Entwicklungsschritte in den ersten 1. Entwicklungseinschätzung · • der mütterliche Körper...

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Entwicklungsschritte in den ersten Lebensjahren: 1. Entwicklungseinschätzung für die Praxis Prof. em. Dr. Hellgard Rauh Universität Potsdam Ulm, 5. Februar 2014 Projekt: Netzwerk Frühe Hilfen und Kinderschutz II (Prof. Dr. Ute Ziegenhain) Fortbildungstag: Frühe Hilfen im Licht der kindlichen psychologischen Entwicklung Rauh – Ulm 2014 - 1 1

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Entwicklungsschritte in den ersten Lebensjahren:

1. Entwicklungseinschätzung für die Praxis

Prof. em. Dr. Hellgard Rauh

Universität Potsdam

Ulm, 5. Februar 2014Projekt: Netzwerk Frühe Hilfen und Kinderschutz II 

(Prof. Dr. Ute Ziegenhain)

Fortbildungstag:Frühe Hilfen im Licht der kindlichen 

psychologischen Entwicklung

Rauh – Ulm 2014 - 1 1

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Wozu Entwicklungseinschätzungen des Kindes?

• Abschätzen der anstehenden Erziehungsaufgaben der Eltern relativ zu den Entwicklungsaufgaben des Kindes

• Einschätzen des angemessenen Umgangs der Eltern mit dem Kind• Für angemessenen eigenen Umgang mit dem Kind• Für grobe Einschätzung, ob das Kind altersgerecht entwickelt ist• Für Einschätzung, ob ggf. eine ausführliche entwicklungsdiagnostische / kinderärztliche Untersuchung angezeigt ist

• Für Hinweise auf mögliche Probleme beim Kind, als Ursache oder Folge elterlicher Einflussnahme (bzw. ihre Unterlassung)

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Die Entwicklungseinschätzung des Kindes soll helfen, die 

Position des Kindes einzunehmen und die Eltern / die Welt 

aus seinem Blickwinkel zu sehen

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Vorgeburtliche Entwicklung und Einflüsse

• Genetische Ausstattung und Vermittlung der genetischen Information• Ausbildung der Zellen, Organe und Verbindungen• Das „Milieu“ im Mutterleib• „Epigenese“ und „Vorprägungen“ im Mutterleib

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Genetische Expression

In den ersten 8 Wochen: 200 verschiedene Arten von Zellen bei gleicher DNA: => Differenzierung

• jede Zelle spezialisiert sich, indem sie nur einen bestimmten Teil der DNA verwendet(„Ein‐ und Ausschalten von Genen“) („selektive Genexpression“)

• nur 7% der genetischen Nukleotidfolgen (DNA) in einer beliebigen Zelle werden in RNA übertragen. Der größte Teil der DNA bleibt ungenutzt

• ein Gen wird nicht selbst aktiv, sondern nur durch Einwirkung der Umgebung (Enzyme, Hormone, Innenmilieu der Zelle)

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van den Bergh, 2004

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Einflüsse

Umweltfaktoren

• Zellumwelt im kindlichen Körper• kindlicher Körper insgesamt• der mütterliche Körper (Sauerstoff, Ernährung, Hormone)• Einflüsse auf den mütterlichen Körper

• können sich schützend oder auch anregend auf die Expression der zugrunde liegenden genetischen Faktoren auswirken

• oder Risiken darstellen 

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Nervenzelle und ‐Faser

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Zellkern

Dendrit

Zellkörper

AxonNervenzelle

Myelinscheide

Gliazelle

AxonendeSynapse

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Entwicklung des Gehirns• Nach 20 Wochen haben sich die meisten Neuronen (80 Billionen) gebildet• die Wanderung der Zellen zu ihren Bestimmungs‐orten ist vollendet• Beginn der Entwicklung der Axonen und Dendriten (Verbindungsstrukturen)(ab jetzt als Frühgeborenes überlebensfähig)

• nach 23 Wochen: Entwicklung der funktionellen Synapsen (Kontaktstellen zu anderen Zellen)

• 25. ‐ 40. Woche: rasche Zunahme der Zellen durch Sprießen und Wachsen der weißen Stützsubstanz und der Gliazellen (zur Ernährung der Fasern und Zellen)

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Verlauf der Gehirnentwicklung beim Menschen

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-9 -8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 30 40 50 60 70 pränatale Monate Monate Jahre

Verlauf der Gehirnentwicklung beim Menschen Quelle: Thompson & Nelson, 2001, S. 8

Neu

rula

tion Zell-

wanderung (6.-24. Woche GA)

GGee bb

uu rrtt

Tod

Zeug

ung

18-24 Tage GA

Lebensalter

Neurogenese im Hippocampus

Erfahrungsabhängige Synapsenbildung

Myelinisierung (-2 Monate bis 5-10

Jahre)

Erwachsenen-niveau der Synapsen Synaptogenese

(-3 Monate bis 15-18 Jahre?)

