Erosion oder Stabilität der Beruflichkeit?; Is the significance of occupational qualifications...
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AbhAndlungen
Zusammenfassung: Der Beitrag greift die wissenschaftliche Debatte um eine Entberuflichung im Zuge sich verändernder Mobilitätsprozesse im deutschen Arbeitsmarkt auf. Im Kohortenver-gleich wird die Passung des erlernten und des ausgeübten berufes sowohl in der horizontalen als auch in der vertikalen dimension untersucht, um die Frage nach der erfolgreichen Verwertung aller im Bildungsprozess erworbenen Qualifikationen in den Blick nehmen zu können. Hierfür werden Berufswechsel anhand einer neuen Berufsklassifikation auf Basis des Datensatzes „Arbei-ten und lernen im Wandel“ (AlWA) operationalisiert. Zunächst wurde anhand von Kaplan-Meier Survivalkurven verdeutlicht, dass sich die Risiken der horizontalen Mobilität von berufseinstei-gern im Kohortenvergleich erhöht haben. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass die vormals enge Verknüpfung zwischen dem bildungs- und beschäftigungssystem erodiert. des Weiteren nahm unseren multivariaten Analysen mittels Cox-Regressionen zufolge die Mobilität auf inadäquate Statuspositionen zu. damit zeigen sich veränderte Mobilitätsmuster der jüngeren Arbeitsmarkt-eintrittskohorten aufgrund der Ausweitung atypischer beschäftigungsformen sowie der gestiege-nen Volatilität der Märkte. Folglich weist der in zunehmendem Maße nicht gelingende Transfer beruflicher Qualifikationen bei zwischenbetrieblicher Mobilität auf eine sinkende Bindekraft der Beruflichkeit und auf wachsende Risiken des Verlustes berufsfachlicher Qualifikationen hin.
Schlüsselwörter: Berufliche Mobilität · Berufswechsel · Flexibilisierung · Erwerbsverlauf
Köln Z Soziol (2013) 65:505–531DOI 10.1007/s11577-013-0210-0
Erosion oder Stabilität der Beruflichkeit?Eine Analyse der Entwicklung und Determinanten beruflicher Mobilität
Matthias Dütsch · Verena Liebig · Olaf Struck
© Springer Fachmedien Wiesbaden 2013
Diese Arbeit ist im Rahmen des Forschungsprojektes „Beruflichkeit, Organisations- und Personalentwicklung im Spannungsfeld von Restrukturierung und Kompetenzsicherung“ (bops) entstanden, das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird.
M. dütsch () · V. Liebig · O. StruckSozial- und wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Otto-Friedrich-universität bamberg, Feldkirchenstr. 21, 96045 Bamberg, DeutschlandE-Mail: [email protected]
V. liebigE-Mail: [email protected]
O. StruckE-Mail: [email protected]
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Is the significance of occupational qualifications declining? – An analysis of the development and determinants of occupational mobility
Abstract: Regarding the changing patterns of mobility processes in the german labor market, this paper takes up the scientific debate on the declining significance of occupational qualifica-tions. by comparing several labor market entry cohorts, the matching of the learned occupation and the practiced occupation is analyzed in both the horizontal and the vertical dimension of occupational mobility. In doing so, the question of a successful utilization of the skills acquired in the educational process can be addressed. Changes of occupations will be operationalized on the basis of a new professional classification by using the data set “Working and Learning in a Changing World” (AlWA). First, the Kaplan Meier survival curves show that the risks of horizontal occupational mobility have increased across cohorts. This indicates that the formerly close relationship between the education system and the employment system has weakened. Fur-thermore, according to our multivariate Cox regression analysis, the mobility towards inadequate status positions has increased. Thus, due to the expansion of atypical forms of employment and the increased volatility of the markets, altered mobility patterns of the younger cohorts entering the labor market can be shown. Consequently, the increase of unsuccessful transfers of skills in inter-firm mobility suggests a weakened cohesiveness between professionalism and a growing risk to loose professional qualifications.
Keywords: Occupational mobility · Occupational change · Labor market flexibility · employment trajectory
1 Einleitung
der Institution beruf wird in deutschland eine hohe bedeutung beigemessen. Konstatiert wird eine starke Verberuflichung des Arbeitsmarktes (Konietzka 1999; Kreckel 1992), eine dominanz berufssegmentierter Arbeitsmärkte (blossfeld und Mayer 1988) und eine gesellschaftliche Verwurzelung von Beruflichkeit in Deutschland (Bosch 2010). Viel-fach wird die leistungsfähigkeit des deutschen Modells berufsfachlich institutionalisier-ter Arbeit hervorgehoben, die auf einer breit angelegten und zugleich praxisorientierten beruflichen Bildung sowie einer hohen Standardisierung beruht. Zertifikate signalisieren die Produktivität eines Arbeitnehmers und geben Auskunft über die im bildungsprozess erworbenen spezifischen Qualifikationsbündel (Voss-Dahm et al. 2011). die Standardi-sierung der Ausbildungsinhalte und -abschlüsse soll Möglichkeiten zu betriebsübergrei-fender Mobilität und Übergangssicherheit beim eintritt in den Arbeitsmarkt schaffen. damit ist die berufswahl mit der erwartung an eine langfristige Verwertbarkeit der beruf-lichen Qualifikationen in Form einer materiell abgesicherten sowie stabilen Erwerbs-karriere verknüpft (ebd., bosch 2010). doch in jüngerer Zeit zeigen Mobilitätsanalysen zunehmende destabilisierungstendenzen im Arbeitsmarkt infolge von wirtschafts- und sozialstrukturellen Veränderungsprozessen auf (blossfeld et al. 2006; giesecke und heisig 2010; Struck et al. 2007). So stellt sich die Frage, ob das berufsfachliche Arbeits-system hiervon unberührt bleibt oder in welcher Weise Veränderungen am Arbeitsmarkt die berufliche Mobilität beeinflussen.
dieser beitrag trägt zur wissenschaftlichen debatte um Mobilitätsprozesse auf dem deutschen Arbeitsmarkt bei und fokussiert auf den Wechsel des erlernten berufes. dabei
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werden im Folgenden im Sinne der „theoretische(n) Relevanz der Passung“ (Konietzka 1999, S. 381; im Original Hervorhebung [A.d.V.]) des erlernten und des ausgeübten Beru-fes sowohl die horizontale als auch die vertikale Dimension der beruflichen Mobilität betrachtet. hier steht die Frage nach der erfolgreichen Verwertbarkeit aller im bildungs-prozess erworbenen allgemeinen, betriebs- sowie berufsspezifischen Qualifikationen im blickpunkt (blien 1986; Sesselmeier et al. 2010). Wird das Augenmerk erstens auf die inhaltliche Passung zwischen dem erlernten und dem ausgeübten beruf gelegt, dann betrifft dies die horizontale Schließung auf dem Arbeitsmarkt (Kreckel 1992). es wird konstatiert, dass Berufe „durch allgemeine und extrafunktionale Qualifikationen sowie sozialkulturelle elemente gekennzeichnet sind“ (Struck 2006, S. 347) und deshalb die inner- und überbetriebliche Mobilität beruflich qualifizierter Beschäftigter grundgelegt ist (blossfeld und Mayer 1988; bosch 2010). dies wiederum unterstützt strukturelle Anpas-sungsprozesse der Wirtschaft. Allerdings ist der Wechsel des erlernten berufes auf Seiten der Betroffenen immer auch mit einem Teilverlust des berufsspezifischen Humankapitals verbunden (blien 1986). Wird zweitens das Augenmerk auf die Angemessenheit der Sta-tusplatzierung gelegt, dann spiegeln sich darin die effektive Allokation beruflicher Qua-lifikationen bei beruflichen Mobilitätprozessen und damit die vertikale Schließung des Arbeitsmarktes wider (Kreckel 1992). Insbesondere in diesem Fall können das allgemeine sowie das berufsspezifische Humankapital nur bedingt im Arbeitsprozess verwertet wer-den (Konietzka 1999). Horizontale berufliche Mobilität liegt demnach vor, wenn der aus-geübte dem erlernten Beruf nicht mehr entspricht und damit die beruflichen Tätigkeiten wechseln, während eine hohe horizontale Schließung dazu führen würde, dass ein beruf „lebenslang“ (Kocka und Offe 2000, S. 11) ausgeübt wird. Im Falle vertikaler beruflicher Mobilität kann der soziale Status, welcher mit dem erlernten beruf verbunden ist, nicht eingenommen werden. hingegen würde eine hohe vertikale Schließung adäquate soziale Positionierungen gewährleisten. Aufgrund der eingeschränkten Verwertbarkeit oder des Teilverlustes der im bildungsprozess erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten gehen sowohl horizontale als vor allem auch vertikale berufswechsel mit beschäftigungs- und Verdienstrisiken für die jeweiligen Arbeitskräfte einher (Fitzenberger und Spitz-Oener 2004; Mayer et al. 2010).
Auf basis der differenzierung zwischen der horizontalen und vertikalen dimension beruflicher Mobilität können die konstatierten Veränderungsprozesse hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Beruflichkeit betrachtet werden. Dazu schließen wir an bisherige For-schungsarbeiten zum Wechsel des erlernten berufes an (hall 2010; Fitzenberger und Kunze 2005; Mayer et al. 2010; Seibert 2007) und vertiefen diese in mehrfacher hinsicht. erstens werden berufswechsel anhand einer empirisch neu abgegrenzten berufsklassi-fikation operationalisiert, auf deren Basis berufliche Mobilitätsprozesse verlässlicher als bislang nachgezeichnet werden können. Zweitens nutzen wir den retrospektiv erhobenen Datensatz „Arbeiten und Lernen im Wandel“ (ALWA), um zeitnähere Analysen durchfüh-ren zu können. Drittens werden die Determinanten kontinuierlicher und diskontinuierli-cher berufsverläufe mittels Cox-Regressionen untersucht, wobei anders als in vorherigen Untersuchungen zugleich die Einflüsse lebenslaufspezifischer Determinanten, der indi-viduellen bisherigen Bildungs- und Erwerbsbiografie sowie identifizierbarer Kohorten- und Periodeneffekte betrachtet werden. Viertens werden in Competing-Risk Modellen die Determinanten horizontaler und vertikaler beruflicher Mobilität erstmals gemeinsam
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untersucht. diese Analyse zielt auf Veränderungen der inhaltlichen sowie hierarchischen Kongruenz zwischen dem erlernten und ausgeübten beruf und den damit verbundenen unterschiedlichen Chancenstrukturen ab.
