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Erarbeitet in der

Friedrich von Bodelschwingh – Schule

Böfinger Steige 20

89075 Ulm

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BEHINDERUNGSBILDER 3

1 INFANTILE CEREBRALPARESE (ICP) 3

2 EINTEILUNG DER INFANTILEN CEREBRALPARESEN 4

2.1 Spastische Syndrome 4

DYSKINETISCHE SYNDROME (ATHETOSE) 6

2.2 Ataktische Syndrome 6

3 MEHRFACHBEHINDERUNG 7

UMFASSENDE BEHINDERUNG 8

4 NEUROMUSKULÄRE ERKRANKUNGEN 9

4.1 Spinale Muskelatrophien 9

4.2 Neurale Muskelatrophien 10

4.3 Primäre Muskelerkrankungen 10

4.4 Myotonien 12

4.5 Myasthenien 13

5 SPINA BIFIDA 13

6 EPILEPSIE 14

7 HÄUFIGE SEKUNDÄRERKRANKUNGEN BEI NEUROLOGISCHEN

ERKRANKUNGEN 15

8 HYDROCEPHALUS 16

9 ANDERE SELTENE ERKRANKUNGEN 17

9.1 Glasknochenkrankheit ( Osteogenesis imperfekta ) 17

9.2 Arthrogryposis mutiplex congenita 17

9.3 Dysmelien (Angeborene missgebildete bzw. fehlende Gliedmaßen) 18

10 SYNDROME 18

10.1 Rett-Syndrom 18

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2 10.2 Prader-Willi-Syndrom 18

11 AUFMERKSAMKEITS – DEFIZIT - HYPERAKTIVITÄTSSYNDROM (ADHS)

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12 THERAPIEFORMEN AN UNSERER SCHULE 21

12.1 Physiotherapie 21

12.2 Ergotherapie 23

13 KOMMUNIKATIONS – SPRACHFÖRDERUNG 25

13.1 Myofunktionelle Therapie 25

13.2 Sprachtherapie 25

13.3 Bereich sozial-kommunikative Kompetenzen 25

13.4 Bereich Unterstützte Kommunikation 25

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Behinderungsbilder

1 Infantile Cerebralparese (ICP)

ICP ist der Oberbegriff für verschiedenste Erscheinungsbilder einer frühkindlichen Hirnschädigung.Das jeweilige Erscheinungsbild ist abhängig von Ort, Art und Ausmaß der Schädigung im Gehirn. Meistens tritt die cerebrale Bewegungsstörung in einer Mischform auf. Die Einteilung nach Verteilung am Körper und nach Veränderung des Muskeltonus, hilft zum Verständnis der jeweiligen Behinderungsbilder.

Definition der ICP nach Prof. Michaelis; Tübingen: Infantile Cerebralparesen sind bleibende, nicht fortschreitende, jedoch im Erscheinungsbild sich ändernde Störungen von Haltung und Bewegung, die auf eine Schädigung des sich noch in Entwicklung befindlichen Gehirns durch pränatale, natale und neonatale Komplikationen zurückzuführen sind. Dabei können mehr oder weniger ausgeprägte Störungen der kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten sowie Anfallsleiden die motorischen Störungen begleiten....

Ursache einer ICP: Vor, während oder nach der Geburt eines Kindes können Komplikationen auftreten, die einen Einfluss auf die Entwicklung des kleinkindlichen Gehirns haben (genetisch bedingte Anlagestörungen, Blutungen, Sauerstoffmangel, Infektionen usw.). Dadurch kann es zu Schädigungen bestimmter Gehirnbereiche kommen.

Mögliche Symptome einer ICP: Veränderung der Spannung in der Muskulatur: Erhöhung der Muskelspannung > Hypertonie/spastische Parese Verminderung der Muskelspannung> Hypotonie/schlaffe Parese Wechselnde Muskelspannung Einschränkung der Bewegungsmöglichkeit in der Grob- und/oder Feinmotorik

und abnorme Bewegungsabläufe. Weiterbestehen von Reflexen und Bewegungsreaktionen, die beim Säugling

zum normalen Entwicklungsstand gehören, nach einem gewissen Zeitraum jedoch überlagert oder weitgehend integriert sein sollten.

Auftreten pathologischer Reflexe. Verminderte oder fehlende Stellreaktionen (Kopf-, Körperkontrolle) Verminderte oder fehlende Gleichgewichtsreaktionen Unkontrollierte Mitbewegungen der Hände, des Gesichts oder des ganzen

Körpers bei Aktivität (assoziierte Reaktionen). Störung der Mundmotorik: z.B. Probleme bei der Nahrungsaufnahme,

Speicheln beim Sprechen, bei Aktivität, bei Aufregung oder auch in Ruhe. Störung der Wahrnehmung von sich selbst und von der Umwelt. Störungen in

der Gedächtnisleistung Störungen der Intelligenz.

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2 Einteilung der Infantilen Cerebralparesen

2.1 Spastische Syndrome

Mit Spastik wird eine (umfassendere) Muskeltonuserhöhung bezeichnet, die bei einer funktionellen Beanspruchung wie aktiver und passiver Bewegung, oder auch schon beim Aufbau von Haltung auftritt. In Ruhe und bei entsprechender Lagerung besteht dagegen keine Tonuserhöhung in der Muskulatur. Spastik nimmt bei rascher aktiver und passiver Bewegung, sowie bei emotionaler Erregung zu. Beuge- und Streckmuskulatur sind unterschiedlich betroffen. Die Tonuserhöhung betrifft bevorzugt die Muskeln, die der Schwerkraft entgegen wirken; Muster können sein: Extensionsmuster (Streckmuster) tritt meist in den Beinen auf Flexionsmuster (Beugemuster) tritt meist in den Armen auf

Symptome: Die Zielmotorik der betroffenen Extremitäten ist mehr oder weniger deutlich

eingeschränkt; z.B. beim Greifen. Die isolierte Bewegung einzelner Gelenke ist stark beeinträchtigt; es finden

Massenbewegungen statt, die teilweise über den Rumpf weiterlaufen. Bei Aktivität (oft schon bei der Planung) kommt es zu gemeinsamer

Anspannung der Beuge- und Streckmuskulatur von Armen und Beinen, (Kokontraktion) durch die die willkürliche Bewegungsfähigkeit und auch das Bewegungsausmaß eingeschränkt wird.

Die Spannung der Muskulatur erhöht sich oft schon bei Freude, Lachen, Aufregung, bei Kälte, Angst und beim Sprechen.

Die Kraftentfaltung in eine bestimmte Bewegungsrichtung kann stark eingeschränkt sein.

Die aktive und passive Gelenkbeweglichkeit nimmt durch Fehlhaltungen und Bewegungseinschränkungen ab.

Bei verstärkter Belastung kann es zum Zittern einzelner Muskelgruppen kommen (Kloni). Oft davon betroffen ist die Wadenmuskulatur nach dem Gehen.

