Fachkräftesicherung ade – Die Weiterbildungsverlierer

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Meeting Mittelstand Fachkräftesicherung ade Die Weiterbildungsverlierer Dr. Martin Noack Soest, 18. November 2014

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Meeting Mittelstand

Fachkräftesicherung ade – Die Weiterbildungsverlierer

Dr. Martin Noack

Soest, 18. November 2014

»Die gute Entwicklung bei der Weiterbildung

zeigt, dass Deutschland sich zu einer lernenden

Gesellschaft entwickelt.«

Johanna Wanka

Bundesministerien für Bildung und Forschung

März 2013

»Wir helfen der Politik, dem Staat und der Gesellschaft,

Lösungen für die Zukunft zu finden.«

Reinhard Mohn (1921–2009), Stifter

»Menschen bewegen. Zukunft gestalten.

Teilhabe in einer globalisierten Welt.«

Bildung

Integration & Zuwanderung

Politik & Wirtschaft

Gesundheit

Kultur & Gesellschaft

wurde 1977 von Reinhard Mohn gegründet und hat heute weltweit

ca. 330 Mitarbeiter bei etwa 65 Mio. Euro Budget p.a.

ist operativ mit eigenen Projekten tätig, um zusammen mit Partnern

gesellschaftlichen Wandel voranzubringen

arbeitet unabhängig und parteipolitisch neutral

versteht sich als integraler Teil unserer Gesellschaft und baut auf die Werte

Freiheit, Solidarität und Menschlichkeit sowie auf den Wettbewerb

Reinhard Mohns Vision: Gesellschaftlichen Wandel fördern

Die Bertelsmann Stiftung…

Zukunft Bildung: Unser Ansatz im Überblick

Menschen bewegen. Zukunft gestaltenTeilhabe in einer globalisierten Welt

Bildung und Beschäftigungsfähigkeit in einer

immer heterogeneren Gesellschaft

Gesellschaftliche Teilhabe durch Chancengerechtigkeit

FrühKi

Früh investieren

lohnt sich

Ausbildung

Ausbildungs-

garantie

Schule

Leistungsstark &

Chancengerecht

Hochschule

Vielfalt als

Chance

Lebenslanges

Lernen

Weiterbildung für

alle ermöglichen

Lebenslanges

Lernen

Weiterbildung für

alle ermöglichen

Herausforderung: Mehr & wirksamer lernen, ein Leben lang

Zwei

Blick-

winkel

Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit: Wir brauchen Fachkräfte!

Demografischer Wandel: 6,5 Mio. weniger Erwerbspersonen bis 2025

Wirtschaftsstandort gefährdet: 2025 fehlen 1,8 Mio. Fachkräfte

Chance: Qualifizierung Geringqualifizierter (700.000 Fachkräfte wären aus nur 20% der heutigen Geringqualifizierten zu gewinnen)

Gesellschaftliche Chancengerechtigkeit: Jedem die Chance

auf Bildung!

7,5 Mio. “funktionale” Analphabeten in Deutschland

6,1 Mio. Erwerbspersonen ohne abgeschlossene Berufsausbildung

Chance: Bildung für Beschäftigungssicherheit und Teilhabe(Mit Berufsabschluss ist das Arbeitslosigkeitsrisiko nur 1/4 so hoch wie ohne)

Quelle: Perspektive 2025: Fachkräfte für Deutschland, Bundesagentur für Arbeit, 2011; Level-One Studie 2010; BIBB REPORT Ausgabe 18/12

Einleitung

1. Forschungsfragen

Wie häufig nehmen atypisch Beschäftigte im Vergleich zu

Normalbeschäftigten an Weiterbildung teil?

Wie hat sich ihre Weiterbildungsbeteiligung in den letzten Jahren

entwickelt?

Welche Gruppen sind besonders benachteiligt?

Wie erleben atypisch Beschäftigte selbst ihre Weiterbildungschancen?

