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Know-how | BAR-NEWS 1-2015 | 65 64 | BAR-NEWS 1-2015 | Know-how SCHWEIZER KIRSCH SCHWEIZER KIRSCH Es gibt kein Land der Welt, welches eine derart grosse Kirschensor- tenvielfalt ausweist wie die Schweiz. Heute spricht man von 800 Sorten insgesamt. Den Grundstein für diese Untersuchung legte bereits im Jahre 1937 Dr. Fritz Kobelt, Botaniker an der eidg. Ver- suchsanstalt für Obst- Wein- und Gartenbau in Wädenswil, als er systemasch 576 Sorten der deutschen Schweiz bis ins kleinste De- tail beschrieb. Das Werk, das gegen 300 Seiten umfasst und detail- lierte Abbildungen aufweist, gilt bis heute als «Bibel» für einen pas- sionierten Kirschbrenner. Die Vielfalt der Kirschensorten ist heute allerdings bedroht. Es gibt immer weniger Obstbauern, welche die Kirschenkultur und Leidenschaſt besitzen, Kirschbäume zu pflanzen, die Bäume zu pflegen und die Kirschen zu ernten. Dafür sorgte wäh- rend der 90er-Jahre die Polik, welche für die WTO-Abkommen nicht nur das Echtheitszeichen opferte – es durſten bis zu diesem Zeit- punkt weder Kirsch noch Kirschen imporert werden –, sondern auch gleich noch die Alkoholmonopolsteuern harmonisierte. Feinsprit, Schweizer Kirsch entwickelt sich immer mehr zum Lu- xusprodukt. Für einen Liter guten Kirsch bezahlt man heute schnell einmal zwischen 100 und 350 Schweizer Franken. Deshalb werden die Flascheneinheiten auch immer kleiner . . . doch wie sieht die Zukunft aus? Whisky, Cognac, Rum, Gin und Kirsch wer- den heute ungeachtet der Rohstoosten mit 29 Schweizer Franken pro Liter reinem Alkohol «alle gleich» besteuert. Geschichte des Kirschs Vermutlich geht die Geschichte des Schwei- zer Kirschs bis ins späte Mielalter zurück. Bekannt ist, dass ein Jahrgangskirsch aus dem Jahre 1824 – von Mathias Fassbind (1778–1862) hergestellt – und später von seinem Sohn Godfroi jünger (1829–1879) im Jahre 1857 an der ersten Industrieaus- stellung in Bern als Rigi-Kirschwasser ausge- stellt wurde. Nach Angaben des Vereins «zugerchriesi.ch» schlossen sich 1870 die Chriesibauern und Kirschbrenner zusam- men und gründeten die «Kirschwasser-Ge- sellschaſt in Zug», um die Qualität des Kirschs zu verbessern und den Export anzukurbeln. Die mit unzähligen internaonalen Auszeich- nungen und Goldmedaillen prämierte Verei- nigung unterhielt um 1900 eigene Depots und Agenturen in Europa, Russland, Kleinasi- en, Nord- und Südamerika sowie in der Ka- ribik. Sogar auf Kuba wurde Zuger Kirsch verkauſt. Die Bedeutung des Schweizer Kirschs wurde im Jahre 1949 derart wichg, dass man für dieses Produkt sogar ein Echt- heitszeichen einführte. In den 50er-Jahren zählte die Schweiz gegen 3,5 Millionen Kirschbäume und bis 1992 durſte weder eine Kirsche noch ein Kirschbrand in die Schweiz imporert werden. Damit war dieses Pro- dukt landesweit das wohl bestgeschützte Produkt überhaupt. Mit der Aufgabe des Echtheitszeichens und der späteren Steuer- harmonisierung folgte der radikale Schni. Von den 916 Spirituosengewerbeherstellern im Jahre 1991 schrumpſte die Zahl bis ins Jahr 2010 auf 234. Mit 247 Herstellern im Jahr 2013 scheint nun der Trend gebrochen. Der Bestand an Kirschbäumen in der Schweiz wird heute noch auf ca. 400 000 bis 500000 Bäume geschätzt. Diese sind zu einem grossen Teil überaltert, so dass in den nächsten Jahren mit einer Versorgungslücke gerechnet werden kann. Auffällig für das Jahr 2014 ist, dass der Kirschenpreis, unge- achtet der Kirschenmenge – und diese schien seit dem Jahre 1993 «pro Baum» re- kordverdächg – um mehr als 20 Prozent zugenommen hat. Der Kirschenpreis wurde zudem schon im Januar an der Obstbörse in Olten – ungeachtet des Volumens der bevor- stehenden Kirschenernte – festgelegt. Das ist doch einmalig in der Kirschgeschichte. Der Kirschmarkt war völlig ausgetrocknet. Es wurde in der Branche bis zur Grossernte 2014 um jeden Kirschliter gefeilscht. Edelchampagner unter den Spirituosen Nach der radikalen Bereinigung des Marktes haben sich zwei Hände voll Edelkirschbren- ner neu posioniert. Zwei Hände voll? Eine geringe Zahl, wenn man bedenkt, dass es doch eine Vielzahl von tradionellen Kirschenregionen gibt: Das Zuger Rigi- kirschgebiet, das Luzerner Seeland, das Fricktal, das Baselbiet und das Bernersee- land. Und trotzdem: Es kann heute festge- stellt werden, dass die Menge von «Schwei- zer Kirsch aus Schweizer Kirschen» stark beschränkt ist und die Preise wie auch der Beschaffungsdruck für Schweizer Kirsch steigen wird. Um diesem Zustand entgegen- zuwirken, haben sich erneut, wie vor 140 BALD NUR NOCH LUXUS PUR? Schweizer Kirsch Fasslagerung von Kirsch

