Express | 1. Jahrgang | Edition 1996

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jährlich erscheinende zeitung für freunde und ehemalige schüler des gymnasiums emmendingen Sie sind eine Gruppe von El- tern, Lehrern und Ehemaligen, und wenn sie nicht so bekannt sind, dann weil sie lieber im Hintergrund arbeiten: Der »Verein der Freunde und ehe- maligen Schüler des Gymna- siums Emmendingen« hat es sich zum Ziel gemacht, die Förderer der Schule zu sam- meln und den Kontakt zu allen an ihm interessierten Kreisen zu pflegen. Eine zweite Auf- gabe besteht darin, die Ver- bindung der Ehemaligen zu ihrem Gymnasium aufrecht zu erhalten. Last not least unter- stützt der Verein durch Spen- den Unterricht und Aktivitä- ten der Schule. Und das nicht erst seit ge- stern: Im vergangenen Jahr fei- erte der Verein sein 40jähri- ges Bestehen. Doch beschei- den, wie seine Mitglieder nun einmal sind, haben sie auf großes Tamtam verzichtet. Be- gründung: Zweck des Vereins sei es nicht, sich selbst zu fei- ern. Es gehe vielmehr darum, die Schule zu unterstützen. Begonnen hat alles 1955. Am 4. Juli gründeten Eltern und Lehrer des Gymnasiums Emmendingen den da- mals so bezeichneten »Verein der Freunde«. Zum ersten Vorsitzenden wählten sie den Emmendinger Rechtsanwalt Otto Günther, Stellvertreter wurde Albert Sonntag. Daß es Bedarf für einen solchen Förderverein gab, belegt das Protokoll der Grün- dungsversammlung. Darin heißt es: »Gerade an- gesichts der beginnenden Schulgeldfreiheit fand die Idee ein lebhaftes Echo«. Von den im ersten Jahr eingegangenen Spenden kaufte der Verein einen Plexiglasglobus sowie einen Diaprojektor, und stellte beide der Schule zur Verfügung. Bis heute prägt die finanzielle und materielle Unterstützung der Schule und ihrer Schüler die Vereinsarbeit. Computer, Stellwände, Mikrosko- pe, Musikinstrumente, Sportgeräte – auf Hunderten von Lehrmitteln findet sich ein Aufkleber mit der Aufschrift: »Leihgabe des Vereins«. Einzelne, so- zial schwächer gestellte Schüler erhielten immer wieder Zuschüsse für Klassenfahrten und Land- schulheimaufenthalte, Arbeitskreise und Interes- sengruppen wurden mit Spenden gefördert. Daneben ist dem Verein aber auch die ideelle Unterstützung der Schule und ihrer Schüler ein Anliegen. So übernimmt er Trägerschaften und Versicherungen bei außerschulischen Veranstal- tungen und fördert den Informationsaustausch zwischen Eltern und Schule. Seit 1957 organisiert er in loser Folge eigene Ver- anstaltungen. Dazu zählen Vorträge zu pädagogischen Themen ebenso wie Dichter- lesungen und Konzerte. 1968 markierte einen Wen- depunkt in der Vereinsge- schichte. In den Jahren davor hatte das Interesse nachge- lassen, die Vereinsarbeit war weitgehend eingeschlafen. Erst eine Neukonstituierung sorg- te für die Wiederbelebung des Vereins, der fortan von Walter Heiberger geführt wurde. Damit verbunden war auch die Änderung des Ver- einsnamens. Er lautet bis heute: »Verein der Freunde und ehe- maligen Schüler des Gymna- siums Emmendingen«. Um die Verbindung der ehemali- gen Schüler zu ihrem Gym- nasium aufrecht zu erhalten, wurden später die sogenann- ten »Gruftie-Feten« ins Leben gerufen, die auf sehr positive Resonanz stießen. Im Jubi- läumsjahr hat sich der Verein außerdem entschlossen, die Zeitung »ExPress« herauszu- geben und an Mitglieder sowie möglichst viele Ehemalige zu verschicken. Die bisher gesammelten 2000 Adres- sen will der Verein künftig zentral verwalten und somit als Anlaufstelle für Ehemalige dienen, die mit ihren Mitschülern in Kontakt treten wollen. Mit dem Umzug des Gymnasiums in den Neu- bau an der Neubronnstraße 1974 schlug der Ver- ein unter der Leitung von Heinz Henning ein neues Kapitel seiner Geschichte auf. Als Einzugs- geschenk schrieb er einen Malwettbewerb unter den Schülern aus. Die Aufgabe lautete: Gestal- tung der hinteren Foyerwand. Den mit 500 Mark dotierten ersten Preis gewann Martin Schöchlin, Seit 40 Jahren gibt es den Verein der Freunde und ehemaligen Schüler des Gymnasiums Emmendingen und kaum einer weiss es. Dabei leisten die Mitglieder unschätzbare Arbeit für die Schule und ihre Schüler. Die Hintermannschaft sorgt für Rückendeckung Fortsetzung auf Seite 2 Der Vorstand des Vereins. Unser Bild zeigt v.l.n.r. Friedrich Kupsch, Heinz-Michael Röll, Annegret Steinberg, Ilse-Roswitha Ott, Gert Greitemeyer und Gunter Lieberknecht. 1. JAHRGANG - EDITION 1996 Wo das Lästern endet, fängt der Ernst des Lebens an Vor 300 Jahren ist das Emmendinger Gymnasium neu gegründet worden. Streiflichter der Schulgeschichte. (Seite 3) Verba docent, exempla trahunt: Geschichten aus dem Leben Wenn sich frühere Schulkameraden ver- abreden, will jeder vom anderen wissen, was aus ihm geworden ist. (Seite 5) Bernd Kellner: »Meine Schule und ich« Einer, der das Emmendinger Gymnasium als Schüler und als Lehrer »genossen« hat, erinnert sich. (Seite 6) Bei Anruf Adresse: Spurensuche per Telefon Bei der Suche nach rund 2000 Adressen führten mitunter kleinste Hinweise auf völlig neue Fährten. (Seite 9)

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Jährlich erscheinende Zeitung für Freunde und ehemalige Schüler des Goethe-Gymnasiums Emmendingen.

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Page 1: Express | 1. Jahrgang | Edition 1996

jährlich erscheinende zeitungfür freunde und ehemalige schülerdes gymnasiums emmendingen

Sie sind eine Gruppe von El-tern, Lehrern und Ehemaligen,und wenn sie nicht so bekanntsind, dann weil sie lieber imHintergrund arbeiten: Der»Verein der Freunde und ehe-maligen Schüler des Gymna-siums Emmendingen« hat essich zum Ziel gemacht, dieFörderer der Schule zu sam-meln und den Kontakt zu allenan ihm interessierten Kreisenzu pflegen. Eine zweite Auf-gabe besteht darin, die Ver-bindung der Ehemaligen zuihrem Gymnasium aufrecht zuerhalten. Last not least unter-stützt der Verein durch Spen-den Unterricht und Aktivitä-ten der Schule.

Und das nicht erst seit ge-stern: Im vergangenen Jahr fei-erte der Verein sein 40jähri-ges Bestehen. Doch beschei-den, wie seine Mitglieder nuneinmal sind, haben sie aufgroßes Tamtam verzichtet. Be-gründung: Zweck des Vereinssei es nicht, sich selbst zu fei-ern. Es gehe vielmehr darum,die Schule zu unterstützen.

Begonnen hat alles 1955. Am4. Juli gründeten Eltern undLehrer des Gymnasiums Emmendingen den da-mals so bezeichneten »Verein der Freunde«. Zumersten Vorsitzenden wählten sie den EmmendingerRechtsanwalt Otto Günther, Stellvertreter wurdeAlbert Sonntag. Daß es Bedarf für einen solchenFörderverein gab, belegt das Protokoll der Grün-dungsversammlung. Darin heißt es: »Gerade an-gesichts der beginnenden Schulgeldfreiheit fanddie Idee ein lebhaftes Echo«. Von den im erstenJahr eingegangenen Spenden kaufte der Vereineinen Plexiglasglobus sowie einen Diaprojektor,und stellte beide der Schule zur Verfügung.

Bis heute prägt die finanzielle und materielleUnterstützung der Schule und ihrer Schüler die

Vereinsarbeit. Computer, Stellwände, Mikrosko-pe, Musikinstrumente, Sportgeräte – auf Hundertenvon Lehrmitteln findet sich ein Aufkleber mit derAufschrift: »Leihgabe des Vereins«. Einzelne, so-zial schwächer gestellte Schüler erhielten immerwieder Zuschüsse für Klassenfahrten und Land-schulheimaufenthalte, Arbeitskreise und Interes-sengruppen wurden mit Spenden gefördert.

Daneben ist dem Verein aber auch die ideelleUnterstützung der Schule und ihrer Schüler einAnliegen. So übernimmt er Trägerschaften undVersicherungen bei außerschulischen Veranstal-tungen und fördert den Informationsaustauschzwischen Eltern und Schule. Seit 1957 organisiert

er in loser Folge eigene Ver-anstaltungen. Dazu zählenVorträge zu pädagogischenThemen ebenso wie Dichter-lesungen und Konzerte.

1968 markierte einen Wen-depunkt in der Vereinsge-schichte. In den Jahren davorhatte das Interesse nachge-lassen, die Vereinsarbeit warweitgehend eingeschlafen. Ersteine Neukonstituierung sorg-te für die Wiederbelebungdes Vereins, der fortan vonWalter Heiberger geführtwurde. Damit verbunden warauch die Änderung des Ver-einsnamens. Er lautet bis heute:»Verein der Freunde und ehe-maligen Schüler des Gymna-siums Emmendingen«. Umdie Verbindung der ehemali-gen Schüler zu ihrem Gym-nasium aufrecht zu erhalten,wurden später die sogenann-ten »Gruftie-Feten« ins Lebengerufen, die auf sehr positiveResonanz stießen. Im Jubi-läumsjahr hat sich der Vereinaußerdem entschlossen, dieZeitung »ExPress« herauszu-geben und an Mitglieder sowiemöglichst viele Ehemalige zu

verschicken. Die bisher gesammelten 2000 Adres-sen will der Verein künftig zentral verwalten undsomit als Anlaufstelle für Ehemalige dienen, diemit ihren Mitschülern in Kontakt treten wollen.

Mit dem Umzug des Gymnasiums in den Neu-bau an der Neubronnstraße 1974 schlug der Ver-ein unter der Leitung von Heinz Henning einneues Kapitel seiner Geschichte auf. Als Einzugs-geschenk schrieb er einen Malwettbewerb unterden Schülern aus. Die Aufgabe lautete: Gestal-tung der hinteren Foyerwand. Den mit 500 Markdotierten ersten Preis gewann Martin Schöchlin,

Seit 40 Jahren gibt es den Verein der Freunde und ehemaligen Schüler des Gymnasiums Emmendingen und kaum einer weiss es. Dabei leisten

die Mitglieder unschätzbare Arbeit für die Schule und ihre Schüler.

Die Hintermannschaft sorgtfür Rückendeckung

Fortsetzung auf Seite 2

Der Vorstand des Vereins. Unser Bild zeigt v.l.n.r. Friedrich Kupsch, Heinz-Michael Röll, Annegret Steinberg, Ilse-Roswitha Ott, Gert Greitemeyer und Gunter Lieberknecht.

