Entwicklung und Bau der Steuerung und Mechanik … · Westfälische Wilhelms- Universität Münster...

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Westfälische Wilhelms- Universität Münster Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen und den entsprechenden Jahrgangsstufen der Gesamtschulen Entwicklung und Bau der Steuerung und Mechanik eines inversen Pendels von Hannes Felix Boyke Münster, den 31. März 2009 Themensteller Prof. Dr. Christian Hein Institut für Technik und ihre Didaktik

Transcript of Entwicklung und Bau der Steuerung und Mechanik … · Westfälische Wilhelms- Universität Münster...

Westfälische Wilhelms- Universität Münster

Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der ersten Staatsprüfung für das Lehramt an Grund-, Haupt- und

Realschulen und den entsprechenden Jahrgangsstufen der Gesamtschulen

Entwicklung und Bau der Steuerung und Mechanik eines inversen Pendels

von Hannes Felix Boyke

Münster, den 31. März 2009

Themensteller Prof. Dr. Christian Hein

Institut für Technik und ihre Didaktik

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung............................................................................................ 4

1.1. Zielsetzung, methodisches Vorgehen und gesellschaftliche

Relevanz……................................................................................ 4

1.2. Regelungstechnische Versuche im Praktikum der

Studentenausbildung…………………………………………….. 5

1.3. Ausblick auf das Ergebnis………………………………………. 6

2. Ausgangssituation und technische Vorüberlegungen……………. 7

2.1. Inverses Pendel………………………………………………...... 7

2.2. Didaktischer Aspekt……………………………………………... 11

2.2.1. Lernen am Versuch……………………………………….. 11

2.2.2. Transparenz der Struktur und des Signalflusses………….. 12

2.3. Technische Vorraussetzung mit ersten Ansätzen………………... 12

2.3.1. Vorhandener Linearantrieb und Zubehör………………… 12

2.3.2. Ein- und Ausgangsgrößen des bisherigen Festosystems…. 16

2.3.3. Weitere notwendige Größen und Elemente………………. 18

3. Konstruktion und Entwicklung des inversen Pendels…………….. 21

3.1. Konstruktion der Mechanik……………………………………… 21

3.2. Entwicklung der Regelelektronik………………………………... 23

3.2.1. Realisation durch einen elektronische Analogrechner……. 24

3.2.2. Regelungstechnische Vorgehensweise…………………… 24

3.2.2.1.Eliminierung der Problemfälle………………………... 29

3.2.3. Realisierung der Rechenoperationen mit

Operationsverstärkern…………………………………….. 31

3.2.3.1.Invertierender Subtrahierer…………………………… 32

3.2.3.2.Invertierender Addierer………………………………. 33

3.2.3.3.Nichtinvertierender Addierer…………………………. 33

3.2.4. Regelelektronik aus integrierten und diskreten

Bauelementen……………………………………………... 34

3.2.5. Bedienelemente und Anschlüsse…………………………. 38

4. Verhalten und Handhabung im praktischen Betrieb……………... 41

4.1. Verhalten…………………………………………………………. 41

4.2. Bedienung und Beobachtung in der Versuchsdurchführung…….. 43

5. Schlusswort…………………………………………………………... 47

6. Literaturverzeichnis………………………………………………… 48

7. Abbildungsverzeichnis………………………………………………. 49

8. Anhang……………………………………………………………….. 51

A.1. Fotografie Gesamtapparatur……………………………………. 51

A.2. Bestückungsplan Platine……………………………………….. 51

A.3. Ätzvorlage Oberseite…………………………………………… 52

A.4. Ätzvorlage Unterseite………………………………………….. 52

A.5. Datenblatt Operationsverstärker……………………………….. 53

9. Schlusserklärung…………………………………………………….. 54

1. Einleitung

1.1. Zielsetzung, methodisches Vorgehen und gesellschaftliche

Relevanz

In der vorliegenden Examensarbeit werden der Bau und die Konstruktion der

Steuerung und Mechanik eines inversen Pendels vorgestellt. Ein inverses

Pendel ist ein typisches regelungstechnisches Problem. Das inverse Pendel aus

dieser Arbeit soll als fester Versuchsstand zur Ausbildung der Studentinnen

und Studenten des Instituts für Technik der Universität Münster im Bereich

Informationstechnik dienen. Ziel ist es mit diesem neuen Versuchsstand die

Ausbildung zu verbessern, denn gerade im Bereich Meß-, Steuerungs- und

Regelungstechnik adäquate Versuche anzubieten, stellt keine leichte Aufgabe

dar. In diesem Bereich sind nur schwer Versuchskonzepte zu finden, die die

theoretischen Inhalte anschaulich einbinden.

Im Verlauf dieser Arbeit wird zunächst auf die didaktischen Aspekte

eingegangen, die zur Entwicklung dieses Versuchsstands beigetragen haben.

Des Weiteren wird die technische Ausgangsituation analysiert, denn das

inverse Pendel soll auf bereits vorhandenen Komponenten aufgebaut werden.

Hierbei gilt es insbesondere herauszustellen,

• welche technischen und physikalischen Eigenschaften die vorhandene

Elemente haben,

• welche Konsequenzen aus diesen Eigenschaften für die

Gesamtapparatur folgen,

• welche Bauteile noch fehlen und

• wie diese zu realisieren sind,

damit der Versuchstand der praktischen Beanspruchung im universitären

Studienbetrieb standhält.

Der Gegenstand des darauf folgenden Abschnitts ist zunächst die Entwicklung

des Systems und anschließend die theoretische Konstruktion, worauf der

praktische Bau folgt. Anschließend wird auf das Verhalten im Betrieb dieses

inversen Pendels eingegangen und herausgestellt, welche Merkmale dieser

Versuchstand zeigt und welche Erkenntnisse sich ziehen lassen, um so die

Studieninhalte der Regelungstechnik in diesem Versuch wieder zu finden.

1

„Natur, Gesellschaft und Technik sind die Bereiche, aus denen sich die

Lebenswelt eines jeden Menschen zusammensetzt“ (Hein 2005, S.3).

Technische Bildung ist somit sehr wichtig, um eine moderne Welt, die absolut

technisiert ist, zu bewältigen. Da sich die Technik stets weiter entwickelt, liegt

es auf der Hand, dass sich auch die Ausbildung der Studentinnen und

Studenten im Fach Technik stets weiter entwickeln muss. Die Schaffung neuer

Versuchstände, wie hier im Bereich der Regelungstechnik, gehört zum Inhalt

dieser Entwicklung. Auffällig ist allerdings, dass die Regelung an sich nicht

ausschließlich ein technisches Konstrukt ist, sondern sich auch in Natur und

Gesellschaft oft finden lässt. Ein typisches natürliches Beispiel ist die

Regelung des Blutzuckerspiegels im menschlichen Körper.

Wenn ein Mensch aufrecht steht, handelt es sich hierbei um nichts mehr als ein

inverses Pendel.

1.2. Regelungstechnische Versuche im Praktikum der

Studentenausbildung

In der Lehramtsstudienordnung der Westfälische Wilhelms-Universität

Münster für den Studiengang Technik wird in Modul 4 das Ziel „Beherrschung

von Funktion, Aufbau und Anwendung informationstechnischer Systeme […]“

(Westfälische Wilhelms-Universität Münster 2006, S. 375) angeführt. Zu den

Inhalten der Vorlesung ‚Information umsetzende Systeme (Informations-

technik)’, in deren Rahmen auch praktische Übungen durchgeführt werden,

gehören unter anderem Steuer- und Regelungstechnik (vgl. Westfälische

Wilhelms-Universität Münster 2006, S. 375). In den Übungen sollen die

Studentinnen und Stundenten die theoretischen Inhalte der Vorlesung an

Versuchsständen praktisch anwenden. Zum einen geschieht dies natürlich um

das angeeignete Wissen anzuwenden und somit zu festigen, aber zum anderen

auch, um Beispiele für einen praktischen Gebrauch der Theorie kennen zu

lernen.

Steuer- und Regelungstechnik wird in der Schule im Allgemeinen nur sehr

wenig bis gar nicht thematisiert. Zudem ist die Theorie dieser Thematik eher

komplex und im begrifflichen Bereich schnell unanschaulich, obwohl es

unzählige Beispiele für Regelungen und regelungstechnische Systeme in

2

unserer Umwelt gibt. An derartigen Beispielen lassen sich leider häufig die

regelungstechnischen Größen und Parameter sowie deren Auswirkungen auf

das Verhalten des Reglers und des Gesamtsystems nur schwer herausstellen.

Es gibt Konzepte zu Praktikumsversuchen der Regelungstechnik, wie z.B.

Füllstands- und Temperaturregelungen funktionieren. Des Weiteren gibt es

einen anderen Versuch, in dem man das Verhalten eines Reglers mit einem

Funktionsgenerator und einem Oszilloskop untersucht. Es ist aus solchen

Versuchen schwierig abzuleiten,

• wie der Regler genau funktioniert,

• wie das Regelverhalten ist und

• auf welche Weise dieses Regelverhalten das Ergebnis beeinflusst.

Welche Aufgabe der Regler erfüllt, liegt in dem oben genannten Beispiel mit

Funktionsgenerator und dem Oszilloskop natürlich auf der Hand, aber dafür

fehlt bei diesem Versuchsaufbau gänzlich ein sinnvoll realistischer und

lebensweltlicher Bezug.

1.3. Ausblick auf das Ergebnis

Die Kritikpunkte am Ende des letzten Abschnitts liefern direkt den Grund für

die Konstruktion und Bau des Versuchsstandes des inversen Pendels. Dieser

Versuchsstand wird so konstruiert werden, dass man die elektronische und

mechanische Struktur nachvollziehen kann und es mit entsprechender

Anleitung absolut deutlich wird, wie dieses inverse Pendel im Detail

funktioniert. Es wird möglich sein die typischen regelungstechnischen Begriffe

(Regelstrecke, Stellglied, Regelgröße, Stellgröße,…) in der Praxis zuzuweisen.

Das Regelverhalten lässt sich im praktischen Betrieb, aber auch mit dem

Oszilloskop beobachten und analysieren. Es wird direkt an der Dynamik des

inversen Pendels deutlich, inwieweit die jeweils einzustellenden Parameter das

Verhalten des inversen Pendels beeinflussen.

Alles in allem wird also ein Versuchsstand zur Regelungstechnik geschaffen,

an dem man die Theorie zur Regelungstechnik aus der Vorlesung anwenden

kann. Zudem ist das Niveau und der Umfang dieses Versuches angemessen für

3

die Studentinnen und Studenten der Faches Technik. Die Idee des inversen

Pendels ist zudem relativ lebensweltnah.

Was macht ein menschlicher Körper eigentlich, wenn man einen Besenstiel auf

dem Finger balanciert?

2. Ausgangssituation und technische Vorüberlegungen

2.1. Inverses Pendel

„Unter dem physikalischen Pendel versteht man einen starren Körper, der sich

im homogenen Schwerefeld der Erde befindet und um eine horizontale Achse

drehbar ist“ (Nolting 2002, S. 227). Geht die Drehachse nicht durch den

Schwerpunkt (vgl. Stöker 2004, S. 243) und wird das Pendel einmal in Betrieb

versetzt, so führt es die Pendelbewegung um seine stabile Ruhelage

eigenständig weiter.

stabile Ruhelage

instabile Ruhelage α

Drehachse

Stabpendel

Abb. 1: Physikalisches Pendel

Mögliche Ruhelagen für den Pendelstab sind Positionen, an denen keine Kraft

ausgeübt wird (vgl. Nolting 2002, S. 158). Das heißt, die

Winkelgeschwindigkeit bleibt konstant. Bei einem Stabpendel tritt dieser Fall

nur dann ein, wenn die Winkelgeschwindigkeit gleich Null ist und der

Pendelstab parallel zum Schwerefeld der Erde, also senkrecht nach oben bzw.

nach unten, ausgerichtet ist. Die untere Ruhelage wird als stabile Ruhelage

bezeichnet. Führt man dem Pendel Lageenergie zu, indem man es aus dieser

Ruhelage auslenkt, so beginnt das Pendel um diese stabile Ruhelage zu

schwingen. Lenkt man das Pendel aus der oberen Ruhelage aus, so mindert

man die Lageenergie und dadurch auch die Gesamtenergie des Systems.

