Es muss nicht immer Stradivari sein - violin-assets.com€¦ · Antonio Stradivari. Und der...

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F ür seine geliebte „Lady Inchi- quin“ findet Frank Peter Zim- mermann blumige Worte. Sie sei „ein Teil seiner selbst“, schwärmt er. Diejenige, nach der er „lebenslang gesucht“ habe. Un- denkbar, wenn sie ihm jemand nähme. VON INGA MICHLER Doch genau das passierte im vergangenen Frühjahr. Die Finanzgesellschaft Porti- gon, Abwicklerin der West- deutschen Landesbank, entzweite die Liebe. Denn die Lady ist eine Violine, gefertigt im Jahr 1711 vom weltbe- rühmten Geigenbauer Antonio Stradivari. Und der Mozart-Virtuose Zimmermann spielte sie nur als Leihgabe. Nun wollten die Abwickler das Instrument verkaufen, ta- xierten seinen Wert auf jenseits der fünf Millionen Euro – unerreichbar für den verzweifelten Geiger. Eine wachsende Schar von Investoren aus aller Welt jedoch geht bei solchen Preisen mit. Denn in Zeiten von Finanz- krisen und Niedrigzinsen ist eine neue Anlageklasse in den Fokus gerückt: hochwertige Streichinstrumente von alten und neuen Meis- tern. Fachleute sprechen von beständigen Invest- ments, stellen sogar sat- te Wertzuwächse in Aussicht. Vieles spricht dafür, dass dies zumin- dest für die alten Meis- ter richtig ist. Dazu zählen etwa die Italie- ner Nicola Amati, Gui- seppe Guarneri und Matteo Gofriller – allen voran aber Antonio Stra- divari. Weltweit sind nur etwa 450 der in seiner Werkstatt in Cremona Anfang des 18. Jahrhun- derts gefertigten Violinen erhalten. Mehr als 300 davon hat der Deutsche Jost Thöne in einer achtbändigen Enzyklopädie doku- mentiert. Knappes Angebot plus wachsende Zahl von Interessenten gleich steigender Preis, lautet die einfache Rechnung. Sie geht of- fenbar auf, seit über 100 Jahren schon. Die beiden US-Forscher Ka- thryn Grady und Philip Margolis ha- ben im Zeitraum zwischen 1875 und 2012 die Käufe und Verkäufe von 320 alten italie- nischen Streichinstru- menten analy- siert. Die Wer- te bildeten sie in einem Index ab. Und der er- zielte eine jährli- che Durch- schnittsrendite von 3,3 Prozent. Das waren mehr als ande- re Kunstgegenstände (plus 2,3 Prozent) und so- gar mehr als zehnjährige US- vermittelt Instrumente an Nachwuchs- talente und bezahlt sogar die Kosten für die Versicherung, die etwa 0,5 Prozent des Wertes pro Jahr betragen können. Von der Partnerschaft können beide Seiten profitieren. Schafft es ein junges Talent zu größerer Prominenz, kann das Instrument dadurch sogar deutlich an Wert gewinnen. Als Geldanlage eigenen sich nach Meinung von Reister üb- rigens nicht nur alte Meis- ter mit Einstiegspreisen von etwa 80.000 Euro. Mit 25.000 bis 30.000 Euro sei man bei einer Geige eines zeitgenös- sischen Meisters dabei. Dazu zählt Reister et- wa die Italiener Fran- cesco Toto, Davide So- ra oder Alessandro Ci- ciliati. Entscheidend für den Preis sind handwerkliche Ausfüh- rung, die Liste der bishe- rigen Nutzer und, selbst- verständlich, der Klang des Instruments. Für Streichin- strumente als Geldanlage spricht, dass sie mobil sind und, anders als Kunst, unabhängig von Moden. Zudem wächst die Gruppe von potenziellen Käufern seit Jahren: Ne- ben Banken und Kulturorganisa- tionen treten vermögende Fa- milien und Privatpersonen aus Europa, aber immer häufiger auch aus Indien oder China. Problema- tisch allerdings ist, dass sich hochwertige Instrumente nicht spontan zu Geld ma- chen lassen. Oft dau- ert es Monate, bis ein passender Käufer ge- funden ist. Profis emp- fehlen Instrumente da- her eher als Beimi- schung in einem größe- ren Portfolio. Noch ei- nen Haken hat das In- vestment in ein Instru- ment. Viele Geigenbauer und Musiker sind überzeugt: Eine Vio- line muss gespielt werden, sonst verschlechtert sich ihr Klang. „Das Holz verlernt, zu schwingen“, er- klärt der Geigenbaumeister Dominik Wlk aus der traditio- nellen Münchener Werkstatt Erben. „Die Schwingungen kneten das Holz durch wie ein gu- ter Masseur die Muskeln.