gear e-gitarre

130 guitar 9/11

James wünschte sich ein neues Signature-Modell mit einer eigenständigeren Form als jene, die er in der Vergangenheit einsetzte. Er sandte umgehend einen ersten Entwurf für die Form ein, und diese Idee wurde nahezu ohne Veränderungen beim fertigen Instrument um-gesetzt. Man kann sich die Snakebyte direkt an James’ Gurt auf der Bühne vorstellen. Der recht große Mahagoni-Korpus ist etwas drastischer geformt als der seiner älteren Modelle, ohne dass es jedoch im Sitzen oder Stehen un-angenehm wird.

Für Leib und MagenDer Mahagoni-Hals wurde mit dem Korpus verleimt und ist, wie fast alle Hetfield-Modelle, mit dem Thin-U-Profil versehen, das ausge-zeichnet in der Hand liegt, jedoch nicht zu dünn ist – genug Masse für Griffigkeit und guten Ton, jedoch so komfortabel, dass auch virtuoses Solospiel ohne Anstrengungen von der Hand geht. Die 22 Jumbobünde sind makellos verarbeitet und abgerichtet, und der Knochen-Sattel ist ein tolles Schmankerl, denn

ESP/LTD SnakEbyTE

Beiß mich, Baby!Passend zu unserem fetten Metallica-Special hat uns der LTD-Vertrieb eines der brandneuen Snakebyte-Modelle zur Verfügung gestellt, die obendrein ein glück-licher Leser gewinnen kann (siehe Seite 127). Hier ist eine perfekt auf Metal geeichte Gitarre zu erwarten – inklusive James-Hetfield-Signature auf der kopfplatte.

© PPVMEDIEN 2011

e-gitarre gear

131

Modell ESP/LTD SnakebyteHerkunft koreaKorpus MahagoniHals Mahagoni, eingeleimtGriffbrett EbenholzHalsbreite Sattel: 42 mm 12. bund: 52 mm Bünde 22 Extra-JumboMensur 62,8 cmPickups 1 x EMG-60 (neck), 1x EMG-81 (bridge)Regler Volume, ToneSchalter Dreiweg-ToggleHardware Sperzel Locking Tuner, Tonepros TOM bridgeLinkshänder neinInternet www.espguitars.comEmpf. VK-Preis 1.367,31 E

Facts

Vor dem cleanen Amp fühlt man sich fast in Metallicas Studio versetzt, denn da ist er, der legendäre Hetfield-Cleansound, wie man ihn von „Nothing Else Matters“, „The Day That Never Comes“ oder auch „One“ kennt – drahtig, präzise, jedoch mit Wärme. Die EMGs sind hierbei keineswegs zu aggressiv, speziell wenn man beide Pickups kombiniert.

Bei einem solchen Modell ist man speziell auf den verzerrten Sound gespannt, und hier beißt die Schlange richtig zu – schon mit angecrunchten Sounds langt die Snakebyte saftig hin und liefert massive, druckvolle Bässe, die die Wände zum Beben bringen.

Auch mit sehr viel Verzerrung fühlt sie sich wohl; hier brillieren die nebengeräuscharmen EMGs, auch was Obertöne angeht. Beim Test wurden jede Menge Metallica-Riffs zur Vorstufe geschickt. Ob „Sad But True“, „The Memory Remains“, „Blackened“, „Master of Puppets“ oder „For Whom the Bell Tolls“ – hier ist jeder-zeit spürbar, wer sich diese Gitarre auf den hochgewachsenen Leib hat schneidern lassen.

Sie klingt durchweg fett und liefert breite Soundwände. Wird ein Powerchord ange-schlagen, erlauben die Komponenten ein enorm langes, gleichmäßiges Ausklingen – Sustain für Wochen, sozusagen.

er sorgt für ausgeglichenen Klang bei der Kombination von gegriffenen und leeren Saiten. An der Kopfplatte sitzen Sperzel-Locking-Mechaniken, die präzises Tuning er-leichtern und viel zur Stimmstabilität beitragen.

Die Pickups sind natürlich James’ Leib- und Magenkombination: ein EMG-81 an der Bridge und ein EMG-60 am Hals. Man sollte nicht vergessen, dass diese Zusammenstellung auch deshalb im Metal-Bereich so beliebt ist, weil Mr. Hetfield sie seit vielen Jahren verwendet und damit viele geschichtsträchtige Metal-Riffs eingespielt hat. Die benötigte 9V-Batterie wurde in einem Extrafach untergebracht; für den Batteriewechsel ist das Lösen zweier Schrauben nötig.

Als Brücke wurde eine Locking-Tune-o-matic-Bridge aus dem Hause Tonepros verbaut, wie sie auch auf zahlreichen anderen ESP- und LTD-Modellen zu finden ist. Sie sorgt für beste Schwingungsübertragung, sattes Sustain und bombensichere Oktavreinheit.

selektierte RöhrenEines ist auch bei genauerem Hinsehen klar: Die Verarbeitung gibt keinen Anlass zur Beschwerde. Das gesamte Design ist solide, schnörkellos und trotzdem geschmackvoll, denn Details wie das stilisierte Logo und das sehr schön gearbeitet S-Inlay am 12. Bund (ein weiterer Entwurf aus des Meisters Hand) sind tolle Details, die für eine edle und dennoch nicht zu verschnörkelte Optik sorgen.

Schon beim ersten Anspielen zeigt die Snakebyte auf beeindruckende Art und Weise ihre Stärken: endloses Sustain, enorm schnelle und präzise Ansprache und fette, druckvolle Bässe, drahtig und volltönend mit genau der richtigen Mischung aus Wärme und „Knochen“. Die ab Werk eingestellte Saitenlage ergibt mit den .010-.046-Saiten (Hetfield benutzt ein .011er-Set, stimmt dabei jedoch einen Halbton runter) eine perfekte Mischung, denn auch enorm aggressiver Anschlag sorgt nicht für Scheppern oder Schnarren. Es ist offensichtlich, dass man bei der Snakebyte richtig fest hinlangen kann.

Auch solistisch macht das Teil jede Menge Spaß, denn sowohl fixe Solo-Licks als auch melodisch getragene Parts klingen ausgezeich-net. Der Halshumbucker ist ideal für warme, cremige Sounds im Stile des zweiten „Nothing Else Matters“-Solos, während der EMG-81 für ultrabissige, überaus genaue Wiedergabe sorgt, so dass bei Sweep-Licks keine Note verschluckt wird. Es ist eine wahre Freude, wie die Snake-byte die Vorstufe zum Kochen und den Boden zum Beben bringt.

Natürlich klingt sie nicht nur mit Metallica-Riffs klasse. Auch bei tieferen Tunings (Dropped C) verliert sie nicht ein Quäntchen Druck und Präzision, sondern schiebt wie verrückt. Das Tuning steht wie die sprichwörtliche Eins.

Das bleibt hängenEine tolle Metal-Gitarre hat sich Mr. Hetfield ausgedacht. Optisch ein Hingucker, ohne dass der Signature-Faktor zu aufdringlich wird, ist sie klanglich ein Kraftpaket mit fetten Bässen, beeindruckendem Sustain und toller Bespiel-barkeit. Ein echtes Arbeitstier mit ausge-suchten Features. Hier lässt man sich gerne beißen, denn die einzige Nebenwirkung sind hoher Suchtfaktor und tödlich fette Klänge. Eric Vandenberg

© PPVMEDIEN 2011