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262 www.fondsprofessionell.de | 1/2014 vertrieb & praxis I family office Foto: © Tyler Olson | Dreamstime.com F amily Offices sind Unternehmen, die sich unabhängig von ihrer Rechtsform mit der bankenunabhängigen Verwal- tung großer privater Vermögen befassen“, lau- tet die Definition des Begriffs Family Office, wie ihn die Bundesanstalt für Finanzdienst- leistungsaufsicht (BaFin) auf ihrer Internet- seite veröffentlicht. Diese Aussage ist ähnlich vage wie die Informationen, die auch viele Branchenteilnehmer selbst über sich preiszu- geben bereit sind. Vergleichsweise offen ge- ben sich da noch die sogenannten Multi Fa- mily Offices, die in aller Regel mehrere sehr vermögende Privat- oder Unternehmenskun- den betreuen – verständlich, wie das „Multi“ vermuten lässt, sind deren Betreiber doch durchaus daran interessiert, zusätzliche Kun- den für sich zu gewinnen. In der Regel sind das Familien oder Einzelpersonen, deren Ver- mögen groß ist, für die es sich aber trotzdem noch nicht lohnt, ein eigenes Family Office zu betreiben. Letztere nennt man Single Family Office, und die rücken nur äußerst ungern und auch dann nur spärlich Daten über ihr Geschäft heraus. Das ist nicht weiter überraschend, denn die Single-Betreiber überwachen und verwalten in der Regel immens große Vermö- gen einzelner Familien aus dem Kreis der Su- perreichen. Und die haben in der Regel kein besonderes Interesse daran, allzu viel über das eigene Geldvermögen oder ihr Anlageverhal- ten in aller Öffentlichkeit auszubreiten. „Wer ein großes Vermögen besitzt, muss es im Grunde genauso managen wie ein Un- ternehmen“, erklärt dazu Peter Schaubach, Professor an der European Business School (EBS) und Leiter des dort angesiedelten Cen- ter for Family Office (CFFO). „Hinzu kommt, dass der Begriff ,Family Office‘ nicht recht- lich geschützt ist, er wird gern geradezu infla- tionär verwendet. Entsprechend schwierig stellt es sich dar, wirklich hinter die Kulissen der Anbieter zu schauen. Eine Analyse oder Gesamtaufstellung über die am Markt aktiven Unternehmen gibt es bisher nicht.“ Mit konkreten Angaben zur Zahl der Anbieter am Markt wartet allerdings Marc Herzog, Geschäftsführer der in Frankfurt an- sässigen Family Office Consulting GmbH, auf (siehe Kasten nächste Seite). Herzog kennt sich aus, sein Unternehmen hat in den vergangenen sieben Jahren eine ganze Reihe von empirisch basierten Projekten im Fami- ly-Office-Umfeld durchgeführt. Auf dieser Basis traut er sich sogar eine Prognose hin- sichtlich der künftigen Entwicklung der ver- schiedenen Segmente des Family-Office- Marktes in Deutschland zu. „Während die Zahl der bankennahen Multi Family Offices in den kommenden zwei Jahren maximal gleichbleibend sein dürfte, wird die Zahl der unabhängigen Multi Family Offices allenfalls noch moderat ansteigen“, so Herzog. „Bei den Single Family Offices dürfte das Wachstum aber sogar signifikant zulegen.“ Expertise gesucht „Die im Jahr 2008 aufgekommene Finanz- krise hat einen wahren Schub für das Konzept Family Office gebracht“, erklärt auch Jörg Liesner, Gründer und Geschäftsführer des unabhängigen Multi Family Office Liesner und Co. in Hamburg, rückblickend. „Einige Familienunternehmen haben erkannt, dass sie von manch einer Bank regelrecht übervorteilt worden sind. Expertise von dritter Seite war gefragt, und wir können in dieser Hinsicht einen echten Mehrwert liefern.“ Daher bleibe die Unabhängigkeit auch künftig eines der wichtigsten Kriterien in diesem Geschäft, Interessenkonflikte gelte es auf jeden Fall zu vermeiden. Mit Mitte 40 hatte Liesner im Jahr 2012 ge- meinsam mit seinem Partner Eric Balzer den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Zuvor hatten beide bei der renommierten Berenberg Bank über viele Jahre hinweg sehr vermögen- de Anleger betreut. Einige ihrer ehemaligen Kunden ermunterten die beiden zur Gründung ihres eigenen Unternehmens und begleiteten diesen Schritt dann auch als deren Kunden. Im Januar dieses Jahres erfolgte die Erweite- rung des Geschäfts durch die Akquisition der Mondo Advisory GmbH, ein Multi Family Office mit Sitz in Kassel. Deren bisheriger geschäftsführender Gesellschafter Jan-Henrik Supady wurde damit zum Geschäftsführer und Mitgesellschafter der Liesner & Co. und wird für das Unternehmen die neue Nieder- lassung in Kassel weiterführen. Mehr oder weniger vergleichbar mit dem Angebot von Liesner & Co. kümmern sich hierzulande knapp 40 Anbieter als Multi Family Office Family Offices betreuen das Kapital der Vermögenden. Obwohl der Markt klein ist und wenig Marge bietet, ist er hart umkämpft. Streng vertraulich Wer so viel Vermögen besitzt, dass er sich nicht einmal mehr in der First Class anstellt, beschäftigt auch in Invest- mentfragen eigene Spezialistenteams. Wer knapp darunter liegt, engagiert ein Multi Family Office. FP_D_Family-Office_NL_NEU_XXX_Grafik 13.03.2014 23:05 Seite 262