2. Definitionen

Atypische Beschäftigung (eine oder mehrere der folgenden Merkmale):

Befristet beschäftigt

In Teilzeit beschäftigt (< 35 h/Woche)

In Zeitarbeit beschäftigt

Geringfügig beschäftigt (< 400 €/Monat; „mini-job“)

Vs. Normalbeschäftigung (keines der Merkmale liegt vor)

Prekäre Beschäftigung

Einkommen unterhalb des Erwerbsminimums (< 700 €/Monat)

Formale Weiterbildung

Sowohl formales als auch non-formales Lernen (organisierte Lernaktivitäten)

Vs. Informelle Weiterbildung

3. Datenquellen und Methode

BIBB/BAuA Erwerbstätigenbefragung

2005/2006 & 2011/2012 CATI Befragung mit n = 20.000 Teilnehmern

Berufsbezogene Weiterbildung in den letzten 2 Jahren (j/n)

Grundlage der meisten Analysen

Mikrozensus

2003 & 2009 CAPI (by-proxy) Befragung mit n=830.000 Teilnehmern

Berufsbezogene oder allgemeine Weiterbildung im letzten Jahr (j/n)

Analysen zu prekärer Beschäftigung und Arbeitslosen

Probit-Regressionen der Weiterbildungsbeteiligung und -zufriedenheit

Stichprobe: 15-64 Jahre, außer Studenten, Azubis, Wehr- und

Zivildienstleistende, Soldaten

Kontrollvariablen: Bildungsstand, Erwerbsstatus, Nationalität, Alter, West-

Ost, Branche

4. Größe des Phänomens

7.9 Millionen oder einer

von vier abhängig

Beschäftigten ist atypisch

beschäftigt

Das entspricht einem

Anstieg von knapp 30%

zwischen 2003 und 2011

Entwicklung atypischer Beschäftigung von 2003-2011

Ergebnisse

1. Atypisch Beschäftigte liegen hinter Normalbeschäftigten

zurück und werden immer weiter abgehängt…

BIBB/BAuA

… selbst kontrolliert für Bildung, Branche, Alter & Nationalität.

BIBB/BAuA

2. Weiterbildungschancen von prekär & atypisch

Beschäftigten sind noch schlechter als die von Arbeitslosen

Mikrozensus

2009

3. Ausländer sind besonders benachteiligt

BIBB/BAuA

2011/12

4. Geringqualifizierte sind besonders benachteiligt

BIBB/BAuA

2011/12

Problem: 6,1 Mio. Erwerbspersonen ohne abgeschlossene Berufsausbildung

haben ein 4-faches Arbeitslosigkeitsrisiko wie solche mit Berufsausbildung

5. Atypisch Beschäftigte wünschen sich mehr Weiterbildung

BIBB/BAuA

2011/12

6. Lichtblick informelle Weiterbildung

BIBB/BAuA

2005/06

Fazit

Ist Atypische Beschäftigung eine Sackgasse?

Manchmal ist atypische Beschäftigung wünschenswert

z.B. Teilzeitarbeitslösungen während der Kindererziehung oder im Rahmen

der (Wieder-)Eingliederung in den Arbeitsmarkt nach Arbeitslosigkeit

Aber sie bringt auch erhebliche Nachteile mit sich

z.B. Lohneinbußen und spätere niedrigere Rentenansprüche

Atypische Beschäftigung sollte daher möglichst nur zum Einstieg in den

Arbeitsmarkt genutzt werden, nicht als Dauerlösung.

Vor allem ohne ausreichende Weiterbildungsmöglichkeiten kann atypische

Beschäftigung aber sogar zu einem Teufelskreis werden:

Weniger Weiterbildung

Geringere Aufstiegschancen

Verfestigung der sozialen Situation

Prekarisierung

Fehlende Informationen

zu Lernangeboten

Unzureichende

Kompetenz der Lehrer

Lernangebote vorbei an

Bedarfen der Zielgruppe

Schlechte

Lernerfahrung

Negative Einstellungen

gegenüber Lernen

Fehlendes Wissen um

den Nutzen von Lernen

Fehlende Vorbilder für

Lernen

Soziale Stigmatisierung

von Lernen

Fehlende Gelegenheiten

um zu Lernen

Persönliche Gründe Soziale Gründe Institutionelle Gründe

Welche Gründe sprechen für WB-Abstinenz?