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Wo das Lästern endet, fängt derErnst des Lebens an

Vor 300 Jahren ist das EmmendingerGymnasium neu gegründet worden.Streiflichter der Schulgeschichte. (Seite 3)

Verba docent, exempla trahunt:Geschichten aus dem Leben

Wenn sich frühere Schulkameraden ver-abreden, will jeder vom anderen wissen,was aus ihm geworden ist. (Seite 5)

Bernd Kellner: »Meine Schule und ich«

Einer, der das Emmendinger Gymnasiumals Schüler und als Lehrer »genossen«hat, erinnert sich. (Seite 6)

Bei Anruf Adresse: Spurensuche per Telefon

Bei der Suche nach rund 2000 Adressenführten mitunter kleinste Hinweise aufvöllig neue Fährten. (Seite 9)

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Geschafft! Die erste Ausgabe von »ExPress« istfertig, die neue Zeitung für die Ehemaligen desEmmendinger Gymnasiums liegt vor Ihnen. 12Seiten sind es geworden, und sie sind vollgepacktmit Geschichten, die Schule machen. »Für jedenetwas« – das war der Anspruch, mit dem die Re-daktion ans Werk gegangen ist, und sie hat sichbemüht, ihm so gut gerecht zu werden, wie esrund 2000 Leserinnen und Leser zwischen 18 bis80 Jahren eben zulassen. Daß dabei aus man-chem abendlichen Treffen am Ende eine nächtli-che Sitzung wurde, ist eine andere Geschichte...Eine Zeitung für alle Ehemaligen – den Traumgab es schon eine Weile. Aber keinen, der ihnwahrmachen wollte. Bis Bernd Kellner im Som-mer 1995 dem »Verein der Freunde und Ehemali-gen des Emmendinger Gymnasiums« das Zei-tungsprojekt vorschlug und auf offene Ohrenstieß. Seither hat eine kleine Gruppe EhemaligerThemen gesucht und Autoren gefunden, ein Lay-out entworfen und eine Adreßkartei recherchiert.Letzteres war übrigens eine weitaus schwierigereAufgabe, als dem Kind einen Namen zu geben.Die »Presse« für die »Ex«-Gymnasiasten hat beider redaktionsinternen Abstimmung gleich eineMehrheit gefunden.Trotzdem war es insgesamt ein ziemlich hoherBerg, den es zu erklimmen galt. Und hätte nichtder Verein dem Projekt mit 6000 Mark denRücken frei gehalten, wir wären vermutlich nie biszur Spitze gelangt. So aber haben wir dort obenschließlich unserer Gipfelstürmer-Fähnchen ein-schlagen können. Es soll übrigens nicht das einzigebleiben: Einmal im Jahr, als nächstes zum Jahres-anfang 1997, soll »ExPress« in die Briefkästen derEhemaligen flattern und so auf lange Sicht zueinem Forum werden, das allen – vom Jahrgang1948 bis zu den jeweils Jüngsten – offensteht.Wenn dem so ist, werden Sie nun sagen, dannfehlt in dieser Ausgabe aber noch manches. Undsie haben Recht. Doch, Sie wissen selbst, daß esnie gelingen kann, alle Wünsche gleichzeitig zu er-füllen. Zudem kann eine Erstausgabe im Grundeauch nicht viel mehr sein als ein »Anreißer«. Wiesich »ExPress« inhaltlich entwickelt, sollenschließlich die Leser entscheiden. Darum ist jederaufgerufen, die Zeitung mitzugestalten. Die Re-daktion garantiert dafür: Auch unverlangt einge-sandte Manuskripte sollen veröffentlicht werden.Dieses Mal konnten wir Ihnen »ExPress« nochgratis zusenden. Aber ob wir langfristig dabei blei-ben können, muß sich erst zeigen. Mehrere Fakto-ren spielen dabei eine Rolle: Zum Beispiel, dieAntwort auf die Frage, was Sie von »ExPress« hal-ten. Oder: Inwieweit sich die neue Adreßkartei be-währt und ob sie auch in Zukunft auf einemStand gehalten werden kann, der den sicherenVersand der Zeitungen gewährleistet. Und dann,wir sagen’s ungern, spielt natürlich auch das liebeGeld eine Rolle. Doch davon später.Jetzt wünschen wir Ihnen zunächst einmal vielSpaß beim Lesen und viele schöne Erinnerungen!Und wenn Sie am Ende finden, daß es sich ge-lohnt hat, würden wir uns freuen, wenn Sie unsdas wissen ließen.

Ihr ExPress-Team

dessen Werk über viele Jahre hinweg die Ein-gangshalle schmückte. Weitere gute Arbeiten wur-den ausgezeichnet, allen Teilnehmern stifteteder Verein Trostpreise. Außerdem übernahm derVerein die Kosten für die Ausfertigung des prä-mierten Werks. Wer heute in die Schule zurück-kehrt, wird Schöchlins Bild allerdings nicht mehrvorfinden. Bei Umbauten im Foyer, mußte esentfernt werden. Gut verpackt, so versichert je-doch die Schulleitung, wartet es im Keller desGymnasiums auf einen neuen Platz.

1977 wurde Anneliese Wagner zur ersten Vor-sitzenden gewählt. Im gleichen Jahr organisier-te der Verein erstmals einen Informationsaus-tausch zwischen den Eltern der Sextaner undder Schule – eine Veranstaltung, die inzwischenzur Tradition geworden ist. Sigrid Eck steuertevon 1981 an das Vereinsschiff, auf dem gerade30 Mitglieder segelten – zu wenige, wie der Vor-stand seinerzeit befand. Sein einstimmiger Be-schluß setzte wenig später eine intensive Mit-gliederwerbung in Gang, die dazu führte, daßdem Verein bis 1985 rund 100 Interessierte beitra-ten. Längst sind es noch mehr geworden. Diederzeitige Vereinsvorsitzende Annegret Steinberg

kann heute sogar 180 Mitglieder vorweisen. Dochzufrieden gibt sie sich damit nicht. »Um effek-tiv arbeiten zu können, brauchen wir noch mehrLeute, die uns unterstützen«, sagt sie.

Auch aus diesem Grund hat der Verein dasJahr seines 40jährigen Bestehens der Erhöhungseines Bekanntheitsgrads gewidmet. Neben ei-genen Veranstaltungen, gab es Auftritte bei Ein-schulungstagen und Elternabenden. Ein neuerInfostand und eine Image-Broschüre wurden ent-worfen, um den Verein und seine Arbeit mehrins Bewußtsein von Eltern, Schülern und Ehe-maligen zu rücken. Mitglied werden ist übrigensnicht teuer: Schon mit 15 Mark im Jahr kannman den Verein tatkräftig unterstützen, fürSchüler und Studenten ist die Mitgliedschaft ko-stenlos. Daß alle Beiträge und Spenden auchdahin kommen, wo sie gebraucht werden, ver-steht sich von selbst. Von jeher nämlich enga-gierten sich die »heimlichen Helfer« ehrenamt-lich für die Schule und ihre Schüler. Und es sindnicht wenige dabei, die es um der guten altenSchulzeit willen tun.

Wer mehr über den Verein und seine Arbeitwissen will, wendet sich an Annegret Steinberg,Christian-Kiefer-Weg 13, 79312 Emmendingen,Telefon: 07641/7672

Liebe Freunde des Goethe-Gymnasiums, liebe Ehemalige,

was kann Ihnen der Schulleiter mitteilen? Wasist für Sie interessant? Ich denke, es sind Verän-derungen an der Schule!

Zunächst ein Vergleich: Von 64 Lehrern, die1977 an unserer Schule unterrichteten, sind imSchuljahr 1995/96 noch 33 (52%) bei uns; von84 Lehrern, die 1984 an der Schule waren, sindnoch 55 (65%) da. Im Schuljahr1995/96 haben wir 86 Lehrerinnenund Lehrer mit einem Durschnittsal-ter von 51 Jahren. Sie unterrichten in26 Klassen und 100 Oberstufenkur-sen 840 Schüler. Seit dem Schuljahr1994/95 gibt es an unserer Schule sams-tags generell keinen Unterricht mehr.

Schüler des Goethe-Gymnasiumshaben in den vergangenen Jahrenimmer wieder Umbaumaßnahmenmiterlebt. Das hat sich keineswegs geändert. DieHeizungsanlage wurde umgebaut, neue Klas-senzimmer, ein Elternsprechzimmer und eindritter Biologiesaal wurden geschaffen. WeitereVeränderungen sind notwendig: die Erweite-rung des Sekretariats, ein zweiter Computerraumund eventuell weitere Klassenzimmer für den zuerwartenden Anstieg der Schülerzahlen um dieJahrtausendwende. Diese zusätzlichen Räumekönnen nur durch einen Erweiterungsbau ge-schaffen werden, da im Schulgebäude alle Er-weiterungsmöglichkeiten erschöpft sind.

Durch geeignete Maßnahmen ging der En-ergieverbrauch des Schulgebäudes in den ver-gangenen Jahren fast auf die Hälfte zurück! Gleich-zeitig wurden immer wieder Klagen über ge-sundheitliche Beeinträchtigungen laut. Dabeiwaren einige Eltern und Kollegen der Meinung,

daß dies auf bestimmte Baumaterialien in derSchule zurückzuführen sei. Deshalb wurde be-reits im Sommer 1994 damit begonnen, unka-schierte Mineralfaserdämmatten aus den Deckenzu entfernen. Im Frühjahr 1995 gaben die Kol-legen ein Gutachten in Auftrag, dessen Ergebniswie eine Bombe einschlug: Giftstoffe überall! DieAufregung war groß, es gab Eltern, die aus Sorgeund Vorsicht ihre Kinder zu Hause behielten. Einzweites Gutachten von einem anderen Gutach-ter, auf den sich Elternvertreter, Lehrervertreter,Stadtverwaltung und Schulleitung geeinigt hat-ten, bescheinigte eine hohe Staubbelastung in der

Schule, bezüglich der Giftstoffe konn-te aber Entwarnung gegeben werden.Ein neues Verfahren bei der Boden-reinigung, das schrittweise Ersetzendes Teppichbodens durch andere Bo-denbeläge und der Austausch derBlechwände werden hoffentlich dazuführen, daß Schüler und Kollegen inunserer Schule frei atmen können.

Es wurde auch über Verände-rungen in der Struktur unserer Schu-

le nachgedacht. Diskussionen über ein eigenesSchulprofil, Organisationsentwicklung, schulin-terne Fortbildung, Lehrer-Eltern-Schülerge-sprächskreise, Lernförderung haben die Schüler,Eltern und Lehrer in letzter Zeit beschäftigt. Man-ches davon ist schon umgesetzt worden, man-ches davon wird wieder in der Versenkung ver-schwinden. Ich persönlich hoffe, daß eine Aus-einandersetzung mit diesen Themen unsere Schu-le voranbringen wird.

Eine ausgezeichnete Einrichtung, die unse-re Schule nach besten Kräften fördert, ist der »Ver-ein der Freunde und ehemaligen Schüler«. Des-halb bitte ich Sie: Unterstützen Sie diesen Verein,der die Verbindung zu Ihrer Schule aufrechter-halten will. Es lohnt sich!

Ihr Heinz-Michael Röll

Fortsetzung von Seite 1E D I T O R I A L

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Eigentlich beginnt alles 1667: Damals ord-net Markgraf Friedrich IV von Baden an,»eine lateinische Schuel zue Emmendin-gen« einzurichten, »unseren geist – auchweltlichen bedienten, wie der gesambtenlandtschaft unserer Markgravschaft zumbesten«. Doch schon nach einem Jahr stirbtder 28jährige »Praeceptor Scholae Latinae«,und weil das Land wenig später auch nochvom Krieg überzogen wird, muß mit Jo-hann Jacob Schneider auch die junge Schu-le zu Grabe getragen werden.

30 Jahre dauert es, bis sie 1695 neuge-gründet wird. Sie steht »fürstlichen Be-dienten«, »umliegenden Pfarrern« aber auch»hiesigen Bürgern und Unterthanen aufdem Lande« offen. Als Entgelt für seineLehrtätigkeit erhält der »Diaconus und Pra-eceptor latinus« Johann Heinrich Fels 52Gulden, 6 Malter Weizen, 6 Malter Rog-gen und 1 Fuder Wein. Ferner eine freieWohnung mit Krautgärtlein, zur »eckhe-rits zeit zwei schwein dehmfrei«, 1 JuchertMatten sowie das Schulgeld.

Unterrichtet wird in lateinischer Spra-che. Bis 1788 ist der Diakon zugleich dereinzige Lehrer. Wer in die Lateinschule ein-treten will, muß eine Prüfung in Lesenund Schreiben ablegen. Zudem müssenneue Schüler versprechen, »gottesfürchtigund fromm zu sein, den Eltern und Leh-rern gehorsam, sich des Fluchens, Schwö-rens und Lästerns zu enthalten, mit ge-kämmtem Haar, gewaschenem Gesicht undHänden und sauberen Kleidern in die Schu-le zu kommen,die Mitschüler nicht zu schla-gen und zu schmähen und nichts an Ti-schen und Fenstern zu verderben«.

Fast 200 Jahre hat die »Lateinschule« imalten Diakonatshaus an der Ecke Lamm-straße/Westend ihr Domizil, wo aus Raum-not in Gruppen unterrichtet werden muß.Erst 1864 bezieht die inzwischen »Höhe-re Bürgerschule« genannte Bildungsein-richtung das Stucksche Haus an der He-belstraße. Mädchen ist der Zutritt damalsnoch versagt. Sie dürfen »mit Genehmi-gung des Großherzoglichen Oberschul-rats« jedoch von 1882 aufgenommen wer-den. Nach der Ablösung des Diakonats1891 übernimmt die Stadt die Schulträ-gerschaft. Das 200. Jubiläum der Schul-neugründung steht am 24. Mai 1895 insHaus. Ein Ausschuß soll dafür sorgen, daßder Tag würdig begangen wird. Unter an-derem begründet er eine Stiftung für armeSchüler der oberen Klassen. Die freiwilli-ge Sammlung erbringt 2700 Mark.

