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Endzeit – wie weit sind wir? Überzeugende Beweise für die baldige Rückkehr Christi Dave Hunt

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Endzeit – wie weitsind wir?

Überzeugende Beweise für diebaldige Rückkehr Christi

Dave Hunt

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Endzeit – wie weitsind wir?

Überzeugende Beweise für diebaldige Rückkehr Christi

Dave Hunt

Deutsche AusgabeVerlag Mitternachtsruf

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Die Originalausgabe ist erschienenunter dem Titel:How Close Are We?Compelling Evidence for the Soon Return of ChristDave HuntISBN 1 89081 904 1

Copyright 1993 by:Harvest House PublishersEugene, Oregon, 97402, USA

Copyright deutsche Ausgabe by:Verlag MitternachtsrufEichholzstrasse 38CH-8330 Pfäffikon ZH

Internet: www.mitternachtsruf.comE-mail: [email protected]

Endzeit – wie weit sind wir?Überzeugende Beweise für die baldige Rückkehr ChristiISBN 3 85810 259 8Bestell-Nr. 18776

2. Auflage Januar 2002Übersetzung aus dem Amerikanischen: Brigitte HahnUmschlag, Satz und Layout: Verlag MitternachtsrufHerstellung: GU-Print AG, CH-8902 Urdorf

Hinweis auf die verwendeten Bibelübersetzungen:Wenn nicht anders vermerkt, zitieren wir die Lutherüber-setzung 1984. Die Abkürzungen «r.Elb.», «Schl.» und «Zü.»stehen für die Zitate aus der revidierten Elberfelder-, Schlach-ter- bzw. Zürcherübersetzung.

Für Zitate aus dem Koran wurde die deutsche Übersetzungvon Max Henning, überarbeitet von Wilfried Murad Hofmann,erschienen bei Hugendubel-Verlag, München 1999, verwendet.

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Zum Inhalt

Kapitel 1: «Ich komme wieder!» ............................ 8

Kapitel 2: Der Gott der Prophetie .......................... 17

Kapitel 3: Ein eindeutiges Zeichen ........................ 34

Kapitel 4: Gottes auserwähltes Volk ...................... 47

Kapitel 5: Ein prophetisches Szenario ................... 62

Kapitel 6: Sieg durch Niederlage .......................... 76

Kapitel 7: Die Auferstehung – eine clevere Intrige? ................................................ 90

Kapitel 8: Der Tod ist besiegt! ............................ 104

Kapitel 9: Die «selige Hoffnung» ......................... 122

Kapitel 10: Scheinbare Widersprüche ................. 136

Kapitel 11: Zeichen der Zeit ................................ 146

Kapitel 12: Wie alles begann .............................. 156

Kapitel 13: Das menschliche Ich und Gott .......... 170

Kapitel 14: Eine verblüffende Prophezeiung ........ 187

Kapitel 15: Christus, das Passahlamm ................ 207

Kapitel 16: Vergessen Sie den «Karfreitag»! ......... 222

Kapitel 17: Der kommende Fürst ........................ 237

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Kapitel 18: Die Gemeinde ist nicht mehr da! ....... 248

Kapitel 19: Die Entrückung ................................ 261

Kapitel 20: Eine unglaubliche Täuschung ........... 278

Kapitel 21: Die Lösung des Rätsels ..................... 292

Kapitel 22: Ein anderes Szenario ........................ 310

Kapitel 23: Die Naherwartung ............................ 328

Kapitel 24: Zeitfaktoren ..................................... 343

Kapitel 25: Israel, der Messias und die Gemeinde ........................................ 364

Kapitel 26: «Dieses Geschlecht» .......................... 381

Kapitel 27: Das Reich Gottes .............................. 393

Kapitel 28: Endzeit – wie weit sind wir? ............. 418

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Dieses Buch ist allen Bürgerndes Himmels gewidmet,

allen Menschen, denen diese Weltnichts mehr zu bieten hat,

sondern die Christusvon ganzem Herzen liebenund sich danach sehnen,

mit Ihm im Haus Seines Vaterszu sein.

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Kapitel 1

«Ich komme wieder!»

«Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott undglaubt an mich! In meines Vaters Hause sind vieleWohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zueuch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, willich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damitihr seid, wo ich bin» (Joh 14,1-3).

«Ich komme wieder!» – das ist ein wunderbares Ver-sprechen unseres Herrn! Vorherrschend ist jedoch einerstaunliches Unverständnis über die wahre Bedeutungdieser Worte, auch bei denjenigen, die jene tröstendeZusage mit eigenen Ohren hören durften. Als JesusChristus am Abend, als Er verraten wurde, diese Wor-te aussprach, erfasste keiner Seiner überraschten Jün-ger ihren wahren Sinn. Sogar Johannes der Täufer, dervon Gott erwählt war, den Messias im Volk Israel be-kannt zu machen, wusste wie die Schriftgelehrten, dieschlimmsten Feinde Christi, nichts von der gewaltigenWahrheit, dass gemäss den Prophezeiungen der Mes-sias zweimal kommen musste. Diese Blindheit überdie alttestamentlichen Prophezeiungen führte zu ei-ner grossen Verwirrung über die Person Christi unddas Ziel Seines ersten Kommens. Wenn wir fundierteErkenntnisse über Seine Rückkehr erlangen wollen,müssen wir zu den Anfängen gehen, um die Gründefür die Missverständnisse über das erste Kommen

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Christi aufzudecken. Ausserdem müssen wir dafürsorgen, dass wir nicht einer ähnlichen Verwirrung zumOpfer fallen.

Das Problem lag nicht in einer skeptischen Haltunggegenüber dem prophezeiten Kommen des Messias.Zur Zeit Jesu wartete fast jeder in Israel auf den Ver-heissenen, wie auch die Juden heute. Aber ein zwei-maliges Kommen des Messias war und ist auch heutenoch für einen Juden eine schlimme Irrlehre. Erstaun-licherweise gibt es heute sogar unter evangelikalenChristen ein ähnliches Vorurteil.

Ein GeheimnisChristen haben kein Problem mit zwei Kommen

Christi, wenn das eine Ereignis in der Vergangenheitund das andere in der Zukunft liegt, denn Er kameinmal und wird nach Seiner Verheissung wiederkom-men. Die Auffassung, dass es jedoch zwei zukünftigeKommen des Herrn geben soll, nämlich die Entrückungund sieben Jahre später die Wiederkunft, wird in derGemeinde Jesu nicht von allen geteilt. Doch die Bibelenthält einen deutlichen Hinweis, dass die VerheissungChristi über Seine Rückkehr sich nicht auf ein einzi-ges Ereignis bezieht. Die ablehnende Haltung dieserTatsache gegenüber führt heute zu einem schlimmenMissverständnis unter vielen Christen, und zwar inähnlicher Weise wie zur Zeit des ersten KommensChristi.

Für die Juden zur Zeit Jesu hatte die Vorstellungvon einem zweimaligen Kommen des Messias schwer-wiegende Auswirkungen, denn danach würde derMessias bei Seinem ersten Kommen abgelehnt,vielleicht sogar getötet werden. Denn warum sollte Ersonst noch einmal wiederkommen? Im schlimmsten

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Fall könnte das bedeuten, dass Sein Ziel nicht erreichtund Sein Königreich nicht zustande kommen würde.Aber dieses Reich war doch der alleinige Grund fürdas Kommen des Messias, und deshalb musste es auf-gerichtet werden! Aus diesem Grund war es einfachundenkbar, dass Er zweimal kommen sollte. Die glei-che Ansicht ist unter Juden auch heute noch weit ver-breitet. Wenn man nach Israel kommt und Israelis fragt,ob sie den Messias erwarten, dann wird diese Fragefast ausnahmslos mit einem Ja beantwortet. Vielleichtwerden manche sogar im Brustton der Überzeugungverkünden, Er befinde sich bereits auf Erden und war-te nur, bis Er erkannt werde. Aber was ist mit einemzweimaligen Kommen? Nein, natürlich ist es nicht mög-lich, dass Er bereits einmal gekommen ist – und Jesusvon Nazareth war erst recht nicht der abgelehnte, ge-kreuzigte Messias – nein, das ist völlig undenkbar!

Die Bibel sagt deutlich, warum der Messias letzt-endlich kommen musste, nämlich zur Aufrichtung ei-nes ewigen Friedensreiches. Jesus hat dieses Ziel nichterreicht, also konnte Er nicht der Messias sein. Derje-nige, der im Nahen Osten und in der ganzen Welt ei-nen Frieden zustande bringt – und das wird eine Zeit-lang der Fall sein – wird begeistert als der sehnlichsterwartete Messias begrüsst werden, und zwar sowohlvon Israel als auch der übrigen Welt. Dieser Mann,auf den die ganze Welt wartet, wird der Antichrist sein.«Ihn werdet ihr annehmen», prophezeite bereits JesusChristus (Joh 5,43). Das kann nur geschehen, weil dieAussagen der Propheten falsch verstanden werden!

Die Wahrheit ergibt sich von selbstHeutzutage ist eine derartige Unwissenheit nicht

zu entschuldigen. Das war aber auch der Fall, als Jesus

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zum ersten Mal auf diese Erde kam. Die biblischenPropheten, deren Worte über die Ankunft des Messiaseinen Grossteil der Bibel füllen, hatten klar und deut-lich darauf hingewiesen, dass Er zweimal kommenwürde.

Nachdem Er durch eine Jungfrauengeburt in Nied-rigkeit nach Israel gekommen war, würde Er diese Erdeverlassen und dann, nach einer Zeit schlimmer Verfol-gung für die Juden in der ganzen Welt und ihrer Rück-kehr in ihr Land, würde Er in Macht und Herrlichkeitwiederkommen, um Sein auserwähltes Volk bei derSchlacht von Harmagedon zu retten und von Jerusalemaus die Welt zu regieren. Das alles stand in den Schrif-ten der Propheten, und zwar für jeden, der Augen imKopf hatte. Seltsamerweise war die wahre Bedeutungdieser Prophezeiungen jedoch sogar den Schriftgelehr-ten verborgen, obwohl sie doch mit religiösem Eifergerade diese Schriften zu ihrer täglichen Lektüre ge-macht hatten. Natürlich fanden sich konkrete Ausdrü-cke wie zum Beispiel «zwei Kommen des Messias» oder«der Messias wird zweimal kommen» nicht in denWorten der Propheten. Die Wahrheit ergab sich durchSchlussfolgerungen, denn die Gesamtheit der prophe-tischen Offenbarungen über den Messias passte ein-fach nicht in einen Zeitrahmen und ein einziges Ereig-nis. Es gab scheinbare Widersprüche, die nur durchzwei verschiedene Kommen des Messias aufgelöstwerden konnten. So sollte Er zum Beispiel «aus demLande der Lebendigen weggerissen» werden (Jes 53,8),und doch sollte Er «in die Länge leben» (Jes 53,10); Ersollte abgelehnt und getötet werden (Jes 53,3.9), unddoch sollte Seine Herrschaft ewig währen (Jes 9,7).Daraus konnte nur eine Schlussfolgerung gezogenwerden, und zwar musste der Messias zweimal kom-

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men. So einfach war das. Trotz äusserst sorgfältigenStudiums der Heiligen Schrift gab es zur Zeit des ers-ten Kommens Jesu in ganz Israel keinen einzigenSchriftgelehrten, der diese beiden Kommen des Mes-sias richtig verstand.

Im Gegensatz zu anderen religiösen Führungsper-sönlichkeiten glaubte Rabbi Nikodemus, dass Jesus dervon Gott gesandte Messias war. Doch sogar ihm wardie Erkenntnis über die Ablehnung und den Tod desMessias verschlossen. Wenn er die prophetischen Aus-sagen über Ihn verstanden hätte, dann hätte er be-stimmt versucht, seine Kollegen auf die einschlägigenProphezeiungen aufmerksam zu machen, aber das tater nicht. Wie war eine derartige Blindheit möglich?Schlimmer noch, könnte sie sich heute wiederholen?Erstaunlicherweise ist die gleiche Unwissenheit überProphetie ein Kennzeichen unserer Zeit, und zwar trifftdies sowohl auf Juden als auch auf Christen zu. Ausdiesem Grund ist ein Buch wie dieses nicht nur not-wendig, sondern dringend erforderlich.

Analphabetentum im Bereich der Prophetie

Mangelndes Interesse an Ereignissen wie Entrü-ckung und Wiederkunft (Ausführungen über die Un-terscheidung zwischen beiden Geschehnissen folgen),und die Unwissenheit als unvermeidliche Folgeerschei-nung einer derartigen Gleichgültigkeit hat sich wie eindunkler Nebel über die Gemeinde Jesu gelegt. Heutesind leider nur wenige Christen in der Lage, die be-deutenden, unter den Zeitgenossen Jesu tragischer-weise unbekannten, alttestamentlichen Prophezeiun-gen aufzuschlagen und auszulegen. Dies trifft leiderauch auf diejenigen zu, die auf ihre allgemeine Kennt-nis über das Wort Gottes stolz sind.

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«Ich komme wieder!» Nach beinahe zwei Jahrtau-senden ist diese wunderbare, aber noch nicht erfüllteVerheissung nach wie vor geheimnisumwittert. Wiesollte heute unsere Einstellung gegenüber diesem fei-erlichen Versprechen des Herrn Seinen Jüngern undauch uns gegenüber aussehen? Wenn diese Verheissungwörtlich zu verstehen ist, warum lässt ihre Erfüllungso lange auf sich warten? Natürlich ist eine sehr langeZeit vergangen, seitdem Christus Seine Rückkehr an-kündigte. Aber wie viele Jahrhunderte auch verstri-chen sind, der Eine, der den Tod besiegt hat, mussernst genommen werden, und zwar sowohl Sein Ver-sprechen als auch Seine Warnungen, damit wir vonSeiner Rückkehr nicht überrascht werden, weil wirgleichgültig und unvorbereitet sind.

Bedauerlicherweise sind wir heute vom gleichenAnalphabetentum im Bereich der Prophetie geprägt,das bei Seinem ersten Kommen hauptsächlich zur ab-lehnenden Haltung Jesus Christus gegenüber geführthatte. Diese Unwissenheit könnte bei Seiner Rückkehrdie gleichen tragischen Folgen haben wie damals. Un-sere Absicht besteht darin, Missverständnisse zu klä-ren und die Verheissung unseres Herrn wieder in denMittelpunkt zu rücken. Es versteht sich natürlich vonselbst, dass man ohne das richtige Verständnis überdas erste Kommen Christi wohl kaum erwarten kann,eine fundierte Erkenntnis über Seine Wiederkunft zuerlangen.

Die jüdische Abstammung des Messias

In 1.Mose 3,15 findet sich die erste Verheissung überdas Kommen des Messias und das Ziel dieses Ereig-nisses, nämlich die Zerstörung Satans und die Rettungder Menschheit vor dem göttlichen Gericht. Neun Ka-

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pitel weiter erfahren wir, dass dieser von einer Jung-frau geborene «Weibessame» ein Nachkomme Abra-hams sein wird (1.Mo 12,3). Wie sonst sollten «alleGeschlechter der Erde» gesegnet werden als durch denMessias? Wir erfahren weiter, dass durch die Nach-kommen Isaaks die ganze Welt den göttlichen Segenempfangen wird (1.Mo 26,4), dann wird uns berich-tet, dass dies durch die Nachkommenschaft Jakobsgeschehen soll (1.Mo 28,14). Die Abstammung desMessias wird noch weiter eingegrenzt auf den StammJuda (1.Mo 49,10), dann die Familie des Isai (Jes 11,1)und schliesslich auf das Haus Davids (2.Sam 7,12-16;Ps 89,3.4.28-36; Jer 23,5).

Es ist deshalb nicht überraschend, wenn das NeueTestament mit dem Stammbaum Jesu beginnt, undzwar wird er in Matthäus 1,1-16 durch Josef (er wardas Familienoberhaupt, obwohl er nicht Sein Vater war)und in Lukas 3,23-38 durch Seine Mutter Maria zu-rückverfolgt, und zwar beginnt er an dieser Stelle mitEli, dem Schwiegervater des Josef. Es war äusserstwichtig, dass Jesus von David abstammte, denn derMessias musste jede einzelne Prophezeiung erfüllen,und Seine Abstammung war die Grundbedingungdafür. Christus selbst betonte Seinen Jüngern gegenü-ber: «Es muss alles erfüllt werden, was von mir ge-schrieben steht im Gesetz des Mose, in den Prophetenund in den Psalmen» (Lk 24,44).

Zahlreich und präzise sind die alttestamentlichenHinweise auf den kommenden Messias, und zwar sollteEr in Bethlehem, der Stadt Davids, geboren, aus Ägyp-ten gerufen werden und in Nazareth wohnen; Sein ei-genes Volk sollte Ihn hassen und an die Heiden (Nicht-juden) ausliefern; diese sollten Ihn kreuzigen. Wie wirnoch sehen werden, wurden noch viel mehr Details

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prophezeit. Warum war das so? Ein wichtiger Grundlag natürlich darin, dass der Messias bei Seinem Kom-men ohne den geringsten Zweifel erkannt werden soll-te. Dass mit dem Leben, dem Tod und der Auferste-hung des Jesus von Nazareth bis auf den letzten Buch-staben alle messianischen Prophezeiungen erfüllt wur-den, kann bei einer ehrlichen Überprüfung der Tatsa-chen von niemandem bestritten werden. Alle Beweisesprechen dafür, dass Jesus von Nazareth der Messiaswar und ist. Sein erstes Kommen auf diese Erde ist einnachweisbares historisches Geschehen.

In seiner zweiten Predigt verkündigte Petrus vorTausenden von Juden, die als Augenzeugen mit denTatsachen vertraut waren, folgendes: «Gott aber haterfüllt, was er durch den Mund aller seiner Prophetenzuvor verkündigt hat: dass sein Christus leiden sollte»(Apg 3,18). Genau wie das erste Kommen Christi dieVerheissungen Gottes Seinem Volk gegenüber erfüllte,die von den biblischen Propheten Jahrhunderte vordiesem Ereignis im Alten Testament niedergeschrie-ben wurden, wird Sein zweites Kommen mit der glei-chen Präzision eine Vielzahl zusätzlicher Prophezei-ungen erfüllen. Für uns ist die biblische Prophetie dieeinzige Informationsquelle über die Rückkehr Christi.

Bei der Zerstörung des Tempels und der StadtJerusalem im Jahr 70 n.Chr. wurden die Geschlechts-register vernichtet. Seitdem ist es für jeden angebli-chen Messias unmöglich geworden, seine Herkunft ausdem Haus David zu beweisen. Der Antichrist wird sichjedoch nicht davon abhalten lassen, denn, wie wirsehen werden, wird er sogar von Israel angenommenwerden, auch ohne Rücksicht auf die messianischenProphezeiungen. Der Messias sollte ein Jude sein undvor allem zu Seinem eigenen Volk kommen. Diese Tat-

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sachen sind historisch und aus den erfüllten Prophe-zeiungen nachweisbar. Es steht auch klar und deut-lich in der Bibel, dass Er noch einmal zu den Juden,Seinen Verwandten nach dem Fleisch, kommen muss.Deshalb müssen wir die Beziehung des Messias zuIsrael und Seine Rolle in beiden Ereignissen richtigverstehen, sonst kommen wir zu keiner umfassendenErkenntnis über Entrückung und Wiederkunft.

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Kapitel 2

Der Gott der Prophetie

«Gedenket des Vorigen, wie es von alters her war:Ich bin Gott, und sonst keiner mehr, ein Gott, dem nichtsgleicht. Ich habe von Anfang an verkündigt, was her-nach kommen soll, und vorzeiten, was noch nicht ge-schehen ist. Ich sage: Was ich beschlossen habe, ge-schieht, und alles, was ich mir vorgenommen habe, dastue ich» (Jes 46,9-10).

«Darum habe ich dir’s vorzeiten verkündigt und esdir sagen lassen, ehe es gekommen ist, damit du nichtsagen könntest: Mein Götze tat es, und mein Abgott,der geschnitzt und gegossen wurde, hat’s befohlen» (Jes48,5).

Was sagt man einem praktizierenden Atheisten,wenn er einen «Beweis» verlangt, dass Gott existiert?Man könnte ihm natürlich entgegnen, er solle denGegenbeweis antreten und die absurde Vorstellungbegründen, das Universum und sogar das menschli-che Gehirn seien rein zufällig entstanden, Leben undGesundheit aller Geschöpfe hingen letztendlich nurdavon ab, dass DNA-Moleküle sich selbst reproduzie-ren, und nur wenn die DNA durch ein zufällig auftre-tendes Chaos in ihrer Funktion beeinträchtigt wird,könnte die nächste Stufe in der Evolution erreichtwerden. Dass Milliarden komplexer Lebensformen, jedemit ihrer eigenen Nahrungskette und einem ökologi-schen Gleichgewicht untereinander, geschweige denn

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das menschliche Nervensystem, das Auge und dasGehirn einer Kette von zufälligen Fehlern im Erbgutentspringen sollen, ist zu absurd, um es glauben zukönnen. Doch die Menschen, die Gott ablehnen, ha-ben keine andere Alternative. Die Konsequenzen ausdieser Theorie, die in Amerika sowohl an den öffentli-chen Schulen als auch in den Medien auf aggressiveWeise verbreitet wird, sind nicht nur auf moralischemund religiösem Gebiet zerstörerisch, sondern auch vonder Logik her fehlerhaft. Der bekannte Autor C.S. Lewisschrieb dazu folgendes: «Wenn der menschliche Ver-stand allein vom Gehirn abhängt, und das Gehirnwiederum von der Biochemie, und die Biochemiewiederum von den sinnlosen Bewegungen der Atome,dann kann ich nicht verstehen, warum die Gedankendes menschlichen Verstandes mehr Bedeutung habensollen als das Geräusch des Windes …» Diese einfa-che Logik versetzt dem Modell des Darwinismus denTodesstoss. Wenn der Mensch ein Zufallsprodukt un-persönlicher, evolutionärer Kräfte ist, dann sind seineGedanken – auch die Evolutionstheorie – nichts ande-res als das. Trotzdem stützt sich die gesamte modernePsychologie, sei sie nun christlich oder säkular, aufden Darwinismus, denn dieser war die Grundlage dervon Sigmund Freud entwickelten atheistischen Theo-rie, die auch heute prägend ist für das Bestreben, eine«Wissenschaft des menschlichen Verhaltens» zu schaf-fen.

Demzufolge ist der Mensch eine auf äussere Reizereagierende Ansammlung von Proteinmolekülen, an-getrieben von Zwängen, die durch traumatische Er-lebnisse aus der Vergangenheit in sein Unterbewusst-sein programmiert wurden. Die Sünde, für die manbei Gott zur Verantwortung gezogen wird, ist demnach

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nichts anderes als eine unkontrollierbare Krankheit.Da falsches Verhalten kein moralisches Problem mehrist, für das ein Mensch persönlich verantwortlich seinkönnte, ist eine Korrektur nur noch durch das neu er-fundene Ritual der Psychotherapie möglich. Es han-delt sich dabei um eine neuzeitliche «Sportart» mitihren eigenen Regeln und Zielen.

Sogar die Gemeinde Jesu beschreitet diesen neuenWeg. Obwohl die Bibel für evangelikale Christen nochimmer eine unfehlbare Autorität darstellt, soll sie plötz-lich nicht mehr genügen. Biblische Antworten auf geist-liche Probleme werden neuerdings als unzureichendangesehen. An ihre Stelle treten «wissenschaftliche»Diagnosen und Heilmittel, von denen die Prophetenund Apostel noch nichts wussten. Die Erlösung sün-diger Menschen durch Christus allein wird umgewan-delt in die Heilung seelisch Kranker durch die Psycho-therapie.

Eine «wissenschaftliche» Erklärung?

Die Mission Christi erhält dadurch eine neue Be-deutung. Seine Ankunft auf Erden wird mit der Visiteeines himmlischen Psychiaters verglichen, der uns eingutes Selbstwertgefühl vermitteln will. Es ist nicht mehrdie Rede von einem heiligen Gott, der zu den Sündernkam, um Gericht über die Sünde und Erlösung zu be-wirken. Paulus warnte davor, dass in den letzten Ta-gen bekennende Christen «den Schein der Frömmig-keit» haben werden, «aber deren Kraft verleugnen sie»(2.Tim 3,5). Die Kraft des Heiligen Geistes und desEvangeliums wird zwar noch in Lippenbekenntnissengepriesen, aber in der Praxis vertraut man der «lebens-verändernden» Kraft der Psychotherapie. Das «Selbst-verständnis» oder die «Erkenntnis der eigenen Gefüh-

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le» haben die durch Christus bewirkte übernatürlicheLösung des durch die Rebellion Luzifers geschaffenenProblems mit dem Bösen altmodisch werden lassen.

Mit der Behauptung, eine «wissenschaftliche Erklä-rung» des menschlichen Verhaltens anzubieten, hatsich die Psychologie in die Bereiche der Seele, desGeistes, der Moralvorstellungen und der Religion ein-geschlichen. Auf diese Weise stellt sie einen grösserenAngriff auf den Glauben an Gott und das Evangeliumdar als die Physik oder die Chemie, denn diese beidenDisziplinen halten keine Erklärung für die Entstehungdes Universums oder die Existenz des Menschen be-reit. Viele der grössten Wissenschaftler unseres Jahr-hunderts äusserten ernste Warnungen über eine Ver-mischung von Wissenschaft und Religion. So sagte zumBeispiel Albert Einstein: «… wissenschaftliche Theo-rie hat nichts mit Religion zu tun.» Der Nobelpreisträ-ger Erwin Schroedinger fügte hinzu: «Die Wissenschaftweiss nichts von Gut oder Böse, Gott und der Ewig-keit.» Unter dem Deckmantel eines Wissens, das siegar nicht hatte, bot die Psychologie eine religiöse Wis-senschaft des Verstandes an und wollte neue Beweisefür die Existenz Gottes präsentieren, nämlich die Har-monie zwischen Psychologie und Bibel. In Wahrheitlassen sich diese beiden nicht miteinander vereinba-ren.

Einstein, Schroedinger und ihre Kollegen hattenRecht: Die Wissenschaft hat über Gott oder die Moralnichts zu sagen. Sie kann genauso wenig die Existenzoder Nichtexistenz Gottes beweisen wie sie feststellenkann, dass ein bestimmter Sonnenuntergang schönerist als der andere. Ausserdem geht es hier gar nichtum Beweise. Es ist unmöglich, mit wissenschaftlichenMethoden die eigene Existenz zu beweisen, aber trotz-

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dem zweifelt sie niemand an. Warum ist dann ein Be-weis der Existenz Gottes erforderlich? Wenn Gott wirk-lich da ist, dann sollte Er Seine Existenz auch bekanntmachen. Wenn Er dazu nicht in der Lage ist, wäre SeinVorhandensein oder Nichtvorhandensein völlig irrele-vant.

Die Unfähigkeit, Gott zu erkennen

Das Problem könnte natürlich auch darin liegen,dass Gott zwar nicht unfähig ist, sich bekannt zu ma-chen, aber die Menschheit Ihn nicht erkennt, wenn Ersich zeigt. Die Natur liefert uns dafür die besten Bei-spiele. Denken wir nur an die Energie: Sie ist unsicht-bar und nicht greifbar, aber ihre Auswirkungen sindüberall sichtbar und spürbar. Trotzdem war sich dieMenschheit jahrtausendelang der Existenz jener Ener-gie, wie wir sie heute kennen, nicht bewusst. Dieseunsichtbare Kraft blieb unentdeckt, und zwar nichtetwa, weil sie ihre Gegenwart nicht kundtat, sondernweil das Gegenteil der Fall war. Ihre Auswirkungenwaren zwar bekannt, aber niemand war in der Lage,die Energie hinter den von ihr bewirkten Phänomenenzu erkennen, obwohl sie ihre Existenz auf vielfältigeArt unter Beweis stellte. Auch wenn wir heute viel mehrdarüber wissen, kann kein Wissenschaftler wirklicherklären, was Energie ist, woher sie kommt oder wa-rum sie auf diese Art funktioniert. Wir wissen auchnicht, was die Schwerkraft ist oder der Raum, das Lichtoder jeder andere Teil des Universums.

Könnte es sich mit Gott nicht genauso verhalten?Wenn Er die Energie geschaffen hat, wäre Er dann nichtnoch schwerer zu fassen und zu verstehen als allesvon Ihm Geschaffene? Wenn Er der Schöpfer aller Dingeist, dann müsste Gott allein aus diesem Grund unend-

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lich sein und weit über dem menschlichen Verstandstehen. Deshalb muss Er sich offenbaren, denn sonstkönnten wir Ihn niemals erkennen. Aber wie kann Ersich begrenzten Wesen zu erkennen geben? Unsereichbezogene Ignoranz und Blindheit gegenüber derWahrheit ist ein grosses Problem. Wie also konnte sichGott zu erkennen geben, und zwar auf eine Art undWeise, dass ein begrenzter Mensch sich dieser Offen-barung eines unbegrenzten Gottes völlig sicher seinkonnte? Mit einer solchen Frage soll nicht versuchtwerden, die Problematik zu umgehen, denn hier stelltsich ein sehr praktisches Problem, das Gott, wenn Erwirklich existiert, lösen musste. Jeder ehrliche Skepti-ker muss dem zustimmen. Von den tiefsten Tiefen ei-nes Atoms, das wir noch immer nicht vollständig er-forschen können, bis zu den äussersten Enden desKosmos offenbart das bis ins Kleinste organisierte, vonGott geschaffene Universum Seine unendliche Intelli-genz und Macht. Anders verhält es sich jedoch mitdem Problem, wie Gott der Menschheit Seine Liebeund Seinen Willen kundtun soll, denn um dieses Zielzu erreichen, muss Gott sich selbst zu erkennen ge-ben, damit ein begrenzter Mensch ohne den gerings-ten Zweifel erkennen kann, dass der unbegrenzte Gottsich offenbart hat. Wie kann jedoch ein unendlicherGott sich begrenzten Wesen gegenüber zu erkennengeben?

Nehmen wir an, Gott käme mit donnernder Stim-me vom Himmel herab. Wie können wir mit Sicher-heit wissen, dass es Gott ist, der da gesprochen hat?Nehmen wir an, Er würde Seine Macht auf dramati-sche Weise zur Schau stellen. Wie können wir wissen,dass es sich um ein Eingreifen Gottes und nicht umein Naturschauspiel gehandelt hat? Nehmen wir an,

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Er würde eine irdische Gestalt annehmen. Wenn Erals Mensch käme, wer würde Ihm glauben, dass ErGott ist? Aber wie könnte Er sich Seinen Geschöpfengegenüber offenbaren, wenn Er ihnen nicht gleich wür-de? Nehmen wir statt dessen an, Gott würde sich intranszendenter Form zeigen. Wie können wir wissen,dass es sich um Gott und nicht um einen hochentwi-ckelten Ausserirdischen handelt, der die Erde besucht?Wunder, und seien sie auch noch so spektakulär, wä-ren ebenfalls kein ausreichender Beweis, denn Skepti-ker könnten argumentieren, dass hochentwickelte Tech-nologie für diejenigen, die sie nicht verstehen, einemWunder gleichkommt. Aber wenn Gott wirklich exis-tiert und der Schöpfer der Menschheit ist, dann willEr doch Seinen Geschöpfen nicht nur Seine Existenz,sondern auch Seinen Willen kundtun, denn schliesslichhat Er sie ja mit der Fähigkeit ausgestattet, Ihn zu er-kennen.

Es gibt nur einen wahren Gott

An dieser Stelle begegnen wir den vielen Religio-nen, die es in der Welt gibt. Jede von ihnen behauptet,den Offenbarungen des wahren Gottes oder der wah-ren Götter zu folgen, und doch gibt es unüberwindbareWidersprüche in ihren grundlegenden Vorstellungenüber das Göttliche. Offensichtlich können nicht allewidersprüchlichen Ansichten richtig sein. Im Hindu-ismus gibt es zum Beispiel den Glauben an viele Mil-lionen Götter und die Anbetung von Bildern, die an-gebliche Darstellungen dieser Götter sind, denn füreinen Hindu ist alles Gott. Im Islam wird jedoch dieAnbetung von Götterbildern, der Pantheismus und dieVielgötterei verurteilt, denn Allah ist der einzig wahreGott. Im Gegensatz dazu kommt der Buddhismus ohne

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einen persönlichen Gott aus. Allah war in Wirklich-keit der Name des Hauptgottes in der Kaaba, dem heid-nischen Tempel, den Mohammed «reinigte», indem erdie etwa 300 darin aufgestellten Götterbilder zerstör-te. Er liess jedoch den Namen dieses alten heidnischenMondgottes und sein Symbol, den Halbmond, beste-hen, denn es war wohl einfacher, Götzendiener zu sei-ner neuen Religion zu bekehren, wenn er ihnen etwasVertrautes anbot. Muslime sehen in dieser Strategienichts Widersprüchliches, noch nicht einmal in derBeibehaltung des wichtigsten Gegenstandes der An-betung in der Kaaba, nämlich des schwarzen Steines,der auch heute noch von Muslimen verehrt und ge-küsst wird, wie zur Zeit der Götzendiener, bevorMohammed diesen Stein in die religiöse Praxis des Is-lams einbezog.

Der Gott der Bibel macht dazu eine eindeutige Aus-sage: «Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nachmir keiner sein. Ich, ich bin der Herr, und ausser mirist kein Heiland» (Jes 43,10-11). Er ignoriert nicht ein-fach die Götter anderer Religionen, sondern Er ent-larvt sie alle, auch Allah, als Falschspieler, die in Wirk-lichkeit nur von Satan oder seinen Dämonen vorge-schoben werden. Der grosse Apostel Paulus schriebdazu folgendes: «… sondern dass das, was sie (dieHeiden oder Nichtjuden) opfern, sie den Dämonen op-fern und nicht Gott» (1.Kor 10,20, r.Elb.). Eine solcheEinschätzung ist weder engstirnig noch dogmatisch.Was könnte wichtiger sein als die richtige Erkenntnisdes einzig wahren Gottes, und welche Lästerung könnteschlimmer sein als die Behauptung, dass Gott jemandoder etwas anderes sei, als Er wirklich ist? Wohlmei-nende Menschen wollen jedoch nicht wahrhaben, dasses hier um die Frage nach der Wahrheit geht, denn sie

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möchten ja niemandem weh tun. Deshalb vertretensie die Auffassung, dass die Götter aller Religionen ein-fach unterschiedliche Bezeichnungen für ein und das-selbe Wesen oder ein und dieselbe Kraft sind. Damitgleichen sie jedoch dem Mann, der behauptet, alleFrauen in der Welt, gleichgültig, wie ihr Name lautetoder wer sie sind, seien ein und dieselbe Person unddeshalb mit ihm verheiratet. Seine Ehefrau würde die-sen Betrug nicht hinnehmen, und auch die anderenFrauen, mit denen er nicht verheiratet ist, würden nichtzulassen, dass er sie wie seine eigene Frau behandelt.

Unvereinbare Gegensätze

Obwohl es natürlich gewisse Ähnlichkeiten gibt,sind die Unterschiede zwischen den Göttern dergrossen Weltreligionen weitaus grösser als die Gemein-samkeiten. Die Anhänger konkurrierender Religionennehmen die Eigenheiten ihrer jeweiligen Gottheitensehr ernst. Aus diesem Grund hat es nichts mit Gross-zügigkeit zu tun, sondern eher mit einer zynischenBehandlung dessen, was Menschen für heilig halten,wenn man behauptet, die Götter aller Religionen sei-en in Wirklichkeit ein und dasselbe. Für Muslime istes eine schlimme Beleidigung, wenn man Allah mitder Vielzahl der Götter im Hinduismus gleichsetzt oderwenn man einem Christen sagt, dass sein Gott, derSeinen Sohn hingab, um für die Sünden der Welt zusterben, gleichzusetzen sei mit Allah, über den imKoran geschrieben steht, dass er keinen Sohn hat. Wennman behauptet, alle Religionen seien gleich, dann leug-net man den eigentlichen Sinn der menschlichen Spra-che und beleidigt nicht nur die Anhänger der verschie-denen Religionen, sondern auch die menschliche In-telligenz. Der Gegensatz wird besonders deutlich, wenn

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man sich dem Christentum zuwendet, denn es stehtauf der einen Seite einer grossen theologischen Kluftalleine da. Die anderen Religionen befinden sich aufder anderen Seite. Diese Kluft lässt jede ökumenischeVereinigung zu einem Ding der Unmöglichkeit werden– es sei denn, das Wesen des Christentums wird auf-gegeben.

So lässt sich zum Beispiel der unvereinbare Gegen-satz zwischen dem wesenhaften Kern des Christen-tums, nämlich dem Glauben, dass Christus für unsereSünden starb und auferstand und der blasphemischenBehauptung des Islams, Christus sei gar nicht am Kreuzfür unsere Sünden gestorben, da ein anderer SeinenPlatz eingenommen habe, nicht einfach wegdisku-tieren. Wenn man wie die katholische Kirche nach dem2. Vatikanischen Konzil diese Gegensätze unter denTeppich der Ökumene kehren will, dann ist das keinAusdruck der Höflichkeit, sondern schlicht und ein-fach Unvernunft. Man kann auch keinen Ausgleich her-beiführen zwischen dem Grundsatz aller nichtchrist-lichen Religionen, dass die Sünde durch gute Werkeaufgewogen werden kann und der biblischen Lehre,nach der Christus allein die Strafe für die Sünde be-zahlen konnte und dafür an unserer Stelle sterbenmusste. Die Aussage Jesu, Er sei der Weg, die Wahr-heit und das Leben, und niemand komme zum Vaterals nur durch Ihn (vgl. Joh 14,6) entlarvt alle anderenReligionen als satanische Fälschungen.

Das Thema dieses Buches, die Wiederkunft Chris-ti, ist eine Lehre, die nur im Christentum zu finden istund somit eine Kluft zwischen allen anderen Weltreli-gionen aufreisst, die nicht durch ökumenische Tricksüberbrückt werden kann. Weder Mohammed nochBuddha oder die anderen Religionsstifter versprachen

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ihre Rückkehr. Christus allein wagte es, ein derartigesVersprechen zu äussern, und nur Er verlieh ihm Glaub-würdigkeit, indem Er ein leeres Grab hinterliess. Die-se unbestreitbare Tatsache ist ein guter Grund, SeineWorte, Er würde in Macht und Herrlichkeit auf dieseErde zurückkehren und Seine Feinde richten, Ernst zunehmen.

Prophetie, Beweise und die Bibel

Die Einzigartigkeit der Bibel mit ihrer historischenDarstellung über das Leben, den Tod und die Aufer-stehung Jesu Christi wird selbst bei einem oberflächli-chen Vergleich mit allen anderen heiligen Schriftenoffensichtlich. So enthalten die Schriften der Hindusüberwiegend Mythen. Es gibt keinen geschichtlichenBeweis, dass die dort beschriebenen Personen jemalsgelebt haben oder die fantastischen Geschichten sichauf tatsächlich stattgefundene Ereignisse beziehen. DasGleiche trifft auf das Schrifttum fast aller anderen Re-ligionen zu.

Sehen wir uns zum Beispiel das Buch Mormon an.Es gibt nicht einen einzigen archäologischen Beweisfür die Existenz der darin beschriebenen Völker odergar einen Nachweis der dort geschilderten Ereignisse.Noch nicht einmal ein Berg, Fluss oder ein anderestopografisches Merkmal aus dem Buch Mormon istjemals ausfindig gemacht worden, obwohl die Mor-monenkirche alles Erdenkliche unternommen hat, umin Nord-, Mittel- und Südamerika die Existenz der darinbeschriebenen grossen Nationen nachzuweisen.

Im Gegensatz dazu beherbergen Museen in derganzen Welt riesige Mengen an Beweismaterial überdie Geschichtlichkeit der Bibel. Natürlich haben Skep-tiker immer wieder die Wahrheit der biblischen Be-

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richte bestritten, aber jedes Mal, wenn die Archäolo-gen ihre Arbeit abgeschlossen haben, erweisen sichdiese Angriffe als falsch und die Bibel als richtig. Hiersoll nur ein Beispiel zur Veranschaulichung genügen:Vor einiger Zeit leugneten Bibelkritiker, dass die in derBibel erwähnten Hethiter jemals existiert hätten, weilnoch keine schriftlichen Aufzeichnungen über diesesVolk gefunden worden waren. Heute gibt es in Ankara,der Hauptstadt der Türkei, ein eigenes Museum fürhethitische Kultur, deren Überreste weltweit in vielenMuseen zu sehen sind. Die heutigen Erkenntnisse überdieses Volk stimmen genau mit dem Jahrtausende al-ten Bericht der Bibel überein.

In Israel werden Schulkinder über die Geschichteihres Volkes und Landes direkt aus dem Alten Testa-ment unterrichtet. Archäologen verwenden im NahenOsten die Bibel als Handbuch, wenn sie antike Stättenausgraben wollen. Die historische, geografische undwissenschaftliche Genauigkeit der Bibel ist im Gegen-satz zu anderen heiligen Schriften häufig nachgewie-sen worden. Die Bibel wurde von Menschen verfasst,die jedoch behaupten, sie hätten aufgrund einer In-spiration von Gott die Botschaft, die Er der Mensch-heit mitteilen wollte, niedergeschrieben, und zwar dietatsächlichen Worte Gottes. Diese Worte sprechen aufwirkungsvolle Weise zum Gewissen der Menschen, undso wird ihre Wahrheit bestätigt (vgl. Heb 4,12). Nachdem Zeugnis der Bibel kennen alle Menschen diesel-ben moralischen Richtlinien, weil Gott Sein Gesetz inihre Herzen geschrieben hat (Röm 2,14.15). In glei-cher Weise redet das in der Bibel niedergeschriebeneEvangelium Jesu Christi zum Gewissen eines jedenMenschen (vgl. Joh 1,9; 2.Kor 4,2).

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Wo gibt es objektive Beweise?

Der hartnäckige Skeptiker verlangt jedoch nachobjektiven und unwiderlegbaren Beweisen. Nach derAussage der Bibel ist das ganze Universum in seinerKomplexität und mit seinen präzisen und wundersa-men Gesetzmässigkeiten ein überzeugender Beweis,dass es nicht durch Zufall entstanden sein kann. Eszeugt von der Existenz Gottes (vgl. Röm 1,19.20).Bedauerlicherweise ist der moderne Mensch zu derirrtümlichen Auffassung gelangt, dass die Wissenschafteine Erklärung über das Universum und das mensch-liche Leben bereithält, obwohl das ganz und gar nichtder Fall ist. Sir Arthur Eddington machte einmal diefolgende Aussage: «Nichts erklärt uns den Ursprungvon Chemie und Physik.» Schroedinger äusserte sichfolgendermassen: «Woher komme ich und wohin geheich? Das ist die grosse, unerklärbare Frage … für je-den von uns. Die Wissenschaft hat keine Antwort dar-auf.»

Den Menschen wurde jedoch weisgemacht, dassdie Wissenschaft alle Antworten bereithält, diese aberfür den Normalbürger zu kompliziert sind. So bleibtihnen das Zeugnis der sie umgebenden Schöpfungverschlossen. Die Bibel jedoch enthält eine äussersteinfache Erklärung über die Existenz Gottes, die fürjeden Menschen leicht zu verstehen ist. Sie liefert unseine klar verständliche und eindeutige Richtschnur,damit wir beurteilen können, welche der von denWeltreligionen als heilig bezeichnete Schrift von Gottinspiriert und wer der einzig wahre Erlöser der Weltist. Worin besteht dieser einfache und doch so tiefge-hende Beweis, den die Bibel anbietet? Es handelt sichum die erfüllten Prophezeiungen, und damit habenwir eine unwiderlegbare Bestätigung, die nur in den

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jüdisch-christlichen Schriften zu finden ist. Kein ver-nünftig denkender Mensch kann nach einer Ausein-andersetzung mit biblischer Prophetie ungläubig blei-ben. Auf den folgenden Seiten werden wir näher da-rauf eingehen.

Wie wir bereits festgestellt haben, fehlt die Prophe-tie in allen anderen heiligen Schriften der Weltreli-gionen. Sie ist weder im Koran noch in den hindu-istischen Veden, der Bhagavad Gita, noch im BuchMormon, den Worten Buddhas und auch nicht imSchrifttum von Mary Baker Eddy zu finden. Dagegenbesteht die Bibel zu etwa dreissig Prozent aus Prophe-tie.

Der Gott der Prophetie

Es ist deshalb nicht überraschend, wenn der Gottder Bibel sich offenbart als der Eine, der die Zukunftpräzise vorhersagt und auch gewährleistet, dass allesso eintrifft, wie Er es verkündet hat. Gott verweist aufdie Prophetie als unwiderlegbaren Beweis Seiner Exis-tenz und der Authentizität Seines Wortes. Die eingangszitierten Verse dienen als Beispiel, und doch sind sichauch bibeltreue Christen der Tatsache, dass Gott sichder Prophetie auf diese Weise bedient, selten bewusst.

Auf den nächsten Seiten dieses Buches werden wiruns natürlich auch mit diesem Thema befassen. Aberunsere Vorgehensweise wird etwas anders sein als inanderen Büchern über biblische Prophetie. Es gibt vieleProphezeiungen in der Bibel, aber wir werden daraufnicht näher eingehen. Zum einen sind sie nicht fürjeden unserer Leser interessant, zum anderen könnensie noch immer von Skeptikern angezweifelt werden.Es gibt jedoch zwei wichtige prophetische Themen,mit denen man sich auseinandersetzen muss, um die

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Bibel richtig zu verstehen: Israel und der Messias, derzu Seinem Volk und zur ganzen Welt kommen sollte.In diesen beiden Bereichen kommen Prophezeiungenvor, die sich zweifelsfrei erfüllt haben und somit alsSchlüssel zum Zeitpunkt der Wiederkunft Jesu dienenkönnen.

Im Gegensatz zu den komplizierten Gedanken-gebäuden der Philosophen verliert die Bibel keine Zeitmit tiefschürfenden Beweisführungen über die Exis-tenz Gottes. Der Gott, über den die Bibel Zeugnis ab-legt, ist in der Lage, sich der Menschheit mitzuteilenund sich jenen zu offenbaren, die Ihn wirklich erken-nen wollen und Ihn mit aufrichtigem Herzen suchen.Im Alten Testament heisst es: «Ihr werdet mich suchenund finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzensuchen werdet, so werde ich mich von euch finden las-sen, spricht der Herr» (Jer 29,13-14). Im Neuen Testa-ment klingt diese Verheissung so: «Aber ohne Glaubenist’s unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gottkommen will, der muss glauben, dass er ist und dasser denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt» (Hebr 11,6).

Indem Er uns Seinen Willen mitteilt, gelingt Gottder Ausgleich zwischen subjektiven und objektiven Be-weisen. Die Bibel erwähnt viele konkrete Zeichen, dieGott für diejenigen bereithielt, die Ihn und SeinenWillen erkennen wollten. So versteht man den Sinnder bildlichen Redewendung «ein Vlies auslegen»überall in der Welt. Sie hat ihren Ursprung in der Ver-wendung eines Schaffells. Gideon wollte sicher sein,dass er auch wirklich den Willen Gottes tat. Deshalblegte er das Vlies über Nacht auf den Boden und batGott um zwei Zeichen, und zwar Tau auf dem Fell undnicht auf dem Boden an dem einen Morgen, dann Tauauf dem Boden, aber nicht auf dem Fell am nächsten

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Morgen (vgl. Ri 6,36-40). Gott erfüllte diese Bitte, dennGideon hatte ein aufrichtiges Herz, und er benötigteeinen sicheren Beweis für die ungewöhnliche Aufga-be, zu der ihn Gott berufen hatte. Das bedeutet abernicht, dass Gott jede Bitte um ein Zeichen erfüllt, wenndiese Bitte nur aus einer Laune oder aus einem gewis-sen Eigensinn heraus erfolgt. Menschen, die nicht be-reit sind, die ihnen von Gott gegebenen und über vieleJahrhunderte bewahrten biblischen Bücher sorgfältigzu studieren und zu beachten, dürfen keine neuen Pro-phezeiungen oder wundersamen Zeichen erwarten.Wenn sie so etwas verlangen, fallen sie dem Satan indie Hände, denn dieser ist nur allzu gern bereit, ihnendie gewünschten «Zeichen und Wunder» zu bieten undsie damit in die Irre zu führen.

Israel, der unwiderlegbare Beweis

Es gibt ein Zeichen, das Gott der ganzen Welt gege-ben hat, und zwar für alle Zeiten. Dieses Zeichen istdas Land und Volk Israel. Gott spricht von Israel alsSeiner Herrlichkeit (vgl. Jes 46,13) und bezeichnet esals das Volk, durch das Er sich verherrlichen will (vgl.Jes 49,3). Wie sollte das geschehen? Gottes Handelnan Israel vor den Augen der ganzen Welt musste ein-deutig sein, nachdem genau vorhergesagt worden war,was geschehen sollte (vgl. 2.Chr 7,20). Über die Erret-tung Israels bei der Schlacht von Harmagedon, einThema, das in vielen alttestamentlichen Prophezeiun-gen vorkommt, heisst es in Hesekiel 38,23 (r.Elb.):«Und ich werde mich gross und heilig erweisen undwerde mich kundtun vor den Augen vieler Nationen.Und sie werden erkennen, dass ich der Herr bin.»

Die in der Bibel enthaltenen Prophezeiungen überIsrael liefern den unwiderlegbaren Beweis für die Exis-

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tenz Gottes und die Tatsache, dass Er einen Plan fürdie Menschheit hat. Die menschliche Geschichte istkein Produkt des Zufalls. Sie hat ein Ziel, und sie ver-läuft nach einem Plan. Die biblische Prophetie offen-bart diesen Plan im Voraus. Im Mittelpunkt steht Isra-el als das grosse Zeichen Gottes für die Welt, denndorthin wurde der Messias, der Erretter der Welt, ge-sandt. Aber Israel lehnte Ihn ab, wie es seine eigenenPropheten vorhergesagt hatten. Es entbehrt nicht ei-ner gewissen Ironie, dass die Juden mit ihrer ableh-nenden Haltung Jesus gegenüber genau die Prophe-zeiungen erfüllten, die Ihn als Messias kenntlich mach-ten. Wenn wir das zweite Kommen Jesu verstehenwollen, dann müssen wir Einblick nehmen in diesebesondere Rolle Israels, wie sie von den alttestament-lichen Propheten, von Christus und Seinen Apostelnoffenbart wurde.

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Kapitel 3

Ein eindeutiges Zeichen

«Siehe, ich will Jerusalem zum Taumelbecher zu-richten für alle Völker ringsumher, und auch Juda wird’sgelten, wenn Jerusalem belagert wird. Zur selben Zeitwill ich Jerusalem machen zum Laststein für alle Völ-ker. Alle, die ihn wegheben wollen, sollen sich daranwund reissen … Denn ich werde alle Heiden sammelnzum Kampf gegen Jerusalem. Und die Stadt wird ero-bert … Und der Herr wird ausziehen und kämpfen ge-gen diese Heiden» (Sach 12,2-3; 14,2-3).

Die Erfüllung vieler konkreter Prophezeiungen inder alten und neueren Geschichte des jüdischen Vol-kes ist das grosse Zeichen Gottes für die Menschheit,ein Zeichen, das niemand falsch deuten oder leugnenkann. Das einzigartige Handeln Gottes an Israel vorden Augen der ganzen Welt ist ein unwiderlegbarerBeweis für Seine Existenz und Seine lenkende Handin der Geschichte. Er ist nicht der Gott der Theisten,der Seine Schöpfung sich selbst überlässt, sondern Erist eng verbunden mit den Bewohnern der Erde, fürdie Er grosse Liebe empfindet und für die Er ganz be-stimmte Pläne hat, die Er auch zu Ende führen wird.Sowohl Israel als auch der Messias Israels sind für dieAbsichten Gottes mit der Menschheit von entscheiden-der Bedeutung. Gott gab dem Volk Israel das Land,nahm es von dort weg und zerstreute es in die ganze

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Welt. Jahrhunderte später brachte Er Sein Volk wie-der in dieses Land zurück. Es gibt in den Annalen derWeltgeschichte nichts Vergleichbares. Ein derarti-ges Phänomen kann kein Zufall sein, und es entziehtsich jedem Erklärungsversuch. Die Zukunft dieses Vol-kes im verheissenen Land, mit seinem Messias, derschliesslich von Jerusalem aus auf dem Thron Davidsdie Welt regieren wird, wird von Gott selbst zugesi-chert. Wehe denen, die versuchen, Seinen Plan zu än-dern!

Bevor Er die Nachkommen von Abraham, Isaak undJakob (den Gott später Israel nannte) nach SeinerVerheissung in das Land Kanaan brachte, warnte Gottdas Volk durch Mose: «Wenn du aber nicht gehorchenwirst der Stimme des Herrn, deines Gottes, und wirstnicht halten und tun alle seine Gebote und Rechte …und ihr werdet herausgerissen werden aus dem Lande,in das du jetzt ziehst, es einzunehmen. Denn der Herrwird dich zerstreuen unter alle Völker von einem Endeder Erde bis ans andere … Und du wirst zum Entset-zen, zum Sprichwort und zum Spott werden unter al-len Völkern, zu denen der Herr dich treibt» (5.Mo28,15.63-64.37).

Andere Propheten schlossen sich diesen Warnun-gen an. Wir greifen hier nur ein paar typische Beispie-le heraus: «… und will euch zum Bild des Entsetzensmachen für alle Königreiche auf Erden … Und ich willdie Städte Judas verwüsten, dass niemand mehr darinwohnen soll» (Jer 34,17.22). «Denn siehe, ich will be-fehlen und das Haus Israel unter allen Heiden schüt-teln lassen, gleichwie man mit einem Sieb schüttelt undkein Stein zur Erde fällt» (Am 9,9).

Obwohl Israel die Führung, den Segen und denSchutz Gottes erfahren und Seine geduldigen Warnun-

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gen gehört hatte, lehnte sich das Volk immer wiedergegen Ihn auf. Die Israeliten beteten die falschen Göt-ter der Nachbarvölker an, genau wie Gott es vorherge-sagt hatte. Warnungen wie die oben zitierten wurdenvon den Propheten viele Male wiederholt, als Gott,der Sein Volk nicht sofort bestrafen wollte, sie anfleh-te, zu Ihm umzukehren. Der Tag kam jedoch, an demGott nicht mehr länger mit Seinem Gerichtshandelnwarten konnte.

Gott als Richter wider Willen

Das Volk Israel verharrte fast fünf Jahrhunderte langin seiner rebellischen Haltung. Schliesslich musste GottSein Wort erfüllen: Jerusalem und der Tempel wurdenvon Nebukadnezar zerstört, danach wieder aufgebaut,dann später noch einmal zerstört. Wie Seine Prophe-ten es vorhersagten, zerstreute Gott Sein Volk Israel inder ganzen Welt (vgl. 3.Mo 26,33; 5.Mo 4,27; 32,26;1.Kön 14,15; Neh 1,8; Jer 9,15; 49,32 usw.). Heutetrifft man den «wandernden Juden» in den entlegens-ten Gebieten der Erde an. Obwohl Gott die Nationenzur Züchtigung Israels gebrauchte, wird die ganze Welteinmal für die Misshandlung Seines Volkes zur Ver-antwortung gezogen werden. Das Lamm Gottes, dasin Niedrigkeit kam, um für unsere Sünden zu sterben,wird als der Löwe von Juda zurückkehren, um dasGericht zu vollstrecken. Die Tatsache, dass Israel ausseinem Land vertrieben und in die ganze Welt zer-streut wurde, genau wie Gott es gesagt hatte, stellt eineErfüllung der Prophetie dar, an der eine derart grosseZahl von Menschen und Nationen innerhalb eines solangen Zeitraums beteiligt war, dass kein aufrichtigerMensch in seiner skeptischen Haltung verharren oderein Atheist bleiben kann. Die jüdische Geschichte ist

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ein sichtbares Monument für die Existenz Gottes, fürSein unfehlbares Wort und für die Juden als Sein aus-erwähltes Volk.

Es sind etwa 2 500 Jahre seit der BabylonischenGefangenschaft und mehr als 1 900 Jahre seit der letz-ten Diaspora, als Jerusalem 70 n. Chr. von den Rö-mern zerstört wurde, vergangen. In den Jahrhunder-ten nach diesem letzten Ereignis hatten die wandern-den Juden keine Heimat. Trotzdem gingen sie nie völ-lig in den Nationen, in denen sie lebten, auf. Diesesverhasste, verachtete und verfolgte Volk, das sehr wohldurch Mischehen seine Identität hätte aufgeben kön-nen, blieb eine eigenständige ethnische Gruppe. DieseTatsache an sich ist schon ein Wunder. Gott erfüllteSeine durch die Propheten ausgesprochene Verheis-sung, Sein Volk zu bewahren, damit Er es SeinemSchwur gemäss in sein Land zurückbringen konnte.Diejenigen, die fest und steif behaupten, Gott hätteSein Handeln an Israel bereits abgeschlossen, wollennicht wahrhaben, dass es eine Vielzahl von konkretenProphezeiungen gibt, die das Gegenteil aussagen. Dernachfolgend aufgeführte Text ist nur ein Beispiel vonvielen: «Darum fürchte du dich nicht, mein Knecht Ja-kob, spricht der Herr, und entsetze dich nicht, Israel.Denn siehe, ich will dich erretten aus fernen Landenund deine Nachkommen aus dem Lande ihrerGefangenschaft … Denn ich bin bei dir, spricht der Herr,dass ich dir helfe. Denn ich will mit allen Völkern einEnde machen, unter die ich dich zerstreut habe; abermit dir will ich nicht ein Ende machen. Ich will dichmit Massen züchtigen, doch ungestraft kann ich dichnicht lassen» (Jer 30,10.11).

Wir wollen noch einmal hören, was Gott über die-ses Volk sagt, das in Seinem Heilsplan eine so grosse

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Bedeutung hat und für die Welt ein sichtbares Zeichendarstellt. Dieses Volk ist so wichtig, dass es sogar mitden Naturgesetzen in Zusammenhang gebracht wird:«So spricht der Herr, der die Sonne dem Tage zum Lichtgibt und den Mond und die Sterne der Nacht zum Lichtbestellt; der das Meer bewegt, dass seine Wellen brau-sen – Herr Zebaoth ist sein Name – : Wenn jemals dieseOrdnungen vor mir ins Wanken kämen, spricht der Herr,so müsste auch das Geschlecht Israels aufhören, einVolk zu sein vor mir ewiglich» (Jer 31,35-36).

Zehn verlorene Stämme?

Es wird oft behauptet, Israel wäre nicht bewahrtworden, sondern zehn Stämme wären verloren gegan-gen, als sie nach Assyrien weggeführt wurden (vgl.2.Kön 15,29; 17,6.18). Wenn das der Fall ist, dann istdie Bibel angefüllt mit falschen Prophezeiungen überdie endzeitliche Rückkehr der zwölf Stämme in ihrLand. Entweder man glaubt an diese Theorie oder andie Bibel, denn beide können nicht der Wahrheit ent-sprechen. Die vorher zitierten Prophezeiungen bezie-hen sich auf ganz Israel und wurden von Gott ausge-sprochen, lange nachdem die zehn Stämme angeblichverloren gegangen waren. Diese Theorie der «zehnverlorenen Stämme» ist in Wirklichkeit ein antisemiti-scher Mythos. Detaillierte Ausführungen zu diesemThema würden den Rahmen dieses Buches sprengen,aber eine sorgfältige Auseinandersetzung mit der inder Bibel dargestellten Geschichte Israels widerlegtdiese Theorie, die als satanisch bezeichnet werdenmuss, denn damit wird die theoretische Grundlagegeschaffen für eine Unterbrechung der dauerhaftenExistenz Israels, wobei auch die praktische Umsetzungdieser Theorie angestrebt wird. Diese Fortdauer der

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Existenz Israels wurde von Gott immer wieder zugesi-chert, und sie ist von wesentlicher Bedeutung für dieErfüllung wichtiger biblischer Prophezeiungen in derEndzeit.

Es gibt vernünftige biblische Gründe für eine Wi-derlegung der Theorie von den zehn verlorenen Stäm-men. Zunächst wurden die zehn Stämme nicht weitvon Israel weggeführt. Warum sollten sie dann verlo-ren gehen? Im Hinblick auf die wechselvolle Geschichteder Könige und Königreiche in den nachfolgenden Jahr-hunderten kann man sich kaum vorstellen, warumniemand aus diesem Volk wieder in die Heimat zu-rückkehren sollte, und dass alle Stämme ihre ethni-sche Identität vergessen würden. Ein solcher kulturel-ler Gedächtnisschwund steht im Widerspruch zu al-lem, was wir über das hartnäckige Festhalten dieserMenschen an ihrem jüdischen Erbe wissen.

Die Juden, die als Gefangene nach Babylon ver-schleppt wurden, kehrten ja auch in ihre Heimat zu-rück. Warum sollte das dann nicht mit den zehn Stäm-men der Fall gewesen sein, die in das näher gelegeneAssyrien weggeführt wurden?

Zweitens wäre es unrealistisch, wenn man an-nimmt, dass jeder einzelne aus den zehn Stämmengefangen genommen wurde. Offensichtlich bliebentrotz der Gefangennahme durch die Assyrer viele Men-schen in Israel zurück, wie auch später während derBabylonischen Gefangenschaft. So lebten viele Mitglie-der der zehn Stämme Israels noch immer in ihremLand, als in Juda etwa ein Jahrhundert nach der Weg-führung die Erweckung unter König Josia stattfand.Ein paar Jahre vor der Gefangennahme durch die As-syrer hatte König Hiskia die zehn Stämme Israels unddas Reich Juda zur Busse aufgerufen. Es wurden Bo-

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ten ausgesandt, und zwar «durch ganz Israel und Judanach dem Befehl des Königs und sprachen: Ihr Israeli-ten, kehret um zu dem Herrn, dem Gott Abrahams,Isaaks und Israels, so wird er sich zu den Errettetenkehren, die die Könige von Assur von euch übriggelassenhaben» (2.Chr 30,6). Uns wird berichtet, dass zu die-ser Zeit eine grosse Schar aus den Stämmen Ephraim,Manasse, Issaschar und Sebulon nach Jerusalem kam,um das Passahfest zu feiern.

Die ein Jahrhundert später unter Josia stattfinden-de Erweckung wirkte sich ebenfalls auf viele Menschenaus den zehn Stämmen aus. Wir lesen, dass es nochStädte der zehn Stämme gab: «So tat er auch ringsum-her in den Städten Manasses, Ephraims, Simeons undbis nach Naftali auf ihren Plätzen» (2.Chr 34,6). DieLeviten reisten sogar durch die Städte Israels und sam-melten Spenden: «Und sie kamen zu dem Hohenpries-ter Hilkija, und man gab ihnen das Geld, das zumHause Gottes gebracht war und das die Leviten, die ander Schwelle Wache hielten, von Manasse, Ephraim undvon allen in Israel Übriggebliebenen gesammelt hattenund von ganz Juda und Benjamin und von denen, diein Jerusalem wohnten» (2.Chr 34,9). In grosser Zahlkamen Menschen aus den angeblich zehn verlorenenStämmen, die noch immer in Verbindung mit demStamm Juda standen, nach Jerusalem. Sie hatten aufdie Aufforderung der Propheten zur Umkehr gehört,um die Feste des Herrn zu feiern.

Oder denken wir an Hanna, die im JerusalemerTempel war, als Josef und Maria den acht Tage altenJesus dorthin brachten. Sie erkannte Ihn als den Mes-sias. Es heisst, dass sie aus dem Stamm Asser kam(Luk 2,36). Hier haben wir also eine Überlebende dessiebten aus den zehn «verlorenen» Stämmen. Mehr

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muss zu diesem Thema wohl nicht gesagt werden. Wirwollen lieber das Wort Gottes sprechen lassen.

Ein schändliches Kapitel in der Geschichte derMenschheit

Die Fortdauer der schlimmen Verfolgung von Ju-den im Lauf der Jahrhunderte kann nicht bezweifeltwerden, und für diese Tatsache gibt es keine normaleErklärung. Diese ständigen Misshandlungen durch dieHände ihrer Mitmenschen dienten den Juden als im-merwährende Erinnerung, dass sie trotz ihrer Er-wählung durch Gott gesündigt hatten und sich unterSeinem Gericht befanden. Aber dadurch sollten siedaran erinnert werden, dass Satan sie unbedingt ver-nichten wollte. Gott hatte verheissen, dass Sein Mes-sias, der Erlöser Israels und der ganzen Welt, zu die-sem Volk kommen sollte. Die Auseinandersetzungzwischen Gott und Satan konnte nur vom Messias ge-wonnen werden. Er allein war in der Lage, die Mensch-heit den Krallen Satans zu entreissen. Sollte Satan esjedoch fertig bringen, Israel zu vernichten, gäbe eskeinen Messias, und er hätte den Kampf um das Uni-versum gewonnen. Dass bei der Judenverfolgung (undwir meinen hier alle zwölf Stämme) nicht nur ein über-natürlicher Aspekt eine Rolle spielt, sondern auch eingewisses teuflisches Element, ist ein gesondertes The-ma der Geschichtsschreibung. Sogar Menschen, diesich als Christen bezeichnen, haben sich in dieser kos-mischen Schlacht von Satan häufig als Werkzeuge miss-brauchen lassen.

Jahrhunderte lang zwang die römisch-katholischeKirche, die behauptete, in der Gunst Gottes die StelleIsraels eingenommen zu haben, die Juden zu einemLeben in Ghettos und zum Tragen von Erkennungs-

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zeichen. Sogar nach seinem Bruch mit Rom hielt Lutheran der Verfolgung von Juden fest, indem er ihnen dieWahl liess zwischen der Konvertierung zum Christen-tum oder dem Ausreissen ihrer Zungen. Die erzwun-gene «Bekehrung» von Juden zur Zeit der katholischenInquisition und in anderen Epochen ist bekannt. Bisheute spricht der Vatikan dem Staat Israel de facto dasExistenzrecht ab.

Hitler rechtfertigte sein systematisches Vorgehengegen die Juden mit den Massnahmen, die von deroffiziellen christlichen Kirche, und zwar sowohl derkatholischen als auch der protestantischen, bereitsJahrhunderte zuvor ergriffen worden waren. Die Tat-sache, dass «zivilisierte» Nationen, die sich auf einemhohen geistigen und wissenschaftlichen Niveau befan-den, eine Gruppe ihrer Mitmenschen zur Vernichtungbestimmten, ist nicht nur schwer zu begreifen, son-dern beinhaltet ein satanisches Element. Dass aberdiese Menschen trotz einer systematisch geplantenVernichtung überleben, ihre ethnische Identität bewah-ren und sich sogar noch weltweit vermehren, ist bei-nahe unglaublich. Gott hat gemäss Seiner Verheissungdie Juden vor dem Genozid und dem Verlust ihrer Iden-tität bewahrt. Die Theorien von den «zehn verlorenenStämmen» oder von den «britischen Israeliten» sowieden weissen Europäern oder Amerikanern, die von denJuden abstammen sollen, stehen in krassem Wider-spruch zu einem vorrangigen Thema im Wort Gottes.

Wundersame Rückkehr in das Land der Väter

Ein deutlicherer Hinweis auf die Hand Gottes hin-ter den Kulissen wird in der Tatsache sichtbar, dass imEinklang mit der Bibel die Nachkommen Abrahams,Isaaks und Jakobs in das Land ihrer Vorväter zurück-

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gekehrt und in unserer heutigen Welt wieder zu einerNation geworden sind (vgl. Jer 30,3.10.11; 31,8-10; Hes11,17; 28,25 usw.). Fast 1 900 Jahre nach der endgülti-gen Zerschlagung Israels als Nation und der Zerstreu-ung des Volkes über die ganze Erde befindet sich Isra-el wieder in dem Land, das Gott ihm vor etwa 4 000Jahren gegeben hatte. Diese Wiedergeburt als Nationist einmalig in der Geschichte der Menschheit. Es han-delt sich bei diesem Ereignis um die Erfüllung vielerspezifischer Prophezeiungen, und es trägt den unver-kennbaren Abdruck der Hand Gottes. Trotzdem gibtes einen noch erstaunlicheren Aspekt in dieser Ent-wicklung.

Der zu Beginn dieses Kapitels zitierte Text gehörtzu den bemerkenswertesten Abschnitten in der Bibel.Er wurde von Sacharja unter der Inspiration des Heili-gen Geistes vor fast 2 500 Jahren niedergeschrieben.Wenn man diese Prophezeiung vollumfänglich verste-hen will, dann muss man sich ins Gedächtnis rufen,dass zur Zeit, als diese Worte ausgesprochen wurden,Jerusalem in Trümmern lag und das umliegende Landhauptsächlich Wüste oder Sumpfgebiet, zum grösstenTeil eine unbewohnbare Wildnis war. So blieb esübrigens viele Jahrhunderte lang. Jede Möglichkeit,dass Jerusalem wieder im alten Glanz erstrahlen oderin der heutigen Welt eine bedeutende Rolle spielenwürde, war gleich Null. In dieser hoffnungslosen Lagemachte Gott durch Seinen Propheten drei unglaubli-che Aussagen: 1) Der Tag sollte kommen, an demJerusalem von der ganzen Menschheit beachtet wird.2) Zu diesem Zeitpunkt wird die ganze Welt vor Sorgeum Jerusalem zittern. 3) Eines Tages werden sich dieArmeen aus allen Nationen gegen Jerusalem versam-meln, um es zu vernichten. Viele Jahrhunderte lang

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schien es sich bei dieser Prophezeiung um einen ge-waltigen Irrtum zu handeln, der in der Bibel eigent-lich nichts verloren hatte. Das Land Israel blieb zumgrössten Teil eine Wüstenei, in der ein paar Nomadenihre Herden auf dem spärlichen Gras weideten undsich von der unfruchtbaren Erde kaum ernähren konn-ten. Die Prophezeiung von Sacharja konnte nicht vonGott stammen, sondern war wohl eher ein Produkt vonWahnvorstellungen. So jedenfalls sah es 2000 Jahrelang aus. Heute ist Jerusalem zwar noch immer voneher unbedeutender Grösse und liegt in einem Gebietohne grössere Bedeutung, ist aber trotzdem der Mit-telpunkt der internationalen Aufmerksamkeit. Das Un-begreifliche ist geschehen, und zwar aus Gründen, dievon der Welt noch immer nicht durchschaut werdenkönnen!

Ein «Taumelbecher»

Jerusalem steht in der heutigen Welt nicht nur imMittelpunkt der Aufmerksamkeit, sondern es ist, wieSacharja vorausgesagt hatte, zu einem «Taumelbecher»geworden. Ob es sich nun um Atheisten oder gläubigeMenschen handelt, Hindus, Buddhisten, Muslime oderJuden, die ganze Menschheit weiss, dass der nächsteWeltkrieg wegen Jerusalem ausgefochten wird! Kannjemand, der über eine gewisse intellektuelle Ehrlich-keit verfügt, leugnen, dass nur Gott eine solch unglaub-liche Prophezeiung 2 500 Jahre im Voraus inspirierthaben konnte?

Israel ist kleiner als Holland und besitzt lediglichein Sechstel von einem Prozent der Landfläche, dievon den umliegenden arabischen Staaten eingenom-men wird. Letztere haben das Öl und den dazugehöri-gen Wohlstand und Einfluss. Israel hat nichts, kein Öl

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oder Gas, keine Edelmetalle, keine grossen Flüsse, kei-ne hohen Berge und auch keine fruchtbaren Täler.Warum also diese Aufregung um dieses winzige Fleck-chen unfruchtbare Erde und die vier Millionen Flücht-linge, die dort Zuflucht vor weiterer Verfolgung gefun-den haben? Das ergibt überhaupt keinen Sinn, unddoch sagten die Propheten mit grosser Präzision dieheutige Situation voraus. Die bedeutendsten Nationender Welt lassen ihre Diplomaten Tag und Nacht arbei-ten, um einen Friedensvertrag zwischen Israel undseinen arabischen Nachbarn zustande zu bringen.Warum diese Mühe? Weil die ganze Menschheit weiss,dass der Friede Jerusalems der Schlüssel für einenweltweiten Frieden ist. Auch das hat Gott durch SeinePropheten vorausgesagt. Viele Jahrhunderte lang klangeine derartige Prophezeiung absurd. Aber heute hängtJerusalem wie ein Mühlstein um den Hals der Welt-bevölkerung, die vor der unausweichlichen Notwen-digkeit steht, diesem verachteten Volk entweder Frie-den zu bringen oder es zu vernichten. Die Zahl undder Einfluss derjenigen, welche die zweite Alternativevorziehen, nimmt stetig zu.

Und doch ist in einem gewissen Ausmass Jerusalemauch deshalb der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, weiles für Katholiken, Muslime und Juden eine heilige Stät-te ist. Aber weder Katholiken noch Muslime existier-ten, als diese Prophezeiungen niedergeschrieben wur-den. Die Bedeutung Jerusalems für diese drei Religio-nen erklärt auch nicht das Bemühen der ganzen Weltum einen Frieden im Nahen Osten. Dieser Friede wirdvom Antichristen herbeigeführt werden, um schliess-lich im schrecklichsten Krieg in der Weltgeschichte zuenden. In nicht allzu ferner Zukunft werden alle Nati-onen der Welt ihre Armeen gegen Israel führen, um

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das dort lebende Volk zu vernichten. Die biblischenProphezeiungen über die Juden, Jerusalem und Israelsind detailliert, widersinnig und unbegreiflich, unddoch treffen sie wortgetreu ein. Wie kann man dannnoch daran zweifeln, dass Gott der Autor der Bibel ist,die Juden Sein erwähltes Volk sind und Israel das Landist, das Gott ihnen gegeben hat? Wehe denen, welchedie Erfüllung jener göttlichen Verheissungen für Isra-el, Sein erwähltes Volk, verhindern wollen!

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Kapitel 4

Gottes auserwähltes Volk

«Euch aber sagte ich: Ihr Land soll euch zufallen;und ich will es euch zum Erbe geben, ein Land, darinMilch und Honig fliesst. Ich bin der Herr, euer Gott, dereuch von den Völkern abgesondert hat … Darum solltihr mir heilig sein; denn ich, der Herr, bin heilig, dereuch abgesondert hat von den Völkern, dass ihr meinwäret» (3.Mo 20,24.26).

Man kann zwar eine andere Auffassung vertreten,aber im Wort Gottes heisst es häufig und eindeutig,dass Israel Sein auserwähltes Volk ist und dass esniemals diesen Sonderstatus verlieren wird. Die ein-zigartige Bestimmung Israels, die Gott zur ErfüllungSeines Willens für die Menschheit vorgesehen hat, istdas beherrschende Thema der biblischen Prophetie.Die Prophezeiungen über den Messias sind unauflös-lich verbunden mit Seinem Volk Israel, denn der Mes-sias, der ja selbst Jude war, sollte zu Israel und durchIsrael zur ganzen Welt kommen. Daher ist ein klaresVerständnis über die Prophezeiungen in Bezug aufVergangenheit, Gegenwart und Zukunft Israels vongrundlegender Bedeutung für die Erkenntnis über daserste Kommen Christi und Seine verheissene Rückkehr.

Wie wir bereits festgestellt haben, ist Israel derprophetische Zeitmesser Gottes, das bedeutendste Zei-chen für die Welt, ein Beweis Seiner Existenz und Sei-ner souveränen Herrschaft über die Geschichte der

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Menschheit. Ob es uns nun passt oder nicht, die Ju-den sind das auserwählte Volk Gottes.

Aber hat diese Erwählung nicht mehr Schwierig-keiten als Gutes gebracht? In dem bekannten MusicalAnatevka ahmt Topol den bestürzten Ausruf vielerJuden nach: «Kannst du nicht jemand anderen erwäh-len?» Diese Bitte ändert jedoch nichts an den Tatsa-chen. Man kann vor der Absicht Gottes oder dem bib-lischen Bericht nicht die Augen verschliessen. Skepti-ker weigern sich jedoch, die überwältigenden Beweisefür sich sprechen zu lassen. Sie wollen sich nicht ein-gestehen, dass es so etwas wie ein «auserwähltes Volk»überhaupt gibt. Atheisten leugnen die Existenz einesGottes ab, der diese Erwählung bewirkt hat. Trotz die-ser Ablehnung hat der biblische Anspruch die Auf-merksamkeit der Menschen auf die Juden gelenkt. Invielen Fällen wurden die Juden vom Hass der Skepti-ker verfolgt, ganz so, als ob sie selbst die Erfinder die-ses Gedankens seien, dass Gott sie zum GegenstandSeiner besonderen Zuneigung gemacht habe.

Die Anhänger des Islams wiederum behaupten festund steif, Gott habe nicht die Nachkommen Isaaks,sondern die Nachkommen Ismaels erwählt. Der StammKuraisch, von dem Mohammed abstammt, führte sei-ne Herkunft auf Ismael und durch ihn auf Abrahamzurück. Deshalb wird ja auch behauptet, das Land Is-rael, das nach der Auffassung der Muslime dem Ismaelverheissen war, gehöre den Arabern. Diese Behaup-tung entbehrt jedoch jeder Grundlage. Die Bibel sagtetwas anderes: Das Land Israel gehört den Nachkom-men Isaaks. Im Koran fehlt jeder Hinweis auf Jerusalemoder einen anderen Teil des Landes Israel, und damitwird den heutigen Forderungen islamischer Kreise derTodesstoss versetzt.

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Fünf besondere Merkmale Israels

Wir wollen uns dieses «auserwählte Volk» näheransehen, und den besten Ausgangspunkt dafür findenwir im 1. Buch Mose. Dort treffen wir auf einen Mannnamens Abram, den Gott erwählte und dessen Namener später in Abraham umänderte. Sowohl die Araber(von Ismael her) als auch die Juden (von Isaak her)beanspruchen ihn als ihren Stammvater. Es gibt je-doch keine Beweise, dass die Araber von Ismael unddeshalb von Abraham abstammen. Robert Morey be-merkt in seinem hervorragenden Buch The Islamic In-vasion: «Das renommierte Nachschlagewerk Encyclo-pedia of Islam (Enzyklopädie des Islams) führt die Ab-stammung der Araber nicht auf Abraham zurück.» Da-gegen kann stichhaltig nachgewiesen werden, dass dieJuden die Nachkommen Abrahams sind. Hier beginntihre Geschichte: «Und der Herr sprach zu Abram: Gehaus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaftund aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dirzeigen will. Und ich will dich zum grossen Volk ma-chen und will dich segnen und dir einen grossen Na-men machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will seg-nen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verflu-chen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlech-ter auf Erden» (1.Mo12,1.3). «Denn du bist ein heili-ges Volk dem Herrn, deinem Gott. Dich hat der Herr,dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allenVölkern, die auf Erden sind» (5.Mo 7,6).

Es gibt fünf eindeutige Merkmale in dem Bund, denGott mit Abraham, Isaak und Jakob (Israel) geschlos-sen hat, und durch die sich ihre Nachkommen vonallen anderen Völkern auf Erden unterscheiden: 1. DieVerheissung, dass der Messias durch Israel zur Weltkommen werde; 2. die Verheissung eines bestimmten

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Landes, das Israel als ewiger Besitz gegeben werdensollte; 3. das mosaische Gesetz und die dazugehöri-gen Bündnisse der Verheissung, die eine besondereBeziehung zwischen Gott und Israel kennzeichnen; 4.die sichtbare Erscheinung der Gegenwart Gottes unterdem Volk und 5. die verheissene Herrschaft des Mes-sias, der auf dem Thron Davids in Jerusalem über Seinerwähltes Volk und die ganze Welt regieren wird.

Auf die erste und letzte Verheissung, die sich aufden Messias beziehen, werden wir später noch einmalzurückkommen und jetzt auf die anderen ausführli-cher eingehen. Die zitierten Verse aus 1.Mose 12 ent-halten die erste Verheissung über ein Land, das demAbram und seinen Nachkommen gegeben werden soll-te. Die nächsten Verse in diesem Kapitel enthalten ei-nen Bericht über Abrams Gehorsam, als er Ur in Chal-däa verliess, das Land, in dem er geboren war, und indem seine Familie viele Jahre nach der Zerstreuungder Erbauer des Turmes zu Babel im Götzendienst ge-lebt hatte. Um die Ruinen dieses Turmbaus herumwurde die Stadt Babylon errichtet, die Hauptstadt desersten Weltreiches, der Ort der späteren GefangenschaftIsraels, der von grosser Bedeutung für die RückkehrChristi zu dieser Erde sein wird.

Sehr schnell gelangte Abram in das «Land Kanaan».Seine Bewohner waren schon damals unter dem Na-men «Kanaaniter» bekannt, und sie besassen zu die-ser Zeit das Land, das die Nachkommen Abrams nachdem Willen Gottes etwa vierhundert Jahre später inBesitz nehmen sollten. Es wurde unter dem Namen«das verheissene Land» bekannt und wird auch heutenoch so bezeichnet. Nun folgt eine kleine Auswahl ausder Vielzahl der göttlichen Verheissungen über diesesLand: «Da erschien der Herr dem Abram und sprach:

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Deinen Nachkommen will ich dies Land geben … Dennall das Land, das du siehst, will ich dir und deinenNachkommen geben für alle Zeit … Ich bin der Herr,der dich aus Ur in Chaldäa geführt hat, auf dass ichdir dies Land zu besitzen gebe … Das sollst du wissen,dass deine Nachkommen werden Fremdlinge sein ineinem Lande, das nicht das ihre ist; und da wird mansie zu dienen zwingen und plagen vierhundertJahre … An dem Tage schloss der Herr einen Bund mitAbram und sprach: Deinen Nachkommen will ich diesLand geben, von dem Strom Ägyptens an bis an dengrossen Strom Euphrat» (es folgt eine genaue Beschrei-bung des ganzen Gebietes; 1.Mo 12,7; 13,15; 15,7.13.18).

Die gleiche Verheissung erhält Isaak, der Sohn Ab-rahams, und zwar mehr als einmal. So sagt Gott zumBeispiel Folgendes: «Bleibe als Fremdling in diesemLande, und ich will mit dir sein und dich segnen; denndir und deinen Nachkommen will ich alle diese Ländergeben und will meinen Eid wahr machen, den ich dei-nem Vater Abraham geschworen habe, und will deineNachkommen mehren wie die Sterne am Himmel undwill deinen Nachkommen alle diese Länder geben. Unddurch dein Geschlecht sollen alle Völker auf Erden ge-segnet werden, weil Abraham meiner Stimme gehor-sam gewesen ist und gehalten hat meine Rechte, meineGebote, meine Weisungen und mein Gesetz» (1.Mo 26,3-5). Die zweifache Verheissung über Land und Mes-sias wird auch Jakob gegenüber bestätigt, dem Gottspäter den Namen Israel gab: «Ich bin der Herr, derGott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land,darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommengeben. Und dein Geschlecht soll werden wie der Staubauf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen

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Westen und Osten, Norden und Süden, und durch dichund deine Nachkommen sollen alle Geschlechter aufErden gesegnet werden» (1.Mo 28,13-14).

Gott gibt sich zu erkennen

Indem Er Seinen eigenen Namen mit diesen Ver-heissungen verbindet, gibt sich der Gott der Bibelmindestens zehn Mal als «der Gott Abrahams, Isaaksund Jakobs» (2.Mo 3,15.16; 1.Chr 29,18; Mt 22,32; Apg3,13 usw.) zu erkennen. Er offenbarte sich als solcherauch dem Moses im brennenden Busch. Damals nannteEr auch Seinen Namen Jahwe, das heisst «ICH BIN,DER ICH BIN». Er ist der ewig Seiende, der aus sichselbst heraus existiert, von dem aber die gesamteSchöpfung abhängig ist. In Seiner Beweisführung überdie Auferstehung macht sich Jesus die Tatsachezunutze, dass Jahwe als der «Gott Abrahams, Isaaksund Jakobs» bezeichnet wird: «Habt ihr denn nichtgelesen von der Auferstehung der Toten, was euch ge-sagt ist von Gott, der da spricht: ‹Ich bin der Gott Abra-hams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs›? Gottist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden»(Mt 22,31-32). Das Wort «Gott» ist kein Name, son-dern ein Gattungsbegriff, der auf jeden Gott anwend-bar ist. Deshalb verkündet uns der Gott Abrahams,Isaaks und Jakobs Seinen Namen, nämlich «Jahwe».Damit unterscheidet Er sich von allen anderen Göt-tern der Weltreligionen. Aus verschiedenen Gründenist Jahwe nicht Allah, der Gott des Islams. So ist zumBeispiel das Wesen der beiden völlig gegensätzlich.Doch die höchsten Vertreter der römisch-katholischenKirche erklärten unter anderem in Beschlüssen des 2.Vatikanischen Konzils, dass der Gott der Muslime undder Christen ein und derselbe ist. Sogar evangelikale

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Christen versuchen, eine gewisse Toleranz und öku-menische Haltung an den Tag zu legen, indem sieebenfalls behaupten, Muslime und Christen würdendenselben Gott anbeten. Aber nichts ist weiter von derWahrheit entfernt als diese Erklärungsversuche! Durchein tieferes Verständnis über die Rolle Israels wird die-ser Sachverhalt jedoch geklärt. Allah ist bestimmt nichtder «Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs», weil er die-sen Männern Feindschaft geschworen hat und die Ver-nichtung ihrer Nachkommen anstrebt.

Der Name Allah ist ein Eigenname, der schon lan-ge existierte, bevor Mohammed die Israel und demChristentum feindlich gesinnte Religion des Islams insLeben rief. Wie bereits erwähnt, war Allah der Namedes Mondgottes, der durch das bedeutendste Götzen-bild in der Kaaba in Mekka verkörpert wurde. Darinliegt auch der Ursprung des Halbmondes als Symbol.Der Islam lehnt zwar jede Form des Götzendienstesab, aber Allah selbst hatte eine lange Geschichte alsheidnische Gottheit, die weit bis in die vorislamischeZeit zurückreicht. Er ist bestimmt nicht der Gott derBibel. – Die Götter der Heiden, die durch Bilder darge-stellt wurden, werden in der Bibel immer wieder an-geprangert. Diejenigen, die sie anbeten, werden vonden Propheten Jahwes auf die gleiche Weise verurteilt.Nirgends findet sich auch nur der leiseste Hinweis,dass eine dieser heidnischen Gottheiten eine Darstel-lung Jahwes sein könnte. Paulus betont auch, dass die-jenigen, die Götterbilder verehren, in Wirklichkeit dieDämonen anbeten, die hinter diesen Bildern stehen.

Erwählt von einem unparteiischen Gott?

Auch unter Christen herrscht eine zunehmende Un-einigkeit über die Frage, ob Israel überhaupt noch ei-

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nen besonderen Stellenwert im Plan Gottes hat. DieseKontroverse wird begleitet von einer immer stärkerwerdenden Ablehnung der biblischen Lehre, dass dasLand Israel den Juden gehört. Manche Christen ver-treten die Meinung, die Erwählung Israels sei eine un-gerechtfertigte Bevorzugung von Seiten Gottes, dennin der Bibel heisse es, dass Gott die Person nicht an-sieht (vgl. Apg 10,34). Diese unparteiische Liebe Got-tes war auch für Petrus schwer zu verstehen, denn fürdie Juden (und die ersten Christen waren ja Juden)waren alle Heiden bzw. Nichtjuden nach den Forde-rungen des mosaischen Gesetzes ohne Hoffnung. Nurdurch ein Wunder liess Petrus sich überzeugen, dassdas Evangelium nicht nur den Juden, sondern auchden Nichtjuden galt.

Sogar weiten Kreisen in der heutigen Christenheitfällt es schwer zu glauben, dass Gott jeden Menschenin gleicher Weise liebt und nach Seinem Willen allegerettet werden sollen, auch wenn die Bibel diese Lehreklar und deutlich verkündet: «Denn also hat Gott dieWelt geliebt … welcher will, dass allen Menschen ge-holfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheitkommen … dass der Vater den Sohn gesandt hat alsHeiland der Welt» (Joh 3,16; 1.Tim 2,4; 1.Joh 4,14).

Wie lässt sich diese unparteiische Liebe Gottes mitdem Gedanken an ein auserwähltes Volk vereinbaren?Gott liess uns mehrmals wissen, dass Er Israel nichterwählte, weil Er «die Person ansah». Die ErwählungIsraels geschah, obwohl das Volk ihrer nicht würdigund es auch nicht besser war als andere Völker. ImGegenteil, mit seiner rebellischen Haltung verdientedas Volk Israel das Gericht. Durch dieses unwürdigeVolk wollte Gott jedoch Seine Liebe, Gnade und Barm-herzigkeit der Welt gegenüber unter Beweis stellen.

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Gott lässt Israel durch Seine Propheten Folgendes mit-teilen: «Nicht hat euch der Herr angenommen und eucherwählt, weil ihr grösser wäret als alle Völker – denndu bist das kleinste unter allen Völkern –, sondern weiler euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, dener euren Vätern (Abraham, Isaak und Jakob, Anm. d.Verf.) geschworen hat. Darum hat er euch herausge-führt mit mächtiger Hand und hat dich erlöst von derKnechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs vonÄgypten» (5.Mo 7,7-8). «Denn sie sind ein ungehorsa-mes Volk und verlogene Söhne, die nicht hören wollendie Weisung des Herrn, sondern sagen zu den Sehern:‹Ihr sollt nicht sehen!› und zu den Schauern: ‹Was wahrist, sollt ihr uns nicht schauen! Redet zu uns, was an-genehm ist; schauet, was das Herz begehrt!›» (Jes 30,9-10). «Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sen-de dich zu den Israeliten, zu dem abtrünnigen Volk,das von mir abtrünnig geworden ist. Sie und ihre Väterhaben bis auf diesen heutigen Tag wider mich gesün-digt» (Hes 2,3).

Die unerklärliche Gnade Gottes

In der Bibel lesen wir immer wieder, dass die Ju-den wie die übrige Menschheit auch in Auflehnunggegen Gott leben und letztendlich nichts anderes ver-dient haben als das göttliche Gericht. Trotzdem segnetGott das Volk Israel aufgrund Seiner Gnade und Sei-ner Verheissungen an Abraham, Isaak und Jakob, denndas Volk hat keine eigene Leistung vorzuweisen.Ausserdem wird diese Gnade durch den Tod des Mes-sias erkauft. Der Widerspruch zwischen der Bibel unddem Koran kann in diesem Punkt nicht eindeutigersein. Obwohl Allah als der «Barmherzige» bezeichnetwird, zeigt er dieses Erbarmen jedoch nur wenigen,

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verfährt mit der Mehrheit der Menschen ohne jedeGnade und bietet keine Möglichkeit einer Sündenver-gebung.

Im Gegensatz zum biblischen Evangelium von derGnade Gottes erfolgt im Islam die Erlösung durchWerke und wird durch Einhaltung des Gesetzes ver-dient. Der Koran kennt weder den Begriff der göttli-chen Gnade und Barmherzigkeit noch die Vorstellungeiner vollständigen Bezahlung der menschlichenSchuld durch einen Erlöser. Der Muslim empfängt nachder Lehre des Korans den göttlichen Segen nicht durchGnade, sondern durch eigenes Verdienst: «Ihr seid dasbeste Volk, das je unter Menschen entstand. Ihr gebie-tet nur das Rechte und verbietet das Unrecht und glaubtan Allah» (Sure 3,111).

Im selben Vers werden die Juden als «Frevler» be-zeichnet, und in Sure 4,53 heisst es, dass Allah sieverflucht hat: «Diese hat Allah bereits verflucht, undwen Allah verflucht, der findet keinen Helfer.»

Heutzutage hört man sogar unter evangelikalenChristen die weit verbreitete Meinung, die Rückkehrvon mehreren Millionen Juden ins Land ihrer Vätersei lediglich ein zufälliges historisches Ereignis undohne jede prophetische Bedeutung. Es wird behaup-tet, dass nicht Gott die Juden nach Israel zurückge-bracht haben könne, weil sie dessen gar nicht würdigseien. Ein grosser Prozentsatz des jüdischen Volkesbestehe ohnehin aus Atheisten oder Agnostikern, dennfast alle lehnen doch noch immer ihren Messias ab.Viele von ihnen seien Humanisten, Materialisten oderAnhänger des New Age. Ausserdem habe sich Israelden Palästinensern oder seinen arabischen Nachbarngegenüber nicht immer vorbildlich verhalten. Wennsich ein derartiges Sündenregister bis weit in die Ver-

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gangenheit erstreckt, könne Israel doch nicht den be-sonderen Segen Gottes geniessen.

Gnade und Verheissung

Die Fehler, die Israel begeht, sind jedoch irrelevant.Die oben erwähnten Verse und viele Hunderte ähnli-che Bibeltexte bestätigen, dass Israel sich von Anfangan in Auflehnung gegen Gott befunden hat. Sein heu-tiger Zustand ist nichts Neues. Gott hat Israel für sei-ne Sünden bestraft. Die schlimmste Strafe steht jedochnoch bevor, und zwar in der grossen Trübsal, die inder Schlacht von Harmagedon ihren Höhepunkt fin-den wird. Doch die Verheissungen an Abraham, Isaakund Jakob sind noch immer gültig, und sie werdendurch die Gnade Gottes ihre Erfüllung finden. WennGott nur die Menschen segnen kann, die Seiner wür-dig sind, dann wäre die ganze Menschheit verloren,denn die Bibel erinnert uns daran, dass alle gesündigthaben (vgl. Röm 3,23; 5,12). Ein Sünder hat Gott vonsich aus nichts anzubieten. Nur ein einziger Verstossgegen das Gesetz bringt den Menschen in eine hoff-nungslose Lage vor Gott. Auch wenn er es in Zukunftin allen Punkten einhalten würde (wenn das überhauptmöglich wäre), wäre das niemals eine Entschädigungfür vergangene Übertretungen. Offenbar wird es demMenschen nicht angerechnet, wenn er alle Vorschrif-ten des Gesetzes bis ins kleinste Detail einhält, auchwenn genau das vom Gesetz gefordert wird, denn einMensch kann sich durch gute Werke niemals die Ver-gebung vergangener Sünden erkaufen.

Die Schuld muss von dem Einen bezahlt werden,der ohne Sünde ist und der die Strafe tragen kann, dieeigentlich der Schuldige verdient. Auf diese Weise hatGott das Problem der Schuld gelöst, denn die Bezah-

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lung dieser Schuld war die Hauptaufgabe des Messi-as. Durch Seinen Tod für unsere Sünden richtete undzerstörte Er den Teufel. Deshalb lautet die frohe Bot-schaft des Evangeliums: «Denn aus Gnade seid ihr se-lig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch:Gottes Gabe ist es» (Eph 2,8).

Zum strafenden Handeln Gottes an Israel gehörtein der Vergangenheit die Zerstreuung des Volkes unteralle Nationen. Heute bringt Er Sein Volk in noch nieda gewesener Zahl zurück in sein Land, und zwar nichtdeshalb, weil es dessen würdig ist, sondern wegenSeiner Verheissung an Abraham, Isaak und Jakob. Die-ses Phänomen der neueren Geschichte geht in seinerGrössenordnung weit über den damaligen Auszug ausÄgypten hinaus.

Eine Verheissung für die «letzten Tage»

Ein äusserst überraschendes Ereignis in den Augender Welt war der Zusammenbruch des Kommunismusund der Fall des Eisernen Vorhangs. Eine positive Aus-wirkung bestand in der erstaunlich grossen Zahl vonJuden, die zu Hunderttausenden nach Israel einwan-derten, und zwar aus der ehemaligen Sowjetunion, dieihnen zuvor die Ausreise verweigert hatte. Es war er-greifend, als die dankbaren Einwanderer aus allen Tei-len der Welt, aber besonders aus dem nördlich vonIsrael gelegenen Russland, auf dem Flughafen BenGurion bei Tel Aviv landeten. Manche von ihnen wa-ren so gerührt, dass sie den Boden unter ihren Füssenküssten und vor Freude weinten. Wenn ein Beobach-ter dieser bewegenden Szenen die Schriften der alttes-tamentlichen Propheten kannte, kam ihm dabeizwangsläufig eine Verheissung in den Sinn, die Gottvor 2 500 Jahren aussprach und die sich nach Seinem

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Willen in den letzten Tagen erfüllen sollte: «Denn sospricht der Herr: Jubelt über Jakob mit Freuden undjauchzet über das Haupt unter den Völkern. Ruft laut,rühmt und sprecht: Der Herr hat seinem Volk geholfen,dem Rest Israels! Siehe, ich will sie aus dem Lande desNordens bringen und will sie sammeln von den Endender Erde, auch Blinde und Lahme, Schwangere undjunge Mütter, dass sie als grosse Gemeinde wiederhierher kommen sollen. Sie werden weinend kommen,aber ich will sie trösten und leiten. Ich will sie zu Wasser-bächen führen auf ebenem Wege, dass sie nicht zu Fallkommen; denn ich bin Israels Vater, und Ephraim istmein erstgeborener Sohn. Höret, ihr Völker, des HerrnWort und verkündet’s fern auf den Inseln und sprecht:Der Israel zerstreut hat, der wird’s auch wieder sam-meln und wird es hüten wie ein Hirte seine Herde; dennder Herr wird Jakob erlösen und von der Hand desMächtigen erretten. Sie werden kommen und auf derHöhe des Zion jauchzen und sich freuen über die Ga-ben des Herrn, über Getreide, Wein, Öl und junge Scha-fe und Rinder, dass ihre Seele sein wird wie ein wasser-reicher Garten und sie nicht mehr bekümmert sein sol-len» (Jer 31,7-12).

Warum sollte diese Verheissung in jener Zeit erfülltwerden, die auch unter der Bezeichnung «die letztenTage» bekannt ist? Der Grund liegt auf der Hand undist von grosser Bedeutung für unsere Thematik. DieWiederkunft des Herrn konnte nicht stattfinden, be-vor Israel wieder als Nation in seinem eigenen Landlebt, denn dorthin kehrt Christus während der Schlachtvon Harmagedon zurück, um Sein Volk vor der Ver-nichtung zu retten.

Wie weit sind wir in der Endzeit? Wann kommtdieser Tag? Ein bedeutendes Zeichen für die Nähe die-

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ses Ereignisses ist die Erfüllung der vielen, vor Jahr-tausenden gegebenen Prophezeiungen über die Rück-kehr der Juden nach Israel in den letzten Tagen. Jahwesteht zu Seinem Versprechen. Wenn Er Sein Wort nichthalten würde, dann könnte man Sein Wesen in Fragestellen und Seinen heiligen Namen in den Schmutzziehen. Oft liess Er durch Seine Propheten Seine Ab-sicht, Israel in den letzten Tagen in sein Land zurück-zubringen, kundtun: «Ich tue es nicht um euretwillen,ihr vom Hause Israel, sondern um meines heiligen Na-mens willen» (Hes 36,22); «Du bist mein Knecht, Isra-el, durch den ich mich verherrlichen will» (Jes 49,3).