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Tetraparesen (alle vier Extremitäten sind betroffen) a. kompletter Typ alle vier Extremitäten (Arme/Beine) sind annähernd gleich schwer betroffen b. beinbetonter Typ Beine sind hauptsächlich betroffen Diplegie Hemiparese

c. seitenbetonter Typ Extremitäten einer Seite sind dtl. mehr betroffen. d. gekreuzter Typ obere Extr. der einen u. untere Extr. der anderen Seite mehr betroffen.

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Dyskinetische Syndrome (Athetose) (Athetose: Aus dem Griechischen ohne Haltung) Langsam, oft wurmförmig ablaufende, distal betonte (besonders Finger und Hand), unwillkürliche Bewegungen mit gleichzeitiger Anspannung antagonistischer Muskelgruppen. Betroffen sind meist alle vier Extremitäten.

Symptome: Die Muskelspannung des Rumpfes und der Extremitäten ist einer ständigen

Veränderung unterworfen. Willkürliche Bewegungen werden von unwillkürlichen

Spannungsveränderungen der Muskulatur beeinflusst. Betroffen ist nicht allein die Muskulatur des Rumpfes und der Extremitäten,

sondern auch die Gesichtsmuskulatur (die von diesem Krankheitsbild betroffenen Menschen sehen oft verkrampft und gequält aus).

Eine beeinträchtigte Mundmotorik kann zu Schwierigkeiten beim Essen, Trinken und Sprechen führen.

Je nach Schweregrad einer Athetose kann die/der Betroffene Fußgänger sein. Das Gangbild fällt mit ausfahrenden Arm- und Kopfbewegungen auf. Oft kommt es zu Schwerstmehrfachbehinderungen. Diese Menschen benötigen in allen Lebensbereichen fremde Hilfe. Reine Athetosen kommen selten vor. Oft treten Mischformen mit spastischen Tetraparesen auf. Wichtig: Das Grimassieren der Schüler mit einer Athetose kann leicht zu einer Fehleinschätzung der intellektuellen Leistungsfähigkeit führen.

2.2 Ataktische Syndrome (Ataxia: Aus dem Griechischen Unordnung) Bei diesem Behinderungsbild besteht eine Störung der Bewegungskoordination und des Gleichgewichts.

Ursache: Schädigungen, die vor, während oder nach der Geburt entstehen können z.B. Infektionen, Hirnfehlbildungen, Blutungen Weitere Ursachen sind Tumore, Vergiftungen, Vererbung, Kleinhirnatrophie, Stoffwechselerkrankungen.

Symptome: Die Muskelspannung ist oft erniedrigt. Der Bewegungsablauf ist verlangsamt. Reaktionen kommen verzögert. Stellungen können durch unzulängliches Zusammenspiel von Beuge-

und Streckmuskulatur des Rumpfes nur mühsam längere Zeit gehalten werden.

Die Gleichgewichtsreaktionen können beeinträchtigt sein.

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7 Das Gangbild ist breitspurig und schwankend (gleicht dem eines

Betrunkenen). Die Handmotorik ist beeinträchtigt (Zittern beim gezielten Greifen und beim

Festhalten von Gegenständen). Probleme bei der Kraftdosierung (das Zusammenspiel der Beuge- und

Streckmuskulatur ist gestört). Das Kind packt oft zu fest zu. Bewegungen gehen manchmal weit über den Zielpunkt hinaus, oder er wird

konstant verfehlt (Hyper- oder Dysmetrie). Ein Wechsel der Bewegungsrichtung zur entgegengesetzten Seite ist oft nur

schwer möglich. Die Sprache ist oft verlangsamt und monoton (verwaschen). Oft schwer

verständlich. Die Steuerung der Augenmuskulatur kann gestört sein. Rasche Ermüdbarkeit tritt auf.

Das Krankheitsbild der Ataxie kann auch als zusätzliche Komponente z.B. bei einer spastischen Bewegungsstörung auftreten. Wichtig: Die Betroffenen fallen auf Grund der Gleichgewichts- bzw. der Koordinationsstörungen der Beine oft hin und fühlen sich deshalb beim Gehen, besonders auf Treppen und unebenem Boden unsicher.

3 Mehrfachbehinderung Von einer Mehrfachbehinderung wird gesprochen, wenn nicht nur ein Bereich, sondern zwei oder mehrere Bereiche ( Motorik, geistige Entwicklung, Wahrnehmung, wie Sehen, Hören, Spüren) betroffen sind. Es handelt sich zum Beispiel um eine Mehrfachbehinderung, wenn ein Schüler sowohl körperbehindert, als auch geistigbehindert ist; oder sowohl geistig behindert, als auch sehbehindert

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Umfassende Behinderung Schüler mit umfassender Behinderung sind in ihrer Gesamtentwicklung sehr stark beeinträchtigt. Sie haben nicht nur Störungen in einem Bereich ihrer Entwicklung, sondern in allen Bereichen, die miteinander zusammenhängen. (siehe Grafik) Diese Schüler sind auf Grund ihrer motorischen und geistigen Fähigkeiten bei allen alltäglichen Verrichtungen auf die Mithilfe von Bezugspersonen angewiesen. Sie benötigen Hilfe beim Essen und Trinken, in der Pflege, beim An- und Ausziehen, bei Lagewechsel usw. Sie kommunizieren mit ihrer Umwelt über Laute bis zu einzelnen Worten, über Mimik, Körperhaltung und Körperspannung. Wir müssen die Schüler erst kennenlernen, um ihre Ausdrucksmöglichkeiten und Fähigkeiten zu verstehen. Die Schüler selbst haben wenig Möglichkeiten, ihre Bedürfnisse mitzuteilen. Sie befinden sich dadurch zwangsweise in einer passiven Position. Deshalb ist es sehr wichtig, dass wir bei jeder Begegnung im Dialog mit ihnen stehen. Der Umgang mit ihnen erfordert eine ruhige, aktiv abwartende und einfühlsame Haltung. Es ist spannend, diese Schüler näher kennenzulernen, um ihre Persönlichkeit zu entdecken.

Grafik:

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4 Neuromuskuläre Erkrankungen Ursache: Schäden direkt auf Rückenmarksebene (spinale Muskelatrophie) Schäden der peripheren Nerven (neurale Muskelatrophie) Bei beiden Formen kommt es zu Muskellähmungen mit sekundärer Muskelatrophie. Schädigung in der Muskelfaserstruktur (Myopathie), es handelt sich um eine primäre Erkrankung der Skelettmuskulatur. Es liegen bei all diesen Muskelschwächen prozesshafte, chronisch fortschreitende Erkrankungen vor, deren Verlauf variabel ist. In der Regel handelt es sich um erbliche Erkrankungen. Bei allen neuromuskulären Erkrankungen kommt es zu einer Muskelhypotonie, schlaffen Lähmungen der Extremitäten, Muskelatrophien und/oder –dystrophie und Muskelreflexabschwächungen. Nachfolgend werden die häufigsten Formen beschrieben.