Nur wenig später vereinbaren Groß-herzogliches Oberschulamt und Gemein-

derat, die bisher vierklassige Höhere Bür-gerschule in eine sechsklassige Real-schule mit wahlfreiem Lateinunterricht um-zuwandeln. Die Schulchronik schließt injenem Jahr mit der Bemerkung: »Bedau-erlich bleibt nur, daß es uns künftig nichtmehr gestattet ist, gemeinsam mit den Kna-ben die Mädchen zu unterrichten«. 1899beschließt der Bürgerausschuß einen ge-meinsamen Neubau für Real- und Volks-schule. Die Karl-Friedrich-Schule nimmt1901 die Arbeit auf. Erst 73 Jahre späterkann das Gymnasium einen eigenen Neu-bau an der Neubronnstraße beziehen. DieVolksschule dagegen zieht 1914 zusam-men mit der Gewerbe- und Handelsschulein die neue Markgrafenschule um.

1926 erhält die Karl-Friedrich-Schule erst-mals eine 7. Klasse. Es ist der erste Schrittder stufenweisen Umwandlung der bis-her siebenklassigen Realschule in ein Real-progymnasium. Diese gipfelt in der Ge-nehmigung »zum Ausbau der Schule zurVollanstalt« (1939/40) und der ersten Abi-tursprüfung (1941). Über die Kriegs- undNachkriegszeit schreibt Heinz Maager inseinem 1974 zusammengestellten Rück-blick auf die Schulgeschichte nur wenig.Aber soviel: »Aus dem Chaos und der Hoff-nungslosigkeit der ersten Nachkriegsjah-re entstand eine Schule, die nur sehr wenigmit den Vorgängerinnen gemein hatte«.

Im Dezember 1967 jährt sich die An-ordnung von Markgraf Friedrich zum 300.Mal. Begangen wird das Jubiläum miteinem dreitägigen Fest, mit Ausstellun-gen, Diavorträgen und Festreden. Zur Wie-dersehensfeier erscheinen Generationenvon Ehemaligen.

Der sprunghafte Anstieg der Schüler-zahlen zwingt zwischen 1967 und 1974erstmals zu »Auslagerungen«. Vier Klas-sen ziehen in die Pavillons der Meer-weinschule, drei in die Metzger-Gutjahr-Stiftung. Außerdem werden nach und nachFach- und Kellerräume zu Klassenzim-mern umgestaltet, der Schichtunterrichthält Einzug. Ein Ende der Raumnot ver-spricht der Neubau an der Neubronnstraße,der 1974 bezogen wird. Doch auch dortsind, wie sich in den 80er Jahren zeigenwird, die Möglichkeiten nicht unbegrenzt.Mit dem Umzug erhält die Schule zu-mindest einen neuen Namen: Goethe-Gymnasium. »Der Name ist begrüßens-werterweise weder geographisch noch hi-storisch, weder neutral noch rückwärts-gewendet«, schreibt Bernd Kellner in derFestschrift zur Einweihung des Neubaus1974, »er nennt einen Menschen«.

Wo das Lästern endet, fängt der Ernst des Lebens an

Die Lateinschule an der Ecke von Lammstraße und Westend

Das ehemalige Stucksche Haus an der Hebelstraße

Die Karl-Friedrich-Schule beherbergte die Volks- und Realschule

Das Goethe-Gymnasium an der Neubronnstraße

Vor 300 Jahren ist das Emmendinger Gymnasium neu gegründet worden.Streiflichter der Schulgeschichte, zusammengestellt aus den Aufzeichnungen von Heinz Maager,

ehemaliger Direktor des Gymnasiums Emmendingen

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Manchmal kann eine einfache Zugfahrt von Anach B den Dingen eine völlig neue Richtunggeben. Karl-Heinz Grimm (Abi 1980) weiß das,seit er im Sommer 1995 im Regionalexpress vonEmmendingen nach Freiburg überraschend »(Un)-Ruheständler« Bernd Kellner traf. Dabei fragteder frühere Kunstlehrer am GGE den Diplom-Grafiker, ob er nicht Lust habe, dem »Verein derFreunde und Ehemaligen des EmmendingerGymnasiums« ehrenamtlich bei der Werbung unterdie Arme zu greifen. Viel sei es nicht, meinteKellner. Der Entwurf eines Prospekts und viel-leicht noch ein paar Anregungen dazu, wie derVerein seinen Bekanntheitsgrad erhöhen könne.Grimm sagte zu. Schon um der guten alten Schul-zeit willen. Dem Vorgespräch im Zug folgten wei-tere Treffen und schon bald ist aus dem Zweier-Team die »Werbegruppe« entstanden. Ihr gehörenneben Bernd Kellner und Karl-Heinz Grimm in-zwischen auch Ulrich Sillmann (Abi 1980) undMaikka Kost (Abi 1981) an – weil es eben dochein wenig mehr geworden ist.

Den Bekanntheitsgrad zu erhöhen und dadurchmehr Mitglieder zu finden – dieses Ziel hat sichder »Verein der Freunde und Ehemaligen Schülerdes Emmendinger Gymnasiums« im Jahr seines40jährigen Bestehens als besondere Aufgabe ge-stellt. Denn, wie in jedem Verein, ist auch beim»Verein der Freunde und Ehemaligen« eine kon-sequente Arbeit nur dann garantiert, wenn sievon möglichst vielen Mitgliedern getragen wird.In der Vergangenheithatte sich der Verein miteinfachen Mitteln be-holfen. Ein Prospektdatierte aus den frühenachtziger Jahren, aufgezielte Mitglieder-werbung per Mailingoder Plakatanschlag

war weitgehend verzichtet worden. Mund-zu-Mund-Propaganda mußte genügen, um denNachwuchs im Verein zu rekrutieren.

Die »Werbegruppe« machte sich zunächst daran,neue Ziele zu definieren und Schwerpunkte zubilden. Ein konkretes Datum hatte sie dabei vorAugen: Zum Schuljahresbeginn 1995/96 stand wie-der die Sextaner-Beratung an, bei der sich derVerein traditionell den Schülern und Eltern vor-stellt. Dieses Mal sollte ein neuer Info-Stand denVerein und seine Arbeit ins rechte Licht rücken.Die Werbegruppe entwarf großflächige Plakate(siehe Abbildung) mit den Daten und Fakten zumVerein. Am Info-Stand ausgelegt wurde auch einneuer Imageprospekt. Er erläutert die Ziele undAufgaben des Vereins und nennt die Ansprech-partner. Beide Werbemittel sind seither mehrfachzum Einsatz gekommen und haben stets für Auf-merksamkeit gesorgt. Neben der Mitgliederwer-bung vor Ort, bildet der Kontakt zu den Ehe-maligen den zweiten Schwerpunkt der Aktivitä-ten. Von der Werbegruppe stammt daher die Idee,eine Ehemaligen-Zeitung herauszugeben. Der An-fang ist gemacht. Jetzt kommt es darauf an, »Ex-Press« mit Leben zu erfüllen und jeder ist dazuaufgerufen, mitzuhelfen, daß das Projekt nichtstirbt. Die Mitgliedschaft im Verein (schon für 15Mark im Jahr zu haben!) ist eine Möglichkeit.

Für die Zukunft hat die Gruppe weitere Pläne.Dem Verein will sie als nächstes einen neuen»Auftritt« verschaffen. Dazu gehört die Überar-

beitung des Logos ebensowie die Neugestaltung derBriefköpfe. Die Richtung derursprünglichen Zugfahrtstimmt dabei hoffentlichnoch ein Weilchen.

Wer nicht wirbt, der stirbt:Ein Verein sucht neue Freunde

Lothar SchwarzwälderBauingenieur in Karlsruhe

abi 1948

Express: Sie leben auf einem Schloß im Elsaß.Sind Sie ein richtiger Schloßherr mit Schloßhundund so?Schwarzwälder: Absoluter Blödsinn. Die Fran-zosen sagen: »Plus de ruines qu’un chateau –Mehr Ruinen als ein Schloß«. Auf der Landkar-te steht zwar »Chateau St. Paul«. Aber es warimmer eine Fortifikation des Klosters Weißen-burg. Sprechen Sie also bloß nicht von Schloß.Das wäre nackte Angeberei. Express: Sie sind Bauingenieur. Wollten Sie dasschon immer werden?Schwarzwälder: Nee. Ich habe gleich nach1945 im zerbombten Spital von Kenzingen alsHandlanger gearbeitet. Während des Abiturskam die Währungsreform und das Geld warnichts mehr wert. Also habe ich wieder aufdem Bau geschafft. Später habe ich zuerstChemie studiert. Weil es in Freiburg aber keinen Laborplatz gab, habe ich eine Lehre gemacht, um mein Studium in Karlsruhe zu finanzieren. Express: Da haben Sie noch heute ein eigenesBüro. Zieht es Sie manchmal noch nach Emmendingen?Schwarzwälder: Überhaupt nicht. Oft denkeich, ich könnte ohne Schwarzwald nicht leben.Aber die Verstädterung der kleinen Plätze istso ungeheuer vorangeschritten. Wenn ichheute da, wo ich als Kind auf Feldwegen lief,breite Straßen und Feriensiedlungen sehe,finde ich das zum Kotzen. Emmendingen istauch sehr verstädtert, in einer kleinkariertenWeise dazu.Express: Aber an die Schule denken Sie noch?Schwarzwälder: Mit Vergnügen. Bei Dr. Köhlerhatten wir nicht nur Französisch, sondernauch Latein, Deutsch, Literatur- und Kunstge-schichte, Soziologie. Er hat in einem Satz soviel sagen können. Am meisten habe ich seineZivilcourage und seinen Antimilitarismus ge-schätzt. Und ich denke an Professor Zimmer-mann, der absolut mißverstanden wurde vonden Schülern. Überhaupt hatte ich Glück mitden Lehrern. Ich gehöre nicht zu denen, diesagen: »Der hat mir den Goethe verdorben«oder »Schule ist Scheiße«.Express: Die Zeiten waren sicher nicht geradeleicht, damals?Schwarzwälder: Das ist richtig. Es war eineZeit des Aufbruchs nach dieser verdammtenNazi-Zeit, an die ich auch oft denke. Vor allemdaran, wie die Lehrer uns damals verhetzthaben. Es ist dummes Zeug, wenn heute allesagen: »Ich habe nichts gewußt«. Versagt hatdas Bürgertum und damit die Lehrer. Express: An der Schule kannten Sie alle als»Lottl«. Ist das noch Ihr Spitzname?Schwarzwälder: Die Schulkameraden nennenmich noch so. Aber Bekannte sagen »Schwarz-wälder« zu mir. Gerade für Norddeutsche istder Name wohl faszinierend. Für die alemanni-sche Zunge klingt »Lothar« sehr pathetisch.

Eine kleine Gruppe ehemaliger Schüler um Bernd Kellner greift dem »Verein der Freunde und Ehemaligen Schüler des Gymnasiums Emmendingen«

Bei der Öffentlichkeitsarbeit unter die Arme

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Blätter wehen vom Baume,

Lieder vom Lebenstraume

wehen spielend dahin.

Vieles ist untergegangen,

seit wir zuerst sie sangen,

zärtliche Melodien.

Diese Verse von HermannHesse spiegeln die Grund-stimmung wieder, die herrscht, wenn sich Abi-turienten zum 40jährigenGedenken an ihr Abiturtreffen. Wir waren damals17 Kandidaten, die 1955am Gymnasium Emmen-dingen zum Abitur zuge-lassen wurden. Welchwohltuende Zahl im Ver-gleich zu den heutigen Ver-hältnissen! Von diesen 17Kandidaten (acht Damenund neun Herren) ist einheute namhafter Landes-historiker beim ersten Ver-such durchgefallen undein weiterer Mitschüler inder Zwischenzeit verstor-ben. Von den verbleiben-den 15 Veteranen sind am13. Mai 1995 zwölf in Em-mendingen erschienen. Wahrhaft Anlaß genugzum Gedenken und Feiern.

Es war nicht das erste Mal, daß sich der Abiturs-jahrgang 1955 in Emmendingen zu einer Wie-dersehensfeier in Emmendingen getroffen hat.Seit 1976 haben wir uns teilweise mit, teilweiseohne die Mitschüler des Klassenverbandes, dievor dem Abitur abgegangen sind, immer wieder(insgesamt 8 Veranstaltungen) getroffen. Die Er-fahrung hat gezeigt, daß dies nur funktioniert,wenn einer die Dinge in die Hand nimmt. NebenErinnerungen an die Vergangenheit der Schul-zeit ist die Neugierde ein nicht zu übersehendesMotiv für derartige Klassentreffen. Man willsehen, was aus dem Vordermann, dem Hinter-mann und der Nebenfrau geworden ist. Hat jenes

Mädchen, das damals in der Blüte seines ju-gendlichen Charmes stand, diesen behalten? Istaus jenem Jungen, der damals für alle Misseta-ten zu begeistern war, in der Zwischenzeit eingesetzter Herr geworden?