Die Rückkehr Israels in sein Land ist wirklich einbedeutendes und unwiderlegbares Zeichen der End-zeit. Heute erfüllen sich die Prophezeiungen, denn dieAugen der ganzen Welt sind auf dieses scheinbar sounbedeutende und winzige, unfruchtbare FleckchenErde gerichtet. Das Land ist wie vorhergesagt zu ei-nem «Taumelkelch» für alle Nationen geworden, dennweltweit herrscht Besorgnis über die Geschehnissedort.

Wer die Prophezeiungen über Israel mit der Ge-schichte dieses Volkes vergleicht, kann sich wohl kaumnoch als Atheist bezeichnen.

Kann man leugnen, dass Jesus Christus der ein-zige Erlöser ist? Seine Ankunft, die vorhergesagt wur-de durch die Sprachrohre Gottes, ist eng verbundenmit Israel und seiner langen, leidvollen Geschichteder Zerstreuung und Rückkehr in das Land der Ver-heissung. Wir werden uns damit noch ausführlicherbefassen.

Das andere Hauptthema der biblischen Prophetieist der Messias, der aus und zu Israel kommen sollte.Die präzisen und zahlreichen Prophezeiungen über das

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Kommen Christi und ihre Erfüllung im Leben, demTod und der Auferstehung des Jesus von Nazareth lie-fern schlüssige Beweise, dass Er der Messias, der Erlö-ser, ist. Sie beweisen auch die Existenz des Gottes, derdie Weissagungen der biblischen Propheten inspirier-te.

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Kapitel 5

Ein prophetisches Szenario

«Denn Hunde haben mich umgeben, und der BösenRotte hat mich umringt; sie haben meine Hände undFüsse durchgraben … Sie teilen meine Kleider unter sichund werfen das Los um mein Gewand» (Ps 22,17.19).

«Sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinkenfür meinen Durst» (Ps 69,22).

Es war in der Nacht des 9. April im Jahr 32 n.Chr.,an einem Mittwoch. Der Schauplatz des Geschehenswar das so genannte letzte Abendmahl, und Jesus warmit den zwölf Männern aus dem inneren Kreis SeinerJünger alleine. Nur drei Tage zuvor, am Sonntag, dem6. April, jenem Tag, der heute in der Christenheit alsPalmsonntag gefeiert wird, hatte der Jubel um Jesusvon Nazareth einen lautstarken Höhepunkt erreicht.An diesem Tag war Er in Jerusalem eingezogen, undEr ritt nicht wie ein Held auf einem Pferd, sondernseltsamerweise auf einem Esel. Trotzdem war der Wegin die heilige Stadt von Menschenmassen gesäumt, dieIhn begeistert mit Palmzweigen in der Hand und lau-ten Freudenschreien als den lang ersehnten MessiasIsraels begrüssten. Nur wenigen in dieser jubelndenMenschenmenge wurde bewusst, dass sich dabei einefünfhundert Jahre zuvor verkündete Prophezeiung er-füllte: «Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Toch-ter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zudir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf

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einem Esel, auf einem Füllen der Eselin» (Sach 9,9).Nach diesem erstaunlichen Ereignis blieb Jesus Tagfür Tag in der näheren Umgebung von Jerusalem, alsob Er sich Israel auf eine neue Art und Weise vorstel-len wollte. Niemals zuvor hielt Er sich länger als nötigin Jerusalem auf, denn das war äusserst gefährlich, dadie Schriftgelehrten sich fest vorgenommen hatten, Ihnverhaften und umbringen zu lassen. Zum jetzigen Zeit-punkt schien Er jedoch alle Vorsicht ausser Acht zulassen. Obwohl Er sich über Nacht an einem gehei-men Ort aufhielt, kehrte Er jeden Tag zurück, um sichunter die Menschen zu begeben und im Tempel zulehren.

Da die Menge Seiner Bewunderer Ihn jederzeitumlagerte, konnten die Schriftgelehrten Ihn nicht fest-nehmen lassen. Mit ohnmächtigem Zorn mussten siezusehen, wie die Beliebtheit Jesu sprunghaft anstieg.Für Seine Jünger war es eine Zeit der spannungs-geladenen, atemlosen Erwartung, denn die Aufrich-tung Seines Reiches stand offenbar kurz bevor. Als sienun im Obergemach allein mit ihrem Herrn waren,konnten die Zwölf ihre freudige Erregung kaum zü-geln. Bestimmt würde Er, dem sie mehr als drei Jahrelang gefolgt waren, bald Sein Anrecht auf den ThronDavids geltend machen. Die Schriftgelehrten konntenIhn nicht mehr aufhalten, denn die Mehrheit des Vol-kes stand ja hinter Ihm.

Eine erschreckende Wende

Die Stunde, auf die der innere Kreis der Jünger solange gewartet hatte, sollte endlich kommen. Das glaub-ten sie zumindest, aber sie sollten bald erkennen, dasssich ihre Erwartungen als falsch herausstellten. DieEreignisse nahmen eine scheinbar unmögliche und

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erschreckende Wendung, denn ihr Meister sollte nurwenige Stunden später verhaftet, zum Tode verurteilt,auf höhnische Weise mit Dornen gekrönt und wie eingemeiner Verbrecher gekreuzigt werden. Ihre Träumezerbrachen, und die Jünger flohen in Schmach undSchande, voller Angst um ihr Leben. Während derkurzen Zeit Seines Dienstes auf Erden hatte Jesus Chris-tus immer wieder von Seiner bevorstehenden Ableh-nung und Ermordung durch die religiöse Oberschichtin Israel gesprochen. Er hatte auch öffentlich verkün-det, dass Er nach drei Tagen von den Toten auferste-hen würde, und Er verwies Seine Zuhörer auf die alt-testamentlichen Propheten, bei denen die gleiche Bot-schaft über den Messias zu lesen war. Doch niemandwollte Seine Worte so recht verstehen. Sogar Petruswies Ihn wegen dieser negativen Gedanken zurecht:«Gott bewahre dich, Herr! Das widerfahre dir nur nicht!»Sofort kam die unnachgiebige Antwort Jesu: «Geh wegvon mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn dumeinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist»(Mt 16,22-23).

Die Propheten verkündeten klar und deutlich, dassder Messias bei Seinem Kommen von Seinem eigenenVolk abgelehnt und gekreuzigt werden, aber von denToten auferstehen sollte. Trotzdem verstanden wederdie Schriftgelehrten, die täglich in der Schrift forsch-ten, noch die Jünger, denen Christus alles erklärenwollte, diese Prophezeiungen. Wenn sie ihre eigenenheiligen Schriften verstanden hätten, dann wären vie-le Mitglieder der religiösen Führungsschicht zu derSchlussfolgerung gekommen, dass Jesus von Nazarethtatsächlich der Messias war. Auch die Jünger hättenbestimmt anders gehandelt, wenn sie die Worte derPropheten über den Messias begriffen hätten. Heutzu-

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tage umgibt eine ähnliche Verwirrung die biblischenAussagen über die Rückkehr Christi auf diese Erde.Sogar unter bibeltreuen Christen herrscht Uneinigkeitüber dieses Thema, aber auch Blindheit über die ent-sprechenden Prophezeiungen. Daraus ergibt sich eineweit verbreitete Gleichgültigkeit im Hinblick auf dasumwerfendste Ereignis in der Menschheitsgeschichte,das viel näher vor der Tür steht, als die meisten Chris-ten annehmen.

Die Tatsache, dass der prophezeite Messias vonSeinem eigenen Volk abgelehnt und getötet werdensollte, anstatt wie erwartet auf dem Thron Davids zuherrschen, war dem Denken der Jünger Jesu völligfremd. Es scheint, als ob sie Ihm noch nicht einmalzugehört hätten, als Er versuchte, Ihnen dies mitzutei-len. Im Schatten des Kreuzes, in diesen letzten Augen-blicken der innigen Gemeinschaft mit Seinen wenigenGetreuen, wollte der Herr ihnen die tiefere Absichthinter Seiner bevorstehenden Hinrichtung erklären.«Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten», sagte Erihnen. Die Bedeutung dieser Worte verstanden sie zwar,aber sie passten nicht zu ihrer Erwartung. Er wollteweggehen, jetzt, im Augenblick des Triumphes, da ganzJerusalem Ihn als Messias feierte? Das ergab keinenSinn. Wohin wollte Er gehen? Warum denn? Was ge-schah dann mit der Aufrichtung Seines Reiches?

Verwirrung über das Reich Gottes

Bestürzung lag auf den besorgten Gesichtern derJünger, als sie sich um den Tisch versammelten. Wassollte mit dem Reich Davids werden, das der Messiasdoch wieder errichten sollte? Christus hatte dochverheissen, dass sie mit Ihm auf zwölf Thronen herr-schen und die zwölf Stämme Israels richten sollten.

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Er konnte doch jetzt nicht fortgehen! Kamen Ihm etwaZweifel und wollte Er sie auf eine Enttäuschung vor-bereiten? Waren sie etwa auf eine Täuschung herein-gefallen? Dieser ungeheuerliche Gedanke wurde sofortverdrängt und machte schnell einem von Egoismus ge-prägten Ehrgeiz und Optimismus Platz. Wieder wares das mangelhafte Verständnis der Jünger über dieklaren Aussagen der Propheten, das zu einer derartfolgenreichen Verwirrung führte. Ihre mangelnde Er-kenntnis liess sie ihrem Herrn untreu werden, und zwarzu einem Zeitpunkt, als sie ihre unerschütterliche TreueIhm gegenüber unter Beweis hätten stellen müssen.Sie kannten ja noch nicht einmal die Aussagen ihrereigenen Propheten über das messianische Reich! Eineähnliche Unwissenheit herrscht in unseren Tagen. Ausdiesem Grund ist im letzten Jahrzehnt sogar unterbibeltreuen Christen eine wachsende Verwirrung inBezug auf das Reich Gottes festzustellen. Diese The-matik wird wegen ihrer Bedeutung für die RückkehrChristi in den letzten Kapiteln dieses Buches ausführ-licher behandelt.

Zum Verdruss der Jünger, die das «letzte Abend-mahl» mit ihrem Herrn assen, liess jenes Reich, in demsie eine führende Rolle spielen wollten, noch bis zudem festgesetzten Termin auf sich warten. Obwohldieser Zeitpunkt in der Bibel offenbart und Christusselbst bekannt war, herrschte unter Seinen Anhängernund den Schriftgelehrten eine erstaunliche Unwissen-heit über diese Prophezeiungen. In derselben Nachtsollte Jesus, der von den Propheten vorhergesagte Kö-nig Israels, in scheinbar hilfloser Resignation zu einerScheinverhandlung und schliesslich zu Seiner Hinrich-tung geführt werden. Die Jünger, die sich am Endeihrer Hoffnungen sahen, sollten Ihn bis auf den letz-

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ten Mann verlassen. Vergessen waren alle leidenschaft-lichen Gelöbnisse über Treue und Liebe, als es darumging, ihr eigenes Leben zu retten.

Verrat und Feigheit im engsten Kreis

Da Er die Ereignisse bereits im Voraus kannte, warn-te der Herr die Jünger eindringlich vor ihrem Verrat.Er zitierte sogar die Prophezeiung, in der ihre Feigheitvorhergesagt wurde: «Schwert, mach dich auf übermeinen Hirten, über den Mann, der mir der nächsteist! spricht der Herr Zebaoth. Schlage den Hirten, dasssich die Herde zerstreue; und ich will meine Hand wen-den gegen die Kleinen» (Sach 13,7). Diese Prophezei-ung verstand keiner der Jünger. An Petrus, der mit sei-nen Treueiden stets schnell zur Hand war («Ich willmein Leben für dich lassen» - vgl. Joh 13,37), wandtesich der Herr mit besonderer Aufmerksamkeit, und inaller Offenheit sagte Er zu ihm: «Simon, Simon, siehe,der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen.Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nichtaufhöre … Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe dudreimal geleugnet hast, dass du mich kennst» (Lk 22,31-32.34).

Diese Worte waren wiederum völlig unverständlich.Dieser robuste Fischer glaubte, sich selbst gut zu ken-nen, und deshalb behauptete er im Brustton der Über-zeugung, dass er eher sterben würde als seinem Herrn,den er so sehr liebte, untreu zu sein. Die anderen Jün-ger waren der gleichen Meinung. Trotz ihrer gutenAbsichten sollten jedoch in dieser Nacht die Prophe-ten recht behalten. Alles sollte sich genauso abspie-len, wie es bereits Jahrhunderte zuvor unter der Lei-tung des Heiligen Geistes detailgetreu niedergeschrie-ben wurde.

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Jesus wusste, dass alles eintreffen würde, denn Erhatte den Propheten ja diese Worte eingegeben. Seinevielsagenden Worte an die Jünger lauteten folgen-dermassen: «Jetzt sage ich’s euch, ehe es geschieht,damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt, dass ich esbin» (Joh 13,19). Das Wort «es» erscheint nicht imOriginaltext des Neuen Testaments. Jesus verkündetean dieser Stelle wiederum, dass Er Jahwe war, der Ichbin des Volkes Israel, der «von Anfang an verkündigt,was hernach kommen soll, und vorzeiten, was nochnicht geschehen ist» (Jes 46,10).

Christus verbarg vor Seinem engsten Freundeskreisauch nicht den furchtbaren Verrat, den einer der Ihrenbegehen würde. Wieder einmal gab Er den Jüngern zuerkennen, dass Er der Gott Israels war, indem Er diegeheimen Absichten dessen enthüllte, der Ihn verra-ten sollte. Voller Kummer griff Er die Oberflächlichkeitihrer Hingabe Ihm gegenüber sowie ihrer Erkenntnismit den erschütternden Worten an: «Wahrlich, ich sageeuch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird michverraten … Der Menschensohn geht zwar hin, wie vonihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durchden der Menschensohn verraten wird! Es wäre für die-sen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre» (Mk14,18.21). Nach diesen aufschreckenden Worten hät-ten die Jünger es eigentlich nicht mehr zulassen dür-fen, dass einer von ihnen den Raum verlässt, bis derSchuldige gestanden und Busse getan hätte! Statt des-sen bewirkten diese prophetischen Worte ihres Herrnlediglich ein kurzes Aufflackern von Besorgnis unterden Jüngern. Jeder von ihnen fragte mit scheinbarerUnschuld und Aufrichtigkeit in der Stimme: «Herr, binich es?» Christus bejahte diese Frage des Judas. Aberunerklärlicherweise schien das niemandem aufzufal-

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len, denn kurz darauf meldete sich der selbstsüchtigeEhrgeiz der Jünger wieder zu Wort, und sie strittensich erneut, wer wohl der Grösste im Reich Gottes seinsollte. Die Aufrichtung dieses Reiches stand schliesslichkurz bevor, oder das glaubten sie wenigstens. Warumeigentlich nicht? Die Menschenmengen, die Christustäglich zujubelten, würden schon dafür sorgen. «Wievon ihm geschrieben steht» – dieser äusserst wichtigeHinweis des Herrn auf die Botschaften der Prophetenschien für die Anwesenden keinerlei Bedeutung zuhaben. Für diese durch nichts zu entschuldigendeBlindheit gegenüber den prophetischen Schriften soll-te ein hoher Preis gefordert werden, und zwar nichtnur vom Verräter, sondern auch von allen anderen Jün-gern.

Eine Schachfigur in den Händen Satans

Judas war zu sehr beschäftigt mit seinen eigenen,geheimen Bestrebungen, als dass er sich um einen Platzim Reich Gottes streiten wollte. Warum sollte er auchZeit verschwenden mit einem Traum, der sich dochnicht erfüllen würde? Judas hatte Informationen auserster Hand, dass Jesus nicht den Thron Davids be-steigen würde. Die Schriftgelehrten würden schon dafürsorgen, dass das nicht zustande kam, und er trugschliesslich auch seinen Teil dazu bei. Der entschei-dende Zeitpunkt für den Verrat an seinem Meister warendlich gekommen.

Berauscht von der habgierigen Vorfreude auf 30 Sil-berstücke murmelte der Verräter eine Entschuldigungund schlich sich hinaus in die Nacht. Seiner Meinungnach war dieses messianische Reich eine gross ange-legte Täuschung. Trotz der angeblichen Wunder, dieJesus gewirkt hatte, war es nur noch eine Frage der

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Zeit, bis dieser Eine, dem so viele in dem Irrglauben,Er sei der Messias, folgten, von den Schriftgelehrtenausfindig gemacht und verhaftet wurde. Warum sollteer ihnen nicht dabei helfen, wo sie doch so gut dafürbezahlten? Warum sollte er das Geld nicht annehmen,bevor es jemand anderem zugute kam? Judas war einMann ohne Gewissen. Zunächst hatte er der Versu-chung widerstanden, aus der Kasse zu stehlen. Diekleinen Geldsummen kamen von gelegentlichen Spen-den, die er einsammelte und aufbewahrte. Aber nach-dem er zum ersten Mal nachgegeben hatte, fiel ihmder zweite Diebstahl, der dritte und der vierte schonviel leichter. Es dauerte nicht lange, bis das Stehlenund die damit verbundenen Lügen, damit niemand ihmauf die Schliche kam, für ihn zu einem spannendenund anscheinend einträglichen Geschäft wurde.

Satan hatte sein Werkzeug gefunden, und Judas warnunmehr wie eine Schachfigur in seinen Händen. Eskonnte doch nicht so verkehrt sein, einen kleinen Ge-winn einzustreichen, indem man das Unvermeidlicheein wenig beschleunigte. Das sagte er sich noch einmal,als er auf Schleichwegen zu jener Verabredung eilte,die ihn zu einem reichen Mann machen, aber auchden Untergang seiner Seele besiegeln sollte. Der NameJudas sollte für immer gleichbedeutend sein mit Be-trug und Verrat. Was für ein bedauernswerter Menschwar er doch, denn er wurde getrieben von Habgierund inspiriert von Satan. Aber eines war ihm nichtbewusst: Sowohl seine niederträchtige Tat als auch seintragisches Ende konnte er selbst in der Bibel nachle-sen, denn David hatte Folgendes niedergeschrieben:«Auch mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brotass, tritt mich mit Füssen» (Ps 41,10). Judas war stolzauf das einträgliche Geschäft, das er abgeschlossen

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hatte. Es war nicht leicht gewesen, aber es war ihmgelungen, den Preis bei den verschlagenen, geizigenSchriftgelehrten bis auf 30 Silberstücke hochzutreiben,und das war schon eine ansehnliche Summe für dieAltersversorgung. Auch hier übersah der Verräter dieerschütternden Worte des Propheten Sacharja: «Undsie wogen mir den Lohn dar, dreissig Silberstücke … Ei,eine treffliche Summe, deren ich wertgeachtet bin vonihnen!» (Sach 11,12.13). Es stand dort auch geschrie-ben, dass Judas in bitterer Reue, aber zu spät, diesesBlutgeld den Schriftgelehrten vor die Füsse werfensollte und sie es für den Kauf eines Feldes zur Bestat-tung der Armen verwenden würden (Sach 11,13). Auchsein Selbstmord wurde vorhergesagt (Ps 55,12-15).

Das Reich Gottes, die Lösung des Rätsels

Die anderen Jünger bemerkten gar nicht, wie sichhier ein historisches Drama entfaltete, in dem sie eineso jämmerliche Rolle spielen sollten. Jeder von ihnenprahlte noch immer mit seiner besonderen Befähigungfür eine hohe Position an der Seite von Christus injenem Reich, über dessen Beginn und Zeitrahmen siesich in tragischer Weise täuschten. Wie die Schriftge-lehrten lasen sie achtlos über jene Texte hinweg, diesie täglich vor Augen hatten. Eine Vielzahl von Pro-phezeiungen, die sie hätten kennen müssen, wiesendarauf hin, dass der Messias nicht wie erwartet beiSeinem ersten Kommen den Thron Davids besteigensollte. Ihre Ziele und Verhaltensweisen wären völliganders gewesen, wenn sie die Propheten richtig ver-standen hätten.

Aufgrund einer gewissen Ernüchterung gegenüberPrognosen und Datierungen in Bezug auf die Entrü-ckung haben heute die meisten Menschen, die sich

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als Christen bezeichnen, nur noch ein geringes Inte-resse an biblischer Prophetie. Infolgedessen herrschtin weiten Kreisen der Gemeinde Jesu ein ähnlichesMissverständnis über den Zeitrahmen und die Aufrich-tung des Reiches Gottes wie damals bei den Jüngern,und zwar auch unter jenen, die sehnsüchtig auf dieRückkehr Christi warten. Doch das Reich Gottes istein Schlüssel zur Lösung des Rätsels, denn ohne die-ses würde die Wiederkunft Christi nicht stattfinden.Die Propheten liessen darüber nicht den geringstenZweifel aufkommen. Mit dem ersten Kommen Christivor etwa 2000 Jahren erfüllten sich spezifische Pro-phezeiungen über das Reich Gottes, die bereits seitJahrhunderten im Alten Testament verzeichnet waren.Das gleiche trifft auf Seine Wiederkunft zu, bei dersich ebenfalls die neutestamentlichen Prophezeiungenüber das Reich Gottes erfüllen werden. Die Tatsache,dass alle prophetischen Ankündigungen über das ers-te Erscheinen Christi präzise eingetroffen sind, ver-mittelt uns absolute Sicherheit über die Erfüllung derProphezeiungen über Seine Rückkehr. Wie wir nochsehen werden, ist die Beschäftigung mit dem Wesendieser prophetischen Aussagen über die WiederkunftChristi und das Reich Gottes sowohl im Alten wie auchim Neuen Testament, aber auch mit der Ursache ihrerVernachlässigung und Fehldeutung, ein faszinierendesStudium, und zwar auch im Hinblick auf ihre prakti-sche Bedeutung.

Ein seltsamer Beweis der Messianität Jesu

In dieser furchtbaren Nacht Seines Verrats wussteJesus genau über die Pläne Seines Jüngers Judas unddas Vorhaben der Schriftgelehrten Bescheid. Aus Ge-horsam und Liebe, aber auch aus dem Wunsch heraus,

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unsere Erlösung zu bewerkstelligen, nahm Er diesenbitteren Kelch aus der Hand Seines Vaters, um für un-sere Sündenschuld vor der ewigen Gerechtigkeit zubezahlen. Ironischerweise merkten die religiösen Füh-rer in Israel gar nicht, dass gerade ihre grausamen Plä-ne zur Bestätigung Jesu als Messias führen sollten.Durch Seine Verhaftung und Verurteilung zum Tod amKreuz sollten sie unbewusst den Ratschluss Gottes unddie Ankündigungen der von ihnen angeblich so tiefverehrten Propheten bis ins Kleinste erfüllen. In völli-ger Unwissenheit über die in ihren eigenen heiligenSchriften niedergelegten Abläufe sollten die Schriftge-lehrten zu der Schlussfolgerung gelangen, sie hättendem Einen, den sie mit ihrem brennenden Hass ver-folgten, endgültig ein Ende bereitet. In Wirklichkeitsollte Er durch Seinen Tod die Macht des Bösen fürimmer zerstören. Sogar der Teufel, dieser brillante Stra-tege, der dem Judas den Verrat an seinem Herrn ein-geflüstert hatte, kannte die Prophezeiungen des AltenTestaments nicht besser als die Schriftgelehrten. Ob-wohl er die Bibel zitierte, als er Jesus in der Wüsteversuchte, verstand auch er sie nicht richtig. Der «grosseDrache, die alte Schlange, die da heisst: Teufel undSatan» (Offb 12,9) sollte von dieser für ihn vorgesehe-nen, vernichtenden Niederlage völlig überraschendgetroffen werden.

Als unser Herr nackt an einem Kreuz hing, als Ver-brecher zum Tode verurteilt, verhöhnt und verlachtvon den Schriftgelehrten und der wütenden Menschen-menge, war Jesus von Nazareth, ehemaliger Zimmer-mann und Wanderprediger, offenbar Seines messiani-schen Anspruchs beraubt. Sein schmachvoller Todwirkte auf Seine enttäuschten und feigen Jünger wieeine hoffnungslose Niederlage. Statt dessen sollte Sei-

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ne Kreuzigung der endgültige Beweis dafür sein, dassChristus der Messias war. In Unkenntnis dieser Tatsa-che wollten sich die scheinbar siegreichen Mächte derFinsternis mit hämischer Freude bereits auf die Macht-übernahme in der Welt und dem ganzen Universumvorbereiten, denn schliesslich hatte der Sohn Gottesbei Seiner Rettungsmission für den Planeten Erdegründlich versagt! In Wirklichkeit sollte dieser ernied-rigende und scheinbar tragische Tod zum Triumph fürChristus werden, zur herrlichen Vollendung der Fleisch-werdung des Sohnes Gottes in dieser Welt. In einemalten Lied heisst es:

Nichts kann ich vor Gott ja bringenals nur dich, mein höchstes Gut;Jesu, es muss mir gelingendurch dein heilges, teures Blut.Die höchste Gerechtigkeit ist mir erworben,da du bist am Stamme des Kreuzes gestorben;die Kleider des Heils ich da habe erlangt,worinnen mein Glaube in Ewigkeit prangt.

Viele Male hatte Jesus Christus Seinen Jüngern Sinnund Zweck Seiner Mission auf Erden erklärt, aber die-se Erklärungen zeigten keine Wirkung. Sie waren derartbesessen von ihren eigenen selbstsüchtigen Erwartun-gen, dem Wunsch nach Machtpositionen im messia-nischen Reich, dass Seine Worte für sie keinen Sinnergaben. Obwohl Seine Kreuzigung die Schrift erfüllteund somit der Beweis erbracht war, dass Er der Messi-as war, schien für Seine Jünger und auch die Schrift-gelehrten das Gegenteil wahr zu sein. «Wir glauben,dass Er der Messias war, aber das konnte ja nicht stim-men, denn sie haben Ihn getötet!» So lautete die er-

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schütternde Klage der beiden Jünger auf der Strassenach Emmaus (Lk 24,19-21). Sie brachten das Gefühlder Ernüchterung zum Ausdruck, das sie mit allenehemaligen, nun im Verborgenen lebenden Jüngernteilten. Wie konnten sie sich nur von diesem falschenMessias derart täuschen lassen? Vielleicht hatten dieSchriftgelehrten doch Recht mit ihrer Behauptung, ausGaliläa werde kein Prophet kommen (vgl. Joh 7,52).Ihr Meister war tot, und das war doch ein eindeutigerBeweis. Es war damals wie heute, sogar unter jenen,die sich Christen nennen: Das Kreuz lässt sich nichtmit menschlichen Vorstellungen über Macht undGrösse vereinbaren.

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Kapitel 6

Sieg durch Niederlage

«Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn dasWeizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibtes allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht… Jetzt ergeht das Gericht über diese Welt; nun wirdder Fürst dieser Welt ausgestossen werden. Und ich,wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zumir ziehen» (Joh 12,24.31-32).

Wir wollen nun einen Blick zurück auf die Ereig-nisse werfen, die zur Kreuzigung Jesu geführt habenund uns die enge Beziehung zwischen den biblischenProphezeiungen und den tatsächlichen Geschehnissennäher ansehen. Insbesondere wollen wir uns damitbeschäftigen, wie das Unverständnis über die Aussa-gen der alttestamentlichen Propheten bei der religiö-sen Führung und den Jüngern Jesu zu einer Verun-ehrung Gottes und zur Blindheit über Person und Auf-trag des Messias führte. Dieses einprägsame Beispielsoll für jeden von uns eine Anregung sein, sich mitverstärktem Interesse und neuer Wertschätzung mitder biblischen Prophetie auseinander zu setzen.

Monatelang planten die Schriftgelehrten, Pharisä-er und Sadduzäer die Ermordung Jesu. Getrieben vonder Angst, ihre Position und Autorität einzubüssen undangestiftet von den Einflüsterungen Satans verschlos-sen die religiösen Führer Israels mit ihrem Stolz undeifersüchtigen Selbsterhaltungstrieb die Augen vor der

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Wahrheit. Ihre Herzen waren erfüllt von Neid und Hassgegenüber diesem Einen, der ihre Traditionen in Fragestellte und die Wahrheit mit einer Autorität verkünde-te, die ihr Gewissen wie ein Schwert traf. Wären siewirklich bereit gewesen, den Willen Gottes zu erken-nen und zu tun, dann hätten sie auch Sein Wort ver-standen (Joh 7,17). Ohne diese Bereitschaft, sich Sei-ner Wahrheit unterzuordnen, kann niemand die Bibelrichtig verstehen. Mittlerweile war es allgemein be-kannt, dass Jesus von Nazareth eine Vielzahl vonMenschen geheilt hatte: Die Lahmen gingen, den Blin-den öffnete Er die Augen, ja, Er erweckte sogar Totezum Leben. Diese in aller Öffentlichkeit und unter denAugen vieler Menschen vollbrachten Wunder konntennicht geleugnet werden. Es war deshalb verständlich,warum die selbstsüchtigen religiösen Führer Ihnzugleich hassten und fürchteten. Seine zunehmendeBeliebtheit im Volk bedrohte ihren Lebensunterhalt,denn sie dienten sich selbst und nicht Gott und Sei-nem Volk. Der Evangelist Johannes teilt uns folgendesmit: «Da versammelten die Hohenpriester und die Pha-risäer den Hohen Rat und sprachen: Was tun wir? Die-ser Mensch tut viele Zeichen. Lassen wir ihn so, dannwerden sie alle an ihn glauben, und dann kommen dieRömer und nehmen uns Land und Leute. Einer abervon ihnen, Kaiphas, der in dem Jahr Hoherpriester war,sprach zu ihnen: Ihr wisst nichts; ihr bedenkt auch nicht:Es ist besser für euch, ein Mensch sterbe für das Volk,als dass das ganze Volk verderbe» (Joh 11,47-50).

Ein listiger Betrüger

Wie konnten die Schriftgelehrten vor sich selbst einederartige Bosheit rechtfertigen? Es war ziemlich ein-fach, denn für Derartiges findet sich immer eine ratio-

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nale Erklärung: Die Wunder mussten aufwendige Zau-bertricks mit unbekannten Komplizen sein. DieserJesus von Nazareth war ein listiger, aalglatter Betrü-ger! Jeder, der vom Hohen Rat dafür bezahlt wurde,Ihn in einer öffentlichen Debatte blosszustellen, mussteauf jämmerliche Weise den Kürzeren ziehen.

Woher hatte Er bloss dieses Wissen und diesen un-gewöhnlichen Scharfsinn? Er verblüffte ihre bestenRechtsgelehrten mit einer Leichtigkeit und einer Weis-heit, die weit über das hinausging, was in ihren rabbi-nischen Schulen oder in anderen Zentren der Gelehr-samkeit auf dieser Erde gelehrt wurde. Dieser tollküh-ne Nazarener hatte sogar behauptet, Sein Reich sei«nicht von dieser Welt». Was sollte denn das bedeu-ten? Wollte Er sie an der Nase herumführen? Die Volks-menge behandelte Ihn schon jetzt wie einen König,und die Lage wurde so explosiv, dass die Römer je-derzeit militärisch eingreifen konnten. Es musste et-was geschehen!

Wie berauscht durch diese umstrittenen Wunder,besonders Seine angebliche Fähigkeit, Tausende Sei-ner Anhänger mit ein paar Broten und Fischen zu spei-sen, murrte die aufsässige Volksmenge bereits gegenden römischen Kaiser, und es wurden Äusserungenlaut, man wolle Jesus zum König der Juden machen.Seine Anhänger, deren Zahl bereits in die Tausendeging, befanden sich unter einer Art Massensuggesti-on. Sie fielen auf Seinen inszenierten Triumphzug nachJerusalem herein, und so hatten sie Ihn ganz offen alsden Messias willkommen geheissen. Die Drohungender religiösen Oberschicht, dass jeder, der solche ket-zerischen Äusserungen auch nur flüsterte, aus demVolk Gottes ausgestossen würde, stiessen auf taubeOhren. Die heimtückischen Gerüchte verbreiteten sich

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weiter wie ein Schwelbrand, und Seine Beliebtheitunter dem Volk nahm weiter zu. Indem sie sich die-sem Galiläer widersetzten und dabei stets den Kür-zeren zogen, hatten die Schriftgelehrten den Respektdes einfachen Volkes verloren. Sogar die Kinder, diesich im Tempel um Ihn drängten, schrieen: «Hosannadem Sohn Davids», und priesen Ihn somit als Messi-as. Als die Priester und Schriftgelehrten Ihn zurecht-wiesen, weil Er dieses Lob annahm, erwiderte Jesuskühn: «Ja! Habt ihr nie gelesen: ‹Aus dem Munde derUnmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet›?»(Mt 21,16).

Diejenigen, welche einst den Dekreten des regie-renden Hohen Rats stets ehrfürchtigen Gehorsam ent-gegengebracht hatten, ignorierten diese nun. Statt des-sen hingen sie an den Lippen dieses Emporkömmlingsaus Nazareth, als ob Er Gott selber sei, und das be-hauptete Er ja auch noch auf gotteslästerliche Weise!Das hatte gerade noch gefehlt! Jetzt hatten sie endlicheinen legalen Grund für eine Anklage nach dem mo-saischen Gesetz, und niemand konnte dem etwas ent-gegensetzen.

Er machte sich zu Gott!

«Darum habe ich euch gesagt, dass ihr sterben wer-det in euren Sünden; denn wenn ihr nicht glaubt, dassich es bin, werdet ihr sterben in euren Sünden» (Joh8,24). Das war doch der Name, unter dem Gott sichdem Mose offenbarte: ICH BIN! Natürlich war dasGotteslästerung in ihrer reinsten Form, aber was meinteEr denn damit, wenn Er sagte: «Wo ich hingehe, dakönnt ihr nicht hinkommen» (Joh 8,21)? Immer wiederbrachte Er diese seltsamen Gedanken als Ablenkungs-manöver. Die Schriftgelehrten waren in ihrer Selbst-

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sucht so blind, dass sie es gar nicht mehr merkten,wenn sie die Stimme der Wahrheit in ihrer Mitte hörten.Diese Äusserungen, die Er zu Seiner Person machte,waren umwerfend: «ICH BIN das Brot des Lebens. Werzu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer anmich glaubt, den wird nimmermehr dürsten» (Joh 6,35);«ICH BIN das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, derwird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird dasLicht des Lebens haben» (Joh 8,12); «ICH BIN die Tür;wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig wer-den und wird ein- und ausgehen und Weide finden»(Joh 10,9); «ICH BIN Gottes Sohn» (Joh 10,36); «ICHBIN die Auferstehung und das Leben. Wer an michglaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und werda lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr ster-ben» (Joh 11,25-26). Jeder andere, der solche unglaub-lichen Ansprüche verbreitet hätte, wäre für verrückterklärt worden, aber nicht dieser Mann. Er sprach die-se Worte mit einer Autorität aus, die keine Widerredezuliess. Mit derartigen Versuchen waren die Schriftge-lehrten ja bereits gescheitert.

Dieser listige Aufrührer benutzte in voller Absichtdie Worte ICH BIN, und zwar in einer Art und Weise,die für Schriftgelehrte und Pharisäer nicht nur beleidi-gend klang, sondern sie auch in Furcht und Schreckenversetzte. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dassEr sich für Gott hielt. Aber Er vermied es schlauerweise,mit diesem Anspruch zu prahlen, wie man es von ei-nem krankhaft selbstsüchtigen Menschen erwartethätte. Er äusserte diese scheinbar aufrichtige Behaup-tung, Gott zu sein, mit haargenau den gleichen Wor-ten, die Jahwe gebraucht hatte, als Er sich den Pro-pheten offenbarte: ICH BIN. Man musste Angst ha-ben, in Seiner Nähe zu stehen, wenn Er diese tollküh-

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nen Behauptungen von sich gab, denn der Blitz könn-te Ihn ja treffen oder die Erde könnte sich öffnen, umIhn wie Korah und seine Rotte zu verschlingen (4.Mo16,32)!

«Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abrahamwurde, bin ich» (Joh 8,58). Da war es schon wieder!Bei dieser Gelegenheit war sogar das einfache Volk,das in Hörweite stand, so schockiert, dass die Men-schenmenge gemeinsam mit den Schriftgelehrten Stei-ne aufsammelte, um Ihn zu töten. Trotzdem ging Erunverletzt durch die Menge hindurch, und niemandkonnte Ihn aufhalten. Nun war die Volksmenge vollund ganz auf Seiner Seite. Die Römer beklagten sichbereits über die Unruhe im Volk. Was konnte man nochtun? Die Menschenmassen behandelten Ihn schon wieden Messias! Wie konnte ein Mensch, der über einbisschen gesunden Menschenverstand verfügte, der-artige Ansprüche über sich formulieren und auch nochbehaupten, Er sei Gott? Trotzdem war dieser offensicht-lich gottesfürchtige und in anderer Hinsicht scheinbardemütige Galiläer kein Dummkopf, der sich einerSelbsttäuschung hingab. Er kannte schliesslich dieSchrift besser als jeder andere! Die klügsten Rechtsge-lehrten Israels versuchten, Ihn mit verzwickten Fra-gen über das Gesetz Mose zu Fall zu bringen, aber Erhatte jedes Mal den Spiess herumgedreht. Es war fürdas Wohl der gesamten Nation besser, wenn Er vonder Bildfläche verschwand.

Eine misslungene Menschenjagd

Woher hatte Er dieses umfassende Wissen? Er hat-te es bestimmt nicht in ihren rabbinischen Schulenerworben, denn die hatte Er ja nie besucht. Trotzdemnannten Ihn die Menschen ehrfurchtsvoll «Rabbi». Es

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war für die religiöse Oberschicht eine erniedrigendeErfahrung, diesen Titel, den sie sich so mühsam erar-beiten mussten, mit diesem ungebildeten Galiläer tei-len zu müssen. Ohne die Spur eines schlechten Ge-wissens nahm Er diese Ehrungen an: «Ihr nennt michMeister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin’sauch» (Joh 13,13).

Dann hatte Er auch keinerlei Bedenken, den un-aussprechbaren Namen Gottes auf sich selbst anzu-wenden! Dieser ehemalige Zimmermann und Wander-prediger war ihnen ein Rätsel. Er war nicht nur einunverschämter Lügner, sondern noch mehr als das.Zweifellos wusste Er ganz genau, was Er sagte undoffenbar glaubte Er auch noch an Seine unglaublichenAnsprüche, denn Er sprach sie im Brustton der Über-zeugung aus: «Zerstört diesen Tempel, und Ich werdeihn in drei Tagen wieder aufbauen!» Er war ein unver-besserlicher Angeber und ein frecher Gotteslästerer.Dieser offene Verstoss gegen das Gesetz forderte dieTodesstrafe heraus. Dieses Urteil stand zwar schon lan-ge fest, aber wie sollte man Ihn festnehmen, wenn dieehrfürchtige Volksmenge Ihn die meiste Zeit umring-te? Jesus von Nazareth führte die Liste der meist-gesuchten Verbrecher so lange an, dass es direkt pein-lich wurde. Sogar die Tempelwache, die Ihn verhaftensollte, kehrte mit leeren Händen zurück: «Noch nie hatein Mensch so geredet wie dieser» (Joh 7,46). Warumlief Er noch immer frei herum? Seine Verhaftung undHinrichtung war von langer Hand vorbereitet worden,aber niemand konnte Hand an Ihn legen. Aber nunkam endlich die Gelegenheit, auf die sie so lange ge-wartet hatten. Das war wirklich ein Glücksfall! Diesmalwürde Er ihnen nicht entkommen!

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Eine Atempause für den Hohen Rat

Jemand aus dem engsten Kreis um Christus bot denSchriftgelehrten überraschenderweise eine Gelegenheit,mit der sie niemals gerechnet hatten. Judas sagte ih-nen, dass Jesus aus irgendeinem unerfindlichen Grund,im Gegensatz zu Seiner sonstigen Vorsicht, in Jeru-salem bleiben wollte. Es wäre eine einfache Sache, einpaar Soldaten mitten in der Nacht an einen einsamenOrt zu führen. Dort könnten sie Ihn in aller Stille, ohneden Schutz der Volksmenge, die Ihn tagsüber immerumgab, festnehmen. Obwohl die Schriftgelehrten fürdiesen habgierigen Verräter nichts als Verachtung üb-rig hatten, kam er ihnen doch gelegen. Er hatte mitihnen hart gefeilscht, denn dreissig Silberstücke wa-ren viel Geld, aber diesen Preis zahlte der Hohe Ratgern.

Noch bevor die Nacht vorbei war, konnten sie sichvon Judas zum Versteck Jesu führen lassen und die-sen gotteslästerlichen Unruhestifter in aller Ruhe fest-nehmen und Ihn von den Römern hinrichten lassen.Er sollte sterben wie der gemeine Verbrecher, der Er jaauch war. Endlich wären sie Ihn dann los. Wie grosswäre ihre Erleichterung, wenn dieser Hochstapler ausdem Weg wäre und sie wieder Macht über das Volkhätten. Natürlich hatte Er erwähnt, Er würde am drit-ten Tag von den Toten auferstehen, denn Er behaupte-te ja, dass Er den Tempel Seines Leibes meinte, als Ersagte, Er wolle den Tempel wieder aufbauen. Nun ja,man könnte es darauf ankommen lassen. Das Grabkonnte man schliesslich versiegeln und eine Wachedavor aufstellen, damit die Jünger nicht den Leich-nam stehlen und eine Auferstehung vortäuschen könn-ten. Das sollte Seine letzte Lüge sein, der endgültigeBeweis, der den Mythos um Seine Person zerschlagen

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und den Bann, unter dem sich Seine eifrigsten Anhän-ger befanden, brechen würde. Dieser Scharlatan wärebald vergessen, wie so viele Betrüger vor Ihm, die eineSchar von Anhängern um sich gesammelt hatten. Alssie dann in Schmach und Schande starben, zerstreu-ten sich ihre tief enttäuschten Freunde schliesslich inalle Himmelsrichtungen. So oder ähnlich dachten dieMitglieder des Hohen Rates. Die schrecklichen Ereig-nisse dieser finsteren Nacht und des darauf folgendenTages waren jedoch nicht das Endergebnis der vonJudas und den Schriftgelehrten ausgedachten Intrigen.Die Verschwörer waren nämlich, ohne es zu wollen,zu Werkzeugen des göttlichen Willens geworden. DerScheinprozess und die Kreuzigung Jesu, der nach derAuffassung der Schriftgelehrten eine Bestätigung ih-rer Ränkespiele und ihrer Macht war, sollte als Beweisdienen, dass Er wirklich der Messias war.

Alles verläuft nach dem Plan Gottes

Dutzende von Prophezeiungen, die bereits Jahrhun-derte vorher von den Propheten Israels niedergeschrie-ben worden waren, erfüllten sich Wort für Wort durchdie Handlungen jener Menschen, die Seinen Tod woll-ten. Jede Massnahme der religiösen Führung wurdezu einem weiteren Beweis, dass Jesus von Nazarethder Messias war. Diese umwerfende Tatsache solltePetrus, nachdem er die Zusammenhänge endlich be-griffen hatte, auf dramatische Weise in seiner erstenPredigt zu Pfingsten verkünden. Der Verrat, das fin-gierte Gerichtsurteil des Pilatus und die Kreuzigungwaren bereits «durch Gottes Ratschluss und Vorsehung»(Apg 2,23) beschlossen, lange vor der Schöpfung derWelt (Eph 1,4; 1.Petr 1,20). Alles sollte genau so ein-treffen, wie es die Propheten vorhergesagt hatten.

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Jetzt könnte man sich natürlich die Frage stellen:Wie kann die Zukunft bereits vor den jeweiligen Er-eignissen bekannt sein und offenbart werden? Einederart abwegige Idee muss doch ein Mythos sein! DieAstrologen verwenden doch auch mehrdeutige Sätze,die auf fast alles zutreffen könnten. Ausserdem sinddoch die in der Bibel enthaltenen Worte der Prophe-ten häufig so verschlüsselt, dass sie so oder so ver-standen werden könnten. Warum soll man überhauptseine Zeit mit solchen sinnlosen Spekulationen ver-geuden?

Diese skeptische Haltung gegenüber der biblischenProphetie führte zur Zeit Jesu in Israel zu einer Ver-nachlässigung dieser Thematik. Auch heute ist dieProphetie sogar unter bibeltreuen Christen in Misskre-dit geraten, und zwar bedingt durch einen ähnlichenSkeptizismus. Doch die Worte sind klar und deutlichfür diejenigen, die danach hungern, den offenbartenWillen Gottes zu erkennen und für diejenigen, die einaufrichtiges und gehorsames Herz haben. SolchenMenschen offenbart Gott die Zukunft, denn bereits demPropheten Daniel wurde gesagt: «Viele werden gerei-nigt, geläutert und geprüft werden, aber die Gottlosenwerden gottlos handeln; alle Gottlosen werden’s nichtverstehen, aber die Verständigen werden’s verstehen»(Dan 12,10).

Wir werden im weiteren Verlauf dieses Buches nocherkennen, dass es kein aufregenderes und interessan-teres Thema gibt als das Studium der biblischen Pro-phetie.

Die gleichen Bibelstellen, die von den Schriftgelehr-ten an jedem Sabbat in den Synagogen mit grosserFeierlichkeit verlesen wurden, verkündeten jeneschreckliche Untat, die sie bereits fest eingeplant hat-

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ten. Die Anstifter des gemeinsten Verbrechens in derGeschichte des Universums waren ausführende Orga-ne der erfüllten Prophetie, aber das war ihnen nochnicht einmal bewusst. Damit brachten sie ein fürch-terliches Gericht über sich selbst, das verhindert wor-den wäre, wenn sie auf die Worte der Propheten ge-hört hätten.

Das Rätsel um zwei Ereignisse

Jesaja, der Prophet, der so vieles über die ewigeFriedensherrschaft des Messias geschrieben hatte, ver-kündete genauso eindeutig, dass Er von Israel verach-tet (Jes 53,3) und sogar getötet werden sollte (Jes 53,8-9). Wie konnte Er getötet werden und trotzdem überdas verheissene Reich herrschen? Dieser Widerspruchschien unauflösbar zu sein, und deshalb wurden dieProphezeiungen über Seine Verwerfung und Seinen Todeinfach ignoriert. Wenn sich diese Aussagen aber aufzwei Kommen des Messias beziehen würden, nämlichein Kommen in Schwachheit, um als «Lamm Gottes»(Joh 1,29) für unsere Sünden zu sterben und das an-dere in Macht und Herrlichkeit als «Löwe von Juda»(Offb 5,5), dann wäre dieser scheinbare Widerspruchgelöst. An eine solche Möglichkeit dachten jedoch dieJuden zur Zeit Jesu nicht, und so erfüllten sie in ihrerUnwissenheit die Schrift, indem sie ihren Herrn kreu-zigten.

In ähnlicher Weise lehnen die meisten Christenheute den Gedanken an zwei in der Zukunft liegendeKommen Christi ab. Wir werden jedoch erkennen, dassnach einer Überprüfung und einem gründlichen Ver-gleich aller relevanten Prophezeiungen gar keine an-dere Schlussfolgerung möglich ist. David, der grössteKönig Israels, hatte ebenfalls die Ablehnung des Mes-

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sias durch Sein eigenes Volk vorhergesagt (Ps 22,6-7).Er beschrieb sogar die Todesart der Kreuzigung (Ps22,16). Diese von Gott inspirierte Prophezeiung wur-de bereits Jahrhunderte, bevor die Römer diese Hin-richtungsmethode als Mittel zur Unterdrückung vonAufständen gegen ihre Eroberungspolitik übernahmen,niedergeschrieben. David und die anderen Prophetenmussten demnach von Gott inspiriert gewesen sein.Wer sonst ausser Gott konnte die Zukunft so langevorher so genau kennen? Es ging aber noch weiter.Der Gott, der dem König David die Prophezeiung überdie Kreuzigung eingegeben hatte, verhiess ihm auch,dass der Messias sein Nachkomme sein und auf demThron Davids in Jerusalem regieren sollte: «Wenn nundeine Zeit um ist und du dich zu deinen Vätern schla-fen legst, will ich dir einen Nachkommen erwecken,der von deinem Leibe kommen wird; dem will ich seinKönigtum bestätigen … Aber dein Haus und dein Kö-nigtum sollen beständig sein in Ewigkeit vor mir, unddein Thron soll ewiglich bestehen» (2.Sam 7,12.16).

Er sollte von Israel verachtet, abgelehnt und ge-kreuzigt werden, und trotzdem in Jerusalem über SeinVolk herrschen. Wie sollte das vor sich gehen? Diesebeiden Ereignisse konnten nicht im gleichen Zeitraumstattfinden. Der Messias musste also zweimal kom-men, um diese scheinbar widersprüchlichen Prophe-zeiungen zu erfüllen. Da aber Seine Herrschaft keinEnde haben sollte, musste Er beim ersten Mal gekreu-zigt werden, von den Toten auferstehen und den ThronDavids zu einem späteren Zeitpunkt besteigen. Die Un-wissenheit der hochgebildeten Schriftgelehrten überdiese Zusammenhänge ist durch nichts zu entschuldi-gen.

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Sieg in der Niederlage

Das Kreuz war ein Triumph Christi, ein Sieg, derdie Aufrichtung Seines Reiches durch Seine scheinba-re Niederlage ermöglichte. Durch Seinen Tod nahm Erdem die Macht, «der Gewalt über den Tod hatte, näm-lich dem Teufel» (Hebr 2,14). Der gleiche Sieg über dieSünde und die Mächte der Finsternis steht jetzt auchdenjenigen zur Verfügung, die Christus nachfolgen.Wie bei ihrem Herrn wird ihnen dieser Sieg nicht zuteildurch gespielte Tapferkeit oder durch eine gewisseUnverletzlichkeit, sondern durch Demut, Unterordnungunter den Willen des Vaters und eine scheinbare Nie-derlage durch den Tod am Kreuz. Jesus selbst sagte:«Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbstund nehme sein Kreuz auf sich und folge mir» (Mt16,24).

Das soll nicht heissen, dass alle Christen buchstäb-lich am Kreuz sterben müssen, obwohl viele als Mär-tyrer sterben mussten und auch heute noch den Toderleiden. Die Leiden des Fleisches bewirken gar nichts,denn der Sieg liegt in Seinem Kreuz, nicht in einemanderen Kreuz, das man vielleicht tragen muss. Chris-tus allein konnte die Schuld für unsere Sünden in vol-ler Höhe begleichen. Durch den Glauben an Seinenstellvertretenden Tod für die gesamte Menschheit wer-den diejenigen, die Ihn annehmen, frei von der Strafefür ihre Sünde. Es handelt sich dabei um ein Geschenkder göttlichen Gnade. Was bleibt dann aber noch vonder Macht der Sünde, die Menschen zu täuschen undzu versklaven? Die Befreiung von der Strafe und derMacht der Sünde werden dem Menschen auf ein unddieselbe Weise zuteil, nämlich dadurch, dass Sein Todals der eigene angenommen wird. Als Christus unsereStelle eingenommen hatte, verlangte die Gerechtigkeit

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Gottes nach Seinem Tod. Mit dem Glauben an Seinenstellvertretenden Tod gesteht ein Mensch ein, dass erzu Recht die Todesstrafe verdient hat und in Christusgestorben ist. Dann hat die Sünde keine Macht mehrüber einen Menschen, der tot ist, und die Welt hatihren Reiz verloren. Die grösste Verheissung lautet je-doch, dass Er uns zum Haus Seines Vaters im Himmelnehmen wird. Dort werden wir für immer frei sein vonder Gegenwart der Sünde. Indem Er die von der göttli-chen Gerechtigkeit geforderte Schuld in voller Höhebezahlte, hat Christus uns von der Strafe und der Machtder Sünde freigesprochen. Eines Tages wird Er uns aufewig von ihrer Gegenwart befreien.

Dieser Akt der endgültigen Befreiung, dieses Weg-nehmen der Seinen von dieser Erde, wird auch als «Ent-rückung» bezeichnet. Das Wort, das in der lateinischenÜbersetzung des Neuen Testaments steht, bedeutet einekstatisches Wegreissen. Wie lange müssen wir nochauf dieses unbeschreibliche Ereignis warten? Im Ver-lauf dieses Buches wollen wir versuchen, diese Fragezu beantworten.

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Kapitel 7

Die Auferstehung –eine clevere Intrige?

«Paulus, ein Knecht Christi Jesu, berufen zum Apos-tel, ausgesondert, zu predigen das Evangelium Gottes,das er zuvor verheissen hat durch seine Propheten inder heiligen Schrift, von seinem Sohn Jesus Christus,unserm Herrn, der geboren ist aus dem Geschlecht Da-vids nach dem Fleisch, und nach dem Geist, der hei-ligt, eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft durch dieAuferstehung von den Toten» (Röm 1,1-4).

Die gleiche Anklage, die Jesus von Nazareth vonder religiösen Führungsschicht in Israel auf selbstge-rechte Weise entgegengeschleudert wurde, Er behaup-te, der Sohn Gottes und somit dem Vater gleich zu sein,bestätigte Ihn als Messias. Einer der grössten Prophe-ten Israels hatte es klar und deutlich verkündet: «Da-rum wird euch der Herr selbst ein Zeichen geben: Sie-he, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohngebären, den wird sie nennen Immanuel» (Jes 7,14).Dieser Name bedeutete «Gott mit uns», und zwar nichtin allgemeiner Hinsicht, dass Gott auf der Seite Israelswar, sondern Er war persönlich anwesend. Wenn die-ses von einer Jungfrau geborene Kind Immanuelheissen sollte, dann konnte das nur bedeuten, dassGott als Mensch gekommen war. Wenn der Messiasals Erlöser kommen sollte, dann musste Er Gott sein,

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denn Gott selbst sagte doch, Er sei der einzige Heilandoder Erretter: «Denn ich bin der Herr, dein Gott, derHeilige Israels, dein Heiland … Ich, ich bin der Herr,und ausser mir ist kein Heiland (Jes 43,3.11). Tut eskund, bringt es vor, beratet miteinander: Wer hat dieshören lassen von alters her und vorzeiten verkündigt?Hab ich’s nicht getan, der Herr? Es ist sonst kein Gottausser mir, ein gerechter Gott und Heiland, und es istkeiner ausser mir. Wendet euch zu mir, so werdet ihrgerettet, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und sonstkeiner mehr» (Jes 45,21-22).

Jesus wurde wegen Gotteslästerung verurteilt, dennEr sagte, dass Gott Sein Vater war. Damit stellte Er sichIhm gleich (Joh 5,18). Er verkündete: «Ich und der Vatersind eins» (Joh 10,30). Somit machte Er sich wesens-gleich mit Jahwe, dem Gott Israels. Nach den Wortender Propheten musste der Messias Gott sein. Doch invölligem Widerspruch zur Bibel und mit dogmatischerHartnäckigkeit bestand der Hohe Rat darauf, dass derMessias zwar ein bedeutender Mann, aber nicht mehrals ein Mensch sein konnte. In ähnlicher Weise leug-nen heute manche Sekten wie zum Beispiel die Mor-monen und die Zeugen Jehovas, dass Christus Gottist. Sie deuten die Worte Christi («Ich und der Vatersind eins») als Einheit in der Absicht, dem Wirken,den Interessen. Jesus meinte jedoch eine Wesens-gleichheit, denn wenn Er weniger als Gott gewesenwäre, dann hätte Er nicht der Messias, der Retter derWelt, sein können. Gott selbst sagt ja: «Ausser mir istkein Heiland.»

Die Gottheit des Messias im Alten Testament

Aus den Weissagungen des Propheten Jesaja gehteindeutig hervor, dass der lang ersehnte Messias, der

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auf dem Thron Davids herrschen und ein ewiges Frie-densreich errichten würde, kein anderer sein sollte alsder «mächtige Gott, der ewige Vater»: «Denn uns istein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und dieHerrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heisst Wun-der-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dassseine Herrschaft gross werde und des Friedens kein Endeauf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dasser’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeitvon nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eiferdes Herrn Zebaoth» (Jes 9,5-6). Obwohl das Wort «Drei-einigkeit» in der Bibel nicht vorkommt, ist diese Lehreauch im Alten Testament bereits vorhanden. Der fol-gende Text ist nur ein Beispiel von vielen: «Tretet herzu mir und höret dies! Ich habe von Anfang an nichtim Verborgenen geredet; von der Zeit an, da es geschieht,bin ich auf dem Plan. – Und nun sendet mich Gott derHerr und sein Geist» (Jes 48,16).

Johannes bezieht sich möglicherweise auf diesenText, indem er ihn folgendermassen kommentiert: «Undwir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater denSohn gesandt hat als Heiland der Welt» (1.Joh 4,14).Der Eine, der in dem Jesaja-Text spricht, ist offensicht-lich Gott. Er existiert und redet von Anfang an zurMenschheit, aber trotzdem sagt Er: «Und nun sendetmich Gott der Herr und sein Geist.» Hier werden dreiPersonen als Gott dargestellt, nämlich Gott wurde vonGott und dem Geist Gottes gesandt. Der Eine, der alsGott spricht und sich als Gott kundtut, kann nur derEine sein, den Johannes als «das Wort» bezeichnet,den Schöpfer aller Dinge: «Im Anfang war das Wort,und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durchdasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht,

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was gemacht ist» (Joh 1,1-3). Trotzdem ist dieses Wortvon Gott und Seinem Geist gesandt worden. Es könn-te keine eindeutigere Darstellung über Vater, Sohn undHeiligen Geist geben. Diese drei Personen der Gottheiterscheinen gemeinsam bei der Taufe Jesu. Am Beginndes öffentlichen Wirkens unseres Herrn spricht derVater hörbar vom Himmel, und der Heilige Geist er-scheint wie eine Taube über dem Sohn, als Er nachder Taufe aus dem Wasser steigt. An dieser Stelle er-hält der Text in Jesaja eine angemessene Bestätigung,und Jesus erweist sich als der Messias. – Das NeueTestament verkündet nicht plötzlich etwas Neues, son-dern führt nur das aus, was im Alten Testament bereitsoffenbart ist. Die göttliche Natur Christi ist aufgrundder alttestamentlichen Texte eine Notwendigkeit, dennEr ist sowohl der Erlöser (der ja Gott sein muss) alsauch das Wort Gottes, der Ausdruck des göttlichenWesens gegenüber der Menschheit. Obwohl die Aus-sagen des Neuen Testaments eindeutiger sind, gehtbereits aus dem Alten Testament hervor, dass ChristusGott ist. Mit der Verwendung des griechischen Aus-drucks logos, der gleichbedeutend ist mit einer gespro-chenen Äusserung, hat Johannes am Beginn seinesEvangeliums keine Anleihe von den griechischen Phi-losophen in Alexandria vorgenommen, wie mancheAusleger meinen. Im Gegenteil, er entnahm diese Wahr-heit dem Alten Testament und führte sie unter der Lei-tung des Heiligen Geistes weiter aus. Der Begriff logoswar kein philosophischer Fachbegriff, sondern er wurdeauch in normalen Unterhaltungen verwendet.

Prophetie als Grundlage des Evangeliums

Die Erkenntnis, dass das Christentum keine Erfin-dung aus dem ersten Jahrhundert war, ist von grosser

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Bedeutung. Es handelte sich nicht um eine neue Sek-te, sondern um den Höhepunkt des altehrwürdigenjüdischen Erbes. Das lebensverändernde Evangelium,das die frühe Gemeinde Jesu der Welt brachte, wareine Fortsetzung der von den hebräischen ProphetenJahrhunderte lang verkündeten Botschaft. Die Apos-tel bewiesen aus den Schriften des Alten Testaments,dass Jesus der Messias, der Erretter der Welt, war. Fürdie frühe Gemeinde war es etwas ganz Normales, dieAussagen der hebräischen Propheten über den Messi-as und die Erfüllung dieser Worte durch Jesus vonNazareth zu verwenden, um die Welt zu verändern(Apg 17,2-4.6). In dem zu Beginn dieses Kapitels zi-tierten Text beschreibt Paulus die Botschaft, die er ver-kündete, folgendermassen: «das Evangelium Gottes, daser zuvor verheissen hat durch seine Propheten in derheiligen Schrift» (Röm 1,1-2). Seine Vorgehensweisebestand darin, dass er seine gesamten Darlegungenüber das Evangelium auf die Botschaft der Prophetenstützte: «Wie nun Paulus gewohnt war, ging er zu ih-nen hinein und redete mit ihnen an drei Sabbaten vonder Schrift, tat sie ihnen auf und legte ihnen dar, dassChristus leiden musste und von den Toten auferstehenund dass dieser Jesus, den ich – so sprach er – euchverkündige, der Christus ist» (Apg 17,2-3).

Diese Methode der Evangelisation ist unter bi-beltreuen Christen heutzutage so gut wie unbekannt,aber es handelt sich um einen biblischen Weg und istwohl die wirkungsvollste Möglichkeit, Menschen fürChristus zu gewinnen. Jesus selbst bediente sich die-ser Methode in Seinem Gespräch mit den beiden Jün-gern auf der Strasse nach Emmaus. Er wies sie zu-recht, weil sie nicht erkennen wollten, dass die Pro-pheten die Verwerfung und Kreuzigung des Messias

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durch Sein eigenes Volk klar und deutlich vorausge-sagt hatten. Seine Sprache war ziemlich unsanft, alsEr aufzeigte, dass jeder von uns wissen sollte, was diePropheten gesagt haben. «Und er sprach zu ihnen: Oihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, wasdie Propheten geredet haben! Musste nicht Christus dieserleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und er fingan bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus,was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war» (Lk24,25-27).

Es kann nicht bestritten werden, dass Gott vor etwa2 000 Jahren auf diese Erde als Mensch kam, als Jesusvon Nazareth, von einer Jungfrau geboren, um derErlöser der Welt zu sein. Wir können diese Aussagemit grosser Zuversicht machen. Es gibt keine andereErklärung, warum mit dem Leben, dem Tod und derAuferstehung Jesu Christi nicht nur die bereits erwähn-ten Prophezeiungen erfüllt wurden, sondern noch vieleweitere, die eindeutige Einzelheiten enthielten. Jeder,ob Jude oder Nichtjude, der die Voraussagen der Pro-pheten vorurteilsfrei liest und sie dann mit der Ge-schichtsschreibung über Jesus von Nazareth vergleicht,muss unweigerlich zu der gleichen Schlussfolgerungkommen. Heutzutage wird viel diskutiert über eineRückkehr zum einfachen, aber kraftvollen Christen-tum der frühen Gemeinde Jesu, aber bei einer solchenRückbesinnung wird die wichtige Rolle der Prophetiekaum erwähnt. Daran können wir erkennen, wie we-nig heutige Christen über die Bedeutung der propheti-schen Texte in der Evangeliumsverkündigung des ers-ten Jahrhunderts wissen. Das soll natürlich nicht heis-sen, dass wir eine weltweite Seelenernte erleben, wennwir die prophetische Verkündigungsmethode einesPaulus heute anwenden würden. Der Schlüssel zu ei-

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ner Bekehrung liegt noch immer in den Worten «werda will». Wenn Menschen eine Ausrede für ihren Un-glauben brauchen, dann werden sie diese auch findenoder erfinden.

Millionen Juden und Nichtjuden wollen die Wahr-heit nicht erkennen, auch wenn sie mit überzeugen-den Beweisen konfrontiert werden. Sie akzeptieren lie-ber jede andere Erklärung, und sei sie auch noch sofantastisch, damit sie der Wahrheit über Jesus Chris-tus und ihren Auswirkungen auf ihr eigenes Leben ausdem Weg gehen können. Trotzdem wollen wir dieseBeweise aus dem prophetischen Wort weiter erklären,denn sie sind die Grundlage für die biblische Methodeder Evangeliumsverkündigung.

Ein absurdes Szenario

Manche Skeptiker haben sogar den Vorschlag un-terbreitet, dass Jesus in Seinem Versuch, sich als Mes-sias zu erweisen, die Erfüllung der alttestamentlichenProphezeiungen bewusst inszeniert und einen wohl-meinenden Judas zu seiner armseligen Rolle überre-det habe. Diese absurde Theorie wurde in dem in Ame-rika erschienenen Bestseller The Passover Plot (DiePassah-Intrige) veröffentlicht. Das Buch wurde vor ei-nigen Jahren verfilmt. Obwohl ein derartiges Szenariozwar bei einem Teil der damaligen Geschehnisse denk-bar wäre, bietet es dennoch keine Erklärung für dieMehrzahl der erfüllten Prophezeiungen. So verkünde-te König David, dass die Soldaten, die den Messiaskreuzigen sollten, um Sein Gewand das Los werfen(Ps 22,19) und Ihm Essig und Galle zu trinken gebenwürden (Ps 69,22). Alles spielte sich genauso ab. Wiekonnte Christus diese Vorgänge arrangiert haben, alsEr hilflos am Kreuz hing? Jesaja sagte voraus, Er wür-

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de zusammen mit Verbrechern hingerichtet werden (Jes53,9). Wie konnte Christus im Vorfeld dafür sorgen,dass Er zwischen zwei Dieben gekreuzigt wurde?

Es war damals üblich, den Gekreuzigten die Beinezu brechen, so dass sie ihr Körpergewicht nicht mehrtragen konnten und qualvoll erstickten. Obwohl dieSoldaten den beiden Dieben die Beine brachen, liessensie Jesus unversehrt und erfüllten somit die Schrift,denn dort heisst es: «Er bewahrt ihm alle seine Gebei-ne, dass nicht eines zerbrochen wird» (Ps 34,21). Stattdessen rammte Ihm einer der Soldaten einen Speer indie Seite. Diese Handlung ist zwar unerklärlich, abereine weitere Erfüllung einer Prophezeiung in Sacharja12,10: «Und sie werden mich ansehen, den sie durch-bohrt haben.»

Sollen wir annehmen, dass römische Soldaten indiese Intrige eingeweiht waren und die Erfüllung derProphezeiungen inszenierten? Aus welchem Motivheraus hätten sie sich zu einer derartigen Handlungs-weise hinreissen lassen? Auch wenn sie bestochenworden wären, würde sich die Frage stellen, woherdenn die Bestechungsgelder kamen. Jesus selbst ver-fügte nicht über die Mittel, um einen so gross angeleg-ten Betrug zu finanzieren.

Wie hätte Er auch wissen sollen, welche Soldatenbei der Kreuzigung Dienst hatten, um sie im Vorauszu bezahlen? Wer wäre zudem bereit gewesen, einenschrecklichen Tod zu erleiden, nur um ein paar naiveMessiasgläubige davon zu überzeugen, dass Er messi-anische Prophezeiungen erfüllt hatte? Was hätte Jesusdenn nach Seinem Tod noch davon gehabt? Trotz Sei-ner vielen Erklärungen verstanden Seine Jünger ja nochimmer nicht die Vorhersagen der Propheten, und inSeiner Abwesenheit würden sie sich erst recht nicht

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zu einer Erkenntnis durchringen. Das alles ergibt kei-nen Sinn.

Ungeplante Beweise

Was ist mit Judas? Worin hätte sein Motiv beste-hen können? Warum sollte er den Freitod wählen, nurdamit die Juden auf einen falschen Messias hereinfie-len? Es ist wirklich an den Haaren herbeigezogen, wennman behauptet, Judas hätte das Geld den Schriftge-lehrten zurückgebracht und sich erhängt, nur um dieErfüllung einer Prophezeiung im Rahmen einer mys-teriösen Passah-Intrige herbeizuführen. Judas und dieSoldaten waren wohl kaum so dumm, eine billige Far-ce zu inszenieren, die von vornherein zum Scheiternverurteilt war und die weder ihnen noch ihrem «fal-schen Messias» einen langfristigen Vorteil bringenwürde! In Wirklichkeit spielten alle Teilnehmer in die-sem unglaublichen Drama unbewusst jene Rollen, dieGott ihnen in der Schrift bereits zugewiesen hatte.Damit drückten sie Jesus Christus das Siegel der Au-thentizität auf, und zwar auf eine Art und Weise, fürdie sich nicht so einfach eine einleuchtende Erklärungfinden lässt.

Welche Rolle spielten die Schriftgelehrten? Auch mitihrer Handlungsweise erfüllten sie Prophezeiungen, diebewiesen, dass Jesus der Messias war. Das war dochdas genaue Gegenteil von dem, was sie erreichen woll-ten! Wenn wir uns zum Beispiel die dreissig Silberstü-cke ansehen, die Judas gemäss Sacharja 11,13 in denTempel warf, wäre es logisch gewesen, wenn dieSchriftgelehrten diese Summe unter sich aufgeteilthätten, denn das Geld gehörte ja nicht mehr zumTempelschatz, sondern war an einen Verräter ausge-zahlt worden. Wenn er den Betrag unbedingt zurück-

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zahlen wollte, dann war der Verlust auf seiner undnicht auf ihrer Seite. Es wäre kein Verstoss gegen dasGesetz gewesen, wenn die Schriftgelehrten das Geldbehalten hätten. Statt dessen verwendeten sie diesenBetrag für den Kauf eines Grundstücks, des so genann-ten «Töpferfeldes», auf dem später Fremdlinge beer-digt wurden. Diese Handlungsweise stimmte bis inskleinste Detail mit den Aussagen der Propheten über-ein. Warum handelten die Schriftgelehrten so und nichtanders? Die religiösen Führungsfiguren, die Jesus mitihrem Hass verfolgten, hätten sich doch nicht einerVerschwörung angeschlossen, um Seine messianischenAnsprüche zu bestätigen! Sie merkten ja noch nichteinmal, dass sie mit ihren Handlungen zur Erfüllungbiblischer Prophetie beitrugen.

Es steht unweigerlich fest, dass die Schriftgelehr-ten, aber auch Judas und die römischen Soldaten mitihrem Verhalten Jesus gegenüber alte messianischeProphezeiungen erfüllten. Aus freien Stücken und auspurer Bosheit folgten sie, ohne es zu merken, den pro-phetischen Regieanweisungen. Diese und viele andereErfüllungen ganz spezifischer Prophezeiungen im Le-ben, Tod und der Auferstehung Christi sind schlüssigeBeweise, dass Er wirklich der Messias war, der Erlö-ser, von dem die Propheten sprachen.

Wann wurde Jehova durchbohrt?

Sacharja 12 ist ein erstaunliches Kapitel, das wirspäter noch betrachten werden. Eindeutig geht daraushervor, dass Jahwe selbst, der Gott Israels, durch Sei-nen Propheten spricht. Seine Worte in Vers 10 sindbemerkenswert: «Und sie werden mich ansehen, densie durchbohrt haben.» Wenn man einem Zeugen Je-hovas oder einem Juden die Frage stellt: «Wann wur-

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de Ihr Jehova durchbohrt?», dann können sie keineAntwort darauf geben, obwohl Sacharja 12,10 klar unddeutlich verkündet, dass Gott als Mensch durchbohrtwerden würde, dass Er wieder leben und nach Jeru-salem zurückkehren würde, und zwar in der Schlachtvon Harmagedon, um Israel zu erretten. Das ist er-kennbar für alle, die es sehen wollen. Sehr lehrreichist die Art und Weise, in der Gott in diesem Vers zumPropheten spricht. Er sagt: «Sie werden mich ansehen,den sie durchbohrt haben», und «sie werden um ihnklagen». Die Fürwörter «mich» und «ihn» beziehen sichauf zwei Wesen, die jedoch ein und dieselbe Personzu sein scheinen. Warum sollten sie «mich» durchboh-ren, aber um «ihn» trauern? Sacharja stellt hier in pro-phetischer Weise das dar, was Jesus verkündete: «Ichund der Vater sind eins.» Indem sie Jesus durchbohr-ten, durchbohrte Israel seinen Gott, Jahwe, ICH BIN,von dem Jesus behauptete, dass Er es sei. Wie wirbereits erwähnten, musste Er es tatsächlich sein, sonsthätte Er nicht der Erlöser sein können.

Im Hebräischen bedeutet das Wort für «durchbohrt»nicht ein Durchbohren von Händen und Füssen mitNägeln oder der Stirn mit Dornen, sondern ein tod-bringendes Durchbohren mit einem Schwert oderSpeer. Denn hier spricht ja Gott über sich selbst, undEr wird getötet. Wie konnte Gott getötet werden? Dieeinzige Antwort auf diese Frage steht in den bereitserwähnten Prophezeiungen über einen von einer Jung-frau geborenen Sohn, der gleichzeitig der «ewige Va-ter» selbst sein würde. Die alttestamentlichen Prophe-ten zeigten auf, dass der Messias Gott selbst sein muss-te, der als Mensch auf diese Erde kommen sollte. Ersollte gekreuzigt werden, von den Toten auferstehen,in den Himmel auffahren und dann auf den Planeten

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Erde zurückkehren. Das alles stand geschrieben; dieSchriftgelehrten und die Jünger Jesu hätten es nur er-kennen müssen. Trotzdem hing für sie über diesenProphezeiungen der dichte Schleier ihrer eigenen, vor-gefassten Meinungen. Wenn wir die Rückkehr Jesuverstehen wollen, müssen wir es zulassen, dass diePropheten das Wort Gottes zu unseren Herzen spre-chen lassen. Wir dürfen in ihre Schriften nicht unsereeigene Deutung hineinlesen.

Das neue Grab des Josef von Arimathia

Der Leichnam Christi wurde in ein neues Grab ge-legt, in dem noch niemand geruht hatte (Lk 23,53).Damit wurde sinnbildlich ausgedrückt, dass Er einenTod erlitt, den noch kein Mensch vorher gekannt hat-te, und zwar für alle Menschen, die an Ihn glaubenund das von Ihm angebotene ewige Leben annehmenwollen. Woher kam nun dieses Grab, in das der Leich-nam Christi gelegt wurde? Gräber befanden sichmeistens im Familienbesitz und waren angefüllt mitden Knochen der Vorfahren. Wo war ein Grab zu fin-den, das noch nicht benutzt war? Die Bibel beantwor-tet diese Frage. Das Grab gehörte Josef von Arimathia,einem Mann, der erst vor kurzem nach Jerusalem um-gezogen war. Da er sich von der Begräbnisstätte sei-ner Familie entfernt hatte, musste er ein neues Grabbauen. Das Gartengrab, das man heute ausserhalb derAltstadt von Jerusalem besichtigen kann, scheint derrichtige Ort zu sein, denn es wurde nie vollendet. Nach-dem Josef das teilweise fertiggestellte Grab für denLeichnam Jesu zur Verfügung gestellt hatte, wollte eres danach bestimmt nicht wieder für sich und seineFamilie benutzen. Nur ein vermögender Mann konnteein teures, in den Felsen gehauenes Grab einem ande-

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ren überlassen. Nach dem biblischen Bericht war Josefvon Arimathia wohlhabend. Als Christus in das Grabeines reichen Mannes gelegt wurde, erfüllte sich eineweitere Prophezeiung: «… aber bei einem Reichen ister gewesen in seinem Tod …» (Jes 53,9, r.Elb.). DieErfüllung vieler präziser Vorhersagen über den Messi-as bei der Geburt, dem Tod und der Auferstehung vonJesus von Nazareth konnte weder das Produkt einesZufalls sein, noch konnte Er oder jemand anderer dieEreignisse so lenken, damit sie geschahen, wie die Pro-pheten es vorausgesagt hatten. Das alles lässt nur eineeinzige Schlussfolgerung zu. Jedoch war noch vielmehr erforderlich, um diesen angeblichen Betrug zuWege zu bringen, denn Jesus hätte auch noch eineAuferstehung inszenieren müssen, um diesen Teil derProphetie zu erfüllen. Jene kleine Gruppe von Aus-senseitern verfügte weder über die Mittel noch die Mög-lichkeiten, um die logistischen Anforderungen für einegross angelegte «Intrige» zu erfüllen. Jerusalem befandsich zu dieser Zeit unter römischer Herrschaft, unddie religiöse Macht lag in den Händen verunsicherterSchriftgelehrter, die ihre Spione überall eingeschleusthatten.

Weder die weltlichen noch die religiösen Machtha-ber der damaligen Zeit hätten sich zu Handlangerneines falschen Messias gemacht. Eine neue Religionmit einem Wunder wirkenden, gottähnlichen Anfüh-rer, der angeblich auferstanden war und behauptete,der König der Juden zu sein, war das Letzte, was Pilatusoder Kaiphas wollten. Aber genau das war für sie dasChristentum, nämlich eine Bedrohung ihrer Macht undeine massive Störung der öffentlichen Ordnung. Auchdie Apostel wirkten Wunder, und Tausende wurdenzu Anhängern dieses Jesus von Nazareth. Am über-

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zeugendsten wirkte jedoch die Behauptung, dass die-ser Mann, den die Machthaber gekreuzigt hatten, undden Hunderte an einem Kreuz ausserhalb der Stadt-mauer hängen sahen, von den Toten auferstanden war.Ausserdem wurde diese kühne Behauptung mit einerFurchtlosigkeit verkündet, die völlig untypisch war fürdie Jünger, denn diese hatten sich in der Nacht, als ihrMeister verraten worden war, als Feiglinge erwiesen.Aus Angst um ihr Leben hatten sie sich versteckt. Aberplötzlich zeigten sie sich wieder in der Öffentlichkeit,riskierten ihre eigene Verhaftung und Kreuzigung undsprachen mit einer Vollmacht, die an diesen Einen er-innerte, der, wie sie sagten, nun durch Seinen Geist inihnen allen lebte.

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Kapitel 8

Der Tod ist besiegt!

«Denn David spricht von ihm: … Denn du wirst michnicht dem Tod überlassen und nicht zugeben, dass deinHeiliger die Verwesung sehe … Ihr Männer, liebe Brü-der, lasst mich freimütig zu euch reden von dem Erzva-ter David. Er ist gestorben und begraben, und sein Grabist bei uns bis auf diesen Tag. Da er nun ein Prophetwar und wusste, dass ihm Gott verheissen hatte miteinem Eid, dass ein Nachkomme von ihm auf seinemThron sitzen sollte, hat er’s vorausgesehen und von derAuferstehung des Christus gesagt … Diesen Jesus hatGott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen» (Apg2,25.27.29-32; aus der ersten Predigt des Petrus vorTausenden von Zuhörern während des Pfingstfestes inJerusalem).

Die Auferstehung Jesu Christi ist eines der am stich-haltigsten bewiesenen Ereignisse in der Menschheits-geschichte. Dass sowohl die religiösen als auch dieweltlichen Machthaber der damaligen Zeit alles in ih-rer Macht stehende taten, um die neue «Sekte» derChristen, die diese Botschaft verkündigte, auszulö-schen, ist historisch nachgewiesen. Sie hatten jedochnie die einzig sinnvolle Massnahme ergriffen, mit dersie dieses Ereignis ein für allemal hätten widerlegenkönnen. Das allein genügt als Beweis, dass sie dazunicht in der Lage waren. Diese unbestrittene Tatsache

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ist ein authentischer Nachweis für die Gültigkeit derAuferstehung. Die Behauptung über das leere Grabwäre leicht zu widerlegen gewesen, wenn es sich wirk-lich um einen Betrug gehandelt hätte, denn Jesusschickte Seine Jünger nicht nach Indien oder Sibirien,um mit der Verkündigung des Evangeliums zu begin-nen. Er gab ihnen die Anweisung, direkt in Jerusalem,dem Ort Seiner Kreuzigung und Auferstehung, anzu-fangen.

Die einfache, aber machtvolle Botschaft der Jüngerbestand darin, dass sie diese öffentlich bekannten Er-eignisse bezeugten. Auf dieser Grundlage und mit Hil-fe der von Ihm erfüllten alttestamentlichen Prophezei-ungen verkündeten die wie umgewandelt wirkendenAnhänger Christi, dass Er für die Sünden der Welt ge-storben und Seine Auferstehung der Beweis für dieTilgung unserer Schuld war. Die Vergebung der Sün-den und das ewige Leben wurden nunmehr als Ge-schenke der göttlichen Gnade allen angeboten, die anIhn glaubten.

Die von den Jüngern verkündigte Frohe Botschaft(das Evangelium) wurde von Paulus vertieft: «Dennals erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auchempfangen habe: Dass Christus gestorben ist für uns-re Sünden nach der Schrift; und dass er begraben wor-den ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tagenach der Schrift; und dass er gesehen worden ist vonKephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gese-hen worden von mehr als fünfhundert Brüdern aufeinmal, von denen die meisten noch heute leben …Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danachvon allen Aposteln. Zuletzt von allen ist er auch vonmir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden» (1.Kor15,3-8).

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Konfrontation mit dem leeren Grab

Die Auferstehung, so erklärt Paulus weiter, ist dasHerzstück des Evangeliums: «Ist aber Christus nichtauferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist aucheuer Glaube vergeblich. Wir würden dann auch als fal-sche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott be-zeugt hätten, er habe Christus auferweckt … Ist Chris-tus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig,so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, diein Christus entschlafen sind, verloren. Hoffen wir al-lein in diesem Leben auf Christus, so sind wir dieelendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Chris-tus auferstanden von den Toten als Erstling unter de-nen, die entschlafen sind» (1.Kor 15,14-15.17-20).

Die neue Botschaft von den vorher verängstigten,nun aber mit Kraft und Mut erfüllten Jüngern war kei-ne religiöse Philosophie, über die man hätte diskutie-ren können. Es handelte sich auch nicht um eine Mei-nung oder ein Gerücht, sondern um die unglaublicheBehauptung, dass der von den Jüngern verkündete Er-löser den Tod besiegt hatte und drei Tage, nachdemSein lebloser Körper in das Grab gelegt worden war,wieder daraus hervorgekommen war. Die Jünger ver-breiteten diese neue Botschaft genau an dem Ort, woman sie ganz einfach hätte widerlegen können, wennsie nicht der Wahrheit entsprochen hätte. Ein kurzerFussweg zum Grab hätte genügt, um den Betrug auf-zudecken. «Schaut doch selber nach!», wäre dann diesarkastische Antwort auf die Botschaft des Evangeli-ums gewesen. «Der Stein ist noch immer an seinemPlatz und versiegelt. Ein leeres Grab – von wegen!»Nur kurze Zeit später hätte ganz Jerusalem über diese«Lüge» Bescheid gewusst. Wenn dann die Jünger nochimmer versucht hätten, das Volk aufzuwiegeln, hätten

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die Machthaber einfach den Stein wegrollen und denLeichnam Christi öffentlich zur Schau stellen müssen.Aber genau das taten sie nicht, weil es offenbar nichtmöglich war.

Tausende wurden zu Nachfolgern Christi und ver-kündeten, dass Er zurückkehren würde, um das Ge-richt zu vollstrecken an jenen, die sich weigerten, anIhn zu glauben.

Jerusalem befand sich im Aufruhr. In dieser Situa-tion konnten es sich weder die Römer noch die Schrift-gelehrten leisten, tatenlos zuzusehen. Dass die Mäch-tigen in Jerusalem berechtigte Gründe hatten, denLeichnam Jesu öffentlich zu zeigen, es aber nicht fer-tig brachten, weil das Grab nachweislich leer war, istin die Annalen der Geschichte eingegangen.

Warum legten die Römer nicht einfach einen ande-ren Leichnam in das Grab, verschlossen es wieder undstellten Wachsoldaten davor, die unter Eid hätten be-stätigen können, dass noch immer der tote Jesus dortlag? Als man endlich auf diesen Trick gekommen war,hatten sich schon zu viele Neugierige vom Gegenteilüberzeugt. So konnte nicht bestritten werden, dass dasGrab leer war. Das römische Siegel lag unbeachtet aufdem Boden, der Stein war zur Seite gerollt und gabden Blick auf den Eingang zu dem grossen, in denFelsen gehauenen Grabmal frei. Jeder konnte hinein-gehen und sich davon überzeugen, dass weder einLeichnam darin lag noch Überreste von vorherigenBestattungen vorhanden waren, denn es handelte sichja um ein neues Grab.

Die Mächtigen konnten nicht leugnen, dass dasGrab Christi leer war, und so mussten sie sich einepassende Erklärung zurechtlegen.

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Ein absurdes Lügengewebe

Den Schriftgelehrten blieb nichts anderes übrig, alssich eine unglaubliche Geschichte auszudenken. In derÖffentlichkeit wurde sorgfältig das «Gerücht» verbrei-tet, die Jünger hätten den Leichnam gestohlen undheimlich begraben. Diese offensichtlichte Lüge warjedoch so absurd, dass sie nur diejenigen überzeugte,die daran glauben wollten. Wer hätte denn gewagt,das römische Siegel aufzubrechen und damit die To-desstrafe zu riskieren? Die Jünger doch ganz bestimmtnicht! Dieser zusammengewürfelte Haufen aus verwirr-ten und verängstigten Bauerntölpeln hatte weder dieIntelligenz noch die Frechheit, Rom herauszufordern.Diese Feiglinge waren doch alle geflohen, um ihre ei-gene Haut zu retten, als Jesus verhaftet worden war.Sie wären die letzten gewesen, die sich zu einer derar-tigen Eskapade hätten hinreissen lassen. Doch genaudiese Lügengeschichte wurde nun verbreitet, aber je-der, der nur ein bisschen gesunden Menschenverstandhatte, wusste, dass nur die Schriftgelehrten dahinter-stecken konnten.

Man nehme einmal an, die gut ausgebildeten römi-schen Soldaten, die berühmt-berüchtigt waren für ih-ren bedingungslosen Gehorsam und ihre unerschüt-terliche Disziplin, wären während ihres Dienstes allegleichzeitig eingeschlafen. Dann hätten sich die Jün-ger herangeschlichen (woher nahmen sie bloss denMut dazu?), hätten den Stein weggerollt und sich mitdem Leichnam davongemacht, ohne einen der Solda-ten aufzuwecken. Es war an sich schon unverständ-lich, wie die Soldaten wissen konnten, wer diese un-verschämte Tat begangen hatte, wenn sie doch alle intiefem Schlaf lagen. Aber es stellten sich noch weitereFragen, die genauso peinlich waren.

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Warum wurden die Jünger wegen des angeblich vonihnen begangenen Verbrechens eigentlich nicht ver-haftet? Was war mit den Soldaten? Sie wären in die-sem Fall alles andere als diszipliniert gewesen, unddieser schlimme Verstoss gegen die Dienstvorschrif-ten hätte normalerweise die Todesstrafe zur Folge ge-habt. Sie hätten den gleichen Tod verdient wie Jesus,nämlich die Kreuzigung! Diese ganze Geschichte warvoller Widersprüche, aber sie musste mit der Zustim-mung der Schriftgelehrten und der römischen Militär-führung verbreitet worden sein, denn sonst wären dochsofort viele Köpfe gerollt. Das in einem Moment derPanik und Verzweiflung hastig zusammengestückelteLügengewebe war so löchrig, dass mehrere römischeLegionen dort hätten hindurchmarschieren können. Esgab sogar Zeugen, die behaupteten, sie hätten einenEngel gesehen, der so hell glänzte wie ein Blitz. Die-ser hätte den Stein vom Grab weggerollt, und die Sol-daten, die zunächst wie gelähmt waren vor Furcht,hätten bei seinem Anblick die Flucht ergriffen.

Der Drei-Tage-FaktorDer Leichnam war also verschwunden. Wenn Er

wirklich gestohlen wurde, dann konnte diese Tat nurbegangen worden sein, nachdem die Soldaten ihrenWachposten am Grab verlassen hatten. Eine vernünf-tige und glaubhafte Geschichte hätte lauten können,dass die Soldaten auf ihrem Posten geblieben waren,und zwar einige Stunden nach dem Ende der vom«Hochstapler» Jesus angekündigten dreitägigen Fristfür die Auferstehung. Danach hätten sie das Grab mitdem unverletzten Siegel des römischen Gouverneursverlassen können, denn dann wäre es sowieso zu spätgewesen, den Leichnam zu stehlen. Wenn die Solda-

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ten unter Eid bezeugt hätten, dass sie bis zum Endeihres Dienstes beim Grab geblieben wären und derLeichnam Jesu sich beim Verlassen der Stätte nochdarin befunden hätte, dann hätte sich die «Auferste-hungsgeschichte» der Jünger als Lüge erwiesen. Es istvon grosser Bedeutung, dass die Soldaten keine derar-tige Meldung abgegeben hatten. Dieses Lügenmärchenüber den Diebstahl des Leichnams, als die Soldatenschliefen, ist ein weiterer Beweis dafür, dass der Leich-nam verschwand, während die Soldaten, deren Befehllautete, das Grab bis zum Ende des dritten Tages zubewachen (Mt 27,64-66), noch immer dort ihren Dienstversahen, denn sonst wäre die Erfindung einer derartfantastischen Geschichte nicht erforderlich gewesen.Die Verbreitung dieses absurden Märchens passt her-vorragend zu der erstaunlichen Szene, die ein paarFrauen miterlebt hatten.

Kurz vor Tagesanbruch am dritten Tag nach SeinerKreuzigung hatte ein furchterregend aussehender En-gel den Stein weggerollt, sich darauf gesetzt und dasleere Grab vor der Welt zur Schau gestellt. Die Frauenbeobachteten aus nächster Nähe, wie die Soldaten vorSchreck wie gelähmt waren. Als die schwer bewaffne-ten Wachen sich endlich wieder bewegen konnten, flo-hen sie in panischer Angst zu den Schriftgelehrten,um ihnen dieses ominöse Ereignis mitzuteilen. Sieberichteten sicherlich auch, es habe Zeugen gegeben,die alles beobachteten und sahen, dass das Grab vorAblauf der dreitägigen Frist leer war. Deshalb bliebden Machthabern nichts anderes übrig, als diese lä-cherliche Geschichte über die schlafenden Soldaten zuverbreiten.

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Die ungläubigen Jünger

Die anfängliche Reaktion der Jünger bestätigteebenfalls die Wahrheit ihres unter Eid abgelegten Zeug-nisses. Wie betäubt von der Nachricht, dass Sein Grableer war und noch immer um ihre eigene Sicherheitbesorgt, kamen die Jünger an diesem Abend heimlichzusammen, um über diese neuste Entwicklung zu spre-chen. Ihr Traum von der Herrschaft über das messia-nische Reich hatte sich in einen Albtraum verwandelt.Vielleicht konnte ein Gespräch über diese unbeschreib-lichen Geschehnisse Licht auf das Dunkel um dieseseltsamen Vorgänge werfen, die sie gemeinsam erlebthatten und die nun ihr Leben zu bedrohen schienen.Eine Auferstehung war das Letzte, was sie erwarteten.Sie konnten es auch dann nicht glauben, als es so weitwar. Auch als die Frauen berichteten, sie hätten Ihnlebend gesehen, zweifelten sie noch immer, aber Petrusund Johannes rannten sofort zum Grab und stelltenfest, dass es tatsächlich leer war (Joh 20,2-10). Spätererschien Jesus dem Petrus alleine, konfrontierte ihnliebevoll mit der Wahrheit und vergab ihm sein feigesVerhalten, als er seinen Herrn verleugnet hatte. Trotz-dem war Petrus noch immer so verwirrt wie die ande-ren Jünger auch.

Die verängstigten, von den Ereignissen überrann-ten Jünger waren weit davon entfernt, sich zu einergeheimen Verschwörung zusammen zu tun, um ein«Auferstehungsmärchen» zu erfinden. Vielmehr spra-chen sie ernsthaft über den Sinn dieser seltsamen Er-scheinungen und darüber, wie sie ihr normales Lebenwieder aufnehmen konnten, als Er plötzlich mittenunter ihnen war. Ohne eine Tür oder ein Fenster zuöffnen und völlig geräuschlos hatte ihr Herr den voninnen verriegelten Raum auf geheimnisvolle Weise

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betreten, um sie mit ihrem Unglauben zu konfrontie-ren, denn sie hatten Ihn ja aus Angst um ihr Lebenverlassen. Sogar jetzt, als Christus in ihrer Mitte war,konnten sie ihren Augen kaum trauen. Sie waren vorFurcht wie versteinert, denn sie glaubten, einen Geistzu sehen (Lk 24,36-37). Jesus streckte ihnen SeineHände entgegen und sprach beruhigend auf sie ein, indem ruhigen, aber bestimmenden Tonfall, den sie sogut kannten: «Seht meine Hände und meine Füsse, ichbin’s selber. Fasst mich an und seht; denn ein Geist hatnicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich siehabe» (Lk 24,39). Im Augenzeugenbericht heisst esweiter: «Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen dieHände und Füsse. Als sie aber noch nicht glaubten vorFreude und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habtihr hier etwas zu essen? Und sie legten ihm ein Stückgebratenen Fisch vor. Und er nahm’s und ass vor ih-nen. Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte,die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war:Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschriebensteht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in denPsalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis, so dasssie die Schrift verstanden» (Lk 24,40-45).

Vierzig Tage der BeweisführungEr wollte jeden Zweifel über Seine Auferstehung

ausräumen, und deshalb blieb Christus vierzig Tagelang bei den nunmehr hocherfreuten Jüngern. In die-ser Zeit wies Er ihnen zweifelsfrei nach, dass Er wirk-lich lebte (Apg 1,3). Heute liegt uns der vollständigeund nicht zu widerlegende Bericht von Augenzeugenvor, die mit Ihm zusammen waren und alles gesehenund gehört hatten. Während dieser vierzig Tage sprachEr mit ihnen auch über das Reich Gottes, das so grosse

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Verwirrung unter ihnen hervorgerufen hatte. Es wirduns jedoch nicht berichtet, was Er genau darüber sag-te. Die Jünger fragten Ihn voller Spannung: «Herr, wirstdu in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Isra-el?» Seine einzige, rätselhaft klingende Antwort aufdiese Frage lautete: «Es gebührt euch nicht, Zeit oderStunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht be-stimmt hat» (Apg 1,6-7).

Während des «letzten Abendmahls» – es kam denJüngern so vor, als ob es in einer anderen Welt undvor langer Zeit geschehen war – hatte Christus ihnenerklärt, dass Er zum Haus Seines Vaters im Himmelzurückkehren würde, denn das war der Ort, von demEr gekommen war und zu dem Er sie nach SeinerVerheissung mitnehmen wollte. Zuerst musste Er je-doch allein dorthin zurückkehren, und die Jünger soll-ten der Welt von Seinem Tod und Seiner Auferstehungerzählen. Warum musste Er weggehen? Diese beunru-higenden Worte verstanden die Jünger wieder einmalnicht, denn sie warteten noch immer auf die baldigeAufrichtung des messianischen Reiches. Viel zu frühfanden diese wundervollen vierzig Tage, die Jesus mitden Seinen verbrachte, um ihren Glauben zu stärken,ein abruptes Ende. Plötzlich und ohne Vorwarnungverliess Er sie. Die überraschten Jünger beobachteten,wie Christus sich mit segnend ausgestreckten Händenvon dieser Erde erhob und weit über ihnen in einerWolke verschwand. Seine letzten Worte an Seine Jün-ger lauteten: «… aber ihr werdet die Kraft des heiligenGeistes empfangen, der auf euch kommen wird, undwerdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganzJudäa und Samarien und bis an das Ende der Erde»(Apg 1,8).

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Die Kraft Seiner Auferstehung (Eph 1,18-21)

Es kann nicht oft genug betont werden, dass dasLeben, das Christus denen gibt, die an Ihn glauben,ein Auferstehungsleben ist, ein neues Leben, das nurdiejenigen empfangen können, die in Ihm gestorbensind. Diese Menschen leben nicht länger in der ängst-lichen Verwirrung, die damals die Jünger in der finste-ren Nacht empfanden, als Christus verraten wurde,sondern in der zuversichtlichen Gewissheit des ewi-gen Lebens, das sie als Geschenk der göttlichen Gna-de empfangen haben. Die Tatsache, dass sich die sterb-lichen Überreste von Buddha, Mohammed oder ande-ren Religionsstiftern noch immer in ihren Gräbern be-finden, schmälert die Glaubenssätze dieser Weltan-schauungen nicht. Die Weltreligionen bestehen haupt-sächlich aus Lebensregeln für ihre Anhänger, und ihreGründer leben durch ihre Lehren weiter. Die in diesenReligionen angebotenen Belohnungen für ein entspre-chend geführtes Leben, sei es nun die Erleuchtung oderdas Nirwana, müssen durch das Bemühen der Men-schen, die danach streben, verdient werden.

Das Christentum ist in dieser Hinsicht völlig andersals die anderen Weltreligionen. Es handelt sich zwarauch um eine Lebensweise, aber der einzelne Christkann niemals von sich aus die an ihn gestellten Anfor-derungen erfüllen. Niemand ausser Christus hat esfertiggebracht, so zu leben, wie ein Christ leben soll.Allein entscheidend für den Christen ist eine lebendi-ge Beziehung zu Christus, der deshalb auch selbst le-bendig sein muss. Diese innige Verbindung verglichChristus mit einem Weinstock. Dabei stellte Er die Jün-ger als die Reben dar, die ihre Nahrung und Fruchtaus dem Leben beziehen, das Er ihnen gibt. Christusversprach Seinen Jüngern: «Ihr aber sollt mich sehen,

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denn ich lebe, und ihr sollt auch leben» (Joh 14,19).Nach den Worten des Apostels Paulus ist Christus unserLeben (Kol 3,4). Durch den Heiligen Geist lebt Er SeinAuferstehungsleben in den Menschen, die ihr Vertrau-en auf Ihn setzen. Deshalb kann Paulus freudig ver-künden: «Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Chris-tus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, daslebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich ge-liebt hat und sich selbst für mich dahingegeben» (Gal2,20).

Vom Saulus zum PaulusVielleicht noch überraschender als die Umwand-

lung im Leben der Jünger war die drastische Verände-rung, die mit Saulus von Tarsus geschah. Der strengePharisäer, einer der Anstifter bei der Steinigung desStephanus, des ersten Märtyrers, war zunächst einErzfeind der jungen Gemeinde Jesu. «Saulus aberschnaubte noch mit Drohen und Morden gegen die Jün-ger des Herrn …» (Apg 9,1), «… suchte die Gemeindezu zerstören, ging von Haus zu Haus, schleppte Männerund Frauen fort und warf sie ins Gefängnis» (Apg 8,3).Dieser Mann erlebte eine schier unglaubliche Kehrt-wendung und wurde zu einem Nachfolger Christi.Niemand wollte glauben, dass so etwas geschehenkonnte. Die Christen «… fürchteten sich alle vor ihmund glaubten nicht, dass er ein Jünger wäre» (Apg9,26). Aber Paulus, wie er sich nun nannte, begann,das Evangelium zu verkündigen und Dispute mit Ju-den und Griechen zu führen. Dabei bewies er mit über-zeugenden Argumenten und aus der Heiligen Schrift,dass Jesus der Messias war.

