder

    Kardanwellen aufSchnecken/Stirnräder

    angetriebene Radsätze 2 4 4Haftreifen 4 2 2 Digitalschnittstelle Motorola/mfx PluX22 NEM 652Eigenmasse 569 g 542 g 470 gPreis (UvP) 329,99 € 169,99 € 184,00 €*

    Verglichen & gemessen

    Die Roco-Ellok der Baureihe E 18/118 rollte1977 erstmals auf die H0-Gleise und er-

    schien seither in unzähligen Varianten vonDRG, DB – wie abgebildet – sowie DR.

    Bei diesem Test steht sie allerdings als Mo-dell des Baujahres 2011 in den Startlöchern

    Startaufstellung des Ellok-Tests zur Bundes-bahn-Baureihe 118 mit den H0-Modellen vonPiko (links), Roco (Mitte) und Märklin

    Ott

    o H

    umba

    ch* letzter Listenpreis

    em_2018_12_110_117_eisenbahn magazin 18.10.18 15:02 Seite 111

  • Piko – Wunderbar sanft setztsich diese Ellok in Bewegung.

    Dazu bedarf es Regler, die sehr sen-sibel einstellbar sind und schon beigeringster Reglerverstellung Fahr-spannung bereitstellen. ManchTrafo gibt als geringste Spannung1,7 Volt ab. Da ist die Lok schon mitumgerechnet 7 km/h unterwegs.Bei 1,3 Volt schleicht sie mit ange-nehmen 1,4 km/h übers Gleis.Durch die gute Stromabnahmemacht langsames Fahren mit die-sem Modell viel Spaß!

    Roco – Kaum schlechter alsdas Piko-Modell ist die Berg-

    heimerin in dieser Disziplin unter-wegs. Zwar spricht die Lok erst bei2,5 Volt an, schleicht aber sodann mit

    1,8 km/h ähnlich langsam wie diePiko-Lok über die Gleise. Selbst die nur sechs stromabnehmendenRäder (die Haftreifen-bestücktennicht mitgezählt) wirken sich nichtnachteilig aus.

    StreckenfahrtverhaltenDurch die Drehgestellkonstruktionder drei Fahrwerke kommen die Loksauch mit engeren Radien gut zu-recht. Durch die abgerundeten Fron-ten fallen die Überhänge auch in en-geren Kurven nicht so deutlich auf.

    Märklin – In der getesteten Di-gitalversion zeigt das Modell

    in dieser Disziplin gute Werte. Lang-sam setzt sich die Lok in Bewegung.Erst nach einigen Sekunden erreicht

    die 118 ihr volles Tempo von umge-rechnet 200 km/h bei eingestellterFahrstufe 28. Im analogen Betriebgibt sich die Lok schon zahmer: Dannstehen bei 16 Volt gerade mal 170 km/h an. Durch ihr hohes Eigen-gewicht und die höheren Spurkränzesteht die Lokomotive absolut sicherim Gleis. Kraftvoll, aber auch leiserollt das Modell dahin.

    Piko – Auch hier zeigt das Son-neberger Produkt seine

    Stärke: Analog betrieben wird beizwölf Volt Fahrspannung genau dieVorbildgeschwindigkeit erreicht. Esist eine reine Freude, wie leise derAntrieb seiner Arbeit nachgeht. „Sei-diger“ kann ein Lokmodell heutzu-tage nicht unterwegs sein!

    Roco – Diese Lok ist im Ver-gleich zu den Kontrahentinnen

    eher ein Leichtgewicht. Doch fahr-technisch ist auch an diesem Modellnichts auszusetzen. Der Antrieb wer-kelt Roco-typisch mit zufriedenemSurren. Allerdings erreicht diese Kon-struktion die Vorbildgeschwindigkeitnicht ganz, was Punktabzug bringt.

    AusrollverhaltenMärklin – Bei Spannungsun-terbrechung schafft das

    Schwergewicht enorme 40 Zentime-ter Auslauf, digital betrieben sogar65 Zentimeter, was bei kurz bemes-senen Abschaltstrecken im Blockbe-trieb auf der Anlage nachteilig seinkann, weil der spannungslos geschal-tete Bereich dadurch überrollt wird.Insofern kann auch ein Zuviel desGuten zur Abwertung führen.

    Piko – Dieses Testkriterium istdie einzige schwache Disziplin

    dieser Ellok. Nur wenige Zentimeterbeträgt der Auslauf aus zwölf Volt,wenn die Spannung schlagartig ab-bricht. Damit wird eine eher abrupteNotbremsung hingelegt.

    Roco– Recht gut ist der Auslaufvon 25 Zentimetern, was sich

    in brauchbaren Dimensionen bewegt.