Interessant ist in diesem Zusammenhang, daßvon den gesamten Abiturienten des Jahrgangs1955 heute nur noch eine Mitschülerin in Em-mendingen wohnt. Es leben aber immerhin neunmit ihren Familien in Baden-Württemberg, währendsechs in anderen Bundesländern und im Auslandzu finden sind. Acht haben ein Hochschulstudi-um an einer Universität und fünf ein Studium aneiner Pädagogischen Hochschule oder an einerFachhochschule absolviert. Neben drei Natur-wissenschaftlern gibt es unter uns drei Juristen

und die große Zahl vonsechs Pädagogen.

Das damals so ge-nannte »Gymnasium Em-mendingen«, an dem wirdas Abitur gemachthaben, ist letztlich aus der1667 gegründeten Em-mendinger Lateinschulehervorgegangen. Waswar das doch für eineprächtige Schule! In derErinnerung kommt esmir manchmal so vor, alsob sämtliche Originale anLehrern hier versammeltgewesen wären, die manin Baden finden konnte.Man kann nur wehmütigfeststellen, daß die heu-tige Zeit mit ihrem ein-deutigen Trend zur Kon-formität keinen günstigenNährboden für die Ent-wicklung solcher Cha-raktere mehr bietet.

Im Vergleich zu heutewar unsere Schulzeitdurch ein Weniger an ma-teriellen Dingen ge-kennzeichnet! Weiterhinstand sie noch unter demunmittelbaren Eindruck

des verlorenen Krieges. Man muß daher Ver-ständnis dafür aufbringen, daß in der Lateinstundemanchmal mehr vom Endkampf um die FestungBreslau als von Caesar gesprochen wurde. Den-noch war unsere Schulzeit nicht zuletzt deshalbwesentlich unbeschwerter, weil der oft Frustra-tion erzeugende Leistungsdruck fehlte, der heutedurch den Numerus Clausus diktiert wird. Es wareine lange Zeit vom 30. April 46 bis zum 15. März55. Auf diesem Weg haben uns manche Lehrerbegleitet, von denen heute nur noch ganz we-nige leben. Was sie uns an fachlichem Wissenund menschlichem Vorbild gegeben oder auchnicht gegeben haben, hat uns das Leben in derZwischenzeit deutlich genug vor Augen geführt:Verba docent, exempla trahunt!

Manfred Würfel wollteLandmaschinenbau studie-ren, doch dann kam ihmdie Bundeswehr zuvor. Alser 1956 eingezogen wurde,sagte sich der begeisterteSegelflieger »au sol on vol«und landete bei der Luft-waffe. Er wurde Adjutant

des Inspekteurs, ging später als Referent ins Verteidi-gungsministerium und danach zur NATO, wo er ander Entwicklung von militärischen Satellitensystemenbeteiligt war. 10 Jahre lang oblag ihm die Organisationder Streitkräfte, bevor er – inzwischen Generalmajor –1990 Wehrbereichsbefehlshaber in Nordrhein-Westfa-len wurde. Bereut hat er es nicht. Wenngleich wederaus dem Landmaschinenbau noch aus dem Piloten-Traum je etwas geworden ist, sagt er heute doch: »Ichhabe viel erlebt und mit Soldatenglück eine tolle Kar-riere geschafft«.

»Verba docent, exempla trahunt«Geschichten, die das Leben schreibt

Der Chemie hat sich Wolf-hard Frey verschrieben. Erstudierte in Freiburg, Göt-tingen und München. Mitdem Diplom in der Taschetrat er 1961 seine erste Stel-le bei Siemens an – Abtei-lung Forschung und Ent-wicklung. Nach 10 Jahren

im Labor wechselte er Anfang der 70er Jahre in dieChefetage, von wo aus er mit Siemens-Partnern inaller Welt zusamenarbeitete. Heute trägt er in Mün-chen die Verantwortung für 35000 Mitarbeiter. DenKontakt zu seinen Mitschülern hat Wolfhard Freyimmer aufrechterhalten, obwohl er sich gar nicht alsEmmendinger fühlt. »Ich war nur das letzte Schuljahran der Schule, um das Abi zu machen. Aus dem Rot-teck-Gymnasium in Freiburg war ich rausgeflogen unddas Kepler-Gymnasium lehnte dankend ab, als ich ein-treten wollte«, erinnert er sich.

Für ihre Mitschüler wirdHelga Le Bourdon wohlimmer Helga Wehrle blei-ben. »Mein französischerEhename prägt sich hiernicht mehr ein«, sagt diegebürtige Emmendingerinund lacht. Dabei trägt sieihn schon 32 Jahre. Mit

ihrem Mann siedelte sie nach ihrer Dolmetscher-Aus-bildung nach Frankreich über, wo sie – von Unterbre-chungen abgesehen – noch heute lebt. Den Beruf hatHelga Le Bourdon aufgegeben. Dafür hat sie viele an-dere Jobs gemacht: Mal arbeitete sie als Hosteß, malim Export, mal als Lehrerin. Ihrem Mann folgte sieeinmal für drei Jahre nach Mauritius. Ein Jahr langlebte die Familie in Düsseldorf. Nach Emmendingenkommt sie nicht mehr oft. Aber wenn sie in der Stadtist, fühlt sie sich sehr wohl. »Da kann man sich wiederso geben, wie man früher war.«

Gedanken zu Klassentreffen im Allgemeinen und zur Wiedersehensfeier des Abi-Jahrgangs 1955 im Besonderen, sowie drei Lebensläufe.

von Johann-Georg Ehret

Einjähriges 1952: 17 von der Klasse machten 1955 ihr Abitur. Gruppenbild mit den Lehrern Kölsch, Haas, Schmidt, Direktor Wolff, Herion (v.l.n.r.)

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Wer von uns alten Pennälern erinnert sich nichtan den charakteristischen, durchdringend-dün-nen Ton der Doppelglocke, die an der Karl-Frie-drich-Schule die Stunden schlug und noch immerschlägt? Oder an die schmiedeeisernen Gelän-der und an das schwarzgestrichene Gardero-bengitter mit dem Rosen-Dekor im obersten Stock?Oder an den typischen Geruch der geölten Holz-böden in den Zimmern mit den hohen grünenHolzlamperien? Durch die prächtigen Portale derVorderseite durften nur die Lehrer gehen. WirSchüler betraten das Haus durch die hinterenTüren. In der Gegenrichtung benutzt, führtendiese zu der berüchtigten, grünen Holzarchitekturim Hof,die nach »Abtritt« und Teer roch und My-riaden von buntschillernden Fliegen anlockte.

Mich, den gebürtigen Karlsruher, brachte derKrieg 1942 nach Emmendingen ins großelterli-che Haus. Die Bierbrauerei war 1936 zur Opel-Werkstatt und Tankstelle »Steinle« geworden. Abernoch gab es den »Schaffhauser« mit seiner all-abendlich grollenden Kegelbahn und dem schö-nen Kastaniengarten. Hier war die Stelle, wo diebreite Straße der Emmendinger Vorstadt sich ver-engte und das Bächle den Schlenker machte,bevor es unter der Dohle an der Mundinger-straße verschwand. Barfuß, wie wir damals zurSchule gingen, stauten wir mit unseren kleinenFüßen das Wasser im halbrunden Rinnen-Profilzu Flutwellen und rannten schnell weiter, umdiese aufzufangen und von Neuem – und größer– aufzustauen. Der gegenseitige Zuruf »Ahhalde– renne lo!« klingt heute noch im Ohr. Schlimmwar der Tag, als die Füße einfach zu groß ge-worden waren und selbst diagonal nicht mehrtaugten zum Kinderspiel. Da erkannte ich zumersten Mal, was »älter werden« heißt – nämlich,daß so manches unumkehrbar anders wird.

Das war die Zeit, als die Volksschule, wie dieGrundschule früher hieß, links und die Ober-schule rechts im Haus untergebracht waren. DerWechsel von links nach rechts kam für mich 1943.Jetzt hießen die Lehrer »Schiffer«, und dieGroßmutter wunderte sich, daß Freunde von deranderen Konfession ins Haus kamen. Damalsgab es noch deutlichere Unterschiede, auch zwi-schen Unter- und Oberstadt! Und es koste-te Schulgeld, zuletzt 240 Mark im Jahr!

In der Sexta waren wir eine Klas-se von 45 Rangen, zum Teil wegender Bombenangriffe kinderland-verschickt aus dem Rhein- undRuhrgebiet. Die Tertianer,das war so Mode, stell-ten uns in der großenPause nach und»salbten« die

Neuankömmlinge mit einer ordentlichen TrachtPrügel. Konkret hieß das: in den »Schwitzkastennehmen« und dann ordentlich »Rieberleskopf«geben. Voraus ging eine wilde Verfolgungsjagdüber die »Stangen«, über die wir auch in jedergroßen Pause unser eigenes »Fängis« veranstal-teten. Die soliden Eisenkonstruktionen an derSüdseite des Festplatzes dienten dem Viehmarktzum Anbinden der Tiere, hatten die gute Höhevon etwa 70 Zentimetern und luden förmlich einzur sportlichen Betätigung. Ein anderer Sport war,dabei zu sein, wenn die Stadtarbeiter die Bret-terbuden für den Völkermarkt aufschlugen. Dannsprangen wir mit Getöse über die lockeren Tisch-dillen und machten uns erst davon, wenn dieTreibjagd auf uns begann. Im Unter-richt umwehte uns sofort einHauch von Geistigkeit, denwir zuvor höchstens beiFrl. Dumas erlebt hat-ten. Der Lehrer Ober-le, der oft genug Un-terricht in SA-Uni-form erteilte, hatteuns ganz andersunter Kontrollegehabt: mit demspanischen Rohrüber die Finger-knöchel oderknapp unterhalbder kurzen Hosen.Jetzt betrat derProfessor Schillden Raum, undmit einem Malwar es, als obeinen der Hauchaller Geistes- undsonstigen Wissen-schaft berührte. Bei an-deren konnten wir Klei-nen uns auch schon weh-ren: Unserem etwas arro-ganten Mathema-tiklehrer

Wenn Brombeeren zu Bzu Erdbeeren un

Tilde Heilandgeb. Keck, Ärztin

abi 1956

Express: Guten Abend, was macht Tilde Heilandgerade?Heiland: Ich lese Zeitung. Und, Sie werden lachen, auch hier in Norddeutschland immernoch die Süddeutsche. Eine Reminiszenz andie alte Heimat.Express: Was hat Sie denn nach Osnabrück ver-schlagen?Heiland: Mein Mann ist Physiker, und er hatvor 15 Jahren einen Ruf an die Uni Osnabrückerhalten. Ich selbst bin ja Ärztin geworden undhabe dann hier beim Gesundheitsamt alsSchulärztin angefangen. Das mache ich bisheute. Express: Ihr Mann und Sie sind ja eine echteSchülerliebe...Heiland: Das stimmt. Ich bin in der Ober-sekunda von Kenzingen in die EmmendingerSchule gewechselt, weil man damals in Ken-zingen kein Abitur machen konnte. Da bin ichin die Klasse von meinem Mann gekommenund habe als ersten Eindruck meinen Eltern er-zählt, daß es da so witzige Namen in der Klas-se gibt. Einer hieß Sonntag, einer Heiland.Mein Mann ist dann in der Unterprima nachFreiburg gezogen, und wir haben uns dort ge-troffen. Später haben wir geheiratet. Das istjetzt 34 Jahre her. Eine Kuriosität ist übrigens,daß auch meine älteste Tochter einen Schul-freund geheiratet hat. Und sie ist wie ich Ärz-tin geworden. Außerdem ist ihr Mann wie mei-ner auch Physiker.Express: Was fällt Ihnen beim Stichwort »Em-mendinger in Boston« ein? Heiland: Ach Gott, das ist lange her, das war inden siebziger Jahren. Ich war mit meinemMann auf einer Physikertagung in Boston undwir hatten die Adresse von einem Mitschülerund ehemaligen Nachbarn aus Endingen,Hans-Jürgen Lösch. Er ist mit einer Emmen-dingerin verheiratet und lebte damals in Bo-ston. Auf der Tagung war dann noch ein weite-rer ehemaliger Emmendinger Mitschüler, auchein Physiker. Also trafen wir drei EmmendingerPaare uns bei Hans-Jürgen Lösch zum Abend-essen. Das war zur Hälfte Zufall, zur Hälfte ge-plant.Express: Haben Sie darüber hinaus noch Kontaktzu Emmendingern und nach Emmendingen?Heiland: Oh ja. Ich komme immer mal wiederin die Stadt. Außerdem bin ich recht gut mitHelga Knopf befreundet. Zu ein paar anderenMitschülern habe ich noch Kontakt.Express: Denken Sie auch manchmal an IhreSchulzeit zurück?Heiland: Also ich muß ganz ehrlich gestehen:Ich war zwar eine ganz gute Schülerin, aber ge-liebt habe ich die Schule nie. Ich war sehr be-freit, als ich das Abitur hatte. Ich habe derSchule nie nachgetrauert.