“ Die be- rühmte „Lady In- chiquin“ übri- gens wird künf- tig wieder ge- spielt – und zwar von ih- rem größten Verehrer. Das Land Nordrhein- Westfalen hat sie erwor- ben. Und die Kulturministe- rin Christina Kampmann ver- kündete Anfang Juni stolz: Frank Peter Zim- mermann bekommt sie zurück. . - l t DIE WELT MONTAG, 15. AUGUST 2016 Es muss nicht immer Stradivari sein In Zeiten von Krisen und Niedrigzinsen setzen immer mehr Anleger auf Streichinstrumente als Geldanlage Eine Violine aus dem Jahr 1715. Gebaut von dem italienischen Geigenbauer Antonio Stradivari (1644–1737) GETTY IMAGES/DEAGOSTINI Staatsanleihen (plus 2,4 Prozent). Be- sonders in den jüngsten Krisenjahren konnten die Instrumente überzeugen, hielten sich im Plus, während die Aktienindices ins Minus rutschten. Der Markt für Spitzenstreichinstru- mente scheint sogar anzuziehen. Für die Jahre 2000 bis 2008 verzeichnete die sogenannte Albert-Fuchs-Taxe für historische Violinen Durchschnitts- renditen von über neun Prozent. Die nächste dieser Publikationen, die peni- bel Verkäufe von namhaften Geigen- bauern auflistet, wird mit Spannung erwartet. Erst im Jahr 2011 machte die „Lady Blunt“ Schlagzeilen. Die Violine aus der Werkstatt Stradivaris wurde für umge- rechnet 11,6 Millionen Euro versteigert. Das gilt bis heute als der höchste Preis, der je für ein Musikinstrument erzielt wurde. Das Auktionshaus Sotheby’s woll- te diesen Rekord im Jahr 2014 brechen und rief 45 Millionen Dollar für die soge- nannte MacDonald-Bratsche auf. Für die- ses Stück aus dem Hause Stradivari konnte sich bisher kein Käufer finden. „Das ändert jedoch nichts am Trend hin zu hochwertigen Streichinstrumen- ten als Anlageklasse“, sagt Christian Reister. Er hat Anfang 2014 gemeinsam mit Jost Thöne die Firma Violin Assets gegründet, die Investoren Streichin- strumente als Wertanlage vermittelt. Gegen eine variable Handelsgebühr bie- tet sein Haus Wertgutachten – von Jah- resringanalysen bis hin zur Computer- tomografie von besonders teuren Stü- cken – und absolute Diskretion. „Wer eine Stradivari für Millionen verkauft, möchte seinen Namen nicht in der Zeitung lesen“, weiß der ehemali- ge Privatbanker Reister. Er möchte oft noch nicht einmal den Käufer kennen- lernen. Also treten Reister und Thöne als Mittler auf – zwischen Verkäufer und Käufer, aber auch zwischen Käufern und Musikern. Denn oft möchten Käu- fer nicht nur Geld anlegen, sondern auch kulturellen Nutzen stiften. Sie be- tätigen sich als Mäzene und verleihen ihre teuren Stücke an begabte Musiker. Auch die Deutsche Stiftung Musikleben

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Page 1: Es muss nicht immer Stradivari sein - violin-assets.com€¦ · Antonio Stradivari. Und der Mozart-Virtuose Zimmermann spielte sie nur als Leihgabe. Nun wollten die Abwickler das

F ür seine geliebte „Lady Inchi-quin“ findet Frank Peter Zim-mermann blumige Worte. Siesei „ein Teil seiner selbst“,schwärmt er. Diejenige, nach

der er „lebenslang gesucht“ habe. Un-denkbar, wenn sie ihm jemand nähme.