4

Dadurch beginnt das Pendel wieder um die untere, stabile Ruhelage zu

schwingen. Die obere Ruhelage wird folglich als instabile Ruhelage

bezeichnet.

Das System Pendel strebt stets den Zustand der geringsten Gesamtenergie an

und dieser befindet sich nicht in der instabilen Ruhelage, sondern in einer

Schwingung um die stabile Ruhelage bzw. in dieser.

Kleinste Auslenkungen aus der instabilen Ruhgelage führen dazu, dass der

Pendelstab diese Ruhelage verlässt. Gründe für solche Auslenkungen können

Eigenschwingungen im Material, ein Luftzug, thermische Ausdehnung usw.

sein. Als inverses Pendel bezeichnet man ein Pendel, welchem stets die

notwenige Energie wieder zugeführt wird, um es in seiner instabilen Ruhelage

zu halten. In dem Versuchsstand, der in dieser Arbeit entwickelt wird, wird

diese Energiezufuhr durch eine ebene, lineare Bewegung der Drehachse des

Stabpendels realisiert.

Um diese theoretische Erklärung zu veranschaulichen, soll an dieser Stelle

noch einmal das Beispiel aus der Einleitung angefügt werden: Ein Besenstil,

der von einem Menschen auf dem Finger balanciert wird, ist ein inverses

Pendel. Die Energiezufuhr, durch die der Besenstiel in seiner instabilen

Ruhelage gehalten wird, wird durch eine ebene Bewegung des Fingers

bewerkstelligt. Der Mensch führt in diesem Beispiel eine Regelung aus.

Ein technisch realisiert inverses Pendel stellt eine typische

regelungstechnische Aufgabe dar. Die zu steuernde Größe ist der Winkel des

Pendels (siehe Abb. 1). Dieser wird fortlaufend gemessen und mit einer

Führungsgröße verglichen. Wenn eine Abweichung entsteht, folgt eine

Steuerung, um Ist- und Sollwert wieder anzugleichen. Ein Beispiel zu einem

bereits existierenden inversen Pendel ist der Segway®.

Abb. 2:Fotografie Segway®

Hier erfolgt Aufnahme des Winkels α über einen Lagesensor. Die so erhaltene

Regelgröße wird in einer digitalen Regelelektronik verarbeitet, an deren

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Ausgang die Stellgröße anliegt. Mit dieser wird das Stellglied angesteuert,

welches in diesem Fall ein Elektromotor ist. Hierbei handelt es sich um einen

klassischen Regelkreis.

Inverse Pendel sind technisch schon mehrfach verwirklicht worden. Für den

hier zu konstruierenden Versuchsstand ist die Frage wichtig, wie das inverse

Pendel zu realisieren ist.

Will man das Pendel auf einen festen Versuchstand aufbauen, so ist der Raum

und damit auch der Weg, auf dem das Pendel balanciert werden kann,

begrenzt. Im Gegensatz zum obigen Beispiel des Segways® werden in dem

Versuchstand des inversen Pendels zwangsläufig zwei Regelgrößen RG1 und

RG2 mit nur einer Regeleinrichtung, einem Stellglied und einen Antrieb

geregelt. Zum einen muss durch die Regelung RG1 der Pendelstab in seine

instabile Ruhelage gehalten werden und zum anderen muss die Position des

Pendelschlittens in die Mitte des zur Verfügung stehenden Weges geregelt

werden RG2. Folglich benötigt man

• ein Bauteil, das den Winkel α (siehe Abb.1) des Pendels misst,

• ein Bauteil, das die Position s des Pendelschlittens misst,

• ein Bauteil, welches die entsprechenden Führungsgrößen W liefert

• eine Regeleinrichtung, die das gewünscht Regelverhalten realisiert und

• ein Stellglied, welches einen

• Antrieb ansteuert, der für die Bewegung des Schlittens des Pendels

sorgt.

Ein klassischer Regelkreis baut sich immer aus Regelstrecke und

Regeleinrichtung auf. Das gilt auch für den Regelkreis im Versuchstand des

inversen Pendels, wie er in Abbildung 3 skizziert ist. Zusätzlich sind in diesem

Regelkreis jedoch zwei Regelgrößen und zwei Führungsgrößen notwendig.

Die Größen und deren Wirkrichtung werden durch Pfeile dargestellt. Unter

den Begriffen ‚Regelgröße 1 α’ und ‚Regelgröße 2 s’ werden die Signale

verstanden, durch die die Position s des Schlittens bzw. der Winkel α des

Pendels beschrieben werden. Analog verstehen sich unter ‚Führungsgröße Wα’

und ‚Führungsgröße WS’ die jeweiligen Führungsgrößen, die entsprechend für

die Regelung des Pendelwinkels α und der Schlittenposition s zugeordnet

werden.

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Führungsgröße Wα

Antrieb, mit dem der Schlitten auf einer Linie bewegt wird

Messglied zu Schlitten- position s

Messglied zu Winkel α

Stellglied, welches den

Antrieb steuert

Regeleinrichtung

Stellgröße y

Führungsgröße WS

Regelgröße 2 s

Regelgröße 1 α

Regelstrecke

Abb. 3:Regelkreis

Zusammenfassend werden noch einmal alle regelungstechnischen Größen und

Bauteile, die für einen vollständigen Versuchstand des inversen Pendels

notwenig sind, in nachstehender Tabelle aufgeführt. Diese Tabelle dient zur

späteren Orientierung, wenn die gesamte Regelapparatur konstruiert wird.

Bauteil Regelungstechnische

Größe Beschreibung

Pendelstab Regelgröße 1 α gibt den Ist-Wert des Winkels α

wieder

Schlitten Regelgröße 2 s gibt den Ist-Wert der

Schlittenposition s wieder

Potentiometer zu Wα

Führungsgröße Wα Sollwert des Pendelwinkels

Potentiometer

zu WS Führungsgröße WS Sollwert der Schlittenposition

- Stellgröße Y Eingangssignal des Stellgliedes,

womit der Antrieb angesteuert wird Abb. 4:Tabelle regelungstechnische Größen 1

7

2.2. Didaktischer Aspekt

2.2.1. Lernen am Versuch

Meyer, Hilbert: „Das Wort Experiment stammt vom lateinischen »experiri«,

d.h. versuchen, prüfen, erproben“ (1987, S. 313). Ein Versuch und ein

Experiment stellen in diesem Kontext also das Gleiche dar. In erster Linie

versteht man unter einem Versuch eine planmäßige und kontrollierte Prüfung

einer Hypothese, die zu einem unklaren Sachverhalt aufgestellt wurde (vgl.

Meyer 1987, S. 313). Somit lassen sich neue Erkenntnisse aus einem Versuch

ziehen.

Das lateinische Wort »experiri« hat aber auch die Bedeutung »erproben«. Es

lässt sich an Versuchen somit auch lernen, indem man die zunächst theoretisch

dargebotenen Inhalte einer Vorlesung, an einem realen Versuchstand praktisch

erprobt. Die Theorie aus der Vorlesung entspricht dann der Hypothese vor

dem Versuch und die Studentinnen und Studenten durchleuchten diese an

einem praktischen Versuchsaufbau.

Didaktiker wie z.B. Hilbert Meyer rufen schon länger zu einem Unterricht auf,

der ganzheitlich und schüleraktiv sein soll. Es wird in diesem Zusammenhang

vom so genannten Handlungsorientierten Unterricht gesprochen und schreibt

diesem eine besonders hohe Lerneffektivität zu (vgl. Meyer 1987, S.402 ff.).

Dies muss dann natürlich auch für die Lehre von Studentinnen und Studenten

gelten. Ein Aspekt des Handlungsorientierten Unterrichts besagt, dass Lernen

grundsätzlich ganzheitlich, also mit Kopf, Herz, Händen und allen Sinnen

abläuft (vgl. Meyer 1987, S. 403). Die selbstständige Durchführung von

Versuchen trifft diesen Aspekt genau und lässt sich zudem als Übung

auffassen. Durch die eigenständige Anwendung der neuen Inhalte verstehen

und lernen die Studentinnen und Studenten und es wird ein Transfer zwischen

Theorie und Praxis geschaffen. Zusätzlich geht eine Sicherung und Festigung

durch die praktische Tätigkeit einher. Dies gelingt natürlich nur, wenn sich die

Inhalte aus der Vorlesung im Versuchsaufbau oder in der Durchführung

eindeutig wiederfinden lassen. Des Weiteren muss der Umfang des Versuchs

passen gewählt werden: nicht zu komplex aber auch nicht zu einfach. Bei

diesen Übungsversuchen ist es zudem sinnvoll einen lebensweltlichen Bezug

herzustellen, denn wenn nicht eindeutig herausgestellt werden kann, welchen

8

Zweck die vorangegangene Theorie dient, wird der Erkenntnisgewinn aus

diesem Versuch eher geringer sein.

2.2.2. Transparenz der Struktur und des Signalflusses

Versuchsstände, die in der Lehre eingesetzt werden, sollten so konstruiert sein,

dass sich die Struktur des Aufbaus gut erkennen lässt. Beim Durchfahren des

Versuchs muss der Zusammenhang von Struktur und Funktion deutlich

werden.

Die Idee ein inverses Pendel mit einem elektronischen Regler zu bauen ist

nicht neu. Eine digitale Regeleinheit steuert einen Schrittmotor und der treibt

einen Wagen oder eine Bahn an, auf der sich das inverse Pendel befindet. Bei

derartigen regelungstechnischen Versuchsapparaturen lässt sieht das Ergebnis

gut erkennen und auch erahnen, wie der Signalfluss aussehen müsste. Die

Schwierigkeit ist hierbei deutlich herauszustellen, was mit dem Signal genau

passiert.

• Wie wird die mechanische Bewegung des Pendels zur Regelgröße?

• Wie wird diese im elektronisch Regler verarbeitet und schließlich?

• Wie wird das Signal wieder zur Mechanik zurückgeführt?

Die Antworten auf diese Fragen sind bei derartigen inversen Pendeln eher

undurchsichtig. Der Versuchstand in dieser Arbeit wurde bewusst so

konstruiert, dass der strukturelle Aufbau und der Signalfluss möglichst

transparent sind. Es soll klar werden, wie die Mechanik und Elektronik im

Zusammenspiel das Pendel balancieren, wieso das Verhalten des Pendels so

ist, wie es ist und auf welche Weise die entsprechenden Parameter und

Bauteile das Ergebnis beeinflussen.

2.3. Technische Vorraussetzung mit ersten Ansätzen

2.3.1. Vorhandener Linearantrieb und Zubehör

Vor Beginn dieser Arbeit existieren bereits einige Bauteile in der Sammlung

des Instituts für Technik und ihre Didaktik in Münster, die sich für den

Versuchsstand des inversen Pendels anbieten. Die vorhandenen Gerätschaften

stammen aus ältern, zum Teil regelungstechnischen Versuchsaufbauten,

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welche in den Übungen jedoch aktuell nicht mehr eingesetzt werden. Somit

können sie fest im Versuchsstand des inversen Pendels integriert werden.