Es gibt nicht viele, die beide Seiten kennen: Bernd Kellner ist einer von ihnen. VVon 1970 bis zu seiner Pensionierung 1994 unterrichtete er Seine ganz persönliche Sicht der Dinge hat er für »ExPress

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Stiasny schauten wir einmal alle so lange auf dieHose, bis er nach draußen ging, um nachzu-schauen, ob das »Ställchen« offenstand. Durchden Krieg wurde der Unterricht langsam zur schön-sten Nebensache, denn in der warmen Jahres-zeit wurde hauptsächlich gesammelt, vor allemHeilkräuter, aber auch Kartoffelkäfer und ihreroten Maden. Zum Kräutersammeln ging es inden Allmendwald, wo Mitschüler im Vorteil waren,die sich dort auskannten. Ich denke an die Rut-sche-Bube, Fritz und Hans. Je dichter der Span-korb gefüllt war mit Maiglöckchen-, Brombeer-blättern oder »Katzewedel«, desto besser.

Dann kam der Krieg hörbar näher. Die Großenkamen zum Flak-Einsatz und mußten »schanzen«,d.h. Schützen- und Panzergräben ausheben, imElsaß und im Badischen. Unheimlich wurde uns,

als der Mitschüler Karl-Günther Stehle beimFlak-Einsatz »für Groß-Deutschland ge-

fallen« war. Bis vor kurzem hatte ernoch, auf dem Heimweg, mit derSchultasche auf der Hüfte, an derEcke beim »Schaffhauser« ge-standen und hatte sich miteinem Schulkameraden unter-halten. Von anderen, die nachdem Abitur als Soldaten an derFront gefallen waren, wie z.B. Heinz Frank in Finnland,

wußten wir nichts. ZumSchluß hatten wir um unsselbst Angst, wenn diebeiden Jagdbomber »Maxund Moritz« auftauchten,

die auf alles schossen,was sich regte. Der Unter-richt war, auch wegenKohlemangels im Winter,

schon längst ausgefallen. Nach dem Einmarsch derFranzosen begann mit etlich-er Verzögerung die Schule

wieder, mit den Professo-ren Schill, genannt

»Zwacks«, und Schmidt, genannt »Sproß«, mit »PapaBeck«, Herrn Spinner und dem würdig daher-schreitenden Direktor Brommer. Frau Dr. Hau-ser, Herr Dr. Eidel und später Frau Dr. Sandersals jüngere Lehrkräfte kamen dazu. Frl. Schin-zinger (»Wenn die Glocke acht Uhr schlägt, kommtdie Schinzkuh angefegt…«) war, wie schon ehund je, für das Musikalische zuständig. Religionfür die Evangelischen gab es durch Frau PfarrerHäfele, die als Persönlichkeit wohl unvergessenbleibt. Ihre Definition von Reue und Buße, beiwelcher der dritte Teil der wichtigste war, laute-te: »Halt«, »Kehrt«, »Marsch«. Sie hat in der unter-richtslosen Zeit des Kriegsendes vielen jungenLeuten mit ihren »Nachhilfestunden« geholfen.

Unsere Lehrer mühten sich redlich um uns. DieGedichte, die wir im Deutschunterricht bei FrauDr. Hauser lernten (»Wind und Sonne machtenWette…«), sitzen heute noch. Später hatten wirin diesem Fach den Herren Fehrenbach und Dr.Frank viel zu verdanken. Dann war da noch derSproß, den viele Eltern mit »Herr Professor Sproß«anredeten, was er lächelnd duldete (früher warsein Spitzname »Floda« oder »Flohda« gewesen).Seine Version der Bromgewinnung: »Wenn Brom-beeren auf den Boden fallen, gibt es Erdbeeren,und Brom wird frei.« In einer Klasse mußte ihmmontags der Schüler Günther Becker, selbst Ak-tiver, erst einmal von den Fußballergebnissen be-richten, bevor es Unterricht gab. Der Sproß, derin der schlechten Zeit immerzu Bucheckern ausder Rocktasche holte und zerkaute, hatte u.a.einen Spruch, der da hieß: »Das wissen nur wirzwei, der liebe Gott und ich!«

Bei Herrn Dr. Eidel, der sich hervorragend inder heimischen Flora auskannte, machten wirdie schönsten Unterrichtsspaziergänge. Natürlichlernten wir auch den Dreisatz und die binomi-sche Formel – und wie man ein Heft führt. Eswurden Vokabeln gepaukt, in Französisch mitden Erlebnissen der Familie Dupont aus demberühmten, weil reich bebilderten »Louis Mar-chand«. Bei Papa Beck scheiterten wir oft mitunseren Streichen. Einmal zündeten wir unterdem Pult eine Schwefelschnitte an, wie man sie

zum Faß-Ausbrennen benützte. Als er merk-te, was los war – und das stach ganz

schön stark in die Nase– stellteer sich in die abgelegenste Eckeund sagte: »Und die Fenster

bleiben geschlossen.« Einmaldrehten wir im Vorbeige-

hen nach der großenPause den von außen

Boden fallen, werden siend Brom wird frei

Gretlies Haungsgeb. Stahl

abi 1963

Express: Guten Abend. Was macht GretliesHaungs gerade?Haungs: Sie haben mich auf dem Sofa ertappt,ein Buch lesend. Und meine Tochter hat gera-de gesagt, ich solle ihr endlich das Abendes-sen machen, aber inzwischen hat sie resigniertund macht es selber.Express: Was hat Sie nach Trier verschlagen?Haungs: Mein Job. Ich bin hier seit 1974 Leite-rin des Akademischen Auslandsamtes an derUniversität. Dabei gehöre ich gewissermaßenzu den Grufties. Die Uni ist 25 Jahre alt, meinAmt ist 22. Express: Zuvor haben Sie studiert?Haungs: Ja, in Heidelberg. Spanisch und Fran-zösisch. Express: Also haben Sie Emmendingen ziemlichbald nach dem Abi verlassen?Haungs: Stante pede. Das war ein Grund fürmeine Berufswahl. Es sollte irgendetwas sein,wofür ich weggehen mußte aus Emmendin-gen. Ich war am Dolmetscher-Institut in Hei-delberg, und Dolmetscher-Institute gibt es janur drei in der BRD. Alles andere hätte ich jaauch in Freiburg studieren können. Express: Dann sind sie seither auch nie nach Em-mendingen zurückgekehrt?Haungs: Doch, natürlich. Im Grunde stehe ichsogar schon wieder mit halb gepacktem Kofferda. Meine Mutter lebt noch in Emmendingen,und ich bin häufig da.Express: Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Mit-schülern?Haungs: In loser Form, nur im Moment wie-der intensiver, weil wir gerade ein Klassentref-fen vorbereiten. Daher habe ich in letzter Zeitviel rumtelefoniert. Express: Denken Sie manchmal an Ihre Schulzeitzurück?Haungs: Ja, oft und gerne. Vor allem, seit ichselbst zwei Kinder im Gymnasium habe. Dabieten sich viele Vergleichsmöglichkeiten. Express: Gibt es Ereignisse aus Ihrer Schulzeit,die Ihnen besonders präsent ist?Haungs: Was mir immer wieder einfällt, sinddie Klassenabende und Schulbälle. Es gab da-mals ja keine Discos wie heute. Wenn mansich irgendwie vergnügen wollte, machte maneinen Klassenabend. Da haben wir Rock’n Rollgetanzt, mit Stöckelabsätzen, und hinterherhatten wir entsetzliche Blessuren auf denFußrücken.Express: Und negative Eindrücke?Haungs: Doch. Mein Physik-Abitur. Da war ichmündlich glatt sechs. Es war nicht schrecklich,weil ich moralisch darauf eingestellt war. Aberich glaube, es war schlimm für meinen Physik-lehrer, Herrn Oehring, der die Schmach durch-stehen mußte.

Von 1943 bis 1952 hat er das Emmendinger Gymnasium als Schüler »genossen«. am gleichen Er Generationen von Schülern im Fach Kunst.

s« zu Papier gebracht. Sein Thema: »Meine Schule und ich«.

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Seit acht Jahren messen Ehemalige und Lehrer beim Triathlon ihre Kräfte. Das nächste Mal am 7. September 1996. Ein Bericht von Bertolt Wagner

Über Stock und über Stein und dann noch in den See

Helmut GrässleHoteldirektor

abi 1976

Express: Du bist schwer zu erreichen. Immer imStress und viel unterwegs?Gräßle: Mein Job ist schon etwas stressig.Sehr unregelmäßige Arbeitszeiten, und wennich mal im Hotel bin, wird es meist ein langerTag. Aber dafür gibt es dann auch immer wie-der Zeiten, in denen man mal ein paar Tageam Stück freimachen kann.Express: Was hält den Direktor eines Hotels dennso auf Trab?Gräßle: Man ist letztlich für das betriebswirt-schaftliche Ergebnis verantwortlich. Da gilt es,die entsprechenden Umsätze zu aquirieren.Übernachtungen, Tagungen, Geschäftsreisen.Dazu müssen Verträge mit Firmen geschlos-sen und Veranstaltungen organisiert werden.Express: Wolltest Du eigentlich schon immer insHotelfach?Gräßle: In der Abi-Klasse waren wir zwei, dreiLeute, die sich ihr Geld mit Kellnern verdienthaben. Bei der Gelegenheit konnte man sichauch gleich über die Branche informieren.Man hat gesehen, daß man im Hotelfachetwas erreichen kann. Natürlich war da auchdie Überlegung zu studieren, aber ich bin ebendabei geblieben.Express: Heute bist Du Chef des Dorint-Hotels inKrefeld. Und Emmendingen liegt in weiter Ferne?Gräßle: Nein. Zwei, drei Mal im Jahr kommeich zurück in die Gegend und mache Kurzur-laub im Schwarzwald. Das ist immer ein guterAusgleich.Express: Und wie findest Du die Stadt inzwi-schen?Gräßle: Sie hat sich sehr verändert, ist sehrvoll geworden. Besonders im Bürkle-Bleiche-Gebiet, wo meine Eltern wohnen, gibt es kaumnoch einen grünen Fleck. Das finde ich sehrschade. Außerdem ist es relativ teuer gewor-den. Aber ich fühle mich hier immer wiederwohl.Express: Denkst Du auch manchmal an dieSchulzeit?Gräßle: Wenn ich mit Verwandten und Bekann-ten zu tun habe, die schulpflichtige Kinderhaben, denke ich öfters dran. Und wenn mandann hört, was heute in den Schulen alles soläuft und welche Probleme es da gibt, fällteinem auch wieder ein, was für eine tolle Zeitwir hatten und wie liberal damals alles war.Das, was wir erlebt haben, ist heute wohl un-denkbar. Für mich war die Schulzeit eine sehrpositive Zeit, in der man zu den Lehrern einSuper-Verhältnis hatte. Da spielte eben nichtnur der Schulstoff eine Rolle, sondern vielesreichte auch in den privaten Bereich hinein.Ich denke da zum Beispiel auch an die Anti-Kernkraft-Bewegung. Da war einfach ein biß-chen mehr da als nur Schule. Und das ist heut-zutage sicher nicht mehr in dem Maß der Fall.

Sportskanonen: Die Teilnehmer des Triathlons 1995

Zu den festen außerschulischen Veranstaltungengehört seit acht Jahren auch der GGE-Ehemali-gen-Triathlon. Gestartet vom Abi-Jahrgang 1988und von Lehrer Günther Braun fand er bisherohne Unterbrechung einmal im Jahr statt. DieDistanzen sind für jeden Hobby-Sportler zu be-wältigen: 700 Meter Schwimmen im NimburgerBaggersee, 36 Kilometer Radfahren auf einem12 Kilometer langen Rundkurs von Nimburg überBottingen und Neuershausen zurück nach Nim-burg und 10 Kilometer Laufen durch die Tenin-ger Allmend zum TBE-Sportplatz an der Elz.