VON INGA MICHLER

Doch genau das passierte imvergangenen Frühjahr. Die

Finanzgesellschaft Porti-gon, Abwicklerin der West-deutschen Landesbank,entzweite die Liebe.Denn die Lady ist eineVioline, gefertigt imJahr 1711 vom weltbe-rühmten GeigenbauerAntonio Stradivari. Undder Mozart-VirtuoseZimmermann spielte sienur als Leihgabe. Nunwollten die Abwickler dasInstrument verkaufen, ta-xierten seinen Wert aufjenseits der fünf MillionenEuro – unerreichbar für denverzweifelten Geiger. Einewachsende Schar von Investorenaus aller Welt jedoch geht bei solchenPreisen mit. Denn in Zeiten von Finanz-krisen und Niedrigzinsen ist eine neue

Anlageklasse in den Fokus gerückt:hochwertige Streichinstrumente

von alten und neuen Meis-tern. Fachleute sprechen

von beständigen Invest-ments, stellen sogar sat-te Wertzuwächse inAussicht. Vieles sprichtdafür, dass dies zumin-dest für die alten Meis-ter richtig ist. Dazuzählen etwa die Italie-ner Nicola Amati, Gui-seppe Guarneri und

Matteo Gofriller – allenvoran aber Antonio Stra-

divari. Weltweit sind nuretwa 450 der in seinerWerkstatt in CremonaAnfang des 18. Jahrhun-

derts gefertigten Violinenerhalten. Mehr als 300 davon hatder Deutsche Jost Thöne in einerachtbändigen Enzyklopädie doku-mentiert. Knappes Angebot pluswachsende Zahl von Interessentengleich steigender Preis, lautet dieeinfache Rechnung. Sie geht of-

fenbar auf, seit über 100 Jahrenschon. Die beiden

US-Forscher Ka-thryn Grady undPhilip Margolis ha-

ben im Zeitraumzwischen 1875 und

2012 die Käufeund Verkäufe von320 alten italie-nischenStreichinstru-menten analy-siert. Die Wer-te bildeten siein einem Indexab. Und der er-

zielte eine jährli-che Durch-

schnittsrenditevon 3,3 Prozent. Das

waren mehr als ande-re Kunstgegenstände

(plus 2,3 Prozent) und so-gar mehr als zehnjährige US-

vermittelt Instrumente an Nachwuchs-talente und bezahlt sogar die Kosten fürdie Versicherung, die etwa 0,5 Prozentdes Wertes pro Jahr betragen können.Von der Partnerschaft können beideSeiten profitieren. Schafft es ein jungesTalent zu größerer Prominenz, kann das

Instrument dadurch sogar deutlichan Wert gewinnen.

Als Geldanlage eigenen sichnach Meinung von Reister üb-

rigens nicht nur alte Meis-ter mit Einstiegspreisen

von etwa 80.000 Euro.Mit 25.000 bis 30.000Euro sei man bei einerGeige eines zeitgenös-sischen Meisters dabei.Dazu zählt Reister et-wa die Italiener Fran-cesco Toto, Davide So-ra oder Alessandro Ci-ciliati. Entscheidendfür den Preis sind