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SCHWEIZER KIRSCH SCHWEIZER KIRSCH

Es gibt kein Land der Welt, welches eine derart grosse Kirschensor-tenvielfalt ausweist wie die Schweiz. Heute spricht man von 800 Sorten insgesamt. Den Grundstein für diese Untersuchung legte bereits im Jahre 1937 Dr. Fritz Kobelt, Botaniker an der eidg. Ver-suchsanstalt für Obst- Wein- und Gartenbau in Wädenswil, als er systematisch 576 Sorten der deutschen Schweiz bis ins kleinste De-tail beschrieb. Das Werk, das gegen 300 Seiten umfasst und detail-lierte Abbildungen aufweist, gilt bis heute als «Bibel» für einen pas-sionierten Kirschbrenner. Die Vielfalt der Kirschensorten ist heute allerdings bedroht. Es gibt immer weniger Obstbauern, welche die Kirschenkultur und Leidenschaft besitzen, Kirschbäume zu pflanzen, die Bäume zu pflegen und die Kirschen zu ernten. Dafür sorgte wäh-rend der 90er-Jahre die Politik, welche für die WTO-Abkommen nicht nur das Echtheitszeichen opferte – es durften bis zu diesem Zeit-punkt weder Kirsch noch Kirschen importiert werden –, sondern auch gleich noch die Alkoholmonopolsteuern harmonisierte. Feinsprit,

Schweizer Kirsch entwickelt sich immer mehr zum Lu-

xusprodukt. Für einen Liter guten Kirsch bezahlt man

heute schnell einmal zwischen 100 und 350 Schweizer

Franken. Deshalb werden die Flascheneinheiten auch

immer kleiner . . . doch wie sieht die Zukunft aus?

Whisky, Cognac, Rum, Gin und Kirsch wer-den heute ungeachtet der Rohstoffkosten mit 29 Schweizer Franken pro Liter reinem Alkohol «alle gleich» besteuert.