Vom Augenblick seiner Bekehrung an wusstePaulus, dass er ein noch schlimmeres Schicksal als die

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anderen Christen erleiden musste. Da er nunmehr zudenen gehörte, die er vorher mit grossem Eifer ver-folgt hatte, machten ihn die Schriftgelehrten zum Zielihrer Angriffe und verschworen sich gegen ihn. Siewollten ihn umbringen lassen (Apg 9,23.29). In sei-nen Briefen berichtet Paulus aus seinem Leben, das inRom im Märtyrertod seinen Höhepunkt fand: «Sie sindDiener Christi – ich rede töricht: ich bin’s weit mehr!Ich habe mehr gearbeitet, ich bin öfter gefangen gewe-sen, ich habe mehr Schläge erlitten, ich bin oft in Todes-nöten gewesen. Von den Juden habe ich fünfmal erhal-ten vierzig Geisselhiebe weniger einen; ich bin dreimalmit Stöcken geschlagen, einmal gesteinigt worden;dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag undeine Nacht trieb ich auf dem tiefen Meer. Ich bin oftgereist, ich bin in Gefahr gewesen durch Flüsse, in Ge-fahr unter Räubern, in Gefahr unter Juden, in Gefahrunter Heiden, in Gefahr in Städten, in Gefahr in Wüs-ten, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter falschenBrüdern; in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hun-ger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blösse» (2.Kor11,23-27).

Was konnte einen allseits bewunderten Rabbi zueiner Abkehr von seiner Religion, die sein Lebensinhaltwar, und zu einer Hinwendung zu einem völlig entge-gengesetzten Glauben bewegen, den er vorher mit al-len Mitteln bekämpft hatte? Allem Anschein nach hat-te er durch eine solche Entscheidung nichts zu gewin-nen, aber alles zu verlieren! Es war offensichtlich wi-der jede menschliche Vernunft, ein Leben des Wohl-stands und des gesellschaftlichen Ansehens gegen Ver-achtung, Verfolgung und schliesslich den Märtyrertodeinzutauschen. Paulus selbst sagte: «… nur dass derheilige Geist in allen Städten mir bezeugt, dass Fesseln

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und Bedrängnisse auf mich warten» (Apg 20,23). Wa-rum sollte er Christ und somit einer von denen wer-den, die er am meisten hasste? Paulus verkündete, dasser dem auferstandenen Christus begegnet war. Wenndas stimmte, dann wäre das eine ausreichende Erklä-rung für sein Verhalten. Aber wie konnte er das nach-weisen? Die Tatsache, dass er nunmehr bereit war,selbst Verfolgung zu erleiden und für Christus zu ster-ben, war wohl schon ein ausreichender Beweis. Skep-tiker konnten jedoch noch immer behaupten, Paulushätte Halluzinationen gehabt. An seiner Aufrichtigkeitsei zwar nicht zu zweifeln, aber trotzdem wäre er ei-ner Täuschung erlegen. Ein derartiges Argument warjedoch nicht stichhaltig, denn Paulus legte Kenntnissean den Tag, die er nur von Christus selbst empfangenhaben konnte. So beschrieb er zum Beispiel die Vor-gänge beim letzten Abendmahl, obwohl er selbst dortgar nicht anwesend war. Er konnte die Einzelheitennicht von einem der Apostel erfahren haben, denn erkannte ja keinen von ihnen persönlich.

Paulus war sich sicher, dass er diese Informationenund auch seine Erkenntnisse vom auferstandenenHerrn selbst erhalten hatte: «Denn ich tue euch kund,liebe Brüder, dass das Evangelium, das von mir gepre-digt ist, nicht von menschlicher Art ist. Denn ich habees nicht von einem Menschen empfangen oder gelernt,sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi … Als esaber Gott wohlgefiel, der mich von meiner Mutter Leiban ausgesondert und durch seine Gnade berufen hat,dass er seinen Sohn offenbarte in mir, damit ich ihndurchs Evangelium verkündigen sollte unter den Hei-den, da besprach ich mich nicht erst mit Fleisch undBlut, ging auch nicht hinauf nach Jerusalem zu denen,die vor mir Apostel waren» (Gal 1,11-12.15-17).

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Die Apostel mussten anerkennen, dass die Lehrendes Paulus, die er ohne ihre Unterweisung erhaltenhatte, authentisch waren. Etwa drei Jahre lang warensie von Christus persönlich unterrichtet worden, unddoch wusste dieser Neuankömmling mehr als sie.Paulus wurde zum obersten Apostel und zum Verfas-ser der meisten neutestamentlichen Briefe. Sogar Pet-rus, der vorher der höchste Apostel war, musste sichvon ihm korrigieren lassen.

Es gibt keine andere Erklärung für die Umwand-lung eines Saulus, der zunächst die Gemeinde verfolgte,die er später unter dem Namen Paulus leiten sollte, alsseine von ihm selbst bezeugte persönliche Begegnungmit dem Auferstandenen. Es kann nicht geleugnetwerden, dass dieser Paulus, der Christus vor SeinemTod nicht kannte, von Ihm selbst unterwiesen wurde.Allein diese Tatsache ist ein stichhaltiger Beweis fürdie Auferstehung.

Die verheissene Rückkehr des HerrnNun aber zurück zum Ölberg: Als die Jünger ver-

wirrt nach oben starrten, standen plötzlich zwei En-gel neben ihnen und verkündeten, dass Er zur glei-chen Stelle, von der aus Er gerade in den Himmel ge-schwebt war, zurückkehren würde. Ausserdem würdeEr auf die gleiche Weise wiederkommen, wie Er dieJünger verlassen hatte, denn Er würde sichtbar vomHimmel herabkommen. Aus anderen Bibeltexten gehthervor, dass Er in Macht und Herrlichkeit wiederkom-men und «jedes Auge» ihn sehen würde (vgl. Offb 1,7).Die Worte der himmlischen Botschafter lauteten:«… Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufge-nommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihnhabt gen Himmel fahren sehen (Apg 1,11). «Handelt es

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sich hier etwa um Sciencefiction?» könnte man sichan dieser Stelle fragen. Die Antwort lautet: Nein, dennes handelt sich hier um ein weitaus ungewöhnlicheresSzenario, obwohl diese Mitteilung der Engel den Jün-gern eigentlich bekannt vorkommen musste. Der Pro-phet Sacharja hatte bereits darüber gesprochen und inseiner Prophezeiung sogar erwähnt, dass dieser Eine,der auf den Ölberg zurückkehren sollte, Gott war: «Undder Herr wird ausziehen und kämpfen gegen diese Hei-den, wie er zu kämpfen pflegt am Tage der Schlacht.Und seine Füsse werden stehen zu der Zeit auf demÖlberg, der vor Jerusalem liegt nach Osten hin» (Sach14,3-4). Im nächsten Vers fügt Sacharja einen interes-santen Kommentar hinzu: «Da wird dann kommen derHerr, mein Gott, und alle Heiligen mit ihm.» Kapitel12-14 des Buches Sacharja beziehen sich auf die Rück-kehr des Messias bei der Schlacht von Harmagedonzur Rettung des Volkes Israel vor den gewaltigen Hee-ren, die es vernichten wollen. Dasselbe Ereignis wirdvon Johannes in Offenbarung 19 angesprochen. DerEine, dessen Name «das Wort Gottes» ist (V. 13), die-ser Eine, der von Anfang Gott war (Jes 48,16), näm-lich Christus selbst, kommt nach Harmagedon in Be-gleitung der «Armeen, die im Himmel waren».

Die Notwendigkeit einer EntrückungBei diesen himmlischen Heeren oder «Armeen», die

nach der Aussage des Johannes den wiederkommen-den Christus begleiten werden, muss es sich um dievon Sacharja erwähnten «Heiligen» handeln, denn essteht fest, dass in beiden Texten dasselbe Ereignis be-schrieben wird. Judas teilt uns mit, dass dieses Kom-men des Herrn in Macht und Herrlichkeit bereits vorTausenden von Jahren von Henoch vorausgesagt wur-

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de: «Es hat aber auch von diesen geweissagt Henoch,der siebente von Adam an, und gesprochen: Siehe, derHerr kommt mit seinen vielen tausend Heiligen, Ge-richt zu halten über alle und zu strafen alle Menschenfür alle Werke ihres gottlosen Wandels, mit denen siegottlos gewesen sind, und für all das Freche, das diegottlosen Sünder gegen ihn geredet haben» (Jud 14-15).

Daraus geht eindeutig hervor, dass die «Heiligen»aus allen Zeitaltern, auch Christen, ihren Herrn vomHimmel her begleiten, wenn Er bei Seiner Wiederkunftzum Ölberg zurückkehrt. Man muss kein Genie sein,um zu der Schlussfolgerung zu kommen, dass SeineHeiligen, die vom Himmel her mit Christus auf dieErde zurückkehren, vorher dort aufgenommen wor-den sind. Demnach hat Christus bereits vor SeinerWiederkunft alle, die an Ihn geglaubt haben (die auf-erstandenen Toten und die verwandelten Lebenden)in den Himmel mitgenommen.

Viele Christen werden niemals den leiblichen Toderleben. Ihr auferstandener Erlöser hat ihnen verspro-chen, bei Seiner Rückkehr nicht nur die verstorbenenGläubigen aufzuerwecken und von dieser Erde weg-zunehmen, sondern auch die noch lebenden Christen,deren Körper in Seinen herrlichen Auferstehungsleibverwandelt werden. Dieses Ereignis wird auch als Ent-rückung bezeichnet, und das aus dem Griechischenbzw. Lateinischen abgeleitete Wort bedeutet, wie wirbereits erwähnt haben, ein freudiges Hinwegreissen.Diese Verheissung des Herrn ist einzigartig, denn we-der Mohammed, Buddha noch ein anderer Religions-stifter haben es gewagt, etwas Derartiges zu erwäh-nen, denn Tote können nicht von sich sagen: «Ich kom-me wieder!»

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Paulus war zwar nicht anwesend, als der Herr überSeine Rückkehr sprach. Trotzdem wurde er zum Ex-perten auf diesem Gebiet. Er überlieferte uns Einzel-heiten über die Entrückung, die keiner der anderenApostel erwähnte: «Denn er selbst, der Herr, wird, wennder Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels unddie Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Him-mel, und zuerst werden die Toten, die in Christus ge-storben sind, auferstehen. Danach werden wir, die wirleben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrücktwerden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen;und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit» (1.Thess4,16-17). Aus anderen Bibelstellen, mit denen wiruns noch befassen werden, geht hervor, dass dieverheissene Rückkehr Christi zwei verschiedene Er-eignisse umfasst. Bei der Entrückung kommt der Herrzu den Seinen, um sie von dieser Erde wegzunehmen.Bei Seiner Wiederkunft kommt Er mit Seinen Heiligenvom Himmel her, um Israel zu erretten und das Ge-richt über den Antichristen und seine Anhänger zuvollstrecken. Zwischen diesen beiden Ereignissen wer-den sieben Jahre liegen, in denen der Antichrist dieHerrschaft auf dieser Erde innehaben wird. Es wirdsich im weiteren Verlauf dieses Buches noch heraus-stellen, dass diese Auffassung mit dem biblischen Zeug-nis über diese Geschehnisse übereinstimmt.

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Kapitel 9

Die «selige Hoffnung»

«Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott undglaubt an mich! In meines Vaters Hause sind vieleWohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zueuch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, willich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damitihr seid, wo ich bin» (Joh 14,1-3).

Was haben die Jünger wohl empfunden, als sie sa-hen, wie ihr Herr im Himmel verschwand und sie vonden Engeln die Verheissung Seiner Rückkehr auf denÖlberg hörten? Sie erinnerten sich bestimmt an dieWorte Jesu beim letzten Abendmahl. Das Geschehendort erhielt beinahe täglich eine grössere Bedeutung,und zwar in dem Ausmass, in dem sich ihr Verständ-nis vertiefte. Am Abend Seines Verrats hatte Christusihnen Seine Rückkehr zugesichert mit den Worten: «Ichkomme wieder!» Trotzdem schien hier ein rätselhafterWiderspruch vorzuliegen. Christus verkündete, Erwürde zum Haus Seines Vaters zurückgehen und vondort nach kurzer Zeit wieder kommen, um Seine Jün-ger zu sich zu nehmen, damit sie immer bei Ihm seinkonnten. Hinter Seiner verheissenen Rückkehr lag einebestimmte Absicht, denn der Herr wollte die Seinenzu sich holen. So hatten die Jünger Seine Worte ver-standen. Doch als die Engel sagten, Er würde zum

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Ölberg zurückkehren, erwähnten sie nicht, dass dabeijemand in den Himmel aufgenommen würde. Wennaber genau darin die Absicht Seines Kommens lag,wäre es doch gar nicht erforderlich, dass der Herrwieder an den selben Ort ausserhalb Jerusalems zu-rückkehrt. Er könnte Seine Jünger einfach in die Luftaufnehmen, um ihnen weit über der Erde zu begeg-nen. Diese Abfolge der Ereignisse wurde später durchden Heiligen Geist dem Apostel Paulus offenbart, derzu diesem Zeitpunkt ja noch ein Erzfeind Christi undSeiner Gemeinde war. Ausserdem hatte der ProphetSacharja verkündet, dass der Messias, wenn Er SeineFüsse auf den Ölberg setzen würde, vom Himmel her«alle Heiligen» (Sach 14,5) mitbringen würde. Er wür-de zu diesem Zeitpunkt niemanden in den Himmelaufnehmen, sondern zur Erde zurückkehren, um Isra-el zu retten, wenn es von den Armeen der Welt um-ringt sein würde und kurz vor der Vernichtung stün-de. Der Messias würde dann diese Armeen vernichtenund gleich danach Sein Tausendjähriges Reich aufrich-ten, das Er vom Thron Davids in Jerusalem aus regie-ren würde. Hier schien ein krasser Widerspruch vor-zuliegen. Diese Rückkehr Christi, um die Feinde Isra-els in der Schlacht von Harmagedon zu besiegen, waroffenbar etwas anderes als Seine Verheissung, die Sei-nen in den Himmel aufzunehmen. Irgend etwas stimm-te da nicht. Wenn die Jünger gemeinsam mit Ihm inJerusalem regieren sollten, wie sollten sie dann vorherin den Himmel gelangen? Offenbar hatten sie vielesnoch immer nicht verstanden. Möglicherweise erkann-ten die Jünger diesen scheinbaren Widerspruch undzerbrachen sich die Köpfe darüber. Heutzutage ist denmeisten Christen diese Problematik gar nicht bewusst,und sie können diese widersprüchlichen Aussagen erst

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recht nicht miteinander vereinbaren. Wir wollen unsspäter noch einmal damit auseinandersetzen.

Die Hoffnung auf die Rückkehr des HerrnDas Versprechen Christi war eindeutig: «Und wenn

ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wie-derkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid,wo ich bin» (Joh 14,3). Als sie sahen, wie ihr Herr inden Himmel aufgenommen wurde, schöpften die Jün-ger zum ersten Mal Hoffnung aus diesen Worten, diesie vorher nie richtig verstanden hatten. Bestimmtwürde ihr auferstandener Herr sehr bald zurückkeh-ren, um sie in das Haus Seines Vaters zu bringen. Hat-te Er doch gesagt: «… Ihr werdet mit den Städten Isra-els nicht zu Ende kommen, bis der Menschensohnkommt» (Mt 10,23). Das konnte ja nicht lange dauern!Sie wollten ihre Versäumnisse der Vergangenheit wiedergutmachen und Ihm zeigen, wie schnell sie diese Auf-gabe erfüllen konnten. Vielleicht brauchten sie nur einpaar Wochen, aber sicherlich nicht länger als ein paarMonate. Sie sollten ja den Heiligen Geist empfangen,damit sie ihr Zeugnis in Vollmacht ablegen konnten.Je eher sie diese wichtige Arbeit beendeten, destoschneller würde Er zurückkehren, um sie wie verspro-chen zu sich in den Himmel zu nehmen.

Ich komme wieder! Diese Worte hatten sie noch imOhr, und so hielten die ersten Christen sehnsüchtigAusschau nach der Rückkehr ihres Herrn. Er hatte ih-nen doch gesagt, sie seien nicht von dieser Welt, son-dern Er habe sie aus der Welt erwählt. Bald daraufsollte Paulus unter der Leitung seines Herrn die fol-genden Worte niederschreiben: «Unser Bürgerrecht aberist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland,den Herrn Jesus Christus, der unsern nichtigen Leib

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verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherr-lichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dingeuntertan machen kann» (Phil 3,20-21). Die Welt hattefür diese Bürger des Himmels ihren Reiz verloren. Siehatten Heimweh nach dem Vaterhaus, und sie sehn-ten sich danach, an diesem ewigen Ruheort bei ihremHerrn zu sein.

Die Menschen aus der noch jungen Gemeinde Jesuwurden von Rom gehasst und verfolgt; viele erlittenden Tod, aber sie trösteten sich mit dem Glauben, dassChristus jeden Augenblick zurückkehren könnte, umSeine Jünger von ihren Leiden zu befreien. Paulus be-zeichnete diese Erwartung einer unmittelbar bevorste-henden Entrückung als «selige Hoffnung» (Tit 2,13),und von dieser Hoffnung waren die Gläubigen derUrgemeinde beseelt, als sie durch das Feuer der Ver-folgung gingen und sich freuten, dass sie für Christusleiden durften (1.Petr 4,12-13). Wie sehr sehnten siesich danach, diese Welt zu verlassen und bei Ihm zusein! Als jedoch aus den ermüdenden Wochen zu-nächst Jahre, dann Jahrzehnte wurden und schliess-lich Jahrhunderte vergingen, dachte die überwiegen-de Mehrheit derjenigen, die von sich behaupteten,Christus nachzufolgen, immer weniger an diese «seli-ge Hoffnung». Die Verheissung der Rückkehr Christiwurde zunächst vernachlässigt, bis sie fast völlig inVergessenheit geriet. Schliesslich verlor sich dieseHoffnung im Labyrinth neuer Auslegungen und Irr-lehren.

Die Perspektiven veränderten sich. Das Bürgerrechtim Himmel erwies sich als zu nebulös, denn die Men-schen verlangten nach etwas Konkretem, Fassbarem.Auf dieser Erde verachtet, gehasst, verfolgt und getö-tet zu werden wie der Herr selbst schien kein Kriteri-

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um für wahres Christentum mehr zu sein. Vielleichthatte diese Welt doch noch etwas zu bieten. Mögli-cherweise sollte die Gemeinde Jesu sogar eine Füh-rungsrolle auf politischem Gebiet übernehmen, dieWelt verändern und das Reich Gottes auf Erden auf-richten, solange der Herr noch nicht zurückgekehrtwar. Mehr Entgegenkommen der säkularen Gesellschaftgegenüber könnte sogar zu einer grösseren Offenheitungeretteter Menschen für das Evangelium führen,besonders dann, wenn sie erkannten, dass man nichtunbedingt verfolgt werden oder seine Lebensweiseändern musste, um Christ zu werden.

Der erste «Stellvertreter Christi»

Der schleichende Abfall nahm ein bisher unbekann-tes Ausmass an, als 313 n.Chr. ein neuer Kaiser an dieMacht kam, der brillante Stratege und Feldherr Kon-stantin. Er war darüber hinaus ein hervorragenderRealpolitiker, und er erkannte, dass eine fast drei Jahr-hunderte dauernde Christenverfolgung dieser seltsa-men Sekte nichts anhaben konnte. Anstatt von derErdoberfläche zu verschwinden, wuchs die Zahl ihrerAnhänger, so dass nunmehr jeder zehnte Bürger imRömischen Reich zu dieser Gruppe der Verachtetengehörte. Die Aussage von Tertullian, das Blut der Mär-tyrer sei der Same der Kirche, hatte sich unerklärlicher-weise als wahr erwiesen. Manchmal wollten die Men-schen eben doch mehr als nur Vergnügen oder materi-ellen Gewinn. Wenn man jedoch eine Überzeugunghätte, für die es sich zu sterben lohnte, würde das Le-ben wirklich lebenswert. Die «Nachfolger des Weges»,wie sie in dieser Frühzeit der Kirchengeschichte auchgenannt wurden, beteten sogar für die römischen Kai-ser, Statthalter und Soldaten, die sie verfolgten und

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töteten! Warum sollte man sich diese vorbildliche Lo-yalität gegenüber Königen und Königreichen, die zudieser seltsamen Religion zu gehören schien, nichtzunutze machen? Die Christen waren fleissig undpflichtbewusst. Sie betranken sich nicht und lehntensich auch nicht gegen die Regierung auf, denn Rebelli-on war ihrem Wesen fremd. Warum sollte man sie alsonicht fördern und ihnen die freie Ausübung ihrer Reli-gion gestatten? Vielleicht liesse sich ihre Philosophiefür die gesamte Gesellschaft nutzen. Eine grössere An-zahl von Christen hätte durchaus positive Auswirkun-gen auf das gesamte Reich. Diese neue Politik waräusserst pragmatisch in ihrer Ausrichtung.

Zur Förderung seiner Strategie gab Konstantin vor,er sei selbst Christ geworden, obwohl er als PontifexMaximus oder oberster Priester weiterhin der heidni-schen Priesterschaft vorstand und an Feiertagen dieZeremonien zu Ehren der römischen Götter leitete.Natürlich gehörte das zu seinen Aufgaben als Kaiser,und man hatte Nachsicht mit ihm, weil er das Chris-tentum und den Bau christlicher Kirchen unterstützte.Ein neues Zeitalter der Toleranz war angebrochen. DerKaiser, der als Gott verehrt wurde, war auch der füh-rende Kopf der offiziellen Religion im Römischen Reich.Da das Christentum nunmehr dem Heidentum gegen-über gleichberechtigt war, übernahm Konstantin auchdie Führungsrolle in der christlichen Kirche und ver-lieh sich selbst den Titel «Stellvertreter Christi». Er stell-te sich vielleicht sogar mit einer gewissen Aufrichtig-keit als Freund und Wohltäter der Gemeinde Jesu dar,aber er wurde zu ihrem schlimmsten Feind. Christushatte das Angebot Satans, die Reiche dieser Welt ausseiner Hand zu erhalten, wenn Er vor ihm nieder-fallen würde, abgelehnt. In einem Augenblick der

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Schwachheit nahm eine durch lange Verfolgungenmüde gewordene Gemeinde Jesu das gleiche Angebotan, das Satan ihr diesmal durch den römischen Kaiserüberbrachte. Damit begann die Jahrhunderte lange «ba-bylonische Gefangenschaft» der Gemeinde.

Augustinus klagte, dass sich nun in der Kirche«Trunkenbolde, Geizhälse, Betrüger, Spieler, Ehebre-cher, Wüstlinge» befänden, «Leute, die Amulette tra-gen, eifrige Kunden von Hexern, Astrologen … die glei-che Menschenmenge, die an christlichen Feiertagen indie Kirchen drängt, ist an heidnischen Feiertagen inden Theatern zu sehen». Viele Christen sahen es je-doch als willkommene Abwechslung an, nicht mehrlänger verachtet und verhasst zu sein, verfolgt undgetötet zu werden, sondern ein gewisses Ansehen zugeniessen und sogar eine neue Führungsrolle in derWelt wahrzunehmen. Die Annahme des Evangeliumsführte in der Vergangenheit zu Verfolgung und häufigin den sicheren Tod. Unter solchen Umständen kam eskaum zu falschen Bekenntnissen des Glaubens. Nunwar es genau umgekehrt: Falsche Bekehrungen warenkeine Ausnahme mehr, sondern wurden zur Regel.

Ein Bündnis mit der Welt

Unter der Herrschaft Konstantins war es für dengesellschaftlichen Aufstieg sogar von Vorteil, wenn mansich dem Christentum anschloss. Man musste eine derwie Pilze aus dem Boden schiessenden Kirchen besu-chen, damit man in Wirtschaft und Politik, ja sogarbeim Militär, zu etwas kam. Bekehrungen aus Vernunft-gründen häuften sich, während die Kirchen immervoller wurden. Das Übel der Korruption erreichte balddie Spitze der kirchlichen Hierarchie, denn die best-bezahlten Positionen mit dem höchsten Prestige und

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dem grössten Einfluss waren in der Kirchenleitung zufinden. Konstantin förderte den Ausbau eines kirchli-chen Systems, das er für seine eigenen Ziele nutzenkonnte. Männer, die bestrebt waren, nicht in der kom-menden, sondern in der gegenwärtigen Welt ihre Be-lohnung zu erhalten, strebten kirchliche Ämter an.Viele, die innerhalb der Kirche Machtpositionen inne-hatten, waren hervorragende Politiker, die zwar einenchristlichen Sprachgebrauch pflegten, aber Christusnicht kannten. Will Durant schreibt in seinem (in eng-lischer Sprache erschienenen; Anm. d. Übers.) BuchThe Story of Civilization, dass das römische Heiden-tum «von der neuen Religion wie Muttermilch aufge-nommen wurde, und das besiegte Rom siegte überseinen siegreichen Eroberer. Während das Christen-tum die Welt umwandelte, wandelte die Welt das Chris-tentum um». Dieser Kommentar zeigt eine grosse Tra-gik auf, denn aufgrund dieser Entwicklung entstandder Katholizismus, der in der Welt zu einem beherr-schenden Machtfaktor werden sollte.

Die Gemeinde, die als Braut Christi sehnsüchtig dieRückkehr des Bräutigams erwarten sollte, um von die-sem in den Himmel mitgenommen zu werden, wardes Wartens müde geworden und ging statt dessen einBündnis mit der Welt ein. Sie war nunmehr damit be-schäftigt, ein irdisches Reich aufzurichten, über dassie herrschen konnte, indem sie ehebrecherische Ver-bindungen mit Königen und Kaisern einging. Dabeiverlor die Gemeinde Jesu, die zur Kirche gewordenwar, die Hoffnung auf ihr himmlisches Erbe und be-gann, sich an die Stelle Israels, des irdischen Gottes-volkes, zu setzen. Vergessen waren die ernsten Ermah-nungen ihres Herrn: «Ihr sollt euch nicht Schätze sam-meln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen

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und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelteuch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Mottennoch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechenund stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch deinHerz» (Mt 6,19-21).

Aus Ungehorsam ihrem Herrn gegenüber wurde dieKirche zur reichsten Institution auf Erden und sonntesich in ihren irdischen Schätzen. Einen Grossteil ihresReichtums erwarb sie, indem sie das Heil verkaufte.Jede Sünde hatte ihren Preis, für den «Vergebung» er-langt werden konnte. Je schlimmer und zahlreicherdie Sünden der Menschen waren, desto reicher wurdedie Kirche. Kreuze und Altäre, die Abbilder des OpfersChristi sein sollten, wurden mit Gold verziert. Bischö-fe, Kardinäle und Päpste, die sich als Nachfolger derFischer von Galiläa bezeichneten, lebten in einerPrachtentfaltung, die sogar Könige in den Schatten stell-te. Die Pervertierung der Kirche, die unter Kaiser Kon-stantin ihren Anfang nahm, wurde im Lauf der Jahr-hunderte immer schlimmer, bis sie schliesslich denKatholizismus, wie wir ihn heute kennen, hervorbrach-te.

Im frühen Mittelalter und den darauf folgendenJahrhunderten wurde die römisch-katholische Kirchevon den weltlichen Regierungen als die einzig wahrechristliche Kirche anerkannt. Die Päpste hatten ihreArmeen, führten eine Vielzahl von Kriegen (manchmalauch gegeneinander), schlossen politische Bündnissemit Fürsten, Königen und Kaisern, bei denen sie ihrenMachtanspruch geltend machten. Sogar Kaiser zitter-ten, wenn die Päpste mit der Exkommunizierung droh-ten, denn nur Ketzer zweifelten den Lehrsatz an, nachdem es ausserhalb der Kirche kein Heil geben soll. DieExkommunizierung bedeutete ewige Verdammnis ohne

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jede Hoffnung, und dieses Mittel verlieh der Kircheeine unglaubliche Machtfülle. Rom wurde zu dem Ort,der in der Offenbarung als «die grosse Stadt, die dieHerrschaft hat über die Könige auf Erden» (Offb 17,18)bezeichnet wird. Die Grundlage ihrer Macht war nichtdie militärische Stärke, denn die römischen Legionenexistierten nicht mehr, sondern eine religiöse Hierar-chie, die behauptete, sie hätte die Schlüssel zum ReichGottes, die unser Herr dem Apostel Petrus gegebenhatte, geerbt. Jahrhunderte lang arbeitete die KircheHand in Hand mit den weltlichen Institutionen, diesogar Hinrichtungen an jenen Menschen vollstreckte,die von der Kirche zu Ketzern erklärt wurden. Auf die-se Weise entzog sich Rom der Verantwortung für dieunzähligen Menschen, die in der Zeit der berüchtig-ten Inquisition zu Märtyrern wurden, denn die Tötungder so genannten Ketzer wurde ja von staatlichen Stel-len vollzogen.

Wo bleibt die Hoffnung auf die Entrückung?Es gab keine Notwendigkeit mehr für eine Rück-

kehr Christi. Die Päpste, die behaupteten, KaiserKonstantin habe ihnen seine Machtbefugnisse über-tragen, herrschten mit unnachgiebiger Härte über dasso genannte «Reich Gottes auf Erden». Bis heute trägtder jeweilige Papst die drei religiösen Titel, die vonKaiser Konstantin herrühren, und zwar Pontifex Maxi-mus, Stellvertreter Christi und Bischof der Bischöfe.Diese Titel, so behaupteten die Päpste der frühen Kir-che, seien ihnen von Kaiser Konstantin selber verlie-hen worden. Zur Unterstützung dieser Behauptungverbreitete die Kirche ein Dokument, das unter derBezeichnung Konstantinische Schenkung bekanntwurde. Heute wird sogar von katholischen Historikern

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zugegeben, dass dieses Dokument eine Fälschung war.Allein die Notwendigkeit eines derartigen «Belegs» istein schlagender Beweis dafür, dass die kirchliche Leh-re von der apostolischen Nachfolge, die auch von heu-tigen Päpsten als Grundlage ihrer umfassenden geist-lichen Autorität angesehen wird, eine spätere Erfin-dung war. Im heutigen Katholizismus kennt man kei-ne Entrückung, denn die beiden Dogmen vom Fege-feuer und dem Ablass stehen im Widerspruch zu die-ser biblischen Lehre. Obwohl es im Laufe der Jahr-hunderte immer kleine Gruppen von bibeltreuen Gläu-bigen gegeben hat, die von Rom unabhängig warenund deshalb auch verfolgt wurden, hatten auch diesein ihrer Mehrzahl die Hoffnung auf die Entrückungverloren. Je nach dem, wie viel Leid sie in diesem Le-ben ertragen mussten, wie viele gute Werke sie voll-bracht und wie viele Ablässe sie sich erarbeitet ha-ben, müssen praktizierende Katholiken eine unter-schiedlich lange Zeit im Fegefeuer verbringen und dortwegen der Sünden leiden, für die bereits Christus lei-den musste. Diese unbiblische Lehre machte dieverheissene Entrückung und somit auch das Zeugnisder Bibel überflüssig, denn dort heisst es: «Denn erselbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenndie Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes er-schallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst wer-den die Toten, die in Christus gestorben sind, auferste-hen. Danach werden wir, die wir leben und übrig-bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf denWolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so wer-den wir bei dem Herrn sein allezeit» (1.Thess 4,16-17). Eine gleichzeitig stattfindende Auferstehung der«Toten in Christus» und Entrückung sowohl der Aufer-standenen als auch der lebenden Gläubigen wurde

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unmöglich, denn im Fegefeuer hätten ja noch nichtalle Toten ihre Leiden beendet, und die Lebenden wä-ren noch gar nicht dort gewesen.

Auch die Reformation bewirkte keine Wiederbele-bung der «seligen Hoffnung». In reformierten Grup-pierungen wie der Presbyterianischen oder der Luthe-rischen Kirche wird die Entrückung weitestgehendgeleugnet oder heruntergespielt. Der vorsichtige Um-gang mit dieser Lehre erklärt sich teilweise auch auseiner Furcht vor Fanatismus. Als schlagender Beweisfür den angeblich unbiblischen Ursprung der Entrü-ckung wurde die Tatsache angesehen, dass Christusnoch nicht gekommen war. Leider kam es bei einerperiodisch auftretenden Wiederbelebung der «seligenHoffnung» in den letzten beiden Jahrhunderten immerwieder zu Berechnungen eines bestimmten Datums fürdieses Ereignis, und so wurde diese Lehre häufig insLächerliche gezogen. Betrogene Eiferer, die sich frei-willig von allen irdischen Besitztümern getrennt hat-ten, hüllten sich in weisse Gewänder und wartetenvergeblich auf Berggipfeln oder Hausdächern, als dererrechnete Zeitpunkt kam und wieder verstrich. Diesefanatische Erwartungshaltung endete immer wieder inErnüchterung.

Eine verständliche LethargieIn den letzten Jahrzehnten, vor allem in den 70-er

und zu Beginn der 80-er Jahre, wurde die «selige Hoff-nung» in evangelikalen Kreisen durch biblisch orien-tierte Publikationen wie das Buch von Hal Lindsey(Blauer Planet Erde – wohin?) wieder belebt. Dann kamdas (in englischer Sprache veröffentlichte; Anm. d.Übers.) Werk Eighty-eight Reasons for (the Rapture tooccur in) 1988 (Achtundachtzig Gründe für eine Ent-

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rückung im Jahr 1988), auf das dann ein weiterer Bandmit dem Titel Eighty-nine Reasons for 1989 (Neunund-achtzig Gründe für eine Entrückung im Jahr 1989) folg-te. Die Wogen der Aufregung schlugen hoch, und umsogrösser war dann die Ernüchterung, als Christus nicht,wie von den Autoren berechnet, Seine Gemeinde imSeptember 1988 oder 1989 zu sich holte.

Danach verkündete ein koreanischer «Prophet»,dass die Entrückung am 28. Oktober 1992 stattfindensollte. Viele seiner Anhänger in der ganzen Welt,besonders aber in Korea, gaben ihre Arbeitsstellen aufund trennten sich von ihren Besitztümern, um auf dasvorhergesagte Ereignis zu warten. Der Tag X verging,und noch immer befanden sich die Gläubigen auf derErde. Die getäuschten Anhänger des «Propheten» be-fanden sich in einer peinlichen Lage. Kurz darauf wurdegegen diesen Betrüger ein Gerichtsverfahren eröffnet,weil er Spendengelder in Höhe von etwa vier Millio-nen Dollar für sich selbst verwendet hatte. Den Gross-teil dieser Summe hatte er offenbar in Wertpapierenangelegt, deren Fälligkeitsdatum den für die Entrü-ckung berechneten Tag weit überschritt! Infolge die-ser Wechselbäder zwischen aufgeregter Erwartungs-haltung und Enttäuschung hat eine gewisse Lethargiedie legitime Hoffnung auf die baldige Rückkehr Chris-ti fast völlig verdrängt. Themen wie Entrückung undWiederkunft werden nunmehr von der überwältigen-den Mehrheit der Christen gemieden, und zwar auszum Teil berechtigten Gründen. Das Evangelium, dasja von den Datumsspekulanten klar und deutlich ver-kündigt wurde, ist zunehmend zu einer Zielscheibedes Spotts geworden. In der heutigen Welt gibt es etwazwei Milliarden Menschen, die sich als Christen be-zeichnen und behaupten, an das Wort Gottes zu glau-

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ben. Da aber bereits so viel Zeit verstrichen ist, hat dieRückkehr des Herrn für die Mehrheit dieser Menschenkeine allzu grosse Bedeutung mehr. Seine Verheissung,dass Er wiederkommen wird, steht noch immer in derBibel und ist noch immer ein – wenn auch vernach-lässigter – Grundpfeiler des christlichen Glaubens. Esist jedoch nicht überraschend, dass dieses Versprechennur noch wenig Interesse und noch weniger Hoffnungweckt, denn schliesslich sind fast 2000 Jahre vergan-gen, seitdem unser Herr sagte: «Ich komme wieder!»Wer kann schon mit Sicherheit sagen, wie viele Jahreoder Jahrhunderte noch vergehen müssen, bis sichdiese Verheissung erfüllt? Schliesslich heisst es in derBibel, dass vor Gott tausend Jahre sind «wie der Tag,der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache»(Ps 90,4). Nach dieser Zeitrechnung ist Christus erstein paar Stunden lang fort. Dann könnte es bis zu Sei-ner Rückkehr noch viele tausend Jahre dauern. Aberwas macht das schon aus? Dieser entscheidenden Fra-ge müssen wir uns stellen.

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Kapitel 10

Scheinbare Widersprüche

«Sage uns, wann wird das geschehen? Und was wirddas Zeichen sein für dein Kommen und für das Endeder Welt? … Ebenso auch: wenn ihr das alles seht, sowisst, dass er nahe vor der Tür ist … Darum seid auchihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einerStunde, da ihr’s nicht meint» (Mt 24,3.33.44).

So viele Widersprüche in einem Abschnitt – wie istdas möglich? Einerseits verkündet Christus, dass SeinKommen unmittelbar nach einer Vielzahl von welt-weit auftretenden, aussergewöhnlichen Zeichen undeiner Bedrängnis (Trübsal) stattfindet, wie sie die Weltnoch nie gesehen hat. Es werden übernatürliche Phä-nomene am Himmel auftreten. Sonne und Mond wer-den sich verfinstern und «das Zeichen des Menschen-sohns» wird für alle sichtbar erscheinen. Es wird nichtmehr der geringste Zweifel laut werden, dass das Kom-men Christi unmittelbar bevorsteht. Niemand wirddavon überrascht werden. Andererseits erklärt Chris-tus nicht weniger deutlich, dass Sein Kommen fast je-den Menschen überraschen wird. Dieser Widerspruchkönnte kaum offenkundiger sein. Aber er ist auch leichtzu klären, so lautet die Antwort einiger Ausleger, dennnur die Christen werden auf diese Zeichen achten. Auchder Apostel Paulus schreibt: «Ihr aber, liebe Brüder,seid nicht in der Finsternis, dass der Tag wie ein Dieb

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über euch komme» (1.Thess 5,4). Diejenigen, die geist-lich blind sind, werden die Zeichen nicht erkennen,und sie werden überrascht werden. Dieses Argumentklingt logisch, aber es steht nicht im Einklang mit demWort Gottes.

Umwälzende EreignisseDie Zeichen, die Christus, die Apostel und die Pro-

pheten erwähnen, sind von ihrem Wesen her nicht sosubtil, dass man sie nur mit einem geistlichen Augeerkennen könnte. Im Gegenteil, sie sind derart über-wältigend, dass sie von niemandem übersehen wer-den können. Die Wiederkunft Christi kommt für kei-nen Menschen auf Erden überraschend, denn die Er-eignisse, die Seiner Rückkehr auf den Ölberg voraus-gehen, sind so einzigartig und katastrophal, dass dieganze Welt wissen wird, wann der Zeitpunkt der Ab-rechnung zwischen Christus und dem Antichristengekommen ist. In der Bibel heisst es, dass «… das Tierund die Könige auf Erden und ihre Heere» (Offb 19,19)sich in Harmagedon versammeln, um gegen ChristusKrieg zu führen. Sie wissen, dass die schreckliche Stun-de der letzten Auseinandersetzung gekommen ist. Wirwollen uns nochmals die Zeichen Seiner Rückkehr vorAugen führen, die Jesus in Matthäus 24 aufzählt. Dannwollen wir die erschütternde Beschreibung der un-glaublichen Zerstörung auf der Erde betrachten, dienur in Kapitel 6 der Offenbarung zu finden ist. Wirkönnen getrost die unvorstellbaren, an anderen Stel-len erwähnten Katastrophen ausser Acht lassen. Indiesem frühen Stadium der grossen Trübsal ist ein Vier-tel der Weltbevölkerung bereits umgekommen, alsoetwa 2 Milliarden Menschen! Naturkatastrophen voneinem nie gekannten Ausmass suchen diesen gequäl-

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ten Planeten heim. Meteoriten fallen wie Hagelschau-er auf die Erde, begleitet von gigantischen Erdbebenund Vulkanausbrüchen, die so gewaltig sein werden,dass «alle Berge und Inseln von ihrem Ort weg be-wegt» werden (vgl. Offb 6,14). Alle Erdbewohner kom-men zu der Erkenntnis, dass der Zorn Gottes auf sieausgegossen wird. Stolze Machthaber sind von Furchterfüllt, und sie rufen den Bergen und Felsen zu, siemögen auf sie fallen und vor dem schrecklichen ZornGottes verbergen (vgl. Offb 6,15-17).

Christus ermahnt uns also nicht zu einer ständigenBereitschaft, weil uns etwa die Unterscheidungsgabefür die Erkenntnis der subtilen Zeichen im geistlichenBereich fehlt. Diese oben erwähnten Zeichen werdensich auf der materiellen Ebene ereignen und so gewal-tig sein, dass sie von niemandem übersehen werdenkönnen, auch nicht von Menschen, die für geistlicheDinge blind sind.

Ein scheinbar unlösbarer WiderspruchJesus Christus ermahnt uns, wachsam zu sein, und

zwar aus verschiedenen Gründen. Er wird zu einerZeit kommen, da eine selbstsichere Menschheit undeine schlafende Gemeinde (vgl. Mt 25,5) Ihn nicht er-warten: «Darum seid auch ihr bereit! Denn der Men-schensohn kommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint»(Mt 24,44). Diesem Ereignis werden keine Zeichenvoran gehen. Aus diesem Grund können die zuvor er-wähnten Katastrophen noch nicht stattgefunden ha-ben. Das göttliche Gericht ist das Letzte, was die Weltin dieser Zeit erwarten wird. Es wird keine Warnsig-nale geben, und die Situation wird vergleichbar seinmit der Ruhe vor einem Sturm, aber in diesem Fallwird man noch nicht einmal die Anzeichen eines kom-

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menden Sturms bemerken. Jesus warnte, Er würdekommen, wenn die Zustände in der Welt der Situationvor der Sintflut ähneln: «Sie assen, sie tranken, sieheirateten, sie liessen sich heiraten bis zu dem Tag, andem Noah in die Arche ging und die Sintflut kam undbrachte sie alle um» (Lk 17,27). Sein Kommen wird zueiner Zeit stattfinden, wenn alles normal abläuft, dieMenschen sich dem Vergnügen hingeben und Optimis-mus über die Zukunft verbreiten. Wie in dem Zeit-raum kurz vor der Sintflut wird auch dann die Weltalles andere erwarten, nur nicht ein GerichtshandelnGottes.

Jesus beschreibt in diesen Texten nicht Seine Wie-derkunft bei der Schlacht von Harmagedon. Ein nor-males Leben, eine gewisse Selbstgefälligkeit undschliesslich ein Überraschungseffekt können sich nurauf eine vorher stattfindende Rückkehr Christi bezie-hen, nämlich die Entrückung. Zur Zeit der Wieder-kunft Christi in Macht und Herrlichkeit hat die Mensch-heit vielleicht schon vier Jahre lang den göttlichen Zornerlitten und hat noch mehr zu erwarten. Diese Weltliegt in Trümmern und steht kurz vor der völligen Ver-nichtung. Wenn das Kommen Christi ohne Vorwarnungund für jeden überraschend stattfinden soll, dann musses vor der in Matthäus 24 erwähnten Zeit der grossenKatastrophen geschehen. Christus muss vor der imBuch der Offenbarung geschilderten Ausgiessung desgöttlichen Zorns auf die Erde kommen, denn sonst hätteEr nicht sagen können, dass sich Sein Kommen zu ei-ner Zeit ereignet, die vergleichbar ist mit den TagenNoahs kurz vor der Sintflut. Dieser Widerspruch lässtsich fast nicht lösen. Er kommt, wenn es keine Warn-signale geben wird, und doch kommt Er, wenn eineangsterfüllte Welt alle Vorzeichen gesehen hat. Er

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kommt wie ein Dieb, wenn Ihn niemand erwartet, unddoch kommt Er, wenn Ihn jedermann erwarten wird.

Die Lösung: zwei EreignisseWie kann Christus nach unmissverständlichen Vor-

zeichen Seines Kommens zurückkehren und gleichzei-tig wie ein Dieb in der Nacht erscheinen, wenn nurwenige der Seinen Ihn erwarten? Wie kann Er kom-men, «wenn sie sagen werden: Es ist Friede, es hat kei-ne Gefahr» (1.Thess 5,3), und gleichzeitig mitten inder Schlacht von Harmagedon zurückkehren, währenddes grössten Vernichtungskrieges, den die Menschheitje gekannt hat? Wie können die Heiligen von der Erdein den Himmel aufgenommen werden, um die Ewig-keit mit Christus zu verbringen und gleichzeitig mitIhm vom Himmel herabkommen, um das Gericht andieser Erde zu vollstrecken? Wie können zwei derartwidersprüchliche Szenarien trotzdem der Wahrheitentsprechen? Es gibt nur eine Antwort auf diese Fra-ge: Offensichtlich können sich diese diametral entge-gengesetzten Schilderungen über das Kommen Christinicht auf ein und dasselbe Ereignis beziehen.

Wir haben bereits erkannt, dass die Botschaften deralttestamentlichen Propheten über das Kommen Christisich nicht mit einen Zeitrahmen und einem Ereignisvereinbaren liessen. Aus diesem Grund waren zweiKommen des Messias erforderlich, obwohl die Prophe-ten keine direkte Aussage darüber machten. Die Zeit-genossen Jesu konnten sich nicht mit einer fehlendenKenntnis über diesen Sachverhalt herausreden. Heut-zutage ist es ebenfalls unentschuldbar, wenn man nichterkennen will, dass die biblischen Aussagen über dieRückkehr Christi einfach nicht in einen einzigen Zeit-rahmen und zu einem Ereignis passen. Es muss sich

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um zwei voneinander unabhängige, noch in der Zu-kunft liegende Geschehnisse im Zusammenhang mitder Rückkehr Christi handeln, die zu verschiedenenZeitpunkten stattfinden. Es gibt keine andere Möglich-keit, diese widersprüchlich klingenden Aussagen derBibel miteinander zu vereinbaren, denn Christus sagtja selbst, dass die Zustände auf Erden bei dem einenEreignis völlig anders sein werden als bei dem ande-ren.

Man kann nicht ein freudiges Hinwegreissen allerGläubigen in den Himmel mit einem HerabkommenChristi und aller Gläubigen aus dem Himmel zur Er-rettung Israels bei der Schlacht von Harmagedon inein und denselben Zeitrahmen verlegen. Die Wieder-kunft des Herrn geschieht nach der unglaublichen Zer-störung auf Erden, nach der Zeit, die in den biblischenProphezeiungen auch als grosse Drangsal oder Trüb-sal bezeichnet wird, während die Entrückung vor die-ser grossen Trübsal stattfindet. Die ganze Welt wirdwissen, dass die Wiederkunft Christi geschehen wird,aber ungläubige Menschen und sogar viele Christenwerden die Entrückung nicht erwarten, wenn sie ein-trifft. Die Wiederkunft Christi als Höhepunkt dergrossen Trübsal wird sich mitten in der Schlacht vonHarmagedon ereignen. Die Armeen der ganzen Weltwerden den Grossteil Israels erobert haben und ihrenAngriff auf Jerusalem vorantreiben. Sie werden kurzvor der Verwirklichung der von Hitler als «Endlösungder Judenfrage» bezeichneten Vernichtung eines jedenIsraelis und vielleicht aller Juden auf dem PlanetenErde (vgl. Sach 12) stehen.

Als Reaktion auf diese geplante Auslöschung wirdIsrael höchstwahrscheinlich mit einem nuklearenVergeltungsschlag antworten. Die gesamte Menschheit,

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ja sogar alles Leben auf diesem Planeten, wird im Fal-le einer Eskalation dieses nuklearen Schlagabtauschsvor der endgültigen Vernichtung stehen. Jesus Chris-tus erwähnte diesen Augenblick mit ernsten Worten:«Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würdekein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwähl-ten willen werden jene Tage verkürzt werden» (Mt 24,22,r.Elb.). Er wird eingreifen müssen, nicht nur zur Erret-tung Israels, sondern zur Rettung des Lebens auf derganzen Erde. Wir werden auf diese Bibeltexte späternoch einmal zurückkommen.

Eine «geheime» EntrückungWir haben festgestellt, dass Entrückung und Wie-

derkunft zwei verschiedene Ereignisse sein müssen.Die Wiederkunft am Ende der grossen Trübsal undwährend der Schlacht von Harmagedon wird nieman-den überraschen. Die Entrückung, die zu einer Zeitscheinbarer Normalität und Selbstsicherheit stattfin-den wird, kommt für die Welt und eine schlafendeGemeinde Jesu völlig überraschend. Millionen Chris-ten und möglicherweise alle Säuglinge werden plötz-lich von der Erde verschwinden, aber die Welt wirdnicht wissen, wie und warum das geschehen ist. Vonden Zurückgebliebenen wird niemand glauben, dassChristus die Verschwundenen weggenommen und siezum Haus Seines Vaters im Himmel gebracht hat. DerAntichrist wird eine scheinbar plausible Erklärungbereithalten, denn er wird zu diesem Zeitpunkt dieWeltherrschaft übernehmen. Seine Hypothese wird dieWelt zwar zufrieden stellen, aber es wird sich dabeium eine Lüge handeln. Mehrere Male wird in der Bi-bel das Kommen Christi mit dem Auftauchen einesDiebes verglichen, der sich in die Häuser schleicht,

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wenn alle schlafen. Petrus schreibt zum Beispiel: « Eswird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dannwerden die Himmel zergehen mit grossem Krachen; dieElemente aber werden vor Hitze schmelzen, und dieErde und die Werke, die darauf sind, werden ihr Urteilfinden» (2.Petr 3,10). Paulus fügt hinzu, dass der Tagdes Herrn kommen wird wie ein Dieb (vgl. 1.Thess5,2). Ein Dieb kommt natürlich heimlich, nimmt seinDiebesgut mit und geht wieder, ohne dass es jemandmerkt.

Gleichermassen wird die Entrückung ein heimlichesHinwegreissen eines kostbaren Guts von der Erde sein.Jesus Christus verkündete: «Siehe, ich komme wie einDieb» (Offb 16,15). Er wird heimlich, wie ein Dieb,Seine Gemeinde aus dieser Welt nehmen. Die Welt wirdes nicht bemerken, bis plötzlich Millionen Menschenverschwunden sein werden. Diejenigen, die sich da-rüber beschweren, dass die Lehre von einer «gehei-men Entrückung» unbiblisch ist, sollten sich diese Textenoch einmal genau ansehen.

Keine ZeichenWir wollen hier nicht nur behaupten, dass die Ent-

rückung, das Kommen des Herrn zu den Seinen, zuerststattfindet und dann sieben Jahre später die Wieder-kunft Christi mit den Heiligen zur Errettung Israels,sondern wir halten auch fest, dass es für die Entrü-ckung keine Zeichen, keine Vorwarnung geben wird.Die Zeichen beziehen sich auf die Wiederkunft Chris-ti. Wenn Christus heimlich kommt, um die Seinen mitin den Himmel zu nehmen, wird die Welt sich in ei-nem Zustand der Selbstsicherheit und Vergnügungs-sucht befinden, scheinbar kurz vor der Lösung ihrerökologischen Probleme und vor der Aufrichtung eines

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dauerhaften Friedens. Jeder Gedanke an eine Entrü-ckung wird von vielen ins Lächerliche gezogen wer-den. Sogar unter Christen wird nur eine kleine Min-derheit dieses schon lange verheissene Ereignis erwar-ten. Sogar unter evangelikalen Christen ist diese Hoff-nung in den Hintergrund gerückt. Wie viele Christenwarten noch voller Sehnsucht darauf, dass ihr Herrsie zu sich in den Himmel nimmt?

Wie wir noch sehen werden, existieren viele derauf die Wiederkunft hinweisenden Zeichen bereitsheute. Andere werfen ihre langen Schatten bereits inunsere Richtung. Zweifellos werden im letzten Dramader Menschheitsgeschichte die Kulissen bereits aufge-stellt, und der Vorhang wird sich bald öffnen. DieHauptdarsteller, auch der Antichrist, warten bereitshinter den Kulissen auf ihr Stichwort. Sie werden ihreRollen nach den Regieanweisungen im prophetischenDrehbuch der Bibel spielen. Der letzte Akt, der auchals «Tag des Herrn» (vgl. 1.Thess 5,2) bezeichnet wird,muss mit der Entrückung beginnen, da dieser Zeitraum«wie ein Dieb in der Nacht» eingeleitet wird. Die Wie-derkunft kann diesen «Tag des Herrn» nicht einleiten,denn sie kommt ja nicht überraschend. In diesem Zu-sammenhang ist es von wesentlicher Bedeutung, dassalle in der Bibel erwähnten Zeichen sich auf die Wie-derkunft beziehen. Der Entrückung gehen keine Zei-chen voran, sie geschieht ohne Vorwarnung, wenn dieWelt und sogar die meisten Christen sie am wenigstenerwarten. Dieses Ereignis kann in jedem Augenblickeintreten, und das ist schon immer der Fall gewesen.

Die Gründe, die Rückkehr unseres Herrn heute zuerwarten, sind jedoch in unserer Zeit zwingender alsjemals zuvor. Wie weit sind wir? Heute ist die schla-fende Gemeinde Jesu, die immer tiefer im Glaubens-

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abfall versinkt, eines der wichtigsten Zeichen für dieNähe Seiner Rückkehr. Die Zeichen für die Wieder-kunft des Herrn in Macht und Herrlichkeit sind immerdeutlicher zu erkennen, und die Entrückung muss jasieben Jahre vor diesem Ereignis geschehen. Es siehtganz so aus, als ob wir uns schon sehr weit in derEndzeit befinden.

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Kapitel 11

Zeichen der Zeit

«Wenn ihr eine Wolke aufsteigen seht vom Westenher, so sagt ihr gleich: Es gibt Regen. Und es geschiehtso. Und wenn der Südwind weht, so sagt ihr: Es wirdheiss werden. Und es geschieht so. Ihr Heuchler! Überdas Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr ur-teilen; warum aber könnt ihr über diese Zeit nicht ur-teilen?» (Lk 12,54-56).

Es kann nicht bestritten werden, dass Jesus Chris-tus, der Gott ist, als Mensch auf diese Erde kam, voneiner Jungfrau geboren wurde, ein vollkommenes,sündloses Leben führte, für unsere Sünden starb undam dritten Tag von den Toten auferstand. Diese Ereig-nisse sind historische Tatsachen. Wir haben jedoch ei-nen weitaus stärkeren Beweis, denn das KommenChristi auf diese Erde ist nicht nur historisch nachge-wiesen, sondern erfüllte Prophetie. Wir sollten unsdiesen Sachverhalt wirklich bewusst machen, denn mitdem ersten Kommen Christi vor mehr als 1 900 Jah-ren erfüllten sich Dutzende präziser Prophezeiungen,die Jahrhunderte zuvor von den biblischen Prophetenausgesprochen und im Alten Testament niedergeschrie-ben wurden. Mit der Entrückung Seiner Gemeinde undSeiner Wiederkunft werden sich weitere Details im pro-phetischen Plan erfüllen. Ausserdem stehen diese Er-eignisse nicht für sich alleine da, sondern sind Teil

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eines göttlichen Gesamtplans. Sie passen zusammenwie die Teile eines riesigen Puzzles. Jedes Ereignis kannnur in seiner Beziehung zum Ganzen verstanden wer-den.

An dieser Stelle erkennen wir einen weiteren As-pekt der Einzigartigkeit Christi. Keine Prophezeiungsagte das Kommen von Buddha, Konfuzius, Moham-med oder eines anderen Religionsstifters voraus. Mus-lime vertreten zwar die Auffassung, dass die AussageJesu, Er wolle den Jüngern einen anderen Tröster sen-den (vgl. Joh 14,16), ein Hinweis auf Mohammed war.Diese Behauptung ist jedoch ziemlich weit hergeholt,denn Jesus Christus sagte, der Tröster oder Beistandkäme vom Vater (vgl. Joh 14,26; 15,26). Mohammedleugnete jedoch, dass Gott ein Vater ist oder einen Sohnhat. Ausserdem sagte Jesus über diesen Tröster: «…Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euchsein» (Joh 14,17). Deshalb konnte dieser Tröster nichtMohammed sein, denn der Tröster war ja bereits fünf-hundert Jahre vor der Geburt Mohammeds bei denJüngern. Christus kam vor etwa 2 000 Jahren und er-füllte damit alle Prophezeiungen über Sein Leiden undSein Wirken. Er kommt wieder, und zwar sehr bald.Auch diese Rückkehr wird in allen Details den Pro-phezeiungen entsprechen, mit denen wir uns auf dennächsten Seiten dieses Buches befassen werden.

Prophetie als ZeitmesserWarum wurden so viele Prophezeiungen verkün-

det? Die Gründe liegen auf der Hand. Erstens soll unsdamit gezeigt werden, dass der Gott, der uns geschaf-fen hat, nach wie vor an Seinen Geschöpfen Interessehat und dass Ihm die Ereignisse in der Welt nicht ausden Händen geglitten sind. Er lenkt die Geschichte,

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und Er wird dafür sorgen, dass sie nach Seinem Planverläuft. Dieser Plan erstreckt sich auf Sein Volk Isra-el, den Messias und Seine Gemeinde. Gott will unsSeine Absichten im Voraus kundtun, und deshalb hatEr sie durch Seine Propheten enthüllt. Zweitens darfes keine Zweifel über die Identität des Messias geben.Wie wir noch sehen werden, wird der Antichrist ver-suchen, sich als Christus auszugeben, und seine Täu-schung wird klug inszeniert und überzeugend sein.Kenner der biblischen Prophetie wissen bereits imVoraus, wie diese hervorragende Täuschung Satansenttarnt werden kann. Alle Erkennungszeichen desMessias bei Seiner ersten Ankunft und alle für SeineRückkehr wichtigen Merkmale sind bereits von denPropheten niedergeschrieben worden. Diese überwäl-tigenden Beweise über Seine Identität vermitteln unseine absolute Gewissheit unseres Heils. Ausserdemkönnen wir mit anderen Menschen über diese prophe-tischen Beweise sprechen, denn mit ihrer Hilfe kön-nen Ungläubige überzeugt und mit dem Erlöser be-kannt gemacht werden.

Die biblische Prophetie hat aber noch eine andere,wichtige Bedeutung, die nicht so bereitwillig akzep-tiert wird. Gott will, dass wir die Zeichen der Zeit überdie Nähe der Rückkehr Christi kennen. Wir habenbereits erkannt, wie Nachlässigkeit und mangelndeErkenntnis über die prophezeiten Ereignisse dazu führ-ten, dass sowohl die weltlichen als auch die religiösenMachthaber den Messias bei Seiner ersten Ankunftkreuzigten. Im Hinblick auf die heute praktizierte Ver-nachlässigung der biblischen Prophetie ist eine ver-gleichbare Verwirrung zu erwarten, wenn Christuszurückkehrt. Das Hauptanliegen dieses Buches bestehtdarin, für diejenigen Leser, die bereit sind, die messia-

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nischen Prophezeiungen von einem anderen Blickwin-kel aus zu betrachten, ein ähnlich tragisches Missver-ständnis zu vermeiden. Wie wir bereits festgestellthaben, herrschte unter den religiösen Führungspersön-lichkeiten in der Zeit Jesu Blindheit. Ihnen war nichtbewusst, dass der Messias von Seinem eigenen Volkabgelehnt und gekreuzigt werden sollte. Das Gleichetraf bis zur Auferstehung auch auf Seine engsten Freun-de zu. Auch sie verstanden nicht, dass das feierlicheVersprechen Christi, Er werde wiederkommen, ein wei-terer Beweis für Seine Messianität war. Wie bereitserwähnt, bestand ein wesentlicher Teil der von denalttestamentlichen Propheten verkündeten Botschaftdarin, dass der Messias mehr als einmal kommenmusste. Bereits Jahrhunderte zuvor prägten die bibli-schen Propheten jenen Worten, die auch die Jüngerzunächst nicht verstanden, das Siegel der Echtheit auf:«Ich komme wieder!»

Warum jetzt, nach so langer Zeit?Diese feierliche Erklärung Christi bringt uns jedoch

in ein Dilemma. Nach fast 2 000 Jahren ist Er nicht,wie versprochen, wiedergekommen. Viele Generatio-nen gläubiger Menschen haben Ihn voller Sehnsuchterwartet und sind ins Grab gesunken, ohne dass siedie Erfüllung ihrer Hoffnungen und Gebete erlebendurften. Warum sollte die Verheissung des Herrn sichgerade in unserer Zeit erfüllen? Endzeit – wie weit sindwir? Ist es anmassend, diese Frage überhaupt zu stel-len? Es gibt Christen, die diese Meinung vertreten.Wenn aber die Propheten uns so vieles offenbart ha-ben, ist es dann nicht möglich, dass die Antwort aufdiese Frage in den gleichen Prophezeiungen enthaltenist, die damals von den Schriftgelehrten übersehen

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wurden und die wir heute überlesen? Allein die Wahr-scheinlichkeit, eine Antwort auf diese brennende Fra-ge zu erhalten, sollte ein gründliches Studium der bib-lischen Prophetie zu einer lohnenden Sache machen.«Ich komme wieder» – diese aufwühlenden, aber nochnicht eingetroffenen Worte, müssen im Zusammenhangder gesamten Bibel gesehen werden. Wir wollen nichtvergessen, dass der Eine, der dieses Versprechenäusserte, gekommen war, um spezifische, detaillierteund zahlreiche Prophezeiungen des Alten Testamentszu erfüllen. Alles, was Er sagte und tat und alles, wasdie Menschheit Ihm angetan hatte, war lediglich derHöhepunkt der lange vorher verkündeten Prophezei-ungen.

Es steht jedoch zweifelsfrei fest, dass Christus die-se Erde verliess, ohne alle messianischen Prophezei-ungen zu erfüllen. Deshalb muss Er zurückkehren, umSeine Mission zu beenden, und auch dies wird im Ein-klang mit den Vorhersagen der Propheten geschehen.Die prophetische Perspektive der Jünger war zu enggefasst. Es gab ein weitaus umfassenderes Bild, dassie jedoch nicht verstanden. Auch wir müssen uns voreiner zu engstirnigen Sichtweise hüten. Wenn wir ver-stehen wollen, wann, warum und für wen Christuszurückkehren wird, dann müssen wir Sein Verspre-chen in den Gesamtzusammenhang des ewig gültigengöttlichen Planes einordnen. Gott hatte die Prophetendurch Seinen Geist geleitet und Sein Wort bewahrt,damit Sein Volk auf jeden Fall die Zeit der ersten An-kunft seines Messias erkennen konnte. Sollte Er Sei-nen Propheten nicht die gleiche Inspiration verleihenund über die Entrückung, aber auch die WiederkunftChristi ähnliche Einblicke vermitteln? Wir sind derÜberzeugung, dass Er das getan hat, und wir werden

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anhand der Bibel eine Beweisführung antreten. Jesusklagte die religiösen Machthaber Seiner Zeit an, weilsie die Zeichen der Zeit, in der sie lebten, nicht er-kannten: «Ihr Heuchler! Über das Aussehen der Erdeund des Himmels könnt ihr urteilen; warum aber könntihr über diese Zeit nicht urteilen?» (Lk 12,56). Sie wa-ren dafür verantwortlich, die in der Bibel niedergeleg-ten Zeichen zu kennen, sie zu erkennen, als sie eintra-ten und sich dementsprechend zu verhalten. Wir ha-ben heute die gleiche Verantwortung.

«Zeichen» Seines Kommens?Die überwiegende Mehrheit der Christen denkt etwa

so: «Christus muss sowieso kommen, also warum kön-nen wir es nicht dabei belassen? Schliesslich kann mandiesen Tag weder beschleunigen noch verzögern. Manhat ohnehin alle Hände voll zu tun mit der Kinderer-ziehung, der Gestaltung des Familienlebens, dem Le-bensunterhalt und der Vorbereitung auf das Renten-alter. Es bleibt dabei wenig Zeit, über ein Ereignis nach-zudenken, das man vielleicht gar nicht mehr miter-lebt.» Die Angst vor einer Wiederholung fanatischerVerhaltensweisen, wie sie in der Vergangenheit immerwieder vorkamen, scheint ebenfalls ein berechtigterGrund zu sein, sich nicht zu stark mit der RückkehrChristi zu beschäftigen. Diese Sorge ist aber nicht mehrberechtigt, wenn man die Worte Jesu gründlicher liest.Jesus Christus und die Apostel überlieferten uns ganzbestimmte Zeichen, nach denen wir Ausschau haltensollten, denn diese Zeichen deuten auf die Nähe Sei-ner Rückkehr. Warum sollten diese Zeichen erforder-lich sein, wenn eine spätere Generation sie nicht mehrerkennen muss, um zu wissen, dass Seine Wiederkunft«vor der Tür steht», wie der Herr selbst sagte?

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Wenn aber die Entrückung sieben Jahre vor derWiederkunft geschieht, dann sind diese Zeichen nichtfür uns bestimmt. Zumindest scheint es so zu sein.Doch Christus selbst befahl den Seinen, nach SeinemKommen Ausschau zu halten, und Er warnte sie davor,sich nicht davon überraschen zu lassen. Dieses Ele-ment der Überraschung kann sich aber nur auf dieEntrückung beziehen. Stehen wir hier wieder vor ei-nem Widerspruch, für den es diesmal keine Lösunggibt? Wir können sicher sein, dass es auch auf dieseFragen Antworten gibt. Wir müssen sie nur wissenwollen und sorgfältig im Wort Gottes forschen. Jesussagte ja auch: «Wenn aber dieses anfängt zu gesche-hen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sicheure Erlösung naht» (Lk 21,28). Wenn dieses anfängt… erhebt eure Häupter. Der Beginn der Zeichen ist keinHinweis auf die Wiederkunft, denn dieses Ereignis kannerst eintreten, wenn alle Zeichen erfüllt sind. Deshalbkann Jesus Christus sich mit dieser Aussage nur aufdie Entrückung beziehen. Als Jesus auf die Bitte derJünger um Zeichen Seiner Rückkehr hin eine langeReihe von Ereignissen aufzählte (Kriege, Kriegs-gerüchte, Seuchen, Erdbeben, Hungersnöte usw.), ge-brauchte Er ebenfalls das Wort Anfang, denn Er machteeine interessante Aussage: «Das alles aber ist der An-fang der Wehen» (Mt 24,8). Auch das griechische Wortfür «Wehen» ist hochinteressant, denn es war einSpezialbegriff für die Geburtswehen einer Frau. Jesuswill offenbar damit sagen, dass der Beginn dieser Zei-chen bereits längere Zeit vor Seiner Wiederkunft statt-findet. Sie werden wie Geburtswehen an Häufigkeitund Intensität zunehmen. Ausserdem sieht es ganz soaus, als ob diese Zeichen vor der Entrückung begin-nen. Wie kann dann die Entrückung überraschend

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kommen? Weil diese Zeichen von ihrem Wesen herder Welt bereits bekannt sind: Erdbeben, Hungersnö-te, Seuchen und so weiter.

Es gibt jedoch ein paar Eigenarten, die vorher nochnicht bekannt gewesen sind, die aber heute, zum ers-ten Mal in der Menschheitsgeschichte, jederzeit auf-treten könnten. Wir wollen uns damit in einem weite-ren Kapitel dieses Buches befassen. Fanatismus unddie Berechnung eines Datums für die Rückkehr desHerrn sind Torheiten, aber wir verhalten uns wohlgenauso töricht, wenn wir die Warnungen Christi miss-achten und von den Ereignissen überrumpelt werden.Wie jede Generation vor uns sind wir dafür verant-wortlich, die Zeichen Seines Kommens zu kennen undzu entscheiden, ob sie auf unsere Zeit anzuwendensind, auch wenn andere aufgrund einer falschenSchriftauslegung den Fehler begingen, einen Zeitpunktfür die Rückkehr Christi festzulegen und immer wiedereines Besseren belehrt wurden. Unsere Verantwortungbesteht darin, die Zeichen zu kennen und diese Kennt-nis auf biblische Weise anzuwenden. Wenn bereits frü-here Generationen auf falsche Deutungen gekommensind, wie können wir dann heute die Erkenntnis besit-zen, die ihnen damals offenbar fehlte? Ist diese Ein-stellung nicht schon der Gipfel des Hochmuts? Daskönnte der Fall sein, wenn es da nicht noch etwas gäbe,mit dem wir uns auch noch beschäftigen werden. Wiewir sehen werden, ist unsere Generation die erste, aufdie ganz bestimmte, vom Herrn Jesus vorhergesagteZeichen zutreffen könnten!

Die Mission Christi als Schlüssel zum VerständnisBei unserem Versuch, die tiefere Bedeutung des von

Christus gegebenen Versprechens über Seine Rückkehr

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zu verstehen und zu erkennen, wie nahe wir diesemEreignis sind, müssen wir die biblischen Prophezei-ungen in ihrer Gesamtheit studieren. Es ist nicht aus-reichend, wenn wir einfach die Worte unseres Herrnund die Ereignisse sowie die Lehren der Apostel nachSeinem Weggang von der Erde betrachten. In den alt-testamentlichen Prophezeiungen wurde nicht nur Sei-ne erste Ankunft, sondern auch Seine Wiederkunft vor-hergesagt. Deshalb müssen wir uns zu Beginn unsererStudien dem Alten Testament zuwenden. Wir werdendabei ziemlich schnell feststellen, dass die Prophetiedas Rückgrat des göttlichen Wortes bildet. Ohne dieProphetie würde die Bibel vieles von ihrer Einzigartig-keit und Überzeugungskraft einbüssen. Gott hat klarund deutlich gesagt: «Gott der Herr tut nichts, er offen-bare denn seinen Ratschluss den Propheten, seinenKnechten» (Am 3,7). Wenn wir die Geheimnisse Got-tes erkennen und alle Seine Pläne verstehen wollen,dann müssen wir uns gründlich mit Worten befassen,die Er durch Seine Propheten gesprochen hat, denndurch diese Sprachrohre hat Gott Seine ewigen Ab-sichten verkündet, und zwar hat Er bis ins Detail kund-getan, wie Er alles zu unserem Besten und zu SeinerVerherrlichung vollbringen wird.

Die Kreuzigung Christi und Sein Weggang von die-ser Erde waren nicht die tragischen Resultate einergescheiterten Mission, sondern es handelte sich umden erfolgreichen Abschluss von «Phase eins» des gött-lichen Planes. Bei Seinem Versprechen über Seine Rück-kehr handelte es sich deshalb um ein Gelöbnis, auchdie letzten Teile einer Aufgabe zu erfüllen, die von denPropheten eindeutig dargelegt wurde. Die Mission, dieden Messias auf diese Erde führte, war weitaus um-fassender als die Vorstellungskraft Seiner Jünger es

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zuliess. Wenn Christus hierher zurückkehrt, wird ErSein Gesamtziel zu einem eindrucksvollen Abschlussbringen. Aus diesem Grund müssen wir zu einemumfassenden Verständnis über den Plan Gottes vonder vergangenen Ewigkeit bis hin zur zukünftigenEwigkeit gelangen, denn sonst können wir aus der Bi-bel keine gültigen Schlüsse über den Zeitrahmen Sei-ner triumphalen Rückkehr in Macht und Herrlichkeitzum Schauplatz Seiner Ablehnung und Kreuzigung zie-hen. Wir wollen uns deshalb dem biblischen Berichtüber den Ursprung des Bösen zuwenden, denn dadurchwurde das Kommen des Messias auf diese Erde zu ei-ner Notwendigkeit.

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Kapitel 12

Wie alles begann

«Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Mor-genstern! … Du aber gedachtest in deinem Herzen: ‹Ichwill in den Himmel steigen und meinen Thron über dieSterne Gottes erhöhen, ich will mich setzen auf den Bergder Versammlung im fernsten Norden. Ich will auffah-ren über die hohen Wolken und gleich sein dem Aller-höchsten.› Ja, hinunter zu den Toten fuhrest du, zurtiefsten Grube!» (Jes 14,12-15).

Was ist das Böse? Woher kommt es? Warum exis-tiert es? Diese Fragen, die bereits vor Jahrhundertengestellt wurden, quälen uns auch heute. Die Natur-wissenschaften, die Philosophie, die Psychologie, dieSoziologie, die Anthropologie sind der Lösung desRätsels nicht näher gekommen, und manche dieserWissenschaften erkennen noch nicht einmal die Exis-tenz des Bösen an. Unter der Leitung des HeiligenGeistes lüftet der Prophet Jesaja den Schleier des Ge-heimnisses und vermittelt uns einen schockierendenEinblick in den furchteinflössenden Ursprung des Bö-sen. Es handelt sich dabei um ein unverständlichesEreignis, das vor vielen Zeitaltern im Himmel geschah.Wir wissen noch nicht einmal, wie lange es eigentlichzurückliegt, aber wir werden bekannt gemacht mit demschönen Morgenstern, der den Namen Luzifer trägt,dem schönsten, intelligentesten und mächtigsten We-

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sen, das Gott jemals geschaffen hatte. Und doch reiftauf geheimnisvolle Weise in seinem Herzen ein Planheran, der seit Ewigkeiten undenkbar gewesen ist,nämlich die Rebellion gegen Gott. Dieses unvorstell-bare und erschreckende Drama kennzeichnete denBeginn der Sünde im vollkommenen, von Gott geschaf-fenen Universum. In ihrem Gefolge kamen ein unver-meidliches kosmisches Chaos und Zerstörung. Dieganze Menschheit drohte dadurch in die tiefsten Örterder Hölle zu versinken. Aus diesem Grund musste derMessias auf diese Erde kommen, um das gefalleneMenschengeschlecht zu retten. Auf welche Weise undaus welchem Grund entstand im Herzen Luzifers dieRebellion gegen Gott, der ihn doch geschaffen hatte?Wie konnte selbstsüchtiger Ehrgeiz Besitz ergreifen voneinem vollkommenen Wesen, das nichts anderes kann-te als die Nähe Gottes? An dieser Stelle stösst unsermenschliches Denken an Grenzen, die wir nicht über-schreiten können. Paulus spricht vom «Geheimnis derBosheit» (vgl. 2.Thess 2,7), einem Geheimnis, das mitdem leidenschaftlichen Wunsch Luzifers begann,«gleich zu sein dem Allerhöchsten». Obwohl das Böseselbst sich jeder menschlichen Erklärung entzieht,können wir aus dem Ort und den Umständen seinerUrsprünge einiges lernen.

Es ist unglaublich, aber wahr: Dieser groteske Ehr-geiz entstand im Himmel selbst, im Herzen eines We-sens, das «voller Weisheit und über die Massen schön»war, ein «glänzender, schirmender Cherub» (Hes28,12.14); möglicherweise leitete er sogar die himmli-schen Chöre (Jes 14,11; Hes 28,13). Und doch hatte indiesem vollkommenen, untadeligen Geschöpf, das sovoller Unschuld zu sein schien, dessen Zukunft schein-bar glänzend und gesichert war, das Böse seinen Ur-

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sprung. Viele Zeitalter später leidet der Planet Erdewie das übrige Universum noch immer unter denschrecklichen Nachwirkungen seines erschütterndenFalls. Diese widersinnige Rebellion ist der Beginn ei-ner langen Geschichte von Sünde und Erlösung. SeinStolz und selbstsüchtiger Ehrgeiz machten Luzifer zujenem Wesen, das als «der grosse Drache, die alteSchlange, die da heisst: Teufel und Satan, der die gan-ze Welt verführt» (Offb 12,9) bekannt wurde. Obwohler zum Erzfeind Gottes wurde, hat er bis zum heuti-gen Tag Zugang zum Thronsaal des Himmels. Dort ver-klagt er in einem fort diejenigen, die ihrem Schöpfervertrauen und gehorchen (Hiob 1,6-12; Offb 12,10).Ohne die Rebellion Satans wäre ein Messias nicht er-forderlich gewesen. Im Wort Gottes heisst es: «Dazuist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke desTeufels zerstöre» (1.Joh 3,8). Wenn wir den Fall Luzifersund dessen Auswirkungen auf die Menschheit nichtrichtig verstehen, können wir auch nicht begreifen,warum Christus zum ersten Mal kommen musste, aberauch nicht, warum und wann Er zurückkehren wird.

Die unheimliche Geburt des IchsDie zerstörerischen Auswirkungen dieser Rebelli-

on Luzifers können nicht hoch genug bewertet wer-den. Zum ersten Mal gelangte die Sünde in die Schöp-fung Gottes. Allein aus diesem Grund ist dieses Ereig-nis von grundlegender Bedeutung für unser Verständ-nis über das Böse. Fünf Mal verkündete Luzifer vollerLeidenschaft und stolzer Entschlossenheit: «Ich will.»Wir sind Zeugen einer unheimlichen Geburt, denn dasIch oder das Selbst tritt ins Universum ein. Seine teuf-lischen Sprösslinge, nämlich das Selbstbild, der Selbst-wert, das Selbstwertgefühl, die Selbstliebe, die Selbst-

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akzeptanz, das Selbstbewusstsein usw., sind die Geis-seln der heutigen Welt und haben sogar die GemeindeJesu erreicht. Hier erkennen wir das Herzstück desBösen! Das Recht auf Selbstbestimmung, das Recht,seine eigenen Massstäbe zu setzen und über seinSchicksal selbst bestimmen zu können – das warendie ehrgeizigen Pläne Luzifers, und dafür wird er indie Hölle geworfen werden. Zum ersten Mal wollte sichein Geschöpf vom Schöpfer unabhängig machen undseine eigenen Wege gehen. Der göttliche Wille, SeinRecht, diesen in Seiner Schöpfung zur Vollendung zubringen, wurde mit verdammungswürdiger Unver-schämtheit herausgefordert!

Es ist erschreckend, dass die gleichen Eigenschaf-ten des «Ichs» oder des «Selbst», die heutzutage in al-ler Munde sind, von Satan erdacht wurden. Die glei-che Selbstüberhebung, die Luzifer zu Fall brachte, wirdin der heutigen Welt als Schlüssel zum Erfolg ange-priesen! Kein Wunder, dass Johannes, der von seinemHerrn geliebte Apostel, schrieb: «Wir wissen, dass wirvon Gott sind, und die ganze Welt liegt im Argen» (wört-lich übersetzt: im Bösen, d. h. Satan; 1.Joh 5,19). Nocherschütternder ist jedoch die Tatsache, dass ein hoherProzentsatz von Christen diese Lügen fraglos übernom-men hat, denn der Selbstwert, das Selbstbild und an-dere selbstsüchtige Interessen, die ihren Ursprung inSatan haben, sind zu Säulen der christlichen Psycho-logie geworden. Das ist wirklich eine meisterhafte Täu-schung!

Luzifer sprach Gott das Recht ab, das Universum,das Er geschaffen hatte, zu regieren. Er forderte imwahrsten Sinne des Wortes die Gottgleichheit: «Ich willgleich sein dem Allerhöchsten.» Dahinter verbarg sichein frecher Angriff auf den Thron Gottes. Auf einen

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Schlag verwarf Satan den Monotheismus (den Glau-ben an einen einzigen Gott) und führte den Polytheis-mus (den Glauben an viele Götter) ein, denn er sahsich bereits als Gott. Auch Eva sollte später vom glei-chen Ehrgeiz beseelt sein. Hier liegt auch ein Grund,warum Christus von allen, die Seine Jünger sein wol-len, die völlige Selbstverleugnung fordert. Luzifer hegtein seinem Herzen den unglaublichen Gedanken, Gottals Souverän über das Universum vom Thron zu stür-zen und sich selbst an die Stelle des Schöpfers zu set-zen. Offensichtlich schlossen sich seiner Rebellion vieleEngel an, die dann zu Dämonen geworden sind. AufErden steht jeder Mensch vor der gleichen Entschei-dung: Entweder er folgt dem wahren Gott oder er for-dert die Gottheit für sich selbst und schliesst sich so-mit Satan an. Der wahre Kampf findet zwischen demIch des Menschen und Gott statt. Jeder von uns befin-det sich auf der Seite Satans, bis er aus tiefster Über-zeugung das Gebet wiederholen kann, das Christusals unser Stellvertreter aussprach: «. . . nicht mein,sondern dein Wille geschehe!» (Lk 22,42).

Psychologie und das Phänomen LuziferDa der Fall Luzifers den Ursprung des Bösen im

Universum kennzeichnete, kann er uns als Modell fürdas Verständnis über die Phänomene des Bösen die-nen. Jeder Erklärungsversuch über ein gesellschafts-feindliches oder sündhaftes Verhalten, der nicht die-sem Muster entspricht, muss abgelehnt werden, denndie Rebellion Luzifers steht hinter jeder Form des Bö-sen. Es wird sofort deutlich, dass psychologische Er-klärungen über eine falsche Einstellung und verkehrteVerhaltensweisen, die heutzutage sowohl im säkula-ren Bereich als auch in der Gemeinde Jesu weit ver-

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breitet sind, nicht dem Phänomen Luzifer entsprechen.Deshalb sind diese Theorien als falsch zu bezeichnenund abzulehnen. Wir wissen nichts über die Vergan-genheit Luzifers, und daraus können wir schliessen,dass diese Informationen für sein späteres Verhaltenkeine Bedeutung haben. Wenn diese Daten über dieVergangenheit für die Handlungsweise Luzifers irrele-vant sind, dann muss das auch auf alle anderen For-men von Fehlverhalten zutreffen, trotz der modernenpsychologischen Theorien, die das Gegenteil behaup-ten. Ausserdem können sich diejenigen, die den Schlüs-sel zu gegenwärtigem Verhalten in der Vergangenheitsuchen wollen, nicht auf Luzifer berufen. Vor seinemNiedergang war sein Leben ohne Fehl und Tadel.

Bestimmt war Luzifer nicht das Opfer von trauma-tischen Kindheitserlebnissen, Enttäuschungen, Frust-rationen, Versuchungen, zerbrochenen Beziehungen,Ablehnung oder Süchten, die heutzutage als «Erklä-rungen» und somit Rechtfertigungen von sündhaftenVerhaltensweisen herhalten müssen. Keine «schlechtfunktionierende Familie» war an seinem verkehrtenDenken schuld! Statt dessen war seine Vergangenheitdie Vollkommenheit selbst, denn er befand sich in derständigen Gegenwart und Gunst Gottes sowie Seinerhimmlischen Heerscharen. Wenn die Herkunft, dasUmfeld und Erfahrungen aus der Vergangenheit prä-gend für das gegenwärtige Verhalten wären, dann hät-te Luzifer bis heute ein vollkommenes Wesen sein müs-sen. Aber der Stolz schlug in seinem Herzen Wurzelnund trug schliesslich seine bösartigen Früchte. Be-stimmt litt Luzifer nicht unter «Kindesmissbrauch»,auch war er nicht das Opfer «rituellen Missbrauchs inSatanskulten», und doch sollte er später der Erfinderdieser Phänomene sein! Auch litt er nicht unter den

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traumatischen Erfahrungen der «Koabhängigkeit», ei-ner «Persönlichkeitsspaltung», unter «Zwangsvorstel-lungen» oder «stressbedingtem Trauma». Diese neuen«Erklärungen» für unerwünschte Verhaltensweisen, dienunmehr in weiten Kreisen der Bevölkerung, sogarunter evangelikalen Christen, akzeptiert werden, las-sen sich auf den Fall Luzifers nicht anwenden. Aberwenn für sein Verhalten, das doch die Verkörperungalles Bösen ist, diese «Erklärungen» nicht erforderlichsind, dann gilt das Gleiche auch für das abartige Ver-halten eines jeden Menschen.

Es wäre absurd, wenn man behauptet, dieses En-gelwesen mit seiner vollkommenen Weisheit, Begabungund Schönheit, dessen Herz sich im Stolz erhob, hätteunter einem «schlechten Selbstbild» oder «schwachenSelbstwertgefühl» gelitten. Doch in blinder Nachah-mung ihrer humanistisch gesinnten Kollegen habenchristliche Psychologen vielen Führungspersönlichkei-ten und Mitgliedern von christlichen Gemeinden ein-reden wollen, dass eine geringe Selbsteinschätzung dieWurzel allen Übels in unserer Gesellschaft ist, ange-fangen bei Drogensucht und Homosexualität bis hinzu Pornographie, Unzucht und Abtreibung. Der FallLuzifers macht diese Theorien zu Lügen, denn seinProblem lag ganz woanders, nämlich in seinemWunsch, das Selbst oder das Ich zu verherrlichen unddurchzusetzen. Der hoch erhöhte Sohn der Morgenrö-te benötigte keine Kurse zur Förderung des Selbstver-trauens, der Durchsetzungsfähigkeit oder des persön-lichen Ehrgeizes. Diese Leidenschaften waren seinemWesen fremd, als Gott ihn geschaffen hatte, und dochentstanden sie plötzlich in seinem tiefsten Inneren.Auch Eva übernahm sehr schnell diese selbstsüchti-gen Wünsche, und sie sind heute ein fester Bestand-

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teil der menschlichen Natur. Somit wird das UrteilChristi über die Menschheit bestätigt: «Ihr habt denTeufel zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wolltihr tun» (Joh 8,44).

Weder die Psychotherapie noch die neuen 12-Punk-te-Programme hätten bei Luzifer eine Wirkung gezeigt.Diese Erfindungen einer humanistisch ausgerichtetenIdeologie erfreuen sich heute wachsender Beliebtheit.Aber sie bieten keine echte Lösung für das grundle-gende Problem des durch den eigenen Willen entstan-denen Bösen, das seinen Ursprung in Luzifer hatte undsich heute wie ein Geschwür in jedem menschlichenHerzen ausbreitet. Im Gegenteil, die meisten Metho-den der Psychotherapie fördern sogar noch diese Selbst-sucht, die Luzifer schon vor langer Zeit zu Fall brach-te. Wie Luzifer sind auch wir Menschen keine Auto-maten, die zu einem bestimmten Verhalten gezwun-gen werden. Versuchungen und traumatische Erleb-nisse können als Entschuldigungen dienen für Rache-gelüste oder irrationales Verhalten, aber sie sind keine«Erklärungen» für das Benehmen eines Menschen,denn nicht die Umstände, so schlimm sie auch seinmögen, sondern das Herz bestimmt unser Verhalten.Niemand ist gezwungen, aufgrund erlittenen UnrechtsVergeltung zu üben oder nachtragend zu sein, son-dern man entscheidet sich selbst für eine solche Ver-haltensweise, weil man sich verteidigen oder seineneigenen Willen durchsetzen will. Damit erweisen wiruns als Zöglinge Satans und verbünden uns mit ihmgegen Gott. Seine Rebellion konnte nicht mit einerReaktion auf vorher erlittenes Unrecht erklärt odergerechtfertigt werden, denn es gab ja keinen Grunddafür. Das Böse hatte seinen Ursprung in seinem Her-zen, und sein Umfeld oder Erlebnisse aus der Vergan-

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genheit hatten nichts damit zu tun. Bei jedem von unsverhält es sich genauso. Wir treffen eigene Entschei-dungen, wie wir uns verhalten wollen, und wenn nachpsychologischen Theorien die Schuld an unseren Ver-haltensweisen woanders liegen soll, dann sind wir ei-nem Betrug aufgesessen.

Die Liebe, das Böse und die Macht der EntscheidungWarum sollte Gott der Menschheit die Macht ver-

leihen, sich für das Böse zu entscheiden? Warum gibtEr den Menschen nicht die Fähigkeit, nur das Gute zuwählen? Offenbar ist eine begrenzte Entscheidungüberhaupt keine Entscheidung. Die Fähigkeit, Ja zusagen, ergibt keinen Sinn, wenn man nicht auch Neinsagen kann. Wenn man keine Wahl hat, dann handeltes sich nicht um eine echte Entscheidungsfreiheit. Je-des Wesen, das die Macht hat, selbst zu entscheiden,aber an einer solchen Entscheidung gehindert wird,erfährt eine Frustration wie ein wildes Tier, das in ei-nen Käfig gesperrt wird. Der Himmel wäre ein Gefäng-nis für diejenigen, die sich zwangsweise dort aufhal-ten müssten. Obwohl ohne eine echte Entscheidungs-freiheit das Böse nicht existieren könnte, wäre die Lie-be ebenfalls nicht möglich. Wir alle spüren, dass wah-re Liebe aus dem Herzen kommt. Wenn man sich un-ter Androhung des Todes vergewaltigen lässt, dann istdas keine Liebe, denn Liebe kann nicht erzwungenwerden. Sogar Gott kann uns nicht dazu bewegen, Ihnzu lieben, genauso wenig, wie Er selbst eine Sündebegehen könnte, denn beides stünde im Widerspruchzu Seinem ureigensten Wesen.

Gott hat uns so sehr geliebt, dass Er uns das schöns-te Geschenk machen wollte, das es gibt, und zwarwollte Er sich uns selbst schenken, in einer echten

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Liebesbeziehung. Dafür musste Er uns aber mit derGabe der Entscheidungsfreiheit ausstatten, denn ohnediese wären wir nicht in der Lage gewesen, das Höchstezu geniessen, das ein Mensch erleben kann, nämlichdie Liebe zu Gott und anderen. Wir mussten die Frei-heit haben, uns gegen Gott auflehnen und Ihn sogarhassen zu können, denn sonst hätten wir Ihn niemalsim wahrsten Sinne des Wortes lieben können. Liebeund Hass, Gut und Böse sind zwei Seiten einer Me-daille. Es liess sich nicht vermeiden, dass die Entschei-dungsfreiheit dem Bösen Tür und Tor öffnete und Sa-tan dadurch in die Lage versetzt wurde, gegen Gott zurebellieren und die Unschuld des Paradieses zu zer-stören. Gott wusste um die Konsequenzen und sorgtefür das Heilmittel, bevor die Sünde überhaupt in dieWelt kam. Dieses Heilmittel ist der Messias, und alleSeine Besuche auf der Erde spielen eine bedeutendeRolle bei der Zerstörung des Bösen.

Wie das Böse ist auch die Liebe ein Geheimnis.Wenn man die wahre Entscheidungsfreiheit leugnet,dann missachtet man sowohl die Liebe als auch dieExistenz des Bösen. Man kann unter Zwang keine Lie-be üben, auch kann man nicht für etwas verantwort-lich gemacht werden, wozu man gezwungen wurde.Dieses Problem stellt sich auch bei psychologischenDiagnosen, denn diese sprechen uns von jeglicherSchuld frei, indem sie immer wieder das gleiche Liedsingen: «Es ist nicht meine Schuld … Ich hatte keineandere Wahl … Ich wurde missbraucht … Meine Fa-milie versteht mich nicht … Die Umstände haben michdazu gezwungen» und so weiter. Jeder Täter wird zumOpfer. Schuld haben immer nur die anderen. In Wahr-heit wurde eine klare Entscheidung getroffen, abersolange der Betroffene sich das nicht eingesteht und

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keine Verantwortung für seine Handlungsweise über-nimmt, kann es keine echte Lösung geben.

Der Kampf im UniversumUns wird nicht berichtet, welche galaktischen

Schlachten diese Rebellion Satans in vergangenen Zeit-altern ausgelöst hatte. Wir wissen nur, dass Gott undSatan noch immer in einen tödlichen Kampf um dieMacht im Universum verstrickt sind. Ausserdem istuns bekannt, dass dieser unvorstellbare kosmischeKampf sich nunmehr auf den Planeten Erde konzent-riert und das Schicksal der gesamten Menschheit be-einflusst. Der Mensch ist zum Siegespreis geworden,um den beide Seiten kämpfen. Gott will die Mensch-heit retten, während Satan die Bewohner der Erdedurch betrügerische Machenschaften auf seine Seiteziehen will, damit sie sein furchtbares, ewiges Los tei-len. In diesem gewaltigen Machtkampf bedient sichGott eines Menschen, nämlich des Messias oder desChristus. Auch Satan wird durch einen Menschen ver-treten, und zwar durch den Antichristen. Dieser kos-mische Konflikt wird seinen Höhepunkt erreichen ineiner unvorstellbaren Konfrontation zwischen Chris-tus und dem Antichristen hier auf dieser Erde. Wirwerden später auf dieses Ereignis zurückkommen. DasKommen Christi vor etwa 2000 Jahren sowie die baldstattfindende Entrückung und Wiederkunft sind Teiledieses Titanenkampfs zwischen Gott und Satan.

Auf geheimnisvolle Weise, für die es in der Bibelkeine Erklärung gibt (uns als begrenzten Wesen bleibtja vieles verschlossen), ist jedes menschliche Herz einMikrokosmos dieser gewaltigen Auseinandersetzungzwischen Gott und Satan. «Der Herr sprach zum Sa-tan: Hast du achtgehabt auf meinen Knecht Hiob?»

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(Hiob 1,8). Mit dieser herausfordernden Frage brachfür den unwissenden Hiob eine Welt zusammen, undseine Seele wurde zum Schauplatz eines erbittertenKampfes zwischen dem menschlichen Ich und Gott.Das ewige Schicksal Hiobs wurde in die Waagschalegeworfen und hing vom Ausgang dieses Krieges ab,den er selbst in der Hand hatte. Satan war davon über-zeugt, dass Hiobs Treue Gott gegenüber vom Schutzund den Segnungen abhing, die Er ihm zukommenliess: «Aber strecke deine Hand aus und taste sein Ge-bein und Fleisch an: was gilt’s, er wird dir ins Ange-sicht absagen!» (Hiob 2,5). So musste Gott handeln,indem Er zuliess, dass Satan sein grausames Werk tunkonnte. Allerdings durfte er nicht das Leben Hiobsantasten. Es handelte sich um eine Prüfung der Liebeund Treue Hiobs zu seinem Gott, eine Prüfung, diewir alle durchstehen müssen, wenn auch nicht unbe-dingt auf die gleiche Art und Weise oder in dieser In-tensität. Ob wir diesen Test bestehen oder nicht, hängtdavon ab, für welche Seite in diesem kosmischenKampf wir uns entschieden haben. Damit bestimmenwir auch, wie unser ewiges Schicksal aussehen wird.Hiob gewann diesen Kampf auf die einzige Art, dieden Sieg ermöglicht, nämlich durch völlige Unterord-nung unter den Willen Gottes: «Siehe, er wird michtöten, ich will auf ihn warten …» (Hiob 13,15, r.Elb.).

Auch wir müssen bereit sein, getötet zu werden,«gekreuzigt mit Christus» (vgl. Gal 2,19), wie Pauluses formulierte, und Seinen Tod am Kreuz als unsereneigenen annehmen, indem wir zugeben, dass eigent-lich wir diese Strafe verdient hätten. Wir müssen dasrebellische Leben unseres eigenen Ichs aufgeben zuGunsten des Lebens, das Christus durch uns leben will;andernfalls bleiben wir für immer Sklaven Satans und

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der Sünde. Hat nicht auch Jesus gesagt: «Denn wersein Leben retten will, der wird es verlieren; wer abersein Leben verliert um meinetwillen, der wird es fin-den» (Mt 16,25, Zü.)?

Ein erbitterter Kampf in jedem HerzenHiob war natürlich nicht der erste Mensch, der ver-

sucht war, sich gegen Gott aufzulehnen. Nachdem ereine grosse Zahl von Engeln überredet hatte, sich ihmanzuschliessen, hatte Satan lange vorher seine Rebel-lion auf den Planeten Erde gebracht. Wir wissen nicht,wie bald nach der Schöpfung der Menschheit dies ge-schah. Es ist jedoch möglich, dass Adam und Evabereits vor ihrem Fall Kinder hatten, denn ihnen wur-de ja gesagt: «Seid fruchtbar und mehret euch und fül-let die Erde …» (1.Mo 1,28). Ein Teil des Strafgerichtsüber Eva lautete: «Ich werde sehr vermehren die Müh-sal deiner Schwangerschaft …» (1.Mo 3,16, r.Elb.). Die-se ersten Nachkommen unserer ersten Eltern warenwahrscheinlich jene «Söhne Gottes», welche «die Töch-ter der Menschen» heirateten und mit ihnen ausser-gewöhnliche Kinder in die Welt setzten (1.Mo 6,2-4).Im Gegensatz zu Hiob, der in seiner Versuchung denSieg davontrug und dem Gott sogar mehr zurück er-stattete, als er in seinem Kampf gegen das Böse verlo-ren hatte, versagte Eva kläglich und verlor alles. Alssie sich in der Versuchung befand, sich selbst und ihreeigenen Wünsche über Gott zu setzen, fiel sie wie zuvorSatan. Ihr Fall riss die gesamte menschliche Familiemit, denn die Menschheit stammt ja von ihr ab.

Die Schlange verführte Eva mit der gleichen Lüge,die dem Herzen Satans entsprang: «… und ihr werdetsein wie Gott …» (1.Mo 3,5). Ein Beweis, dass es sichbei der biblischen Geschichte über den Garten Eden

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nicht um einen Mythos, sondern um einen historischenBericht handelt, liegt in der Besessenheit der ganzenMenschheit mit dem gleichen, satanischen Ehrgeiz. Dasuniversale Bestreben der Menschen besteht darin, gott-ähnliche Freiheit zu erlangen, um zu tun und zu las-sen, was man will und selbst über das eigene Lebensowie dessen Umstände zu bestimmen. Es ist aberebenso eine Tatsache, dass die Erinnerung an ein ver-lorenes Paradies uns alle zu verfolgen scheint. DieWiederherstellung des paradiesischen Zustandes in derWelt, natürlich durch eigene Leistung und nicht durchUnterordnung unter den Willen Gottes, ist noch immerder Traum und das höchste Bestreben der Menschheit.Die Errettung unseres gefallenen Geschlechts aus denKrallen Satans, die Befreiung von der Strafe der Sündeund die Wiederherstellung der souveränen HerrschaftGottes über das Universum – diese Aufgaben liegen inder Hand des Messias.

Das erste Kommen unseres Herrn legte Grundla-gen für diese Ziele, und Sein zweites Kommen wirddie zweite Phase des heilsgeschichtlichen Geschehenseinleiten. Der letzte Kampf wird erst am Ende der tau-sendjährigen Herrschaft Christi auf dem Thron Davidsstattfinden. Bevor wir uns der Zukunft zuwenden,müssen wir jedoch noch einen Blick auf diesen kos-mischen Kampf werfen, der in jedem menschlichenHerzen tobt. Diese erbitterte Schlacht zwischen demIch und Gott ist für jeden Menschen, der bisher seinenFuss auf diese Erde gesetzt hat, zum Ruin geworden,ausser für Christus. Deshalb liegt die Rettung nur inIhm allein. Ausserdem muss die Problematik des Bö-sen auf gerechte und praktische Weise gelöst werden,oder es gibt überhaupt keine Lösung dieses universa-len Problems.

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Kapitel 13

Das menschliche Ichund Gott

«Denn Ungehorsam ist Sünde wie Zauberei, undWiderstreben ist wie Abgötterei und Götzendienst. Weildu des Herrn Wort verworfen hast, hat er dich auchverworfen, dass du nicht mehr König seist» (1.Sam15,23).

«Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nichtvon mir selbst aus. Und der Vater, der in mir wohnt,der tut seine Werke … Ich kann nichts von mir austun … denn ich suche nicht meinen Willen, sondernden Willen dessen, der mich gesandt hat» (Joh 14,10;5,30).

Was soll an dieser völligen Freiheit, die Eva zurErfüllung ihrer eigenen Wünsche erstrebte, so verkehrtsein? Ist Freiheit nicht ein wesentlicher Bestandteil derLiebe? Natürlich, aber bei der Ausübung ihrer Freiheitlegte Eva keine Liebe an den Tag, weder zu ihrem MannAdam noch zu Gott. Echte Liebe, die durch die Ent-scheidungsfreiheit erst möglich wird, trägt durch eineFügung Gottes bereits die Fähigkeit in sich, diese eige-ne Freiheit zu zügeln. Im Gegensatz dazu zerstört dieso genannte «freie Liebe» sowohl die Freiheit als auchdie Liebe.

Das Gesetz kann uns niemals zu guten Menschenmachen. Wie Paulus erwähnt, kann es uns nur in Ver-

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suchung führen, das Verbotene zu tun (Röm 7,7-11).Liebe allein ist in der Lage, unser Verhalten in geord-nete Bahnen zu lenken und uns sogar dahin zu brin-gen, das Gesetz zu erfüllen: «Die Liebe tut dem Nächs-ten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Er-füllung» (Röm 13,10). Die Liebe vergisst sich selbstund jedes Eigeninteresse, um dem zu gefallen, der ge-liebt wird. Wie widersinnig ist dann der Begriff «Selbst-liebe»! Wenn das Ich Forderungen stellt und Klagenlaut werden, weil man nicht gerecht behandelt oder«akzeptiert» wird, kann man völlig sicher sein, dasses sich nicht um wahre Liebe handelt, denn «die Liebesucht nicht das Ihre». Wir wollen die wunderbarenWorte des Apostels Paulus über die Liebe auf uns wir-ken lassen: «Die Liebe ist langmütig und freundlich,die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen,sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehö-rig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbit-tern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nichtüber die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an derWahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft al-les, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf …»(1.Kor 13,4-8). Unsere gefallenen Herzen sind zu die-ser göttlichen Liebe nicht fähig. Sie kann uns nur ge-schenkt werden durch die Umwandlung der Wieder-geburt und die Kraft des Heiligen Geistes.

Selbstliebe oder Liebe zu GottGefühle der Zuneigung oder gar der Leidenschaft

entspringen nicht unbedingt einer wahren Liebe. DieWorte «Ich liebe dich», auch wenn sie im Brustton derÜberzeugung ausgesprochen werden, bedeuten leidernur allzu oft: «Ich liebe mich und will dich.» Wollustversteckt sich oft unter dem Deckmantel der Liebe,

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und dadurch werden viele Menschen irregeführt. Wenndie Masken dann schliesslich fallen, wird die schreck-liche Wahrheit offenbar, aber oft ist es dann zu spät.Wenn die Einschränkungen der Liebe nicht beachtetwerden und keine Selbstverleugnung geübt wird, sodass Gott die erste Stelle im Leben eines Menscheneinnimmt, kann es keine Liebe geben, auch wenn sienoch so wortreich bekannt wird. Satan, der zu wahrerLiebe unfähig ist, kennt keinen Unterschied zwischenLiebe und Lust. Diejenigen, die ihm folgen, leiden untereiner ähnlichen Blindheit, denn das menschliche Ichsucht nur die Erfüllung seiner eigenen Wünsche undwird trotz gefühlvollen Ausdrucks seiner Treue undZuneigung nur nach der Befriedigung seiner eigenenBegierden streben. Wahre Liebe kennt keine grössereFreude, als dem Geliebten zu gefallen. Jesus verrietuns das Geheimnis des Sieges im Leben eines Chris-ten: «Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist’s, dermich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinemVater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und michihm offenbaren … Wer mich liebt, der wird mein Worthalten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir wer-den zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht»(Joh 14,21.23-24). Wahre Liebe freut sich am Gehor-sam Gott gegenüber, und dadurch werden jene aufErden gesegnet, die diese Liebe erfahren.

Es kann nicht oft genug betont werden, dass dieserkosmische Kampf, der mit der Rebellion Satans be-gann, heute in jedem menschlichen Herzen tobt. Wiebereits erwähnt, wird der Konflikt zwischen dem Ichund Gott ausgefochten. Unser Verhalten wird dadurchbestimmt, wem unsere Liebe gilt, dem Ich oder Gott.Die wichtige Entscheidung, vor der wir viele Male am

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Tag stehen, dreht sich darum, ob wir uns selbst oderGott und unseren Nächsten wie uns selbst lieben unddienen wollen. Dieser Konflikt muss endgültig gelöstwerden, so dass wir nicht mehr unentschlossen sind.Die Selbstliebe, das Herzstück der Rebellion Satans,ist eng verknüpft mit der Lust. Die «Liebe», die gege-ben wird, ist letztendlich nur eine Befriedigung eige-ner Bedürfnisse, denn es wird ja eine Gegenleistungerwartet. Diese Selbstliebe kann neben der Liebe zuGott nicht bestehen, denn diese ist ja selbstlos. Mankann nicht gleichzeitig Gott lieben und sich selbst die-nen und gefallen. Jesus sagte, wenn wir Ihm nachfol-gen wollen, müssten wir diese Selbstliebe verleugnen.Wir müssen uns Gott und anderen hingeben, wie Ersich für uns hingegeben hat. Sogar die Liebe zwischenMann und Frau, Eltern und Kindern, Nachbarn undFreunden, muss selbstlos sein, denn andernfalls han-delt es sich nicht um echte Liebe.

Trotzdem wird die «Selbstliebe» angestrebt und denMenschen als etwas Gutes und nicht als Wurzel allenÜbels verkauft. Das neue Evangelium der Selbstliebe,des Selbstwertgefühls, wird sogar auf den Kanzelnevangelikaler Gemeinden verkündigt. Wie weit hat sichdoch die Welt von Christus entfernt, und wie tief istSeine Gemeinde in den Abfall vom Glauben verstrickt!In dem von Augustinus im 4. Jahrhundert verfasstenKlassiker Die Stadt Gottes lesen wir:

Es gibt nicht mehr als zwei Arten von Menschen in dermenschlichen Gesellschaft, und diese können wir zu Rechtals zwei Städte bezeichnen, nach der Sprache unserer hei-ligen Schriften … Diese beiden Städte wurden durch zweiArten von Liebe geschaffen: die irdische Stadt durch dieSelbstliebe bis hin zur Verachtung Gott gegenüber, und die

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himmlische Stadt durch die Liebe zu Gott bis hin zur Selbst-verachtung.

Während Satan der Verursacher des Bösen im ge-samten Universum war, brachten Adam und Eva esauf diese Erde. Eva unterlag einer Täuschung, abernicht Adam (1.Tim 2,14). Seine Sünde war deshalbschlimmer als die Evas, denn er missachtete das Ge-bot Gottes im vollen Bewusstsein, möglicherweise weiler nicht von seiner Frau getrennt werden wollte. Sowurden sie gemeinsam von Gott getrennt und erlitteneinen geistlichen Tod, den wir als ihre Nachkommenschon von Geburt an in uns tragen: «Deshalb, wie durcheinen Menschen die Sünde in die Welt gekommen istund der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allenMenschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt ha-ben» (Röm 5,12).

Sündhaftigkeit und Entscheidungsfreiheit

Die vielen Gemeinsamkeiten zwischen Rebellionund Fall Luzifers und der Sünde Adams und Evas sindnatürlich kein Zufall, denn wie es bei Luzifer war, sowar es auch bei Adam und Eva (und uns allen). Esgab keine «Erklärung» und somit keine Entschuldigungfür ihren vorsätzlichen und rebellischen Ungehorsam.Das Böse selbst bleibt jedoch ein Geheimnis, verbor-gen in den Tiefen des menschlichen Herzens, wo esvon Satan genährt wurde. Die Entscheidungsfreiheitgehörte zum Bilde Gottes, nach dem wir geschaffenwurden, und diese öffnete sowohl der Liebe als auchdem Bösen Tür und Tor. Dass Adam und Eva wirklichdie Macht zu einer echten Entscheidung hatten, gehtaus dem Gebot Gottes hervor, nicht vom «Baum derErkenntnis des Guten und Bösen» (1.Mo 2,17) zu es-

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sen. Schliesslich wurden sie für ihren Ungehorsam zurVerantwortung gezogen. Trotz ihrer Sündhaftigkeithaben auch ihre Nachkommen noch die Fähigkeit, sichfür das Gute oder das Böse zu entscheiden, denn nichtumsonst ruft Gott die Menschheit immer wieder zumGehorsam Ihm gegenüber auf: «Gefällt es euch abernicht, dem Herrn zu dienen, so wählt euch heute, wemihr dienen wollt» (Jos 24,15).

In der Schilderung seiner eigenen Kämpfe als na-türlicher Mensch verkündet Paulus: «Wollen habe ichwohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht» (Röm7,18). Er erklärte weiter, dass er nicht die Kraft hatte,seine guten Absichten in die Praxis umzusetzen. Ihmfehlte nicht die Fähigkeit, sich dafür zu entscheiden,das Gute tun zu wollen, sondern die Kraft, es auszu-führen. Der Gehorsam ist eine bewusste Entscheidung,zu welcher der Mensch die Befähigung hat und dieer in seinem Herzen treffen muss. Es ist unbestritten,dass diese Entscheidung für unser Menschsein, dasGott nach Seinem Bild geschaffen hat, wesentlich ist.Diese einfache Tatsache räumt mit der Lehre des Cal-vinismus von der «totalen Verderbtheit» des Menschenauf. Dass diese Theorie zu weit geht, ist offensicht-lich, denn nicht jeder Mensch begeht Böses bis zumÜberschreiten aller Grenzen. Wir sind zwar alle Sün-der, aber wir sind nicht alle wie Hitler. Wir sind un-moralische Geschöpfe, aber jeder von uns kennt einegewisse Zurückhaltung auf moralischem Gebiet, auchwenn wir manchen Schwächen zum Opfer fallen. Nichtjeder von uns hat Diebstähle, Vergewaltigungen oderMorde begangen. Der Grossteil der Menschheit istvielleicht noch nie in Versuchung geführt worden, sol-che schlimmen Verbrechen zu begehen. Wenn wir je-doch völlig verderbt wären, dann würde jeder von uns

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ohne zu zögern Böses tun. Im Gegensatz zur LehreCalvins haben wir jedoch die Fähigkeit, uns für Rechtoder Unrecht zu entscheiden, und das tun wir in un-terschiedlichem Ausmass. Gott hat jedem von uns einGewissen gegeben, in das Er Seine Gesetze geschrie-ben hat (Röm 2,14-15). Das alles wäre zwecklos, wennwir unfähig wären, auf die Stimme unseres Gewissenszu hören.

Dass der Mensch auch einen guten Kern hat, lässtsich nicht leugnen. Natürlich halten diese guten Ei-genschaften keinem Vergleich mit der HerrlichkeitGottes stand, ja, sie sind sogar sündhaft, wenn sie zumProdukt der Selbstgerechtigkeit werden. Kein Menscherreicht den Zustand der «totalen Verderbtheit», denndann müsste das Wesen eines Menschen vollständiggeprägt sein von Brutalität und Rücksichtslosigkeit.Eine derartige Hemmungslosigkeit und Hingabe an dasBöse ist jedoch noch niemals beobachtet worden, dennsogar ein Adolf Hitler konnte sich Freunden gegenü-ber loyal verhalten, zu Kindern nett und zu Frauenhöflich sein. Auch Adam und Eva waren nicht durchund durch verderbt. Deshalb ist dieser Begriff der Ver-derbtheit, was immer er auch bedeuten mag, keinebessere Erklärung für die Sünde als die Theorie vomniedrigen Selbstwertgefühl, von der Koabhängigkeit,von zerbrochenen Familien oder irgendeine andere, zurZeit populäre These aus dem Bereich der Psychologie.Keine dieser neu entwickelten Erklärungen trifft aufunsere Ureltern zu, und doch waren sie es, die imGarten Eden die Grundlage für Sünde und Bösartig-keit legten. Die heutigen psychologischen Klischeessind Versuche einer Selbstrechtfertigung durch neuerfundene Alibis. Das Böse ist eine Entscheidung, diewir heute genauso treffen wie damals Luzifer, Adam

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und Eva, die nicht zu dieser Entscheidung gezwungenwurden. Jedes dieser Wesen war bei seiner Erschaf-fung vollkommen; deshalb können wir ihr Verhaltennicht durch eine innewohnende Neigung zum Bösenerklären, mit der die Anhänger der Lehre Calvins dierebellische Natur des heutigen Menschen erklären wol-len. Der Grund für unsere häufige Entscheidung zuGunsten des Bösen ist ein Geheimnis, das im Rätselder Entscheidungsfreiheit verborgen liegt. Im Herzendieses Geheimnisses befindet sich das Ich, das Selbst,des Menschen, das nach der Aussage unseres HerrnJesu Christi verleugnet werden muss. Statt dessen wirdgeliebt und verwöhnt. Sogar Führungspersönlichkeitenunter evangelikalen Christen predigen diese verführe-rische Lehre über das Ich, weil sie der Psychologie undderen «Erklärungen» für sündhaftes Verhalten folgen.

Selbstsucht und SelbstverleugnungAdam und Eva waren vollkommene Geschöpfe, die

Gott nach Seinem Bild und zu Seiner Verherrlichunggemacht hatte. Obwohl Luzifer nicht nach dem BildGottes geschaffen war, heisst es über ihn: «Du warstohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an, als dugeschaffen wurdest, bis an dir Missetat gefunden wur-de» (Hes 28,15). Wie ist es möglich, dass vollkomme-ne Wesen, die in der Gegenwart Gottes lebten, gegenihren Schöpfer rebellieren konnten, obwohl Er sie dochliebte, für sie sorgte und ihnen jeden Vorteil zukom-men liess, den Er sich in Seiner Weisheit ausdenkenkonnte? Es ist unvorstellbar, dass das Böse in solchenGeschöpfen und unter solchen Umständen Wurzelschlagen konnte, aber darin erkennen wir das Geheim-nis der Bosheit, das in unser aller Herzen wohnt. Diezentrale Rolle, welche die Selbstliebe in der Rebellion

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des Menschen gegen Gott spielt, ist der Grund, wa-rum Christus das eindeutige Gebot verkündet, dasswir uns selbst verleugnen müssen (Mt 16,24; Mk 8,34;Lk 9,23). Dieses Ich, dieses Selbst, das verleugnet wer-den muss, wenn wir aufhören wollen, Satan zu fol-gen, um statt dessen den Weg der Nachfolge Christizu gehen, erlebte auf diesem Planeten seine schreckli-che Geburt im Garten Eden. Der Ungehorsam Evasentstand aus ihrer Selbstliebe, die wiederum selbst-süchtige Wünsche hervorrief.

Eva kannte keinen anderen Gedanken mehr als ihreSelbstsucht, und Visionen über die Befriedigung die-ses Verlangens trieben sie zu der verbotenen Frucht,als sie diese voller Begierde ansah. Ihren selbstsüchti-gen Ungehorsam rechtfertigte sie mit folgenden Ge-danken: Wie schön sieht diese Frucht in meinen Au-gen aus, wie herrlich wird sie mir schmecken, welcheWeisheit wird sie mir geben. Sie brauchte dafür kei-nen Kurs über Selbstbewusstsein oder Durchsetzungs-vermögen. Satan, der hinter diesen Gedanken steckte,bleibt bis heute der grosse Missionar dieses Evangeli-ums vom Ich. Es fiel ihm leicht, Eva zu einer Abkehrvon ihrer Liebe zu Gott zu «bekehren», damit sie miteiner aufregenderen und befriedigenderen Anbetungam neuen Altar des Ichs beginnen konnte. In ihrerEntschlossenheit, ihre eigenen Wünsche und Bestre-bungen zu verwirklichen, trat Eva sowohl ihre Bezie-hung zu Gott als auch zu ihrem Ehemann Adam mitFüssen. Sie empfand keine Verpflichtung mehr gegen-über ihrem Schöpfer, der ihr in Seiner Barmherzigkeiteine wunderbare Umgebung zur Verfügung gestellthatte. Das Ich nahm jetzt den ersten Platz ein, nichtmehr Gott. Sie fragte auch nicht ihren Ehemann umRat, sondern übernahm die Führung auf dem Weg in

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die Sünde und verführte Adam, sich ihr anzuschlies-sen.

Der Kult des IchsHier haben wir den Anfang aller Kulte, denn Sa-

tans Behauptung, er allein kenne die richtige Deutungder Worte Gottes, ist die Grundlage des Kult- und Sek-tenwesens. Diejenigen, die sich einem Kult oder einerSekte anschliessen, sind häufig fasziniert von der dortvertretenen falschen Bibelauslegung. Eine ähnlicheFaszination geht von der Rolle des jeweiligen Anfüh-rers aus, denn dieser entscheidet und diktiert, was je-des Mitglied zu glauben und zu tun hat. Die Mitglie-der dieser Kulte oder Sekten meinen fälschlicherweise,dass sie durch ihre Unterordnung unter diese absoluteAutorität, ob sie nun durch einen Guru, einen Pastoroder einen Papst vertreten wird, ihrer Verantwortungvor Gott ausweichen können. Ihre eigentliche Motiva-tion ist Selbstsucht, aber jeder, der Gott wirklich liebtund Ihn aufrichtigen Herzens sucht, wird Befreiungvon dieser Selbsttäuschung erfahren. Bei Eva war dasjedoch nicht der Fall. Sie hatte einen religiösen Anfüh-rer gefunden, dessen neue Deutung der Worte Gottesgenau dem entsprach, was sie hören wollte. Gott hattedem ersten Menschenpaar verboten, die Frucht einesbestimmten Baumes zu essen und vor den tödlichenFolgen des Ungehorsams gewarnt. Die Schlange über-zeugte Eva jedoch, dass genau dieses Verhalten zurSelbstverwirklichung führen sollte. Die WarnungenGottes stellte sie als Einschränkungen und Engstirnig-keit hin, und sie ermutigte Eva, dass die Befreiung voneiner derart autoritären Herrschaft zur wunderbarenErfüllung ihrer Bedürfnisse, ja sogar zur Gottgleichheit,führen würde.

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Eva entschloss sich, ihrem menschlichen Ich dieerste Stelle vor Gott einzuräumen. Zweifellos liebte sieihr Ich und nicht Gott. Aber ist denn die Selbstliebeetwas Verkehrtes? Christus hat uns doch auch gebo-ten: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst»(Mt 22,39). Das stimmt, aber der Herr hat die Selbst-liebe nicht geboten, sondern korrigiert. Er wollte nichtsagen, dass wir uns selbst hassen oder uns nicht ge-nügend lieben und eine Belehrung in Sachen Selbst-liebe nötig hätten, sondern dieses Gebot Christi ist einBeweis für die uns innewohnende Selbstliebe. Er sag-te ja nicht «Liebe deinen Nächsten wie du dich selbsthasst» oder «Liebe deinen Nächsten wie du dich aufunzureichende Weise selbst liebst». Nein, wir alle lie-ben uns selbst, und zwar viel zu sehr. Diese Selbstlie-be ist ein Erbe des ersten Menschenpaares und tief inuns allen verwurzelt. Konzentrieren wir nicht alle un-sere Aufmerksamkeit auf uns selbst? Gehört nicht derSelbsterhaltungstrieb zu unseren wichtigsten Instink-ten? Wir investieren viel Zeit, um es uns selbst so schönwie möglich zu machen. Christus wollte mit SeinemGebot nur sagen: «Gib einen Teil der Aufmerksamkeitund Fürsorge, die du auf dich selbst verwendest, auchdeinem Nächsten!»

Aber was ist mit den Menschen, die sich selbsthassen? Obwohl man manchmal derartige Äusserungenhören kann, entsprechen sie nicht den Tatsachen, dennPaulus schreibt etwas ganz Anderes: «Denn niemandhat je sein eigenes Fleisch gehasst; sondern er nährtund pflegt es, wie auch Christus die Gemeinde» (Eph5,29). Niemand hasst sich selbst. Man kann seinenBeruf, sein Aussehen, das Verhalten anderer Menschenhassen, aber eine Abneigung diesen Dingen gegenü-ber ist nur ein weiterer Beweis für eine leidenschaftli-

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che Selbstliebe. Denn warum sonst würde man sichüber bestimmte Dinge aufregen? Wenn ein Mensch sichwirklich selbst hassen würde, wäre es ihm eine Freu-de, einem ungerechten Vorgesetzten, einer ungerech-ten Behandlung, einem boshaften Menschen zum Op-fer zu fallen oder mit einem hässlichen Gesicht her-umlaufen zu müssen. Die Rebellion Evas zur Befriedi-gung ihrer eigenen, selbstsüchtigen Wünsche war kei-ne Auswirkung ihres Selbsthasses, sondern ihrer Selbst-liebe anstelle ihrer Liebe zu Gott. Genauso verhält essich mit uns allen.

«Selbstbild» für einen Spiegel?Diese kühne Selbstbehauptung bei der Machtergrei-

fung über ihr eigenes Leben sollte Eva das vermitteln,was heutzutage als wesentlich angesehen wird, näm-lich ein «gutes Selbstbild». Man muss sich jedoch nichtviele Gedanken machen, um zu erkennen, wie wider-sinnig diese Vorstellung ist. Wir sind nach dem BildeGottes geschaffen, und der Begriff «Bild» ist eng ver-knüpft mit einem Spiegel. Interessanterweise bestehtder einzige Zweck eines Spiegels darin, das Bild einesanderen zu reflektieren. Wie absurd ist es, wenn einSpiegel versucht, ein «Selbstbild» zu entwickeln! Wennder Spiegel ein Bild nicht richtig wiedergeben kann,dann gibt es zwei Möglichkeiten, dieses Problem zulösen: Erstens muss der Spiegel gereinigt werden, da-mit das Bild klar wird und zweitens muss die Bezie-hung zu dem, dessen Bild widergespiegelt werden soll,wieder hergestellt werden. Da wir von Satan verführtsind, neigen wir dazu, das Bild Gottes, nach dem wirgeschaffen wurden, aus uns selbst heraus zu entwi-ckeln. Aber dieses Bestreben führt zu einer Zerstörungdes Bildes, das wir eigentlich widerspiegeln sollen. In

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seinem Buch Vier Arten von Liebe hat C. S. Lewis die-sen Sachverhalt treffend dargelegt:

Es ist zwar leicht gesagt, aber fast unmöglich, die Vor-stellung lange aufrechtzuerhalten, dass wir Spiegel sind,deren heller Schein, wenn er denn vorhanden ist, so gänz-lich von der Sonne (dem Sohn) abhängt, die (der) ihr (Sein)Licht auf uns wirft. Haben wir denn nicht wenigstens einbisschen eigene Leuchtkraft? Wir können doch nicht wirk-lich nur Kreaturen eines Anderen sein.

Wie Luzifer waren Adam und Eva nicht nur voll-kommene Wesen, sondern sie lebten auch noch in ei-ner vollkommenen Umgebung. In ihrer Vergangenheitgab es nichts, womit sich ihr Verhalten erklären liesse:Es gab keinen Kindesmissbrauch, keine Armut, keinEinschlafen mit einem leeren Magen in einem vonRatten verseuchten Elendsviertel, keine traumatischenErlebnisse, die ihr Unterbewusstsein belasteten, keineEnttäuschungen, keine Ablehnung, keine Süchte, kei-ne zerbrochenen Freundschaften, keine Erziehung ineiner schwierigen Familie. Keine der heute so belieb-ten Entschuldigungen für Fehlverhalten liesse sich aufAdam und Eva anwenden. Wie wir bereits am BeispielLuzifers erkannt haben, unterliegt man einer grossenTäuschung, wenn man Erklärungen für sündhaftesVerhalten sucht, die nicht zu Adam und Eva passenwürden. Diese neuen Diagnosen lassen sich jedochgenauso wenig auf uns wie auf das erste Menschen-paar anwenden. Ebenso hätten die unzähligen The-rapieformen, die es heute gibt, Adam und Eva genausowenig geholfen wie uns heute. Gott überwies diesesschuldig gewordene Paar nicht an einen Psychologen,denn keine der heute so beliebten Therapien hätten

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für Adam und Eva in ihrer Lage eine Bedeutung ge-habt.

Wir sind heute nicht anders als das erste Menschen-paar. Das Heilmittel, das wir benötigen, ist das gleichewie damals, nämlich unsere Umkehr und Seine Verge-bung. Die beiden ersten Sünder auf dem Planeten Erdemachten sich eines vorsätzlichen Ungehorsams schul-dig. Jeder von ihnen musste seine persönliche Verant-wortung für diese Sünde erkennen und die Konsequen-zen tragen. Gott konnte nicht einfach lächelnd sagen:«Schwamm drüber». Adam und Eva wurden aus demGarten Eden vertrieben. Diese Strafe forderte die Ge-rechtigkeit, aber auch die Liebe Gottes zu diesem schul-dig gewordenen Paar.

Aus Liebe wollte Gott diesen rebellischen Geschöp-fen vergeben und sie wieder zu sich ziehen. Aber dafürwar mehr erforderlich als nur ein Eintrag in die himm-lischen Bücher. Sowohl die Liebe als auch die Gerech-tigkeit forderten die volle Bezahlung des Preises fürdie Sünde. Da wir von unserem Wesen her begrenztsind, wären wir niemals in der Lage, diese Strafe selbstauf uns zu nehmen, und so hätten wir in ewiger Tren-nung von Gott leben müssen. Durch die Gnade Gotteshat Christus, der sowohl Gott als auch Mensch unddeshalb sündlos und unbegrenzt ist, die Folgen unse-rer Sünde getragen. Er bietet die totale Begnadigungund ewiges Leben als Geschenk an, und zwar für jene,die ihren sündigen Zustand eingestehen und SeineBezahlung unserer Schuld annehmen. Viele Eltern fol-gen nicht dem Beispiel Gottes, wenn ihre Kinder un-gehorsam sind. Sie schrecken vor einer Bestrafung ih-rer Kinder zurück; aber in diesem Fall lernen die Kin-der nie etwas über die schlimmen Folgen der Rebelli-on. Diese falsche Rücksichtnahme ist in Wirklichkeit

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ein Mangel an Liebe, denn damit wird der Eigenwille,der in jedem Herzen schlummert, begünstigt und einetragische Entwicklung in die Wege geleitet.

Christus und der Antichrist in der Prophetie

Die einzige Lösung für das Problem des Bösen istChristus, der für unsere Sünden gekreuzigt wurde undzu unserer Rechtfertigung von den Toten auferstand(Röm 4,25). Er ist der Einzige, der uns durch SeinenGeist die Vergebung schenkt, die von Schuld und Angstbefreit, uns aber auch die Kraft geben kann, ein Lebenzu führen, wie Gott es für uns geplant hat. Es handeltsich dabei nicht um die Frucht einer Therapie, son-dern um die Frucht des Geistes, die folgendermassenbeschrieben wird: «Die Frucht aber des Geistes ist Lie-be, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue,Sanftmut, Keuschheit» (Gal 5,22-23). Ein Häftling ineiner Strafanstalt, einer von vielen, die hinter Gitternzum Glauben an Gott fanden, schrieb einmal Folgen-des:

Die Lehren über die «Selbstliebe», die heute in der Ge-meinde Jesu so begeistert aufgenommen werden, werdenbeinahe mit den Lehren Christi gleichgesetzt! … Sogar gute,nüchtern denkende Christen fallen auf diesen humanisti-schen Unsinn herein. Das Ganze ist ja so verführerisch!Aufgrund meines persönlichen Bibelstudiums habe ich er-kannt, dass die Lehre von der «Selbstvergebung» ebenfallseine Irrlehre ist. Unser Gewissen kann nur durch das BlutChristi gereinigt werden. … Wahre Freiheit von Sünde er-langt man nur durch eine Umkehr und den Glauben an dasBlut unseres Herrn, nicht durch «Selbstvergebung».

Jesus Christus kam in diese Welt, um uns von derStrafe, der Macht und schliesslich der blossen Gegen-

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wart der Sünde zu retten und das, was Satan, Adamund Eva angerichtet hatten, rückgängig zu machen.Deshalb wird unser Herr auch als der «Erlöser» be-zeichnet, und diejenigen, die Seine «Erlösung» anneh-men, sind «erlöst». Aber wie konnte diese Erlösungvollbracht werden? Und wie konnte die Menschheitden Erlöser erkennen, als Er kam? Die Antwort aufdiese beiden lebenswichtigen Fragen teilte Gott denMenschen durch Seine Propheten mit und legte sie inSeinem Wort nieder, und zwar in einer Art und Weise,dass die Authentizität Seiner Verheissungen und dieIdentität des Verheissenen völlig sichergestellt war.Ohne die prophetischen Kriterien für die Person desMessias hätte Christus auch mit einem falschen Mes-sias verwechselt werden können. Aus diesem Grundist der Wert der biblischen Prophetie nicht zu unter-schätzen. Deshalb ist es gefährlich, wenn wir sie heu-te vernachlässigen, denn Satan bereitet den Antichris-ten auf sein Erscheinen vor.

Wie bereits erwähnt, ist die Bibel, aus der Hunder-te erfüllte Prophezeiungen zitiert werden können, indieser Hinsicht einzigartig. In den heiligen Schriftenanderer Religionen gibt es nichts Vergleichbares. DasKommen Buddhas, Mohammeds oder eines anderenReligionsstifters wurde nicht durch Prophezeiungenangekündigt, aber das Leben, der Tod und die Aufer-stehung Jesu Christi wurden genauestens vorhergesagt.Es kann auch nicht geleugnet werden, dass sich dievielen messianischen Prophezeiungen bei Seinem ers-ten Kommen bis zum den letzten Buchstaben erfüll-ten. Diese Tatsache stärkt unser Vertrauen, dass diebiblischen Prophezeiungen über die Rückkehr Christiebenfalls bis ins letzte Detail ihre Erfüllung findenwerden. Sogar der Antichrist kann nicht eher offenbar

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werden, bis «seine Zeit» gekommen ist (2.Thess 2,6).Das genaue Datum des triumphalen Einzugs Christi inJerusalem und Seiner Kreuzigung stand bereits Jahr-hunderte zuvor in der Bibel. Warum ist es nichtgenauso mit dem Datum Seiner Rückkehr? Tatsäch-lich kann das Datum Seiner Wiederkunft festgelegtwerden, wie wir noch sehen werden, aber nicht dasDatum der Entrückung, denn die Bibel unterscheidetzwischen diesen beiden Ereignissen.

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Kapitel 14

Eine verblüffendeProphezeiung

«Im ersten Jahr des Darius … achtete ich, Daniel,in den Büchern auf die Zahl der Jahre, von denen derHerr geredet hatte zum Propheten Jeremia, dass näm-lich Jerusalem siebzig Jahre wüst liegen sollte. SiebzigWochen sind verhängt über dein Volk und über deineheilige Stadt; … und es wird ewige Gerechtigkeit ge-bracht und Gesicht und Weissagung erfüllt und das Al-lerheiligste gesalbt werden … Von der Zeit an, als dasWort erging, Jerusalem werde wiederaufgebaut werden,bis ein Gesalbter, ein Fürst, kommt, sind es sieben Wo-chen; und zweiundsechzig Wochen lang wird es wiederaufgebaut sein mit Plätzen und Gräben, wiewohl inkummervoller Zeit. Und nach den zweiundsechzigWochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden und nichtmehr sein» (Dan 9,1.2.24-26).

Man stelle sich vor, das Datum für den triumpha-len Einzug Jesu Christi in Jerusalem wird 500 Jahredavor bis auf den Tag genau festgelegt! Der ProphetDaniel hat es getan. Diese Prophezeiung und vieleandere sind so verblüffend, dass das Buch Daniel seitmehr als einem Jahrhundert zur Zielscheibe fest ent-schlossener Skeptiker geworden ist, denn irgendwiemusste Daniel doch als Betrüger entlarvt werden kön-

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nen. Aus diesem Grund vertreten Bibelkritiker auchheute noch die Meinung, die Prophezeiungen des Pro-pheten Daniel wären erst nach den eigentlichen Ge-schehnissen niedergeschrieben worden. Denn sonsthätte man ja zugeben müssen, dass Gott selbst die-sem Propheten das künftige Weltgeschehen viele Jahr-hunderte vor seinem Eintreten offenbart hätte. Es wärefür jeden Skeptiker unerträglich gewesen, zu einemsolchen Eingeständnis gezwungen zu sein. Wenn dieProphezeiungen Daniels nicht in Misskredit gebrachtwerden könnten, würde die Ideologie des Atheismuseinen tödlichen Schlag erleiden. Deshalb wurde dasBuch Daniel einer unerbittlichen Überprüfung undKritik unterzogen. Es hat jedoch diese Angriffe über-standen, und es steht eindeutig fest, dass es sich umdas Wort Gottes handelt. Die Menschheit hat wirklichkeinen Vorwand mehr, die Bibel und die darin enthal-tene Botschaft abzulehnen.

Bemerkenswerte Prophezeiungen im Buch DanielDie Vielzahl der vom Propheten Daniel verkünde-

ten Weissagungen würde den Rahmen dieses Buchessprengen. Die vier Weltreiche Babylon, Medopersien,Griechenland und Rom werden detailliert vorhergesagt.So umfasst die prophetische Schau auch die Ablösungdes medopersischen Reiches durch Griechenland unddie Aufteilung des von Alexander dem Grossen gegrün-deten Weltreiches in vier Teilreiche (Dan 8,20-22). DieseTeilung wird in Daniel 11,4 nochmals erwähnt. Dienächsten 16 Verse im elften Kapitel erwähnen erstaun-liche Einzelheiten über die Kriege des Ptolemäus (desgriechischen Generals, der sich nach dem TodAlexanders des ägyptischen Reiches bemächtigte) undseiner Nachfolger gegen die Seleukiden aus Syrien.

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Diese Prophezeiung erreicht mit der Schilderung desSeleukidenherrschers Antiochus IV. Ephiphanes (Dan11,21-36), einem Prototyp des Antichristen, ihren Hö-hepunkt. In diesem Buch stehen geschichtliche Ereig-nisse, die bereits im Voraus niedergeschrieben wur-den! Die zwei Beine des von Daniel geschildertenStandbildes (vgl. Dan 2) sind eine prophetische Vor-schau über die Aufteilung des Römischen Reiches inein westliches und ein östliches Reich (Rom und Kon-stantinopel). Die Füsse und die zehn Zehen stellen zehnKönige dar, und damit wird die endzeitliche Wieder-belebung des Römischen Reiches unter zehn Oberhäup-tern vorhergesagt. Daniel prophezeit ebenfalls dasKommen des Antichristen und seiner Herrschaft überdas wiedererwachte Römische Reich (Dan 9,26). Ersagt auch voraus, dass Christus (der «Stein ohne Zu-tun von Menschenhänden»; Dan. 2,34.44-45), bei Sei-ner Wiederkunft den Antichristen und dieses letzteWeltreich vernichten und Sein Tausendjähriges Reichaufrichten wird. Obwohl diese vielen Weissagungendes Propheten Daniel äusserst interessant sind, wer-den wir uns in diesem Buch auf die Aussagen überdas erste Kommen des Messias, die Entrückung undSeine Wiederkunft beschränken. So bemerkenswertsind die Einsichten des grossen Propheten über dasKommen des Messias, dass diejenigen, die Christusgegenüber eine kritische Einstellung hatten, gezwun-gen gewesen wären, ihre gesamte Sichtweise über Jesusvon Nazareth radikal zu ändern, wenn sie auch nureinen Vers aus dem Buch Daniel richtig verstandenhätten.

Wir haben bereits festgestellt, dass die Zeitgenos-sen Jesu Christi, von den Schriftgelehrten bis hin zuden Jüngern, keine klaren Vorstellungen über das Reich

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Gottes hatten. Nach ihrer Auffassung sollte es nochzu ihrer Zeit entstehen. Weil Jesus Israel nicht von derHerrschaft der Römer befreite und nicht als König aufdem Thron Davids herrschte, sondern gekreuzigt wur-de, waren sogar die Jünger zu diesem Zeitpunkt davonüberzeugt, dass Er nicht der Messias sein konnte. AuchJohannes der Täufer unterlag diesem Irrtum. Als erim Gefängnis sass, war er sich nicht mehr sicher, obJesus wirklich der erwartete Erlöser war. Die Ursachedieser Zweifel wirft ein Licht auf eine ähnliche Ver-wirrung, die heutzutage im Hinblick auf das ReichGottes herrscht.

Ein grosser Prophet und seine UnwissenheitEs ist im Grunde genommen unwahrscheinlich, dass

Johannes der Täufer einem derartigen Irrtum unterlie-gen konnte. Dieser Mann war von Gott für eine ganzbesondere Mission erwählt worden, und diese hatteer mit Bravour bewältigt. Johannes wurde sogar schonvor seiner Geburt mit dem Heiligen Geist erfüllt. Alser sich noch im Mutterleib befand, machte er einenFreudensprung, als Maria ihrer Cousine Elisabeth mit-teilte, dass sie ein vom Geist Gottes gezeugtes Kinderwartete. Obwohl er noch nicht geboren war, verliehJohannes auf übernatürliche Weise seiner Freudedarüber Ausdruck, dass Maria den Messias zur Weltbringen würde, dessen Ankunft Johannes in Israel ver-künden sollte. Johannes kannte seine Mission, und erwar sich seiner Identität so sicher wie er wusste, dassJesus der Messias war. Als die Pharisäer ihre Vertreterzu ihm schickten und ihn fragen liessen, ob er derMessias wäre, antwortete er: «… Ich bin nicht der Chris-tus. … ‹Ich bin eine Stimme eines Predigers in derWüste: Ebnet den Weg des Herrn!›, wie der Prophet

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Jesaja gesagt hat» (Joh 1,20.23). Indem er Jesaja 40,3zitierte, nahm Johannes die Erfüllung dieser Prophe-zeiung für sich in Anspruch. Er kannte seine Berufungnicht nur aufgrund göttlicher Offenbarung, sonderner erhielt auch eine sichtbare Bestätigung durch einWunder: «Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah,dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmelund blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht. Aber dermich sandte, zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir:Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihmbleiben, der ist’s, der mit dem heiligen Geist tauft. Undich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn»(Joh 1,32-34).

Dieser leidenschaftliche und furchtlose Bote Got-tes wusste nicht nur, dass Jesus der Messias war, son-dern er hatte auch Erkenntnisse, die der religiösenOberschicht in Israel verborgen blieben: «Siehe, dasist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!» (Joh 1,29).Trotz seiner Berufung und seines Wissens kam jedochdie Zeit, als er zwei seiner Jünger zu Jesus schickteund Ihn fragen liess: «Bist du, der da kommen soll,oder sollen wir auf einen andern warten?» (Lk 7,19).Was konnte diesen Mann, der die Nähe und Inspirati-on Gottes erlebt hatte, dazu bewegen, voller Zweifeleine derartige Frage zu stellen? Obwohl Johannes beidieser Gelegenheit seine grosse Verwirrung ausdrück-te, sagte Jesus: «Ich sage euch, dass unter denen, dievon einer Frau geboren sind, keiner grösser ist alsJohannes …» (Lk 7,28). Aber warum konnte er dannbezweifeln, dass Jesus der Messias war? Die Antwortauf diese Frage ist sehr einfach. Johannes war wie dieanderen Menschen in Israel dem gleichen Irrtum erle-gen, nämlich dass der Messias bei Seinem ersten Kom-men Sein Reich aufrichten und auf dem Thron Davids

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herrschen würde. Wenn das der Fall war (wie er an-nahm), warum befand er, Johannes, sich denn im Ge-fängnis und wartete auf seine Enthauptung? Wenn esjemand verdient hätte, in diesem messianischen Reichzu herrschen, dann wäre er es doch, der Jesus alsMessias verkündet und Ihn in Israel bekannt gemachthatte. Aber Jesus hatte offensichtlich nicht die Macht,ihn aus den Händen von König Herodes zu befreien,dem Herrscher, der doch abdanken müsste, um demMessias den Thron Davids zu überlassen. Das allesergab keinen Sinn, es sei denn, Jesus wäre doch nichtder Messias.

Wenn Johannes auch nur einen der vorher erwähn-ten Verse aus dem Buch Daniel gekannt hätte, wäreihm klar geworden, dass die Zeit für die Aufrichtungdes messianischen Reiches noch nicht gekommen war.Dieser Vers enthält auch die Prophezeiungen über dieWiederbelebung des Römischen Reiches, mit demHöhepunkt in der Deutung des Traums von KönigNebukadnezar über ein seltsames Standbild: «DasHaupt dieses Bildes war von feinem Gold, seine Brustund seine Arme waren von Silber, sein Bauch und sei-ne Lenden waren von Kupfer, seine Schenkel waren vonEisen, seine Füsse waren teils von Eisen und teils vonTon» (Dan 2,32-33).

In den Tagen dieser KönigeUnter der Leitung des Geistes Gottes erklärte Daniel,

dass die vier Bestandteile des Standbildes, die sich ausverschiedenen Materialien zusammensetzten, vierWeltreiche darstellten: «Du, König, bist ein König allerKönige, dem der Gott des Himmels Königreich, Macht,Stärke und Ehre gegeben hat und dem er alle Länder,in denen Leute wohnen, dazu die Tiere auf dem Felde

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und die Vögel unter dem Himmel in die Hände gege-ben und dem er über alles Gewalt verliehen hat. Dubist das goldene Haupt. Nach dir wird ein anderes Kö-nigreich aufkommen, geringer als deines, danach dasdritte Königreich, das aus Kupfer ist und über alle Län-der herrschen wird. Und das vierte wird hart sein wieEisen; denn wie Eisen alles zermalmt und zerschlägt,ja, wie Eisen alles zerbricht, so wird es auch alles zer-malmen und zerbrechen» (Dan 2,37-40).

Diese vier Reiche tauchen in Kapitel 7 wieder auf,und dort werden weitere Einzelheiten über sie bekannt.Sie werden hier als vier Tiere dargestellt. Das vierteTier (Rom) hat zehn Hörner, und es wird uns gesagt,was diese bedeuten: «Die zehn Hörner bedeuten zehnKönige, die aus diesem Königreich hervorgehen werden»(Dan 7,24). Diese zehn Könige beziehen sich auf dasin der Zukunft wieder belebte Römische Reich, dennin der Vergangenheit gab es keine derartige Aufteilungdieses Reichs. Die Deutung, dass die zehn Zehen desStandbildes zehn Könige darstellen, die noch auftre-ten müssen, wird erhärtet durch die Erklärung desStandbildes in Kapitel 2. Daniel verkündet schliesslichim Schlüsselvers dieses Kapitels: «Aber zur Zeit dieserKönige wird der Gott des Himmels ein Reich aufrich-ten, das nimmermehr zerstört wird; und sein Reich wirdauf kein anderes Volk kommen. Es wird alle diese Kö-nigreiche zermalmen und zerstören; aber es selbst wirdewig bleiben» (Dan 2,44).

Da das Römische Reich niemals von zehn Königenoder Mitregenten beherrscht wurde, muss es unter zehnOberhäuptern wieder belebt werden, damit sich dieseProphezeiung erfüllen kann. Zur Zeit Jesu gab es imRömischen Reich keine zehn Könige. Deshalb hättendie Schriftgelehrten, die Jünger und ein so grosser Pro-

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phet wie Johannes der Täufer auf Grund dieses einenVerses wissen müssen, dass die Zeit für die Aufrich-tung des messianischen Reiches noch nicht gekom-men war. Aus Daniel 2,44 geht eindeutig hervor, dassdas Tausendjährige Reich nicht eher aufgerichtet wirdals «zur Zeit dieser Könige». Keine vernünftige Ausle-gung kann an dieser eindeutigen Tatsache vorbeige-hen.

Das Römische Reich zerfiel in zwei Teilreiche. Die-se Aufteilung wird durch die beiden Beine des Stand-bildes dargestellt. Sie war aber auch religiöser Naturund zeigt sich bis heute in der Spaltung zwischen derrömisch-katholischen Kirche des Westens und der or-thodoxen Kirche des Ostens. Diese Spaltung wirdhöchstwahrscheinlich erst dann aufgehoben werden,wenn der Antichrist seine neue Weltreligion einführt.Dass wir uns mit schnellen Schritten in diese Rich-tung bewegen, ist offensichtlich. Aus vielen Bibel-versen, die wir noch betrachten werden, geht ebenfallseindeutig hervor, dass die Religion im wieder belebtenRömischen Reich die gleiche Bedeutung haben wirdwie im alten Rom. Die enge Verbindung zwischen Päps-ten und Kaisern wird ihre Parallele in der Schlüssel-rolle finden, die das Oberhaupt der katholischen Kir-che bei der Unterstützung des Antichristen spielenwird.

Siebzig Jahre und siebzig WochenDer am Anfang dieses Kapitels zitierte Vers 26 aus

Daniel 9 enthält einen weiteren Grund, warum derMessias Sein Reich nicht aufrichten konnte, als Er zumersten Mal auf diese Erde kam: «Und nach den zwei-undsechzig Wochen (wenn man diese mit den vorher-gehenden 7 zusammenzählt, ergeben sich 69, multi-

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pliziert mit 7 sind das 483 Jahre von dem Befehl an,Jerusalem wieder zu erbauen) wird ein Gesalbter aus-gerottet werden und nicht mehr sein.» Wie David, Jesajaund Sacharja hatte Daniel klar und deutlich daraufhingewiesen, dass der Messias bei Seinem ersten Kom-men getötet werden musste. Zur Zeit Jesu konnte nie-mand, der die Schriften des Alten Bundes kannte, sichherausreden, dass er diese oft gelesene Prophezeiungnicht verstanden hätte.

Wir wollen uns diese Verse näher anschauen. Dasneunte Kapitel des Buches Daniel gehört zu den ver-blüffendsten Abschnitten in der Bibel. Er beginnt mitder Erkenntnis des Propheten Daniel, der die Weissa-gung des Propheten Jeremia gelesen hatte. Darin warvon einem präzisen und wichtigen Datum die Rede,das in der Geschichte Israels kurz bevorstand. Diebabylonische Gefangenschaft sollte genau 70 Jahredauern. Nach Ablauf dieser Zeit durften die Judenwieder in ihr Land zurückkehren. Das war wirklicheine gute Nachricht für die Gefangenen!

Die Ursache dieser genauen Zeitdauer von 70 Jah-ren war kein Geheimnis. Gott hatte einen Bund mitIsrael gemacht, einen bindenden Vertrag, der eine Strafefür Vertragsverletzungen vorsah. Jahwe hatte SeinenTeil des Vertrags erfüllt, aber Israel war seinen Ver-pflichtungen nicht nachgekommen. Deshalb kam dasgöttliche Gericht über das Volk, in Einklang mit Sei-nen Warnungen. Gott war geduldig, aber schliesslichwar die Zeit des Gerichts gekommen: «Und der Herrhat zu euch immer wieder alle seine Knechte, die Pro-pheten, gesandt; aber ihr habt nie hören wollen undeure Ohren mir nicht zugekehrt und mir nicht gehorcht,wenn er sprach: Bekehret euch, ein jeder von seinembösen Wege … so sollt ihr in dem Lande, das der Herr

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euch und euren Vätern gegeben hat, für immer undewig bleiben. … Aber ihr wolltet mir nicht gehorchen,spricht der Herr, auf dass ihr mich ja erzürntet durcheurer Hände Werk zu eurem eigenen Unheil. Darumspricht der Herr Zebaoth: Weil ihr denn meine Wortenicht hören wollt, siehe, so will ich ausschicken undkommen lassen alle Völker des Nordens … so dass diesganze Land wüst und zerstört liegen soll. Und dieseVölker sollen dem König von Babel dienen siebzig Jah-re. Wenn aber die siebzig Jahre um sind, will ich heim-suchen den König von Babel und jenes Volk, sprichtder Herr, um ihrer Missetat willen, dazu das Land derChaldäer und will es zur ewigen Wüste machen» (Jer25,4-5.7-9.11-12).

Worin lag das Vergehen Israels? Als Gott die Nach-kommen von Abraham, Isaak und Jakob in das ver-heissene Land brachte, gab Er ihnen die folgende An-weisung: «Wenn ihr in das Land kommt, das ich euchgeben werde, so soll das Land dem Herrn einen Sabbatfeiern. Sechs Jahre sollst du dein Feld besäen und sechsJahre deinen Weinberg beschneiden und die Früchteeinsammeln, aber im siebenten Jahr soll das Land demHerrn einen feierlichen Sabbat halten; da sollst du deinFeld nicht besäen noch deinen Weinberg beschneiden»(3.Mo 25,2-4). Auch sollten in jedem siebten Jahr allehebräischen Sklaven befreit und Schulden erlassenwerden (2.Mo 21,2; 5.Mo 15,12). Jeremia erinnerte seinVolk an diese Verordnungen, auch als die einmarschie-renden Heere von König Nebukadnezar bereits mit derVollstreckung des göttlichen Gerichts begannen: «Sospricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe einen Bundgeschlossen mit euren Vätern, als ich sie aus Ägypten-land, aus der Knechtschaft, führte und sprach: Im sie-benten Jahre soll ein jeder seinen Bruder, der ein Heb-

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räer ist und sich ihm verkauft und sechs Jahre gedienthat, freilassen. Aber eure Väter gehorchten mir nichtund kehrten ihre Ohren mir nicht zu» (Jer 34,13-14).490 Jahre lang hatte Israel sich nicht an diese Verord-nungen über die Sabbatruhe des Landes gehalten. Diehebräischen Sklaven wurden nicht befreit, und dasLand liess man nicht brach liegen. Deshalb schuldeteIsrael seinem Gott 70 Jahre (490 geteilt durch 7) derSabbatruhe, die es nicht eingehalten hatte. Mit derbabylonischen Gefangenschaft kam für Israel die bit-tere Abrechnung, denn 70 Jahre lang sollten die Israe-liten in der Sklaverei leben, und das Land sollte dieSabbatruhe geniessen, die das Volk seinem Gott schul-dete.

Prophetie ist wie das WetterNachdem Daniel die Ursache der babylonischen

Gefangenschaft und ihre Dauer ergründet hat, tut eretwas, was vielen modernen Menschen seltsam vor-kommt. Er «nimmt diese Verheissung nicht in An-spruch», und er legt auch kein «positives Bekenntnis»ab! Er lässt auch nicht sofort den Gefangenen mittei-len, dass die Zeit ihrer Gefangenschaft in Kürze ab-läuft, sie bald auf dem Heimweg sein werden und sienur noch «den göttlichen Segen fordern» müssen. Stattdessen wendet er sich in ernsthaftem Gebet an Gott,bekennt die Sünden seines Volkes und bittet Ihn, siein ihr Land zurückzuführen. Warum bittet er Gott umetwas, was Er sowieso schon verkündet hat? Aber istdas nicht Sinn und Zweck des Gebets? Es ist nämlichnicht so, dass wir einfach eine Verheissung für uns «inAnspruch nehmen» können. Wenn sich die Verheissun-gen Gottes erfüllen sollen, müssen wir Ihn darum bit-ten und die daran geknüpften Bedingungen einhalten.

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Was sonst können wir von Gott erbitten als das, wasEr bereits verheissen hat? Wir werden doch nicht wa-gen, Gott im Gebet um etwas zu bitten, was sich imWiderspruch zu Seinem Willen befindet? Aber vieleChristen versuchen, Gott im Gebet zu überreden, Ermöge doch ihre eigenen Wünsche erfüllen!

Das Verhalten des Propheten Daniel war völliganders als das heutiger Christen, denn heute treffenauf den Umgang mit der biblischen Prophetie die Wortevon Mark Twain über das Wetter zu: «Jeder sprichtdarüber, aber keiner tut etwas!» Sinn und Zweck derProphetie besteht nicht nur darin, uns im Voraus zusagen, was geschehen wird, sondern unsere Herzenzum Gebet und zur Umkehr zu bewegen, damit wirbereit sind, bei der Erfüllung der Prophetie, die unszugedachte Rolle zu spielen. Ein wichtiger Bestandteildieser Rolle ist die ernstliche Bitte an Gott, die vonIhm gegebenen Prophezeiungen in unserer Zeit zu er-füllen. Wir sollten ganz besonders für die RückkehrChristi beten: «Und der Geist und die Braut sprechen:Komm! … Amen, ja, komm, Herr Jesus!» (Offb22,17.20).

Noch einmal 490 JahreWährend Daniel betet, schickt Gott den Engel

Gabriel zu ihm, um ihm etwas mitzuteilen, was er ausder Prophezeiung des Jeremia nicht entnehmen konn-te: Das göttliche Gericht über Israel wird nicht am Endeder 70 Jahre vorbei sein. Die 490 Jahre des Ungehor-sams werden noch auf eine andere Weise abgegolten,denn Israel muss den gleichen Zeitraum noch einmaldurchleben, bevor der Messias Sein Reich aufrichtenwird. Gabriel verkündete dem Propheten Daniel, dassgenau 490 Jahre (70 Jahrwochen) vor dem Volk Israel

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und vor Jerusalem liegen, bevor der Messias den ThronDavids besteigen wird. In diesen Zeitraum wird auchdie «Zeit der Angst für Jakob» (Jer 30,7) fallen, derHöhepunkt der göttlichen Gerichte über Israel kurz vorder Wiederkunft des Herrn. Deshalb ist ein richtigesVerständnis über diese 70 Jahrwochen von grundle-gender Bedeutung, wenn wir zu einer tieferen Erkennt-nis über den Zeitpunkt der Entrückung und der Wie-derkunft gelangen wollen.

Bei der Auslegung dieser Prophezeiung dürfen wirnicht vergessen, dass die 70 Jahrwochen besondersfür Israel und Jerusalem gelten (vgl. Dan 9,24). Wennman versucht, diesen Zeitraum von 490 Jahren andersanzuwenden als in dieser eindeutigen Aussage, zumBeispiel auf die Gemeinde Jesu, dann ist das gleichbe-deutend mit einer Beleidigung der Bibel, aber auchdes gesunden Menschenverstandes. Die Gemeinde Jesuist erst nach 483 dieser 490 Jahre entstanden, unddeshalb können die 490 Jahre nicht auf die Gemeindeangewendet werden. Das Ende dieses Zeitraums hättesich nur um sieben Jahre mit der Kirchengeschichteüberschnitten, wenn die letzte Woche sich direkt andas Ende der 69 Wochen, die mit der prophezeitenKreuzigung Jesu abliefen, angeschlossen hätte. Nachdieser Rechnung hätten die 490 Jahre vor über 1 900Jahren ihr Ende gefunden und wären somit weder fürIsrael noch für die Gemeinde von Bedeutung. Das al-les sieht sehr einfach aus. Aber Christus bestieg beiSeinem ersten Kommen nicht den Thron Davids, undEr ist auch noch nicht zurückgekehrt, um das zu tun.Auch kam es in den sieben Jahren nach der Himmel-fahrt Christi nicht zu dem für die letzte Jahrwocheprophezeiten Höhepunkt. Die 490 Jahre konnten vorder Aufrichtung des Tausendjährigen Reichs durch den

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Messias nicht ablaufen. Wären sie bereits zu Ende,hätte sich ein wichtiger Bestandteil der biblischen Pro-phetie als falsch herausgestellt. Kein Christ kann zudieser Schlussfolgerung gelangen, denn wir glaubennicht blindlings alles, was in der Bibel steht, sondernaufgrund einer sorgfältigen Prüfung dieses Buchs wis-sen wir, dass es das unfehlbare Wort Gottes ist. Eskann darin keine Fehler oder unerfüllte Prophezeiun-gen geben. Deshalb müssen wir eine andere Deutungin Erwägung ziehen.

Da die einschlägigen Prophezeiungen sich nochnicht erfüllt haben, können wir nur annehmen, dassdie 490 Jahre (70 Jahrwochen) aus irgendeinem Grundnoch nicht beendet sind. Dieser bedeutsame Zeitraumwurde nach dem Tod Christi unterbrochen, so dassdie letzte Jahrwoche noch ihren Abschluss findenmuss. Auch im Buch Daniel werden die 70 Wochen inmehrere Abschnitte unterteilt: «Von der Zeit an, alsdas Wort erging, Jerusalem werde wiederaufgebautwerden, bis ein Gesalbter, ein Fürst, kommt, sind essieben Wochen; und zweiundsechzig Wochen lang wirdes wieder aufgebaut sein mit Plätzen und Gräben, wie-wohl in kummervoller Zeit. Und nach den zweiund-sechzig Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werdenund nicht mehr sein» (Dan 9,25-26). Die letzte Jahr-woche hängt also irgendwie «in der Luft».

Ein genaues Datum

Die 70 Jahrwochen teilen sich wie folgt auf: SiebenWochen, 62 Wochen und eine Woche. Warum? Die ers-ten sieben Wochen (49 Jahre) unterscheiden sich vonden übrigen Jahrwochen, weil ab dem Beginn der 70Wochen dieser Zeitraum im Jahr 397 v. Chr. endet, alsMaleachi die letzten Worte des Alten Testaments nie-

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derschrieb. Um ein richtiges Verständnis über die 62Jahrwochen (die mit den sieben Jahrwochen insgesamt69 ergeben) und die verbleibende eine Jahrwoche zuerlangen, ist es erforderlich, zum Beginn dieser 70 Jahr-wochen zurückzugehen. Daniel gibt die genaue Zeitan. Die 70 Jahrwochen (490 Jahre) sollten gezähltwerden «von der Zeit an, als das Wort erging, Jerusalemwerde wiederaufgebaut werden» (Dan 9,25). DieserZeitraum beginnt nicht mit dem Wiederaufbau desTempels unter Serubbabel, sondern mit der späterenGenehmigung, die Nehemia für den WiederaufbauJerusalems erhielt. Die Bibel selbst teilt uns mit grössterGenauigkeit dieses wichtige Datum mit. Nehemia dien-te dem König Artaxerxes (Artahsasta) im Winterpalastder persischen Monarchen in der Stadt Susa. An die-sem Ort hatte bereits Daniel eine seiner bedeutends-ten Visionen erhalten (Dan 8,2). Die Wiederherstel-lung des Tempels war etwa 70 Jahre vorher abgeschlos-sen worden, aber für den Wiederaufbau der Stadt warnoch nichts unternommen worden. Die wenigen Men-schen, die in ihren Trümmern lebten, waren arm. Mitgrosser Sorge über seine Heimat erkundigte sichNehemia bei Freunden, die gerade aus Jerusalem zu-rückgekehrt waren, nach dem Schicksal der dort le-benden Juden. Wir wollen ihn jedoch selbst sprechenlassen: «Und ich fragte sie, wie es den Juden ginge,den Entronnenen, die aus der Gefangenschaft zurück-gekehrt waren, und wie es Jerusalem ginge. Und siesprachen zu mir: Die Entronnenen, die zurückgekehrtsind aus der Gefangenschaft, sind dort im Lande ingrossem Unglück und in Schmach; die MauernJerusalems liegen zerbrochen, und seine Tore sind mitFeuer verbrannt. Als ich aber diese Worte hörte, setzteich mich nieder und weinte und trug Leid tagelang und

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fastete und betete vor dem Gott des Himmels» (Neh1,2-4).

Nehemia entschliesst sich, den König um die Ge-nehmigung zum Wiederaufbau Jerusalems zu bitten,und er fleht Gott um Gnade beim König an, damit sei-ner Bitte entsprochen wird. Dieses Gebet wurde er-hört. Nehemia teilt uns sogar mit, zu welchem Zeit-punkt die Genehmigung erteilt wurde, und somit wis-sen wir das Datum für die Prophezeiung Daniels:

«Im Monat Nisan des zwanzigsten Jahres des Kö-nigs Artahsasta … sprach (ich) zum König: Gefällt esdem König … so wollest du mich nach Juda reisen las-sen, in die Stadt, wo meine Väter begraben sind, damitich sie wieder aufbaue. … Und der König gab sie mir,weil die gnädige Hand meines Gottes über mir war»(Neh 2,1.5.8). Es gab mehrere Könige mit dem NamenArtaxerxes (Artahsasta), aber nur einen, der länger als20 Jahre regierte. Sein Name war Artaxerxes Longi-manus, und seine Regierungszeit begann 465 v. Chr.Das zwanzigste Jahr seiner Herrschaft war demnach445 v. Chr. Da Nehemia keinen bestimmten Tag in demvon ihm angegebenen Monat nennt, wie es eigentlichSitte war, kann man davon ausgehen, dass es sich umden ersten Tag handelte. Das Datum lautet alsofolgendermassen: der 1. Nisan im Jahre 445 v. Chr.Wenn man 483 Jahre von jeweils 360 Tagen (nach denhebräischen und babylonischen Kalendern jener Zeit)dazuzählt, kommen wir genau auf den 6. April desJahres 32 n. Chr. Das war der Tag, an dem Jesus feier-lich in Jerusalem einzog!

Gründliche Recherchen über die Zusammenhängebeider Zeitpunkte und die Berechnung der dazwischen-liegenden Zeit verdanken wir dem Engländer Sir Ro-bert Anderson und seinem (in englischer Sprache er-

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schienenen; Anm. d. Übers.) Buch The Coming Prince(Der kommende Fürst). Als Leiter der obersten Krimi-nalpolizeibehörde in England hatte Anderson die bes-ten Voraussetzungen für die Durchführung einer gründ-lichen Untersuchung über diese Prophezeiung, die jawirklich unglaublich ist. Der Gott, der über die Ge-schichte wacht, verkündete 500 Jahre im Voraus einbestimmtes Ereignis und sogar den genauen Tag, andem es eintreten sollte! Man stelle sich nur die vielenUmstände und Geschehnisse vor, die zu diesem Ereig-nis passen mussten! Es steht zweifelsfrei fest, dassDaniel 500 Jahre zuvor den genauen Tag vorhersagte,an dem Jesus Christus Seinen triumphalen Einzug inJerusalem erleben sollte. Diese erstaunliche Tatsachesollte den dickköpfigsten Skeptiker zu einem gläubi-gen Menschen machen. Niemand, der wirklich auf-richtig ist, kann diese Beweise leugnen.

Wenn die Steine schreienWarum bezieht sich die Aussage des Propheten

Daniel «bis ein Gesalbter, ein Fürst, kommt» auf denEinzug Jesu in Jerusalem und nicht auf Seine Geburt?Dafür gibt es mehrere Gründe. Zunächst einmal wardie Geburt Jesu nur wenigen bekannt. Es gab keineAnkündigung an das Volk Israel, dass der Messias ge-boren worden war. Dafür war es noch zu früh. Sogarwährend der Zeit Seines öffentlichen Wirkens bat JesusSeine Jünger, niemandem zu sagen, dass Er der Mes-sias war (Mt 16,20). Der Grund für dieses Verbot liegtauf der Hand, denn der Messias konnte Israel nur andem genauen, von Daniel vorhergesagten Tag und inder von dem Propheten Sacharja geschilderten Art undWeise offenbart werden. Es sollte nicht durch eineAbstimmung unter den Juden entschieden werden, ob

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Jesus der Messias war, und auch nicht durch die Über-redungskünste der Jünger. Die alttestamentlichen Pro-phezeiungen mussten sich bis auf den Buchstabengenau erfüllen. Nur auf dieser Grundlage sollte derMessias identifiziert werden. Deshalb konnte der Mes-sias zum richtigen Termin und nur auf die prophezei-te Art und Weise offenbart werden. Wenn Jesus Chris-tus Seinen Jüngern erlaubt hätte, Ihn vor diesem Zeit-punkt als Messias zu verkünden, wäre das ein Beweisdafür gewesen, dass Er in Wirklichkeit nicht der Mes-sias war!

Bis zu diesem besonderen Termin, nämlich dem 6.April 32 n. Chr., hatte Jesus Christus bereits viele mes-sianische Prophezeiungen erfüllt. Alles, was dann nochblieb, war der von Sacharja vorhergesagte triumphaleEinzug in Jerusalem, auf den die Reinigung des Tem-pels, der Verrat, die Kreuzigung und die Auferstehungfolgen mussten. Diese dramatischen Ereignisse soll-ten sich innerhalb dieser einen Woche abspielen, aberdas wusste nur Jesus Christus. Als Er wie noch niemalszuvor auf einem geliehenen Esel nach Jerusalem ritt,drängten sich Hunderte, vielleicht Tausende SeinerAnhänger auf der engen, gewundenen Strasse, die denÖlberg hinunter führte. Es handelte sich um eine spon-tane, aber dennoch prophezeite Kundgebung der Freu-de. Voller Begeisterung warfen sie ihre Gewänder aufden Weg, schwenkten Palmzweige über dem HauptJesu und huldigten Ihm als Messias. Für die Pharisäerhatten diese Rufe etwas Gotteslästerliches an sich.Noch nie zuvor wurde Jesus Christus auf diese Weisevon einer grossen Menschenmenge öffentlich begrüsst.Ihre unerwartete Reaktion auf Seinen Einzug inJerusalem, nicht auf einem weissen Pferd mit einemglänzenden Schwert in der Hand, sondern auf diesem

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bescheidenen Reittier, war die Erfüllung biblischerProphetie: «Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du,Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommtzu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet aufeinem Esel, auf einem Füllen der Eselin» (Sach 9,9).Erstaunlicherweise tat die Menschenmenge unabsicht-lich genau das, was Sacharja vorausgesagt hatte, dennhöchstwahrscheinlich kannte keiner der damals An-wesenden die Prophezeiung Sacharjas, und niemanderkannte ihre Beziehung zu den Geschehnissen. DiePharisäer waren schockiert, dass die Menschen Ihnals den Sohn Davids bezeichneten, denn das war ei-ner der Namen des Messias. Sie befahlen Jesus, Ersolle Seine Jünger zurechtweisen, aber Er antwortete:«Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so wer-den die Steine schreien» (Lk 19,40). Hier haben wirdie Ankunft des «Gesalbten» aus Daniel 9,25, und zwargenau an dem Tag, den Daniel prophezeit und auf diegleiche Weise, die Sacharja vorausgesagt hatte. DieseProphezeiungen erfüllten sich auf den Buchstabengenau!

Das Ganze sollte also eine Verschwörung, eine Pas-sah-Intrige, sein? Man hätte eine gewaltige Geldsum-me zahlen müssen, damit die Menschenmenge einderartiges Schauspiel inszenierte! Hatte Jesus Chris-tus vielleicht auch den Tod Seines Freundes Lazarusarrangiert, damit Er genau zu diesem Zeitpunkt nachJerusalem kommen konnte? Es ist faszinierend, wennwir die genaue zeitliche Abfolge der letzten Tage vorder Kreuzigung in den Evangelien mitverfolgen. Nach-dem man dem Herrn Jesus mitgeteilt hatte, dass Seinguter Freund Lazarus krank war, «blieb er noch zweiTage an dem Ort, wo er war» (Joh 11,6). Erst dann gingEr nach Bethanien. Die Auferstehung des Lazarus war

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das auslösende Moment, dass die Menschenmenge einpaar Tage später zum ersten (und letzten) Mal Jesusin aller Öffentlichkeit als Messias zujubelte. Der genaueTag dieses aufsehenerregenden Ereignisses war vongrösster Bedeutung. Demnach setzt die Bibel dochTermine. Der Tag, an dem der Messias sich Israel ge-genüber offenbaren und dann von Seinem eigenen Volkabgelehnt und getötet werden sollte, ist nur einer derin der Bibel erwähnten Zeitpunkte. Wie wir bereitserwähnt haben, kann das genaue Datum Seiner Wie-derkunft ebenfalls aus der Bibel entnommen werden.

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Kapitel 15

Christus, das Passahlamm

«Es war aber am Rüsttag für das Passahfest um diesechste Stunde (kurz vor zwölf Uhr mittags). Und er(Pilatus) spricht zu den Juden: Seht, das ist euer Kö-nig! Sie schrien aber: Weg, weg mit dem! Kreuzigeihn! … Weil es aber Rüsttag war und die Leichnamenicht am Kreuz bleiben sollten den Sabbat über – denndieser Sabbat war ein hoher Festtag –, baten die JudenPilatus, dass ihnen die Beine gebrochen und sie abge-nommen würden» (Joh 19,14-15.31).

Wenn man den Jubel der Menschenmenge an die-sem ersten Palmsonntag und Seine zunehmende Be-liebtheit innerhalb der nächsten Tage beobachtete,konnte man sich nicht vorstellen, dass Jesus Christusnoch vor dem Ende der Woche an einem Kreuz aus-serhalb Jerusalems hängen würde. Die Pharisäer wa-ren jedenfalls nicht davon überzeugt. Verzweifelt ver-suchten sie, diesen Einen daran zu hindern, die Her-zen der Menschen in ganz Israel zu gewinnen. Auchfür die Jünger war es unvorstellbar, dass die Ereignis-se eine solche Wendung nehmen sollten. Sie liessensich von ihrer Begeisterung und Vorfreude fortreissen,denn bald sollte ihr Meister den Thron Davids bestei-gen, und sie sollten mit Ihm regieren. Aber die Pro-pheten wussten, was kommen sollte, denn sie hattenJahrhunderte zuvor alles bis ins kleinste Detail vor-

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hergesagt. Hier müssen wir einen Augenblick innehal-ten, um staunend die untrügliche Verlässlichkeit desgöttlichen Wortes zu bewundern. Nicht ein einzigerSatz ist unwichtig, nicht ein einziges Wort von we-sentlicher Bedeutung fehlt. Geschichtliche Ereignissewerden mit fehlerloser Genauigkeit niedergeschrieben,bevor sie eintreten.

Siebzig Jahrwochen wurden von Daniel für das VolkIsrael und Jerusalem, seine heilige Stadt, prophezeit.Wir wollen uns die erstaunliche Präzision, mit der sichbestimmte Prophezeiungen am Höhepunkt der 69Wochen erfüllt haben, genauer ansehen. Man kanndabei nur mit heiliger Scheu vorgehen.

Wieder werden wir daran erinnert, dass sich dieProphezeiungen über die Entrückung und die Wieder-kunft mit der gleichen Präzision erfüllen werden.Genau 69 Jahrwochen (483 Jahre) auf den Tag genaunach dem Befehl, die jüdische Hauptstadt aus den vomHeer König Nebukadnezars zurückgelassenen Trüm-mern wiederaufzubauen (1. Nisan 445 v. Chr.) zog derMessias feierlich in Jerusalem ein! Christus erfülltenicht die landläufige Vorstellung der Menschen voneinem Messias als Befreier, denn Er sass nicht auf ei-nem tänzelnden weissen Schlachtross und schwangkein glänzendes Schwert in der Hand, sondern Er rittauf einem Esel. Der Nachfolger von König David stell-te sich auf eine seltsame Art vor, aber genauso hattees der Prophet Sacharja vorhergesehen (vgl. Sach 9,9).In Einklang mit dieser Prophezeiung und als Bestäti-gung der Worte Daniels wurde Er von der Menschen-menge als der Fürst, der Messias, begrüsst. Sie hattenIhm niemals zuvor auf diese Weise zugejubelt, aberjetzt geschah es, genau an dem Tag, der vorausgesagtwurde!

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Wie wir bereits erwähnten, geschah das am Sonn-tag, dem 6. April 32 n. Chr. Nach dem jeweiligenKalenderdatum wird dieser Tag in jedem Jahr als Palm-sonntag gefeiert. Noch bedeutsamer ist jedoch, dasses sich dabei um den 10. Nisan gehandelt hat, denTag, an dem das Passahlamm aus der Herde genom-men wurde (2.Mo 12,3-6) und zur Überprüfung seinerFehlerlosigkeit vier Tage lang unter Beobachtung stand.Christus stellte sich Israel nicht nur als König vor, son-dern auch als das Opferlamm Gottes, das die Sünden-last der ganzen Welt auf sich nehmen sollte! Eine Zeit-lang mied Jesus die Stadt Jerusalem, weil die Schrift-gelehrten Ihn verhaften und töten lassen wollten. Nunblieb Er über Nacht in der näheren Umgebung undkehrte täglich nach Jerusalem zurück. Es war, als obEr, «das Lamm Gottes» (Joh 1,29), sich vor Israel zeig-te, und zwar während dieser vier Tage, in denen überallin Israel die Passahlämmer überprüft wurden.

Am folgenden Mittwochabend wurde Er von JudasIschariot verraten, weil sich die Schrift erfüllen muss-te. Jesus Christus wurde verhaftet und heimlich zumPalast des Hohenpriesters Kaiphas geführt. Das geschaham 14. Nisan, dem Tag der «Vorbereitung», an demdas Passahlamm nach den Tagen der Überprüfung(2.Mo 12,5) getötet werden musste. Im Jahr 32 n. Chr.dauerte dieser besondere Tag von Mittwochabend biszum Sonnenuntergang am Donnerstag. «Am Abend»des 14. Nisan, also noch vor Sonnenuntergang, soll-ten in ganz Israel die Passahlämmer geschlachtet wer-den. Das wahre Passahlamm sollte ebenfalls getötetwerden, wie Mose in seiner bemerkenswerten Prophe-zeiung vorhergesagt hatte (2.Mo 12,6). Auch Danielverkündete: «Und nach den zweiundsechzig Wochenwird ein Gesalbter ausgerottet werden und nicht mehr

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sein» (Dan 9,26). Alle Teile des Mosaiks kamen zu-sammen, denn es geschah genauso, wie es der Gottder Prophetie durch Seine Propheten verkündet hatte.

Das Versagen des Petrus und die Gottheit ChristiEin Scheinverfahren vor dem Sanhedrin, mit has-

tig zusammengestellten falschen Zeugen, fand nachMitternacht statt. Petrus, der in einiger Entfernungfurchtsam den Palast betreten hatte, sah und hörte al-les in ungläubigem Staunen. Es war kurz vor der Zeitdes Hahnenschreis an diesem berüchtigten Donnerstag-morgen, dem 14. Nisan, das heisst dem 10. April 32n. Chr. nach dem Julianischen Kalender. Einige Dienst-boten behaupteten fest und steif, Petrus wäre wegenseines galiläischen Dialekts ein Jünger Jesu, und erwies diese Behauptung zweimal von sich. Ein Verwand-ter des Mannes, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte,sagte, er hätte den ungeschickten Schwertträger zu-sammen mit Jesus im Garten gesehen. Petrus, der ge-prahlt hatte, er würde lieber sterben als seinen Herrnzu verleugnen, hatte Angst um sein Leben: «Da fing eran, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne denMenschen nicht. Und alsbald krähte der Hahn» (Mt26,74). Genau das hatte Jesus vorhergesagt.

Die Enthüllung Christi, dass Er von Judas verratenwürde, und die Warnung an Petrus, er würde Ihn dreiMal verleugnen, bevor der Hahn kräht, sollte für dieJünger ein letzter Beweis Seiner göttlichen Natur sein.Beim letzten Abendmahl, als Jesus diese Worte sprach,fügte Er eine bedeutsame Aussage hinzu: «Jetzt sageich’s euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es gesche-hen ist, glaubt, dass ich es bin» (Joh 13,19). Das Wort«es» erscheint nicht im Originaltext. Jesus verkündeteSeinen Jüngern ein weiteres Mal, dass Er Jahwe war,

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der ICH BIN Israels, und die Art und Weise, wie Er dastat, ist äusserst interessant. Wir haben bereits erkannt,dass Jahwe, der ICH BIN, sich selbst als der Gott derProphetie vorstellt, als der Eine, der vorher verkündet,was geschehen wird, und der über die Geschichtewacht, um zu gewährleisten, dass alles geschieht, wieEr es will (Jes 46,9-10). In diesen Momenten tiefsterGemeinschaft mit den Seinen vor Seinem Tod zeigtesich Christus ihnen auf die gleiche Weise und bestä-tigte damit, dass Er aus dem selben Grund die Zu-kunft vorhersagte, nämlich «damit ihr, wenn es gesche-hen ist, glaubt, dass ICH BIN». Hier erhielten die Jün-ger den letzten Beweis, dass sie Ihm trotz der bevor-stehenden Kreuzigung vertrauen konnten. Unglückli-cherweise verstanden die Jünger Ihn erst später, als Erihnen nach Seiner Auferstehung erschien: «Da öffneteer ihnen das Verständnis, so dass sie die Schrift ver-standen» (Luk 24,45). Als sie miterlebten, wie Chris-tus gefesselt und scheinbar hilflos weggeführt wurde,zerbrach ihr Glaube an Ihn, weil sie nicht wussten,was die Propheten über den Messias vorhergesagt hat-ten. Wie wichtig ist es für uns heute, die Aussagen derPropheten über Seine Rückkehr zu kennen!

Ein verlorenes Zepter und eine TodesartDas bleiche Licht eines neuen Morgens zeigte sich

auf den Hügeln von Judäa. Bald würde die Sonne diegoldene Spitze des Herodianischen Tempels zumLeuchten bringen. Der Scheinprozess gegen JesusChristus endete mit der Verkündung eines heimlichenund gesetzeswidrigen Todesurteils durch den Sanhed-rin, den Hohen Rat. Die religiöse Führungsschicht inIsrael hatte jedoch nicht die Macht, dieses Todesurteilzu vollstrecken. Ausserdem benötigte man die Unter-

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stützung der Römer, wenn sich die Menschenmassen,die diesem Jesus gefolgt waren, plötzlich gegen siewenden sollten. Auch hier hatten die Propheten Got-tes die ganze Geschichte im Voraus erzählt.

Als Pilatus, der römische Statthalter, von seinemmorgendlichen Bad zurückkehrte, erhielt er die Mit-teilung über den eingetretenen Notfall. In einem Eil-marsch durch Seitenstrassen wurde der Gefangene «umdie dritte Stunde» (vgl. Mk 15,25), also gegen neunUhr morgens, zur Zitadelle gebracht. Gerüchte wur-den verbreitet von denen, die einen Blick auf den vonSoldaten umringten Jesus werfen konnten. So sam-melte sich eine schnell anwachsende Menge von Schau-lustigen zwischen dem Amtssitz des Pilatus und demTempel. Der Gefangene war dem römischen Statthal-ter nicht bekannt, da Er sich nicht auf der Liste dermeistgesuchten Personen befand. «So nehmt ihr ihnhin und richtet ihn nach eurem Gesetz», schimpftePilatus mit den Schriftgelehrten, weil sie seine Zeitverschwendet hatten. «Sie antworteten und sprachenzu ihm: Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten ihndir nicht überantwortet … Wir dürfen niemand töten»(Joh 18,30-31). Dieses Recht der Könige hatten ihnendie Römer vor 25 Jahren genommen. Jakob hatte pro-phezeit: «Es wird das Zepter von Juda nicht weichennoch der Stab des Herrschers von seinen Füssen, bisdass der Held komme, und ihm werden die Völker an-hangen» (1.Mo 49,10).

Nachdem das Zepter etwa 7 n. Chr. von Juda gewi-chen war, ist es für das Erscheinen des Messias end-gültig zu spät. Nachdem sie Jesus, der genau zur rich-tigen Zeit geboren wurde, abgelehnt haben, warten dieJuden vergeblich auf einen anderen Messias. Die Pro-phezeiung Jakobs lässt es nicht zu. Als Auswirkung

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ihrer ablehnenden Haltung Jesus Christus gegenüberwerden die Juden eines Tages den Antichristen anneh-men. Die Tatsache, dass die Juden keine Todesurteilemehr vollstrecken konnten, bedeutete, dass sich mitder Todesart Christi ebenfalls die Schrift erfüllte. Nurdie römischen Machthaber konnten die Todesstrafevollstrecken. Hätten die Juden Ihn getötet, wie sie esja mehrfach versucht hatten, wäre Er durch eine Stei-nigung gestorben. Aber lange vor der Gründung desRömischen Reiches verkündete die Schrift, dass derMessias gekreuzigt werden würde. Die Kreuzigung wareine Todesart, die von den Römern zur Vollstreckungvon Todesurteilen bevorzugt wurde. Genauso sollte esdann auch kommen.

Kreuzige Ihn!

Die Maschinerie des Unrechts leistete innerhalbkürzester Zeit ihre unehrenhafte Arbeit. Hinrichtun-gen von Sektenführern, die so beliebt waren wie die-ser Jesus von Nazareth, waren immer risikoreich. JedeKleinigkeit könnte einen Aufruhr verursachen,besonders an einem religiösen Feiertag. Die Judenwaren fanatisch, wenn es um ihre Religion ging. Die-ser Tag, an dem die Passahlämmer zubereitet wurden,damit sie am Abend verzehrt werden konnten, war inIsrael ein besonderes Ereignis. Jerusalem war mit Be-suchern überfüllt, und grosse Spannung lag in der Luft.Pilatus kannte die hohe Bedeutung öffentlicher Ges-ten, und da er nicht daran interessiert war, Jesus zuverurteilen oder freizulassen, entschied er sich, die stetslaunischen Bürger der Stadt zu befragen und die Ent-scheidung über das Schicksal des Gefangenen ihnenzu überlassen. Von den Pharisäern angestiftet, wand-te sich die blutrünstige Menge, die sich immer ver-

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sammelte, wenn eine Hinrichtung bevorstand, über-raschenderweise gegen den Einen, der so viele vonihnen auf wunderbare Weise gespeist und geheilt hat-te. Viele von denen, die Ihm noch vor vier Tagen mitPalmzweigen in den Händen als ihrem Messias zuge-jubelt hatten, schlossen sich jetzt dem immer lauterwerdenden Ruf an: «Kreuzige Ihn! Kreuzige Ihn!» Die-ser schreckliche Sprechchor hallte von den kalten Stei-nen der Festung wider und war bis zum Tempelbergzu hören. Diejenigen, die ihn hörten, rannten zumSchauplatz dieser Szene. Pilatus wollte unbedingt dieGunst dieser unberechenbaren Untertanen, die er inSchach halten musste, gewinnen, und so liess er denMörder Barabbas frei und übergab Jesus seinen Sol-daten, damit sie an Ihm ihr furchtbares Werk taten.Der Gefangene war nun offiziell von einem Vertreterder römischen Staatsgewalt zum Tode verurteilt. Alleswar ganz legal. Rom war zufrieden, die Schriftgelehr-ten auch. Der Mob schrie weiter seine blutrünstigenSprechchöre.

Nur dem Statthalter war nicht ganz wohl zumuteangesichts dieser offensichtlichen Ungerechtigkeit. ZurBeruhigung seines Gewissens wusch sich Pilatus öf-fentlich und im wahrsten Sinne des Wortes von dieserAngelegenheit rein. Es war ihm jedoch nicht bewusst,dass nur das Blut dieses unschuldigen Opfers und dasEingeständnis seiner eigenen Schuld diese furchtba-ren Flecken von seinem Gewissen abwaschen konn-ten. Dante stellt Pilatus dar, wie er sich in der Höllefür immer die Hände wäscht. Von der eigenen Machtwie berauscht schrie die Menschenmenge, ohne zuwissen, was sie damit eigentlich sagte: «Sein Blut kom-me über uns und unsere Kinder!» (Mt 27,25).

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Das Opfer für die Sünde

Kurz vor der Mittagsstunde hatten die Soldaten ih-ren bösartigen Zeitvertreib beendet, und Jesus, derbeinahe bis zur Besinnungslosigkeit gegeisselt und biszur Unkenntlichkeit ins Gesicht geschlagen wordenwar, wurde durch die aufgeregte, schreiende Menschen-menge aus der Stadt heraus zur «Schädelstätte» ge-führt. Ein paar Frauen, deren Herzen Er auf lebens-veränderte Weise angerührt hatte, liefen mit der wildgewordenen Menge, weil sie Ihn nicht aus den Augenverlieren wollten. Sie weinten laut. Jesus drehte sichzu ihnen um und sagte: «Ihr Töchter von Jerusalem,weint nicht über mich, sondern weint über euch selbstund über eure Kinder. Denn siehe, es wird die Zeit kom-men, in der man sagen wird: Selig sind die Unfrucht-baren und die Leiber, die nicht geboren haben, und dieBrüste, die nicht genährt haben! Dann werden sie an-fangen, zu sagen zu den Bergen: Fallt über uns! undzu den Hügeln: Bedeckt uns!» (Lk 23,28-30). Johannessollte diese Prophezeiung später aufgreifen, und zwarim Bericht über seine erstaunliche Vision zukünftigerGeschehnisse (Offb 6,15-17).

Es war nicht weit zum Hinrichtungsplatz ausserhalbder Stadtmauer. Der Ort war bewusst ausgewählt wor-den, denn er befand sich an einer Hauptstrasse, undjeder Vorbeikommende konnte die Gestalten, die sichin ihrer Qual an den Kreuzen wanden, sehen und sichein abschreckendes Beispiel an ihnen nehmen. Um dieMittagsstunde hing der Eine, den Jerusalem in Ein-klang mit einer Prophezeiung am vorherigen Sonntagals seinen lang ersehnten Messias umjubelt und nunverworfen hatte, nackt, voller Scham und Schmerzen,am mittleren Kreuz zwischen zwei Dieben. Der Menschhatte seinen Schöpfer gekreuzigt! Engel wandten sich

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in grossem Schrecken ab, und die Sonne verbarg sich.Allein und sogar von Gott verlassen (Mk 15,34), voll-brachte Er das Werk, das nur Er tun konnte: Christuswurde für uns zur Sünde gemacht (2.Kor 5,21). Dasmakellose Lamm Gottes wurde für die Sünden der Weltgeopfert. Auf diese erlösende Handlung hatten alleSündopfer des Alten Testaments hingewiesen. Der kör-perliche Schmerz und die Schande wurden jedoch inden Schatten gestellt von der schrecklichen Last derSchuld und des Gerichts, die auf Ihn gelegt wurde, alsEr ohne fremde Hilfe und ohne das Mitleid andererdie volle Strafe verbüsste, die wir der unendlichenGerechtigkeit gegenüber nicht selbst auf uns nehmenkonnten. In den nächsten drei Stunden dieses berüch-tigten, aber erlösenden Donnerstagnachmittags war dieSonne verfinstert, um Ihn vor den Augen der Men-schen zu verbergen. Finsternis hing über Jerusalemwie ein Leichentuch (Mt 27,45), als Gott unser allerSünde auf Ihn warf (Jes 53,6).

Das genaue DatumDer genaue Zeitpunkt der Kreuzigung Christi ist von

unschätzbarer Bedeutung, denn er ist keiner Spekula-tion unterworfen. Datum, Uhrzeit und Todesart muss-ten in Einklang mit den Prophezeiungen stehen. Wirwollen uns die Ereignisse noch einmal aus einer ande-ren Perspektive vergegenwärtigen.

Die Schriftgelehrten hatten bereits seit MonatenSeine Verhaftung geplant. Als sich jedoch das Passah-fest näherte, waren sie sich einig, nichts zu unterneh-men bis nach Ablauf des hohen Feiertags, des Festesder Ungesäuerten Brote. Trotz dieser Entscheidungsollte die Verhaftung Christi an dem Feiertag stattfin-den, an dem das Passahlamm zubereitet wurde, denn

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die Propheten hatten es vorhergesagt. Die Schriftge-lehrten mussten mit äusserster Vorsicht vorgehen, denndas Volk stand hinter Jesus. Die Auferstehung desLazarus ein paar Tage zuvor hatte ganz Jerusalem inAufruhr versetzt. Dieses eindeutige Wunder war einerder wichtigsten Gründe, warum so viele Menschen denWeg Jesu nach Jerusalem säumten und Ihm als Messi-as zujubelten (Joh 12,17-19). Die Volksmenge hättekeine Drohgebärde gegen Ihn zugelassen. Es wäre ge-fährlich gewesen, Ihn während der Feiertage zu ver-haften, da Jerusalem überfüllt war mit Pilgern und diereligiösen Gefühle der Menschen ihrem Höhepunktzustrebten. So hatte der Rat der Schriftgelehrten diekluge Entscheidung gefällt, die Verhaftung Jesu auf-zuschieben: «Ja nicht bei dem Fest, damit es nicht ei-nen Aufruhr gebe im Volk» (Mt 26,5).

Doch Er musste an genau jenem Feiertag gekreu-zigt werden, und zwar in diesem Jahr 32 n. Chr., da-mit sich die Prophezeiungen erfüllten. So sollte es dannauch kommen. Obwohl Er seit einiger Zeit Jerusalemmied, zeigte Er sich von nun an jeden Tag dort. Hierbot sich eine seltene Gelegenheit, und Judas, der nurdarauf gewartet hatte, nutzte sie. Die Schriftgelehrtenänderten nur zu gern ihren Entschluss, als der Verrä-ter ihnen seine Strategie darlegte: Jesus sollte an ei-nem einsamen Ort verhaftet werden, und zwar spät inder Nacht, ohne den Schutz der bewundernden Men-schenmenge, die Ihn tagsüber ständig begleitete.

Christus, unser PassahlammDie Ereignisse liefen folgendermassen ab: Am Mitt-

woch begann bei Sonnenuntergang der 14. Nisan. Die-ser Zeitraum von 24 Stunden, der am darauf folgen-den Donnerstag bei Sonnenuntergang endete, wurde

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traditionsgemäss auch als der erste Tag der Ungesäu-erten Brote bezeichnet. An diesem Tag musste dasPassahlamm geschlachtet werden. Diese wichtigeHandlung musste «am Abend» des 14. Nisan vollzo-gen sein, also am Donnerstag kurz vor Sonnenunter-gang. Das Passahmahl sollte in dieser Nacht, also zuBeginn des 15. Nisan, eingenommen werden, zu Be-ginn des Festes der Ungesäuerten Brote. Der erste undletzte Tag des jährlichen Festes waren hohe Festsabbate,an denen keine Arbeit verrichtet werden durfte. Kurznach Sonnenuntergang zu Beginn des 14. Nisan be-gannen die Jünger, das Obergemach auf das am fol-genden Abend stattfindende Passahmahl vorzuberei-ten. Es war nur natürlich, dass sie wegen dieser Vor-bereitungen das Essen am Vorabend des Passahmahlsauch dort einnahmen. Es sollte jedoch das «letzteAbendmahl» mit ihrem Herrn sein, obwohl sie zu die-sem Zeitpunkt noch nichts ahnten. Am nächstenAbend, an dem die Jünger eigentlich gemeinsam dasPassahmahl in diesem Raum einnehmen wollten, be-fand sich der Leichnam Jesu bereits im Grab.

Warum sagte dann Christus, als sie an diesem Mitt-wochabend zusammen assen: «Mich hat herzlich ver-langt, dies Passahlamm mit euch zu essen, ehe ich lei-de» (Lk 22,15)? Die Jünger glaubten, dass Er den fol-genden Abend meinte, wenn die Vorbereitungen abge-schlossen waren und die eigentliche Passahfeier be-gann. Jesus führte jedoch ein neues «Passahmahl» ein,das einmal in der Woche und nicht einmal im Jahrgefeiert werden sollte, und zwar nicht als Erinnerungan den Auszug aus Ägypten, sondern an Sein Opferam Kreuz. Aus diesem Grund sollten die Jünger anjedem Sonntag, dem Tag Seiner Auferstehung, das Brotnehmen, es brechen und essen (vgl. Apg 20,7, 1.Kor

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16,2) als Symbol Seines Leibes, und den Kelchmiteinander trinken als Symbol Seines Blutes, als Er-innerung an das Opfer Seines Leibes und Blutes fürdie Sünden der Welt. Auch wir feiern heute dieses Festder Erinnerung, bis Er kommt (1.Kor 11,26).

Jesus hatte Seine Gründe, warum Er mit dieser Fei-er am Vorabend des Passahmahls begann, aber SeineJünger konnten es noch nicht verstehen. Wie wirbereits festgestellt haben, musste die Kreuzigung Chris-ti in Erfüllung der alttestamentlichen Schatten undProphezeiungen genau zu der Zeit stattfinden, als inganz Israel die Passahlämmer geschlachtet und für dasPassahmahl am Abend zubereitet wurden. Genau zudiesem Zeitpunkt starb Er und gab Seinen Geist in dieHände Seines Vaters.

Kein Vorwand für den UnglaubenEs besteht nicht der geringste Zweifel daran, dass

Christus die Erfüllung des Passahlammes war. In derBibel heisst es: «Darum schafft den alten Sauerteig weg,damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja ungesäuertseid. Denn auch wir haben ein Passahlamm, das istChristus, der geopfert ist» (1.Kor 5,7). Wir wollen nocheinmal unsere Aussagen über die Feier des Passahfestesund die Beziehung Christi zu diesem Fest zusammen-fassen. Das Lamm wurde am zehnten Tag des MonatsNisan aus der Herde ausgesondert und bis zum vier-zehnten Tag beobachtet, um zu gewährleisten, dass esohne Fehler war. An diesem Tag wurde es zwischendrei Uhr und sechs Uhr nachmittags getötet, dann amgleichen Abend geröstet und verzehrt (2.Mo 12,1-8).Wie wir bereits festgestellt haben, fiel der 10. Nisanim Jahr 32 n. Chr. auf den Sonntag, am 6. April, denTag, an dem Jesus als Messias bejubelt wurde, und

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der 14. Nisan war am Donnerstag, dem 10. April. Wäh-rend dieser vier besonderen Tage blieb Jesus absicht-lich in Jerusalem, unter den Augen ganz Israels, wiedas Passahlamm, das untersucht wurde, ob es tatsäch-lich ohne Fehler war.

In Erfüllung des alttestamentlichen Schattens muss-te der Messias gekreuzigt werden, wenn das Passah-lamm geschlachtet wurde. So geschah es dann auch.Von zwölf Uhr mittags bis drei Uhr nachmittags herr-schte eine übernatürliche Finsternis, als Jesus am Kreuzhing. Deshalb war es kurz nach drei Uhr nachmittags,«am Abend» des 14. Nisan, während die Passahlämmerin ganz Israel geschlachtet wurden, als Jesus laut rief:«Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Undals er das gesagt hatte, verschied er» (Lk 23,46). Erverschied nicht in Schwäche, als Er Sein Leben aus-hauchte, sondern Er rief mit lauter Stimme, denn Erhatte ja gesagt: «Darum liebt mich mein Vater, weil ichmein Leben lasse, dass ich’s wiedernehme. Niemandnimmt es von mir, sondern ich selber lasse es. Ich habeMacht, es zu lassen, und habe Macht, es wiederzu-nehmen» (Joh 10,17-18). Als Sein Werk am Kreuzbeendet war, rief Er triumphierend aus: «Es ist voll-bracht!» (Joh 19,30). Die Schuld, welche die göttlicheGerechtigkeit gefordert hatte, war in voller Höhe be-zahlt worden.

Nicht nur wegen der alttestamentlichen Schatten,sondern auch wegen der Prophezeiungen musste SeinTod zu diesem Zeitpunkt stattfinden. An jenem erstenPassahabend in Ägypten machte Moses bei seinen Er-läuterungen über die Opferung der vielen Passah-lämmer, und zwar «ein Lamm, je ein Lamm für einHaus» (2.Mo 12,3), eine in den Ohren der damaligenIsraeliten seltsam klingende Aussage: «… und sollt es

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verwahren bis zum vierzehnten Tag des Monats. Dasoll es die ganze Gemeinde Israel schlachten gegenAbend» (2.Mo 12,6). Natürlich schlachteten die Israe-liten an diesem Tag nicht nur ein Lamm, sondern Tau-sende, und trotzdem sprach Mose von nur einem. Eshandelte sich dabei um eine eindeutige Prophezeiung,die jedoch von Israel nicht verstanden wurde: Es soll-te ein Lamm geben, das «Lamm Gottes» (Joh 1,29),das die Erfüllung des Passahfestes sein sollte. Aus-serdem sollte dieses eine Lamm vom ganzen Volk Is-rael geopfert werden – für die Sünden der Welt.

So geschah es an genau dem Tag und der Stunde,die Mose, Daniel und Sacharja vorhergesagt hatten.Diejenigen, die Jesus Christus als Messias und Erlöserablehnen, handeln wider besseres Wissen und über-zeugende Beweise, und für ihr Verhalten gibt es keineEntschuldigung.

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Kapitel 16

Vergessen Sie den«Karfreitag»!

«Vor dem Passahfest aber … Und beim Abendes-sen … Weil es aber Rüsttag war und die Leichnamenicht am Kreuz bleiben sollten den Sabbat über – denndieser Sabbat war ein hoher Festtag … (Joh 13,1-2;19,31) … Als aber der Sabbat vorüber war und dererste Tag der Woche anbrach, kamen Maria vonMagdala und die andere Maria, um nach dem Grab zusehen. Und siehe, es geschah ein grosses Erdbeben. Dennder Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hin-zu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf»(Mt 28,1-2).

Bei oberflächlicher Lektüre scheint sich der bibli-sche Bericht über diese bedeutsamen Tage vom 10. biszum 14. Nisan zu widersprechen. Wenn man kein kla-res Verständnis über die Ereignisse hat, sieht es ganzdanach aus, als ob Matthäus, Markus und Lukas an-gedeutet hätten, dass Christus in dieser letzten Nachtmit Seinen Jüngern das Passahmahl gefeiert hätte:«Aber am ersten Tage der Ungesäuerten Brote tratendie Jünger zu Jesus und fragten: Wo willst du, dass wirdir das Passahlamm zum Essen bereiten? Er sprach:Geht hin in die Stadt zu einem und sprecht zu ihm: DerMeister lässt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; ich will beidir das Passah feiern mit meinen Jüngern. Und die Jün-

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ger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereite-ten das Passahlamm. Und am Abend setzte er sich zuTisch mit den Zwölfen» (Mt 26,17-20; vgl. Lk 22,7-15). Wenn Christus und Seine Jünger am Abend Sei-nes Verrats und Seiner Verhaftung das Passahmahl fei-erten, dann musste das Passahlamm bereits am Nach-mittag desselben Tages geschlachtet worden sein. Wenndas der Fall gewesen wäre, dann hätte Sein Tod amdarauf folgenden Nachmittag nicht gleichzeitig mit derSchlachtung der Passahlämmer stattgefunden. Aber wirwissen, dass das so sein musste und auch so gesche-hen ist. Die oben angegebenen Bibelverse bedürfeneiner Erläuterung. So bedeutet manchmal das Wort«Abend» auch «Spätnachmittag», und an anderen Stel-len bezieht es sich auf den frühen Abend. Wie wirbereits erwähnt haben und an anderer Stelle ausführ-licher erklären werden, war der 14. Nisan, an dem zurVorbereitung auf das Passahmahl das Lamm geschlach-tet wurde, bereits eine Zeit der ungesäuerten Brote,obwohl das Fest der Ungesäuerten Brote erst am 15.Nisan begann, als das Passahlamm gegessen wurde.Bibelverse, deren Bedeutung nicht klar ist, müssen imZusammenhang mit eindeutigen Versen gelesen wer-den. Es gibt viele eindeutige Aussagen, dass die Passah-lämmer am Nachmittag nach dem «letzten Abend-mahl», zum Zeitpunkt der Kreuzigung, geschlachtetworden waren. Die Verfasser der Evangelien sind sichin diesem Punkt ebenfalls einig.