Die verwendeten Bauelemente werden im Folgenden vorgestellt. Es werden

die Eigenschaften bzw. Eckdaten angeführt, die für den hier thematisierten

Versuchsaufbau wichtig sind. Alle vorgestellten Bauteile stammen von der

Firma Festo-Didactic und die angegebenen Daten wurden dem offiziellen

Online-Katalog entnommen. Zum leichteren Nachvollzug sind bei den

Quellenangaben im Text stets die Produktnummern der Firma Festo-Didactic

beigefügt.

Linearantrieb:

Der Schlitten auf diesem Linearantrieb wird

von einem doppeltwirkenden Zylinder

angetrieben. Das heißt, dass per Druckluft

der Vor- und Rückhub bewirkt werden kann.

Der Linearantrieb ist so konstruiert, dass sich

der Schlitten durch eine Führung nur linear

auf der Bahn bewegen kann und jegliche Rotationen bzw. Verkeilungen

unterbunden werden.

Abb. 5: Linearantrieb

Wichtige Daten:

• Anschlüsse: 2x Druckluft (je einen pro Richtung)

• Hublänge: 450mm

• Gesamtlänge: 650mm

• Druckbereich: 2 – 8 bar

(vgl. Festo-Didactic 2009, Nr. 192501)

Wegmesssystem:

Hinter dem Namen Wegmesssystem verbirgt

sich ein Schleifpotentiometer. Der ohmsche

Widerstand zwischen beiden Enden beträgt

5kΩ. Legt man über diese 5kΩ eine

beliebige Gleichspannung an, so wird diese

mit dem Gleitkontakt linear und stetig geteilt. Abb. 6: Wegmesssystem

10

Die Hublänge ist mit 450mm gleich der des Linearantriebs. Es bietet sich

somit an dieses Schleifpotentiometer und den Linearantrieb parallel

auszurichten und den Schleifkontakt mit dem Schlitten des Linearantriebs fest

zu verbinden. Jede Position des Schlittens wird dann durch einen

entsprechenden Spannungsabfall am Gleitkontakt beschrieben.

(vgl. Festo-Didactic 2009, Nr. 152628)

5/3-Wege-Proportionalventil:

Ein 5/3-Wege-Ventil besitzt fünf Anschlüsse

und drei Schalterstellungen. Die fünf

Anschlüsse ergeben sich aus Druckluft-

eingang, zweimal Druckluftausgang und

zwei Entlüftungsanschlüsse. Es handelt sich

hierbei um ein elektromechanisches

Bauelement. Die Schalterstellungen werden

mit einer Steuerspannung von 0V bis 10V eingestellt, wobei die Mittelstellung

bei 5,0V ± 0,2V liegt. Zusätzlich benötigt dieses aktive Bauelement eine

Betriebsspannung von 24V. In der Mittelstellung sind beide Ausgänge und die

beiden Entlüftungsanschlüsse gesperrt. Die zwei weiteren Schalterstellungen

werden anschaulich, wenn man theoretisch die zwei Druckluftausgänge mit

den beiden Anschlüssen des doppeltwirkenden Pneumatikzylinders des obigen

Linearantriebs verbindet.

Abb. 7: 5/3-Wege-Proportionalventil

In der einen Stellung herrscht Luftdurchlass vom Drucklufteineingang zu

einem Ausgang. Der nicht verwendete Ausgang ist dann mit einem

Entlüftungsanschluss verbunden. Somit wird der Zylinder im Linearantrieb auf

der einen Seite mit Druckluft belastet, so dass er ausfährt. Die andere Seite des

doppelwirkenden Zylinders wird entlüftet, so dass er sich auch ausfahren lässt.

Die dritte Schalterstellung ist das Gegenteil der zweiten, so dass der

doppelwirkende Zylinder sich in die Richtung bewegt. Die entsprechende

Kammer wird dann mit Druckluft belastet und die andere wird entlüftet.

In diesem Ventil ist eine elektronische Regelung integriert, die dafür sorgen

soll, dass der Luftdruck, der an dem jeweiligen Ausgang anliegt proportional

zur Steuerspannung ist. Dies funktioniert allerdings nur in einem Bereich von

11

6bar bis 10bar. Ein eingrenzender Faktor an dieser Stelle ist, dass der

Linearantrieb nur mit maximal 8bar belastet werden darf. Ein weiterer

limitierender Faktor ergibt sich daraus, dass in den Versuchsräumen im Institut

für Technik und ihre Didaktik in Münster nur Druckluft von 6bar zur

Verfügung steht. Im praktischen Betrieb verhält sich dieses 5/3-Wege-

Propotionalventil somit wie ein normales 5/3-Wege-Ventil ohne interne

Proportionalitätsregelung. Man kann an dieser Stelle schon vorwegnehmen,

dass diese Eigenschaft das spätere Verhalten des Pendels stark beeinflussen

wird, da dieses somit das einzige Bauelement ist, welches nicht stetig arbeitet.

Wichtige Daten

• Betriebsspannung: 24V

• Stellzeit 5ms

• Druckbereich: 6 – 10 bar

• Nennwert bei pneumatischer Mittelstellung: 5 V DC

• Leistungsaufnahme: 2-20 W

(vgl. Festo-Didactic 2009, Nr. 167078)

Einschaltventil mit Filterregelventil:

Durch dieses Einschaltventil kann die gesamte

pneumatische Apparatur mit Druckluft versorgt aber

auch entlüftet werden. Zusätzlich wird die Luft

aufbereitet. „Das Filter mit Wasserabscheider reinigt

die Druckluft von Schmutz, Rohrsinter, Rost und

Kondenswasser. Das Druckregelventil regelt die

zugeleitete Druckluft auf den eingestellten

Betriebsdruck und gleicht Druckschwankungen aus“

(Festo-Didactic 2009, Nr. 526337).

Abb. 8: Einschalt-/Filterventil

12

Stoßdämpfer:

Hierbei handelt es sich um einen

hydraulischen Stoßdämpfer, der an beiden

Enden des Linerantriebs montiert werden

kann. Er dient dazu das Anschlagen des

Schlittens an den Enden der Bahn zu dämpfen.

(vgl. Festo-Didactic 2009, Nr. 34572) Abb. 9: Stoßdämpfer

Profiltafel:

Die Firma Festo-Didactic hat ein eigenes

Befestigungssystem entwickelt. Alle Bau-

elemente sind so konturiert, dass sie mit

wenigen Handgriffen universell auf diesen

Profiltafeln befestigt werden können. Diese

Tafeln sind ausreichend stabil, um die

auftretenden Kräfte (z.B. des inversen

Pendels) abzuleiten.

(vgl. Festo-Didactic 2009, Nr. 195224) Abb. 10: Profiltafel

2.3.2. Ein- und Ausgangsgrößen des bisherigen Festosystems

Im Abschnitt 2.3.1 wurden vorhandene Bauteile vorgestellt, die sich für den

Versuchsstand des inversen Pendels anbieten. Dies ist der Fall, da sich mit

diesen Bauelementen schon ein großer Teil der notwendigen Mechanik

errichten lässt.

Das bisher zentrale Bauteil ist der Linearantrieb. Auf dieses Bauteil kann

später der Pendelschlitten befestigt werden, so dass sich dieser mit Druckluft

in zwei Richtungen bewegen lässt. Um mit diesem Linearabtrieb zu arbeiten,

sind als Peripherie weiter Bauteile notwenig. Das 5/3-Wege-Proportionalventil

dient als Stellglied, mit dem die Bewegung des Schlittens gesteuert wird. Das

Einschaltventil mit Filterregelventil dient der Luftaufbereitung und wird vor

das 5/3-Wege-Proportionalventil geschaltet. Der Gleitkontakt des

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Linearpotentiometers ist mechanisch mit dem Schlitten des Linearantriebs

verbunden.

Linear-potentiometer

Schlitten

Elektrische Leitungen Druckluftleitungen

Stoßdämpfer Linearantrieb

5/3-Wege-Proportionalventil

Einschalt- und Filterregelventil

Abb. 11: Struktur des bisherigen Festosystems

Dem bisherigen Versuchsaufbau fehlt zum einen das inverse Pendel und zum

anderen existiert kein vollständiger Regelkreis. Welche Bauteile an diesem

Entwicklungspunkt fehlen und welche Anforderungen sie erfüllen müssen,

wird im nächsten Abschnitt behandelt. An dieser Stelle gilt es herauszustellen,

welche Größen das derzeitige System liefert bzw. benötigt. Eine

Eingangsgröße ist die Druckluft. Sie dient zum Antrieb des Schlittens und

wird in dem obigen System intern aufgearbeitet. Ein Signaleingang des

bisherigen Systems stellt der Steueranschluss des 5/3-Wege-

Proportionalventils dar. Dieser benötigt ein elektrisches Signal, welches durch

elektrische Spannungen zwischen 0V und 10V verwirklicht wird. Die noch

fehlenden Anschlüsse sind die des Linearpotentiometers. Bei Beschaltung als

Spannungsteiler liefert der Abgriff eine Spannung US durch die die Positionen

des Schlittens abgebildet werden.

Aus diesen Bauelementen ergibt sich ein vorläufiger Ansatz, wie der

Versuchstand des inversen Pendels realisiert werden wird. Die vorhandenen

Geräte bieten einen guten Ausgangspunkt. Sie weisen die Struktur des

Versuchsstandes aber auch in eine bestimmte Richtung. Es wird durch die

Verwendung dieser Bauteile vorgegeben, dass der Antrieb des Pendels mit

Druckluft erfolgt, die Bewegung des Schlittens über eine Spannung gesteuert

14

wird und auch die Ist-Position des Schlittens durch eine Spannung

repräsentiert wird. An diesen Signaltypen werden sich die restlichen noch

fehlenden Bauteile orientieren müssen, um das Gesamtsystem nicht unnötig

kompliziert zu machen.

Die bisherigen Größen werden angelehnt an den Regelkreis aus 2.1. in

nachstehender Tabelle zusammengefasst.

Bauteil Regelungstechnisch

e Größe Beschreibung Abbildung

Art des

Signals

Schlitten Regelgröße 2 s

gibt den Ist-

Wert der

Schlittenposition

s wieder

s → US

analoge

elektrische

Spannung

(stetig)

- Stellgröße Y

Eingangssignal

des Stellgliedes,

womit der

Linearantrieb

angesteuert wird

Y → UY

analoge

elektrische

Spannung

Abb. 12: Tabelle regelungstechnische Größen 2

2.3.3. Weitere notwendige Größen und Elemente

Nun gilt es herauszustellen, welche weiteren Größen benötigt werden, um die

vollständige Regelapparatur, so wie sie in 2.1. vorgestellt wurde, aufzubauen.

Die fehlenden Größen sind:

• Regelgröße 1 α

• Führungsgröße WP

• Führungsgröße WS

Da die Regelgröße WS und die Stellgröße Y in Form von elektrischen

Spannungen geliefert werden, liegt es nahe, die noch fehlenden Größen auch

durch elektrische Spannungen abzubilden.

15

Regelgröße 1 α

Mit dieser Größe soll der Winkel des inversen Pendels beschrieben werden.

Hier lässt sich analog zu dem Linearpotentiometer des Schlittens ein

Drehpotentiometer verwenden. Die Rotationsbewegung des Pendels wird

direkt oder mit einem Getriebe auf die Welle des Drehpotentiometers

übertragen. Bei entsprechender Beschaltung und bekanntem

Widerstandsverlauf des Drehpotentiometers wird jede Position des Pendels

durch einen entsprechenden Spannungswert UP abgebildet (α → UP).

Führungsgröße Wα und Führungsgröße WS

Diese beiden Führungsgrößen lassen sich ebenfalls durch Drehpotentiometer

eingesetzt als Spannungsteiler herstellen. Die entsprechenden Sollwerte

können dadurch fest eingestellt werden. Diese Potentiometer werden direkt in

die Regelelektronik integriert. Die Führungsgröße Wα wird durch die

Spannung UWP und die Führungsgröße WS wird durch die Spannung UWS

abgebildet. (Wα → UWP, WS → UWS)

Für den vollständigen Versuchsstand werden noch zwei Bauelemente benötigt.