4.1 Spinale Muskelatrophien

1.Infantile spinale Muskelatrophie Typ Werdnig-Hoffmann (siehe Beschreibung) 2.Intermediäre Form Langsamer Verlauf, Krankheitsbeginn zwischen dem 3. und 15.Lebensjahr. Skelettdeformitäten v.a. die progressive Kyphoskoliose wird hier zum Hauptproblem. 3.Juvenile Form (Kugelberg-Welander-Typ) Beginn im Klein- und Schulkindalter, langsamer Verlauf, betroffen ist v.a. die Beckengürtelmuskulatur Spinale Muskelatrophie (SMA)

Ursache: Fortschreitender Untergang von motorischen Nervenzellen v. a. im Rückenmark, führt zu Muskelschwund (Muskelatrophie), Lähmungen (Paresen) und verminderter Muskelspannung (Muskelhypotonie). Häufigste Form: SMA Typ Werdnig-Hoffmann

Symptome: Erkrankungsbeginn im 1. Lebensjahr Muskelschwäche beginnt in den rumpfnahen (proximalen) Muskelgruppen (v.a. Oberschenkel-, Hüftmuskeln, später auch Arm- und Schultergürtelbeteiligung) Frei Sitzen, Stehen und Gehen ist zu keiner Zeit möglich Schwäche der Atemmuskulatur (häufiges Auftreten von Atemwegsinfekten) Normale Intelligenz Verkürzte Lebenserwartung

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Therapeutische Maßnahmen: Versorgung mit entsprechenden Hilfsmitteln ( E-Rollstuhl, Korsett, Lifter,

Computer) um Beweglichkeit und Aktionsradius im Alltag zu verbessern Vorhandene Muskelkraft und Gelenkbeweglichkeit erhalten um Versteifungen

(Kontrakturen) vorzubeugen Atemtherapie zur Förderung der Atemfunktion Atemhilfen (z. Bsp.: Nachtbeatmungsgeräte)

Im Umgang mit den Kindern ist zu beachten: Verloren gegangene Fähigkeiten müssen durch Hilfestellungen ersetzt

werden (Anziehen, Essen, Toilette etc.) Aufgrund mangelnder körperlicher Aktivität frieren sie sehr schnell (oft kalte

Füße!) Eine Überanstrengung ist zu vermeiden, da sie zu einer Verschlechterung

führen kann. (dies soll aber nicht zu Inaktivität führen) Sie sind sich ihres Leistungsabbaus bewusst und wissen von ihrer verkürzten

Lebenserwartung Begleitung und Umgang mit den Kindern erfordert deshalb viel

Einfühlungsvermögen.

4.2 Neurale Muskelatrophien HMSM Typ 1(peroneale Muskelatrophie Charcot-Marie-Tooth) Beginn im Klein- und Schulkindalter mit einer Atrophie der kleinen Fußmuskulatur, weiter sind die Unterschenkel- und unteren Oberschenkelmuskeln betroffen (Peroneusnerv), später greift die Erkrankung auf die Hand- und Unterarmmuskulatur über.

4.3 Primäre Muskelerkrankungen

Muskeldystrophien

Becker-Kiener-Muskeldystrophie Beginn zwischen dem 6. und 16.Lebensjahr, langsamerer Verlauf als der Duchenne-Typ. Die Bein- und Beckengürtelmuskulatur ist hauptsächlich betroffen. Die Lebenserwartung ist nur gering herabgesetzt. Weitere Muskeldystrophie-Formen, die meist nach der befallenen Region benannt werden: Emery-Dreyfuss oder humeroperoneale Muskeldystrophie (Schulter-Beinmuskulatur) Landouzy-Déjérine- oder fazioskapulohumerale Muskeldystrophie (Gesichts-Schultermuskulatur)

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Die Duchenne - Muskeldystrophie (DMD) Ist eine genetisch bedingte Erkrankung des Muskelzellstoffwechsels, in dem das namensgebende Eiweiß "Dystrophin" nicht mehr oder kaum noch gebildet wird. Die damit einhergehende Durchlässigkeit der Muskelfasermembran führt zu bindegewebigem Umbau und Fetteinlagerungen in der erkrankten Muskulatur.

Ursache: Die gestörte Dystrophin - Produktion ist bereits ab Geburt durch Blutwerte nachweisbar. Aufgrund des Gen - Defekts auf dem X - Chromosom tritt die Erkrankung fast nur bei Jungen auf, da sie nur ein X - Chromosom besitzen und somit im Vergleich zu Mädchen mit zwei X - Chromosomen den Defekt nicht ausgleichen können. Sichtbar wird das Krankheitsbild, wenn die motorische Entwicklung auffällig wird durch z. B. verspätetes Laufenlernen, häufiges Hinfallen oder durch Bewegungsarmut. Ist ab diesem Zeitpunkt eine deutliche Muskelschwäche sichtbar, sind schon mind. 40 % der Muskelfasern zerstört oder funktionell beeinträchtigt. Dieser fortschreitende Muskelschwund bringt im Kindesalter einen raschen Verlust schon erworbener motorischer Fähigkeiten mit sich und führt im Weiteren zu einer erheblich verkürzten Lebenserwartung. An Hand von Leitsymptomen können verschiedene Stadien unterteilt werden:

3-5 J. Entwicklungsverzögerung stolpern, fallen, kaum springen, rasche Ermüdung

5-7 J. Auffällige Haltungsschwäche

starkes Hohlkreuz, abstehende Schulterblätter, schwache Halsmuskulatur, schiefe Wirbelsäule

Auffälliges Gangbild breitbeiniger, watschelnder, hinkender Gang

7-9 J. Erschwerte Gehfähigkeit Treppensteigen nur mit Hilfe, aufstehen nur mit Emporklettern und Abstützen möglich,

deutliche Vergrößerung der Wadenmuskulatur (Gnomewaden) und Spitzfußtendenz wegen Kontraktur

Plötzliches Wegsacken und Durchrutschen beim Hochheben

9-14 J Gehverlust mit Sitz im Rollstuhl

Wirbelsäulendeformitäten wegen schwacher Rumpfmuskulatur, Gelenkseinsteifungen, Muskelschmerzen, Dekubitus,

später im E- Rollstuhl Gewichtszunahme, Verdauungsstörungen, erhebliche Atembeeinträchtigungen, Schwäche der Atemmuskulatur erschwert das Abhusten bei Infekten, Schlafstörungen, Herzmuskelschwäche

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Symptomatische Behandlungsmöglichkeiten: Solange eine kausale Behandlungsmöglichkeit fehlt und damit die Lebenserwartung begrenzt ist, muss das vorrangige Ziel eine weitgehende Erhaltung der psychisch-physischen Verfassung sein. Bewegungsfreude muss so viel als nur möglich initiiert werden unter Beachtung von Überforderungssituationen (Schädigung der Muskulatur). Da es keine Möglichkeit gibt, eine bindegewebsartig umgebaute Muskulatur wieder aufzutrainieren, sollen nach Infekten oder OP's Immobilisationen vermieden werden.