2 Zur Entwicklung der beruflichen Mobilität
In den letzten Jahren werden in Bezug auf die berufliche Bildung risikofördernde Ent-wicklungen aufgezeigt. Vor dem hintergrund sinkender Ausbildungszahlen, einer Zunahme sogenannter Maßnahmenkarrieren beim einstieg in den beruf und wachsen-der Probleme hinsichtlich der qualitativen Anpassung von Ausbildungsinhalten an die geschäftsprozessorientierte betriebs- und Arbeitsorganisation in unternehmen wird viel-fach die erosion des deutschen Modells der berufsfachlichkeit konstatiert (Aktionsrat bildung 2011; baethge et al. 2007). In diesem Zusammenhang werden auch die zuletzt durchgeführten neuordnungen von Ausbildungsberufen als immer noch unzureichend angesehen (Aktionsrat bildung 2011).1 das hat vor allem deshalb schwerwiegende Fol-gen, da deutschland durch eine enge Verknüpfung zwischen dem bildungs- und beschäf-tigungssystem gekennzeichnet ist (Müller und Shavit 1998). dies betrifft insbesondere den Übergang an der ersten Schwelle des Arbeitsmarktes von der betrieblichen oder schu-lischen Ausbildung in das erwerbssystem (bosch 2010; Konietzka 2001). es betrifft aber zum Teil auch den Übergang aus dem höheren Bildungssystem in die Erwerbstätigkeit (hillmert und Jacob 2003). demnach werden Übergangschancen und damit verbundene Platzierungen auf dem Arbeitsmarkt bereits sehr früh im erwerbsverlauf grundgelegt (brater 2010). Eine minderwertige berufliche Erstplatzierung oder unfreiwillige Berufs-wechsel beim eintritt in den Arbeitsmarkt werden als problematisch eingeschätzt, da sie sich vielfach negativ auf die Qualität von Mobilitätsprozessen im weiteren erwerbsver-lauf auswirken (hogan 1981; Mayer und blossfeld 1990).
Allerdings können Berufswechsel insbesondere in der frühen Erwerbsphase, wie von Such- und Matchingtheorien postuliert – unter der Annahme, dass Individuen ihre berufswahl auf basis unvollständiger Informationen hinsichtlich der zukünftigen entloh-nung, der Lohnentwicklung sowie berufsspezifischer Charakteristika treffen – auch eine Reaktion auf neue Informationen und damit freiwilliger natur sein (Miller 1984; McCall 1990). Diese Informationen können zum Teil erst mit dem Berufseinstieg gesammelt wer-den, sodass bei zu großen diskrepanzen zwischen den erwartungen an den jeweiligen Beruf und den tatsächlichen beruflichen Bedingungen nachgelagerte Mobilitätsprozesse erfolgen. Diese Form der Mobilität kann als „natürliche“ Fluktuation angesehen werden, wobei zu erwarten ist, dass solche Mobilitätsprozesse über die Kohorten hinweg kons-tant häufig eintreten. Mit steigender Berufserfahrung und einer besseren Informiertheit sollten dann berufswechsel deutlich seltener getätigt werden (ebd.). Insbesondere bei gelungenen Berufseinstiegen können freiwillige Berufswechsel aufgrund von Karriere-überlegungen erfolgen (Mayer et al. 2010; Topel und Ward 1992), da der hohe Anteil des allgemeinen Humankapitals, der in einer beruflichen Ausbildung neben berufsspezifi-schen Qualifikationen vermittelt wird (Struck 2006), gewährleistet, dass das erworbene
1 Bosch (2010) hingegen schätzt die neuordnung der berufe deutlich positiver ein.
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Wissen auch in anderen berufen verwertbar ist (bosch 2010; Struck und dütsch 2012). Vor diesem Hintergrund werden folgende Hypothesen abgeleitet:
H1: Aktuelle Arbeitsmarkteintrittskohorten weisen im Vergleich zu früheren beim Über-gang vom Ausbildungs- in das erwerbssystem zahlreichere berufswechsel auf.
H2: Mobilitätsprozesse in der Anfangsphase des erwerbslebens erfolgen aufgrund der zunehmend besseren Informiertheit der beschäftigten. diese treten im Kohortenver-gleich konstant häufig auf.
H3: Die berufliche Erstplatzierung beim Einstieg in den Arbeitsmarkt determiniert im Sinne eines endogenen Kausalzusammenhangs nachhaltig den weiteren erwerbs-verlauf. Demzufolge sind aktuelle Arbeitsmarkteintrittskohorten höheren Risiken ausgesetzt, berufliche Qualifikationen zu verlieren.
darüber hinaus wird eine sinkende Stabilität von erwerbs- und berufsverläufen auf dem deutschen Arbeitsmarkt konstatiert. Im Zuge einer zunehmenden Transnationalisierung der Ökonomie (Picot et al. 2001), einer Verschiebung sozialstruktureller Rahmenbedin-gungen sowie rechtlich-institutioneller Neugestaltungen (Struck und Köhler 2004; Struck 2006) nutzen unternehmen in wachsendem Maße instabile und kurzfristige beschäfti-gungsverhältnisse, um Flexibilitätspotenziale ausschöpfen und im sich verschärfenden Wettbewerb konkurrenzfähig bleiben zu können. Mit Blick auf den Bedeutungsgewinn atypischer beschäftigungsformen, wie der geringfügigen sowie der befristeten beschäf-tigung, der freien Mitarbeit oder der Zeitarbeit wird vielfach festgestellt, dass hier kein betriebs- oder berufsspezifisches Humankapital aufgebaut wird oder erhalten werden kann (blossfeld et al. 2005; Struck und dütsch 2012). erwerbstätigen in diesen beschäf-tigungsformen ist der Zugang zu einer betrieblichen Weiterbildung zumeist verwehrt, vormals berufsfachlich ausgebildete Personen werden in Anlerntätigkeiten eingesetzt und der in diesen Gruppen überproportional häufige Verlust des Arbeitsplatzes mündet überdurchschnittlich oft in vergleichbar unsichere beschäftigung oder Arbeitslosigkeit (brehmer und Seifert 2008; gensicke et al. 2010). die verschiedenen erwerbsepisoden vermitteln zudem spezifische Signale für die Produktivität sowie die Leistungsfähigkeit eines beschäftigten (Spence 1973; Velling und bender 1994). So bietet ein kontinuierli-cher erwerbsverlauf in insbesondere regulären Vollzeit- und Teilzeittätigkeiten ein positi-ves Signal für eine verlässliche und hohe Produktivität (Gathmann und Schönberg 2010; Struck 2006). da befristungen von Arbeitgebern oftmals als verlängerte Probezeit genutzt werden, werden nichtübernahmen dieser Arbeitskräfte und sogenannte befristungsket-ten hingegen als negatives Signal auf dem Arbeitsmarkt gedeutet (giesecke und groß 2007). Vergleichbares gilt für Zeitarbeiter, denen ein zügiger Übergang in eine stabile und unbefristete Beschäftigung nicht gelingt. Daher gilt Zeitarbeit häufig als prekäre Beschäf-tigungsform, von der eine destabilisierende Wirkung auf den weiteren erwerbsverlauf ausgeht (Crimmann et al. 2009; dütsch 2011). Schließlich wird hinsichtlich des Einflusses von Arbeitslosigkeit argumentiert, dass diese zu einem Verlust des akkumulierten human-kapitals führt und negative Produktivitätssignale vermittelt (Sesselmeier et al. 2010). des-halb seien Mobilitätsprozesse – insbesondere solche der vertikalen Abwärtsmobilität – die Folge. Aus diesem grund stellt sich die Frage, ob und inwieweit die genannten entwick-lungen auf dem Arbeitsmarkt auch die berufliche Mobilität beeinflussen.
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H4: da ein diskontinuierlicher erwerbsverlauf auf dem Arbeitsmarkt als negatives Signal gewertet wird, steigt mit der Häufigkeit von Betriebswechsel die Wahr-scheinlichkeit, einen fachlich inadäquaten und/oder statusinadäquaten beruflichen Mobilitätsprozess zu vollziehen.
H5: Mit zunehmender Verweildauer in atypischen beschäftigungen gehen aufgrund der damit verbundenen Probleme hinsichtlich der entwicklung des humankapitals ein negatives Signal sowie Risiken für den Erhalt beruflicher Qualifikationen einher.
H6: Arbeitslosigkeitsphasen im erwerbsverlauf haben wegen des Verlustes von human-kapital mit höherer Wahrscheinlichkeit horizontale Berufswechsel oder auch verti-kale Abwärtsmobilität zur Folge und wirken sich damit negativ auf die berufliche Karriere aus.
Arbeitgeberseitige bestrebungen einer Flexibilisierung der beschäftigung sowie kon-junkturelle Schwünge rufen unfreiwillige Mobilität in Form von Personalfreisetzungen hervor. Insbesondere bei dieser Art der unfreiwilligen Mobilität ist zu erwarten, dass sie erwerbsunterbrechungen nach sich zieht. gemäß Mayer et al. (2010, S. 372) „müssen indirekte berufliche Wechsel nicht immer unerwünscht sein“, da sie auch zur Weiterbil-dung oder Umschulung genutzt werden und die Selbstentfaltung fördern können (Jacob 2004). Zudem stellt gangl (2001) fest, dass erwerbsunterbrechungen nicht notwendi-gerweise berufswechsel zur Folge haben, da Arbeitslose wegen der sozialstaatlichen Absicherung in deutschland nicht die nächstbeste Tätigkeit aufnehmen müssen, sondern in längeren Suchprozessen eine angemessene Arbeitsstelle ausfindig machen können. deshalb sind im Zuge der empirischen Mobilitätsforschung die gründe eines berufs-wechsels zu berücksichtigen. dies ist in der bisherigen Forschung mit Ausnahme der Studien von hacket (2009), hall (2010) sowie Mayer et al. (2010) weitestgehend ver-nachlässigt worden. gemäß hall (2010, S. 168) hängen jedoch die Folgen der Mobilitäts-prozesse „entscheidend davon ab, ob der Beruf freiwillig oder unfreiwillig gewechselt wurde.“ Freiwillige berufliche Mobilitätsprozesse sind demnach durch direkte Betriebs-wechsel oder allenfalls kurze und intendierte erwerbsunterbrechungen gekennzeichnet (giesecke und heisig 2010; Velling und bender 1994), die nach einem berufswechsel auf adäquate Statuspositionen führen. unfreiwillige Mobilität liegt hingegen dann vor, wenn ein vorheriges Arbeitsverhältnis gekündigt oder eine beschäftigung nach einer vor-herigen Arbeitslosigkeitsepisode aufgenommen wurde. eine offene Forschungsfrage ist, welche Folgen mit einer vorherigen befristungs- oder Zeitarbeitsphase verbunden sind. es ist jedoch anzunehmen, dass Übergänge insbesondere für diejenigen beschäftigten als unfreiwillig anzusehen sind, die nicht in ein reguläres Arbeitsverhältnis aufrücken konnten (Crimmann et al. 2009; dütsch 2011; giesecke und groß 2007). Folgende hypo-thesen werden aus diesen Ausführungen abgeleitet:
H7: Ein unfreiwilliger Betriebswechsel sowie eine vorherige Arbeitslosigkeit erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines fachlich inadäquaten oder statusinadäquaten berufli-chen Mobilitätsprozesses.
