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ZUM STIFTUNGSTAG: die zehn goldenen Regeln für Bürgerstifter 11. Mai 2011 13

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Enter - das Engagementmagazin

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zum stiftungstag:die zehn goldenen Regelnfür Bürgerstifter

11. Mai 2011 13

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Und so könne Sie teilnehmen: E-Mail: Senden Sie eine Nachricht mit dem Betreff „Stiftung“ an [email protected]. Facebook: Liken Sie unsere Facebook-Seite http://www.facebook.com/enterma-gazin und hinterlassen Sie einen Kommentar mit dem Begriff „Stiftun-gen“. Twitter: Posten Sie einen Tweet mit den Ele-menten „#stiftungen“ und „@enter-magazin“. Unter allen Einsendern verlosen wir am 27. Mai die beiden Handbücher.Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Weitersagen!

Rechtshandbuch für StiftungenHerausgeber: Prof. Dr. Barbara Weitz und Jörg MartinStand: April 2011, 2 Bde.; ca. 1.400 S.Ein Team von renommierten Experten aus der Stiftungsszene schreibt kompakte Fachbeiträge u.a. zu:

• Aktuelles und Trends• Erläuterung von Urteilen• Finanz und Vermögensverwaltung

Besonderen Stiftungsformen und ihren rechtlichen Grundlagen

• Organisation von Stiftungen• Kommunikation und Fundraising

etc.

Weitere Informationen und Bestell-möglichkeit unter www.stiftungsrecht-aktuell.de

EntER vERlostgEwinnEn siE EinEs von zwEi stiftungshand-BüchERn im wERt von 140 EuRo!

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hEldEn

Ist es nun ein Marketing-Gag, unberechenbarer Irrsinn oder tatsächliches Engagement? Charlie Sheen hat gerade die Sheen’s Korner Foundation gegründet. Erste Amtshand-lung der Stiftung wird es sein, ein Gewaltopfer in San Francisco zu unterstützen, wo Sheen mit seiner aktuellen Show gastiert. Der amerikanische Schauspieler hat wegen privater Eskapaden gerade seinen Job in der Serie „Two and a Half Man“ verloren.

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Foto

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Magic

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wulffmoRgEnthalERcaRtoon dER wochE

zahl

385 .000So viele Stunden ehrenamtlicher Arbeit haben 2010 die Bürgerstifter geleistet (Quelle: Initiative Bürgerstif-tungen, bezieht sich auf Bürgerstif-tungen mit Gütesiegel)

wusstEn siE das?

Zwar haben sich viele Stiftungen der Förderung von Bürgerengagement ver-schrieben – aber jede macht es für sich. Eine Studie der Körber Stiftung und des Bundesverbandes deutscher Stiftun-gen hat dies in einer Studie nachgewie-sen. Die Untersuchung ist gleichzeitig der Aufruf, künftig Synergien besser zu nutzen.http://www.stiftungen.org/uploads/

tx_ttproducts/datasheet/Engage-

mentstudie_2010_online.pdf

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IdeenWeltbeweger

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caRtoon dER wochE

Deutscher kann eine Argumenta-tion nicht sein: „Dürfen reiche Men-schen einen Teil ihres Vermögens steu-erbegünstigt stiften, um damit einen von ihnen selbst gewählten Bereich des Gemeinwohls zu fördern? Die hat doch keiner gewählt!“ Die Diskussion über die demokratische Legitimation des Stiftungswesens ist nicht neu. Durch die Mega-Stiftungen US-ameri-kanischer Milliardäre hat sie im ver-

KolumnE

gangenen Jahr Fahrt aufge-nommen.Erstaunlich: Wir misstrauen Poli-tik und Verwal-tung abgrund-

tief. Doch wenn Unternehmer mit ihrem Geld und ihren Methoden Staat machen, ist uns das mindestens genauso suspekt. Natürlich darf und muss die Frage gestellt werden, wer an welcher Stelle und mit welchen Mitteln das Gemeinwohl fördert. Und nicht jede Stiftung bekleckert sich mit Ruhm, wenn es um Transparenz geht. Aber, ganz ehrlich: Ist der demokra-tisch legitimierte Staat in dieser Hin-sicht besser? Durchschauen die Bür-ger, wofür Bund, Länder und Kommunen ihre Fördermittel sprudeln lassen?Lassen wir die Kirche im Dorf. Die über 18.000 deutschen Stiftungen sind in der Mehrzahl kleine, rein ehrenamtlich geführte Initiativen mit minimalem Kapital. Mehr als drei Viertel haben keinen einzigen bezahlten Mitarbeiter. Damit lässt sich nicht viel Schaden an der Demokratie anrichten. Der Gewinn ist weitaus größer: mehr Vielfalt im Bürgerengagement.

Uwe Amrhein ist Herausgeber von ENTER.

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Ideen Weltbeweger

P R i v a t m a c h t s t a a t

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onlinE-PRojEKt

Für Schuldner ist es nicht immer einfach, persönlich eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Die Hür-den sind oft hoch, die Scham über die eigene Situation groß. Die Stif-tung für private Überschuldungs-

prävention geht deswegen mit einer Online-Beratung einen ande-ren Weg. Diskret stehen Experten mit Rat und Tat verschuldeten Menschen im Netz zur Seite. Ano-nymisiert werden dann die Fragen und Antworten in einem Wissen-sportal veröffentlicht und errei-chen so weitere Betroffene. Dane-ben vermittelt die Stiftung Schuldner aber auch klassische Beratungseinrichtungen. Um Jugendliche vor Überschuldung zu schützen, steht ein Handy-Bud-get-Planer zum Download bereit.www.deutschland-im-plus.de

hilfE füR schuldnER

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IdeenWeltbeweger

mit-machER jungE talEntE

Als Talentscout betätigt sich die Bür-gerstiftung Neukölln. In einem der schwierigsten Bezirke Berlins bringt das Projekt „Neuköllner Talente“ Kin-der mit erwachsenen Paten zusam-men. Kinder, die Zuhause und in der Schule nicht die nötige Unterstützung erfahren, bekommen hier die Chance herauszufinden, was sie gerne tun, sich wünschen, besonders gut können. Das kann man bei einem Schwimmbadbe-such herausfinden, beim gemeinsa-men Malen oder im Zoo. Für Projektlei-terin Idil Efe beweist es sich jeden Tag aufs Neue: „Jedes Neuköllner Kind ist ein Neuköllner Talent!“

Fotos: Neuköllner Talente / S

tiftung für private Überschuldungsprävention

http://neukoellner-talente.de

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EntER hilft! fundRaising-wiKi

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Ideen Weltbeweger

Veronika Mercks sucht Mitmacher für die Studenteninitiative weitblick Ber-lin e.V

Das Problem: ungleiche Bildungs-chancen

Das Ziel: sich gemeinsam für weltweit gerechte Bildungschancen einsetzen.