Wann fanden das «letzte Abendmahl» und die Kreu-zigung statt?

Der Bericht des Evangelisten Markus lautet: «Undals es schon Abend (d. h. kurz vor Sonnenuntergang)wurde (nachdem Christus gestorben war), und weil

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Rüsttag (der Tag der Zubereitung des Passahlamms)war, das ist der Tag vor dem Sabbat (dem ersten Tagam Fest der Ungesäuerten Brote, das bei Sonnenunter-gang des Tages begann, an dem die Passahlämmergeschlachtet wurden), kam Josef von Arimathäa, einangesehener Ratsherr, der auch auf das Reich Gotteswartete, der wagte es und ging hinein zu Pilatus undbat um den Leichnam Jesu» (Mk 15,42-43, Text in Klam-mern vom Autor). Der Bericht des Lukas stimmt mitdiesen Angaben überein: «Und es war Rüsttag (der Tagder Zubereitung der Passahlämmer), und der (beson-dere Fest-) Sabbat brach an» (Lk 23,54, Text in Klam-mern vom Autor). Johannes berichtet ausführlicher:«Da führten sie (die Schriftgelehrten) Jesus von Kaiphaszum Prätorium; es war früh am Morgen. Und sie gin-gen nicht hinein, damit sie nicht unrein würden, son-dern das Passahmahl essen könnten (also hatte es nochnicht stattgefunden). … Es war aber am Rüsttag fürdas Passahfest um die sechste Stunde. Und er sprichtzu den Juden: Seht, das ist euer König! … Weil es aberRüsttag war und die Leichname nicht am Kreuz blei-ben sollten den Sabbat über – denn dieser Sabbat warein hoher Festtag – (d. h. der erste Tag am Fest derUngesäuerten Brote), baten die Juden Pilatus, dassihnen die Beine gebrochen und sie abgenommen wür-den» (Joh 18,28; 19,14.31, Text in Klammern vom Au-tor). Wie wir bereits im vorigen Kapitel festgestellthaben, wurden die Passahlämmer genau zu dem Zeit-punkt geschlachtet, als Christus, das Lamm Gottes,die Erfüllung aller bedeutenden Schatten und Prophe-zeiungen im Alten Testament, am Kreuz starb. Wiekonnte dann Christus am Abend davor mit Seinen Jün-gern das Passahmahl eingenommen haben? Das warjedoch gar nicht der Fall, denn dieses letzte Abend-

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mahl, das in der Nacht vor der Kreuzigung stattfand,war nicht das Passahmahl. Diese häufig überseheneTatsache geht eindeutig aus dem Bericht des Johanneshervor, der die Ereignisse präziser wiedergibt als dieanderen Evangelisten. Während dort vom beginnen-den «Sabbat» die Rede ist, erwähnt nur Johannes, dassder Sabbat, der mit dem Sonnenuntergang des Tages,an dem Christus gekreuzigt wurde, begann, ein «hoherFesttag» war. Mit anderen Worten, es handelte sichnicht um den wöchentlichen Sabbat, der immer amFreitag bei Sonnenuntergang begann, sondern um denersten Tag am Fest der Ungesäuerten Brote (den 15.Nisan), dessen erster und letzter Tag besondere Sabbat-tage waren, an denen keine Arbeit verrichtet werdendurfte (2.Mo 12,14-16).

Johannes verdeutlicht ebenfalls, dass das «letz-te Abendmahl» nicht das Passahfest war: «Vor demPassahfest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde ge-kommen war … Und beim Abendessen, als schon derTeufel dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, ins Herzgegeben hatte, ihn zu verraten …» (Joh 13,1-2). Das«letzte Abendmahl» fand eigentlich am Abend vor demPassahfest statt. Wie konnte es gleichzeitig am «erstenTag der Ungesäuerten Brote» und «vor dem Passah-fest» stattfinden? Obwohl das Fest der UngesäuertenBrote am 15. Nisan, und zwar nach Sonnenuntergangam 14. Nisan, begann (das Passahlamm wurde kurzvor Sonnenuntergang geschlachtet, gebraten und indieser Nacht verzehrt), wurden die Tage der Ungesäu-erten Brote bereits ab dem 14. Nisan gezählt, weil derVerzehr der ungesäuerten Brote «am vierzehnten Tagedes ersten Monats am Abend» (2.Mo 12,18) begann.Obwohl es sich um zwei getrennte Feste handelte,wurden das Passahfest und das Fest der Ungesäuerten

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Brote als Einheit gesehen, weil sie sich zeitlich über-schnitten. Das Passahlamm wurde zwar am 14. Nisankurz vor Sonnenuntergang «zubereitet» (d. h. ge-schlachtet und gebraten), aber erst in der Nacht, alsoschon am 15. Nisan, verzehrt. Auf welchen Wochen-tag fiel der 14. Nisan? Wenn der 10. Nisan am Sonntagwar, dann begann dieser Tag am Samstag nach Son-nenuntergang, am Ende des Sabbats. Die jüdische Zäh-lung der Tage beginnt am Abend. Deshalb begann der11. Nisan am Sonntagabend nach Sonnenuntergang,der 12. am Montag, der 13. am Dienstag und der 14.Nisan, der Tag der Vorbereitung, begann am Mittwochbei Sonnenuntergang. Das «letzte Abendmahl» fanddaher am Mittwochabend statt, zu Beginn des 14.Nisan, der als Tag der Vorbereitung bezeichnet wurde.Am darauf folgenden Nachmittag, also am «Abend»des 14. Nisan, wurden die Passahlämmer kurz vor Son-nenuntergang geschlachtet. Zur gleichen Zeit an die-sem Donnerstagnachmittag hing Jesus Christus amKreuz und gab Seinen Geist auf. Geschah das am Don-nerstag und nicht etwa am «Karfreitag»? Genau so istes, denn eine Kreuzigung am Freitag entspricht nichtden Tatsachen. Nicht nur die alttestamentlichen Pro-phezeiungen mussten erfüllt werden, sondern auch dieSchatten, und einer dieser Schatten war «das Zeichendes Propheten Jona». Danach musste Jesus drei Tageund drei Nächte im Grab bleiben.

Drei Tage und drei NächteWenn Jesus Christus an einem Freitag* gekreuzigt

worden wäre, dann hätte Er nicht drei Tage und dreiNächte im Grab bleiben können. Diese Tatsache lässt

*Dieser Punkt ist in der Christenheit umstritten.

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sich einfach nachvollziehen. Die letzten Stunden desFreitagnachmittags können als erster Tag gezählt wer-den. Der ganze Samstag ist Tag zwei. Freitag- undSamstagnacht bis zum Sonntagmorgen ergeben zweiNächte. Es fehlen also ein Tag und eine Nacht. Selbstwenn man die ersten Minuten des Sonntagmorgensals ganzen Tag zählen würde, fehlt noch immer eineganze Nacht. Ausserdem kann man den gesamtenSonntag nicht berücksichtigen, denn es heisst im Be-richt, dass der Engel den Stein wegrollte, als «… derSabbat vorüber war und der erste Tag der Woche an-brach» (Mt 28,1). Das Grab war zu diesem Zeitpunktbereits leer. Deshalb musste Jesus Christus schon vordem Morgengrauen von den Toten auferstanden sein.Der genaue Zeitpunkt wird uns nicht berichtet. Wenndie Bibel einfach nur von drei Tagen gesprochen hätte,dann hätte man bei einer Kreuzigung am Freitag jedenangebrochenen Tag mitzählen können. Wenn Christusam Freitag vor Sonnenuntergang gekreuzigt wordenwäre, wäre dies ein Teil des Tages gewesen, der amDonnerstag bei Sonnenuntergang begann und am Frei-tag bei Sonnenuntergang endete. Der zweite Tag be-gann am Freitag nach Sonnenuntergang und dauertebis zum Sonnenuntergang am Samstag. Der dritte Tag,der am Samstag nach Sonnenuntergang begann, hättemitgezählt werden können.

Aber die Sprache der Bibel ist präzise, und es isteindeutig von «drei Tagen und drei Nächten» die Rede.Diese genauen Angaben leiten sich von der Erfahrungdes Propheten Jona her: «Aber der Herr liess einengrossen Fisch kommen, Jona zu verschlingen. Und Jonawar im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte»(Jona 2,1). Jesus selbst sagte: «Denn wie Jona drei Tageund drei Nächte im Bauch des Fisches war, so wird der

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Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schossder Erde sein» (Mt 12,40; Lk 16,22). Durch eine Kreu-zigung am Freitag kann diese Anforderung nicht er-füllt werden. Obwohl hier ein offensichtlicher Irrtumvorliegt, hält die römisch-katholische Kirche am My-thos von der «Karfreitags-Kreuzigung» fest, ja sie hatsogar einen Grossteil ihrer Liturgie und ihrer Dogmendarauf aufgebaut. Für die Kirche ist es jetzt zu spät,diese Version zu ändern. Wir können daraus schliessen,dass aufgrund dieser offiziellen Duldung der Unwahr-heit auch alles andere, was die katholische Kirche aufeine ebenso dogmatische Weise verkündet, angezwei-felt werden muss. Aber das Gleiche gilt auch für dievielen Millionen Protestanten, die diese Lüge mit ih-ren alljährlichen «Karfreitagsgottesdiensten» ebenso be-reitwillig unterstützen.

Ist das alles wirklich so wichtig? Ja! Betreiben wirhier nicht Haarspalterei? Nein, denn der Tag, an demunser Herr gekreuzigt wurde, ist von grosser Bedeu-tung. Jesus Christus verkündete, dass Er drei Tage unddrei Nächte im Grab verbringen würde. Wenn Er nichtso lange dort gewesen wäre, hätte Er gelogen. Aberdas ist noch nicht alles. Wie wir bereits erkannt ha-ben, musste Jesus Christus an dem Tag, als die Passah-lämmer geschlachtet wurden, sterben. Der Tag SeinerKreuzigung ergab sich aus diesem Ereignis.

Was ist mit einer Kreuzigung am Mittwoch?Manche Theologen behaupten, Jesus Christus wäre

an einem Mittwoch gekreuzigt worden. Da Er an ei-nem Spätnachmittag starb, zählen sie diesen Tag nichtmit. Deshalb sind für sie Mittwoch, Donnerstag undFreitag die drei Nächte; Donnerstag, Freitag und Sams-tag sind die drei vollständigen Tage. Deshalb musste

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Seine Auferstehung am motze Shabbat, dem Ende desSabbats kurz vor Sonnenuntergang am Samstag, statt-gefunden haben. Diese Theorie ist jedoch aus mehre-ren Gründen nicht zutreffend. Zunächst lautet derbiblische Bericht eindeutig, dass der Engel den Steinwegrollte, um das leere Grab zu zeigen, und zwar «amersten Tag der Woche (am Sonntag), sehr früh, als dieSonne aufging» (Mk 16,2). Warum sollte der himmli-sche Bote so lange warten, wenn Jesus bereits am vor-herigen Nachmittag auferstanden war? Warum rollteer den Stein nicht schon am Samstag vor Sonnenun-tergang weg, um zu beweisen, dass das Grab leer war?Warum bewachten die römischen Soldaten denn nochimmer das Grab, als der Engel am Sonntagmorgen denStein wegrollte? Wenn die drei Tage am vorherigenNachmittag abgelaufen wären, warum musste danndas Grab noch weiter bewacht werden? Das wäre dannnicht mehr erforderlich gewesen, denn die Soldatenhatten den Befehl, das Grab «bis zum dritten Tag» (Mt27,64) zu bewachen, und das war der Zeitraum, denJesus im Zusammenhang mit Seiner Auferstehung er-wähnte. Wenn diese Zeit um war, konnten die Jüngerden Leichnam stehlen, wenn sie wollten. Dann hättediese Tat keinen Sinn mehr gehabt.

Es stellen sich aber noch mehr Fragen. Wenn Jesusam Mittwochnachmittag ins Grab gelegt worden wäre,warum warteten dann die beiden Frauen bis Sonntag-morgen, um Seinen Leichnam einzubalsamieren? Indiesem Fall hätte das Fest der Ungesäuerten Brote undder dazugehörige Sabbat am Mittwoch bei Sonnenun-tergang begonnen. Zwischen diesem Festsabbat (demersten Tag des Festes der Ungesäuerten Brote) und demwöchentlichen Sabbat wäre ein normaler Arbeitstaggewesen, nämlich der Freitag, an dem die Einbalsa-

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mierung hätte stattfinden können. Man hätte dann vorBeginn des Verwesungsprozesses keine Zeit verloren.Der Zeitfaktor war hier von grosser Bedeutung. War-um wartete man also bis Sonntagmorgen? Das passtdoch nicht zusammen! Nur bei einer Kreuzigung amDonnerstag wäre ein Sabbat auf den anderen gefolgt(der Festsabbat am ersten Tag des Festes der Ungesäu-erten Brote von Donnerstagabend bis Freitagabend, unddann der wöchentliche Sabbat von Freitagabend bisSamstagabend), und deshalb konnten die Frauen erstam Sonntagmorgen zum Grab gehen.

Höchstwahrscheinlich führte eine gewisse Unkennt-nis über diesen Sachverhalt dazu, dass die römisch-katholische Kirche den Tag der Kreuzigung auf einenFreitag legte. Man ging offensichtlich davon aus, dassder Sabbat, der auf den Tod Christi folgte, der wöchent-liche Sabbat, also der Samstag, war, obwohl es sichdabei um den ersten Tag am Fest der UngesäuertenBrote handelte, auf den dann der wöchentliche Sabbatfolgte. Dieser Fehler ist verständlich, wenn man diebiblischen Berichte nicht genau überprüft. Für eineKirche, die sich ihrer Unfehlbarkeit rühmt und vonihren Mitgliedern verlangt, ihre Dogmen ungeprüft zuübernehmen, ist das jedoch keine Entschuldigung.

Joseph von Arimathia hatte am Tag der Kreuzigungvor Beginn des Festsabbats noch genügend Zeit, einLeinentuch zu kaufen (vgl. Mk 15,46), in das er denLeichnam Jesu wickelte, als er Ihn in das Grab legte.Auch die Frauen konnten noch die Duftöle kaufen, diesie für die Einbalsamierung benötigten. So konntensie gleich nach dem Ende der beiden aufeinander-folgenden Sabbate zum Grab gehen. Entweder wuss-ten sie nicht, dass Nikodemus bereits 100 Pfund Duft-stoffe erworben hatte, die er und Josef von Arimathia

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verwendeten, als sie den Leichnam einwickelten (Joh19,39-40), oder sie waren der Meinung, dass dieseMenge nicht ausreichte. Im Bericht des Lukas lesenwir: «Es folgten aber die Frauen nach, die mit ihm ge-kommen waren aus Galiläa, und beschauten das Grabund wie sein Leib hineingelegt wurde. Sie kehrten aberum und bereiteten wohlriechende Öle und Salben. Undden Sabbat über ruhten sie nach dem Gesetz. Aber amersten Tag der Woche sehr früh kamen sie zum Grabund trugen bei sich die wohlriechenden Öle, die siebereitet hatten» (höchstwahrscheinlich hatten sie dieArbeit am späten Samstagabend nach dem Ende deszweiten Sabbats durchgeführt; Lk 23,55-24,1; Text inKlammern vom Autor).

Das Zeugnis der AstronomieBei seinen Nachforschungen über die Prophezei-

ung der 70 Jahrwochen im Buch Daniel konsultierteSir Robert Anderson den Chefastronom an der berühm-ten Sternwarte von Greenwich in England. Aufgrundder von diesem Experten angestellten astronomischenBerechnungen war im Jahr 32 n. Chr. der 14. Nisanvon Mittwochabend bis Donnerstagabend. Wir habennatürlich bereits festgestellt, dass dieser Tag mit dembiblischen Bericht übereinstimmt. Alles fügt sichineinander. Der triumphale Einzug Jesu in Jerusalemerfolgte an einem Sonntag. Damit der alttestamentli-che Schatten zur Erfüllung kommen konnte, musstedieses Ereignis auf den 10. Nisan fallen, den Tag, alsdie Passahlämmer zur Beobachtung aus der Herdegenommen wurden. Vier Tage danach war der 14.Nisan, an dem die Passahlämmer geschlachtet wur-den, und dieser Tag war ein Donnerstag. Aus diesenund den weiter oben erwähnten Gründen kommen wir

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zu der Schlussfolgerung, dass Jesus Christus am Don-nerstag gegen zwölf Uhr mittags ans Kreuz genageltwurde und kurz nach fünfzehn Uhr starb. Das VolkIsrael hatte seinen Messias und sein Passahlamm ge-schlachtet, ohne es zu wissen. Deshalb bat Jesus Chris-tus, als Er am Kreuz hing, voller Liebe und Barmher-zigkeit: «Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, wassie tun!» (Lk 23,34).

Wir wollen nun noch einmal die Tage und Nächtezählen, die Er im «Inneren der Erde» verbracht hatte,nachdem wir aufgrund des alttestamentlichen Schat-tens, der biblischen Prophetie und der astronomischenBerechnungen genau wissen, wann Jesus Christus SeinLeben hingab. Die drei Stunden nach Seinem Tod biszum Sonnenuntergang zählen noch als erster Tag, Frei-tag und Samstag als zweiter und dritter Tag, die Näch-te von Donnerstag bis Samstag zählen als drei Nächte.Nach diesen drei Tagen und drei Nächten im Grab standJesus Christus irgendwann vor Sonnenaufgang amSonntagmorgen von den Toten auf, höchstwahrschein-lich kurz bevor der Engel den Stein wegrollte, um zubeweisen, dass das Grab leer war. Was hat das allesmit der Entrückung und der Wiederkunft Christi zutun? Es handelt sich hier um weitere Beweise über diegrosse Bedeutung der biblischen Prophetie und dieGenauigkeit, mit der sich diese erfüllt. Wenn das inder Vergangenheit der Fall war, dann können wir si-cher sein, dass zukünftige Ereignisse in Verbindungmit dem Kommen Christi sich ebenfalls bis ins letzteDetail so abspielen werden, wie sie prophezeit sind.

Warum ist der Sonntag ein Tag der Anbetung?Die genaue zeitliche Einordnung der Ereignisse ist

aber auch aus einem anderen Grund von grossem Wert.

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Der Tag der Auferstehung Christi ist von enormer Be-deutung für unser Bibelverständnis, denn es spielt einegrosse Rolle, ob Er am Samstag oder am Sonntag vonden Toten auferstanden ist. So behaupten zum Bei-spiel die Siebenten-Tags-Adventisten, dass der Sams-tag der Tag ist, an dem wir uns zur Anbetung Christiversammeln sollen, denn es handelt sich um den vonGott eingeführten Ruhetag. Diejenigen, die den Zeit-punkt der Kreuzigung auf den Mittwoch und die Auf-erstehung auf den motze Shabbat, d. h. den spätenSamstagnachmittag, legen wollen, sind ebenfalls derMeinung, dass dieser Tag ein Tag der Anbetung seinsollte. Wir haben jedoch erkannt, dass unser Herr inWirklichkeit in den frühen Morgenstunden des Sonn-tags auferstand, und deshalb haben Christen diesenTag zu einem Tag der Anbetung gemacht.

Häufig hört man auch das Argument, die römisch-katholische Kirche hätte den Sabbat auf den Sonntagverlegt und somit die Anbetung am Sonntag eingeführt.In Wahrheit ist die Anbetung am Sonntag keine Erfin-dung Roms. Die ersten Christen trafen sich von An-fang an am Sonntag zur Anbetung Christi. DieserBrauch bestand schon seit Jahrhunderten, und zwarvor dem Erlass entsprechender Dekrete, als die Bischöfevon Rom begannen, nach der Oberherrschaft über dieKirche zu streben.

Lukas schreibt in seiner Apostelgeschichte: «Amersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren,das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus, und da eram nächsten Tag weiterreisen wollte, zog er die Redehin bis Mitternacht» (Apg 20,7). Dieses «Brotbrechen»war keine gewöhnliche Mahlzeit. Dass es sich hier umein besonderes Mahl mit dem Abendmahlsgottesdienstin Erinnerung an den Tod, das Begräbnis und die Auf-

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erstehung Christi handelte, wie Paulus Ihn in 1.Korin-ther 11 beschreibt, ist eindeutig. Die Christen kamenja nicht zu jeder Mahlzeit zusammen; sie assen auchnicht nur am ersten Tag der Woche. Keine dieser Mög-lichkeiten ergibt eine plausible Erklärung. Bei diesembesonderen «Brotbrechen» zur Erinnerung an Chris-tus war die Gemeinde der Gläubigen versammelt, undPaulus predigte den ganzen Abend. Dass sie sich amersten Tag der Woche versammelten, wird ebenfallsbestätigt durch die Anweisung des Paulus, in jederWoche an diesem Tag eine Opfergabe zur Seite zu le-gen (1.Kor 16,2). Welchen Sinn hat diese Aussage,wenn die Christen sich nicht an diesem Tag zur Anbe-tung versammelten? Die Dekrete Roms sind in diesemFall nebensächlich, denn Christen, die sich nicht zur«Mutter Kirche» zählen, versammeln sich ebenfalls amSonntag, aber aus biblischen Gründen. Sie glaubendamit noch lange nicht, dass der Sabbat vom Samstagauf den Sonntag verlegt wurde. Der Samstag ist nochimmer der Sabbat, den aber Christen aus mehrerenGründen nicht einhalten.

Eine neue SchöpfungErstens war der Sabbat für die Juden bestimmt. Er

war Teil jenes besonderen, bereits erwähnten Bundeszwischen Gott und Israel über das Land und die Be-ziehung der Israeliten zu Ihm. Die ganze Menschheitbefindet sich unter den Verpflichtungen des Sitten-gesetzes, aber nicht unter jenen des mosaischen Ge-setzes. In Römer 2,14-15 werden wir daran erinnert,dass das göttliche Sittengesetz in das Gewissen einesjeden Menschen eingeschrieben wurde, auch der Nicht-juden. Wenn der Sabbat auch für Nichtjuden verbind-lich wäre, müsste sich die ganze Menschheit in Bezug

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auf die Einhaltung des Sabbats ein Gewissen machen.Da die Feier des Sabbats aber nicht in das menschli-che Gewissen eingeprägt worden ist, können wir da-von ausgehen, dass dieser Ruhetag für Menschenausserhalb Israels nicht vorgesehen war. Der Sabbaterinnert an den Tag, an dem Gott von der Erschaffungdes Universums ausruhte. Dieses Universum wird je-doch zerstört, wie es in 2.Petrus 3,10-12 heisst. AlsChristen warten wir «auf einen neuen Himmel und eineneue Erde nach seiner Verheissung, in denen Gerech-tigkeit wohnt» (2.Petr 3,13). Durch den Tod Christi fürunsere Sünden und Seine Auferstehung für unsereRechtfertigung ist die Erschaffung eines neuen, zukünf-tigen Universums möglich geworden. Deshalb feiernwir den Tag Seiner Auferstehung. Er ist ein Kennzei-chen für den Beginn der neuen Schöpfung Gottes undein Hinweis auf die neuen Himmel und die neue Erde,die wir als neue Geschöpfe in Christus bewohnen wer-den, denn wir sind nicht von dieser Welt.

Wir erkennen wieder, wie wichtig die genaue zeit-liche Einordnung prophetischer Ereignisse ist. DerSamstag, der in Verbindung mit der alten Schöpfungsteht, ist der letzte Tag der Woche. Es wäre für Chris-tus unangemessen gewesen, an diesem Tag von denToten aufzuerstehen. Er erhob sich aus dem Grab amSonntag, dem ersten Tag einer neuen Woche. Er wirdbezeichnet als der «Erstgeborene von den Toten» (Kol1,18), und der «letzte Adam» (1.Kor 15,45), der Vor-läufer eines Geschlechts von «neuen Geschöpfen» (vgl.2.Kor 5,17), von «wiedergeborenen» Menschen, die«sein Werk, geschaffen in Christus Jesus» (Eph 2,10)sind. Nur diese neuen Geschöpfe in Christus werdendas neue Universum bewohnen. Christus wurde gebo-ren, als «die Zeit erfüllt war» (Gal 4,4). Seine Wieder-

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kunft wird ebenfalls zu dem Zeitpunkt geschehen, denGott bestimmt hat. Wenn wir uns jetzt wieder demPropheten Daniel zuwenden, werden wir entdecken,dass er uns ebenfalls mitteilt, wann dieses Ereigniseintreten wird.

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Kapitel 17

Der kommende Fürst

«… Und das Volk eines kommenden Fürsten wirddie Stadt und das Heiligtum zerstören … Und starkmachen wird er einen Bund für die Vielen, eine Wochelang; und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopferund Speisopfer aufhören lassen» (Dan 9,26-27, r.Elb.).

«Und seine Macht wird stark sein, jedoch nicht durchseine eigene Macht; und er wird entsetzliches Verder-ben anrichten und wird erfolgreich sein und handeln.Und er wird die Starken und das Volk der Heiligen ver-nichten. Und wegen seines Verstandes wird er erfolg-reich sein, mit Betrug in seiner Hand. Und er wird inseinem Herzen grosstun, und unversehens wird er vie-le vernichten. Und gegen den Fürsten der Fürsten wirder sich auflehnen, aber ohne eine Menschenhand wirder zerbrochen werden» (Dan 8,24-25, r.Elb.).

Genau 70 Jahrwochen, beginnend am 1. Nisan 445v. Chr., müssen vergehen, damit sich alles erfüllt, wasdie Propheten über Israel und Jerusalem vorhergesagthaben. Natürlich ist heute der Zeitpunkt im Jahr 39n. Chr., wenn dieser Zeitraum von 490 Jahren zu je360 Tagen beendet sein sollte, schon lange überschrit-ten. Wir wissen, dass 69 dieser Jahrwochen (483 Jah-re) genau nach Plan verlaufen sind und 32 n. Chr. en-deten. Nach der unmissverständlichen Aussage desPropheten Daniel sollte zu dieser Zeit der Messias kom-men, aber Er sollte nicht die Herrschaft antreten, son-

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dern getötet werden. So ist es ja auch geschehen. InEinklang mit den Prophezeiungen erreichten die 69Jahrwochen ihren Höhepunkt, als Christus wie einKönig gefeiert wurde, aber vier Tage später wurde IhmSein Königreich verweigert, Er wurde mit einer Dor-nenkrone verspottet und gekreuzigt. Danach solltenJerusalem und der Tempel ein weiteres Mal zerstörtwerden, und zwar vom Volk des Antichristen, des«kommenden Fürsten». Diese Prophezeiung erfülltesich ebenfalls genauso, wie Daniel sie verkündet hat-te. Aber was ist mit den anderen Prophezeiungen? Wasist mit der letzten Jahrwoche geschehen?

Der Höhepunkt dieser 70 Wochen wird von Danielfolgendermassen geschildert: «… dann wird dem Fre-vel ein Ende gemacht und die Sünde abgetan und dieSchuld gesühnt, und es wird ewige Gerechtigkeit ge-bracht und Gesicht und Weissagung erfüllt und dasAllerheiligste gesalbt werden» (Dan 9,24). Das hiessedann auch, dass der Messias als König der Könige vomThron Davids aus über Sein weltweites Reich herrschenwürde. Dieser Sitz der Macht befindet sich in der StadtDavids, die Gott zum Wohnsitz Seines Namens erwählthat (5.Mo 12,11.21 usw., 1.Kön 11,36; 14,21 usw.). Indieser Zeit erfüllen sich endlich die Verheissungen, dieGott Seinem alten Bundesvolk Israel durch Seine Pro-pheten verkündete. Es ist jedoch offensichtlich, dassChristus zur Zeit weder sichtbar noch unsichtbar vonJerusalem aus über die ganze Welt herrscht. MancheAusleger sind der Meinung, Er übe Seine Herrschaftvom Himmel her aus und erfülle auf diese Weise dieVerheissung gegenüber Israel. Man muss sich wohlnicht darüber streiten, dass Christus die Welt nichtauf eine Art und Weise beherrscht, wie die Bibel es füreinen bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft schildert.

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Die Meldungen in der Tagespresse und auch unsereErfahrungen im Alltagsleben sprechen eine völlig an-dere Sprache. Wir befinden uns offensichtlich nochnicht im Tausendjährigen Reich, auch wenn die Be-fürworter des Postmillennialismus (der Auffassung, dasTausendjährige Reich sei gleichzusetzen mit dem ge-genwärtigen Zeitalter; Anm. d. Übers.) das Gegenteilbehaupten.

Die 70 Jahrwochen können jedoch nicht abgelau-fen sein, ohne dass sich alle Verheissungen erfüllen.Gott würde sich als Lügner erweisen, wenn das derFall wäre. Irgendwie muss im gesamten Ablauf eineVerzögerung eingetreten sein. Wenn diese Jahrwochenohne Unterbrechung weitergegangen wären, dann hät-ten sie sieben Jahre (eine Jahrwoche) nach dem Todund der Auferstehung Christi enden müssen. Aber daswar offensichtlich nicht der Fall. Sogar die von Danielvorhergesagte Zerstörung Jerusalems und des Tempelsgeschah nicht in diesem Zeitraum der 70 Jahrwochen.

Die Lücke zwischen der 69. und 70. WocheEs ist von grosser Bedeutung, dass 38 Jahre vergin-

gen, nachdem der Messias im Jahr 32 n. Chr. «ausge-rottet» wurde und «Stadt und Heiligtum» im Jahr 70n. Chr. zerstört wurden. Wenn diese Zerstörung inner-halb von sieben Jahren (einer Jahrwoche) nach demTod Christi geschehen wäre, dann wäre die Auffassung,dass die 70 Jahrwochen aus dem Buch Daniel bereitsihren Verlauf genommen haben, obwohl Christus nichtsichtbar auf Erden herrscht, berechtigt. Niemand kannjedoch abstreiten, dass die Jahrwoche (sieben Jahre),die auf den Tod Christi folgte, nicht die Erfüllung dervon Daniel verkündeten Prophezeiung beinhaltete.Sogar die Ausleger, die behaupten, alle Prophezeiun-

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gen hätten sich im Jahr 70 n. Chr. erfüllt, müssen dasnicht begründete Vorhandensein einer Lücke vonmindestens 31 Jahren zwischen dem Ende der 69. unddem Beginn der 70. Woche eingestehen. Aus demWortlaut der Prophezeiung geht deutlich hervor, dassdie letzte der 70 Jahrwochen sich nicht sofort an die69 vorherigen anschliessen sollte. «Der kommendeFürst» (d. h. der Antichrist) konnte erst nach der Zer-störung Jerusalems auftreten. Aber er wird währendder 70. Woche zugegen sein, denn er schliesst ja fürsieben Jahre «einen Bund mit den Vielen».

Wir haben viele Gründe aufgeführt, warum die 70.Woche noch nicht der Geschichte angehört. So habenin den letzten fünf Jahrzehnten Juden und Christenunter weitaus grösseren Drangsalen leiden müssen alswährend der Geschehnisse 70 n. Chr. Der Antichristist noch nicht auf der Weltbühne erschienen, um sein«einwöchiges» Bündnis mit Israel und der Welt («denVielen») zustande zu bringen, den Wiederaufbau desTempels zu genehmigen, den Bund in der Mitte derWoche zu brechen, wie Daniel prophezeite (Dan 9,27)und das Opfer im Tempel aufhören zu lassen. Der rö-mische Kaiser Nero, den manche Ausleger für denAntichristen halten, hat nichts Gleichartiges zustandegebracht. Ausserdem sind die Ereignisse, die in derberühmten Ölbergrede Jesu nicht in Verbindung mitder Zerstörung des Tempels im Jahr 70 n. Chr. stehen,(wie z. B. die Wiederkunft, die Sammlung der «Auser-wählten» durch Engel von den Enden der Erde usw.),noch nicht eingetroffen.

Es steht zweifelsfrei fest, dass die letzte Woche, diezur Herrschaft des Messias führt, noch nicht abgelau-fen sein kann.

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Ein göttlicher Aufschub

Was ist mit dieser fehlenden Woche geschehen? Wirkönnen nur annehmen, dass Gott aus irgendeinemGrund den prophezeiten Ablauf der 70 Jahrwochennicht zugelassen hat. Die Ereignisse, die Daniel für die69 Wochen vorausgesagt hatte, verliefen genau nachPlan, aber bis auf die Zerstörung des Tempels undJerusalems fand keines der übrigen Geschehnisse wievorgesehen statt.

Der Ablauf der Prophezeiungen brach am Ende der69. Woche plötzlich ab und bleibt bis heute in derSchwebe. Diese Erkenntnis ist von grösster Bedeutung,wenn wir feststellen wollen, wie nahe wir der Entrü-ckung oder der Wiederkunft Christi gekommen sind.Fest steht nur, dass bei einem direkten Aufeinander-folgen der 70. auf die 69. Woche oder sogar zu jederanderen Zeit alle Prophezeiungen aus Daniel 9,24-27ihre Erfüllung gefunden hätten. Offenbar ist die 70.Woche verschoben worden, weil für diesen entschei-denden Abschnitt im heilsgeschichtlichen HandelnGottes an Israel die Zeit noch nicht gekommen ist. Wiewir noch feststellen werden, ist der Grund für diesenAufschub von grosser Bedeutung.

Die für Israel und Jerusalem so wichtigen Ereignis-se sind noch nicht eingetreten. Dieser Aufschub improphetischen Zeitplan Gottes kann nicht geleugnetwerden. Zumindest ein Grund für diese scheinbareVerzögerung ist uns bekannt, denn in diesen siebenJahren dreht sich alles um einen Mann, der die Welt-bühne noch nicht betreten hat. Daniel bezeichnet die-se Hauptfigur als den «kommenden Fürsten». Bevorder Messias als Friedefürst den Thron Davids besteigt,muss dieser andere «Fürst» die satanische Nachahmungdes göttlichen Reiches auf Erden aufrichten. Für die-

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sen Ausgang des heilsgeschichtlichen Dramas ist die70. Jahrwoche vorgesehen.

Der «kommende Fürst»Wer ist dieser Mann, der eine bedeutende Rolle in

der Zukunft Israels spielen wird, obwohl er nicht derMessias ist? Es gibt eine Vielzahl von Anhaltspunk-ten. So lesen wir unter anderem, dass das Volk diesesFürsten Jerusalem und den Tempel zerstören wird. AlsDaniel diese Worte niederschrieb, hatten 586 v. Chr.die Truppen des Königs Nebukadnezar Jerusalem undden Tempel bereits in ein Trümmerfeld verwandelt.Daniel konnte deshalb nur eine in der Zukunft liegen-de Zerstörung gemeint haben. Jesus sagte die gleicheVerwüstung voraus, als die Jünger Ihm den Hero-dianischen Tempel zeigten und die Schönheit des Ge-bäudes rühmten: «Er aber sprach zu ihnen: Seht ihrnicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hiernicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zer-brochen werde» (Mt 24,2). Der Tempel und Jerusalemwurden schliesslich von einem römischen Heer unterdem Befehl des Titus 70 n. Chr. dem Erdboden gleichgemacht. War Titus etwa der «kommende Fürst»? Nein,denn er verhielt sich nicht gemäss der Prophezeiung.Die Worte des Propheten Daniel sind eindeutig: «Undstark machen wird er (der kommende Fürst) einen Bundfür die Vielen, eine Woche lang …» (Dan 9,27, r.Elb.).Welcher Bund und welche Woche sind da gemeint?Die Antwort auf den zweiten Teil dieser Frage istverhältnismässig einfach. Da der Prophet Daniel kurzdavor die Ereignisse der 69 Wochen aufgezählt hat,muss diese Woche die 70. Jahrwoche sein. Aber wiekonnte dann das Volk, das Jerusalem und den Tempelvor etwa 1 930 Jahren zerstörte, «das Volk des kom-

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menden Fürsten» sein, eines Mannes, der in diesemnoch zukünftigen Zeitraum von sieben Jahren auf Er-den sein muss?

Die Wiederbelebung des Römischen ReichesDie einzige plausible Antwort auf diese Frage lau-

tet, dass das Römische Reich in den letzten Tagenwieder belebt werden muss. Die Armeen Roms zer-störten «die Stadt und das Heiligtum». Das Volk diesesReiches muss also das Volk des kommenden Fürstensein. Als Volk eines Fürsten bezeichnet man auch Un-tertanen; deshalb wird er der Herrscher des RömischenReiches sein. Da er dieses Weltreich in der Vergangen-heit nicht regierte, muss er es in der Zukunft beherr-schen. Deshalb muss das Römische Reich wieder be-lebt werden. Es gibt keine andere Möglichkeit. Es wirdzwar Ähnlichkeiten mit dem vergangenen Reich ge-ben, aber das neue Römische Reich wird nicht in der-selben Gestalt wieder aufgerichtet. Wir haben bereitsfestgestellt, dass es von zehn Königen regiert werdenwird, die offensichtlich jeweils einen Teil des Reichesbeherrschen. Eine derartige Aufteilung war dem altenRömischen Reich fremd. Der kommende Fürst wirdüber diesen zehn Vizekönigen stehen und das gesam-te Reich regieren, denn alle Menschen, die darin le-ben, werden seine Untertanen sein. Dieses letzte Welt-reich wird tatsächlich alle Nationen umfassen, wie wirnoch sehen werden.

Ein neuer TempelWas könnten die Bedingungen dieses «Bundes», von

dem Daniel spricht, sein, und mit wem wird er ge-schlossen? Wir wissen, dass er für den Zeitraum einerWoche, die letzten sieben Jahre der 70 Jahrwochen,

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gültig sein soll. Wir können auch aus dem Zusammen-hang erschliessen, dass es darin um den Opferdienstgeht, denn «in der Mitte der Woche wird er Schlachtop-fer und Speisopfer abschaffen» (Dan 9,27). Man könn-te meinen, dieser «Fürst» hätte für den Zeitraum vonsieben Jahren diese Form der Anbetung garantiert unddann sein Wort nicht eingehalten. Andere Bibeltextebestätigen diese Annahme. Da sich die 70 Jahrwochenin ihrer Gesamtheit auf Israel und Jerusalem bezie-hen, können wir davon ausgehen, dass dieser Bundden Tempel in der «heiligen Stadt» betrifft, den einzi-gen Ort, an dem Juden «Schlachtopfer und Speisopfer»darbringen können. Wir wissen auch aus anderenBibeltexten, dass der Tempel in Jerusalem wieder auf-gebaut werden wird, und das wird geschehen, auchwenn das jetzt noch unmöglich zu sein scheint, weilsich ja noch immer der Felsendom, das drittgrössteHeiligtum des Islams, auf dem Tempelberg befindet.

Die Aussage des Propheten Daniel, dass der Bundmit «den Vielen» gemacht wird, ist ein präzises Spie-gelbild der heutigen, internationalen Politik. Die gan-ze Welt befasst sich mit Jerusalem, und durch die Ver-einten Nationen ist sie auch an den Friedensverhand-lungen zwischen Israel und den arabischen Staatenbeteiligt. Massnahmen zum Wiederaufbau des zukünf-tigen Tempels werden nicht ohne die Zustimmung der«Vielen» getroffen werden können. Auch hier wirdwieder die Präzision der biblischen Prophetie sicht-bar. Die Existenz des Tempels während der 70. Jahr-woche wird auch in einer Vielzahl von anderen Pro-phezeiungen vorausgesetzt. Nehmen wir nur die Aus-sage des Apostels Paulus über den Antichristen: «Erist der Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gottoder Gottesdienst heisst, so dass er sich in den Tempel

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Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott» (2.Thess 2,4). Einederartige Gotteslästerung könnte durchaus jener «Gräu-el der Verwüstung» (vgl. Dan 12,11) sein, den Danieldem «kommenden Fürsten» zuschreibt. Daniel verdeut-licht ebenfalls, dass dieser kommende Fürst in einerletzten Schlacht gegen Christus kämpfen und dabeiumkommen wird (vgl. Dan 8,25). Deshalb muss essich um den Antichristen handeln. Es gibt aber nochweitere Gründe für eine solche Schlussfolgerung.

Der Antichrist betritt die BühneDer Messias wird als Fürst der Fürsten bezeichnet

(vgl. Dan 9,25). Dieser andere Fürst (vgl. Dan 9,26)eignet sich den Titel des Messias widerrechtlich an.Tut der Antichrist etwa so, als ob er Christus wäre? ImGegensatz zu Darstellungen in bestimmten Filmen undsogar von christlichen Autoren und Verkündigern, dieden Antichristen als böses Ungeheuer schildern, bie-tet uns die Bibel ein völlig anderes Bild. Die ganzeWelt wird zu Beginn nicht etwa in Furcht erstarren,sondern ihn anbeten (vgl. Offb 13,8), und das lässtauf eine echte Anziehungskraft und sogar Sympathieschliessen. – Die Vorsilbe «Anti-» stammt aus der grie-chischen Sprache. Normalerweise wird sie mit derBedeutung «gegensätzlich» oder «gegen» in Verbindunggebracht. Sie bedeutet jedoch auch «an Stelle von» oder«als Ersatz für». Der Antichrist wird sich natürlich ge-gen Christus wenden, aber mit der grössten, teuflischenSchlauheit, die es jemals gegeben hat: Er wird so tun,als ob er Christus sei und somit die Christenheit aufseine Seite ziehen, indem er sich als ihre Leitfigur aus-gibt. Satan in seiner Genialität hätte sich keinen bes-seren Trick ausdenken können. Im Zusammenhang mitden Zeichen der letzten Tage, welche die Nähe Seines

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Kommens anzeigen sollen, sprach unser Herr die fol-gende Warnung aus: «Denn es werden viele kommenunter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus,und sie werden viele verführen» (Mt 24,5). Offenbarsollte die Welt durch die Vielzahl der falschen Messias-figuren auf die Ankunft des wahren Antichristen vor-bereitet werden. Sind diese Anwärter etwa echte Kon-kurrenten? In Wirklichkeit verkünden sie der Welt dieVorstellung, jeder sei der Christus. Eine solche Auffas-sung war bis vor kurzem in der westlichen Welt weit-gehend unbekannt, und doch ist sie eine der Haupt-lehren der heutigen New-Age-Bewegung.

Der «Gott» des AtheismusEine Vielzahl von Sekten, wie zum Beispiel Unity

School of Christianity oder Church of Religious Scienceverkünden die gleiche Lüge. Ihrer Auffassung nachunterschied sich Jesus von allen anderen Menschennur durch die Erreichung eines «höheren Bewusstseins-zustandes», der auch als «Christusbewusstsein» be-zeichnet wird. Wenn ein Mensch dieses Bewusstseinerlangt, wird er ebenfalls zu einem Christus. Wenneine bestimmte Anzahl von Menschen, die so genann-te «kritische Masse», diesen Zustand erreicht, wird dieWelt eine Umwandlung erleben. Dieses neue Zeitalterist die Hoffnung des New Age. Dass der Antichrist sichals derjenige erweisen wird, der dieses Christus-bewusstsein erreicht hat (und er wird die satanischenbzw. übersinnlichen Kräfte haben, um den Beweisanzutreten; vgl. 2.Thess 2,9-10), geht aus der Begrün-dung des Paulus hervor, warum sich der Antichrist zum«Gott» erhebt. Dieser Mensch der Gesetzlosigkeit «istder Widersacher, der sich erhebt über alles, was Gottoder Gottesdienst heisst» (2.Thess 2,4). Er ist der Anti-

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Gott, und in Wirklichkeit ist er ein Atheist. Trotzdembehauptet er, Gott zu sein. Er behauptet natürlich nicht,der Gott der Bibel zu sein, denn er lehnt ja den Glau-ben an einen solchen Gott ab. Er ist ein Humanist, dersich selbst als Mensch (und damit potenziell alle Men-schen) an die Stelle Gottes setzt. Der Einblick, denJesus über das Wesen dieses Hochstaplers vermittelte,deckt sich mit den Aussagen des Paulus, und das mussja so sein. Christus sprach folgendermassen über denAntichristen: «Ich bin gekommen in meines VatersNamen, und ihr nehmt mich nicht an. Wenn ein ande-rer kommen wird in seinem eigenen Namen, den wer-det ihr annehmen» (Joh 5,43). Der Antichrist bekenntsich nicht zu einer Abhängigkeit vom Vater, wie Jesuses tat. Er verlässt sich auf sich selbst und behauptet,er hätte aus eigener Kraft gottähnliche Macht erlangt.Er kommt in seinem eigenen Namen. Seine Religionbesteht in der Verherrlichung des Ichs, die ihren Ur-sprung in Satan hatte (das ist nicht überraschend, dennder Antichrist ist die menschliche Verkörperung Sa-tans), und die Welt wird ihn wegen dieser Selbst-verherrlichung lieben.

Die ganze Welt wird zwar den Antichristen anbe-ten, aber Jesus sagt uns, dass Israel ein Gefühl derVerwandtschaft zu ihm empfinden und ihn als seinenMessias, seinen Erlöser, annehmen wird. In verschlüs-selter Sprache erklärt uns Daniel die Gründe für die-ses Verhalten. Als Auswirkung seines Bundes mit denVielen wird er Israel und durch Israel der Welt denFrieden bringen. Ein durch den Antichristen gestifteterFrieden im Nahen Osten wird der Schlüssel zu einemneuen Zeitalter, einer neuen Weltordnung für die gan-ze Menschheit, sein. Das wird die Welt glauben, bisdiese Hoffnung wie ein Kartenhaus einstürzt.

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Kapitel 18

Die Gemeinde ist nichtmehr da!

«Und ihr wisst, was ihn noch aufhält, bis er offen-bart wird zu seiner Zeit. Denn es regt sich schon dasGeheimnis der Bosheit; nur muss der, der es jetzt nochaufhält, weggetan werden, und dann wird der Böseoffenbart werden. Ihn wird der Herr Jesus umbringenmit dem Hauch seines Mundes und wird ihm ein Endemachen durch seine Erscheinung, wenn er kommt»(2.Thess 2,6-8).

Obwohl der Antichrist eine friedliche Lösung desKonflikts zwischen Israel und seinen arabischen Nach-barn herbeiführen wird, handelt es sich dabei um ei-nen Frieden, den er selbst zunichte machen wird, wenner die Armeen der Welt in ihrem Angriff auf Israel an-führt. Aufgrund einer tragischen Unkenntnis über sei-ne eigene Heilige Schrift und über künftige Ereignissewird das auserwählte Volk Gottes nichtsahnend in dievon Satan ausgelegte Falle laufen. Für Israel wird die-ser charismatische Weltdiktator mit seiner Fähigkeit,den Frieden zu bringen, der Messias sein. Der Bundmit diesem Werkzeug des Bösen, der sich dann als ihrtödlichster Feind erweist, wird zu einer Zeit dergrössten Drangsal führen, welche die Juden als Volkjemals durchlitten haben. Der Prophet Jeremia bezeich-

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nete diesen Zeitraum als «Zeit der Angst für Jakob»(Jer 30,7).

Zerstört durch «Frieden»Wenn man heute an einer Strassenecke in Jerusalem

steht und die Passanten fragt «Glauben Sie, dass derMessias kommen wird?», dann wird fast jeder Israeliim Brustton der Überzeugung antworten: «Ja, natür-lich!» Wenn man dann weiter fragt: «Wie werden SieIhn erkennen?» Dann wird fast jeder Jude in Israel miteiner Naivität, die nur aus der Hoffnung entstehenkann, antworten: «Er wird den Frieden bringen!» Diemeisten Juden rechtfertigen ihre ablehnende HaltungJesus gegenüber mit Seiner mangelnden Fähigkeit, derWelt den Frieden zu bringen. Die Propheten haben dochschliesslich angekündigt, dass der Messias ein Reichdes ewigen Friedens aufrichten und vom Thron Davidsaus herrschen würde. Jesus erfüllte diese Anforderun-gen nicht, und deshalb konnte Er nicht der Messiassein. Diese Lüge klingt sehr einfach, aber damit kön-nen nur diejenigen getäuscht werden, die keine Kennt-nis über biblische Prophetie haben.

Die Welt weiss nicht, dass der Friede mit Gott, demganz bestimmte Bedingungen zugrunde liegen, die ein-zige Grundlage für den Frieden unter den Menschenist. Aufgrund seiner Blindheit gegenüber den Prophe-zeiungen, dass der Messias zuerst für die Sünden derWelt sterben musste, um die Menschheit mit Gott zuversöhnen, ist der moderne jüdische Mensch reif fürden falschen Frieden des Antichristen. Die Politikerund Führungspersönlichkeiten in Israel schenken derernsten Warnung des Propheten Daniel keine Beach-tung: «Und ob seiner Klugheit und weil ihm der Betrugin seiner Hand gelingt, wird er sich in seinem Herzen

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erheben und viele in ihrer Sorglosigkeit (oder: durchFrieden) verderben» (Dan 8,25, Schl.; Text in Klam-mern: Anm. d. Übers.).

Die Blindheit IsraelsWir werden uns später intensiver mit den Ereignis-

sen in dieser letzten Woche des von Daniel prophezei-ten Zeitraums und mit der zeitlichen Einordnung derdamit zusammenhängenden Wiederkunft Christi be-fassen. Vorerst müssen wir jedoch klären, warum die-se Woche noch nicht abgelaufen ist und wann das ge-schehen könnte. Die Antwort auf diese Fragen ist ent-scheidend für das Verständnis über den Zeitpunkt derEntrückung und der Wiederkunft Christi. Wir beton-ten bereits, dass die Zeit von 70 Jahrwochen sich nurauf Israel und insbesondere auf Jerusalem bezieht. Esgeht darin um das Handeln Gottes an Seinem altenBundesvolk, mit dem Ziel, es zur Busse und vollstän-digen Versöhnung mit Ihm und Seinem Willen zu füh-ren, so dass der Messias Seine Herrschaft antretenkann. Damit das geschehen kann, müssen diesem Volkim geistlichen Sinn die Augen geöffnet werden. Ausdiesem Grund ist es wichtig zu erkennen, dass nachder Bibel Israel eine Blindheit widerfahren ist, welchedie meisten Juden daran hindert, zu Gott eine Bezie-hung zu haben, wie sie Abraham kannte.

Der Apostel Paulus, ein ehemaliger Schriftgelehr-ter, litt unter der Trennung Israels von seinem Gottund dem Verlust der Segnungen, die Gott diesem Volkdurch den Messias zugedacht hat. Wir teilen seinentiefen Schmerz um sein Volk, wenn er eingesteht, «dassich grosse Traurigkeit und Schmerzen ohne Unterlassin meinem Herzen habe. Ich selber wünschte, verfluchtund von Christus getrennt zu sein für meine Brüder,

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die meine Stammverwandten sind nach dem Fleisch,die Israeliten sind, denen die Kindschaft gehört unddie Herrlichkeit und der Bund und das Gesetz und derGottesdienst und die Verheissungen, denen auch dieVäter gehören, und aus denen Christus herkommt nachdem Fleisch, der da ist Gott über alles, gelobt in Ewig-keit» (Röm. 9,2-5). Israel war bereits Jahrhunderte vorder Niederschrift dieser Worte von Gott abgefallen undmissachtete die Warnungen Seiner Propheten. Aus denvom Heiligen Geist inspirierten Aussagen des Apos-tels im Römerbrief und seinen anderen Briefen gehtjedoch hervor, dass Israel eine Grenze überschrittenhat. Der Messias «kam in sein Eigentum; und die Sei-nen nahmen ihn nicht auf» (Joh 1,11). Als sie ihrenSchöpfer kreuzigten, riefen sie laut: «Sein Blut kommeüber uns und unsere Kinder!» (Mt 27,25). Die Würfelsind gefallen, und es ist zu einer radikalen Wende ge-kommen in der Beziehung zwischen Gott und SeinemBundesvolk.

Der Fall Israels und das Heil der WeltFür Paulus ist der Fall Israels jedoch nicht von Dauer,

denn Gott hat Israel noch nicht aufgegeben. Eines Ta-ges wird Sein Volk wiederhergestellt, aber erst dann,wenn der Messias bei der Schlacht von Harmagedonzu seiner Errettung zurückkehren wird. Mittlerweilekommen die Geschehnisse um Israel den Nichtjudenzugute. Der Apostel Paulus veranschaulicht diesenSachverhalt folgendermassen: «So frage ich nun: Sindsie gestrauchelt, damit sie fallen? Das sei ferne! Son-dern durch ihren Fall ist den Heiden das Heil widerfah-ren, damit Israel ihnen nacheifern sollte. Wenn aberschon ihr Fall Reichtum für die Welt ist und ihr SchadeReichtum für die Heiden, wieviel mehr wird es Reich-

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tum sein, wenn ihre Zahl voll wird» (Röm 11,11-12).Seit dem Fall Israels wirkt Gott mit Seiner Gnade undin einem bisher noch nicht da gewesenen Ausmassan den Nichtjuden. Die Propheten suchten und forsch-ten nach dieser grossen Seligkeit, und sogar Engel kön-nen sie noch nicht verstehen (vgl. 1.Petr 1,10-12).Erstaunlicherweise wurde dieser Zustand erreicht, weilIsrael seinen Messias gekreuzigt hatte! Für diese nie-derträchtige Tat wird das Volk Gottes jedoch zur Ver-antwortung gezogen werden. In seiner zweiten grossenPredigt klagte Petrus die Einwohner von Jerusalem an:«Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gottunsrer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, denihr überantwortet und verleugnet habt vor Pilatus, alsder ihn loslassen wollte. Ihr aber habt den Heiligen undGerechten verleugnet und darum gebeten, dass maneuch den Mörder schenke; aber den Fürsten des Lebenshabt ihr getötet. Den hat Gott auferweckt von den To-ten; dessen sind wir Zeugen» (Apg 3,13-15). Die Kreu-zigung Jesu war ein gemeines Verbrechen, für das Is-rael bereits eine schlimme Strafe erlitten hat, aber auchin Zukunft noch das göttliche Gericht an sich erfahrenmuss. Trotzdem kam das Heil zur übrigen Mensch-heit, weil Israel seinen Messias ablehnte und kreuzig-te. Christus musste sterben, um die Schuld für dieSünden der ganzen Welt zu bezahlen. Tragischerweisewar es Sein eigenes Volk, das Seinen Tod herbeiführte.Denken wir daran, dass Pilatus von Seiner Unschuldüberzeugt war und Ihn freilassen wollte.

Wunder über Wunder: Die Lanze, die Seine Seitedurchstach, brachte das rettende Blut hervor, das Blut,das von den so verächtlich und brutal in Seine Händeund Füsse getriebenen Nägeln floss, von den Dornen,die Sein Haupt mit Spott krönten. Dieses Blut war der

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Preis für unsere Errettung (Eph 1,7; Kol 1,14). Als Is-rael seinen Messias ablehnte, brachte es damit denHeiden das Heil. Den Jüngern fiel es zunächst schwer,daran zu glauben, aber schliesslich verstanden auchsie es.

Die Zeit der HeidenMit der Ablehnung des Messias durch Israel be-

gann ein neues Zeitalter. Jesus nannte es «die Zeit derHeiden», eine Zeit, die nach Seinen Worten weiterge-hen muss, bis sie «erfüllt» ist. Erst dann wird Jerusalemvom heidnischen Einfluss befreit (Lk 21,24). Die Dau-er dieser «Zeit der Heiden» entspricht dem Zeitraum,in dem Israel in Blindheit gegenüber dem Evangeliumsowie der Tatsache, dass es seinen Messias gekreuzigthat, lebt. Paulus fährt mit seinen Ausführungen fort:«Ich will euch, liebe Brüder, dieses Geheimnis nichtverhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet:Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lan-ge bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist; undso wird ganz Israel gerettet werden, wie geschriebensteht: ‹Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der ab-wenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob›» (Röm 11,25-26).

Kurz vor Seinem Tod verkündete Jesus ChristusSeinen Jüngern, dass Er etwas schaffen würde, was esvorher noch nie gegeben hatte, nämlich Seine Gemein-de. Als Petrus bekannte, dass Er der Messias war, er-widerte Jesus: «… auf diesen Felsen will ich meineGemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sienicht überwältigen» (Mt 16,18). Bis zu diesem Zeit-punkt zählten nur Juden zum Volk Gottes. Ihre Bezie-hung zu Gott wurde durch den mosaischen Bund ge-prägt. Nach der Kreuzigung Christi für die Sünden der

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Welt sollte es ein völlig neues Volk aus Juden undHeiden geben, und zwar die Gemeinde. Paulus erklärtdiesen Sachverhalt mit den folgenden Worten: «Da-rum denkt daran, dass ihr, die ihr von Geburt einstHeiden wart … dass ihr zu jener Zeit ohne Christuswart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Frem-de ausserhalb des Bundes der Verheissung; daher hat-tet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt.Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst Fernewart, Nahe geworden durch das Blut Christi. Denn erist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat undden Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, näm-lich die Feindschaft. Durch das Opfer seines Leibes hater abgetan das Gesetz mit seinen Geboten und Satzun-gen, damit er in sich selber aus den zweien einen neuenMenschen schaffe und Frieden mache und die beidenversöhne mit Gott in einem Leib durch das Kreuz, in-dem er die Feindschaft tötete durch sich selbst … Soseid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, son-dern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen,erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, daJesus Christus der Eckstein ist» (Eph 2,11-16.19-20).

Petrus war nicht unfehlbarDie römisch-katholische Kirche behauptet, dass

Petrus der Felsen ist, auf dem die Gemeinde gebautwurde. Natürlich sagte Jesus zu Petrus: «Du bist Petrus,und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen,und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: al-les, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Him-mel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösenwirst, soll auch im Himmel gelöst sein» (Mt 16,18-19).Aufgrund dieser einfachen Aussage, die im Grunde

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genommen den gleichen Inhalt hat wie die Worte Jesuzu allen Jüngern in Matthäus 18,18-19 und Johannes20,23, hat die römisch-katholische Kirche die Lehrenüber das päpstliche Amt, die Unfehlbarkeit des Paps-tes, die Apostolische Sukzession, ins Leben gerufen,eine Instanz, die allein zur Auslegung der Bibel be-rechtigt ist, ein zölibatäres Priestertum, dem die Men-schen ihre Sünden bekennen müssen und das alleindie göttliche Gnade durch die sieben Sakramente spen-den kann und vieles mehr. Man kann die Worte Jesumit mikroskopischer Genauigkeit untersuchen, aberman wird darin keine Rechtfertigung für derartige Aus-schmückungen finden.

Es würde den Rahmen dieses Buches sprengen,wenn wir uns genauer mit den Irrtümern der katholi-schen Kirche befassen wollten. Wenn Jesus Christusdamals den Apostel Petrus zum ersten Papst ernannthätte, und wenn alle Päpste wirklich unfehlbar sind,dann wird das aus dem Verhalten des Petrus auf kei-nen Fall deutlich, denn der «erste Papst» verleugneteden Glauben! Wenn aber Petrus nicht im Augenblickseiner «Ernennung» von Christus die «Unfehlbarkeit»erhalten hat, wann geschah das dann? Nur wenigeAugenblicke, nachdem Petrus von Jesus wegen seinesBekenntnisses, Er sei der Christus, gelobt worden war,drängte der ehemalige Fischer darauf, dass Jesus nichtam Kreuz sterben dürfe. Damit leugnete er die Haupt-lehre des Christentums. «Geh weg von mir, Satan!»(Mt 16,23), so lautete die zurechtweisende Antwortdes Herrn. Das päpstliche System hatte also einenäusserst schlechten Start. Im nächsten Kapitel lesenwir, wie Petrus, Jakobus und Johannes sich auf demBerg befanden, auf dem Christus vor ihnen verklärtwurde und ihnen einen Einblick in Seine kommende

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Auferstehungsherrlichkeit gab. Mose und Elia erschie-nen zusammen mit Christus. Mit ebenfalls voreiligenWorten, die alles andere als unfehlbar waren, degra-dierte Petrus seinen Herrn zu einem Propheten, denner sagte: «Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ichhier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Eliaeine» (Mt 17,4). Sofort wies die Stimme Gottes ausdem Himmel diesen «ersten Papst» zurecht. Bei dieserGelegenheit hatte Petrus die Einzigartigkeit und Gott-heit des eingeborenen Sohnes Gottes geleugnet, dennEr steht weit über jedem Propheten, auch über Moseund Elia.

Wir haben bereits erwähnt, dass Petrus sogar ab-gestritten hatte, Jesus zu kennen, als er im Palast desHohenpriesters während der Verurteilung seines Herrnvon Dienstboten angesprochen wurde. Rom entschul-digt die Sünden der Päpste (unter ihnen befanden sichdie unmenschlichsten Ungeheuer, die jemals über die-se Erde gingen) mit der Binsenweisheit, es gebe einenUnterschied zwischen Unfehlbarkeit und Fehlerlo-sigkeit. Päpste sind angeblich unfehlbar, wenn sie sichvor der gesamten Kirche zu Themen wie Glaube oderMoral äussern, auch wenn sie durch ihre Art zu lebenChristus verleugnen. Diese Vorstellung ist jedoch derBibel, aber auch der Urgemeinde, völlig fremd. Aberalle drei von Petrus ausgesprochenen Verleugnungender Wahrheit und dessen, der die Wahrheit ist, bezo-gen sich auf «Glauben und Moral». Ausserdem erfolg-ten sie vor der gesamten Gemeinde, denn sie befindensich im biblischen Kanon.

Der wahre FelsenChristus ist es, der Seine Gemeinde baut. Er ist ihr

Haupt und auch ihr Fundament. Wir haben bereits

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festgestellt, wie Jahwe im Alten Testament deutlichsagt, dass Er allein der Erretter ist. Er verkündet mitder gleichen Endgültigkeit, dass Er der einzig wahreFelsen ist: «Denn wer ist Gott, wenn nicht der Herr,oder ein Fels, wenn nicht unser Gott?» (Ps 18,32). Alsokann Petrus gar nicht der Felsen sein! Im gesamtenAlten Testament wird Gott als «der Felsen» der Erret-tung bezeichnet. Häufig wird betont, dass Gott der ein-zige Felsen ist, so zum Beispiel in 5.Mose 32,4,2.Samuel 22,2; 23,3, Psalm 18,3; 28,1; 42,10; 6,7, Jesaja17,10 usw. Paulus argumentiert, dass Jesus Christuswährend der Wüstenwanderung der Felsen Israels war(1.Kor 10,4), und somit ist Er Jahwe. Weil aber Gottim gesamten Alten Testament verkündet, Er sei dereinzige Erretter, musste unser Herr und Erlöser JesusChristus der fleischgewordene Gott sein. Das Gleichegilt für den Felsen, auf den die Gemeinde gebaut ist,da nur Gott selbst dieser Felsen sein konnte. Jesus istder Felsen, denn Er ist Gott. Petrus konnte diese Stellenicht einnehmen, und das war auch gar nicht seinBestreben.

Jesus erwähnte den Schriftgelehrten gegenüber diemessianische Prophezeiung in Psalm 118,22: «DerStein, den die Bauleute (d. h. die religiösen Führungs-persönlichkeiten in Israel) verworfen haben, ist zumEckstein geworden» (Text in Klammern vom Autor).Das war ein deutlicher Hinweis, dass sich dieser Textin Seiner Person erfüllt hatte. Die Schriftgelehrtenwussten das, und sie hassten Ihn deswegen. Petrusgab den Schriftgelehrten die Schuld an der KreuzigungJesu, und dann wandte er genau diese Prophezeiungauf Ihn an: «Im Namen Jesu Christi von Nazareth, denihr gekreuzigt habt, den Gott von den Toten auferweckthat; durch ihn steht dieser hier gesund vor euch. Das

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ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen, der zumEckstein geworden ist» (Apg 4,10-11). In seinem erstenBrief setzte Petrus wiederum Jesus Christus mit dem«Eckstein» gleich, auf den die Gemeinde aufgebaut ist(vgl. 1.Petr 2,6-7). Als Israel diesen Stein zurückwies,ist es auf die Seite gesetzt worden, während Gott aufdiesem Eckstein etwas Neues baut. Über diesen Fel-sen, auf dem die Gemeinde erbaut ist, stolperte Israelund kam zu Fall. Der Prophet Jesaja sagte diese Ent-wicklung voraus: «Er (der Messias) wird ein Fallstricksein und ein Stein des Anstosses und ein Fels des Är-gernisses für die beiden Häuser Israel (d. h. Juda undIsrael)» (Jes 8,14; Text in Klammern vom Autor). So-wohl Petrus (vgl. 1.Petr 2,8) als auch Paulus (vgl. Röm9,33) zitieren diesen Vers und wenden ihn auf Chris-tus, aber auch den Niedergang Israels an.

Hier erkennen wir, dass es zwei eng verwandteGründe gibt, warum die 70. Woche aus dem BuchDaniel nicht wie geplant abgelaufen ist. Die 69. Wo-che endete mit der Verwerfung und Kreuzigung desMessias durch Israel. Aus dieser Ablehnung kam dieErrettung für die Welt, die Gott bereits vor Grundle-gung der Welt geplant hatte. Der Weg zu einer neuenBeziehung zu Gott stand jetzt der gesamten Mensch-heit offen. Durch den Fall Israels entstand die Gemeindeals Einheit von Juden und Nichtjuden.

Die Gemeinde muss weggenommen werdenSeit dieser Zeit ist die Gemeinde Jesu der Schwer-

punkt des göttlichen Handelns in der Welt. Sie ist dasWerkzeug bei der Verbreitung des Evangeliums unteralle Völker, auch in Israel. Seit fast 2 000 Jahren ist siedas Licht der Welt, indem sie Sünder zur Umkehr undVersöhnung mit Gott auffordert und vor einem kom-

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menden Tag des Gerichts warnt. In dieser Zeit wurdeIsrael auf die Seite gesetzt, als umherwanderndes Volkohne eigenes Land, verstreut unter alle Nationen. Esbefand sich unter dem Gericht Gottes, aber Er hat SeinVolk nicht vergessen. 1948 wurde Israel wieder zu ei-ner Nation. Wir erwähnten bereits, dass diese Entwick-lung ein grosses Wunder war, aber das grössere Wun-der bestand darin, dass Jerusalem wieder zum Mittel-punkt der weltweiten Aufmerksamkeit wurde. Hat die70. Woche aus dem Buch Daniel mit der Rückkehr Is-raels in das Land seiner Väter wieder begonnen? Of-fenbar nicht, denn Israel ist bereits viel länger dort alssieben Jahre, und Christus ist noch nicht zurückge-kehrt, um die Herrschaft in Jerusalem anzutreten. Of-fenbar steht die Gegenwart der Gemeinde Jesu in derWelt dem Handeln Gottes an Israel noch im Weg. Die70. Woche aus dem Buch Daniel ist ein Zeitraum vonsieben Jahren. Eine Vielzahl von Prophezeiungen mussin dieser Zeit erfüllt werden. Wann werden die vorher-gesagten Ereignisse stattfinden? Durch zwei Entwick-lungen wurde die 70. Woche unterbrochen, und zwarerstens die Verwerfung des Messias durch Israel undzweitens die Entstehung der Gemeinde Jesu. Waswürde geschehen, wenn Israel sich plötzlich seinemGott zuwendet? Würde die göttliche Uhr dann wiederanlaufen? Nein, denn die Bibel sagt deutlich, dass Is-rael bis zum Ende der siebzigsten Woche seinen Mes-sias nicht erkennen wird, sondern erst dann, wenn Erin Harmagedon erscheint, um Sein Volk zu retten. DiePropheten haben klare Aussagen darüber gemacht.Deshalb wissen wir, dass die bis heute andauerndeAblehnung des Messias durch Israel einer Wiederauf-nahme dieser letzten, für Israel und Jerusalem be-stimmten Woche nicht im Weg steht.

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Demnach verhindert die Anwesenheit der Gemein-de Jesu das letzte Handeln Gottes an Israel. Muss dieGemeinde weggenommen werden, damit Israel wiederin den Mittelpunkt gerückt wird? Genau das wird ge-schehen. Diese Schlussfolgerung drängt sich dem Bibel-leser förmlich auf. Die Gemeinde Jesu, durch derenEntstehung die 70. Woche nicht ihren Verlauf nehmenkonnte, muss weggenommen werden, bevor diese letz-ten sieben Jahre wie geplant ablaufen können. DiesesEreignis hat Christus verheissen. Hier handelt es sichum ein äusserst schlagkräftiges biblisches Argumentdafür, dass die Entrückung der Gemeinde vor demBeginn der 70. Woche stattfinden muss. Aus diesemGrund kommt eine Entrückung in der Mitte der Trüb-sal oder vor dem Zorn nicht in Frage. Diese letzteWoche kann nicht beginnen, bevor die Gemeinde, de-ren Entstehung zur Unterbrechung des prophetischenAblaufs führte, weggenommen wird. Es gibt aber nochweitere Gründe für eine Entrückung der Gemeinde zudiesem Zeitpunkt.

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Kapitel 19

Die Entrückung

«In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt:Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und wenn ichhingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wieder-kommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, woich bin» (Joh 14,2-3).

«Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehlertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posau-ne Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, undzuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind,auferstehen. Danach werden wir, die wir leben undübrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden aufden Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und sowerden wir bei dem Herrn sein allezeit» (1.Thess 4,16-17).

«Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werdennicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandeltwerden; und das plötzlich, in einem Augenblick, zurZeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune er-schallen, und die Toten werden auferstehen unverwes-lich, und wir werden verwandelt werden» (1.Kor 15,51-52).

Wir werden bald von dieser alten Welt voller Sün-de und Leid Abschied nehmen! Eines Tages werdenChristen lebend in den Himmel aufgenommen wer-den. Die Seelen der Menschen, die vorher im Glauben

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an Christus gestorben sind, werden mit ihrem Herrnvom Himmel herabkommen, um sich mit ihren ver-herrlichten Auferstehungsleibern zu vereinigen. DieLeiber derjenigen, die zum Zeitpunkt Seiner Rückkehrnoch am Leben sind, werden in einem Augenblick ver-wandelt. Dann werden sie gemeinsam mit den Heili-gen aus allen Zeitaltern in die Luft aufgenommen, umoberhalb des Planeten Erde mit Christus zusammen-zutreffen. Von dort aus wird Er in Einklang mit Sei-nem Versprechen diese unzählbare Schar persönlichin die Gegenwart Seines himmlischen Vaters beglei-ten.

Wir haben schon mehrmals die Bibeltexte, die die-ses Ereignis schildern, gelesen, und vom Verstand herkönnen wir ihrem Inhalt zustimmen. Bedauerlicher-weise hat diese Wahrheit bei vielen von uns noch nichtdas Herz erreicht und hat deshalb nur geringe Aus-wirkungen auf unser Leben. Irgendwie kann die atem-beraubende Realität der Entrückung und die erschre-ckende Wahrheit, dass sie in jedem Augenblick statt-finden könnte, uns nicht erreichen. Scheinbar ist die-se Botschaft so oft verkündigt worden, dass sie ihrenSinn und die Kraft, unsere Herzen zu bewegen, ver-loren hat. Die anfängliche Begeisterung, die dieseVerheissung ausgelöst hat, wird gedämpft durch dieErkenntnis, dass Christen schon Jahrhunderte langvoller Hoffnung auf dieses Ereignis warten, es abernoch immer nicht eingetroffen ist. Warum sollte esdann in unserer Zeit geschehen? Dafür gibt es berech-tigte Gründe. Christus hätte auch in der Vergangen-heit in jedem Augenblick kommen können, aber Erhat es nicht getan. Unsere Generation verfügt jedochüber einzigartige Hinweise, dass dieses Ereignis sehrbald stattfinden muss. Die Rückkehr Israels in das Land

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seiner Väter nach 2 500 Jahren und die Tatsache, dassdie Nationen endlich ernsthafte Versuche unterneh-men, einen Frieden zwischen Arabern und Juden zu-stande zu bringen, sind nur zwei dieser neuen Hin-weise, die den Generationen vor uns unbekannt wa-ren.

Ein besonderer Wesenszug des Christentums

Der Begriff «Entrückung» wird von Skeptikern ab-gelehnt, weil er ihrer Meinung nach nicht in der Bibelvorkommt. Man kann ihn jedoch in der lateinischenÜbersetzung von 1.Thessalonicher 4,17 nachlesen. Daslateinische Wort rapturos bedeutet ein ekstatischesHinwegreissen. Diese Bedeutung liegt auch dem eng-lischen Begriff rapture zugrunde. Aber auch in ande-ren Sprachen ist genau das gemeint, was nach derAussage der Bibel geschehen wird, wenn Christus wie-derkommt, um die Seinen zum Haus Seines Vatersmitzunehmen. Dieses Versprechen hat unser Herr ge-geben, und Er wird es auch einhalten. Die Hoffnungauf die Entrückung gibt es in dieser Form nur im Chris-tentum. Allein aus diesem Grund handelt es sich umeine weitaus wichtigere Lehre, als sich viele Christeneingestehen wollen. Denn alles, was die Einzigartig-keit des Christentums herabmindert, trägt zur Schwä-chung seiner Grundlagen bei und erhöht die Gefahrder Verwirrung und Kompromissbereitschaft. Vor demKommen Christi vor 2 000 Jahren war die Entrückungnoch völlig unbekannt. Deshalb bezeichnet sie Paulusals «Geheimnis», das erst zu seiner Zeit offenbart wur-de. Obwohl Henoch und Elia lebend in den Himmelaufgenommen wurden, handelte es sich doch um Aus-nahmefälle, die für den durchschnittlichen Gläubigenin der Zeit des Alten Testamentes nicht zur Grundlage

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einer gemeinsamen Hoffnung wurden. Obwohl derBuddhismus, der Hinduismus, der Islam und andereWeltreligionen ihren Anhängern die Aussicht auf einLeben nach dem Tod bieten, kennen sie nicht die Vor-stellung über eine Aufnahme in den Himmel, währendder Mensch noch lebt. Christus allein, der Sieger überden Tod, konnte denen, die an Ihn glauben, so etwasEinzigartiges versprechen.

Eine völlig neue VerheissungEs ist aus diesem Grund nicht überraschend, dass

Paulus die Entrückung als «selige Hoffnung» (Tit 2,13)bezeichnete. Diese Lehre ist keine Randerscheinung,sondern so eng verknüpft mit unserem Glauben, dasssie davon nicht getrennt werden kann. Wie wir im letz-ten Kapitel feststellen werden, sah Paulus in dieserHoffnung auf unser Erscheinen mit Christus in Herr-lichkeit das Hauptmotiv für ein gottgewolltes Leben.Sogar in seiner Lehre über das Gedenken an den Todunseres Herrn in der Feier des Abendmahls betontPaulus, dass diese Erinnerungsfeier nur so lange Gül-tigkeit hat, «bis dass er kommt» (1.Kor 11,26). DieseHoffnung ist das Herzstück des Christentums.

Man muss jedoch nicht an die Entrückung glau-ben, um erlöst zu werden, denn sie ist kein Bestand-teil des Evangeliums. Wir sind erlöst, weil wir glau-ben, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist,begraben wurde und am dritten Tag von den Totenauferstand. Diejenigen, die zu Ihm gehören, werdenbei der Entrückung in den Himmel aufgenommen wer-den, ob sie nun daran glauben oder nicht. Aber wennwir das Versprechen unseres Herrn, uns in den Him-mel mitzunehmen, nicht Ernst nehmen, warum soll-ten wir dann Seinen anderen Worten Glauben schen-

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ken? Bedenken wir nur, was diese Worte Jesu Christibedeuten: «Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zubereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir neh-men, damit ihr seid, wo ich bin» (Joh 14,3). Er ver-sprach Seinen Jüngern nicht etwa, sie würden nachihrem Tod in den Himmel kommen, obwohl das na-türlich auch der Fall ist. Vielmehr betont Er, dass derTag kommen wird, an dem Er persönlich zurückkeh-ren und alle Gläubigen, die Lebenden und die von Ihmauferweckten Toten, zu einem bestimmten Zeitpunktin den Himmel, in das Haus Seines Vaters, mitnehmenwird. Eine derartige Verheissung wurde vorher nochnie ausgesprochen! In seinen Ausführungen gehtPaulus auf dieses einzigartige und geheimnisvolle Er-eignis ein und erläutert es ausführlich. Das Fundamentdieser Hoffnung bleibt jedoch das persönliche Verspre-chen Christi, und der Anlass, zu dem Er diese Wortesprach, muss in der richtigen Perspektive gesehenwerden. Die Verheissung über die Entrückung wurdein der Nacht ausgesprochen, als Jesus verraten wur-de, als unlösbarer Bestandteil Seiner Offenbarung überSeinen Tod am Kreuz. Indem Er die Strafe für unsereSünden auf sich nahm, bereitete Er den Himmel fürunsere Ankunft vor.

Die erstaunlichste Frucht des KreuzesDer Himmel ist das Kernstück des Christentums.

Unser Herr Jesus Christus kam nicht, wie mancheAusleger meinen, um uns wieder in das verloren ge-gangene Paradies zu versetzen, sondern um uns aufden Himmel vorzubereiten. Er kam nicht, um die alteSchöpfung wiederherzustellen, sondern um etwasNeues zu schaffen! Deshalb besteht die Aufgabe derGemeinde Jesu nicht darin, diese Welt vor der Zerstö-

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rung zu bewahren, denn sie wird unweigerlich ver-nichtet werden, oder die gesellschaftlichen Verhältnissezu verbessern, sondern Sünder aus dieser Welt he-rauszurufen, damit sie Bürger des Himmels werdenund auf die Rückkehr ihres Herrn warten, denn Er willsie dorthin mitnehmen. Wir setzen unsere Hoffnungnicht auf Versicherungspolicen und einen Altersru-hesitz, sondern auf einen ewigen Himmel. Von dorterwarten wir unseren Herrn, der jeden Augenblick zu-rückkommen und uns in die Luft aufnehmen wird,damit wir Ihm dort begegnen.

Der schändliche Tod Christi am Kreuz, wo Er nichtnur die Bosheit der Menschheit, sondern auch dasGericht Gottes über die Sünde ertragen musste, sollteuns nicht als Beispiel für Idealismus und Selbstaufop-ferung dienen bei dem Versuch, die ökologische Kata-strophe abzuwenden und die Erde wieder in ihrenparadiesischen Zustand zu versetzen – im Gegenteil!Er befreite uns vom Fluch des Gesetzes, das als Strafefür unsere Sünden die Verbannung aus der GegenwartGottes forderte, und Er ermöglichte uns den Zutritt zueinem Ort, an dem Adam nie gewesen ist. Adam undEva kannten die zeitweilige Gemeinschaft mit Gott,als Er in der Kühle des beginnenden Abends im Gar-ten umherging. Durch den Heiligen Geist, der in unswohnt, haben wir jedoch eine weitaus engere Verbin-dung zu Gott, und zwar 24 Stunden pro Tag. Darüberhinaus sollen wir die gesamte Ewigkeit mit Ihm inSeinem himmlischen Heim verbringen! Die Sündedrang in das Paradies von Eden ein, aber sie kannniemals im neuen Universum Gottes Fuss fassen. Ob-wohl sie als vollkommene und unschuldige Wesen er-schaffen waren, konnten Adam und Eva sündigen. AlsFolge ihrer Sünde starben sie und brachten den Tod

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über ihre Nachkommen. Wir dagegen sind in JesusChristus neue Geschöpfe, über die Sünde und Todkeine Macht mehr haben. Adam und Eva wurdenschliesslich aus dem Garten Eden vertrieben. Wir je-doch werden für immer im Himmel bleiben. Unser HerrJesus Christus, der Gott und Mensch zugleich ist, führtuns zu einer neuen, unauflöslichen Vereinigung zwi-schen Gott und Mensch, wenn Er in unseren Herzenwohnt, und Er wird uns niemals verlassen (vgl. Hebr13,5).

Das Endziel unserer Erlösung ist unsere Aufnahmein den Himmel. Diese erstaunliche Frucht des Kreuzeswollte Jesus Christus in der Nacht Seines Verrats mitSeinen Jüngern teilen. Anders ausgedrückt lautetenSeine Worte so: «Im Haus meines Vaters sind vieleWohnungen, und Ich möchte euch dorthin mitnehmen.Deshalb werde Ich Mich von ihnen kreuzigen lassenund um euretwillen den Zorn Gottes über die Sündeauf mich nehmen.» Die Jünger warteten voller Span-nung darauf, mit Ihm auf irdischen Thronen zu herr-schen, und eines Tages wird das ja auch geschehen.Jesus Christus lag jedoch mehr daran, sie wissen zulassen, dass Er sie in das Haus Seines Vaters im Him-mel mitnehmen wollte. Nur von dort aus können sienämlich zurückkehren, um auf Erden in Seinem Tau-sendjährigen Reich mit Ihm zu regieren. Wir alle müs-sen zuerst in den Himmel aufgenommen werden, dennvon dort kommen ja die Heiligen mit Christus, um mitIhm in Seinem Reich zu herrschen.

Nicht von dieser WeltAuch hier erkennen wir einen bedeutenden Unter-

schied zwischen Israel und der Gemeinde Jesu. Dieje-nigen, die behaupten, die Gemeinde hätte die Stelle

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Israels eingenommen und könne alle Verheissungen(aber nicht die Flüche!), die sich auf das auserwählteVolk beziehen, für sich in Anspruch nehmen, habeneinen schlechten Tausch gemacht. Israel wurde einLand und ein Reich auf dieser Erde versprochen, derGemeinde Jesu jedoch ein Wohnsitz im Himmel, mitfreiem Zutritt in das gesamte Universum, das Gott neuerschaffen wird, wenn das jetzige zerstört ist. Man kanndie grosse Erregung und Freude im Herzen des Apos-tels Paulus förmlich spüren, als er die folgenden Verseniederschrieb, in denen er uns einen kleinen Einblickin dieses wunderbare Erbe vermittelt: «Unser Bürger-recht aber ist im Himmel; woher wir auch erwartenden Heiland, den Herrn Jesus Christus, der unsern nich-tigen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde sei-nem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sichalle Dinge untertan machen kann» (Phil 3,20-21). «Da-rum rühme sich niemand eines Menschen; denn allesist euer: es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es seiWelt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oderZukünftiges, alles ist euer, ihr aber seid Christi, Chris-tus aber ist Gottes» (1.Kor 3,21-23).

Jesus Christus sprach ständig über den Himmel. Erermutigte diejenigen, die um Seinetwillen Verfolgungerleiden müssen: «Seid fröhlich und getrost; es wirdeuch im Himmel reichlich belohnt werden» (Mt 5,12).Seinen Zuhörern empfahl Er, ihre Schätze nicht aufErden, sondern im Himmel zu sammeln (Mt 6,19-20).Allen, die Ihm treu nachfolgen, verspricht Er einegrosse Belohnung im Himmel (Mt 19,21). Offenbar warder Himmel Tag und Nacht in Seinem Herzen und Sei-nen Gedanken gegenwärtig. Sein Ziel bestand darin,die erlösten Menschen an diesen Ort mitzunehmen,damit sie für immer bei Ihm sein können, denn von

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dort kam Er und dorthin kehrte Er zurück. Zu denMenschen, die nicht an Ihn glaubten, sagte Er: «Ichgehe hinweg, und ihr werdet mich suchen und in eurerSünde sterben. Wo ich hingehe, da könnt ihr nicht hin-kommen» (Joh 8,21). Als sie wissen wollten, was Erdamit meinte, antwortete Er: «Ihr seid von unten her,ich bin von oben her; ihr seid von dieser Welt, ich binnicht von dieser Welt» (Joh 8,23). Zu Pilatus sagte Er:«Mein Reich ist nicht von dieser Welt» (Joh 18,36). DenSeinen verkündete Er: «Wäret ihr von der Welt, so hät-te die Welt das Ihre lieb. Weil ihr aber nicht von derWelt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe,darum hasst euch die Welt. Gedenkt an das Wort, dasich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht grösser alssein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euchauch verfolgen» (Joh 15,19-20). Jesus Christus lehrtedie Seinen zu beten: «Unser Vater im Himmel!» (Mt6,9). Damit sollen sie sich in Seine Hände begebenund für Sein ewiges Reich tätig sein, ein Reich, dasnicht von dieser Welt ist.

Irdische contra himmlische BelohnungWir haben eine himmlische Berufung (vgl. Hebr

1,3), denn Gott hat uns gesegnet «mit allem geistli-chen Segen im Himmel durch Christus» (Eph 1,3), unddort hält Gott für uns ein Erbe bereit, das unvergäng-lich ist (vgl. 1.Petr 1,4). Unsere Hoffnung ist auf denHimmel gerichtet (Kol 1,5), denn dort sind unsereNamen verzeichnet (Luk 10,20). Es ist daher keinWunder, dass unsere Auferstehungsleiber als «geistli-che» (1.Kor 15,44) und «himmlische» (1.Kor 15,49;2.Kor 5,2) Leiber bezeichnet werden, geschaffen fürein Leben in der Gegenwart Gottes. Die Freude im Him-mel wird in der ganzen Ewigkeit so gross sein, dass

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wir neue, verherrlichte Leiber benötigen, um uns inangemessener Weise ausdrücken zu können. Der Him-mel wird häufig als Ort geschildert, an dem es feier-lich und steif zu geht. Dabei wird jedoch übersehen,was schon König David wusste: «Vor dir ist Freude dieFülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich» (Ps 16,11).Jesus Christus konnte die Qualen des Kreuzes ertra-gen wegen der Freude, die Ihm vor Augen stand (vgl.Hebr 12,2) und die Er mit uns im Himmel teilen will.Um diese Freude kennen zu lernen müssen wir jedochmit unserem Herrn die Schmach des Kreuzes teilen.Sagte Er nicht: «Folge Mir nach»? Warum meinen wirdann, wir könnten einen anderen Weg zur himmlischenFreude gehen als unser Herr? Der Verfasser des Heb-räerbriefs drückte diesen Sachverhalt so aus: «Dennihr habt mit den Gefangenen gelitten und den Raubeurer Güter mit Freuden erduldet, weil ihr wisst, dassihr eine bessere und bleibende Habe besitzt» (Hebr10,34).

Warum würde ein Mensch bereitwillig einen Weggehen, der in Verfolgung oder sogar im Tod endet, wennnicht die Belohnung um ein Vielfaches grösser ist alsder erlittene Verlust? Der Lohn im Himmel übertrifftalles, was die Erde zu bieten hat. Aus dieser Erkennt-nis heraus konnte Paulus schreiben: «Denn unsre Trüb-sal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige undüber alle Massen gewichtige Herrlichkeit, uns, die wirnicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Un-sichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; wasaber unsichtbar ist, das ist ewig» (2.Kor 4,17-18). Ineinem bekannten Lied heisst es: «Wie gross ist unsreFreude, in Jesus zu ruhn! Doch grösser und reiner undhöher wird’s sein, wenn jubelnd und schauend wirdroben ziehn ein.»

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Zwei verschiedene Ereignisse

In den vorherigen Kapiteln wurden mehrere Grün-de angeführt, warum Entrückung und Wiederkunftzwei verschiedene Ereignisse sind. Jesus Christuskommt zunächst für Seine Heiligen, um sie in den Him-mel zu entrücken, denn sonst könnte Er nicht mit ih-nen vom Himmel kommen, um Israel in der Schlachtvon Harmagedon zu befreien. Die Entrückung wirddann stattfinden, wenn sie am wenigsten erwartet wird.Die Wiederkunft dagegen geschieht, wenn alle Zeicheneingetroffen sind und jeder wissen kann, dass Chris-tus in Macht und Herrlichkeit zurückkehren wird. DieEntrückung kommt in einer Zeit des Friedens (1.Thess5,3), die Wiederkunft mitten im Krieg (Offb 19,11-21).Man kann nicht einfach die sich gegenseitig ausschlies-senden Aussagen über Entrückung und Wiederkunftim Neuen Testament in einen einzigen zeitlichen Rah-men versetzen.

«Aber das bedeutet, dass es noch immer zwei Kom-men Christi geben wird», so könnte ein häufig ge-äusserter Einwand lauten. «Zeigen Sie mir, wo imNeuen Testament davon die Rede ist!» Die Antwortliegt jedoch auf der Hand: «Zeigen Sie mir im AltenTestament, wo von zwei Kommen des Messias gespro-chen wird.» Natürlich gibt es auch dort keinen direk-ten Hinweis, aber wir erwähnten bereits, dass man zudieser Schlussfolgerung kommen musste. Der Messiassollte nicht nur die Herrschaft antreten, sondern Ermusste auch getötet werden. Man konnte die alttesta-mentlichen Aussagen über das Kommen des Messiasnicht in einem einzigen Ereignis unterbringen. Das feh-lende Verständnis über die beiden Kommen des Mes-sias führte schliesslich zur Verwerfung Jesu durch Is-rael.

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Heute stehen wir vor der gleichen Problematik, dennviele, die sich als Christen bezeichnen, werden demAntichristen folgen, weil sie glauben, dass er Christusist. Die Ursache ihrer Verwirrung ist praktisch die glei-che wie damals beim ersten Kommen Christi. DieseMenschen werden sich darauf konzentrieren, das ReichGottes auf Erden zu bauen. Deshalb werden sie nichtbereit sein, wenn sie in den Himmel aufgenommenwerden sollen. Sie verstehen nicht, dass Entrückungund Wiederkunft Christi zwei verschiedene Ereignis-se sind, die sieben Jahre auseinander liegen. Abergenau diesen Sachverhalt verdeutlicht Christus mitSeinen eigenen Worten. «Und wenn ich hingehe, euchdie Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euchzu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin» (Joh 14,3).Hier handelt es sich um ein persönliches Versprechen,das Er nur den Seinen gegeben hat. Vor diesem Hin-tergrund ist auch die Aussage des Apostels Paulus zuverstehen: «… und so werden wir bei dem Herrn seinallezeit» (1.Thess 4,17). Sinn und Zweck der Entrü-ckung bestehen darin, dass Christus Seine Braut mit-nimmt, um sie Seinem Vater vorzustellen. Die Wie-derkunft hat ein völlig anderes Ziel, nämlich Israelmitten in der Schlacht von Harmagedon zu retten undden Antichristen mit seinem Weltreich zu zerstören.Diese ersehnte Begegnung des himmlischen Bräuti-gams mit Seiner Braut und ihre Heimführung ins HausSeines Vaters kann wohl kaum stattfinden, wenn Ermit den Armeen des Himmels kommt, um den Anti-christen und seine Streitmacht im Kampf zu vernich-ten. Die Verheissung, dass wir Christus in der Luft be-gegnen und danach für immer bei Ihm sein werden,passt nicht zu der gleichermassen gültigen ZusageSeines Kommens auf dem Ölberg zur Rettung Israels.

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Ebenso kann die Vertrautheit der Begegnung zwischenChristus und den Erlösten aller Zeitalter, die Ihn bereitskennen und an Ihn glauben, nicht verwechselt wer-den mit der Machtdemonstration, bei der Er sich inHarmagedon allen zeigen wird, die Ihn abgelehnt ha-ben, wenn Ihn «alle Augen sehen» werden.

Entrückung und Wiederkunft als ein EreignisManche Ausleger vertreten die Auffassung, dass

Entrückung und Wiederkunft sehr wohl ein und das-selbe Ereignis sein können. Wie bereits erwähnt,kommt die Entrückung zu einer Zeit des Friedens, dieWiederkunft mitten im Krieg; die Entrückung geschiehtunerwartet, während die Wiederkunft nur dann statt-findet, wenn sich alle ihr vorausgehenden Zeichen er-füllt haben und es nicht mehr bezweifelt werden kann,dass Christus vor der Tür steht. Aus diesen Gründenkönnen beide Ereignisse nicht zur gleichen Zeit statt-finden. Da aber diese Auffassung in evangelikalen Krei-sen immer beliebter wird und die zuvor genanntenGründe völlig ignoriert werden, wollen wir uns die Be-gründung einmal genauer ansehen. So wird zum Bei-spiel die Meinung vertreten, dass Christus auf SeinemWeg vom Himmel zum Ölberg eine Pause über der Erdeeinlegt, um uns zu sich zu holen. Dann schliessen wiruns den himmlischen Armeen an und kehren mit Ihmzur Erde zurück. Zusätzlich zu den bereits genanntenGründen ist diese Sichtweise jedoch problematisch,denn sie wird nicht von der Sprache der Bibel her un-termauert. In den am Anfang dieses Kapitels zitiertenVersen verspricht Jesus, wiederzukommen, um unszum Haus Seines Vaters mitzunehmen. Seine Wortehaben keine andere Bedeutung. Man kann aus diesenTexten nicht entnehmen, dass Er lediglich kommt, um

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uns bei Seinem Abstieg zum Ölberg in der Luft zu be-gegnen. Ausserdem lässt diese Auffassung keine Zeitfür bestimmte Ereignisse, die nach der Entrückung undvor der Rückkehr der Gemeinde mit Christus stattfin-den müssen.

Eine Braut rüstet sich zum KriegDas erste Ereignis, das im Himmel stattfindet, nach-

dem unser Herr uns dorthin aufgenommen haben wird,wird der Richterstuhl Christi sein (2.Kor 5,10; 1.Kor3,12-15). Wir müssen unserem Herrn Rechenschaftablegen über jede Handlung oder jedes Versäumnis,über jedes unnötige Wort und jeden geheimen Gedan-ken. Wie lange das dauern wird, wissen wir nicht. Aberes wird bestimmt nicht geschehen, wenn wir über derErde schweben, in jenem kurzen Augenblick, bevorunser Herr auf den Ölberg herabkommt, sondern inder Gegenwart des Vaters. Nachdem der RichterstuhlChristi sein reinigendes Werk getan und Er alle Tränenvon unseren Augen abgewischt hat, sowohl Tränen derTrauer als auch der Freude, wird der Bräutigam dochnoch etwas Zeit mit Seiner Braut verbringen wollen,denn Er hat uns so Vieles zu sagen! Eine Braut wirdman doch wohl kaum so schlecht behandeln, dass mansie in die Luft entrückt und sie dann völlig abrupt inden grössten Vernichtungskrieg der Menschheits-geschichte hineinzieht. Bräutigam und Braut werdensicherlich noch einige Zeit im Haus des Vaters ver-bringen. Zur Zeit Jesu wurde die jüdische Braut zumHaus des Brautvaters gebracht. Dort verlebten Brautund Bräutigam sieben Tage in Zurückgezogenheit.Jesus Christus dachte bestimmt an diese Sitte, als ErSein Versprechen äusserte, Seine Braut ins Haus Sei-nes Vaters aufzunehmen. Es geht hier wieder um die-

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se letzte Woche, die sieben Jahre der grossen Trübsal.Nach Offenbarung 19 findet am Ende dieser Wochekurz vor Harmagedon das Hochzeitsmahl des Lam-mes statt. Nach dem Richterstuhl Christi, wenn nach1.Korinther 3,12-15 jede Verunreinigung des irdischenLebens weggenommen wird, wird die Braut in «schö-nes reines Leinen», die «Gerechtigkeit der Heiligen»,gekleidet (Offb 19,7-9).

Weitere Gründe für eine Entrückung vor der Trüb-sal

In Offenbarung 19,11 sehen wir, wie Christus wäh-rend der Schlacht von Harmagedon zur Erde kommt,um Israel zu retten. Eine genauere Beschreibung die-ses Ereignisses steht in Hesekiel 38 und 39 sowie inSacharja 12 bis 14. «Und ihm folgte das Heer des Him-mels auf weissen Pferden, angetan mit weissem, rei-nem Leinen» (Offb 19,14). Seine Braut, die GemeindeJesu, trägt einige Verse vorher die gleiche Kleidung,und so könnte diese Gruppe, die sich zusammensetztaus den Heiligen aller Zeitalter, zumindest einen Teilder himmlischen Armee darstellen. Hier werden keineEngel erwähnt, die mit Christus kommen, obwohl in2.Thessalonicher 1,7 ein derartiger Hinweis enthaltenist, aber uns wird mitgeteilt, dass «alle Heiligen» Ihnzum Ölberg begleiten (Sach 14,5). Die Heiligen kön-nen wohl kaum zu den himmlischen Armeen gehö-ren, wenn sie nie zuvor im Himmel waren. Sie könn-ten Christus auch nicht vom Himmel her begleiten,wenn sie nicht vorher dorthin aufgenommen wordenwären. Auch hier haben wir wieder einen überzeu-genden Beweis dafür, dass die Entrückung einige Zeitvor Harmagedon stattfinden muss. Es wurde bereitsein triftiger Grund genannt, warum das sieben Jahre

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davor geschehen muss: Da die Entstehung der Gemein-de Jesu den geplanten Ablauf der siebzigsten Wocheverhinderte, muss sie von der Erde weggenommenwerden, damit dieser Zeitraum endlich beendet wer-den kann.

Ausserdem werden sich trotz aller Bemühungen indiese Richtung ohne eine völlig unvorhergesehene, dieganze Welt erschütternde Katastrophe die Nationenniemals unter einem Weltherrscher vereinigen. Judenund Araber müssen miteinander versöhnt werden,Muslime und Hindus ihr gegenseitiges Blutvergiessenbeenden, und «Christen» sich mit allen anderen Welt-religionen vereinen. Jahrhunderte alte Konflikte zwi-schen unterschiedlichen ethnischen Gruppierungenmüssen verschwinden. Welches Ereignis könnte demNationalismus sowie den ethnischen und religiösenRivalitäten ein Ende bereiten? Was könnte die ganzeWelt dazu bringen, sich unter einer Weltregierung undeiner neuen Weltreligion zu vereinen und sich plötz-lich der Führung eines Weltdiktators zu unterwerfen?Wenn man die ganze Welt zu einem politischen, reli-giösen und ethnischen Frieden führen will, bedarf eseines unvorstellbaren Ereignisses mit kosmischen Aus-massen. Genau das wird die Entrückung sein, wie wirnoch sehen werden. Gott wird damit die siebzigsteWoche aus dem Buch Daniel und den letzten Akt imDrama der Menschheitsgeschichte einleiten. Deshalbmuss die Entrückung vor jener Zeit der Trübsal, vonder Jesus Christus und das Buch der Offenbarung aus-führlich sprechen, stattfinden. Es werden jedoch vieleArgumente gegen eine solche Ansicht vorgebracht. EinBeispiel: Es heisst in einem der zu Beginn dieses Kapi-tels zitierten Verse, dass die Auferstehung der Totenund die Verwandlung der Lebenden zur Zeit der «letz-

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ten Posaune» erfolgen werden. Demnach kann dieEntrückung nicht zu Beginn der sieben Jahre stattfin-den, denn die letzte Posaune wird erst gegen Ende die-ses Zeitabschnitts erschallen. Aber da der Text in 1.Ko-rinther 15,52 diese «letzte Posaune» nicht genauer be-zeichnet, müssen wir uns fragen: «Wann wird die letztePosaune geblasen?» Es könnte sich um die letzte Po-saune des Posaunenfestes handeln (vgl. 3.Mo 23,24),die dem Versöhnungstag unmittelbar vorausgeht. Vie-le an biblischer Prophetie interessierte Bibelleser sinddieser Auffassung. Es könnte aber auch eine andere«letzte Posaune» sein, denn dieses Detail wird offengelassen.