Halbwertszeit des Wissens sinkt dramatisch

Häufige Berufswechsel (nur 1/3 verbleibt im Erstberuf)

Qualifizierungsdefizit (insbes. beim „unteren Viertel“)

Seite 23

Gleichzeitig:

Traditionelle Formale

Bildungskarriere:

Lernen findet hauptsächlich non-formal und informell statt, wird aber nicht

formal anerkannt

Außerdem: Formale Bildung enthält hohe Hürden

Kompetenzen und Arbeitsmarktchancen bei Geringqualifizierten

Aus: Heisig/Solga (2013) Kompetenzen und Arbeitsmarktchancen von gering Qualifizierten in Deutschland

Kompetenzen zahlen sich bei GQ Männern nicht im Sinne einer Reduktion des

Nichterwerbsrisikos aus – ganz im Gegensatz zum Ausland 2

Bisherigen Verfahren zur

Kompetenzanerkennung gelingt es mit

Fallzahlen von unter 30.000/Jahr im

Wesentlichen nicht Geringqualifizierten

hier einen echten Weg zu bauen.

Schöpf (2014) Die Situation in Deutschland: Die Anerkennung der

Ergebnisse informellen und non-formalen Lernens bei formal

Geringqualifizierten: Status Quo und Perspektiven

Ausblick

auf

Aktivitäten

der

Stiftung

Lösungsansatz: Das System an das Individuum anpassen,

nicht umgekehrt

Negativerfahrung

(schulisches)

Lernen

Informations-

& Motivations-

defizit

Hohe formale

Hürden und

Sackgassen

Maßgeschneidertes

Lernen

Lebensnahe

Beratung

Anerkennung von

Kompetenzen

Pädagogisch geschulte WB-Lehrkräfte

Lernlust via Lernspiele & -community

Schnelle Lernerfolge durch individuelle

Anspruchsniveaus

Zeitlich/räumlich flexibles Lernen

Individuelle Ansprache (Beratung

geht von individuellen Stärken aus)

Planung der Bildungslaufbahn

Transparente Angebote vor Ort

Modularisierte (Aus)bildung

Zertifizierung von Praxiserfahrung

Durchlässigkeit zwischen Berufen

Flexibilisierung des Systems

Problem Lösung Umsetzung

Aufklärung: Deutscher Weiterbildungsatlas

Erstmalig deutschlandweit regionalisierte Darstellung von

1. Weiterbildungsteilnahme

2. Weiterbildungsangebot

Vergleichbarkeit durch Berücksichtigung der Sozialstruktur, Wirtschaft & Infrastruktur

Fallstudien in Regionen zur Entwicklung von Transferempfehlungen

Dadurch hilft der Deutsche Weiterbildungsatlas

einen Überblick zu erhalten

Defizite / Potentiale zu erkennen

Handlungsmöglichkeiten abzuleiten

Karten und Datensteckbriefe

WB-Teilnahme

WB-Angebot

Sozialstruktur

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Karte aus www.Deutscher-Lernatlas.de

1. Praxistool für die kompetenzorientierte Bildungsberatung

Instrumente

PotentialanalyseExpertenteam „Toolbox“

an Bedürfnissen der Berater orientiert

Toolbox

Das erleichtert die Vermittlung in den passenden Job…

Jobprofil

besucht Beratung

Kompetenzprofil/

Nachqualifizierung

Vermittlung

findet leichter den passenden

Job

bekommt einen passenden

Mitarbeiter

Potentialanalyse mit

Toolbox

2. Informations- und Lernportal für Weiterbildner wb.web

Portal

Wb.web ist ein freies Portal, das Informationen für die Weiter-

bildung bereithält. Das Portal bietet z.B. Wissensbausteine,

Handlungsanleitungen und Good-Practice Beispiele.

Community

Wb.web umfasst eine Community, die Austausch und

Kooperation ermöglicht. Dieses fördert die bedarfsorientierte

Entwicklung professionellen Wissens und Könnens.

