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Fakten und Gedanken zu der geplanten Ortsumgehung von Nottuln Petra Lauter Dr. Meinolf Keßler Januar 2008 Überarbeitung Herbst 2008

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Fakten und Gedanken zu der geplanten Ortsumgehung von Nottuln

Petra LauterDr. Meinolf Keßler

Januar 2008Überarbeitung Herbst 2008

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Erinnerung: Worum geht’s?

• Nottuln wird auf der B525 durch den Straßenverkehr massiv belastet, insbesondere aber durch den Schwerlastverkehr, dadurch erhebliche Beeinträchtigungen der Wohnqualität für die Anwohner der Ortsdurchfahrt

• Es wird bereits seit Jahrzehnten über Maßnahmen nachgedacht, um diesen Missstand zu beheben

• Bis 1995 wurde gehofft, auf eine Umgehungsstraße verzichten zu können, da die Fertigstellung der B67n die erhoffte Entlastung mit sich bringen sollte (nunmehr ist eine Realisierung bis 2012 fest geplant)

• Mitte der neunziger Jahre waren dann zwei Varianten einer Umgehungsstraße im Gespräch, eine Nord- und eine Südumgehung (jeweils ortsnah)

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Erinnerung: „Ohnmacht“ für den Rat?

• Die durch das „Westfälische Straßenbauamt Coesfeld“ beauftragte UVS (Umweltverträglichkeits-studie) kommt laut H. Bomholt vom 9.10.1997 zu dem Schluss, dass „sowohl eine Süd- als auch eine Nordumgehung möglich ist.“obwohl (weitere Zitate H. Bomholt aus 19-seitiger Vorlage zur Ratssitzung vom 9.10.1997)

– „… das Ergebnis nicht nur die Verwaltung überrascht“

– „…., dass die Gutachter eine von Verwaltung und Politik undenkbare Nordtrasse gefunden haben“

– „… und steht nun mit einer gewissen Ohnmacht vor der Maßnahme. ….Ein Wahlrecht des Gemeinderates zwischen verschiedenen Trassen gibt es nicht“

– „Aus diesem Grunde hat der Unterzeichner persönlich für die Südumgehung votiert.“

– „das Staatliche Umweltamt die Nordumgehung ablehnt“, Grund: Wassergewinnungsgebiet

– „der Städtebaugutachter sogar, was selten der Fall ist, eine konfliktfreie Trasse nur im Süden gefunden hat “

– Im Gegensatz zur Südumgehung „erhebliche Schutzmaßnahmen für die Anwohner des Bagnos und dem Raum notwendig“ sind

– Wunsch der Gemeinde: “…für den überörtlichen Verkehr eine Umgehungsstraße, die möglichst viel Binnenverkehr aufnehmen sollte.“

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Erinnerung: Ergebnis UVS

• Vollständiges Zitat aus UVS (S. 201): „In der Konsequenz heißt das, dass keine Entscheidung für oder gegen eine Nord- oder Südumgehung getroffen werden kann, sondern lediglich Position gegen ungünstige Nordumgehungen bezogen wird.“

• Laut o.a.Tabelle aus der UVS ist aber die einzig untersuchte Südumgehung mit den geringsten Eingriffen, gefolgt von der Nordumgehung 2a/c

• Gebaut wird aber die Variante N 2b/c, die in der UVS als ungünstig eingestuft ist!

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Erinnerung: Ratsbeschluss 1997

• Am 4.11.1997 ergeht auf Antrag der CDU- und SPD-Fraktion der Nottulner Ratsbeschluss, einer Nordumgehung des Ortes zuzustimmen

– 23 Ja-Stimmen, 11 Nein-Stimmen (UBG, Grüne, Teile der CDU), 1 Enthaltung

• Ausschlaggebend für den Ratsbeschluss

– UVS liefert angeblich keine Entscheidungshilfe (s.vorne)

– Ergebnis der Verkehrsuntersuchung von 1996 (1993), wonach eine Nordumgehung angeblich eine höhere (max 10%) Entlastungswirkung für die Ortsdurchfahrt mit sich bringt, da die drei Kreisstraßen nach Havixbeck, Schapdetten und Billerbeck angebunden werden können, und zudem angeblich geringere Kosten verursacht (Nord: 14 Mio DM, Süd: 17 Mio DM)

– Massiver Druck vom Westfälischen Straßenbauamt Coesfeld: „Nordumgehung oder keine!“ (Original Niggemeier)

– Drohung H. Ulrich (Bundsverkehrsministerium): Wenn nicht Nordumgehung, dann komplette Streichung für Nottuln und Darup aus dem Bedarfsplan.

– Weg des geringsten Widerstandes – „…, wobei die Existenznöte der Landwirtschaft im Süden am deutlichsten artikuliert waren. Hier geht es aber im wesentlichen um Fragen, die finanziell hätten gelöst werden können.“ (Bomholt, S. 13)

– Weitere ortsinterne „Verflechtungen“ (Insidern bekannt, Grundstücksangelegenheiten, …)

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Erinnerung: Ratsbeschluss 1997 - Auflagen

• Zustimmung erfolgte u.a. mit folgenden Auflagen an die Planer, dass

– „der Übergang zu den Baumbergen am Bagnoteich erhalten bleibt“ (bis zum Erörterungstermin 4/2008 nicht eingeplant)

– „die alten Kirch und Schulverbindungen von Stevern erhalten bleiben“ (Harfelder Weg bleibt nur für Fuß-und Radverkehr geöffnet)

– „die Verbindungen zu dem Wohnbereich Vogelbusch erhalten bleiben. Ein Zugang nur über die Schapdettener Straße ist unzureichend.“ („Durchschneidung des Gemeindeweges "Am Vogelbusch", und Wiederanbindung mittels eines parallel zur B 525 geführten Verbindungsweges zur Aufrechterhaltung der Wegebeziehung "Am Vogelbusch“, Anmerkung: eine sehr aufwändige Umgehung der Umgehung ist geplant)

– Sind im Verlauf der weiteren Planungen aufgrund neuer Erkenntnisse Beeinträchtigungen des Wasserwerkes in seinem jetzigen Bestand zu erwarten, sind die Planungen einzustellen

• Zwingender Bestandteil des Ratsbeschlusses: zusätzliche Netzschlusslösungen, um die südlichen Wohnbereiche verkehrlich so anzubinden, dass die Ortsdurchfahrt entlastet wird

– Ratsbeschluss: „Der Ausbau dieser Netzschlusslösungen hat schrittweise zu erfolgen, spätestens aber mit rechtskräftigem Abschluss des Planfeststellungsverfahrens“ (gibt es hier schon ein Konzept, wie soll das finanziert werden?)

– Zitat aus Schreiben Wolf Haase (SPD) vom 7.3.2005 an den Bürgermeister: „Die Netzschlusslösung ist als Ergänzung in den Umgehungsstraßenbeschluss von 1997 aufgenommen worden und ist somit Bestandteil dieses Beschlusses.“

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Erinnerung: Ratsbeschluss 2005

Ergänzend und in Bestätigung des Beschlusses von 1997 wird die folgende Stellungnahme am 15.3.2005 beschlossen:

• ...• „Nach der vorliegenden Planung ist angrenzend an das Baugebiet Bagno eine

Troglösung mit 4,00 Meter Tiefe geplant. Es muss sichergestellt werden, dass alle Menschen die Straße in diesem tiefer gelegten Bereich überqueren können.“

• Neu: Die Planung der Nonnenbachbrücke ist gestalterisch zu überarbeiten und dem Gemeinderat zur Abstimmung vorzulegen.