Zum einen muss eine Mechanik konstruiert werden, durch die der

Pendelkörper auf den Schlitten des Linearantriebs montiert wird. Durch diese

Mechanik muss die Rotationsbewegung des Pendels auf das

Drehpotentiometer übertragen werden.

Das zweite noch zu konstruierende Bauelement ist der Regler. Die Eingangs-

und Ausgangssignale des Reglers sind durch elektrische Spannungen gegeben.

Nahe liegend ist somit eine Elektronik zu entwickeln, die die beiden

Regelgrößen α und s und Führungsgrößen Wα und WS so miteinander

verarbeitet, dass eine Stellgröße Y hergestellt wird, die über das Stellglied das

gewünschte Regelverhalten bewirkt.

Für den Versuchsstand sind nun die theoretisch notwendigen Bauelemente und

Größen vollständig. Zum Überblick ist die Versuchapparatur im Folgenden

skizziert.

16

Linearantrieb

Elektrische Leitungen Druckluft Leitungen

Schlitten

Führungsgröße Wα (→ UWP)

Führungsgröße WS

(→ UWS)

Drehpotentiometer

Regelgröße 2 s (→ US)

Regelgröße 1 α (→ UP)

Einschalt- und Filterregelventil

Stellgröße Y

Schleif-potentiometer

5/3-Wege-Proportionalventil (Stellglied)

Pendelkörper

Mechanik mit Drehpotentiometer

Regeleinrichtung

Abb. 13: Skizze Versuchapparatur

Am Ende dieses Abschnitts muss man die Frage stellen, ob bisher die

geforderte Transparenz der Struktur des Signalflusses gegeben ist. Diese Frage

ist insbesondere wichtig, da durch die vorgebenden Bauelemente zum Teil der

Signalfluss indirekt vorgegeben wurde. Berücksichtig man, dass es sich bei

diesem Versuchsstand, um eine nicht triviale regelungstechnische Apparatur

handelt, so kann man durchaus von einer transparenten Struktur des

Signalflusses reden. Setzt man sich etwas mit den vorgefertigten

Bauelementen auseinander, so lässt sich durchaus nachvollziehen, wie diese

mit dem Signal umgehen und es beeinflussen. Die Herausforderung wird nun

sein eine derartige Durchsichtigkeit auch bei den noch zu entwickelnden

Bauelementen beizubehalten. Bei der Mechanik stellt diese Anforderung eine

geringere Schwierigkeit dar als bei der noch zu bauenden Regelelektronik.

17

3. Konstruktion und Entwicklung des inversen Pendels

3.1. Konstruktion der Mechanik

Wie aus den Kapiteln ‚2.3.1. Vorhandener Linearantrieb und Zubehör’ und

‚2.3.3. Weitere notwendige Parameter und Elemente’ hervorgeht, muss eine

Mechanik konstruiert werden, die sich fest auf dem Schlitten befindet und

durch die die Rotationsbewegung des Pendelstabes auf das Drehpotentiometer

übertragen wird.

Die didaktische Anforderung ‚Transparenz des Signalflusses’ gilt auch hier.

Das mechanische Zusammenspiel von Pendelstab und Drehpotentiometer

sollte sichtbar und möglichst unkompliziert verwirklicht werden.

Von der funktionellen mechanischen Seite her, gibt es weitere Anforderungen,

die an die Mechanik gestellt werden:

• Sie muss den Pendelstab mit dem Schlitten verbinden und dabei

ausstreichend stabil sein, um alle auftretenden Kräfte abzuleiten.

• Sie muss die Verbindung zwischen Pendel und Drehpotentiometer

bewerkstelligen.

• Sie muss so konstruiert werden, dass der Pendelstab am Schlitten

vorbei schwingen kann, falls die Regelung versagt, so dass er nicht auf

den Schlitten schlägt.

• Die Verbindung zwischen der Welle, auf der sich der Pendelstab

befindet und dem Pendelstab muss so gestaltet werden, dass die

Bewegung des Pendels genau auf die Welle übertragen wird. Auf der

anderen Seite muss sich in dem Fall, dass die Regelung versagt und

das Pendel ‚fällt’ diese Verbindung hier lösen, so dass der Pendelstab

nach unten durchschwingen kann. Dadurch wird verhindert, dass das

Drehpotentiometer, welches nur einen Drehwinkel von 270° hat oder

ein anderer Teil der Mechanik zerstört wird.

An dieser Stelle werden zwei Erkenntnisse, die aus den Tests der ersten

Prototypen dieser Mechanik hervorgegangen sind, vorweggenommen:

Schon bei sehr kleinen Auslenkungen des Pendelstabes aus seiner Ruhelage

müssen die Elektronik und die Stellmechanik reagieren. Die Änderungen der

Spannungsabfälle bei derart kleinen Auslenkungen sind sehr gering. Selbst mit

18

großen Verstärkungsfaktoren in der Elektronik, ließ sich dieses Problem nicht

beheben. Deswegen wird zum einen in der Elektronik die Verstärkung im

Bereich ‚Abgleich Pendel’ verzehnfacht (man sieht im Schaltplan ein 50k

Potentiometer statt eines mit 5k) und zum anderen wird die Pendelbewegung

durch ein Stirnradgetriebe mit einem Übersetzungsverhältnis von i = 2/3 auf

die Welle des Drehpotentiometers übertragen.

Eine weitere Erkenntnis aus den ersten Tests ist, dass sich durch Reibung der

Wellen an ihren Aufhängungen, im Getriebe und im Drehpotentiometer der

Pendelstab etwas schwergängig bewegen lässt. Die Reibung im

Drehpotentiometer lässt sich nahezu nicht beeinflussen. In die Aufhängung der

Wellen in der Mechanik werden radiale Industriekugellager gesetzt, um hier

die Verluste möglichst gering zu halten. Das Getriebe wird geölt.

Die Verbindung zwischen Pendelstab und Welle wird durch eine Klemmung

realisiert (siehe Abb. 14). Die Reibung zwischen Holz und Metall reicht im

praktischen Betrieb aus, um die Rotationsbewegung zu übertragen und

gegebenenfalls erlaubt diese auch ein Durchschwingen des Pendelstabes.

Pendelstab

Klemmschraube

Welle

Spalt

Abb. 14: Foto Klemmung Pendelstab

19

Das Ergebnis zeigt Abb. 15. Diese Anordnung erfüllt alle Anforderungen, die

in diesem Abschnitt angeführt wurden.

Getriebe Drehpotentiometer

Schleifpotentiometer

Industrielager

Schlitten Befestigungspunkt P

Pendelfläche außerhalb deSchlittens und der Tischplatte

Abb. 15: Foto Mechanik

3.2. Entwicklung der Regelelektronik

Es wurde in 2.3.3. bereits erwähnt, dass die didaktische Anforderung der

Transparenz der Struktur des Signalflusses bei der Entwicklung der

Regelelektronik eine große Bedeutung zugewiesen wird. Es gibt verschiedene

Möglichkeiten die entsprechenden Ein- und Ausgangssignale des Reglers so

zu verarbeiten, dass die Regelung funktioniert. Allerdings muss zwischen einer

qualitativ guten Funktion und einem logischen, nicht zu komplexen

strukturellen Aufbau abgewogen werden. Des Weiteren soll dieser Teil der

Apparatur im praktischen Betrieb auch einfach zu Handhaben sein.

Aus diesen Gründen wird der Regler in Form eines elektronischen

Analogrechners aufgebaut.

Verbindung Schlitten-Mechanik: 2x M6 Imbus

U-Profil endelstab:

s

20

3.2.1. Realisation durch einen elektronische Analogrechner

„Der Analogrechner ist eine Einrichtung zur […] Synthese analoger Systeme

bzw. Probleme, bei der die Systemsignale bzw. Rechengrößen durch analoge

Signale dargestellt werden. Als Signalträger dienen stetig veränderbare

physikalische Größen, insbesondere elektrische Spannungen […]“ (Reinisch

1974, S. 175). Die direkten Ein- und Ausgangssignale für den zu

konstruierenden Regler werden durch das bisherige System in Form von

stetigen elektrischen Spannungen gegeben. Es liegt somit auf der Hand die

Regelelektronik durch einen elektronischen Analogrechner zu verwirklichen.

Die Basisidee ist diese analogen Signale durch entsprechende

Rechenoperationen in Beziehung zu setzen. Das Ergebnis dieser

Rechenoperationen ist ein Ausgangssignal, wodurch die gewünschte Regelung

hergestellt werden kann.

Die Regelelektronik soll so konstruiert werden, dass sich vor und nach jeder

Rechenoperation die jeweiligen Signale abgreifen lassen. Somit lässt sich mit

Hilfe eines Spannungsmessgerätes direkt nachvollziehen, auf welche Weise

das Signal innerhalb des Reglers verarbeitet wird. Dadurch ergibt sich eine

große funktionale und strukturelle Transparenz des elektronischen Reglers.

Ein weitere Vorteil des Analogrechners ist, dass direkt mit den Signalen

gearbeitet wird, die der Versuchsaufbau liefert bzw. benötigt, ohne dass diese

umgeformt oder gewandelt werden müssen, wie es z.B. bei einem digitalen

System der Fall wäre.

Im weiteren Verlauf wird zunächst die Struktur der entsprechenden Signale

und Rechenoperationen erarbeitet. Diese Struktur liefert dann die Grundlage,

auf der die Regelelektronik zunächst entwickelt und dann in der Praxis

aufgebaut wird.

3.2.2. Regelungstechnische Vorgehensweise

Zunächst gilt es herauszustellen, wie sich der Schlitten bewegen muss, um das

inverse Pendel in seiner instabilen Ruhelage zu halten. Vorraussetzung ist es

zu wissen, welche Aktion des Schlittens auf die entsprechende Bewegung des

Pendelstabes folgen muss. Überträgt man diese Aussage auf die Aufgabe der

Regelelektronik, so ergibt sich: Auf welche Regeldifferenz muss welche

21

Stellgröße folgen? Die Regeldifferenz ist die Differenz aus Führungs- und

Regelgröße.

Wie balanciert man einen Besenstiel auf der Hand? – Reduziert auf ein

zweidimensionales Problem, lautet die Antwort: Kippt der Besenstiel nach

links, so muss sich die Hand nach links bewegen. Kippt der Besenstiel nach

rechts, so muss sich die Hand nach rechts bewegen. Zusätzlich muss sich die

Hand schneller als die Spitze des Besenstiels in die entsprechende Richtung

bewegen und diese dabei überholen. Anschaulich ausgedrückt geschieht dies,

um die Kippbewegung des Besenstiels auszubremsen. Naturwissenschaftlich

argumentiert wird dem System Besenstiel durch Ausübung einer Bewegung

der Hand in die entsprechende Richtung die notwendige Energie zugefügt, um

es wieder in seine instabile Ruhelage

zu bringen (siehe 2.1. inverses

Pendel). Daraufhin wird der

Besenstielstiel in die andere Richtung

kippen und der Vorgang beginnt von

neuem (siehe Abb. 16 oberer Teil).

Damit nicht eine anhalte Schwingung

um die angestrebte Ruhelage entsteht,

muss das Maß der Beschleunigung

und Geschwindigkeit der Hand stets

so gewählt werden, dass die

maximale Abweichung des

Pendelwinkels von seiner Ruhelage

immer weiter reduziert wird. Trägt

man diesen gewünschten Vorgang der

Bewegung der Hand als Auslenkung

über der Zeit auf, ergibt sich der

Kurvenverlauf einer gedämpften Schwingung (siehe Abb. 16). Die eben

beschriebene Bewegung der Hand beim Balancieren eines Besenstiels, lässt

sich direkt auf die erforderliche Bewegung des Schlittens zum Balancieren des

inversen Pendels übertragen. Beim Versuchstand des inversen Pendels muss

aber zusätzlich und zudem gleichzeitig der Schlitten in die Mitte des

Linearantriebs geregelt werden (siehe Regelkreis in 2.1. inverses Pendel).