Geschichte des KirschsVermutlich geht die Geschichte des Schwei-zer Kirschs bis ins späte Mittelalter zurück. Bekannt ist, dass ein Jahrgangskirsch aus dem Jahre 1824 – von Mathias Fassbind (1778 – 1862) hergestellt – und später von seinem Sohn Godfroi jünger (1829 – 1879) im Jahre 1857 an der ersten Industrieaus-stellung in Bern als Rigi-Kirschwasser ausge-stellt wurde. Nach Angaben des Vereins «zugerchriesi.ch» schlossen sich 1870 die Chriesibauern und Kirschbrenner zusam-men und gründeten die «Kirschwasser-Ge-sellschaft in Zug», um die Qualität des Kirschs zu verbessern und den Export anzukurbeln. Die mit unzähligen internationalen Auszeich-nungen und Goldmedaillen prämierte Verei-nigung unterhielt um 1900 eigene Depots und Agenturen in Europa, Russland, Kleinasi-en, Nord- und Südamerika sowie in der Ka-ribik. Sogar auf Kuba wurde Zuger Kirsch

verkauft. Die Bedeutung des Schweizer Kirschs wurde im Jahre 1949 derart wichtig, dass man für dieses Produkt sogar ein Echt-heitszeichen einführte. In den 50er-Jahren zählte die Schweiz gegen 3,5 Millionen Kirschbäume und bis 1992 durfte weder eine Kirsche noch ein Kirschbrand in die Schweiz importiert werden. Damit war dieses Pro-dukt landesweit das wohl bestgeschützte Produkt überhaupt. Mit der Aufgabe des Echtheitszeichens und der späteren Steuer-harmonisierung folgte der radikale Schnitt. Von den 916 Spirituosengewerbeherstellern im Jahre 1991 schrumpfte die Zahl bis ins Jahr 2010 auf 234. Mit 247 Herstellern im Jahr 2013 scheint nun der Trend gebrochen. Der Bestand an Kirschbäumen in der Schweiz wird heute noch auf ca. 400 000 bis 500 000 Bäume geschätzt. Diese sind zu einem grossen Teil überaltert, so dass in den nächsten Jahren mit einer Versorgungslücke gerechnet werden kann. Auffällig für das Jahr 2014 ist, dass der Kirschenpreis, unge-achtet der Kirschenmenge – und diese schien seit dem Jahre 1993 «pro Baum» re-kordverdächtig – um mehr als 20 Prozent

zugenommen hat. Der Kirschenpreis wurde zudem schon im Januar an der Obstbörse in Olten – ungeachtet des Volumens der bevor-stehenden Kirschenernte – festgelegt. Das ist doch einmalig in der Kirschgeschichte. Der Kirschmarkt war völlig ausgetrocknet. Es wurde in der Branche bis zur Grossernte 2014 um jeden Kirschliter gefeilscht.

Edelchampagner unter den Spirituosen Nach der radikalen Bereinigung des Marktes haben sich zwei Hände voll Edelkirschbren-ner neu positioniert. Zwei Hände voll? Eine geringe Zahl, wenn man bedenkt, dass es doch eine Vielzahl von traditionellen Kirschen regionen gibt: Das Zuger Rigi-kirschgebiet, das Luzerner Seeland, das Fricktal, das Baselbiet und das Bernersee-land. Und trotzdem: Es kann heute festge-stellt werden, dass die Menge von «Schwei-zer Kirsch aus Schweizer Kirschen» stark beschränkt ist und die Preise wie auch der Beschaffungsdruck für Schweizer Kirsch steigen wird. Um diesem Zustand entgegen-zuwirken, haben sich erneut, wie vor 140

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Schweizer Kirsch

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SCHWEIZER KIRSCH

Jahren die «Kirschwasser-Gesellschaft in Zug», Brenner und Kirschenproduzenten aus der Region Zug und Rigi zusammenge-setzt, um gemeinsam eine AOP (Appelation Origin Protegée) Region zu bilden. Politisch wurden diese von den Kantonen Zug, Schwyz und Luzern sowie von den im Peri-meter liegenden Gemeinden unterstützt. Ab kommenden April wird es zum ersten Mal «weltweit» AOP Kirsch geben.