Warum das wichtig ist: Wir haben das Privileg, Bildung zu erhalten und wollen

dieses an junge Menschen auf der gan-zen Welt weitergeben.

Ich brauche: Kreative, Anpacker, Kom-munikative, Überzeuger, Nachdenker, Innovative, die ihre eigenen Ideen und Fähigkeiten einbringen.

Der Lohn für’s Mitmachen: Kennenlernen von vielen interessanten, netten und motivierten jungen Menschen; Möglich-keit, etwas zu bewegen.

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Buch-tiPP göRing, untERnEhmEn stiftung

Das Wesentliche auf 200 Seiten. Hier wird fündig, wer eine Stiftung gründen oder sich in einer Stiftung engagieren will und mehr darüber erfahren möchte, wie eine solche funktioniert. Stiftungen werden hier als Organisati-onen vorgestellt, die wie ein Unterneh-men arbeiten. Ein Kapitel befasst sich speziell mit Bürgerstiftungen. Für den ersten Einstieg eine gute Wahl.

Michael Göring, Unternehmen Stif-tung, 205 Seiten, 24,90 Euro, Hanser Wirtschaft

PRojEKt dER wochE stiftung füR migRantEn

Für die Hamburger Stiftung für Migran-ten haben sich gleich zwei Dutzend Unternehmer mit ausländischen Wur-zeln zusammengetan. Gemeinsam hel-fen sie ganz praktisch dabei, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund einen Einstieg ins Berufsleben finden. Die Stiftung vermittelt Praktikums-plätze oder Bildungspaten und vergibt Ausbildungsstipendien. Gerade wurden die neuen Stipendiaten ausgewählt: vier Berufsschüler, die nun ein intensives Coaching bekommen und sich ganz auf das Lernen konzentrieren können.www.stiftung-für-migranten.de

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Ideen WeltbewegerFo

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zEhn goldEnE RatschlägE füR BüRgERstiftER

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GoldeneTitel

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Die Initiative Bürgerstiftungen beim Bundesverband Deut-scher Stiftungen und der Verein Aktive Bürgerschaft. Auch wer etwas Großes beginnen will, muss klein anfangen. Eine Stif-tung zu gründen ist ein Projekt, bei dem viel schief gehen kann. Wir haben zehn erfolgreiche Stifter gefragt, welche guten Tipps sie geben können, um Fehler zu vermeiden. Die zehn wichtigsten Ratschläge lesen Sie auf den folgenden Seiten.

Wer stiften will, braucht keine Reichtümer. Bei Bürgerstiftun-gen geht es um andere Werte. Bürgerinnen und Bürger sam-meln gemeinsam Kapital,um eine stabile und dauerhafte Basis für ihr lokales Engage-ment zu schaffen. Bürgerstif-tungen boomen. 1.400 sind es weltweit, zwischen 200 und 300 in Deutschland. Zwei Organisa-tionen kümmern sich um dieVernetzung und Beratung von Bürgerstiftungen:

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Ratschläge Titel

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„Die Entscheidung, eine Stiftung zu gründen, hat sich bei uns fast orga-nisch entwickelt. Am Anfang stand das Netzwerk „Tolerantes Eberswalde“, eine Initiative gegen Rechtsextremis-mus. Da ging es vor allem um Aktions-wochen oder Demos. Diese lose Struk-tur trug dann nicht mehr, wir wollten etwas Neues aufbauen und so für eine demokratische Gesellschaft vor Ort arbeiten. Das passierte dann in Form einer Lokale-Agenda-21-Gruppe, die als Verein organisiert war. Die Ent-scheidung, eine Stiftung zu gründen, hatte viel mit einer Dissertation zu tun, die in der Region Eberswalde ein gro-ßes bürgerschaftliches Potenzial nachgewiesen hat. Wir wollten dieses erschließen und uns thematisch brei-ter aufstellen. Dann kam eins zum anderen: Einige Mitglieder des Vereins waren bereit, Gründungsstifter zu werden, und die Amadeu-Antonio-Stiftung nahm uns unter ihre Fittiche und hat uns intensiv beraten. Durch die kontinuierliche Arbeit in der Stif-tung waren wir dann zum ersten Mal in

der Lage, aktiv Themen anzugehen, die wichtig für uns sind. Dass der dama-lige Oberbürgermeister zuerst die Befürchtung hatte, unsere Stiftung sei angetreten, um ihn zu stürzen, ist eine andere Geschichte...“

Helga Thomé, Vorstand Bürgerstiftung

Barnim-Uckermark

www.barnim-uckermark-stiftung.de

d i e r i c h t i g e f o r m f i n d e n

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GoldeneTitel

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„Bei der Gründung unserer Stiftung hatten wir zuerst nur die Stadt Landshut im Blick – eine Stadt mit 62.000 Ein-wohnern. Wir waren uns damals sicher, dass hier ausreichend Potenzial an Engagierten, Spendern und Stiftern vorhanden sein würde. Dies hat sich auch bestätigt. Wir haben dann aber in der konkreten Projektarbeit gemerkt, dass es keinen Sinn macht, zwischen Stadt und Umland zu unterscheiden. Wir konnten da nicht einfach Menschen von Förderungen ausschließen, nur weil

sie jenseits der Stadtgrenze wohnten. Gleichzeitig haben wir gemerkt, dass aus dem Umland auch viel Unterstützung kommt. Das Projekt „Bürgerhaus“ etwa wird zu einem Großteil von Familienbe-trieben aus dem Landkreis getragen. Deshalb haben wir unseren Aktionsra-dius inzwischen ganz deutlich erweitert und verstehen uns jetzt als Bürgerstif-tung der Region Landshut – damit decken wir einen Einzugsbereich mit 210.000 Einwohnern ab. Anderen Bürgerstiftun-gen, die wir in der Aufbauphase unter-stützen, raten wir deshalb ganz klar, nicht zu bescheiden mit dem Zuschnitt ihrer Stiftung zu sein.“