handwerkliche Ausfüh-rung, die Liste der bishe-

rigen Nutzer und, selbst-verständlich, der Klang des

Instruments. Für Streichin-strumente als Geldanlage

spricht, dass sie mobil sind und,anders als Kunst, unabhängig von

Moden. Zudem wächst die Gruppe vonpotenziellen Käufern seit Jahren: Ne-ben Banken und Kulturorganisa-tionen treten vermögende Fa-milien und Privatpersonenaus Europa, aber immerhäufiger auch aus Indienoder China. Problema-tisch allerdings ist,dass sich hochwertigeInstrumente nichtspontan zu Geld ma-chen lassen. Oft dau-ert es Monate, bis einpassender Käufer ge-funden ist. Profis emp-fehlen Instrumente da-her eher als Beimi-schung in einem größe-ren Portfolio. Noch ei-nen Haken hat das In-vestment in ein Instru-ment. Viele Geigenbauer undMusiker sind überzeugt: Eine Vio-line muss gespielt werden, sonstverschlechtert sich ihr Klang. „DasHolz verlernt, zu schwingen“, er-klärt der GeigenbaumeisterDominik Wlk aus der traditio-nellen Münchener WerkstattErben. „Die Schwingungenkneten das Holzdurch wie ein gu-ter Masseur dieMuskeln.“ Die be-rühmte „Lady In-chiquin“ übri-gens wird künf-tig wieder ge-spielt – undzwar von ih-rem größtenVerehrer.Das LandNordrhein-Westfalenhat sie erwor-ben. Und dieKulturministe-rin ChristinaKampmann ver-kündete Anfang Junistolz: Frank Peter Zim-mermann bekommt siezurück.

HOCHSOMMERDiesel, Benzin undHeizöl wieder billigerAutofahrer und Heizölkunden inDeutschland und vielen anderen eu-ropäischen Ländern haben im Juliwieder stärker von den geringen Öl-preisen profitiert. Nachdem es in denvier Monaten zuvor Anstiege gegebenhatte, wurden Benzin, Diesel undHeizöl im Hochsommer erneut bil-liger. Dies geht aus Daten der Interna-tionalen Energieagentur (IEA) inParis hervor. Nach IEA-Angaben gingder Benzinpreis in der Bundesrepu-blik zwischen Juni und Juli noch ein-mal um 1,8 Prozent zurück, verglichenmit dem Vorjahresmonat lag das Minus bei 11,6 Prozent. DeutscherAuto-Diesel verbilligte sich der Orga-nisation zufolge leicht um 0,7 Pro-zent, im Juli 2015 war er noch 8,5 Pro-zent teurer. Am stärksten war derRückgang beim Heizöl – sowohl zumJuni dieses Jahres (-2,5 Prozent) alsauch zum Juli des vergangenen Jahres(-16,7 Prozent). Vor allem Energiedämpfte abermals die Inflation inDeutschland.

EIGENBEDARFWiderspruch für Mieterim Härtefall möglichMieter dürfen einer Kündigung wegenEigenbedarf unter bestimmten Vo-raussetzungen widersprechen. Dasgilt insbesondere, wenn sie alt oderschwer krank sind und somit der Aus-zug für sie eine besondere Härte dar-stellen würde. Darüber informiert dieZeitschrift „Finanztest“ (09/2016). Insolchen Fällen sollten Mieter schnellreagieren, denn der schriftliche Wi-derspruch muss spätestens zwei Monate vor Ende der Kündigungs-frist beim Vermieter eingehen. DochVorsicht: Zieht der Vermieter vorGericht und bekommt Recht, mussder Mieter ausziehen und gegebenen-falls auch die Kosten für das Ver-fahren tragen. Betroffene sollten sichvorher von einem Mieterverein odereinen Fachanwalt für Mietrecht bera-ten lassen.