Auch 1996 messen die Triathleten wieder ihreKräfte. Am 7. September, dem letzten Samstagin den großen Ferien, fällt der Startschuß für dasSportereignis, das sich in den vergangenen acht

Jahren fast schon zu einer Kultveranstaltung ge-mausert hat. Mitmachen können alle Ehemaligedes GGE sowie die Mitglieder des Lehrerkolle-giums. Wer Interesse hat, neben Günter Braunanzutreten, der bisher noch keinen Start versäumthat und noch in jedem Jahr souveräner Gewin-ner der »Veteranen-Klasse« wurde, oder wer ein-fach nur als Betreuer der Aktiven zum GelingenTriathlons beitragen möchte, sollte sich bei Ber-tolt Wagner, Tel: 0761/4098165, melden.

Im Vordergrund stehen der Spaß und die Freu-de am Wiedersehen. Wer sich verausgaben will,kann das sicherlich tun. Ein Höhepunkt ist aberauch der abendliche Umtrunk, bei dem die Be-treuer und die Aktiven zusammen sitzen und die»Highlights« der guten alten Schulzeit aufwärmen.

Gesucht wird: der Wiederholungstäter

Auch mal eine Ehrenrunde gedreht? Daskann nun wirklich jedem passiert sein. Aberselbst dann hätte man die Schulzeit – vonder ersten Grundschulklasse bis zum Abi-tur – in 14 Jahren spielend absolviert. Kaumwird dagegen die Leistung jener Leute ge-würdigt, die sogar 15, 16 oder noch mehrJahre die Schulbank drückten. Sei es, daßsie sich nicht trennen konnten oder sie dasGefühl hatten, daß doppelt oder dreifacheinfach besser hält. Gesucht wird der Re-kordhalter, der absolute Dauerbrenner, derKönig (oder die Königin) der Wiederholer.Angebote an: Redaktion ExPress, c/o BerndKellner, Schlosserstraße 20, 79312 Em-mendingen.

Mit dem Abiturienten-Preis belohnt der »Vereinder Freunde und ehemaligen Schüler« am Endejedes Schuljahrs besonderes Engagement für dieBelange der Schule. 1995 wurde Nils Cordell aus-gezeichnet, der in der SMV, in Arbeitsgruppensowie der Schülerzeitung mitarbeitete. Im Jahrdavor erhielten Anselm Berg und Dominik Joppdie Auszeichnung. Die Auswahl der Preisträgertrifft der Vorstand in Absprache mit Schulleitungund Lehrerkollegium. Prämiiert werden Akti-vitäten, die die Interessen der Schüler fördernoder zur Verbesserung der Schulsituation bei-tragen. Auch die Organisation von sportlichenund geselligen Zusammenkünften oder der Auf-ruf zu politischen Veranstaltungen, die die Ein-haltung der Menschenrechte zum Ziel haben,können laut Satzung »preisverdächtig« sein.

Der Fleiß hateinen Preis

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Die SMV muß in ihrer Funktion, die sie erfüllensollte, und in ihren Tätigkeiten, die sie letztlichausübt, grundsätzlich unterschieden werden. Dieeigentliche Aufgabe der SMV sollte darin beste-hen, die Interessen der Schüler zu vertreten undeinen Konsens zwischen Schülern und Lehrerherzustellen.

Doch hat die Erfahrung gezeigt, daß dies immerseltener der Fall ist. Anscheinend wird erst garnicht versucht, die Interessen der Schüler, die invielen Fällen die Hauptbetroffenen bei schulin-ternen Entscheidungen sind, zu berücksichtigen.Erinnert sei hierbei an die Diskussionen überdas Schulprofil oder das Raumluftproblem amGGE. Mehr Mitsprache wäre nicht nur erwünscht,sondern ist sogar unbedingt erforderlich, da sichsonst der Graben zwischen Schülern und Leh-rern zu einer unüberwindlichen Schlucht aus-weiten würde.

Was hat sich in der SMV geändert? Es istgrundsätzlich festzustellen, daß in der SMV schul-politische Themen fast nicht mehr diskutiert wer-

den. Allerdings hat sich seit diesem Schuljahr auf-grund der Gespräche über den neuen Jugend-gemeinderat bei manchen Schülern ein spürba-res Interesse für solche Themen entwickelt.

Eine Neuerung, die seit dem vergangenen Schul-jahr an unserer Schule gilt, ist der sogenannte»Schülerpfennig«. Das bedeutet, daß jedes Schul-jahr von jedem Schüler zwei Mark eingesammeltwerden. Die Abgabe des »Schülerpfennigs« ist frei-willig. Dieser Schritt wurde nötig, weil die SMVsonst ihre laufenden Kosten nicht decken kann.In der SMV bemüht man sich seit längerem, mehrVerständnis füreinander zu entwickeln. Dies giltinsbesondere für das Problem des großen Alter-sunterschieds. Aus diesem Grund gibt es an un-serer Schule inzwischen sogenannte »Paten-schaften«. Schüler aus den 10. Klassen überneh-men dabei in einer 5. Klasse eine Patenschaft.Mit ihren jeweiligen Patenklassen sprechen dieälteren Schüler über alle Probleme, die diese be-schäftigen, und die im trägen Schulalltag womög-lich untergehen würden.

Über Funktion und tatsächliche Arbeit der Schülermitverwaltung.Von Eric Mössner (KLasse 11) und Thomas Köhler (KLasse 13).

Damit aus flachen Gräben keinetiefen Schluchten werden

Die Suche nach den 2000 Adressaten dieser Zei-tung hat natürlich längst vergessene Erinnerun-gen wach gerufen. Sie ließ zurückliegende Ge-meinsamkeiten wieder aufleben und die Zu-sammengehörigkeit mit Freunden, ja Verwand-ten, aber auch nur weniger gut Bekannten undsogar Fremden neu entdecken. Sie entpupptesich allmählich zum Ahnenforschungskrimi undverlief zum Glück hauptsächlich noch nach denalten Telefongebühren. Helga Knopf und ichhaben 1995 die Spur der Ehemaligen aufgenom-

men. Und wir mußten dabei schnell erkennen,daß es eine langwierige Suche werden würde.Besonders dankbar sind wir all jenen Ange-sprochenen, die ihre Adressenlisten auf den neu-esten, oder jedenfalls relativ neuesten Stand brin-gen konnten, sodaß wir dies – zum Beispiel dieneuen Postleitzahlen heraussuchen – nicht selbsttun mußten. Begriffsstutzigkeit oder Desinteres-se waren selten, einmal war der Datenschutzzeitweilig hinderlich; oft lähmte der Anrufbe-antworter die Nachfrageaktion. Wenn aber ersteinmal »de Bunde us em Loch« war, freuten sichdie meisten über den unerwarteten Überfall durchdie »Mafia vom Gymnasium« – wie wir uns öftermal vorstellten.

Es gab da ganze Ketten von Weiterverweisen.Hier einige Notizen von der Anrufaktion vom22. November 1995: »wird ausgerichtet, wiedernachfragen«, »er oder ich melden«, »mit seinerFrau gesprochen, will sich drum kümmern«, »istauf Madagaskar«, »weiß Bescheid, besorgt dieListe«, »nochmal vor Weihnachten versuchen«, »Te-lefon tut nicht, später noch mal«, »Liste verspro-chen, kommt bestimmt«, »Glück gehabt, morgennach Teneriffa«, etc. Und last not least: »will balddas Datum für die eventuelle Feier wissen, hatschon viele Termine« (Dr. Alex Motsch, Abi-Jahr-gang 1951). Sozusagen als Nebenprodukt gabes viele Einzelinformationen, wozu ich nur sagenkann: Es ist höchste Zeit, daß das in Emmen-dingen traditionell der Rufschädigung ausgelie-ferte Gymnasium auspackt und zeigt, daß es nichtnur mit seinen Abiturergebnissen seit Jahren deut-lich über dem Landesdurchschnitt liegt, sonderndaß aus seiner ehemaligen Schülerschaft höchstinteressante Spezialisten und Spitzenkräfte her-vorgegangen sind. Möge »ExPress« dieses Felderfolgreich beackern!

Auf suche nach 2000 Adressen führte der kleinste Hinweis auf neue Spuren.

Ein Ahnenforschungskrimi von Bernd Kellner

Bei Anruf: Adresse

Tina-Katja KostEntwicklungshelferin in Kamerun

abi 1983

ExPress: Hallo Tina, was machst Du gerade?Kost: Ich sitze in meinem Büro und bereite zusammen mit einer Kollegin ein Seminar füreine Frauengruppe vor. Wir sind ziemlich imStress, denn unser Chef hat gerade zu einem»staff-meeting« gerufen. Da wird wieder derganze Nachmittag draufgehen, aber bei Ina-des, einer sogenannten Non-GovernmentalOrganisation (NGO), werden Überstunden als normal angesehen. Hier nennt sich dasNGO-spirit.ExPress: Das heißt, Du sitzt immer nur im Büro?Kost: Nein, ganz und gar nicht. Das Seminarwerden wir in Wikudum, einem Dorf 60 Kilo-meter von meinem Wohnort Bamenda ent-fernt, halten. Dort gibt es eine Frauengruppe,die Cassava anbaut und vertreibt. Inades un-terstützt die Gruppe. Während der Trockenzeit,wenn die Straßen hier passierbar sind, bin ichziemlich viel in den Dörfern unterwegs undspreche mit den Bauern. Das ist zwar ganzschön anstrengend, aber macht auch vielSpaß.ExPress: Was hat Dich nach Afrika verschlagen?Erzähl` mal.Kost: Ich wollte schon immer ins Ausland. Afrika hat sich während des Studiums ergeben. Ich habe Landwirtschaft in Hohen-heim gemacht. Für meine Diplomarbeit warich mit einer Freundin eine Weile in Ghana, wo wir eine Studie mit Frauen in einem Dorfmachten. Nach dem Studium habe ich michbeim Deutschen Entwicklungsdienst bewor-ben. Daß ich nach Kamerun kam, war Zufall.Aber ich bin total froh darüber, es ist ein vielseitiges Land.ExPress: Hast Du machmal Heimweh?Kost: Natürlich fehlen mir meine Familie undmeine Freunde. Aber meine wichtigsten Kon-takte zuhause bestehen noch immer. Und ichhabe auch hier in Kamerun viele Freunde. ExPress: Denkst Du manchmal an die Schulzeitzurück?Kost: Na klar. Ich denke da oft an meine Rolleals Jüngste in der Klasse. Das hat mir sicherviele Vorteile beschert. Die 9. und 10. Klassewaren besonders toll. Da hatten wir eine ziemlich starke Klassengemeinschaft. Dann denke ich natürlich auch an die Lehrer,die mir das Leben wegen Kaugummikauens,für das ich bekannt war, schwer zu machenversuchten. Einmal ließ uns einer einen Briefüber unser schlechtes Benehmen schreiben.Den mußten wir zuhause unterschreiben lassen. Das sind Dinge, die man nie vergißt.Aber wenn mir dann, wie gerade dieser Tagegeschehen, einer meiner Lehrer über meine Eltern einen Gruß übermittelt, freut mich das besonders.

Bitte melde DichDas Adreß-Team hat sich alle erdenkliche Mühegegeben: 2000 Anschriften von mehr als 50Abi-Jahrgängen galt es, zusammenzutragen,auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen undauf Computer zu übertragen (Danke, Sand-ra!). Daß sich angesichts der Masse ein paarFehler eingeschlichen haben, ist wohl ver-zeihlich. Aber: Es wäre nicht gut, wenn wir’snie erführen. Darum unsere Bitte: Wenn sichEure Adresse geändert hat, schickt uns einePostkarte: Redaktion »ExPress«, c/o Bernd Kell-ner, Schlosserstraße 20, 79312 Emmendingen.