• ...• Die Gemeinde fordert, den Harfelder Weg als direkte Verbindung (auch für Kfz)

zwischen Nottuln und dem Stevertal durch eine Unter- bzw. Überführung zu erhalten.“

• …• Ratsmehrheit erteilt Prüfungs- und Planungsauftrag an die Gemeindeverwaltung zum

Thema Netzschlusslösung

Nichts von den Forderungen wurde m.E. bisher erfüllt

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Bewertung Umgehung Nottuln durch BMVBW

• Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen – Gemeinsames Projektdossier aus BVWP 2003 für die Projekte Nottuln und Darup

• Gesamtwirtschaftliche und verkehrliche Bewertung– Nutzen-Kosten-Verhältnis: 3,0– 89% aller Projekte im Vordringlichen Bedarf weisen besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis auf

(Stand 5.6.2003)

• Umweltrisikoeinschätzung– Früherkennungssystem (FES) des Bundesamtes für Naturschutz (BfN)

» Ordnungszahl 2,0 (Bandbreite von 1,0 bis 4,9): „Je niedriger die Ordnungszahl, desto höher ist die ermittelte Konflikthäufung“

» „Schutzgebiete II. Priorität werden durch das Neubauvorhaben in größerem Umfang (> 20 000 qm) geschnitten“ (Anm.: II.Priorität: Landschaftsschutzgebiet; I. Priorität: Naturschutzgebiet)

» „alle Projekte mit einer Ordnungszahl < 2,0 werden durch eine Umweltrisikoeinschätzung (URE) vertieft untersucht“

• Raumwirksamkeitsanalyse (städtebauliche Entwicklung)– „Das Projekt hat für die Entlastung von Ortsdurchfahrten

eine geringe Bedeutung.“ (lediglich 1 von 5 Punkten erreicht)

• Einstufung: Dennoch im Vordringlichen Bedarf– Begründung: „Wegen des weit vorangeschrittenen Planungsstandes und der netzkonzeptionellen

Wirkung wird dieses Projekt dem Vordringlichen Bedarf zugeordnet.“

• Wichtiger Hinweis: – Es existierte vor 2003 auch jeweils eine Einzelbewertung für die beiden Projekte. Daraufhin wurde

Nottuln vorübergehend aus dem Vordringlichen Bedarf aufgrund äußerst schlechter Bewertung gestrichen. Erst durch die Zusammenlegung (Darup hatte aufgrund der städtebaulichen Perspektiven gut abgeschnitten) zu einem gemeinsamen Projekt konnte Nottuln wieder in den Vordringlichen Bedarf aufgenommen werden.

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Weitere Bewertungen

– BMVBW-Brief an die Gemeinde Nottuln (H. Volkmer) vom 17.5.2005Nochmalige Begründung zu der geringen Bedeutung für die Entlastung von Ortsdurchfahrten: „Im Fall Nottuln/Darup bestehen nur geringe bis mittelhohe städtebauliche Potentiale, die aufgrund der verbleibenden Verkehrsmengen in den Ortslagen nach Umsetzung der Ortsumgehungen auch nur mit niedrigem bis moderaten Ausmaß aktiviert werden können. … Mit ein Grund können die starken lokalen Verkehre aus den Ortslagen heraus in Richtung Münster (A43) sein, die nicht die Ortsumgehung nutzen, oder auch Quell- und Zielverkehre nach Nottuln, die sich nicht verlegen lassen.“

• Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW (Schreiben auf persönliche Anfrage an Meinolf Keßler vom 11.8.2008 bezugnehmend auf die Aktion „Allianz für die Fläche“)

– „Das Umweltministerium war mit der Ortsumgehung Nottuln im Rahmen der Aufstellung des Bundesverkehrswegeplanes im Jahre 2003 befasst. Trotz kritischer Bewertung, insbesondere wegen der Durchschneidung des Wasserschutzgebietes, war dieses Vorhaben vom Bund letztlich aber doch in den Vordringlichen Bedarf aufgenommen worden.“

• Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), 2003 – „Generelle Ablehnung“ aufgrund des massiven Eingriffs in die Natur, der umweltunverträglichen

Trassenführung, der nicht ausreichenden innerörtlichen Verkehrsentlastung und eines fehlenden Gesamtkonzeptes

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Wer fährt eigentlich durch Nottuln?

• Nottuln ist bislang nicht vom weiträumigen ordentlichen Transitverkehr tangiert (Informationen aus diversen Routenplanern und Navigationssystemen)

– Ordentlicher Transitverkehr verläuft entweder nördlich (A30) oder südlich (A44, A2, A3)• Schnellste Ost-West-Verbindung im Betrachtungsraum von ca 50 - 80 km Radius bislang

niemals über Nottuln (Empfehlung Routenplaner, Navigationssysteme)• Kürzeste Verbindung im gleichen Betrachtungsraum oftmals über Nottuln, dafür aber

längere Fahrzeiten (Ortsdurchfahrten, Daruper Berg )• Beispiel: Münster – Gescher (Auffahrt A31)

– Schnellste: A43 bis AK Dülmen, Ortsumgehung Lette, 55 km, 0:55 h (Empfehlung)– Kürzeste: A43 bis AK Nottuln, Nottuln, Coesfeld, 50 km, 0:59 h

Sollte die Nottulner Umgehung gebaut werden, verkürzt sich die Fahrzeit und somit ist der Weg über Nottuln nicht nur die kürzeste, sondern auch die schnellste und wird somit in allen Navigationssystemen als bevorzugte Strecke empfohlen!

Deutliche Verkehrszunahme durch Ortsumgehung!!

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Was hat sich in den letzten 11 Jahren geändert?

• Außerhalb von Nottuln– trägt zur Entlastung der Ortsdurchfahrt bei

• Beschilderung (Bocholt gestrichen) an der Autobahnabfahrt Nottuln geändert (Mai 2005)

• Ortsumgehung Coesfeld-Lette fertig gestellt (Dezember 2004)

• B 67n-Ausbau konkretisiert (Lückenschluss bis 2012 realisiert, WN 21.10.08 und 28.3.08)

– führt vermutlich zur Belastung der Ortsdurchfahrt• Mauteinführung auf den Autobahnen, dadurch erhöhter Mautausweichverkehr (A43 <> A31)

• Mauterhöhung zum 1.1.2009

• Innerhalb von Nottuln, – führt zur zusätzlichen Belastung der Ortsdurchfahrt durch innerörtlichen Verkehr

• Neue Wohn- und Baugebiete im Süden Nottulns (ein weiteres in Planung)– Abfluss derzeit vorzugsweise nur über B 525 möglich– Heftige Diskussion um eine notwendige Süd-West-Entlastungsstraße

• Neuer Edeka-Markt nördlich der Bundesstraße– Die Bewohner im Süden Nottuln müssen die B 525 benutzen, um zum Supermarkt zu gelangen

