Faultiere - SWR Kindernetz... · Faultiere können sich rund ums Jahr fortpflanzen. Die Tragzeit...

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Faultiere Bradypodidae (Dreifinger-Faultiere), Choloepidae (Zweifinger-Faultiere) Bei Faultieren steht die Welt meist auf dem Kopf: Sie hängen mit Kopf und Rücken nach unten im Baum und bewegen sich nur im Zeitlupentempo. Aussehen Faultiere sind Säugetiere. Sie gehören zur Überordnung der Nebengelenktiere. Diese heißen so, weil einige ihrer Brustwirbel und ihre Lendenwirbel zusätzliche Gelenke besitzen, die anderen Säugetieren fehlen. Sie gehören weiter zur Ordnung der Zahnarmen und bilden zwei Familien: Dreifingerfaultiere (Bradypodidae) und Zweifingerfaultiere (Choloepidae). Dreifinger-Faultiere werden etwa 50 Zentimeter lang und bis zu fünf Kilogramm schwer, Zweifingerfaultiere werden deutlich größer: Sie sind bis zu 75 Zentimeter lang und bringen bis zu neun Kilogramm auf die Waage. Bei manchen Faultier-Arten sind die Vorderbeine länger als die Hinterbeine. Typisch für Faultiere sind die Art und Anzahl der Zehen und: Sie sind zum Teil verwachsen. Anstatt von fünf Zehen besitzen alle Faultiere an den Hinterbeinen nur drei Zehen. An den vorderen Gliedmaßen haben die Dreifinger-Faultiere je drei Finger, die Zweifinger-Faultiere jeweils nur zwei Finger. An diesen sitzen bis zu siebeneinhalb Zentimeter lange Krallen - perfekte Haken, um sich mit Körper und Kopf nach unten hängend an Baumästen festzukrallen. Ein Merkmal der Faultiere ist die extrem bewegliche Halswirbelsäule: Sie können ihrem Kopf um 180 Grad drehen. Auch ihr langes, etwas zotteliges Fell wächst nicht so, wie wir es von anderen Säugetieren kennen: Der Scheitel verläuft nicht am Rücken, sondern auf dem Bauch. So kann der Regen vom Fell der im Baum hängenden Tiere gut ablaufen. Außerdem ist das Fell der Faultiere oft merkwürdig grün gefärbt. Grund sind mikroskopisch kleine Algen, die im Fell der Tiere leben. Die Algen können im feucht-warmen Fell der Faultiere gut gedeihen, die Faultiere wiederum sind durch die grünliche Fellfärbung in den Urwaldbäumen perfekt getarnt. Dank ihres runden Kopfs mit dem flachen Gesicht und den kleinen, runden Ohren sehen Faultiere ein bisschen wie lustige oder erstaunte Kobolde aus. Heimat Faultiere gibt es ausschließlich in Mittel- und Südamerika, die südliche Grenze ihres Vorkommen liegt in Peru und Südbrasilien. Lebensraum Faultiere verbringen fast ihr ganzes Leben in den Baumkronen der tropischen Regenwälder. Faultiere | Tierlexikon für Kinder - Archiv | SWR Kindernetz OLI's Wilde Welt http://www.olis-wilde-welt.de 1 von 3

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  • Faultiere

    Bradypodidae (Dreifinger-Faultiere), Choloepidae (Zweifinger-Faultiere)Bei Faultieren steht die Welt meist auf dem Kopf: Sie hängen mit Kopfund Rücken nach unten im Baum und bewegen sich nur imZeitlupentempo.

    AussehenFaultiere sind Säugetiere. Sie gehören zur Überordnung derNebengelenktiere. Diese heißen so, weil einige ihrer Brustwirbel und ihreLendenwirbel zusätzliche Gelenke besitzen, die anderen Säugetierenfehlen.Sie gehören weiter zur Ordnung der Zahnarmen und bilden zwei Familien:Dreifingerfaultiere (Bradypodidae) und Zweifingerfaultiere (Choloepidae).