Wenn Christus den Himmel verlässt, könnte es eineganze Reihe von Posaunentönen geben, und zwar inschneller Reihenfolge, wie man es bei der Ankündi-gung eines besonderen Ereignisses erwarten kann.Beim letzten Ton, also der letzten Posaune, könntendie Toten plötzlich auferstehen. Natürlich setzt Paulusdie «letzte Posaune» nicht mit der in Offenbarung 11,15erwähnten gleich, denn das ist auch nicht möglich.Aber eine Entrückung vor der Trübsal ist die bestmög-liche Lösung dieses Rätsels.

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Kapitel 20

Eine unglaublicheTäuschung

«Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs, so wird’sauch geschehen in den Tagen des Menschensohns: Sieassen, sie tranken, sie heirateten, sie liessen sich heira-ten bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche gingund die Sintflut kam und brachte sie alle um. Ebenso,wie es geschah zu den Zeiten Lots: Sie assen, sie tran-ken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bau-ten; an dem Tage aber, als Lot aus Sodom ging, daregnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brach-te sie alle um. Auf diese Weise wird’s auch gehen andem Tage, wenn der Menschensohn wird offenbar wer-den» (Lk 17,26-30).

«Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwertwerden mit Fressen und Saufen und mit täglichen Sor-gen und dieser Tag nicht plötzlich über euch kommewie ein Fallstrick; denn er wird über alle kommen, dieauf der ganzen Erde wohnen. So seid allezeit wach undbetet» (Lk 21,34-36).

Hier haben wir weitere Beweise für eine Entrückungvor der Trübsal. Das Kommen Christi wird zu einerZeit geschehen, die vergleichbar ist mit den TagenNoahs und Lots, als auf Erden grosse Bosheit herrsch-te. In dieser Beziehung gibt es Parallelen zu unsererheutigen Generation. An dieser Stelle wird jedoch

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nichts über die Verderbtheit dieser Zeit gesagt, son-dern der Schwerpunkt liegt auf der Normalität desdamaligen Lebens (Essen, Trinken, Kaufen, Verkaufen,Pflanzen, Bauen). Das Letzte, was man erwartete, wardas Gericht. Genauso wird es bei der Rückkehr Christisein, denn Er selbst hat es gesagt. Wieder einmal er-kennen wir, dass es sich bei Entrückung und Wieder-kunft um zwei Ereignisse zu zwei verschiedenen Zeit-punkten handeln muss. Die vorher zitierten Verse schil-dern weder die wirtschaftliche Lage noch die Stim-mung auf Erden zur Zeit der Wiederkunft Christi. Des-halb muss hier ein anderes Ereignis gemeint sein.

Die Wiederkunft Christi wird in Offenbarung 19beschrieben. In den vorangehenden Kapiteln wird diefortschreitende Zerstörung der Erde erwähnt, die zudiesem Zeitpunkt ein fast unvorstellbares, katastropha-les Ausmass erreicht hat. Das Leben ist alles andereals normal. Sogar das Essen und Trinken ist zu einemProblem geworden, denn eine Hungersnot hat sichausgebreitet (Offb 6,5-6), ein Drittel der Bäume undalles Gras ist verbrannt, ein Drittel der Weltmeere hatsich in Blut verwandelt, und ein Drittel der Gewässerist bitter und ungeniessbar geworden (Offb 8,7-11). AlleLebensbereiche, wie z. B. Kaufen, Verkaufen, Pflan-zen und Bauen sind davon betroffen. Über eine Milli-arde Menschen sind an Seuchen und Kriegen zugrundegegangen. In der Natur geschehen katastrophale Um-wälzungen, die der Erde grosse Schäden zugefügt unddie Erdbewohner in Angst und Schrecken versetzt ha-ben. Die Verhältnisse auf der Erde zur Zeit der Wie-derkunft Christi sind das genaue Gegenteil von der Zeit,die Jesus Christus mit den Tagen Noahs und Lots ver-gleicht, denn damals rechnete niemand mit dem Ge-richt Gottes. Aber die Stimmung der Menschen kurz

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vor der Wiederkunft Christi ist nicht geprägt von jenerallgemeinen Sorglosigkeit, die kurz vor der Flut undder Zerstörung Sodoms ebenfalls vorherrschte. Vor demEnde der siebzigsten Woche werden die Bewohner derErde schon längst erkannt haben, dass das GerichtGottes über sie gekommen ist. Bereits in Offenbarung6,15-16 lesen wir, wie die Menschen sich vor Gott ver-stecken wollen und den Felsen und Bergen zurufen,sie sollten über sie fallen, um sie vor dem Gerichts-handeln Gottes zu schützen.

Christus meinte eine Entrückung vor der TrübsalMit Seiner Aussage über die Tage Noahs und Lots

konnte Jesus Christus nicht die Verhältnisse unmittel-bar vor Seiner Wiederkunft meinen. Deshalb muss essich um die Zeit kurz vor der Entrückung und vor denschlimmen Verwüstungen der Trübsalzeit handeln.Auch aus diesem Grund ergibt sich die Notwendigkeiteiner Entrückung vor dieser Zeit. «Aber die Symbolikstimmt nicht», könnte man dagegen einwenden. DieAussage des Herrn Jesu hat in Matthäus 24,39 einenanderen Wortlaut. Dort heisst es: «… und sie beachte-ten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alledahin.» Aufgrund dieses Textes wird argumentiert,nicht Noah und seine Familie (ein Bild für die Gläubi-gen) seien weg genommen worden, sondern die Gott-losen. Deshalb werde es keine Entrückung geben, son-dern die Gottlosen werden zum Gericht weg genom-men, während die Gerechten auf Erden bleiben wer-den. Dieses Argument ist weit verbreitet. In Wirklich-keit wurden sowohl Noah als auch diejenigen, die sei-ne Botschaft ablehnten, weg genommen. Noah undseine Familie gingen in die Arche, die auf dem Wasserschwamm (ein nicht in allen Punkten deckungsglei-

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ches Bild für die Entrückung), und die Gottlosen fan-den in den Wassern des Gerichts den Tod. Bei Lot istdie Symbolik jedoch kristallklar. Er und seine Familiewurden von Engeln aus Sodom weg gebracht (eineprophetische Vorschattung der Entrückung), und nach-dem sie sich in Sicherheit befanden, fiel das GerichtGottes auf die Stadt (eine prophetische Vorschattungder grossen Trübsal). Die Entrückung vor der Trübsalkönnte mit diesen Bildern nicht genauer dargestelltwerden.

Die Entrückung wird abgelehnt

Die Aussagen der Bibel zu diesem Thema sind zwareindeutig, aber trotzdem war die Wahrheit über dieEntrückung Jahrhunderte lang verborgen, denn dierömisch-katholische Kirche fiel vom wahren Glaubenab und übte einen beherrschenden Einfluss auf dieMenschen aus. Auch während der Reformation wurdediese Lehre nicht wieder entdeckt, wie wir bereits fest-gestellt haben. In keinem der reformatorischen Glau-bensbekenntnisse kommt die wichtige Unterscheidungzwischen der Entrückung und der Wiederkunft Chris-ti vor. Sie erwähnen lediglich ein Kommen oder eineRückkehr des Herrn in einem allgemeinen Sinn. DieWahrheit über die Entrückung fand sich auch nicht inden Werken der bekanntesten christlichen Autoren.Als zum Beispiel C. S. Lewis seine berühmte Abhand-lung über die letzten Ereignisse der Weltgeschichte(The World’s Last Night) schrieb, fehlte jeder Hinweisauf eine Entrückung. Eine erstaunlich grosse Zahlevangelikaler Christen lehnt heute ebenfalls die Ent-rückung ab und vertritt dagegen die Auffassung, dieChristen würden hier bleiben, um die Welt zu erobern.In Amerika gibt es eine ganze Bewegung, die unter

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dem Namen Manifest Sons («Manifestierte Söhne»)bekannt ist. Die Entrückung wird von dieser Gruppie-rung abgelehnt, denn ihrer Meinung nach liegt es anden Christen selbst, sich als «Söhne Gottes» zu «offen-baren» bzw. zu manifestieren, indem sie nach sündlo-ser Vollkommenheit und Unsterblichkeit streben. Dassoll jedoch nicht bei der Rückkehr Christi geschehen,sondern dieses Ziel muss vorher erreicht werden, da-mit Er wiederkommen kann. Die Gruppe der Über-winder, die auf diese Weise als Söhne Gottes offenbarwird, soll dann aufgrund ihrer besonderen Vollmachtdie Welt erobern. Wenn die Gemeinde Jesu das ReichGottes errichtet hat, wird Christus zur Erde zurück-kehren, aber nicht, um irgend jemanden in den Him-mel aufzunehmen, sondern um über dieses Reich, dasIhm die Überwinder zu Füssen legen werden, zu herr-schen.

Diese völlig unbiblische Lehre hat ihren Ursprungin Kanada, und zwar wurde dort um 1948 währendeiner Pfingsterweckung in einer angeblich propheti-schen Botschaft die «göttliche» Deutung des Textes inRömer 8,19 verkündet. Wenn die Zuhörer damals ein-fach den gesamten Zusammenhang, nämlich die Ver-se 14-25, gelesen hätten, anstatt gutgläubig eine «Pro-phetie» zu akzeptieren, dann hätten sie erkannt, wievöllig unbiblisch diese Auslegung ist. Das «Offenbar-werden der Söhne Gottes» geschieht zu einem ande-ren Zeitpunkt, nämlich bei «der Kindschaft, der Erlö-sung unseres Leibes» (V. 23 – d. h. bei der Auferste-hung der Toten und der Verwandlung der Lebendenwährend der Entrückung) und bei der Verherrlichungdes Gläubigen mit Christus im Himmel (V. 17).

Obwohl die Assemblies of God, der amerikanischeVerband der Pfingstgemeinden, diese Lehre unverzüg-

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lich als Irrlehre bezeichnete und sie sich deshalb vieleJahre lang lediglich in fanatischen Randgruppen durch-setzen konnte, erfreut sie sich in pfingstlerischen undcharismatischen Kreisen seit Neustem einer zunehmen-den Beliebtheit. Einer der führenden Köpfe dieser Be-wegung ignoriert die Verheissung unseres Herrn, unsin den Himmel aufzunehmen sowie die anderen bereitserwähnten Bibelverse, wenn er schreibt:

Man kann Bücher lesen über eine so genannte «Entrü-ckung», bei der man in den Himmel kommt, wenn man dasgut findet. Wir aber wollen die Bibel lesen, damit wir ler-nen, zu leben und zu lieben und den Himmel auf die Erdezu bringen.

Eine schlimme Verdrehung der SchriftMan stelle sich vor: Wir werden den Himmel auf

die Erde bringen! Aus diesen Zeilen spricht blinderStolz. Manche Aussagen von Befürwortern dieser Lehrestehen in einem derart krassen Widerspruch zur Bi-bel, dass man sich fragen muss, ob sie diese überhauptgelesen haben. Aber sie kommen trotz ihres Bibel-studiums zu solchen Schlussfolgerungen. Der Pastoreiner 12 000 Mitglieder zählenden Gemeinde beiAtlanta und Verfasser mehrerer Bücher leugnet zwarseine Zugehörigkeit zu dieser Bewegung, aber er ver-kündigt dieselben unbiblischen Lehren. Auch in derfolgenden Aussage verdreht er die Bibel:

Wir, die wir leben und übrig bleiben, werden hier ge-lassen zu einem ganz besonderen Zweck: den letzten Feindzu besiegen, den Tod. Gott hat uns hier gelassen, damit wirdie Herrschaft über den Tod antreten.

Hier wird eine klare biblische Lehre ganz bewusstgeleugnet. Der beliebte Autor beginnt seine Aussage

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mit einem Teilzitat eines Bibelverses: «Wir, dir wir le-ben und übrig bleiben.» Die Ergänzung mit seinen ei-genen Worten befindet sich in direktem Widerspruchzu dem, was Gott gesagt hat, denn in der Bibel heisstes: «Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben,zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken indie Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir beidem Herrn sein allezeit» (1.Thess 4,17). Seine Anmer-kung, «wir, die wir leben und übrigbleiben», im Sinnevon hier gelassen werden, steht in diametralem Ge-gensatz zur wunderbaren Verheissung der Bibel, dasswir entrückt werden.

Werden wir den Tod besiegen? Welch ein Wahn-sinn! Die Lehre der Bibel ist eindeutig. Christus ist derEine, der den Tod besiegt hat. Von uns aus können wirgar nichts tun, um «die Herrschaft über den Tod anzu-treten». Christus verleiht uns die Macht Seiner Aufer-stehung in der Vergebung unserer Sünden und demGeschenk des ewigen Lebens. Unser Körper bleibt je-doch sterblich, bis Er zurückkehrt, um die Toten auf-zuerwecken, die Lebenden zu verwandeln und sie allezusammen in den Himmel aufzunehmen.

Die Abfolge der Ereignisse in 1.Thessalonicher 4sieht folgendermassen aus: 1) Der Herr kommt vomHimmel herunter, um Seine Gemeinde aus dieser Weltzu nehmen. 2) Er ruft, die Posaune erschallt, (beimSchall der «letzten Posaune», s. 1.Kor 15), die Totenstehen unverweslich auf und werden entrückt, Ihmentgegen. 3) Die Leiber der Lebenden werden ebenfallsin Unsterblichkeit verwandelt und für die Begegnungmit Christus in die Luft aufgenommen. 4) Unser Herrnimmt die Heiligen aus allen Zeitaltern mit in den Him-mel. In seinen Ausführungen in 1.Korinther 15,52-54teilt uns der Apostel Paulus mit, dass dieses unglaub-

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liche Ereignis «plötzlich, in einem Augenblick» statt-finden wird, «zur Zeit der letzten Posaune. Denn eswird die Posaune erschallen, und die Toten werdenauferstehen unverweslich, und wir werden verwandeltwerden … dann wird erfüllt werden das Wort, das ge-schrieben steht (Jesaja 25,8; Hosea 13,14): ‹Der Tod istverschlungen vom Sieg›». Das Wort Gottes könnte nichtdeutlicher sagen, dass der letzte Sieg über den Todstattfinden wird, wenn Christus wiederkommt, dieToten auferweckt und die Lebenden verwandelt. Erstdann ist der Tod verschlungen vom Sieg. Dies geschiehtnicht aufgrund unseres «positiven Bekenntnisses»,sondern durch unseren Glauben an Gott, der uns dieUnsterblichkeit schenkt. Dieses Werk wird Christus tun,wenn Er zurückkehrt, um uns in den Himmel aufzu-nehmen.

Das Werk Christi vorweg genommen

Der eben erwähnte Pastor, dessen Einfluss durchseine Bücher, seine Auftritte in christlichen Radio- undFernsehsendern und Vorträge bei Konferenzen stetiggrösser wird, verkündigt eine völlig andere Botschaft:«Die Gemeinde oder Jesus Christus hat den Tod nochnicht besiegt, aber dieser letzte Feind wird vor derRückkehr Jesu völlig besiegt werden» (Earl Paulk, Sa-tan Unmasked, S. 254). Vor der Rückkehr Jesu? DieseAussage steht in direktem Widerspruch zu den Ver-sen, die wir gerade zitiert haben! Es folgt jedoch eineweitere Verdrehung der Schrift: «Die Gemeinde wirdplötzlich, in einem Augenblick, verwandelt werden,und dann wird aus ihr die grosse, verherrlichte Ge-meinde Jesu Christi auf Erden» (Earl Paulk, TheWounded Body of Christ, S. 97 f.). Das geschieht je-doch erst dann, wenn wir entrückt werden, um Chris-

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tus in der Luft zu begegnen und Er uns in den Himmelmitnimmt!

Dieser Mann wird fest und steif behaupten, er glau-be an die Entrückung, wenn er mit Menschen zusam-men ist, die diese Lehre verkünden, und er wird denfalschen Eindruck vermitteln, dass er mit diesem Be-griff das gleiche meint wie sie. In Wirklichkeit hat je-doch das, was er unter «Entrückung» versteht, nichtsmit der biblischen Bedeutung des Wortes zu tun, son-dern er verwendet es im allegorischen Sinn und meintdamit eine Umwandlung der Gemeinde in einen höhe-ren geistlichen Zustand, in dem sie die Herrschaft überKrankheit und Tod ausübt und die Welt erobern kann.Er sagt weiter: «Wenn Christus zurückkehrt, dann wirddie Gemeinde die Erde in einer Weise beherrschen,dass Sein Reich bereits aufgerichtet ist.» Wenn dieGemeinde Jesu die Weltherrschaft übernommen hat,dann muss Christus bei Seinem Kommen nicht mehrden Antichristen vernichten. Diese Lehre hätte denApostel Paulus bestimmt überrascht, denn er schriebunter der Leitung des Heiligen Geistes: «… und dannwird der Böse offenbart werden. Ihn wird der Herr Jesusumbringen mit dem Hauch seines Mundes und wirdihm ein Ende machen durch seine Erscheinung, wenner kommt» (2.Thess 2,8). Unser Herr müsste dann auchnicht bei der Schlacht von Harmagedon zur ErrettungIsraels eingreifen, denn dann ist ja die Gemeinde ander Macht und hat den Antichristen besiegt odervielleicht sogar bekehrt. Wenn das der Fall wäre, könn-ten wir ganze Kapitel aus der Bibel, wie z. B. Hesekiel38-39, Sacharja 12-14, Offenbarung 19 und viele an-dere Verse ausser Acht lassen, denn diese neuen «Pro-pheten» haben ihre modernen «Offenbarungen» gegendie biblischen Texte ausgetauscht. Um jeden Zweifel

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an den Auffassungen dieser Leute zu beseitigen,schreibt der Bruder und Mitarbeiter des bereits erwähn-ten Pastors:

Seit Jahrhunderten wartet Gott auf die Aufrichtung Sei-nes Reiches (durch uns) auf Erden … Gott wartet, denn Erwill die Rückkehr Seines Sohnes auf die Erde ankündigen.Aber dies kann und wird nicht stattfinden, bis der LeibChristi, Seine Gemeinde, die nötige Reife erlangt hat … Wirhaben (in der Vergangenheit fälschlicherweise) unsere Auf-merksamkeit auf den Staat Israel konzentriert und Israeldie Rolle eines «Zeigers an Gottes Weltenuhr» zugedacht.Die Bibel zeigt uns jedoch klar und deutlich, dass wir, dieGemeinde, an die Stelle Israels getreten sind. Der Zeiger ander Weltenuhr Gottes ist keine bestimmte ethnische Grup-pe, sondern Seine Gemeinde, das geistliche Israel! … Aberwartet nicht auf die «Entrückung» zu eurer Rettung … Wennihr Christus zurück auf diese Erde bringen wollt, dann könntihr es tun … WIR KÖNNEN ES TUN! … Wir halten denSchlüssel zu Seiner Rückkehr in der Hand (Don Paulk in:Harvester, Juni 1984).

Also müssen wir das Reich Gottes aufrichten, da-mit wir Christus zurück zur Erde bringen können.Christus entrückt uns auch nicht, um uns in der Luftzu begegnen und in den Himmel zu nehmen. Er kommtherunter auf die Erde, um über das Reich zu herrschen,das wir bereits aufgerichtet haben. Dadurch ermögli-chen wir Ihm ja erst die Rückkehr. Die Entrückung isteine fromme Täuschung, eine «Jenseitsvertröstung» fürdiejenigen, die nicht bereit sind, an der Umwandlungder Welt mitzuarbeiten. So lauten die Behauptungender Bewegung, die auch in evangelikalen Kreisen im-mer mehr Anhänger gewinnt.

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Eine tragische Täuschung

Diejenigen, die diesen Irrlehren glauben, müssenschliesslich die Folgen tragen. Die Bibel verkündet klarund deutlich, dass Christus uns in der Luft begegnenund uns in den Himmel mitnehmen wird. Deshalbwerden diejenigen, die einem «Christus» begegnen,wenn ihre Füsse noch auf dieser Erde stehen, einem«Christus», der nicht gekommen ist, um sie in den Him-mel aufzunehmen, sondern über das Reich zu herr-schen, das sie für ihn aufgerichtet haben, in Wirklich-keit für den Antichristen tätig gewesen sein!

Die Lehre, dass die Gemeinde in der Welt die Machtübernehmen muss, damit Christus zurückkehren kann,um sie zu beherrschen, bereitet die Welt und eine fal-sche Gemeinde darauf vor, den Antichristen bereitwil-lig aufzunehmen, wenn er kommt. Sein falsches Reichwird vor dem Tausendjährigen Reich Christi aufgerich-tet.

Wie wir bereits festgestellt haben, findet die Wie-derkunft unseres Herrn statt, damit das Reich des An-tichristen zerstört werden kann. Häufig wird behaup-tet, durch den Glauben an eine Entrückung vor derTrübsal wolle man einer Konfrontation mit dem Anti-christen aus dem Weg gehen. Deshalb mache dieseLehre empfänglich für Täuschungen. Genau das Ge-genteil ist jedoch der Fall, denn diejenigen, die eineEntrückung leugnen, öffnen einem schrecklichen Be-trug Tür und Tor. Der Antichrist wird sich als der«Christus» ausgeben, dessen Herrschaft auf Erden dieAnhänger dieser falschen Lehre erwarten. Er wird siezu der guten Arbeit beglückwünschen, die sie mit derVorbereitung auf sein Reich geleistet haben. HunderteMillionen so genannte Christen werden zu Opfern ei-ner tragischen Täuschung. In Wirklichkeit ist der Glau-

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be an eine Entrückung der sicherste Weg, vor diesemBetrug bewahrt zu bleiben. Wenn ein so genannter«Christus» auf der Weltbühne erscheint, aber nicht alleverstorbenen Christen auferweckt und sie zusammenmit den Lebenden in den Himmel entrückt, handelt essich um einen Betrüger, denn das wird der Antichristmit allen seinen Tricks, falschen Zeichen und Wun-dern nicht zustande bringen.

Wenn man nicht an die Entrückung, die Hinweg-nahme in den Himmel, glaubt, wäre es sogar möglich,dass der Antichrist mit einer machtvollen Demonstra-tion übernatürlicher Phänomene viele dazu bringt, ihnfür Christus zu halten. Schon Paulus warnte vor die-sem «Gesetzlosen»: «Der Böse aber wird in der Machtdes Satans auftreten mit grosser Kraft und lügenhaftenZeichen und Wundern und mit jeglicher Verführungzur Ungerechtigkeit bei denen, die verloren werden, weilsie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben,dass sie gerettet würden. Darum sendet ihnen Gott dieMacht der Verführung, so dass sie der Lüge glauben,damit gerichtet werden alle, die der Wahrheit nichtglaubten, sondern Lust hatten an der Ungerechtigkeit»(2.Thess 2,9-12).

Eine Macht der Verführung

Der Antichrist wird genau das tun, was die Bibelüber ihn vorhersagt. So wird er zur Stabilisierung derWeltwirtschaft ein weltweites System für den Handeleinführen, in dem auf irgendeine Art die Zahl 666 zumEinsatz kommt.

Wir müssen an dieser Stelle keine Spekulationenanstellen über die Rolle, die diese Zahl spielen wird.Diejenigen, die ihm nicht Gehorsam erweisen, wer-den nicht kaufen oder verkaufen dürfen. Er wird sein

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Bild im Tempel aufrichten und dessen Anbetung unterAndrohung der Todesstrafe erzwingen. Wie kann mansolche in der Bibel prophezeite Taten mit ansehen undmeinen, dass Christus sie vollbringt? Paulus warntdavor, dass Gott selbst eine Macht der Verführung denMenschen senden wird, die bereits vor der Entrückungdie Liebe zur Wahrheit zurückweisen. Diejenigen, dieeine klare biblische Lehre über die Entrückung ableh-nen und statt dessen in der Welt die Macht überneh-men wollen, haben bereits diese Leugnung der göttli-chen Wahrheit an den Tag gelegt. Sie werden der fes-ten Überzeugung sein, dass der Antichrist Christus ist,und so werden sie ihm begeistert folgen, denn er wirdalle ihre Erwartungen über die Rückkehr Christi erfül-len.

Wird das Verschwinden von Millionen Christennicht für die vielen Hundert Millionen zurückbleiben-den, so genannten Christen ein Beweis sein, dass dieEntrückung tatsächlich stattgefunden hat? Nein, dennman wird ihnen weismachen, dieses Geschehen seinicht die Entrückung. So lehrt zum Beispiel die bereitserwähnte Bewegung Manifest Sons, dass diejenigen,die sich weigern, ihre Lehre anzunehmen und nichtzu Überwindern werden wollen, plötzlich weggenom-men werden, und zwar zum Gericht. In diesem Sinnewerden die folgenden Verse in Matthäus 24,40-41 dannauch ausgelegt: «Dann werden zwei auf dem Felde sein;der eine wird angenommen, der andere wird preisgege-ben. Zwei Frauen werden mahlen mit der Mühle; dieeine wird angenommen, die andere wird preisgegeben.»Demnach werden diejenigen, welche die Lehre dieserBewegung angenommen haben, zurückbleiben, unddas ist für sie kein Grund zur Beunruhigung, sondernvielmehr eine Bestätigung, dass sie zu den wahrhaft

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Treuen gehören. Ihrer Auffassung nach werden dieMenschen, die nicht mehr da sind, gerichtet und sinddeshalb zu bedauern. Der Antichrist wird also ernten,was diese Menschen vorher gesät haben!

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Kapitel 21

Die Lösung des Rätsels

«Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wirddie Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Scheinverlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen,und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kom-men. Und dann wird erscheinen das Zeichen des Men-schensohns am Himmel … Und er wird seine Engelsenden mit hellen Posaunen, und sie werden seineAuserwählten sammeln von den vier Winden, von ei-nem Ende des Himmels bis zum andern» (Mt 24,29-31).

«Und ihm wurde Macht gegeben, zu kämpfen mitden Heiligen und sie zu überwinden; und ihm wurdeMacht gegeben über alle Stämme und Völker und Spra-chen und Nationen. Und alle, die auf Erden wohnen,beten es an, deren Namen nicht vom Anfang der Weltan geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lam-mes, das geschlachtet ist … Und ich sah ein zweitesTier aufsteigen aus der Erde; das hatte zwei Hörnerwie ein Lamm und redete wie ein Drache. Und es übtalle Macht des ersten Tieres aus vor seinen Augen, undes macht, dass die Erde und die darauf wohnen, daserste Tier anbeten, dessen tödliche Wunde heil gewor-den war … Und es macht, dass sie allesamt, die Klei-nen und Grossen, die Reichen und Armen, die Freienund Sklaven, sich ein Zeichen machen an ihre rechteHand oder an ihre Stirn, und dass niemand kaufenoder verkaufen kann, wenn er nicht das Zeichen hat,

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nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seinesNamens» (Offb 13,7-8.11.16).

Die Verse aus Matthäus 24 enthalten die überzeu-gendste biblische Begründung für eine Entrückungnach der Trübsal. Die Befürworter dieser Lehre vertre-ten die Ansicht, dass es einfach kein treffendes Argu-ment gegen diese klare Aussage gibt: «Sogleich abernach der Bedrängnis jener Zeit … wird (er) seine En-gel senden mit hellen Posaunen, und sie werden seineAuserwählten sammeln von den vier Winden» (V.29.31). Die richtige Auslegung stützt sich auf die Be-weisführung, die wir in den vorangehenden Kapitelnmit biblischen und historischen Beweisen untermau-ert haben, sowie auf die Logik, denn demnach gibt eszwei Ereignisse: 1) die Entrückung, die zu Beginn der70. Woche aus dem Buch Daniel stattfinden muss, und2) die Wiederkunft Christi am Ende dieser 70. Wochewährend der Schlacht von Harmagedon. Natürlich gibtes ein Kommen Christi «sogleich nach der Bedrängnisjener Zeit», aber es handelt sich dabei nicht um dieEntrückung, sondern die Wiederkunft Christi. Diezuvor angeführten Argumente, aber auch die in denoben zitierten Versen verwendete Sprache lassen die-se Schlussfolgerung zu. Es müssen jedoch mehrere Fak-toren berücksichtigt werden. Zunächst einmal findetdas Kommen, das in diesen Versen beschrieben wird,nach der Trübsal statt und wird von unmissverständli-chen Zeichen am Himmel begleitet, die von der gan-zen Menschheit gesehen und erkannt werden können.Die Entrückung dagegen geschieht zu einer Zeit, inder die allgemeine Lage vergleichbar ist mit den TagenNoahs: Es gibt keine Bedrängnis, und die Menschenrechnen mit allem, nur nicht mit dem göttlichen Ge-

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richt. Diesem Ereignis gehen keine Zeichen voraus,sondern hier spielt das Element der Überraschung einewichtige Rolle. Deshalb ermahnt Jesus Christus unszur Wachsamkeit, damit uns dieser Tag nicht unvor-bereitet trifft.

Die Sprache Christi klärt den Sachverhalt

Wir haben bereits mehrmals die Worte Christi er-örtert, als Er sagte: «… ich (will) wiederkommen undeuch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin» (Joh14,3). Diese wunderbare Verheissung sprach Er beimletzten Abendmahl aus. Es handelt sich um eine nurfür die Seinen bestimmte Verpflichtung, sie zum HausSeines Vaters mitzunehmen, damit sie für immer beiIhm sein können.

Die Worte Christi in dem eben behandelten Text inMatthäus 24 klingen jedoch völlig anders. Nehmen wirzum Beispiel Vers 27: «Denn wie der Blitz ausgeht vomOsten und leuchtet bis zum Westen, so wird auch dasKommen des Menschensohns sein.» Offenbar wird dieWelt mit voller Absicht über die kommenden Ereignis-se informiert. Der, den sie verachtet und zurückgewie-sen hat, kommt, um Vergeltung zu üben. Christus wirddem Antichristen von Angesicht zu Angesicht gegen-übertreten. Die ganze Welt wird vor Ihm erzittern!Dieses Ereignis ist ganz bestimmt nicht vergleichbarmit der Innigkeit, mit der Er Seine Braut zum HausSeines Vaters bringt. Man könnte natürlich einwen-den, dass ein wundersames Zeichen am Himmel zumZeitpunkt der Entrückung dem plötzlichen Verschwin-den von Millionen Menschen eine gewisse Dramatikverleihen würde. Aber Christus erwähnt kein «Zei-chen», das einer geheimnisvollen Wegnahme so vielerMenschen von der Erde noch eine zusätzliche Bedeu-

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tung gibt. In Matthäus 24 beschreibt Er offenbar Seinesichtbare Rückkehr zum Schauplatz Seiner Ablehnung,um das göttliche Gericht zu vollstrecken. Weiter sagtEr: «Und dann wird erscheinen das Zeichen des Men-schensohns am Himmel. Und dann werden wehklagenalle Geschlechter auf Erden und werden sehen den Men-schensohn kommen auf den Wolken des Himmels mitgrosser Kraft und Herrlichkeit» (V. 30). Diese Rückkehrkann nur bei der Schlacht von Harmagedon erfolgen,wie Johannes später weiter ausführt: «Siehe, er kommtmit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augenund alle, die ihn durchbohrt haben, und es werdenwehklagen um seinetwillen alle Geschlechter der Erde.Ja, Amen» (Offb 1,7). «Und ich sah den Himmel auf-getan; und siehe, ein weisses Pferd. Und der daraufsass, hiess: Treu und Wahrhaftig, und er richtet undkämpft mit Gerechtigkeit. Und seine Augen sind wieeine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind vieleKronen; und er trug einen Namen geschrieben, denniemand kannte als er selbst. … Und ihm folgte dasHeer des Himmels auf weissen Pferden, angetan mitweissem, reinem Leinen. Und aus seinem Munde gingein scharfes Schwert, dass er damit die Völker schlage;und er wird sie regieren mit eisernem Stabe; und ertritt die Kelter, voll vom Wein des grimmigen ZornesGottes, des Allmächtigen … Und ich sah das Tier unddie Könige auf Erden und ihre Heere versammelt, Kriegzu führen mit dem, der auf dem Pferd sass, und mitseinem Heer» (Offb 19,11-12.14-15.19).

Christus kam einst als Lamm Gottes. Wie ein Lamm,das vor seinen Scherern verstummt, schwieg Er vorSeinen Anklägern, weil Er unsere Stelle eingenommenhatte und wir der Anklage Gottes gegen uns nichtsentgegensetzen können. Er war demütig und lieferte

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sich dem Hass der Menschen aus. Freiwillig liess Ersich an ein Kreuz nageln. Jetzt aber kommt Er als derLöwe aus dem Stamm Juda, in Majestät und Macht,der Herr der Herrlichkeit, der Schöpfer des Universums,um das Gericht an den Gottlosen zu vollstrecken. Des-halb wird die Wiederkunft unseres Herrn wie ein Blitzam Himmel für jedes Auge sichtbar sein. Die Sprachedieser Texte schildert nicht die Entrückung der Heili-gen in den Himmel, sondern das sichtbare Herabkom-men Christi zur Erde, «mit allen Heiligen», die Ihn be-gleiten. Zu diesem Zeitpunkt besteht Seine Missionnicht darin, eine Braut in den Himmel aufzunehmen,sondern die Konfrontation mit dem Antichristen aufErden zu suchen, sein antigöttliches Reich zu zerstö-ren und Seine eigene Herrschaft der Gerechtigkeit auf-zurichten. Hier werden nicht Seine Heiligen zum Rich-terstuhl Christi im Himmel geholt, sondern hier findetauf dieser Erde die schreckliche Vollstreckung des Ge-richts über die Gottlosen statt.

Was ist mit den Auserwählten?

Diese Ausführungen mögen ja logisch klingen, solautet der Einwand von Befürwortern einer Entrückungnach der Trübsal, aber in Matthäus 24 heisst es ein-deutig, dass Er Seine Auserwählten sammelt. DieserBegriff müsse sich auf die Gemeinde Jesu beziehen,also könne es sich hier nur um die Entrückung han-deln. Auch hier wird wie in 1.Thessalonicher 4 und1.Korinther 15 eine Posaune erwähnt. Deshalb müssedie Entrückung am Ende der grossen Trübsal zur glei-chen Zeit wie die Wiederkunft des Herrn geschehen.

Wir haben bereits aufgezeigt, warum diese beidenEreignisse nicht gleichzeitig stattfinden können. Al-lein die Sprache in Matthäus 24 bestätigt diesen Sach-

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verhalt. Wir wollen uns noch einmal den 31. Vers an-sehen und die darin enthaltenen Gegensätze festhalten.In 1.Thessalonicher 4,16 haben wir «die Stimme desErzengels und die Posaune Gottes», hier haben wir je-doch «helle(n) Posaunen», aber keinen Erzengel. Beider Entrückung ist es Christus selbst, der uns zu sichin die Luft aufnimmt. Hier sind es jedoch «Seine En-gel», die «Seine Auserwählten sammeln». In Matthäus24 wird auch keine Entrückung in die Luft erwähnt.Der Begriff «sammeln» hat eine völlig andere Bedeu-tung. Diese Sammlung wird «von den vier Winden»oder von den Enden der Erde erfolgen. Somit beziehtsich dieser Vers auf einen bestimmten Ort auf der Erdeund nicht auf eine Begegnung in der Luft. Gesammeltwerden Seine Auserwählten. Wer könnte damit gemeintsein? Der Begriff kann sich auf die Gemeinde Jesu,aber auch auf Israel beziehen: «Um Jakobs, meinesKnechts, und um Israels, meines Auserwählten, willenrief ich dich bei deinem Namen und gab dir Ehrenna-men, obgleich du mich nicht kanntest» (Jes 45,4). Wennin Matthäus 24 die Gemeinde Jesu gemeint wäre, dannwären diese Auserwählten zu Christus in die Luft ent-rückt worden. Statt dessen werden sie in ihr eigenesLand gesammelt, um mitzuerleben, wie der MessiasSeine tausendjährige Herrschaft antritt, so wie es diePropheten vorhergesagt haben:

«Ich will aus Jakob Nachkommen wachsen lassenund aus Juda Erben, die meine Berge besitzen; meineAuserwählten sollen sie besitzen, und meine Knechtesollen auf ihnen wohnen … Denn siehe, ich willJerusalem zur Wonne machen und sein Volk zur Freu-de, und ich will fröhlich sein über Jerusalem und michfreuen über mein Volk. Man soll in ihm nicht mehrhören die Stimme des Weinens noch die Stimme des

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Klagens … Sie werden Häuser bauen und bewohnen,sie werden Weinberge pflanzen und ihre Früchte essen.Sie sollen nicht bauen, was ein anderer bewohne, undnicht pflanzen, was ein anderer esse. Denn die Tagemeines Volks werden sein wie die Tage eines Baumes,und ihrer Hände Werk werden meine Auserwähltengeniessen. Sie sollen nicht umsonst arbeiten und keineKinder für einen frühen Tod zeugen; denn sie sind dasGeschlecht der Gesegneten des Herrn, und ihre Nach-kommen sind bei ihnen. Und es soll geschehen: ehe sierufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, willich hören. Wolf und Schaf sollen beieinander weiden;der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind, aber dieSchlange muss Erde fressen. Sie werden weder Bosheitnoch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge,spricht der Herr» (Jes 65,9.18-19.21-25).

Wir können daraus schliessen, dass sich der Be-griff «Auserwählte» in Matthäus 24 auf die Nachkom-men von Abraham, Isaak und Jakob bezieht. Sie wer-den von den Engeln aus allen Teilen der Erde gesam-melt und nach Israel gebracht, denn dorthin ist Chris-tus zurückgekehrt, um den Antichristen zu zerstören,Sein Volk zu erretten und Sein Reich aufzurichten. Alleüberlebenden Juden, die noch nicht nach Israel zu-rückgekehrt sind, werden aus der ganzen Welt gesam-melt, um dort ihrem Messias zu begegnen und an Sei-ner tausendjährigen Herrschaft teilzuhaben.

Die Entrückung ist dagegen ein völlig anderes Er-eignis, das sieben Jahre vor den oben geschildertenGeschehnissen stattfindet. Wie wir noch sehen wer-den, ist die Entrückung auch eine Voraussetzung fürdie Machtergreifung des Antichristen. Für die letztenEreignisse, die in der Offenbarung beschrieben wer-den, ist die Entrückung erforderlich, um einerseits die

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Weltbühne vorzubereiten und um andererseits vorherundenkbare Entwicklungen zu beschleunigen. Aus-serdem wären ohne dieses Ereignis nicht «alle Heili-gen» (vgl. Sach 14,5) im Himmel, um Christus bei Sei-ner Wiederkunft zur Erde zu begleiten.

Das Szenario einer Entrückung vor der Trübsal

Ob man nun an eine Entrückung glaubt oder nicht– wir wollen einmal annehmen, dass sie wirklich ge-schehen ist. Es handelt sich hier um ein Ereignis, dasalles bisher da gewesene in der Geschichte übertrifft;es sprengt den Rahmen der menschlichen Vorstellungs-kraft. Ohne Vorwarnung, wenn die Aussichten rosigerscheinen und die ganze Welt sich freut, dass «Friedeund Sicherheit» herrschen (1.Thess 5,3), verschwin-den Millionen Menschen aus jeder Nation, Rasse undRegion in einem einzigen Augenblick von der Erd-oberfläche. Nach Schätzungen beträgt die Zahl derChristen in China etwa 80 Millionen, in Afrika etwa100 Millionen, in den Vereinigten Staaten etwa 50 Mil-lionen.

Diese Angaben scheinen sehr hoch gegriffen zu sein,besonders die Zahlen in den Vereinigten Staaten. Vonetwa 1,7 Milliarden bekennenden Christen in unsererheutigen Welt könnten etwa 250 Millionen den Herrnwirklich kennen und somit bei der Entrückung dabeisein. Diese Zahl umfasst jedoch die gesamte Bevölke-rung der Vereinigten Staaten! Man kann sich gar nichtvorstellen, welche Auswirkungen das plötzliche Ver-schwinden einer so grossen Menschenmenge hat. Hun-derte Millionen Menschen in der ganzen Welt sind zuAugenzeugen von etwas Unvorstellbarem geworden –ein Verwandter, ein Freund, ein Nachbar, ein Bekann-ter oder ein völlig fremder Mensch, sie alle haben sich

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buchstäblich in Luft aufgelöst. Menschen sind ausAufzügen in Einkaufszentren, in Wohn- oder Büro-gebäuden verschwunden, oder aber aus Flugzeugen,die sich gerade in der Luft befinden. In manchen Fäl-len ist vielleicht die gesamte Besatzung einer Maschi-ne fort, und das Flugzeug stürzt deswegen ab. AufLandstrassen oder Autobahnen sind plötzlich vieleFahrzeuge führerlos. Vielleicht wird es Wochen dau-ern, bis die Schäden der dadurch entstandenen Auf-fahrunfälle beseitigt werden, denn man ist auf solcheMassenkarambolagen nicht vorbereitet. Ausserdemsind vielleicht auch die Arbeiter, die Abschlepp-fahrzeuge bedienen können, auf mysteriöse Weiseabhanden gekommen.

Anders als in anderen Ländern fehlen in den Verei-nigten Staaten plötzlich bekannte Gesichter auf höchs-ter Regierungsebene – Mitarbeiter des Weissen Hau-ses, Regierungsmitglieder, Kongressabgeordnete, Sena-toren, Vertreter des Verteidigungsministeriums. Auchdie Armee ist merklich geschrumpft. Es fehlen Admi-räle, Generäle, Majore, Piloten von Kampfflugzeugenund Hubschraubern, aber auch Mitarbeiter des Ge-heimdienstes in streng geheimen Bereichen wie zumBeispiel der Verschlüsselung von Nachrichten oder derWartung und Bedienung von Atomwaffen sind zu Tau-senden verschwunden. Schlüsselpositionen in Wirt-schaft und Industrie sind plötzlich nicht mehr besetzt.Im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (bis auf einpaar Mitglieder, die ebenfalls nicht mehr da sind) fin-den fast rund um die Uhr Dringlichkeitssitzungen statt.Hoffnungslos überarbeitete Mitarbeiter in Stadtverwal-tungen stehen vor einem unvorstellbaren Chaos. Eswird Monate dauern, bis das Durcheinander der Ver-sicherungsleistungen für vermisste Personen oder die

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Verwirrung bei Banken geklärt ist, denn es gibt beivielen Konten plötzlich niemanden, der Zahlungen ent-gegennimmt oder tätigt.

Auswirkungen der Entrückung vor der Trübsal

Das eben beschriebene Chaos wird jedoch nochverschlimmert durch die erschreckende Tatsache, dassMillionen Säuglinge und Kleinkinder ebenfalls von derBildfläche verschwunden sind. Wenn wir glauben, dassSäuglinge bei ihrem Tod von dem versöhnenden BlutChristi bedeckt und in den Himmel aufgenommenwerden, dann ist es durchaus denkbar, dass bei derEntrückung alle Menschen, die noch keine Verantwor-tung für ihr Handeln übernehmen können, mitgenom-men werden. Es wird in der ganzen Welt wohl kaumeine Familie geben, die davon nicht betroffen ist. Hierhaben wir den erschütterndsten und erschreckendstenAspekt dieser unvorstellbaren Katastrophe. Die Zahlder vermissten Säuglinge und Kleinkinder wird die derverschwundenen Erwachsenen bei weitem übersteigen,und damit erhält das Ereignis einen äusserst verhäng-nisvollen Unterton. Wohin sind die Erwachsenen undKinder gegangen? Wer hat sie entführt? Steckt vielleichteine intergalaktische Macht dahinter, die sich auf die-se Weise Sklaven beschafft? Könnten die Vermisstenan Bord hochentwickelter Raumschiffe gebracht wor-den sein, um einen anderen Planeten zu besiedeln?Die Bewohner der Erde könnten meinen, sie seien hilf-los einer Macht ausgeliefert, die offenbar keine Gnadekennt. In jedem Augenblick könnten sich wieder Mil-lionen Menschen förmlich in Luft auflösen. Wer wirdder Nächste sein?

Neben diesem allgemeinen Chaos erfasst die Weltein unaussprechlicher Schrecken. Dieses Ereignis ist

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schlimm genug, um eine Vereinigung aller Konflikt-parteien auf Erden herbeizuführen. Der von allen Erd-bewohnern gemeinsam erlebte Schock ist ein noch nieda gewesener Auslöser einer weltweiten Einheit. DasGefühl der gegenseitigen Abhängigkeit, das von weni-gen Überlebenden eines Flugzeugabsturzes auf einemeinsamen Berggipfel empfunden wird, verblasst imVergleich zu jener Vereinigung unter den Überleben-den dieser unverständlichen und unheimlichen Kata-strophe. Konflikte zwischen Muslimen und Hindus inIndien, zwischen Arabern und Juden in Israel, zwi-schen Katholiken und Protestanten in Irland, zwischenVolksgruppen im ehemaligen Jugoslawien oder in derfrüheren Sowjetunion werden plötzlich bedeutungs-los. Alles, was kurz vorher noch so wichtig erschien –Liebe oder Hass, Krieg oder Frieden, Gewinn oder Ver-lust, Beschäftigung oder Arbeitslosigkeit, Schulnotenoder Gehälter oder was immer es auch gewesen ist,wird auf einmal unwichtig. Es wird nur noch eine Re-alität geben. Die lähmende Furcht, die jeden Menschenerfasst, wird sogar die Trauer um die Vermissten über-decken. Die ganze Menschheit wird von einer entsetz-lichen Panik erfasst werden.

Hier haben wir ein Ereignis von einer derartigenTragweite, dass es alle Bedenken wegwischen und dieWelt zu einer nie gekannten Einheit führen könnte.Manche Ausleger behaupten, ein Dritter Weltkriegkönnte diese Wirkung haben, und aus den Trümmerneiner atomaren Massenvernichtung könnte die erfor-derliche Einheit entstehen. Dieses Szenario ist jedochbestenfalls umstritten. Bisher hat noch kein Krieg die-se Auswirkung gehabt, und deshalb ist es fraglich, obdas in der Zukunft der Fall sein könnte. Kriege hinter-lassen in der Regel tiefe Wunden, und meistens ent-

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stehen daraus neue Hassgefühle, die letztendlich dieKluft zwischen den Völkern nur vertiefen, aber keineEinheit schaffen können. Jedes Szenario für eine welt-weite Vereinigung muss eine Milliarde Muslime be-rücksichtigen, deren Treue zu Allah sie zum Strebennach der endgültigen Herrschaft des Islams verpflich-tet, denn das ist einer ihrer wichtigsten Glaubens-punkte. Kein Friedensvertrag für den Nahen Osten,keine Treueschwüre, keine Drohungen oder Abkom-men können diesen unterschwelligen Fanatismusjemals beseitigen. Die Araber sind sich noch nichteinmal untereinander einig. Sie würden sich gegensei-tig an die Gurgel springen, wenn sie nicht einen ge-meinsamen Feind hätten. Das Einzige, was der arabi-schen Welt den Anschein von Einigkeit verleiht, ist ihrHass auf Israel und ihr leidenschaftliches Streben nachder Zerstörung dieses Feindes. Gibt es etwas anderes,das die islamischen Araber in einem Augenblick mitdem Rest der Welt vereinen könnte? Wohl kaum. DieEntrückung allein könnte alle Barrieren zu Fall brin-gen und die ganze Welt zu einer Einheit zusammen-schweissen. Alle Araber, sogar die fanatischsten Mus-lime, werden wie alle anderen Überlebenden dieserweltweiten Katastrophe unter einer derart lähmendenAngst leiden, dass sogar ihr fanatisches Streben nachder Vernichtung der Juden zumindest für eine gewisseZeit in Vergessenheit geraten wird.

Eine ideale Möglichkeit für den Antichristen

Angenommen, es tritt plötzlich mitten in diesemChaos ein Mann auf, der eine geniale, aber vernünfti-ge Erklärung für dieses Geschehen bereit hält. Aus-serdem kann nur er allein gewährleisten, dass alle, diesich ihm als Weltherrscher unterwerfen, vor ähnlichen

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Bedrohungen bewahrt bleiben. Auch wird er sich desVertrauens der Menschen in seine Fähigkeiten und seinWissen würdig erweisen. Am überzeugendsten sinddie angeblichen Wunder, die er vollbringen wird. Wäh-rend das alles in der Macht des Satans geschieht, be-zeichnet er diese Phänomene als menschliche oderübersinnliche Begabung. Er verspricht, dass unter sei-ner Führung die ganze Menschheit unter seiner Füh-rung ähnliche Fähigkeiten erwerben könne. Ab die-sem Zeitpunkt sind viele verschiedene Szenarien denk-bar.

Wir wollen nur eines in Erwägung ziehen. Ange-nommen, es erscheint unmittelbar nach der Entrü-ckung eine riesige Zahl von UFOs am Himmel. Gewal-tige Raumschiffe sind überall zu sehen, sogar am hell-lichten Tag, so dass niemand mehr an ihrer Existenzzweifeln kann. Die militärischen Mächte auf Erden sindhilflos. Die bereits erwähnte Persönlichkeit wagt ei-nen kühnen Vorstoss und erklärt sich bereit, an Bordeines riesigen Raumschiffs, das über dem Hauptquar-tier der Vereinten Nationen in New York schwebt, zugehen. Zumindest soll die ganze Menschheit glauben,dass er von den Überirdischen unter allen Erdbewoh-nern dazu ausersehen worden ist, mit ihnen zu ver-handeln. Obwohl sie leugnen, irgend jemanden vonder Erde weg genommen zu haben, behaupten sie den-noch, sie wüssten, welche intergalaktische Macht hin-ter dem Verschwinden der vielen Millionen Menschensteckt, und sie könnten eine Wiederholung dieses Zwi-schenfalls verhindern. Jedoch wollen sie einzig undallein mit dieser bewussten Persönlichkeit zusammen-arbeiten, denn nur dieser Mann sei der Garant für dieSicherheit der Menschheit, wenn gewisse Regeln ein-gehalten werden. Wenn ein solcher Mann eine Erklä-

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rung anbietet, die von der Welt geglaubt wird, undwenn er scheinbar über die Macht verfügt, für alleErdbewohner diese Sicherheit zu gewährleisten, dannhat er die Welt in der Hand. Vielleicht behauptet er,dass er mit einem intergalaktischen Rat über die Rück-kehr der Verschwundenen verhandelt. Da die Zurück-bleibenden noch immer erschüttert sind über das mas-senhafte Verschwinden so vieler Menschen (Hundert-tausende haben deswegen den Verstand verloren),werden sie dem «Grossen Bruder» nur allzu gern ge-statten, sein Zeichen an ihrer Hand oder Stirn anzu-bringen, in der Gewissheit, dass er sie vor einer ähnli-chen Katastrophe beschützt. Es gibt weitere Möglich-keiten, aber sie sollen an dieser Stelle nicht erwähntwerden. Wie man dieses massenhafte Verschwindenauch erklärt und welche Begleitumstände es habenmag, eines steht fest: Die Entrückung ist der Katalysa-tor, durch den die Neue Weltordnung mit ihrer Welt-regierung und Weltreligion plötzlich zustande kommenwird. Dieses System ist jedoch die Grundlage für dieWeltherrschaft des Antichristen. Die Entrückung ist er-forderlich für jedes Szenario einer unter dem Antichris-ten vereinten Welt, denn erst dadurch erhält er jeneabsolute Macht, die in der Bibel erwähnt wird.

Ein biblisches Szenario

Wir haben viele biblische Gründe für eine Entrü-ckung vor der Trübsal erwähnt. So haben wir verdeut-licht, dass die 70. Woche aus dem Buch Daniel nichtbeginnen kann, bis die Gemeinde Jesu von der Erdeweggenommen worden ist. Ausserdem müssen dieHeiligen zuerst in den Himmel aufgenommen werden,bevor sie bei der Wiederkunft von dort zurückkehrenkönnen. Dem haben wir noch eine logische Begrün-

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dung hinzugefügt, denn der Antichrist kann nicht andie Macht kommen, wenn nicht die Entrückung diegesamte Welt in Furcht und Schrecken versetzt, so dasssie sich unter seiner Herrschaft vereinigt. Es gibtmindestens zwei Hinweise in der Bibel, die diese Sicht-weise bestätigen. Betrachten wir zunächst einmal denzeitlichen Rahmen, in dem der Antichrist die Machtergreift. Manche Ausleger behaupten, dies könne erstin der Mitte der sieben Jahre geschehen. Sie könnensich nicht vorstellen, dass er bereits vor diesem Zeit-punkt eine Machtposition inne haben kann. Der Anti-christ schliesst jedoch mit den Vielen für die gesamte70. Woche ein Friedensbündnis, und deshalb muss erschon zu Beginn dieser Zeit an der Macht sein. Er brichtdiesen Bund «in der Mitte der Woche»; das heisst, erkann zu diesem Zeitpunkt nicht gerade erst an dieMacht gelangt sein, denn den Bund hat er ja schondreieinhalb Jahre vorher geschlossen.

Unsere Schlussfolgerungen ergeben ein zusammen-hängendes Bild. Die 70. Woche kann nicht beginnenund auch der Antichrist kann nicht offenbar werden,bis die Gemeinde in der Entrückung weg genommenwird. Aber unmittelbar danach muss sich der Anti-christ bereits in einer Machtposition befinden, damiter zu Beginn der 70. Woche das Bündnis schliessenkann, von dem Daniel spricht. Logischerweise ist esdann die Entrückung, durch die er sich offenbaren kannund die Welt in Furcht und Schrecken zu eineransonsten undenkbaren Vereinigung getrieben wird,damit der Antichrist plötzlich die Weltherrschaft ansich reissen kann. Paulus schreibt an die Thessaloni-cher: «Und ihr wisst, was ihn noch aufhält, bis er of-fenbart wird zu seiner Zeit. Denn es regt sich schon dasGeheimnis der Bosheit; nur muss der, der es jetzt noch

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aufhält, weggetan werden, und dann wird der Böseoffenbart werden» (2.Thess 2,6-8). Eine Person hin-dert den Antichristen am Offenbarwerden. Natürlichhandelt es sich nicht um eine gewöhnliche Person,denn Derjenige, der dieses Ereignis in den Tagen desPaulus vor mehr als 1 900 Jahren verhinderte, ist auchheute am Werk. Er steht über der Zeit und ist allmäch-tig, denn Satan kann nicht handeln, bis dieser Eineaus dem Weg geräumt ist. Paulus kann mit diesenWorten nur den Heiligen Geist meinen. Aber Er kannnicht von der Erde weggenommen werden, denn Er istallgegenwärtig. Ausserdem werden sich während dergrossen Trübsal viele Menschen durch das Evangeli-um vom Reich Gottes bekehren, und das ist nur durchdas Wirken des Heiligen Geistes möglich. Aber wasbedeutet dann die Aussage «der, der es jetzt noch auf-hält, muss weggetan werden»? Wie kann das auf denHeiligen Geist zutreffen? Die Gemeinde Jesu wird be-schrieben als «Wohnung Gottes im Geist» (Eph 2,22).Die Leiber aller Christen sind «Tempel des heiligenGeistes» (1.Kor 6,19). Gott der Heilige Geist ist in die-ser Welt gegenwärtig auf eine einzigartige Weise, dievor der Entstehung der Gemeinde Jesu in dieser Formnicht denkbar war und nach der Entrückung der Ge-meinde nicht mehr möglich sein wird. Wenn die Ge-meinde in den Himmel aufgenommen wird, dann wirddiese besondere Gegenwart des Heiligen Geistesebenfalls weggenommen, obwohl Er als der allgegen-wärtige Gott noch immer hier sein wird, so wie Er seitEwigkeiten im gesamten Universum gegenwärtig ist.

Andere Gründe für die EntrückungDie wahre Gemeinde Jesu würde den Antichristen

nicht einen Augenblick lang dulden. Sie würde seinen

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Charakter von der Bibel her enttarnen und sich gegenihn stellen. Auch würde sie andere Menschen eindring-lich warnen und dem Antichristen und seinen teufli-schen Machenschaften im Weg sein. Die Pläne, dieSatan durch den Antichristen verwirklichen will, kön-nen nicht vorangetrieben werden, ehe die Gemeindevon der Bildfläche verschwindet. Wäre sie währendder Zeit der grossen Trübsal noch auf Erden, würdeder Antichrist sie auslöschen. Aber das würde Gottnicht zulassen. Er, der die Gemeinde beschützt, dersagte, dass die Tore der Hölle sie nicht überwindenwürden, erlaubt es, dass dem Antichristen Macht ge-geben wird, «zu kämpfen mit den Heiligen und sie zuüberwinden … dass alle, die das Bild des Tieres nichtanbeteten, getötet würden» (Offb 13,7.15).

Die einzige Möglichkeit, die Gemeinde zu schüt-zen und den Antichristen alle Heiligen töten zu las-sen, liegt darin, die Gemeinde weg zu nehmen. DieHeiligen, die vom Antichristen getötet werden, habenvorher die Wahrheit nicht erkannt und haben wäh-rend der grossen Trübsal zum Glauben an Jesus Chris-tus gefunden. Sie bezahlen dafür mit ihrem Leben:«Und als es das fünfte Siegel auftat, sah ich unten amAltar die Seelen derer, die umgebracht worden warenum des Wortes Gottes und um ihres Zeugnisses willen.Und sie schrien mit lauter Stimme: Herr, du Heiligerund Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rächstnicht unser Blut an denen, die auf der Erde woh-nen? … und ihnen wurde gesagt, dass sie ruhen müss-ten noch eine kleine Zeit, bis vollzählig dazukämenihre Mitknechte und Brüder, die auch noch getötet wer-den sollten wie sie … Diese sind’s, die gekommen sindaus der grossen Trübsal und haben ihre Kleider gewa-schen und haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des

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Lammes» (Offb 6,9-11; 7,14). – Eine Entrückung nachder Trübsal wäre ein klassischer «Reinfall», denn esgäbe, wenn überhaupt, nur wenige Gläubige, die zudiesem Zeitpunkt in den Himmel aufgenommen wer-den könnten. Sie wären nämlich alle getötet worden,denn dieses Schicksal müssen diejenigen erleiden, diesich weigern, das Zeichen des Tieres (des Antichris-ten) anzunehmen und sein Bild anzubeten. In derUnterordnung unter den Antichristen besteht in die-ser schrecklichen Zeit die einzige Möglichkeit, am Le-ben zu bleiben. Diejenigen, die das Zeichen des Tieresannehmen und sein Bild anbeten, müssen jedoch einviel schlimmeres Schicksal erleiden: «Und ein dritterEngel folgte ihnen und sprach mit grosser Stimme: Wennjemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt dasZeichen an seine Stirn oder an seine Hand, der wirdvon dem Wein des Zornes Gottes trinken, der unver-mischt eingeschenkt ist in den Kelch seines Zorns, under wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor denheiligen Engeln und vor dem Lamm … und sie habenkeine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier anbeten undsein Bild, und wer das Zeichen seines Namens an-nimmt» (Offb 14,9-11). Schliesslich wird durch eineEntrückung nach der Trübsal ein wesentlicher Faktordieser Lehre neutralisiert, nämlich die Naherwartung.Wie wir noch sehen werden, lehrt die Bibel, dass dieRückkehr Christi zu jeder Zeit in der Geschichte derMenschheit hätte geschehen können. Nichts hindertIhn daran, auch in diesem Augenblick zu kommen.

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Kapitel 22

Ein anderes Szenario

«… denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag desHerrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Wennsie sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr –,dann wird sie das Verderben schnell überfallen wie dieWehen eine schwangere Frau, und sie werden nichtentfliehen. Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Fins-ternis, dass der Tag wie ein Dieb über euch komme.Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder desTages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Fins-ternis. So lasst uns nun nicht schlafen wie die andern,sondern lasst uns wachen und nüchtern sein» (1.Thess5,2-6).

Häufig hört man das Argument, es gebe keinenNachweis, dass die frühe Gemeinde an die kurz be-vorstehende Rückkehr Christi geglaubt hat, und dieEntrückung vor der Trübsal sei eine Erfindung, die erstum 1830 auftauchte. Gleichgültig, wie «früh» dieserGedanke bereits existierte, jede Gemeinde ist der fal-sche Ort für die Suche nach Wahrheit. Bereits vonPaulus war die Klage zu hören: «Das weisst du, dasssich von mir abgewandt haben alle, die in der ProvinzAsien sind …» (2.Tim 1,15). Die Gemeinde seiner Zeithatte sich bereits in vielen Bereichen von der Wahr-heit abgewandt. Die meisten seiner Briefe musste erschreiben, um Irrtümer richtig zu stellen, die bereitsin der frühesten Zeit der Gemeinde Jesu vorhanden

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waren. Wir sollten uns jedoch nicht täuschen lassen,wenn jemand einen «frühen Kirchenvater» zitiert unduns nahe legt, seine Auslegung als authentisch anzu-sehen, nur weil er «Petrus kannte» oder «ein Zeitge-nosse des Apostels Johannes war». Diejenigen, die inder Zeit eines Petrus oder Johannes lebten, folgtenbereits schlimmen Irrlehren. Paulus musste die Ältes-ten in Ephesus warnen: «Denn das weiss ich, dass nachmeinem Abschied reissende Wölfe zu euch kommen,die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus eurerMitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren,um die Jünger an sich zu ziehen» (Apg 20,29-30). Wenndie Ältesten von Ephesus, die ja von Paulus selbstunterrichtet wurden, in die Irre gehen konnten, dannkann kein so genannter «früher Kirchenvater» unbe-denklich als Autorität angesehen werden.

Das Wort Gottes ist die einzige sichere Quelle derWahrheit. Es ist unerheblich, was eine «frühe Gemein-de» glaubte oder auch nicht glaubte. Das Neue Testa-ment sagt uns, was die ersten Christen glaubten, wosie in die Irre gingen, und was wir heute glauben undpraktizieren sollten. Wenn man das Neue Testamentliest, erkennt man, dass die Gemeinde zur Zeit desPaulus an die kurz bevorstehende Rückkehr Christi fürdie Seinen glaubte und dieses Ereignis sehnsüchtigerwartete. Es gibt keine frühere Gemeinde, die uns alsVorbild dienen könnte!

Ein beunruhigendes Gerücht

Wie wir noch sehen werden, glaubte die frühe Ge-meinde an die kurz bevorstehende Rückkehr Christi;sie hielt nach diesem Ereignis Ausschau und wartetedarauf. Aus diesem Grund musste sie auch an eineEntrückung vor der Trübsal geglaubt haben, obwohl

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dieser Ausdruck in ihren Schriften nicht auftaucht. Diekurz bevorstehende Rückkehr Christi ist ein wichtigesThema im gesamten Neuen Testament. Dieses Ereig-nis war die «selige Hoffnung» (Tit 2,13), die in jedemAugenblick ihre Erfüllung finden konnte. Auch imzweiten Brief des Paulus an die Thessalonicher wirddies nochmals deutlich: «Was nun das Kommen unse-res Herrn Jesus Christus angeht und unsre Vereinigungmit ihm, so bitten wir euch, liebe Brüder, dass ihr euchin eurem Sinn nicht so schnell wankend machen nocherschrecken lasst – weder durch eine Weissagung nochdurch ein Wort oder einen Brief, die von uns sein sol-len –, als sei der Tag des Herrn schon da» (2.Thess 2,1-2).

Was war dieser «Tag des Herrn», den Paulus hiererwähnt, und warum sollten die Gläubigen in Thessa-lonich sich nicht erschrecken lassen, als ob er schongekommen sei? Die Antwort auf diese Frage steht indirektem Zusammenhang mit unserer Thematik. Pau-lus versucht, die Gemeinde zu beruhigen, indem ersich sowohl auf die Entrückung als auch auf die Wie-derkunft bezieht. Deshalb müssen beide in einer wich-tigen Beziehung zum «Tag des Herrn» stehen. Pauluserwähnte diesen Tag in seinem ersten Brief an dieThessalonicher, und zwar in den eingangs zitiertenVersen. Er betonte, dass dieser Tag wie ein Dieb kom-men würde, zu einem Zeitpunkt, da die Welt ihn nichterwartet. Christen sollten jedoch nicht davon über-rascht werden, wenn sie die Rückkehr ihres Herrn er-warten. Der Gedanke, der «Tag des Herrn» sei schonüber sie gekommen, hatte die Gläubigen in Thessalo-nich zutiefst erschüttert. Ihre Besorgnis ging jedochnoch weiter. Paulus hatte zweifellos den «Tag Christi»mit ihnen besprochen, und sie wussten, dass eine Zeit

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grosser Not über die Erde kommen würde, als auchdie grosse Trübsal bezeichnet wird, wie aus den ein-leitenden Versen seines zweiten Briefes an die Thes-salonicher hervorgeht. Nachdem er die Empfänger desBriefes lobt wegen der von ihnen in Geduld und Ver-trauen zu Gott ertragenen Verfolgungen und Bedräng-nisse, schreibt Paulus: «Denn es ist gerecht bei Gott,mit Bedrängnis zu vergelten denen, die euch bedrän-gen, euch aber, die ihr Bedrängnis leidet, Ruhe zu ge-ben mit uns, wenn der Herr Jesus sich offenbaren wirdvom Himmel her mit den Engeln seiner Macht in Feuer-flammen, Vergeltung zu üben an denen, die Gott nichtkennen und die nicht gehorsam sind dem Evangeliumunseres Herrn Jesus. Die werden Strafe erleiden, dasewige Verderben, vom Angesicht des Herrn her und vonseiner herrlichen Macht, wenn er kommen wird, dasser verherrlicht werde bei seinen Heiligen und wunder-bar erscheine bei allen Gläubigen, an jenem Tage; dennwas wir euch bezeugt haben, das habt ihr geglaubt»(2.Thess 1,6-10). Hier wird offenbar auf die Wieder-kunft Christi in Macht und Herrlichkeit bei der Schlachtvon Harmagedon angespielt. «An jenem Tage» beziehtsich eindeutig auf den «Tag Christi», denn diese Be-zeichnung wird verbunden mit Seinem Offenbarwerdenvor der Welt als göttlicher Vergelter. Dieser Tag bein-haltet auch einleitende Ereignisse im Hinblick auf dieSchlacht von Harmagedon, denn sonst hätten die Gläu-bigen in Thessalonich den Gerüchten, dass der «TagChristi» bereits angebrochen sei, keine Beachtung ge-schenkt.

Kein Grund zur Aufregung

Ausser einer Reaktion der Überraschung, die eigent-lich unangebracht war, hätten die Thessalonicher gar

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keinen Grund zur Aufregung gehabt, wenn sie an eineEntrückung nach der Trübsal geglaubt hätten. Sie hat-ten jedoch berechtigte Gründe, erschüttert zu sein,wenn sie an eine Entrückung vor der Trübsal glaub-ten, und das war wohl auch der Fall.

Wenn die Thessalonicher gewusst hätten, dass siedie grosse Trübsal durchstehen müssten, um die Ent-rückung, der sie mit grosser Sehnsucht entgegen-blickten, zu erleben, dann hätte sie die Erkenntnis,dass der «Tag Christi» bereits gekommen sei, nicht er-schüttern müssen. Ihre Reaktion wäre vielmehr fol-gendermassen gewesen: «Gelobt sei Gott! Für uns istdie Zeit gekommen, dem Antichristen entgegenzutre-ten und unsere Liebe und Treue zu unserem Herrnunter Beweis zu stellen. Wenn wir den Märtyrertoderleiden, wird uns eine besondere Krone zuteil. Wennwir aber ausharren bis zum Ende, dann werden wirentrückt, um dem Herrn bei Seiner Rückkehr zumÖlberg zu begegnen.» Denn schliesslich war der «Tagdes Herrn» und das Offenbarwerden des Antichristensowie die Zeit der Trübsal ja das, was sie erwarteten,wenn sie an eine Entrückung nach der Trübsal glaub-ten. Das war zwar nicht unbedingt eine «selige Hoff-nung», aber auch nicht etwas, worüber man erschro-cken sein musste.

Wenn aber die Thessalonicher Christus vor Beginnder Trübsalzeit erwarteten und diese begonnen hätte,ohne dass sie entrückt worden wären, dann hätten siewirklich berechtigte Gründe, «wankend» zu werden!Waren sie denn von Christus zurückgewiesen worden?Warum waren sie nicht bei der Entrückung dabei? Undwarum waren Paulus und alle anderen Christen auchnoch da? Niemand war in den Himmel entrückt wor-den. Wenn der «Tag Christi» gekommen wäre, ohne

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dass Christus die Seinen aus der Welt genommen hät-te, dann waren sie vielleicht nicht nur über diesesThema, sondern auch über viele andere Sachverhaltefalsch informiert worden. Diese Wahrscheinlichkeitgenügte schon, die Thessalonicher zu erschüttern.Allerdings hätten die Thessalonicher keinen Grund zurBeunruhigung gehabt, wenn sie an eine Entrückungnach der Trübsal geglaubt hätten. Aber da sie starkerschüttert waren bei dem Gedanken, sie könnten sichbereits in der Trübsal befinden, hatte man ihnen of-fenbar verkündet, dass Christus sie vor dieser schreck-lichen Zeit entrücken würde. Paulus verwendet jedochnicht den Begriff «grosse Trübsal» oder «Trübsal», son-dern er erwähnt den «Tag Christi». An anderer Stellebezeichnet er diese Zeit als «Tag des Herrn». BeideAusdrücke sind neutestamentliche Entsprechungen desim Alten Testament häufig gebrauchten Begriffs «Tagdes Herrn».

Der «Tag Christi»

Dass es sich dabei nicht um einen Zeitraum von 24Stunden handelt, wird deutlich, wenn man nur ein paarHinweise auf diese Zeit liest, denn es geschieht zu viel,als dass diese Ereignisse an einem einzigen Tag ablau-fen könnten. Die Feststellungen, die wir bereits im Zu-sammenhang mit dem Kommen Christi gemacht ha-ben, treffen auch auf den «Tag des Herrn» zu. Wennman scheinbar widersprüchliche Aussagen miteinanderin Einklang bringt, dann ist für diese Zeitspanne mehrals nur ein Tag erforderlich. Häufig wird der «Tag desHerrn» als ein Tag des Leides, des Grauens, der göttli-chen Vergeltung, einer unbeschreiblichen Zerstörungbeschrieben. So wird er in Psalm 110,5 als «Tag SeinesZorns» bezeichnet, in Joel 1,15 als «Verderben vom

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Allmächtigen», in Joel 2,11 als «gross und voller Schre-cken», in Amos 5,18 als «Finsternis und nicht Licht»,in Zefanja 2,2.3 als «Tag des Zorns des Herrn»; inMaleachi 3,19 heisst es: «Denn siehe, es kommt einTag, der brennen soll wie ein Ofen. Da werden alle Ver-ächter und Gottlosen Stroh sein, und der kommendeTag wird sie anzünden, spricht der Herr Zebaoth, under wird ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen.» Aussolchen Schilderungen geht eindeutig hervor, dass der«Tag des Herrn» sich auf die Zeit der grossen Trübsalbezieht. Dabei spielen Israel, das Kommen des Messi-as zu seiner Rettung in der Schlacht von Harmagedonund die Vollstreckung des Gerichts über diejenigen,die Israel Leid zugefügt haben, eine besondere Rolle.Das geht eindeutig aus dem jeweiligen Zusammenhangder oben erwähnten Verse sowie aus der Vielzahl an-derer Bibeltexte zu diesem Thema hervor. Es ist inte-ressant, wie Jesus Christus mit dem Text in Jesaja 61,1-2 umging, als Er ihn in der Synagoge zu Nazarethvorlas, an jenem bedeutsamen Tag, an dem Er denGrund für Sein Kommen zur Erde offenbarte: «Und erkam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, und gingnach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Synagogeund stand auf und wollte lesen. Da wurde ihm dasBuch des Propheten Jesaja gereicht. Und als er das Buchauftat, fand er die Stelle, wo geschrieben steht): ‹DerGeist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zuverkündigen das Evangelium den Armen; er hat michgesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei seinsollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, undden Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen,zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.› Und als erdas Buch zutat, gab er’s dem Diener und setzte sich.Und aller Augen in der Synagoge sahen auf ihn. Und

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er fing an, zu ihnen zu reden: Heute ist dieses Wort derSchrift erfüllt vor euren Ohren» (Lk 4,16-21).

Natürlich verkündete Er damit den EinwohnernSeiner Heimatstadt, die Ihn nur als den Zimmermanns-sohn kannten, dass Er die Erfüllung dieser Prophezei-ung war, nämlich der Messias. Sie waren erzürnt überdiese scheinbare Gotteslästerung, und so versuchtensie, Ihn zu töten. Äusserst interessant ist jedoch, dassEr mit dem Verlesen des Textes mitten im Satz aufhör-te. Der nächste Satzteil, den Er nicht mehr vorlas, lau-tet: «und einen Tag der Vergeltung unsres Gottes» (Jes61,2).

Wieder sind zwei Ereignisse erforderlich

Hier haben wir ein weiteres Beispiel für eine alttes-tamentliche Bibelstelle mit einer doppelten Bedeutung,die ein zweimaliges Kommen des Messias erforderlichmachte. Jesus las den Teil, der sich auf Seine ersteAnkunft bezog und überging die Sätze über Seine Wie-derkunft. «Tag der Vergeltung» ist eine andere Bezeich-nung für «Tag des Herrn». Daran erkennen wir eineenge Verbindung zum Messias und Seiner Wiederkunft.Wie wir bereits festgestellt haben, erinnert Judas unsin seinem Brief an die Weissagung des Henoch, dassder Herr (Jahwe) kommt, mit «seinen vielen tausendHeiligen, Gericht zu halten über alle» (Jud 14-15). Sobeinhaltet der «Tag des Herrn», dieser Tag der Vergel-tung und des Gerichts vom Allmächtigen, die Wieder-kunft Christi.

Als Jesus Christus an der bewussten Stelle aufhör-te zu lesen, deutete Er an, dass der «Tag der Vergel-tung» verschoben werden sollte. Wenn die 70. Wocheaus dem Buch Daniel sofort auf die Erfüllung der 69.gefolgt wäre, hätte der «Tag des Herrn» gleich nach

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Seiner Kreuzigung begonnen, aber das war ja nichtder Fall. Er wurde aus den bereits weiter oben erwähn-ten Gründen verschoben. Dieser «Tag des Herrn» um-fasst jedoch weitaus mehr als die grosse Trübsal («dieZeit der Angst für Jakob» nach Jer 30,7) und dieSchlacht von Harmagedon. Es handelt sich auch umeinen Tag des grossen Segens für Israel unter der tau-sendjährigen Herrschaft des Messias, wie es in Sacharja14 und auch in anderen Bibeltexten deutlich wird:«Siehe, es kommt für den Herrn die Zeit ... Denn ichwerde alle Heiden sammeln zum Kampf gegenJerusalem. Und die Stadt wird erobert ... Und der Herrwird ausziehen und kämpfen gegen diese Heiden, wieer zu kämpfen pflegt am Tage der Schlacht. Und seineFüsse werden stehen zu der Zeit auf dem Ölberg, dervor Jerusalem liegt nach Osten hin. Und der Ölbergwird sich in der Mitte spalten, vom Osten bis zum Wes-ten, sehr weit auseinander, so dass die eine Hälfte desBerges nach Norden und die andere nach Süden wei-chen wird … Zu der Zeit werden lebendige Wasser ausJerusalem fliessen, die eine Hälfte zum Meer im Ostenund die andere Hälfte zum Meer im Westen, und sowird es sein im Sommer und im Winter. Und der Herrwird König sein über alle Lande. Zu der Zeit wird derHerr der einzige sein und sein Name der einzige …Und alle, die übriggeblieben sind von allen Heiden, diegegen Jerusalem zogen, werden jährlich heraufkommen,um anzubeten den König, den Herrn Zebaoth, und umdas Laubhüttenfest zu halten» (Sach 14,1-4.8-9.16).

Der «Tag des Herrn» beinhaltet aber noch mehr, un-ter anderem nach dem Millennium die Zerstörung desgesamten Universums durch Feuer und die Schaffungeines neuen Weltalls. Petrus bestätigt die Aussage desPaulus, indem er schreibt, dass dieser Tag wie ein Dieb

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kommt (1.Thess 5,2), dann erläutert er weiter die Vor-gänge, die später von Johannes in der Offenbarungerwähnt werden: «Es wird aber des Herrn Tag kom-men wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehenmit grossem Krachen; die Elemente aber werden vorHitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die da-rauf sind, werden ihr Urteil finden … Wir warten aberauf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach sei-ner Verheissung, in denen Gerechtigkeit wohnt» (2.Petr3,10.13). «Und ich sah einen neuen Himmel und eineneue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erdesind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ichsah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott ausdem Himmel herabkommen, bereitet wie eine ge-schmückte Braut für ihren Mann» (Offb 21,1-2).

Obwohl Einigkeit darüber herrscht, dass der «Tagdes Herrn» mit der Entrückung beginnt, verlegt ihnder bekannteste Befürworter einer «Entrückung vordem Zorn» an das Ende von Offenbarung 6, also in dieZeit kurz vor der Öffnung des siebten Siegels. Ein sol-cher Zeitpunkt ist jedoch unmöglich. Sechs der siebenGerichtssiegel sind bereits geöffnet; die Welt befindetsich in einem Zustand des Chaos und leidet unterHungersnöten, Kriegen und unvorhergesehenen Um-wälzungen in der Natur.

Die Öffnung des zweiten Siegels «nahm den Frie-den von der Erde» (V. 4). Und doch kommt der «Tagdes Herrn», wenn die Welt vor Freude jubelt, weil sieendlich in «Frieden und Sicherheit» lebt. Dagegen er-kennt die ganze Welt, dass der Tag Seines (des Lam-mes, V. 16-17) Zorns gekommen ist, und die Menschenrufen den Felsen und Bergen zu, sie sollen sie vor demZorn Gottes verbergen. Und doch kommt der «Tag desHerrn» oder der «Tag Christi» wie ein Dieb, wenn die

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Bewohner der Erde alles andere erwarten, nur nichtdas göttliche Gericht.

Daraus können wir schliessen, dass der Tag desHerrn beginnt, bevor Zeichen, Warnsignale oder Kata-strophen auftreten. So sehen auch die äusseren Um-stände zur Zeit der Entrückung aus. Wir wissen, dassdie Entrückung den Beginn der 70. Woche aus demBuch Daniel einleitet, und dieser Zeitpunkt fällt mitdem Beginn des Tages des Herrn zusammen. DiesesSzenario stimmt überein mit der Warnung des HerrnJesus, Er würde wie ein Dieb kommen (Mt 24,43; Lk12,39), und sogar die Gläubigen würden von diesemEreignis überrascht (Mt 24,44; Lk 12,40), denn zu die-ser Zeit herrschen ähnliche Zustände wie in den Zei-ten Noahs: Essen, Trinken, Bauen, Heiraten; alles istwie immer. Am Ende von Offenbarung 16 und wäh-rend der Schlacht von Harmagedon ist die Situationjedoch völlig anders.

Und die «erste Auferstehung»?

Ein wichtiges Argument von Befürwortern einerEntrückung nach der Trübsal lautet, die Bibel lehreeine Auferstehung nach der Trübsal, also müsse diesezur gleichen Zeit wie die Entrückung stattfinden. Soheisst es zum Beispiel in Offenbarung 20,4-5, dass die«erste Auferstehung» nach der Schlacht von Harma-gedon stattfindet, und deshalb sei dies der Zeitpunktder Entrückung. Ausserdem sagte der Herr: «Niemandkann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der michgesandt hat, ihn zieht; und ich werde ihn auferweckenam letzten Tag» (Joh 6,44, r.Elb.). Der Ausdruck «amletzten Tag» kann sich ja wohl kaum auf den Beginnder grossen Trübsal beziehen! Der Text in Offenbarung20,4-5 spricht jedoch lediglich von einer teilweisen

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Auferstehung. Er bezieht sich nicht auf die Auferste-hung aller gläubigen Menschen, sondern auf diejeni-gen, die während der grossen Trübsal vom Antichris-ten getötet wurden, denn es heisst: «Und ich sah dieSeelen derer, die enthauptet waren um des Zeugnissesvon Jesus und um des Wortes Gottes willen, und dienicht angebetet hatten das Tier und sein Bild und diesein Zeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirnund auf ihre Hand ...» (Offb 20,4). Hier muss man sichfragen, was denn mit Abraham, David, Petrus, Paulus,Spurgeon, Moody und anderen, erst kürzlich verstor-benen Christen geschieht, denn sie wurden ja nichtvom Antichristen getötet. Wann werden diese Men-schen auferstehen? Es heisst jedoch klar und deutlich,dass dies bei der Entrückung geschieht: «... und zuerstwerden die Toten, die in Christus gestorben sind, auf-erstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig-bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf denWolken in die Luft, dem Herrn entgegen» (1.Thess 4,16-17). Die Entrückung findet zugleich mit einer allge-meinen Auferstehung aller Menschen, die im Vertrau-en auf Christus gestorben sind, statt. Hier stellt sichdie Frage: Wird das vor oder nach Harmagedon ge-schehen? Es wird wohl davor sein, denn die auferweck-ten Heiligen befinden sich bereits im Himmel und be-gleiten Christus von dort nach Harmagedon. In Offen-barung 19,7-9 wird das Hochzeitsmahl des Lammesbeschrieben, an dem natürlich Seine Braut, d. h. dieGemeinde, teilnimmt (Eph 5,23-32). Sie ist bekleidetmit feinem Leinen, das weiss und rein ist (V. 8). Danachkommt Christus vom Himmel herab, mit dem «Heerdes Himmels auf weissen Pferden, angetan mit weissem,reinem Leinen» (V. 14), um den Antichristen in derSchlacht von Harmagedon zu besiegen und zu ver-

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nichten. Diese Armee besteht zum grössten Teil ausder Gemeinde Jesu.

Wie wir bereits festgestellt haben, prophezeiteHenoch, dass Christus auf diese Erde zurückkehrenwürde «mit seinen vielen tausend Heiligen, Gericht zuhalten» über den Antichristen und seine Anhänger (Jud14-15). In Sacharja 14,4-5 heisst es: «Und seine Füssewerden stehen zu der Zeit auf dem Ölberg, der vorJerusalem liegt nach Osten hin ... Da wird dann kom-men der Herr, mein Gott, und alle Heiligen mit ihm.»Es handelt sich hier nicht um körperlose Geister, dieauf ihre Auferstehung warten! Die Heiligen, die beimHochzeitsmahl des Lammes anwesend sind und dieChristus vom Himmel her begleiten, um mit Ihm aufErden zu herrschen, müssen bereits ihre verherrlich-ten Leiber haben und vorher in den Himmel gelangtsein, um mit Ihm zur Schlacht von Harmagedon aufdie Erde zurückzukehren. Dass diese Auferstehungnach Harmagedon besonders «die Seelen derer» be-trifft, die durch den Antichristen den Märtyrertod er-litten haben, ist in Wirklichkeit ein weiteres Argumentfür eine Entrückung vor der Trübsal. Es wird davonausgegangen, dass alle anderen Heiligen vorher aufer-weckt wurden. Aber warum sind diese Märtyrer vielspäter an der Reihe? Der Grund wird uns genannt, denneinige dieser Seelen tauchen schon früher auf: «Undals es das fünfte Siegel auftat, sah ich unten am Altardie Seelen derer, die umgebracht worden waren um desWortes Gottes und um ihres Zeugnisses willen. Und sieschrien mit lauter Stimme: Herr, du Heiliger und Wahr-haftiger, wie lange richtest du nicht und rächst nichtunser Blut an denen, die auf der Erde wohnen? ... undihnen wurde gesagt, dass sie ruhen müssten noch einekleine Zeit, bis vollzählig dazukämen ihre Mitknechte

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und Brüder, die auch noch getötet werden solltenwie sie» (Offb 6,9-11). Da alle Heiligen aus der grossenTrübsal gemeinsam auferweckt werden und der Anti-christ bis zum Schluss gläubige Menschen tötet, mussihre Auferweckung bis zum Ende der Schlacht vonHarmagedon warten. Wenn aber die Gläubigen, diebereits vor der Zeit der Trübsal lebten und starben,sieben Jahre vorher auferstehen, warum wird dann inOffenbarung 20 die Auferstehung der vom Antichris-ten Getöteten als «erste Auferstehung» bezeichnet?Damit soll lediglich gezeigt werden, dass diese Märty-rer zu der bereits auferweckten Gemeinde Jesu gehö-ren, denn es heisst ja, dass sie mit Christus tausendJahre herrschen werden (Offb 20,6), wie die Heiligenaller Zeitalter.

Was bedeutet es, dass Christus alle Gläubigen «amletzten Tag» auferwecken wird? Wie wir bereits erkannthaben, handelt es sich bei diesem «letzten Tag» nichtum jenen Tag, an dem diese Märtyrer auferweckt wer-den, denn im Millennium folgen ja noch viele weitereTage. Der Ausdruck «am letzten Tag» deutet auf denvorher erörterten Zeitraum hin, der auch «der Tag desHerrn (Gottes)» (Jes 2,12; Jer 46,10; Hes 30,3; Joel 1,15usw.) oder «der Tag Christi» (1.Kor 1,8; Phil 1,10;2.Thess 2,2) genannt wird. Wie wir bereits feststell-ten, beginnt diese Zeit mit der Entrückung und bein-haltet die siebzigste Woche aus dem Buch Daniel, dasMillennium, die Zerstörung dieses alten Universumsund die Schaffung eines neuen.

Noch ein Szenario

Diejenigen, die an eine Entrückung nach der Trüb-sal glauben, müssen den Beginn des Tages des Herrnauf die Schlacht von Harmagedon verlegen, denn we-

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gen der grossen Verwüstung und des Gerichts überIsrael und alle Nationen kann er ja wohl kaum späterstattfinden, wie zum Beispiel zu Beginn des Millenni-ums. Am Ende der grossen Trübsal sind die Zuständejedoch völlig anders als diejenigen, vor denen Chris-tus zum Zeitpunkt der Entrückung und dem BeginnSeines Tages warnte. Angenommen, die Entrückungfindet nach der grossen Trübsal statt. Dann müssenwir eingestehen, dass dieser Zeitpunkt nicht zu denErmahnungen und Warnungen unseres Herrn passt.

Versetzen wir uns einmal in die Lage einer kleinenGruppe verfolgter Christen, die sich unter Lebensge-fahr versammelt hat. Die grosse Trübsal nähert sichihrem Ende. Sie sind sich dessen sicher, denn jedesEreignis, das Christus in Seiner Ölbergrede vorhersag-te und alle Geschehnisse, die Johannes mit so grosserGenauigkeit in der Offenbarung darstellte, sind bereitseingetroffen. Sie mussten miterleben, wie der Antichristseine neue Weltordnung errichtete und von seiner töd-lichen Kopfverletzung genas. Jetzt vollbringt er nochimmer grosse Zeichen und Wunder, und die Welt be-tet im wieder aufgebauten Tempel von Jerusalem seinBild an. Alle, die ihm nicht als Gott huldigen, werdengetötet. Die Weltpolizei, deren Spitzel sich überall be-finden, fahndet nach den wenigen Menschen, die zumGlauben an Jesus gefunden haben. Die Naturkatastro-phen sind genauso abgelaufen, wie es die Prophetenvorhergesagt haben. Im weltweiten Fernsehen wurdendie beiden Zeugen gezeigt, wie sie in den Strassen vonJerusalem zur Umkehr aufriefen. Ihre Hinrichtungdurch den Antichristen, ihre Auferstehung und ihrAufstieg in den Himmel wurden von der ganzen Weltbeobachtet. Es besteht kein Zweifel, dass die siebenJahre der 70. Woche nach Plan verlaufen sind und die

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Zeit auf Erden ihrem Ende entgegengeht. Nachdem erdie Armeen der Welt versammelt hat, ist der Antichristin Israel einmarschiert, und ein nuklearer Schlagab-tausch hat begonnen. Israel hat sich geweigert, sichwie ein Lamm zur Schlachtbank führen zu lassen, undso hat es wie angekündigt seine schrecklichste Waffeeingesetzt. Trotzdem sind die gegnerischen Streitkräf-te haushoch überlegen, und Israel ist dem Unterganggeweiht. Hier wiederholt sich die von Hitler angestrebte«Endlösung der Judenfrage», nur hat das Geschehenjetzt ein weitaus grösseres Ausmass, und es wird vomAntichristen selbst inszeniert.

Unsere kleine Gruppe von Christen hat sich imWald in eine Höhle geflüchtet. Da sie sich weigern,das Zeichen des Tieres anzunehmen, können sie nichtkaufen oder verkaufen. Deshalb geht es ihnen sehrschlecht, und sie leiden Hunger. Sie sind Todgeweih-te, denn sie wollen das Bild des Antichristen nichtanbeten, aber ihnen ist die Flucht gelungen. Sie ha-ben die Ereignisse der zurückliegenden sieben Jahregenau beobachtet, und in ihren zerlesenen, wie eineKostbarkeit gehüteten Bibeln haben sie jede erfüllteProphezeiung angestrichen. Nun sind sie in Offen-barung 19 angelangt, und sie erkennen, dass dieSchlacht von Harmagedon in vollem Gange ist. Einervon ihnen hebt den Kopf und fragt mit unsicherer Stim-me: «Glaubt ihr, dass jetzt das Kommen des Herrn vorder Tür steht?» Er wird niedergeschrien. «Natürlichnicht», geben die anderen verächtlich zurück. «Siehdir doch die Zustände in der Welt an. Wenn es jemalseine Zeit gegeben hat, in der Er nicht kommt, dann istes jetzt. Wir wollen uns lieber hinlegen und etwasschlafen.» Ein derartiges Szenario für eine Entrückungnach der Trübsal ist undenkbar.

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Ein unglaubliches Szenario

Die eben geschilderte Szene ist so weit entfernt vonder Aussage Jesu, Er komme zu einer Stunde, da wires nicht meinen, dass sie völlig an den Tatsachen vor-beigeht. Essen und Trinken, Kaufen und Verkaufen,Heiraten und Feste feiern, mit anderen Worten: Es istalles wie immer, und wie in den Tagen Noahs ist keingöttliches Gericht zu erwarten. Solche Zustände sol-len am Ende der grossen Trübsal und mitten in derSchlacht von Harmagedon herrschen? Wenn man sichein derartiges Umfeld für eine Entrückung nach derTrübsal vorstellt, hat man Wesentliches nicht verstan-den. Schliesslich befindet sich die Welt am Rande dertotalen Zerstörung! Jesus Christus warnte, dass nie-mand überleben könnte, wenn Er nicht eingreifenwürde (Mt 24,22). Kann man sich unter diesen Um-ständen eine selbstgefällige Gemeinde Jesu im Tief-schlaf, die Klugen zusammen mit den Törichten, vor-stellen? Der Antichrist hat die Macht, viele Monate langalle Christen auszulöschen; er und die anderen füh-renden Köpfe in seiner neuen Weltordnung haben sichsogar gegen die falsche Kirche gewandt und sie zer-stört (Offb 17,16-17)! Wie könnte Jesus Christus jetztwie ein Dieb kommen, wenn jedes Zeichen erfüllt istund jeder weiss, wie nahe Er vor der Tür steht (Mt24,33)? Sogar der Antichrist und seine Armeen wis-sen, dass Christus kommt, denn sie haben sich zumKrieg gegen Ihn versammelt (Offb 19,19)!

Ein Kommen Christi nach der grossen Trübsal – daswird es tatsächlich geben, aber es wird Seine Wieder-kunft in Macht und Herrlichkeit sein, um Israel zu er-retten und den Antichristen mit seinem Reich und sei-nen Armeen zu zerstören. Dieses Ereignis wird ganzbestimmt nicht identisch mit der Entrückung Seiner

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Braut sein, denn diese befindet sich bereits im Him-mel; die Hochzeit hat stattgefunden, und jetzt beglei-tet sie Ihn zurück zur Erde, um Anteil zu haben anSeinem Triumph. Wir dürfen die Entrückung nicht mitder Wiederkunft verwechseln, denn dann sind alleZeichen eingetroffen und die ganze Welt weiss, dassder Herr mit den Armeen des Himmels leibhaftig zurErde kommt. Wenn es aber um die Entrückung geht,erwähnt unser Herr das Element der Überraschung undder Nähe, aber keine Zeichen. Er könnte jederzeit kom-men! Man kann bei einem Studium des Neuen Testa-ments nicht zu einer anderen Schlussfolgerung kom-men. Kein kompliziertes theologisches Argumentierenmit schwer zu deutenden Versen ist erforderlich, umzu erkennen, dass eine Entrückung nach der Trübsalnicht zu den Worten Jesu über eine friedliche Welt mithohem Lebensstandard und Wirtschaftswachstum so-wie eine selbstgefällige, schlafende Gemeinde passenkann. Es ist so einfach und klar wie Seine bekanntes-ten Worte: «Wachet! Seid bereit! Denn der Menschen-sohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht meinet!»(vgl. Lk 12,40). Und das kann jederzeit geschehen.

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Kapitel 23

Die Naherwartung

«Denn sie selbst berichten von uns, welchen Ein-gang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euchbekehrt habt zu Gott von den Abgöttern, zu dienen demlebendigen und wahren Gott und zu warten auf seinenSohn vom Himmel, den er auferweckt hat von den To-ten, Jesus, der uns von dem zukünftigen Zorn errettet»(1.Thess 1,9-10).

«... so ist auch Christus einmal geopfert worden, dieSünden vieler wegzunehmen; zum zweiten Mal wird ernicht der Sünde wegen erscheinen, sondern denen, dieauf ihn warten, zum Heil» (Hebr 9,28).

«Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichterbrennen und seid gleich den Menschen, die auf ihrenHerrn warten, wann er aufbrechen wird von der Hoch-zeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihmsogleich auftun ... Seid auch ihr bereit! Denn der Men-schensohn kommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint»(Lk 12,35-36.40).

Wenn man den ersten Brief an die Thessalonicherliest, dann kann man erkennen, dass Paulus erfreutwar über die Umwandlung und das geistliche Wachs-tum der Menschen, die in Thessalonich Christus ken-nen lernten. Diese alte griechische Stadt nahm auf demheutigen Balkan eine strategisch wichtige Position amKnotenpunkt der Handelsstrassen ein. Reisende durch-zogen Thessalonich in alle Richtungen, und die Be-

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richte über diese ehemaligen Heiden, die sich von denGötzen bekehrt hatten, um dem wahren und lebendi-gen Gott zu dienen, verbreiteten sich in Windeseile.Aber es wurde auch etwas anderes über diese Men-schen berichtet, und als Paulus davon hörte, war erhoch erfreut. Die Christen in Thessalonich, obwohl sienoch relativ jung im Glauben waren, beteten nicht nurden wahren Gott an, sondern sie warteten auch aufSeinen Sohn Jesus Christus. Paulus hatte ihnen offen-bar diese Wahrheit verkündet, und er mass ihr grosseBedeutung bei.

Warten auf die Rückkehr Christi

Paulus hatte diesen Menschen bestimmt nicht er-klärt, dass Christus während der nächsten 1 900 Jah-re nicht kommen würde und sie sich deshalb keinegrossen Gedanken über Seine Rückkehr machen soll-ten. Auch sagte er ihnen nicht, Christus würde erstnach dem Auftreten des Antichristen oder nach dergrossen Trübsal kommen, sondern er teilte ihnen wohlmit, dass Christus in jedem Augenblick zurückkehrenkönnte, denn sonst hätten die Gläubigen in Thes-salonich nicht auf Ihn gewartet. Paulus lobt die Thes-salonicher wegen dieser Naherwartung. Er erklärtnochmals, dass jeder Nachfolger Christi diese Einstel-lung haben sollte, denn wie die Abkehr von den Göt-zen ist dies das Kennzeichen eines wahren Christen.Um diese Erwartungshaltung zu fördern und nochmalszu betonen, was er ihnen bereits verkündigt hatte,übermittelt Paulus im vierten Kapitel seines Briefes(möglicherweise handelt es sich um seinen ersten Briefüberhaupt) die klarste Darstellung über die Entrückungim gesamten Neuen Testament. Die Worte «auf SeinenSohn vom Himmel warten» beinhalten die Naher-

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wartung. Sie ist weitaus eindeutiger als der allgemei-ne Glaube an Seine Rückkehr, wie er in den Glaubens-bekenntnissen vieler christlicher Kirchen zum Aus-druck kommt, und sie geht weit über eine Lehre, dassChristus irgendwann in ferner Zukunft zurückkehrenwird, hinaus. Die Gläubigen in Thessalonich wartetenauf Seine Rückkehr zu ihrer Zeit. Offenbar lehrte Paulussie, dass Christus jederzeit kommen könnte, denn sonsthätte ihre Naherwartung keinen Sinn ergeben. Manfährt nicht im Juli zum Flughafen, um auf die Ankunfteiner Verwandten zu warten, wenn sie in einem Brieferwähnt hat, dass sie erst im November kommt. Die-ses «Warten auf Christus» wäre nicht die Haltung derGläubigen in Thessalonich gewesen, wenn Paulus ver-kündet hätte, dass Seinem Kommen bestimmte Zei-chen oder Ereignisse vorangehen müssten. Wenn je-mand glaubt, Christus könne erst nach der Öffnungder ersten sechs Siegel, nach dem Erscheinen des An-tichristen, nach dem Ende der grossen Trübsal oderdes Millenniums kommen, dann «wartet» er nicht aufIhn. Der Glaube an eine Entrückung nach einem Er-eignis schliesst von vornherein jene gespannte Naher-wartung aus, die Paulus bei den Thessalonichern lo-bend erwähnt. Die Sprache der Bibel, dieses Warten,Wachen, Ausschau halten vermittelt eine lebendigeHoffnung, dass Christus jederzeit kommen könnte.

Naherwartung im Neuen Testament

Bestimmt glaubten die Christen in Thessalonich,die von Paulus gelobt wurden, nicht an eine Entrü-ckung nach der Trübsal, denn wenn sie erfahren hät-ten, dass zwischen ihrer Zeit und dem ersehnten Er-eignis noch mindestens sieben Jahre lägen, hätten sienicht mit grosser Spannung die Rückkehr Christi er-

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wartet. Die Sprache des Paulus belegt, dass für die ers-ten Christen die Entrückung das nächste Geschehenim prophetischen Zeitplan war. Sie glaubten nicht, siemüssten auf Erden noch die Prüfungen und Drangsaleder 70. Woche aus dem Buch Daniel ertragen. Es hättekeinen Sinn ergeben, jetzt auf Christus zu warten, wennEr erst zu diesem späteren Zeitpunkt kommen sollte,da Israel dann von den Armeen der Welt umzingeltund die Schlacht von Harmagedon bevorstehen wür-de. Wenn vor der Entrückung zuerst der Antichristoffenbar werden oder irgend ein anderes Ereignis ein-treten sollte, dann würde man nicht auf Christus, son-dern auf dieses Geschehen warten. Wenn der Antichristzuerst kommen sollte, dann wäre es sinnlos, vorhernach Christus Ausschau zu halten. Die Christen wür-den dann nicht Christus erwarten, sondern den Anti-christen, Harmagedon oder irgendein anderes Ereig-nis vor Seinem Kommen.