Anke Humpeneder-Graf, Vorstandsvor-

sitzende Bürgerstiftung Landshut

www.buergerstiftung-landshut.de

A k t i o n sr A d i u s d e f i n i e r e n

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Ratschläge Titel

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„Das vielleicht Wichtigste bei der Grün-dung einer Stiftung ist es nach unserer Erfahrung, unabhängig von Politik und Verwaltung zu bleiben. Unser erster Ver-such, eine Stiftung anzuschieben, ist daran gescheitert, dass wir diese Unab-hängigkeit nicht gewahrt hatten. Damals hatten sich einige Bürgerinnen und Bür-ger unter Federführung des Land-ratssamts zum Ziel gesetzt, eine Bür-gerstiftung zu gründen. Was, wie wir heute wissen, schon im Ansatz nicht funktionieren konnte. Eine Bürgerstif-tung muss selbstbestimmt sein, die stiftenden Bürger müssen die Entschei-dungen treffen können – das kann keine politische Institution übernehmen. Sie kann anschieben, sollte sich danach aber zurückziehen. Beim zweiten Anlauf haben wir strikt auf politische Neutrali-

tät geachtet und darauf, dass keine Inte-ressen Dritter zum Zuge kommen. Inter-essanterweise wurde dadurch unser Stiftungsprojekt auch für die freie Wirt-schaft sehr viel attraktiver. Als jemand, die andere Stiftungen in Bayern berät, merke ich immer wieder: Wann immer sich offizielle Stellen ein-mischen, kommt es zu Problemen. Bür-gerinteressen und Verwaltungsinteres-sen sind nun einmal nicht immer deckungsgleich. Es gibt immer wieder Städte oder Gemeinden, die sagen: ‚Unsere Kassen sind leer, also gründen wir eine Stiftung!‘ Der Ansatz könnte nicht falscher sein. In Neumarkt verste-hen wir uns übrigens sehr gut mit Land-rat und Oberbürgermeister. Die wissen, was sie an unserer Arbeit haben und unterstützen daher gerne unsere Stif-tungsaktivitäten.“

Vera Finn, Vorstand Bürgerstiftung

Region Neumarkt

www.buergerstiftung-region-neumarkt.

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u nAb hän g-i g b l e i b e n

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GoldeneTitel

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„Wir waren in der Startphase zu viert. Im Kernteam haben wir das Gros der Vorarbeiten zur Stiftungsgründung geleistet. Wir wollten erst mit dem Gründungsaufruf an die Öffentlichkeit gehen, wenn wir schon genügend Leute und Geld im Rücken haben. Ein Jahr haben wir uns dafür Zeit gegeben. Diese klare Frist zu setzen, war für die Motivation der Gruppe wichtig. Das Kernteam hat die Satzung vorbereitet und an der Ausrichtung gearbeitet. Zur Unterstützung haben wir dann neun weitere Mitstreiter dazugewonnen, die aus verschiedenen Feldern kamen: einen Grafiker, Fotografen, Steuerbe-rater, Juristen, jemanden aus der Kir-che. Das waren unsere Multiplikato-ren, die in der Stadt bekannt waren und die früh ihr Gesicht für die Stiftung gezeigt haben. Mit ihrem Fachwissen haben sie uns ganz konkret in der Gründungsphase unterstützt. Das Kernteam hat auch insofern eine wich-tige Rolle gespielt, als wir selbst Grün-dungsstifter waren. Alle Mitglieder des Kernteams sind dann auch in den Vor-

stand oder ins Kuratorium gegangen. Inzwischen gab es schon einige perso-nelle Wechsel. Uns Gründern ist es aber gut gelungen, das Staffelholz so zu übergeben, dass für Kontinuität gesorgt ist.“

Dorothee Fischer, Vorstand Bürger-

stiftung Halle und Leiterin der Villa

Jühling

www.buergerstiftung-halle.de

i m t e A m s p i e l e n

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Ratschläge Titel

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„Für die Vorbereitung der Stiftungs-gründung haben meine Mitstreiter und ich zunächst einen Verein gegründet und auch schon mit der konkreten Pro-jektarbeit begonnen. Der nächste Schritt, um Gründungsstifter zu gewin-nen, waren dann öffentliche Informati-onsveranstaltungen. Dort haben wir erst einmal erklärt, was eine Bürger-stiftung überhaupt ist – vor zehn Jah-ren war das noch etwas Exotisches, ein unkonventioneller Weg. Nach jeder dieser Veranstaltungen ist dann ein Besucher auf mich zugekommen und wollte als Stifter mitmachen. Außer-dem haben wir ganz klassisch Pres-searbeit gemacht. Man merkte schon damals, dass das Interesse an dem Thema groß war. Auf diese Weise hat es nur ein paar Monate gedauert, bis wir neun Gründungsstifter zusammen hatten und ein Startkapital von 55.000 Euro. Meine Empfehlung nach zehn Jahren Arbeit in der Bürgerstiftung: Man sollte die Gründung nicht zu hek-tisch angehen und zusehen, dass das Gründungskapital möglichst hoch ist. Diese Anfangsfaszination nimmt viel

mehr Leute mit als ein nachträgliches Zustiften – das ist einfach nicht besonders sexy. Hat das Stiftungska-pital zu Beginn schon eine relevante Größe, wird man anders wahrgenom-men und auch mit dem Einwerben von Zustiftungen wird es dann einfacher. Der wichtigste Tipp aber: mit anderen Bürgerstiftungen sprechen und von deren Erfahrungen lernen.“

Dr. Michael Eckstein, Vorstand Bürg-

erstiftung Region Ahrensburg

www.buergerstiftung-region-ahrensburg.de

c l e v e rg e l d

s A m m e l n

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„Unsere Auftaktveranstaltung war ganz bewusst groß angelegt. Ziel war es, mit dem ‚Kick-off‘ Spender und Stifter zu erreichen und uns der Öffentlichkeit vorzustellen. Wir konn-ten Prof. Dr. Christian Pfeiffer für einen Vortrag gewinnen, und die Sparkasse stellte die Räume zu Verfügung. Der Saal hatte kaum gereicht, es wurde engagiert diskutiert, und am Ende konnten wir an diesem Abend weiteres Gründungskapital für die Stiftung ein-werben. Wir standen dabei vor der Herausforderung, dass wir zwar in einer Stadt mit vielen vermögenden Bürgern arbeiten, diese aber sehr abgeschottet leben, zum Teil eigene

Stiftungen gegründet haben. Die Grün-dungsveranstaltung war der erste große Schritt, uns ein Profil zu geben und in diesem schwierigen Umfeld zu positionieren. Von Anfang an haben wir regelmäßig einen Neujahrsemp-fang gegeben und eine sehr erfolgrei-che Gesprächsreihe zu aktuellen regi-onalen Themen initiiert. Für den Neujahrsempfang konnten wir ein gro-ßes Hotel gewinnen, das uns kosten-los Räume zur Verfügung stellt. Für das Catering können wir regelmäßig Baden-Badener Unternehmer als Sponsoren gewinnen. Zum Empfang laden wir persönlich ein, potenzielle Spender werden eng begleitet. Förder-projekte wie Jugendtheater oder Musikgruppen gestalten das Pro-gramm mit und können sich in einem schönen Rahmen präsentieren. In Sachen Spenderbindung und Öffent-lichkeitsarbeit ist das unser wichtigs-tes Veranstaltungsformat.“