Abb. 16: Gedämpfte Schwingung

22

Dadurch ergibt sich ein Regelkreis mit zwei Regelgrößen und zwei

Führungsgrößen (vgl. Abb. 3 und Abb. 13).

Die Beschleunigung und Geschwindigkeit, also die Dynamik des Schlittens

hängt von vielen Faktoren des Versuchsaufbaus ab: Schlittenmasse, Luftdruck,

Steuerspannung, Kennlinie des 5/3-Wege-Ventils…. Deswegen wird der

Regler so konstruiert, dass die Größen, durch die die Regelelektronik die

Dynamik des Schlittens beeinflusst, im Betrieb direkt gestellt und angeglichen

werden können. Dies geschieht durch verstellbare Spannungsverstärker, die im

Regler an den entsprechenden Stellen im Signalfluss platziert werden. So kann

auch das eigentliche Regelverhalten im gewissen Maße beeinflusst werden und

ist dadurch in dieser Konstruktionsphase zunächst nicht zu thematisieren.

Der Regler wird im ersten Schritt so entwickelt, dass durch entsprechende

mathematische Operationen lediglich die Richtung des Schlittens gesteuert

wird. Dass diese Aufgabe schon relativ komplex ist, wird deutlich, wenn man

alle möglichen Fälle, also die möglichen Positionen von Schlitten und Pendel

miteinander kombiniert.

Zudem wird zu jedem Fall die notwendige Bewegung des Schlittens bestimmt,

um das Pendel in seiner instabilen Ruhelage zu halten. Pendel und Schlitten

können stetig jede Position einnehmen. Deswegen wird in der

Fallunterscheidung nur jeweils die Ruhelage bzw. Mittelstellung und

repräsentativ eine Position rechts und links der Ruhelage bzw. Mittelstellung

betrachtet (siehe Abb. 17).

23

Die Fälle 5 und 9 stellen

Sonderfälle da. Hier ist die

notwendige Bewegung des

Schlittens zunächst nicht

eindeutig, da Schlitten und

Pendel je eine

gegensätzliche Schlitten-

bewegung fordern. Im

Zweifel, hat in diesen

Sonderfällen das Pendel

Vorrang.

Im Folgenden werden den

jeweiligen Positionen von

Schlitten und Pendel

Beispielspannungen

zugeordnet, so wie sie sich

im realen Betrieb an den

entsprechenden Positionen

von den Potentiometern abfallen könnten. Es wird zunächst davon

ausgegangen, dass an das Potentiometer 10V angelegt werden. US ist der

Spannungsabfall am Linearpotentiometer des Schlittens (Abbildung der

Regelgröße 2 s) und der Spannungsabfall am Drehpotentiometer des Pendels

wird durch die Variable UP beschrieben (Abbildung der Regelgröße 1 α).

Fallnummer Position Pendel und Schlitten

Notwendige Bewegungs- richtung des

Schlittens

1

(Stillstand)

2

3

4

5 -

6

7

8

9 -

Abb. 17: Tabelle Fallunterscheidung

UP = 5V US = 5V

UP = 2V US = 2V

UP = 8V US = 8V

Abb. 18: Tabelle Beispielspannungen

Die Führungsgrößen werden angelehnt an die Mittelpositionen in Abb. 18 wie

folgt festgelegt.

Führungsgröße WS Schlitten: UWS = 5V

Führungsgröße Wα Pendel: UWP = 5V

24

Das 5/3-Wege-Ventil schaltet bei einer Eingangsspannung von 5V in seine

Mittelstellung. Das heißt, dass der Schlitten sich nicht bewegt. Bei

Eingangsspannungen von weniger als 5V bewegt sich der Schlitten nach links

und bei Eingangsspannung von mehr als 5V fährt der Schlitten nach rechts.

Nun gilt es die Eingangsspannungen der Regelelektronik (US: Abbildung der

Regelgröße 2 s, UP: Abbildung der Regelgröße 1 α, UWS: Abbildung der Führungsgröße WS, UWP: Abbildung der Führungsgröße Wα) miteinander

mathematisch zu verknüpfen, so dass das Ausgangssignal UY das 5/3-Wege-

Ventil entsprechend schaltet, wodurch sich der Schlitten in die gewünschten

Richtungen (siehe Abb. 17) bewegt. Die nachstehende Tabelle zeigt einen

ersten Ansatz dieser mathematischen Verknüpfung:

Abb. 19: Fallunterscheidung mit Berechnung der Beispielspannungen

Um den Signalverlauf in Verbindung mit den entsprechenden

Rechenoperationen, wie sie in Abb. 19 durchgeführt wurden, zu

veranschaulichen, wird der bisherige strukturelle Aufbau in nachstehender

Abbildung schematisch dargestellt. In dieser Schemadarstellung werden zu

Spannungen UWS und UWP jeweils noch die Spannungen UWS-fein und UWP-fein

hinzu addiert. Die Spannungen UWS-fein und UWP-fein können Werte von (-10)mV

bis (+10)mV annehmen. Da im späteren Betrieb die Spannungen UWS und UWP

sehr präzise einzustellen sind, werden hierdurch zwei Feineinstellungen

möglich gemacht.

25

UWP-fein

US

UP

UWS

UWS-fein

UWP

+

_

+

_

_ +5V UY

Legende: Additionsoperator A = E1 + E2

Subtraktionsoperator A = E1 - E2

Additionsoperator +5V A = E + 5V

+ E1

-E1 A A A E + 5V

E2 E2

Abb. 20: Aufbau 1

Die Werte für UY (Abbildung der Stellgröße) befinden sich in der letzten

Spalte in der Tabelle in Abb. 19. Wie man aus ihnen ableiten kann, würde sich

für die Fälle 1-4 und 6-8 die richtige Schalterstellung ergeben. In den Fällen 5

und 9 befindet sich das 5/3-Wege-Ventil in seiner Mittelstellung und der

Schlitten bewegt sich nicht. Aufgrund der Tatsache, dass es sich um stetige

Signale handelt und die analogen Rechenoperationen auch nur stetige Signale

liefern, gibt es unendlich viele Fälle, in denen am Ausgang 5V anliegen und

somit der Schlitten sich nicht bewegt. Diese Problemfälle treten immer dann

ein, wenn die Auslenkung des Pendelstabes aus seiner Ruhelage und die

Auslenkung des Schlittens aus seiner Mittelstellung den gleichen

Spannungsabfall liefern. Im praktischen Betrieb würde das Pendel sich

innerhalb dieser Positionen versuchen einzuregeln. Dies funktioniert natürlich

nicht, denn dabei fällt der Pendelstab zu einer Seite und gleichzeitig schlägt

der Schlitten am entsprechenden Ende des Linearantriebs an.

3.2.2.1. Eliminierung der Problemfälle

Mit der bisherigen Vorgehensweise, also durch Addition und Subtraktion der

entsprechenden Signale, lassen sich diese Problemfälle nicht beheben. Dies ist

26

der Fall, da sich alle komplexeren Additions- und Subtraktionsstrukturen, die

die geforderte Aufgabe an die Regelelektronik erfüllen, stets auf die bisherige

Struktur zurückführen lassen. Zum einen ist dafür das Assoziativ- und

Kommutativgesetz verantwortlich und zum anderen die Möglichkeit, dass sich

entsprechende Operationen gegenseitig aufheben können. Durch

mathematische Umformung und Zusammenfassung, ergeben sich stets

Rechnungen, die sich mit folgender Gleichung beschreiben lassen.

X + n · (UWP - UP) + m · (UWS - US) = UY [1]

X ist ein Spannungswert in Volt. Hier in der Regel die Addition von 5V. Die

Variablen n und m sind Elemente der reellen Zahlen.

Werden die allgemeingültigen Rechengesetze berücksichtigt, macht es

mathematisch betrachtet keinen Unterschied für das Ergebnis, in welcher

Reihenfolge die entsprechenden Operationen ausgeführt werden. Zudem spielt

die Rechenzeit hierbei auch keine Rolle.

Bei einem Analogrechner ist das anders. Die Verarbeitung der Signale dauert

einen kurzen Moment von ca. 8-10ms je nach verwendeten Bauelementen.

Dieser zeitliche Versatz und die Gegebenheit, dass die Operationen

entsprechend Abb. 20 nacheinander ausgeführt werden, lassen sich ausnutzen,

um die auftretenden Problemfälle zu eliminieren.

Dies geschieht, indem noch eine zweite Abbildung der Führungsgröße

Schlitten UWS-2 hinzugeführt wird. Von dieser Spannung UWS-2 wird die

Spannung US abgezogen und die Differenz nach der Addition von 5V wieder

zum bestehenden Signalfluss hinzuaddiert. Daraus ergibt sich, dass der Teil

des Analogrechners, der dafür sorgt, dass der Schlitten stets in die Mitte des

Linearantriebs geregelt wird, sich zweimal in der Regelelektronik befindet.

Rein mathematisch betrachtet macht diese Angelegenheit keinen Unterschied.

Man könnte ebenso eine Multiplikation mit dem Faktor zwei an der

entsprechenden Stelle durchführen.

Für die Funktion der Regelelektronik ist diese „zweite“ Regelung des

Schlittens jedoch entscheidend. Dadurch wird zusätzlich eine Regelung

geschaffen, die den Schlitten in die angestrebte Mittelposition regelt. Aufgrund

der Tatsache, dass diese Regelung nicht durch drei weitere Rechenstufen

muss, wird diese auch dreimal schneller durchgeführt.

27

Somit ergeben sich im Analogrechner praktisch zwei Regelungen. Die Eine

sorgt dafür, dass Pendel und Schlitten geregelt werden. Diese weist jedoch

noch gewisse Problemfälle auf. Eine weitere Regelung ist dann dafür

verantwortlich, dass diese Problemfälle eliminiert werden.

Somit ergibt sich nachstehende vollständige Struktur im Signalfluss.

UWS

+

UWP-fein

US

UP

UWS-fein

UWP

+

_

_

_ +5V

UY +

_

UWS-2

Legende siehe Abb. 20

Abb. 21: Aufbau 2

3.2.3. Realisierung der Rechenoperationen mit

Operationsverstärkern

Für die Regelelektronik werden elektrische Schaltungen benötigt, die

verschiedenen Spannungen Ui addieren bzw. subtrahieren können. Zusätzlich

muss das Ergebnis einer jeden Addition bzw. Subtraktion mit einem

Verstärkungsfaktor η versehen werden:

UA = η · (U1 ± U2) [2]

U1 und U2 stellen in der Formel 2die Eingangsspannungen dar und UA

repräsentiert die Ausgangsspannung.

„Unter einem Operationsverstärker versteht man einen universell anwendbaren

Gleichspannungsverstärker, der ohne äußere Beschaltung bestimmte,

standardisierte Eigenschaften zeigt. Erst die Beschaltung mit externen

28

Bauelementen ergibt die gewünschten Eigenschaften der Schaltung“

(Lohninger 1990, S. 54). Durch Verwendung von Operationsverstärkern lassen

sich mit geringem Aufwand Schaltungen erstellen, die die in vorherigen

Abschnitten angeführten Rechenoperationen einschließlich eines Verstärkers

realisieren.

3.2.3.1. Invertierender Subtrahierer

In der nachstehenden Schaltung liegt an der Ausgangsspannung UA die

Differenz der Eingangsspannungen U1 und U2 multipliziert mit einem

negativen Verstärkungsfaktor η an.

