Es Ist Vollbracht Bibel Jesus Gott eBook

8/9/2019 Es Ist Vollbracht Bibel Jesus Gott eBook

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. Auflage der Lizenzausgabe

der Lizenzausgabe by CLV Christliche Literatur-VerbreitungPostfach Bielefeld by Oncken-Verlag, Wuppertal und KasselUmschlag und Satz: CLVDruck und Bindung: GGP Media

ISBN ---


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Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Das erste Wort am Kreuz

Vergebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Das zweite Wort am Kreuz

Errettung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Das dritte Wort am KreuzLiebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Das vierte Wort am Kreuz

Angst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Das fnfte Wort am Kreuz

Leiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Das sechste Wort am Kreuz

Sieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Das siebente Wort am Kreuz

Ergebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .


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Vorwort

Diese Predigten Spurgeons ber die sieben Worte Jesuam Kreuz wurden im Verlauf einer ber vierzigjhri-gen Predigtttigkeit zu verschieden Anlssen gehalten(1851-1892) und schon zu Lebzeiten Spurgeons ver-

ffentlicht, neben 1900 anderen Predigten.Vor uns liegt wiederum ein echter Spurgeon: schrift-

gebunden, mit leidenschaftlicher Einseitigkeit Chris-

tus zugewandt, bildhaft, schlagfertig, herzandringend,

unablssig an den Willen des Hrers appellierend unddoch nichts abstreichend von der Gnade Gottes, auf

die alles ankommt.

Es wurde versucht, eine sprachliche Form zu fin-

den, die dem heutigen Leser ebenso gerecht wird wie

Spurgeon. Gelegentliche Streichungen waren notwen-

dig, wo ein Bild unbersetzbar, der Ausdruckberla-

den und der Ton forciert erschien. Auch die Liedstro-phen, die Spurgeon einstreute, mussten unbersetztbleiben. Es wurde aber nicht versucht, die theologi-

sche Sprache Spurgeons, die weithin die Sprache der

Bibel ist, zu modernisieren, damit Spurgeon nicht auf-

hrte, Spurgeon zu sein.

Spurgeon lie seine Predigten drucken, damit siegelesen werden konnten. Zu diesem Zweck hatte er

sie leicht berarbeitet oder berarbeiten lassen; stattHrer heit es in der Regel Leser, statt Predigt hufigKapitel usw. Doch eignen sich seine Predigten auch

fr Lesegottesdienste in der Gemeinde und besondersam Krankenbett (fr diesen Zweck sollte man


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Vergebung

Jesus sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht,was sie tun!

Lukas 23,34

In diesem Augenblick durchlitt unser Herr die erstenQualen der Kreuzigung; eben gerade hatten die Hen-

ker die Ngel durch seine Hnde und Fe getrieben.berdies muss er sehr entmutigt und geschwcht ge-wesen sein durch den nchtlichen Kampf in Gethse-mane, durch Auspeitschung und rohen Spott, den er

den ganzen Morgen hindurch von Kaiphas, Pilatus,

Herodes und der Prtorianerwache erduldet hatte. Unddoch, weder die erlittene Schwchung noch die zu er-wartenden Schmerzen konnten ihn daran hindern, im

Gebet fortzufahren. Das Lamm Gottes schwieg sich

aus vor Menschen, aber es schwieg nicht Gott gegen-ber. Stumm wie ein Lamm vor seinem Scherer, sagteunser Herr nicht ein einziges Wort zu seiner Verteidi-

gung; er fuhr fort, in seinem Herzen zum Vater zu ru-

fen. Kein Schmerz und keine Schwche kann seineheilige Frbitte zum Verstummen bringen. Welch ein

Vorbild! Lasst uns fortfahren mit Beten, solange unserHerz schlgt. Kein Leiden, sei es auch noch so schwer,soll uns abdrngen vom Thron der Gnade. Leidenwollen uns ihm nur noch nherbringen. In einem Lie-de heit es: Solang sie leben, sollen Christen beten;denn nur wenn sie beten, leben sie.

Wenn wir aufhren zu beten, verzichten wir auf die


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lernen, niemals aufhren zu beten, unter keinen Um-stnden, wie schwer auch die Versuchung und wie

niederdrckend auch die Belastungen sein mgen.Beachte ferner, dass unser Herr in diesem Gebetunerschtterlich daran festhlt, dass er Gottes Sohnist. Die uerste Versuchung, der er sich freiwillig aus-setzte, konnte ihn nicht bewegen, diese berzeugungaufzugeben. Er erffnet sein Gebet mit einem Vater.

Nicht ohne Absicht lehrte er auch uns beten: UnserVater. Ob unser Gebet etwas ausrichtet, das wirdweithin davon abhngen, wie viel Zuversicht wir ge-winnen aus unserem Verhltnis zu Gott. Wenn Ver-lust und Kreuz uns treffen, sind wir versucht zu den-

ken, dass Gott uns nicht wie ein Vater behandelt, son-

dern wie ein unnachsichtiger Richter, der einen Ver-

brecher verurteilt. Aber der Gebetsruf Christi in einer

Lage, in die wir niemals geraten, verrt kein Schwan-ken und keinen Zweifel im Blick auf die Sohnschaft.

In Gethsemane, als blutiger Schwei zu Boden fiel,

erffnete er seinen Notschrei es mge, wenn mg-lich, der bittere Kelch an ihm vorbergehen mit denWorten: Mein Vater. Selbst nach einer dunklen undschmerzerfllten Nacht, in der er immer wieder Gottangerufen hatte, rechnete er mit Gott als mit dem Va-

ter. Und hier wieder, in dem ersten seiner sieben Wor-

te am Kreuz, heit es: Vater. Dass doch der Geist,der uns sprechen lsst: Abba, lieber Vater (Rmer8,15), niemals aufhre zu wirken! Mgen wir um kei-nen Preis Gefangene der versucherischen Frage wer-

den: Bist du Gottes Sohn ? (Matthus 4,3) oder,falls der Versucher uns damit anfallen sollte, lasst uns

triumphieren, wie Jesus triumphierte in der brotlosen


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Wste. Mge der Geist, der in uns ruft: Abba, lieberVater, jede glaubenslose Furcht vertreiben. Werden

wir gezchtigt, wie es ja sein muss (denn welchen Sohnzchtigt der Vater nicht?), so wollen wir uns dem Va-ter, der uns den Geist gibt, in Liebe unterwerfen und

leben. Doch auf keinen Fall wollen wir Gefangenedes Geistes der Unfreiheit werden, indem wir an der

Liebe unseres barmherzigen und gndigen Vaters und

an unserer Gotteskindschaft zweifeln.Noch bemerkenswerter ist die Tatsache, dass unser

Herr nicht fr sich selbst betete. Gewiss, auch am Kreuzhrte er nicht auf, fr sich zu beten, und sein Klage-ruf: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich ver-lassen? (Markus 15,34) beweist, wie persnlich seinGebet war. Aber der erste der sieben Gebetsrufe am

Kreuz nimmt kaum auch nur indirekt Bezug auf den

Betenden selbst. Er heit: Vater, vergib ihnen. DieBitte gilt ausschlielich anderen. Obwohl dieses Worteine Anspielung enthlt auf die Grausamkeiten, die

man ihm zufgt, ist sie doch kaum vernehmbar. Dirwird auffallen, dass er nicht sagt: Ich vergebe ihnen.Es wird als selbstverstndlich vorausgesetzt. Er scheintden Blick dafr verloren zu haben, dass man ihm per-snlich Unrecht tut. Das Unrecht gegenber dem Va-ter beschftigt ihn, und dass sie sich in der Person des

Sohnes gegen den Vater vergehen. Er denkt nicht ansich selber. Die Bitte: Vater vergib ihnen ist vlligselbstlos. In seinem Beten ister, als wre er gar nicht.So vollstndig hebt er sich selber auf, dass er sich undsein Leiden aus den Augen verliert. Wenn es im Leben

des Menschensohnes jemals Zeiten gab, in denen er

sein Gebet einfach auf sich selber htte beschrnken


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knnen, ohne einen Vorwurf zu riskieren, dann war eszu Beginn seines Todeskampfes. Ist es verwunderlich,

wenn jemand, auf den Scheiterhaufen gebunden oderan das Kreuz geheftet, zunchst, zuletzt, berhaupt undausschlielich um Hilfe fr sich selber bittet? Dochseht, der Herr Jesus erffnete sein Gebet mit der Bittefr andere. Sprst du nicht, welch ein Herz sich hieroffenbart? Welchein Mitleid erfllte den Gekreuzig-

ten! Wie sehr Gottes Art, wie gttlich! Gab es jemalseinen, der wie er, selbst unter Todesqualen, aus einem

Gebet sogleich eine Frbitte machte? Werdet auch ihrso selbstlos, meine Brder. Denkt nicht immer nur aneuch selber, denkt an die anderen. Liebe deinen Nchs-ten wie dich selbst. Suche Christus nachzufolgen, in

seine Fustapfen zu treten, der dir ein solches Beispielan Selbstlosigkeit gegeben hat.

Doch eine Perle bertrifft alle anderen in dieserKrone herrlicher Liebe. Die Sonne der Gerechtigkeit

geht bei Golgatha unter in wunderbarem Glanz. Aber

unter den leuchtenden Farben, die ihren Abschied ver-herrlichen, ist vor allem diese das Gebet galt nichtnur anderen, es galt den grausamsten Feinden Christi.

Sagte ich den Feinden Christi? Wir mssen noch eineweitere berlegung anstellen. Es waren keine Feinde,die ihm vor Jahren einmal etwas Bses angetan hat-

ten, sondern solche, die ihn hier und jetzt mordeten.Der Heiland tat die Frbitte nicht erst, als das Un-recht bereits wieder vergessen war und als es eine Klei-

nigkeit war zu vergeben. Whrend die ersten rotenBlutstropfen aus den durchlcherten Hnden spritz-ten und whrend der Hammer sich scharlachrot frb-te, ffnete sich der heilige Mund zu einem herzwar-


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men Gebet: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht,was sie tun! Ich will damit nicht sagen, dass sich die-

ses Gebet auf die Soldaten beschrnkte, die das Todes-urteil vollstreckten. Ich bin berzeugt, dass es sich umein Gebet handelte, das Schriftgelehrte und Phariser,Pilatus und Herodes, Juden und Heiden ja, die gan-ze Menschheit einschloss, weil wir alle mitbetroffen sind

in diesem Mord. Aber in erster Linie waren die Men-

schen gemeint, die dort und damals den Herrn brutalan das Kreuz der Verfluchten schlugen; ber sie ergosssich sein Gebet wie kostbares l.

Wie abgrundtief ist das Gebet! Es ist unbertroffen.Kein anderes gleicht ihm. Es stimmt, auch Abraham,

Moses und die Propheten taten Frbitte fr die bel-tter, doch nicht fr solche, die ihnen Hnde und Fedurchbohrten. Es stimmt, dass Christen seit jenem Tage

dieses Gebet wiederholten. Stephanus rief: Herr, be-halte ihnen diese Snde nicht! (Apostelgeschichte7,19). Manch ein Mrtyrer auf dem Scheiterhaufen

legte zuletzt noch Frbitte fr seine Verfolger ein. Aberwir wissen, von wem sie es lernten. Doch lasst mich

fragen, von wem er es lernte. Von keinem! War er nicht

das gttliche Original? Das Gebet ergab sichschlechthin aus seiner gttlichen Natur. EinMit-Lei-den, das ihm und nur ihm eigentmlich war, legte ihm

dieses Gebet, das kein Vorbild kennt, in den Mund.Seine knigliche Liebe lie ihn dieses erinnerungswr-dige Frbittegebet sprechen, das uns zum Vorbild die-nen kann, fr das es aber kein Vorbild gibt. Ich mch-te ihn anbeten und ihm deshalb gttliche Verehrungerweisen. Wenn ich sonst nichts von ihm wsste alsnur dieses eine Gebet, ich msste ihn anbeten. Denn


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diese unbertreffliche Bitte um Gnade berzeugt michmehr als alles andere von der Gttlichkeit dessen, der

sie aussprach, und erfllt mein Herz mit Ehrfurcht undZuneigung.Somit habe ich euch das erste Gebet unseres Herrn,

das am Kreuz laut wurde, vorgestellt. Ich werde es nun,

wenn Gott uns hilft durch seinen Geist, anzuwenden

versuchen. Zunchst wollen wir es ansehen als ein Bei-

spiel fr die Frbitte unseres Heilandes; dann als eineAnweisung fr den Dienst der Gemeinde; schlielichals eine Ermunterung fr unbekehrte Menschen.