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vertrieb & praxis I family office

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Family Offices sind Unternehmen, diesich unabhängig von ihrer Rechtsformmit der bankenunabhängigen Verwal-

tung großer privater Vermögen befassen“, lau-tet die Definition des Begriffs Family Office,wie ihn die Bundesanstalt für Finanzdienst -leistungsaufsicht (BaFin) auf ihrer Internet -seite veröffentlicht. Diese Aussage ist ähnlichvage wie die Informationen, die auch vieleBranchenteilnehmer selbst über sich preiszu-geben bereit sind. Vergleichsweise offen ge-ben sich da noch die sogenannten Multi Fa-mily Offices, die in aller Regel mehrere sehrvermögende Privat- oder Unternehmenskun-den betreuen – verständlich, wie das „Multi“vermuten lässt, sind deren Betreiber dochdurchaus daran interessiert, zusätzliche Kun-den für sich zu gewinnen. In der Regel sinddas Familien oder Einzelpersonen, deren Ver-mögen groß ist, für die es sich aber trotzdemnoch nicht lohnt, ein eigenes Family Officezu betreiben.

Letztere nennt man Single Family Office,und die rücken nur äußerst ungern und auchdann nur spärlich Daten über ihr Geschäftheraus. Das ist nicht weiter überraschend,denn die Single-Betreiber überwachen und

verwalten in der Regel immens große Vermö-gen einzelner Familien aus dem Kreis der Su-perreichen. Und die haben in der Regel keinbesonderes Interesse daran, allzu viel über daseigene Geldvermögen oder ihr Anlageverhal-ten in aller Öffentlichkeit auszubreiten.

„Wer ein großes Vermögen besitzt, muss esim Grunde genauso managen wie ein Un -ternehmen“, erklärt dazu Peter Schaubach, Professor an der European Business School(EBS) und Leiter des dort angesiedelten Cen-ter for Family Office (CFFO). „Hinzu kommt,dass der Begriff ,Family Office‘ nicht recht-lich geschützt ist, er wird gern geradezu infla-tionär verwendet. Entsprechend schwierigstellt es sich dar, wirklich hinter die Kulissender Anbieter zu schauen. Eine Analyse oderGesamtaufstellung über die am Markt aktivenUnternehmen gibt es bisher nicht.“

Mit konkreten Angaben zur Zahl der Anbieter am Markt wartet allerdings MarcHerzog, Geschäftsführer der in Frankfurt an-sässigen Family Office Consulting GmbH,auf (siehe Kasten nächste Seite). Herzogkennt sich aus, sein Unternehmen hat in denvergangenen sieben Jahren eine ganze Reihevon empirisch basierten Projekten im Fami-

ly-Office-Umfeld durchgeführt. Auf dieserBasis traut er sich sogar eine Prognose hin-sichtlich der künftigen Entwicklung der ver-schiedenen Segmente des Family-Office-Marktes in Deutschland zu. „Während dieZahl der bankennahen Multi Family Officesin den kommenden zwei Jahren maximalgleichbleibend sein dürfte, wird die Zahl derunabhängigen Multi Family Offices allenfallsnoch moderat ansteigen“, so Herzog. „Bei denSingle Family Offices dürfte das Wachstumaber sogar signifikant zulegen.“