    Dreifinger-Faultiere werden etwa 50 Zentimeter lang und bis zu fünfKilogramm schwer, Zweifingerfaultiere werden deutlich größer: Sie sind bis zu 75 Zentimeter lang undbringen bis zu neun Kilogramm auf die Waage.

    Bei manchen Faultier-Arten sind die Vorderbeine länger als dieHinterbeine.

    Typisch für Faultiere sind die Art und Anzahl der Zehen und: Sie sind zumTeil verwachsen. Anstatt von fünf Zehen besitzen alle Faultiere an denHinterbeinen nur drei Zehen.

    An den vorderen Gliedmaßen haben die Dreifinger-Faultiere je drei Finger,die Zweifinger-Faultiere jeweils nur zwei Finger.

    An diesen sitzen bis zu siebeneinhalb Zentimeter lange Krallen - perfekteHaken, um sich mit Körper und Kopf nach unten hängend an Baumästenfestzukrallen.

    Ein Merkmal der Faultiere ist die extrem bewegliche Halswirbelsäule: Siekönnen ihrem Kopf um 180 Grad drehen.

    Auch ihr langes, etwas zotteliges Fell wächst nicht so, wie wir es vonanderen Säugetieren kennen: Der Scheitel verläuft nicht am Rücken,sondern auf dem Bauch. So kann der Regen vom Fell der im Baum hängenden Tiere gut ablaufen.

    Außerdem ist das Fell der Faultiere oft merkwürdig grün gefärbt. Grundsind mikroskopisch kleine Algen, die im Fell der Tiere leben.

    Die Algen können im feucht-warmen Fell der Faultiere gut gedeihen, dieFaultiere wiederum sind durch die grünliche Fellfärbung in denUrwaldbäumen perfekt getarnt.

    Dank ihres runden Kopfs mit dem flachen Gesicht und den kleinen, rundenOhren sehen Faultiere ein bisschen wie lustige oder erstaunte Kobolde

    aus.

    HeimatFaultiere gibt es ausschließlich in Mittel- und Südamerika, die südliche Grenze ihres Vorkommen liegtin Peru und Südbrasilien.

    LebensraumFaultiere verbringen fast ihr ganzes Leben in den Baumkronen der tropischen Regenwälder.

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  • Rassen und ArtenIn der Unterordnung der Faultiere gibt es zwei Familien: Zur Familie derDreifinger-Faultiere zählen das Kragenfaultier (Bradypus torquatus), dasBraunkehl-Faultier (Bradypus variegatus) und das Weißkehl-Faultier(Bradypus tridactylus). Eine weitere Art, Bradypus pygmaeus, kommt nurauf einer Insel vor der Küste Panamas vor.

    Zur Familie der Zweifinger-Faultiere (Cholooepidae) zählen dasEigentliche Zweifinger-Faultier (Choloepus didactylus), das auch Unaugenannt wird, und das Hoffmann-Zweifinger-Faultier (Choloepus hoffmanni).Die nächsten Verwandten der Faultiere sind Ameisenbären und Gürteltiere

    LebenserwartungWie alt Faultiere in freier Wildbahn werden, ist nicht genau bekannt. Manche Forscher vermuten, dasssie 30 bis 40 Jahre leben. In Zoos werden meist Zweifinger-Faultiere gehalten. Dort werden sie zumTeil mehr als 20 Jahre alt.

    AlltagFaultiere sind recht gemütliche Zeitgenossen und gelten als dielangsamsten Säugetiere. Sie verbringen fast die ganze Zeit ruhig aufeinem Baum.

    Meist hängen sie dort mit den Krallen an einem Ast, rollen sich ein, legenden Kopf auf die Brust und schlafen bis zu 15 Stunden pro Tag. Oder siesitzen in dieser Haltung in einer Astgabel.

    Wenn sie wach werden, machen sie sich auf die Futtersuche, aber auchdabei bewegen sie sich wie in Zeitlupe: Die Tiere hangeln sich mit dem Rücken nach unten hängendan Ästen entlang. Wenn sie ihr Futter, also Blätter, Früchte und Blüten, nicht direkt mit dem Maulerreichen, angeln sie es sich mit den Krallen heran.