Spezifisch therapeutische Maßnahmen: Anleitung zur Bewegungsökonomisierung bei Alltagshandlungen wie Tricks

beim An - und Ausziehen zur Selbständigkeitserhaltung. Vermittlung von Bewegungsfreude unter erleichternden Bedingungen wie

Schwimmen im warmen Bewegungsbad oder Dreiradfahren. Aktionsradius durch Hilfsmittel und OP's so lange und so gut wie möglich

erhalten, um aktiv am sozialen Leben teilzunehmen. Die Gehfähigkeit kann durch operative Beseitigung erster Gelenkversteifungen und / oder Tragen von Beinprothesen entsprechend verlängert werden. Bei rascher Ermüdbarkeit darf die Benützung eines Rollstuhls und später eines elektrischen Rollstuhls nicht hinausgezögert werden. Die dadurch erreichte Mobilität erhält die vom Patienten gewünschte Lebensqualität. Den auftretenden Sekundärschäden muss durch entsprechende Lagerung begegnet werden (z.B. regelmäßiges Stehtraining im Stehständer).

Atemhilfen im Frühstadium durch spielerisch atemvertiefende Übungen, im Spätstadium durch Atemmuskulatur entlastende künstliche Beatmung geben. Diese v. a. nachts angelegte und kontrollierte Maskenbeatmung hat vorbeugende Wirkung auf die tagsüber auftretende depressive, müde Stimmung, die oft von Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche begleitet werden. Gleichzeitig werden die Atemwegsinfekte minimiert.

Die Therapiemaßnahmen sollten die Gesamtsituation der Schüler mit den psychosozialen Aspekten berücksichtigen. So sollte ein Computer zum Schreiben benutzt werden können, um Frustrationserlebnisse im Vergleich zu Mitschülern zu vermeiden. Eine individuelle Beratung wird in der Muskelsprechstunde im RKU angeboten und sollte frühzeitig genutzt werden.

4.4 Myotonien 1.Myotonia congenita Kennzeichnend für diese Art der Myotonie sind anhaltende Kontraktionen der Muskulatur nach einer willkürlichen Bewegung, die bei Wiederholen der Bewegung geringer wird. (Warm-up-Phänomen) 2.Dystrophia myotonica (Curschmann-Steinert-Batten-Gibb) a.)kongenitale Form Muskelhypotonie, Atem- und Schluckstörungen schon bei der Geburt, die Kinder sind später psychomotorisch und geistig retardiert. b.frühkindliche Form betroffen ist die Mimik, sowie kardiale, psychische und endokrine Störungen. Die Lebenserwartung ist bei beiden Formen verkürzt.

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4.5 Myasthenien Myasthenia gravis Autoimmunkrankheit, bei der die neuromuskuläre Übertragung an der motorischen Endplatte gestört ist. Kennzeichnend ist eine Schwäche und Ermüdbarkeit der Willkürmuskulatur, die sich nur sehr langsam von der Belastung erholt.

5 Spina bifida

Ursache: Angeborene Fehlbildung vom Rückenmark, der eine Entwicklungsstörung des Nervengewebes in der frühen Embryonalentwicklung zugrunde liegt. Es wird ein Zusammenwirken verschiedener Faktoren angenommen. Es gibt Hinweise auf Umweltfaktoren (Fieber in der Frühschwangerschaft) und genetische Faktoren.

Folge: Sackartige Ausstülpung von fehlgebildetem Rückenmark und dessen Hüllgewebe durch einen Wirbelbogendefekt nach außen. Entsprechend der betroffenen Segmente des Rückenmarks und der Ausdehnung des Defektes entstehen unterschiedliche Ausfallserscheinungen ähnlich einer Querschnittslähmung.

Symptome Der Ausfall motorischer Funktionen (die Muskeln betreffend) und sensibler Funktionen (das Berührungs- Lage- Schmerz- und Temperaturempfinden betreffend) ist die Folge dieser Behinderung und wird vor allem von der Lokalisation (Höhe) der Fehlbildung bestimmt. Je höher der Wirbelbogendefekt liegt, desto schwerwiegender sind die Lähmungen. Es können komplette oder inkomplette Lähmungen auftreten. Es bestehen praktisch immer Lähmungen der Beine, z.B. Fußmuskeln bis zur vollständigen Lähmung der Beine, evtl. auch des Rumpfes. Im weiteren Verlauf entwickeln sich häufig Muskelverkürzungen sowie Wirbelsäulen- und Gelenkfehlstellungen. Eine weitere Folge der Spina bifida ist die Blasen- und Mastdarmlähmung. Eine Störung der Blasenfunktion zeigt sich abhängig von der höhe der Läsion durch verschiedene Erscheinungen von Inkontinenz. Vorsicht es kann zu häufigen Harnwegsinfektionen bis hin zu Nierenschädigungen führen. Die Mastdarmlähmung äußert sich in Entleerungsstörung und Inkontinenz. Als Folge einer Rückenmarksfehlbildung tritt in 80-90% der Fälle ein Hydrozephalus auf.

Wichtig im Alltag Da die Knochen durch mangelnde Belastung nicht die normale Festigkeit

besitzen, besteht die Gefahr von Knochenbrüchen. Eine selbständige Toilettenversorgung ist trotz Blasen- und Mastdarmlähmung

anzustreben, d.h. regelmäßiges Blasentraining, katheterisieren. Wichtig ist mehrmals täglich eine vollständige Blasenentleerung, um einen

Harnstau in die Niere zu vermeiden.

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14 Durch die Empfindungsstörungen können Druckstellen, Verbrennungen und

Erfrierungen entstehen, d.h. Faltenbildung der Kleider beachten, auf gut gepolsterte Sitze achten, Sitz der Hilfsmittel nachkontrollieren, beim Duschen und Baden Temperatur kontrollieren.