Susanne Pfleiderer, Vorstand Bürger-

stiftung Baden-Baden

www.buergerstiftung-baden-baden.de

p r o f e s -s i o n e l l e e v e n t s

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Ratschläge Titel

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„Ziel unseres Marktplatzes ist es, gemeinnützige Organisationen mit U n t e r n e h m e n zusammenzubrin-gen, um, ganz ohne Geld, Ideen, Know-how oder Leistun-gen auszutau-schen. Es geht darum, Kontakte zu

Netzwerken zu knüpfen und ganz kon-krete Kooperationen einzugehen. Es sind kleine Vereinbarungen, aus denen aber oft eine langfristige Zusammen-arbeit entsteht. Beim letzten Markt-platz im März kamen 189 Vereinbarun-gen zustande – das war Rekord. Das Sozialkaufhaus hat jetzt neues Mate-rial für die Schaufensterdeko und das Seniorenheim bekommt vom Garten-Zentrum eine neue Grünfläche. Im Grunde ist der Marktplatz eine große Kontaktbörse – das Tauschgeschäft ist der Aufhänger. Gerade wir als Veran-

stalter wissen inzwischen ganz genau, wen wir ansprechen können, wenn wir etwas Bestimmtes brauchen. Wir haben über den Marktplatz Zugänge bekommen, die uns sonst nicht so leicht offengestanden hätten. Die Bür-gerstiftung Weimar hat auf diesem Weg sogar Zustifter gewonnen. Die besondere Herausforderung bei der Organisation einer solchen Veranstal-tung ist es, Unternehmen für die Idee zu gewinnen. Das funktioniert nur über persönliche Ansprache der Unterneh-men durch die Lenkungsgruppe, die möglichst mit gut vernetzen Unterneh-merpersönlichkeiten besetzt werden sollte.

Stefanie Lachmann arbeitet für die

Ehrennamtsagentur, einer Einrichtung

der Bürgerstiftung Weimar.

www.buergerstiftung-weimar.de

f ü r d i e i d e e begeistern

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GoldeneTitel

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„Was ist wichtiger in der Anfangsphase: mit viel Kapital starten oder viel Pro-jektaktivitäten? Wir haben uns ganz klar dafür entschieden, erst einmal auf die Projekte zu setzen und dann aus dieser Arbeit heraus unsere Bekannt-heit zu steigern, ein Profil zu bilden. Das war eine strategische Entschei-dung. Will man sich von vornherein Spielraum über Kapitalerlöse verschaf-fen, sprechen wir von Größenordnun-gen im Bereich von Millionen von Euro. Uns war am Anfang zudem der partizi-pative Aspekt wichtiger als die Kapital-ausstattung. Gerade in einer Stadt wie Köln, in der die Leute sich sehr stark mit ihrem Viertel identifizieren. Da ist es lebenswichtig, Leute aus allen Teilen der Stadt mit im Boot zu haben. Mit 50 Stiftern sind wir sehr breit aufgestellt gestartet. Derzeit versuchen wir, paral-lel zur Projektarbeit Treuhandstiftun-gen einzuwerben. Da wir nur mit ehren-amtlichen Mitgliedern arbeiten, ist das natürlich nicht ganz einfach. Meine Empfehlung: Jede Stiftung sollte schon am Anfang ein klares Profil entwickeln.

Hat eine Stiftung wenig Kapital, kann sie mit guter Vernetzung sehr viel aus-gleichen.“

Michael Aubermann, Vorstand Bürger-

stiftung Köln

www.buergerstiftung-koeln.de

projekte e f f e k t i v mAnAg e n

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Ratschläge Titel

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„Die Bürgerstiftung Kassel geht einen vielleicht etwas ungewöhnlichen, aber höchst erfolgreichen Weg. Sie ist ver-gleichbar mit einer Holding, unter der sich andere Stiftungen versammeln. Die einzelnen Stiftungen schließen Vereinbarungen mit dem Vorstand der Bürgerstiftung ab, mit der alles gere-gelt wird: vom Namen über den Zweck bis hin zur Verwendung der Erträge. Wir nehmen den Stiftern den Verwal-tungsaufwand ab, ebenso die Bilan-zierung und sogar die Pressearbeit. Mit diesem Modell haben wir inzwi-schen 25 neue Stifter gewonnen, von denen nur einer weniger als 50.000 Euro einge-bracht hat. Dass wir so viele neue Stifter gefun-den haben, liegt sicher auch an der Reputation der Sparkasse, die 1999 die Bürgerstiftung gegründet hat. Zu unserem Programm gehören regelmäßig Ver-anstaltungen, zu denen

wir Multiplikatoren wie Anwälte und Steuerberater einladen. Vor allem aber versuchen wir, das Stiften so einfach wie möglich zu machen. Mein Tipp für andere Bürgerstiftun-gen: Geben Sie Zustiftern die Möglich-keit, selbst zu bestimmen, was mit ihrem Geld passiert. Stifter entschei-den sich emotional und wünschen besonders anfangs eine enge persön-liche Beratung und Unterstützung. Gerade Menschen, die etwas vererben wollen, sorgen sich um ganz prakti-sche Dinge wie die Haushaltsauflö-sung oder die Bestattung. Hier können

Bürgerstiftungen mit ‚Rundum-Paketen‘ punk-ten. Greenpeace & Co machen es vor.“

Alexander Schmidt,

Geschäftsführer Bürger-

stiftung für die Stadt

Kassel und den Landkreis

Kassel

www.buergerstiftung-kas-

sel.de

m i t st i f t e r f i n d e n

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GoldeneTitel

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„Zentral für die Außenwirkung ist es, gute Arbeit in den Projekten zu leisten. Öffentlichkeitsarbeit muss dies nach außen kommunizieren. Das ist die Basis, um das Vertrauen zu gewinnen, das Spender und Stifter brauchen. Bei uns wissen die Leute, dass ihr Geld gut angelegt ist, und wir bemühen uns, individuellen Wünschen nachzukom-men. Unsere hauptamtliche Fundrai-serin ist vor allem mit dem Thema Spendergewinnung und -bindung beschäftigt, potenzielle Großzustifter werden vielfach direkt vom Vorstand betreut. Wir besprechen ganz indivi-duell, was Interessenten mit ihrem Geld bewegen können. Zwei Mal im Jahr veranstalten wir einen „Abend der BürgerStiftung Hamburg“, zu dem wir potenzielle große Zustifter einla-den und mit ihnen ins Gespräch kom-men. Außerdem pflegen wir vielfache Kontakte zu Notaren, Steuerberatern und Banken, die zu vielen potenziellen Stiftern Zugang haben und auf uns verweisen können. Ein weiterer wichti-ger Punkt: In unserem Stiftungsrat sit-

zen viele bekannte Hamburger, die über interessante Kontakte verfügen. Zudem garantieren wir Großspendern, die dies wünschen, absolute Vertrau-lichkeit, wie zum Beispiel bei der Groß-stiftung im vergangenen Jahr.“