Expertise gesucht„Die im Jahr 2008 aufgekommene Finanz-

krise hat einen wahren Schub für das KonzeptFamily Office gebracht“, erklärt auch JörgLiesner, Gründer und Geschäftsführer des unabhängigen Multi Family Office Liesnerund Co. in Hamburg, rückblickend. „EinigeFamilienunternehmen haben erkannt, dass sievon manch einer Bank regelrecht übervorteiltworden sind. Expertise von dritter Seite wargefragt, und wir können in dieser Hinsicht einen echten Mehrwert liefern.“ Daher bleibedie Unabhängigkeit auch künftig eines derwichtigsten Kriterien in diesem Geschäft, Interessenkonflikte gelte es auf jeden Fall zuvermeiden.

Mit Mitte 40 hatte Liesner im Jahr 2012 ge-meinsam mit seinem Partner Eric Balzer denSchritt in die Selbstständigkeit gewagt. Zuvorhatten beide bei der renommierten BerenbergBank über viele Jahre hinweg sehr vermögen-de Anleger betreut. Einige ihrer ehemaligenKunden ermunterten die beiden zur Gründungihres eigenen Unternehmens und begleitetendiesen Schritt dann auch als deren Kunden.Im Januar dieses Jahres erfolgte die Erweite-rung des Geschäfts durch die Akquisition derMondo Advisory GmbH, ein Multi FamilyOffice mit Sitz in Kassel. Deren bisheriger geschäftsführender Gesellschafter Jan-HenrikSupady wurde damit zum Geschäftsführerund Mitgesellschafter der Liesner & Co. undwird für das Unternehmen die neue Nieder-lassung in Kassel weiterführen. Mehr oderweniger vergleichbar mit dem Angebot vonLiesner & Co. kümmern sich hierzulandeknapp 40 Anbieter als Multi Family Office

Family Offices betreuen das Kapital der Vermögenden. Obwohl der Markt kleinist und wenig Marge bietet, ist er hart umkämpft.

Streng vertraulich

Wer so viel Vermögen besitzt, dass er sich nicht einmal mehr in der First Class anstellt, beschäftigt auch in Invest-

mentfragen eigene Spezialistenteams. Wer knapp darunter liegt, engagiert ein Multi Family Office.

FP_D_Family-Office_NL_NEU_XXX_Grafik 13.03.2014 23:05 Seite 262

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um das Vermögen von reichen Privatleutenund Unternehmern, oft auch um die Ver -mögensverwaltung von Stiftungen, kleinerenUnternehmen oder ganzen Familien.

Wer das ganz große Geld besitzt, leistet sichein sogenanntes Single Family Office, dassich ausschließlich um das familieneigeneVermögen kümmert. Marc Herzog kennt rund1.100 Einheiten in Deutschland. Der „typischeDurchschnittskunde“ eines Single Family Offices ist laut einer Studie der UniversitätSt. Gallen eine Unternehmerfamilie, derenFirma einen jährlichen Umsatz von über 200Mil lionen Euro erzielt und mehr als 1.000Mit arbeiter beschäftigt. Ein eigenes „Fami -lien büro“ lohnt sich demnach für den Vermö -gensinhaber ab einem freien Vermögen vonetwa 100 bis 300 Millionen Euro. Für den Zugang zu einem „Multi-Anbieter“ reichenoft bereits zehn Millionen Euro, um Kunde zuwerden.

Es geht um mehr als GeldWobei das in Geld messbare Hab und Gut

nicht immer das einzige Kriterium sein muss.Es hängt auch davon ab, als wie komplex sichdie jeweilige Vermögensverwaltung insgesamterweist, aber auch wie hoch die weiteren Anforderungen der dahinter stehenden Fami-lien sind. Denn allein die klassische Vermö-genssteuerung und das dazugehörende Con-trolling reichen nicht mehr aus, um sich amMarkt zu behaupten. „Family Offices sindzwar in erster Linie auf das Management vonsehr großen und komplexen Familienvermö-

gen spezialisiert“, erklärt dazu Peter Schau-bach, „sie richten ihren Fokus aber nicht nurauf monetär messbares Vermögen, sondernauch auf den Bereich des Human- und So zialvermögens der betreuten Familien.“ Indiesem Zusammenhang erklärt auch der Leiter eines Münchner Family Offices: „Wir sehen uns als Vermittler, allerdings nicht nurzwischen der Familie als Vermögenseignerund Produktanbietern, Rechtsanwälten sowieSteuerberatern. Oft müssen wir auch bei vermeintlich profanenen Angelegenheiten innerhalb der Familie vermitteln.“