«Fliegendes» ProblemNeuerdings macht aber den Fruchtprodu-zenten die sich rasant vermehrende «Droso-phila Suzukii», eine Essigfliege, grosse Sor-gen. Gemäss Angaben der Forschungsanstalt Agroscope in Wädenswil ist die Kirschessig-fliege erst seit 2011 in der Schweiz. Doch ihre Fähigkeit, diverse Nutzpflanzen zu be-fallen und sich in Waldgebieten zurückzuzie-hen, macht sie zu einem ganzjährigen, schwierig zu bekämpfenden Schädling. Die Fliege befällt Früchte im Beeren-, Obst- und Weinbau. Agroscope-Forschende testen diverse Ansätze zur Bekämpfung. Die daraus entstehenden Kosten zur Bekämpfung die-

ser Fliegen oder des zusätzlichen Arbeits-aufwandes sind für den einzelnen Kirschen-produzenten für Hochstammbäume im Moment überhaupt nicht abschätzbar.

Regionalität und SwissnessKirschbrände werden sich von daher in Zu-kunft vermehrt als Edelspirituose in den Re-galen von Feinkostläden, Fachhändlern, in Edelbars oder auf Digestivwagen von Miche-lin- und Gault Millau-Restaurants hochprei-sig als Luxusgut positionieren. Ebenso wird der Trend «Regionalität und Lokalität» dem Schweizer Produkt in die Hände spielen. Der vermögende Gast aus dem Ausland wird in Schweizer Lokalen inskünftig nicht mehr nur nach Whisk(e)y, Cognac oder Rum, sondern nach Schweizer Spezialitäten fragen. Alles andere hat er ja schon zu Hause, auch das wird dem Schweizer Kirsch im In- wie auch im Ausland Aufwind geben.

Aufbau einer Barkarte für KirschBei der Vielfalt von Schweizer Kirsch-edelspezialitäten gilt es, je nach Bedarf, eine Barkarte systematisch in folgende sieben Kategorien aufzubauen:

1. Cuvée / Assemblage: Ersteres ist ein Ver-schnitt von verschiedenen Kirschbränden. Assemblage ist ein Verschnitt von verschiede-nen Kirschensorten. Ein Kirsch kann aber auch zugleich eine Assemblage und ein Cuvée sein.

2. Sortenrein: Ein Kirsch wird nur aus einer Sorte hergestellt. In der Szene bekannte Sor-ten sind Lauerzer, Langstieler, Dollenseppler, Baschimeiri, Zopf (Süsskirschen) oder Aemli, Weichsel, Schattenmorelle (Sauerkirschen).

3. Holzfassgereifte Kirschbrände: Kirsch-brände werden traditionellerweise in Korb-flaschen oder Stahltanks gelagert. Seit der Aufhebung der Produktionssteuer im Jahre 1999 können nun aber auch Kirschbrände in Holzfässern gelagert werden.

AROMARAD FÜR KIRSCH

Um die Vielfalt an Schweizer Kirsch besser charakterisieren zu können, hat Agroscope dieses Kirschrad entwickelt. Das gemeinsame Vokabular soll das Degustieren und Beschrei-ben erleichtern. Ein systematisches Vorgehen mit objektiven Kriterien erhöht die Genauig-keit der sensorischen Beschreibung und stei-gert die Kompetenz des Degustierenden. Das Kirschrad besteht aus drei konzentri-schen Kreisen. Diese sind farblich getrennt in sieben Aromakategorien gegliedert: Fruchtig, Blumig, Pflanzlich, Würzig, Röstig, Fehlgerüche und Geschmack. Im inneren Kreis sind diese Kategorien zum Teil in Un-terkategorien aufgeteilt wie Steinobst, Bee-ren, Zitrus, Exotisch etc. Der äussere Kreis enthält 65 einzelne Attribute, welche mit Aroma-Referenzen unverwechselbar cha-rakterisiert sind. Sie liefern Anhaltspunkte für die Aromenvielfalt der verschiedenen Destillate und helfen, ein Aromenprofil für jeden Kirsch zu erstellen.

www.destillate.agroscope.ch

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Gras

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Pilze

Harz

WachsHolzfass

ZimtMuskatnussVanilleLakritzePfefferHaselnuss

Kokosnuss

Bittermandel

Schokolade

Kaffee

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Malz

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Holunderblüte RoseGeranium Lindenblüte

