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Die Sternsinger kommen Karneval Gemeinde Wie feierte man Fasching in Entre Rios? Krankenbesuche sind ein erfrischender Lebenshauch Sport Die treffsichere Sport-Familie Die kulturelle Zeitschrift der donauschwäbischen Gemeinde von Entre Rios - Februar 2010 / Auflage Nummer 82 Sommerliches Freizeitvergnügen Keine andere Zeit im Jahr ist so schön wie die Zeit der Ferien mit Entspannung, Freude und Spaß. Entre Rios kennt zwar (noch) keinen hektischen Alltag mit nervigem Autolärm, Staus und Luftverschmutzung, doch auch hier sehnen sich die Menschen nach freier Zeit, die sie ganz nach ihren eigenen Wünschen gestalten können.

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Revista Entre Rios - Fevereiro/2010

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Sommerliches Freizeitvergnügen

Keine andere Zeit im Jahr ist so schön wie die Zeit der Ferien mit Entspannung, Freude und Spaß. Entre Rios kennt zwar (noch) keinen hektischen Alltag mit nervigem Autolärm, Staus und Luftverschmutzung, doch auch hier sehnen sich die Menschen nach freier Zeit, die sie ganz nach ihren eigenen Wünschen gestalten können.

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Zeitschrift der GenossenschaftAgrária zur Aufrechterhaltung derKultur der donauschwäbischenGemeinde von Entre Rios(Guarapuava/Paraná/Brasilien)

Redaktionsleitung

Cooperativa AgráriaPraça Nova Pátria s/nº Colônia Vitória / Entre RiosGuarapuava - 85139-400Paraná / Brasilien

Redaktionsteam

Chefredakteur: Manoel [email protected]. Nr. 00 55 42 3625 8008

Redakteurin: Rosely [email protected]. Nr. 00 55 42 3625 8529

Redakteur: Klaus [email protected]. Nr. 00 55 42 3625 1437

Assistentin: Karin Mü[email protected]. Nr. 00 55 42 3625 8528

Korrektur: Andrea Scherer [email protected]. Nr. 00 55 42 3625 8002

Layout: Prêmio|Arkétipo Comunicaçãowww.premioarketipo.com.br

Berichte und Fotos

RE - Rosely EssertKP - Klaus PettingerFSER - Foto Studio Entre Rios

HerausgeberGenossenschaft Agrária / Marketing-Abteilung

DruckMidiograf Gráfica e EditoraLondrina - Paraná - Brasilien

Auflage700 Exemplare

ErscheinungsweiseZweimonatlich

Autoren

Die mit Namen gekennzeichnetenBerichte und Meinungsartikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.

Inhalt

04 Tradition:Die Sternsinger kommen!

03 Geschichte & Objekt:Mohnmühle & Tepsi

06 Gemeinde: Krankenbesuche sind ein erfrischender Lebenshauch

11 Kochkunst: Faschingskrapfen

08 Karneval:Faschingsbräuche in Entre Rios

12 Hauptthema: Freizeitvergnügen und Freizeitgestaltung

17 Unsere Leute:Kreuscher verarbeitet Holz

16 Panorama: See neben Freizeitzentrum Jordãozinho

Titelblatt-Foto: Eine Foto-Impression von Nicole Gutfreund im Freizeitzentrum Jordãozinho

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Sport: Die treffsichere Sport-Familie

Kurzmeldungen

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Moog(e)

Der Mohn heißt in manchen donauschwäbischen Mundarten “Moog(e)”, in anderen “Maan”. “Maan” hat man in protestantischen deutschen Mundarten der Batschka gehört – es dürfte eine rheinpfälzische Form sein – und “Moog(e)” ist in so genannten katholischen Mundarten der Südwest-Batschka belegt. Der wilde Mohn heißt in Banater Mundarten “Pipatsch”. “Pipatsch” ist eine Entlehnung aus dem ungarischen “pipacs” = “Klatschrose” und “Klatschmohn”.Der Mohn ist eine der ältesten indoeuropäischen Kulturpflanzen und stammt aus dem Mittelmeerraum. Eine Delikatesse ist der “Maagstrudl”, den die Donauschwäbinnen herstellen.

Tepsi

Tepsi ist ein Backblech, mancherorts auch eine Bratpfanne. Das Wort geht auf türkisch “tepsi” zurück. Die serbische Form lautet “tepsija”. In der kroatischen Umgangssprache gebraucht man auch “pleh” oder “protfan”.

(Auszüge aus: Wortkundliche Studien von Univ.-Lektor Prof. Mag. Dr. Anton Scherer)

In einem breit angelegtem Studium der Germanistik, Slawistik, Geschichte, Geografie, Volkskunde, Philosophie sowie Zeitungswissenschaften erwarb sich Anton Scherer ein fächerübergreifendes Wissen. Der Grazer Professor ist einer der herausragendsten donauschwäbischen Wissenschaftler. Seit 1952 erfasste er an österreichischen, deutschen und südosteuropäischen Bibliotheken bisher weit über 30.000 Titel über die altösterreichische Volksgruppe der Donauschwaben. Sein Lebenswerk umfasst über 1.000 Aufsätze, Berichte und Rezensionen. Außerdem veröffentlichte er mehr als 30 Bücher und Broschüren. Scherers Leistungen sind international anerkannt. Er wurde als einziger lebender Donauschwabe in das Standardwerk “Who’s Who in Europe” (Brüssel) aufgenommen, er steht auch in “Who’s Who in the World” (Chicago), in drei Lexika. Prof. Dr. Scherer legt nun nach über 50-jähriger Forschungstätigkeit einen Sammelband im Druck vor: “Suevia-Pannonica” – Studien zur südostdeutschen und donauschwäbischen Landeskunde, Geschichte und Geistesgeschichte. Graz 2009, 256 Seiten. Stückpreis 20 € + 5.45 Postporto. Bestellungen bei: Prof. Dr. Anton Scherer, Waldhofweg 4, 8044 Graz, Österreich, Tel. 0043-316-392893.