    ZugkraftMärklin– Hier zeigen die Göp-pinger, was sie drauf haben.

    Obwohl nur ein Drehgestell angetrie-ben ist, ist die Schwäbin eindeutigerSieger in dieser Disziplin. 300Gramm Zuglast schleppt die Ellokweg, wenn das angetriebene Drehge-stell in Fahrtrichtung voraus einge-setzt wird, denn die vier Antriebsrä-der sind komplett haftreifenbewehrt.Führt das leerlaufende Drehgestell,liegt die Zugkraft noch immer bei 275 Gramm. Damit ist ein längererReisezug von zehn vierachsigen Wa-gen überhaupt kein Problem.

    Piko – Immerhin 150 GrammZuglast bringt 118 020 an den

    Haken. Das genügt für sechs bis sie-ben leicht laufende Reisezugwagen.Zwei diametral an den äußeren Treib-radsätzen angebrachte Haftreifenhelfen der Zugkrafterhöhung.

    Roco – Das ist die einzigeSchwachstelle der Salzburge-

    rin. Schon die geringe Eigenmassevon 470 Gramm lässt eine kleinereZugkraft erwarten. So bringt es 118 044 gerade mal auf 100 GrammZuglast. Da wird die Lok wohl Vor-spann benötigen, um einen vorbild-

    Modellbahn: Fahrzeuge

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    Ein robustes Äußeres, stabile Dachaufbauten und elektrischfunktionsfähige Scherenstromabnehmer bietet die Märklin-118

    Weitaus filigraner wirkt Pikos Ellok, bei der zahlreiche Detailsund die schmucken Pantografen vom Typ SBS 39 begeistern

    Auch wenn die Basiskonstruktion der Roco-118 vier Jahrzehnte zu-rückliegt, wurde seither vieles durch Modellpflege verbessert

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  • gerecht-langen Reisezug befördernzu können. Wird die Ellok mit denHaftreifen zur Zugseite aufgegleist,ist die Zugkraft etwas höher.

    StromabnahmeMärklin – Zwölf Fahrspan-nung abgreifende Räder, acht

    Strom übertragende über die Achsendirekt auf Masse, obwohl vier Rädermit Haftreifen belegt sind, währenddie Vorlaufradsätze durch Bronze-Blattfedern Strom von den Achsenaufs Chassis leiten – das ist doch einegute Basis für eine perfekte Strom-abnahme. Dazu tun gut gefederteAchsen und ein Skischleifer für diezentrale Stromabnahme ein Übriges.

    Piko – Auch wenn der Gleich-stromlok ein Mittelschleifer

    fehlt: Mit zwölf Strom abnehmendenRädern, die allesamt satt im Gleis lie-gen und immer Kontakt zu den Schie-nen haben, wird selbst das Rangierenmit diesem Modell zum Genuss. Vonden Innenseiten der Spurkränze grei-fen Federbleche, die an den Seiten-wänden der Getriebeblöcke befestigtsind, zuverlässig Spannung ab. Unter-stützt werden die Treibradsätze vonden Vorläufern, die ebenfalls mit je einem Federblech zur Stromab-nahme herangezogen werden. Da beiallen sechs Radsätzen die Kontaktie-rung an der Innenseite der Räder er-folgt, ist die Verschmutzungsgefahrder Federbleche recht gering.

    Roco – Etwas schwerer tut sichdas Altbau-Modell in dieser Dis-

    ziplin. Zwar sind vier Radsätze immernoch genug, um sicher über Weichenund kurze stromlose Stellen zu rollen,aber da zwei Räder an einer AchseHaftreifen tragen, ist die sichereStromabnahme nur von sechs Rädernwirklich gegeben. Da nützt auch die

    gut gefederte Chassis-Konstruktionwenig. Bei längeren stromlosen oderverschmutzten Stellen kann es da-durch schon mal zu leichten Ausset-zern kommen. Ähnliche Kontaktble-che wie am Piko-Modell sind auch hierverbaut, allerdings nur an den An-triebsradsätzen. Die Vorläufer über-nehmen keine elektrische Funktion.

    WartungsfreundlichkeitHier liegen die drei Konkurrentengleichauf, jedoch mit unterschiedli-chen Vorteilen bei jedem der Proban-den. Haftreifen können bei allen ge-tauscht werden, indem man dieBodenplatten abschraubt und denbetreffenden Radsatz herauszieht.