Höhere kognitive Funktionen (Präfrontaler Cortex)

Sehen/Hören (Visueller Cortex/ Auditiver Cortex)

Sprachzentrum/Sprachproduktion (Gyrus angularis, Broca-Zentrum)

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Entwicklung des Gehirns

• Unterschiedliche Gehirnbereiche weisen unter‐schiedliche Entwicklungsverläufe auf

• Wachstumsschübe der Zellen und Verbindungen:• Rückenmark und Gehirnstamm: in der pränatalen Phase• Kleinhirn: besonders im ersten Lebensjahr• präfrontale Kortex: stufenweise in den ersten sechs Jahren

• Synaptogenese (Verbindungskontakte): vorwiegend postnatal• größte Dichte kurz vor dem Kindesalter• bei Erreichen des Erwachsenenalters sind ca. 40% wieder zurückgebildet

• Myelinisierung (Abdichtung der Bahnen): bis in die Pubertät

van den Bergh (2004)Rauh – Ulm 2014 - 1 10

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Vorgeburtliche Entwicklungsfaktoren

• Kein reiner Reifungsvorgang• Einschränkungen und neue Möglichkeiten durch die Ungleichzeitigkeit der Prozesse (Wachstumsschübe) in den Bereichen 

• Anregung und Auslese aus eigener Aktivität• Einflüsse externen Ursprungs („Lernen“)

• Mütterliche Nahrung => Geschmack• Mütterliche und eigene Bewegungen => taktile und Bewegungs‐/ Gleichgewichtserfahrung, zyklische Erfahrung (Tag/Nacht)

• Laute der Mutter und der Umgebung: akustische Erfahrung• Erregung der Mutter: Erregung‐/ Belastungserfahrung

• Komplexes Zusammenwirken von Reifungs‐ und Erfahrungsprozessen

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Die Stimmungen der Eltern teilen sich dem werdenden Kinde mit

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Regulation als „Aufgaben“ des Neugeborenen nach Brazelton und Als

• die Regulation seiner Körperfunktionen (Atmung, Nahrungsaufnahme, Ausscheidung, Wärmeregulation, Herzschlag)

• Die Steuerung seiner Motorik(Muskeltonus, Kraft, Geschmeidigkeit)

• Die Regulation seiner Wachheitsgrade (Schlafen, Wachheit, Erregung, Schreien)

• Die Steuerung seiner zentrierten Aufmerksamkeit• Soziale Offenheit und Zuwendung (Blickkontakt, Mimik, Gestik, Vokalisation)

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Dabei ist es anfangs auf die Unterstützung des Erwachsenen angewiesen

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Entwicklungsfortschritte in drei Verhaltenssystemen in den ersten 4 Lebenswochen

Untersuchung von Lewe‐Kayser & Rauh bei 76 Berliner Neugeborenen (untersucht von Ziegenhain & Rottmann)

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Irritability Factor

day 30day 10day 3

mea

n

7,0

6,5

6,0

5,5

5,0

4,5

Regulatory capacity

General irritability

Examiner persistence

Motor Factor

day 30day10day 3

mea

n

7,0

6,5

6,0

5,5

5,0

4,5

4,0

Balance motor tone

Robustness endurance

Cost of attention

Motor cluster

Orientation Factor

day 30day 10day 3

mea

n

8,0

7,5

7,0

6,5

6,0

5,5

5,0

4,5

State regulation

Alert Responsiveness

Reinforcement value

Orientation cluster

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Veränderung der Verhaltensstruktur im ersten Lebensmonat (NBAS)(Faktorenanalysen der Gesamtskalen)

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Alter Faktor (%-Varianz- aufklärung)

Variablen, Skalen

3. Tag I Physiologische u. motorische Stabilität

59.3 Cost of Attention, Robustness, Balance of Motor Tone

II Zustandsregulation u. Unterstützung

14.8 Examiner Persistence, Irritability

10. Tag I Zustandsregulation u. Unterstützung

54.8 Examiner Persistence, Irritability

II Physiologische und motorische Stabilität

15.6 Robustness, Balance of Motor Tone

30. Tag I Zustandsregulation u. Unterstützung

54.5 Examiner Persistence, Irritability

II Offenheit 14.4 State Regulation, Alert Responsiveness

III Physiologische u. motorische Stabilität

13.1 Robustness, Balance of Motor Tone

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Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie

• Ziel:• Komplexität der Realität in den Griff bekommen• Ursache‐Wirkungs‐Zusammenhänge erkennen oder gezielter erkunden

• Wege:• Bilder, Modelle (statisch, bewegt) • Metaphern, Analogien, mathematische Formeln• Physikalische oder biologische Modelle

• Hier: dynamische Systemtheorie (Ideen von: van Bertalaffny (Physik) 1933; Prigogine (Chemie) 1978); E. Thelen 1998)

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Dynamische Systemtheorie (1)

• Alles Lebende ist stets in Bewegungbis in die kleinsten Zellen

• Organismen bestehen aus vielen Teilen und Subsystemen, die unterschiedliche funktionieren und unterschiedlich weit entwickelt sind

• Die Zellen und Zellverbände stehen miteinander in vielfältiger Verbindung. Diese Verbindungen sind eher lose („offene Systeme“)

• Durch ständige Dynamik bilden sich miteinander verbundene größere Bewegungslinien / Muster heraus

• Das System strebt nach Balance („dynamisches Gleichgewicht)

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Dynamische Systemtheorie (2)

• Dynamische Verhaltensmuster ändern sich bei genügend Energiezufuhr ständig und organisieren sich wieder selbst in der Interaktion mit den anderen Teilsystemen und mit der Umwelt

• Verhaltensmuster entwickeln sich nicht linear; es können plötzliche Umbrüche oder labile Zwischenphasen eintreten und neue Muster entstehen (Wechsel in den „Freiheitsgraden“)

• Attraktoren oder andere Einflüsse von außen, auch Einschränkungen, verändern die Muster