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Überreif

Nachlauf / Fusel

Vorlauf / Lsg-Mittel

Schwefel

Gummi

Medizinal

Seifig

Süss

Sauer

Bitter

Adstringierend

BrennendStechend

© Agroscope

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Fortsetzung auf Seite 70

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Spezialitätenbrand

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1993/94 7 757 3 991 3 668 557 15 973

1994/95 5 596 3 508 3 563 1 102 13 769

1995/96 8 707 4 096 3 611 677 17 091

1996/97 7 676 4 949 4 391 1 313 18 329

1997/98 3 141 4 309 3 095 1 817 12 362

1998/99 8 786 5 944 3 291 1 962 19 983

1999/00 3 826 2 849 2 795 1 629 11 099

2000/01 6 013 2 462 2 455 1 601 12 531

2001/02 3 609 3 036 2 030 1 351 10 026

2002/03 4 294 2 038 1 657 1 078 9 067

2003/04 4 312 3 546 1 883 1 424 11 165

2004/05 4 693 3 394 2 259 2 075 12 421

2005/06 3 395 1 680 1 528 1 544 8 147

2006/07 1 881 2 987 1 571 1 497 7 936

2007/08 3 653 3 759 1 649 1 765 10 826

2008/09 1 874 1 105 1 697 1 451 6 127

2009/10 3 648 3 014 1 630 2 124 10 416

2010/11 1 727 1 447 1 454 1 770 6 398

2011/12 4 561 4 185 1 401 1 979 12 126

2012/13 1 136 1 386 1 180 1 518 5 220

Bren

njah

r

Spezialitätenbrand

Kirs

chen

Zwet

schg

en,

Pflau

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Trau

bent

rest

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Rohs

toff

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Tota

l

Gewerbeproduzentinnen und Gewerbeproduzenten2007/08 2 237 1 806 645 1 025 5 713

2008/09 1 212 588 716 985 3 501

2009/10 2 027 1 739 492 1 266 5 524

2010/11 1 262 697 560 1 157 3 676

2011/12 2 747 2 192 421 1 161 6 521

2012/13 826 576 366 1 019 2 787Kleinproduzentinnen und Kleinproduzenten2007/08 490 929 582 419 2 420

2008/09 168 163 537 266 1 134

2009/10 660 569 689 509 2 427

2010/11 145 348 548 360 1 402

2011/12 664 975 600 506 2 745

2012/13 73 289 495 284 1 141Landwirtinnen und Landwirte2007/08 926 1 024 422 321 2 693

2008/09 494 354 444 200 1 492

2009/10 961 706 449 349 2 465

2010/11 320 402 346 253 1 321

2011/12 1 150 1 018 380 312 2 860

2012/13 237 521 319 215 1 292

Erzeugung von Spezialitätenbrand nach Produzentenkategorie

Gesamte inländische Erzeugung Spezialitätenbrand

Hektoliter reinen Alkohols /// Quelle: EAV

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SCHWEIZER KIRSCH

SCHWEIZER KIRSCH- SPEZIALITÄTEN

Auswahl

Kirsch aus dem SeelandFine Kirsch wird ausschliesslich aus vollreifen Kirschen aus dem Berner Seeland destilliert. Behutsam geern-tete Früchte aus Hochstammkultu-ren verleihen diesem Kirschwasser

ihr frisches, samtfruchtiges Aroma. Das feine Destillat ist ein reines Naturprodukt und wird von der traditionsreichen Spezialitäten-brennerei Matter-Luginbühl AG sorgfältig gebrannt. Ohne Zugabe von Zucker und Aromastoffen.

Erlebnisbrennerei Matter Luginbühl, Kallnachwww.erlebnisbrennerei.ch

Basler Dybli Kirsch Ein echter regionaler Schatz: Ausschliesslich aus besten Kirschen aus dem Baselbiet ge-brannt und in Reinach abgefüllt, bietet der traditionsreiche Basler Dybli Kirsch ein ech-

tes Stück Heimat. Das feine Aro-ma nach vollreifen Kirschen und

sein typisch sanftes Bitterman-delaroma hat ihn über die Jahre hinweg auch ausserhalb der Nordwestschweiz beliebt ge-macht. Das Etikett des Basler Dybli erinnert auch an die erste mehrfarbige Briefmarke der Welt.