    Märklin – Eine zentraleSchraube löst das Gehäuse

    vom Chassis, der offenliegende Mo-tor kann durch Lösen zweier Kreuz-schlitzschrauben vom Getriebe ge-löst werden. Zum Lautsprecherkommt man durch Lösen von weite-ren zwei Schrauben der Hauptplatine.Noch einfacher ist der Haftreifen-tausch an dieser Lok: Die angesteck-ten Fahrwerksblenden nach unten ab-ziehen und schon können dieGummiringe getauscht werden; man

    muss die Bodenplatte des Drehge-stells dafür nicht unbedingt abschrau-ben.

    Als Betriebs- und Serviceanleitungliegt ein achtsprachiges Heft mit 32Seiten bei. So gibt es je Sprache nurwenig Information. Zwei Seiten infor-mieren über Decodereinstellungenund digital schaltbare Funktionen. Ei-nige Zeichnungen am Heftende ge-ben weitere Wartungsanweisungen.Zudem ist hier eine dürftige Ersatz-teilliste hinterlegt. Ein zweites Heft„Spielewelt Elektrolokomotive“ gibtHinweise zum Spiel in Verbindungmit der CentralStation. Gut geschütztwird das Modell im Überkarton mittransparentem Tiefziehbehälter samtTransparentschuber. In einer Nischeunter der Lok findet man ein Schäch-telchen mit den Betriebsanleitungen.

    Piko – Abziehen kann man dasGehäuse , indem man die bei-

    den beiliegenden Montageschlüsseleinsteckt. Durch Lösen von vier Plati-nenschrauben gelangt man an denMotor. Diesem Modell ist ein viersei-tiges Faltblatt als Bedienungsanlei-tung beigelegt. Neben Montage- undWartungsanleitung enthält es in kom-pakter Form auch die Ersatzteilliste.

    Ein viersprachiges Heftchen mit zwölfSeiten gibt allgemeine Wartungsan-weisungen. Ein Karton umhüllt denBeipack wie bei Märklin. Der transpa-rente Tiefzieheinsatz liegt ebenfallsim Überkarton. Dieser Einsatz ist dies-mal mit einem schwarzen Gleis aus-gestattet, der das Modell sicher in derVerpackung fixiert.

    Roco – Durch einfaches Auf-spreizen wird das Gehäuse ab-

    gezogen. Zum Motor gelangt manüber Schraubverbindungen. Ein zwölf-seitiges Faltblatt in drei Sprachen gibtWartungsanweisungen und eine An-leitung zum Decodereinbau. Ein wei-teres Blatt dient der Ersatzteilsuche.Die Lok wird durch einen Schaumstof-feinsatz und eine Transparenthaubezum Schutz der Dachaufbauten gutvor Erschütterungen geschützt.

    TECHNISCHE WERTUNG

    Märklin (1,9)

    Piko (1,4)

    Roco (2,1)

    ERGEBNIS

    DB-Baureihe 118 im H0-Test

    Maßtabelle Ellok-Baureihe 118 DBMaße in mm Vorbild 1:87 Märklin Piko RocoLänge über Puffer 16.920 194,5 194,5 194,7 194,5Dachhöhe über SO 4.300 49,4 49,5 49,5 49,5Pufferhöhe über SO 1.050 12,1 12,4 12,0 12,0Lokkastenbreite 3.110 35,7 37,5 35,6 36,0Lokgesamtachsstand 12.800 147,1 147,8 148,0 147,9Treibachsstand 2.100/3.000 24,1/34,5 24,0/34,5 24,0/34,3 24,0/ 34,5Achsstand Treib-/Vorlaufradsatz 2.800 32,2 33,0 32,0 32,0Treibraddurchmesser 1.600 18,4 17,9 18,4 18,3Laufraddurchmesser 1.000 11,5 10,6 11,4 11,4 Spurkranzhöhe – – 1,2 1,0 1,2

    Verglichen & gemessen

    Lenz-Elektronik GmbH · Vogelsang 14 · 35398 Gießen · 06403 - 900 10 · [email protected]

    Das sagen unsere Kunden z.B. über unseren Service (wegen Platzmangel nur eine kleine Auswahl):

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    Service - Fälle:

    em_2018_12_110_117_eisenbahn magazin 18.10.18 15:02 Seite 113

  • OPTISCHE WERTUNG

    Aufbau und DetaillierungAlle Kandidaten zeigen stimmige El-lokmodelle, die nur in winzigen De-tails voneinander abweichen. Siespiegeln den Zustand nach der Mo-dernisierung durch die DB wider.Ausstattungsmerkmale der frühenDB sind die Stielaugen, Scheinwerfermit konusförmigen Scheinwerferge-häusen und Pantografen der BauartSBS 39/54. Eines stört bis heute anden Stromabnehmern: die Verbin-dung von der Ober- zur Unterschere.Die Oberschere wird durch die Öseder Unterschere gesteckt und ledig-lich umgebogen. Der Überstand derOberschere steht dann unschön ab.Wäre hier nicht die Lösung, denÜberstand ösenförmig zur Ober-schere zu biegen, eine Überlegung?