Schenkldicki Maagstrudlvon Elisabeth Mayer

Am Zigeiner sei Weib hot gsagt: “Wann ich so Schmalz hätt, wie ich ko Mehl häb, no tät ich vun dr Nochbrin o Tepsi lehne un tät Maagstrudl back, so dick wie mei Schenkl!” Ehne Bu hot des ghert, un’s Wasser is ehm glei im Maul zamm gloffe, un er hot gsagt: “Ich ess not nar des Mittri raus”. Do hot’n sei Vaddr üwts Knie glegt un hot ehm den Hinnre vrsohlt un hot gsagt: “Du Lauskerl, werscht a noch des Außewensichi esse un net nar des Eiwensichi!”

(Aus: Heitere Geschichten von Georg Weiner. Weiner war ein beliebter Mundartschreiber. Er sammelte Erzählungen, Anekdoten und Gedichte im schwäbischen Dialekt aus über 70 donauschwäbischen Ortsgemeinschaften)

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Mohnmühle & Tepsi

Geschichte& Objekt

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Die Objekte Mohnmühle Titan Express und die emaillierte Tepsi aus dem Jahre 1940 sind im Heimatmuseum von Entre Rios ausgestellt

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Tradition

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Die Sternsinger kommen!

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In Entre Rios ist Hochsommer, Sternsingerzeit! Weithin schallen in den fünf Dörfern der Siedlung die vertrauten Melodien, die jedes Jahr aufs Neue erklingen. Am späten Nachmittag schwärmen die Jugendlichen aus, ziehen durch die Straßen, klopfen an jede Tür, um als Sternsinger ihren Segenswunsch in die Häuser zu bringen. Mit Gitarren und kleinem Glockenspiel beginnen die Lieder und die Schüler der 10. Klasse verkünden in gereimten Sätzen die Tradition des Sternsingens, die auch heute noch, seit Jahrzehnten schon, in Entre Rios immer wieder auflebt. Mit Hitze oder Regen, “in aller Gefahr”, wie es in einem der Lieder heißt, wünschen die jungen Mädchen und Buben ein neues, gesundes Jahr. Drei Heilige Könige, mit goldglänzender Krone und farbenfrohem Stoffumhang ziehen mit ihrem Spenden-Korb voraus. Jede freiwillige Gabe wird herzlich gedankt und später in die Klassenkasse gesteckt. Mit dem Erlös, zusammen mit den während des Jahres veranstalteten Festen wie z. B. Mutter- und Vatertag in der Leopoldina-Schule, finanzieren

Maria Stattler (links) besuchte Entre Rios und stellte fest: “So wie hier hatte ich es noch nicht gesehen”

die Schüler ihre traditionelle Jahresreise der 10. Klasse, die sie in historische und berühmte Städte ganz Brasiliens führt, wie Rio de Janeiro, Salvador, Belo Horizonte und die Hauptstadt Brasília. Das Sternsingen ist nun die letzte Aktion vor der zweiwöchigen Klassenfahrt und garantiert ausnahmslos allen Schülern durch die großzügigen Spenden die Teilnahme an der nicht ganz billigen Reise. Kein Wunder also, wenn alle Mädchen und

Buben der Klasse die oft beschwerlich langen Fußmärsche durch die Dörfer antreten und an allen Haustüren in Entre Rios anklopfen. Natürlich werden Lieder und Texte vorher eifrig tagelang geprobt. “Wir haben uns zuerst in zwei Gruppen geteilt, so dass jede gleich viele Gitarren-Spieler hatte”, erklärt Schülerin Jessica Brandtner, 17. “Dann übten wir die Lieder und schon ging es los”. Die beiden Gruppen mit je 12 Teilnehmern zogen vier Tage lang von

Marcos Holdorf: “Unsere Familie

bewundert es, wie Bräuche und Traditionen noch bewahrt werden”

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Haus zu Haus, um zum Segens-Wunsch des neuen Jahres die Lieder immer wieder vorzutragen. Zwischen dem 26. und 29. Dezember erneuerten auf diese Weise Schüler und Lehrer nicht nur die Hoffnung auf eine wertvolle Spende, sondern auch eine Tradition, die seit fast 35 Jahren wiederholt und bewahrt wird. Laut einer Ausgabe der ehemaligen “Entre Rios Zeitung”, wird die Tradition seit 1975 in der Siedlung gepflegt. “Diese Arbeit wurde

von der verstorbenen Jugendleiterin Ingrid Schüssler begonnen”, heißt es dort. “Man muss sagen, dass es schon rührend ist, die Freude und auch die Tränen unserer Omas und Opas während des Singens zu beobachten”, erzählt Lehrerin Marcia Klann Milla, die als Reiseleiterin an der Klassenfahrt teilnimmt. Tatsächlich kommt das Sternsingen bei den Bewohnern gut an. “Das ist einfach sehr schön und muss unbedingt weitergepflegt werden. Vor allem die deutschen Lieder müssen immer vorkommen. Sehr schön ist es”, betont Martin Duhatschek. Lehrerin Sieglinde Schwarz hatte schon Gelegenheit, an der Reise teilzunehmen – eine jahrzehntealte Tradition der Abschluss-Klassen – und auch ihre drei Kinder waren beim Sternsingen dabei. “Die Hingabe der Schüler, um diese Kultur zu erhalten, ist sehr lobenswert”, meint sie. Auch Besucher aus Europa,

Ob es regnet oder die Sonne brennt, an alle Türen wird angeklopft

Martin Duhatschek spendierte außer einer freiwilligen Spende noch

Getränke: “Vor allem die deutschen Lieder müssen immer vorkommen.