6 Epilepsie (Das Wort kommt aus dem Griechischen und steht für „angefallen werden“.) Es handelt sich bei der Epilepsie um ein zerebrales Krampfleiden, bei welchem immer wieder Krampfanfälle auftreten. Dies kann ganz verschiedene Ursachen haben. Es kann als eigenständige Behinderung oder in Zusammenhang mit anderen Behinderungen auftreten. Während der Krampfanfälle finden unkontrollierte elektrische Entladungen im Gehirn statt, dies führt meist zur Bewusstlosigkeit und nicht kontrollierbaren Bewegungen. Es gibt sog. „Gelegenheitskrämpfe“, die aufgrund eines bekannten Auslösers auftreten (z.B. bei Fieber/Meningitis/Blutung/Entzug...), diese werden nicht als Epilepsie bezeichnet. Epilepsie ist ein rel. häufiges Krankheitsbild, ca 1 % der Bevölkerung leiden daran. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Einteilung, hier werden verschiedene Erscheinungsformen beschrieben:

Grosser Krampfanfall ( Grand Mal) Ihm geht häufig ein Vorgefühl, Vorzeichen oder Aura (z.B. Stimmungsschwankungen, Verwirrung, Übelkeit...) voraus, es folgt dann ein Anfall in 2 Phasen: Tonisches Stadium: Oft Initialschrei oder Stöhnen, Bewusstlosigkeit, Sturz zu Boden. Versteifung des gesamten Körpers, keine oder unzureichende Atmung, Verdrehen der Augen. Dauer oft kurz, max. ca. 30 sec. Klonisches Stadium: rhythmisches Zucken der Extremitäten und des Kopfes, Atmung unregelmäßig, weiter Bewusstlosigkeit, oft Stuhl-/Urinabgang. Nachschlaf des erschöpften und oft nur eingeschränkt ansprechbaren Patienten

Kleine Anfälle (Petit Mal) Meist nur Bewusstseinstrübung, oft kurze Dauer. Sie können sich äußern als: BNS-Krämpfe (Blick-Nick,Salaam-Krämpfe der Säuglinge/Kleinkinder) Astatische Anfälle (plötzlicher Tonusverlust) Absencen: kurze Bewusstseinspausen mit starrem Blick, stereotypen Bewegungen, kurze Dauer (Sekunden), oft häufig hintereinander Fokale Anfälle (Herdanfälle), oft Schädigung eines bestimmten Hirnareals ( z.B. durch Blutung), entsprechend motorische Erscheinungen: Zuckungen einzelner Muskelgruppen, Gefühlsstörungen, Sprechstörungen Bei jeder Anfallsform können schnelle Wiederholungen bis zum Daueranfall (Status epilepticus) auftreten. Dies kann zu Hirnschäden führen und bei anhaltend schlechter Atmung lebensbedrohlich werden. Jeder kleine Anfall kann in einen großen Anfall übergehen.

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Anfallsauslösende Faktoren: Schlafmagel Überanstrengung Lichtreflexe/Kontraste (Disco!) Plötzliches Absetzen von Medikamenten Zur Diagnostik einer Epilepsie muss regelmäßig eine Hirnstromkurve (EEG) abgeleitet werden, hier kann die Art des Krampfleidens und die Krampfbereitschaft abgelesen werden. Epilepsien werden medikamentös mit Antiepileptika behandelt. Diese müssen regelmäßig eingenommen werden. Regelmäßig Kontrollen auf Wirksamkeit und evtl. Nebenwirkungen müssen durchgeführt werden.

Vorgehen bei Krampfanfall: Uhrzeit notieren, Hilfe herbeirufen Patient sicher lagern, Gefahren (Schwimmbad erlassen

Rollstuhl/Gläser.entfernen..) Weiche Unterlage, Kleidung lockern, bei Erbrechen stabile Seitenlage

anstreben Nichts (auch keinen Keil) in den Mund geben! Verordnetes Notfallmedikament (oft Diazepam) rektal geben.( nach vorgabe

des behandelnden Arztes) Bei ausbleibender Besserung, bei schlechter Atmung, Blauverfärbung der

Haut den Notarzt rufen. Kinder mit Epilepsie sind normal intelligent, es gibt jedoch Hirnschädigungen, die sowohl zur Retardierung als auch zur Epilepsie führen. Den Betreuern sollte die Medikation der Kinder bekannt sein. Das Vorgehen bei Krampfanfällen ist mit den Eltern abzusprechen. Die Notfallmedikamente müssen greifbar sein.

7 Häufige Sekundärerkrankungen bei neurologischen Erkrankungen Durch die Immobilität der Kinder und Jugendlichen mit häufig eingeschränkten motorischen und sensiblen Funktionen, können sich zusätzlich zum individuellen Krankheitsbild Folgeschäden entwickeln. Diese werden als Sekundärschäden bezeichnet und sollten frühzeitig erkannt und behandelt werden. Dazu gehören:

Gelenkkontrakturen Kennzeichen:

Es kommt zu strukturellen Veränderungen von Muskeln und Sehnen, Bändern und der Gelenkkapsel, wodurch das normale Bewegungsausmaß einen Gelenkes eingeschränkt ist. Dies kann zu Schmerzen und als Folge zu einer zusätzlichen Tonuserhöhung führen.

Hüftgelenksluxationen

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16 Durch Muskelungleichgewichte an der Hüfte und durch Muskelschwäche usw. können Hüftgelenksluxationen entstehen.

Form A: Hüftkopf ist gegnüber der Hüftpfanne nach hinten,oben,außen luxiert ( aus der Gelenkpfanne gerutscht) Kennzeichen:

das betroffene Bein erscheint kürzer, Hüftstellung bevorzugt in leicht gebeugter, innenrotierter Haltung mit mangelder Abspreizfähigkeit.

Form B: Hüftkopf ist gegenüber der Hüftpfanne nach vorne, unten, innen luxiert Kennzeichen:

Das betroffenen Bein scheint länger, die Hüfte ist bevorzugt in einer „Froschhaltung“ Die Hüfte ist gestreckt, außenrotiert und abgespreizt.

Skoliose (Verkrümmung der Wirbelsäule) Kennzeichen: die Wirbelsäule ist in allen drei Dimensionen in einer Fehlstellung. Sie ist noch vorne und zur Seite geneigt und auf der Ebene gedreht. Ursachen:

anormale asymmetrische Muskelaktivitäten mit daraus resultierender Instabilität, Immobilität und knöcherne Deformierungen der Wirbelsäule.

8 Hydrocephalus

Erweiterung der Hirnkammern durch Hirnwasserstau (Liquorstau) Ursachen: angeborene Fehlbildungen der Hirnräume/des Gehirns, z.B. bei Spina bifida Entzündungsprozesse im Gehirn, z.B. Hirnhautentzündung (=Meningitis) Hirnblutung (z.B.: bei Frühgeburt) Hirntumore Symptome: Vergrößerung des Kopfumfangs

Therapie: Anlage eines Schlauches (= Shunt, meist mit Ventil) zur Ableitung des Hirnwassers. Dieser verläuft entweder direkt zum Herzen oder in den Bauchraum. (VP – Shunt) Er ist immer am Hals zu sehen oder zu tasten. Es können Fehlfunktionen auftreten. Mögliche Zeichen einer Fehlfunktion: Müdigkeit, Antriebsarmut, Apathie (-- bis zum Koma) gereiztes Verhalten, vermehrte Unruhe, Jammern (Kopfschmerzen) Erbrechen (v.a. morgendlich bzw. nüchtern) Fieber bei Shuntinfektion, evtl. Nackensteifigkeit Verschlechterung der Motorik (Fein- und dann auch Grobmotorik) Schwindel, Gleichgewichtsstörungen

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17 Sehstörungen (Spätzeichen!) bei auffälliger Veränderung sollte ein Arzt hinzugezogen werden.