Kevin Schaefers, Mitglied der Geschäfts-leitung der in Bad Homburg ansässigen FeriInstitutional & Family Office GmbH, hat die

Zusammenhänge im Rahmen eines zweijäh-rigen Forschungsprojekts das bislang unüber-sichtliche Feld des Finanz-, Human- und Sozialvermögens systematisch aufgearbeitet.„Family-Office-Dienstleister tendieren dazu,das Vermögen einer Familie auf deren Finanz-vermögen zu reduzieren“, erklärt Schaefers.Doch diese herkömmliche Sichtweise greifein der Beratung großer Familienvermögen zukurz. „Vermögensinhaber sind eben nicht nur,Eigentümer‘ von Finanz-, sondern auch vonHuman- und Sozialvermögen“, erklärt der Feri-Experte. Vermögen sei mehr als Geld,Wertpapiere, Immobilien und Unternehmens-beteiligungen. „Neben Aspekten wie Gesund-heit, Ausbildung oder Erfahrung sind darüberhinaus auch soziale Faktoren wie beispiels-weise die öffentliche Reputation der Familien -mitglieder, das gesellschaftliche Netzwerk, indem sie agieren, oder die tradierten Fami -lienwerte, an denen sie ihr Handeln orientie-ren, Teil eines erweiterten Vermögensbe-griffs“, so Schaefers.

Abrechnungen und BelegeDa wirkt es schon fast profan, dass zur

Arbeit eines Family Office oft auch die Über-nahme eher organisatorischer Angelegen -heiten gehört. Allein das Erfassen und Ar -chivieren von immer umfangreicheren Ge-schäftsvorfällen erspart dem jeweiligen Ver-mögensträger oft sehr viel Zeit. Die in Ham-burg ansäs sige Berlin & Co. AG, ein bereitsim Jahr 2002 von Tilo Berlin und Ernst- Ludwig Drayß gegründeter Anbieter von Vermögenscontrolling- und Family-Office-Dienstleistungen, hat einen ganz eigenenMehrwert errechnet, den die Beauftragung eines Family Office bringen kann. Allein beider Erfassung und Archivierung aller Geschäftsvorfälle eines durchschnittlich kom-plexen Mandats über den Zeitraum von einemJahr fallen demnach zirka 2.000 Bankbelegeinklusive Abrechnungen, Kontoauszügen undDepotübersichten an, was rund zehn Kilo-gramm Papier (5 Gramm pro Blatt), verteiltauf mindestens vier breite DIN-A4-Ordner,entspricht. Dafür sind laut den Spezialistenvon Berlin & Co. etwa 12,5 Arbeitstage (dreiMinuten pro Beleg bei einer Arbeitszeit vonacht Stunden pro Tag) allein zum Lesen undAbheften nötig.

Schwieriges MindestmaßSchwierig wird die Sache, wenn es darum

geht, eine kritische Mindestgröße für das Betreiben eines Family Office zu ermitteln.

Dr. Jörg Liesner: „Unabhängigkeit bleibt auch künftig

eines der wichtigsten Kriterien in diesem Geschäft.“

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Fast 180 Jahre Tradition, aber Wachstum nur noch in Teilsegmenten

Family Offices besitzen eine lange

Tradition. Bereits 1838 gründete

Junius Spencer Morgan mit dem

„House of Morgan“ ein Büro, das

sich ausschließlich um den eigenen

Familienbesitz kümmern sollte. Un-

ter dem Namen „JP Morgan“ mach-

te sein Sohn, John Pierpont Morgan,

das Family Office später weltbe-

rühmt. Andere reiche Familien wie

die Duponts, Rockefellers und Roth-

schilds taten es ihm gleich und er-

richteten ihre eigenen „Familienbü-

ros“. Die Zahl der heute ins gesamt

am Markt tätigen Family Offices

lässt sich nur schätzen. Die in

Frankfurt ansässige Family Office

Consulting GmbH geht aufgrund ih-

rer eigenen Analysen und Projekte davon aus, dass in

Deutschland rund 1.100 Single Family Offices am Markt

aktiv sind.