Sehr schön so”, meint er.

Die Sternsinger, Jugendliche der 10. Klasse der Leopoldina-Schule,

mussten in vier Tage jeweils bis zu 4 Stunden von Haus zu Haus ziehen.

Doch es lohnte sich.

die nach Entre Rios kamen, konnten das Sternsingen bewundern. “Das ist wunderbar, dass Jugendliche diese Tradition weiterführen. So wie hier hatte ich es noch nicht gesehen”, erklärt Maria Stattler aus Österreich, die ihre eiskalten Winterferien mit dem warmen Brasilien vertauscht. “Bei uns kommen auch junge Leute und bitten um freiwillige Spende, aber das Geld wird gesammelt und an die armen afrikanischen Länder verschickt”, erklärt ihr Mann, Franz Terisch. Der Geschäftsmann Marcos Holdorf wohnt seit fünf Jahren in Entre Rios und zeigt sich heute noch von der donauschwäbischen Tradition fasziniert. “Unsere Familie bewundert es, wie Bräuche und Traditionen noch bewahrt werden. Wenn sie von den Jugendlichen weiter geführt werden,

dann kann man hoffen, dass sie nie verloren gehen”, meint er. Dieses Jahr hatten die Schüler aber nicht nur Schwierigkeiten mit dem langen Gehen, sondern auch mit dem Wetter. “An den ersten beiden Tagen hatten wir heftige Regenschauer und wurden komplett nass. Dann am dritten Tag brannte die Sonne noch um 18 Uhr fürchterlich heiß”, erinnert sich Marcia. Außer Geld, bekamen die Sänger auch oft noch Getränke mit auf den Weg, so dass es dann leichter zu ertragen war. “Es gibt noch andere Schwierigkeiten, wie zum Beispiel die Blasen an den Fingern vom stundenlangen Gitarrenspielen”, erklärt Jessica. “Aber es lohnt sich ganz sicher, wegen der Reise und auch für die Tradition”.

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Gemeinde

Krankenbesuch:

Erfrischender Lebenshauch

Es ist still geworden um sie, die nun, alt und krank, auf ein langes, viel zu schnell vergangenes Leben zurückblicken. Einsamkeit macht sich breit und traurig-trübselige Gedanken sind oft die einzigen und ständigen Begleiter, die auf Herz und Seele drücken und den Mut zum eigenen Leben sinken lassen.Da ist Hilfe nötig, Mitgefühl und Zusammenhalt, um Freude und Abwechslung in das Leben alter und kranker Menschen zu bringen. Das erkannten barmherzige Frauen in Entre Rios, die mit ihrer Arbeit Vorbildliches leisten. Seit rund 15 Jahren ist der monatliche Krankenbesuch in der Siedlung fester Bestandteil. “Das haben Herr (José) Boing und ich damals begonnen und so wird es heute noch weitergeführt”, erklärt Josefine Spieler, 65, aus dem 1. Dorf Vitória. Zurzeit werden insgesamt 16 alte, kranke oder behinderte Donauschwaben zweimal im Monat zu Hause besucht. Um alle besuchen zu können, teilt sich Josefine mit Hilfe von Olga Michelc, 66, Rosa Marie Vollweiter, 62, und Schwester Dolores auf zwei Gruppen

auf. Sobald diese Frauen ein Haus betreten, wirkt ihre Solidarität wie ein erfrischender Lebenshauch - so war es in Vitória bei Petronella Wild, 87, zu beobachten. “Manchmal gebe ich den Lebensmut auf und sie muntern mich immer wieder auf und nachher denke ich: ‘Das Leben ist doch noch schön”, sagt Petronella Wild, die nach fast 90 Lebensjahren körperlich nicht mehr so fit ist, aber ihren Geist noch sehr klar bewahrt hat. Während eines Krankenbesuches spricht man zuerst über Allgemeines. “So haben sie endlich jemanden, der sie fragt und zuhören kann. Viele wollen einfach nur all das erzählen, was sie plagt, ihre Bedürfnisse und Lebenserfahrungen mitteilen”, weiß Olga Michelc. Danach wird gebetet und die alten oder behinderten Leute, die nicht mehr regelmäßig zur Sonntagsmesse gehen können, bekommen auch die Kommunionspende. “Weil ich ja behindert bin, kann ich nicht so oft zur Kirche. Da bin ich sehr froh, wenn diese Frauen mir ein christliches Wort bringen”, ergänzt Eva Scherer, 65, auch aus Vitória und Petronella Wild

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denkt ganz ähnlich. “Wir beten auf Deutsch und ich bekomme auch die Kommunion, das ist mir sehr wichtig”. Bei besonderen Anlässen wie vor der letzten Weihnachtsfeier wurden auch Weihnachtslieder gesungen und Süßigkeiten verteilt. “Für uns ist ein Weihnachtskuchen nur eine Kleinigkeit, aber für unsere Besuchten bedeutet es sehr viel”, meint Josefine Spieler. Darum geht es auch: Freude bringen in den einsamen Alltag der Omas und Opas von Entre Rios. “Wenn man krank und alt ist, kommt man ja weniger unter die Leute, so bin ich froh, dass sie kommen, damit ich Abwechslung habe”, meint Petronella Wild. Nicht selten wird es oft so unterhaltsam, dass das Gespräch abgekürzt werden muss, um alle vorgeplanten Besuche zur rechten Zeit durchführen zu können.