STEUERERKLÄRUNG 2012Noch bis Jahresendefreiwillig abgebenWer nicht zur Abgabe der Einkom-mensteuererklärung verpflichtet ist,kann sie dennoch freiwillig beim Fis-kus einreichen. Arbeitnehmer müssendann lediglich die vierjährige Fest-setzungsfrist beachten, informiert derBundesverband der Lohnsteuerhilfe-vereine (BDL) in Berlin. Für das Ver-anlagungsjahr 2012 können sie ihreEinkommenssteuererklärung noch bisEnde des Jahres beim Finanzamt ein-reichen – genauer bis zum 31. Dezem-ber 2016. Der Stichtag – 31. Mai – gilt nur für Steuerzahler, die zur Abgabe der Erklärung verpflichtetsind. Dies sind unter anderem Ar-beitnehmer, die von mehreren Arbeit-gebern gleichzeitig Lohn bezogenhaben.

TEILZEITBeförderung darf nichtverweigert werdenArbeitet ein Mitarbeiter in Teilzeit,darf er allein deswegen nicht von Be-förderungen ausgeschlossen werden.„Das ist nach dem Teilzeit- und Be-fristungsgesetz verboten“, sagt MichaelEckert, Fachanwalt für Arbeitsrecht inHeidelberg. Die Beförderung kann nurdann verweigert werden, wenn es dafüreinen sachlichen Grund gibt. Ein Bei-spiel: Eine Krankenschwester arbeitettäglich zwei Stunden. Nun möchte sie

gerne OP-Dienste machen. Der Arbeit-geber kann das verweigern, weil dieOperationen länger als zwei Stundendauern können.

WOHNWERTMINDERUNGFahrradkeller nur überTreppe erreichbarAuch wenn Mieter den Fahrradkellernur über eine Treppe erreichen kön-nen, mindert dies nicht den Wohnwert.Das gilt auch, wenn nicht alle Mieterden Abstellraum nutzen können – alsobeispielsweise ältere Bewohner oderKinder ihr Fahrrad nicht über die Trep-pe herunter tragen können, entschieddas Landgericht Berlin (Az.: 63 S 335/15), wie die Zeitschrift „Das Grund-eigentum“ (Heft 14/2016) berichtet. Imverhandelten Fall wollte der Vermieterdie Miete erhöhen. Strittig war jedoch,ob hier nach dem örtlichen Mietspiegeldas Merkmal „keine Fahrradabstell-möglichkeit“ vorlag. Die Richter ent-schieden, dass kein wohnwertmin-derndes Merkmal vorliege, auch wennder Raum nur über eine Treppe er-reichbar ist.

UNFALLVERSICHERUNGAuf dem Weg zurArbeit beim Arzt vorbeiWer auf dem Weg zur Arbeit beim Arztvorbeifährt, ist unter Umständen nichtgesetzlich unfallversichert. Versichert istin der Regel nur der direkte Weg vonZuhause zur Arbeit. Ein kurzer Stoppbeim Arzt ist daher ein nicht versicher-ter Umweg. Darauf weist der Bund-Verlag hin. Er bezieht sich auf ein Urteildes Bundessozialgerichts (Az.: B 2 U16/14 R). In dem verhandelten Fall warein Arbeitnehmer morgens vor der Ar-beit beim Arzt vorbeigefahren. Er hattesich dafür die Einverständnis seinesChefs geben lassen. Auf dem Weg vomArzt zur Arbeit hatte er mit seinemFahrrad einen Unfall. Das Bundessozial-gericht entschied, dass der gesetzlicheUnfallschutz hier nicht greift. Der Arzt-besuch stand nicht im Zusammenhangmit der Tätigkeit des Mitarbeiters.

ZUGANGSDATENApple-Konten im Visiervon KriminellenKriminelle machen derzeit verstärktJagd auf Zugangsdaten von Apple-Konten. In eher schlecht gefälschtenPhishing-Mails, die angeblich von„Apple.de“ stammen, wird behauptet,dass der Zugang zum Apple-Kontowegen ungewöhnlicher Kreditkarten-aktivitäten eingeschränkt worden seiund nun wieder aktiviert werden müs-se, warnt die Polizei Niedersachsen.Ein Link führt dann auf eine nach Ein-schätzung der Experten recht über-zeugend gefälschte Seite, auf der nebenApple-ID und -Passwort auch nochweitere sensible Daten wie Adresse,Bankkonto- oder Kreditkarteninforma-tionen, Sicherheitsfragen oder Handy-nummern abgeschöpft werden sollen.