Ein Beispiel fr die Frbitte unseres Herrn

Er betete fr seine Feinde damals, er betet fr seineFeinde heute. Was am Kreuz geschah, war beispielhaft

fr das Werk auf dem Thron. Christus befindet sichnun an hherem Ort und in besserer Lage, aber seineTtigkeit ist dieselbe. Noch immer tritt er vor dem

ewigen Thron frbittend ein fr schuldige Menschenund ruft: Vater, vergib ihnen. Seine Frsprache insge-samt gleicht in gewisser Weise der Frbitte auf Golga-tha. Das Gebet auf Golgatha kann uns deshalb helfen,

das Wesen der Frbitte auf dem Thron richtig zu er-fassen.

Das erste Merkmal der Frbitte ist auerordentli-che Gte. Die Menschen, fr die der Herr nach unse-rem Bericht betend eintrat, verdienten sein Gebet

nicht. Sie hatten nichts getan, das ihn veranlassen

konnte, sie zu segnen und zu belohnen. Im Gegenteil,

es waren Menschen, die sich verschworen hatten, ihn

zu tten. Sie hatten ihn gekreuzigt; und sie kreuzigten


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ihn in bser Lust. Ja, in diesem Augenblick nahmensie ihm sein unschuldiges Leben. Seine Klienten wa-

ren nicht wert, dass er fr sie auch nur einen Gedan-ken verschwendete. Sie baten ihn nicht darum, fr sieeinzutreten. Das wre das Letzte gewesen, was sie sichgewnscht htten: Tritt ein fr uns, du sterbenderKnig. Bitte fr uns, du Sohn Gottes. Ich neige zuder Annahme, dass das Gebet von ihnen entweder gar

nicht beachtet, gleichgltig hingenommen oder be-spttelt wurde. Vielleicht trauen wir es jenen Men-schen nicht zu, dass sie ber ein solches Gebet lach-ten, und doch geschahen unter dem Kreuz Dinge, die

brutal genug waren. Ich kann mir denken, dass auch

so etwas geschah.

Unser Heiland betete fr Menschen, die es nichtwert waren, die Fluch verdienten; fr Menschen, de-nen nichts an Frbitte lag, die sich darber lustig mach-ten. So steht auch jetzt im Himmel der groe Hohe-priester da und legt Frbitte ein fr schuldige Men-

schen fr schuldigeMenschen! Es gibt niemand aufErden, der Frbitte verdient hat. Jesus Christus trittfr keinen ein, weil er es verdient hat. Er steht dort alsder Einzige, der fr die Ungerechten frbittet. Nichtwenn jemand rechtschaffen ist, sondern ob jemandsndigt, so haben wir einen Frsprecher bei dem Va-

ter, Jesus Christus, der gerecht ist (1. Johannes 2,1).Vergiss auch nicht, dass unser groer Frsprecher selbstfr die eintritt, die ihn nicht darum bitten. Seine Er-whlten, noch tot in Snden und bertretungen, sindGegenstand seiner leidenschaftlichen Frsprache.Sogar whrend sie sich ber das Evangelium lustigmachen, erfleht sein liebevolles Herz die Gunst des


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Himmels fr sie herab. Wenn das stimmt, solltest dualles daransetzen, dass der Herr Jesus Christus dich in

Frbitte vor Gott vertritt. Einige unter euch habenden Heiland unter vielen Trnen und mit groem Ernstum Frsprache gebeten. Wird er euch abweisen? DieMglichkeit besteht durchaus. Doch er bittet sogar frsolche, die seine Bitten zurckweisen; wie viel mehrwird er fr euch bitten, denen so viel daran gelegen

ist. Wenn nichts Gutes in dir ist und wenn du durchund durch schlecht bist, kann doch nichts Christus

daran hindern, dein Frsprecher zu sein. Sogar fr dich will er Frbitte einlegen. Komm und vertraue ihmdeinen Fall an. Er wird auch dann noch mildernde

Umstnde erwirken, wenn du mit deiner Kunst amEnde bist. Er wird deine Angelegenheit vor Gott brin-

gen, so wie er es bei seinen Mrdern tat: Vater, vergibihnen.

Ein zweites Merkmal seiner Frsprache ist die Sorg-falt. Sie zeigt sich ebenfalls in den Worten: Vater, ver-

gib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun. UnserErretter durchforschte die Herzen seiner Feinde durch

und durch, um zu entdecken, was er zu ihren Gunsten

vorbringen knnte. Aber er fand nichts, bis sein gti-ges Auge auf ihre Unwissenheit stie: Sie wissen nicht, was sie tun. Wie gewissenhaft untersuchte er die

Umstnde und die Person derer, fr die er eintrat!Ebenso jetzt im Himmel. Christus ist kein schludriger

Rechtsbeistand. Er kennt deine Lage genau, sieht den

Zustand deines Herzens und wei um die Versuchung,die du gerade durchstehst. Mehr noch: Er sieht die

Versuchung kommen. Frbittend nimmt er Notiz vondem kommenden Ereignis. Simon, Simon, siehe, der


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Satan hat euer begehrt, dass er euch mchte sichtenwie den Weizen. Ich aber habe fr dich gebeten, dass

dein Glaube nicht aufhre (Lukas 22,31f.). Welch eineliebevolle Herablassung unseres groen Hohenpries-ters! Er kennt uns besser als wir selber. Er versteht den

geheimen Schmerz. Du brauchst dir keine Sorgen zu

machen wegen der rechten Formulierung deines Ge-

betes; er wird es in die passenden Worte kleiden. Auch

was das rechte Verstndnis angeht solltest du darinversagen, er niemals. Er wei, was in Gottes Absichtliegt; er wei auch, was in dir vorgeht. Er kann auchbei dir einen Anknpfungspunkt fr die Gnade fin-den, den du selber niemals entdecken wirst. Wenn es

so finster und dunkel um deine Seele ist, dass deinen

Bitten der Boden entzogen ist und du keine Mglich-keit mehr siehst, sie an den Himmel dringen zu lassen

unser Herr hat die Bitten bereits berarbeitet undbringt sie erhrlich vor den Gnadenthron. Seine Fr-sprache ist, wie du selbst erfahren kannst, gtig und

wohl berlegt. Als Nchstes merken wir uns den Ernst und die

Entschlossenheit. Niemand, der die leidenschaftlichen

Worte liest: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht,was sie tun, bezweifelt, dass sie den Himmel strmenknnen. Brder, ihr drft absolut sicher sein, dass es

Christus mit jedem Gebet vllig ernst ist. Das lsstsich nachweisen. Entschlossene Menschen sind frgewhnlich gewitzt und schnell bei der Hand, ihrenVorteil zu entdecken. Wenn es vor Gericht um dein

Leben geht und dir nur ein durchschlagendes Argu-

ment das Leben retten kann, dann wirst du zweifellos

nach einem suchen, das niemand sonst einfllt. Jesus


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war zumuersten entschlossen, seinen Feinden dasLeben zu retten. Darum brachte er einen Grund fr

die Begnadigung vor, auf den ein weniger engagierterGeist niemals gekommen wre: Sie wissen nicht, wassie tun. Das ist im strengen juristischen Sinn ein zwei-felhaftes Argument. Unwissenheit (die beabsichtigt ist!)

gilt nicht als mildernder Umstand. Viele der Menschen

unter dem Kreuz wollten nicht wissen, worum es geht!

Sie htten wissen knnen, dass Jesus der Herr der Herr-lichkeit ist. War Mose nicht deutlich genug? Hat Jesa-

ja nicht eindeutige Worte gefunden? Gab es nicht Hin-

weise und Zeichen, die man ebensowenig anzweifeln

konnte wie die Sonne am Firmament?

Trotzdem verwandelte der Heiland mit Konsequenz

und Geschicklichkeit in einen Milderungsgrund, was

keiner zu sein schien. Er formulierte es so: Vater, ver-gib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Wie wirkungsvoll mssen seine Bitten nun erst recht imHimmel sein! Denke nur nicht, dass seine Frbitte dort

weniger verstndnisvoll, eindrcklich und eindringlichist. Nein, Christi Herz ringt immer noch mit dem

ewigen Gott. Er ist kein verschlafener Rechtsanwalt.

Um Zions willen gibt er keine Ruhe, und um Jerusa-

lems willen gibt er nicht nach, bis ihre Gerechtigkeit

strahlend hervortritt und ihr Heil wie eine brennende

Lampe ist.Viertens ist zu bemerken, dass dieses Gebet auf die

Bestndigkeit, Beharrlichkeit und Dauer der Frspra-che Christi im Himmel schlieen lsst. Wie ich schonbemerkte: Wenn unser Heiland seine Frbitte htteunterbrechen wollen, dann in dem Augenblick, als man

ihn ans Kreuz schlug; als die Feinde an seiner gtt-


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lichen Person schuldig wurden. Aber die Snde ist nichtimstande, die Zunge unseres frbittenden Freundes zu

binden. Welch ein Trost! Du hast gesndigt, du hastGottes Geist betrbt, aber du kannst den Mund nichtzum Schweigen bringen, der fr dich gutspricht.Vielleicht hast du keine Frucht gebracht, mein Bru-

der. Wie ein erstorbener Baum msstest du abgeschla-gen werden. Aber deine Nutzlosigkeit lsst den Fr-

sprecher keinesfalls aufgeben; in diesem Augenblicktritt er dazwischen mit der Bitte: Herr, lass ihn nochdies Jahr (Lukas 13,8).

Snder, du hast Gott herausgefordert, indem duseine Gnade hartnckig zurckgewiesen und dichimmer mehr ins Bse hineingesteigert hast. Aber we-der Gotteslsterung noch Ungerechtigkeit, noch Un-treue werden Christus davon abhalten, selbst fr denbelsten Snder einzutreten. Christus lebt. Weil er lebt,legt er Frbitte ein. Solange es einen Snder auf Er-den gibt, der auf Rettung angewiesen ist, wird es ei-

nen Frsprecher im Himmel geben, der fr ihn ein-tritt. Dies sind nur einige zufllige Gedanken, aber siewerden hoffentlich helfen, dass du dir klar wirst berdas Frspracheamt des groen Hohenpriesters.

Das Gebet des Herrn auf Erden gleicht dem Gebet

im Himmel ferner durch seine Weisheit. Christus woll-

te erreichen, was der Klient am meisten ntig hat undwas ihm am besten dient: Vater, vergib ihnen. Daswar der entscheidende Punkt. Vor allem anderen be-

durften sie der Vergebung Gottes. Der Herr sagte nicht:

Vater, erleuchte sie, denn sie wissen nicht, was sie tun,denn bloe Einsicht htte ihr Gewissen in Qualen ge-strzt und sie selbst in die Hlle. Er rief: Vater, ver-


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gib. Die Tropfen kostbaren Blutes, die aus den Wun-den quollen, untersttzten die Bitte, und Gott erhrte

und vergab ohne jeden Zweifel. Die erste Gnade, aufdie Snder angewiesen sind, ist Vergebung der Sn-den. In seiner Weisheit bittet Christus um die Gabe,

die am vordringlichsten ist. So ist es auch im Himmel.

Der Herr bittet weise und klug. berlass es ihm; erwei, was er der gttlichen Hand abzubitten hat. Tritt

an den Stuhl der Gnade heran und breite deine Wn-sche aus, so gut du kannst. Hast du es getan, so sprich:

Mein Herr Jesus, erflle mir keinen Wunsch, der nichtdeinem Willen entspricht. Wenn ich nicht bedenke,

was ich wirklich brauche, so lsche die Bitte aus, denndu bist unendlich weiser als ich.