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In Vitória bekommt Eva Scherer (rechts) zur Weihnachtszeit Krankenbesuch

Eva Scherer: “Ich schaue immer auf den Kalender, um mich auf den Besuch der Frauen vorzubereiten”

Seit über vier Jahren betet und singt die Frauengruppe im Hause von Petronella Wild

Petronella Wild bekommt die Kommunionspende

Josefine Spieler (rechts) besucht seit rund 15 Jahren kranke und alte Leute mit Hilfe von Olga Michelc (Mitte) und Rosa Marie Vollweiter (links)

“Wir sind ja vor allem dafür da, den Menschen zuzuhören, aber wir müssen dann leider weiter, um den Besuchsplan einzuhalten”, erklärt Josefine. Jahrelang fanden die Krankenbesuche immer am ersten Freitag im Monat statt. Seit kurzem werden sie aber jede zweite Woche abgehalten. “Schwester Dolores meinte, ein Besuch pro Monat sei zu wenig, darum machen wir es jetzt öfter”, erklärt Josefine. Für den Besuchten ist es ein ständiges Warten. “Ich schaue immer auf den Kalender, um mich auf den Besuch der Frauen vorzubereiten”, erklärt Eva Scherer. Trotz all der Jahre, in denen diese Frauen auch eigenes Geld und Zeit für eine gute Sache eingesetzt haben, ist es für sie heute noch beeindruckend, wie wichtig diese Besuche für Kranke und Alte sind. “Eine alte oder kranke Person hat einfach ein größeres Bedürfnis nach mindestens einem Besuch im Monat”, erklärt Josefine.

“Und wir wissen, dass man irgendwie das Gute, das man den anderen tut, wieder zurückbekommt”, ergänzt sie dazu. “Die Freude dieser Leute ist unvorstellbar, darum machen wir es weiter”, betont Rosa Marie Vollweiter. Deswegen hoffen diese Frauen auch, dass sich noch mehr Donauschwaben für diesen Dienst interessieren und mitmachen. “Leider kommt kein Nachwuchs dazu”, bedauert Josefine. Sie können sich aber trotzdem sicher sein, dass ihre Bemühung von jedem Besuchten, Mann oder Frau, sehr geschätzt wird. “Ich finde es gut und schön von ihnen, dass sie sich so bemühen und für die Alten und Kranken sorgen”, meint Eva Scherer. Und Petronella Wild sagt abschließend, im Namen aller besuchten Leute und auch der Gemeinde von Entre Rios: “Ich möchte mich bei den Frauen für ihre Mühe und Leistung herzlich bedanken”.

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Karneval

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“Niemand wusste, wer wir waren und wir

gaben uns nicht zu erkennen”, erklärten Catarina und Jorge

Stoetzer, die komplett verkleidet auf

Faschingsbälle gingen

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Ob in Deutschland oder Brasilien, die Faschings- oder Karnevalszeit vor dem Aschermittwoch gilt für ihre Anhänger als fünfte und schönste Jahreszeit. Buntes, ausgelassenes Treiben, fröhliche Stimmung, fantasievolle Kostüme, Perücken und Masken: Mit Freunden und Bekannten geht es zum Ball. Da wird getanzt, gesungen und gelacht bis zum Sonnenaufgang. Vor rund 30 Jahren war das der Rhythmus der Faschingsnächte in Entre Rios, drei, vier Tage lang, bis am Faschingsdienstag um Mitternacht die Fastenzeit eingeläutet wurde und das frohe Fest sein Ende fand. Auch in der alten Heimat feierte man kräftig jubelnd und lärmend den Fasching. Dies ist nun leider auf der Siedlung, abgesehen von seltenen Ausnahmen, seit über 15 Jahren nicht mehr der Fall. Die närrischen Tage, in den Hochburgen Brasiliens mit Rio und São Paulo, sorgen

zwar noch heute für weltweite Aufmerksamkeit, doch in Entre Rios herrscht Stille und Gründe dafür lassen sich kaum erkennen. “Der Fasching ist die Zeitspanne vor Beginn der christlichen Fastenzeit”, so steht es im Wörterbuch der donauschwäbischen Lebensformen. Nicht umsonst nutzten Jugendliche und auch Verheiratete diese Zeit um zu “tanzen, singen, trinken, hupsen – je höher desto besser”, wie im

Heimatbuch Tomaschanzi-Gorjani erläutert wird und dazu geschrieben steht: “Fasching selbst war kein großes Fest oder Ereignis – wie etwa die ‘Kerweih’ – sondern mehr oder weniger ein Drauflostanzen”. Deswegen wurden auch, um die letzte Gelegenheit vor der Fastenzeit nicht zu verpassen, sehr viele Hochzeitsfeiern veranstaltet, so dass “in der kurzen Faschingszeit auch die wischte Madle einen

Faschingsbräuche in Entre Rios

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Mann kriegen”, hieß es damals. Allerdings begann der Fasching in den meisten Dörfern schon am Sonntag, gleich nach dem Mittagsessen und es wurde getanzt bis zum Nachtessen. Danach war die nächste Pause oft erst das Frühstück am Sonntagmorgen, als die Burschen mit den Musikanten tanzend durch das Dorf zogen und bei den Mädchen an der Haustür klopften, um mit Tee, Schnaps und Wurst bewirtet zu werden. In einigen Dörfern ruhte die Jugend am Montagabend aus, an dem die Verheiraten Vorrang hatten und ihren Fasching feierten. In anderen Dörfern wurde jeden Abend, von Sonntag bis Dienstag um Mitternacht ausgelassen getanzt. Am Aschermittwoch lebten auch alte Bräuche wieder auf, wenn beispielsweise die Buben mit Asche den Mädchen nachliefen, die dann keineswegs böse waren, wenn ihnen das Gesicht schwarz gefärbt wurde.