Interessanterweise gibt es im Neuen Testament kei-nen Beleg, dass irgend jemand auf den Antichristengewartet hätte. Es gibt auch keine entsprechendenAnweisungen darüber. Jesus Christus hat uns, die Sei-nen, ermahnt, auf Seine Rückkehr zu warten, nichtauf den Antichristen oder ein anderes Ereignis. Paulusschliesst den Brief an die Thessalonicher mit einemweiteren Hinweis auf die Rückkehr Christi: «Er aber,der Gott des Friedens, heilige euch durch und durchund bewahre euren Geist samt Seele und Leib unver-sehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn JesusChristus» (1.Thess 5,23). Dieses bald erwartete Ereig-nis lag ihm sehr auf dem Herzen, und deshalb ist esein ständig wiederkehrendes Thema in seinen Brie-fen. Eine solche Sprache wäre völlig unangebrachtgewesen, wenn Christus erst am Ende des Millenni-

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ums wiederkommen würde, denn niemand würde solange leben. Sogar aus einer oberflächlichen Lektüredes Neuen Testaments ergibt sich zweifelsfrei, dass esfür die frühe Gemeinde Jesu völlig normal war, JesusChristus jederzeit zu erwarten. Paulus grüsste die Chris-ten in Korinth als solche, die «nur auf die Offenbarungunseres Herrn Jesus Christus» warteten (1.Kor 1,7).Auch diese Sprache lässt eine Naherwartung erken-nen. An Timotheus schrieb er die drängenden Worte:«dass du das Gebot unbefleckt, untadelig haltest biszur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus» (1.Tim6,14). Obwohl er an dieser Stelle keine Naherwartungfordert, lässt seine Sprache dennoch die Möglichkeitzu, dass die Entrückung noch zu Lebzeiten desTimotheus geschehen könnte. Wieder erkennen wirdiese Erwartungshaltung, die Paulus selbst hatte undsich bei anderen wünschte. Andeutungen darüber fin-den sich auch an anderen Stellen in den paulinischenBriefen. So steht in der Einleitung zu seinem Brief andie Philipper: «Und ich bin darin guter Zuversicht, dassder in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’sauch vollenden bis an den Tag Christi Jesu» (Phil 1,6).Diese Aussage spiegelt die Erwartung des Paulus wi-der, dass diese Gläubigen bei der Rückkehr Christi nocham Leben sein würden, denn es heisst hier nicht, Chris-tus werde das gute Werk bis zu ihrem Tod vollenden,denn dann könnte Christus auch erst nach Jahrhun-derten oder Jahrtausenden kommen. Dass aber dieHeiligen in Philippi gemeinsam mit Paulus die Rück-kehr Christi jederzeit erwarteten, wird deutlich auseinem Vers, den wir bereits zitiert haben: «Unser Bür-gerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwartenden Heiland, den Herrn Jesus Christus» (Phil 3,20).Wir können aus diesem Sprachgebrauch nur die

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Schlussfolgerung ziehen, dass Paulus die Gläubigenin Philippi ermutigte, die Auferstehung der Toten, dieVerwandlung der Lebenden und die Entrückung beiderGruppen in den Himmel in jedem Augenblick zu er-warten. Es wäre abwegig gewesen, Ausschau nachChristus zu halten, wenn Er erst kommen kann, nach-dem etwas anderes geschehen ist.

Die «selige Hoffnung»

Wenn wir den Antichristen und die grosse Trübsalnoch vor der Entrückung erleben müssten, dann hätteuns Paulus in seinen Briefen mit diesen und anderenTexten in die Irre geführt. Denn weder warnt er vorden schrecklichen Prüfungen der grossen Trübsal, nochermutigt er uns, im Angesicht des Todes stark zu sein,wenn wir das Zeichen des Tieres nicht annehmen.Zumindest dieses wichtige Thema hätte er anschnei-den müssen. Aber derartige Hinweise fehlen in denBriefen des Paulus und auch in denen der anderenApostel. Paulus bezeichnete die Aussicht auf eine kurzbevorstehende Entrückung als «selige Hoffnung» (Tit2,13). Dieser Ausdruck wäre irreführend, wenn manzunächst die grosse Trübsal mit der Verwüstung unse-res Planeten durch Kriege, Hungersnöte und Naturka-tastrophen miterleben müsste. Es handelt sich wohlkaum um eine «selige Hoffnung», wenn sie sich ersterfüllen kann, nachdem die meisten oder sogar alleChristen aufgespürt und getötet werden, weil sie sichweigern, das Zeichen des Antichristen anzunehmenund ihn als Gott anzubeten, oder wenn man weiss,dass zum Zeitpunkt der Entrückung während derSchlacht von Harmagedon nur noch sehr wenige Gläu-bige übrig bleiben, um Christus auf dem Weg zur Er-rettung Israels in der Luft zu begegnen! In diesem Fall

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wäre es besser, die Entrückung als einen schlechtenScherz zu bezeichnen und nicht als «selige Hoffnung»!

Wir wollen uns jedoch mit der Bedeutung der ver-wendeten Sprache auseinandersetzen. Eine «Hoffnung»kann eine gegebene Situation verbessern. Wenn zumBeispiel bei einem Autounfall ein Sterbender in sei-nem beschädigten Auto eingeklemmt ist, dann hoffter vielleicht, daraus befreit zu werden, damit sein Le-ben gerettet werden kann. Handelt es sich jedoch umeine «selige Hoffnung», wenn jemand im Voraus er-fährt, er werde sich unter 100 Überlebenden einesFlugzeugabsturzes befinden, aber das Flugzeug wer-de in langsam einsickerndem Salzwasser liegen, underst nachdem 98 Personen an ihren Verletzungen undWassermangel gestorben sind, würden Rettungstauchereinen der Überlebenden retten? Man könnte also nichtauf Rettung hoffen, wenn noch 75, 50, 25 oder 10Menschen am Leben wären. Auf ähnliche Weise könnteein Christ, der in der grossen Trübsal lebt, nicht aufeine Entrückung hoffen, bis die Erde praktisch zer-stört wäre und die Schlacht von Harmagedon begon-nen hätte. Wenn man der Gemeinde Jesu eine derarti-ge Entrückung anbieten und sie auch noch als «seligeHoffnung» bezeichnen würde, wäre das der Gipfel derTäuschung, denn ein solches Ereignis hatte Jesus Chris-tus bestimmt nicht vor Augen, als Er sagte: «Und wennich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wie-derkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid,wo ich bin» (Joh 14,3).

Wenn Sprache eine bestimmte Bedeutung hat, dannkann man eine Entrückung nach der Trübsal nicht als«selige Hoffnung» bezeichnen, denn so etwas wäre eineIronie! Ausserdem sagte Paulus, die Christen solltenAusschau halten nach dieser «seligen Hoffnung» (Tit

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2,13)! Wenn die Entrückung erst am Ende der Trübsalstattfinden würde, ergibt es keinen Sinn, vorher danachAusschau zu halten. Allein die Tatsache, dass Paulusdie Christen auffordert, schon jetzt auf diese «seligeHoffnung» zu warten, beweist, dass ihr kein Zeichenoder Ereignis vorausgehen wird. Die Entrückung kannnur dann eine «selige Hoffnung» sein, wenn man weiss,dass Christus in jedem Augenblick wiederkommenkann, jetzt, morgen oder übermorgen. Nur eine Entrü-ckung vor der Trübsal kann eine «selige Hoffnung» sein,denn dann kann man wissen, dass dieses Ereignis ein-treten wird, um die Gläubigen vor den schrecklichs-ten Verwüstungen und Leiden, welche die Welt jemalsgesehen hat, zu erretten. Das ist wirklich eine «seligeHoffnung», nach der man in der gegenwärtigen ZeitAusschau halten kann!

Christen sollen warten und wachen

Wie bei den Thessalonichern deutet die Tatsache,dass die Philipper auf Christus warteten, auf eine Er-wartung der Rückkehr Christi zu ihren Lebzeiten hin.Aber es steckt noch mehr dahinter. Man wartet nichtauf den Besuch von Onkel Georg, wenn er schreibt,dass er vielleicht innerhalb der nächsten 20 Jahre kom-men wird. Eine solche Angabe ist zu vage, als dassman jetzt schon mit dem Warten beginnt. Die Gemein-de, über die uns im Neuen Testament berichtet wird,wartete, hielt Ausschau und wachte, denn offensicht-lich erwartete sie in jedem Augenblick die RückkehrChristi. Die Gemeinde Jesu von heute verhält sich je-doch völlig anders.

Im Hinblick auf die Rückkehr des Herrn bedientsich der Hebräerbrief einer ähnlichen Wortwahl. Un-ter der Leitung des Heiligen Geistes bezeichnet der

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Verfasser dieses Briefes die Wachsamkeit als normaleHaltung eines jedes Christen: «Und wie den Menschenbestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Ge-richt: so ist auch Christus einmal geopfert worden, dieSünden vieler wegzunehmen; zum zweiten Mal wird ernicht der Sünde wegen erscheinen, sondern denen, dieauf ihn warten, zum Heil» (Hebr 9,27-28).

Denen, die auf Ihn warten, wird Er erscheinen.Bedeutet das etwa, dass man zurückgelassen wird,wenn man gerade nicht in den Himmel schaut oder andie Rückkehr Christi denkt, wenn Er kommt, um Sei-ne Braut mitzunehmen? Natürlich nicht. Unsere Auf-nahme in den Himmel zum Zeitpunkt der Entrückunghängt noch nicht einmal davon ab, ob wir überhauptan diese «selige Hoffnung» glauben oder in diesem Au-genblick auf Christus warten. Unsere Eintrittskarte inden Himmel ist das abgeschlossene ErlösungswerkChristi am Kreuz. Wenn man an den Herrn Jesus Chris-tus als persönlichen Erlöser glaubt, wird man bei derEntrückung in den Himmel aufgenommen, auch wennman noch nie etwas von einem derartigen Ereignisgehört hat. Wenn also alle Christen entrückt werden,warum wird dann von denen gesprochen, die auf Ihnwarten? Weil diese Haltung von allen Christen gefor-dert wird. Hier ist nicht von einer Elite die Rede, dieständig auf ihren Herrn wartet und deshalb auch ent-rückt wird. Die Bibel lehrt keine «teilweise Entrü-ckung». Es werden nicht nur diejenigen, die als «wür-dig» angesehen werden (wie auch immer dieser Be-griff zu verstehen ist) entrückt, während die «Unwür-digen» zurückgelassen werden. Für den Verfasser desHebräerbriefes (höchstwahrscheinlich Paulus) war dasWarten auf Christus die normale Haltung eines jedenChristen. Er ermahnt seine Leser nicht, diese Erwar-

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tungshaltung aufrecht zu erhalten, sondern er setztsie als gegeben voraus. So ist die Redewendung «de-nen, die auf ihn warten» gleichbedeutend mit «allenChristen». Ist diese Hervorhebung der Naherwartungvielleicht überflüssig? Nein, denn er spricht von derEntrückung, und zu diesem Zeitpunkt erscheint Chris-tus nur für Seine Braut.

Eine «geheime» Entrückung?

Auch unter evangelikalen Christen erfreut sich eingewisser Spott über eine «geheime» Entrückung einerimmer grösseren Beliebtheit. Aber es handelt sich dabeium eine biblische Lehre, und sie ergibt auch einen Sinn.Die Welt kann jedoch aus mindestens zwei Gründenihre wahre Bedeutung nicht erkennen. Erstens ist dieEntrückung eine innige Begegnung zwischen Christusund Seiner Braut und hat nichts zu tun mit denjeni-gen, die Ihn ablehnen. Warum sollte diese Gruppe danndieses Ereignis miterleben dürfen? Sie wurde eingela-den, daran teilzuhaben, aber sie hat diese Einladungnicht angenommen (Lk 14,16-24). Wenn zweitens dieganze Welt dieses Ereignis miterleben würde, dannwäre es kein Geheimnis mehr, und der Antichrist könn-te nicht aufgrund einer falschen Deutung des Gesche-hens an die Macht gelangen. Ausserdem ist es nichtder Wille Gottes, dass die Welt die Wahrheit über das,was da geschehen wird, versteht, denn diejenigen,welche die Liebe zur Wahrheit abgelehnt haben, wer-den zu Opfern einer mächtigen, von Gott gesandtenTäuschung. Sie glauben den Lügen des Antichristenund des Satans, und für sie hat keine Entrückung statt-gefunden.

In Büchern und Rundbriefen versucht man, zu be-weisen, dass ein Glaube an eine geheime Entrückung

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vor der Trübsal durch John Nelson Darby, den Be-gründer der Brüdergemeinden, verbreitet wurde. An-geblich übernahm er diese Lehre von einer falschen«Offenbarung», die während einer Pfingsterweckungin Schottland verkündet wurde, und zwar wurde die-se Lehre um 1830 von einer jungen Frau namensMargaret MacDonald «empfangen». Es wurde viel Zeitund Mühe darauf verwendet, diese These zu bewei-sen, aber auch zu widerlegen. Aber die gesamte Dis-kussion geht an der eigentlichen Frage vorbei. WasMargaret MacDonald mit ihrer ziemlich langatmigen«Offenbarung» wirklich aussagen wollte und welcheRolle diese in den Lehren von John Nelson Darby spiel-te, ist vielleicht von historischem Interesse für diejeni-gen, die über die Zeit verfügen, sich mit diesen The-men auseinander zu setzen. Aber diese Frage hat mitden Lehren von der Entrückung vor oder nach der Trüb-sal überhaupt nichts zu tun. Diese Kontroverse kannnur gelöst werden, wenn man die Aussagen der Bibelbeachtet.

Der erste Verkündiger der Naherwartung

Die von der neutestamentlichen Gemeinde Jesuverkündigte Naherwartung der Rückkehr Christi istnicht nur auf die Lehre der Apostel zurückzuführen.Sie hatte ihren Ursprung vor allem in den Worten JesuChristi. Er lehrte immer wieder, dass Sein Kommenvor der Tür stehe. Es gibt wohl keine deutlicheren Worteals die zu Beginn dieses Kapitels zitierten: «Lasst eureLenden umgürtet sein und eure Lichter brennen undseid gleich den Menschen, die auf ihren Herrnwarten ... Selig sind die Knechte, die der Herr, wenn erkommt, wachend findet» (Lk 12,35-37). Die Ermah-nung des Herrn an Seine Jünger umfasst zwei Berei-

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che, nämlich erstens eine hohe Bereitschaft für SeineRückkehr und zweitens ständige Wachsamkeit. Es stehtzweifelsfrei fest, dass Er eine baldige und deshalb vorder Trübsal zu erwartende Entrückung lehrte. Deshalbist es unvorstellbar, dass jemand die Worte unseresHerrn liest und zu der Schlussfolgerung kommt, Erkönne erst nach dem Erscheinen des Antichristen oderin der Mitte bzw. am Ende der Trübsalzeit oder sogarerst am Ende des Millenniums wieder kommen! InMatthäus 24 lesen wir die gleichen Ermahnungen:«Darum wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tageuer Herr kommt» (V. 42) und in Vers 44 heisst es:«Darum seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohnkommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint.»

Wäre ein Christ, der die grosse Trübsal überlebthat und die Schlacht von Harmagedon beobachtet,denn überrascht über das Kommen des Herrn, oderwürde er sogar sagen: «Ich glaube nicht, dass der Herrjetzt kommt»? Obwohl Christus mitten in der Schlachtvon Harmagedon kommt, muss es noch ein anderesKommen zu einer anderen Zeit geben. Wie wir bereitsnachgewiesen haben, sind nach der Bibel zwei Kom-men oder zwei Phasen der Rückkehr Christi erforder-lich, nämlich Seine Rückkehr für die Seinen und SeineWiederkunft in Macht und Herrlichkeit. Welches Er-eignis genau gemeint ist, wird nicht nur durch dieBeschreibung des Geschehens selbst angedeutet, son-dern auch durch die Zustände in der Welt und derGemeinde Jesu in der jeweiligen Zeit.

Eine selbstgefällige, schlafende Gemeinde

In Matthäus 25 warnt Jesus Christus Seine Jünger,dass die Gemeinde sich möglicherweise in einem Zu-stand des Schlafes befindet, wenn Er kommt, um Sei-

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ne Braut wegzuholen. Fünf Jungfrauen sind klug undfünf töricht. Offenbar haben die fünf Törichten nichtgenügend Öl in ihren Lampen (ein Sinnbild des Heili-gen Geistes), weil sie keine echten Christen sind. Aberwie dem auch sei, die Aussage des Herrn ist mehr alsernüchternd: «Als nun der Bräutigam lange ausblieb,wurden sie alle schläfrig und schliefen ein» (Mt 25,5).Die Klugen schliefen wie die Törichten! Es sah ganzso aus, als ob der Bräutigam in den nächsten Stundennicht kommen würde, und so nahmen sie die Mög-lichkeit wahr, ein bisschen auszuruhen. Aber genauin diesem Moment kam Er! Jetzt können wir erken-nen, warum der Herr Seine Ermahnung, wachsam undbereit zu sein, mit der Warnung verband, Er würde zueiner Zeit kommen, wenn wir Ihn nicht erwarten, wennes nicht danach aussieht, als ob Er gerade jetzt kom-men könnte. Diese Beschreibung passt aber nicht indie Zeit am Ende der grossen Trübsal! Auch hier ha-ben wir wieder die Naherwartung. Er könnte jederzeitkommen, deshalb wacht und seid bereit! Aus diesenWorten geht ebenso deutlich hervor, dass Er nicht amEnde der 70. Woche mitten in der Schlacht von Har-magedon kommen wird, denn niemand kann sich indiesem Zeitraum in selbstgefälligem Schlaf befindenoder anzweifeln, dass es sich um die richtige Zeit fürSein Kommen handelt.

Der zeitliche RahmenWie ist die Aussage des Paulus zu verstehen, die

Toten würden bei der «letzten Posaune» auferweckt?Diese Frage wird immer wieder gestellt. Wir habenbereits erwähnt, dass die Auffassung, die letzte Po-saune in 1.Korinther 15 sei gleichzusetzen mit der sieb-ten Posaune in Offenbarung 11, in der Bibel nicht be-

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stätigt wird. Auch hier fehlt das Kriterium einer Zeitder falschen Sicherheit, des Friedens und einer feh-lenden Erwartung im Hinblick auf das göttliche Ge-richt und die Rückkehr Christi. Es gibt in der Bibelviele letzte Posaunen, und Paulus erwähnt kein Merk-mal für die Identifizierung der von ihm erwähntenPosaune. Darüber hinaus liegt der zeitliche Rahmender siebten Posaune in Offenbarung 11 mindestens ei-nige Monate vor der Schlacht von Harmagedon. Wenndie Entrückung zu diesem Zeitpunkt stattfinden wür-de, wäre sie noch immer ein von der Wiederkunft ge-trenntes Ereignis. Aber warum sollte sie in dieser Zeitgeschehen? Es muss eine bessere Begründung für denZeitrahmen der Entrückung geben als die zeitlicheÜbereinstimmung mit einem Posaunenschall. Aber esgibt keinen anderen Grund. Auch die Naherwartungwird null und nichtig, wenn die Entrückung bis zumSchall dieser Posaune warten muss. Eine solche Theo-rie muss zurückgewiesen werden, weil sie unbiblischist.

Die Vorstellung, dass es sich bei der von Pauluserwähnten «letzten Posaune» um die letzte Posaunebeim jüdischen Posaunenfest handelt, erfreut sich zu-nehmender Beliebtheit, aber auch bei dieser Theoriegibt es einen gravierenden Fehler. Wenn Christus nichtzum diesjährigen Posaunenfest gekommen ist, dannwissen wir, dass bis zu Seinem Kommen noch einweiteres Jahr verstreichen muss. Aber damit wird dieNaherwartung ebenfalls ad absurdum geführt, unddeshalb muss auch diese Theorie abgelehnt werden.Christus kann zwar zu diesem Zeitpunkt kommen, aberwir können es nicht mit Sicherheit behaupten.

Nachdem wir berechtigte Gründe für die Naher-wartung angeführt haben, können wir wissen, dass

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Christus jederzeit zurückkehren könnte, um SeineBraut zu entrücken. Aber wir haben noch immer kei-ne Antwort auf unsere Frage «Endzeit – wie weit sindwir?». Ein praktisches Problem muss noch gelöst wer-den. Obwohl es keine Vorbedingungen und Zeichenfür die Entrückung gibt, liegt der Fall bei der Wieder-kunft völlig anders. Wir wissen, dass zwischen Entrü-ckung und Wiederkunft sieben Jahre, die 70. Jahr-woche aus dem Buch Daniel, liegen. Ist überhauptgenügend Zeit vorhanden für die Erfüllung aller Pro-phezeiungen innerhalb dieser sieben Jahre, ohne dassvorher schon gewisse Vorbereitungen getroffen wer-den? Sollte das nicht der Fall sein, dann sind unsereArgumente für eine Naherwartung trotz allem null undnichtig.

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Kapitel 24

Zeitfaktoren

«Denn es wird dann eine grosse Bedrängnis sein,wie sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetztund auch nicht wieder werden wird. Und wenn dieseTage nicht verkürzt würden, so würde kein Mensch se-lig werden; aber um der Auserwählten willen werdendiese Tage verkürzt» (Mt 24,21-22).

«Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwertwerden mit Fressen und Saufen und mit täglichen Sor-gen und dieser Tag nicht plötzlich über euch kommewie ein Fallstrick; denn er wird über alle kommen, dieauf der ganzen Erde wohnen» (Lk 21,34-35).

«Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast,will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versu-chung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis,zu versuchen, die auf Erden wohnen» (Offb 3,10).

Unser Anliegen soll an dieser Stelle noch einmalwiederholt werden. Wir sind zu der Schlussfolgerunggekommen, dass Christus und Seine Apostel eine nahebevor stehende Entrückung vor der Trübsal verkün-digten und dass die Gemeinde, über die im Neuen Tes-tament berichtet wird, auf dieses Ereignis wartete.Demnach konnte zu keinem Zeitpunkt in der Geschich-te etwas zwischen der Gemeinde Jesu und der Entrü-ckung stehen. Es gab weder in der Vergangenheit nochin der Gegenwart Zeichen und Bedingungen, die er-füllt werden müssten. Diesen Eindruck gewinnt man

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zumindest aus der Lektüre des Neuen Testaments.Haben wir vielleicht bestimmte Bedingungen überse-hen? So kommt Christus zum Beispiel zu einer Zeit, inder Seine Gemeinde Ihn nicht erwartet. Diese Aussagetrifft natürlich sowohl auf die geistliche Lethargie derGemeinde als auch auf die Zustände in der Welt zu. Esdauerte nicht lange, bis die Gemeinde Jesu ihre Er-wartungshaltung aufgab, und deshalb kann das Gleich-nis von den schlafenden Jungfrauen sowohl auf dieGeschichte als auch auf die Gegenwart angewendetwerden. Wie viele Menschen, die sich in der ganzenWelt als Christen bezeichnen, leben wirklich in einerNaherwartung? Wir wollen uns nichts vormachen: Eshandelt sich wohl nur um einen sehr kleinen Prozent-satz!

So bezog sich dieses Kriterium nicht auf eine be-stimmte Zeit in der Geschichte, in der Christus kom-men musste, und deshalb wurde die Naherwartungauch nicht in Frage gestellt, denn im Grunde genom-men wird uns damit die Zeit genannt, in der die Ent-rückung mit Sicherheit nicht stattfinden kann, wie zumBeispiel das Ende der grossen Trübsal. Zu dieser Zeitstehen Wirtschaftswachstum, Selbstgefälligkeit, Acht-losigkeit wie in den Tagen Noahs und das Element derÜberraschung überhaupt nicht mehr zur Diskussion.Sogar der Antichrist wird wissen, dass Christus vorder Tür steht. Deshalb wird mit diesen Kriterien eineNaherwartung vor der Trübsal nicht widerlegt, son-dern eher noch bestätigt, indem die Möglichkeit einerEntrückung nach der Trübsal ausgeschlossen wird.

«Wie in den Tagen Noahs»Aber wie verhält es sich mit den Kriterien der Tage

Noahs, also Essen, Trinken, Kaufen, Bauen, ohne dass

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man ein bevorstehendes Gericht erwartete? Wir soll-ten dabei bedenken, dass Jesus Christus von weltwei-ten Zuständen spricht. Auch wenn es in bestimmtenRegionen der Welt schon immer Zeiten der Hungers-not, des Krieges, der Seuchen und Naturkatastrophengegeben hat, haben diese schrecklichen Zustände nochnie ein weltweites Ausmass erreicht. Das wird erst nachder Entrückung, in der Zeit der grossen Trübsal, derFall sein, nicht vorher. Ähnliche Zustände wie vor derSintflut hat es immer in vielen, wenn nicht allen Tei-len der Welt gegeben. Bestätigt wird dieser Sachver-halt durch die Bemerkungen derjenigen Menschen, diesogar heute noch eine skeptische Haltung in Bezugauf das kommende Gericht einnehmen: «Ihr sollt vorallem wissen, dass in den letzten Tagen Spötter kom-men werden, die ihren Spott treiben, ihren eigenen Be-gierden nachgehen und sagen: Wo bleibt die Verheissungseines Kommens? Denn nachdem die Väter entschla-fen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Schöp-fung gewesen ist» (2.Petr 3,3-4).

Diese Spötter behaupten, dass die Zustände in derWelt schon immer so gewesen sind wie in den TagenNoahs. Viele Christen, die in den kommunistischenRegimes in Russland, China, Laos, Kambodscha undin muslimischen sowie katholischen Ländern verfolgt,ins Gefängnis geworfen und getötet wurden, glaub-ten, sie befänden sich bereits in der grossen Trübsal.Sie hatten jedoch keine biblischen Grundlagen für sol-che Ängste, denn die grosse Trübsal wird weitausschlimmer sein und nicht nur ein paar Länder betref-fen, sondern die ganze Welt, wie aus den eingangszitierten Versen hervorgeht. Auch dieses Kriteriumbezieht sich nicht auf eine bestimmte Zeit, in der dieEntrückung stattfinden muss, sondern auf den Zeit-

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raum, in dem sie nicht geschehen kann, nämlich diegrosse Trübsal, wenn die Situation völlig anders seinwird als in den Tagen Noahs.

Ungewöhnliche, noch nie da gewesene Zeichen

In einem vorherigen Kapitel erwähnten wir, dasses ausser den bekannten Anzeichen für die Nähe derRückkehr Christi (Kriege, Seuchen, Hungersnot, Erd-beben usw.) besondere Zeichen gibt, die sich von de-nen, die frühere Generationen kannten, grundlegendunterscheiden. Unsere Generation ist die erste, für diediese vorher scheinbar undenkbaren Prophezeiungeneinen Sinn ergeben. Heisst das dann aber, dass wirtrotz allem die Naherwartung vergessen können? Wirwollen einige dieser ungewöhnlichen Zeichen näherbetrachten. In den anfangs zitierten Versen verkünde-te Jesus Christus, dass in der grossen Trübsal noch nieda gewesene Gefahren auftreten werden. So schreck-lich würden die in dieser Zeit eingesetzten Waffen sein,dass kein Mensch selig (oder errettet) würde, wenndiese Tage nicht verkürzt würden. Seit mehr als 1 900Jahren schien eine solche Aussage ungeheuerlich zusein, denn es gab keine Waffen, mit deren Hilfe dasgesamte Leben auf diesem Planeten ausgelöscht wer-den konnte, bis sie in unserer Generation auftauchten.Nicht nur die atomaren Waffenarsenale, die mittler-weile in aller Munde sind, gehören dazu, sondern eswurden auch andere Waffen mit der gleichen tödli-chen Wirkung entwickelt. Vor ihrem Einsatz schrecktman jedoch noch immer zurück, weil man befürchtet,damit eine Katastrophe kosmischen Ausmasses zuentfesseln, die jede Form von Leben auf diesem Plane-ten unmöglich machen könnte. Wie erstaunlich präzi-se war doch die vor mehr als 1 900 Jahren verkünde-

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te Prophezeiung unseres Herrn! Damit wird wiedereinmal die göttliche Natur Jesu Christi und die Tatsa-che, dass die Bibel Gottes Wort ist, bestätigt, aber auch,dass Er mit diesen Worten die letzten Tage meinte. Inunserer Zeit ist es zum ersten Mal in der Geschichteder Menschheit möglich, durch den Einsatz modernerWaffensysteme die Erfüllung dieser furchterregendenund viele Jahrhunderte lang als unvorstellbar angese-henen Prophezeiung herbeizuführen. Aufgrund diesererschreckenden Entwicklung des Zerstörungspoten-zials kann die Prophezeiung des Herrn Jesus jederzeitzur Realität werden.

Damit kommen wir jedoch zu einer wichtigen Fra-ge: Wenn Waffen, die nur in unserer Generation ent-wickelt wurden, bei der Schlacht von Harmagedonvorhanden sein müssen, wurde dann Christus in derVergangenheit etwa an Seiner Rückkehr gehindert? DieAntwort hängt natürlich davon ab, ob frühere Genera-tionen überhaupt in der Lage gewesen wären, in densieben Jahren zwischen der Entrückung und derSchlacht von Harmagedon derartige Waffen zu entwi-ckeln. Wäre es zum Beispiel möglich gewesen, in die-ser kurzen Zeit den gewaltigen Sprung von der Ritter-rüstung zur Atombombe zu schaffen? Dieser Quanten-sprung wäre vielleicht gar nicht erforderlich gewesen,denn es gibt vielleicht noch andere, ausgeklügeltereund schrecklichere Waffensysteme, die mit einfache-ren Mitteln schnell hergestellt werden können. Einederartige Möglichkeit ist nicht auszuschliessen, denndie menschliche Erfindungsgabe ist unberechenbar.

«... dass niemand kaufen oder verkaufen kann»

Nach Offenbarung 13 wird der Antichrist das ge-samte Bankwesen und den Handel weltweit beherr-

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schen. Auch diese Vorstellung schien in der Vergan-genheit nicht durchführbar zu sein. Aber in unsererZeit wurden Computer, Kommunikationssysteme undSatelliten konstruiert, mit deren Hilfe diese Prophe-zeiung erfüllt werden kann. Wir bewegen uns mit Rie-senschritten auf eine bargeldlose Gesellschaft zu, schonallein aus Gründen der Effektivität und wegen derVerbrechensbekämpfung. Überfälle, Geiselnahmen,Erpressung, Drogenhandel und Geldwäsche, die Her-stellung von Falschgeld, aber auch Steuerdelikte liessensich auf einen Schlag beseitigen, wenn man das Bar-geld abschafft und alle Transaktionen auf elektroni-schem Weg durchgeführt werden können. Dafür ist dieEinführung eines bargeldlosen Zahlungssystems erfor-derlich. Kreditkarten können jedoch verloren gehen,gestohlen oder vergessen werden. Ein winziger Com-puterchip, der schmerzlos und schnell unter die Hautvon Hand oder Stirn eingepflanzt werden kann, wirdmöglicherweise zum Mittel für die Erfüllung dieserProphetie. Wir verfügen bereits über die Technologieund Ausstattung für die jederzeit mögliche Anwendungdieser weltweiten Kontrollmechanismen. Das Zeichendes Antichristen mit der Zahl 666 und seine weltweiteEinführung wird von den Menschen sicherlich nichtals etwas Böses angesehen, sondern als eine durchauspositive Entwicklung.

Wieder müssen wir uns fragen, ob diese ausgeklü-gelten elektronischen Systeme auch in früheren Zei-ten, beispielsweise in einer Feudalgesellschaft, entstan-den wären. Ausserdem muss dieses System für dieKontrolle des gesamten Handels ja schon lange vorder Schlacht von Harmagedon eingeführt sein, so dassseine weltweite Durchsetzung in den ersten Jahren der70. Woche verwirklicht werden kann. Hätte ein sol-

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cher Plan auch in früheren Generationen durchgeführtwerden können? Wiederum müssen wir zugeben, dasseine derartige Leistung unter normalen Umständennicht möglich zu sein scheint, aber wir können auchnicht unterstellen, dass sie undenkbar gewesen wäre.Vielleicht hätte es eine geniale Methode gegeben, das-selbe Ziel mit einfacheren Mitteln ebenso schnell zuerreichen, wenn die Entrückung zu einem früherenZeitpunkt in der Geschichte stattgefunden hätte.

Es ist schon denkbar, dass eine vorherige Genera-tion mit den entsprechenden geistigen Fähigkeiten ineinem Zeitraum von etwa sieben Jahren die Waffen-systeme und Technologien entwickelt hätte, die für dieErfüllung aller Prophezeiungen über die 70. Wocheerforderlich gewesen wären. Aus diesem Grund ist dieNaherwartung nicht hinfällig, denn die Entrückunghätte jederzeit stattfinden können. Die damit verbun-denen Entwicklungen hätten ebenso schnell eintref-fen können, vielleicht sogar mit technischen Mitteln,die noch genialer gewesen wären als die in unsererGeneration eingesetzten. Die Entrückung fand jedochnicht in vergangenen Zeiten statt. Heute stehen wirvor einer ehrfurchtgebietenden Realität, denn im Ge-gensatz zu früheren Generationen verfügt die heutigezum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte bereitsüber alle Erfordernisse für die Erfüllung aller nochausstehenden Prophezeiungen. Ausserdem hat die Tat-sache, dass diese ungewöhnlichen Voraussetzungenplötzlich, innerhalb einer Generation, entstanden sind,die Erwartungshaltung noch verstärkt. Aber warummusste das alles jetzt geschehen? Das hat doch einenGrund! Obwohl die Entrückung jederzeit stattfindenkönnte, wären dafür in der Vergangenheit extreme Fort-schritte erforderlich gewesen. Aber diese wichtigen

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Vorbereitungsmassnahmen fanden plötzlich in unse-rer Generation statt. Heute befinden sich alle Requisi-ten an ihrem richtigen Platz auf der Weltbühne, so dassder letzte Akt beginnen kann. Deshalb ist es nicht nurmöglich, dass die Entrückung jederzeit stattfindenkann, sondern diese Wahrscheinlichkeit ist heute hö-her als jemals zuvor in der gesamten Menschheits-geschichte!

Was ist mit dem Tempel?

Ein bedeutender Faktor ist natürlich die Notwen-digkeit einer Rückkehr Israels in sein Land, denn nachden Prophezeiungen über die letzten Tage befindet sichdas Volk Israel kurz nach der Entrückung dort. ZuBeginn der 70. Woche schliesst der Antichrist einenBund, an dem auch Israel beteiligt ist. Bedeutet dasnicht, dass die Entrückung erst stattfinden kann, wennIsrael wieder zur Nation geworden ist? Wenn das derFall wäre, könnten wir die Naherwartung nicht mehraufrecht erhalten. Für Israel wäre jedoch vor der Ent-rückung eine Rückkehr in das Land nicht unbedingterforderlich gewesen. Nehmen wir an, der Antichristwäre an die Macht gelangt, während die Juden nochheimatlos und in der ganzen Welt verstreut gewesenwären. Ein Teil dieses Bundes, den er mit «den Vielen»abschliesst, hätte dann darin bestanden, diese Heim-stätte für die Juden und den Staat Israel sofort ins Le-ben zu rufen. Aber das ist jetzt nicht mehr nötig, dadas Volk Israel sich bereits in seinem Land befindet.Aus der biblischen Prophetie ist ebenfalls zu entneh-men, dass der jüdische Tempel in Jerusalem wiederaufgebaut werden muss. Die Frage lautet nicht, ob,sondern wann dieses Ereignis eintreffen wird. Wie wirbereits in einem vorherigen Kapitel erwähnt haben,

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wird sich der Antichrist in den Tempel Gottes setzenund sich als Gott ausgeben (2.Thess 2,4). Deshalb mussder Tempel zu diesem Zeitpunkt bereits existieren.Ausserdem «wird er Schlachtopfer und Speisopfer ab-schaffen» (Dan 9,27), und das bedeutet, dass währendder 70. Woche (der sieben Jahre dauernden Zeit derTrübsal) der Tempel und der Opferdienst vorhandensein muss.

Höchstwahrscheinlich wird der Antichrist gemässeiner Vereinbarung in einem Nahost-Friedensvertragkurz nach der Entrückung den Juden erlauben, ihrenTempel wieder aufzubauen. Nach dem Buch Danielwird der Antichrist diesen Bund eine Woche lang be-stätigen (offenbar handelt es sich um die 70. Woche).Dann, in der Mitte dieser Woche, wird er sein Wortbrechen. Zu diesem Zeitpunkt könnte er sein Bild imTempel enthüllen und mit seiner Behauptung, er seiGott, dessen Anbetung fordern. Diese Ereignisse sindwegbereitend für die Schlacht von Harmagedon. Heut-zutage scheinen die Hindernisse, die einem Wieder-aufbau des Tempels im Weg stehen, unüberwindlichzu sein. Das drittgrösste Heiligtum des Islams, derFelsendom, nimmt den Platz ein, auf dem dereinst derTempel stand. Dieses Gebäude kann man aber nichteinfach von der Stelle bewegen! Angeblich unternahmMohammed von Mekka aus eine Reise zu diesem Fel-sen (Al-Aksa), auf dem heute die Moschee steht, under soll von dort aus auf seinem Zauberpferd in denHimmel aufgefahren sein. Diese Behauptung war je-doch eine Erfindung von Jassir Arafats Onkel Haj Aminel-Husseini, als er in der Zeit vor dem Zweiten Welt-krieg Grossmufti von Jerusalem war. Haj Amin war esauch, der gemeinsam mit den Nazis die Vernichtungder Juden herbeiführen wollte. Um die Araber gegen

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jede Form einer jüdischen Präsenz in Jerusalem ein-zunehmen, setzte er die Vorstellung in die Welt, derFelsendom wäre über dem Felsen Al-Aksa errichtetworden.

Der Felsendom

Dass der Felsen, über dem die Moschee gebautwurde, zur Zeit ihrer Errichtung nicht als der sagen-hafte Al-Aksa-Felsen angesehen wurde, ist eindeutig.Sure 17,1, der einzige Vers im Koran, in dem Al-Aksaerwähnt wird, glänzt unter den vielen Koranversen,die im Inneren des Felsendoms zu lesen sind, durchAbwesenheit. Dagegen war nach der Überlieferung derFelsen unter der Moschee, der höchste Punkt des Ber-ges Moriah, höchstwahrscheinlich der Ort, an demAbraham seinen Sohn Isaak opfern wollte (1.Mo 22).David erwarb später das Grundstück von Ornan, demJebusiter und errichtete dort einen Altar (1.Chr 21).An diesem Ort baute Salomo den ersten Tempel (2.Chr3,1). Durch den Bau des Felsendoms und seine Prä-senz bis heute wollten die Araber ursprünglich dieJuden daran hindern, den Tempel wieder aufzubau-en. Der Gedanke, dass es sich bei diesem Ort um Al-Aksa handeln könnte, war ihnen bis vor kurzem völ-lig fremd. Auch der Koran erwähnt Jerusalem mit kei-nem Wort.

Manche jüdische Archäologen sind der Meinung,dass das Allerheiligste des ursprünglichen Tempels sichdirekt über diesem Felsen befunden hätte. Andere Ex-perten wieder glauben, es hätte neben dem Felsen ge-legen. Wo sich der genaue Ort auch befinden mag,eines steht fest: Der Felsendom müsste versetzt wer-den, wenn der jüdische Tempel wieder aufgebaut wer-den soll. Ist das etwa unmöglich? Nein. Nehmen wir

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an, die Araber würden erkennen, welcher Ort von is-lamischen Gelehrten als die wahre Stätte der Al-Aksaangesehen wird. In diesem Fall könnte der Felsendoman diese Stelle verlegt werden. Die Juden verfügen überdie erforderliche Technologie, und sie wären bereit,die Moschee woanders Stück für Stück wieder aufzu-bauen. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, aufdie wir hier nicht näher eingehen wollen. Jedenfallskönnte der Antichrist nach dem plötzlichen Verschwin-den von Millionen Menschen bei der Entrückung dieVerlegung des drittgrössten islamischen Heiligtums indie Wege leiten. Damit wäre für den friedlichen Wie-deraufbau des jüdischen Tempels an seiner ursprüng-lichen Stelle auf dem Tempelberg Tür und Tor geöff-net.

Viele orthodoxe Juden glauben, dass nur der Mes-sias den richtigen Ort des Tempels offenbaren und sei-nen Wiederaufbau beaufsichtigen kann. Eine derarti-ge Leistung wäre eine Bestätigung des vom Antichris-ten erhobenen Anspruchs, der Messias zu sein. Wenndieser Mann der Welt den Frieden bringt, den Felsen-dom verlegt, die genaue Lage des Tempels feststelltund sogar über die finanziellen Mittel für dessen Wie-deraufbau verfügt, dann wäre die Mehrheit der Israe-lis davon überzeugt, dass er der Messias ist.

Die Art, wie das geschieht, ist lediglich ein kleinesDetail, denn der Tempel wird schnell wieder aufge-baut werden, möglicherweise sofort nach der Entrü-ckung. Jüdische Fachleute, die sich mit Plänen für denWiederaufbau des Tempels befassen, sind der Meinung,dieses Projekt könne bereits nach wenigen Monatenabgeschlossen sein. Deshalb ist auch dieser Punkt keinHindernis für eine Naherwartung. Zu jedem Zeitpunktin der Geschichte hätte Christus Seine Gemeinde ent-

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rücken können, denn die Wiedergeburt Israels alsNation und der Wiederaufbau des Tempels hättendanach sehr schnell bewerkstelligt werden können.Aber auch hier ist unsere Generation die erste in derGeschichte, die miterleben durfte, wie der Staat Israelgegründet wurde und die Vorbereitungen für den Wie-deraufbau des Tempels bereits abgeschlossen sind.Dass diese wichtigen Gegebenheiten in derselben Ge-neration vorhanden sind, in der die Entwicklung einerfür die Erfüllung aller anderen Prophezeiungen erfor-derliche Technologie stattfand, kann kein Zufall sein.Wie gesagt, die Möglichkeit einer jederzeit stattfinden-den Rückkehr Christi bleibt bestehen, aber die Wahr-scheinlichkeit, dass dieses Ereignis bald eintreten wird,ist um ein Vielfaches grösser geworden.

Alles bereit für den Bau des Tempels

Manche Juden stehen einem Wiederaufbau desTempels eher ablehnend gegenüber, weil sie darin kei-ne religiöse Notwendigkeit erkennen können. Darüberhinaus zeigen sie sich besorgt, dass diese MassnahmeIsrael noch stärker von der Weltgemeinschaft entfrem-den könnte. Dennoch ist für die meisten Juden derWiederaufbau des Tempels die einzige Voraussetzung,dass Israel in seinem Land seine göttliche Bestimmungerfüllen kann. Obwohl dieses Empfinden vielleicht eheraus einer Verpflichtung gegenüber der Tradition kommtund weniger aus einem echten Glauben an Gott, ist esdoch tief verankert im jüdischen Denken. Die engegeistige Verbindung der Juden zum Tempel ist schonerstaunlich. Denken wir nur an die Gefühlsausbrücheunter den Juden in der ganzen Welt, als der Tempel-berg zurückerobert wurde. Israelische Fallschirmjägernahmen die heilige Stätte 1967 am vierten Tag des

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Sechstagekrieges ein. Die kampferprobten Soldaten bra-chen in Tränen aus, und sie konnten den Berg einfachnicht verlassen. Es war, als ob eine geheimnisvolleMacht sie dort festhielt. Aufgrund diplomatischenDrucks übergab der israelische VerteidigungsministerMoshe Dayan jedoch die Verwaltung des Berges wiederden Arabern, die sie bis heute inne haben. Nach demjüdischen Religionsgesetz ist es Juden nicht erlaubt,den Tempelberg zu betreten, weil noch immer Unsi-cherheit über den genauen Ort des Allerheiligstenherrscht.

Mittlerweile gibt es präzise Pläne für die Errich-tung eines dritten jüdischen Tempels. Dieses Gebäudewird den salomonischen Tempel, der etwa 950 v. Chr.gebaut und 586 v. Chr. von Nebukadnezar zerstörtwurde, sowie das von Serubabel 515 v. Chr. vollendeteGebäude ersetzen. Dieser zweite Tempel wurde vonKönig Herodes bereits um 20 v. Chr. umgebaut underweitert, aber 70 n. Chr. von römischen Legionen zer-stört. Seitdem liegt er in Trümmern. Aber heute findetunter Juden ein gewisses Erwachen statt. Sie glauben,dass die Zeit gekommen ist für die lange erwarteteWiedererrichtung ihres religiösen Zentrums.

Wenn man Jerusalem einen Besuch abstattet, dannist man äusserst überrascht über das Ausmass der Vor-bereitungen, und zwar sowohl für den Aufbau des Tem-pels als auch die Wiedereinsetzung der Tieropfer. DerEckstein ist bereits vorhanden, die Gewänder für diePriester werden angefertigt, die Geräte für die Tier-opfer sind fertig, und die Ausbildung der Priester fin-det bereits statt. Sogar die antiken Harfen, die für diemusikalische Begleitung der Anbetung im Tempel er-forderlich sind, werden in Jerusalem nachgebaut. Al-les ist bereit.

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Ein unglaubliches Phänomen

Wir leben in einem neuen Jahrtausend, in einemZeitalter der Weltraumfahrt, der Computer, der Atom-waffen und der hochentwickelten Technologie. Des-halb ist es fast unglaublich, dass Juden, die zu denqualifiziertesten Fachleuten und Wissenschaftlern derWelt zählen, sich mit einem derartigen Eifer für denWiederaufbau des Tempels einsetzen und sogar dar-auf bestehen, dass er an der gleichen Stelle stehen sollwie das ursprüngliche Gebäude. Woran liegt das? InIsrael leben nur wenige religiöse Menschen. Die meis-ten Israelis sind Agnostiker, Humanisten, Atheisten,Anhänger des New Age. Die grosse Masse der Bevöl-kerung nimmt nur selten an den Sabbatgottesdienstenteil. Was bewegt diese Menschen zu ihrer leidenschaft-lichen Sehnsucht nach der Wiedereinsetzung desTempeldienstes? Warum wollen sie diesen Rückschrittin die Vergangenheit unternehmen? Die Zeremonienim Tempel stammen schliesslich aus der Zeit des Moseund haben ihren Ursprung in der für die meisten Ju-den fantastisch klingenden Behauptung, er hätte dieAnweisungen für diese Rituale direkt von Gott erhal-ten. Schliesslich handelt es sich dabei um archaischeund seltsame Zeremonien, bei denen Weihrauch unddas Salben mit Öl eine Rolle spielen. Das Kernstückder Tempelzeremonien besteht jedoch aus Ritualen,die viele Tausend Tieropfer erfordern. Wie werden sichwohl Tierschützer äussern, wenn diese Opfer wiedereingeführt werden?

Diese Riten mit ihrer tiefen symbolischen Bedeu-tung waren ein Hinweis auf das Opfer des jüdischenMessias, der als Lamm Gottes die Sünden der Welthinwegnehmen sollte. Welche andere Bedeutung könn-ten sie haben, insbesondere für ein Volk, das so un-

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religiös ist wie die Israelis? Diese wieder belebten Ri-tuale werden von einer Priesterschaft in archaischenGewändern vollzogen, deren Entwurf vor etwa 3 500Jahren dem Mose auf dem Berg Sinai übermittelt wur-de. Die Priester und ihre Gewänder müssen in Zere-monien gereinigt werden, bei denen die Asche einerroten Kuh benötigt wird. Diese Rituale ergeben keinenSinn, wenn ihre wahre Bedeutung nicht erkannt wird,und doch ist Israel von einer leidenschaftlichen Sehn-sucht nach dem Wiederaufbau des Tempels erfüllt.Einerseits ist es unglaublich, dass intelligente, moder-ne Menschen sich in diesem neuen Jahrtausend miteiner so alten und in Formen erstarrten Religion aus-einander setzen. Andererseits ist es jedoch nicht über-raschend, denn es muss geschehen, damit sich die bib-lischen Prophezeiungen erfüllen. Also wird der Tem-pel wieder aufgebaut. Wie lange wird das dauern?Herodes brauchte für den Ausbau des letzten Tempels46 Jahre (Joh 2,20). Heute sagen uns israelische Ar-chitekten und Ingenieure, dass dieser neue Tempel mitunseren modernen technischen Möglichkeiten undBaumethoden in nur wenigen Monaten aufgebautwerden könnte. Auch hier haben wir ein wesentlichesKriterium, das innerhalb von sieben Jahren erfülltwerden könnte und der Naherwartung keinen Abbruchtut. Christus hätte zu jeder Zeit in der Geschichte kom-men können, und der Tempel hätte in Einklang mitden Prophezeiungen in der ersten Zeit der 70. Wochewieder aufgebaut werden können.

Stehen wir vor einem Dritten Weltkrieg?

Viele Bibelleser sind der Meinung, dass das nächs-te Ereignis im heilsgeschichtlichen Zeitplan der DritteWeltkrieg ist und erst danach die Entrückung stattfin-

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den kann. In Hesekiel 38 und 39 ist ihrer Auffassungnach schon lange, bevor die Sowjetunion zur Welt-macht wurde, die Rede davon, dass ein von Russlandangeführtes Bündnis, zu dem auch die arabischenNationen gehören, von Gott bei einem vernichtendenAngriff gegen Israel besiegt werden würde. Der Zu-sammenbruch der Sowjetunion scheint dieses Szena-rio eher noch zu stützen. Interessanterweise bleibtRussland das grösste Gebiet, das aus dem Fall des kom-munistischen Riesenreiches hervorging. Das neue,unabhängige Russland verfügt weiterhin über die er-forderlichen Atomsprengköpfe und Streitkräfte, um dieProphezeiung des Hesekiel zu erfüllen. Ausserdem lebtin einigen der nunmehr unabhängigen ehemaligenSowjetrepubliken eine muslimische Bevölkerungs-mehrheit. Die Unabhängigkeit dieser Staaten ermög-licht ein engeres Bündnis zwischen ihnen und demIran, dem Irak, Syrien und anderen radikal islamischenRegimes, die fest entschlossen sind, Israel auszulö-schen. Der Zusammenbruch des Kommunismusscheint die Darsteller auf der Weltbühne näher zu die-ser grossen Schlacht hin bewegt zu haben.

Es gibt führende Persönlichkeiten in christlichenKreisen, die der Meinung sind, nur aus diesem welt-weiten Konflikt und der wundersamen Niederlage Russ-lands könne das Römische Reich, das sie sich als zehnNationen in Westeuropa vorstellen, mit dem Antichris-ten als Oberhaupt wiederbelebt werden und seinenPlatz als einflussreichste Weltmacht einnehmen. Wenndiese Auslegung richtig ist und der grosse Krieg derEntrückung vorausgehen muss, dann verliert dieNaherwartung ebenfalls ihre Gültigkeit. Wir wollendiese beiden Kapitel im Buch Hesekiel näher betrach-ten und feststellen, ob das wirklich der Fall ist. Eine

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detaillierte Auseinandersetzung mit diesem Konfliktwürde jedoch den Rahmen dieses Buches sprengen.Wenn man diese beiden Kapitel liest, dann ist die End-gültigkeit, die in manchen Versen zum Ausdruckkommt, schon beeindruckend. Es folgen ein paar Bei-spiele:

«... du wirst heraufziehen gegen mein Volk Israelwie eine Wolke, die das Land bedeckt. Am Ende derZeit wird das geschehen. Ich will dich aber dazu übermein Land kommen lassen, dass die Heiden mich er-kennen, wenn ich an dir, Gog, vor ihren Augen zeige,dass ich heilig bin» (Hes 38,16).

«Und ich sage in meinem Eifer und im Feuer mei-nes Zorns: Wahrlich, zu der Zeit wird ein grosses Erd-beben sein im Lande Israels, dass vor meinem Ange-sicht erbeben sollen die Fische im Meer, die Vögel unterdem Himmel, die Tiere auf dem Felde und alles, wassich regt und bewegt auf dem Lande, und alle Men-schen, die auf der Erde sind. Und die Berge sollen nie-dergerissen werden und die Felswände und alle Mau-ern zu Boden fallen» (Hes 38,19-20).

«So will ich mich herrlich und heilig erweisen undmich zu erkennen geben vor vielen Heiden, dass sieerfahren, dass ich der Herr bin» (Hes 38,23).

«Und ich will meinen heiligen Namen kundmachenunter meinem Volk Israel und will meinen heiligenNamen nicht länger schänden lassen, sondern die Hei-den sollen erfahren, dass ich der Herr bin, der Heiligein Israel» (Hes 39,7).

«Du Menschenkind, so spricht Gott der Herr: Sageden Vögeln, allem was fliegt, und allen Tieren auf demFelde: Sammelt euch und kommt herbei, findet euchzusammen von überall her zu meinem Schlachtopfer,

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das ich euch schlachte, einem grossen Schlachtopfer aufden Bergen Israels, und fresst Fleisch und sauft Blut!Fleisch der Starken sollt ihr fressen, und Blut der Fürs-ten auf Erden sollt ihr saufen, der Widder und Läm-mer, der Böcke und Stiere, all des Mastviehs ausBaschan» (Hes 39,17-18).

«Und ich will meine Herrlichkeit unter die Heidenbringen, dass alle Heiden mein Gericht sehen sollen,das ich gehalten habe, und meine Hand, die ich an siegelegt habe. Und das Haus Israel soll erfahren, dassich, der Herr, ihr Gott bin, von dem Tage an undfernerhin» (Hes 39,21-22).

«Und ich will mein Angesicht nicht mehr vor ihnenverbergen; denn ich habe meinen Geist über das HausIsrael ausgegossen, spricht Gott der Herr» (Hes 39,29).

Die in diesen beiden Kapiteln verwendete Spracheverdeutlicht, dass es sich bei diesem Krieg um dieSchlacht von Harmagedon und nicht einen früherenKonflikt im Vorfeld der Entrückung handelt. Besondershervorzuheben sind die gewaltige Stärke des Erdbe-bens und die Tatsache, dass die Zerstörung direkt derGegenwart des Herrn zugeschrieben wird. Es klingtganz nach der Beschreibung der Schlacht von Harma-gedon beim Propheten Sacharja und in der Offenba-rung, wenn Christus selbst mit den Armeen der Him-mel kommen wird. Der Aufruf an die Vögel (Hes 39,17-18) ist nicht rein zufällig der Einladung bei der in Of-fenbarung 19,17-18 geschilderten Schlacht von Harma-gedon zum Verwechseln ähnlich. Als Haupteinwandgegen die Deutung, es handle sich hier um die Schlachtvon Harmagedon, wird die Tatsache angeführt, dassdie Waffen der besiegten Armeen sieben Jahre alsBrennmaterial verwendet werden. Zeitlich würde die-

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ses Ereignis besser zum Beginn der grossen Trübsalpassen, denn sonst würde ja das Verbrennen der Waf-fen und das Beerdigen der Leichen während der tau-sendjährigen Herrschaft Christi weitergehen. Aberwarum sollte das eigentlich nicht der Fall sein? Brenn-material wird auch während des Millenniums ge-braucht. Ausserdem wird die Erde von Gott nicht plötz-lich und auf wundersame Weise aufgeräumt. Die Men-schen werden viel Arbeit leisten müssen. Deshalb kanndieser Einwand nicht aufrecht erhalten werden,besonders im Hinblick auf die in den Texten verwen-dete Sprache über die Heiden und die GotteserkenntnisIsraels als Auswirkung dieses Konflikts.

Die wiederholte Erklärung, alle Nationen würdenwissen, dass Gott diese Tat vollbracht hat, dass Er Is-rael errettet hat und die Juden Sein Volk sind, ist sehraufschlussreich. Der Ausdruck «von dem Tage an undfernerhin» oder ähnliche Redewendungen werden häu-fig gebraucht. Israel wird Gott erkennen und wissen,dass es zu Ihm gehört. Ausserdem wird Israel nie mehrSeinen heiligen Namen in den Schmutz ziehen undvon Gott verlassen werden. Eine derartige Sprache kannim Grunde genommen nur für die Schlacht vonHarmagedon verwendet werden, denn Gott müsste SeinWort brechen, wenn Er die Vernichtung Israels durchden Antichristen zulassen wollte. Deshalb kann eineso grundlegende Umwandlung in Israel und die Ver-pflichtung Gottes nicht vor der Schlacht von Harma-gedon erfolgen, sondern nur als Auswirkung diesesEreignisses. In Sacharja 12-14 wird geschildert, wiedas Volk Israel zum ersten Mal erkennt, wer Christusist, und daraufhin zu Gott umkehrt. Aber dieses Ge-schehen wird als Auswirkung des in Hesekiel 38 und39 beschriebenen Konflikts dargestellt. Diese Kapitel

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müssen demnach eine Schilderung der Schlacht vonHarmagedon und nicht eines vorher stattfindendenKrieges sein.

Die Naherwartung bleibt

Zusammenfassend können wir sagen, dass es un-gewöhnliche Prophezeiungen gibt, die sich auf die letz-ten sieben Jahre, die 70. Woche aus dem Buch Danielbzw. die grosse Trübsal beziehen. Wenn die darin vor-kommenden Elemente nicht sieben Jahre nach derEntrückung der Gemeinde Jesu entstehen könnten,wäre die Naherwartung hinfällig, denn dann hättenmanche Ereignisse noch vor der Entrückung eintretenmüssen. In Wirklichkeit können alle ungewöhnlichenZeichen der Wiederkunft Christi innerhalb von siebenJahren auftreten, gleichgültig, in welcher Epoche derMenschheitsgeschichte die Entrückung stattgefundenhätte.

Bei der grossen Schlacht, die in Hesekiel 38 und39 beschrieben wird, handelt es sich eindeutig umdie Schlacht von Harmagedon und nicht um einengrösseren militärischen Konflikt vor der Entrückung.Es ist jedoch wirklich bezeichnend, dass heute zumersten Mal in der Geschichte bereits alle Mittel für dieErfüllung dieser ungewöhnlichen Prophezeiungen vor-handen sind. Ausserdem fanden diese einzigartigenEntwicklungen ziemlich plötzlich in derselben Gene-ration statt, in der die Rückkehr Israels in das Landseiner Väter geschehen ist. Dass diese Ereignisse inunserer Generation aufgetreten sind, ist wohl keinZufall. Alles, was für die Erfüllung der Prophezeiun-gen über die letzten Tage erforderlich ist, ist vorhan-den. Warum sollte dieser Zustand der Bereitschaft nochlange andauern?

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Alle Zeichen weisen darauf hin, dass die Entrückungund der Beginn der 70. Woche sehr bald stattfindenund uns ohne weitere Vorwarnung überraschen kön-nen.

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Kapitel 25

Israel, der Messias unddie Gemeinde

«Und es erschien ein grosses Zeichen am Himmel:eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond un-ter ihren Füssen und auf ihrem Haupt eine Krone vonzwölf Sternen ... und siehe, ein grosser, roter Drache,der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf sei-nen Häuptern sieben Kronen ... Und der Drache tratvor die Frau, die gebären sollte, damit er, wenn sie ge-boren hätte, ihr Kind frässe. Und sie gebar einen Sohn,einen Knaben, der alle Völker weiden sollte mit eiser-nem Stabe. Und ihr Kind wurde entrückt zu Gott undseinem Thron. Und die Frau entfloh in die Wüste …Und als der Drache sah, dass er auf die Erde geworfenwar, verfolgte er die Frau ... Und der Drache wurde zor-nig über die Frau und ging hin, zu kämpfen gegen dieübrigen von ihrem Geschlecht, die Gottes Gebote haltenund haben das Zeugnis Jesu» (Offb 12,1.3-6.13.17).

Obwohl es im Buch der Offenbarung fast aus-schliesslich um die Zukunft geht, findet im oben zitier-ten Abschnitt eine kurze Rekapitulierung der Vergan-genheit statt. Bei der Frau kann es sich nur um Israelhandeln. Das männliche Kind ist natürlich der Messi-as. Der rote Drache ist niemand anderer als Satanselbst. Im gleichen Kapitel wird er später bezeichnet

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als «... der grosse Drache, die alte Schlange, die daheisst: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt»(Offb 12,9). Dieses Bild verdeutlicht die vergangeneund zukünftige Absicht des Teufels, zunächst denMessias zu vernichten. Nachdem das nicht gelang,hatte er es auf Israel und alle Christen abgesehen. Sa-tan wartete lange und mit grosser Anspannung auf dieJungfrauengeburt des Verheissenen, des Messias, dersein Gegenspieler im Kampf um die Macht im Univer-sum sein würde. Wie wir bereits erläutert haben, be-gann dieser unvorstellbare kosmische Krieg bereits vorvielen Äonen mit der Rebellion Luzifers gegen Gott.Das Kommen des Messias wurde von Gott bereits Adamund Eva verheissen, und zwar gleich nach ihrer Ver-treibung aus dem Garten Eden. Interessanterweisesprach Gott bei dieser Begebenheit zu Satan, der mitEva durch eine Schlange Kontakt aufgenommen hatte:«Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und demWeibe und zwischen deinem Nachkommen und ihremNachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und duwirst ihn in die Ferse stechen» (1.Mo 3,15).

Die einleitenden Verse aus Offenbarung 12 schil-dern Satan, wie er im Verlauf der Geschichte auf derLauer liegt und auf die Geburt des Messias wartet,um Ihn zu vernichten. Ein solcher satanisch inspirier-ter Versuch wurde von König Herodes unternommen,als er nach der Geburt Jesu seinen Soldaten befahl,alle männlichen Kleinkinder in Bethlehem und Umge-bung zu töten (Mt 2,16-18). Mit diesem Mord an un-schuldigen Kindern erfüllte sich eine weitere Prophe-zeiung (Jer 31,15). Diese prophetischen Texte der Bi-bel sind nicht mysteriös, wenn wir zulassen, dass dasWort Gottes für sich selbst spricht und sich selbst aus-legt.

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Bibelübersetzungen als PropagandamittelAn dieser Stelle ist jedoch ein warnender Hinweis

angebracht. Leider manipulieren manche Sekten denbiblischen Text, um Bestätigungen für ihre eigenenLehren zu konstruieren. Offensichtlich ist jedoch jedeLehre, die zu ihrer Aufrechterhaltung eine Verände-rung des Wortes Gottes erforderlich macht, nicht au-thentisch. Ein bekanntes Beispiel sind die ZeugenJehovas. Sie lehnen so viele biblische Lehren ab,darunter auch die Gottheit Christi und die Errettungdurch Gnade und Glauben, dass sie es nötig haben,ihre eigene Neue-Welt-Übersetzung herauszugeben. Eshandelt sich dabei jedoch nicht um eine Übersetzungder griechischen und hebräischen Handschriften, son-dern um eine eigenmächtige Verdrehung, wie ein Ver-gleich mit vielen anderen weit verbreiteten Überset-zungen rasch bestätigt. Ihre eigene «Bibel» dient le-diglich der Untermauerung ihrer seltsamen Irrleh-ren. – Die katholische Douay-Bibel ist ein weiteres Bei-spiel. In ihrem Versuch, Maria zu glorifizieren, hat sieden eben zitierten Text aus 1.Mose 3,15 lange Zeitfolgendermassen wiedergegeben: «Ich werde Feind-schaft setzen zwischen dir und der Frau, und deinemSamen und ihrem Samen: Sie soll dir den Kopf zertre-ten, und du wirst ihrer Ferse auflauern.» Auf dieseWeise wird Maria, nicht der Messias, als diejenige dar-gestellt, die Satan zerstören wird. In der Anmerkungzu diesem Text heisst es: «In künstlerischen Darstel-lungen sieht man Maria häufig, wie sie ihren Fuss aufden Kopf einer Schlange setzt.»

Dämonische «Marienerscheinungen»Als eine der vielen dämonischen Nachahmungen,

die von Katholiken bereitwillig angenommen werden,

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erschien «Maria» im November 1830 in Paris einer jun-gen Frau namens Catherine Laboure als eine Frau, mitder Sonne bekleidet und den Mond unter ihren Füssen,und auf ihrem Haupt eine Krone mit zwölf Sternen(vgl. Offb 12,1). In dieser Erscheinung nahm Mariadie Stelle Israels ein. Ausserdem hatte diese falsche«Maria» den Kopf einer Schlange unter ihrem Fuss,den sie mit ihrer Ferse zertrat. Mit dieser Vision wur-de auf angeblich wundersame Weise die falsche Über-setzung von 1.Mose 3,15 bestätigt. Obwohl einigemoderne katholische Bibelübersetzungen diesen Versmittlerweile richtig wiedergeben, bleibt die Auffassung,es sei Maria, die den Kopf der Schlange zertritt, imKatholizismus fest verankert. Die Vision von CatherineLaboure wurde 1832 auch als Medaille geprägt, dievon katholischen Gläubigen wie ein Amulett um denHals getragen wird. Darauf ist «Maria» so abgebildet,wie Catherine sie sah, mit ihrer Ferse auf dem Kopfder Schlange. Offenbar war diese Erscheinung, dieheute unter der Bezeichnung «Unsere Liebe Frau vonder wundersamen Medaille» bekannt ist, nicht diewahre Maria aus der Bibel, denn die Heilige Schriftwurde verdreht, indem Maria eine Vollmacht verlie-hen wurde, die Christus allein zukommt.

Dabei ist es unwesentlich, ob Catherine unter einerHalluzination litt, die ganze Geschichte erfunden hat-te oder von einem Dämon, der in die Gestalt der Mariaschlüpfte, getäuscht worden war. Dieses unbiblischeBild von Maria wird bis heute von der katholischenKirche als Wahrheit angesehen. Das Medaillon, demviele Wunder zugeschrieben werden, wird von Millio-nen Katholiken in der ganzen Welt getragen. Auf derBeliebtheitsskala und in der Rangordnung der kirchli-chen Anerkennung rangiert es neben dem Rosenkranz

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und dem Skapulier «Unserer Lieben Frau vom BergKarmel» weit oben. Natürlich wird Maria in der Bibelkeine derartige Verehrung zuteil, und die wahre Mariabeanspruchte diese auch nicht für sich selbst. Es gibtim Alten Testament keine Prophezeiungen über dasKommen des Weibes, aber es gibt eine Vielzahl vonVorhersagen über den «Samen des Weibes», d. h. denvon einer Jungfrau geborenen Messias, wie wir bereitsfestgestellt haben. Er ist gekommen und hat den Sa-tan besiegt, indem Er am Kreuz für unsere Sündenstarb, und Er muss wieder kommen. Diesmal wird Erdem Antichristen von Angesicht zu Angesicht gegen-über stehen und diese von Satan bevollmächtigte Per-sonifizierung des Bösen und dessen Weltreich zerstö-ren (2.Thess 2,8).

Der Antichrist und der Drache

In Offenbarung 13 verdeutlicht Johannes, dass derDrache (Satan) die wahre Macht und der Antichristseine Marionette ist. Er drückt es folgendermassen aus:«... Und die ganze Erde wunderte sich über das Tier,und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier dieMacht gab, und beteten das Tier an ... Und alle, dieauf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nichtvom Anfang der Welt an geschrieben stehen in demLebensbuch des Lammes, das geschlachtet ist» (Offb13,3-4.8). Diese Zeit der «grossen Bedrängnis», wie sieauch bezeichnet wird, wird die schrecklichste Epocheder Weltgeschichte sein (Mt 24,21). Die Geissel desNationalsozialismus und des Kommunismus, aberauch der unaussprechliche Schrecken und die Vernich-tung, die eine Vielzahl grausamer Diktaturen mit ih-ren Todeslagern über die Erde gebracht haben, wer-den im Vergleich mit dieser Schreckensherrschaft ver-

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blassen. Die eingangs zitierte Beschreibung des Dra-chen mit den sieben Häuptern und den zehn Hörnernist äusserst aufschlussreich. Auch in Daniel 7,7 treffenwir auf ein Tier mit zehn Hörnern, und es wird unsmitgeteilt, dass es das vierte Weltreich, also Rom, sym-bolisiert. In Vers 24 heisst es dann, diese zehn Hörnerseien zehn Könige, die aufstehen werden. Hier han-delt es sich um die gleichen Könige wie in Daniel 2,diesmal dargestellt durch die zehn Zehen des Stand-bildes. Da sie nicht über das alte Römische Reichherrschten, müssen sie in seiner wieder belebten Formeine Rolle spielen. Es wird betont, dass «in den Tagendieser Könige» Christus zur Erde zurückkehren wird,um den Antichristen und das wieder belebte Römi-sche Reich zu vernichten und Seine tausendjährigeHerrschaft auf dem Thron Davids aufzurichten. In denKapiteln 13 und 17 der Offenbarung treffen wir wiederauf dieses Tier, und dort wird es mit seinen siebenHäuptern und zehn Hörnern ausführlicher beschrie-ben. Wie wir noch sehen werden, symbolisiert diesesTier sowohl den Antichristen als auch das wieder be-lebte Römische Reich, über das er herrschen wird, je-doch nicht aus eigener Macht, wie es in Daniel 8,24heisst. Nach Offenbarung 13,2 kommt sie von Satan.Besonders hervorzuheben ist die Ähnlichkeit bei derBeschreibung des Drachen (Satans) und des Tieres,denn beide werden mit sieben Häuptern und zehnHörnern dargestellt. Diese auffallenden Gemeinsam-keiten zeigen uns, dass der Antichrist und sein Reichvon Satan beherrscht und bevollmächtigt werden.

Die strategische Rolle Israels

Aber nun zurück zu Offenbarung 12. Der Drache,dem es nicht gelungen ist, das männliche Kind zu ver-

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nichten, hasst und verfolgt die Übrigen des Weibes-samens, d. h. Christen und Juden. Wir haben ja bereitsfestgestellt, dass im Verlauf der Menschheitsgeschichtebei der weltweiten Verfolgung von Juden ein unver-kennbar teuflisches Element vorherrscht. Zweifellosversucht Satan, die Feinde der Juden zu ihrer Vernich-tung anzustiften, um den Messias an Seinem Kommenzu hindern. Dass die Juden wegen ihrer besonderenVerbindung zum Messias bis in die «letzten Tage» be-wahrt und in ihr Land zurückgebracht werden, ist dasHerzstück der meisten biblischen Prophezeiungen.Bedauerlicherweise warnten die Propheten jedoch ein-stimmig davor, dass trotz ihres Überlebens bis in un-sere Zeit den Juden in aller Welt das Schlimmste nochbevorsteht. Diese Zeit der «Angst für Jakob» (vgl. Jer30,7) wird sogar noch schrecklicher sein als der Holo-caust in Nazideutschland. Nur ein Überrest wird über-leben.

Offenbarung 12 zeigt uns ein Bild der göttlichenBewahrung dieses Überrestes für «eine Zeit, zwei Zei-ten und eine halbe Zeit» (d. h. dreieinhalb Jahre) wäh-rend der zweiten Hälfte der 70. Woche oder der grossenTrübsal. In Daniel 7,25 wird der gleiche Zeitraum er-wähnt, und zwar wird dann der Antichrist die Welt-herrschaft ausüben. In Wirklichkeit wird Satan allesunter Kontrolle haben, denn er gibt ja dem Tier (derAntichrist wird als Tier dargestellt) seine Macht. Neh-men wir an, Satan wäre es gelungen, die Juden zuvernichten. Hätte Gott dann nicht mit einem anderenVolk einen Neubeginn machen können? Nein, das wäreunmöglich gewesen. Die Mächte der Finsternis hättendann die Macht über diese Erde behalten.

Gott hatte sich verpflichtet, den Messias durch dieNachkommen von Abraham, Isaak und Jakob in die

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Welt zu bringen, durch den Stamm Juda und die Liniedes Königs David. Die Propheten verkündeten, dasses so geschehen musste. Wenn sich diese Prophezei-ungen nicht erfüllt hätten, wäre Gott ein Lügner.Ausserdem wäre dann der Beweis erbracht worden,dass Gott die Kontrolle über die Geschichte und auchdas Universum verloren hätte. Satan wäre dann ausder ganzen Sache als Sieger hervorgegangen. Es istdaher kein Wunder, dass Juden nicht nur von Hitler,sondern in anderen Epochen der Geschichte immerwieder verfolgt und Versuche zu ihrer Auslöschung un-ternommen wurden. An vergangenen und aktuellenEreignissen ist leicht zu erkennen, dass Satan nochimmer fest entschlossen ist, Israel zu zerstören. Wa-rum ist das so? Was würde das jetzt noch bewirken,nachdem doch Christus gekommen ist und Satan amKreuz besiegt hat? Auch hier liegt einer von vielenGründen, warum man nicht, wie es immer häufigergeschieht, verkünden kann, dass Gott Sein Heils-handeln an Israel beendet und die Gemeinde Jesu denPlatz des jüdischen Volkes eingenommen habe.

Israel muss überleben

Christus kommt zurück, denn das hat Er verspro-chen, und davon handelt ja auch dieses Buch. Aberwenn Gott Sein Heilshandeln an Israel beendet hätte,worin bestünde dann noch der Sinn Seiner Rückkehrzur Erde? Wenn Er versprochen hat, die Gemeinde ausdieser Welt in den Himmel zu entrücken, welches In-teresse hätte Christus dann noch an dieser Erde, wennIsrael in der Prophetie keine Rolle mehr spielen wür-de? Natürlich kommt Christus, um den Antichristenzu besiegen und zu vernichten. Aber warum? Um dasReich des Antichristen zu zerstören und Seine eigene

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tausendjährige Herrschaft aufzurichten. Wo wird SeinThron stehen? In New York, in Washington D.C., inLondon, Paris, Berlin oder Moskau? Nein, er wird sichin Jerusalem befinden. Von dort aus wird Er auf demThron Seines Vaters David über das Volk Israel herr-schen.

Das über die ganze Erde verstreute jüdische Volkmuss als identifizierbare ethnische Gruppe überlebenund im Land seiner Väter zusammengeführt werden,wenn der Messias zurückkehrt. Es kann nicht anderssein. Die Propheten haben es eindeutig und immerwieder verkündet. Das Überleben der Juden als ethni-sche Gruppe in ihrem Land, und zwar in den letztenTagen, ist eine Grundvoraussetzung für die Wieder-kunft Christi, und so wird es geschehen. Die Judensind nach der göttlichen Verheissung vor dem Unter-gang bewahrt worden. Hitler konnte die «Endlösungder Judenfrage» nicht herbeiführen. Die Araber konn-ten Israel auch nach zahlreichen Kriegen nicht vonder Landkarte auslöschen. Diese Versuche werden auchweiterhin unternommen werden, denn wenn Satan dieVernichtung der Juden gelingt, wird er zumindest einePattsituation erreicht haben. Die wichtigsten biblischenProphezeiungen, die sich auf die Rückkehr des Messi-as und auf Israel in seinem Land beziehen, könntensich nicht erfüllen. Gott hätte sich dann als Lügnererwiesen, der die Kontrolle über Sein Universum ver-loren hätte. Deshalb ist für Gott in Seinem Kampf mitSatan die Erfüllung der Prophezeiungen über Israel vonentscheidender Bedeutung.

Israel ersetzen?Trotz der klaren Aussagen in den oben erwähnten

Prophezeiungen gibt es heute sogar unter evangelikalen

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Christen eine immer einflussreichere Bewegung, dieleugnet, dass Israel noch eine Rolle in der biblischenProphetie spielen wird. Demnach können Juden zuChristus kommen und wie die Nichtjuden zu SeinerGemeinde gehören, aber als Nation haben sie keinenStellenwert mehr im göttlichen Heilsplan. Sie sind ver-worfen und «abgeschnitten», weil sie ihren Messiasgekreuzigt haben. So lautet diese teuflische Theorie.Bei dieser Begründung wird der Tatsache, dass Israelwieder als Nation im eigenen Land existiert und dieJuden in noch nie da gewesener Zahl aus aller Weltdorthin zurückkehren, nicht die geringste Bedeutungbeigemessen. Damit raubt man uns einen wichtigen,nachvollziehbaren Beweis für die Existenz Gottes unddie Bibel als Sein Wort. Die weiteren Auswirkungensind genauso furchtbar. Tausende Bibelverse müssenaus dem Zusammenhang gerissen und bis zur Unkennt-lichkeit verzerrt werden. Wenn man die Prophezeiun-gen über Israel «vergeistigt», um sie auf die GemeindeJesu anzuwenden, ist das auch nicht viel besser, denndamit wird die Bibel ihrer wörtlichen Bedeutung undsomit ihrer Kraft beraubt.

Nahezu jede Prophezeiung über die WiederkunftChristi ist direkt mit Israel als Nation und dem Land,das es bei der Rückkehr seines Messias bewohnenmuss, verbunden. Die Engel sagten damals, dass Jesuszum Ölberg zurückkehren würde, aber bestimmt nichtzur Entrückung. Er kommt nicht dorthin zurück, umSeine Braut, die Erlösten aus allen Nationen der Erde,abzuholen. Weder der Ölberg noch das Land Israelhaben eine besondere Bedeutung für die GemeindeJesu. Christus hätte keinen Grund, nach Israel zurück-zukehren, wenn Sein Volk nicht dort wäre, wenn Ernicht den Thron Davids besteigen und von Jerusalem

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aus regieren wollte. Dieses feierliche Versprechen wur-de von den Propheten ständig wiederholt, und dieseProphezeiungen müssen sich bei der WiederkunftChristi erfüllen, denn sie haben nichts mit der Entrü-ckung zu tun.

Die Bedeutung des Landes für Israel

Diejenigen, die behaupten, die Gemeinde Jesu seian die Stelle Israels getreten, bedienen sich häufig desArguments, es gäbe im Neuen Testament keine Hin-weise, dass Israel wieder in das Land seiner Väter zu-rückkehren würde, und deshalb hätten die Verheis-sungen des Alten Testaments über das Land ihre Gül-tigkeit verloren. Diese These entbehrt jedoch jederGrundlage. Als der Engel Gabriel der jungen Maria ver-kündete, sie würde den Messias gebären, erwähnte erauch, dieser würde auf dem Thron Seines Vaters Davidherrschen. In diesem neutestamentlichen Text ist aus-drücklich die Rede von einem Israel, das in sein Landzurückgekehrt ist. Ebenso wird die Verheissung, dieDavid über das messianische Reich empfing, nochmalsbestätigt. Andere neutestamentliche Texte über dieZukunft Israels in seinem Land beziehen sich aufHarmagedon (Offb 16,16; 19,17-21) und die RettungIsraels durch Christus. Ausserdem versprach JesusChristus Seinen Jüngern, die Ihn als «König Israels»anerkannten (Joh 1,49; 12,13), dass sie mit Ihm überdie zwölf Stämme Israels herrschen würden (Mt 19,28;Offb 20,4 usw.).

Die bereits erwähnte Botschaft der Engel bei derHimmelfahrt Christi enthält einen weiteren neutesta-mentlichen Hinweis über das Land, denn diese ver-kündeten, dass Er auf den Ölberg bei Jerusalem zu-rück kehren werde. Diese Aussage bestätigte die Pro-

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phezeiung in Sacharja 14,4, in der es ebenfalls um dasLand Israel geht. Auch Verheissungen wie die inJeremia 31,35-37 müssen wohl kaum erneut bestätigtwerden! Warum kehrt Jesus in das Land Israel zurück?Das geschieht bestimmt nicht deshalb, weil die Ge-meinde Jesu dieses Land bewohnt! Er kommt dorthin,um Israel in der Schlacht von Harmagedon zu erret-ten. Aber damit das geschehen kann, muss das Bundes-volk Gottes wieder dort leben. Wie kann dann jemandwagen zu behaupten, dass die heutige Präsenz Israelsin seinem Land keine heilsgeschichtliche Bedeutunghat!

Israel im Unglauben

Israel befindet sich wieder in seinem Land, jedochin einem Zustand des Unglaubens, wie es in der Bibelvorausgesagt ist. In seiner Gesamtheit wird Israel nichtan seinen Messias glauben, bis es Ihn in Macht undHerrlichkeit sehen wird, wenn Er zur Errettung SeinesVolkes kommt. Dann werden diejenigen, die Christusabgelehnt haben, auf Ihn sehen, den sie zerstochenhaben und an Ihn glauben (Sach 12,10), und es wer-den sich zwei weitere neutestamentliche Prophezei-ungen erfüllen. Die eine stammt von Christus, die an-dere von Paulus: «Wer aber beharrt bis ans Ende, derwird selig werden» (Mt 24,13) und «... so wird ganzIsrael gerettet werden, wie geschrieben steht (Jes 59,20; Jer 31,33): ‹Es wird kommen aus Zion der Erlö-ser, der abwenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob›»(Röm 11,26). In bestimmten Kreisen unter Juden undevangelikalen Christen wird gegen eine Präsenz Isra-els in seinem Land argumentiert, und zwar aus einemetwas anderen Blickwinkel. Obwohl man auch dortglaubt, dass die Juden irgendwann von Gott in ihr Land

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zurückgeführt werden, wird jedoch behauptet, dieseRückkehr könne erst nach dem Kommen des Messiasstattfinden. Man muss jedoch nicht lange nachden-ken, um zu erkennen, wie unbiblisch eine solche Sicht-weise ist. Der Messias kommt nicht in ein Land, dasleer oder von anderen Menschen bewohnt ist, die ersteinmal weg müssen, bevor die Juden dorthin kommenkönnen. Er kommt vielmehr zurück in ein Land, dasvon Seinem Volk bewohnt wird. Es hat Ihn zwar abge-lehnt und kennt Ihn noch immer nicht, aber es istumgeben von den Armeen der Welt, die zu seiner Ver-nichtung entschlossen sind.

Christus kommt, um Sein Volk bei der Schlacht vonHarmagedon zu retten und um sich ihm zu offenba-ren. Wo befindet sich Harmagedon? In Israel. Warumwird diese Schlacht stattfinden? Weil die Juden diesesLand bewohnen. Christus kommt zu Seinem Volk, dasin sein Land zurückgekehrt ist! Wenn sich die Judennicht dort befinden, hat die Wiederkunft Christi ihrenSinn verloren!

Die zentrale Rolle Israels im Reich Gottes

Während der 40 Tage, die Christus nach SeinerAuferstehung mit Seinen Jüngern verbrachte, sprachEr mit ihnen über das Reich Gottes (vgl. Apg 1,3).Bestimmt korrigierte Er auch falsche Sichtweisen. EineFrage blieb jedoch offen: «Herr, wirst du in dieser Zeitwieder aufrichten das Reich für Israel?» (Apg 1,6). DieWortwahl bei dieser Frage zeigt, dass die Jünger dieLehren, die sie von ihrem Herrn über das Tausendjäh-rige Reich erhalten hatten, verstanden hatten, dennsie glaubten, dass 1. das Reich für Israel wieder aufge-richtet werden sollte, 2. dass dieses Ereignis noch nichtstattgefunden hatte und 3. dass Christus allein, nicht

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die Gemeinde, das Reich wieder aufrichten konnte.Wenn eine der Annahmen, die in ihrer Frage enthal-ten sind, falsch gewesen wäre, hätte Christus siesicherlich korrigiert. Da das nicht der Fall war, behal-ten diese drei Punkte ihre Gültigkeit. So sagte Er nicht:«Erkennt ihr denn nicht, dass Gott seit Meiner Kreuzi-gung die Juden verworfen hat? Israel nimmt im Heils-plan keine Sonderstellung mehr ein. Es hat mit demReich Gottes nichts mehr zu tun. Jetzt bezieht sichalles auf die Gemeinde!» Statt dessen sagte Er einfach:«Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, dieder Vater in seiner Macht bestimmt hat» (Apg 1,7).

Ernste Konsequenzen

Wir haben bereits einige Konsequenzen erwähnt,wenn man glaubt, dass Gott in der Vergangenheit Isra-el erwählt und ihm besondere Verheissungen gegebenhat, Sein Volk aber verwarf, als es seinen Messias kreu-zigte. Eine logische Schlussfolgerung aus dieser Mei-nung, der sich heute immer mehr evangelikale Chris-ten anschliessen, lautet, dass Israel, trotz vieler ge-genteiliger Prophezeiungen, das gleiche Anrecht aufdas Land hat, in dem sich heute der Staat Israel befin-det, wie die Araber. Diese Lehre macht Gott zu einemLügner, denn dann hätte das Land, in dem Gott Sei-nen Namen wohnen liess (1.Kön 11,36) und von demEr sagte, Er würde es trotz der Sünden Seines VolkesIsrael niemals vergessen (3.Mo 26,42), keinerlei Be-deutung mehr in Seinem Heilsplan. Nach dieser Lehreist die Gemeinde Jesu das geistliche Israel, und alleVerheissungen, die Gott über Sein Volk aussprach,beziehen sich jetzt auf die Gemeinde. Aber die Ge-meinde Jesu, die sich aus vielen Millionen Menschenaus der ganzen Welt zusammensetzt, benötigt das Land

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Israel nicht. In ihrer Gesamtheit könnte die Gemeindedieses winzige Gebiet gar nicht bewohnen. Deshalbhat das Land keine heilsgeschichtliche Bedeutungmehr. Diese Lehre steht in direktem Widerspruch zueiner Vielzahl von Prophezeiungen, in denen das Landfür immer dem Volk Israel versprochen wird.

Segen und FluchNatürlich sind diejenigen, welche die Gemeinde

Jesu mit Israel gleichsetzen, nur daran interessiert,dessen Segnungen für sich in Anspruch zu nehmen,während sie Israel die Flüche, die Gott über Sein Volkaussprach, lassen wollen. Bei einem solchen Denkan-satz stösst man auf zwei bedeutende Probleme: 1. Diemeisten Segnungen, die Gott Israel zusprach, sind al-lein aufgrund ihres Wesens und ihrer Bedeutungniemals auf die Gemeinde anwendbar. 2. Die Flücheund die Segnungen bilden eine Einheit, so dass dieGemeinde Jesu nicht das eine für sich in Anspruchnehmen kann, ohne dann auch das andere hinneh-men zu müssen. Die grössten Segnungen Israels sindsogar in der Wiederherstellung dessen enthalten, wases als Auswirkung der göttlichen Flüche aufgrund sei-nes Ungehorsams verloren hat. Allein deshalb sindIsrael und die Gemeinde Jesu zwei voneinander unab-hängige Grössen. Niemand versucht, die Flüche, dieGott über Israel aussprach, auf die Gemeinde Jesuanzuwenden, denn es ist klar, dass das nicht möglichist. Aber dann können die Segnungen, die aus derAufhebung dieser Flüche resultieren, ebenfalls nichtauf die Gemeinde zutreffen. Trotzdem ist fast jede inder Zukunft zu erwartende Segnung für Israel in dieseKategorie einzuordnen, und somit kann die GemeindeJesu sie nicht für sich beanspruchen.

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Zwei unterschiedliche Berufungen

Sogar bei einem oberflächlichen Studium der Pro-phezeiungen über die Gemeinde und Israel kommt manzu der Erkenntnis, dass beide eine unterschiedlicheBestimmung haben. So soll das Volk Israel in sein ei-genes Land zurückkehren, und zwar aus jedem Ort,an den Gott es zerstreut hat. Die Gemeinde Jesu besassniemals ein Land, aus dem sie vertrieben werden konn-te, und deshalb ist für sie auch keine Rückkehr dorthinvorgesehen. Ihre Berufung liegt im Himmel. SowohlIsrael als auch die Gemeinde spielen in den letztenTagen eine bedeutende Rolle, und für beide gibt esunterschiedliche Prophezeiungen. Wenn man jedochkeine Unterscheidung zwischen beiden trifft, hat daseine schlimme Verdrehung der biblischen Prophetiezur Folge, insbesondere der Texte über die Entrückungund die Wiederkunft Christi. Die besonderen Merk-male, die beide voneinander unterscheiden, lassenkeine Anwendung der göttlichen Verheissungen fürIsrael auf die Gemeinde Jesu zu, denn von ihrem We-sen her müssen sich diese Verheissungen auf eine eth-nische Gruppe beziehen, die in einer bestimmten Re-gion der Erde lebte, von dort vertrieben wurde und inden letzten Tagen dorthin zurückkehrt. Die Gemeindedagegen existierte noch gar nicht, als Gott Israel ge-genüber diese Versprechen abgegeben hatte. Im AltenTestament wird sie überhaupt nicht erwähnt. Es han-delt sich bei der Gemeinde Jesu nicht um eine bestimm-te ethnische Gruppe, sondern um eine grosse Schar«aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern undNationen» (Offb 5,9). Wir können nicht oft genug be-tonen, dass es für ein richtiges Verständnis über Ereig-nisse wie die Entrückung und die Wiederkunft Christierforderlich ist, zwischen Israel und der Gemeinde Jesu

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zu unterscheiden. Andernfalls werden wir die unter-schiedlichen Rollen, die beiden zugedacht sind, ver-wechseln. Wenn wir die Gemeinde an die Stelle Isra-els setzen, werden wir im Hinblick auf biblische Pro-phetie unter einer hoffnungslosen Verwirrung leidenund die Zeit, in der wir leben und die von der Bibel als«die letzten Tage» bezeichnet wird, nicht richtig er-kennen können.

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Kapitel 26

«Dieses Geschlecht»

«Ebenso auch: wenn ihr das alles seht, so wisst, dasser nahe vor der Tür ist. Wahrlich, ich sage euch: DiesesGeschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht»(Mt 24,33-34).

Hier scheint der Herr Jesus gewisse Kriterien füreine Datierung Seines Kommens zu erwähnen, dennes gibt eine Generation, die nicht vergehen wird, bissich alles, was Er für die letzten Tage prophezeit hat,erfüllen wird. Wir wissen, dass auch am Ende der 70.Woche alles so geschehen muss, wie es vorhergesagtist. Auf diesem Weg könnten wir vielleicht herausfin-den, wann das sein wird. Die Worte des Herrn sindjedoch auch von grosser Bedeutung, wenn wir fest-stellen wollen, wie nahe Seine Rückkehr ist. Aber auchhier stellen sich uns Fragen: Zu wem spricht JesusChristus diese Worte – zu Israel oder zur Gemeinde?Meint Er damit die Entrückung oder die Wiederkunft?Wer oder was ist «dieses Geschlecht»? Ausserdemscheint die oben zitierte Aussage, oberflächlich betrach-tet, im Widerspruch zu den Versen 42 und 44 zu ste-hen, denn dort heisst es: «Darum wachet; denn ihrwisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt … Darumseid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommtzu einer Stunde, da ihr’s nicht meint.»

Demnach muss eine Zeit kommen, in der alle Zei-chen, von denen der Herr sprach, sich vor den Augen

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einer ganz bestimmten Generation erfüllen werden.Aufgrund dieser Geschehnisse sollten diese Menschenerkennen, dass das Kommen Christi kurz bevorsteht.Gleichzeitig verkündet unser Herr, dass niemand wis-sen wird, wann Er zurückkehrt. Sogar diejenigen, dieauf Ihn warten, werden nicht glauben, dass Sein Kom-men vor der Tür steht, wenn es so weit ist. Natürlichwissen wir, dass diese beiden scheinbar widersprüch-lichen Aussagen wahr sind und sich nicht widerspre-chen.

Wir haben bereits erwähnt, dass es nur einen ver-nünftigen, biblischen Weg gibt, diese Diskrepanz auf-zulösen. Christus kann nur zwei verschiedene Ereig-nisse meinen, und zwar die Entrückung und SeineWiederkunft. Es gibt keine Vorzeichen für die Entrü-ckung, die fast jeden überraschen wird. Für die Wie-derkunft dagegen gibt es eindeutige Zeichen. Deshalbwerden diejenigen, die Sein Wort beachten, genauwissen, wann Er die Weltbühne noch einmal betretenwird. Diesmal kommt Er nicht als Lamm, das zurSchlachtbank geführt wird, sondern in Macht undHerrlichkeit, um Vergeltung zu üben an den FeindenGottes.

Zwei gegensätzliche Ansichten

Welche Generation wird genau wissen, wann dieWiederkunft Christi stattfinden wird? Vor wessen Au-gen werden sich diese Zeichen sichtbar erfüllen, sodass alle Zweifel ausgeräumt werden? Da diese Ereig-nisse während der 70. Woche stattfinden müssen, er-wähnt Christus in Seinen Worten die Generation, diezu dieser Zeit am Leben sein wird. Aber welche Gene-ration ist das? Im Hinblick auf die letzte Frage gibt eszwei gegensätzliche Ansichten, und zwar die von den

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Befürwortern einer zeitgeschichtlichen Auslegungs-methode einerseits und den Vertretern einer zukunfts-bezogenen Methode andererseits. Die erste Gruppe istder Auffassung, dass sich fast alle Prophezeiungen derÖlbergrede und der Offenbarung bis zur Mitte deszwanzigsten Kapitels bereits um das Jahr 70 n. Chr.herum erfüllt haben. Deshalb deuten diese Auslegerden Ausdruck «dieses Geschlecht» auf die Generation,die zur Zeit, als Christus diese Worte sprach (etwa 32n. Chr.), noch am Leben war. Wenn wir für eine Gene-ration einen Zeitraum von 40 Jahren annehmen, dannkönnte das Datum 70 n. Chr., als der Tempel undJerusalem zerstört wurden, diese Sichtweise bestäti-gen.

Die Vertreter der zweiten Gruppe sind zwar derMeinung, dass sich die Prophezeiungen, die sich aufdie Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. bezie-hen, erfüllt haben, aber die meisten der oben erwähn-ten biblischen Voraussagen müssen in einer noch inder Zukunft liegenden Zeit, die auch als die «letztenTage» bezeichnet wird, eintreffen. Deshalb glauben sie,Christus habe mit «diesem Geschlecht» eine zukünfti-ge Generation gemeint.

Manche Befürworter dieser zukunftsbezogenenAuslegung behaupten auch, Christus wolle mit SeinenAussagen andeuten, dass alle von Ihm erwähnten Zei-chen innerhalb einer Generation eintreffen würden.Diese Sichtweise scheint aber nicht den Tatsachen zuentsprechen, denn der Prophet Daniel sagte ja bereits,es müsse sich alles in einer viel kürzeren Zeit erfüllen,nämlich in den sieben Jahren der 70. Woche. Christuswürde diesen Zeitraum bestimmt nicht auf eine ganzeGeneration ausdehnen, denn damit befände Er sichim Widerspruch zu Daniel.

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Eine enttäuschende Auslegung

Wieder andere Vertreter der zukunftsbezogenenAuslegung sind der Meinung, dass «dieses Geschlecht»sich auf die Generation beziehen muss, die bei derRückkehr Israels in sein Land noch am Leben ist. Des-halb müssten sich alle Prophezeiungen ab 1948, demJahr der Staatsgründung Israels, innerhalb einer Ge-neration erfüllen. Leider waren einige Ausleger davonausgegangen, dass eine Generation 40 Jahre dauert undsomit alle Zeichen für das Ende der grossen Trübsal,die Schlacht von Harmagedon und die WiederkunftChristi im Jahr 1988 eintreffen müssten. Diejenigen,die an eine Entrückung vor der Trübsal glaubten, zo-gen von diesem Datum sieben Jahre ab und kamenauf 1981 als Jahr der Entrückung. Natürlich fand dieEntrückung nicht nach diesem Zeitplan statt. Sogardie Befürworter einer Entrückung nach der Trübsalwaren enttäuscht, als weder die grosse Trübsal begannnoch der Antichrist auftrat. Den Anhängern dieserDeutung blieb nur noch die Möglichkeit, die Zeitspan-ne für eine Generation auf mehr als 40 Jahre auszu-dehnen. Zur Begründung wird der Text in 1.Mose 15,16angegeben. Dort sagt Gott dem Abraham, dass seineNachkommen «in der vierten Generation» in dasverheissene Land Kanaan kommen werden. Da nach2. Mose 12,40 die Kinder Israel 430 Jahre in Ägyptengelebt hatten, würde nach dieser Rechnung eine Ge-neration über 100 Jahre dauern.

Während uns noch genügend Zeit bleibt, um fest-zustellen, ob diese Ansicht richtig ist, können wir diePosition der zeitgeschichtlichen Auslegung sehr schnellwiderlegen. Es steht fest, dass die Zeichen und Ereig-nisse, von denen Jesus Christus in Matthäus 24 sprach,nicht 70 n. Chr. eintraten. Man fragt sich, warum je-

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mand an dieser Sichtweise festhalten kann, und dochgibt es viele Befürworter dieser Auslegung. Wir wol-len ein paar Gründe aufführen, warum diese Deutungauf einem schlimmen Missverständnis beruht.

Haben sich alle Prophezeiungen erfüllt?

In Vers 21 verkündete Jesus Christus, dass eine«grosse Bedrängnis» kommen werde, «wie sie nichtgewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auchnicht wieder werden wird». Dieser letzte Satz wider-legt die zeitgeschichtliche Deutung, denn die Zerstö-rung des Tempels und der Massenmord an den Juden70 n. Chr. war sicherlich die grösste Bedrängnis bis zudiesem Zeitpunkt, aber es gab Zeiten, die weitausschlimmer waren. Denken wir nur an den Holocaust,die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis. Inden Versen 29-31 lesen wir: «Sogleich aber nach derBedrängnis jener Zeit wird die Sonne sich verfinsternund der Mond seinen Schein verlieren, und die Sternewerden vom Himmel fallen … Und dann wird erschei-nen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Unddann werden wehklagen alle Geschlechter auf Erdenund werden sehen den Menschensohn kommen auf denWolken des Himmels mit grosser Kraft und Herrlich-keit. Und er wird seine Engel senden mit hellen Posau-nen, und sie werden seine Auserwählten sammeln vonden vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zumandern.»

Diese spektakulären Ereignisse wären mit Sicher-heit von der ganzen Welt beobachtet worden, aber inden Annalen der Geschichte werden sie mit keinemWort erwähnt. Offenbar fand keines von ihnen im Jahr70 n. Chr. statt, und bis in unsere Zeit hinein habenwir nichts davon erfahren. Die Plagen und Zerstörun-

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gen, die im Buch der Offenbarung vorausgesagt sindund die ganze Erde betreffen werden, geschahen of-fenbar nicht im Jahr 70 n. Chr. Man muss sie gar nichterst erwähnen, um zu beweisen, dass Christus mit denWorten «dieses Geschlecht» nicht die Menschen mein-te, die zu dieser Zeit lebten. Der Antichrist war nichterschienen (wie wir bereits festgestellt haben, kamKaiser Nero für diesen Posten nicht in Frage), das Rö-mische Reich war nicht wieder belebt worden (im Jahr70 n. Chr. war es noch gar nicht untergegangen) undso weiter. Diese Prophezeiungen und viele andere be-ziehen sich auf die Zukunft und werden, wie wir bereitserkannt haben, in den sieben Jahren der grossen Trüb-sal ablaufen, die mit der 70. Woche aus dem BuchDaniel übereinstimmen. Bevor sich diese Prophezei-ungen erfüllen können, muss jedoch die Entrückungder Gemeinde Jesu stattfinden.