Für den Alltag ist zu beachten: ruckartige Bewegungen und Stöße im Kopf- und Halsbereich müssen vermieden werden: z.B. kein Purzelbaum, kein heftiges Trampolinspringen, kein Kopfball, kein Startsprung Kopfschutz (Helm) bei unsicheren, bewegungsbeeinträchtigten Schülern Kopfbedeckung bei Sonneneinstrahlung Nicht tief tauchen

9 Andere seltene Erkrankungen

9.1 Glasknochenkrankheit ( Osteogenesis imperfekta ) Diese erbliche Erkrankung bedingt eine Störung des Knochenaufbau. Normale geistige Entwicklung.

Hauptsymptome Ausgeprägte Knochenbrüchigkeit Schwere, progrediente Skelettdeformierung Kleinwuchs Bindegewebsschwäche mit Hernien, überstreckbare Gelenke

Therapie Der Umgang mit diesen Schülern sollte vorsichtig sein, sie sollten sich jedoch viel aktiv bewegen und zur Bewegung angeregt werden.

Medizinische Versorgung Brüche der langen Röhrenknochen werden oft mit einem Teleskopnagel versorgt. Zur Stabilisierung ohne Fraktur werden auch Teleskopnägel verwendet

9.2 Arthrogryposis mutiplex congenita Die Krankheit ist bereits bei der Geburt nachweisbar und zeigt sich in meist symmetrischen Kontrakturen von mindestens zwei Gelenken verbunden mit segmentalen Muskelatrophien.

Ursachen Verringerung der Neuronenzahl in den Vorderhörnern des Rückenmarks. Dies führt zum intrauterinen Bewegungsmangel. Bewegung ist vor allem im 3.Schwangerschaftsmonat von großer Bedeutung.

Symptome Immobilisation und Dysbalance der Muskeln. Die Folge sind Bewegungseinschränkungen.

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18 Bänder, Gelenkskapseln und Muskeln verändern sich ebenso unter dem Bewegungsmangel, das führt zu sekundären Knochendeformitäten. Therapie Aktivieren der Muskeln, Verbessern der Beweglichkeit, Verbessern der Handfunktion und Feinmotorik, Hilfsmittelversorgung.

9.3 Dysmelien (Angeborene missgebildete bzw. fehlende Gliedmaßen) Wichtig: gezielte Hilfsmittelversorgung Selbsthilfetraining Umgang mit Prothesen Normale geistige Entwicklung

10 Syndrome

(Erkrankung bei der gleiche Symptome immer wieder kombiniert auftreten)

10.1 Rett-Syndrom Das Rett-Syndrom ist eine fortschreitende neurologische Störung. Sie entsteht nur bei Mädchen. Die Reifeentwicklung nach der Geburt ist in den ersten 6 Monaten unauffällig, dann setzt aber eine Verzögerung der Reifeentwicklung und sogar eine Entwicklungsumkehr ein. Bei einem voll ausgebildeten Rett-Syndrom besteht ein Autismus, Gangstörung, Haltungsstörung im Rumpf, Verlust der Sprache und der Geschicklichkeiten der Hand und zusätzlich stereotype Handbewegungen. In Laufe der Entwicklung werden die Betroffenen microcephal und leiden oft unter Anfällen. Anfänglich sind die Kinder hypoton. In Laufe der Zeit entwickeln sie eine Hyperreflexie bis hin zur Spastizität. Die neurologischen Störungen haben eine Reihe von Entwicklungsstörungen des Bewegungsapparates zur Folge. Typisch sind Skoliose, Kyphose, Gelenkkontrakturen, Hüftsubluxation oder Hüftluxation, Spitzfuß oder Knicksenkfußdeformitäten.

10.2 Prader-Willi-Syndrom Das Prader-Willi-Syndrom wird durch eine genetischen Störung verursacht, die in den meisten Fällen nicht vererbbar ist. Männer wie Frauen sind gleichermaßen betroffen Das Prader- Willi-Syndrom zeigt eine Störung im Zwischenhirnbereich (Hypothalamus), welche sich in einem Mangel an Wachstumshormon äußert. Es besteht weiter ein Mangel an Geschlechtshormonen Hypogonadismus; bei Knaben an Testosteron, bei Mädchen an Oestrogen. Dies erklärt den verzögerten Beginn oder das Fehlen der Pubertät. Die meisten Betroffenen sind geistig mild retardiert, mit einigen Ausnahmen. Die motorische Entwicklung ist verzögert. Die nicht vorhandene Empfindung des „Satt-seins" wird verursacht durch eine Störung im Hypothalamus, und bis jetzt wurde kein Mittel zur Behandlung des Problems gefunden. Weil die Essenseinnahme kontrolliert werden muss, sind Menschen mit PWS behindert und brauchen eine 24-stündige Betreuung, Die Kontrolle und Disziplin über das Essen muss das ganze Leben lang aufrecht erhalten werden, und dies kann nicht von den PWS Betroffenen selbst beherrscht werden. Lebenslange Unterstützung ist unumgänglich

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19 Hauptsymptome des Prader-Willi-Syndroms Ständiges Hungergefühl , ... bis hin zum unvorstellbaren, lebensbedrohenden Übergewicht Schwach entwickelte Muskulatur, ... bis eingeschränkte Beweglichkeit Verhaltensstörungen, ... bis starke Wutausbrüche, Müdigkeit, ... bis Schläfrigkeit Sprech- und Sprachprobleme Geistige Behinderung Ein Syndrombuch kann in der Physiotherapie ausgeliehen werden !!!

11 Aufmerksamkeits – Defizit - Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) Diese Erkrankung war früher unter der Bezeichnung Minimale Cerebrale Dysfunktion (MCD), später unter ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom) bekannt. Ursache: Die Ursache der Erkrankung ist letztlich unbekannt, man geht derzeit von einer Störung im System der Neurotransmitter (Überträgerstoffe im Gehirn) aus. Genetische Faktoren, Schädigungen während der Schwangerschaft/Geburt und Einflüsse der Umwelt/Erziehung werden als Auslöser diskutiert. Symptome: Es handelt sich um eine vielschichtige Verhaltensstörung, die gekennzeichnet ist durch: geringe Aufmerksamkeit/Konzentration starke Impulsivität motorische Unruhe (Hyperaktivität) Diese einzelnen Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein, so gibt es Kinder, die unter einem deutlichen Aufmerksamkeitsdefizit leiden, motorisch aber sehr kontrolliert sind. ADHS kommt in unterschiedlichster Ausprägung in einer Gesamthäufigkeit von ca. 3% vor. Die Kinder haben oft eine ähnliche Vorgeschichte wie unruhige Säuglinge (sog. Schreibabys)und zappelige Kleinkinder, die ständig Beschäftigung/Betreuung benötigen und geringes Gefahrbewusstsein zeigen und später deutliche Schulprobleme mangels Aufmerksamkeit und große Verhaltensprobleme, Disziplinprobleme wegen Hyperaktivität haben. Neben der starken motorischen Unruhe (die Kinder sind ständig in Bewegung) und der Impulsivität (eine Idee/Vorhaben des Kindes setzt dieses sofort um) kommt im Schulalter das Aufmerksamkeitsdefizit mit schlechten Leistungen zum Tragen. Dies ist auch bei normaler Intelligenz der Kinder der Fall. Die Kinder sind oft sozial isoliert, die Familien maximal belastet. Die Behandlung sollte auf mehreren Ebenen stattfinden: Die Familie benötig Hilfe/Beratung/Therapie Der Patient benötigt oft gezielte psycholog. Behandlung Es sollte eine konsequente Behandlung mit einem Medikament versucht werden Ergotherapie kann gezielt Aufmerksamkeit/Konzentration/Motorik fördern Zur Therapie mit Medikamenten: Hier gilt eine gut kontrollierte Behandlung mit Methylphenidat (Ritalin/Medikinet) als Standart, gelegentlich werden Amphetamine eingesetzt. Beides sind eigentlich