• Es entsteht eine begrenzte Zahl optimaler, stabilerer Muster• Entwicklung ist eine Abfolge ständiger Selbstorganisation unter inneren und äußeren Einflüssen (aber ohne fest vorgegebenes Ziel)

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Koordination der Systeme

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Zustand1                   2                   3                      4               5                    6

System Tiefschlaf Leichter Schlaf

Dösen(Wachsein)

Wach und aufmerk‐sam

Wach und aktiv

Schreien

Hirnaktivität Balanciert, kleine Schwan‐kungen

Unbalanciert, stärker wechselnd

Nicht fokussiert, kleine Schwankungen

Wach, fokussiert

Wachsam, vigilant 

Wach, nicht fokussiert, starr

Muskelspan‐nung

gering gering Gering, kleine Schwankun‐gen

Mäßig  hoch Sehr hoch

Muskelaktivität keine Klein (Augen) Langsam, schwach

Gering bis mäßig

Hoch bis mäßig

Stark, unkoordiniert

Energiever‐brauch

gering Gering bis mäßig

mäßig Hoch(Gehirn),mäßig (Muskeln)

Hoch (Muskeln und Gehirn)

Sehr hoch (alle Systeme)

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Methoden der Besänftigung nach Intensitätsgraden

• Gesicht dem Kind zeigen (sofern seine Augen offen sind)

• auf das Kind einsprechen• den Oberkörper in der Mitte mit der flachen Hand berühren

• die Hände des Kindes in der Körpermitte zusammenhalten

• die Beine des Kindes einschränken (zur Mitte)

• Kind aufnehmen und über die Schulter legen

• Kind Schaukeln• Kind den Schnuller oder einen Finger zum Saugen geben

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Einflüsse auf die Verhaltensorganisation in der Neugeborenenzeit NBAS‐Gesamtskalen (hoher Wert = positiv)

Untersucher-Unterstützung

NBAS

Messzeitpunkt

30 Tage10 Tage3 Tage

NB

AS

-Sco

re (1

-9)

5,8

5,6

5,4

5,2

5,0

4,8

4,6

Mädchen

Jungen

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Untersucherhilfe

Nicht-schätzbare Mittelwerte werden nicht dargestellt

NBAS-Termin

Tag 30Tag 10Tag 3

NB

AS

-GE

sam

tsco

re (1

-9)

6,0

5,5

5,0

4,5

4,0

3,5

Koliken

nein

ja

Geschlecht

leichte Koliken

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Proto‐Kommunikation des Neugeborenen und sehr jungen Säuglings

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Wohlbefinden, Unbehagen • Vegetative Zeichen• Körperspannung• Motorik• Wachheitsgrad• Erregung / Schreien

Aufeinander bezogene Aufmerksamkeit • Offenheit für Stimuli• Mimik• Ruhige Motorik

Interesse für soziale Stimuli • Für Gesichter, bes. Augen, Mund, für Sprachlaute und Sprachmelodie

Eigenes Lautieren, eigene Nachahmung • Prosodie, mimische und Handgesten

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Elterliche Bindungsprägung /Mutterbindung (Bonding) nach Klaus & Kennell, 1987

• artspezifische hormonell bedingte Reaktion beim Menschen, die bei Müttern (und Vätern) auftreten soll, wenn sie zum ersten Mal mit ihrem Säugling in Kontakt treten.

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= tiefe emotionale Bindung der Mutter / der Eltern an das Kind

Gefühl, dass das Kind ganz zu einem gehört

Empfänglichkeit für die Signale vom Kind

Zuneigung und Zuwendung Sicherheit im Umgang mit dem

Kind Zärtlichkeit und Feinfühligkeit im

Umgang mit dem Kind Kind wird als einzigartige

Persönlichkeit erlebt Perspektive des Kindes einnehmen

können

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Empirische Überprüfung der Wirkung von Frühkontakt

Belsky, 1985; Gomes‐Pedro 1989; Grossmann, et al., 1981; Palkovitz, 1985; Sveijda, Campos & Emde, 1980; Robson & Moss, 1970

=> Frühkontakt ist hilfreich zum gegenseitigen Kennenlernen, ist aber nicht unabdingbar

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in ersten Wochen:• Mütter im Umgang feinfühliger• Mütter sicherer• Väter mehr beteiligt

• Wunschkind• Schwangerschaft und Geburt

problem-los• Erfahrung mit Kinderpflege• Kompetenz im Umgang mit dem

Säugling• intensive Vorbereitung auf das Kind

• Möglichkeit, das werdende Kind im Ultraschall zu sehen: Entwicklung einer Vorstellung vom Kind als eigenständiger Persönlichkeit

nach 3 Monaten:kein Unterschied

Bei etlichen Müttern entsteht das Gefühl einer tiefen Bindung erst nach einigen Tagen oder Wochen

Bonding: Erleichternde Bedingungen:

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Nach den ersten 3 Monaten

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Wahrnehmungserfahrungen

• Für die Basisfunktion der akustischen und der visuellen Wahrnehmung sind basale Erfahrungen (Geräusche, Licht) notwendig. Ein Minimum genügt zur Ausbildung der Gehirnareale. Die Inhalte sind zunächst unwichtig. Fehlt solche Erfahrung völlig, bilden sich keine Verknüpfungen zwischen Sinnesorgan und Gehirn aus