Ältere Kinder und Erwachsene gingen am Aschermittwoch in die Kirche, “um sich vom Pfarrer Asche auf das Haupt oder auf die Stirn streuen zu lassen, was bedeuten sollte: ‘Mensch, gedenke, dass du aus Staub bist und zu Staub wirst’”, so liest man im Buch “Putinci, einem Dorf in Syrmien”. Eine andere Tradition, die dann auch in Entre Rios für einige Jahren wieder ins Leben gerufen wurde, war eine Art Rundfahrt um das Dorf. Ganz früher zogen die Buben mit den Musikanten durch den Ort und auf der Siedlung durch die 5 Dörfer von Entre Rios. “In meiner frühen Jugend, in den 60er Jahren, hatte der Umzug im 1. Dorf begonnen und zog sich durch alle Dörfer. Da wurden die Autos verziert und auch die Kinder machten mit”, erinnert sich Jorge Stoetzer, 58, aus dem 5. Dorf Samambaia. “Ich kann mich noch erinnern, dass in den 70er Jahren die Drittdörfler immer

noch einen Umzug mit Autos und Lastwagen veranstalteten”, ergänzt Christina Zehr, aus dem 1. Dorf Vitória. Die Zeit zwischen Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre war eine der erlebnisreichsten des donauschwäbischen Faschings in Entre Rios. Wenigstens drei Nächte lang wurde gefeiert. Imposante Bälle wurden zuerst in jedem Dorf veranstaltet, dann aber nur noch im 1. Dorf – oder abwechslungsweise auch im 5. Dorf Samambaia. “Im 1. Dorf wurde im alten Jugendheim gefeiert und im 5. Dorf im Klub”, erklärt Catarina Stoetzer, 56, die sich damals mit ihrem Mann und weiteren rund 20 Leuten von oben bis unten mit Fantasie-Kostümen ankleidete und während des gesamten Balles ihre Maske anbehielt. “Das war ja etwas Interessantes, denn niemand wusste, wer wir waren und wir gaben uns auch nicht zu erkennen”, schmunzelt Catarina noch heute. Die Gruppe war auch dafür “verantwortlich”, allen anderen Leuten noch mehr Freude beim Tanzen zu bereiten. Das Kostüm wurde eigens für diese fröhlichen Tage genäht. “Damals war es gar nicht so einfach, Stoff zu bekommen, aber wir ließen das Faschingskostüm nähen und gingen dann maskiert und unerkannt zum Ball”, erinnert sich Christina Zehr. Doch längst nicht jeder machte sich solche Mühe und kam als Schneewittchen oder eines der Sieben Zwerge, als Clown, Affe oder Sensenmann zum Faschingsball. Neben deutschen

Kinder von der 1. bis zur 4. Grundschule-Klasse verbringen im Schülercenter den Mittwochnachmittag genau vor Faschingsbeginn

Christina Zehr ging auch maskiert mit Freunden auf Faschingsbälle

Es waren sehr lustige Tage, die wir so weit wie möglich ausnutzten

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Fernando und Mario versichern, sie würden an den Faschingsfesten teilnehmen, falls es diese in Entre Rios wieder gäbe

Unterhaltungstänzen, wie Walzer und Polka, erklangen auch brasilianische Karnevalslieder auf diesen Bällen, die in den 60er Jahren immer am Rosenmontag veranstaltet wurden. “Ganz früher gab es den Reismühl-Ball, aber nur für die Mitglieder der Reismühle”, erinnert sich Jorge Stoetzer. Ab Mitte der 80er Jahre gab es immer weniger Bälle. Einige Jahre lang feierte man Fasching im Jugendcenter, nachmittags für Kinder und abends für Jugendliche und Erwachsene. “Der Vorstand bemühte sich sehr, den Fasching noch weiterhin im Jugendcenter zu feiern, was auch bis Anfang der 90er Jahre gelang, dann aber war endgültig Schluss”, weiß Christina. Verschiedene Gründe könnten das Ende des Faschings in Entre Rios erklären: Erleichterte Reisemöglichkeiten, bedingt durch den wirtschaftlichen Aufschwung, das Zusammentreffen der Faschingszeit mit dem Beginn der Maisernte oder einfach verändertes Kulturverständnis, um die fünf Feiertage statt auf Faschingsbällen etwa am Strand zu verbringen. Zurzeit überlebt der Fasching praktisch nur noch bei Festen des Schülercenters der Leopoldina-Schule. Kinder von der 1. bis zur 4. Grundschule-Klasse verbringen hier den Mittwochnachmittag genau vor Faschingsbeginn. “Sie bezahlen einen Eintritt und dann gibt es neben der Musik Verschiedenes zum Naschen und Trinken”, erklärt Daniela Korpasch, die zwischen 2000 und 2009 die Koordination des Schülercenters innehatte. Hauptsächlich die Kinder gehen oft gerne maskiert und das Interesse daran nimmt sogar zu. Laut Daniela