    Faultiere verlassen die Baumkronen nur, wenn es dort kein Futter mehrgibt und auch kein anderer Baum auf direktem Weg erreichbar ist. Dannklettern sie auf den Boden und krabbeln sehr unbeholfen zu einemanderem Baum.

    Sie können dabei nur auf dem Bauch liegend mit den Beinen vorwärtsrobben. Im Wasser erweisen sie sich dagegen als ziemlich guteSchwimmer.

    Doch tragen diese friedlichen Urwaldbewohner den Namen "Faultier" wirklich zu Recht? Auch wenn sieetwa 15 Stunden täglich schlafen: Die Antwort lautet "Nein".

    Denn Faultiere sind nicht faul, sondern haben sich an ihre besonderenLebensbedingungen clever angepasst.

    Weil ihre Nahrung leicht erreichbar ist, ist es gar nicht nötig, dass sie sichschnell bewegen.

    Auch weil pflanzliche Kost nicht so viel Energie liefert, hat sich dielangsame Lebensweise der Tiere bewährt. Sie verbrauchen so weniger

    Energie und kommen mit dem Pflanzenfutter zurecht.

    Außerdem hat ihre Langsamkeit noch einen großen Vorteil: Wer nichthektisch durch das Geäst der Bäume springt, wird auch von eventuellenFeinden kaum bemerkt.

    Ein Raubtier wird die Faultiere, die sich gerade mal im Schneckentempobewegen, nicht so schnell entdecken. Außerdem sorgt das durch dieAlgen grünlich getönte Fell dafür, dass die Tiere perfekt getarnt und fastunsichtbar sind.

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  • Freunde und FeindeNeben Raubtieren ist vor allem der Mensch eine Gefahr: Faultiere werden in manchen RegionenSüdamerikas gejagt. Ihr Fleisch wird gegessen und ihr Fell als Satteldecke verwendet.

    NachwuchsFaultiere können sich rund ums Jahr fortpflanzen. Die Tragzeit dauert beiDreifinger-Faultieren drei bis viereinhalb Monate, bei Zweifinger-Faultierenacht bis neun Monate. Meist kommt nur ein Jungtier zur Welt. DieWeibchen gebären die Jungen, indem sie im Baum hängen.

    Die Babys kommen mit dem Kopf voran zur Welt, krabbeln auf den Bauchder Mutter zur Brust. Dort krallen sie sich fest und saugen an den Zitzen,die in den Achseln der Vorderbeine sitzen.

    Faultier-Junge bleiben die ganze Zeit im Fell der Mutter festgeklammert.Wird es beim Hangeln durch das Geäst einmal zu eng, klettern schonkleine Faultierbabys geschickt auf den Rücken der Mutter und späterwieder zurück auf den Bauch.

    Junge Faultiere fangen bereits früh an, vom Futter der erwachsenen Tierezunaschen, und schon mit zweieinhalb Monaten fressen sie selbstständig.

    Doch die Kleinen werden bis zu fünf Monate lang gesäugt, und erst mitneun Monaten verlassen sie den Körper der Mutter. Mit zweieinhalb bis drei Jahren werden siegeschlechtsreif.

    SpracheViel ist von diesen ruhigen Tieren nicht zu hören. Wenn sie sich unwohlfühlen, sollen sie laut schnaufende Geräusche von sich geben.

    Dreifinger-Faultiere geben vor allem während der Paarungszeit Laute vonsich, die wie "Ai" klingen - deshalb werden sie im Volksmund auch Aigenannt.

    ErnährungFaultiere sind Vegetarier, sie fressen also nur pflanzliche Nahrung. Diebeiden Faultier-Familien haben einen etwas unterschiedlichenGeschmack.

    Dreifinger-Faultiere ernähren sich vor allem von Blättern, Blüten, jungenTrieben und Früchten von Ameisenbäumen. Zweifinger-Faultiere fressendagegen auch Blätter, Blüten und Früchte einiger anderer Bäume.

    Weil Zweifinger-Faultiere verschiedene pflanzliche Nahrung fressen, sindsie unkomplizierter zu halten und deshalb öfter in Zoos zu sehen.

    © Südw estrundfunk 2016

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