    Märklin– Etwas ausgeprägt er-scheinen die Nietenreihen an

    Aufbau und Dach zu sein. Am Dachhat man einige Nietenreihen sogarweggelassen. Die Lüftungsjalousienragen zu weit über die Seitenwände,dafür wirken die einzelnen Lamellenetwas reliefartig. Gehäuse und Rah-men für den Aufbau sind in einemStück gegossen. Die Dachausrüstungbesteht aus Drahtleitungen, was einegeradlinige Führung der Stromleitun-gen zur Folge hat. Die Dachleitung ver-

    läuft mittig über die Schirmisolatorenund ist nicht wie beim Vorbild seitlichangeschellt. Verbaut wurden robusteStromabnehmer, die das Vorbild imWesentlichen gut darstellen.

    Die Wippenfedern in der Oberscheresind nicht vorhanden, auch der Dreh-isolatorantrieb wurde nicht nachgebil-det. Insgesamt hätten die Stromab-nehmer etwas zierlicher ausfallen

    können, doch das ist wohl einer erhöh-ten Betriebssicherheit geschuldet. DieSignalpfeifen wirken überdimensio-niert. Außerdem müssten sie messing-farbig sein. Maschinenraumattrappenund Führerstandeinrichtungen sindals jeweils einfarbige Spritzgussteileverbaut. In einem der Führerständehat ein Lokführer Platz genommen.Die Scheibenwischer sind bei denFrontscheiben mitangegossen.

    Piko – Sehr zierlich sind dieGravuren der Sonnebergerin.

    Die Lüfterlamellen liegen dezent überder Außenwand und sind kontur-scharf herausgearbeitet. Am Dach fin-det man eine Vielzahl an Nietenrei-

    hen, die man bei keinem der Mitstrei-ter findet. Die Umlaufkante ist nichtBestandteil des Lokkastens, sie ge-hört richtigerweise zum Fahrwerks-bereich. Die Dachleitungen bestehenaus Kunststoff-Spritzgussteilen. Siesind filigran, hängen aber gern etwasdurch und neigen zum Bruch.

    Die Dachleitung ist vorbildgerechtseitlich an die Schirmisolatoren an-geschellt. Nicht nur die Dachausrüs-tung mit dem Druckgasschalter vomTyp ABP, den beiden Dachtrennschal-tern und dem Oberspannungswand-ler sind eine Augenweide, auch dieverbauten Pantografen mit Drehiso-latorantrieb und Wippenfedern sind

    Modellbahn: Fahrzeuge

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    Fahrwertetabelle Ellok-Baureihe 118 DBMärklin Piko Roco

    Langsamfahrtverhaltenvmin analog 3,8 km/h bei 6,1 V/95 mA 1,4 km/h bei 1,4 V/100 mA 1,8 km/h bei 2,5 V/100 mAvmin digital 3,0 km/h bei FS 1 4,3 km/h bei FS 1* 2,1 km/h bei FS 1*StreckenfahrtverhaltenvVorbild analog 150 km/h bei 14,4 V/230 mA 150 km/h bei 12,0 V/300 mA 150 km/h nicht erreichtvVorbild digital 150 km/h bei FS 23 150 km/h bei FS 26* 150 km/h bei FS 25* vmax analog 173 km/h bei 16,0 V/250 mA 150 km/h bei 12,0 V/300 mA 135 km/h bei 12,0 V/300 mA vmax digital 205 km/h bei FS 28 163 km/h bei FS 28* 168 km/h bei FS 28*Ausrollweg aus vmaxanalog 380 mm 60 mm 250 mmdigital 650 mm 220 mm* 360 mm* Zuglast Ebene bei vmaxanalog 285 g 150 g 105 gdigital 285 g 155 g* 105 g*Zuglast 3 % Steigung bei vmaxanalog 245 g 140 g 100 gdigital 245 g 140 g* 100 g* mit nachgerüstetem ESU-V4.0-Digitaldecoder

    Im Inneren ist Märklins Bundesbahn-118 digital voll aus-gestattet und bietet ein komplettes Soundspektrum

    Mit zwei Spezialschlüsseln wird das Piko-Gehäuse abgezogen, darunter zeigt sich eine kompakt angeordnete Technik

    Nicht ganz so verbaut zeigt sich das Innere der Roco-Ellok, sodass man die Drehgestellgetriebe auch gut warten kann

    Verglichen & gemessen

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  • klasse gemacht. Die Pfeifen passenin Größe und Farbgebung. EinfacheNachbildungen von Führerstand undMaschinenraum sind vorhanden. Allerdings jagt die Lok führerlosdurch die Gegend. Dafür sind separatangesetzte Scheibenwischer verbaut.