Es ist wundervoll, einen Freund beim Gericht zu

haben, der unsere Bittgesuche berarbeitet und in dieangemessene Form bringt, bevor sie dem groen K-nig vorgelegt werden. Ich bin davon berzeugt, dassvor Gott nur vollkommene Gebete gelangen. Vor den,

der unser aller Vater ist, kommt kein Gebet, das feh-lerhaft ist. Nichts fehlt, nichts muss ausradiert wer-

den. Das hat seinen Grund nicht darin, dass die Ge-

bete von vornherein vollkommen sind. Der Mittler

Jesus Christus vervollkommnet sie in seiner unbegrenz-

ten Weisheit, so dass sie, nach dem Wesen und Willen

Gottes geformt, vor den Gnadenthron gelangen. Gottwird nicht zgern, solche Gebete zu erhren.

Das Gebet unseres gekreuzigten Herrn gleicht der

Frsprache des Erhhten auch im Gewicht. Viele vondenen, fr die er betete, empfingen Vergebung. Weitdu noch, wie der Herr seinen Jngern befahl, seineZeugen zu sein zu Jerusalem und in ganz Juda und


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Samarien und bis an das Ende der Erde (Apostelge-schichte 1,8); wie am Pfingsttage Petrus mit den Elfen

sich erhob und die Menge beschuldigte, den Heilandgekreuzigt und gettet zu haben, und wie dann drei-tausend von ihnen, denen mit Recht die Kreuzigung

des Herrn vorgeworfen wurde, an ihn glubig und aufseinen Namen getauft wurden? Das war eineErhrungdes Gebets Jesu. Die Priester trugen die letzte Verant-

wortung fr den Mord an unserem Herrn, sie warenvor allem schuldig, und doch heit es: Es wurden auchviele Priester dem Glauben gehorsam (Apostelge-schichte 6,7). Das war eine weitereErhrung des Ge-betes.

Da alle Menschen im Zuge der Stellvertretung An-

teil haben am Tod Jesu, Heiden wie auch Juden, wur-

de das Evangelium zunchst den Juden verkndigt undkurze Zeit darauf auch den Heiden. Gleicht das Ge-

bet: Vater, vergib ihnen nicht einem Stein, der inden See geworfen wird? Zunchst bildet sich ein klei-

ner Kreis, dann ein grerer und so weiter, bisschlielich der ganze See bedeckt ist mit Wellenrin-gen. Dieses Gebet, hineingeworfen in die Welt, form-

te zunchst den kleinen Kreis jdischer Bekehrter unddann den greren Kreis aus Menschen des weitenRmischen Reiches. Heute erstreckt sich der Wir-

kungsbereich der Botschaft ber die ganze Erde, sodass Tausende und Abertausende gerettet werden durch

das Gewicht und die Bedeutung dieser einen Frbitte:Vater, vergib ihnen. Gewiss ist es so auch im Him-mel. Der Herr bittet niemals vergebens. Mit bluten-

den Hnden errang er den Sieg. Obwohl seine Feans Holz geheftet waren, ging er als Sieger hervor. Ver-


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lassen von Gott und verachtet vom Volk, setzte er sich

doch triumphierend mit seinen Bitten durch wie viel

mehr heute, wo die Krone sein Haupt bedeckt, seineHand das Weltzepter ergreift, seine Fe mit silbernenSandalen bekleidet sind und er zum Knig ber alleKnige und Herren erhoben ist.

Wenn Trnen und Geschrei, in Schwachheit hervor-gebracht, allmchtig waren, wie viel mchtiger muss sich

dann wenn eine Steigerung noch mglich ist diegeheiligte Autoritt, die Christus als der Auferstandenehat, erweisen, wenn er vor dem Thron des Vaters steht

und sich auf den Bund beruft, den der Vater mit ihm

gemacht hat. Ihr Glubigen, die ihr zittert und zagt,vertraut euch und eure Anliegen ihm an! Kommt hierher,

ihr Schuldbeladen, und bittet ihn, dass er euren Fall

bernehme! Die ihr nicht beten knnt, eilt herzu undbittet ihn, fr euch einzutreten! Ihr Mutlosen, kommtzu dem, der seine Verdienste zu euren Gebeten auf die

Waage legen wird, so dass sie den Ausschlag geben! Der

Herr wird eure Gebete erhren. Ich habe nun genugRaum geschaffen fr euer Nachdenken; darum wollenwir diesen Punkt jetzt verlassen.

Eine Dienstanweisung an die Gemeinde

Wie Christus einmal in der Welt war, so soll es heuteseine Gemeinde sein. Christus kam nicht in die Welt,

um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen; nicht

um sich hofieren zu lassen, sondern um Menschen zu

erretten. Seine Gemeinde wird, wenn sie ihren Dienst

recht versteht, wissen, dass sie nicht hier ist, um Reich-

tum und Ehre zu sammeln oder um sich Achtung und


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Sein Ruhm war es, dass er auf Ansehen und Wrdeverzichtete, und die Gemeinde wird ebenfalls ihren

Ruhm darin finden, dass sie darauf verzichtet und essich als eine Ehre anrechnet, die Ausgestoenen zu sam-meln und inmitten von Schmutz und Schlamm nach

den kostbaren Perlen zu suchen, fr die Jesus sein Blutvergoss. Seelen von der Hlle zu erretten und zu Gottzu fhren zur Hoffnung, zum Himmel das ist ihr

himmlischer Beruf. Dass sich die Gemeinden dessenimmer bewusst wren! Lasst ihr die Bischfe und diePrediger, lasst sie ihre Bischfe und Prediger unterstt-zen und lasst um Christi willen alles ordentlich und

anstndig zugehen, aber sorgt dafr, dass das Entschei-dende geschieht: die Bekehrung der Haltlosen, Unter-

richtung der Unwissenden, Hilfe fr die Armen, Auf-rechterhaltung des Rechts, berwindung des Unrechtsund Abwehr aller Gefahren fr Knigtum und Kroneunseres Herrn Jesus Christus.

Das Gebet Christi war auf ein groes geistliches Ziel

ausgerichtet. Nur das wird fr die Leute unter demKreuz erbeten, was ihre Seelen betrifft: Vater, vergibihnen. Ich meine, die Gemeinde tut gut daran, wennsie bedenkt, dass sie nicht mit Fleisch und Blut, mit

Frstentmern und Gewalten zu kmpfen hat, son-dern mit geistlicher Bosheit; dass sie nicht Stadtver-

waltungen untersttzen oder Tyranneien strzen, son-dern eine geistliche Herrschaft aufrichten soll, die die

Herzen fr Christus erobert und den Verstand unterden Befehl seiner Wahrheit bringt. Ich bin berzeugt,dass die Gemeinde es um so besser tut, je mehr sie sich

vor Gott! um Vergebung fr die Snder mht; jemehr sie sich Mhe gibt, durch ihr Leben und Gebet


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die Snder zu lehren, was Snde, Blut Christi, Him-mel und Hlle bedeuten.

Vorwrts, Brder, wie ein Mann, dass ihr die Ver-gebung der Snden ergrndet. Zgert nicht, bekmpftdas bel, das der Menschheit so zu schaffen macht.Sorgt fr Nchternheit, untersttzt die Erziehung, setzteuch fr kirchliche und politische Reformen ein, so-weit ihr Zeit und Kraft dazu habt aber die vornehmste

Aufgabe jedes christlichen Mannes und jeder christli-chen Frau ist auf Herz und Gewissen der Menschen

gerichtet. Lass dich nicht davon abbringen, die gttli-che Botschaft weiterzusagen, dass Gnade da ist fr je-den. Das ist deine erste und letzte Aufgabe. Sage den

Sndern, dass die Snde sie zugrunde richten wird,dass Christus allein die Snde berwinden kann. Lassdieses Gebet deine Leidenschaft werden: Vater, ver-gib ihnen! Vergib ihnen! Lass sie wissen, wie man Ver-

gebung empfngt. Lass mir gengen, dein Werkzeugzu sein und Snder auf den Weg der Vergebung zu

bringen, selbst die Schuldigsten unter ihnen. DasGebet unseres Heilands lehrt die Kirche, dass ihre

Mission und ihr Auftrag keine Grenzen hat. Christus

betete fr die Bsen, ich mchte sagen, fr die Aller-bsesten, fr die respektlose Rotte, die sich um seinKreuz drngte. Er betete fr die Unwissenden. Sagte

er nicht: Sie wissen nicht, was sie tun? Er betete frseine Verfolger. Wer ihm am feindseligsten gegenber-stand, lag ihm am meisten am Herzen. Gemeinde

Gottes, deine Sendung gilt nicht den wenigen achtba-

ren Persnlichkeiten, die sich um ihren Prediger scha-ren und tief beeindruckt seinen Worten lauschen. Dein

Auftrag gilt nicht der Elite, den Auserwhlten, den


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Intellektuellen, die deine Worte kritisieren und jeden

Satz deines Vortrags auf die Goldwaage legen. Deine

Mission gilt nicht denen, die dir freundlich, grom-tig und herzlich begegnen jedenfalls nicht nur die-sen. Du hast vielmehr Dirnen, Dieben, Lsterern, Trun-kenbolden, sittlich Verkommenen und Haltlosen zu

dienen. Wenn niemand sich ihrer annimmt, die Ge-

meinde muss es tun. Wenn es Menschen gibt, fr die

sie zuerst betet, dann sind es diese, denen Gott seisgeklagt! in der Regel erst unser letzter Gedanke gilt.

Besonders gewissenhaft sollten wir uns um die Un-

wissenden bemhen. Es gengt nicht, dass unsere Pre-digt von denen verstanden wird, die eine gute Schul-

bildung empfangen haben. Der Prediger muss an die

denken, fr die die einfachste theologische Aussage sounverstndlich ist wie ein Satz in einer fremden Spra-che. Er muss sich in seiner Predigt auf das geringste

Verstndnis einstellen. Selbst wenn nur wenige Unbe-kehrte die Predigt aufsuchen, soll er sich alle Mhe

geben, sie mit der guten Botschaft bekannt zu machen.Er soll sie ntigen, die frohe Botschaft anzuhren. DasEvangelium gilt auch denen, die den Glauben ver-

folgen. Es richtet die Pfeile der Liebe gegen die Her-

zen der Feinde. Wenn wir jemand mit Vorrang zu Je-

sus fhren sollten, dann die, die der Botschaft fernste-

hen und ihr feindlich sind. Bete: Vater, vergib ihnen!Wenn du sonst keinem die Schuld vergibst, so lass es

dir doch gefallen, ihnen zu vergeben. Wenn du sonst

niemand verzeihst, so habe doch dein Wohlgefallen

daran, ihnen zu verzeihen!Auch sollte die Gemeinde ernst und entschlossen

sein, wie Christus es war. Dann wird sie bald erken-


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immer noch die Aufgabe der Gemeinde, sich um die

Errettung ihrer Mitmenschen zu kmmern. Wenn sie

nur dasteht und gafft, wie moderne Propheten es vonihr fordern; wenn sie ihre Mission aufgibt und auf-

geht in spekulativer Schriftauslegung, hat sie allen

Grund, die Ankunft ihres Herrn zu frchten. Wennsie aber ihrer Arbeit nachgeht; wenn sie unermdlichalles daransetzt, wertvolle Perlen fr ihren Herrn zu

suchen, braucht sie sich nicht zu schmen, falls derBrutigam kommt.

Dieses Kapitel ist viel zu kurz fr ein so umfassen-des Thema. Ich wnschte, meine Worte wren so lautwie der Donner, so durchschlagend wie der Blitz. Mit

Freuden wrde ich jeden Christen aufklren und be-geistern fr seine Aufgabe. Brder, ihr drft nicht euchselber leben! Spart, erzieht, baut und verdient euch

euren Lebensunterhalt! Wollt ihr aber Christus hn-lich sein wie ihr sein sollt, weil ihr erkauft seid mitseinem teuren Blut muss es euch um Greres gehn.

Fangt an und lebt fr andere; macht allen Menschen,mit denen ihr zusammenkommt, klar, dass Zweck und

Ziel eurer Existenz nicht ihr selber seid. Setzt euch frandere Menschen ein, damit durch euer Tun Gott ver-

herrlicht wird und Christus in euch sein Bild wieder-

erkennt und euch seine Zustimmung schenkt.