H8: Das Risiko, beruflich inadäquat tätig zu sein, ist größer, wenn in der vorherigen erwerbsphase eine atypische beschäftigung ausgeübt wurde.
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Darüber hinaus haben individuelle Qualifikationen und Fähigkeiten eine große Bedeu-tung für Mobilitätsprozesse auf dem Arbeitsmarkt. Seit Jahrzehnten ist, unterstützt durch den Ausbau des Bildungssystems, ein Trend der Höherqualifizierung zu beobachten, der im Sinne eines „Skill-Biased Technological Change“ (Acemoglu 2002) auch eine umstrukturierung von Arbeitsplätzen und Tätigkeitsanforderungen (bresnahan et al. 2002) zur Folge hatte. Von dieser Entwicklung profitieren vor allem Akademiker, aber auch Arbeitskräfte mit mittleren Qualifikationen (Seyda 2004; Struck 2006). demnach weisen Hochqualifizierte zum einen niedrige Arbeitslosigkeitsraten, zum anderen aber auch hohe freiwillige Mobilitätsraten auf. Beschäftigte mit mittleren Qualifikationen las-sen sich hingegen durch leicht unterdurchschnittliche Austrittsraten und eine geringere Fluktuationsrate charakterisieren (erlinghagen 2006). Im Kontext des strukturellen und demografischen Wandels findet zudem eine tiefgehende Diskussion über Bildungspro-zesse und Kompetenzerwerb im erwerbsverlauf statt (becker und hecken 2009; büchel und Pannenberg 2004). Demnach gilt die berufliche Weiterqualifizierung als bedeut-same Einflussgröße für Status- und Wettbewerbspositionen von Individuen. So müsse das humankapital permanent an die neuen Anforderungen der modernen Technologien und Arbeitsprozesse angepasst werden, da die berufs- und arbeitsstrukturellen sowie technologischen Veränderungen abnehmende „Halbwertszeiten“ des Wissens bewirkten (büchel und Pannenberg 2004). Kontinuierliche Weiterqualifizierung stellt demzufolge eine zentrale bedingung dafür dar, die individuelle beschäftigungsfähigkeit und Status-position erhalten beziehungsweise verbessern zu können. Vor diesem Hintergrund bele-gen neuere empirische Studien, dass in den letzten Jahren der Anteil derjenigen Personen, die zusätzlich oder mehrfach Ausbildungen absolviert haben, gestiegen ist (brückner und Mayer 2005; Jacob 2004). diese entwicklung ist insbesondere im Kontext der beruf-lichen Mobilität von großer Bedeutung, da Mehrfachausbildungen und Höherqualifi-zierungen die individuellen Handlungs- und Mobilitätsoptionen erhöhen (Becker 1975; Mincer 1962). Daraus wird gefolgert:
H9: Beschäftigte mit mittleren Qualifikationen weisen im Vergleich zu Hochqualifizier-ten niedrigere Fluktuationsraten und damit eine geringere berufliche Mobilität auf.
H10: Kumulierte formale Bildungs- und Ausbildungsabschlüsse sowie Zusatzqualifika-tionen und Weiterbildungsaktivitäten wirken positiv und damit stabilisierend auf die berufskarriere.
Im Zuge des wirtschaftsstrukturellen Wandels hin zu Produktions- und höherwertigen dienstleistungstätigkeiten werden kurzfristigere Produkt- und dienstleistungszyklen, die zunehmende Automatisierung der standardisierten Massenproduktion, eine durch Ana-lysten und weltweite Konkurrenz hervorgerufene, gestiegene bedeutung des benchmar-kings sowie ein hoher Innovationsdruck ausgemacht (Picot et al. 2001; Struck 2006). Vor diesem hintergrund und aufgrund der damit einhergehenden eingeschränkten elas-tizitätsspielräume werden zunehmende Schwankungen in der Arbeitskräftenachfrage konstatiert und auf das Risiko wachsender diskontinuitäten in erwerbsverläufen hinge-wiesen (Struck 2006). die reale entwicklung der Stabilität von beschäftigungsverhält-nissen und daraus resultierende Folgewirkungen werden jedoch kontrovers diskutiert. Vertreter der sogenannten destandardisierungsthese stellen Anzeichen für eine Krise
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des erwerbsverlaufs heraus (blossfeld et al. 2006; giesecke und heisig 2010; Struck et al. 2007). hingegen verweisen Kritiker dieser These auf eine unzureichende empiri-sche befundlage (brückner und Mayer 2005; Mayer et al. 2010) und auf Forschungs-arbeiten, die keine gestiegene beschäftigungsmobilität feststellen konnten (erlinghagen 2005; Mayer et al. 2010; Rhein und Trübswetter 2012). Mit blick auf diese diskussion merken giesecke und heisig (2010, S. 404) an, dass das „Wissen über die tatsächliche entwicklung der erwerbsverläufe auf dem deutschen Arbeitsmarkt in vielen Punkten nach wie vor begrenzt (ist).“ dabei gilt es zu berücksichtigen, dass die bedingungen auf dem Arbeitsmarkt in zweifacher Hinsicht auf Erwerbsverläufe wirken können (Blossfeld 1987). Erstens finden Einstiege in das Erwerbsleben unter verschiedenen marktstruktu-rellen Kontexten statt. dieser Aspekt wird als Kohorteneffekt bezeichnet. hier hängt die Güte der beruflichen Erstplatzierung entscheidend von der jeweiligen Arbeitsmarktlage sowie von der wirtschaftlichen Situation ab. Diese wiederum beeinflusst im Sinne eines „endogenen Kausalzusammenhangs“ nachhaltig den weiteren individuellen Karriere-verlauf (hogan 1981; Mayer und blossfeld 1990). damit sind die zu unterschiedlichen Zeitpunkten im erwerbsleben gegebenen Chancen oder auch Risiken das Resultat kumu-lativer Prozesse (ebd; bender et al. 2000; Struck 2006). Zweitens und davon zu unter-scheiden sind die arbeitsmarktstrukturellen Periodeneffekte, die zu jedem Zeitpunkt auf die Karrierechancen aller beschäftigten einwirken. demnach gehen mit einer konjunk-turellen Aufschwungphase generell bessere Karrierechancen einher, die sich hingegen in einer Phase des Abschwungs verschlechtern (Mayer et al. 2010; Seibert 2007). daraus ergeben sich folgende Ableitungen:
H11: Je besser die Arbeitsmarktlage beim eintritt in den Arbeitsmarkt ist, umso wahr-scheinlicher können Beschäftigte ihre beruflichen Qualifikationen erhalten.
H12: beschäftigte werden ihren beruf umso seltener wechseln, je besser die wirtschaft-liche Situation beim eintritt in den Arbeitsmarkt ist.
H13: Mobilitätsprozesse bei hoher Arbeitslosigkeit münden vergleichsweise häufiger in beruflich inadäquate Anschlussbeschäftigungen.
H14: In guten wirtschaftlichen Situationen kommen inadäquate berufswechsel ver-gleichsweise seltener vor.
H15: Der wirtschaftsstrukturelle Wandel hin zu Produktions- und höherwertigen Dienst-leistungstätigkeiten führt zu einer destabilisierung von erwerbsverläufen und damit zu inadäquaten beruflichen Mobilitätsprozessen.
Bisherige Forschungsarbeiten können kein eindeutiges Bild von der Entwicklung der beruflichen Mobilität zeichnen. Hinsichtlich horizontaler Berufswechsel finden Studien einerseits keine nennenswerten Veränderungen der Mobilität nach dem eintritt in den Arbeitsmarkt (Konietzka 1999; hillmert 2002) oder weisen sogar einen Anstieg der Ver-weildauern im erstberuf nach (Mayer 2000; Fitzenberger und Kunze 2005). darüber hinaus konstatieren grunow und Mayer (2007) sowie Mayer et al. (2010) zwar sowohl für Männer als auch für Frauen seit den 1980er Jahren eine Zunahme der Berufswechsel nach Erwerbs-unterbrechungen, jedoch verdeutlichen ihre zusätzlichen Auswertungen einer Querschnitts-befragung zum subjektiven Mobilitätsempfinden einen Anstieg der gewünschten Mobilität. Somit äußern Mayer et al. (2010) zusammenfassend Zweifel an einer destabilisierung von
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erwerbsverläufen. Seibert (2007) betrachtet die entwicklung von berufswechsel bei dual ausgebildeten beschäftigten und verweist auf eine Zunahme männlicher berufswechsler, aber auch auf eine sinkende berufliche Mobilität von Frauen seit den 1970er Jahren. Die wissenschaftliche Forschung zur vertikalen Mobilität fokussiert auf die Statusplatzierung im beruf. diesbezüglich stellt Konietzka (1999) fest, dass, gemessen an der beruflichen Stellung, 38 % der Beschäftigten nach einem Berufswechsel unterwertig beschäftigt sind. demzufolge zahlen sich Ausbildungsinvestitionen am ehesten aus, wenn der erlernte beruf auch tatsächlich ausgeübt wird, sodass Konietzka (1999, S. 391) folgendes Fazit zieht: „Demnach kommt extrafunktionalen bzw. allgemeinen Qualifikationselementen beim Berufszugang nicht die ihnen häufig beigemessene Bedeutung zu.“ Vergleichbare Ergeb-nisse ermitteln auch Solga und Konietzka (1999). Seibert (2007) zeigt eine Zunahme der unterwertigen Beschäftigung beim Berufseinstieg seit den 1970er Jahren auf.
In den folgenden Analysen zur zeitlichen Stabilität und den determinanten horizonta-ler und vertikaler beruflicher Mobilität sollen die inhaltlichen Forschungslücken aufge-griffen und die aufgestellten hypothesen überprüft werden. hierfür steht mit den daten „Arbeiten und Lernen im Wandel“ (ALWA) eine neue und entsprechend aktuelle Daten-basis zur Verfügung.