(mehr als 75% der Nottulner Bevölkerung wohnt südlich der B525)

Der prozentuale Anteil des innerörtlichen Verkehrs am Gesamtverkehr hat aufgrund der oben beschriebenen Gründe deutlich zugenommen (auch durch Verkehrsgutachten bestätigt)

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Verkehrsgutachten 2005 (Messergebnisse)

• Datenerhebung April 2005, erschienen im März 2006, Auftraggeber Straßen.NRW • Beschilderungsänderung an der A43 Mai 2005, also nach der Datenerhebung, so dass

die Auswirkungen dieser Maßnahme im Gutachten unberücksichtigt blieben • Kernaussagen

– Entgegen Prognose im Verkehrsgutachten von 1995 (+15% Verkehrszunahme bis 2010) „sehr moderate Zunahme des Verkehrs“ zwischen 1995 und 2005, auf Teilstrecken sogar enorme Entlastungen

– „Die moderaten Zuwächse deuten auf Verkehrsverlagerungen ins Außennetz (Autobahn, B474) hin“

– „Belastungszunahmen gegenüber 1995 resultieren durch einen stärkeren Quell-Zielverkehr von und nach Nottuln (Bevölkerungszunahme) mit einer leichten Abnahme der Umlandbeziehungen“

– Detailergebnisse

Entlastung insbesondere bei LKWs (> 2,8 t) bis zu 40% (prozentualer Anteil LKWs 7-9% am Gesamtverkehr)

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Verkehrsgutachten 2005 (Prognosen)

• Prognosen– Ableitung aus allgemeiner Motorisierungs- und Strukturentwicklung, Bevölkerungsvoraus-berechnung

• Demnach gilt für den Kreis Coesfeld eine Verkehrszunahme von 10% für PKW und 8% für LKW bis zum Jahr 2020 (besondere Stellung des Kreises Coesfeld)

• Diese Annahmen sind die Basis für alle weiteren Berechnungen– Unberücksichtigt bleiben

• Entwicklung der Mineralölpreise (1996: 14 $, 2005: 35 $, 2008 (Juni): 146 $ /Barrel)– Entwicklung der Dieselpreise (1996: 48 Cent, 2005: 87 Cent, 2008: 1,50 Euro/l)

• Auswirkungen des mittlerweile unbestritten vorhandenen Klimawandels• Masterplan Bundesregierung Mai 2008: „70% der Güter-Frachten auf Schiene bringen“• Finanzkrise, Rezession, Absatzprobleme Autoindustrie, ….• Demografischer Wandel (2020 wird sich die Zahl der über 80-jährigen nahezu verdoppelt haben)

Duisburger Verkehrsforscher Prof. Michael Schreckenberg: „Der KFZ-Verkehr wird irgendwann wieder abnehmen - einfach wenn der demographische Wandel einsetzt. Wie stark sich der Dieselpreis auf den LkW-Verkehr auswirken wird, bleibt abzuwarten. Auch die Erhöhung der Mautgebühren wird ihren Teil beitragen: Insgesamt ist also anzunehmen, dass es auch beim Fernverkehr eine Abnahme geben wird. Also eher eine Entspannung.“(WDR, 8.6.2008)

– … insgesamt ist eine gesicherte Verkehrsprognose somit wohl unmöglich

„Prognosen sind immer unsicher, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“ (Winston Churchill)

Verdacht: Interessengeleitetes Gutachten

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Verkehrsgutachten 2005 (Rückschlüsse)

– Rückschlüsse aus hochgerechneter Prognose• „Entlastung durch den Bau der Nordumgehung von insgesamt 39-49% beim Gesamtverkehr

und beim LKW-Verkehr um 74-86%“ (prognostizierte, hochgerechnete Zahlen mit sehr unsicherer Datenbasis)

• Lärmminderung um etwa 3 – 5 dbA in der Ortsdurchfahrt (bereits 3 dbA sind physikalisch aber nur bei Halbierung der Verkehrsmenge möglich)

• Und in der Ortsdurchfahrt verbleiben laut Gutachten dann immer noch streckenweise bis 13 500 KFZ/Tag

• Diese Zahlen sind jedoch aufgrund ihrer mehr als ungesicherten Datenbasis (die Realität hat die getroffenen Annahmen bereits deutlich widerlegt) mit äußerster Vorsicht zu genießen

– Auswirkungen auf Nottuln durch Umgehung (aus verkehrstechnischer Sicht)

• Der LKW-Verkehr in der Ortsdurchfahrt wird sinken• Nottuln wird in Summe aber deutlich mehr Verkehr bekommen (Größenordnung von 5000

KFZ/Tag von Straßen.NRW nicht dementiert)• „die B525 wird wieder zu einer attraktiven Ost-West-Verbindung. Dies führt wieder

zu einer Rückverlagerung auf die B525…“ (Zitat aus Verkehrsgutachten 2005, S. 20)• Von diesem durch die Umgehung induzierten zusätzlichen Verkehr wird sicherlich der

größte Anteil auf die Umgehung abgeleitet• Das ist aber Verkehr, den wir ohne Umgehung erst gar nicht hätten (demzufolge hätte

dieser Verkehr bei der Entlastungsrechnung nicht berücksichtigt werden dürfen)

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Hauptstörfaktor in Ortsdurchfahrt: LKWs

• Gegenüber 1995 laut Gutachten bereits bis etwa 40% reduziert (gefühlt noch deutlich mehr)• Begründeter Verdacht (konnte von Straßen.NRW nicht entkräftet werden): Nicht einmal die Hälfte der

verbleibenden durchfahrenden LKWs haben ihren Ziel- oder Quellverkehr im Münsterland, sondern– Abkürzung zwischen A43 und A31 (5 km)– Mautausweichverkehr (Hinweis: 3 km hinter der Nottulner Abfahrt in westlicher Richtung befindet

sich eine Mautkontrollbrücke)• Mögliches Indiz: Beim überörtlichen LKW-Verkehr handelt es sich primär um die mautpflichtigen LKW > 12 t ,

die LKWs bis 12 t sind beim überörtlichen Verkehr deutlich weniger anzutreffen• Kurz angemerkt: Test vom Bundesverband Logistik und Entsorgung (BGL) in 2007: von 145 absichtlichen

Schwarzfahrern wurden 96% nicht erkannt

• Für beide Fälle bedeutet dies aber auch definitiv Maut-Einnahmeverluste für den Staat, da ansonsten die Fahrt über die A43 fortgesetzt würde (was sowohl ökonomisch wie auch verkehrstechnisch oberste Priorität besitzen sollte)

• Und dieses Verhalten wird noch vom Staat unterstützt, indem er dem Ausweichverkehr durch den Bau einer Umgehung eine elegante und schnelle Plattform bietet, um Steuerzahlungen zu unterlaufen! (Fall für Bundesrechnungshof?)

• Und der Ort Nottuln und seine Einwohner soll tatsächlich für diese überregionalen – und z.T. auch rechts- oder zumindest ordungswidrigen Interessen die vielen für den Ort negativen Begleiterscheinungen (Wasserwerk, Natur, Zusatzverkehr, wirtschaftliche Verluste, …) aufkommen, wobei der verbleibende Nutzen für Nottuln doch wirklich eher bescheiden ausfällt?