nahmen letztes Jahr 76 Schüler zwischen 7 und 11 Jahren am Fest teil. Im Jahre 2007 waren es 47 Schüler und ein Jahr zuvor 43. Fernando Becker, 25, aus dem 5. Dorf, erinnert sich noch, als er in seinen Kinderjahren an einigen Faschingsveranstaltungen teilnahm. “Leider war damals schon wenig los. Ich verbringe meistens die Faschingstage mit Arbeit auf unserer Landwirtschaft”, erklärt er. “Ich fahre kaum irgendwo hin”. Sein Freund Mario Henrique Krämer Hanysz, 22, ergänzt: “Es wäre sehr wichtig, wenn wir wieder Faschingsbälle in Entre Rios hätten. Ich bin mir sicher, alle meine Freunde würden mitmachen, wenn die ganze Siedlung teilnehmen würde”. Christina Zehr schlägt einen Festtag, am Samstag vor, “so könnten alle trotzdem noch irgendwo hinfahren”. Den Donauschwaben, die in den 70er und 80er Jahren Fasching mit Leib

und Seele gefeiert haben, bleiben dennoch sehr schöne Erinnerungen. “Es waren sehr lustige Tage, die wir so weit wie möglich ausnutzten, denn die Fastenzeit war damals sehr streng”, schließt Christina.

Das Ehepaar Jorge und Catarina Stoetzer war wenigstens an zwei Faschingsabenden dabei

Donauschwäbischer Karneval in RioDer Höhepunkt des donauschwäbischen Faschings war im Jahre 1995, als die Erwachsenen-Tanzgruppe am weltberühmten Karneval von Rio de Janeiro teilnahm. Die “Unidos da Ponte”, damals eine der bedeutendsten Samba-Schulen, hatte als Thema die “Kulturen aus dem Bundesland Paraná”. Die donauschwäbische Tanzgruppe wurde eingeladen, sich auf der bekannten Sapucaí-Arena für 70 Minuten zu präsentieren und natürlich auch Samba zu tanzen. “Es war Nacht, aber immer noch 30 Grad heiß und wir hatten alle unsere Tracht angezogen”, erinnert sich Deti Scherer, die mit ihrem Mann Tomaz Scherer damals die Tanzgruppe leitete.Natürlich wurden auch donauschwäbische Tänze dargeboten, wie der bekannte Hammerschmidtgesell-Tanz, der als Auftakt zum jährlichen Gerstefest gezeigt wird. “Es war ein unvergesslicher Karneval für uns alle”, findet Deti noch heute. Der Umzug der donauschwäbischen Tanzgruppe ist auf der Video-Seite von YouTube zu finden.

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Kochkunst

Händen aufgemacht. “Nicht mehr kneten oder fest rollen, denn sonst wird der Teig wieder schwer”, macht uns die Hausfrau aufmerksam. Jetzt sticht man mit einem Wasserglas die Krapfen aus. Reichlich Öl in einer Pfanne erhitzen und die Krapfen hineingeben und wenden, sobald eine Seite goldgelb ist. Ruck zuck sind sie fertig. Mit Zucker bestreuen und servieren. Warm schmecken sie am besten. Anna Heinrich stammt aus dem Dorf Kunisinci in Slawonien. Ihre Eltern wurden Opfer des 2. Weltkrieges. Von ihrer Mutter hatte die damals 13-jährige Anna etliche Rezepte gelernt, danach eignete sie sich die donauschwäbische Kochkunst selber an. Heute machen ihr das ihre Schwiegertöchter nach. Die 81-Jährige backt laufend noch selber Torten, Kuchen und Kleingebäck. Und am Samstag den Sonntagskuchen vorzubereiten und den Nachbarinnen ein Stück davon zu bringen, das sieht sie als heilige Pflicht.

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Geschickt und flink sticht die 81-jährige Anna Heinrich die Krapfen aus

Im Handumdrehen sind die Krapfen im heißen Öl fertig

Redakteurin Rosely durfte beim Zucker-Bestreuen der Krapfen helfen

• Man kann auch auf die warmen Krapfen je 1 Teelöffel Marmelade verteilen: Schmeckt köstlich.

• Backen Sie in einen Krapfen ein Geldstück ein. Wer das Geldstück im Krapfen findet, dessen Wünsche sollen angeblich in Erfüllung gehen.

Donauschwäbische SüßigkeitenFaschingskrapfen Nach dem Fasching beginnt mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit, die früher von den Donauschwaben streng eingehalten wurde. In der Küche verzichteten die Hausfrauen auf Fleisch, auf dem Speiseplan standen dagegen “Faschingskrapfen”. Anna Heinrich im Dorf Cachoeira backt diese Krapfen noch heute so oft, wie ihre Lieben sich das wünschen. Dazu gibt es eine Grumbieresuppe. Die 81-Jährige ist eine Bäckerin von altem Schlag – die Zutaten werden nach “Augenmaß” dazu gefügt und nach diesem Prinzip, versuchte unser Zeitschriftenteam das Rezept festzuhalten. 1 kg Agrária-Mehl Especialíssima in eine Schüssel geben, in die Mitte eine Vertiefung drücken. 200 g Hefe, 1 Liter Milch, 75 ml Speiseöl, 3 ganze Eier + 3 Eidotter, 3 große Suppenlöffel Zucker, 1 Teelöffel Salz und abgeriebene Zitronenschale dazu geben und alles so lange kneten, bis der Teig Blasen schlägt. “Dann were die Krapfe luk”, erklärt Anna. Der Teig muss jetzt ungefähr eine Stunde gehen. Danach wird er behutsam mit den