Reimar Tietjen, Vorstand BürgerStif-

tung Hamburg

www.buergerstiftung-hamburg.de

den grossen f i s c hf A n g e n

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Ratschläge Titel

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Er ist alt, reich, eitel. Und, ja: er ist immer ein Er. Der Stifter. Er hat sein Geld als Unterneh-mer gemacht. Entweder als hanseatischer Kaufmann oder als schwäbischer Fab-rikant. Manchmal hat er geerbt und ein schlechtes Gewissen wegen seines unverschuldeten Reichtums. Aber das ist seltener. In den meisten Fällen ist er Self-made-Millionär und ein har-ter Arbeiter. Das hat ihn konservativ werden lassen. Kohls CDU war ihm lieber als die unter Merkel. Die Nach-kriegszeit hat er als Kind oder Jugendlicher bewusst erlebt. Er weiß, was Aufbau heißt. Er vertraut Gott und sich selbst. Er gibt gerne. Aber vor allem gibt er aus preußischem Verantwor-tungsgefühl. Dafür wird er nicht geliebt, aber geachtet.Der Stifter ist alt, reich und eitel. Und ein bisschen lang-weilig. Ach, ja? Dann lesen Sie mal.

Text: Uwe Amrhein/Henrik Flor

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GoldeneTitel

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d e r b r ü c k e n -b A u e r Carsten Rübsaamen

Wenn ein promovierter Innovations-manager eine Stiftung gründet, darf man ein besonders cleveres Konzept erwar-ten. Und tatsächlich ist die Bücherbrü-cke als kombinierte Stiftung und Social Business ein ungewöhnlicher und unge-wöhnlich gut funktionierender Hybrid. Auf einer Pfadfinder-Exkursion in die Mongolei ist Carsten Rübsaamen auf die Idee gekommen, zum Bildungsex-porteur zu werden. Und so funktioniert es: Die Stiftung sammelt englischspra-chige Bücher ein, die von Verlagen oder engagierten „Bücherhelden“ zur Verfü-gung gestellt werden und schickt sie in selbst errichtete Bildungszentren in der Mongolei. Dort werden dann auch noch die Lehrer vor Ort gecoacht. Die Arbeit der Stiftung wird komplett vom Social Business, der Bookbridge GmbH, finan-ziert. Der besondere Clou: Die GmbH verdient damit Geld, indem sie Füh-rungskräfte-Programme durchführt, in deren Rahmen u. a. Nachwuchs-Mana-ger Bookbridge-Bildungsprojekte auf-bauen und dabei jede Menge lernen. Carsten Rübsaamen ist unversehens

zum Vollzeit-Stifter und Sozialunter-nehmen geworden. Sein ehrgeiziges Ziel: bis zum Jahr 2014 sollen 3 Millionen Kinder erreicht werden. www.buecherbruecke.org

die j ü n g s t eJennifer Klein

Stifter müssen alt und reich sein? Das war einmal. Jennifer Klein war gerade einmal 16 Jahre alt, als sie mit der Stif-tung „Girls for Plan“ an den Start ging. Zusammen mit einer Handvoll Mitschü-lerinnen wollte sie etwas gegen die Beschneidung von Frauen in Afrika unter-nehmen. Ein Schuljahr lang dauerte es, bis durch Aktionen wie einer Moden-schau, einem Weihnachtskonzert oder Kuchenverkäufen 10.000 Euro zusam-menkamen - das Startkapital, um unter dem Dach von „Plan International“ eine eigene Stiftung zu gründen. Die zwölf Mädchen leisten nicht nur wichtige Auf-klärungsarbeit in Afrika und Europa, sie lernen auch, wie modernes Engagement aussieht und wie man früh Verantwor-tung übernimmt. www.girlsforplan.de

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Ratschläge Titel

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d i e s t u d e n t e nElemente der Begeisterung

„Elemente der Begeisterung“, das ist die erste und bislang einzige nur von Studierenden getragene rechtsfähige Stiftung. Oliver Janke und vier Mitstrei-ter aus Leipzig waren schon vorher in diversen Hochschulprojekten engagiert und wollten sich endlich von der För-derung und Vorgaben der alma mater unabhängig machen. Seit drei Jahren beweisen sie inzwischen, dass Engage-ment am besten in Eigenregie funktio-niert. Dafür steht zum Beispiel das musi-kalische Sommercamp in Dessau, bei dem Musiker aus Tunesien, Frankreich und Deutschland zusammenkamen, sich kennenlernen konnten und Konzerte

gaben. Neben der konkreten Projektar-beit ist das studentische Team aber auch zum Stiftungs-Consultant geworden. Mit dem Programm „Jugend stiftet!“ werden junge Engagierte bei der Stif-tungsgründung beraten. Die neueste Initiative: Auf der Facebook-Seite „Junge Menschen in Stiftungen“ können sich werdende Stifter und Stiftungsmitar-beiter vernetzen, austauschen, beraten. www.edb-stiftung.de

d e r m A n A g e rBernard Eßmann

Es gibt Stifter, die sich selbst ein Denk-mal setzen wollen, mit dem ganz prak-tischen Engagement aber nicht viel zu tun haben wollen. Bernard Eßmann hat es anders gemacht als die Scheckheft-Philanthropen. Er war Unternehmens-berater und mit einer eigenen Private-Equity-Firma zu Geld gekommen. 2003 gründete er mit seiner Frau Julia die Peppercorn Foundation. Als beide gemein-sam nach Afrika reisten, um dort Hilfs-projekte der Organisation Hands@Work für Aids-Waisen zu besuchen, wurde ihnen klar, dass sie eine neue Aufgabe gefunden hatten. Bernard Eßmann gab die Geschäftsführung seiner Firma ab, und ging mit Frau und drei Kindern für ein Jahr nach Afrika, um vor Ort in einem der Waisenprojekte mitzuarbeiten. Zurück in Deutschland hieß es nicht business as usual. Bernard Eßmann wurde zum Vollzeit-Stifter, organisiert Freiwillige für die drei Waisenprojekte, die die Stif-tung unterhält, und sammelt Geld ein, damit aus der Familienstiftung eine breit aufgestellte Hilfsorganisation wird. www.peppercorn-stiftung.de

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Ratschläge Titel

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Die Initiative Bürgerstiftun-gen des Bundesverbands Deutscher Stiftungen ver-steht sich als Motor der Bürg-erstiftungen in Deutschland. Sie berät Gründungsinitia-tiven und Bürgerstiftungen, veranstaltet Fortbildungen und verleiht ein eigenes Gütesiegel. Enter sprach mit Dr. Burkhard Küstermann, Leiter der Initiative Bürger-stiftungen, über gefährliche Einflussnahme von Politik und Verwaltung, den Spagat zwischen Projektarbeit und Vermögensbildung und falsch verstandene Beschei-denheit.