Zuletzt ein mahnendes Wort an die Unbekehrten

Lest bitte aufmerksam die folgenden Stze. Ich will sieso kurz und knapp wie mglich fassen. Einige von euchsind noch nicht errettet. Gewiss, manche unter euch

waren sehr unwissend. Als ihr sndigtet, wusstet ihr


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nicht, was ihr tatet. Ihr wusstet zwar, dass ihr Snderwart, aber ihr wart euch nicht klar ber die Tragweite

eurer Schuld. Ihr besucht noch nicht lange den Gottes-dienst. Ihr lest eure Bibel nicht. Ihr habt kein christli-

ches Elternhaus. Nun aber macht ihr euch Gedanken

wegen eurer Seele. Beachtet: Eure Unwissenheit ent-

schuldigt euch nicht, sonst wrde Christus nicht ge-sagt haben: Vergib ihnen. Auch die, die nicht wis-

sen, was sie tun, mssen Vergebung erlangen. Und dochlsst euch eure Unwissenheit ein wenig hoffen. Als ihrnoch unwissend wart, drckte Gott ein Auge zu. Nunaber gebietet er allen Menschen an allen Orten, Buezu tun. Darum bringt Frchte der Bue hervor! DerGott, den ihr in eurer Unwissenheit missachtet habt,

ist bereit, zu verzeihen und zu vergeben. Das ist das

Evangelium: Vertraue Jesus Christus, der fr die Schul-digen starb, und du wirst gerettet werden. Mge Gottdir in diesem Augenblick dazu verhelfen, und du wirst

ein neuer Mensch werden. Mit dir wird eine Vernde-

rung vor sich gehen, eine neue Geburt. Du wirst eineneue Schpfung in Christus Jesus sein.

Doch, meine Freunde, unter uns sind Menschen,

fr die konnte Christus nicht einmal dieses Gebet be-ten: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, wassie tun. Denn ihr wusstet, was ihr tatet. Jede Predigt

hrt ihr euch an, und jeder Eindruck, den das Evange-lium auf euren Verstand und auf euer Gewissen macht,

vergrert eure Verantwortung und nimmt euch eineMglichkeit mehr, euch damit zu entschuldigen, ihrhttet nicht gewusst, was ihr tatet. Ihr wisst, dass eshier die Welt und dort Christus gibt und dass ihr nicht

beides gleichzeitig haben knnt. Ihr wisst, dass es die


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Snde und Gott gibt und dass ihr nicht beiden gleich-zeitig dienen knnt. Ihr wisst von schndlichen Ver-

gngungen und von den Freuden des Himmels unddass ihr nicht beides gleichzeitig in Anspruch nehmenknnt. Gott schenke es, dass der Heilige Geist auch zueuch kommt und euch hilft, das zu whlen, was wahreWeisheit euch zu whlen rt. Heute entscheide dichfr Gott, fr Christus, fr den Himmel! Der Herr be-

stimme deinen Entschluss um seines Namens willen.Amen.


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Errettung

Der anderebeltter sprach: Jesus, gedenke an mich,wenn du in dein Reich kommst! Und Jesus sprach zuihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir imParadiese sein.

Lukas 23,24f.

Die Errettung des Verbrechers am Kreuz ist ein ste-

hendes Beispiel dafr, wie Christus retten kann undwie sehr er bereit ist, alle anzunehmen, die zu ihm

kommen, gleich in welcher Lage sie sich befinden. Ich

kann diesen Akt der Gnade nicht fr einen einmaligenVorfall halten, so wenig wie die Errettung des Zach-us, die Wiederannahme des Petrus oder die Berufung

des Saulus. Jede Bekehrung ist in gewissem Sinne ein-

malig; nicht zwei gleichen einander genau, und doch

ist jede Bekehrung vorbildlich fr wieder andere. DieBekehrung des Schchers am Kreuz gleicht der unsri-gen mehr, als sie sich von ihr unterscheidet. Man kann

sie eher fr typisch ansehen als fr einen einmaligen,unwiederholbaren Vorfall.

Beachte, dass unser Herr Jesus sich auf dem Tief-

punkt seines Lebens befand, als er den beltter erret-tete. Schon in Gethsemane, vor Kaiphas, Herodes und

Pilatus, war sein Ruhm fast verebbt, aber nun hatte er

den niedrigsten Stand erreicht. Seiner Kleider beraubt,

mit Ngeln ans Kreuz geschlagen, wurde unser Herrverspottet von einer respektlosen Menge, hing er da im

Todeskampf. Da galt von ihm: Er ist unter die belt-


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ter gerechnet (Markus 15,28; vgl. Jesaja 53,12). Er warzum Abschaum der Menschheit geworden. Dennoch

und ausgerechnet in dieser Lage vollbrachte er die er-staunliche Tat der Gnade. Schau dir dieses Wunder an,

das der Heiland zuwege brachte, beraubt all seiner Herr-

lichkeit und an der Schwelle des Todes dahngend alsein Schauspiel der Schande! Umso gewisser ist es, dass

er jetzt groe Wunder tun kann, nachdem er in seine

Herrlichkeit zurckgekehrt ist und auf dem Thron desLichtes sitzt. Daher kann er auch auf ewig selig ma-chen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt

immerdar und bittet fr sie (Hebrer 7,25). Wenn einsterbender Heiland einen Verbrecher retten konnte,

dann darf ich annehmen, dass er jetzt noch Grerestun kann, wo er lebt und regiert. Alle Gewalt ist ihm

gegeben im Himmel und auf Erden kann es etwasgeben, das die Kraft seiner Gnade bersteigt?

Es ist nicht nur die Schwche unseres Herrn, diedie Errettung des bufertigen Mrders so bemerkens-

wert machte, sondern vielmehr die Tatsache, dass dersterbende beltter es mit eigenen Augen sah. Kannstdu dich an seine Stelle versetzen und dir vorstellen,

wie du deine Blicke auf den Einen heftest, der im

Todeskampf am Kreuz hngt? Wre es dir unter die-sen Umstnden mglich zu glauben, dass er der Herr

der Herrlichkeit ist, der demnchst sein Reich ein-nimmt? Ein Glaube, der Jesus in einem solchen Mo-

ment fr den Herrn und Knig halten konnte, warkein geringer Glaube. Wenn der Apostel Paulus hier

wre und dem elften Kapitel des Hebrer-Briefes ein weiteres hinzufgen wollte, dann wrde er die Listeder Beispiele fr bemerkenswerten Glauben sicherlich


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mit diesem Verbrecher beginnen, der an einen gekreu-

zigten, verspotteten und sterbenden Christus glaubte

und ihn um Hilfe bat, in der Voraussicht, dass er seineHerrschaft bald antreten wrde. Der Glaube des Ver-brechers am Kreuz war umso erstaunlicher, als dersel-

be groe Schmerzen erlitt und den nahen Tod vorAugen hatte. Es ist nicht leicht, Vertrauen zu bewah-

ren, wenn Todesangst uns qult. Gelegentlich erleb-

ten wir es selbst, dass krperliche Schmerzen unserDenken verdunkelten. Wenn wir akuten Schmerzen

unterworfen sind, fllt es uns schwer, den Glauben zubeweisen, den wir sonst zu haben meinen. Doch die-

ser Mann am Kreuz glaubte an das ewige Leben, ob-

wohl er litt und sah, in welch erbrmlichem Zustandder Heiland war. Darin zeigte sich ein Glaube, wie man

ihn selten erlebt.

Denke daran, dass unser Herr von Spttern umge-ben war. Es ist leicht, mit dem Strom zu schwimmen,

aber schwer, dagegen anzugehen. Der Verbrecher am

Kreuz hrte mit an, wie die Priester in ihrem Hoch-mut den Herrn verlachten, und sah, wie die Volks-

menge bereitwillig mit einstimmte. Sein Gefhrte, derneben ihm am Kreuz hing, lie sich vom Geist dieserStunde anstecken und hhnte ebenfalls, und vielleichttat unser Freund zunchst nichts anderes. Aber durch

die Gnade Gottes wurde er verwandelt. Im Rachendes Todes und der Verachtung glaubte er an den Herrn

Jesus. Sein Glaube hing nicht von den Umstnden ab;er, der sterbende Verbrecher, machte sein Vertrauen

fest. Wie ein hochaufragender Fels im tosenden Was-

ser bezeugte er die Unschuld des Christus, den andere

verlsterten. Sein Glaube ist es wert, dass wir ihn nach-


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ahmen. Der Verbrecher konnte kein Glied frei bewe-

gen auer seiner Zunge. Er gebrauchte dieses Glied

mit Bedacht, um seinen Gefhrten zurechtzuweisenund seinen Herrn zu verteidigen. Im Glauben brachteer es zu einem tapferen Zeugnis und khnen Bekennt-nis. Mir geht es jetzt nicht darum, den Verbrecher oder

seinen Glauben zu loben; ich mchte die Herrlichkeitder gttlichen Gnade herausstellen, die dem Verbrecher

solchen Glauben gab und ihn aus freien Stcken er-rettete. Mir liegt daran zu zeigen, wie herrlich der

Heiland ist, der fr alle Zeiten errettet; der einen sol-chen Menschen in einem solchen Augenblick retten,

ihm einen solchen Glauben geben und ihn vollkom-

men und ohne Verzug vorbereiten konnte fr das ewi-ge Heil. Schau dir die Kraft des Geistes Gottes an, der

aus einem so ungeeigneten Boden und bei einem so

unzutrglichen Klima einen solchen Glauben hervor-bringen kann!

Wir wollen uns dem eigentlichen Anliegen unserer

Predigt zuwenden: Gib Acht auf den Mann, der derletzte Gefhrte unseres Herrn auf Erden war; denkedaran, dass dieser Mann auch der erste Gefhrte unse-res Herrn am Tor zum Paradiese war; hre, was unserHerr uns mit dieser Tat der Gnade sagen will.

Der Verbrecher am Kreuz war der letzte Gefhrteunseres Herrn auf Erden

Was fr eine armselige Begleitung suchte sich unserHerr auf Erden! Er whlte nicht die Gemeinschaft derfrommen Phariser oder der klugen Sadduzer, er warbekannt als der Freund der Zllner und Snder. Wie


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er tatschlich so etwas gewesen ist. Die Rebellen damalsverbanden Mord und Raub miteinander. Wahrschein-

lich war er ein Freibeuter gewesen, der die Waffen ge-gen die rmische Regierung erhob und Rebellion zumVorwand fr Mord und Plnderei nahm. Schlielichnahm man ihn fest und verurteilte ihn vor einem r-mischen Gericht zum Tode, das im Allgemeinen ge-

recht war, bestimmt in diesem Fall. Denn der Rebell

gab selber zu, dass man ihn zu Recht verurteilte. Die-ser Mann also, der am Kreuze hing und glaubte, war

ein berfhrter Verbrecher, der, nachdem er in derTodeszelle gelegen hatte, nun fr seine Verbrechen hin-gerichtet wurde. Der Mensch, dem sich unser Herr

zuletzt auf Erden beigesellte, war ein vom Gesetz ber-fhrter Missetter. Wie sehr liebte der Herr die schul-digen Menschen! Wie sehr beugte er sich zu dem Al-

lergeringsten herab!

An diesen unwrdigen Menschen richtete der Herrder Herrlichkeit unbertreffliche Worte der Gnade,

bevor er aus dem Leben schied; wundervolle Worte,die nicht berboten werden knnen, selbst wenn dudie ganze Schrift durchforschst: Heute wirst du mitmir im Paradiese sein! Ich nehme nicht an, dass einerder Leser rechtsgltig verurteilt ist oder unter Anklagesteht, weil er sich gegen Recht und Sitte vergangen

hat. Wenn es doch der Fall sein sollte, so mchte ichihn hiermit einladen, Vergebung und Erneuerung des

Herzens bei unserem Herrn Jesus Christus zu suchen.