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Alternativen für Nottuln

• Konkrete Maßnahmen für Nottuln – Attraktivität der Ortsdurchfahrt mindern (Faktor Zeit erhöhen)

auf jeden Fall effektiver, ressourcen-schonender und deutlich kostengünstiger als Neubau einer Ortsumgehung

• Zusätzliche Kreisverkehre einbauen (O. Wittke: „Äußerst positive Visitenkarte für das Erscheinungsbild“)• Tempo auf 30 km/h beschränken• Nachtfahrverbote für LKWs (z.B. gesamte B1 durch Dortmund, nur bedingt geeignet)• LKW-Durchfahrverbote (sehr viele Beispiele, z.B. Ortsdurchfahrt Dülmen auf der B474,…)

– Durchfahrverbote und Nachtfahrverbote sind immer dann sinnvoll und haben Chancen auf Realisierung, wenn geeignete, bereits existierende und kostenneutrale Alternativen für den LKW-Verkehr bestehen (hier A43 und sogar kostenlos!)

• Ausbau des Bürgerbus-Angebotes, („Dolmus-Konzept“?)• Verstärkung des Öffentlichen Nahverkehrs („Busse ersetzen in Nottuln 1180 Autofahrten“, WN 19.11.08)• Shared Space-Ansatz zumindest nochmals prüfen (positive Erfahrungen überwiegen, z.B. in Bohmte, Hannover,

Hamburg,…)

– Eindruck, Vermutung, Hoffnung, Erwartung, …: Es braucht nicht mehr allzu viel an zusätzlichen „Hindernissen“ für den Durchgangsverkehr, um diesen aus dem Ort zu „verschrecken“

– Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist wahrlich keine Hexerei, wie viele Beispiele zeigen – man muss es aber einfach nur wollen und auch beherzt angehen!!!

– Straßen.NRW hat an diesem Ansatz naturgemäß kein Interesse– Erste kleinere Erfolge nach persönlicher Ansprache:

• Hülsta fährt nur noch in Ausnahmefällen durch Nottuln • Westfleisch hat Empfehlung an Fahrer herausgegeben, möglichst Umgehung Lette zu benutzen

– Aber unser aller Problem dabei ist: „Nicht das Machbare wird angegangen, Neues und Kreatives wir erst gar nicht überdacht, sondern Bestehendes wird aus Bequemlichkeit und auch Borniertheit einfach fortgesetzt.“

Wolf Haase, SPD-Fraktion Nottuln, Leserbrief vom 9.9.08 zu „Geschwindigkeitsreduktion auf der A43 an der Abfahrt Nottuln“

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Fazit zum Thema Verkehr• Fazit zum Thema Nottulner Verkehr

– Wenn wir alles laufen lassen so wie es sich derzeit entwickelt (Bequemlichkeit, Borniertheit, Desinteresse, Mutlosigkeit?)

• positiv– Wird Nottuln in der Ortsdurchfahrt weniger LKW-Verkehr haben

• negativ– Im Ort muss aber weiterhin mit einer hohen Verkehrsbelastung gerechnet werden (keine wirklich

spürbare Entlastung der Anwohner)– Im Ort besteht aufgrund des verbleibenden hohen Verkehrsaufkommens kaum die Möglichkeit,

städtebauliche Maßnahmen an der jetzigen Ortsdurchfahrt durchzuführen (s. Projektdossier) – Nottuln wird in Summe unzweifelhaft deutlich mehr Verkehr bekommen (induziert)– Straßenverkehr-Emissionen (Schadstoffe, Lärm) werden somit nicht nur verlagert, sondern noch durch

Zusatzverkehr massiv verstärkt– Zusätzlich zu den Anwohnern der Ortsdurchfahrt werden weitere Teile der Bevölkerung durch die

neue Trasse in ihrer Lebensqualität eingeschränkt (insbesondere Bewohner des Vogelbusch)– die Schwere der Unfälle auf der Umfahrung werden aufgrund höherer Geschwindigkeiten deutlich

steigen (geplant ist 100 km/h)– Die Anbindung der verkehrstechnischen Problemzonen im Süden Nottulns wird weiterhin nur mit einer

zusätzlichen Entlastungstraße im Süd-Westen realisierbar sein (kommunale Kosten)– (Laut Kriminalstatistik NRW wird die Anzahl der Eigentumsdelikte dann signifikant ansteigen, wenn

schnelle Abzugsmöglichkeiten für die Täter existieren)

• Erinnerung: Vorrangiges kommunales Ziel verkehrsreduzierender Ansätze muss immer sein, den zu betrachtenden Ort als Gesamtheit zu verstehen, punktuelle Betrachtungen können leicht den Blick fürs Ganze verstellen (Gefahr: “Teufel mit Beelzebub austreiben“)

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Weiteres Konfliktpotenzial: Wasserwerk

• Nottuln ist in der glücklichen Lage, ein besonders hochwertiges Trinkwasserreservoir direkt vor der eigenen Haustür zu besitzen (Tiefengrundwasser anstatt Uferfiltrat) _

• Wasserwerk hat einen sehr hohen Kapitalwert („Tafelsilber“) für die Gemeinde (etwa 15 Mio €), nach dem Bau deutlich niedriger (angeblicher Wert nach dem Bau 4 Mio €)

– Die Erlöse aus den Wassergebühren subventionieren andere Dienstleistungen– Wie kann die Gemeinde bei der prekären Finanzlage dieses Risiko eingehen?

• Die geplante Nordumgehung quert das Wasserschutzgebiet in Form einer mächtigen Brücke auf etwa 1400 m in direkter Nähe zum ersten Entnahmebrunnen

• Streitpunkt und auch absolutes K.O.-Kriterium (s. Ratsbeschluss):– „Sind im Verlauf der weiteren Planungen aufgrund neuer Erkenntnisse Beeinträchtigungen des

Wasserwerkes in seinem jetzigen Bestand, insbesondere hinsichtlich der Wasserschutzzonen, in der genehmigten Fördermenge, der Wasserqualität o.ä. zu erwarten, sind die Planungen einzustellen.   Da insbesondere wegen der Filterfähigkeit der Böden und der Gründung der Brücke die Ausführungen in der UVS nicht ausreichen (Seite 98/159ff.), ist im weiteren Verfahren zur Klärung ein Zusatzgutachten mit entsprechenden Bohrungen zwingend erforderlich, um festzustellen, wie sich die Immissionen und die Probleme der Gründung der Brücke auf die Wasserwirtschaft auswirken.“

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„Hydrogeologisches“ Gutachten Prof. Lange

• Straßen.NRW bestimmt den Gutachter und Gemeinde Nottuln darf Fragen formulieren und auch hälftig zahlen

• Der Verdacht eines „interessengeleiteten Gutachtens“ vom Prof. Lange verfestigt sich selbst für einen Laien nach ausführlichem Studium

– Untersuchungen nur linear an der geplanten Trasse, keine Berücksichtigung der direkt benachbarten Areale (z.B. Absenkungstrichter)

– Offensichtlich unzureichende Kenntnisse über die komplexe geologische Struktur des betroffenen Gebietes (by the way: Prof. Lange ist Straßenbauer – und kein Hydrogeologe)