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man das kommende Jahr ins Auge fassen. Denk-bar wäre zum Beispiel ein Sommerfest. Also, allemutigen Mitstreiter an die Front oder besser: an

Im Alter von 72 Jahrenstarb im Februar 1995 Karl Robert Fromm.Der promovierte Pädagogehatte das Goethe-Gymnasi-um von 1974 bis 1985 alsSchulleiter geführt. Nacheiner von den Schreckendes Krieges geprägten Ju-

gend und Schulzeit, die er später in seinem Buch »Bitteres Brot« Revue passieren ließ, hatte Frommklassische Sprachen und Geschichte studiert. Währendseiner Jahre als Lehrer gehörte seine Liebe besondersder lateinischen Sprache. Aber auch die Philosophiewar eines seiner bevorzugten Fachgebiete. In seinerEmmendinger Zeit bot er Eltern und Schülern mehr-fach Seminare über Platons philosophisches Vermächt-nis an. Am Beispiel des »Höhlengleichnisses« versuch-te er dabei, die Teilnehmer in das Denken des Philoso-phen einzuführen. Für ihn selbst bestimmend war dieIdee, »daß Philosophie bis zu dem Punkt vordringt,der nicht mehr hinterfragt werden kann«. Sechs Jahrelang war er Lehrer an der Deutschen Schule in Barce-lona; Spanien betrachtete er seither als seine zweiteHeimat. Karl Robert Fromm kam in einer schwierigenZeit nach Emmendingen. Kurz vor seiner Ernennungzum Oberstudiendirektor war das Gymnasium von derUnterstadt in den Neubau an der Neubronnstraßeumgezogen. Hohe Schülerzahlen, die mit 1300 deut-lich über den heutigen lagen, zwangen jedoch schonbald zur Gründung einer »Dependance« in der Meer-wein-Grundschule. »Unsere Schule verliert mit KarlRobert Fromm einen scharfsinnigen, vom humanisti-schen Bildungsideal geprägten ehemaligen Lehrer undKollegen«, schrieb Oberstudiendirektor Heinz-MichaelRöll in seinem Nachruf auf den Vorvorgänger. Und:»In Erinnerung bleiben seine Appelle an Schüler undLehrer, den notwendigen Pflichten nachzukommenund dabei freundlich miteinander umzugehen«.

Im August 1989 hatte erdem GGE-Kollegium nochgeschrieben, er kämpfehoffnungsvoll gegen seineschwere Krankheit undfreue sich auf eine baldigeRückkehr an die Schule.Nur rund zwei Monate,nachdem die Ärzte sie dia-

gnostiziert hatten, hat die unheilbare Krankheit OskarZimpfer besiegt. Der Oberstudiendirektor starb imSeptember 1989 im Alter von 54 Jahren. Vier Jahrelang hatte er als Nachfolger von Karl Robert Frommdas Goethe-Gymnasium geleitet und dabei »miteinem ungewöhnlichen Vertrauensverhältnis, mit Of-fenheit und Kollegialität zu den Lehrern und denSchülern gewirkt«, wie sein Stellvertreter Peter Alb-recht formulierte. Am GGE hatte Zimpfer freilich viellänger gewirkt: 25 Jahre lang unterrichte er an derSchule, an die er 1964 als 29jähriger Studienassessorgekommen war, Mathematik und Physik. Über die Be-förderung zum Studienrat (1968) und Oberstudienrat(1971) stieg er schon 1972 zum Studiendirektor auf,nachdem ihn das Kultusministerium zum stellvertre-tenden Schulleiter ernannt hatte. Von der BeförderungOskar Zimpfers zum Schulleiter erfuhr die Öffentlich-keit 1985 beim »Ball der Stadt«, an dem auch der da-malige Kultusminister Gerhard Mayer-Vorfelder teil-nahm. Über seinen Beruf hinaus hat sich Zimpfer imPartnerschaftsverein Emmendingen engagiert, wo erüber Jahre hinweg als Vorstandsmitglied wirkte. Außer-dem war er Mitglied der Schulkonferenz des GGE unddes Schulbeirates der Stadt Emmendingen. Im »Ver-ein der Freunde und ehemaligen Schüler« arbeitete erengagiert mit. Das Oberschulamt würdigte die Ver-dienste Oskar Zimpfers mit den Worten: » Er war einePersönlichkeit, die sich nie in den Vordergrund drängteund stets bestrebt war, mit bestem Erfolg alles zu tun,was der Bildung und der Erziehung diente«.

Dieses Bild hat sich Generationen von Schülern eingeprägt: EberhardGroßmann, schon weiß-haarig, hager, leicht vorn-übergebeugt, steht inmitteneiner Schülergruppe in derSporthalle und wirkt mitgroßer Geste und eindringli-

chen Worten auf seine jugendlichen Zuhörer ein. Biszu seiner Pensionierung im Juli 1989 unterrichtete derengagierte Pädagoge am Emmendinger Gymnasium,Sport, Mathematik und Geographie. Mehr als 30Jahre lang war er der Schule treu verbunden. Im Som-mer 1994 ist Eberhard Großmann nach langer Krank-heit gestorben. »Seine Begeisterung für die Arbeit mitJugendlichen und die Zuneigung zu ihnen waren bei-spielhaft«, schrieb Karl-Heinz Korsten in seinemNachruf auf Eberhard Großmann im Jahrbuch desGymnasiums 1993/95, »in Lehrerkonferenzen pflegteer kein Blatt vor den Mund zu nehmen und schertesich dabei wenig um den Zeitgeist oder die Direktion.«

Völlig unerwartet starb am 13. April 1995 MarianneHirling im Alter von 56 Jahren. Die Pädagogin unter-richtete seit 1979 am Goethe-Gymnasium Französischund Geographie. Nach dem Studium in Berlin undFreiburg hatte sie ihr Weg als Lehrerin über Freiburgund Offenburg nach Emmendingen geführt. »Men-schen, die sich wie Marianne Hirling mitmenschlichöffnen, sind angreifbar und verwundbar. So gab esohne Frage in ihren 24 Berufsjahren als Lehrerin Situa-tionen, in denen die Schüler ihre Offenheit und Herz-lichkeit mißbrauchten, weil sie noch zu jung und uner-fahren waren, um ihr Wesen besser zu verstehen«,schrieb Hans-Jürgen Günther in einem Nachruf aufdie Kollegin. »Frau Hirling aber behielt ihr Herz fürdie Jugend und ließ sich nie entmutigen«.

Personalien • Personalien • Personalien • Personalien • Personalien • Pers

»Ein Fest für alle Ehemalige – das wäre eine guteIdee«. In Gesprächen mit früheren Schülerinnenund Schülern des Emmendinger Gymnasiums wirddieser Wunsch immer wieder geäußert.

Ein Anfang ist schon gemacht. Zwei sogenannte»Gruftie-Feten« hat es bereits gegeben, und dieResonanz war sehr gut. Allerdings waren bei die-sen Treffen hauptsächlich die jüngeren Jahrgän-ge vertreten, sprich: Ehemalige, die vor mehr als10, 15 Jahren das Abi gemacht haben, waren kaumanzutreffen. Und die Besucher jenseits der Vier-zig konnte man an einer Hand abzählen. Alle Al-tersklassen unter einen Hut zu bringen, diesesWagnis hat bisher noch keiner unternommen –auch deswegen nicht, weil es bisher gar nichtmöglich war, alle Ehemaligen einzuladen. Jetzt,da eine aktuelle Adressenkartei existiert, rücktdas Vorhaben wieder in Nähe des Machbaren.Die Frage ist nur: Wer macht’s und wie machtman’s? Wer gute Ideen hat oder bei der Planungmitmachen würde, ist herzlich eingeladen. Alsmöglichen Termin für das große Treffen könnte

die Strippe. Ernstgemeinte Angebote nimmtBernd Kellner, Schlosserstraße 30, 79312 Em-mendingen, Telefon 07641/41107 entgegen.

Ein Treffen füralle – jetzt!

Herbstball 1976

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Seine Ernennung zumOberstudienrat kann Markus Dold im Mai 1995feiern. Dold unterrichtetseit 1981 am Goethe-Gym-nasium Mathematik, Phy-sik und Informatik. Dane-ben engagiert er sich alsVerbindungslehrer und bei

außerschulischen Veranstaltungen, wie beim Aus-tausch mit Israel, bei Projekttagen und bei Schulfe-sten. Außerdem arbeitet er in der Jahrbuch-Redaktionder Schule mit und kümmert sich um die Stundenpla-nerstellung. Bei dieser Aufgabe steht er auch anderenSchulen mit Rat und Tat zu Seite.

Zum Ende des Schuljahrs 1994/95 verläßt Oberstudi-enrat Dr. Karl-Heinz Korsten das Gymnasium, um fürvorerst fünf Jahre an der Deutschen Schule in Barcelo-na zu unterrichten. In Emmendingen arbeitete er alsFachlehrer für Biologie und Sport. Für den Chemieun-terricht qualifizierte er sich später nach. Korsten war1976 als Studienassessor ans Goethe-Gymnasium ge-kommen und der Schule seither treu geblieben. Kolle-gen und Schüler schätzten ihn als einen vielseitig inter-essierten Pädagogen, der sich auch über den Stunden-plan hinaus für die Belange der Schule engagierte.

Griseldis Leipoldt wird im Juni 1994 in den Ruhe-stand verabschiedet. Die Oberstudienrätin unterrichte-te am Goethe-Gymnasium Englisch und Latein. Nachdem Studium in Bonn, Göttingen und Freiburg war sie1960 in Krefeld in den Schuldienst getreten. Über Of-fenburg kam sie 1980 nach Emmendingen. »Sieschaffte es, bei festgefahrenen oder emotionsgeladenenDiskussionen im Lehrerzimmer mit Mutterwitz undSchlagfertigkeit das Gespräch immer wieder in geord-

Frank SchmidtWeltmeister der Magie

abi 1995

ExPress: Hallo Frank, was machst Du gerade?Schmidt: Ich bin bei meinen Eltern zu Besuchund telefoniere rum, weil ich in München, woich jetzt wohne, allerhand vergessen habe. Ichbin eben noch immer so zerfleddert wie früher.Nachher werde ich mich mit Stefan Teske ausmeiner Abi-Klasse treffen. ExPress: Du bist der jüngste Zauberweltmeisteraller Zeiten. Wie wird man das?Schmidt: Mit viel Glück. Man erarbeitet sicheine Nummer. Damit tritt man bei Vorent-scheidungen an. Wenn man gut ist, kommtman zur Deutschen Meisterschaft und von dazur Weltmeisterschaft. Dort geht es zu wiebeim Eiskunstlauf. Zehn Juroren halten Tafelnhoch und wer die meisten Punkte hat, ist Welt-meister. ExPress: Wolltest Du eigentlich schon immerZauberer werden?Schmidt: Gar nicht. Meine Eltern haben sichanfangs ziemlich dagegen gesträubt, und ichwollte es eigentlich auch nicht wirklich. Es isteinfach passiert. Dabei habe ich nie gesagt:So jetzt bin ich Zauberkünstler. Es hat miteinem Zauberkasten angefangen, den ich ge-schenkt bekam. Später habe ich einen zweitengekauft und einen dritten und irgendwannhatte ich fünf. Als meine Eltern dann sagten:Nun ist es aber gut mit den Zauberkästen, binich auf Bücher umgestiegen. Und als ichdavon auch einen Stapel hatte, habe ich meineerste eigene Nummer gemacht. Das war vorvier Jahren. ExPress: Hast Du Vorbilder?Schmidt: Es gibt viele Zauberer, die man klas-se findet. Aber ich habe nicht nur Vorbilderbeim Zaubern. Ich finde zum Beispiel DickTracy ziemlich gut. Deshalb wird meine neueNummer auch in Richtung Comic gehen.Trotzdem sollte man immer versuchen, seineneigenen Brei zu machen. ExPress: Inzwischen bist Du sogar im Fernsehenzu sehen? Schmidt: Ja. Seit November 1994 moderiereich bei RTL die Sendung »Team Disney«. Aberich bin auch hinter den Kulissen tätig. Ich ent-wickle Ideen und schreibe Konzepte.ExPress: Deine Erinnerungen an die Schulzeitsind sicher noch ganz frisch.Was fällt Dir ein,wenn Du daran denkst?Schmidt: Herr Möllinger, mein Vertrauensleh-rer. Wenn ich zu ihm kam und sagte: Ichmüßte mal ein paar Tage weg, antwortete er:»Ha, gehn se halt. Das einzige was der MölliIhnen nicht beibringen kann ist Lebenserfah-rung.« Aber auch andere Lehrer und meineMitschüler sind mir entgegen gekommen. Un-gern denke ich an Mathe zurück. Ich bin keinMensch, der kontinuierlich arbeitet. In Matheist das tödlich.

nete Bahnen zu lenken, gab sich andererseits aber niemit oberflächlicher Information zu einem heiklenThema zufrieden, sondern hakte so lange nach, biseine komplizierte Sachlage wirklich klar verständlichwar», heißt es in einer Laudatio auf Griseldis Leipoldtim Jahrbuch des Gymnasiums.