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Familien treffen sich Sonntagmittag zum gemeinsamen, gegrillten Schweine-, Rind- oder Hühnerfleisch-Essen. “Seit über 20 Jahren kommen meine vier Töchter und ihre Familien zu mir zum Churrasco-Essen”, erklärt Georg Müllerleily, 72. In all den Jahren hat er die perfekte Art und Weise des Fleischbratens entwickelt. “Vor acht Jahren habe ich einen eigenen Platz für das Churrasco-Essen eingerichtet”. Das “Churrasco-Zimmer” ist sehr komfortabel. So können es sich die Frauen bei einer Caipirinha gemütlich machen und die Männer helfen Müllerleily beim Braten. Vorher wird kräftig Feuer mit gutem Holz entfacht und sobald mehr Glut als Feuer zu sehen ist, wird das eingebeizte Fleisch aufgespießt oder auf Grillrosten über die Hitze gelegt. Meistens bringen die

Das Freizeitzentrum wird hauptsächlich in den Ferien bis spät abends besucht

Kaum eine andere Zeit im Jahr ist so schön wie die Zeit der Ferien. Entspannung, Freude und Spaß, Urlaub und Reisen, Baden oder einfach nur die schöne Natur genießen: all diese Dinge verbindet man mit den warmen Sonnentagen. Stimmt dann noch das Wetter, steht der frohen Ferienzeit nichts mehr im Wege. Dabei ist es unwichtig, ob man seine Ferien am Strand oder zu Hause verbringt, die Zeit des Nichtstuns hat überall ihren ganz besonderen Reiz. Entre Rios kennt zwar (noch) keinen hektischen Alltag wie in einer Großstadt, mit Staus, Autolärm, Luftverschmutzung, doch auch hier sehnen sich die Menschen nach freier Zeit, die sie so ganz nach ihren eigenen Wünschen gestalten können. Da kommen die verschiedenen Freizeitmöglichkeiten auf der Siedlung gerade recht, um es sich

Sommer:

Freizeitvergnügengut gehen zu lassen. Vom Freizeitzentrum im 2. Dorf Jordãozinho, bis hin zum beliebten Camping, gibt es Freizeitgestaltung für jeden. “Es ist körperlich, aber vor allem seelisch wichtig, im Urlaub anderen Tätigkeiten nachzugehen, als den üblichen während des Jahres und etwa mit der Familie zusammen sein oder irgendwohin zu fahren”, erklärt Psychologin Viviane Schüssler, 30. Die Sommerferien sind immer noch die beste Gelegenheit, um vom Alltag abzuschalten. In Entre Rios gibt es typische Freizeitaktivitäten der Donauschwaben, die sich besonders mit gutem Essen verbinden und bei der berühmten Caipirinha beginnen, einem feinen Getränk aus Zitronensaft, Zucker und Schnaps. Sie wird üblicherweise vor dem Churrasco, dem gegrillten Braten, als Aperitif gereicht. Nicht wenige

Hauptthema

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Mit jahrelanger Erfahrung gelingt

Georg Müllerleily die beste Art, Churrasco

zu braten

Familie Müllerleily trifft sich seit über 20 Jahren jeden Sonntag zum Churrasco und auch die Caipirinha darf nicht fehlen

Frauen den Salat und als Nachspeise donauschwäbische Köstlichkeiten mit. “Jedes Wochenende gibt es Kuchen, wie den beliebten Cremebitte. An Kirchweih haben wir vorher noch eine donauschwäbische Suppe”, erklärt Magdalena Müllerleily, 68. Dieses praktische Gericht ist oft auch beim abenteuerlichen Zelten zu finden. In der Region Entre Rios gibt es vielerlei interessante Campingplätze in freier Natur. Die Freundinnen Kamila Müller de Oliveira, 16, Ramona Jung, 16, Yasmin Mayer, 16, und Michaela Essert, 16, planen schon Monate vorher ihre Campingtage. “Meistens verbringen wir sie auf einer Farm von Freunden”, ergänzt Yasmin. Den Rutsch ins Jahr 2010 feierten sie auf diese Art mit weiteren 16 Schulfreunden. Das beste beim Zelten: Es gibt keine festgelegten Zeiten, abschalten vom Alltag lautet die Devise. “Wir tun praktisch das Gegenteil vom normal Üblichen, wir feiern also bis morgens Früh und schlafen tagsüber aus”, ergänzt Yasmin. Praktisch dabei: Zum Essen gibt es Churrasco. “Wer am frühesten aufwacht, macht schon langsam das Feuer und brät das Fleisch. Das ist dann unser Frühstück, aber auch das Mittag- und Nachtessen”, erzählt Kamila. Die lustigen Tage werden dann mit Kartenspielen, Spaziergängen und vor allem mit viel Spaß unter den Freunden verkürzt. Seit zwei Jahren nutzen die 10. Klassenschülerinnen die längsten Feiertage des Jahres, um drei, höchstens vier Tage lang zu zelten. “Weniger dürfen es nicht sein, sonst nutzen wir sie nicht richtig aus, aber auch nicht mehr, denn man wird bei diesem Rhythmus richtig müde”, meint Michaela. Lidia Milla, 46, ergänzt: “Man wird so müde, dass ich oft beim Heimkommen denke: “Jetzt bräuchte ich eigentlich Ferien”. Ihre Liebe zum Zelten hat sie seit ihrer Kindheit. “Als ich noch klein war, sind wir oft an den Strand gefahren und haben im Sand gezeltet. Dabei haben wir alle zwei bis drei