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Heterochrone Entwicklung von Funktionen:

zeitverschobene Entwicklung zweier visueller Systememit entsprechend unterschiedlicher kortikaler Organisation

zeitlicher Vorsprung des rechten vor dem linken Cortex• Das unschärfere Wo‐System hat entwicklungs‐zeitlich einen Vorlauf• sein Primat wird erst nach dem 2. Lebensmonat vom fokussierten, scharfen Sehen (Was‐System) abgelöst

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4 – 6 Monate

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Ablauf des Greif‐Aktes nach Bruner

• Orientierungsreaktion:  Erregung, Anspannung, besonders im Schultergürtel

• Hände gelangen in die Mittellinie• Spitzen des Mundes („motorisches Gedächtnis“)• Schlagen (Aktivierung) mit den Armen, Annäherung an den Gegenstand

• Ständige visuelle Kontrolle (bis 7 Monate)

• Ergreifen des Gegenstandes und zum Mund Führen (später: Betrachten)

• Abspannung der Erregung

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„Erste Soziale Revolution“:Primäre Intersubjektivität (um 3 Monate)(nach Trevarthen, Schaffer, Tomasello)

Unmittelbare Kommunikation zwischen zwei Partnern

• mit 6 Wochen nach erwartetem Geburtstermin: 

erstes soziales Wiederlächeln

• z.B. Lalldialoge zwischen Mutter und Kind, Turn‐Taking

• Aktivieren des Kommunikationspartners in der Still‐face Situation

• Lautliche Kommunikation

• Produktion und Nachahmung von Lautierungskonturen

• Lalldialoge

• Differenzierterer mimischer Ausdruck• Austausch von Emotionsausdruckund mimischen Gesten

• Erkunden eigener mimischer Produktion

• Sensibel für kontingente Interaktion (Spiegelreaktion)

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Struktur der Kommunikation

•Mit 4 ‐ 6 Monaten: Kinder haben Freude an der Verlaufsstruktur der Kommunikation und merken, wenn diese desorganisiert ist. 

• z.B. Guckguckspiel (Rochat, Querido & Striano, 1999) 

• „narrative envelope“ oder „Vitalitätsstruktur“ eines Ablaufs, (D. Stern)

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6 – 8 Monate

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Neurologische Entwicklung um 6 Monate

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Neurologische Entwicklung Wahrnehmung und kognitive Entwicklung

4 – 6 Monate

Voraus „schauen“ des Bewe-gungspfades eines Objektes

„Erfahrung“ mit Stimulus beeinflusst die Aufmerksamkeit

Wiedererkennen von VertrautemLernen von Kontingenzen,

Habituierungslernen (Gedächtnis)

um 6 Monate

zusammenhängende Nachtphasen,

verlängerte Tageswach-zeiten

Veränderung des Saug-verhaltens (nicht mehr in Saugstößen)

Entfernungssehen fast Erwachsenen-Niveau

kortikale Gedächtnisleistungen verbessern sich (ersetzen motorische Gedächtnis-hilfen)

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Kommunikation bei 6 – 8 Monate

Objekterkundung oder

Interaktion mit einer Person

aber (noch) nicht gemeinsames Erkunden oder Spielen mit einem Objekt

Im lautlichen oder motorischen Miteinander kann sich ein „Spiel“ des wiederholten Abwechselns (turn taking ) entwickeln, durchaus mit gegenseitigem Vergnügen und „Spielgesicht“. Der Erwachsene legt meist auch „intuitiv“ nach seinem Part eine kleine Pause ein, um dem Kind die Antwort zu ermöglichen.

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Intuitives Elternverhalten: Herstellen der Kommunikationssituation

Rauh – Ulm 2014 - 1 36

nonverbale KommunikationVergrößerung von Gesichtsausdruck u. Gestiknonverbale Fütterungsinstruktion (Mund öffnen)artikulierte Instruktion 

(Kontur der Sprachmelodie: aufmunternd, warnend, lobend, etc.),

emotionaler Ausdruck (incl. Kopf in Schräglage bringen)

hervorheben

sprachlich auf das Kind als Partner Bezug nehmen

Grundlegung reziproker Dialogstrukturauf mimische und gestische Signale des   

Kindes differentiell reagierenTurn‐taking (abwechseln)vokal spiegeln, duettieren

AmmenspracheInfant directed speech

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8 / 9 – 11 Monate

Rauh – Ulm 2014 - 1 37

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Motorische Entwicklung 8 – 11 Monate

Rauh – Ulm 2014 - 1 38

  Grobmotorik Greifentwicklung8 ‐ 11Monate

stabiles freies Sitzen;  sich Aufsetzen aus dem Liegen;  individuelle Fortbewegungsweisen

vorwegnehmende Anpassung der Greifbewegung an die Größe des Objektes 

Pinzettengriff  Differenzierung der Information aus beiden Händen (Vergleichen) 

Beziehung Herstellen zwischen visueller und hap‐tischer Information 

um 1 Jahr 

Freies Stehen und Gehen Ausbildung der Händigkeit Zeigegeste   

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Vielfalt der Fortbewegungen

Rauh – Ulm 2014 - 1 39

DrehenKreis-rutschen Robben Kriechen Vierfüßlergang

Aufsitzen

RutschenRollen

„Brücke“

Schlangen-bewegungen

Auf- Gehenstehen

6%2%1%

3%

<1%

<1%

<1%

87%

(Largo 1985) (Abb. p. 36)

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Neurologische Entwicklung ab 8 / 9 Monate