3 Analysen zur beruflichen Mobilität
3.1 Datengrundlage, Operationalisierung und Schätzmethode
Die empirischen Analysen erfolgen anhand des Datensatzes „Arbeiten und Lernen im Wandel“ (AlWA), der vom Institut für Arbeitsmarkt- und berufsforschung (IAb) erho-ben worden ist (Antoni et al. 2010). der datensatz bietet detaillierte monatliche Anga-ben zum Schul- und Ausbildungsverhalten, über Bildungs- und Erwerbsbiografien sowie zu Prozessen der Familienbildung. um das Wechselspiel dieser verschiedenen Aspekte des Lebensverlaufes angemessen erfassen zu können, wurden retrospektiv längsschnitt-liche daten erhoben (Antoni et al. 2010). die grundgesamtheit bildeten alle in deutsch-land lebenden Personen, die zwischen 1956 und 1988 geboren wurden. Die telefonische Erhebung fand von August 2007 bis April 2008 statt, wobei insgesamt 10 404 Interviews realisiert werden konnten. um die Repräsentativität der AlWA-daten sicherzustellen, wurde ein Abgleich mit den Randverteilungen des Mikrozensus 2007 vorgenommen und darauf basierend ein gewichtungsfaktor berechnet (Antoni et al. 2010), der im Folgenden verwendet wird. der datensatz wird auf in Westdeutschland geborene und dort erwerbs-tätige Personen begrenzt. Ausgeschlossen werden Personen, die keine berufliche oder hochschulische Ausbildung erworben haben. Somit stehen uns 13 861 Episoden von 4087 erwerbstätigen für die empirischen Analysen zur Verfügung.
die bislang übliche Operationalisierung eines berufswechsels mittels berufskennzif-fernvergleichen wird vielfach als „problematisch“ (Hall 2010, S. 157) angesehen. Matt-hes et al. (2008, S. 8) kritisieren an der Diskussion um berufliche Mobilität, dass „eine unhinterfragte Verwendung der nach der Klassifizierung der Berufe codierten Berufsan-gaben in der quantitativen Arbeitsmarktforschung zu ergebnissen führen kann, die eher auf die Struktur der Berufsklassifikation zurückzuführen ist, denn auf tatsächlich vorhan-
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dene Arbeitsmarktstrukturen.“2 Ihre einschätzung belegen Matthes et al. (2008), indem sie anhand der „Zentralen Berufedatei“ der Bundesagentur für Arbeit den Homogeni-tätsgrad der verschiedenen sogenannten „Dreisteller“ in der Klassifizierung der Berufe 1988 untersuchen. Die Dreisteller geben in der systematischen Gruppierung von Berufs-angaben die Ebene der Berufsordnungen wieder, in der 334 „gleichartige berufliche Tätigkeiten möglichst unabhängig von ihrer Qualifikation und der Stellung im Betrieb“ abgegrenzt sein sollten (ebd., S. 9). Matthes et al. stellen fest, dass die Heterogenität der hier zusammengefassten berufe teilweise beträchtlich ist. dies lässt sich hauptsächlich auf die Entstehungsgeschichte der Klassifizierung der Berufe zurückführen (ebd.). Wäh-rend vorwiegend Industrieberufe eigene Dreisteller haben, z. B. Dreher (221), Fräser (222), Hobler (223), sind viele Dienstleistungs- und Verwaltungstätigkeiten einem ein-zigen Dreisteller, z. B. Bürofachkräfte (781), zugeordnet. Analysen auf dieser Basis sind somit systematisch verzerrt, da die Mobilität zwischen dienstleistungs- und Verwaltungs-berufen unterschätzt, zwischen Industrieberufen hingegen überschätzt wird. daraus ergibt sich auch ein geschlechtsspezifisches Messproblem, da Männer überwiegend in Industrie-berufen, Frauen aber häufiger in Dienstleistungs- und Verwaltungsberufen vorzufinden sind (Seibert 2007). Aufgrund dieser systematischen Verzerrungen ist die Interpretierbar-keit beruflicher Mobilitätsanalysen auf Basis der Dreisteller nur eingeschränkt möglich.
Im Folgenden werden Berufswechsel auf Basis einer Neuabgrenzung beruflicher Ein-heiten nach Matthes et al. (2008) betrachtet. Diese erfolgte anhand der Klassifikation der Berufe 1988. Dazu wurden die Berufsgruppen auf der Ebene der Dreisteller nach Homo-genität und Trennschärfe neu zusammengefasst. Auf diese Weise entstanden 21 Berufs-segmente, die im Gegensatz zur Systematik der Klassifikation der Berufe 1988 eine vergleichbare interne differenzierung aufweisen. dies wurde durch eine exakte Anglei-chung der Homogenitätsgrade der definierten Berufssegmente und durch eine möglichst trennscharfe Abgrenzung der berufssegmente voneinander erreicht (Matthes et al. 2008). nach einer Überprüfung der homogenität und Trennschärfe der berufssegmente zogen Matthes et al. (2008, S. 28) das Fazit, dass „die identifizierten Berufssegmente in der lage (sind), die berufsfachlichkeit des Arbeitsmarktes besser abzubilden. Insbesondere der nachweis, dass die berufssegmente ein vergleichbares homogenitätsniveau aufwei-sen und trennschärfer als die Zweisteller sind, spricht für ihre größere Verlässlichkeit hinsichtlich der Analyse horizontaler beruflicher Mobilität.“ Aus diesem Grund wird die weitere Operationalisierung von Berufswechsel mittels der neuen Klassifikation der berufssegmente nach Matthes et al. (2008) vorgenommen. Vereinfachend wird aber in den Ausführungen weiterhin die Terminologie „Berufe“ statt „Berufssegmente“ und ent-sprechend „Berufswechsel“ statt „Berufssegmentwechsel“ verwendet.
In den nachfolgenden empirischen untersuchungen wird die Wahrscheinlichkeit berech-net, den erlernten beruf zu wechseln. die Prozesszeit beginnt mit der Aufnahme der ersten beschäftigung nach einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung. Wie Abb. 1 verdeut-
2 Dostal (2005) zeigt auf, dass in der empirischen berufsforschung bereits früh die Problematik der Operationalisierung von Berufswechsel auf Basis der Berufsklassifikation erkannt wurde. Mangels anderer Messkonzepte – eine Ausnahme bilden die Versuche in den BIBB/IAB-Er-hebungen, das Identifikationsproblem durch subjektive Einschätzungen zu lösen – war dieses Vorgehen bislang jedoch alternativlos.
515Erosion oder Stabilität der Beruflichkeit?
licht, wird die aktuelle berufliche Tätigkeit immer mit allen vorherigen zertifizierten Aus- und Weiterbildungsabschlüssen hinsichtlich der inhaltlichen Übereinstimmung verglichen.
Ein möglicher Berufswechsel kann jeweils beim Beginn einer neuen Beschäftigungs-episode im erwerbsverlauf beobachtet werden. damit stützen wir uns auf eine Mobili-tätsmessung, die bereits in früheren empirischen Studien Anwendung fand (Fitzenberger und Kunze 2005; Fitzenberger und Spitz-Oener 2004).
Zunächst werden für Männer und Frauen sowie getrennt nach Arbeitsmarkteinstiegs-kohorten Kaplan-Meier-Survivalkurven berechnet. diese bilden lediglich die Zeit bis zum ersten berufswechsel ab. In einem zweiten Schritt betrachten wir die horizontale berufliche Mobilität der Beschäftigten, indem wir Proportional-Hazard-Modelle nach Cox schätzen.3 Hierbei werden alle Berufswechsel untersucht. Berufe können aber auch in der vertikalen Dimension hinsichtlich des Anforderungsniveaus klassifiziert werden (Konietzka 1999; Wiemer et al. 2011). die Messung dieser dimension ist allerdings problembehaftet, da die Adäquanz der beruflichen Stellung z. B. infolge von Aufstiegs-fortbildungen variieren kann, sich Veränderungen aber nur selten in einem berufs-kennziffernwechsel niederschlagen. Deshalb kann „ein Berufswechsel (…) auch ohne Kennziffernwechsel vorliegen“ (hall 2010, S. 160). Wir operationalisieren die vertikale berufliche Dimension über die differenzierte berufliche Stellung, indem wir die 16 exis-tierenden Kategorien in vier hierarchische Positionen einteilen. dies erfolgt in enger inhaltlicher Anlehnung an die Klassifikation der Berufe 2010, in der innerhalb einer berufsfachlich gegliederten berufsgruppe unterschiedliche Anforderungsniveaus ausge-wiesen werden (Wiemer et al. 2011).4 Somit können wir im dritten Schritt die horizontale in Verbindung mit der vertikalen beruflichen Mobilität mittels Competing-Risk-Modellen analysieren.5 die abhängige Variable gibt sowohl über die horizontale Mobilität auf basis der neugeordneten Berufsklassifikation nach Matthes et al. (2008) als auch über einen
3 Die Vorteile des semiparametrischen Cox-Modells gegenüber anderen parametrischen Ver-fahren liegt darin, dass die Einflüsse der zu analysierenden Kovariaten auf die Übergangsrate als Funktion modelliert werden, jedoch keine weiteren Annahmen über den zeitabhängigen Verlauf der Übergangsraten benötigt werden. Das Proportional-Hazard-Modell hat die Form λ( t;x) = λ0( t) exp [Z(t)′β]. die Übergangsrate λ( t;x) hängt von einer unspezifizierten Baseline-hazardfunktion λ0( t) und einem Vektor von Kovariaten Z( t) ab (Kalbfleisch und Prentice 2002, S. 93 ff.). Somit stellt das semiparametrische Cox-Modell ein robustes und zugleich flexibles Analyseverfahren dar. um der Clusterung der episoden bei Personen Rechnung zu tragen, wer-den cluster-robuste Standardfehler berechnet.
4 Eine Übersicht über die Zuordnung findet sich im Anhang in Tab. 5.5 Die Competing-Risk-Modelle werden als semiparametrische Cox Partial-Likelihood-Modelle
geschätzt (Cox 1972; Kalbfleisch und Prentice 2002, S. 99 ff.). In diesem Fall wird eine spezi-fische Hazard-Funktion für jeden Zielzustand berechnet. Das Übergangsratenmodell hat die Form λk
ij ( t) = λ0k ( t) exp [zij(t)′θk], wobei für jeden Zielzustand eigene Vektorparameter geschätzt
werden (Kalbfleisch und Prentice 2002, S. 251 ff.). Zudem werden cluster-robuste Standardfeh-ler berechnet, um der Clusterung der episoden bei Personen gerecht zu werden.