Was motiviert Menschen dazu, eine Bürgerstiftung auf die Beine zu stellen?

Das kann die Dankbarkeit sein für ein erfolgreiches Berufsleben, die Verant-wortung für das Gemeinwesen, das kann aber auch der Ärger über die

städtische Politik sein und der Wunsch, selbst vor Ort etwas zu bewegen.

Die Bürgerstiftung ist eine von vielen Formen, um Engagement vor Ort zu organisieren. Wann ist es das Mittel der Wahl?

Man sollte zu Beginn gut überlegen, für welche Form bürgerschaftlichen Engagements man sich entscheidet und wo man den Schwerpunkt seiner Arbeit sieht. Wenn man viele Menschen projektweise aktiv einbinden will, kann im Einzelfall auch der Verein eine geeignete Rechtsform sein. Die Stiftung zeichnet sich dadurch aus, dass sie langfristig Kapital aufbaut. Wenn man dazu aufruft, sich nachhaltig für die Stadt oder die Kommune zu engagieren, kann das sehr attraktiv für potenzielle Geldgeber sein.

Die große Herausforderung ist der Aufbau des Stiftungsvermögens, das die eigent-liche Projektarbeit finanziert. Wo hakt es da am Häufigsten?

„gRossdEnKEn“

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GoldeneTitel

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Wichtig bei einem langfristigen Projekt wie der Bürgerstiftung ist es vor allem, einen langen Atem zu haben. Wie bin-det man Stifter in die Arbeit ein? Wie wird man interessant für Zustifter? Man muss lernen, Danke zu sagen, immer wieder auf Stifter zugehen – das alles erfordert Ausdauer. Und man muss begeistert sein – zeigen, dass man seine Arbeit gut macht. Transparenz ist ganz wichtig.

Stichwort Transparenz: Gerade im kom-munalen Bereich drängen immer auch lokale Schwergewichte – vom Bürger-meister bis zum Sparkassenchef – in die Stiftungsgremien. Fehlt da einigen Bürgerstiftungen das Problembewusst-sein?

Es ist unglaublich wichtig, dass Bür-gerstiftungen unabhängig bleiben. Unabhängigkeit ist eines der „10 Merkmale einer Bürgerstiftung“, die von den Bürgerstiftungen selbst definiert wurden und die die Grundlage der Arbeit der Initiative Bürgerstif-tungen bilden. Das bedeutet Unab-hängigkeit von der Gemeinde, von Banken, von Kirchen. Je unabhängiger eine Bürgerstiftung arbeitet und je mehr Bürgerinnen und Bürger sie einbindet, desto erfolgreicher ist sie. Ein Bürgermeister sagte mir einmal: ‚Ich stoße gerne eine Bürgerstiftung an, aber wenn ich dort einen Posten übernehmen würde, hätten die Bürger den Eindruck, ich werbe hier zusätz-liche Steuermittel über den Umweg der Stiftung ein. Dann würde doch

niemand Geld geben.‘ Ein anderes Beispiel: Der Vertreter eines Kredit-instituts erzählte von der Bürgerstif-tung, die von seiner Bank auf den Weg gebracht wurde und seit zehn Jahren nicht in Schwung kommt. Seine Bank zog sich dann ganz aus der Stiftung zurück, damit die Bürger endlich selbst die Verantwortung für ihre Stiftung übernehmen konnten. Jetzt funktioniert es.

Hat das Fehlen solcher Standards die Initiative Bürgerstiftungen auf die Idee gebracht, ein Gütesiegel für Bürgerstif-tungen einzuführen?

Ausgangspunkt für das Gütesiegel war, dass der Begriff „Bürgerstiftung“ gesetzlich nicht definiert ist. Als Bundesverband Deutschen Stiftungen haben wir es als unsere Aufgabe angesehen, die Bewegung der Bür-gerstiftungen nicht nur zu unterstüt-zen, sondern auch zu prägen. Die Bürgerstiftung in Ratzeburg sollte das gleiche Grundverständnis wie die in München oder Zittau haben. Es geht darum zu zeigen: „Wir sind eine starke Bürgerstiftungsbewegung.“ Es gibt auch Bürgerstiftungen, die diesen Kriterien nicht entsprechen. D. h. nicht, dass diese dann schlechte Arbeit machen. Aber es zeigt, dass wir nicht das gleiche Verständnis von dem Begriff „Bürgerstiftung“ haben. Aus unserer Sicht handelt es sich dann eher um eine „Gemeinschafts-stiftung“.

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Ratschläge Titel

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Daraus ergeben sich auch die unter-schiedlichen Zahlen von Bürgerstiftun-gen, die von der Initiative Bürgerstif-tungen und von Aktive Bürgerschaft veröffentlicht werden?

Ja, das hängt mit der unterschiedli-chen Auslegung zusammen, wie diese Kriterien anzuwenden sind. Es zeigt aber auch, dass der Standard der „10 Merkmale“ unbestritten ist.

Bürgerstiftungen müssen parallel kon-krete Projektarbeit leisten und sich um die Verbreiterung des Stiftungsvermö-gens kümmern. Wie gelingt das?

Das ist tatsächlich eine ganz große Herausforderung. Man darf sich zu Anfang nicht in der Projektarbeit verzetteln. Langfristig will man genau diese ja aus einem Vermögen bestrei-ten, das es noch weiter aufzubauen gilt. Es ist ein Spagat, für dessen Gelingen es kein Patentrezept gibt.

Die Bürgerstiftung wird immer als Erfolgsmodell beschrieben – gibt es auch welche, die gescheitert sind? Wenn ja, woran?