    Roco – Im Erscheinungsbildliegt dieses Produkt in der

    Mitte zwischen den beiden anderen.Die Nietköpfe an den Seitenwändendes Lokkastens sind zu groß geraten.Die Lüfterjalousien sehen stimmig aus.Des Weiteren sind unschöne Form-trennkanten zwischen Kugelkalotteund Seitenwand zu sehen. Umlauf-kante und Aufbau sind in einem Stückgespritzt. Die Dachausrüstung ist re-lativ fein wiedergegeben. Die Leitun-gen aus lackiertem Draht sind robustund seitlich auf die Isolatoren geklipst.Die Stromabnehmer sind relativ fein-gliedrig, der Drehisolatorantrieb ist an-gedeutet, die Wippenfedern fehlen allerdings. Die maßstabsgerechtenPfeifen sind aus Messing gedreht unddamit vorbildgerecht unlackiert dar-gestellt. Ein angedeuteter Maschinen-raum und die Führerstände mit Lok-führer sind ebenso vorhanden, wäh-rend die Scheibenwischer an denFrontscheiben nur angedeutet sind.

    Fahrgestell und Räder Allen drei Elloks ist die Ausführungmit der Achsfolge (1’Bo)’(Bo1’)’ ge-mein. Das Vorbild weist hingen dieAchsfolge 1’Do1’ auf. Das heißt, dassstatt der vier Treibradsätze in einemstarren Rahmen die Antriebsrad-sätze bei allen Modellen auf zweiklassische Drehgestelle verteilt sind.Das bringt zwar fahrtechnisch Vor-teile gegenüber dem Starrrahmen,bewirkt aber, dass die Kraft nicht soperfekt aufs Gleis gebracht werdenkann, wie das beispielsweise Fleisch-mann bei seiner E 52 gelungen ist(siehe em 8/18). Durch die großenAußenrahmenblenden fällt die geän-derte Antriebskonstruktion abernicht auf. Da alle Loks schon mit In-dusi ausgestattet sind, gibt es jeSeite nur noch vier Sandkästen an-statt je sechs pro Fahrzeugseite.

    Märklin – Die Antriebsachsenverfügen vorbildgerecht über

    sechsarmige Kastenspeichen, dieLaufräder über zehn Speichen, wobeidas Vorbild über Radsterne mit Spei-chensturz (konische Speichen) ver-fügte. Die Radsterne zeigen vorbild-gerecht eine metallicgraue Farbge-bung, die Stirnseiten der RadreifenNaturmetall. Die Durchmesser aller

    Räder sind zwar etwas kleiner als beiden Mitbewerbern, liegen aber leichtüber dem Grenzmaß für abgefah-rene Radreifen. Die Rahmenblendenkönnen mit realitätsnaher Tiefenwir-kung punkten.

    Obwohl es sich pro Lokseite um nurein Formteil handelt, sind alle wich-tigen Details wie Federpakete, Achs-lager, Lenkbügel der Vorlaufachsenoder Sandbehälter mitangespritzt.Separat sind nur die Sandfallrohreund der Fliehkraftbremsdruckreglerangesetzt. Obwohl die Ausführungals robust bezeichnet werden kann,sind viele Details wie Rahmennietenund Bremshebel gut auszumachen.Damit die Bremsschuhe nahe an denLaufflächen anliegen, wurden diesean den Drehgestellen und nicht anden Rahmenblenden angebracht,ohne die freie Beweglichkeit der Rad-sätze zu behindern.

    Piko – Das Fahrwerk ist eineAugenweide: Die mit sechsar-

    migen U-Speichen ausgerüstetenTreibräder und die zehnspeichigenVorlaufräder, deren Speichen vorbild-gerecht von außen zur Nabe hin im-mer breiter werden, wissen mit ihrenniedrigen Spurkränzen zu überzeu-gen. Auch der Anstrich der Radsternesamt Stirnseiten der Radreifen ist lo-benswert. Was uns nicht überzeugt,ist deren dunkelrote Farbgebung. Zu

    diesem Zeitpunkt wurden Radsätzemit Federtopfantrieb nämlich garnicht mehr lackiert. Somit müsstendie Räder eigentlich metallisch bisschwarz gefärbt sein, was wir auch an-hand zahlreicher zeitgenössischer Fo-tos nachvollziehen konnten.