• Tektonische Störung (Billerbecker Sprung) unberücksichtigt• Absenkungstrichter ist ihm unbekannt

– Keine Aussagen zu Extremsituationen aufgrund des Klimawandels• Statistische Aussagen über durchschnittliche Regenmengen der vergangenen Jahre wenig hilfreich

• Kernaussage Prof. Lange– „Zusammenfassend wird festgestellt, dass …. eine Beeinträchtigung des Grundwassers und

damit der Wassergewinnung im Wasserwerk Nottuln durch die geplante Nordumgehung nicht zu befürchten ist.“

• Begründung– Sicher, weil er teil- und zeitweise gespanntes Wasser nachgewiesen hat und daraus den

Schluss zieht, „dass die erkundeten Bodenprofile nach den Kriterien der RiStWag eine mittlere bis hohe Schutzwirkung der Grundwasserüberdeckung aufweisen“

• Folgerung– Schadstoffeinträge können daher nicht ins Grundwasser gelangen

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Gegenläufige Stellungnahmen

• Stellungnahme Dr. Bergmann, Dipl.-Geograph– Absolut nicht sicher, weil es sich um ein Karstgebiet handelt und hier zwangsläufig durch

Verschiebungen zu Schlüssen der wasserführenden Schichten kommen muss– Ausführliche schriftliche Stellungnahme liegt vor

• Stellungnahme Josef Flögel, Diplom-Mineraloge– „Die für den Betrieb des Wasserwerkes notwendige Sicherheit kann nicht nachgewiesen werden.

Die Verantwortung für die Sicherheit der Wasserversorgung und das ökonomische Risiko liegen nicht beim Straßenbauer sondern beim Betreiber des Wasserwerks“

– Ausführliche schriftliche Stellungnahme liegt vor

• Aussage Prof. Löhnert, Geologe Uni Münster (Veröffentlichung)– Die wasserführenden Schichten sind auf jeden Fall miteinander verbunden– „… so dass trotz Einschaltungen schwerdurchlässiger Sedimente in der campanen Schichtfolge

mit einem einheitlichen hydraulischen System zu rechnen ist.“

• Aussage Prof. Tröger, Geologe Uni Berlin (email)– „Die geologische Situation ist in jedem Fall wesentlich komplizierter als sie dargestellt wird.“– „Die Ausweisung des jetzigen Trinkwasserschutzgebietes ist in jedem Fall unkorrekt.“

• Aussage Prof. Coldewey, Hydro-Geologe Uni Münster– „Das geht gar nicht“ (Telefonat am 13.1.09)

• WWU, Institut für Angewandte Geologie– Zur undurchlässigen Mergelschicht: „Es bilden sich bis in 50 m Tiefe allerdings Wasser führende

Klüfte aus.“ (aus Lebens-Grund-Wasser, ein tiefer Blick ins Münsterland, S. 12)

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Weitere Stellungnahmen

• Stellungnahme Tuttahs & Meyer– Im wesentlichen Übereinstimmung mit Lange-Gutachten– Relativ unkritische Betrachtungsweise, Aussagen wie „diese sollen nach Angaben des

Sachverständigen sicher sein“ sind häufiger anzutreffen– Letzter Satz: „Trotzdem müssen wir darauf hinweisen, dass mit jeder zusätzlichen Straße in

einem Wasserschutzgebiet eine potenzielle Gefährdung verbunden ist, die auch mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen nicht restlos ausgeschlossen werden kann.“

• Wissenschaftliche Stellungnahme des IWW (Rheinisch-Westfälisches Institut für Wasser, Oktober 2006)

– bezogen auf den ersten Teil des Lange-Gutachtens, sehr kritische Auseinandersetzung– Beispiele

• „Das Gutachten orientiert sich streng an den Anforderungen der RiStWag. Danach sind Einschnitte in Wasserschutzgebieten möglichst zu vermeiden. Das Grundwasser darf nicht angeschnitten werden.“

• „Es stellt sich die Frage, ob Brückenpfeiler im Wasserschutzgebiet geplant sind, ob diese die abdeckenden Schutzschichten ggf. durchstoßen und welche Maßnahmen vorgesehen sind, um das Versickern von Schadstoffen entlang der Brückenpfeiler zu verhindern. Hierauf wird im Gutachten nicht eingegangen“

• …

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Nitrat im Grundwasser – woher?

• Nitrat im Grundwasser hat nur selten natürliche Ursachen• Vielmehr überwiegt der anthropogene Anteil deutlich – insbesondere durch intensive

Landwirtschaft (Düngung, Gülle,…) • Bei schwer durchlässigen Böden mit einer geringen Eindringgeschwindigkeit wird das

Nitrat (über die Zwischenstufe Nitrit) durch Bakterien abgebaut und im Grundwasser tritt demzufolge kein Nitrat auf

• Das Vorhandensein von Nitrat im Grundwasser weist demnach auf einen kurzen Eintragspfad hin, wobei die Durchflussgeschwindigkeit so hoch sein muss, dass die Zeit für die Umwandlung durch die Mikroorganismen nicht ausreichend ist

• Das bedeutet zwangsläufig, dass durch das Vorhandensein von Nitrat im Grundwasser eine schnelle Verbindung zwischen der Oberschicht und den Grundwasserebenen gegeben sein muss

• Wenn Lange an sich relativ undurchlässige Schichten entdeckt hat, hat diese zur Folge, dass zusätzlich einzelne Verbindungen von den Deckschichten zum Grundwasser existieren müssen

• Diese Erkenntnis deckt sich im wesentlichen mit den Aussagen von den Experten, die für das Nonnenbachtal geklüftete Erdformationen bescheinigen

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Unausweichlich: Kontaminierter Nonnenbach

• Das Straßenoberflächenwasser aus den Hangbereichen und der Brücke selbst wird in Rohren aufgefangen und an den Brückenpfeilern abgeleitet, in Leichtstoffabscheider geführt und anschließend laut Lange „weitgehend gereinigt“ in den Nonnenbach eingeleitet

– Laut Prof. Lange (auf Nachfrage im Erörterungstermin) aber nur mit einem Wirkungsgrad von etwa 90%, und dies gilt auch nur für sedimentierbare und wasserunlösliche Stoffe

• Der Bundesverkehrsminister selbst gibt hier einen Richtwert je Stoffgruppe von eher 50% an

– Wasserlösliche Einleitungen können so nicht eliminiert werden (MTBE, Phenole, Salze, …), sie gelangen damit direkt in den Nonnenbach und werden dort im besten Fall weggeschwemmt (Kontamination des Nonnenbachs)

– Aufgrund der geringen Wassermenge des Nonnenbachs hat dieser eine sehr geringe Aufnahmekapazität, um die Einleitungen hinreichend zu verdünnen und zu transportieren

– Was passiert, wenn der Nonnenbach kein Wasser führt (kein Abtransport möglich)?– Schockbelastungen des Nonnenbachs nach Intensivregen unberücksichtigt (Klimawandel)– Oder die hoch toxischen organischen Stoffe (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe,

PAK), die auch nicht durch Leichstoffabscheider aufgefangen werden können, werden aufgrund ihrer großen Wasserlöslichkeit, hohen Dichte und geringen Viskosität die Schutzschichten (sofern vorhanden) schneller durchqueren als Wasser