Abb. 1: Vergleichsmög-lichkeiten des ausgeübten berufes mit den bisherigen Ausbildungsabschlüssen
516 M. Dütsch et al.
Wechsel der hierarchischen Position innerhalb eines berufssegmentes Auskunft. die vier möglichen Zielzustände sowie die entsprechenden Untersuchungsdimensionen sind in Tab. 1 wiedergegeben.
Fachlich adäquate sowie statusadäquate Mobilität liegt dann vor, wenn bei einem berufswechsel weder horizontale noch vertikale Mobilitätsprozesse vollzogen werden und damit alle erworbenen allgemeinen, betriebs- sowie berufsspezifischen Qualifikatio-nen erhalten werden können (Blien 1986; Sesselmeier et al. 2010). Fachlich inadäquate Mobilität findet bei einem horizontalen Berufswechsel statt. Sie ist mit einem Teilverlust des berufsspezifischen Humankapitals verbunden (Blien 1986). Statusinadäquate Mobili-tät geht mit einem vertikalen berufswechsel einher und führt dazu, dass das allgemeine sowie das berufsspezifische Humankapital nur bedingt in den Arbeitsprozess eingebracht werden kann (Konietzka 1999). Schließlich ist die fachlich inadäquate sowie statusinad-äquate Mobilität durch einen vertikalen und gleichzeitig horizontalen Wechsel des erlern-ten berufes gekennzeichnet.
die den Cox-Regressionen zugrunde liegende Proportionalitätsannahme wurde sowohl grafisch als auch durch die Einführung periodenspezifischer Hazard-Ratios überprüft (Kalbfleisch und Prentice 2002). es zeigten sich wie auch in anderen Studien geschlechtstypische unterschiede im Mobilitätsverhalten (Fitzenberger und Spitz-Oener 2004; Mayer et al. 2010). Wir tragen dieser unbeobachteten heterogenität Rechnung, indem wir das Analysesample stratifizieren (Kalbfleisch und Prentice 2002). dabei wird eine gesonderte Konstante für Männer und Frauen geschätzt. Zudem werden die Modelle mit den spezifischen Kohorteneffekten zusätzlich für drei Arbeitsmarkteintrittskohorten stratifiziert, um so für die unbeobachtete Heterogenität der Kohorten zu kontrollieren.
3.2 Ergebnisse des Kohortenvergleichs zur beruflichen Mobilität beim Einstieg in den Arbeitsmarkt
Der Übergang von der Ausbildung in die Erwerbsphase ist häufig schon durch berufliche Mobilität gekennzeichnet (Seibert 2007). In Abb. 2 sind die kohortenspezifischen Survi-valkurven, in denen die Zeit bis zum ersten berufswechsel wiedergegeben ist, jeweils für Männer und Frauen abgebildet. Auf der x-Achse sind die Monate bis zum fünften Jahr nach dem Arbeitsmarkteintritt angegeben, während auf der y-Achse die Anteile der zum jeweiligen Zeitpunkt noch im erlernten beruf tätigen beschäftigten abgetragen sind. die berufliche Mobilität einer Kohorte ist umso geringer, je flacher die entsprechende Kurve verläuft.
Tab. 1: Zielzustände und Untersuchungsdimensionen in den empirischen Analysen. (Quelle: eigene darstellung)
Keine horizontale berufliche Mobilität
Horizontale berufliche Mobilität
Keine vertikale berufliche Abwärtsmobilität
Fachlich adäquate sowie status-adäquate Mobilität
Fachlich inadäquate Mobilität
Vertikale berufliche Abwärtsmobilität
Statusinadäquate Mobilität Fachlich inadäquate sowie statusinadäquate Mobilität
517Erosion oder Stabilität der Beruflichkeit?
unseren Auswertungen zufolge lag die berufswechselrate direkt nach der Ausbildung für Männer in der ältesten Arbeitsmarkteinstiegskohorte (1973–1977) bei 14 % und stieg bis zur jüngsten Kohorte (1998–2002) auf 20 %. Bei Frauen nahm die berufliche Mobilität am Übergang von der Ausbildungs- in die erwerbsphase im Kohortenvergleich deutlich stärker von 9 % auf 22 % zu. Die Mobilität der letzten beiden weiblichen Eintrittskohorten
Abb. 2: Kaplan-Meier Sur-vivorkurven und Überlebens-raten für den ersten Wechsel des erlernten Berufes. (Quelle: AlWA, eigene berechnungen)
518 M. Dütsch et al.
übersteigt demnach die der männlichen berufseinsteiger. Somit zeigen sich direkt beim einstieg in das erwerbssystem destabilisierungstendenzen. es wird zudem deutlich, dass sich innerhalb von fünf Jahren nach dem erwerbseinstieg sowohl für die männlichen als auch für die weiblichen beschäftigtenkohorten keine allgemeinen Trendaussagen treffen lassen. nach dem Anstieg der Mobilitätsrate direkt an der Schwelle von der Ausbildung in die erwerbsphase bewegen sich die Survivalkurven im weiteren Verlauf annähernd parallel zueinander. Insgesamt sind Männer dann durchweg mobiler als Frauen. So wech-selten innerhalb von fünf Jahren nach dem Berufseinstieg gut 53 % der Männer und 38 % der Frauen in der jüngsten Kohorte (1998–2002) ihren Beruf.
Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass konform zu H1 sowohl für Män-ner als auch für Frauen im Kohortenvergleich berufliche Destabilisierungstendenzen am Übergang vom Ausbildungs- in das beschäftigungssystem bestehen. Mobilitätsprozesse in den ersten fünf erwerbsjahren erfolgen dann allerdings entsprechend H2 über die ver-schiedenen Kohorten hinweg konstant häufig. Diese Mobilität in der frühen Erwerbs-phase kann demnach als „natürliche“ Fluktuation betrachtet werden (Topel und Ward 1992). gleichwohl spiegelt insgesamt der noch von Kocka und Offe (2000, S. 11) postu-lierte „lebenslange Beruf“ angesichts der hohen Zahl von Berufswechslern innerhalb von fünf Jahren nach dem berufseinstieg in der jüngsten Kohorte nur noch eingeschränkt die normalität wider.
3.3 Ergebnisse des Kohortenvergleichs zur beruflichen Mobilität im Erwerbsverlauf
Anhand von Cox-Regressionen werden im Folgenden alle berufswechsel im erwerbsver-lauf berücksichtigt, um die bedeutung der gestiegenen Übergangsrisiken für den weiteren Erwerbsverlauf aufzeigen zu können. Tabelle 2 gibt in Spalte 1 die Wahrscheinlichkeit einer horizontalen beruflichen Mobilität für die drei Arbeitsmarkteintrittskohorten 1973–1982, 1983–1992 und 1993–2002 wieder, wobei erwerbs- und lebenslaufbiografische Parameter kontrolliert wurden.6 das Modell bestätigt die auf basis der Survivalanalyse getroffene Aussage, wonach der Zeitpunkt des einstiegs in den Arbeitsmarkt die berufs-wechselwahrscheinlichkeit beeinflusst. Diese ist für die Kohorte 1983–1992 um ca. 29 % und für die jüngste Arbeitsmarkteintrittskohorte (1993–2002) um ca. 56 % im Gegensatz zur Kohorte 1973–1982 gestiegen.7 Somit zeigt sich, dass die strukturellen bedingungen beim Übergang in den Arbeitsmarkt einen starken Einfluss auf die berufliche Erstplatzie-rung haben und die effekte der historischen eintrittsbedingungen im weiteren berufs-leben nur in geringem Maße kompensiert werden können. Eine zusätzliche, hier nicht dargestellte Differenzierung nach dem höchsten Bildungsabschluss8 verdeutlicht, dass die
6 Tabelle 2 bildet nur die Teilergebnisse für die Kohorten ab. die gesamtmodelle sowie deskrip-tive Statistiken zu den verwendeten Variablen werden auf Anfrage von den Autoren zur Ver-fügung gestellt.
7 Die Koeffizienten geben Hazard Ratios wieder. Eine Hazard Ratio von 1 bedeutet, dass es kei-nen unterschied zwischen zwei gruppen gibt. Werte unter eins verweisen auf eine geringere und Werte über eins auf eine erhöhte Mobilitätswahrscheinlichkeit.
8 In der ersten Kategorie der „mittleren Bildungsabschlüsse“ befinden sich Beschäftigte mit einem (berufs-)Fachschulabschluss, gesellen und Absolventen einer laufbahnprüfung zum einfachen
519Erosion oder Stabilität der Beruflichkeit?
berufliche Mobilität im Kohortenvergleich vor allem bei hoch und höher qualifizierten beschäftigten deutlich zunahm, während sie bei dual ausgebildeten Arbeitskräften ver-gleichsweise konstant blieb.
Zudem werden in Competing-Risk Modellen die vier in Tab. 1 dargestellten Zielkate-gorien im Kohortenvergleich berechnet, um untersuchen zu können, ob und inwieweit unterschiedliche Strukturen beim eintritt in den Arbeitsmarkt die Chancen und Risiken im weiteren Erwerbsverlauf beeinflussen und damit auf die jeweiligen Mobilitätsrich-tungen wirken (hogan 1981; Mayer und blossfeld 1990). die Competing-Risk Modelle in Tab. 2 (Spalten 2 bis 5) machen deutlich, dass im Vergleich der jüngsten (1993–2002) zur ältesten Eintrittskohorte (1973–1982) die Mobilität abhängig vom Zielzustand unter-schiedlich stark zunahm. der Anteil von episoden, für die keine horizontalen berufs-wechsel sowie keine Abstiege in der Statusposition, sondern adäquate Mobilitätsprozesse beobachtbar waren, stieg um knapp 52 %. Daneben erhöhte sich das Risiko einer inad-äquaten Statusposition im erlernten Beruf um ca. 117 %. Die horizontale, jedoch vertikal adäquate berufliche Mobilität stieg im Kohortenvergleich um ca. 77 %, die gemeinsame horizontale und vertikale (Abwärts-)Mobilität um knapp 41 % an. Damit lassen auch die Competing-Risk betrachtungen auf veränderte Mobilitätsmuster jüngerer Arbeitsmarkt-eintrittskohorten schließen (diewald und Sill 2004; Struck 2006). Tiefergehende Aus-wertungen zum höchsten Bildungsabschluss machen neben den im Kohortenvergleich leicht verbesserten beruflichen Aufstiegschancen insbesondere Risiken durch horizontale und vertikale berufliche Mobilitätsprozesse bei hoch und höher gebildeten Beschäftig-ten deutlich. bei dual ausgebildeten Arbeitskräften nehmen die Aufstiegschancen sowie
und mittleren dienst. Meister, Techniker sowie beschäftigte mit bestandener laufbahnprüfung zum gehobenen Dienst bilden die „gehobene“ Qualifikationsgruppe. Die dritte Kategorie „hohe bildungsabschlüsse“ subsummiert beschäftigte mit einem universitären Abschluss und Absol-venten einer Laufbahnprüfung zum höheren Dienst.