HAUSRATLängere AbwesenheitVersicherung meldenWer für längere Zeit auf Reisen geht,sollte seine Hausratversicherung darü-ber informieren. Das empfiehlt derBund der Versicherten. Denn bei sehrlanger Abwesenheit kann der Versiche-rer in einem Schadensfall unter Um-ständen die Leistung kürzen. Wirdzum Beispiel in eine seit Monatenunbewohnte Wohnung des Versicher-ten eingebrochen, muss der Versiche-rer nicht unbedingt den vollen Schadenübernehmen. Das gilt auch bei Wasser-oder Brandschäden.

KOMPAKT

14 15.08.16 Montag, 15. August 2016 DWBE-HPBelichterfreigabe: --Zeit:::Belichter: Farbe:

DW_Dir/DW/DWBE-HP15.08.16/1/Fin2 JFORBRIC 5% 25% 50% 75% 95%

+

DIE WELT MONTAG, 15. AUGUST 201614 FINANZEN

vier Monaten. Nach Ende der Probezeitkann das Unternehmen keine ordentli-che Kündigung mehr aussprechen. DerAzubi kann dann nur noch fristlos undaus wichtigem Grund entlassen werden.Der Lehrling seinerseits kann nach derProbezeit jederzeit mit einer vierwöchi-gen Frist kündigen.

D ie Schulzeit ist vorbei – und diearbeitsfreie Sommerpause fürviele Jugendliche auch schon,

denn sie beginnen in diesen Wochen ih-re Berufsausbildung. Der Wechsel vonder Schulbank in die Lehre wirft vieleFragen auf.

Was ist beim Ausbildungsvertrag zubeachten?Der Vertrag muss vor der Unterschriftgenau durchgelesen werden. Ist etwasunklar, sollte der künftige Azubi sofortnachfragen. Unterzeichnet wird derVertrag vom Ausbilder und vom Auszu-bildenden. Ist der Lehrling noch keine18 Jahre alt, müssen auch die Eltern un-terschreiben. Der Vertrag muss Anga-ben zur Ausbildungsdauer, zur Bezah-lung und zur Arbeitszeit enthalten.

Was bedeutet die Probezeit?In dieser Zeit kann die Ausbildung voneinem Tag auf den anderen ohne Be-gründung schriftlich gekündigt werden.Dies gilt für den Azubi, aber auch fürden Betrieb. Die Dauer der Probezeit istim Ausbildungsvertrag festgehalten, sieliegt in der Regel zwischen zwei und

Was verdienen Azubis?Die Bezahlung ist sehr unterschiedlich.In der Regel ist die Vergütung in Tarif-verträgen festgelegt. 2015 verdientenAzubis nach Angaben des Bundesinsti-tuts für Berufsbildung (Bibb) im Wes-ten im Schnitt 832 Euro monatlich, imOsten 769 Euro. Zwischen den Bran-

chen gibt es aber deutliche Unterschie-de: Besonders viel Geld gab es etwa fürangehende Maurer mit 1057 Euro inWest- und 861 Euro in Ostdeutschland.Ganz anders sah es etwa im Friseur-handwerk aus, dort gab es für Lehrlingein den alten Bundesländern im Schnitt494 Euro und in den neuen Bundeslän-dern 269 Euro.

Was tun, wenn ich krank bin?Wer über Nacht krank wird, muss sicham Morgen unverzüglich bei seinem Be-trieb melden. Wer länger als drei Tagekrank ist, braucht in der Regel eineKrankschreibung vom Arzt. Auch wernicht zur Berufsschule gehen kann,muss sich krankmelden.

Müssen sich Azubis besonders versi-chern?Im Gegensatz zu Schülern oder Studen-ten unter 25 Jahren brauchen Lehrlingeeine eigene Krankenversicherung. Bisspätestens zwei Wochen nach Ausbil-dungsstart müssen sie sich für eine Kas-se entschieden haben. Eine privateHaftpflichtversicherung ist in der ers-ten Ausbildung noch nicht nötig.