R2

R1

R3

U1 UA U2 R4

Abb. 22: Schaltung Invertierender Subtrahierer

Für die Schaltung in Abbildung 29gilt:

( )( ) 1

2

22

143

421 URRU

RRRRRRU A −⋅+⋅+

=

[3]

Wählt man die Widerstände so, dass R1 = R3 und R2 = R4 gilt, folgt daraus:

( )121

2 UURRU A −=

[4]

( )211

2 UURRU A −−=⇔

[5]

Der Verstärkungsfaktor η ergibt sich aus der Kombination von R1 und R2:

1

2

RR

−=η[6]

(gilt nur bei R1 = R3 und R2 = R4 )

(vgl. Beuth 2003)

29

3.2.3.2. Invertierender Addierer

Bei dieser Schaltung werden die Eingangsspannungen U1 und U2 aufsummiert.

Zudem wird die Summe mit einem negativen Verstärkungsfaktor η

multipliziert.

R3

R2R1

UAU2

U1

Abb. 23: Schaltung Invertierender Addierer

Für die Ausgangsspannung in Abbildung 22 gilt folgende Gleichung.

⎟⎟⎠

⎞⎜⎜⎝

⎛+−=

3

2

1

12 R

URURU A [7]

Wählt man die Eingangswiderstände R1 und R3 gleich groß, ergibt sich:

( )211

2 UURRU A +−=

[8]

Der Verstärkungsfaktor η wird durch die Kombination R1 und R2 bestimmt.

1

2

RR

−=η[9]

(gilt nur bei R1 = R3)

(vgl. Buch Lohninger 1990 Seite 68)

3.2.3.3. Nichtinvertierender Addierer

Bei dem nichtinvertierenden Addierer handelt es sich um eine

Verstärkerschaltung, in der die beiden Eingangsspannungen U1 und U2 addiert

werden und die Ausgangsspannung keinen Vorzeichenwechsel erfährt. Der

Verstärkungsfaktor η ist somit positiv.

R1

R2

R0

R3

R4

UA

U2U1

30

Abb. 24: Schaltung Nichtinvertierender Addierer

Wie aus der Abbildung 23 zu entnehmen ist, benötigt eine solche

nichtinvertierende Rechenschaltung mehr Widerstände zur äußeren

Beschaltung des Operationsverstärkers, als es bei den invertierenden

Schaltungen der Fall ist. Dadurch ist sie zum einen anfälliger für Fehler und

zum anderen wird auch die Berechnung komplexer. Für die Beziehung

zwischen den Eingangsspannungen U1 und U2 und der Ausgangsspannung UA

gilt:

210

2

2

1

1

4

3

1111

RRR

RU

RU

RRU A

++

+⋅⎟⎟⎠

⎞⎜⎜⎝

⎛+=

[10]

Dimensioniert man die Widerstände R0, R1 und R2 von gleicher Größe, ergibt

sich:

( )214

3

3

1UUR

R

U A +⋅+

=

[11]

Der Verstärkungsfaktor η hängt dann von der Wahl der Widerstände R3 und R4

ab und das über folgende Beziehung.

3

14

3

RR

+=η

[12]

(vgl. Schröder 2006, S.7)

3.2.4. Regelelektronik aus integrierten und diskreten

Bauelementen

Zur besseren Übersichtlichkeit der Struktur der Schaltung, werden

verschiedene Bereiche nach ihrer Aufgabe eingeteilt. In den Bereichen

‚Abgleich Pendel’ und ‚Abgleich 1 Schlitten’ werden die Spannungen UWP

und UWS präzise eingestellt und die entsprechenden Differenzen

(Regeldifferenz) gebildet. Analog wird in ‚Abgleich 2 Schlitten’ die Differenz

gebildet. In diesem Bereich wird auf die Feinregelung verzichtet. Zusätzlich

werden die Ergebnisse mit einem verstellbaren Verstärkungsfaktor η versehen.

Im Bereich Kombination findet sich die Differenz aus den Abglichen von

Schlitten 1 und Pendel und auch hier wird das Ergebnis mit einem frei

wählbaren Verstärkungsfaktor versehen. Im letzten Bereich ‚Addition’ wird

31

zunächst zu dem Ergebnis der ‚Kombination’ eine Spannung von 5V

hinzuaddiert, die sich aber auch durch ein Potentiometer einstellen lässt, und

des Weiteren wird aus diesem Ergebnis und dem Signal von ‚Abgleich 2

Schlitten’ die Summe gebildet. Diese Einteilung wird in Abbildung 25

veranschaulicht, wobei die einstellbaren Verstärkungen im Signalfluss mit

einem η gekennzeichnet sind.

UWP-fein

US

UP

UWS

UWS-fein

UWP

+

+

_

_

_ +5V

UY +

_ UWS-2

η

η

η

η

Abgleich 1 Schlitten

AdditionKombination

Abgleich 2 Schlitten

Abgleich Pendel

Legende siehe Abb. 20

Abb. 25: Struktureller Aufbau mit Verstärkungen und Bereicheinteilung

Wie man den Schaltplänen zur Realisierung der Rechenschaltungen mit

Operationsverstärkern sehen kann, beanspruchen die Schaltungen, die das

Ergebnis invertieren, weniger Bauteile, als die nichtinvertierenden

Schaltungen. Dadurch sind diese natürlich wesentlich unanfälliger für Fehler

und zudem gestaltet sich der Schaltungsaufbau übersichtlicher. Darüber hinaus

wird die Berechnung der Verstärkungsfaktoren durch die Dimensionen der

verwendeten Widerstände erheblich einfacher. Wählt man alle Widerstände

gleich, so ergibt sich bei den invertierenden Schaltungen eine Verstärkung von

η = 1. Die Potentiometer sollten dann im praktischen Betrieb so gewählt

werden, dass sich die erforderlichen Verstärkungen herstellen lassen. Somit

wird zunächst das Signalflussschema Abb. 25 umgeformt, so dass es möglichst

32

viele invertierte Rechenoperationen enthält. Dabei werden auch bei

ausgewählten Spannungseingängen die Vorzeichen geändert. Das lässt sich

durch die symmetrische Spannungsversorgung in der praktischen Konstruktion

gut verwirklichen. Bei den invertierenden Rechenoperationen ist stets ein (-1)

angegeben. Das Ergebnis wird bei dieser Umformung nicht verändert.

UWP-fein

- US

- UP

UWS

UWS-fein

UWP

+

+

_

_

_ +5V

UY +

_ - UWS-2

η

η

η

η

Abgleich 1 Schlitten

Addition Kombination

Abgleich 2 Schlitten

Abgleich Pendel

(-1)

(-1)

(-1) (-1) (-1)

(-1)

Legende siehe Abb. 20 (-1)

Abb. 26: Struktureller Aufbau mit invertierten Rechenoperationen

Vor dem ersten Betrieb muss festlegen werden, mit welchen Spannungs-

umfängen das System arbeiten soll. Das 5/3-Wege-Ventil benötigt eine

Betriebsspannung von 24V Gleichspannung. Diese 24V werden von einer

separaten Spannungsquelle erzeugt. Die verwendeten Operationsverstärker

vom Typ 741 (Datenblatt im Anhang) benötigen eine symmetrische

Spannungsversorgung von ±12V. Die gesamte Elektronik wird mit diesem

Pegel aufgebaut, denn alle verwendeten Potentiometer, Widerstände und

integrierten Schaltkreise funktionieren in diesem Bereich.

Auf der folgenden Seite befindet sich der vollständige Schaltplan der

Regelelektronik. Er ergibt sich aus der Struktur des Signalflusses in Abb. 26,

den Beschaltungen der Operationsverstärker zur Verwirklichung der

33

Rechenoperationen und allen weiteren Anmerkungen und Vorüberlegungen,

die hier getroffen wurden. Alle Widerstände haben einen Wert von 2,4kΩ.

Abweichungen wurden direkt am Widerstand notiert. Wenn nicht anders

angegeben handelt es sich um 5kΩ Potentiometer, so dass mit diesen auch

problemlos 2,4kΩ erzeugt werden können bzw. die notwendige Verstärkung

für den praktischen Betrieb gegeben ist. Die Anschlüsse P1, P2, P3 sowie S1,

S2, S3 sind die Anschlüsse der Potentiometer von Pendel und Schlitten, wobei

jeweils der Indizes 2 den Abgriff darstellt.

Abb.

27:

Sch

altp

lan

2 Sc

hlitt

en

1 Sc

hlitt

en

34

3.2.5. Bedienelemente und Anschlüsse

Wie man dem vollständigen Schaltplan in Abb. 27 entnehmen kann, existieren

zehn Drehpotentiometer, die während der Versuchsdurchführung zu bedienen

sind. Zudem hat die Platine auch diverse Anschlüsse. Damit durch die

Bedienung und Verkabelung der Versuch nicht unnötig kompliziert gemacht

wird, werden die Bedien- und Anschlusselemente übersichtlich und

systematisch in einem Pult angeordnet.

Die Potentiometer werden angelehnt an die Struktur des Signalflusses wieder

in die Bereiche ‚Abgleich 1 + 2 Schlitten’, ‚Abgleich Pendel’, ‚Kombination’

und ‚Addition’ eingeteilt. Die Bedienelemente, die zu einem Bereich gehören,

werden vertikal angeordnet und die Bereiche horizontal nebeneinander

positioniert. Dabei befinden sich die Verstärkungen einheitlich in der unteren

Zeile. Wenn man sich beim Arbeiten am Versuch, von links nach rechts und

von oben nach unten durch die Einstellungsmöglichkeiten arbeitet, verfolgt

man nahezu direkt den Signalfluss in der Elektronik. Zudem ist bei dieser

Anordnung leicht zu erkennen, welche Parameter enger zusammenhängen. Die

Beschriftung Vergleich stehen für die Führungsgrößen und die gestrichelten

Linien zeigen die Position der Platine (Grau) und die der Potentiometer

(Schwarz).

Addition

Verstärkung

Vergleich

Vergleich Fein Vergleich Fein

Vergleich

Verstärkung

Vergleich

Verstärkung

Kombiniert: Pendel:Schlitten 1: Schlitten 2:

Verstärkung Kombination

Abb. 28: Bedienelemente

Um die Potentiometer während der Versuchsdurchführung entsprechend

einzustellen, muss dass Signal jeweils nach den fünf Bereichen betrachtet

werden. Hierzu sind an diesen Stellen Spannungsabgriffe eingebaut. Diese

35

Anschlüsse, inklusive einen für die Masse gegen die gemessen wird, werden

als Buchsen über den Bedienelementen angebracht. Somit ist dieser Teil des

Pultes der, an dem während des Betriebs gesteckt und gestellt werden kann.

Die Reihenfolge der Buchsen ist wieder angelehnt an die Anordnung der

Potentiometer bzw. der Bereiche im Signalfluss.

Abgriffe Elektronik:

Schlitten 1 Kombination

Addition Schlitten 2

Masse Pendel

Abb. 29: Abgriffe Elektronik

Im linken Teil des Bedienpultes befinden sich alle weiteren Anschlüsse, die

allerdings nur einmal vor der Inbetriebnahme verkabelt werden müssen. Hier

sind oben angeordnet die Eingänge der symmetrischen Spannungsversorgung

für die Platine, sowie die 24V Betriebsspannung des 5/3-Wege-Ventils. Mittig

sind die Anschlüsse des 5/3-Wege-Ventils angebracht und im unteren Bereich

sind jeweils die drei Anschlüsse des Schleif- und des Drehpotentiometers

platziert.