Tab. 2: Entwicklung der horizontalen und vertikalen Mobilität im Kohortenvergleich. (Quelle: AlWA, eigene berechnungen)Merkmal horizontale
Mobilität und vertikale Ab-wärtsmobilität (1)
Weder horizon-tale Mobilität, noch vertikale Abwärtsmobil. (2)
Keine horizon-tale Mobilität, aber vertikale Abwärtsmobil.(3)
horizontale Mobilität und keine vertikale Abwärtsmobilität (4)
horizontale Mobilität und vertikale Ab-wärtsmobilität (5)
Kohorte: Ref.: Kohorte 1973–1982Kohorte 1983–1992
1,286*** 1,287*** 1,471*** 1,431*** 1,160*(0,075) (0,042) (0,132) (0,137) (0,096)
Kohorte 1993–2002
1,564*** 1,516*** 2,168*** 1,769*** 1,407***(0,125) (0,074) (0,284) (0,228) (0,159)
Modelle kontrollieren für Altersgruppen, lebensformen, den bisherigen bildungsverlauf, die bisherige Arbeitsmarkterfahrung und den vorheriger Arbeitsmarktstatus und Mobilitätsgrund***/**/* bezeichnet die statistische Signifikanz am 0,01/0,05/0,1 NiveauAngabe von hazard-Ratios, Cluster-robuste Standardfehler in Klammern
520 M. Dütsch et al.
Abstiegsrisiken über die Kohorten hinweg lediglich geringfügig zu.9 Die anteilige Grö-ßenordnung der verschiedenen Mobilitätsgruppen bezogen auf alle erwerbsepisoden wird in Tab. 3 für die jüngste Kohorte wiedergegeben.
Demnach weisen ca. 38,6 % der beobachteten Beschäftigungsepisoden horizontale Berufswechsel auf. Eine weitere Ausdifferenzierung verdeutlicht, dass ca. 12,5 % der episoden zwar nicht durch horizontale Mobilität, jedoch durch statusinadäquate Posi-tionen geprägt sind. die ungünstige Konstellation einer tätigkeits- und statusinadäquaten Mobilität liegt bei ca. 17,7 % der Episoden vor.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass horizontale sowie vertikale Mobilitätspro-zesse an bedeutung gewonnen haben. damit kann H3 bestätigt werden, wonach die berufliche Erstplatzierung beim Einstieg in den Arbeitsmarkt den weiteren Erwerbsver-lauf im Sinne eines Kohorteneffektes nachhaltig determiniert und die aktuelleren Arbeits-markteintrittskohorten höheren Risiken ausgesetzt sind, die beruflichen Qualifikationen zu verlieren. Insbesondere die Mobilitätszunahme auf inadäquate Statuspositionen und der Umfang von ca. 30,2 % statusinadäquater Erwerbsphasen in der jüngsten Kohorte stellt sich aufgrund der unzureichenden Verwertungsmöglichkeiten des akkumulierten humankapitals und des Verlustes sozialen Prestiges als problematisch dar (Konietzka 1999; Seibert 2007). Vor diesem hintergrund stellt sich die Frage, welche individuellen und strukturellen Faktoren Chancen oder auch Risiko fördernd mit Blick auf den Berufs-verlauf wirken.
3.4 Determinanten horizontaler und vertikaler beruflicher Mobilität
die folgenden multivariaten Analysen dienen dem Ziel, die determinanten der horizonta-len und vertikalen beruflichen Mobilität zu verdeutlichen. Es werden vor dem Hintergrund der sozial- und wirtschaftsstrukturellen Wandlungsprozesse die für unsere Zielsetzung bedeutsamen Bestimmungsgrößen Qualifikation, bisherige Arbeitsmarkterfahrung und Gründe für die Mobilität sowie der Einfluss spezifischer Kohorten- und Periodeneffekte diskutiert. die ergebnisse der Cox-Regressionen sind in Tab. 4 wiedergegeben. In Spalte (1) befinden sich die Hazard-Ratios der Schätzung zur horizontalen Mobilität, während die Spalten (2) bis (5) die Resultate der gemeinsamen horizontalen und vertikalen Mobili-tätsanalysen enthalten.
9 Die nicht abgebildeten Differenzierungen der Kohortenvergleiche nach dem höchsten Bildungs-abschluss werden auf Anfrage von den Autoren zur Verfügung gestellt.
Tab. 3: Ausmaß der horizontalen und vertikalen Mobilität in der aktuellsten Kohorte (1993–2002). (Quelle: ALWA, eigene Berechnungen)Merkmal AnteileHorizontale Mobilität 0,346Horizontale und vertikale MobilitätWeder horizontale Mobilität, noch vertikale Abwärtsmobilität 0,529Keine horizontale Mobilität, aber vertikale Abwärtsmobilität 0,125horizontale Mobilität und keine vertikale Abwärtsmobilität 0,169horizontale Mobilität und vertikale Abwärtsmobilität 0,177
521Erosion oder Stabilität der Beruflichkeit?
Merkmal horizontale berufliche Mobilität(1)
Weder hori-zontale Mobil., noch vertikale Abwärtsmobil. (2)
Keine horizon-tale Mobil., aber vertikale Abwärtsmobil. (3)
horizontale Mobil. und keine vertikale Abwärtsmobil. (4)
horizontale Mobil. und vertikale Abwärtsmobil. (5)
Anzahl der betriebswechsel
1,098*** 1,048*** 1,060* 1,025 1,135***(0,021) (0,018) (0,034) (0,029) (0,032)
bisherige Arbeitsmarkterfahrung ( anteilige Dauern)In beschäftigung 0,496*** 0,503*** 0,515*** 0,509*** 0,513***
(0,052) (0,043) (0,093) (0,075) (0,082)In befristeter beschäftigung
0,885 1,212 0,996 1,038 0,702(0,132) (0,160) (0,344) (0,191) (0,186)
In Zeitarbeit 2,311** 1,709 2,046 1,600 2,910***(0,875) (0,568) (1,154) (0,784) (1,291)
In Arbeitslosigkeit 1,939* 0,837* 0,922 1,305 2,440***(0,254) (0,088) (0,223) (0,290) (0,425)
In erziehungszeit 1,111 0,593** 0,744 0,642 1,689(0,341) (0,150) (0,334) (0,618) (0,634)
Vorheriger Arbeitsmarktstatus und Mobilitätsgrund: Ref.: erwünschte vorherige Beschäftigungsbeen-digung ( 1 = ja)unerwünschte vorherige be-schäftigungsbeen-digung
1,236** 1,058 1,134 0,618*** 1,464***(0,181) (0,076) (0,167) (0,084) (0,158)
befristete beschäftigung
1,613*** 1,172 1,458* 1,205* 2,421***(0,195) (0,139) (0,323) (0,178) (0,464)
Zeitarbeit 1,199 1,102 2,519*** 0,743 1,989*(0,279) (0,263) (0,697) (0,242) (0,554)
Ausbildung 0,274*** 0,647*** 0,788 0,236*** 0,334***(0,024) (0,038) (0,118) (0,032) (0,051)
Arbeitslosigkeit 0,652*** 0,699*** 1,016 0,491*** 0,922(0,043) (0,044) (0,113) (0,050) (0,090)
Sonstiges 0,555*** 0,591*** 0,825 0,398*** 0,760***(0,041) (0,033) (0,099) (0,043) (0,079)
Höchster Bildungsabschluss: Ref.: mittlerer Bildungsabschluss ( 1 = ja)gehobener bildungsabschluss
2,733*** 1,087 3,986*** 1,754*** 3,817***(0,269) (0,141) (0,534) (0,293) (0,466)
hoher bildungsabschluss
3,295*** 1,649*** 2,616*** 3,518*** 3,518***(0,313) (0,124) (0,409) (0,417) (0,444)
Zusätzlicher Ausbildungs- oder Hochschulab-schluss ( 1 = ja)
1,074 1,099** 1,251** 0,948 0,759***(0,073) (0,051) (0,135) (0,085) (0,087)
Anzahl an Weiterbildungen
0,993*** 1,004*** 0,976*** 1,004 0,957***(0,002) (0,001) (0,005) (0,003) (0,009)
Tab. 4: Determinanten der horizontalen und vertikalen (Abwärts-)Mobilität. (Quelle: ALWA, eigene berechnungen)
522 M. Dütsch et al.
der wirtschafts- und sozialstrukturelle Wandel führte auf dem Arbeitsmarkt zu einer zunehmenden Diversifikation von Beschäftigungsformen und zu gestiegenen Arbeits-losigkeitsrisiken. Vor dem hintergrund dieser entwicklungen wird die Signalfunktion der bisherigen Arbeitsmarkterfahrung auf die berufskarriere untersucht. Zunächst wird geprüft, ob Arbeitskräfte, die häufiger Betriebswechsel vollziehen, mit höherer Wahr-scheinlichkeit fachlich inadäquat und/oder statusinadäquat mobil sind. Konform zu H4 kann festgestellt werden, dass mit der Anzahl der bisherigen betriebswechsel die Wahr-scheinlichkeit steigt, unterhalb des niveaus des Ausbildungsabschlusses beschäftigt zu sein. Offensichtlich wird am Arbeitsmarkt ein diskontinuierlicher erwerbsverlauf als negatives Signal gewertet. Hingegen verringert sich die berufliche Mobilität, je größer die bisherige berufserfahrung in Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigungen ist. H5, nach der mit einer zunehmenden Verweildauer in atypischen beschäftigungen und den damit ver-bundenen Problemen, humankapital zu erhalten oder weiterzuentwickeln, Risiken für die Beruflichkeit einhergehen, trifft für die Zeitarbeit zu. Ebenfalls zutreffend ist H6, da auch von längeren Arbeitslosigkeitsphasen deutliche Gefährdungen für berufliche Quali-fikationen ausgehen.