– Einleitung des Straßenoberflächenwassers in den Nonnenbach erfolgt innerhalb des Grundwasserabsenkungstrichters und damit besteht die große Gefahr, dass diese Abwässer in das Grundwasser gelangen(dieser von der StuA dokumentierte Grundwasserabsenkungstrichter war Lange nicht bekannt)

– Antwort Prof. Lange: „Die Einleitung entspricht aber den Anforderungen der RiStWag.“– Der ab dort kontaminierte Nonnenbach durchquert den gesamten Ort, der vor der

Gemeindeverwaltung gestaute Teil wird u.U. nicht mehr unbedingt ansehnlich sein (Ölfilme möglich)

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Stellungnahme Prof. Tröger zum Lange-Gutachten

• Zur Person: Prof. Tröger von der TU Berlin hat gemeinsam mit Prof. Löhnert (Uni Münster) in den Jahren xxxxxxx mit Studenten umfangreiche Untersuchungen in diesem Gebiet vorgenommen

• Grundsätzliches Zum Lange-Gutachten:– „Das Lange-Gutachten ist kein hydrogeologisches Gutachten sondern ein Verkehrsgutachten mit

Berücksichtigung der Grundwasserverhältnisse und der Deckschichten“ • Andere Fragestellung bei Verkehrsgutachten: Kann man aus technischer Sicht eine Straße durch so ein

Gebiet bauen?• Ursprüngliche Fragestellung: Ist das Wasserwerk ausreichend gesichert, wenn dort ein Straße gebaut

wird?– Verwendete Begriffe entsprechen nicht der DIN-Norm, veraltete Begriffe benutzt (Zweifel an geologischer

Fachkompetenz, inzwischen in Ruhestand)

• „… werden die Untersuchungen zur Durchlässigkeit als ungenügend bezeichnet.“– Die Angaben zur Durchlässigkeit beruhen nicht auf hydraulischen Versuchen sondern lediglich auf

Laborbestimmungen– Aufgrund von Mikroklüftungen und Trockenrissen bilden sich Wasserwegsamkeiten aus, die im Labor nicht

beobachtet werden können– Aufgrund der Beobachtungen im Nonnenbachtal (völlig trocken gefallen oder auch unter Wasser stehend)

bestätigen die Zweifel an der angeblichen Durchlässigkeit– Hydraulische Versuchen vor Ort hätten dringend durchgeführt werden müssen

• „Im Taleinschnitt ist die Geologie keineswegs einheitlich, vielmehr ist ein heterogener Schichtaufbau zu erkennen, der auf Sedimentaufschüttungen verschiedenster Art hinweist…. Sie stellen sehr gute Wasserleiter dar, in denen Kontaminationen sich um ein vielfaches schneller ausbreiten können als dies im Boden der Fall ist“

– Die Hangabrissklüfte wurden von Lange weder bemerkt und demzufolge auch nicht berücksichtigt

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Stellungnahme Prof. Tröger zum Lange-Gutachten

• „Es liegen Untersuchungen aus mehreren Jahren vor, die eindeutig beweisen, dass es sich nicht um einen gespannten Grundwasserleiter handelt“ (Kernaussage Lange)

– Die einzigen fünf Bohrungen östlich des Nonnenbachtals können keinen Aufschluss geben über Gesamtfläche– Nur durch hydraulische Versuche hätten diese Fragen geklärt werden können

• „Die Funktion des Störungsbereiches Billerbecker Sprung (tektonische Verwerfung) wurde in den vorliegenden Untersuchungen nicht überprüft bzw. erörtert.“

– Verwendung nicht-aussagekräftiger Karten (Blatt 4010), die die Deckschichten nicht abbilden– Billerbecker Sprung in hydraulischer Sicht sehr wichtig, da es zur Ausbildung eines Teilgrabens kommt, an

dessen Grabenrandschultern Grundwasserneubildung erfolgt– Steht das Grundwasser gespannt an, kommt es dort zu Überläufen, was sich mit Beobachtungen sehr gut

deckt

• „Die zu beobachtenden erheblich schwankenden Grundwasserstände im Nonnenbachtal werden nicht erörtert“

– Diese können nur durch hydraulisch unterschiedlich leitende Schichten oder Störungen hervorgerufen werden– Die hydraulische Durchlässigkeit spricht eindeutig für ein Karstgebiet, das eine gute Grundwasserneubildung

hat und das über Quellen und die Grabenrandstörung leicht entwässert

• Lange: „Feststoffe werden durch die mechanische Filterwirkung der Böden und die Sorbtion in der belebten Bodenzone weitgehend zurückgehalten“

– Für Feststoffe ok, aber nicht (wie von Lange behauptet) auch für Schwermetalle– Schwermetalle werden im Niederschlagswasser fast alle gelöst und sind mobil

• Fazit– Das Gutachten von Prof. Lange ist nicht dazu geeignet, die Sicherheit des Wasserwerks zu garantieren– Prof. Lange hat viele notwendige Untersuchungen nicht durchgeführt und hat entweder nicht-aussagekräftige

Karten benutzt oder die wirklich für die Sicherheit relevanten Karten (Vulnerabilitätskarte) nicht herangezogen

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Fazit Wasserwerk

• Das Lange-Gutachten kann nicht zweifelsfrei nachweisen, dass die beiden wasserführenden Leiter nicht miteinander verbunden sind (selbst Tuttahs schließt diese Möglichkeit nicht aus).

• Somit kann die Sicherheit des Wasserwerks nicht eindeutig garantiert werden, es bleiben erhebliche Zweifel

• Unter diesem Druck bemüht Prof. Lange gerne das Killerargument, sinngemäß: “Ich baue die Straße so sicher, egal, was sich darunter befindet.“

• Es besteht kein Zweifel, dass Straßenbauer dieses auch so umsetzen können. Fragt sich nur, zu welchem Preis!

• Das treibt die Kosten nochmals in die Höhe – wann ist hier die Schmerzgrenze erreicht?

• Der Eingriff in die Natur und den Wasserhaushalt wird noch wesentlich schwerwiegender, wenn die Brückengründung nicht wie geplant 2,5 m sondern zwischen 10 und 20 m liegen werden.

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Zerstörung einer einzigartigen Natur

• Fakt: Das durch die Nordumgehung tangierte Areal wurde aufgrund seiner wertvollen Bestände von Flora und Fauna im Jahr 2007 unter Naturschutz gestellt

• Fakt: Die geplante Nordtrasse Nottulns wird die dort noch intakte und einzigartige Natur irreversibel zerstören.

• Dieser massive Eingriff wird auch bereits durch den Bundesverkehrsminister im Projektdossier Im Ansatz entsprechend bewertet (Naturschutzgebiet war zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal ausgewiesen).