Daneben arbeiten demnach noch

zirka 120 sogenannte Multi Family

Offices, die nicht nur eine Familie

betreuen, sondern mehrere Pri -

vatpersonen und Unternehmer,

manchmal auch Stiftungen und

ganze Firmen zu ihrem Kunden-

stamm zählen. Um die Gunst der

sehr vermögenden Klientel buhlen

darüber hinaus auch noch etwa

30 bankennahe Family Offices. Ech-

tes Wachstumspotenzial in den

kommenden zwei Jahren haben da-

bei nach Einschätzung von Marc

Herzog, Geschäftsführer des Frank-

furter Beratungsunternehmens

Family Office Consulting GmbH,

lediglich die Single-Anbieter, bei

den Multi-Anbietern erwartet er eher nur einen verhaltenen

Anstieg. Die Zahl der ban kennahen Family Offices wird

seiner Einschätzung nach maximal gleich bleiben.

John Pierpont Morgan gilt als der Va-

ter der Family-Office-Idee.

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Anlagepräferenzen im Vergleich

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vertrieb & praxis I family office

Die Frankfurter Beratungs-

gesellschaft Family Office

Consulting GmbH hat das

Anlageverhalten von institu-

tionellen Investoren mit

dem von Family Offices in

den Jahren 2011 bis 2013

verglichen. Dabei werden

durchaus andere Präferen-

zen sichtbar, die hier gesetzt

werden. Im Jahr 2011 leg-

ten Family-Office-Anbieter demnach ei-

nen sehr viel stärkeren Fokus auf Aktien,

Immobilien und Alternative Investments,

die mit 26, 22 beziehungsweise zehn

Prozent deutlich ausgeprägter waren als

bei den institutionellen Investoren, deren

Anteil bei allen drei Assetklassen ein-

stellig blieb. Auch in den beiden

Folgejahren blieb es bei der deutlich hö-

heren Gewichtung dieser Assetklas-

sen. Besonders auffällig ist al-

lerdings bei den Family Offices der kon-

tinuierliche Ausbau von Anlagen in Immo-

bilien und Alternative Investments, was

deutlich zulasten von Anleihen und Geld-

marktanlagen geht. Dass die institutionel-

len Anleger die beiden Assetklassen An-

leihen und Geldmarkt/Cash über die ge-

samte Zeit nahezu unverändert gelassen

haben, dürfte in erster Linie mit regulato-

rischen Vorgaben zusammenhängen, die

Großanlegern wie

Versicherungen und Pensionskassen den

Weg zu einem stärkeren Engagement in

Aktien wie auch Immobilien und Alterna-

tive Investments regelrecht versperren.

8%

2011

7%

8%

2013

26%

201123%

2012

Aktien

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2011

67%

201264%

2013

24%

2011

18%

201215%

2013

Anleihen

14%

2011

16%

2012

16%

201311%

2011

10%

20127%

2013

Geldmarkt/Cash

2011 2012 2013

Family Offices

2011 2012 2013

institutionellen Investoren

2011

6%

2012

6%

2013

7%

22%

2011

25%

2012

28%

2013

Immobilien

2011

3%

2012

3%

2013

3%

10%

2011

15%

2012

15%

2013

Alternative Investments

2011

1%

2012

1%

2013

1%

9%

2011

9%

2012

9%

2013

Sachwerte (ohne Immobilien)

Marc Herzog kennt aus seiner eigenen Bera-tungspraxis Beispiele, in denen etwa der Be-treiber eines Single Family Office mit zweiVollzeitkräften und einem verwalteteten Ver-mögen von 160 Millionen Euro oder derGründer eines Multi Family Offices mit ins-gesamt 20 angestellten Vollzeitkräften und ei-nem für insgesamt drei Familien betreutenGesamtvermögen von gut 400 Millionen Europrofitabel arbeiten, weiß aber auch von einemSingle Family Office zu berichten, das mit100 Angestellten ein Anlagevermögen voninsgesamt sieben Milliarden Euro erfolgreichverwaltet. „Hier eine feste oder durchschnitt-liche Größe nennen zu wollen, wäre vermes-sen“, so Herzog. Zu unterschiedlich seien dieGeschäftsmodelle der verschiedenen Anbieterin diesem Markt. Vieles hänge sozusagen vonder Frage „Make or buy?“ ab, denn damit ent-scheide sich im Endeffekt, welcher Ertrag mitder eigenen Dienstleistung als Family Officeerwirtschaftet werden müsse.