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20 Stimulantien, welche die Konzentration steigern. Die Kinder können sich besser konzentrieren, werden ruhiger und können Impulse und Motorik besser kontrollieren. Methylphenidat wirkt nur bei ca ¾ der Kinder mit ADHS. Die Wirkung setzt rasch ein, wird das Medikament vergessen, wird dies bald deutlich. Methylphenidat darf nur ärztlich verordnet werden, muss kontrolliert eingenommen werden und während der Gabe müssen regelmäßig ärztliche Kontrolle stattfinden. Bestimmte Zweiterkrankungen (z.B. Epilepsie) schränken die Gabe von Methylphenidat ein. Schlafstörungen/Appetitstörungen sind gelegentliche Nebenwirkungen, schwere Nebenwirkungen sind selten. Im Umgang mit Kindern mit ADHS ist es wichtig, das oft aufreibende und problematische Verhalten als Erkrankung zu sehen. Erziehung/Verhaltensbeeinflussung sollte in einem psycholog./pädagogischen Konzept geschehen. Die Bezugspersonen müssen über eine eventuelle Medikation informiert sein.

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12 Therapieformen an unserer Schule

12.1 Physiotherapie Bewegungsförderung ist ein zentraler Bestandteil an der Fr.v.Bodelschwingh - Schule. Die motorischen Voraussetzungen beeinflussen alle Bereiche der Persönlichkeitsentwicklung der Schüler, wie auch das schulische Lernen. Das Erhalten und die Weiterentwicklung ihrer individuellen Bewegungsmöglichkeiten auf neurophysiologischer Grundlage ist deshalb das Ziel der Physiotherapie. Geeignete Positionen und Ausgangsstellungen sind wichtige Voraussetzungen für Lernen, Handeln, Wohlbefinden sowie für grundlegende Funktionen wie Essen, Trinken und Wahrnehmen der Umwelt. Wer bekommt Therapie? Die Therapie( Physio- und Ergotherapie) erfolgt nach schulärztlicher Verordnung und ist in den Tagesablauf der Einrichtung integriert. Wir arbeiten mit Kindern aus allen Bereichen. In der Regel betreuen wir zwei bis drei Klassen über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren. Physiotherapie in der Einzelsituation Spezielle und individuelle Förderung ist auf diese Weise möglich. Erlernte Kompetenzen können anschließend in den Alltag integriert werden. Dazu ist es notwendig auch als Fachlehrer K im Unterricht mitzuwirken. Anderseits ergeben sich viele Situationen, in denen eine Förderung in kleinen oder größeren Gruppen sinnvoll und wichtig ist.

Therapie in der Gruppe

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22 In der Motopädagogik erfahren Schüler Bewegung und Wahrnehmung auf spielerische Weise. Reittherapie (Hippotherapie) als ganzheitliche Förderung findet in einem nahegelegenen Reitstall statt. Beim Rollstuhl-Hockey haben vor allem Elektro-Rollstuhlfahrer die Möglichkeit im Umgang mit dem Rollstuhl ihre Fähigkeiten zu zeigen, sowie Freude und Bestätigung in einer Mannschaftssportart zu erfahren. In der Medizinischen Trainingstherapie im Kraftraum (MTT-Raum) können gezielt einzelne Muskelgruppen sowie Koordination und Kondition trainiert werden. Die Trainingsgeräte haben v.a. für Jugendliche einen hohen Motivationscharakter. Beim therapeutischen Klettern stehen neben dem Muskeltraining, Koordination und Umsicht an der Wand im Vordergrund. Ein Skilanglauf-Schullandheim findet einmal jährlich statt. Bogenschießen ist ein weiteres AG-Angebot. An den Gruppen können Schüler und Schülerinnen aus verschiedenen Klassen teilnehmen, wobei die Therapeuten gemeinsam mit dem Klassenteam und dem Schularzt je nach Diagnose und Zielsetzung die Auswahl der Schüler treffen. Aufgaben der Physiotherapie im Klassenverband Beratung des Klassenteams bei der Lagerung von Schülern und der Wahl von günstigen Positionen, um Handlungen ausführen zu können. Durchführung von Esstherapie und Anleitung der Mitarbeiter Beratung der Mitarbeiter im „Handling“ mit dem Schüler, z.B. wie kann ein Schüler in seiner Bewegung bestmöglichst unterstützt werden. Anleitung der Mitarbeiter beim Heben und Tragen. Beratung des Klassenteams im Umgang mit Hilfsmittel. Erstellen eines Förderplans in Zusammenarbeit mit dem Klassenteam. Begleitung ins Schullandheim und bei Klassenausflügen. Betreuung und Beratung von Schülern im Praktikum. Hilfsmittelversorgung Ein großer Aufgabenbereich der Physiotherapie ist die Hilfsmittelversorgung In Zusammenarbeit mit den Schülern/innen, Eltern, Schularzt, Orthopädietechnikern/innen und dem Rehabilitationsberater und wird beschlossen, ob und welche Hilfsmittel die einzelnen Schüler und Schülerinnen benötigen (z.B. Rollstuhl, angepasste Sitzschalen, Orthesen usw.) Betreuung von Schüler und Praktikanten Die Fr.v. Bodelschwingh -Schule ist Ausbildungsschule für die praktische Fachlehreranwärter -K des Fachseminars für Sonderpädagogik in Reutlingen. Außerdem werden Schüler der Physiotherapie-Schule Dornstadt während ihres Pädiatrie-Schulpraktikums von der Physiotherapie-Abteilung betreut.