Rauh – Ulm 2014 - 1 40

  Neurologische Entwicklung Wahrnehmung und kognitive Entwicklung

 ab 8 Monate 

 Ausreifung der Assoziationszentren der Hirnrinde  

Reifung der präfrontalen Cortex 

können nun die Reaktion auf einen Stimulus verzögern  

Können zwischen Reaktionsalternativen wählen (und daher manchmal die falsche Wahl treffen), 

 Können 2 Handlungen aneinander koppeln, also in Sequenzen ordnen  

 können Handlungssequenzen erinnern  Daher können auch Mittel‐Zweck‐Verbindungen hergestellt werden 

 

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„Zweite Soziale Revolution“:(Primäre und) Sekundäre Intersubjektivität(nach Trevarthen, Schaffer, Tomasello)

Primäre Intersubjektivität(ab 3 Monate)

Unmittelbare Kommunikation zwischen zwei Partnern

z.B. Lalldialoge zwischen Mutter und Kind,Austausch von Emotionsausdruck und mimischen Gesten

Sekundäre Intersubjektivität(ab 8 – 9 Monate)

Kommunikation zwischen zwei Partnern über einen Gegenstand der gemeinsamen Aufmerksamkeit

z.B. Mutter zeigt und benennt einen Gegenstand für das Kind

Das Kind hat etwas zuwege gebracht und schaut stolz oder fragend zu Mutter oder Vater (auch: „social referencing“, soziale Rückversicherung)

Rauh – Ulm 2014 - 1 41

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Neue Kommunikative Kompetenzen • unterscheiden Emotionen und orientieren sich am Emotionsausdruck des Anderen

• Folgen der Blickrichtung des Partners• Verstehen die Zeigegeste des Partners als Hinweiszeichen• Gemeinsame Aufmerksamkeit auf ein Objekt• Soziale Rückkoppelung (social referencing)• Beeinflussen und Lenken die Aufmerksamkeit des Partners• Eigene Zeigegeste (mit 11‐12 Monaten)• Kommentierende Gestik, Lautierung und Sprache• Erkennen beim Anderen eine zielgerichteter Handlung, auch wenn diese nicht vollendet ist (Absicht und Versehen)

• Ahmen vor allem „vertrauenswürdige“ Personen nach• Bilden erste vorsprachliche Begriffsklassen (Pauen)

Rauh – Ulm 2014 - 1 42

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Theorien zur Erklärung des Fremdelns

Fremdeln als Versagen vorsprachlicher Kommunikation(Trevarthen, 1979; Bower, 1979)

Fremdeln entsteht aus einem Zusammenbruch der Kommunikationsmöglichkeiten des Kindes, das inzwischen ein feines vorsprachliches Kommunikationsgefüge mit den ihm vertrauten Personen aufgebaut hat. Ein Fremder weicht mit seinem Verhalten von diesem eingespielten Kommunikationsmuster ab. Das Kind merkt dies, kann aber das Problem noch nicht lösen. Mit zunehmender Fähigkeit, sich sprachlich verständlich machen zu können, nimmt dann die Angst oder Scheu vor Fremden ab. 

Rauh – Ulm 2014 - 1 43

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Unter 12 Monaten          Über 12 Monaten

Rauh – Ulm 2014 - 1 44

2,0

2,2

2,4

2,6

2,8

3,0

3,2

3,4

3,6

3,8

4,0

4,2

4,4

weit mittel nah sehr nah

Selbst MutterKind FrauMann

nega

tivne

utra

lpo

sitiv

Entfernung vom Kind

2,02,22,42,62,83,03,23,43,63,84,04,24,4

weit mittel nah sehr nah

Selbst Mutter Kind Frau Mann

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02468

1012141618202224

9 10 11 12 13 14 15

Gemeinsames Engagement Kommunikative GestenAufmerksamkeitsrichtung Folgen Lernen durch NachahmungSprache mit Bedeutungsbezug

Rauh – Ulm 2014 - 1 45

Sozial-kognitive und kommunikative Entwicklungsschritte: Kumulative Anzahl von Babys, die im jeweiligen Alter die entsprechende Fähigkeit erreichtennach: Carpenter, M., Nagell, K. & Tomasello, M. (1998). Social cognition, jointattention, and communicative competence from 9 to 15 months of age. SRCDMonographs, No. 255.

Alter in Monaten

Kum

ulat

ive

Anz

ahl d

er K

inde

r

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CARE‐Index nach Crittenden

Rauh – Ulm 2014 - 1 46

Kooperativität des Kindes (CARE)

in den Spielsituationen (N=56)

Alter des Kindes

18 Monate12 Monate9 Monate6 Monate3 Monate

CA

RE

-Sco

re

4,5

4,0

3,5

3,0

2,5

2,0

Schwieriges Verhalten (CARE)

des Kindes in den Spielsituationen

Alter des Kindes

18M12M9M6M3M

CA

RE

-Sco

re

7,0

6,0

5,0

4,0

3,0

2,0

Kind-Komponenten: Kooperativ, bemüht angepasst, schwierig, passiv

In einer dreiminütigen didaktischen Spielinteraktion mit der Mutter (Anpassungsprojekt, Dissertation Simó)

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Rauh – Ulm 2014 - 1 47

Bee, Abb. p. 154

Während Kinder unter 8 Monaten das Interesse an einem Objekt verlieren, sobald es z.B. unter einen Sichtschirm (oder ein Tuch, unter einer Tasse) verschwunden ist, entfernen die Kinder mit etwa 8-10 Monaten zielsicher das Sichthindernis, um das Objekt wiederzufinden (einfache Objektpermanenz)