Haecky Drink & Wine, Reinach /// www.haecky.ch

General Sutter KirschKenner schätzen regionale Spezialitäten und suchen vermehrt das Besondere, das Typi-sche. Der Schweizer Kirsch «General Sutter» vermittelt dies. Beim sehr behutsamen Bren-nen wird aus dem Mittellauf das ganze Spek-

trum der Kirschen-Aromen ausge-wählt, also die Fruchtfleisch- und

Stein-Aromen. So erhält man den natürlichen, fruchtigen, eher herben General Sutter Kirsch. Es ist ein unbehan-deltes Naturprodukt, das deshalb auch die rauheren Seiten der Natur zeigt.

Nebiker AG, Sissach /// www.nebiker.ch

Studer Kirsch-Likör 20% volDer mehrfach national und international mit

Gold prämierte STUDER Kirsch-Likör wird aus 100 Prozent Schweizer Kirschen hergestellt.

Als Basis dafür dient feinster Schweizer Kirsch und der dun-kelrote Fruchtedelbrand-Likör besticht durch sein charismati-sches, intensives Kirschenaro-ma. Im Geschmack sehr fruch-tig und harmonisch mit lang anhaltendem Abgang.

Studer & Co AG, Escholzmatt /// www.distillery.ch

Fassbind Eaux de Vie WildkirschAus den handgepflückten, schwarzen und roten Brennkirschen, von denen es selbst in guten Jahren nur max. 2500 kg gibt, entsteht in einem sorgfältigen Brennprozess ein ein-

malig fruchtiger Obstbrand. Der im Vergleich zum Fruchtfleisch grö-ssere Steinanteil der eher seltenen Früchte verleiht dem Edelbrand

eine besondere Mandelnote, mit natürlich harmonischem Ge-schmack. Der Wildkirsch von Fassbind wurde schon mehr-fach ausgezeichnet.

Fassbind AG, Oberarth /// www.fassbind.ch

Nr. 22 Brenzer KirschBrenzer Kirsch, der klassische Kirsch aus der

Nordwest- und Zentralschweiz, ist eine Cuvée, destilliert aus traditio-nellen, kleinen bis mittelgrossen

schwarzen Hochstamm-Süsskir-schen. Sein Charakter: ein ausge-wogenes Aroma mit Noten von Marzipan, Mandeln, Schokolade und Zimt.

Humbel Spezialitätenbrennerei, Stettenwww.humbel.ch

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Kirsch gelagert in traditionellen Korbflaschen

Etter Vieille Kirsch «Barrique»Besten alten Bergchriesi-Kirsch wird bei Etter in Barriques gelagert und zu einer weiteren Etter Kirsch-Spezialität ausgebaut. Die La-gerzeit von drei bis fünf Jahren verbringt der Vieille Kirsch in 50 Liter Korbflaschen und in

Eichenfässern. In die Fruchtigkeit des Kirschs sind feine Holz-, Mandel und Vanilletöne einge-bunden, die ihn zum idealen Be-gleiter von Kaffee oder Schoko-lade machen. Aromatisch, vollfruchtig, durch den Barrique-Ausbau milder als anderer Kirsch, besticht er durch seine vollendete Harmonie und seinen angenehm weichen Abgang.

Etter Söhne AG, Zug /// www.etter-distillerie.ch

Berghof KirschBerghof Kirsch ist ein Destillat aus Schwei-zer Früchten. Aufgrund der sorgfältigen Lese und sofortigen Weiterverarbeitung der Kirschen bürgt dieses Produkt für höchste Geschmacks-Qualität. Nur das Herzstück

der Destillation findet den Weg in die Flasche. Sein Aroma ist mild, harmonisch und fruchtig. Bereits seit über 30 Jahren ist der Brenn-meister für die Qualität von Berghof Kirsch verantwortlich. Berghof Kirsch wurde von der Distisuisse als «Goldene Kirsch Assemblage 2011/12» ausge-zeichnet.