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12.2 Ergotherapie Was ist Ergotherapie? Ergotherapie hat immer den Menschen in der Gesamtheit seiner Lebensbereiche, seiner geistigen, emotionalen und körperlichen Funktionen im Blick. Wichtigstes Wesensmerkmal ist die Handlungsorientierung in der Therapie. Handeln ist Mittelpunkt der Therapie – größere Handlungsfähigkeit das Ziel. Handeln in Alltagsaktivitäten Handeln zur Körpererfahrung Handeln im Umgang mit kreativen Materialien. Welche Aufgaben hat die Ergotherapie? Ergotherapeuten haben die Aufgabe, mit Mitarbeitern anderer Fachdisziplinen am Auftrag der Schule mitzuwirken. Im Rahmen der Bildungs- und Erziehungsziele sollen die Schüler lernen, eigene Handlungsmöglichkeiten zu erkennen, zu erweitern und zu gestalten sowie Grenzen des eigenen Handelns anzuerkennen. Außerdem sollen sie trotz behinderungsbedingter Abhängigkeit zu eigenständigem Handeln in der Gemeinschaft finden. Nach einer Befunderhebung wird zielgerichtet in Einzelförderung oder in der Gruppe mit den Kindern gearbeitet. Wir orientieren uns am jeweiligen Entwicklungs- und Leistungsstand des Kindes, um Über- bzw. Unterforderung zu vermeiden („Das Kind wird da abgeholt, wo es steht“). Welche Ziele verfolgt die Ergotherapie? größtmögliche Selbständigkeit in der Schule, im weiteren Umfeld und im Alltag: Selbsthilfetraining (ADL – Activities of daily living) z.B. Anziehtraining, Esstraining, Kochen, Einkaufen, Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel usw. Entwicklung und Verbesserung der Motorik, Koordination, der Sprache und Mundfunktion, des aktiven Spiels und des Sozialverhaltens Vermeidung von Folgeschäden (Kontrakturprophylaxe durch Handschienen; Lagerungen, angepasste Sitzmöglichkeiten) Verbesserung der Wahrnehmungsverarbeitung durch Förderung der Basissinne(Gleichgewicht, Tast- und Tiefensensibilität) Förderung der Handfunktionen (Fein- und Grobmotorik, Fingergeschicklichkeit, Koordinationsleistungen, Stifthaltung, graphomotorische Leistungen, Werkzeuggebrauch) Methoden in der Ergotherapie Sensorische Integrationstherapie (Ayres) Wahrnehmungsförderung (Frostig) Führen nach Affolter Entwicklungstherapie und Lagerungstherapie nach Pörnbacher Basale Förderung (Fröhlich) Bobath Motopädagogik Mund – und Esstherapie

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24 ADL (activities of daily living) Selbsthilfetraining Unterstützte Kommunikation - alle therapeutischen und pädagogischen Maßnahmen, die eine Erweiterung der kommunikativen Möglichkeiten bei nicht sprechenden Menschen zum Ziel haben. Dazu werden alle Möglichkeiten PC und Sprachcomputer.genützt. Diese werden individuell eingesetzt und miteinander kombiniert. Wo findet Ergotherapie statt? Ausgehend von den Zielen und Konzepten finden sich entsprechende Materialien in den verschiedenen Räumen. Im Raum für handwerkliche und gestalterische Arbeiten, arbeiten wir mit Materialien wie Ton, Holz, Flechtmaterialien, Papier, Textilien, Farben sowie entsprechendes Werkzeug. Im Raum für Bewegungs- und SI-Angebote gibt es Geräte wie Hängematte, Rollbretter, Rollenbahn, Polster, Matten, Kreisel, Trampolin... sowie taktile Materialien (Bohnen, Kies, Sand, Schaum, Fingerfarben...). Spezielle Softwareangebote am Computer: Wahrnehmungs-/ Hirnleistungstraining (Rigling) Lese-/ Schreib- und Rechentraining (Budenberg) Lern- und Spielgeschichten (z.B. „Max und Marie“, „Löwenzahn“) Zudem gibt es Spiele für alle Altersstufen (handelsübliches Spielzeug, Gesellschaftsspiele wie auch speziell adaptierte Spiele.)

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13 Kommunikations – Sprachförderung

13.1 Myofunktionelle Therapie Orofazialer Bereich = Gesichts- Mundbereich: Alles rund ums Essen, Trinken, Gesicht, Zähne und Mund Finden und Erarbeiten von günstigen Körper- und Kopfpositionen zur Nahrungsaufnahme Vorbereitende Maßnahmen zum Essen und Trinken am Körper, im Gesicht und im Mundbereich Hilfen beim Beißen, Kauen, Schlucken… Anpassen unterschiedlicher Ess- und Trinkhilfen wie Speziallöffel, Spezialbecher etc. Diese Stunden finden i.d.R. in Form von Anleitung zeitlich begrenzt statt

13.2 Sprachtherapie Dieser Bereich umfasst eingeschränkter Wortschatz (aktiv und passiv) Dyslalien (Sprech- und Artikulationsfehler) Dysgrammatismus (eingeschränkte grammatikale Fähigkeiten) Auditive Wahrnehmung Phonologische Störung: Störung der korrekten Lautverwendung(z.B. Vertauschungen, Auslassungen, Hinzufügungen) Diese Stunden finden i.d.R. in Form von Einzelstunden wöchentlich oder in Form von Gruppen oder Beratungsstunden statt.

13.3 Bereich sozial-kommunikative Kompetenzen Erarbeiten vorsprachlicher kommunikativer Kompetenzen z.B. frühkindliches Rollenspiel beim Füttern einer Puppe Erarbeiten kommunikationsunterstützender Kompetenzen z B. sich und andere im Spiel wahrnehmen, Rollenspiel beim Nachstellen von Geschichten Diese Stunden finden i.d.R. in Form von 1-2 Einzelstunden wöchentlich oder in Form von Gruppen oder Beratungsstunden statt.

13.4 Bereich Unterstützte Kommunikation Der Bereich der Unterstützten Kommunikation beschreibt alle therapeutischen und pädagogischen Maßnahmen, die ein Anbahnen oder eine Erweiterung der kommunikativen Ausdrucksmöglichkeiten bei nichtsprechenden oder schwer verständlichen Schülerinnen und Schülern zum Ziel haben. Je nach Ausdrucksvorrausetzung der Schülerinnen und Schülern werden verschiedene Ausdrucksmöglichkeiten aufgegriffen und gefördert.

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26 Kommunikation findet statt mit Hilfe von: Mimik und Gestik Blickkontakt Atmung und Puls Laute/ Lautsprache Schriftsprache Lautsprachuntetstützende Gebärden Bild undSymboltafeln Elektronische Geräte wie Sprachcomputer (Talker) und PC Dabei werden alle Ausdrucksmöglichkeiten der Schülerinnen und Schülern aufgenommen. Kommunikation sollte, wenn möglich multimodal stattfinden, d.h. mittels verschiedener Ausdrucksformen (z.B. Gebärden und Bildtafeln). Die individuell angepassten Hilfen sollen natürlicher Bestandteil des alltäglichen Leben in der Schule und zu Hause werden. Dadurch soll ein Höchstmaß an Kommunikation, Interaktion und Eigenständigkeit mit dem Umfeld ermöglicht werden.