Ein wirkliches Scheitern einer Bür-gerstiftung gibt es bislang nicht. Aber es gibt Herausforderungen: Wenn sich beispielsweise Stiftungen zu eng an eine Institution binden und die eigene Unabhängigkeit gefährden, dann kann es schwierig werden.Ein ganz anderes Problem ergibt sich, wenn Stiftungen ein zu kleines räum-liches Gebiet abdecken. Dann klappt es vielleicht nicht, das nötige Kapital

einzuwerben. Wir empfehlen deshalb ein Einzugsgebiet mit mindestens 100.000 Einwohnern. Dann ist in der Regel ausreichend Potenzial da, um erfolgreich zu arbeiten. Die Überlegung muss sein: Wo wollen wir in zehn Jahren stehen? Gibt der regionale Zuschnitt das her? ‚Denkt möglichst groß!‘, ist daher unsere Empfehlung an alle Bürgerstifter.

www.die-deutschen-buergerstiftun-

gen.de

Die Fragen stellte Henrik Flor.

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GoldeneTitel

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für kleine Projekte –mit wenig viel erreichen

Marketing

MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTE

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Akademie

A k A d e m i e

L e k t i o n 1 0

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So unterschiedlich gemeinnützige Projekte,

Initiativen und Verbände auch sind – eines

haben sie in der Regel gemeinsam: Der

Enthusiasmus ist groß, aber das Budget

klein. Wie gelingt es, mit wenig Geld Unter-

stützer zu mobilisieren, Spenden zu sam-

meln und die konkrete Projektarbeit zu leis-

ten? Gemeinnützige Organisationen sollten

sich nicht davor scheuen, von dem Wissen

zu profitieren, mit dem bereits viele Unter-

nehmen erfolgreich arbeiten. Was bei der

Bindung von Kunden funktioniert, lässt sich

hervorragend übertragen auf die Kommu-

nikation mit Unterstützern von gemeinnüt-

zigen Projekten. Die Enter-Akademie macht

vor, wie es geht: Schritt für Schritt in den

kommenden zwölf Ausgaben.

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MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTEAkademie

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Virales MarketingDurch virales Marketing verbreiten sich Projektideen, Spendenaufrufe oder die Mobilisierung von Unterstützern wie ein Virus. Dieser Virus muss einmal in die Welt gesetzt werden und soll sich dann wie von selbst verbreiten. Virales Mar-keting hat viele Synonyme wie Guerilla-Marketing oder ... Auf den ersten Blick sieht das Konzept wie die gute alte Mund-zu-Mund-Propaganda aus – es geht aber darüber hinaus. Die Aktion muss strategisch klug geplant sein, die Erstan-sprache muss gut durchdacht sein, wenn tatsächlich ein viraler Effekt ange-stoßen werden soll. Der bestechende Vorteil dieser Methode: Sie kann mit geringem Einsatz von finanziellen Ressourcen sehr erfolgreich durchgeführt werden - besonders über neue Medien können sich Inhalte sehr effizient ver-breiten. Das klassische Beispiel ist das Online-Spiel „Moorhuhn“, das - von Johnnie Walker lanciert - in kürzester Zeit weltweit Millionen von Spielern gefunden hatte.

Hier ein paar virale Ideen für den gemeinnützigen Bereich:

VIDEOKaum ein Format verbreitet sich so rasant wie ein beliebtes Video. Vorausset-zung ist, dass der Clip besonders originell ist, einen bestimmten Dreh hat. Als Gemeinwohlorganisation hat man gute Chancen, eine Botschaft viral zu streuen, indem man bekannte Werbespots persifliert. Will man etwas gegen Atomkraft bewegen, könnte man einen Vattenfall-Werbefilm parodieren und auf der Platt-form Youtube einstellen. Besonders clever hat es die Aktion www.10rappen.ch gemacht. Ziel der Initiatoren war es, Bekleidungsherstellern zum Zahlen eines fairen Mindestlohns an ihre Näherinnen zu bewegen. Einen vorproduzierten Clip konnte man mit eigenen Botschaften individuell konfektionieren und dann an eine von rund 30 aufgelisteten Firmen schicken. Oder man lässt die Unter-stützer gleich den ganzen Clip machen. Dazu schreibt man einen Wettbewerb aus, lobt Ruhm oder einen Geldpreis aus und präsentiert die besten Ergebnisse online. Am besten man lässt dann die Besucher der Seite ihren Favoriten wäh-len.

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Akademie

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Ein besonders originelles Beispiel für einen viralen Youtube-Clip kommt übri-gens von der niederländischen Initiative Nobelematch: http://www.youtube.com/watch?v=RKcMfQrqC7I&feature=related

INHALTEDie Reichweite Ihrer Website oder einer konkreten Aktion können Sie auch dadurch um ein Vielfaches steigern, imdem Sie interessante Inhalten ver-schenken! Konkret heißt das: Haben Sie zu einem aktuellen Thema oder zu einem Bereich, für den sich eine spezielle Zielgruppe interessiert, spannende Inhalte, so belassen Sie diese nicht allein auf Ihrer Homepage. Stellen Sie sie anderen Multiplikatoren kostenlos zur Verfügung. Bedingung sollte sein, dass Ihr Copyright enthalten ist und ein Link auf Ihre Website führt. So können Sie beispielsweise im Rahmen eines Artenschutzprogramms einen gut recher-chierten Artikel über Wölfe in Ostdeutschland an themenverwandte Websites weitergeben. Ihre Website wird davon deutlich profitieren.

GIMMICKSManchmal sind es die netten kleinen Zugaben, die sich im Netz besonders schnell verbreiten. Diese haben nicht unbedingt einen direkten Mehrwert, machen aber Spaß und zirkulieren entsprechend schnell. Einige solcher Bei-spiele hat man während des letzen Wahlkampfs von Barack Obama gesehen. Die findige Paste Media Group hat dazu eingeladen, ein Porträt von sich hoch-zuladen, das dann im Stil des bekannten Obama-Plakats vom Graffiti-Künstler Shepard Fairey verfremdet wurde. Ein Riesenerfolg! Beliebt sind auch „Twib-bons“. Hier legt man über sein Profilbild bei Facebook oder Twitter ein Symbol, das die Unterstützung für eine Sache demonstrativ zeigen soll. Das kann eine Veranstaltung sein genauso wie ein Statement gegen Atomkraft oder Frem-denfeindlichkeit.http://obamiconme.pastemagazine.com

GRUSSKARTENFast jeder weiß, was eine E-Card ist. Der Hybrid aus konventioneller Postkarte und E-Mail wird vor allem von großen Online-Anbietern vertrieben. Man wählt ein Bildmotiv aus, kann dann einen Text dazu formulieren und an eine E-Mail-Adresse seiner Wahl schicken. Solche E-Cards werden immer dann häufig ver-schickt, wenn sie mit Witz gemacht sind und/oder für ein besonders wichtiges

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MARKETING FÜR KLEINE PROJEKTEAkademie

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Anliegen sensibilisieren. E-Cards können mit sehr überschaubarem Aufwand programmiert und auf einer Website eingebunden werden. Die größte Heraus-forderung ist tatsächlich, den einen Einfall zu haben, der viele Menschen begeistert. Wenn das E-Card-System einmal steht, kann es immer wieder für neue Aktionen aktiviert werden. Eine spannende Möglichkeit auch für kleinere Gemeinwohlorganisationen.