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Rauh – Ulm 2014 - 1 48

„Zunächst verschwanden alle irgendwie aus meinem Raum“

„Bald erkundete ich alle Räume“

„Bis ich endlich selbst krabbeln und laufen konnte. Wie stolz waren meine Eltern“

Dann ergriffen meine Eltern aber eingrenzende Maßnahmen

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Rauh – Ulm 2014 - 1 49

Biologische KategorienUntersuchungen von Mandler und von Sabina Pauen

Mit 11 Monten unterscheiden Kinder Tiere von Möbelnoder auch Fahrzeugen

Mit 9 Monaten unterscheiden sie Menschen von Tieren

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Vorsprachliche Klassifikation

Schon vor dem Spracherwerb scheinen die Kinder grobe Objektklassen zu unterscheiden(Object Examination Task: Erkunden mit den Händen):

• Lebend ‐ nicht lebend• Mensch ‐ Tier• Tier ‐ Fahrzeuge (obwohl sich beide bewegen)• Tier ‐Möbel (auch bei ähnlicher Form und Beinanzahl)

• Babys, größere Kinder, Erwachsene• Männer Frauen• Jungen Mädchen

Rauh – Ulm 2014 - 1 50

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Erfassen der dinglichen Umwelt und der grundlegenden physikalischen Regeln

Nach Piaget erwirbt das Kind im Verlaufe der ersten zwei Jahre

• die Vorstellung von Objekten im Raum• von sich selbst als Objekt im Raum• Bewegung von Objekten in Raumkoordinaten• einen praktischen Begriff  der Zeit als Kontinuität• Objektpermanenz• einen Begriff von praktischer Kausalität• praktische physikalische Begriffe

Rauh – Ulm 2014 - 1 51

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12 – 14 Monate

Rauh – Ulm 2014 - 1 52

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Rauh – Ulm 2014 - 1 53

Alter in Monaten

Geh-Alter. Die Säulen geben den prozentualen Anteil der Kinder an, die in einem bestimmten Alter die ersten Schritte machen. (Largo 1985) (Abb. p. 29)

Ant

eil d

er K

inde

r in

Proz

ent

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Trennungsangst

• Reaktion des Kindes, wenn es sich von seiner Bezugsperson verlassen fühlt

• Merkmale: Absinken der Stimmung, mitunter  Weinen bis zum verzweifeltem Schreien

• Bei länger dauernder Trennung kann diese Reaktion in dumpfe Passivität übergehen (Hospitalismus, nach Spitz und Hetzer)

• tritt kaum vor dem sechsten Lebensmonat auf, aber zunehmend ab sechstem Lebensmonat; klingt jenseits des zweiten und dritten Lebensjahres ab und ist bei Fünfjährigen kaum mehr zu beobachten 

• Kinder aus unterschiedlichsten Familientypen und Kulturen zeigen dies Verhalten

• Von einigen Psychologen werden Fremdeln und Trennungsangst nahezu gleichgesetzt, von anderen deutlich unterschieden

Rauh – Ulm 2014 - 1 54

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Entwicklung von sozial‐emotionaler BindungAlle Kinder entwickeln im Verlaufe der ersten beiden Lebensjahre eine intensive Gefühlsbindung (emotionale Bindung) an ihre Hauptbe‐zugsperson(en), in der Regel die Mutter

Babys und Erwachsene sind dazu ‐ von der Evolution ‐ ausgerüstet:

• Intuitives Kindverhalten• Signale des Kindes Hilflosigkeit und tiefes Vertrauen

• Verhaltensweisen Schreien, Lächeln, Hinterherkrabbeln, die Erwachsene in seine Nähe bringen und dort halten 

• intuitives Elternverhalten

Rauh – Ulm 2014 - 1 55

Entwicklung der Bindung: 4 Phasen1. Vorphase:  Personen nicht‐unterscheidende Ansprechbarkeit auf soziale Signale2. Personen‐unterscheidende Ansprechbarkeit (5 ‐‐ 6 Monate)3. eigentliche personenspezifische Bindung(ab 7 ‐‐ 8 Monate, Höhepunkt 12 ‐ 18 Monate)4. zielkorrigierte Partnerschaft (ab 3 Jahren): Kind passt sein Verhalten an die jeweilige Person und Situation an

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Weltbild im 1. Lebensjahr

Sensumotorische Welt Ende des 1. Lebensjahres

Rauh – Ulm 2014 - 1 56

Reale Gegenstände Soziale Realität

2 Welten

Ich als handeln-des Subjekt

Psychisches Erleben

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Erkunden und Sicherheit

Rauh – Ulm 2014 - 1 57

Erkunden der realen Welt der Gegenstände

physikalische Gesetze, be-grenzte Größe, Kräfte und Bewegungsmöglichkeiten des KindesSoziale Rückkopplung

Reale Welt Begrenzung/Schutz

Bindung, Distanz – Nähe-Regulation, emotionale Nähe, Vertrauen

Gefahren

Verletzung

VerlorengehenLokomotion, Raumerkundung

Kummer, SchmerzEigene Gefühle Trost bei Bindungsperson

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15 – 17 Monate

Rauh – Ulm 2014 - 1 58

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Laufen lernen als Entwicklungsaufgabe

Untersuchung von Kindermann (1986):Phasen elterliche Unterstützung beim Laufen lernen

1. Unterstützung bei Hilflosigkeit (Abhängigkeit)2. Unterstützung bei Ansätzen selbständigen Gehens ‐ bis zum Erwerb der Grundfertigkeit

3. Unterstützung von Vorsicht, Umsicht und „Unselbständigkeit“ (z.B. beim Überqueren einer Straße)

Rauh – Ulm 2014 - 1 59

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Laufen lernen als Entwicklungsaufgabe

Was lernen Kinder von ihren Eltern beim Laufen lernen  ‐zumal Laufen lernen eine „sichere“ Entwicklungsaufgabe ist?