Du darfst zu ihm kommen, wer du auch bist. Der Ver-

brecher am Kreuz tat es. Er hatte grte Schuld aufsich geladen und gab es zu. Er machte keine Ausflchte;er suchte kein Mntelchen, um seine Snde damit zu


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verbergen. Er befand sich in der Hand der Gerechtig-

keit; ihn erwartete der Tod, und doch glaubte er an

Jesus, schickte er ein demtiges Gebet zu ihm hinberund wurde auf der Stelle gerettet. Wie damals, so auchheute! Jesus rettet noch andere Menschen dieses Typs.

Darum lass es mich ganz deutlich machen, damit nie-

mand sich versieht: Keiner ist ausgeschlossen von der

grenzenlosen Barmherzigkeit Christi; die Gre der

Schuld spielt keine Rolle. Wenn du an Jesus glaubst,wird er dich retten.

Der Mann am Kreuz war nicht nur ein Snder, er war ein Mensch, der sich dessen eben erst bewusst

wurde. Ich nehme an, dass er vorher niemals ernstlich

an den Herrn Jesus gedacht hatte. Nach den Berich-

ten der anderen Evangelisten scheint er mit seinen

Gefhrten den Herrn verspottet zu haben. Falls er sel-ber keine Schmhworte gebrauchte, war er doch sosehr damit einverstanden, dass der Evangelist ihm nicht

unrecht tut, wenn er berichtet: Desgleichen schmh-

ten ihn auch die Mrder, die mit ihm gekreuzigt wa-ren (Matthus 27,44). Doch nun, urpltzlich, wachter auf zu der berzeugung, dass der Mensch, der ne-ben ihm auf den Tod wartet, mehr ist als ein Mensch.

Er liest die Tafel ber dem Haupt des andern undglaubt, dass es stimmt: Dies ist der Juden Knig (Lu-

kas 23,38). Vertrauensvoll wendet er sich an den Mes-sias, den er eben erst entdeckt hat, und liefert sich ihm

vllig aus. Lieber Leser, begreifst du jetzt, dass man indemselben Augenblick, wo man in Jesus den Christus

Gottes erkennt, getrost sein Vertrauen auf ihn setzen

und gerettet werden kann?

Ein Prediger, dessen Verkndigung theologisch


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Sie lebten bisher zgellos, ausschweifend und in denTag hinein. Nun beginnen sie zu spren, wie die

Feuerflammen des Gerichts ihrem Krper zusetzen. Siehaben bereits die Hlle auf Erden, den Vorgeschmackdes ewigen Gerichts. Gewissensbisse peinigen sie wie

Schlangenbisse, und ihr Puls jagt wie im Fieber. Sie

finden keine Ruhe; Tag und Nacht ngstigen und qu-len sie sich. Die Snde hat sie eingeholt und gestellt;

sie spren den festen Griff, der sie berfhrt. Der Mannam Kreuz befand sich in einer schrecklichen Lage; mit

ihm war es zumuersten gekommen; er hatte nichtmehr lange zu leben; die Kreuzigung musste zum Tode

fhren; nicht mehr lange, so wrde man ihm die Bei-ne brechen, um seiner kmmerlichen Existenz ein Endezu bereiten.

Der rmste! Er hatte nur noch wenige Augenbli-cke zu leben den kleinen Zeitraum zwischen Nach-mittag und Sonnenuntergang. Aber es war Zeit genug

fr den Heiland, der Macht hat, jederzeit zu erretten.

Manche von uns werden befrchten, dass der eine oderandere seine Entscheidung fr Christus aufschiebt,wenn wir dies allzu sehr betonen. Ich kann es nicht

ndern, wenn trichte Menschen leichtfertig mit der Wahrheit umspringen. Ich will trotzdem feststellen:

Wenn du in diesem Augenblick mit dem Tode ringst,

glaube an den Herrn Jesus Christus, und du wirst ge-rettet werden. Selbst fr den Fall, dass du pltzlich totumfallen solltest, wenn du jetzt an den Herrn Jesus

Christus glaubst, wirst du gerettet werden. Jetzt, auf

der Stelle! Whrend du auf Jesus blickst und ihm ver-traust, wird er dir ein neues Herz und einen neuen

Geist geben und deine Snden auslschen. Das ist die


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Herrlichkeit und der Ruhm der Gnade Christi. Wie

sehr wnsche ich, dass ich sie recht verkndigen kann!

Zuletzt sah man unseren Herrn in der Gemeinschafteines berfhrten Verbrechers. An ihn richtete er diegtigsten Worte. Kommt doch, die ihr schuldig ge-worden seid, er wird euch in Gnaden annehmen!

Noch einmal: Der Mann, den Christus zuletzt noch

errettete, konnte keine guten Werke mehr tun. Wre

die Errettung davon abhngig gewesen, so htte ihnnichts mehr retten knnen; mit Hnden und Fenwar er gebunden an den Todespfahl. Es war zu spt freine gute Tat. Er konnte gerade noch ein oder zwei

gute Worte hervorbringen; das war alles. Er konnte

keine Tat mehr tun. Wre die Rettung abhngig gewe-sen von einem ttigen und ntzlichen Leben, so wreer niemals gerettet worden. Auerdem war er ein Sn-der, der sich keiner langen Bue unterziehen konnte;denn er hatte ja nur noch kurze Zeit zu leben. Er konnte

sich keiner bitteren Reue ber Monate und Jahre mehr

hingeben, denn seine Zeit war bemessen nach kurzenAugenblicken; er stand bereits am Rande des Grabes.

Sein Ende war ihm schrecklich nahe, und doch konn-

te der Heiland ihn retten. Christus rettete ihn so voll-

kommen, dass er mit ihm im Paradiese war, bevor die

Sonne unterging.

Dieser Snder, den ich dir mit dsteren Farben vor Augen gemalt habe, glaubte an Jesus und bekannte

seinen Glauben. Er vertraute dem Herrn ohneEin-

schrnkung. Jesus war ein Mensch, und der Ruberrief ihn als Menschen an, aber er wusste zugleich, dass

er der Herr war, und er redete ihn darum an: Herr,gedenke an mich! Er hatte so groes Vertrauen zu Je-


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sus, dass er nur den einen Wunsch hatte, Jesus mgean ihn denken und sich seiner erinnern, sobald er in

sein Knigreich kme. Meine lieben Leser, das ist jadie Not vieler von euch, dass ihr zwar alles mglicheber den Herrn wisst und ihm doch nicht vertraut.Vertrauen bedeutet Rettung! Schon vor Jahren wart

ihr bereit, Jesus euer Vertrauen zu schenken, und jetzt

seid ihr immer noch nicht so weit. Der Verbrecher

zgerte keinen Augenblick. Er ergriffdie einzige Hoff-nung, die sich ihm bot. Er behielt die Erkenntnis, dass

der Mann neben ihm der Messias sei, nicht fr sichwie einen trockenen, toten Glauben, sondern verwan-

delte sie in Vertrauen und Gebet: (Herr) Jesus, ge-denke an mich, wenn du in dein Reich kommst! Dassdoch mit Hilfe seiner unerschpflichen Gnade vielevon euch in diesem Augenblick dem Herrn ihr Ver-

trauen schenkten! Du wirst gerettet werden, ich weies. Wenn du nicht gerettet wirst, obwohl du vertraut

hast, dann muss auch ich alle Hoffnung aufgeben. Dies

ist alles, was wir taten: Wir schauten und wir lebten.Wir leben weiter, weil wir auf den lebendigen Heiland

schauen. Schau doch auf Jesus, sobald du dir deiner

Snden bewusst wirst; vertraue ihm und finde Wortedes Vertrauens! Weil er der Herr ist zur Ehre Gottes

des Vaters, musst und wirst du gerettet werden.

Weil derrmste am Kreuz einen rettenden Glau-ben hatte, konnte er auch das demtige, aber zutreffen-de Gebet sprechen: (Herr) Jesus, gedenke an mich!Das scheint keine groe Bitte zu sein. Aber so, wie ersie verstand, waren darin alle Wnsche seines gengs-teten Herzens beschlossen. Als er an das Reich Gottes

dachte, gewann er so klare Vorstellungen von der


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verzweifelnden und mutlosen Menschen wie ich. Stn-dig schreiben Leute an mich, die vllig am Boden lie-

gen. Ich wei nicht recht warum. Ich bin nicht besondersbegabt zu trsten, aber ich stelle mich gerne auf die Trost-suchenden ein, und sie scheinen es zu wissen. Wie froh

bin ich, wenn ich miterleben kann, wie ein verzweifel-

ter Mensch Frieden findet! Wie sehr wnsche ich, dassjeder von euch, der verzweifelt ist, weil er keine Verge-

bung erlangt, zu meinem Herrn kommt, ihm vertrautund still wird! Hat Jesus nicht gesagt: Kommt her zumir alle, die ihr mhselig und beladen seid; ich will eucherquicken (Matthus 11,28)? Komm nur, versuche es,und alles wird gut sein!

Dieser Mensch war der erste Gefhrte unseres Herrn ander Pforte des Paradieses

Ich habe nicht die Absicht, darber zu spekulieren,wohin unser Herr ging, als er den Leib verlie. Nach

bestimmten Schriftstellen scheint er in die unteren Orteder Erde hinabgestiegen zu sein, um alles zu erfllen.Aber er durchquerte den Bereich des Todes sehr rasch.

Wie wir wissen, starb er etwa eine oder zwei Stunden

vor dem Verbrecher zu seiner Rechten. Whrend die-ser kurzen Zeitspanne zuckte der Blitz der ewigen

Herrlichkeit durch die Finsternis der Unterwelt undleuchtete genau in dem Augenblick vor dem Paradiese

auf, als der Verbrecher, dem Vergebung geschenkt war,

die ewige Welt betrat. Wer ist es, der das Perlentor im

gleichen Augenblick betritt wie der Knig der Herr-lichkeit? Wer ist dieser Lieblingsgefhrte des Erlsers?Ist es ein hochgepriesener Mrtyrer? Oder ein glau-


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bensstarker Apostel? Handelt es sich um einen Patri-

archen wie Abraham oder um einen Knig wie David?

Nein, um keinen von diesen! Der gemeinsam mit demKnig der Herrlichkeit durchs Tor des Paradiesesschreitet, ist ein Verbrecher, der, schon im Bereich des

Todes, gerettet wurde. Seine Errettung war keine Klei-

nigkeit. Seine Aufnahme in die Seligkeit war glnzend.Wahrhaftig, die Letzten werden die Ersten sein!

An diesem Punkt mchte ich dich darauf aufmerk-sam machen, wie sehr sich unser Herr bei seiner Wahl

herablie. Der Begleiter des Herrn der Herrlichkeit,dem der Cherub mit dem Flammenschwert den Weg

ins Paradies freigibt, ist kein berhmter Mann, son-dern ein jungbekehrter beltter. Warum das? Ichglaube, der Heiland nahm ausgerechnet ihn mit sich,

um anzuzeigen, was er vorhatte. Mir scheint, er wollte

den himmlischen Mchten ankndigen: Ich bringeeinen Snder mit, er ist ein Beispiel fr alle brigen.

Hast du schon einmal die Geschichte von dem

Mann gehrt, der sich im Traum drauen vor demTor des Himmels befand und sah, wie eine Gruppe

ehrwrdiger Menschen sich unter den Klngen festli-cher Musik auf dem Weg zur Verherrlichung befand?

Sie durchschritten das Himmelsportal, und dort

empfingen sie lauter Jubel und Hochrufe. Auf seine

Frage: Wer sind diese? wurde ihm bedeutet, es han-dele sich um die frommen Begleiter der Propheten.