COMPUTERSPIELEIm Non-Profit-Bereich eher selten zur Anwendung kommt das Format Compu-terspiel. Werber und Marketingexperten erinnern sich noch immer wehmütig an den Hype, der um das Online-Spiel Moorhuhn entstand. Inhalt des Spieles ist eine 1 ½ minütige Jagd auf wehrlose Moorhühner. Das schlichte Spiel soll seit 1999 für einen nicht unerheblichen volkswirtschaftlichen Schaden verant-wortlich sein, da viele Leute während der Arbeit auf Moorhuhnjagd gingen. Der Auftraggeber Johnnie Walker konnte sich über diese Publicity nur freuen. Weni-ger erfreut war hingegen der Deutsche Naturschutzbund, der das weitgehend sinnfreie Abschießen von Vögeln kritisierte. Die Konzeption und Realisierung eines solchen Spiels erfordert größere Ressourcen und ist nur für wirkliche Großorganisationen überhaupt realistisch. Ob Aufwand und Nutzen in einem vernünftigen Verhältnis stehen, sollte genau geprüft werden.http://www.moorhuhn.de

In der nächsten Ausgabe: Online- und Offline-Aktionen clever verbinden

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Akademie

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Bürgerstiftungen Familienalbum

das BüRgERstiftER-familiEnalBumIm Themenheft Stiftungen will Enter den vielen Bürgerstif-tungen ein Gesicht geben. Nach einem Aufruf an alle deut-schen Bürgerstiftungen haben uns diese Bilder erreicht. Sie stehen für eine kreative, vielfältige Bürgerstiftungsbewe-gung, die wächst und wächst.

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BürgerstiftungenFamilienalbum

1) Elke Stickel, Bürgerstiftung Remseck. 2) Dietmar Fütterer, Bürgerstiftung Heilbronn. 3) Klaus von Bock, Hohenstaufenstiftung. 4) Klara Unger, Hohenstau-fenstiftung. 5) Leonhard Fromm, Hohenstaufenstiftung. 6) Joachim Mezger, Hohens-taufenstiftung. 7) Ulf-Arne von Trotha, Anke Humpeneder-Graf, Prof. Dr. Thomas Küffner, Bürgerstiftung Landshut. 8) Klaus Riegert, Hohenstaufenstiftung. 9) Klaus Fella, Ute Hirschfelder, Martin Böller, Bürgerstiftung Erlangen (©Bernd Böhner). 10) Christian Muellner, Bürgerstiftung Landkreis Starnberg. 11) Josef Dunkes, Vera Finn, Dr. Heinz Sperber, Bürgerstiftung Region Neumarkt. 12) Dr. Horst Baier, Bürgerstiftung Osnabrück. 13) Dr. Christian Weiser, Mathias Bauer, Joachim Weil, Ute Jürges, Peter Reus, Gertrud Löns, Jürgen Löns Bürgerstiftung Eppstein (©Eppsteiner Zeitung). 14) Stefanie Schindhelm, Bürgerstiftung Osna-brück. 15) Dr. Martin Engelhard, Bürgerstiftung Osnabrück. 16) Jens Schilling, Bürgerstiftung Köln. 17) Dr. Klaus Lang, Bürgerstiftung Osnabrück. 18) Inge Meier, Bürgerstiftung Region Neumarkt. 19) Vera Goebel, Bürgerstiftung Osna-brück. 20) Stefan Huskobla, Bürgerstiftung Osnabrück. 21) Karin Kaufmann, Hohens-taufenstiftung. 22) Justus Kindermann, Bürgerstiftung Baden-Baden. 23) Dirk Oel-kers, Rüdiger Reyhn, Matthias Leonhardt, Elke Lahmann, Dr. Rainer Kallmann, Heinz Weitemeyer, Bürgerstiftung Göttingen. 24) Markus Prehn, Frank Lehmann, Margot Erbslöh, Dr. Gero Hattstein, Jörg Basfeld, Bürgerstiftung Krefeld. 25) Dr. Diet-rich Birk, Hohenstaufenstiftung. 26) Nicole Razavi, Hohenstaufenstiftung. 27) Dr. Ludwig Arentz, Bürgerstiftung Köln. 28) Petra Krauter, Hohenstaufenstiftung. 29) Teil des Stiftungsrats, Bürgerstiftung Aichach.

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K O M M U N I K A T I O N S P R E I S Mit dem KOMPASS zeichnet der Bundesverband Deut-scher Stiftungen herausragende Kommunikationsar-beit von Stiftungen aus. Noch bis zum 22. August können sich Kandidaten selbst bewerben oder vor-geschlagen werden.w w w . s t i f t u n g e n . o r g / k o m p a s s

E N G A G E M E N T P R E I SDer Deutsche Engagementpreis gehört zu den wich-tigsten Auszeichnungen im Gemeinwohlsektor. Noch bis zum 31. Juli kann jeder seine persönlichen Helden in verschiedenen Kategorien nominieren – seien es Persönlichkeiten, Projekte, Initiativ-en oder Institutionen. Der Publikumspreis ist mit 10.000 Euro dotiert. w w w . d e u t s c h e r - e n g a g e m e n t p r e i s . d e

A K T I O N S T A GAm 9. Juni 2011 sind Deutschlands Gütesiegel-Bürgerstiftungen aufgerufen, sich und eines ihr-er Projekte zu präsentieren. Das Ganze passiert nicht zentral, sondern dort, wo sich die Stiftung engagiert. Text und Fotos werden auf der Website der Initiative Bürgerstiftungen gezeigt. www.die-deutschen-buergerstiftungen.de

S E M I N A RAm 17. Mai können gemeinnützige Projekte in München lernen, wie man Förderstiftungen erfolgreich an-spricht, Kooperationen anstößt, Anträge formuli-ert oder sogar selbst eine Stiftung gründet.w w w . i b p r o . d e

tiPPs & tERminE

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11. Mai - 1. JuniAgenda

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Impressum

IMPRESSUM Herausgeber: Uwe AmrheinRedaktion: Henrik Flor, Sebastian Esser Design: Markus Nowak, Supermarkt Studio

Propststraße 110178 BerlinTelefon +49 / 30 24 08 31 53Telefax +49 / 30 88 16 70

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ENTER erscheint in Kooperation mit der Stiftung Bürgermut.

www.entermagazin.deDIE NäCHSTE AUSGABE ERSCHEINT AM 2. JUNI 2011.