    Der Rahmen ist mit all seinen Nieten,zahlreichen angesetzten Details wieSandkästen und Fliehkraftbrems-druckregler wiederum spitze. Sogardie Federausgleichshebel sind hierseparate Anbauteile. Betrachtet mandie Lok von unten, fallen außerdemdie feinen Bremsbacken mit demkomplett dargestellten Bremsge-stänge und die freistehenden Lenk-bügel für die Lenkgestelle ins Auge.Fein herausgearbeitet sind auch die Vorlaufgestelle mit Rückstellfe-der, Bremsbacken, den beiden ver-setzt angeordneten Bremszylindernund Schienenräumern mit der Ver-bindungsstange.

    Roco – In der Fahrwerksoptikkann die altehrwürdige Berg-

    heimerin nicht mithalten. Zwar ist dieDetaillierung des Rahmens recht gut,aber an die Plastizität des Piko-Mo-dells kommt die 118 044 nicht heran.Zudem sind die Bremsbacken amRahmen mit angespritzt und habensomit einen beachtlichen Abstand zuden Laufflächen der Treibräder. DieRadsterne der Laufradsätze zeigen

    vorbildgerechte Speichen, aber dieAchsenstirnseiten blitzen aus denRadsternen hervor. Der Federtopf-antrieb ist nicht so gut durchgestal-tet. Die Farbgebung der Radscheibenwirkt zu kunststoffmäßig.

    FarbgebungMärklin – Gewöhnungsbe-dürftig ist die neumodische

    Farbgebung der Lok. Das Farbschemain Ozeanblau/Elfenbein wurde so-wieso nur bei drei Loks angewandt:118 013, 028 und 049. Dazu erhieltenFahrwerk und Dach dunkelgraue An-striche. Die Räder weisen vorbildge-recht einen metallischen Farbton auf.Die Radreifen weisen hingegen dennaturmetallischen Glanz der Lauf-flächen auf.

    Die Höhe der ozeanblauen Bauch-binde ist exakt gewählt und endet ge-nau an der Oberkante der Stielaugen.Darin liegt aber die Krux, denn dieTrennkante ist oberhalb der Schein-werfer und auch zwischen den bei-den Türen nicht sauber gezogen. DerAnstrich war zum Zeitpunkt der an-gegebenen Revision noch ganz taufrisch, denn ab 1975 wurden dieElloks so gestaltet.

    Piko – Im eleganten Stahlblaukommt das Modell aus Son-

    neberg daher. Die Lackierung istganz gleichmäßig und dünnschich-

    DB-Baureihe 118 im H0-Test

    115eisenbahn magazin 12/2018

    Das Vorbild

    Für den schweren Schnellzugdienst lieferte AEG ab 1935 insgesamt 53 Exemplare der E 18 an die Deut-sche Reichsbahn-Gesellschaft. Die mit Federtopf-Antrieb ausgerüsteten Elloks der Achsfolge 1’Do1’ bewährten sich sehr gut und kamen auch nach 1945 noch zum Einsatz; zwei weitere E 18 wurden nachKriegsende gebaut. Während die DR nur eine kleine Zahl besaß, übernahm die DB mehr als 40 E 18, von denen die letzten bis 1984 fuhren. Im Bild 118 022 mit einem Eilzug 1974 im Bahnhof Rosenheim

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  • tig aufgebracht. Das ist auch not-wendig, um die vielen extrem feinenDetails des Aufbaus nicht zuzukleis-tern. Das Dach glänzt gleißend silb-rig. Ein etwas gedämpfterer Farbtonhätte hier gut getan. Zwar sind alleRäder wunderschön bis zur Laufflä-che lackiert, doch beim Vorbild blie-ben die Räder metallisch blank undunbehandelt.

    Roco – Noch in Flaschengrünist Rocos Modell gehalten.

    Das Dach wurde in einem mattenAlufarbton lackiert, was dem Modellgut steht. Der Rahmen könnte einenmatteren Schwarz-Anstrich vertra-gen. Die rote Farbgebung der Räderkönnte zum damaligen Zeitpunktseine Richtigkeit gehabt haben, dochdurch den rauen Betrieb wären diesesowieso schnell dunkel bis fastschwarz geworden.

    BeschriftungMärklin – Kräftig ist die Bedru-ckung am Aufbau. Es sind

    alle Beschriftungen angebracht. Die

    Ellok ist mit 118 028-0 benummert.Als BD- und Bw-Angaben sind Nürn-berg und Würzburg angeschrieben.Als Untersuchungsdatum ist der 17.Juli 1975 vermerkt.