Was Azubis zu Beginn der Lehrzeit wissen solltenRichtig versichern und bei Krankheit gleich melden. Große Unterschiede in den Branchen bei der Vergütung

Neugier ist offenbar stärker als die Angst vor einem Computer-Virus: Jeder zwei-te E-Mail-Empfänger klickt auf unbekannte Links. Das ergab eine Studie des In-formatik-Lehrstuhls an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen. 56 Prozentder E-Mail-Empfänger und rund 40 Prozent der Facebook-Nutzer klickten denLink an. Gefragt nach den Gründen für ihre Unvorsicht, gaben 78 Prozent derTestpersonen daraufhin an, sich der Gefahren bewusst gewesen zu sein, jedochihrer Neugier gefolgt zu sein. Die Wissenschaftlerin Zinaida Benenson, diemenschliche Faktoren in der IT-Sicherheit erforscht, hatte mit ihrem Team 1700Studierenden der Universität Mails oder Facebook-Nachrichten geschickt.

Jeder zweite klickt auf unbekannte Links COMPUTER-VIRUS

Es muss nicht immer

Stradivari sein In Zeiten von Krisen und Niedrigzinsen

setzen immer mehr Anleger auf Streichinstrumente als

Geldanlage

Eine Violine aus demJahr 1715. Gebaut von dem italienischenGeigenbauer Antonio Stradivari(1644–1737)

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Staatsanleihen (plus 2,4 Prozent). Be-sonders in den jüngsten Krisenjahrenkonnten die Instrumente überzeugen,hielten sich im Plus, während dieAktienindices ins Minus rutschten.

Der Markt für Spitzenstreichinstru-mente scheint sogar anzuziehen. Fürdie Jahre 2000 bis 2008 verzeichnetedie sogenannte Albert-Fuchs-Taxe fürhistorische Violinen Durchschnitts-renditen von über neun Prozent. Dienächste dieser Publikationen, die peni-bel Verkäufe von namhaften Geigen-bauern auflistet, wird mit Spannungerwartet.

Erst im Jahr 2011 machte die „LadyBlunt“ Schlagzeilen. Die Violine aus derWerkstatt Stradivaris wurde für umge-rechnet 11,6 Millionen Euro versteigert.Das gilt bis heute als der höchste Preis,der je für ein Musikinstrument erzieltwurde. Das Auktionshaus Sotheby’s woll-te diesen Rekord im Jahr 2014 brechenund rief 45 Millionen Dollar für die soge-nannte MacDonald-Bratsche auf. Für die-ses Stück aus dem Hause Stradivarikonnte sich bisher kein Käufer finden.

„Das ändert jedoch nichts am Trendhin zu hochwertigen Streichinstrumen-ten als Anlageklasse“, sagt ChristianReister. Er hat Anfang 2014 gemeinsammit Jost Thöne die Firma Violin Assetsgegründet, die Investoren Streichin-strumente als Wertanlage vermittelt.Gegen eine variable Handelsgebühr bie-tet sein Haus Wertgutachten – von Jah-resringanalysen bis hin zur Computer-tomografie von besonders teuren Stü-cken – und absolute Diskretion.

„Wer eine Stradivari für Millionenverkauft, möchte seinen Namen nichtin der Zeitung lesen“, weiß der ehemali-ge Privatbanker Reister. Er möchte oftnoch nicht einmal den Käufer kennen-lernen. Also treten Reister und Thöneals Mittler auf – zwischen Verkäuferund Käufer, aber auch zwischen Käufernund Musikern. Denn oft möchten Käu-fer nicht nur Geld anlegen, sondernauch kulturellen Nutzen stiften. Sie be-tätigen sich als Mäzene und verleihenihre teuren Stücke an begabte Musiker.Auch die Deutsche Stiftung Musikleben