Nach 23 Jahren verabschiedet sich Dr. Bernhard Müller zum Ende des Schuljahres 1994 in den Ruhe-stand. Der promovierte Pädagoge aus Hecklingen un-terrichtete Geschichte, Deutsch und Englisch. 1968war er wieder an die Universität zurückgekehrt, ehe er1971 als Akademischer Oberrat in den Schuldienstübernommen wurde. Nur ein Jahr später wurde erGymnasialprofessor für Geschichte und war für Lehr-plankommissionen, Telekolleg und Unterrichtsbesuchezuständig. Seit 1978 bildete Bernhard Müller in Frei-burg auch Referendare aus, seit 1979 war er für dasSeminar für Erziehung und Didaktik an der Schule zu-ständig. »Müllers verführerische Kraft der Argumenta-tion, ihr Licht, ihre Schatten, Magie und Logik, Spruchund Widerspruch, also verzaubern und entzaubern, einbißchen Dialektik der Aufklärung, also listenreiche Ver-nunft, die sich ihr Ziel selbst sucht, mag manchenSchüler beunruhigt haben«, sagt Lehrerkollege StefanHopfener bei der Verabschiedung von Müller. »Aberbeunruhigen im Sinn von fragen, kritisieren, anregen,begeistern, ermutigen, das war das Trainingsziel«.

Im April 1995 verläßt Oberstudienrat Harald Hattigdas Goethe-Gymnasium. Er wird stellvertretenderSchulleiter in Ettenheim. Hattig unterrichtete Mathe-matik, Physik, Informatik und darstellende Geometrievor allem in der Oberstufe. Daneben engagierte er sichals Vorsitzender des Personalrats, als Verbindungsleh-rer, als Mitglied der Schulkonferenz, als Sicherheitsbe-auftragter und Beauftragter für Verkehrsssicherheit.

sonalien • Personalien • Personalien • Personalien

Im Zeitungsgeschäft gibt es eine einfache Faustre-gel: Die besten Geschichten sind nichts wert, wennsie den Leser nicht erreichen. Darum ist ist es Re-dakteuren auch besonders wichtig, zu wissen,was ihre Leser denken. Der »ExPress«-Redaktiongeht es da nicht anders. Nachdem wir uns fastein Jahr lang Gedanken über eine Ehemaligen-Zeitung gemacht haben, möchten wir nun auchwissen, was die Ehemaligen davon halten. Darum:Schreiben Sie uns Ihre Meinung. Sagen Sie uns,was Sie gut finden oder was Ihnen gefehlt hat.Vielleicht möchten Sie für eine der nächsten Aus-gaben sogar selbst einen Artikel beisteuern. OderSie planen ein Klassentreffen und möchten dazueinladen. Dann also her mit den Texten! Schließ-lich wollen wir eine Zeitung gestalten, in der sichmöglichst viele Leserinnen und Leser wiederfin-den. Ohne Ihre Mitarbeit müßten wir weiter imeigenen Saft schmoren. Und nichts liegt uns fer-ner. Deshalb: Greifen Sie zu Stift und Papier, undab die Post an die Redaktion »ExPress«, c/o BerndKellner, Schlosserstraße 30, 79312 Emmendingen.

Von wegen »Geld ist nicht wichtig«. Vielmehr gilt:Ohne Moos ist (fast) nichts los. Schon gar keineZeitung. Obwohl sich die Mitarbeiter dieser Aus-gabe ehrenamtlich engagierten, fielen Kosten an.Dabei machten Papier, Satz und Druck zwar dengeringeren Teil aus – auch deswegen, weil sichdie Druckerei Hofmann sehr kulant zeigte. Dafürherzlichen Dank. Aber das Porto schlug ganzschön zu Buche. Umso größer war die Freude,als die Sparkasse, die Volksbank, die DeutscheBank und das Wehrle-Werk insgesamt 900 Markspendeten. Dafür sei ihnen herzlich gedankt. Daß»ExPress« ohne den »Verein der Freunde und Ehe-maligen« gar nicht erschienen wäre, versteht sich.6000 Mark machte er für das Projekt locker undwir geben 1000 Dank zurück.Trotzdem müssenwir gestehen: Wenn’s weitergehen soll, brauchenwir auch künftig Hilfe und Spenden! Einzahlungennehmen die Volksbank Emmendingen (BLZ68092000), Konto 437018, und die Sparkasse Nörd-licher Breisgau (BLZ 680 520 25), Konto 5157entgegen, Stichwort »ExPress«.

Ihre Meinung,bitte!

Ohne Moos istnichts los

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steckenden Schlüssel des Direktorzimmers herum:Der Chef und der bei ihm weilende HausmeisterScheibel, genannt »Babbedeggl«, mußten telefo-nisch Hilfe herbeiholen. Unser bester Streich: Ein

Fadenende war, per Reißnagel und von einemHeizkörper versteckt, an der hölzernen Wand-verkleidung befestigt. Das andere Ende zogenwir von der ersten Reihe aus an, je nachdem, wie»günstig« der Lehrer stand, und strichen dann miteinem Stück Kollophonium am gespannten Fadenhin und her. Dieser Ton, der einmal wie Sphären-klang, dann wieder brummend, im Raum standund kaum zu orten war, machte unsere Lehrerfür geraume Zeit ganz schön verrückt.

Mit der zentralen Prüfung nach der 10. Klassepackte uns der Ernst des Lebens. Unser munte-res Völkchen war danach auf etwa ein Drittel ge-schrumpft. Einige Neue kamen wieder dazu. Aberdie Nestwärme der Klasse, die zum Teil zehnJahre zunehmender Lebenserfahrung, darunterden Krieg, geteilt hatte, war dahin. Stattdessenwurden die Horizonte weiter, wofür schon dieGeschichtslehrer, Dr. Thoma und Weißenrieder,beide mit ausgeprägtem Sinn für das historischeDetail, sorgten. Letzterer sorgte auch für das Ent-setzen einiger Schüler, die sich, mehr oder we-niger ahnungslos, auf den Soziussitz seiner BMWgewagt hatten – vor allem in den Kurven. DenClou lieferte der ehemalige Kradmelder, der voneiner Kriegsverletzung her ein steifes Bein hatte,wenn er im »Café Landeck« anläßlich von Klas-senabenden zu vorgerückter Stunde eine schnel-le Runde drehte. In den Naturwissenschaften warenes die Herren Haas, Stock und Herion und spä-ter Herr Direktor Wolf, die unserem Unwissen,mit mehr oder weniger Erfolg, entgegenarbeite-ten. Ein Gastspiel gab Fräulein Dr. Simon, dieuns durch ihre besonders straff sitzenden Röckebeeindruckte.

Die Bemühungen der Deutschlehrer Dr. Buis-son und Dr. Müller, genannt Böhli, erreichten nureinen Teil der Klasse. Ich erinnere mich an dasfassungslose Gesicht des letzteren, als er entdeckte,

daß einige Schüler in seinem Unterricht Schachspielten oder Kreuzworträtsel lösten. In den Spra-chen probte Frau Dr. Hauser alle Ernst- und an-deren Fälle mit uns. Sie pflegte in englisch-auf-rechter Haltung durch das Städtle zu radeln, be-handschuht – wie später auch am Steuer ihres

Wagens – und hinter sich, auf dem Gepäckträ-ger, den Dackel im Korb. Ihre sarkastisch-treff-sicheren Bemerkungen, die oft genug die erlaubtenGrenzen touchierten, zumal bei den Mädchen,waren gefürchtet. Herr Köhler war für uns dervornehmste Lehrer, bei aller Freundlichkeit undallem Humor, den er bewies, so höflich und kor-rekt, daß wir in ihm die ideale Ausgabe einesPädagogen sahen – und ihn dementsprechendverehrten. Beide brachten uns, jeder auf seineArt, zum Lernen. Übrigens, die Noten erhieltenwir damals in Punkten zugeteilt, auch eine Folgeder französischen Verwaltung, wobei die Traum-note 20 höchst selten erschien.

An Sportunterricht kann ich mich überhauptnicht erinnern. Vielleicht wurde manchmal ge-kickt; der ausrangierte Güterwagen war die Um-kleidekabine auf dem Stoppelacker, der damalsals Sportplatz gedient hat – und ausgebildete Sport-lehrer gab es kaum. Kunst hatten wir bei HerrnKölsch. Wenn er ins Erzählen kam, versank dieSchule um uns. Vor unserem inneren Auge er-standen die Wunder aus Kunst und Ländern. DerRadius einer Stunde war unbegrenzt, und dieKlingel am Ende des Unterrichts wirkte zerstörend.Wir kamen dennoch zum Praktischen. Am be-sten war das Arbeiten im Freien, wo er uns aqua-rellieren ließ. Und das Drachentier aus Pappmachétreibt heute noch sein Unwesen in meinen ge-sammelten Werken.

Ja, und das Frl. Schinzinger. Als ich sie zum er-sten Mal sah, versuchte sie gerade, einen älterenSchüler zu ohrfeigen. Dies konnte aber nicht ge-lingen, da er viel zu groß war und sich außer-dem zurückbeugte. Als sie dann auch noch dasGleichgewicht verlor, tat sie mir fast leid. Sie schlugden Takt immer zu langsam hintendrein, anstattvoraus, und das forderte wohl unsere Aggres-sionen und Rache heraus. Wir verhielten uns bei

ihr in Musik jedenfalls unmöglich. Ein besonde-res Kapitel waren die Schulfeiern zum Abschlußdes Schuljahres, der während meiner Schulzeitübrigens mindestens fünf oder sechs mal vonOstern auf den Sommer und zurück verlegt wurde.Da kam alles, was die Schule an besonderen Be-gabungen zu bieten hatte, zum Vorschein, mu-sikalisch, rhetorisch und mit der Preisverleihung.Wir warteten immer schon auf die Ansprache desVertreters der Stadt und hörten es alljährlich mitVergnügen: »Liebe Abiturenten und Abiturentin-nen«. Das »i« hinter dem r verschluckte er einfach.Schulfeste waren zu unserer Zeit in der schönen,alten Aula aus statischen Gründen nicht mehrmöglich, weswegen wir für unsere Fastnachts-feste in den Saal der Lederwerke Sexauer um-zogen. Die Feier- und Festregie lag stets in denHänden von »Papa« Kölsch.

In der Oberstufe gab es zaghafte Versuche vonaußerschulischen Unternehmungen, zum Teilkombiniert mit anderen Klassen. Es gab Hüt-tenübernachtungen auf dem Schauinsland undin Schönwald. Der Höhepunkt war zweifelloseine Rheinfahrt für die oberen Klassen. Mit dem»Sambaexpress« ging es nach Rüdesheim zur Ein-kehr in der Drosselgasse, dann die Fahrt perSchiff zur Lorelei, und zurück ging es im letztenWagen mit einer aufregenden Mischung ausRuckeln und Tanz.

1951 wurde die Schülerselbstverwaltung (SSV)eingeführt. Aufgrund von Unterlagen, die unse-re Emmendinger Austauschschüler/innen vonihren Schulen in den USA herüberschickten, ent-warfen wir eine Satzung, die aller damaligen Kri-tik standhielt. Als Ergebnis der ersten Schüler-ratswahlen hatten wir unsere ersten »Schulspre-cher«: Bernd Kellner, Hans Lippolt, Dieter Schrö-der-Wildberg. Dies bedeutete die unglaublicheChance, uns für die Schule mitverantwortlich zufühlen und einzusetzen. Die SSV wurde späterumgewandelt in die Schülermitverwaltung (SMV),was an dieser Chance nichts geändert hat.

Beim Abitur im März 1952 waren es von 45im Jahr 1943 eingeschulten Sextanern gerade nochvier, die das Fähnlein der Aufrechten bildeten.

Der Abi-Jahrgang 1946 mit seinen Lehrern v.l.n.r. »Papa« Dr. Beck, Prof. Dr. Köhler, Direktor Prof. Brommer, Prof. Schmidt (»Sproß«) und Zimmermann (»Macbeth«)

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Herausgeber: Verein der Freunde und ehemaligen Schüler

des Gymnasiums EmmendingenNeubronnnstraße 20, 79312 Emmendingen

Vorsitzende:Annegret Steinberg

Christian-Kiefer-Weg 13, 79312 EmmendingenTelefon: 07641/7672

Redaktion Express:Bernd Kellner, Telefon: 07641/41107

Karl-Heinz Grimm, Fax: 07641/572488Maikka Kost, Ulrich Sillmann, Fax: 0761/51310

Anschrift der Redaktion: c/o Bernd Kellner

Schlosserstraße 30, 79312 Emmendingen

Mitarbeiter dieser Ausgabe:Johann G. Ehret, Wolfgang Hetz,

Helga Knopf, Thomas Köhler, Eric Mössner, Ulrich Muschelknautz, Heinz-Michael Röll,

Sandra Vogt, Bertold Wagner

Druck: Helmut Hoffmann, Buch- und Offset-Druckerei,

Schwarzwaldstraße 2, 79312 Emmendingen