Da seufzte der Trumende: O weh! Ich gehre nichtzu ihnen. Er wartete eine Weile, und eine andereGruppe leuchtender Gestalten nherte sich, dieebenfalls unter lauten Halleluja-Rufen den Himmel

betrat. Als der Mann vor dem Tor fragte: Wer sind


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diese, woher kommen sie?, lautete die Antwort: Dassind die ruhmreichen Begleiter der Apostel. Wieder

seufzte er und sagte: Ich kann mich ihnen nicht an-schlieen. Dann kam eine neue Gruppe von Men-schen in weien Kleidern, die Palmen in ihren Hn-den trugen und unter groem Beifall in die goldeneStadt einzogen. Der Mann erfuhr nun, dass es sich um

die edle Schar der Mrtyrer handelte. Wiederum weinte

und klagte: Ich kann mich ihnen nicht anschlieen.Schlielich hrte er lautes Stimmengewirr. Er sah einegroe Menge Menschen herannahen, und darunterentdeckte er Rahab und Maria Magdalena, David und

Petrus, Manasse und Saul von Tarsus und vor allemden Verbrecher, der zur rechten Hand Jesu am Kreuz

gestorben war. Diese alle betraten nun die Himmels-

pforte eine seltsam bunte Schar! Eifrig erkundigtesich der Mann: Wer sind diese? Man antwortete ihm:Das ist die groe Schar der Snder, die aus Gnadengerettet wurden. Da wurde er ber die Maen froh

und rief aus: Ihnen darf ich mich anschlieen.Immerhin, er glaubte nicht, dass Hochrufe sie emp-

fangen wrden und dass sie den Himmel unter Ge-sang betreten drften. Stattdessen erhob sich ein sie-benfaches Halleluja zum Preise des Herrn der Liebe.

Denn es herrscht Freude vor den Engeln Gottes ber

einen Snder, der Bue tut (Lukas 15,10).Ich lade jeden ein, der keine Mglichkeit hat, Chris-

tus zu dienen oder fr ihn zu leiden, trotzdem heran-zutreten mit den anderen glubigen Sndern; Jesusffnet uns die Tr.

Beachte, wie gesegnet der Ort ist, zu dem der Herr

die Bufertigen ruft. Jesus sprach zu ihm: Heute wirst


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du mit mir im Paradiese sein. Paradies bedeutet Gar-ten, ein wunderschner Garten voller Wohlgerche. Der

Garten Eden ist ein Vorbild fr den Himmel. Wir wis-sen, dass hier mit dem Paradies der Himmel gemeintist. Der Apostel Paulus spricht einmal von einem Men-

schen, der ins Paradies entrckt wurde, und bezeichnetes kurz vorher als den dritten Himmel (vgl. 2. Kor.

12,4.2). Unser Heiland nahm den sterbenden Verbre-

cher mit sich in das Paradies unerschpflicher Kstlich-keiten. Das ist der Ort, wohin er alle Snder, die an ihnglauben, fhren mchte. Wenn wir ihm vertrauen, wer-den wir einmal mit ihm im Paradiese sein.

Die nchste Aussage ist noch kstlicher. Was ist dasfr eine erlauchte Gesellschaft, in die dieser Sndereingefhrt wird! Heute wirst du mit mir im Paradiesesein. Falls der Herr gesagt htte: Heute wirst du beimir sein, htte es keines weiteren Wortes bedurft; dennwo der Herr ist, da ist fr uns Himmel. Er fgte dasWort Paradies hinzu, weil niemand sich denken

konnte, wohin er ging. Denke daran, du verunstalteteSeele, du sollst fr alle Zeiten bei dem wohnen, derder Inbegriffaller Schnheit ist. Du Armer und Be-drftiger, du sollst bei ihm sein in seiner Herrlichkeit,in seiner Seligkeit, in seiner Vollkommenheit. Wo er

ist und wie er ist, sollst du sein. Der Herr sieht deine

Trnen und ruft dir zu: Snder, du sollst eines Tagesbei mir sein. Ich denke, du wirst antworten: Herr,das ist zu viel Seligkeit fr einen Snder wie mich. Eraber antwortet: Ich habe dich je und je geliebt; da-rum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Gte(Jeremia 31,3).

Der Text legt Wert auf das Tempo dieses Vorgangs.


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Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir imParadiese sein. Heute! Du sollst nicht endlose Zeiten

im Fegefeuer verbringen oder jahrelang in der Vorhl-le schlummern; du wirst sofort bereit sein fr die Se-ligkeit, du sollst sogleich an ihrer Freude teilhaben.

Der Snder lag vor dem Tor der Hlle, aber die all-mchtige Gnade hob ihn auf, und der Herr sprach:Heute wirst du mit mir im Paradiese sein. Was fr

ein Wechsel vom Kreuz zur Krone, von der Angst undPein Golgathas zur Herrlichkeit des neuen Jerusalems!

In diesen wenigen Stunden wurde der Bettler aus dem

Straenkot unter die Prinzen versetzt. Heute wirst dumit mir im Paradiese sein. Kannst du eine so totaleVerwandlung begreifen: Vom Ekel erregenden, schuld-

beladenen Snder, der sich in der Mittagssonne qul-te, zu einem begnadigten Snder im Paradiese Gottes,bekleidet mit einem fleckenlosen, weien Gewand undangenommen im Namen des geliebten Sohnes, als die

Sonne unterging? Herrlicher Retter, welche Wunder

vollbringst du! Wie rasch tust du solches!Ferner achte auf die majesttische Gre der Gna-

de des Herrn in unserem Abschnitt. Der Heiland sag-

te zu seinem Gefhrten: Wahrlich, ich sage dir: Heu-te wirst du mit mir im Paradiese sein. Unser Herrbegrndet die Rettung dieses beltters mit seinem

eignen Willen. Ich sage! Es ist der, der ein Recht hat,so zu sprechen. Es ist der, der Erbarmen und Mitleid

hat, mit wem er will. Wie ein Knig spricht er: Wahr-lich, ich sage dir. Sind das nicht knigliche Worte?Der Herr ist ein Knig, dessen Worte etwas gelten.Keiner kann ihm widersprechen. Er, der die Schlsselder Hlle und des Todes in der Hand hlt, spricht:


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Ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiesesein. Wer wird sich der Erfllung seines Wortes wi-

dersetzen knnen?Achte auf die Gewissheit der Zusage. Er sagt: Wahr-lich. Unser hochgelobter Herr nahm in diesem Au-genblick, als er sein Angesicht unter Schmerzen dem

Bekehrten zuwandte, wieder die majesttische Art an,fr die er bekannt war. Er pflegte seine Reden und

Predigten mit einem Wahrlich, wahrlich, ich sage direinzuleiten, und nun, da er starb, gebrauchte er

wiederum die von ihm bevorzugte Redewendung und

sprach: Wahrlich. Unser Herr tat keinen Schwur,seine strkste Zusage lautete: Wahrlich, wahrlich. Umdem Bufertigen vllige Gewissheit zu verschaffen,spricht er: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mitmir im Paradiese sein. Damit hatte der Verbrecheram Kreuz die absolute und nicht wegzudiskutierende

Versicherung, dass er, obwohl er sterben musste, den-

noch leben und sich selbst wiederfinden wrde im

Paradies bei seinem Herrn.Ich habe dir gezeigt, wie unser Herr das Perlentor

in der Gemeinschaft dessen durchschritt, fr den ersich selber verpfndet hatte. Warum sollten nicht auchdu und ich, wenn unsere Zeit gekommen ist, das Per-

lentor passieren, angetan mit Christi Verdienst, gewa-

schen in Jesu Blut, geborgen in des Herrn Allmacht?Eines Tages werden Engel auch von uns sagen: Werist die, die heraufsteigt von der Wste und lehnt sichauf ihren Freund? (Hohelied 8,5). Die Engel in ih-rem Glanz werden erstaunt sein, wenn sie uns kom-

men sehen. Wenn du bis zu diesem Augenblick ein

Leben der Snde gefhrt hast und nun bereust und


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zum Himmel eingehst, wie wird man dann in allen

goldenen Gassen staunen, dass du berhaupt gekom-

men bist! In der alten Kirche der ersten Jahrhundertegeschah es, dass ein gewisser Marcus Gaius Victorinus

sich bekehrte. Weil er in Snden alt geworden war,glaubten der Gemeindeleiter und die Gemeinde nicht

an die Echtheit der Umkehr. Doch der alte Mann stellte

praktisch unter Beweis, dass er durch Gottes Gnade

ein neuer Mensch geworden war. Da freute sich dieGemeinde, und manch einer rief: Victorinus ist einChrist geworden! Dass doch auch einige von euchgroen Sndern gerettet wrden! Wie sehr wrden wiruns darber freuen. Warum auch nicht? Wrdedadurch nicht Gott verherrlicht? Die Errettung des

berfhrten Straenrubers am Kreuz machte dieGnade des Herrn bis auf den heutigen Tag berhmt.Wrde das in deinem Fall nicht auch so sein? Wrdendie Heiligen nicht rufen: Halleluja, Halleluja!, wennsie hren, dass einige unter euch sich von der Finster-

nis zum wunderbaren Licht bekehrt haben? Glaubean Jesu, so geschiehts!

Was uns der Herr damit sagen mchte

Der Teufel will uns eine kleine Predigt halten. Er will

die Kanzel besteigen und zu dir reden, aber es darfihm nicht erlaubt werden. Hinweg, du Betrger! Dochsollte es mich nicht wundern, wenn er nicht nach dem

Gottesdienst einige von euch dazu brchte, seinenEinflsterungen Gehr zu schenken: Du siehst also,du kannst noch im allerletzten Augenblick gerettet wer-

den. Wozu jetzt schon Reue und Glauben; dir kann ja


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auswirkt: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.In dem Augenblick, wo der Verbrecher zur Rechten

Christi glaubte, besttigte Christus auch schon seinenGlauben und versprach ihm seine immerwhrendeGemeinschaft in der Herrlichkeit. Liebes Herz, wenn

du glaubst, dann wirst du noch in diesem Augenblick

gerettet werden. Gott gebe es, dass du durch seine rei-

che Gnade gerettet wirst, jetzt, auf der Stelle, hier!

Das nchste, worauf wir achten, ist die Nhe derEwigkeit. Denke einen Augenblick nach. Himmel und

Hlle sind nicht fern. Du kannst im Himmel sein, be-vor deine Uhr zum nchsten Mal tickt so nah ist er.Knnten wir doch den Vorhang ein wenig heben, deruns von der unsichtbaren Welt trennt! Wie nah ist uns

die jenseitige Welt! Heute, sagte der Herr sptestensin drei Stunden wirst du mit mir im Paradiese sein.So nah! Ein Staatsmann prgte den Ausdruckin mess-barem Abstand oder wie wir sagen wrden: in Reich-weite. Wir alle sind in Reichweite, in messbarem Ab-

stand von Himmel und Hlle. Falls es Schwierigkeitenmachen sollte, den Abstand zu messen, so wegen seiner

Krze und nicht wegen seiner Lnge!Dass wir doch solche Dinge nicht auf die leichte

Schulter nhmen, weil sie uns abwegig erscheinen. Wirsollten sie ernst nehmen, weil sie so beraus aktuell

sind! In diesem Augenblick knnen wir den Realit-ten von Himmel und Hlle begegnen. Es ist in unse-rer groen Gemeinde schon hufig vorgekommen, dasseiner der Gottesdienstbesucher starb, bevor es wieder

Sonntag war. Das kann auch in dieser Woche gesche-

hen. Denke daran und stelle dich den ewigen Dingen,

die so nahe sind.


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Wisse ferner, du bist fr den Himmel bereit, wenndu an Jesus glaubst. Vielleicht sollst du noch zwanzig,

dreiig oder vierzig Jahre auf Erden leben, um Chris-tus zu verherrlichen. Dann sei dankbar dafr. Solltestdu auch die nchste Stunde nicht mehr berleben, sondert das nichts daran, dass der, der an den SohnGottes glaubt, in den Himmel eingeht. Falls der Glau-

be nicht gengt, um uns bereit zu machen fr die

Ewigkeit, htte Gott den Mrder am Kreuz noch eineWeile lnger auf Erden behalten. Aber nein, am Mor-gen des Hinrichtungstages befand er sich im Zustand

des natrlichen Menschen, der verlorengeht, am Nach-mittag ging er ein in den Stand der Gnade, und als die

Sonne unterging, war er schon in der Herrlichkeit! Die

Frage lautet niemals, ob Gott eine Bekehrung auf dem

Totenbett anerkennt,fallssie aufrichtig ist; die Frage

muss lauten: Istsie aufrichtig? Ist das der Fall, so mag

der Mensch fnf Minuten nach dem ersten Akt desGlaubens sterben, und er ist ebenso gerettet, als ob er

dem Herrn fnfzig Jahre gedient htte. Ist dein Glau-be echt, so kannst du einen Moment, nachdem du an

Christus glubig geworden bist, sterben, und du wirstzum Paradies zugelassen; selbst dann, wenn es dir nicht

vergnnt war, gute Werke zu tun oder andere Beweiseder Gnade zu erbringen. Er, der in den Herzen zu le-

sen versteht, kann auch deinen Glauben lesen, der aufdie fleischerne Tafel des Herzens geschrieben ist; er wird

dich um Jesu Christi willen annehmen, auch wenn das

menschliche Auge keinen Akt der Gnade wahrnimmt.