1. Sie lernen ihre Eltern bei einer langfristigen Aufgabe als potentielle Lehrer kennen

2. Sie lernen über das eigentliche Laufen hinaus, ihre motorischen Fertigkeiten umsichtig einzusetzen (Meta‐Kognition)

Rauh – Ulm 2014 - 1 60

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Übergang ins 2. Lebensjahr

• Reale Welt • Vorgestellte Welt

Rauh – Ulm 2014 - 1 61

Ich als Subjekt

Psychisches Erleben

Reale Gegenstände

Soziale Realität

Ich als Objekt

Verdinglicht durchSprache und Kultur

Als-Ob-Repräsentanten,Kritzelzeichen, Wörter, Gesten

Spielwelt, Symbolspiel, Nachahmung, Rollenspiel

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Erkunden und Sicherheit

Rauh – Ulm 2014 - 1 62

Reale Welt der Gegenstände

physikalische Gesetze, be-grenzte Größe, Kräfte und Bewegungsmöglichkeiten des Kindes

Neue Welt Begrenzung/Schutz

Bindung, Distanz – Nähe-Regulation, emotionale Nähe, Vertrauen, Trost

Begriffe, Struktur der Sprache und der Logik

Sozialbilität, NachahmungCompliance, Sozialisationsbereitschaftsoziale Regeln und Moral

Ich, Soziale WeltIndividualisierung

Gefahren

Verletzung

Verlorengehen

Unbegrenztheit der Phantasie: Angst

Vereinzelung,Egoismus

Lokomotion, Raumerkundung

Symbolische Welt, Vorstellungen, Wörter, Spielwelt, Phantasie

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Stapeln

Rauh – Ulm 2014 - 1 63

Funktionsgerechter Umgang mit Objekten

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Rauh – Ulm 2014 - 1 64

SpielverhaltenAlter in Monaten

6 9 12 15 18 21 24 30Inhalt/Behälter-SpielGegenstände werden ineinandergelegt(Würfel in Schachtel).

Vertikales Bauen/StapelnGegenstände werden aufeinander gelegt(Turm bauen).

Horizontales BauenGegenstände werden in der Horizontalen aneinandergelegt(Zug bauen mit Würfeln).

Vertikales/horizontales BauenGegenstände werden in der Vertikalen und Horizontalen verwendet(Treppe bauen mit Würfeln)

Largo Spielverhalten mit räumlichen Charakteristiken (Abb. p. 208)

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Trotz

• Heftige emotionale Reaktion des Ärgers, der Wut, evtl. bis zum Anhalten der Luft oder Verbeißen im Teppich

• tritt ab etwa 16‐18 Monaten erstmalig auf• je nach Temperament und Vorerfahrungen der Kinder mit unterschiedlicher Stärke, bei Jungen oft heftiger; geringer bei guter Sprachentwicklung

• Erklärung: Entwicklung der Vorstellungsfähigkeit ermöglicht es dem Kind, sich ein Ziel schon vor der Handlungsausführung vorzustellen. Seine Handlung ist aber noch starr an das Ziel fixiert; das Kind ist unfähig, davon abzuweichen

• Wird es in seiner Tätigkeitsabsicht gestört oder bei der Ausführung unterbrochen, gerät es in ein Handlungsvakuum: es weiß nicht mehr ein noch aus. Trotzverhalten ist ein Systemzusammenbruch ( Heinz Heckhausen,1981) 

• Durch Verstärkungslernen kann sich dies Verhalten als soziale Strategie chronifizieren

Rauh – Ulm 2014 - 1 65

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18 – 23 Monate:3. „soziale Revolution“

Rauh – Ulm 2014 - 1 66

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Stufen der Selbstentwicklung nach D. Stern (Fuhrer et al., 2000)

0 ‐ 4 M. auftauchendes Selbstempfinden

4 ‐ 10 M. Kernempfindungs‐Selbst

10 ‐ 15 M. subjektives Selbstempfinden

15 ‐ 18 M. Mich‐Selbst: Aufbau spezifischer Selbst‐Schematisierungen

(kategoriales Selbst)

18 ‐ 21 M. Fähigkeit zum Selbst‐Erkennen

18 ‐ 30 M. Ich‐Selbst: narratives Selbst‐

Empfinden

Rauh – Ulm 2014 - 1 67

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Erste Selbstwahrnehmung im Spiegel, frühester Gebrauch des eigenen Vornamens und frühester Gebrauch der Ichform

0102030405060708090

100

12 16 19 22 25 28 33 42 50

Selbstwahrnehmung

Vorname

Ichform

Rauh – Ulm 2014 - 1 68

Monate

%

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Vom endogenen Wohlbehagen über Effektfreude zum Stolz 

Rauh – Ulm 2014 - 1 69

End. WohlbehagenNeugeborenes

2 Monate

4 Monate

18 Monate

Kontingenzfreude

Wiedersehensfreude

ZuneigungObj.Effektfreude

Stolz vor sichIch bin gut vor mir

Soz.Effektfreude

Effektfreude

Ich-FreudeIch kann‘s

Stolz vor anderenIch bin gut vor dir

Stolz12 Monate

2-5 Jahre

6-10 Jahre

Fürsorge

Manfred Holodynski: Wie neue Emotionen entstehen

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24 – 30 Monate

Rauh – Ulm 2014 - 1 70

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Mitgefühl(Bischof‐Köhler, 1998)

Rauh – Ulm 2014 - 1 71

Der empathisch mitempfundene Mangelzustand eines anderen führt zu Mitleid.