• Und dies geschieht doch tatsächlich in einer Zeit, in der „die Natur ums Überleben kämpft“ und demnach „die Zukunft unseres Planeten ernsthaft in Gefahr ist“ (Klaus Töpfer)

– Artenvielfalt (Biodiversität) reduziert sich dramatisch– 72% der hiesigen Lebensräume gelten als gefährdet– Nur 3,3 % der Landesfläche sind Naturschutzgebiete (herausragende Stellung der NSG)– 113 Hektar Land verschwinden in Deutschland täglich unter Asphalt und Beton (dadurch

reduziert sich der CO2-Speicher Natur)– Der Klimawandel ist für alle sichtbar und auch spürbar (z,B. Wetterextreme), auch in Nottuln – Der CO2-Ausstoß steigt weiter unaufhörlich (seit 2000 ist der Treibhausgasausstoß vier mal

schneller angewachsen als im Jahrzehnt zuvor)– Die Treibhausgase, die wir heute verursachen, zeigen ihre klimaschädliche Wirkung

zeitverzögert etwa 2030– „Vor dem Hintergrund dieser Zeiträume ist eine Kollision mit den herkömmlichen

Ansprüchen politischen Handelns und der politischen Systeme, die überwiegend Erfolge in 4- bis 5-Jahreszyklen vorweisen müssen, unausweichlich.“ (Rat Rheine, bestehend aus CDU, FDP, Grüne)

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Und was hat das alles mit Nottuln zu tun?

• Sehr viel, denn – Die Erde ist aufgrund der Globalisierung zu einem großen Dorf geworden– … und Nottuln ist Bestandteil dieser Lebensgemeinschaft und kann sich daher nicht durch

lokale eigennützige Entscheidungen von der Wertegemeinschaft isolieren• Aus globaler Sicht mag die Naturzerstörung durch die Nottulner Nordumgehung als

nur ein sehr kleiner Mosaikstein erscheinen, aber nur „nur sehr viele kleine Schritte können die Welt retten“ (Angela Merkel, CDU)

• Praktizierter Naturschutz muss von unten kommen, kann nur vor Ort geschehen• Umweltminister NRW E. Uhlenberg (CDU): „Auf lokaler und regionaler Ebene

zeigen sich die klimabedingten Änderungen in ihren spezifischen Auswirkungen und ermöglichen hier somit direktes Handeln.“

• Nachhaltigkeit insbesondere auch bei allen lokalen Entscheidungen ist also dringend gefragt, denn unser Handeln von heute entscheidet über die Lebensbedingungen unserer Kinder und Kindeskinder

• Nachhaltigkeit ist aber nicht nur eine Frage der Technik, sondern vor allem eine Frage des Bewusstseins, der Einstellung, der Werte und des Wissens

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Lokale Agenda 21 in Nottuln

• Nachhaltigkeit findet bereits Ausdruck in der lokalen Agenda 21, deren Umsetzung sich der Rat Nottulns im Ratsbeschluss vom 13.4.1999 verpflichtet hat

– Kernaussage: “Für die Gemeinde Nottuln wird angestrebt, durch eine lokale Agenda 21 Leitlinien und Projekte für eine nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung auf dem Weg ins 21. Jahrhundert zu erarbeiten …“

– Devise: „Global denken, lokal handeln“– Ziel: „Eine nachhaltige Entwicklung der Lebensgrundlagen! Nachhaltigkeit im

Verständnis der Agenda 21 bedeutet, dass die Aspekte Soziales, Umwelt und Wirtschaft bei Entscheidungen, Projekten und Maßnahmen gleichermaßen berücksichtigt werden.“

– Begrüßenswerter Ansatz in Nottuln: Bewerbung als Klimakommune

• Beim Thema Umgehungsstraße ist dieseVerpflichtung aus der Agenda 21 aber leider nicht unmittelbar erkennbar und somit ist dieGemeinde auch m.E. demzufolge trotz anderer umweltrelevanter Erfolge (Fotovoltaik) noch nicht „reif“, um den Titel Klimakommune verdient führen zu können

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Verkannter Wirtschaftsfaktor Tourismus

• Nottulns Haupt-Attraktivität ist die Lage der Gemeinde mit einer ländlichen Einbettung, Industrieansiedlungen halten sich deutlich in Grenzen

• In der Gemeinde Nottuln ist somit der Tourismus ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und eine entscheidende Komponente in vielen Lebensbereichen (z.B. Gastronomie)

• Daher benötigt die Gemeinde den Tourismus dringend zur Stabilisierung der Finanzlage

• Die herausragende Tourismus-Ressource Nottulns ist neben dem historischen Ortskern der „Einstiegspunkt“ zu den Baumbergen direkt vor Nottulns nördlicher Haustür (Nonnenbachtal, Ludgerus-Pättken)

• Die dort geplante Nordumgehung mit dem gewaltigen Brückenbauwerk wird dieses Gebiet touristisch vollkommen entwerten, die Gäste werden einen anderen Einstiegspunkt zu den Baumbergen wählen

• Nottuln beraubt sich durch diese Abkapselung von den Baumbergen selbst einer seiner größten Attraktionen und wird daher touristisch deutlich verarmen, was sich demzufolge unmittelbar auch in den Kassen der heimischen Wirtschaft widerspiegeln wird

• Auch der so beliebte historische Ortskern wird touristisch an Bedeutung verlieren, da die Ortsumgehung einen weiten Bogen um Nottulns Mitte nimmt

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Fakten zu Ortsumgehungen (BUND)

• BUND hat empirische Untersuchungen über Ortsumgehungen vorgenommen und kommt zu einem wahrlich ernüchternden Ergebnis: (www.vorort.bund.net/verkehr/themen/themen_30/files/5056_fakten_ou.pdf)

• Bau einer Ortsumfahrung ist oftmals eine Scheinlösung und führt nicht zu spürbaren Verbesserungen, sondern es entstehen neue Probleme

– In bisher ruhigen Wohngegenden nimmt der Lärm zu– Unberührte Landstriche werden versiegelt und zerschnitten– Zahl und Schwere der Unfälle steigen– Gesamtverkehrswachstum steigt deutlich (Unterschätzter Binnenverkehr)– Schadstoffbelastung in Summe für den Ort steigt ebenso deutlich

• Geringe Lärmentlastung– Einer lärmmäßigen Entlastung der Ortsdurchfahrt steht eine Neuverlärmung durch die Ortsumgehung

gegenüber– In Summe (verbleibende Ortsdurchfahrt + Umgehungsstraße) wird eine Zunahme der wesentlich Gestörten

bewirkt• Verkehrsicherheit

– Entlastung der Ortsdurchfahrt in bezug auf Unfallgeschehen– Deutliche Erhöhung der Unfälle auf der Umfahrung (höhere Geschwindigkeiten) – insbesondere steigt die

Schwere der Unfälle – mehr Tote und Verletzte • Steigende Gesamtverkehrslast

– „Wer Straßen säht, wird Verkehr ernten.“ (viele Untersuchungen belegen diese These)– Durch Ortsumfahrungen steigt die Gesamtverkehrslast, die eine Region zu tragen hat (erhöhte Attraktivität)– Verkehrsmengenkonstanz: Die Summe der Verkehrsmengen auf der alten und neuen Straße darf nicht größer

sein als auf der alten Straße allein– Entlastung: Die tatsächliche Entlastungswirkung der Ortsumfahrung muss bezogen auf den Status quo (nicht

auf Basis von Prognosen) mindestens 50% für die gesamte Ortsdurchfahrt betragen

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Fakten zu Ortsumgehungen (BUND)