Ich schliee und wiederhole noch einmal: Dies istkein Ausnahmefall! Mit dieser Feststellung begann ich,

mit ihr mchte ich schlieen. So mancher halbherzige


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Handelte es sich um eine Ausnahme, so wrdeGottes Wort es nicht berichten. Niemand wird ber

sein Vorhaben in der Zeitung berichten, wenn er be-frchtet, dass die Notiz Erwartungen wecken knnte,die er doch nicht befriedigen kann. Der Heiland lieber dieses Wunder in der Zeitung des Evangeliumsberichten, weil er die Absicht hat, es tglich zu wie-derholen. Das Beispiel soll gelten, darum macht er alle

darauf aufmerksam. Er kann den Elendesten retten,denn er rettete den sterbenden Verbrecher am Kreuz.

Dieser Fall wrde gar nicht erst hervorgehoben wer-den, wenn damit Hoffnungen geweckt werden knn-ten, die er doch nicht erfllen kann. Alles, was vorZeiten niedergeschrieben wurde, ist geschrieben, da-

mit wir daraus lernen, und nicht, damit wir enttuschtwerden. Darum bitte ich euch, sofern ihr dem Herrn

Jesus noch kein Vertrauen geschenkt habt, kommt doch

und vertraut ihm jetzt. Schenkt ihm euer ganzes Ver-

trauen! Vertraut nur ihm, vertraut ihm jetzt sofort!


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Liebe

Es stand aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner

Mutter Schwester, Maria, des Kleopas Frau, und Maria

Magdalena. Da nun Jesus seine Mutter sah und den Jn-ger dabeistehen, den er lieb hatte, spricht er zu seiner

Mutter: Weib, siehe, das ist dein Sohn! Danach sprichter zu seinem Jnger: Siehe, das ist deine Mutter! Undvon der Stunde an nahm sie der Jnger zu sich.

Johannes 19,25-27

Frauen waren die Letzten am Kreuz und die Ersten

am Grabe. Kein Frauenmund verleugnete den Herrn.

Keine Frauenhand schlug ihn. Aber Frauen vergos-sen bittere Trnen um ihn. Sie blickten zu ihm empor,mitleidig, erschrocken, liebevoll. Gott segne die Mari-

as! Wenn wir so viele von ihnen unter dem Kreuz se-

hen, dann drngt es uns, den Namen Maria zu ehren.Was fr ein trauriger Anblick! Nun erfllte sich das

Wort des Simeon: Siehe, dieser wird gesetzt zum Fallund Auferstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen,

dem widersprochen wird und auch durch deine See-le wird ein Schwert dringen auf dass vieler Herzen

Gedanken offenbar werden (Lukas 2,34 f.). Dachteder Heiland, mit einem Seitenblick auf Johannes: Mut-

ter, du verlierst zwar einen Sohn, aber da drben stehtschon ein anderer, der statt meiner dein Sohn sein soll?

Jedenfalls sprach er: Weib, siehe, das ist dein Sohn!Und zu dem Jnger Johannes gewandt: Siehe, das

ist deine Mutter! Heit das nicht: Nimm sie als deine


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Mutter an; sei du an meiner Stelle ihr Sohn; sorge frsie, wie ich gesorgt habe? Wer Christus mehr als ande-

re liebt, erhlt den ehrenvollen Auftrag, fr die Ge-meinde und fr die Armen zu sorgen. Denke nie voneinem bedrftigen Verwandten oder Freund, von ei-ner Witwe oder einem Waisenkind: Sie belasten mich

zu sehr. Nein! Sage: Es ist mir eine Ehre; der Herr hatsie meiner Frsorge anvertraut.

So dachte Johannes. Lasst uns auch so denken! Je-sus erwhlte sich den Jnger, den er am meisten lieb-te, damit er fr Jesu Mutter sorgte. Heute noch er-whlt er sich Menschen, die ihn mehr als andere lie-ben, und bringt die Armen unter den Schutz ihrer Fl-gel. Nimm sie mit Freuden auf! Behandle sie gut!

Von der Stunde an nahm sie der Jnger zu sich.Hast du etwas anderes erwartet? Nein! Johannes liebte

seinen Herrn von ganzem Herzen.


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Angst

Um die neunte Stunde schrie Jesus laut und sprach: Eli,Eli, lama asabthani? das ist: Mein Gott, mein Gott,warum hast du mich verlassen?

Matthus 27,46

Von der sechsten Stunde an ward eine Finsternis berdas ganze Land bis zur neunten Stunde. Dieser Schreigeschah also aus dem Dunkeln heraus. Darum erwar-

te nicht, dass du jedes einzelne Wort begreifst, als kmees vom heiteren Himmel herab wie ein Strahl der Son-

ne der Gerechtigkeit. Es ist zwar Licht in dieser Aussa-

ge, strahlendes, flutendes Licht; aber es liegt darin auch

undurchdringliches Dunkel, vor dem die Seele zu Tode

erschrickt.

Damals befand sich unser Herr auf der finstersten

Wegstrecke. Stundenlang hatte er bereits die Weinkel-ter getreten. Das Werk war fast vollendet. Der Hhe-punkt seiner Schmerzen und Qualen war erreicht. Dies

ist sein Schmerzensschrei auf dem Tiefpunkt des

Elends: Mein Gott, mein Gott, warum hast du michverlassen? Ich kann mir nicht denken, dass die Ge-

schichte, oder auch die Ewigkeit, einen Satz aufzuwei-sen hat, der mehr erfllt wre von Schmerz und Angst.Wermut und Galle und alle Bitterkeit sind nichts da-

gegen. Hier blickst du in einen unergrndlichen Ab-grund. Wie du auch deine Augen anstrengst, dass sie

schier versagen bis zum Grund dringst du nicht vor.Er ist nicht auszumessen. Die Angst des Heilands um


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unsertwillen ist ebenso wenig zu messen und zu w-gen wie die Snde, die sie verursachte, oder die Liebe,

die sie durchstand. Wir wollen anbeten, wo wir nichtmehr begreifen knnen.

Hoffentlich hilft dieses Kapitel den Kindern Got-

tes, ein wenig besser ihre niemals endende Verpflich-

tung gegenber ihrem Erlser und Herrn zu verste-hen. Miss die Hhe seiner Liebe, wenn sie sich

berhaupt messen lsst, mit der Tiefe seines Schmer-zes, wenn das mglich ist. Sieh, um welchen Preis eruns erlst hat von dem Fluch des Gesetzes. Dann sagedir: Was fr Leute sollten wir doch sein! Wie viel Lie-be sollten wir dem entgegenbringen, der die schreck-

lichste Strafe erduldete, damit wir bewahrt bleiben vor

dem kommenden Zorn? Ich behaupte nicht, dass ich

in diese Tiefe vordringen kann. Ich will mich nur an

den uersten Rand des Abgrundes vorwagen und dichbitten, dort hinabzuschauen und den Geist Gottes zu

bitten, dass er deine Gedanken konzentriere auf die

Klage unseres sterbenden Herrn, die sich aus dem un-durchdringlichsten Dunkel erhebt: Mein Gott, meinGott, warum hast du mich verlassen?

Zunchst wollen wir darber nachdenken, was erlitt denn Gott hatte ihn verlassen. Dann beschfti-gen wir uns mit der Frage, warum er litt. Dieses Wort

warum ist der springende Punkt in unserem Text:Warum hast du mich verlassen? Drittens soll uns die Antwort beschftigen; das also, was sich aus seinemLeiden ergab. Die Antwort senkte sich still und sanft

in die Seele des Herrn, ohne auf Worte angewiesen zu

sein, denn er lie seine Angst und Pein hinter sich zu-rck mit dem triumphierenden Ruf: Es ist vollbracht!


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(Johannes 19,30). Sein Werk war vollendet. Dass er

die Verlassenheit ertrug, war ein wesentlicher Teil sei-

nes Werkes fr uns.

Lasst uns zunchst besehen, was unser Herr erlitt!

Gott hatte ihn verlassen! Seelenqualen sind schwerer

zu ertragen als krperliche Schmerzen. Du kannst all

deinen Mut zusammennehmen und die stechendenSchmerzen der Krankheit ertragen, solange der Geist

gesund und tapfer ist. Wenn aber die Seele in Mitlei-

denschaft gezogen ist, wenn der Geist krank wird vor

Angst, dann nimmt jeder Schmerz ins Ungemessene

zu, und es gibt nichts mehr, das Einhalt gebieten knn-te. Seelische Leiden sind die schlimmsten. Der Mensch

kann groe Niedergeschlagenheit ertragen, solange erwei, dass er sich an Gott wenden kann. Er ist nieder-gedrckt, aber nicht verzweifelt. Wie David wird ermit sich selbst zu Rate gehen und fragen: Was be-

trbst du dich, meine Seele, und bist so unruhig inmir? Harre auf Gott! denn ich werde ihm noch dan-

ken, dass er mir hilft mit seinem Angesicht (Psalm42,6.12; 43,5). Doch hat sich der Herr zurckgezogen,verdunkelt sich das trstliche Licht seiner Gegenwartauch nur fr eine kurze Stunde, so bricht in unserer

Brust ein Sturm los, der nur einem Vorspiel der Hllevergleichbar ist. Das ist die grte aller Lasten, die aufunser Herz drcken knnen. Das lie den Psalmistenbitten und flehen: Verbirg dein Antlitz nicht vor mirund verstoe nicht im Zorn deinen Knecht (Psalm27,9). Wir knnen ertragen, dass unser Krper blutet,ja, dass unser Geist verwundet ist, aber eine Seele, die


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sich von Gott verlassen wei, erleidet Unertrgliches.Wenn Gott sich zurckzieht und sein Angesicht ver-

birgt, wer kann in solcher Finsternis durchhalten?Dieser Notschrei aus dem Rachen der Hlle bezeich-

net den Hhepunkt des Leidens unseres Heilands. Erwar wirklich verlassen! Obwohl unser Herr in einem

anderen Zusammenhang sagen konnte: Ich bin nichtallein, denn der Vater ist bei mir (Johannes 16,32),

stimmt es doch zweifellos, dass der Vater ihn verlie.Nicht Mangel an Glauben lie ihn annehmen, was garnicht der Fall war. Unser Glaube versagt, und wir mei-

nen dann, Gott habe uns verlassen. Aber der Glaube

unseres Herrn geriet nicht fr einen Augenblick insSchwanken, denn zweimal rief er aus: Mein Gott!Was fr ein mchtiges, doppeltes Zufassen dieses Glau-bens, der kein Zaudern kennt! Der Herr scheint sagen

zu wollen: Obwohl du, Vater, mich verlassen hast,gebe ich dich doch nicht auf. Der Glaube triumphiert.Es gibt kein Anzeichen dafr, dass das Herz unseres

Herrn gegenber dem lebendigen Gott schwankte.Und doch, so stark sein Glaube auch war, er sprte,dass Gott ihm seine trstende Gemeinschaft entzogenhatte; er zitterte unter dieser schrecklichen Entblung.

Das war kein Wahn, hervorgerufen durch die

Schwche des Krpers; kein Delirium unter Fieber-

hitze, Niedergeschlagenheit oder angesichts des nahenTodes. Sein Geist war klar bis zum letzten Augenblick.

Unter Schmerzen, Blutverlust, Spott, Durst, Ver-

lassenheit seitens der Menschen, verzagte er doch nicht.

Er lie keine Klage laut werden ber Kreuz, Ngel undVerhhnung. In den Evangelien ist uns nur von einemSchrei Jesu aus Schwche berichtet: Mich drstet!