    Piko –Satt und gut lesbar sinddie Beschriftungen der Altbau-

    lok aufgedruckt. Die Betriebsnum-mer lautet 118 020-7. Als Revisions-datum ist der 20. Oktober 1975vermerkt, zugeteilt ist sie ebenfallsdem Bw Würzburg der BD Nürnberg.Loknummer und Untersuchungs-datum harmonieren allerdings nicht:Das Modell besitzt den AEG-Druck-gasschalter APB 104, doch dieserwurde bei der Vorbildlok gegen einen DB-Druckluftschnellschaltergetauscht – und das angeschriebeneUntersuchungsdatum besagt, dassdie Lok diesen Schnellschalter be-reits besaß. Des Weiteren wurde die UIC-Steckdose nach 1979 ange-baut. Hier hilft also nur eine neueLoknummer, die auf eine Variantemit UIC-Steckdose und Druckgas-schalter APB passt.

    Roco – Vergleichsweise blassist hier die Schriftoptik. Das

    liegt hauptsächlich daran, dass die Let-tern feingliedriger aufgedruckt sind.Als Betriebsnummer ist 118 044-7 ge-wählt worden. Als Untersuchungsda-tum ist der 10. Juni 1970 angegeben.Auch diese Lok ist denselben Dienst-stellen Würzburg/Nürnberg zugeteilt.

    BeleuchtungMärklin – Trotz der kleinenLichtaustrittsöffnungen tritt

    helles, warmweißes Licht aus denScheinwerfern. Kräftiges, rotes Lichtbeidseitig wird am Zugende gezeigt.Ansonsten gibt es keine weiterenLichtfunktionen. Insgesamt drei Micro-SMD-Leuchtdioden reichen jeFührerstandseite: eine rote und zweiwarmweiße. Das Licht wird durchLichtleiter an die Linsen der Schein-werfer weitergegeben.

    Piko – Die Frontbeleuchtungzeigt durchaus vergleichbare

    Eigenschaften. Nur das Zugspitzen-licht oberhalb des Führerstandes

    zeigt nicht ganz so helles Licht. DieBeleuchtung des Maschinenraumesist digital separat zu schalten; imAnalogbetrieb gibt es dort Dauer-licht. Digital lassen sich auch die Füh-rerstandbeleuchtungen aktivieren.Piko trieb hier einen hohen Aufwand:Im Chassis, direkt vor den Haupt-scheinwerfern, sitzen paarweise roteund weiße SMD-LED, die direkt überkurze Lichtleiter jeweils einen ge-meinsamen Scheinwerfer „befeu-ern“. Die Zugschlussbeleuchtungwird nicht automatisch mit demRichtungswechsel und aktivierterF0-Taste eingeschaltet, sondern erstnach Betätigen der Tasten F1 und F2für die jeweilige Lokfront, dann aberals Dauerlicht. Alle anderen LED sit-zen in der hochgelagerten Platine.Insgesamt acht davon auf den Lang-seiten der Leiterplatte, die für dieAusleuchtung des Maschinenraumsverantwortlich sind. Sie werdengleichzeitig mit F0 geschalten. Ander Schmalseite gibt es jeweils dreidavon, die zentrale für das Stirnlicht,

    Modellbahn: Fahrzeuge

    116

    Verglichen & gemessen

    Modellgeschichtlicher Rückblick

    Weitere H0-Elloks der Baureihe E 18

    Schon seit jeher erfreuen sich Modelle die-ses Edelrenners großer Beliebtheit. Kurznach dem Zweiten Weltkrieg versuchte sichdie junge österreichische Marke Kleinbahn andieser Lok. In verkürzter Ausführung mit nurzwei Treibradsätzen wurde E 100 (1948), E 101(1949) als 1’Bo1’ sowie E 200 als 1’Co1’ gebaut.Alle Loks verfügten über Messing-Vollschei-benräder. Die E 100 von 1951 verfügte bereitsüber Räder mit gegossenen Speichen, ebensoE 200 von 1952. Etwa zur gleichen Zeit fertigteauch Liliput in Wien eine ähnliche E 18. Wie beiKleinbahn gab es eine verkürzte dreiachsige(Artikelnummer 104) und eine längere sechs-achsige Version (105) mit Metallgehäuse undMetallscheibenrädern.

    1947 kam Märklins SM 800 auf den Markt, dienur in Grün zu haben war. Erst 1959 brachtendie Göppinger eine erste vorbildgerechte E 18heraus. In Grün als DRG-Lok trug sie Artikel-nummer 3024 und als blaue DB-Lok die 3023.Von diesen beiden Maschinen gab es auch

    Hamo-Ausführungen. Beiden Farbgebungenwar die Betriebsnummer E 18 35 gemein. Erstab 2000 lieferten die Göppinger moderne In-terpretationen der DB-Paradelok, die auch alsDR- und ÖBB-Maschinen und überdies unterdem Trix-Label erhältlich waren.