Merkmal horizontale berufliche Mobilität(1)
Weder hori-zontale Mobil., noch vertikale Abwärtsmobil. (2)
Keine horizon-tale Mobil., aber vertikale Abwärtsmobil. (3)
horizontale Mobil. und keine vertikale Abwärtsmobil. (4)
horizontale Mobil. und vertikale Abwärtsmobil. (5)
KohorteneffekteArbeitslosenquote 0,899*** 0,904*** 0,782*** 0,910* 0,916*
(0,032) (0,020) (0,041) (0,047) (0,044)bruttoinlands-produkt
0,879*** 0,871*** 0,849*** 0,913*** 0,880***(0,018) (0,014) (0,028) (0,026) (0,025)
PeriodeneffekteArbeitslosenquote 1,028 1,035** 1,068** 1,010 1,022
(0,020) (0,017) (0,031) (0,030) (0,033)bruttoinlands-produkt
0,996* 1,020 1,031 1,010 0,991(0,017) (0,014) (0,030) (0,030) (0,028)
Wirtschaftsstruktur ( Periodeneffekt): Ref.: Größe des primären SektorsGröße des sekun-dären Sektors
1,489*** 1,451*** 1,581*** 1,795*** 1,152(0,155) (0,104) (0,252) (0,295) (0,181)
Größe des tertiä-ren Sektors
1,132* 1,137** 1,211 1,316** 0,932(0,095) (0,064) (0,155) (0,177) (0,121)
Anzahl episoden 13861 13861 13861 13861 13861− 2*LL (starting values)
− 24862,897 − 48652,609 − 12300,988 − 11483,090 − 12056,956
− 2*LL (final estimates)
− 23059,770 − 46635,896 − 11558,940 − 10617,423 − 10988,323
Modelle kontrollieren für Altersgruppen und lebensformen***/**/* bezeichnet die statistische Signifikanz am 0,01/0,05/0,1 NiveauAngabe von hazard-Ratios, Cluster-robuste Standardfehler in Klammern
Tab. 4: (Fortsetzung)
523Erosion oder Stabilität der Beruflichkeit?
die berechnungen zeigen, dass der unmittelbar vorherige Arbeitsmarktstatus sowie der Grund der Mobilität einen großen Erklärungsgehalt für berufliche Mobilitätspro-zesse bieten. die basiskategorie bildet die freiwillige beendigung einer unbefristeten beschäftigung. Zunächst wird die Annahme geprüft, dass unfreiwillige betriebswechsel sowie eine vorherige Arbeitslosigkeit die Wahrscheinlichkeit einer fachlich inadäquaten oder statusinadäquaten beruflichen Mobilität erhöhen. Den Analysen zufolge steigert die betriebliche Kündigung einer vorherigen unbefristeten beschäftigung die Wahrschein-lichkeit horizontaler berufswechsel bei gleichzeitiger Abwärtsmobilität. Arbeitslosigkeit direkt vor einem betriebseintritt verringert die Wahrscheinlichkeit eines horizontalen berufswechsels und senkt gleichzeitig die Chance einer statusadäquaten Positionierung. das ergebnis zur horizontalen Mobilität kann in Anlehnung an gangl (2001) bedeuten, dass das soziale Sicherungssystem umfassende Suchprozesse ermöglicht, die häufig in hinsichtlich des berufes und des Status angemessene Tätigkeiten resultieren. damit trifft H7 insbesondere für unfreiwillige betriebswechsel zu, während das ambivalente ergebnis zu einer vorherigen Arbeitslosigkeitsphase keinen eindeutigen Schluss zulässt. darüber hinaus wurde vermutet, dass eine vorherige atypische beschäftigungsphase das Risiko erhöht, beruflich inadäquat tätig zu sein. Diesbezüglich zeigt sich, dass eine vorherige Befristung generell die horizontale berufliche Mobilität und darüber hinaus das Risiko, eine inadäquate Tätigkeit ausüben zu müssen, verstärkt. Zeitarbeit steigert signifikant das Risiko einer inadäquaten Statusposition. damit bestätigen sich die in H8 konstatierten risikofördernden Wirkungen dieser beiden atypischen Beschäftigungsformen, die beruf-liche Anschlüsse nachhaltig beeinträchtigen.
Zudem wird der Einfluss der Qualifikation geprüft, indem wir den höchsten Bildungs-abschluss in die Modelle aufnehmen. da nur beschäftigte betrachtet werden, die bereits eine Ausbildung abgeschlossen haben, werden mittlere, gehobene und hohe Qualifika-tionsabschlüsse unterschieden. In H9 wurde angenommen, dass beschäftigte mit mitt-leren Qualifikationen im Vergleich zu Hochqualifizierten niedrigere Fluktuationsraten und damit eine geringere berufliche Mobilität aufweisen. Tatsächlich verdeutlichen die empirischen ergebnisse, dass im Vergleich zu einem mittleren bildungsabschluss sowohl ein gehobener als vor allem auch ein hoher Bildungsabschluss die horizontale berufliche Mobilität begünstigen. Zudem ist anzumerken, dass bei gehoben und hoch qualifizierten Beschäftigten die größere Mobilität das Risiko, eine inadäquate Statusposition einneh-men zu müssen, mit sich bringt. Auf basis dieser Resultate kann H9 aufrechterhalten werden. des Weiteren wurde in H10 die Annahme getroffen, dass kumulierte formale bil-dungs- und Ausbildungsabschlüsse sowie Zusatzqualifikationen und Weiterbildungsakti-vitäten positiv und damit stabilisierend auf die berufskarriere wirken. es zeigt sich, dass der Erwerb zusätzlicher Ausbildungs- oder Hochschulabschlüsse die berufliche Mobilität innerhalb des erlernten Berufes fördert und die Wahrscheinlichkeit eines horizontalen und gleichzeitig unterwertigen Berufswechsels verringert. Auch eine häufigere Beteili-gung an Weiterbildungen mindert die Wahrscheinlichkeit vertikaler Abwärtsmobilität. H10 kann damit bestätigt werden.
Im Zuge des Wandels der Wirtschaftsstruktur und der bedingungen auf dem Arbeits-markt werden Erwerbsverläufe in zweifacher Hinsicht beeinflusst. Wir untersuchen Kohorteneffekte, indem wir marktstrukturelle Kontextfaktoren beim einstieg in das erwerbsleben abbilden. es werden die vorherrschende Arbeitsmarktlage zum eintritts-
524 M. Dütsch et al.
zeitpunkt anhand der Arbeitslosenquote und zum anderen die leistungsfähigkeit der Wirtschaft mittels der Veränderung des bruttoinlandsproduktes gegenüber dem Vor-jahr identifiziert. Die Kohorteneffekte in Tab. 4 zeigen, dass mit zunehmender Höhe der Arbeitslosenquote beim Einstieg in den Arbeitsmarkt die berufliche Mobilität sinkt. Damit wird H11, in der ein gegenteiliger effekt angenommen wurde, widerlegt. unser ergeb-nis ist vielmehr ein Hinweis darauf, dass Personen mit einem beruflichen Abschluss, die trotz ungünstiger gesamtbedingungen in den Arbeitsmarkt gelangt sind, im Anschluss daran eine stabile Berufskarriere realisieren können. H12 besagt, dass beschäftigte ihren beruf umso seltener wechseln, je besser die wirtschaftliche Situation beim eintritt in den Arbeitsmarkt ist. Tatsächlich stützen die entsprechenden Resultate diese Annahme.
Zweitens werden zu jedem Zeitpunkt die Karrierechancen aller beschäftigten durch die jeweilige Arbeitsmarktstruktur, d. h. durch Periodeneffekte, beeinflusst. Perioden-effekte messen wir zum einen anhand der vorherrschenden Arbeitsmarktlage und zum anderen über die leistungsfähigkeit der Wirtschaft. Zudem wird vor dem hintergrund der Debatte über die Auswirkungen des wirtschaftsstrukturellen Wandels die Größe des primären, sekundären und tertiären Sektors, die als Anteil der erwerbstätigen im jeweili-gen Sektor an allen erwerbstätigen gemessen wird, berücksichtigt. Wir testen H13, dass Mobilitätsprozesse bei hoher Arbeitslosigkeit vergleichsweise häufiger in beruflich inad-äquate Anschlussbeschäftigungen münden. der Periodeneffekt, der die Arbeitsmarkt-lage zum Zeitpunkt eines Wechsels angibt, verdeutlicht hypothesenkonform, dass eine schlechte Arbeitsmarktlage die Mobilität im erlernten Beruf erhöht und zudem etwas häu-figer mit Abwärtsmobilität verbunden ist. Des Weiteren wirkt gemäß unseren Analysen eine gute wirtschaftliche Situation zum Wechselzeitpunkt, gemessen am bruttoinlands-produkt, stabilisierend, da sie die Wahrscheinlichkeit horizontaler Wechsel verringert. damit stützt dieses ergebnis die entsprechende, in H14 getroffene Annahme. darüber hinaus wird vielfach argumentiert, dass der wirtschaftsstrukturelle Wandel der Motor für die gestiegene Mobilität am Arbeitsmarkt gewesen sei. dementsprechend wurde in H15 infolgedessen auf eine Destabilisierung von Erwerbsverläufen und somit auf eine höhere Wahrscheinlichkeit für inadäquate berufliche Mobilitätsprozesse geschlossen. Tatsäch-lich zeigt sich, dass das Wachstum sowohl des sekundären als auch des tertiären Sektors die berufliche Mobilität erhöht hat. Allerdings können Beschäftigte im Falle eines hori-zontalen Berufswechsels häufiger adäquate berufliche Stellungen einnehmen. Folglich kann diese hypothese nicht aufrechterhalten werden.
4 Diskussion der Ergebnisse
Ausgangspunkt des vorliegenden beitrags ist die diskussion um die erosion der beruf-lichkeit im deutschen Arbeitsmarkt. In diesem Kontext werden insbesondere in jüngerer Zeit die Fortentwicklung der beruflichen Bildung, die Stabilität beruflicher Karrieren und damit die bindende Kraft des berufes zunehmend in Frage gestellt. die These der ent-beruflichung greifen wir auf, um sie empirisch zu überprüfen und um die bisherige wis-senschaftliche Forschung anhand der neu zur Verfügung stehenden IAb-AlWA-daten zu vertiefen. die Operationalisierung erfolgt mittels einer empirisch neu abgegrenzten
525Erosion oder Stabilität der Beruflichkeit?
Berufsklassifikation von Matthes et al. (2008), auf deren Basis berufliche Mobilitätspro-zesse verlässlicher als bislang nachgezeichnet werden können.