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(Johannes 19,28). All die Torturen, die man seinem

Krper zufgte, ertrug er schweigend. Doch als er von

Gott verlassen wurde, da brach er in den Ruf aus:Lama asabthani? Seine einzige Klage betraf seinenGott. Nicht: Warum hat Petrus mich verlassen?Nicht: Warum hat Judas mich verraten? Das bekm-merte ihn sehr, aber es war nicht sein grter Schmerz.Erst dieser Schlag presste die Klage aus ihm hervor:

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlas-sen? Es war kein Gespenst der Nacht, sondern wirkli-che Gottverlassenheit, die er beklagte.

Diese Verlassenheit ist etwas Besonderes. Es ist nicht

Gottes Art, seine Shne oder Knechte zu verlassen. DieHeiligen verspren Gottes Nhe, wenn sie in groerSchwche und unter heftigen Schmerzen sterben. Des-wegen drngt es sie zu singen: Und ob ich schon wan-derte im finsteren Tal, frchte ich kein Unglck, denndu bist bei mir, dein Stecken und Stab trsten mich(Psalm 23,4). Sterbende Heilige haben einen klaren

Blick fr den lebendigen Gott. Aus Erfahrung wissenwir, dass der Herr, wenn er gelegentlich auch fern zu

sein scheint, seinem Volke immer nahe ist im Tode

und im Feuerofen der Anfechtung.

Wir lesen nichts davon, dass Gott der Herr den drei

Mnnern erschien, bevor sie von Nebukadnezar in den

Feuerofen geworfen wurden; aber dann und dort be-gegnete er ihnen. Meine Lieben, es ist Gottes Wunsch

und Wille, engen Kontakt zu behalten mit seinem Volk

in der Versuchung. Dennoch verlie er seinen Sohn inder Stunde der Trbsal. Wie sind wir daran gewhnt,Gott bei seinen treuen Zeugen zu sehen, wenn sie bis

aufs Blut widerstehen! Lies im Buch der Mrtyrer! Es


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ist ganz gleich, ob du die Geschichte vergangener oder

der jngsten Verfolgungen studierst, all diese Begeben-

heiten und Erfahrungen stehen im hellen Licht offen-barer Gegenwart des Herrn bei seinen Zeugen.

Verga Gott der Herr jemals, einem Mrtyrer aufdem Scheiterhaufen seine Hilfe zu gewhren? bersaher schon einmal einen Zeugen auf dem Schafott? Die

Gemeinde hat es immer wieder bezeugt: Wenn der Herr

es auch zulie, dass die Heiligen dem Leibe nach litten,so half er doch ihrem Geist auf gttliche Weise, so dasssie glnzend berwanden und ihre Leiden wie leichte Anfechtungen ertrugen. In den Flammen des

Scheiterhaufens war keiner auf Rosen gebettet, aber die

Feuersglut verwandelte sich in einen Siegeswagen. Das

Schwert ist scharf, der Tod ist bitter, aber die Liebe zu

Christus ist s, und der Mrtyrertod bedeutet Herr-lichkeit. Nein, es ist nicht Gottes Art, seine Kmpfer imStich und auch nur das geringste seiner Kinder allein zu

lassen in der Stunde der Prfung.

Die Verlassenheit unseres Herrn war einmalig. Hattesein Vater ihn jemals zuvor allein gelassen? Lsst sichin den Evangelien ein anderes Beispiel dafr finden,dass der Sohn sich darber beklagte, dass der Vaterihn allein lie? Nein! Vielmehr: Ich wusste wohl, dassdu mich allezeit hrst (Johannes 11,42). Er lebte stn-

dig in Tuchfhlung mit Gott. Seine Gemeinschaft mitdem Vater war immer klar und wahr. Aber jetzt, zum

ersten Mal, ruft er aus: Warum hast du mich verlas-sen? Das lsst uns aufhorchen. Es ist ein Rtsel, dasnur der Hinweis auf seine Liebe und Selbsthingabe

fr uns lsen kann. Als Christus seinen Liebesplandurchfhrte, musste er durch dieses Leid, entrang sich


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Diesmal bekannte sich sein Vater nicht ffentlichzu ihm. Bei gewissen anderen Gelegenheiten hrte man

eine Stimme vom Himmel: Dies ist mein lieber Sohn,an welchem ich Wohlgefallen habe (Matthus 3,17).Jetzt aber, als ein solches Bekenntnis bitter ntig er-schien, herrschte absolutes Schweigen. Man hatte ihn

wie ein verfluchtes Etwas ans Kreuz gehngt. DennChristus hat uns erlst von dem Fluch des Gesetzes,

da er ward ein Fluch fr uns, denn es steht geschrie-ben: Verflucht ist jedermann, der am Holze hanget(Galater 3,13). Und der Herr, sein Gott, nahm sich

seiner nicht an! Wenn es der Wille des Vaters gewesen

wre, htte er ihm zwlf Legionen Engel schicken kn-nen. Aber nicht ein Engel erschien, als Christus den

Garten Gethsemane verlie. Seine Verchter konntenihm getrost ins Angesicht speien. Aber kein Seraph

war zur Stelle, um die unerhrte Tat zu rchen. Siekonnten ihn binden und auspeitschen. Aber kein Ver-

treter des himmlischen Heeres trat dazwischen, um den

Rcken Christi vor der Peitsche zu schtzen. Sie konn-ten ihn mit Ngeln ans Holz schlagen, ihn mit demKreuz aufrichten und dabei spotten. Aber keine Ko-

horte dienstbarer Geister eilte herbei, um den lrmen-den Haufen zurckzutreiben und den Frsten des Le-bens zu befreien. Nein, er war ganz offensichtlich ver-

lassen, geplagt und von Gott geschlagen und gemar-tert (Jesaja 53,4), ausgeliefert in die Hnde grausa-mer Menschen, die ihm ohne jede Hemmung bitters-

tes Leid zufgten. Mit Recht rief er aus: Mein Gott,mein Gott, warum hast du mich verlassen?

Doch war das noch nicht alles. Der Vater lie nun jenen heiligen Strom friedevoller Gemeinschaft und


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liebevollen Miteinanders versiegen, der bis zu diesem

Augenblick seinen Weg durch das Erdenleben des Soh-

nes genommen hatte. Hatte er nicht von sich gesagt:Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekom-men, dass ihr zerstreut werdet, ein jeglicher in das Sei-

ne, und mich allein lasset. Aber ich bin nicht allein,

denn der Vater ist bei mir (Johannes 16,32)? Das warsein stndiger Trost. Aber alle Trstung aus dieser

Quelle war nun versiegt. Der gttliche Geist stand sei-nem menschlichen Geist nicht mehr zur Seite. Keine

Mitteilungen der Liebe des Vaters ergossen sich in sein

Herz. Der gttliche Richter konnte dem kein Lchelnschenken, der die Snder vor den Schranken des Ge-richts vertrat. Aber wie ich schon sagte, der Glaube

verlie unseren Herrn nicht, denn er sagte: Mein Gott,mein Gott! Doch sein Herz erfuhr keine Unter-sttzung mehr, und kein Trost erhellte seinen Geist.

Ein Ausleger erklrt, dass Jesus den gttlichen Zornnicht zu spren bekam, sondern nur unter dem Ab-

bruch der gttlichen Gemeinschaft litt. Was ist da frein Unterschied? Ob Gott Wrme entzieht oder Klteverbreitet, es ist gleich. Der Sohn empfing kein L-cheln mehr. Es war ihm nicht mehr erlaubt, die NheGottes zu spren das bedeutete fr seinen empfind-samen Geist allerhchste Not.

Ein Heiliger berichtete einst, dass er in seiner Trb-sal von Gott wohl Notwendigkeiten, aber keine Lieb-lichkeiten empfangen habe. Unser Herr wurde desLetzten beraubt. Ihm fehlte das Licht, das das Dasein

lebenswert und das Leben hell macht. Wer wei, wases bedeutet, die Gewissheit der Gegenwart und Liebe

Gottes zu verlieren, der ahnt ein klein wenig von dem


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Leid und Schmerz des Heilands, der sich von seinem

Gott verlassen fhlte. Wenn ihm die Basis entzogen

wird, was kann der Gerechte tun? Fr unseren Herrnwar die Liebe des Vaters die Grundlage fr alles. Wennsie verlorenging, dann war alles verloren. Nichts blieb

in ihm, um ihn und ber ihm , wenn sein Gott, derGott, der sein ganzes Vertrauen hatte, sich von ihm

abwandte. Jawohl, Gott verlie unseren Heiland.

Von Gott verlassen zu sein, war fr Jesus in viel gr-erem Mae eine Quelle der Angst, als es fr uns seinwrde. Wie, fragst du, ist das mglich? MeineAntwort: Weil er vollkommen heilig war. Ein Bruchzwischen dem vollkommen heiligen Sohn und dem

dreimal heiligen Gott muss im hchsten Grade befrem-den, unnormal, verwirrend und schmerzhaft sein.

Wenn all die unter uns, die keinen Frieden mit Gott

haben, ihre Lage erkennen knnten, wrde Furcht sieschtteln. Wenn ihr, denen noch keine Vergebung ge-schenkt wurde, wsstet, wo ihr euch in diesem Au-

genblick befindet und was ihr in den Augen Gottesseid, ihr wrdet kein Lcheln mehr wagen, bis ihr mitGott vershnt seid. Wehe! Wir sind unempfindlich undverhrtet durch die Tuschung der Snde und erken-nen darum unsere wahre Lage nicht. Unser Herr aber

litt dermaen unter dem Verlassensein vom dreimal

heiligen Gott, weil er selber vollkommen heilig war.Ich erinnere ferner daran, dass unser hochgelobter

Herr in einer ungebrochenen Gemeinschaft mit Gott

gelebt hatte und dass darum Gottverlassenheit ein

bisher unbekannter Schmerz fr ihn war. Bis zu die-sem Augenblick hatte er nicht gewusst, was Dunkelheit

ist; sein ganzes Leben stand bis dahin vllig im Lichte


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Gottes. Bedenke doch, Kind Gottes: Wenn du immer

in ungebrochener Gemeinschaft mit Gott gelebt ht-

test und wenn jeder Tag gewissermaen ein Tag desHimmels auf Erden gewesen wre, wrde dich nichtder Schlag treffen, fndest du dich pltzlich in Finster-nis und Verlassenheit wieder? Wenn du dir vorstellen

kannst, was das fr einen vollkommenen Menschenbedeuten muss, dann ahnst du, wie viel schrecklicher

es fr den Hochgeliebten war. Seine Gemeinschaft mitGott war vollkommener als unsere, und sie erlitt

niemals eine Unterbrechung. Seine Gemeinschaft mit

dem Vater war so hoch, so tief und so umfassend wie

nur mglich was muss es fr ihn bedeutet haben, siezu verlieren? Uns entgehen nur wenige Tropfen, wenn

wir aus der frohen Erfahrung der himmlischen Ge-

meinschaft herausfallen, und doch wirkt dieser Ver-

lust schon tdlich. Aber fr unseren Herrn Jesus Chris-tus war es, als sei ein Meer ausgetrocknet ich meinedas Meer der Gemeinschaft mit dem unendlichen Gott.

Vergiss nicht, dass fr ihn die Trennung von Gotteine Katastrophe gewesen sein muss. Er war in jeder

Beziehung vollkommen und in allen Stcken vollkom-men eingestellt auf Gemeinschaft mit Gott. Ein Sn-der ist ganz auf Gott angewiesen, aber er wei es nicht.Darum sprt er nicht den Hunger und den Durst nach

Gott, der einen vollkommenen Menschen berkommt,wenn er um die Gemeinschaft mit Gott gebracht wird.

Dass er vollkommen ist, lsst dem Heiligen keine an-dere Wahl: Entweder lebt er in der Gemeinschaft mit

Gott, oder er ist hoffnungslos verlassen.

Stell dir einen Engel vor, der sich verirrt hat! Einen

Seraph, der seinen Gott verloren hat. Nimm an, dass

8/9/2019 Es Ist

Es Ist Vollbracht Bibel Jesus Gott eBook

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