• Höhere Schadstoffbilanz– In den Ortsdurchfahrten z.T. erhebliche Entlastung möglich– Gesamtemission für verbleibende Ortsdurchfahrt + Ortsumgehung

• Geringe Reduktion von CO möglich• Deutliche Zunahme von Stickoxiden aufgrund zunehmender Geschwindigkeit (Umgehung Nottuln wird für 100 km/h

ausgelegt)• Ortsumfahrungen geben problematische Impulse für die Ortsentwicklung

– Hoffnung auf Entlastung durch die Ortsumfahrung führt zur Vernachlässigung von verkehrsträger-übergreifenden Konzepten

– Es bleiben umweltschonende, kostensparende und menschengerechte Alternativen auf der Strecke

• „Der Neubau einer Ortsumfahrung wird nur dann vom BUND akzeptiert, wenn sie die örtliche Situation tatsächlich verbessert und Mensch und Umwelt nützt ohne die negativen Auswirkungen des Straßenverkehrs auf andere Stadtteile oder die umgebende Landschaft zu verlagern“

• „Ortsumfahrungen nur, wenn alle Möglichkeiten zur Vermeidung, Verlagerung und Beruhigung ausgeschöpft sind und ein stadt- und umweltverträgliches Gesamtverkehrskonzept vorliegt“

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BUND-Checkliste

Eine Ortsumgehung kann nur dann sinnvoll sein, wenn Nottulnja nein

der Verkehr in der Ortsdurchfahrt mindestens um die Hälfte reduziert wird (bezogen auf Status Quo, nicht Prognose)

Die Lärmbelastung an der Ortsdurchfahrt um mindestens 3 dbA gesenkt wird und an anderer Stelle keine neuen Lärmbelastungen entstehen

Die neue Straße keinen zusätzlichen Verkehr auslöst

Die Ortsumfahrung nicht als Schnellstraße geführt wird

Die Umfahrung verträglich trassiert wird und schützenswerte Natur nicht beeinträchtigt

Die durch den Bau versiegelte Fläche in derselben Kommune entsiegelt wird

Die alte Ortsdurchfahrt rückgebaut und die Geschwindigkeit reduziert wird

Neubau und Rückbau in einem gemeinsamen Verfahren geplant und finanziert werden

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Gesamt-Resumee • Die Nordumgehung löst noch nicht mal ansatzweise Nottulns Verkehrsprobleme

– Man verbannt insbesondere den Verkehr auf die Umgehung, den man ohne Umgehung erst gar nicht mehr hatte („Rückverlagerung“) mit der Folge, dass der Verkehr um Nottuln deutlich zunehmen wird

– Der innerörtliche Verkehr wird weiterhin so lange die Anwohner der B525 massiv beeinträchtigen, bis im Süden Nottulns (75% der Bevölkerung) nicht eine ausreichende verkehrliche Entlastung (Netzschluss?) realisiert ist

• Die Nordumgehung birgt immense Konfliktpotenziale in sich – Das Wasserwerk ist in seinem Bestand weiterhin höchst gefährdet („Hydrogeologisches“

Gutachten wird von mehreren anerkannten Experten vehement bezweifelt)

– Der Nonnenbach wird ab der Brücke als deutlich kontaminierter Bach den gesamten Ort durchqueren

– Die einzigartige Natur (Naturschutzgebiet!) wird irreversibel zerstört

– Der Tourismus, der insbesondere diesen Teil Nottulns als Einstieg in die Baumberge nutzt, wird deutlich verarmen oder gar gänzlich kollabieren

• Nottuln wird in Summe deutlich verlieren– Finanziell

• Das „Tafelsilber“ Nottulns, das Wasserwerk, wird einen mehrere Millionen Euro Werteverlust hinnehmen müssen

• Der mit Sicherheit abnehmende Tourismus wird weitere Löcher in die örtliche Kasse reißen (Wirtschaftsfaktor Tourismus)

– An Attraktivität

– An Vertrauen in die lokale Politik, sich ernsthaft und durchsetzungsstark gegen drohende Desaster für den Ort zu stemmen

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Gesichtsverlust für kommunale Politiker?

• Zweifellos ist es sehr schwer für einen Politiker, eigene Beschlüsse in Frage zu stellen• In dieser Angelegenheit ist die Entscheidung noch um vieles schwerer, da

– Der Ratsbeschluss bereits 11 Jahre zurückliegt

– Die Planung für die Nordumgehung weit vorangeschritten ist (Planfeststellungsbeschluss 2009)

– Die Meinung innerhalb der Bevölkerung sehr heterogen ist (Kommunalwahlen )

• Aber es gilt auch: Der Kommunalpolitiker ist primär den kommunalen Belangen verpflichtet und sollte mit dieser Prämisse auch die Entscheidungen treffen

• Erinnerung: Nach wie vor gilt die Aussage von Straßen.NRW: „Gegen den Willen der Gemeinde wird die Straße nicht gebaut.“

Eindeutig nein!!

• Meiner Einschätzung nach zeichnet es einen Politiker geradezu aus und macht ihn somit auch wählbar, wenn er der Vernunft folgt und auch bereit ist, vormals getroffene Entscheidungen dann in Frage zu stellen, wenn neue Erkenntnisse vorliegen, die Sachlage möglicherweise grundlegend verändert ist oder sich auch ein verändertes Bewusstsein eingestellt hat.

• Das hat nichts mit Gesichtsverlust zu tun, vielmehr wird hiermit politischer Mut, Ehrlichkeit, Weitsichtigkeit und auch Verlässlichkeit dokumentiert

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Das Wunder von Nottuln

„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist“ (David Ben Gurion)

Wir bedanken uns ganz herzlich für Ihre Geduld und Aufmerksamkeit!

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Anhang: Entlastungswirkungen auf Ortsdurchfahrt

• Havixbeck, Schapdetten– Entlastungswirkung auf Ortsdurchfahrt durch

Nordumgehung äußerst gering• Von Süden Abzweigung vor der

eigentlichen Ortsdurchfahrt (grün, gelb)• Von Westen existieren kürzere

Alternativstrecken (über Billerbeck)

• Billerbeck– Nur hierfür hat die Nordumgehung laut Planung

eine mögliche Entlastungswirkung– Wäre mit Südumgehung auch machbar gewesen

• Nottuln ist in den letzten Jahren ausschließlich im Süden expandiert (rot eingefärbt), 75% der Bevölkerung wohnt mittlerweile südlich der B525

– Abfluss aus dem Süden derzeit schwerpunktmäßig nur über Ortsdurchfahrt möglich– Nordumgehung hilft nicht weiter bei der Lösung– Bei einer Südumgehung wäre eine zusätzliche Entlastungsstraße im Süd-Westen nicht erforderlich– Neu: Bürger aus dem Süden fordern Rat zum Handeln auf und fordern selbst eine südliche

Ortsumgehung, Herr Schiewerling hat auch unterschrieben (WN, 2.12.2008)

Behauptung: Die Entlastungswirkung für die Ortsdurchfahrt wäre nach jetzigem Kenntnisstand mit einer Südumgehung deutlich größer gewesen, da mittlerweile insbesondere der Binnen-Verkehr enorm zugenommen hat (s. Verkehrsgutachten) zurück