Gibt es eine Alternative zu der Auffassung, dassman noch mehrere Jahrzehnte warten muss, um fest-zustellen, wie vielleicht im Jahr 2048 alle Ereignisseablaufen? Ja, es gibt eine andere Auslegung der WorteJesu. Diese Sichtweise hat der Autor dieses Buchesschon immer vertreten, und andere Ausleger wohlauch. Eine eindeutige Bestätigung dieser Deutung stehtin Sacharja 12.

«Dieses Geschlecht» – ein häufig verwendeter Aus-druck

Jesus Christus erwähnte «dieses Geschlecht» nichtnur in der Ölbergrede. Zu vielen anderen Anlässenwar Seine Schilderung einer bestimmten Generationäusserst präzise. Meiner Meinung nach hatte Er dieseGeneration auch in der fraglichen Prophezeiung imAuge. Den Begriff «dieses Geschlecht» (oder «diese

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Generation») verwendete Er zwei Mal, zum ersten Malin Matthäus 11,16. Dort meinte Er wohl alle, die zuSeiner Zeit am Leben waren, denn Er erwähnte ihreablehnende Haltung Johannes dem Täufer und Ihmselbst gegenüber. Alle anderen Erwähnungen des Wor-tes «Geschlecht» (Generation) haben eine andere Qua-lität.

Die zweite Aussage Jesu über «dieses Geschlecht»ergibt keinen Sinn, wenn Er nur diejenigen meinte,die zur damaligen Zeit lebten: «… damit über euchkomme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Er-den, von dem Blut des gerechten Abel an bis auf dasBlut des Secharja, des Sohnes Berechjas, den ihr getötethabt zwischen Tempel und Altar. Wahrlich, ich sageeuch: das alles wird über dieses Geschlecht kommen»(Mt 23,35-36). Secharja war ein Priester, der im Vor-hof des Tempels gesteinigt wurde, als er zur Zeit desKönigs Joas das Volk von Juda zur Umkehr aufrief(2.Chr 24,20.21). Dass die volle Strafe für alles gerech-te Blut, das auf Erden vergossen wurde, angefangenbeim Tod Abels etwa um das Jahr 4000 v. Chr. bis hinzur Steinigung eines Priesters etwa 1000 v. Chr. übereine Generation von Juden kommen sollte, die zu die-sen Zeiten noch gar nicht lebte, ergibt kaum einen Sinn.Deshalb stehen wir hier vor der Möglichkeit, ja sogarder Notwendigkeit , dass Jesus Christus dem Ausdruck«dieses Geschlecht» eine umfassendere Bedeutung ge-geben hat. Zwei Verse vorher (in Mt 23,33) enthaltendie Worte Jesu einen Hinweis: «Ihr Schlangen, ihr Ot-ternbrut! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis ent-rinnen?» In seiner Pfingstpredigt zeigte Petrus den ein-zigen Weg aus dieser ausweglosen Lage, und seineVerwendung desselben Wortes weist ebenfalls daraufhin: «Auch mit vielen andern Worten bezeugte er das

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und ermahnte sie und sprach: Lasst euch erretten ausdiesem verkehrten Geschlecht!» (Apg 2,40).

Bestimmte Eigenschaften, aber kein ZeitraumAusdrücke wie «verkehrtes Geschlecht» oder «Ot-

ternbrut» bezeichnen eine Gruppe von Menschen, undzwar nicht die Zeit, in der sie lebt, sondern ihre Eigen-schaften. Jeder Mensch, der in jeder anderen Zeit diegleichen üblen Charakterzüge hat, gehört ebenfalls zudiesem «verkehrten Geschlecht». Jesus Christus ver-wendete diesen Ausdruck bereits vorher. ÄhnlicheBegriffe gebrauchte Er sehr oft. Es folgen einige Bei-spiele aus dem Matthäusevangelium:

Mt 12,34: ihr SchlangenbrutMt 12,39: ein böses und abtrünniges GeschlechtMt 16,4: ein böses und abtrünniges GeschlechtMt 17,17: ungläubiges und verkehrtes Geschlecht

Jesus verband häufig die Wörter böse, abtrünnig,verkehrt und ungläubig mit dem Ausdruck «Ge-schlecht» (Generation). Auf die Generation, zu der Ersprach, trafen diese Eigenschaften sicherlich zu. Je-doch verknüpfte Jesus die Sünde und den UnglaubenSeiner Zuhörer auch mit früheren Generationen vonJuden, die Er als die «Väter» bezeichnete. Als Er SeineZuhörer als «Schlangen» und «Otternbrut» bezeichne-te, stellte Er diesen Bezug her: «Weh euch, Schriftge-lehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Prophe-ten Grabmäler baut und die Gräber der Gerechtenschmückt und sprecht: Hätten wir zu Zeiten unsererVäter gelebt, so wären wir nicht mit ihnen schuldiggeworden am Blut der Propheten! Damit bezeugt ihrvon euch selbst, dass ihr Kinder derer seid, die die Pro-pheten getötet haben. Wohlan, macht auch ihr das Mass

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eurer Väter voll! Ihr Schlangen, ihr Otternbrut! Wie wolltihr der höllischen Verdammnis entrinnen?» (Mt 23,29-33). Daraus geht deutlich hervor, dass Jesus ChristusSeine Zuhörer wegen der Sünden ihrer Väter anklagt.Warum? Weil sie nicht nur von ihrer Abstammung hermit ihnen verwandt sind, sondern auch von ihrer Her-zenshaltung her. Wenn Seine Zuhörer eine Otternbrutsind, dann trifft das auch auf ihre «Väter» zu, die vorihnen gelebt und die Sünden begangen hatten, die derHerr anprangert.

In seiner flammenden Rede an diejenigen, die ihnsteinigen wollten, erwähnt Stephanus, dass alle frü-heren Generationen Israels Götzendiener waren, diesich gegen Gott auflehnten und Seine Propheten er-mordeten. Man muss seine Worte im Zusammenhanglesen, um einen Eindruck von der Kraft seiner Argu-mente zu gewinnen. Am Ende beschuldigt er jene, zudenen er spricht, sie seien die Kinder ihrer Väter, d. h.sie widerstehen Gott und töten die Propheten, sie be-gehen die gleichen Verbrechen wie die gesamte ver-kehrte und ungläubige Generation Israels von Anfangan: «Ihr Halsstarrigen, mit verstockten Herzen und tau-ben Ohren, ihr widerstrebt allezeit dem heiligen Geist,wie eure Väter, so auch ihr. Welchen Propheten habeneure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, diezuvor verkündigten das Kommen des Gerechten, des-sen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid. Ihrhabt das Gesetz empfangen durch Weisung von Engelnund habt’s nicht gehalten» (Apg 7,51-53).

Aus den Worten des Herrn, des Stephanus und denbiblischen Berichten geht eindeutig hervor, dass Israelschon immer ein verkehrtes und böses Geschlecht, eineOtternbrut, gewesen ist. Das Volk lehnte sich in hals-starriger Weise gegen Gott auf, verwarf und tötete die

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Propheten, die Er zu ihnen gesandt hatte. Die Haltungder Juden Jesus gegenüber war nichts Neues, dennsie war bereits vorhergesagt und deshalb zu erwarten– und sie sollte die Zeit überdauern. Jesus sagte so-mit, dass diese Haltung unter den Juden fortbestehensollte, bis sich alles erfüllt hat. Die Sünden «diesesGeschlechts» werden immer wieder auftreten, bis zumEnde, obwohl viele Einzelpersonen umkehren, an ih-ren Messias glauben und somit zur Gemeinde Jesugehören. Das auserwählte Volk verharrt in seiner Auf-lehnung gegen Gott, seiner Blindheit und Verkehrtheit,bis Christus in der Schlacht von Harmagedon zu sei-ner Rettung erscheint. Wie wir bereits erwähnt haben,sagt der Prophet Sacharja genau dieses Ereignis vor-aus: «Und zu der Zeit werde ich darauf bedacht sein,alle Heiden zu vertilgen, die gegen Jerusalem gezogensind. Aber über das Haus David und über die Bür-ger Jerusalems will ich ausgiessen den Geist der Gnadeund des Gebets. Und sie werden mich ansehen, den siedurchbohrt haben, und sie werden um ihn klagen, wieman klagt um ein einziges Kind, und werden sich umihn betrüben, wie man sich betrübt um den Erstge-borenen … Und wenn man zu ihm sagen wird: Wassind das für Wunden auf deiner Brust?, wird er sagen:So wurde ich geschlagen im Hause derer, die michlieben … Und der Herr wird ausziehen und kämpfengegen diese Heiden, wie er zu kämpfen pflegt am Tageder Schlacht. Und seine Füsse werden stehen zu derZeit auf dem Ölberg, der vor Jerusalem liegt nach Os-ten hin …» (Sach 12,9-10; 13,6; 14,3-4).

Ein Geschlecht, das nicht vergeht

Heutzutage hört man unter Christen immer häufi-ger die folgende Klage: «Diese ungläubigen Juden ver-

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dienen es nicht, in ihrem Land zu leben! Sie sind eineBande von Atheisten und Agnostikern, die Christusablehnen. Es ist nur ein Zufall, dass sie dort sind. Die-se Leute können nicht von Gott gesegnet sein!» Natür-lich verdienen sie es nicht, in diesem Land zu sein,genauso wenig wie wir es verdienen, dass unsere Sün-den durch die Gnade Gottes und das ErlösungswerkJesu Christi vergeben sind. Sie sind auch nicht dort,weil sie dessen würdig sind, sondern weil Gott Abra-ham, Isaak und Jakob versprochen hat, ihre Nachkom-men in den letzten Tagen in ihr Land zurückzubrin-gen. Die heutigen Juden gehen einfach den Weg ihrerVäter, und sie beweisen damit, dass sie zu derselbenhalsstarrigen und ungläubigen Generation gehören, dieChristus erwähnte. Im Verlauf ihrer gesamten Geschich-te waren ihre Vorfahren Gott immer wieder ungehor-sam, und doch brachte Er sie in das verheissene Landund ertrug geduldig ihre Verkehrtheit viele Jahrhun-derte lang, bis Er sie schliesslich zerstreute. Was istdaran neu? Nur unter dieser Bedingung kann der Mes-sias nach Jerusalem zurückkehren und Sein Volk dortvorfinden, wenn es von den Armeen der Welt belagertwird und sich schliesslich Ihm zuwendet, wenn Er eserrettet. Die Juden müssen im Unglauben in ihr Landzurückgekehrt sein, denn nur dann ist «dieses Ge-schlecht» nicht vergangen.

Jesus wollte damit sagen, dass «dieses Geschlecht»der Verkehrtheit und des Unglaubens nicht vergeht,bis sich alles erfüllt. Wie Er es voraussagte, bleibt Is-rael bis zuletzt ein ungläubiges Geschlecht. Paulusschrieb jedoch, dass ganz Israel errettet würde. Wannwird das geschehen? Bis sich «alle diese Dinge erfül-len», wie Jesus sagte. Wann wird das sein? In derSchlacht von Harmagedon, wenn Christus kommt, um

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Israel zu erretten. Harmagedon ist das letzte Ereignisin der 70. Woche. Bis dann werden alle Zeichen, dieChristus angekündigt hat, auf Erden beobachtet wor-den sein. Israel wird umringt von den Armeen der Welt,die seine Vernichtung wollen. Zu diesem Zeitpunktwerden sich alle Zeichen erfüllt haben, und jeder, derdie Bibel studiert, wird wissen, dass die WiederkunftChristi vor der Tür steht. Sogar der Antichrist weiss,dass Christus kommt und gegen ihn kämpfen wird.Wir haben bereits die Bibeltexte, die diesen Sachver-halt bestätigen, betrachtet. Wenn sie den Herrn JesusChristus, den sie abgelehnt haben, sehen, wie Er zuihrer Errettung kommt, werden die Überlebenden Is-raels endlich die Wahrheit erkennen und an Ihn glau-ben. Erst dann wird «dieses Geschlecht» der ungläubi-gen Rebellen vergehen.

Obwohl wir in diesem Kapitel der Antwort auf dieFrage, wann die Wiederkunft Christi sein wird, nichtnäher gekommen sind, haben wir uns doch mit einembedeutenden Element unseres Verständnisses über bib-lische Prophetie befasst. Wir müssen wissen, was JesusChristus mit «diesem Geschlecht» gemeint hat, dennsonst kommen wir zu falschen Schlussfolgerungenüber den Zeitpunkt der Entrückung.

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Kapitel 27

Das Reich Gottes

«Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vomReich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker,und dann wird das Ende kommen» (Mt 24,14).

«Das sage ich aber, liebe Brüder, dass Fleisch undBlut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wirddas Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit»(1.Kor 15,50).

«Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich,wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand vonneuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nichtsehen» (Joh 3,3).

«Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hateurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben»(Lk 12,32).

«Darum, weil wir ein unerschütterliches Reich emp-fangen, lasst uns dankbar sein und so Gott dienen mitScheu und Furcht, wie es ihm gefällt» (Hebr 12,28).

Viele evangelikale Christen sind der Auffassung,dass Matthäus im oben zitierten Vers sagen will, dasEvangelium müsse allen Völkern – manche meinen,sogar jedem Menschen auf Erden – verkündigt wer-den, bevor die Entrückung stattfinden kann. Wenn dasder Fall ist, dann hat Christus eine Vorbedingung fürSeine Rückkehr gefordert, und dadurch wird die Naher-wartung hinfällig. Wenn Er erst dann kommen könn-te, wenn das Evangelium jedem Menschen auf Erden

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gepredigt worden wäre, hätte Er nicht gesagt: «Lassteure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennenund seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrnwarten, wann er aufbrechen wird von der Hochzeit,damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleichauftun» (Lk 12,35-36). Dann hätte auch Paulus nichtdie junge Gemeinde Jesu aufgefordert, wachsam nachder Rückkehr des Herrn Ausschau zu halten und aufIhn zu warten. Deshalb ist eine derartige Auslegungnicht akzeptabel.

In Wirklichkeit stellt Jesus Christus keine Bedin-gungen für die Entrückung. Diese «selige Hoffnung»sollte eigentlich als der «Beginn» bezeichnet werdenund nicht als das «Ende», denn damit wird der Tag desHerrn und die 70. Woche eingeleitet. Das «Ende» kannerst dann kommen, wenn das Evangelium vom Reichallen Nationen verkündet worden ist. Hier muss mansich fragen: «Das Ende wovon?» und was bedeutet«zum Zeugnis für alle Völker»?

Die souveräne Herrschaft Gottes wieder hergestellt

Da ein vorläufiges Ende nicht erwähnt wird, mussJesus Christus das endgültige Ende der Rebellion Sa-tans und der Menschheit sowie den Beginn des neuen,von Gott geschaffenen Universums meinen. Dass die-ses «Ende» mit der endgültigen Aufrichtung des Rei-ches Gottes in seiner ewigen Fülle identisch ist, wirdvon Paulus bestätigt: «… danach das Ende, wenn erdas Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdemer alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernich-tet hat» (1.Kor 15,24). Mit diesem «Ende» meint Paulusoffensichtlich die abschliessenden Ereignisse, den Siegim Kampf Gottes gegen Satan und eine vollständigeWiederherstellung der rechtmässigen Herrschaft Got-

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tes über Sein Universum, und zwar durch Christus,denn Er zerstörte Satan am Kreuz (Hebr 2,14-15) undbesiegte den Tod durch Seine Auferstehung. Zunächstwird Er jedoch vom Thron Davids aus über die Erdeherrschen und die Segnungen Seines Sieges dem aus-erwählten Volk Gottes bringen, damit sich die prophe-tischen Verheissungen erfüllen. Schliesslich muss Erdie letzte, von Satan am Ende des Millenniums ange-stachelte Rebellion niederschlagen. Danach wird Gottdie Oberhoheit über Sein ewiges Reich inne haben, ineinem neuen Universum, in das Sünde und Rebellionniemals mehr eindringen können.

Viele Ausleger vertreten die Meinung, das «Reich»,das in der Bibel erwähnt wird, sei das Millennium.Das trifft aber nur teilweise zu. Die tausendjährigeHerrschaft Christi ist eine vorübergehende, irdischeErscheinung des ewigen Reiches. Dass es sich beimMillennium nicht um das endgültige Reich Gottes han-delt, ist klar, denn es ist von begrenzter Dauer undendet mit einem Krieg, während im ewigen Reich Got-tes ein Frieden ohne Ende herrscht. Offenbar treffendie folgenden Texte über das Reich Gottes nicht aufdas Millennium zu:

«Dein Reich ist ein ewiges Reich, und deine Herr-schaft währet für und für. Der Herr ist getreu in allseinen Worten und gnädig in allen seinen Werken» (Ps145,13).

«Das sage ich aber, liebe Brüder, dass Fleisch undBlut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wirddas Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit»(1.Kor 15,50).

«Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich,wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von

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neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nichtsehen» (Joh 3,3).

«Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir:Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasserund Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kom-men» (Joh 3,5).

Wenn das wahre Reich Gottes ewig ist, dann berei-tet das «Evangelium vom Reich» diejenigen, die esannehmen, nicht auf das Millennium vor, sondern aufdie Ewigkeit. Was aber ist das Millennium?

Das Millennium

Im Unterschied zum oben erwähnten ewigen ReichGottes ist das Millennium zeitlich begrenzt, sein Frie-den wird durch einen Krieg beendet, und viele Men-schen aus Fleisch und Blut, die nicht wiedergeborensind, bewohnen während dieser Zeit die Erde. Diesewerden sich gegen Christus auflehnen, wenn Satannach 1 000 Jahren Gefangenschaft im «Abgrund» (Offb20,2.7) wieder freigelassen wird. Die tausendjährigeHerrschaft Christi auf dem Thron Davids ist die Erfül-lung der göttlichen Verheissungen an Abraham, Isaak,Israel und David, aber sie ist noch mehr als das. Sie istder endgültige Beweis für die unverbesserliche Naturdes sündigen Menschenherzens. Christus ist gegen-wärtig in Jerusalem; von dort aus regiert Er die Welt,und die auferstandenen Heiligen aus allen Epochenverwalten dieses Reich in Gerechtigkeit. Alles Böse istverboten und wird sofort bestraft. Sogar Satan ist ein-gesperrt, so dass er in keiner Weise die Menschheitbeeinflussen kann. Die Erde wird für einen Zeitraumvon 1 000 Jahren wieder zu einem Paradies, wie esder Garten Eden einst war. Am Ende dieser Zeit wird

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Satan freigelassen, und er hat wieder Zugang zur Erde.Unglaublicherweise fallen erneut viele Menschen aufseine Täuschungen herein, obwohl sie die gütige Herr-schaft Christi kennen gelernt und in Frieden und Wohl-stand gelebt haben, ohne jede dämonische Versuchung.Dennoch folgen sie Satan!

Ein Jahrtausend lang gibt es keinen Kindesmiss-brauch, keine zerbrochenen Familien, keine Armut oderNot. Keiner der Gründe, die heute immer wieder fürmenschliches Fehlverhalten angeführt werden, ist vor-handen, und doch lauert das Böse im menschlichenHerzen und wird ihm entspringen, wenn sich die Ge-legenheit bietet. Diese letzte Rebellion der Menschheitgegen Gott wird den endgültigen Beweis liefern, dassdie Theorien von Soziologen und Psychologen überden prägenden Einfluss der Umgebung und der Um-stände falsch sind. Natürlich sind diese Theorien schonim Garten Eden gründlich widerlegt worden. Am Endedes Millenniums werden es jedoch nicht mehr nurAdam und Eva, sondern Millionen ihrer Nachkommensein, die zwar in einer vollkommenen Umgebung le-ben, sich aber doch gegen Gott wenden und Satan dieTreue schwören. Ausserdem werden diese Rebellen desMillenniums den vollständigen Beweis über die zer-störerische Wirkung der Sünde und die Liebe Gotteserleben, denn der gekreuzigte und auferstandene Chris-tus regiert und lebt unter ihnen. Der erfolglose Angriffauf Jerusalem, um Christus von Seinem Thron zu stür-zen, ist der letzte Versuch Satans, die Macht über dasUniversum an sich zu reissen.

Obwohl sie die tausendjährige Herrschaft Christiin vollkommenem Frieden und Gerechtigkeit miterlebthaben, gehören diese Rebellen nicht zu Seinem Reich.Sie haben nie an das «Evangelium vom Reich» geglaubt.

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Was ist dieses Evangelium? Es gibt nur ein wahresEvangelium. Es bietet das ewige Leben als freie Gabeder Gnade Gottes durch den Glauben an den HerrnJesus Christus an. Wenn ein Mensch wirklich glaubt,dass Christus für seine Sünden gestorben ist, wird erin die Familie Gottes hinein geboren. Diese Umwand-lung bringt einen Menschen zu liebevoller Unterord-nung unter den souveränen Willen Gottes, und zwarin der ganzen Ewigkeit. Es handelt sich um ein neuesLeben, das niemals enden wird. Was meinte Christus,als Er sagte, das Evangelium vom Reich müsse in derganzen Welt zu einem Zeugnis für alle Völker gepre-digt werden, bevor das Ende kommen könne? DiesesEvangelium wird in der ganzen Fülle seiner Wahrheitund Kraft von Christus selbst während des Millenni-ums verkündigt, und von uns, den Erlösten, wenn wir,ausgestattet mit unseren auferstandenen, verherrlich-ten Leibern, mit Ihm regieren. Aber es wird auch wäh-rend der Zeit der Trübsal verkündigt, und zwar aufeine höchst ungewöhnliche und eindrucksvolle Wei-se.

Eine machtvolle Proklamation

Jesus Christus meint mit Seinen Worten nicht, dassdieses Evangelium jedem Menschen gepredigt werdenmuss, denn Millionen sind bereits gestorben, ohne esgehört zu haben. Das Evangelium muss dagegen «inder ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker» verkün-digt werden. Das klingt so, als ob der Tag kommenwird, an dem nicht nur Einzelpersonen, sondern alleNationen der Welt auf machtvolle Weise mit dem Evan-gelium und den Konsequenzen ihrer ablehnenden Hal-tung konfrontiert werden. Johannes hat offenbar einesolche Zeit in seiner Vision gesehen, wenn er schreibt:

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«Und ich will meinen zwei Zeugen Macht geben, undsie sollen weissagen tausendzweihundertundsechzigTage lang, angetan mit Trauerkleidern … Und wennihnen jemand Schaden tun will, so kommt Feuer ausihrem Mund und verzehrt ihre Feinde; und wenn ih-nen jemand Schaden tun will, muss er so getötet wer-den. Diese haben Macht, den Himmel zu verschliessen,damit es nicht regne in den Tagen ihrer Weissagung,und haben Macht über die Wasser, sie in Blut zu ver-wandeln und die Erde zu schlagen mit Plagen aller Art,sooft sie wollen» (Offb 11,3.5-6).

Diese beiden erstaunlichen Verkünder werden «al-len Nationen» eine packende Botschaft von Gott brin-gen. Niemand kann sie als Verrückte abstempeln, dennsie untermauern ihre Verkündigung durch übernatür-liche Zeichen. Sie fordern den Antichristen und seineUntergebenen heraus, sie doch an ihrem Dienst zu hin-dern. Zweifellos werden sie täglich weltweit im Fern-sehen zu sehen sein, wenn sie die Menschheit vor demkommenden göttlichen Gericht warnen. Die Weltpolizeiund sogar das Militär werden sie nicht zum Schwei-gen bringen können. Jeder, der versucht, sie an derVerkündigung ihrer Botschaft zu hindern, wird sofortvernichtet. Sogar die satanischen Kräfte des Antichris-ten können es nicht mit diesen beiden furchtlosen undvon Gott bevollmächtigten Verkündern der Wahrheitaufnehmen.

Die beiden Zeugen werden auf diese Weise die Auf-merksamkeit der ganzen Welt erregen. Ihre Botschaftwird eine Aufforderung an alle Nationen dieser Erdesein, umzukehren und anzuerkennen, dass Jesus Chris-tus der rechtmässige Herrscher der Welt ist. Die drei-einhalb Jahre ihrer packenden Verkündigung scheinenmit der ersten Hälfte der 70. Woche aus dem Buch

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Daniel überein zu stimmen. Viele werden dem vonihnen gepredigten Evangelium Glauben schenken undsich weigern, den Antichristen anzubeten oder seinZeichen anzunehmen. Diese Menschen werden wegenihres Glaubens den Märtyrertod erleiden. Am Ende der1 260 Tage wird dem Antichristen schliesslich erlaubt,diese beiden Zeugen zu töten. Ihre Leichen werden inJerusalem dreieinhalb Tage lang auf der Strasse lie-gen, wobei diese Zeit für jedes Jahr ihres erstaunli-chen Zeugnisses steht. Dann werden sie vor den Au-gen einer vor Schreck erstarrten Welt auferweckt undin den Himmel entrückt werden. Zu dieser Zeit (in derMitte der 70. Woche, vgl. Dan 9,27) wird der Anti-christ seinen Bund mit Israel brechen. Dann werdendie Opfer und die Anbetung im Tempel aufhören, undder Antichrist wird sein Bild in den Tempel setzen undsich als Gott anbeten lassen. Von da an wird das wah-re Wesen seiner Schreckensherrschaft offenbar, unddie Welt schlittert in einen totalen Krieg gegen Israel.

Die grosse Trübsal

Damit beginnt die zweite Hälfte der 70. Woche, dieauch als grosse Trübsal bezeichnet wird. Der Verratdes Antichristen an Israel leitet eine weltweite Verfol-gung der Juden ein, die weitaus schlimmer sein wirdals alle vergleichbaren Geschehnisse in der Vergangen-heit. Jeremia nennt diese Zeit «eine Zeit der Angst fürJakob» (Jer 30,7). Israel wird das jedoch nicht so ein-fach hinnehmen. In den sich ausweitenden Konfliktwerden alle Nationen hinein gezogen, und er wirdschliesslich in der Schlacht von Harmagedon zumHöhepunkt kommen. Offenbar wird dem Antichristenzu dieser Zeit von Gott die Vollmacht erteilt, «zu kämp-fen mit den Heiligen und sie zu überwinden» (Offb

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13,7). Wer sind diese «Heiligen», wenn die Gemeindevorher entrückt worden ist? Es kann sich nur um Men-schen handeln, die vor der Entrückung nicht das Evan-gelium gehört haben, aber während der Zeit der Trüb-sal zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind.Diejenigen, die vorher das Evangelium gehört und esabgelehnt haben, «weil sie die Liebe zur Wahrheit nichtangenommen haben, dass sie gerettet würden» (2.Thess2,10), werden der Lüge (des Antichristen) glauben (vgl.2.Thess 2,11). Diese Menschen werden wohl nicht mehrdie Gelegenheit haben, die Wahrheit anzunehmen. Stattdessen wird Gott zulassen, dass sie derselben Lügeglauben, die sie von der Annahme des Evangeliumsabgehalten hat.

Wenn aber diejenigen, die während der Trübsalzeitan das Evangelium glauben, wegen ihres Glaubens anJesus Christus getötet werden, dann wird eine Entrü-ckung nach der Trübsal zu einem klassischen Rein-fall, denn es gäbe ja nur sehr wenige Gläubige, die inden Himmel entrückt werden könnten (vgl. Offb 13,15).In der 70. Woche wird eine unübersehbare Schar zumGlauben an das Evangelium kommen und Christus treubleiben. Dafür werden diese Menschen aber mit ih-rem Leben bezahlen: «Und als es das fünfte Siegel auf-tat, sah ich unten am Altar die Seelen derer, die umge-bracht worden waren um des Wortes Gottes und umihres Zeugnisses willen. Und sie schrien mit lauter Stim-me: Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange rich-test du nicht und rächst nicht unser Blut an denen, dieauf der Erde wohnen? Und ihnen wurde gegeben ei-nem jeden ein weisses Gewand, und ihnen wurde ge-sagt, dass sie ruhen müssten noch eine kleine Zeit, bisvollzählig dazukämen ihre Mitknechte und Brüder, dieauch noch getötet werden sollten wie sie … Danach

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sah ich, und siehe, eine grosse Schar, die niemand zäh-len konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völ-kern und Sprachen; die standen vor dem Thron undvor dem Lamm, angetan mit weissen Kleidern und mitPalmzweigen in ihren Händen … Diese sind’s, die ge-kommen sind aus der grossen Trübsal und haben ihreKleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemachtim Blut des Lammes … und haben ihr Leben nicht ge-liebt, bis hin zum Tod» (Offb 6,9-11; 7,9.14; 12,11).

Das Evangelium vom Reich

Was ist dieses «Evangelium vom Reich», das diezwei Zeugen und die 144 000 jüdischen Verkündiger(vgl. Offb 7,3-8) predigen werden und das zum Märty-rertod derjenigen führen wird, die daran glauben?

Viele Ausleger unterscheiden zwischen dem Evan-gelium Christi, das heute gepredigt wird, und demEvangelium vom Reich, das Christus und Seine Jün-ger zu Beginn verkündigten und das während derTrübsalzeit wieder zu hören sein wird. Ihrer Meinungnach gehören diejenigen, die an dieses «Evangeliumvom Reich» glauben, nicht zur Gemeinde Jesu, son-dern werden weiter auf der Erde leben, und zwar bisin die tausendjährige Herrschaft Christi hinein, denndieses Evangelium beziehe sich nur auf das Tausend-jährige Reich und gelte nur für die Juden. Mit anderenWorten, das Evangelium vom Reich sollte ursprüng-lich Israel zur Erkenntnis des Messias und zur Aner-kennung Seiner rechtmässigen Herrschaft bewegen. AlsIsrael jedoch Christus ablehnte und kreuzigte, hörtedas Evangelium vom Reich auf. Die Gemeinde Jesuentstand, und die Verkündigung des Evangeliums vonder Gnade Gottes begann. Diese «dispensationalisti-sche» Sichtweise lässt sich jedoch nicht aus der Bibel

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ableiten. In Markus 13 steht der Paralleltext zu Mat-thäus 24. Dort finden wir die gleiche Aussage Jesu überdie Verkündigung des Evangeliums in der ganzen Weltbevor das Ende kommt, aber der Ausdruck «vom Reich»fehlt hier. Markus sagt schlicht und einfach: «Und dasEvangelium muss zuvor gepredigt werden unter allenVölkern» (Mk 13,10). Welches Evangelium? Es gibt nurdas eine, und es wird als «ewiges Evangelium» (Offb14,6) bezeichnet. Das «Evangelium vom Reich» wardas einzige Evangelium, das Christus verkündigte:«Und Jesus zog umher in ganz Galiläa, lehrte in ihrenSynagogen und predigte das Evangelium von dem Reichund heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volk»(Mt 4,23). Deshalb muss es sich um das Evangeliumgehandelt haben, von dem Christus sprach, als Er Sei-nen Jüngern den Auftrag erteilte: «Gehet hin in alleWelt und predigt das Evangelium aller Kreatur» (Mk16,15). Es gibt keinen Hinweis, dass Er damit ein an-deres Evangelium als das von Ihm selbst verkündigtemeinte, denn Er hatte ja auch die Jünger nichts ande-res gelehrt. Dieses Evangelium war das einzige, dasdie Jünger kannten, auch nach der Auferstehung.Paulus predigte ebenfalls dieses Evangelium: «Und nunsiehe, ich weiss, dass ihr mein Angesicht nicht mehrsehen werdet, ihr alle, zu denen ich hingekommen binund das Reich gepredigt habe (Apg 20,25) … Paulusaber blieb zwei volle Jahre in seiner eigenen Wohnungund nahm alle auf, die zu ihm kamen, predigte dasReich Gottes und lehrte von dem Herrn Jesus Christusmit allem Freimut ungehindert» (Apg 28,30-31).

Der Ausdruck «Evangelium vom Reich» kommt nurfünf Mal in der Bibel vor (Mt 4,23; 9,35; 24,14; Mk1,14.15, Schl.). Nirgends im Neuen Testament findetsich ein Hinweis, dass es sich von dem Evangelium

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unterscheidet, das heute gepredigt wird. Auch wirdkeine Zeit erwähnt, in der ein Übergang stattfand voneinem Evangelium, das die Zuhörer ins Reich Gottesbrachte, zu einem Evangelium, das die Menschen zuChristus führte. Es stellt sich jedoch die Frage, wie vordem Tod und der Auferstehung Christi die Jünger einEvangelium predigen konnten, das solche Wahrheitenenthielt, obwohl sie diese noch nicht verstehen konn-ten. Natürlich hing die Erfüllung jeder Verheissung desHeils im Alten Testament, sowohl Israel als auch denNichtjuden gegenüber, vom kommenden Messias undSeinem errettenden Tod am Kreuz ab. Wie wir bereitsfestgestellt haben, erfüllten sich mit Seiner Ablehnungund Seinem Tod die alttestamentlichen Opfer, wie diePropheten es zuvor verkündigt hatten. Obwohl die Jün-ger diese Wahrheiten noch nicht verstehen konnten,machten sie ihre Zuhörer auf den Einen aufmerksam,von dem sie glaubten, Er sei der Messias.

Dass sich das «ewige Evangelium» von Anfang annicht verändert hat, wird auch von Paulus bestätigt,denn er konnte anhand des Alten Testamentes das glei-che Evangelium predigen, das wir heute verkündigen.Die Beröer prüften die Verkündigung des Paulus amAlten Testament und stellten fest, dass sie biblisch war(Apg 17,11). Paulus predigte «das Evangelium Gottes,das er zuvor verheissen hat durch seine Propheten inder heiligen Schrift, von seinem Sohn Jesus Christus,unserm Herrn, der geboren ist aus dem GeschlechtDavids nach dem Fleisch» (Röm 1,1-3). Es wurdegemäss der fortschreitenden Offenbarung jener Zeitverkündigt. Heute geniessen wir die vollständige Of-fenbarung über seine Bedeutung. Wenn wir diesesEvangelium nicht in seiner Fülle verkündigen, undzwar das gleiche Evangelium, das Paulus predigte, ste-

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hen wir unter einem Fluch (Gal 1,8-9). Handelt es sichdabei um das «Evangelium vom Reich»? Selbstverständ-lich, denn nur diejenigen, die daran glauben, könnenzu neuen Geschöpfen in Jesus Christus werden unddas neue Universum bewohnen, das Gott einmal er-schaffen wird. Dieser vollkommene, ewige Zustand,in dem sich die Erlösten aller Zeitalter in liebevollerUnterordnung Gott gegenüber befinden werden, ist dasverheissene Reich.

Die wahre «apostolische Nachfolge»

Wenn das Evangelium vom Reich von Paulus undden Aposteln sowohl den Juden als auch den Nicht-juden gepredigt wurde, dann muss es sich um dasEvangelium handeln, das wir auch heute verkündigensollen. Wenn unser Evangelium jedoch ein anderes istals das von Christus und Seinen Jüngern, wie sollenwir dann von diesem neuen Evangelium erfahren, undwann sollen wir es verkündigen? In der Bibel gibt eskeine Antwort auf diese Fragen. So wie Jesus Christusdie zwölf Jünger berief, sollen auch wir andere Men-schen zu Jüngern machen. Diese neuen Jünger sollensich an alles halten, was Jesus Christus Seine ursprüng-lichen Jünger gelehrt hat. Die Jünger des Herrn wur-den von Ihm aufgerufen, alles, was Er ihnen währendder dreieinhalb Jahre, die sie in enger Gemeinschaftmit Ihm verbracht hatten, beigebracht hatte, an dieMenschen weiterzugeben, die sich Ihm zuwenden:«… und lehret sie halten alles, was ich euch befohlenhabe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an derWelt Ende» (Mt 28,20). Wie konnten sich die neuenJünger an alles halten, was Christus Seinen Jüngerngeboten hatte, wenn sie dafür nicht die gleiche Voll-macht erhielten? Wenn Worte eine tiefere Bedeutung

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haben, dann sollte die Vollmacht und Verantwortung,mit denen Jesus Christus Seine Jünger ausgestattethatte, durch sie weitergegeben werden. Diese neuenJünger sollten wiederum weitere Jünger gewinnen, unddiesen sollte ebenfalls beigebracht werden, sich an alleszu halten, was unser Herr die zwölf Jünger lehrte.Hier haben wir die wahre «apostolische Nachfolge»,durch die keine Privilegien und Vollmachten an eineauserwählte Kaste von Priestern, Bischöfen und Päps-ten verliehen werden, wie es die katholische Kirchefälschlicherweise behauptet. Diese Segnungen stehenjedem Menschen zu, der zu einem Jünger Christi wird,denn die «Befehlskette» von Christus an Seine Jüngerund durch diese an die von ihnen gewonnenen Nach-folger Christi verläuft bis zu jedem heutigen Christen.Durch die Gnade Gottes haben wir ebenfalls die Ver-pflichtung und das Vorrecht, in der ganzen Welt das-selbe Evangelium vom Reich zu verkündigen, das dieursprünglichen Apostel gepredigt hatten, denn jederwahre Christ ist ein Nachfolger der Apostel. Aufgrundder vorherrschenden Verwirrung im Hinblick auf dasReich Gottes werden viele Lehren Christi, wie zumBeispiel die Bergpredigt, auf Israel und das Millenni-um bezogen. Auf diese Weise werden heutzutage vie-le Christen wertvoller Lehren für ihr eigenes Lebenberaubt. Manche Ausleger in evangelikalen Kreisengehen sogar noch weiter und behaupten, dass die vierEvangelien nur für Israel und das Millennium, die Brie-fe der Apostel aber für die Gemeinde Jesu bestimmtseien. Doch in den Evangelien gründete Jesus Chris-tus Seine Gemeinde, und dort sind grundlegende Leh-ren verzeichnet.

Das andere Extrem wird von Befürwortern der Lehrevon der Wiederherstellung, reformierten Theologen,

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so genannten «Bundestheologen» und den Vertreternder Bewegung für die Errichtung des Reiches Gotteshier auf Erden gelehrt. Sie beanspruchen das, was fürIsrael gilt, für die Gemeinde Jesu. Ihrer Meinung nachbefinden wir uns jetzt schon im Tausendjährigen Reich;demnach ist die Gemeinde verpflichtet, dieses Reichaufzurichten, indem sie im Namen Christi nach undnach die Macht in der Welt übernimmt. Manche Ver-treter dieser Bewegung lehren sogar, Satan sei bereitsgebunden, obwohl man das doch nun wirklich nichtbehaupten kann. Führende Persönlichkeiten in diesenKreisen empfehlen sogar die Anwendung von Gewalt,um diese irregeleitete Machtübernahme in der Weltvoranzutreiben.

Befinden wir uns schon im Reich Gottes?

Als Er mit Pharisäern sprach, die Ihn zu diesemThema befragten, sagte Jesus Christus: «Denn siehe,das Reich Gottes ist mitten unter euch» (Lk 17,21). Dieenglische King-James-Übersetzung gibt diesen Textleider nicht genau wieder, denn dort heisst es: «… dasReich Gottes ist in euch.» Natürlich war das Reich Got-tes nicht in den Pharisäern, denn es wird in den Her-zen der Menschen aufgerichtet, die an Jesus glauben.Er wird zum Herrn ihres Lebens. Aber Christus sprachdamals zu Ungläubigen, in denen Er nicht wohnte. Dasgriechische Wort kann auch «in eurer Mitte» oder «un-ter euch bedeuten», und zweifellos meinte das Chris-tus mit Seinen Worten (s. oben die korrektere Wieder-gabe der Lutherbibel; Anm. d. Übers.). Er, der Königbefand sich mitten unter ihnen, aber sie sollten Ihnablehnen und sogar kreuzigen. Obwohl das Reich Got-tes schon heute existiert, befindet es sich unsichtbarin den Herzen der Gläubigen, denn dort regiert bereits

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ihr König. Bisher gibt es jedoch keine äussere, sicht-bare Ausdrucksform des Reiches Gottes, in dem überdie Gottlosen geherrscht wird und sogar Tiere in Frie-den untereinander und mit der Menschheit leben. Daswird erst dann der Fall sein, wenn Christus Seine Herr-schaft auf Erden antritt. Dass das geschehen wird, istvon den alttestamentlichen Propheten oft vorhergesagtworden, und auch im Neuen Testament sagt zum Bei-spiel der Engel Gabriel zu Maria: «Siehe, du wirstschwanger werden und einen Sohn gebären, und dusollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird gross seinund Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott derHerr wird ihm den Thron seines Vaters David geben,und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewig-keit, und sein Reich wird kein Ende haben» (Lk 1,31-33).

Die göttlichen Verheissungen über die Zukunft Is-raels an Abraham, Isaak und Jakob werden sowohl imAlten als auch im Neuen Testament wiederholt underneut bestätigt. Sie können nicht rückgängig gemachtwerden, aber trotzdem wollen die Vertreter der refor-mierten Theologie, der «Bundestheologie» oder derLehre von der Errichtung des Reiches Gottes auf Er-den die Gemeinde Jesu an die Stelle Israels setzen. Alslogische Folge leugnen diese Richtungen die persönli-che Herrschaft Christi in einem künftigen Millennium.

Die «Bundestheologen» behaupten, dass das sicht-bare, weltweite Reich Gottes sich schon auf Erden be-findet und Gott vom Himmel aus durch die GemeindeJesu regiert. Diese ablehnende Haltung gegenüber ei-nem zukünftigen Reich für Israel und die Anwendungentsprechender Prophezeiungen auf die Gemeinde hatin weiten Kreisen unter evangelikalen Christen einepopuläre und gefährliche Lehre entstehen lassen, die

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sich jedoch in diametralem Gegensatz zur Bibel befin-det.

Ein gefährlicher Irrglaube

Aus der Bibel geht deutlich hervor, dass Christusbei der Auferweckung der verstorbenen Heiligen gleich-zeitig alle lebenden Christen mit ihnen zusammenentrückt, um sie nach einer Begegnung mit Ihm in derLuft in den Himmel zu begleiten. Wie wir bereits er-wähnt haben, könnte die Wortwahl in Bezug auf dieAuferstehung und die Entrückung nicht eindeutigersein: «Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehlertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posau-ne Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, undzuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind,auferstehen. Danach werden wir, die wir leben undübrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden aufden Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und sowerden wir bei dem Herrn sein allezeit» (1.Thess 4,16-17). Trotzdem gibt es Lehren, nach denen Christus beiSeiner Rückkehr die Christen nicht in den Himmelaufnimmt, sondern zu ihnen auf die Erde kommt, umüber ein Reich zu herrschen, das Seine Gemeinde fürIhn errichtet hat. Obwohl die reformierte Theologieetwas anderes verkündigt, gibt es doch Gemeinsam-keiten mit dieser Richtung. Deshalb identifizieren sichChristen aus diesen Kreisen häufig mit jenen Vertre-tern der Charismatischen Bewegung und der Pfingst-gemeinden, die eine Lehre von der Aufrichtung desReiches Gottes hier auf Erden befürworten. Der Wi-derspruch zwischen diesen Sichtweisen und der Bibelist unübersehbar, und die Auswirkungen sind schlimm.

Obwohl wir bereits mehrfach darauf hingewiesenhaben, wollen wir an dieser Stelle unsere Warnung

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wiederholen. Der wahre Jesus Christus wird uns ent-rücken, damit wir Ihm in der Luft begegnen und Eruns in den Himmel mitnehmen kann. Was ist dannaber mit jenen, die auf eine Begegnung mit ihrem«Christus» hier auf Erden warten, mit einem Christus,der kommt, um die Herrschaft über das «Reich», dassie für Ihn gebaut haben, zu übernehmen? Sie arbei-ten in Wirklichkeit für den Antichristen! Sein nachge-machtes Reich wird auf Erden durch eine gewaltigeFriedens- und Einheitsbewegung errichtet werden, diealle weltweit vorhandenen politischen und religiösenUnterschiede beseitigen wird. Es handelt sich um jeneneue Weltordnung, die Christus bei Seiner Wiederkunftzerstören wird (vgl. Dan 2,44; 2.Thess 2,8).

«Reformierte» und «dispensationalistische» Sicht-weisen

Der Oberbegriff für das Lehrgebäude, das eine Ent-rückung vor der Trübsal und eine Unterscheidungzwischen Israel und der Gemeinde Jesu beinhaltet,lautet «Dispensationalismus». Diese systematischeAuslegung der Bibel geht unter anderem auf John N.Darby und C. I. Scofield zurück. In evangelikalen Krei-sen hat sie durch bekannte Ausbildungsstätten wie dasamerikanische Dallas Theological Seminary weite Ver-breitung erfahren. Es gibt auch innerhalb des Dis-pensationalismus verschiedene Spielarten, die wir hieraber nicht im Einzelnen erörtern wollen. Die wichtigs-ten Gegenströmungen sind die «reformierte» Theolo-gie und die «Bundestheologie». Auch bei diesen Lehr-gebäuden gibt es Varianten, die wir an dieser Stellejedoch nur allgemein behandeln können. Befürworterder reformierten Theologie behaupten, dass ihre Sicht-weise über die Eschatologie (Postmillennialismus oder

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Amillennialismus) heutzutage von einer Mehrheit ver-treten wird und dass diese Lehre in der Kirchenge-schichte bis ins frühe 19. Jahrhundert, als Darby denDispensationalismus populär machte, eine beherr-schende Stellung eingenommen hätte. Natürlich wa-ren religiöse Kreise von dieser Sichtweise geprägt, dennsie war Bestandteil der katholischen Lehre. Alles an-dere wurde lange Zeit als Irrlehre angesehen und un-terdrückt. Es ist seltsam, dass diejenigen, die sich aufdas Erbe der Reformation berufen, ihre Ansicht mitdem Argument verteidigen, diese Lehren seien ja schonimmer von der katholischen Kirche vertreten worden.Um die Eschatologie ist es jedoch in der reformiertenTheologie schlecht bestellt, denn hier wurden römisch-katholische Auffassungen beibehalten, die sich wie-derum aus dem Glaubensabfall dieser Kirche entwi-ckelt haben. Indem die katholische Kirche behaupte-te, das wahre Israel zu sein, war sie von dem Gedan-ken an eine Machtübernahme in dieser Welt förmlichbesessen und verlor dadurch die Hoffnung auf die Ent-rückung.

Luther und Calvin folgten diesem Beispiel Roms,und deshalb schlossen sie sich mit weltlichen Macht-habern zusammen. Die reformierte Theologie über-nahm die Auffassung der katholischen Kirche, dass wiruns jetzt schon im Millennium befinden, dass die Kir-che dabei ist, die Weltherrschaft zu übernehmen unddass Satan bereits gebunden ist. Die Naherwartungwird abgelehnt, denn Christus kommt nach dieserSichtweise erst am Ende des Millenniums wieder. NachOffenbarung 20 regieren die Heiligen mit Christus 1 000Jahre lang über diese Erde, und zwar nach der noch inder Zukunft zu erwartenden Schlacht von Harmagedon.Dennoch werden diese Bibeltexte von Anhängern der

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reformierten Theologie nicht wörtlich genommen. Stattdessen ist ihrer Ansicht nach das Millennium schongegenwärtig, und es wird auch nicht 1 000 Jahre dau-ern, sondern einen unbestimmten Zeitraum, vielleichtsogar viele Tausend Jahre, umfassen. Obwohl mancheVertreter der Bundestheologie behaupten, sie würdenan eine Entrückung am Ende ihres äusserst lang gezo-genen «Millenniums» (oder «Nicht-Millenniums») glau-ben, handelt es sich dabei nicht um das Ereignis, dasin 1.Thessalonicher 4,13-18 beschrieben wird. Nachder Meinung der meisten Bundestheologen findet vordem Beginn der Ewigkeit lediglich ein Endgericht statt.Wenn die Entrückung jedoch so weit in die Zukunftverschoben wird, hat sie keinerlei Auswirkungen aufunsere gegenwärtige Hoffnung.

Harmagedon wird nicht als die künftige, von denPropheten vorhergesagte Schlacht zwischen den Ar-meen der Welt in einem Angriffskrieg auf Israel gese-hen, sondern als Sinnbild für den ständigen geistli-chen Kampf zwischen Christus und den Mächten derFinsternis. Die Tatsache, dass die Auferstehung ein-deutig vor dem Beginn des Millenniums stattfindet(Offb 20), wird ebenfalls ignoriert. Das, was nicht inihr Lehrgebäude passt, wird vergeistigt, um es in Ein-klang mit der jeweiligen theologischen Sichtweise (obreformierte Theologie, «Bundestheologie» oder Lehrevom Reich Gottes auf Erden) zu bringen.

Leichtfertiger Umgang mit der Wahrheit

Man will nicht wahrhaben, dass die 70. Woche ausdem Buch Daniel noch nicht abgelaufen ist. Statt des-sen wird davon ausgegangen, dass alle 70 Wochenkamen und gingen, ohne die für diesen Zeitraum vor-gesehenen Ereignisse zu berücksichtigen. Nach ihrer

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Deutung von Daniel 2,44 sollte das Reich Gottes inder Zeit des alten Römischen Reiches aufgerichtetwerden. Dass aus diesem Vers deutlich hervorgeht,wann das Reich Gottes aufgerichtet wird, nämlich wennzehn Könige (die zehn Zehen der Statue) herrschen,wird geflissentlich übersehen. Deshalb besteht ja auchkeine Notwendigkeit für eine Wiederbelebung des Rö-mischen Reiches unter zehn Oberhäuptern. Erstaun-licherweise erfreut sich die unbiblische Sichtweise, dassdie Gemeinde Jesu für Christus allmählich die Welt-herrschaft übernehmen und auf diese Weise das ReichGottes aufrichten muss, zunehmender Beliebtheit.Doch die Prophezeiungen weisen deutlich auf einegewaltige Umwälzung hin, die bei der Aufrichtung desReiches Gottes durch ein direktes Eingreifen Christistattfinden wird. Der Stein, der sich «ohne Hände» löst(ein Sinnbild für Christus, den Felsen), das Standbildaus dem Traum Nebukadnezars zerschmettert und dieganze Erde erfüllt, deutet auf eine plötzliche Vernich-tung der Reiche dieser Welt und die Aufrichtung desReiches Gottes durch das Eingreifen Christi hin. DasGleiche trifft auf den Bericht in Offenbarung 19 zu.Wie in den Paralleltexten in Sacharja 12 bis 14 undanderen Texten kommt Christus, um bei der Schlachtvon Harmagedon einzugreifen. Diese Texte werden inden Endzeitlehren der reformierten Theologie, der«Bundestheologie» und der Bewegung für eine Aufrich-tung des Reiches Gottes auf Erden in der Regel ver-geistigt oder anders gedeutet.

Man stützt sich auf die Aussage Jesu in Matthäus28,18: «Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel undauf Erden» und behauptet, Christen müssten aufgrunddieser Vollmacht die Macht über die Medien, dasBildungssystem, die Regierung übernehmen, um für

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Christus über die Welt zu herrschen. Die meisten re-formierten Theologen sind Calvinisten, und so gibt esihrer Meinung nach keinen Spielraum für die freie Wahlder Menschen. Es gibt keine Erklärung für die unter-schiedlichen Ausprägungen des Bösen in der Welt,denn alles hängt von dem Ausmass ab, in dem GottSeine Gnade wirksam werden lässt. Wenn diese göttli-che Gnade immer grösseren Raum gewinnt, wird dieWelt allmählich besser, und der Anteil der in ihr le-benden Christen wird zunehmen. Warum Gott dieseGnade nicht schon viel eher und in einem grösserenAusmass ausgeteilt hat, wird nicht erklärt.

Es verhält sich jedoch so, dass Gott souverän ist.Dennoch verhinderte Seine Allmacht nicht die Rebel-lion Satans im Himmel und auch nicht den Ungehor-sam von Adam und Eva auf Erden. Wie die Menschenheute trafen sie ihre eigene Entscheidung. Doch mitHilfe der göttlichen Autorität soll die Gemeinde Jesuheute das bewerkstelligen, was Gott selbst nicht tut,nämlich die Macht in der Welt übernehmen. Jeder, dernicht bereit ist, die Autorität Christi dahingehend aus-zuüben, wird als notorischer Pessimist angesehen. Hierwird offenbar übersehen, dass Christus und SeineApostel durch die Hände gottloser Menschen den Todfanden. Das Kreuz war der grosse Triumph Christi.Diejenigen, die dem Antichristen siegreich widerste-hen, werden auf sein Geheiss als Märtyrer sterben:«Und sie haben ihn überwunden durch des LammesBlut und durch das Wort ihres Zeugnisses und habenihr Leben nicht geliebt, bis hin zum Tod» (Offb 12,11).Das ist der wahre Sieg, der Weg des Kreuzes! Das ReichGottes wird durch das Kreuz Christi erst möglich, denndas Böse wird nicht überwunden durch Getöse undGewalt, sondern durch die Unterordnung unter den

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Willen Gottes, und das bedeutet auch, dass man SeinHeilmittel für die Sünde annehmen muss. Nur dannkann das Paradies bis in alle Ewigkeit voll und ganzwieder hergestellt werden.

Das wiederhergestellte Paradies

Als Adam und Eva wegen ihrer Rebellion aus demGarten Eden vertrieben wurden, wurde der Baum desLebens vom flammenden Schwert des göttlichen Ge-richts bewacht. Die Menschheit floh vor diesemSchwert, denn seine scharfe Klinge hätte ihr den ewi-gen Tod gebracht. Die Welt hat sich vor Angst geduckt,sich beklagt, dass dieses Gericht zu hart sei, und essogar geleugnet. Aber es gab keinen Weg an diesemSchwert vorbei. Die Menschheit musste sterben undin die Familie Gottes hinein wiedergeboren werden.Eines Tages ging ein völlig sündloser Mensch, der Gottund Mensch zugleich war, auf dieses Schwert zu undnahm seinen tödlichen Stoss für uns in Kauf. Sein Blutlöschte die Flamme des Schwertes und machte denWeg zum Baum des Lebens wieder frei. Er ist «derWeg, die Wahrheit und das Leben» für alle, die glau-ben, dass Er das göttliche Gericht an ihrer Stelle er-trug.

Überraschenderweise lehnte die Welt Ihn ab undstiess Ihm ihr eigenes Schwert des Hasses und des Stol-zes durchs Herz. Denn wenn man Sein Opfer anneh-men will, muss man seine eigene Sünde eingestehenund die Tatsache, dass die Gemeinschaft mit Gott durchein freies Geschenk Seiner Gnade, nämlich durch denTod Christi an unserer Stelle, wiederhergestellt wer-den kann. Der Stolz hat dieses Eingeständnis bei vie-len Menschen verhindert. Dadurch nahmen sie sichdie von Gott geschenkte Vergebung und das ewige

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Leben. Könige und Priester, Gurus der Religion unddes Humanismus, Ökologen, Anthropologen, Psycho-logen, Soziologen, Revolutionäre und Politiker allerSchattierungen bieten ihre Lösungen an. Sie verspre-chen einen Weg um das Schwert herum. Das Paradieskann wiederhergestellt werden, wenn wir uns zusam-mensetzen, zusammenarbeiten, einander lieben, un-seren Wohlstand gleichmässig verteilen und vor allemihnen folgen. Aber ihre Programme zur Weltverbes-serung haben kläglich versagt. Das Böse ist in dieMaske des Guten geschlüpft, und die Welt ist immerschlechter geworden.

Gott ist geduldig, aber Sein Gericht wird schliesslichdoch kommen. Zur Zeit Noahs war die Menschheit soverderbt, dass Gott die Erde mit einer Flut reinigenmusste. Die Bosheit von Sodom und Gomorra stankförmlich zum Himmel, und Gott zerstörte diese Städtemit Feuer. Die heutigen Sodomiten sind zu einer privi-legierten und höchst einflussreichen Gesellschafts-schicht geworden. Sie erziehen unsere Kinder in denSchulen, verbreiten ihre Propaganda in den Medien,haben öffentliche Ämter inne und predigen sogar aufunseren Kanzeln. Gott lässt sich jedoch nicht verspot-ten. Seine Geduld erschöpft sich. Millionen Kinderwerden im Mutterleib ermordet, die Ehe wird lächer-lich gemacht, der Sex, die Wissenschaft, der Erfolgund das Vergnügen haben die Stelle Gottes eingenom-men. Perversionen aller Art werden vor dem AngesichtGottes stolz zur Schau getragen. Das Gericht muss eineWelt treffen, die zumindest so verderbt ist wie die Welteines Noah und eines Lot. Endzeit – wie weit sindwir? Das Paradies wird wiederhergestellt, ein neuesUniversum wird geschaffen werden, aber zuerst mussdie Läuterung durch das göttliche Gericht kommen.

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Diese gerechte Vergeltung kann nicht mehr langehinausgeschoben werden. Gelobt sei Gott, denn Erhat versprochen, dass die Entrückung stattfindenwird, bevor Sein Zorn auf diese Erde ausgegossenwird. Wir müssen schon sehr nahe an diesem wun-derbaren Ereignis sein, aber leider auch an demSchrecken, der danach über die ungläubige Welthereinbrechen wird!

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Kapitel 28

Endzeit – wie weit sindwir?

«Wenn aber jener als ein böser Knecht in seinemHerzen sagt: Mein Herr kommt noch lange nicht… dann wird der Herr dieses Knechts kommen an ei-nem Tage, an dem er’s nicht erwartet, und zu einerStunde, die er nicht kennt» (Mt 24,48-50).

«Als nun der Bräutigam lange ausblieb, wurden siealle schläfrig und schliefen ein. Um Mitternacht abererhob sich lautes Rufen: Siehe, der Bräutigam kommt!Geht hinaus, ihm entgegen! … Darum wachet! Dennihr wisst weder Tag noch Stunde» (Mt 25,5-6.13).

Wir wollen die Schlussfolgerungen, zu denen wirdurch einen sorgfältigen Vergleich von Bibeltexten ge-kommen sind, kurz zusammenfassen. In den vorheri-gen Kapiteln haben wir eine Vielzahl von scheinbarenWidersprüchen in den Aussagen Christi und der Apos-tel über Seine Rückkehr besprochen. So kommt Er zueiner Zeit des Friedens und doch mitten im Krieg. Erkommt, wenn Ihn niemand erwartet, und doch kommtEr, wenn alle vorhergesagten Zeichen vor der Welt of-fenbar geworden sind und sogar der Antichrist weiss,dass Er bald auf die Erde herabkommen wird. Erkommt, wenn das göttliche Gericht das Letzte ist, dasdie Menschen auf Erden erwarten, und doch kommtEr zu einer Welt, die sehr genau weiss, dass der Zorn

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und das Gericht Gottes bald über sie kommen wer-den. Wir haben erkannt, dass die einzige Möglichkeit,diese widersprüchlichen Aussagen miteinander in Ein-klang zu bringen, darin besteht, sie auf zwei verschie-dene Ereignisse zu beziehen, und zwar die Entrückungund die Wiederkunft Christi. Vereinfacht dargestelltsehen die Unterschiede folgendermassen aus: 1. Beider Entrückung kommt Christus für Seine Heiligen zueiner Zeit des Friedens und des normalen Alltags-geschehens, und zwar vor der Trübsal. 2. Bei der Wie-derkunft, die sieben Jahre später stattfindet, kommtEr mit allen Seinen Heiligen vom Himmel herab (des-halb müssen sie vorher dorthin gekommen sein), umIsrael aus der Schlacht von Harmagedon am Ende dergrossen Trübsal zu retten.

Zwei ernste Warnungen

Im Hinblick auf Seine Rückkehr sprach Jesus Chris-tus zwei ernste Warnungen aus. Zunächst verkündeteEr mehrmals, dass Er sehr bald kommen werde undSein Kommen jederzeit zu erwarten sei. Die Tatsache,dass Er nach fast 2 000 Jahren noch nicht gekommenist, schmälert dieses Versprechen nicht. Wir sind viel-mehr aufgefordert, es heutzutage noch mehr zu be-achten. Nach himmlischer Zeitrechnung ist Christusnur eine kleine Weile von dieser Erde weggegangen,und Sein Kommen ist heute näher denn je. Er sagtevor fast 2 000 Jahren zu Seinen Jüngern: «Lasst eureLenden umgürtet sein und eure Lichter brennen undseid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten,wann er aufbrechen wird von der Hochzeit, damit, wenner kommt und anklopft, sie ihm sogleich auftun» (Lk12,35-36). Wenn das die Haltung der Jünger sein soll-te, wie viel mehr sollten wir Sein baldiges Kommen

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heute erwarten! Die Worte Christi sind unmissverständ-lich. Sie können nicht nach Gutdünken umgedeutetwerden. Er sagt uns klar und deutlich, dass wir Ihnjederzeit erwarten sollen. Wagen wir es etwa, Sein Ge-bot zu missachten?

Und doch leben die meisten Christen so, als obChristus niemals solche Aussagen gemacht hätte. Esist fast beängstigend zu sehen, wie diejenigen, diebehaupten, an die Entrückung zu glauben, diese mitihrem Leben und ihren Worten leugnen. ChristlicheGeschäftsleute widmen einen Grossteil ihrer Zeit lang-fristigen Projekten, die sich bis zu ihrem Ruhestandhinziehen. Pastoren sprechen voller Begeisterung überihre Fünf- und Zehnjahrespläne für Bauvorhaben understellen sorgfältige Pläne für einen künftigen Ausbauihrer Gemeinden. Hausfrauen und Studenten träumenebenfalls von ihren Vorhaben, die sich alle auf die ge-genwärtige Welt beziehen. Wir wollen an dieser Stellenicht empfehlen, gar keine Pläne mehr zu machen,sondern nur nahe legen, dass Rezepte für die Zukunfthier auf Erden lediglich als Eventualitäten angesehenwerden sollten, falls die Entrückung doch noch nichtstattfindet. Die eigene Erwartung der Rückkehr Chris-ti sollte stärker sein als der Wunsch, noch lange hierauf Erden leben zu wollen. Leider scheint jedoch dasGegenteil der Fall zu sein. Der einschränkende Zusatz«wenn der Herr Sein Kommen verzögert» ist kaum nochzu hören, wenn Christen damit prahlen, was sie mor-gen, in der nächsten Woche, im nächsten Jahr und soweiter alles vorhaben.

Die zweite Warnung

Zweitens warnte Er uns vor einer zu intensivenBeschäftigung mit den Dingen dieses Lebens. Chris-

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tus kannte die grosse Anziehungskraft, die Vergnügun-gen und Bestrebungen dieser Welt, auch wenn wir umihren verderblichen Einfluss wissen, auf jeden von unsausüben können. Deshalb warnte Er uns, den Gedan-ken an Seine Rückkehr in unseren Herzen immer le-bendig zu erhalten, damit uns Sein Kommen nichtüberraschend trifft, denn Er wird kommen, wenn Sei-ne Gemeinde geprägt ist von schläfriger Selbstgefäl-ligkeit und wenn viele sich sogar eine Verzögerung Sei-ner Rückkehr wünschen, also zu einer Zeit, wenn Eram wenigsten erwartet wird und sogar die Seinen vonSeinem Kommen überrascht werden könnten. DieseWarnungen, die sich nicht auf Israel beziehen kön-nen, zeigen uns klar und deutlich, dass die Evangeli-en im Gegensatz zu der von einigen Auslegern vertre-tenen Auffassung nicht nur für Israel, sondern auchfür die Gemeinde gelten. So behaupten die meistenBefürworter des Dispensationalismus, die Entrückungwerde in den Evangelien gar nicht erwähnt. In derÖlbergrede sei sie nicht zu finden, denn diese seisowieso nur für Israel bestimmt. Das kann so nichtstimmen. Von welchem Ereignis wird Israel überrascht?Ganz bestimmt nicht von der Wiederkunft Christi, dennalle Zeichen haben sich zu diesem Zeitpunkt erfüllt,und sogar der Antichrist weiss, dass Christus bald vomHimmel herabkommen wird, um ihm entgegenzutre-ten.

Die schläfrige Selbstgefälligkeit, vor der Christuswarnte, und der Wunsch, der Messias möge Sein Kom-men verzögern, passt nicht zur Lage der Juden in derZeit, bevor Christus zur Rettung Israels wiederkommt,denn dann wird das genaue Gegenteil der Fall sein.Die Menschen in Israel werden dann bestimmt nichtunbekümmert in den Tag hinein leben, sondern sich

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in einer schlimmen Notlage befinden, denn die Ar-meen der mächtigsten Nationen haben sich zu einemVernichtungsfeldzug gegen das jüdische Volk aufge-macht.

Der wichtige UnterschiedAngesichts der Zerstörung, die haushoch überlege-

ne Armeen anrichten und der Furcht vor einer totalenNiederlage bleibt Israel nur noch die Hoffnung auf einplötzliches Erscheinen des Messias. Deshalb ist esunvorstellbar, dass ein Jude sich in dieser schwerenZeit eine Verzögerung dieses Ereignisses wünscht. ImGegenteil, die Einwohner Israels werden verzweifeltnach Ihm schreien, und zwar nicht unbedingt aus ei-nem echten Glauben heraus, sondern wegen ihrer hoff-nungslosen Lage. Hier erkennen wir wieder den deut-lichen Unterschied zwischen Israel und der Gemein-de, aber auch zwischen der Entrückung und der Wie-derkunft Christi. Die Warnungen unseres Herrn inMatthäus 24 und an anderen Stellen über den Zustandder falschen Sicherheit, die Überraschung bei SeinemKommen, ja sogar der Wunsch nach einer Verzöge-rung, können sich nicht auf Israel in der Schlacht vonHarmagedon beziehen. Dies trifft auch auf die eingangszitierten Bibeltexte zu. Die darin verwendete Sprachepasst nur zur Gemeinde Jesu und zur Entrückung. Wirmüssen daraus schliessen, dass Christus nicht an Sei-ne Wiederkunft dachte, als Er davor warnte, Er würdewie ein Dieb kommen, wenn die Seinen sich selbstzu-frieden in der Welt einrichten und langfristige Plänemachen. Mit Seinen Worten «… so wacht nun; dennihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, obam Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnen-schrei oder am Morgen, damit er euch nicht schlafend

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finde, wenn er plötzlich kommt» (Mk 13,35-36) sprichtEr eine Warnung aus, die während der Schlacht vonHarmagedon bestimmt nicht mehr angebracht ist, dennsie gilt für Christen, die sie hören und beachten müs-sen. Unser Herr vermittelt in prophetischer Vorschauaber ein noch viel ernsteres Bild. Falsche Sicherheitund die Welt als Massstab für Hoffnung und Freudesind schon schlimm genug. Aber Christus warnte, Erwürde kommen, wenn Seine Gemeinde sich nicht nurin einem Schlafzustand befindet, sondern der festenÜberzeugung ist, dass Er nicht kommen werde: «Da-rum seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohnkommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint» (Mt24,44).

Man kann sich gar nicht vorstellen, wie ein Christjemals denken oder sagen könnte: «Ich glaube nicht,dass Christus jetzt kommt.» Aber unser Herr kündigtan, Er werde genau zu diesem Zeitpunkt kommen.Diese Warnung sollte uns aufrütteln und uns dazu brin-gen, zu wachen und jederzeit für Seine Rückkehr be-reit zu sein!

Ein Tag, dessen Datum bekannt ist

Wir entdecken jedoch einen weiteren Unterschiedzwischen Entrückung und Wiederkunft, denn im Hin-blick auf das erste Ereignis machte Jesus Christus un-missverständlich klar: «Von dem Tage aber und vonder Stunde weiss niemand, auch die Engel im Himmelnicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater»(Mt 24,36). Wie können wir wissen, dass Er damit dieEntrückung und nicht die Wiederkunft meinte? Ganzeinfach: Der Tag der Wiederkunft wird bekannt sein.Der Prophet Daniel, der das genaue Datum, an demJesus in Jerusalem einziehen und als Messias umjubelt

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werden sollte, vorhersagte, gibt uns ähnliche Anhalts-punkte für die Berechnung des Tages, an dem Chris-tus in Macht und Herrlichkeit in die Stadt Davids zu-rückkehren wird. Er teilt uns mit, dass der Antichristseinen Bund mit Israel brechen wird: «… in der Mitteder Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer abschaf-fen» (Dan 9,27). Man muss nach diesem Ereignis le-diglich dreieinhalb Jahre (1 260 Tage) weiter zählen,um den genauen Tag der Wiederkunft Christi am Endeder 70. Jahrwoche zu kennen.

In der Offenbarung wird dieser Zeitplan bestätigt.Die zwei Zeugen werden nach der ersten Hälfte der70. Woche getötet, d. h. «in der Mitte der Woche» (vgl.Offb 11,3.7). Man muss von diesem Geschehen an nurnoch 1 260 Tage weiter zählen, um zum Datum derWiederkunft zu gelangen. Wie wir bereits festgestellthaben, wird die Frau aus Offenbarung 12, offenbarein Sinnbild für Israel, da sie den Messias gebärt, «deralle Völker mit eisernem Stab regieren wird» (vgl. Offb12,5) von Satan 1 260 Tage lang verfolgt (vgl. Offb 12,6). Sie wird in diesem Zeitraum von dreieinhalb Jah-ren von Gott bewahrt. So verrät uns die Offenbarungan mehreren Stellen, dass nach den ersten dreieinhalbJahren der Trübsalzeit («in der Mitte der Woche»; vgl.Dan 9,27), wenn der Antichrist seinen Bund bricht unddie Anbetung im Tempel aufhören lässt, mit der Ver-folgung Israels beginnen wird. Dann beginnt die Zeit,die auch als grosse Trübsal bezeichnet wird. Sie wirdsich über weitere dreieinhalb Jahre oder die zweiteHälfte der 70. Woche erstrecken. Wenn man diesesKriterium anwendet, muss man von dem Zeitpunktan, wenn das Bild des Antichristen im Tempel aufge-richtet wird, nur noch 42 Monate weiter zählen, umzum Ende der «Zeit der Angst für Jakob» (Jer 30,7)

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und somit zur Wiederkunft Christi zu kommen. Na-türlich ist dieses Datum noch nicht bekannt. Alleshängt von der Entrückung (die nicht datiert werdenkann) ab, denn dieses Ereignis ist der Ausgangspunktfür die Berechnung der Wiederkunft. Wenn die Ge-meinde Jesu, durch deren Entstehung die göttliche Zeit-rechnung für Israel am Ende von 69 Jahrwochen auf-gehalten wurde, nicht mehr auf Erden ist, wird die 70.Jahrwoche aus dem Buch Daniel wie geplant weiterverlaufen. Wenn man von dieser Zeit an sieben Jahreweiter zählt, kann man auch anhand der anderen,bereits erwähnten Prophezeiungen und ihrer Erfüllungden Tag der Wiederkunft Christi datieren.

Kein Datum für die Entrückung

Man muss nicht lange nachdenken, um zu erken-nen, warum Gott das Datum der Entrückung geheimhalten muss. Nehmen wir an, dass aus der Bibel einbestimmter Termin für die Entrückung zu entnehmenist, wie manche Ausleger immer wieder behaupten.Was für eine Enttäuschung wäre das für Gläubige, diein den Jahrhunderten vor diesem Zeitpunkt gelebthaben! Ausserdem liesse man sich leicht zu einemLeben in Fleischeslust und weltlichen Vergnügungenhinreissen, wenn man wüsste, dass der Herr nichtjederzeit kommen könnte und uns bei Handlungenüberraschen würde, die kein Christ begehen darf. Wennes ein bestimmtes Datum für die Entrückung gäbe, wäredas ein grosser Verlust und kein Gewinn für die Ge-meinde Jesu. Wenn aus der Bibel ein bestimmtes Da-tum errechnet werden könnte, hätte die Urgemeindenicht voller Spannung auf Christus gewartet. Die «se-lige Hoffnung» hätte diesen Namen nicht verdient, dennauch heute «hofft» man nicht auf etwas, das zu einem

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festgesetzten Zeitpunkt eintrifft. Natürlich hat der Be-griff «Hoffnung» für uns als Christen auch etwas mitVertrauen zu tun, denn wir können sicher sein, dasssich unsere Hoffnung erfüllt. Aber wenn das ersehnteEreignis erst viele Jahre später als geplant stattfindet,wäre diese Hoffnung bis zu diesem Zeitpunkt vergeb-lich.

Hoffnung hat eine reinigende Wirkung: «Und einjeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt sich,wie auch jener rein ist» (1.Joh 3,3). Wir wissen, dassdieses Ereignis mit Sicherheit eintritt. Die reinigendeWirkung dieser Hoffnung wäre jedoch der GemeindeJesu Jahrhunderte lang verloren gegangen, wenn so-wohl die Entrückung als auch die Wiederkunft Christidatiert werden könnten. Auch die heutige GemeindeJesu hätte dann nicht die «selige Hoffnung» (Tit 2,13),jederzeit entrückt zu werden, wenn Christus erst zueinem zukünftigen Zeitpunkt oder nach dem Offenbar-werden des Antichristen, nach der Trübsal oder nachder Erfüllung bestimmter Bedingungen kommen könn-te. Natürlich weiss Christus selbst, wann Er Seine Ge-meinde entrücken wird. Er wusste, dass vor SeinerRückkehr etwa 2 000 Jahre vergehen würden. Warumfordert Er dann Seine Heiligen auf, nach Seinem Kom-men Ausschau zu halten, wenn Millionen Menschenvergeblich gewartet haben? Das ist jedoch nicht derFall, denn niemand wartet vergeblich. Die Naherwar-tung der Rückkehr Christi ist der wichtigste Beweg-grund für ein gottesfürchtiges Leben. Jesus Christuswollte die Seinen nicht dieser reinigenden Erwartungberauben.

Endzeit – wie weit sind wir? Die Entrückung könn-te gerade in diesem Augenblick nur einen Herzschlagvon uns entfernt sein. Wenn wir aber das Datum der

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Rückkehr Christi wissen wollen, dann wünschen wiruns etwas, was Er uns nicht geben kann und was auchnicht zu unserem Besten dient. Wenn wir wüssten,dass Er erst ein Jahr später kommen würde, dann hät-ten wir die Hoffnung, dass Er jederzeit kommen kann,verloren. Wir hätten auch nicht mehr die aus dieserHoffnung entstehende Kraft, die uns veranlasst, fürIhn zu leben und Seine Zeugen zu sein, als ob jederTag hier auf Erden unser letzter wäre.

Darin liegt auch das Problem jener immer belieb-ter werdenden These, nach der die Entrückung statt-findet, wenn beim Posaunenfest die letzte Posauneerschallt. Christus könnte Seine Braut tatsächlich zudieser Zeit entrücken. Wenn das aber aus der Bibel soklar hervorginge, dann könnte man jedes Mal, wenndieses Fest vorübergeht, ohne dass sich unsere Hoff-nung erfüllt, wissen, dass Seine Rückkehr um ein wei-teres Jahr aufgeschoben wäre. Dieses Wissen, so sagtes unser Herr deutlich, läge nicht im Interesse derGemeinde Jesu, sondern wäre höchstwahrscheinlichein Nährboden für das Böse.

Endzeit – wie weit wollen wir sein?

Wie weit sind wir? Christus könnte jederzeit kom-men – bevor ich diese Seite geschrieben habe, oderbevor Sie, liebe Leserinnen und Leser, sie zu Ende le-sen. Empfinden wir aufgrund dieses Wissens Freude,Reue oder vielleicht sogar Furcht? Eine ehrliche Ant-wort offenbart unseren geistlichen Zustand und dasAusmass unserer Liebe zu unserem Herrn. Die Art,wie wir leben, wird bestimmt von der Frage, ob wiruns wirklich nach der Rückkehr Christi sehnen undjederzeit bereit sind, Ihm zu begegnen. Wenn wir je-den Morgen aufwachen mit der freudigen Erwartung,

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dass heute der Tag sein könnte, an dem Christus dieSeinen von dieser Erde wegnehmen wird, dann wirdunser Alltagsleben auf einzigartige Weise umgewan-delt. Die feste Zuversicht und der Wunsch, dass Chris-tus jederzeit kommen könnte, ist das Geheimnis einessiegreichen und geheiligten Lebens.

Diese Botschaft übermittelt uns Paulus in Kolosser3. In der ganzen Bibel gibt es kein anderes Kapitel,das eine so vollständige Beschreibung darüber enthält,wie das Leben eines Christen aussehen und wie esnicht sein sollte. Paulus zeigt auf, dass der Schlüsselzum Sieg in der Hoffnung auf die Rückkehr Christiliegt. In Vers 5 werden wir aufgefordert, die Werke desFleisches zu töten. Die Liste dieser Werke erstreckt sichüber mehrere Verse: «Unzucht, Unreinheit, schändli-che Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, dieGötzendienst ist … Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung,schandbare Worte aus eurem Munde» (Kol 3,5.8). Inden Versen 12-15 werden die Eigenschaften Christiaufgeführt, die wir verkörpern sollen, wenn Er in unslebt: « …herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut,Sanftmut, Geduld; … und vergebt euch untereinan-der … wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auchihr! Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist dasBand der Vollkommenheit. Und der Friede Christi, zudem ihr auch berufen seid in einem Leibe, regiere ineuren Herzen.» Ein Schlüsselwort in den Versen 5 und12 wurde in den oben zitierten Versen absichtlich weg-gelassen, und zwar das Wörtchen so oder deshalb.Damit kommen wir zu den ersten vier Versen in die-sem Kapitel. Dort heisst es: «Seid ihr nun mit Christusauferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christusist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, wasdroben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. Denn

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ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mitChristus in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, sichoffenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar wer-den mit ihm in Herrlichkeit.» Dann schliesst sich Vers5 an: «So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind,Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böseBegierde und die Habsucht, die Götzendienst ist.» InVers 12 lesen wir: «So zieht nun an als die Auserwähl-ten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzlichesErbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld.»

Die Naherwartung - ihre reinigende und verändern-de Kraft

Unser Leben als Christen bezieht Antrieb und Kraftaus der Erkenntnis, dass wir der Sünde, dem Ich unddieser Welt gestorben sind, aber auch aus der Hoff-nung, Christus jederzeit sehen und ewig in Seiner Ge-genwart sein zu können. Alles, was wir sagen und tungeschieht mit der Gewissheit, dass unser Leben mitChristus in Gott verborgen ist. Wenn Er erscheinenwird, werden wir mit Ihm zur Verherrlichung Gottesoffenbar. Durch diese Hoffnung töten wir das, was wiraus uns selbst heraus tun wollen. Statt dessen ziehenwir die Eigenschaften Christi an.

Im Gegensatz zu der von Skeptikern häufig vertre-tenen Meinung führt die Hoffnung auf die baldigeRückkehr Christi nicht zu geistlicher Lethargie oderzu einer Weltflucht, bei der wir jeder Verantwortungund Schwierigkeit aus dem Weg gehen wollen. ImGegenteil, sie veranlasst uns zu einem ernsteren Zeug-nis und einem geheiligteren Leben, denn uns könntefür beides nur noch wenig Zeit bleiben. In der Urge-meinde war diese reinigende und verändernde Kraftnoch zu spüren, aber heute ist sie weitgehend verlo-

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ren gegangen. Deshalb muss sie wieder neu belebt wer-den. Auch Paulus deutet an, dass die Liebe zur Er-scheinung Christi die Triebkraft seines Lebens war:«Denn ich werde schon geopfert, und die Zeit meinesHinscheidens ist gekommen. Ich habe den guten Kampfgekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glau-ben gehalten; hinfort liegt für mich bereit die Krone derGerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, anjenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondernauch allen, die seine Erscheinung lieb haben» (2.Tim4,6-8).

Wie wirkt sich eine Leugnung der Naherwartungaus? Zwangsläufig kommt es zu einer stärker diesseits-bezogenen Orientierung. Die Liebe, die Christen fürihren Herrn empfinden sollten, wird eher geringer alsgrösser. Auch führt der tragische Verlust der Naher-wartung nicht zu grösserer Bereitschaft zur Heiligungoder einer Dringlichkeit im Hinblick auf die Verbrei-tung des Evangeliums. Statt dessen setzen Christenihre Hoffnung lieber auf ihre gesellschaftliche Stellung,ihre Sicherheit, die Vergnügungen und Besitztümer, dieihnen diese verderbte Welt anbietet. Wenn sie nichtdamit rechnen, vor ihrem Tod diese Erde, die sie sosehr lieben, zu verlassen, und wenn sie dieses unver-meidliche Ereignis so lange wie möglich hinauszögernwollen, eignen sich Christen die gleiche irdische Ge-sinnung an wie ihre Mitmenschen. Der Erwerb unddie Sicherung eines Vermögens oder die Vorsorge füreinen sorgenfreien Ruhestand sind zu wichtigen Zie-len geworden für eine Gemeinde, die nicht mehr aufdie bevorstehende Rückkehr ihres Herrn hofft. Gläu-bige Menschen haben sich die Haltung jedes reichenMannes angeeignet, zu dem Gott sprach: «Du Narr!Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und

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wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?» (Lk12,20).

In den Himmel kommen – aber jetzt noch nicht

Die meisten Christen wollen in den Himmel kom-men, aber erst, nachdem sie ein langes Leben auf die-ser Erde hinter sich haben. Im Gegensatz zu den Leh-ren Christi und dem Leben der Urgemeinde sind ihreHoffnungen, Wünsche und Interessen mit dieser Weltverknüpft. Der Himmel ist für sie weit weg, ein Ziel,das sie erst am Ende ihres Lebens erreichen wollen,aber nicht vorher. Eine plötzliche Entrückung an die-sen Ort wäre für die meisten Christen eine unwillkom-mene Störung bei der Verwirklichung ihrer irdischenPläne und Bestrebungen. Leider trifft diese Einschät-zung auch auf viele Christen zu, die an eine Entrü-ckung vor der Trübsal glauben. Obwohl sie dieser Lehrevom Verstand her zustimmen, hat die Naherwartungnicht ihre Herzen erreicht. Die Ehrfurcht gebietendeErkenntnis, dass sie plötzlich, jederzeit, entrückt wer-den können, um Christus in der Luft zu begegnen, hatkeine Auswirkung auf ihr Leben. Sie glauben zwar aneine Entrückung, aber sie erwarten sie nicht zu ihrenLebzeiten. Tragischerweise leben auch diejenigen, diebehaupten, an die bevorstehende Rückkehr Christi zuglauben, nicht immer so, wie Christus es von ihnenwill: «Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lich-ter brennen und seid gleich den Menschen, die auf ih-ren Herrn warten, wann er aufbrechen wird von derHochzeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihmsogleich auftun» (Lk 12,35-36).

Erst wenn Seine bevorstehende Rückkehr zu unse-rer ständigen Hoffnung geworden ist, werden wir wiewahre Nachfolger Christi leben, nämlich als Bürger

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des Himmels, die darauf warten, dass ihr Herr siejederzeit zum Haus Seines Vaters mitnimmt.

Wartet nicht eine aufrichtig liebende Braut sehn-süchtig auf den Hochzeitstag, an dem sie mit ihremBräutigam vereint wird, um den gemeinsamen Lebens-weg zu beginnen? Normalerweise sehnt man sich dochnach dem, den man liebt. Wenn ein Zusammentreffenmit dem Geliebten nicht nur eine vage Hoffnung ist,sondern sich jederzeit verwirklichen kann, dann wirddie Liebe dadurch gestärkt. Wenn man aber weiss, dassman viele Jahre lang getrennt bleiben muss, wird dieBeziehung darunter leiden.

Wir haben die Wahl: Himmel oder ErdeWir wollen daran denken, dass Christus den Ge-

danken an eine Verzögerung Seines Kommens immermit etwas Negativem gleichgesetzt hat. Nicht nur inden beiden eingangs zitierten Versen, sondern auch inanderen Texten wird dieser düstere Tadel wiederholt.Diejenigen, die hoffen, dass Er noch lange nicht kommt,werden von Ihm streng zurechtgewiesen. Ein besseresArgument für die Naherwartung gibt es eigentlichnicht, denn dieser Tadel Christi wird stets begleitet vonder Warnung, dass Er zu einer Zeit zurückkehren wird,wenn man am wenigsten mit Ihm rechnet: «Wenn aberjener Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr kommtnoch lange nicht, und fängt an, die Knechte und Mäg-de zu schlagen, auch zu essen und zu trinken und sichvollzusaufen, dann wird der Herr dieses Knechtes kom-men an einem Tage, an dem er’s nicht erwartet, undzu einer Stunde, die er nicht kennt …» (Lk 12,45-46).Manche Christen wünschen sich, dass die Entrückungsich verzögert, und viele meinen, sie hätten eine bibli-sche Begründung für die Auffassung, dieses Ereignis

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könne erst nach dem Erscheinen des Antichristen, dergrossen Trübsal oder sogar erst nach dem Ende desMillenniums stattfinden. Doch Christus sagt, dass sol-che Gedanken mit einem ersten Schritt in die falscheRichtung gleichzusetzen sind. Immer ist es der «böse»Knecht, der meint, sein Herr komme noch lange nichtund er habe Zeit, sein Leben selbst in die Hand zunehmen. Wenn aber Johannes schreibt, dass jeder, derdiese Hoffnung hat, sich reinigt, dann setzt auch ereine Naherwartung voraus. Denn wenn er damit einweit entferntes Geschehen meinen würde, an dem wirmöglicherweise gar nicht beteiligt sind, wie zum Bei-spiel eine Rückkehr Christi nach dem Millennium, danngibt es keine Hoffnung und auch keine reinigendeWirkung.

Wie wir bereits festgestellt haben, trifft dies auchauf eine Entrückung nach der Trübsal zu. Es wird zwarbehauptet, dass Johannes sich auf die Gewissheit al-ler Christen bezieht, ihrem Herrn im Augenblick desTodes zu begegnen. In gewissem Sinne trifft das ja auchzu. Aber Johannes muss wohl doch mehr als das imSinn gehabt haben, denn wer hofft schon auf den Tod?Er muss etwas meinen, das eine noch stärkere Wir-kung hat als der Gedanke an den Tod, und das kannnur die Hoffnung auf die bevorstehende RückkehrChristi zur Entrückung Seiner Braut in das Haus Sei-nes Vaters sein.

Johannes empfiehlt natürlich nicht eine fanatischeWeltflucht, die jede vernünftige Vorsorge für diesesLeben ausser Acht lässt. Wir sollen unser Leben sogestalten, dass wir zwar jederzeit diese Erde verlassenkönnen, aber andererseits müssen wir auch Vorsorgetreffen für den Fall, dass sich die Entrückung verzö-gert. Wir müssen dieses Leben vernünftig planen, ohne

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jedoch unsere Hoffnung und unser Herz an diese Plä-ne zu hängen. Die Lehre von der Entrückung vor derTrübsal dringt zum Kern des Kampfes zwischen Gottund Satan um die Seelen der Menschen vor. Erstaun-licherweise bezieht sich die Wahl, vor der wir stehen,nicht auf Himmel oder Hölle. Wäre das der Fall, werwürde sich dann nicht für den Himmel entscheiden?Vielmehr liegt unsere Wahl, die wir täglich oder sogarstündlich treffen müssen, zwischen dem Himmel unddieser Erde. Nur die Wahrscheinlichkeit einer bevor-stehenden Entrückung macht diese Entscheidung zueiner Notwendigkeit.

Unser Denken und unser Handeln werden ständiggeprägt von unserer unbewussten Antwort auf die Fra-gen: «Bin ich bereit, diese Erde jetzt zu verlassen undin den Himmel zu gehen, oder gibt es etwas, das michhier zurückhält? Gibt es etwas auf dieser Erde, das indiesem Augenblick zwischen mir und meinem Herrnsteht?» Wenn wir uns diesen Fragen stellen, dann kön-nen wir verstehen, warum Paulus uns ermahnt: «Trach-tet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was aufErden ist» (Kol 3,2).

Die alles entscheidende Frage

Der Kampf, der sich im menschlichen Herzen ab-spielt, begann mit der Entscheidung zwischen zweiWelten, nämlich der Welt, wie Gott sie gemacht hatund der Welt, wie der Mensch sie als selbst ernannterGott gemeinsam mit Satan gestalten wollte. Adamtauschte die Welt, die Gott gemacht hatte, gegen eineandere Welt ein, die der Mensch als neue Gottheit nachseinem Willen formen wollte. Wir sind jedoch dabei,diese Welt zu zerstören, trotz aller Bemühungen imökologischen Bereich und aller Verheissungen über eine

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neue Weltordnung. Eines Tages wird Gott diejenigenvernichten, welche die Erde vernichten (vgl. Offb11,18), damit Christus in Gerechtigkeit herrschen kann.Am Ende dieser tausendjährigen Herrschaft, nach derletzten Rebellion des Menschen, wird Gott dieses demUntergang geweihte Universum zerstören und für die«neuen Geschöpfe in Christus» ein vollkommenes undewiges Universum erschaffen, in das die Sünde niemehr eindringen kann.

Irren wir uns nicht, denn wir treffen in jedem Au-genblick die Wahl zwischen der Welt des Menschenoder der neuen Welt Gottes. Die entscheidende Fragelautet, ob wir diesen Tausch wirklich vollziehen wol-len, solange unser Leben noch lebenswert erscheint.Natürlich möchte jeder Mensch Krankheit, Tod undHölle gegen den Himmel eintauschen, aber wollen wirjetzt, in diesem Augenblick, das Beste, was die Weltzu bieten hat, loslassen und die Gegenwart Gottes er-greifen? Vor diese alles entscheidende Frage stellt unsdie Naherwartung der Entrückung!

Endzeit – wie weit sind wir?

Wir sollten uns fragen, wie weit wir sein wollen,wie sehr wir uns die Entrückung herbeiwünschen. Dietiefgehende Wirkung der Naherwartung und der vie-len Warnungen unseres Herrn besteht darin, zu wa-chen und jederzeit für Seine Rückkehr bereit zu sein.

Wollen wir wirklich, dass die Entrückung jetzt statt-findet, oder wünschen wir uns eine Verzögerung? Na-türlich fühlen wir uns hin- und hergerissen, denn wirwünschen uns doch auch, dass unsere unerlöstenFreunde und Angehörigen Christus in ihr Leben auf-nehmen, bevor es zu spät ist. Aber unserer Liebe zuIhm soll nichts im Weg stehen. Die Hoffnung auf Sei-

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ne bevorstehende Rückkehr soll unsere Herzen vollund ganz ausfüllen, in unserem Leben ihre reinigendeFrucht bringen und sich durch uns auf viele andereauswirken, bevor es für immer zu spät ist!

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DaveHunt,Jahrgang 1926, warnach seinem Mathe-

matikstudium zunächst als Wirtschaftsprüfer undUnternehmensberater sowie bei verschiedenenFirmen in Managementpositionen tätig. Seit 1973widmet er sich dem vollzeitigen Dienst als Buch-autor und Bibellehrer sowie als international ge-fragter Konferenzredner. Er hat mehr als zwan-zig Bücher verfasst, von denen einige zu welt-weiten Bestsellern wurden. Den Lesern im deut-schen Sprachraum ist er vor allem durch Titelwie Die Verführung des Christentums, Die Frauund das Tier sowie Jerusalem – Spielball der Völ-ker bekannt.

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Verlag Mitternachtsruf, Eichholzstrasse 38, CH-8330 Pfäffikon ZHTel: 01 - 952 14 15, Fax: 01 - 952 14 11, E-Mail: [email protected]

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DieEntrückungNorbert Lieth192 SeitenBestell-Nr. 18749

Die Bedeutung der Lehrevon der Wiederkunft JesuChristi kann nicht hoch ge-nug eingeschätzt werden,zumal sie in der Heiligen

Schrift mehr Raum einnimmt als jede andere Lehre, unddas sowohl im Alten wie auch im Neuen Testament.

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Die Rückkehr Jesu wird das krönende Ereignis aller an-deren Ereignisse sein. Die erste von einem Menschenausgesprochene Prophetie (Henoch, vgl. Jud 14-15) undauch die letzte Botschaft des erhöhten Christus (Offb22,20-21) befassen sich mit diesem Thema.

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Die ZukunftdesChristenNorbert Lieth208 SeitenBestell-Nr. 18732

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Zukunftsaussichten –Perspekti-ven aus demDaniel-BuchNorbert Lieth

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Daniel bedeutet «Gott ist Richter», und wie kein andererlernte der Prophet das souveräne Handeln Gottes anden Völkern kennen.

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Band 1: Gebunden,187 SeitenBestell-Nr. 18733

Band 2: Gebunden,185 SeitenBestell-Nr. 18734

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Offenbarung Jesu Christi –Eine Aus-legung fürunsere ZeitWim Malgo

Folgen Sie dem Autor durchdas letzte Buch der Bibel, underleben Sie ein gewaltigesPanorama der Heilsgeschich-te!

Jedes Kapitel der Offenbarungwird gründlich, aber packenderklärt. Vers für Vers entfaltetsich ein erschreckendes Bild von der Zeit, in der wir leben,aber auch ein Mut machender Ausblick auf eine herrlicheZukunft.

Auf seine für ihn charakteristische Weise verdeutlicht WimMalgo, dass die Offenbarung für den Bibelleser kein «Buchmit sieben Siegeln» ist. Auch das letzte Buch der Bibel istnicht etwas Fremdartiges, Unpersönliches, sondern fordertden Leser zu einer Standortbestimmung und persönlichenStellungnahme heraus.

Band 1: Auslegung von Kapitel 1–11Gebunden, 314 SeitenBestell-Nr. 17533

Band 2: Auslegung von Kapitel 11–22Gebunden, 360 SeitenBestell-Nr. 17537

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Vertrauenin denallmäch-tigen GottMarcel Malgo76 SeitenBestell-Nr. 18737

Wir leben in einer turbu-lenten Zeit! Kriege, drohende kriegerische Aus-einandersetzungen, zunehmende Kriminalität, hohe Ar-beitslosigkeit usw. kennzeichnen die Gegenwart und be-kümmern viele Menschen. Darüber hinaus werden dieEinzelnen durch persönliche Nöte bedrängt: Krankheit,Einsamkeit, Schuld.

Vielleicht ist da auch die Angst, selber den Arbeitsplatzzu verlieren oder sich plötzlich vor irgendwelche He-rausforderungen gestellt zu sehen, denen man sich nichtgewachsen fühlt, die man nicht anzupacken wagt. – DerSorgen und Ängste sind viele! Der Autor hat einige davonaufgegriffen. Ohne sie zu bagatellisieren, macht er Mut,dem allmächtigen Gott voll und ganz zu vertrauen:

• Vertrauen trotz Krankheit• Vertrauen in der Angst• Vertrauen in grossen Anforderungen• Vertrauen trotz Schuld• Vertrauen für die Ewigkeit

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BiblischeAntwortenauf 350Lebens-fragenWim Malgo424 SeitenBestell-Nr. 17543

In Leinen gebunden, hellblau mit Goldprägung undSchutzumschlag.

Der Verfasser dieses Buches stand über vier Jahrzehnte langim Dienste der Verkündigung. Tausende und aber Tausendevon Fragen hat er in dieser Zeit beantwortet.

Dieses Buch vermittelt einen Querschnitt durch die vielfälti-gen Fragen, die Christen heute bewegen. Während dem ei-nen eine Frage als banal erscheinen mag, ist sie für den an-deren von eminenter Wichtigkeit. Für den echten Seelsorgeraber gilt es, jede Frage ernst zu nehmen und nach bestemWissen und Gewissen zu beantworten.

Dieses innere Engagement des Autors, verbunden mit um-fangreicher Bibelkenntnis und reicher Erfahrung, lässt dasvorliegende Buch zu einem Ratgeber werden, der zweifels-ohne vielen zum reichen Segen gereichen wird.

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Fakten,Fakten,Fakten!Kennen Sie das auch? EinArbeitskollege schwärmtvon einem neuartigen Na-turheilverfahren. «Ich war

nur drei Mal da, und meine schlimmen Kopfschmerzensind wie weggeblasen! Zuerst war ich skeptisch, aberjetzt bin ich überzeugt! Wäre das nicht auch etwas fürSie?» Sind Sie bei solchen Fragen erst einmal sprach-los? Das wird sich bald ändern!

Die Faktenreihe – viel Information auf engstemRaum!

Aktuelle Themen aus biblischer Sicht – damit Sie beischwierigen Fragen die passenden Antworten finden.Ideal als Gesprächsgrundlage und zum Weitergeben!

Verlag Mitternachtsruf, Eichholzstrassse 38, CH-8330 Pfäffikon ZHTel: 01 - 952 14 15, Fax: 01 - 952 14 11, E-Mail: [email protected]

Verlag Mitternachtsruf, Postfach 1162, D-79807 LottstettenTel: (07745) 8001, Fax: (07745) 201, E-Mail: [email protected]

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Alle 24 Bücherder Faktenreiheim Überblick18750 ■ Fakten über die New-Age-Bewegung18751 ■ Fakten über ganzheitliche Medizin und

■ alternative Heilmethoden18752 ■ Fakten über Psychologie, Selbstverwirk-

■ lichung und Selbsthilfe18753 ■ Fakten über Okkultismus18754 ■ Fakten über das Leben nach dem Tod18755 ■ Fakten über Sterbeerlebnisse18756 ■ Fakten über Hellsehen18757 ■ Fakten über Astrologie18758 ■ Fakten über falsche Lehren in der

■ Gemeinde Jesu18759 ■ Fakten über die Glaubensbewegung18760 ■ Fakten über Geistwesen18761 ■ Fakten über Engel18762 ■ Fakten über Homosexualität18763 ■ Fakten über Abtreibung18764 ■ Fakten über die Freimaurer18765 ■ Fakten über den Islam18766 ■ Fakten über die Zeugen Jehovas18767 ■ Fakten über die Mormonen18768 ■ Fakten über den Katholizismus18769 ■ Fakten über Schöpfung und Evolution18770 ■ Fakten über Halloween18771 ■ Fakten über Rockmusik18772 ■ Fakten über UFOs18773 ■ Fakten über Bibelübersetzungen

Informationen über Erscheinungstermine:www.mnr.ch/faktenreihe oder Tel. 0041 1 952 14 15

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Verlag Mitternachtsruf, Postfach 1162, D-79807 LottstettenTel: (07745) 8001, Fax: (07745) 201, E-Mail: [email protected]

MonatszeitschriftMitternachtsruf«Zur Mitternacht aber ward ein Geschrei:siehe, der Bräutigam kommt; geht aus,ihm entgegen». Dieses Wort aus Matthä-us 25,6 wird für unsere Leser Monat fürMonat aktuell! Wir bieten Ihnen biblischfundierte Artikel, Kommentare und Fak-ten zu brisanten Zeitfragen. Oder habenSie Fragen an uns? In der Korrespondenz-

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MonatszeitschriftNachrichten aus IsraelLesen Sie diese Zeitschrift einmal im Mo-nat, und Sie können mitreden über dieUrsprünge des Nahost-Konflikts, aktuelleEntwicklungen im modernen Staat Israelund biblische Zusammenhänge über dasHandeln Gottes an Seinem Bundesvolk.Neugierig auf mehr Fakten? Dann fordernSie ein kostenloses Probeexemplar an!

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