Kompetenz-

Entwicklung

Professionelle Handlungskompetenz stellt die Grundlage

qualitativ guter Weiterbildung dar, die auf Zielgruppen eingeht,

innovative Lehr- und Lernformen bietet und so den Lernerfolg

von Teilnehmern erhöht.

+

=

Inhalte

WERKZEUGE

Expertenkompassz.B. „Map von

Experten//Organisationen

Lehr/Lerninhaltez.B. „Linklisten zu OER“

z.B. „Rezensionen/Erfahrungsberichte

zu Lehrwerken und anderen

Lehr/Lerninhalten“

Checklistenz.B. „Checklisten zur Strukturierung von

Weiterbildung, zum Einsatz von Medien

und Methoden, etc.“

Video-Fall-

LaboratoriumLink dahin

Lehr/LernhilfenApps die helfen Weiterbildung zu

gestalten, z.B. Methodenkartothek; z.B.

„Rezensionen/Erfahrungsberichte zu

Lehr/Lernhilfenn“

Fallbeispielez.B. „Fallbeispiele zu

Konzepten/Methoden“ +

Verlinkung mit Rezensionen/

Erfahrungsberichte

Fortbildungenz.B. „Fallbeispiele zu

Konzepten/Methoden“

z.B. „Erfahrungsberichte zu Tools“

Methoden-AppLink dahin

FORUM MEIN PROFIL

Beratungz.B. „Theorien/Konzepte/Methoden der

Beratung“

Methodenz.B. „Theorien/Konzepte/Methoden zu

Methodeneinsatz“, „Lernumgebungen

gestalten,“ Kursphasen/Lerneinheiten“

Lehren/Lernenz.B. „Theorien/Konzepte/Methoden des

Lehrens/Lernens,“ „Pädagogische

Psychologie,“ „Voraussetzungen des

Lernens,“ „Lernbarrieren“, „Lernziele“

WISSEN

Arbeitsfeldz.B. „Was ist Weiterbildung“;

„Einrichtungen der WB“; „Berufe in der

WB,“ „Recht in der WB“ , „Zentrale

Bezugstehorien“

Interaktionz.B. „Theorien/Konzepte/Methoden zum

Thema Interaktion“

„Kommunikation/Interaktion,“ „Umgang

mit Gruppen“

Medienz.B. „Informationen zu OER,“ „Online

und online Medien,“ „Mediendidaktik“

Diagnosez.B. „Individuelle Diagnostik,“ „Formen

der Validierung,“ „Anwendung

Profilpass“

wb.KompetenzenWegweiserseite zum Kompetenzmodell

wb.SituationenWegweiserseite zur Handlungskette

WEGWEISER

wb.TeilnehmerWegweiserseiten zu Zielgruppen wie

z.B. Geringqualifizierten

wb.ThemenWegweiserseiten zu z.B.

Digitalisierung, OER

News z.B. „Aktuelle News“

z.B. „Veranstaltungshinweise“

z.B. „Thema der Woche/des Monats“

AKTUELLES

Veranstaltungenz.B. „Veranstaltungsdatenbank“

z.B. „Train the Trainer Angebote“

z.B. „Terminlisten“ „Kalender“

3. Studie zur Anerkennung von Kompetenzen

Wie gehen andere Ländern hinsichtlich der Anerkennung vor?

Welche Systeme haben sich dort etabliert, wie werden sie genutzt und wie

werden sie in der jeweiligen nationalen Diskussion bewertet?

Welche Modelle oder Elemente davon können für Deutschland beispielgebend

sein?

Auswahl der Länder, die bereits gute Erfolge bei der Anerkennung des non-

formalen und informellen Lernens von Geringqualifizierten:

Ziel: Die deutsche Diskussion zur Umsetzung der Rats-Empfehlung von

2012 befruchten.

Geplante Veröffentlichung im Frühjahr 2015.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Dr. Martin Noack

Senior Project Manager

Programm Lernen fürs Leben

Bertelsmann Stiftung

Carl-Bertelsmann-Straße 256 | 33311 Gütersloh | Germany

Telefon: +49 5241 81-81476 | Fax: +49 5241 81-681544

E-Mail: [email protected]