Die Buchsenfarbe ist einheitlich schwarz. Die Farbwahl der Stecker ist zum

Teil durch die verwendeten Bauelemente vorgegeben. Wie man der Abb. 30

entnehmen kann, wurde die Farbe des entsprechenden Steckers stets an die

jeweilige Buchse geschrieben. Die Anschlüsse des Drehpotentiometers sind

die einzigen, wo die Kabel fest installiert sind und die Farben noch frei

wählbar waren. Hier wurde die Farbzuordnung bewusst willkürlich gewählt.

36

Abb. 30: Foto Bedienpult

Das gesamte Bedien- und Schaltpult ist vollständig aus Acrylglas gefertigt.

Man sieht die Platine von beiden Seiten und kann erahnen, welchen Umfang

und Aufwendigkeit hinter der Schaltung steckt. Wenn man schließlich die

Struktur und Funktion verstanden hat und die komplette Elektronik betrachten

kann, lässt sich eventuell bei den Studentinnen und Studenten die Angst vor

derartigen elektronischen Konstruktionen nehmen.

37

4. Verhalten und Handhabung im praktischen Betrieb

4.1. Verhalten

Unter dem Wort Verhalten versteht man in der Regelungstechnik die

Bewegung des Ausgangssignals eines Systems in Abhängigkeit von dessen

Eingangssignal (vgl. Reinisch 1974, S. 51). Betrachtet man das Verhalten, so

interessiert stets, wie ein System z.B. die Regelstrecke unter bestimmten

Umständen reagiert. In der Reglungstechnik finden oft Regler Verwendung,

die je nach Notwendigkeit und Möglichkeit proportionales, integrierendes oder

differentielles Verhalten herstellen. Bei dem Regelkreis im Versuchstand des

inversen Pendels betrachten wir zunächst getrennt das Verhalten der einzelnen

Elemente im Regelkreis, um so das Verhalten des gesamten Systems zu

erklären. Dieses lässt sich dann im praktischen Betrieb beobachten.

Zur Orientierung dient die Struktur des Versuchsaufbaus in Abb. 13. Die

Abbildungen der Regelgrößen Schlitten US und Pendel UP werden beide durch

lineare Potentiometer erzeugt. Durch diese werden die Positionen von

Schlitten und Pendelstab stetig proportional in Spannungen übertragen.

Begrenzt wird diese Proportionalität nur konstruktiv durch die Länge bzw.

Drehwinkel der einzelnen Potentiometer. In diesem Abschnitt herrscht reines

P-Verhalten. Das nächste Glied im Regelkreis ist die Regelelektronik. Hier

werden die stetigen Eingangssignale durch verzweigte mathematische

Operationen verarbeitet. Die Ergebnisse dieser Operationen sind auch stetig.

Hier herrscht somit auch stetig proportionales Verhalten. Die Regelelektronik

hat jedoch auch eine zeitliche Verzögerung (T-Verhalten), was sich daraus

ergibt, dass die jeweiligen Rechenstufen eine gewisse Verarbeitungszeit von 8-

10ms benötigen. Übersteuert man die Regelelektronik durch zu hohe

Eingangspegel, so bricht dieses P-T-Verhalten zusammen und am Ausgang UY

liegt lediglich die Betriebsspannung an.

Das 5/3-Wege-Proportional-Ventil und der Linearantrieb werden gemeinsam

betrachtet. Das 5/3-Wege-Proportional-Ventil soll laut Hersteller die

Steuerspannung an seinem Eingang proportional in ein Druckluftsignal

übertragen und das soll eine proportionale Bewegung des Schlittens bewirken.

Es wurde bereits in Abschnitt 2.3.1. erklärt und begründet, dass dieses

Verhalten im praktischen Betrieb hier nicht realisiert werden kann. Das reale

Verhalten ist in Abb. 31 skizziert.

38

5V

5,2V

t

t

v

UA

Abb. 31: Verhalten 5/3-Wege-Proportionalventil und Linearantrieb

Auf ein beliebiges Eingangssignal beschleunigt der Schlitten, sobald das

Signal die Mittelstellung von 5,0V ± 0,2V verlässt. Daraufhin wird der

Schlitten mit relativ hoher Beschleunigung auf seine Maximalgeschwindigkeit

gebracht, wobei er stets etwas überschwingt. Diese Überschwingung resultiert

aus der Masse des Schlittens und daraus, dass sich bei geschlossenem Ventil

ein höherer Luftdruck aufbaut, der etwas absinkt, sobald der Schlitten in

Bewegung ist. Letztendlich resultiert also ein Verhalten, bei dem sich der

Schlitten, abgesehen von den Beschleunigungs- und Abbremsphasen und von

dem eben beschrieben Überschwingen, mit einer nahezu konstanten

Geschwindigkeit v bewegt, sobald das 5/3-Wege-Proportional-Ventil nicht

mehr in seiner Mittelstellung steht.

Die Kombination von 5/3-Wege-Proportional-Ventil und der Linearantrieb ist

die einzige Stelle im Regelkreis, die kein stetig proportionales Verhalten

liefert. Diese Tatsache ist für das gesamte Verhalten des Regelkreises

entscheidend! Das leichte Überschwingen des Schlittens (siehe Abb. 31) in

Verbindung mit dem T-Verhalten der Regelelektronik bewirken, dass die

kürzeste Bewegung des Schlittens im Regelbetrieb eine relativ schnelle

Bewegung von etwa 2cm ist. Dies kann dazu führen, dass während der

Regelung, der Schlitten immer über die angestrebte Position hinaus fährt und

somit die Zielposition niemals erreicht wird.

Für eine funktionierende Regelung ist das Zusammenspiel der

Proportionalitätsfaktoren also die Verstärkungsfaktoren innerhalb der

Regelektronik entscheidend. Durch diese wird die Dynamik des Schlittens

beeinflusst, also wie schnell dieser auf welche Aktion von Pendelstab und

39

Schlitten reagiert. In Abschnitt ‚3.2.2. Regelungstechnische Vorgehensweise’

wurde erklärt, dass die anzustrebende zeitliche Auslenkung des Schlittens aus

der Mittelposition an eine gedämpfte Schwingung erinnern soll. Diese kann im

praktischen Betrieb durch das entsprechende Zusammenspiel der jeweiligen

Verstärkungsfaktoren innerhalb der Regelelektronik in Verbindung mit dem

Gesamtsystem bewirkt werden. Bei falscher Einstellung kann sich jedoch das

Gegenteil ergeben: Der Schlitten schwingt immer weiter aus seiner

angestrebten Mittelposition heraus und schlägt an die Grenzen des

Linearantriebs an.

Um das Regelverhalten noch weitergehend zu beeinflussen und dadurch

eventuell ein noch saubereres Regelungsverhalten zu erzeugen, könnte man

eine P-I-D-Reglerkarte zwischen Regelungselektronik und 5/3-Wege-

Proportional-Ventil schalten, wobei man durch das P-Verhalten dieser Karte

das Signal praktisch nicht mehr beeinflussen bräuchte, da dies schon in der

eigentlichen Regelelektronik geschieht. Die Stellgröße, also das

Eingangssignal des 5/3-Wege-Proportional-Ventils, könnte man damit mit

Sicherheit so beeinflussen, dass sich ein modifiziertes Regelverhalten ergeben

würde. Der limitierende Faktor in diesem Regelkreis ist aber das Verhalten

von 5/3-Wege-Proportional-Ventil in Verbindung mit dem Linearantrieb.

Deswegen würde das Zuschalten einer solchen Reglerkarte eher wenig

bringen. Die Übersichtlichkeit der Funktion des Gesamtsystems würde

dadurch auch nicht verbessert werden. Somit liegt es nahe, den Regelkreis und

sein Verhalten so zu belassen, wie er ist. Zudem ergibt sich dadurch für die

Lehre eine entsprechende Veranschaulichung, wie die jeweiligen Elemente im

Zusammenspiel das Verhalten eines Systems beeinflussen.

4.2. Bedienung und Beobachtung in der Versuchsdurchführung

Möchte man den Versuch eigenständig durchführen, sind Kenntnisse über die

Struktur und Funktion des Systems obligatorisch. Im Folgenden werden einige

Eckpunkte angegeben, die die Kalibrierung und das Einstellen des

Regelverhaltens etwas anleiten.

1. Nachdem der gesamte Versuchsaufbau verkabelt wurde, wird zunächst

die Versorgung der Druckluft geschlossen, das Pendel in seine

40

Mittelstellung und der Schlitten in die gewünschte Position gebracht.

Hierbei muss der Pendelstab ggf. festgehalten werden.

2. Nun werden die Führungsgrößen eingestellt. Da an den Abgriffen

‚Pendel’, ‚Schlitten 1’ und Schlitten 2’ jeweils die Differenz aus

Führungsgröße und Regelgröße anliegt, müssen die Führungsgrößen so

eingestellt werden, dass an diesen Abgriffen je 0V abfallen. Dabei ist

es wichtig diese Größen auf 1-2mV genau einzustellen. Trotz der

Feineinstellung erfordert diese Tätigkeit eventuell etwas

Fingerspitzengefühl.

3. Vorerst werden alle Verstärkungen in ihre Mittelposition gebracht.

Sind die Führungsgrößen korrekt eingestellt, so muss auch am Abgriff

‚Kombination’ 0V abfallen. Ist das nicht der Fall, sollte korrigiert

werden. Nun wird mit dem Drehpotentiometer ‚Addition’ der

Summand von 5V eingestellt, so dass am Abgriff ‚Addition’ 5V

abfallen.

4. Das Pendel wird jetzt an seiner Spitze mit der Hand festgehalten und

die Luftzufuhr geöffnet. Der Pendelstab muss festgehalten werden, da

es eher Zufall währe, dass das Zusammenspiel der

Verstärkungsfaktoren derart stimmig ist, dass das Pendel in seine

instabile Ruhelage geregelt wird.

5. Beim Einstellen des Regelungsverhalten sind zunächst die

Verstärkungen von ‚Pendel’, ‚Schlitten 1’ und Schlitten 2’ so

einzustellen, dass jeder dieser Bereiche das Verhalten des Schlittens

beeinflusst. Man merkt den jeweiligen Einfluss, wenn man die

einzelnen Verstärkungen weiter hinein und wieder heraus dreht.

Entscheidend ist das Zusammenspiel dieser Verstärkungen. Man kann

an dieser Stelle keine absolut allgemeingültige Anweisung gegeben,

wie die Einstellung richtig ist. Man muss sich selber in der Praxis

damit auseinander setzen. Wichtig ist, dass die Verstärkungen nicht zu

gering sind und der Schlitten sich nicht nur träge und langsam bewegt.

Das Maß der Amplitude und mögliches Aufschwingen ist zunächst

nicht so wichtig, da noch immer die Pendelspitze mit der Hand

festgehalten wird. Dass die Schlittenbewegung stets versucht, die

Abweichungen des Pendelwinkels wieder auszugleichend und dabei

41

selber nicht aus seine angestrebte Position zu verlassen, ist an dieser

Stelle wichtiger.

Zieht man die Pendelspitze mit der Hand in eine Richtung, sollte der

Schlitten versuchen diese Störung zu kompensieren.

6. Befinden sich die bisher verwendeten Verstärkungen in einer zufrieden

stellenden Relation, so wird als letztes die Verstärkung der

‚Kombination’ langsam herausgenommen. In der Kombination finden

sich beide Signale ‚Pendel’ und ‚Schlitten 1’. Diese Verstärkung wird

so weit reduziert, bis das System nicht mehr aufschwingt, trotzdem

aber alle Abweichungen herausregelt. Nun sollte der Pendelstab in

seiner instabilen Ruhelage balanciert werden.

Hinweise:

• Messgeräte stören den Betrieb nicht und es können auch mehrere

eingesteckt sein.

• Ändert man die Verstärkungen, kann es passieren, dass sich der Offset

der Rechenschaltungen ein wenig verschiebt und die Führungsgrößen

etwas nachgestellt werden müssen. Da diese aber im Millivoltbereich

genau einzustellen sind, sollte man sie nach Einstellen der Verstärkung

zwischendurch öfter kontrollieren.

