Erregungsbildung und -leitung I · 2019-11-04 · Erregungsbildung und -leitung I 1. Ionenkanäle...
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Erregungsbildung und -leitung I
1. Ionenkanäle
1.1 Eigenschaften und Struktur
1.2 Die „Patch Clamp“ Technik
2. Membranpotential
2.1 Elektrochemisches Gleichgewicht
2.2 Aktiver Ionentransport
2.3 Natrium-Kaliumpumpe
2.4 Sekundärer Ionentransport
Ionenkanäle
Funktion der Neuronen beruht auf Veränderungen im Membranpotential:
- Ionenkanäle
schnelle Veränderungen und Signalweiterleitung
- Ionentransporter (Pumpen)
Herstellung und Aufrechterhaltung der Ionenverteilung
Eigenschaften von Ionenkanälen:
- Selektiv für bestimmte Ionen
- Erlauben (passiven) Fluss von Ionen durch die Membran
- Öffnen und schließen als Reaktion auf elektrische
(spannungsgesteuerte Kanäle), mechanische (mechanogesteuerte
Kanäle) oder chemische Signale (ligandengesteuerte Kanäle)
Ionenkanäle: Selektivität
(Kandel et al., Principles of Neural Science)
• Größenausschluß aufgrund
effektiven Durchmesser des
hydratisierten Ions (kleinere
Ionen haben größere Hydrathülle)
• Selektivitätsfilter (Interaktion
mit polaren Aminosäuren, bei
denen eine schnelle, transiente
Dehydratation stattfindet (kürzer
als 1 µs))
>>106 Ionen pro Sekunde pro
Kanal
Ionenkanäle erlauben passiven Ionenfluss
Ionenkanäle wirken als Widerstand:
Stromfluss verändert sich linear mit der Spannung (U = R × I)
• Lineare Beziehung:
ohmscher Kanal
• Nichtlinear:
gleichrichtender
(„rektifying“) Kanal
Öffnen und schließen von Ionenkanälen erfolgt durch
Konformationsänderungen
Jeder Kanal hat mindestens einen offenen und einen oder zwei
geschlossenen Zuständen. Übergang wird als „gating“ bezeichnet
Gating kann unterschiedlich
ausgelöst werden:
- Ligand
- Phosphorylierung
- Elektrische Spannung
- Druck oder Zug
Drei Superfamilien von Ionenkanälen
5 Untereinheiten mit jeweils 4
Transmembrandomänen (ACh-,
GABA-, Glycin-, Serotonin-Rezeptor)
12 identische Untereinheiten mit
jeweils 4 Transmembrandomänen
(Gap-Junction-Kanal)
4 Untereinheiten mit jeweils 6
Transmembrandomänen
(spannungsgesteuerte Kanäle)
(P-Region bildet Selektivitätsfilter)
Ionenkanäle: Untersuchung durch Patch Clamp
Bestimmung des Stromflusses durch einen einzelnen Ionenkanal (Neher
und Sakmann, 1976)
(Kandel et al., Principles of Neural Science)
Prinzip: elektrisch dichte Verbindung zwischen dem
Glasrand der Messelektrode und der Zellmembran
(„Gigaseal“, kaum Leckströme)
- Öffnen und Schließen des Kanals erfolgt in „bursts“ und ist schnell
- Kanal ist entweder offen oder geschlossen
- Anfang und Ende der „bursts“ repräsentieren die langsame Assoziation
bzw. Dissoziation des Liganden
- „Flickering“ repräsentiert Übergänge zwischen ligandengebundenen
offenen und geschlossenen Zuständen
Ionenkanäle: Untersuchung durch Patch Clamp
Membranpotential
Ungleiche Verteilung von Ionen im Ruhezustand
Beispiel: Tintenfisch-Axon
Im Ruhezustand sind nur
Kaliumkanäle offen
Bildung eines
elektrochemischen
Gleichgewichts
Membranpotential
Ungleiche Verteilung von Ionen im Ruhezustand
Beispiel: Tintenfisch-Axon
Gleichgewichtspotential: Nernst-Gleichung
-75 mV
Gleichgewichtspotential: Goldman-Gleichung (auch Goldman-Hodgkin-
Katz-Gleichung (GHK-Gleichung))
PK : PNa : PCl = 1.0 : 0.04 : 0.45
Aktiver Ionentransport
Ionenlecks erfordern ständig aktiven Ionentransport über die Membran:
Natrium-Kaliumpumpe gegen den elektrochemischen Gradienten
( Energieverbrauch)
Pumpen arbeiten langsamer als Ionenkanäle:
103-104 Ionen/Sekunde (gegenüber Kanälen mit 107-108 Ionen/Sekunde)
Natrium-Kaliumpumpe (Na+-K+-ATPase)
- Elektrogen (3 Na+-Ionen gegen 2 K+-Ionen)
- Hydrolyse von 1 ATP-Molekül pro Zyklus
- Inhibition durch Digitalis-Alkaloid
- P-typ ATPase (Phosphatgruppe von ATP
wird transient auf die Pumpe übertragen)
Aktiver Ionentransport
Reaktionszyklus der Natrium-Kaliumpumpe (Na+-K+-ATPase)
(Morth et al. (2011) A structural overview of the plasmamembrane Na+,K+-ATPase
and H-ATPase ion pumps. Nature Reviews Mol. Cell Biol. 12: 60-70)
Phosphorylierung wird durch Natrium-Bindung induziert
Dephosphorylierung wird durch Kalium-Bindung induziert
Natrium-Kaliumpumpe (Na+-K+-ATPase)
• Natriumionen katalysieren die Phosphorylierung
des Enzyms nach ATP Hydrolyse
• Abspaltung von ADP initiiert die Öffnung der
Natriumbindetasche (“occlusion“)
• Freisetzung der Natriumionen nach erneuter
Konformationsänderung
• Dephosphorylierung öffnet die Kaliumbindetasche auf
der extrazellulären Seite („occlusion“)
• durch ATP Anlagerung werden Kaliumionen auf der
intrazellulären Seite freigesetzt
• Bindung von Kaliumionen auf der extrazellulären Seite
Ca-Pumpe
- Elektrogen (2 Ca2+-Ionen gegen 2
Protonen)
- Hydrolyse von 1 ATP-Molekül pro Zyklus
- P-typ ATPase (Phosphatgruppe von ATP
wird transient auf die Pumpe übertragen)
- Neurone haben wenige Ca2+-Pumpen
(stattdessen meist Na-Ca2+-Kotransporter)
Aktiver Ionentransport
Zelluläre Ca2+-Konzentration ist normalerweise sehr niedrig: 50-100 nM,
extrazellulär ungefähr 2 mM
Ähnliche Struktur von Na-K-
und Ca2+-Pumpe
(10 Transmembrandomänen)
Sekundärer aktiver Ionentransport
Ca2+-Transporter und Antiporter