Es gibt kein Standardhonorar„Wir überlegen uns ganz genau, was wir

selbst übernehmen und was wir extern ein-kaufen“, pflichtet Jörg Liesner bei. „Für ,Con-venience‘-Dienstleistungen wie beispielsweisedas Organisieren von Tickets für die Mailän-der Scala nutzen wir externe Dienstleister.Beim Thema Nachfolgeplanung oder Stif-tungsgründung bringen wir uns selbst ein indem Rahmen, den uns unser Berufsstand er-laubt.“ Auch auf die Frage der Honorierunggibt es bei den Family-Office-Angeboten am

Markt keine Standardantwort. „Zweifellos istdie Vergütung der Beratungsleistung im Fa-mily Office, sei es in Form eines Stundenho-norars oder einer prozentualen Erfolgsvergü-tung, immer geringer als bei einer provisions-getriebenen Beratung“, erklärt Liesner. Auchdie Konkurrenz in den Banken verdiene mehr.„Die Margen in der Vermögensverwaltungsind mindestens doppelt so hoch wie in unse-rem Bereich.“ Wenn man im Private Bankingvon Spannen von knapp einem Prozent aus-geht, ist leicht errechnet, dass die Vergütungbeim Family Office allenfalls bei 0,5 Prozent,in vielen Fällen – vor allem in der Verwaltungvon größeren Vermögen – sogar noch deutlichdarunter liegt.

Internationale Größenordnungen„Damit sich ein international agierendes

Multi Family Office lohnt und erfolgreich ar-beiten kann, muss man schon eine gewisseGrößenordnung aufweisen, das heißt mindes -tens eine Milliarde Euro verwalten“, beziffertder Sprecher der Harald Quandt Holding dieOberliga dieser Sparte. „Die Gründe liegenvor allem in den Kosten für erstklassiges Personal mit dem notwendigen Know-how,einem aufwendigen Research und einer immer teurer werdenden IT-Infrastruktur, zusätzlich nehmen die regulatorischen An -forderungen zu, was einen weiter steigendenKostendruck nach sich zieht.“

In dem heute als Multi Family Officegeführ ten Unternehmen bündeln die Nach-kommen des 1967 verstorbenen Industriellen

Harald Quandt die Verwaltung ihres Kapital-anlagevermögens. Im Lauf der Jahre öffnetesich die ursprünglich als Single Family Officegegründete Gesellschaft auch für Dritte. Kos -tenmotive spielten dabei offenbar eine unter-geordnete Rolle, eher die Überlegung, die umfassende internationale Erfahrung des eigenen Managements auch anderen Mandan-ten zugänglich zu machen. Unter dem Dachder Harald Quandt Holding sind heute ins -gesamt vier eigenständige Finanzdienstleis -tungsgesellschaften aktiv, die neben den Fa-mily-Office-Dienstleistungen für Familienver-mögen, Stiftungen und institutionelle Kundenauch das Investment Management in PrivateEquity und Immobilien sowie Beteiligungs-möglichkeiten an deutschsprachigen Mittel-ständlern anbieten. Insgesamt verwalten dieseGesellschaften ein Vermögen von rund 20Milliarden US-Dollar.

Neben den Multi- und Single-Anbieternkonkurrieren in Deutschland rund dreißig bankennahe Family Offices um potenzielleKunden. „Auch Bankenanbieter können natürlich gute Familienbüros betreiben“, er-klärt in diesem Zusammenhang ein Banker,der lieber nicht genannt sein möchte. „Aberes ist natürlich nicht immer einfach, wirklichunabhängig zu agieren.“ Die Margen im Family-Office-Geschäft seien nun einmal geringer als in der Vermögensverwaltung, daher stecke die Bank gewissermaßen auto-matisch in einem Dilemma. Und am Ende seies wohl meist keine Frage, wer die Invest-ments von Kunden bekomme. FP

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