Welche Beobachtungen und Erfahrungen können die Studentinnen und

Studenten während der Durchführung dieses Versuches machen? –

Selbstverständlich wie bei allen Praktika und Versuchen wird der Umgang mit

den verwendeten Geräten und Werkzeugen geschult. In diesem Fall der

Umgang mit Spannungsquellen, Spannungsmessgeräten, Pneumatik-

apparaturen, Oszilloskop und nicht zuletzt mit einem Regelkreis, der ein reales

Verhalten aufweist, welches man zudem noch beobachten kann.

Zum einen sieht man die Bewegungen von Pendel und Schlitten und man kann

direkt beobachten, wie Veränderungen der einzelnen Parameter das Ergebnis

beeinflussen. Es lässt sich deutlich das unstetige Verhalten erkennen, was sich

aus dem Verhalten des 5/3-Wege-Ventil in Verbindung mit dem Linearantrieb

ergibt. Es lassen sich aber auch mit einem Oszilloskop die Eigenschaften der

42

einzelnen Elemente des Regelkreises untersuchen, wobei sich deutlich das P-

Verhalten, was fast alle Bauteile aufweisen, darstellen lässt. Man kann über

die verschiedenen Spannungsabgriffe der Regelelektronik sogar die

Verarbeitung des Signals innerhalb der Elektronik verfolgen und beobachten.

Mithilfe eines Speicheroszilloskops lässt sich die zeitliche Verzögerung (T-

Verhalten) der verschiedenen Signalwege innerhalb der Regelelektronik

zeigen, durch die die Regeleinrichtung letztendlich erst funktioniert. Indem

man Schritt für Schritt das Verhalten der jeweiligen Elemente im Regelkreis

mit dem Oszilloskop untersucht, kann man schnell erklären, warum in der

Summe das inverse Pendel sich so verhält, wie man es mit bloßen Augen

beobachten kann.

Es lassen sich aber auch allgemeine regelungstechnische Inhalte in diesem

Versuch wieder finden. Regelungen sind immer begrenzt. Sei es konstruktiv,

wie es in diesem Fall durch die Dimension des Linearantriebes ist, oder sei es

in der Regelung an sich. Man kann die Verstärkungen entweder so einstellen,

dass die Regelung kleine Auslenkungen des Pendels kompensiert oder dass

etwas größere Auslenkungen möglich sind. Dann ist das Verhalten aber meist

nicht sehr sauber. Eine weitere Grenze ist, dass zu große Auslenkungen durch

diesen Versuchsaufbau gar nicht bewältigt werden können.

An dieser Stelle lässt sich der Transfer ziehen, dass eine Regelung in der

Praxis stets nur so gut wie notwendig ist. Die Aufgabe hier beinhaltet ein

inverses Pendel zu konstruieren und zu bauen, welches funktioniert und als

Versuchsstand in der Lehre eingesetzt werden kann. Die Notwendigkeit war

nicht, ein absolut perfektes Regelverhalten herzustellen und dabei das System

noch viel umfangreicher und verworrener zu gestalten.

Letztendlich lassen sich an diesem Versuchsstand auch die Komplexität einer

solchen Anlage und das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten sehen.

43

5. Schlusswort

Neben diesem schriftlichen Teil ist das Ergebnis dieser Arbeit der

Versuchstand eines inversen Pendels, welcher im ‚Institut für Technik und ihre

Didaktik’ an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster in der

Studentenausbildung eingesetzt werden soll. Deswegen wurde bei der

Entwicklung stets darauf Wert gelegt didaktische Aspekte, die in dem

schriftlichen Teil thematisiert wurden, in die Konstruktion und den Bau mit

einfließen zu lassen. Neben dem Ziel ein inverses Pendel zu konstruieren und

zu bauen, wurde somit immerzu berücksichtigt, dass dieses inverse Pendel als

Versuchsstand eingesetzt werden soll.

Es blieb leider nicht aus, dass sich in der Summe eine relativ komplexe

Apparatur ergeben hat. Deswegen ist es unumgänglich, dass sich die

Studierenden, die an diesem Versuch arbeiten, sich vorher ausreichend mit

dem strukturellen und funktionellen Aufbau dieses Versuchsstandes

auseinandersetzen. Dann lassen sich aber viele regelungstechnische Begriffe,

Eigenschaften und Verhaltensweisen in diesem Versuchsaufbau wieder finden.

Es lässt sich deren Zusammenspiel in einem realen System beobachten,

welches sich zudem auf einige Beispiele im alltäglichen Leben übertragen

lässt.

Der schriftliche Teil dieser Arbeit stellt die Vorgehensweise bei der

Entwicklung und Konstruktion vor. Darüber hinaus wird in diesem eine grobe

Schrittfolge zur Handhabung gegeben und auch vorweggenommen, wie das

Verhalten des Regelkreises ist und welche interessanten regelungstechnischen

Eigenschaften man an diesem inversen Pendel beobachten kann.

Findet dieser Versuchsstand Anklang bei den Studentinnen, Studenten und

Dozenten, so wird er sich hoffentlich fest in das bestehende

Versuchsprogramm eingliedern. Gerade im Bereich Regelungstechnik gibt es

auf der einen Seite sehr viele Beispiele und auf der anderen Seite nur sehr

wenige Versuche, in den man praktisch und mit einem halbwegs sinnvollem

Ziel die theoretischen Inhalte der Regelungstechnik aus der Vorlesung

praktisch anwenden kann. Dieser Versuchsstand setzte genau dort an.

44

6. Literaturverzeichnis

Lohninger, Hans: Angewandte Mikroelektronik. München 1990

Schröder, Hartmut: Skriptum zur Vorlesung Grundlagen der

Informationsverarbeitung 1 Sommersemester 2006. Universität Dortmund

2006 Abgerufen am 14.03.2009 unter: http://arteclab.artec.uni-

bremen.de/courses/mechatronik/material/GrundlagenInformationsverarbeitung1.pdf

Beuth, Klaus; Beuth, Olaf: Digitaltechnik. Würzburg 2003

Hein, Christian: Was ist Technik? In: Skript zur Vorlesung ‚Einführung in die

Technik’, 2005 Abgerufen am 14.03.2009 unter: http://www.uni-

muenster.de/Physik.TD/einfuehrung_technik.html

Westfälische Wilhelms-Universität Münster: Studienordnung für den Studiengang Technik mit dem Abschluss Erste Staatsprüfung für das Lehramt an Grund- Haupt- und Realschulen und den entsprechenden Jahrgangsstufen der Gesamtschulen, Studienschwerpunkt Haupt-, Real- und Gesamtschule, Münster 2006 Meyer, Hilbert: Unterrichtsmethoden 2: Praxisband. Berlin 1987 Nolting, Wolfgang: Grundkurs theoretische Physik 1 – Klassische Mechanik. Berlin 2002 Reinisch, Karl: Kybernetische Grundlagen und Beschreibung kontinuierlicher Systeme. Berlin 1974

45

7. Abbildungsverzeichnis

Alle Abbildungen ohne Quellenangabe sind eigens erstellte Zeichnungen,

Skizzen oder Fotografien.

Abb. 1: Physikalisches Pendel Seite 4

Abb. 2: Fotografie Segway® Seite 5 Quelle: http://www.solarcenter.de/produkte/segway_personal_transporter_x2-113/

(abgerufen am 16.03.2009)

Abb. 3: Regelkreis Seite 7

Abb. 4: Tabelle regelungstechnische Größen 1 Seite 7

Abb. 5: Linearantrieb Seite 10 Quelle: http://www.festo-didactic.com/de-

de/lernsysteme/trainingspakete/562/komponenten-

pneumatik/linearantrieb,pneumatisch,mit-fuehrung-und-zubehoer.htm

(abgerufen am 16.03.2009)

Abb. 6: Wegmesssystem Seite 10 Quelle: http://www.festo-didactic.com/de-

de/lernsysteme/trainingspakete/562/komponenten-pneumatik/linearpotentiometer-

wegmesssystem.htm (abgerufen am 16.03.2009)

Abb. 7: 5/3-Wege-Proportionalventil Seite 11 Quelle: http://www.festo-didactic.com/de-

de/lernsysteme/trainingspakete/562/komponenten-pneumatik/5-3-wege-

proportionalventil.htm (abgerufen am 16.03.2009)

Abb. 8: Einschalt-/Filterventil Seite 12 Quelle: http://www.festo-didactic.com/de-

de/lernsysteme/trainingspakete/562/komponenten-pneumatik/einschaltventil-mit-

filterregelventil,5-m.htm (abgerufen am 16.03.2009)

Abb. 9: Stoßdämpfer Seite13 Quelle: http://www.festo-didactic.com/de-

de/lernsysteme/trainingspakete/562/komponenten-pneumatik/stossdaempfer.htm

(abgerufen am 16.03.2009)

Abb. 10: Profiltafel Seite 13 Quelle: http://www.festo-didactic.com/de-de/lernsysteme/trainingspakete/die-neuen-

festo-geraetesaetze/jetzt-umruesten-von-blau-auf-silber.-die-profiltafel-mit-

unschlagbaren-vorteilen-auch-auf-ihren-bewaehrten-labormoebeln..htm

(abgerufen am 16.03.2009)

Abb. 11: Struktur des bisherigen Festosystems Seite 14

Abb. 12: Tabelle regelungstechnische Größen 2 Seite 15

46

Abb. 13: Skizze Versuchapparatur Seite 17

Abb. 14: Foto Klemmung Pendelstab Seite 19

Abb. 15: Foto Mechanik Seite 20

Abb. 16: Gedämpfte Schwingung Seite 22

Abb. 17: Tabelle Fallunterscheidung Seite 24

Abb. 18: Tabelle Beispielspannungen Seite 24

Abb. 19: Fallunterscheidung mit Berechnung der Beispielspannungen

Seite 25

Abb. 20: Aufbau 1 Seite 26

Abb. 21: Aufbau 2 Seite 28

Abb. 22: Schaltung Invertierender Subtrahierer Seite 29

Abb. 23: Schaltung Invertierender Addierer Seite 30

Abb. 24: Schaltung Nichtinvertierender Addierer Seite 30

Abb. 25: Struktureller Aufbau mit Verstärkungen und Bereicheinteilung

Seite 32

Abb. 26: Struktureller Aufbau mit invertierten Rechenoperationen

Seite 33

Abb. 27: Schaltplan Seite 34

Abb. 28: Bedienelemente Seite 35

Abb. 29: Abgriffe Elektronik Seite 36

Abb. 30: Foto Bedienpult Seite 36

Abb. 31: Verhalten 5/3-Wege-Proportionalventil und Linearantrieb

Seite 39

47

8. Anhang

A.1. Fotografie Gesamtapparatur

A.2. Bestückungsplan Platine

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A.3. Ätzvorlage Oberseite

A.4. Ätzvorlage Unterseite

49

A.5. Datenblatt Operationsverstärker

©1995 National Semiconductor Corporation Quelle: http://www2.produktinfo.conrad.com/datenblaetter/175000-199999/175935-da-01-en-

LM741CN_TO_DIP.pdf (abgerufen am 16.03.09)

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54

9. Schlusserklärung

Ich, Hannes Felix Boyke, versichere, dass ich die schriftliche Hausarbeit

selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und

Hilfsmittel benutzt habe. Alle Stellen der Arbeit, die anderen Werken dem

Wortlaut oder Sinn nach entnommen wurden, habe ich in jedem Fall unter

Angabe der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht. Das gleiche gilt auch

für die beigegebenen Zeichnungen, Kartenskizzen und Darstellungen.

Münster, den ___________ ______________________

Hannes Felix Boyke

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