Impuls zu helfen bzw. die Situation für den anderen zu bereinigen, womit dann auch die Ursache des Mitleidens verschwindet. 

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Voraussetzungen und Ursachen für Unterschiede im Mitgefühl

• Sich selbst im Spiegel Wiedererkennen

• Kognitives Entwicklungsniveau• Repertoire an Hilfe‐ und Tröst‐Verhalten

• Fähigkeit, die eigenen Emotionen zu regulieren

• Mäßige Erregung

• Biologische Disposition• Bestärkung durch Eltern• Elterliche Wärme• Klare Erziehungsbot‐schaften und deren Durchsetzung

• Erklären der negativen Konsequenzen für andere

Rauh – Ulm 2014 - 1 72

Entwicklung Sozialisation

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Compliance

Rauh – Ulm 2014 - 1 73

Bereitschaft, die Verhaltensziele der Eltern zu seinen eigenen zu machen(Kochanska)

positive Bereitschaft, sozialisiert zu werden

empfänglich werden für den Sozialisationseinfluss der Eltern 

Kind übernimmt mit Eifer die Werte und Regeln der Eltern

„gehorchen“, „sich fügen“, „einwilligen“, „mitmachen“, „folgen“

Kulturtheoretischer Ansatz von Vygotsky

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Formen von Compliance(Kochanska)

• aktives Folgen und Mitmachen: committed compliance• das Kind übernimmt gut gelaunt und vollen Herzens die Handlungsvorgaben der Mutter, als wären es seine eigenen; es folgt begeistert den mütterlichen Anweisungen und führt sie auch dann aus, wenn die Mutter nicht jeden Schritt überwacht

• Sich‐Fügen: situational compliance• das Kind verhält sich generell kooperativ, Fügt sich aber eher halbherzig, führt die Aufgabe nur zu Ende, wenn die Mutter dahinter bleibt, wirkt also eher extern motiviert.situational compliance = Abnahme mit dem Alter

Mädchen Jungenzeigen mehr committed  zeigen mehr passive non‐compliancecompliance und situational compliance

Rauh – Ulm 2014 - 1 74

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30 – 36 Monate

Rauh – Ulm 2014 - 1 75

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Rauh – Ulm 2014 - 1 76

Entwicklungsphasen in den ersten zwei LebensjahrenPrechtl, Rochat, Trevarthen, Tomasello Piaget

Altersbereich Phase Altersbereich Stufe

0 ‐ 2 Monate

Neugeborenen‐phase, nachfötale Phase

0 ‐ 1 Monat

Üben der angeborenen Schemata

6 WochenUm 3 Monate

1. soziale RevolutionSoziales Widerlächeln

intensive Erkundung des Gesichts der Eltern und 

vermehrte vokale Kommunikation

1 ‐ 4 Monate Primäre Kreisreaktionen.Wiederholen und "Üben" neuer 

einfacher Handlungen

Um 6 Monate Objekterkundung und Wechseln von Hand zu Hand, turn takingoder Abwechseln mit dem 

Partner

4 ‐ 8 Monate Sekundäre Kreisreaktionen.zielgerichtetes Verhalten

Um 8 / 9 Monate 2. soziale RevolutionKommunikation über Objekte

mit sozialen Rückversicherungsblicken

8 ‐ 12 Monate Koordination der Schemata und Anwendung auf neue 

Situationen.Mittel‐Zweck‐Differenzierung, 

Objektpermanenz

Page 77: Entwicklungsschritte in den ersten 1. Entwicklungseinschätzung · • der mütterliche Körper (Sauerstoff, Ernährung, Hormone) • Einflüsse auf den mütterlichen Körper ...

Rauh – Ulm 2014 - 1 77

Prechtl, Rochat, Trevarthen, Tomasello, Piaget

Altersbereich Phase Altersbereich Stufe

Um 8 / 9 Monate 2. soziale RevolutionKommunikation über Objektemit sozialen Rückversicherungsblicken

8 ‐ 12 Monate Koordination der Schemata und Anwendung auf neue Situationen.Mittel‐Zweck‐Differenzierung, Objektpermanenz

Um 12 Monate Zeigegeste,Verneinungsgeste, erste Wörter, Beginn der Lokomotion

12 ‐ 18 Monate Tertiäre Kreisreaktionen. Entdecken und Erproben neuer Mittel und Anwendung auf neue Ziele

18 Monate 3. soziale Revolution.Vorstellungen und Repräsentationen.Trotz (um 15‐16 M.), Symbolspiel, sich selbst Erkennen im Spiegel; Entdecken von "mein" und "dein", beginnende Selbstbewertung,Wortschatzspurt

18 ‐ 24 Monate Mentale Vorstellungen. Erfinden neuer Mittel durch geistige Kombination. Aktives Experimentieren.Symbolspiel.