Zunächst wurde anhand von Kaplan-Meier Survivalkurven gezeigt, dass sich für Berufseinsteiger die Risiken einer horizontalen Mobilität im Kohortenvergleich erhöht haben. dieses ergebnis lässt zum einen inhaltlich auf eine neue dynamik auf dem Arbeits-markt insbesondere bei weiblichen beschäftigten schließen, da Studien zu älteren Kohor-ten noch zu einer gegenteiligen einschätzung gelangten (Fitzenberger und Kunze 2005). Zum anderen ist aus methodischer Sicht gemäß Matthes et al. (2008) zu bedenken, dass aufgrund der Operationalisierung von berufswechsel anhand der Zwei- oder dreisteller der Berufsklassifikation in früheren Forschungsarbeiten die Mobilität von Männern über- und die von Frauen unterschätzt wurde. Damit weist die bislang häufig konstatierte hohe Übergangssicherheit beim eintritt in den Arbeitsmarkt (bosch 2010; Voss-dahm et al. 2011) deutlich sichtbare erosionstendenzen auf.
Für beschäftigte, die einen einstieg in den erlernten beruf realisieren konnten, setzt sich dann der Trend der beruflichen Destabilisierung in dem betrachteten 5-Jahres-Zeit-raum moderat und stetig fort. Viele dieser Beschäftigten profitieren zunächst weiterhin von der berufsfachlich institutionalisierten Verknüpfung zwischen dem bildungs- und beschäftigungssystem (Müller und Shavit 1998). Somit bestehen in Übereinstimmung mit befunden von Mayer et al. (2010) sowie grunow und Mayer (2007) in diesem Zeit-raum keine zusätzlichen destabilisierungstendenzen im Kohortenvergleich. gleichwohl wechselten innerhalb der ersten fünf Berufsjahre immerhin gut 53 % der Männer und 38 % der Frauen der jüngsten Kohorte den Beruf.
die betrachtung aller berufswechsel mittels Cox-Regressionen machte deutlich, dass sowohl die horizontalen, als vor allem auch die vertikalen berufswechsel im Kohorten-vergleich zunahmen. Von dieser Entwicklung waren insbesondere hoch und höher quali-fizierte Beschäftigte betroffen. Damit erhöhten sich neben der größeren Mobilität direkt nach dem berufseinstieg für einzelne beschäftigtengruppen auch im erwerbsverlauf die Risiken, ihre berufsfachlichen Qualifikationen zu verlieren oder statusinadäquat einge-setzt zu sein. dieser befund deutete sich auch schon in den Arbeiten von diewald und Sill (2004) sowie von Seibert (2007) an. Während diewald und Sill (2004) seit dem Jahr 1997 vermehrte Abstiege bei Arbeitsplatzwechsel feststellten, gelangte Seibert (2007, S. 1) zu dem Ergebnis, dass „unabhängig vom (horizontalen [A.d.V.]) Berufswechsel (…) unter-wertige Beschäftigung beim Berufseinstieg seit den 1970er Jahren zugenommen (hat).“ um diese Verschiebungen der inhaltlichen und hierarchischen Kongruenz zwischen dem erlernten und ausgeübten Beruf detaillierter erklären zu können, wurden zunächst die determinanten kontinuierlicher und diskontinuierlicher horizontaler berufswechsel mittels Cox-Regressionen und nachfolgend die bestimmungsfaktoren horizontaler und vertikaler Mobilitätsprozesse anhand von Competing-Risk Regressionen gemeinsam untersucht. Es ergab sich zusammenfassend folgendes Bild:
Häufig sind jene Erwerbspersonen von einer inadäquaten beruflichen Mobilität betrof-fen, die längere biographische Phasen von Arbeitslosigkeit oder Zeitarbeit aufweisen. Ebenso erhöhen die aufgrund betrieblicher Flexibilisierungsbedürfnisse und konjunktu-reller Schwünge zunehmenden unfreiwilligen Personalfreisetzungen, befristungen sowie beschäftigungen in Zeitarbeit vor einem betriebseintritt das Risiko insbesondere von statusinadäquaten berufswechseln. Folglich kennzeichnen die bereits auf basis betriebli-
526 M. Dütsch et al.
cher Mobilitätsanalysen konstatierten destabilisierungstendenzen (blossfeld et al. 2006; giesecke und heisig 2010; Struck et al. 2007) auch die neuere Entwicklung beruflicher Mobilitätsprozesse, da die bindende Kraft des erlernten berufes gerade auch im Rah-men von erwerbsarbeit selbst erodiert. Vor allem die in den letzten Jahren beobachtbare Ausweitung atypischer beschäftigungsformen und die insgesamt steigende Volatilität der Märkte bringen „neue Unsicherheiten“ (Beck 1999; blossfeld et al. 2006) für die beruf-lichkeit mit sich.
Trotz der allgemeinen Erosionstendenzen bestätigt sich, dass die berufliche Segmen-tierung des Arbeitsmarktes eine vergleichsweise hohe berufliche Stabilität mittel qualifi-zierter oder dual ausgebildeter beschäftigter beim einstieg in den Arbeitsmarkt sowie im weiteren erwerbsverlauf bewirkt (bosch 2010). Risiken, berufsfachliche Qualifikationen nicht erhalten zu können oder statusinadäquat eingesetzt zu sein, weisen insbesondere höher und akademisch qualifizierte Erwerbspersonen auf. Sie sind aufgrund der großen Bandbreite fachübergreifender sowie allgemeiner Fähigkeiten und Qualifikationen sehr mobil (blien 1986; Struck und dütsch 2012). Zwar profitieren viele Hochqualifizierte vom Trend zur allgemeinen Höherqualifizierung, allerdings kann ein Teil dieser Beschäf-tigten die erworbenen beruflichen Qualifikationen nicht in neue Tätigkeiten transferieren. Vor diesem hintergrund konnte gezeigt werden, dass Weiterbildungen sowohl der hori-zontalen als auch der vertikalen Mobilität entgegenwirken, indem sie das individuelle Humankapital und damit einhergehende Beschäftigungsoptionen erhöhen (Konietzka 1999) sowie Produktivitätssignale verbessern (Spence 1973).
die strukturellen bedingungen beim Übergang in den Arbeitsmarkt haben im Sinne eines Kohorteneffektes einen starken Einfluss auf die Anzahl der gelungenen beruflichen erstplatzierungen und damit zusammenhängend auch auf den Verlauf von berufsbiogra-fien (Hogan 1981; Mayer und blossfeld 1990). einerseits realisieren die vergleichsweise wenigen Arbeitskräfte, die trotz einer ungünstigen Arbeitsmarktlage den erwerbseinstieg geschafft haben, eine stabile berufskarriere. Andererseits bietet aber auch eine gute wirt-schaftliche Situation der dann größeren Einstiegskohorte günstige Voraussetzungen für einen adäquaten Berufsverlauf. Des Weiteren beeinflussen Periodeneffekte die berufliche Mobilität (Mayer et al. 2010; Seibert 2007). So wirken eine günstige Arbeitsmarktlage sowie eine gute wirtschaftliche Situation zum Zeitpunkt eines Wechsels stabilisierend auf berufliche Karrieren. Zudem hat der sektorale Wandel hin zu Dienstleistungstätigkeiten die berufsspezifischen Chancenstrukturen auf dem Arbeitsmarkt verbessert. Allerdings partizipieren hiervon nur jene erwerbspersonen, die kurzzeitige befristungen und Zeit-arbeit meiden können. So wird dann auch deutlich, dass in Zeiten, in denen im sekundä-ren Sektor die beschäftigung gewachsen ist, zugleich die Abwärtsmobilität gestiegen ist. Industriearbeit ist damit durch eine zunehmende Segmentierung zwischen denjenigen, die ihre berufliche Position halten oder verbessern können und jenen, die einen Betriebswech-sel vollziehen oder eine inadäquate Statusposition einnehmen müssen, gekennzeichnet.
Insgesamt deuten die Befunde auf eine sinkende Bindekraft der Beruflichkeit hin, wobei insbesondere die vertikale Abwärtsmobilität mit einem erheblichen und nachhalti-gen Verlust beruflicher Kenntnisse und Fertigkeiten einhergeht. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, könnten unserer Ansicht nach zwei Ansatzpunkte verfolgt werden. erstens ist eine breite und an vollständigen Arbeits- und geschäftsprozessen orientierte duale Ausbildung (z. b. Mechatroniker) erforderlich, um den erhalt und die Fortentwick-
527Erosion oder Stabilität der Beruflichkeit?
lung berufsfachlicher Qualifikationen schon beim Übergang vom Ausbildungs- in das beschäftigungssystem zu gewährleisten. Insbesondere fachlich enge, vorrangig auf hand-werkliche Fertigkeiten ausgerichtete (z. B. Näher/Näherin) sowie schulische oder ver-kürzte berufliche Ausbildungen bieten demgegenüber besondere Risiken. Entsprechend gilt für eine hochschulische Ausbildung, dass neben der Vermittlung von Fachwissen tiefergehende Praxisphasen die Chancen auf eine erfolgreiche berufliche Erstplatzierung erhöhen. Zweitens müssten auf den zunehmend mobilen und flexiblen Arbeitsmärkten die Anstrengungen hinsichtlich der Weiterbildungsmöglichkeiten vor allem für die flexibel beschäftigten Risikogruppen auf dem Arbeitsmarkt verstärkt werden. hierbei sind die erlernten grundlagen fortzuentwickeln um den aktuell eintretenden Verlusten von berufs-fachlichen Qualifikationen im Erwerbsleben vorzubeugen.
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Facharbeiter/in, Geselle/Gesellin, Ge-hilfe, Gehilfin
Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
Vorarbeiter/in, Kollonnenführer/in, Brigardier/in
Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten
Meister/in, Polier/in Komplexe SpezialistentätigkeitenAngesellte/r einfache Tätigkeit helfer- und Anlerntätigkeiten
Qualifizierte Tätigkeit fachlich ausgerichtete TätigkeitenHochqualifizierte Tätigkeit hoch komplexe Tätigkeiten
Beamter/beamtin
einfacher dienst helfer- und AnlerntätigkeitenMittlerer dienst Fachlich ausgerichtete Tätigkeitengehobener dienst Komplexe SpezialistentätigkeitenHöherer Dienst hoch komplexe Tätigkeiten
Soldat Träger Mannschaftsdienstgrad helfer- und AnlerntätigkeitenUnteroffizier ohne Portepee Fachlich ausgerichtete TätigkeitenUnteroffizier mit Portepee Komplexe SpezialistentätigkeitenOffizier hoch komplexe TätigkeitenStabsoffizier hoch komplexe Tätigkeiten
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