Lateltin AG, Winterthur /// www.lateltin.com

Dettling Kirsch holzfassgereiftDas samtene, runde Aroma und seine feine Goldfarbe verdankt der Dettling Holzfass

den erlesenen Schweizer Kirschen verschiedener Sorten sowie der Rei-fung des Destillats im Holzfass. Die Farbe entsteht ganz natürlich

durch die Lagerung im Holzfass, ohne Zugabe von Farbstoffen oder Karamell. Der Dettling Kirsch holzfassgereift ist eine

Spezialität für Geniesser und eig-net sich hervorragend nach dem Essen oder zu einer feinen Zigarre.

Dettling & Marmot AG, Dietlikonwww.dettling-marmot.ch

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SCHWEIZER KIRSCH

Wohl kaum ein anderes Unterneh-

men hat für den Schweizer Kirsch so

viel gemacht wie Etter Söhne AG aus

Zug. Bereits seit 1870 wird professi-

onell Kirsch produziert. Hier ein klei-

ner Einblick.

Auf dem Bauerngut «Berglihof» in der Ge-meinde Menzingen, dem Stammsitz der Fa-milie, kreierte Ur-Urgrossvater und Bauer Johann Baptist Etter formidables «Chriesi-wasser», betrieb das Brennen seit 1823 als Nebenerwerb und legte alsbald den Grund-stein für die später so bekannten Etter Fruchtbrände.

Im Jahre 1870 machte Johanns Sohn Paul das Chriesiwasser zu seinem Haupterwerb und gründete die gleichnamige Firma mit Sitz in Zug. 1980 zog man in einen Neubau an die Stadtgrenze, wo heute in technisch moder-nen und ISO-zertifizierten Anlagen verschie-dene Fruchtsorten zu gebranntem Wasser

verarbeitet werden. Serviert zum Apéro, als Krönung eines feinen Essens oder als «Gute-Nacht-Geschichtli», verzaubern sie Nase und Gaumen von Geniessern aus aller Welt: ETTER – la fine eau-de-vie. Übrigens: Expor-tiert wird heute in über 20 Länder.

Natur pur – so simpel lautet das Rezept für Etter Kirsch und alle anderen qualitativ hoch-stehenden Produkte aus dem gleichen Hau-se. Die Kirschen und alle anderen Frucht-sorten stammen zu 100 Prozent aus der Schweiz. «Ursprungskompetenz Schweiz» nennt das die Firma. «Wir legen zudem gros-sen Wert auf den Standort Zug. Schliesslich hat unser Haus den Begriff Zuger Kirsch stark mitgeprägt.» Auch sonst unterstützt Etter die Schweizer Landwirtschaft mit einer Philosophie, die einem Bekenntnis zur Hei-mat gleichkommt und die Verbundenheit mit ihr ausdrückt: Das gesamte Obst stammt von Schweizer Bauern.

Die unglaubliche Geschmacksvielfalt ist es, welche die Familie Etter am Kirsch speziell

fasziniert. Und weil sie auch andere Fein-schmecker auf diese Entdeckungsreise mit-nehmen will, sind Gäste zur Degustation bei Etter in Zug jederzeit willkommen, um das Reich der Geschmacksvielfalt Kirsch kennen-zulernen.

Und wie sieht die Firma ihre Produkte in Zu-kunft? «Die Leute konsumieren weniger, da-für Besseres». Genau hier ist die grosse Chance. Von Zuversicht und Tatendrang, neuen Ideen und frischem Wind ist der Weg in die Zukunft geprägt. Gabriel Galliker-Etter, der seit 2013 für das Unternehmen verant-wortlich ist, blickt positiv in die Zukunft und meint: «Die Leute konsumieren weniger, da-für Besseres und dies passt genau zu uns, wo wir doch schon immer auf die Qualität ein besonderes Augenmerk gelegt haben».