    Drei „R“-Firmen legten nachUm 1952 wurde vom DDR-Kleinserienherstel-ler Rehse ein Modell einer E 18 nach DR-Vor-bild angeboten. Als Metallbausatz konnte dieEllok mit einem Ehlcke-Motornachrüstsatz

    fahrfähig gemacht werden. Offensichtlich wardie Montage kompliziert, denn fahrfähige Mo-delle sind selten. Oft wurden solche Modellevon Bastlern mit besser detaillierten Stromab-nehmern der Firma Herr versehen. Ab 1976 lie-ferte Rivarossi mehrere Varianten des Edelren-ners in Ozeanblau/Beige, Hellgrau und Blau.Ab 1977 startete auch Roco mit Modellen die-ser Bauart, die laufend überarbeitet und mo-dernisiert wurden. Darunter befanden sich neben DRG- und DB-Modellen auch Ausfüh-rungen von DR und ÖBB. WB

    Die verschiedenen Versionen der E 18des Wiener Herstellers Kleinbahn

    Nach der SM 800 von 1947 folgten bei Märklin 1959 die E 18-Ellok3023/-24 in den DB-Farbgebungen Grün und Stahlblau

    Frühes E 18-Modell von Rivarossi (links), eines der ersten E 18-Mo-delle von Roco (Mitte) sowie eine BBÖ-Version von Trix

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  • die anderen beiden für die Ausleuch-tung des Führerstandes.

    Roco – Über die hellste Zug-spitzenbeleuchtung verfügt

    118 044. Allerdings gibt es keine wei-teren Lichtfunktionen. Ein etwas hö-herer Aufwand als Märklin wurde bei dieser Lok getrieben: Je fünf SMD-LED sind auf eine stehende Platine gelötet – eine weiße für das Stirnlicht und jeweils zwei roteund weiße, wobei sich jeweils eineweiße und rote LED einen Lichtleiterteilen, der jeweils einen Scheinwer-fer mit Licht versorgt.

    FAZIT DES TESTERSAlle drei Modelle entsprechen Epo-che-IV-Fahrzeugen der DeutschenBundesbahn aus den 1970er-Jahren.Prinzipiell lassen sich die Modelle gutmiteinander vergleichen. Optischhinterlassen alle drei Modelle einenstimmigen Eindruck. Die Sonneber-ger Neukonstruktion steht als Siegereindeutig fest, auch wenn sie dieBestnote verfehlt hat. Platz zwei gehtan die Märklin-Ellok, deren Verwen-dungszweck klar ist: robuster Einsatzfür Betriebsbahner. Trotz seines Kon-struktionsalters schlägt sich auch das

    OPTISCHE WERTUNG

    Märklin (2,4)

    Piko (1,8)

    Roco (2,2)

    ERGEBNIS

    Bergheimer Modell recht wacker undgibt sich nur knapp geschlagen.

    Märklin (2,1) – Auch wennLanglebigkeit und Betriebs-sicherheit bei diesem Mo-

    dell im Vordergrund stehen, kommtdie Optik nicht zu kurz. Allerdingsmuss man sich das doch recht teuererkaufen, so dass wir dieses Produktunter Betrachtung von Preis undLeistung eine Note tiefer setzenmöchten.

    Piko (1,5) – Als klarer Siegerfährt die Ellok der Sonne-berger durchs Ziel. Blen-

    dende Optik und detaillierte Dach-ausrüstung verdienen Bestnoten,abgesehen von leichten Schwächenin Fahrwerk und Ausrollverhalten.Zudem ist der Preis unschlagbar.Selbst in den digitalen Soundversio-nen ist das Modell ein faires Angebot.Bei einer Neuauflage der DB-Epoche-IV-Version sollte zwingend die Be-triebsnummer geändert werden!

    Roco (2,2) – Berücksichtigtman das Alter dieser Ellok-Konstruktion, haben wir

    noch immer ein attraktives Triebfahr-zeugmodell vor Augen, das sich beiunserem Test tapfer geschlagen hatund aus zweiter Hand kostengünstigbeschafft werden kann. Aktuell bie-tet Roco keine E 18/118-Versionen an.Sollte eine Neuauflage in Betrachtgezogen werden, wären einige tech-nische wie optische Änderungen an-gebracht. Wolfgang Bdinka

    DB-Baureihe 118 im H0-Test

    Märklin (ganz oben) zeigt eine recht einfache Fahrwerksausführung mit nur zwei Treibradsätzen und weitüber die Pufferbohlen hinausragenden Kupplungsnormschächten. Die Ellokchassis von Piko (Mitte) undRoco indes wurden mit vier angetriebenen Radsätzen bestückt, was jedoch keine Garantie für Zugkraft ist

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