Savoir vivre – savoir boire

Etter Söhne AG, Zug /// www.etter-distillerie.ch

VOM CHRIESIWASSER ZUM ZUGER KIRSCH

Etter Söhne AG, Zug

Vorher war diese Lagerungsart zu kostspielig und niemand hätte sich eine solche Lagerung aufgrund des grossen Lagerschwundes leis-ten können. Heute werden Kirschbrände in Bourbon-Whiskyfässern, in Brandy-Fässern, in Jamaicarumfässern oder sogar in heimi-schen Barriques wie Kirschholz, Eiche, Maul-beerholz, Kastanie, Akazie gelagert.

4. Kirschlikör: Ist ein Edellikör aus Kirsch, Kirschsaft und Zucker. Die Kunst eines Edel-likörs ist es, die richtige Balance zwischen Fruchtsäure und Fruchtzucker zu finden und zwar derart, dass der Likör nicht nur klebrig und süss, sondern spritzig und frisch emp-funden wird.

5. Vieille Cerise: Vieille-Produkte sind eine Unterkategorie von Likören, wobei der Min-destzuckergehalt von 20 g / l bei der Dosie-rung eingehalten werden muss. Das Vieille-Produkt darf mit natürlichen Aromen gefärbt werden. Diese können u.a. sein: Holz, Kara-mel, Schalenextrakte, Dörrfrüchte.

6. Wildkirsch: Wildkirsch wird aus wilden Kirschen hergestellt. Hier vermischen sich oft die Grenzen, was ist eine Wildfrucht und wel-che Kirschen können eben nicht zu den Wild-früchten gezählt werden. Als Mass einer Wildkirsche eignet sich die Grammangabe. Eine Tafelkirsche wiegt zwischen 7 bis 14 Gramm (oder mehr), eine klassische Brenn-kirsche wiegt zwischen 3,5 und 4 Gramm und eine Wildkirsche wiegt gerade mal 1,5 Gramm. In einem Liter Wildkirsch sind rund 6800 Wildkirschen. Das wirkt sich selbstver-ständlich auf den Wildkirschpreis aus, zumal Wildkirschen meistens auch noch von Hand geerntet werden müssen. Für einen Liter Wildkirsch muss man zwischen 300 und 400 Franken rechnen.

7. Jahrgangskirsch: Wurde lange während der Neupositionierungsphase zwischen 1992 und 2010 auf dem Markt vernachläs-sigt. Er erlebt aber heute eine heimliche Re-naissance. Alte Jahrgänge sind nicht nur ein Abbild der Ernte, sondern auch ein Abbild der Produktionsepoche. Diese gilt es zu ent-decken. Alte Jahrgänge haben meistens viel Körper, sind sehr estrig und deshalb auch mit

einem kräftigen Espresso zu ver-gleichen. Durch die lange Lage-rung sind sie bezüglich Mundge-fühl sehr weich, samtig und harmonisch. Alte Jahrgangs-kirschbrände sind sehr wert-voll, da ihr Inhalt über Jahr-zehnte – kapitalgebunden – zusätzlich auch noch einen Schwund erfuhren. Der wert-vollste Jahrgangskirsch aus dem Jahre 1944 der G. Fass-bind SA – ein Einzelstück – kostet heute 66 000 Schwei-zer Franken.

Zum Autor: Lukas Fassbind ist Besitzer der Even-tagentur Kirschstrasse Schweiz GmbH und veran-staltet im Jahr etwa 250 Anlässe rund um das Thema «Kirschen und Kirsch». Lukas Fassbind studierte an der Tourismusfachschule HFT in Lu-zern, ist ausgebildeter Quality System Manager, studierte Eventmanagement und «Erlebnisinsze-nierungen» an den Fachhochschulen Luzern, Win-terthur und an der Uni Bern. An der ZHAW in Wädenswil absolvierte er das Certificate of Ad-vanced Studies CAS «The Science and Art of Cof-fee». Lukas Fassbind ist zudem Herausgeber des ersten Schweizer Spirituosenführers.

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Kirschtransport früher

Kirschenernte