Wochen die Strände gewechselt”. Zurzeit hat ihre Familie ein Ferienhaus im Ort Alagado, 115 km von Entre Rios entfernt. Dorthin fährt sie mit ihrem Mann und manchmal auch mit ihren Kindern, um vier Tage lang von allem abzuschalten. Lidia erklärt, dass es keinen normalen Tagesablauf beim Zelten gibt, aber meistens wird morgens normal gefrühstückt, zum Mittagessen gibt es immer Churrasco und abends kocht man Verschiedenes mit dem übriggebliebenen Fleisch vom Mittag,

wie beim brasilianischen Arroz Carreteiro (Reis mit Fleischresten von einem Churrasco). “Caipirinha und Churrasco gehören ganz traditionell zu den festlichen Tagen”, meint Lidia. Kartenspielen, Fischen und sogar Singen sind einige der Unterhaltungsformen beim Camping. Lidia macht manchmal aus den freien Tagen auch einen Arbeitstag. “Ich nutze es aus, um auch etwas am Haus zu richten. Außerdem muss man trotzdem Geschirr spülen und das Haus sauber halten, das ist

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hat sie seit ihrer Kindheit. “Als ich noch klein war, sind wir oft an den Strand gefahren und haben im Sand gezeltet. Dabei haben wir alle zwei bis drei

normal gefrühstückt, zum Mittagessen gibt es immer Churrasco und abends kocht man Verschiedenes mit dem übriggebliebenen Fleisch vom Mittag,

Arbeitstag. “Ich nutze es aus, um auch etwas am Haus zu richten. Außerdem muss man trotzdem Geschirr spülen und das Haus sauber halten, das ist

Seit zwei Jahren zelten Michaela (links), Yasmin, Ramona und Kamila

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körperlich anstrengend. Aber ansonsten ist es eine sehr gute Entspannung”. Psychologin Viviane ergänzt, dass man oft die freie Zeit nutzt, um Dinge zu tun, für die man unter der Woche oder während des Jahres kaum Zeit hatte. Sie empfiehlt aber, sich trotzdem genügend Urlaubszeit zu nehmen, um richtig abzuschalten. “Es ist wichtig, wenigstens 2 Wochen lang in Urlaub zu gehen, denn oft gestaltet man die ersten Tage etwas anders als im Alltag, aber entspannt dann doch nicht, z. B. beim Zimmeraufräumen oder beim Haus herrichten”. Für Kinder ist die Ferienzeit besonders wichtig, um länger mit den Eltern zusammen sein zu können. “Für Kinder bedeutet Urlaub etwas sehr Schönes, wenn es heißt, bei einem

Einige Tage in der Ferienzeit in der Natur zu verbringen, bedeutet für die Jugend Freiheit

Psychologin Viviane Schüssler: ““Es ist körperlich und seelisch sehr wichtig, im Urlaub anderen Tätigkeiten nachzugehen und vom Alltag abzuschalten”

Von klein auf zeltet Lidia Milla; auch heute noch mit ihrer Familie

Im Alagado: Familie Milla betreibt auch Wassersport

Mit dem Motorboot fährt Familie Milla auf dem Fluss spazieren

Freund spielen zu dürfen oder ins Schwimmbad zu gehen”. Hier bietet das Freizeitzentrum im 2. Dorf verschiedene Möglichkeiten an. Das geheizte Schwimmbad ist eines der beliebtesten Attraktionen für Kinder und Erwachsene. Die Jugendlichen zieht es eher zum großen Teich, mit Wasser-Rutschbahn und Trampolin. “Daneben kann man noch fischen, und sogar Wasserski

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Der Chimarrão macht täglich ab 7 Uhr morgens die Runde. Eine fremde Tradition, bei vielen Donauschwaben dennoch beliebt

Anton Annas (links): “Wir freuen uns sehr, wenn die Leute das ganze Jahr über zu uns kommen und mit uns zufrieden sind”

fahren”, erklärt der Präsident des Freizeitzentrum-Vereins Anton Annas. Auch für Familienfeste ist der Ort bestens geeignet, um Churrasco zu braten oder den Unterhaltungssaal für größere festliche Veranstaltungen zu mieten. Das Freizeitzentrum wird vor allem von Mitgliedern der Genossenschaft Agrária besucht. Man bezahlt einen Jahresbeitrag und kann so alle Angebote hauptsächlich zwischen November und Februar nutzen. “In der Ferienzeit kommen die Leute bei schönem Wetter oft nach der Arbeit, oder sogar tagsüber”, erklärt Helmut Stutz, Vizepräsident des Vereins. Es ist von Dienstag bis Sonntag, zwischen 13.30 Uhr und 21 Uhr geöffnet. Montags ist Ruhetag. Eines der größten Ziele des Vorstands ist es, das geheizte Schwimmbad zu überdachen, damit die Mitglieder auch an den kälteren Monaten des Jahres ins Schwimmbad gehen können. Die größten jährlichen Veranstaltungen des Freizeitzentrums sind das Kirchweihfest des 2. Dorfes und das Neujahrsfest. “Wir freuen uns sehr, wenn die Leute das ganze Jahr über zu uns kommen können und mit uns zufrieden sind”, meint Annas. Entscheidend bei der Freizeitgestaltung aber ist, sich auch jeden Tag Freizeitmomente zu gönnen und nicht nur einmal im Jahr, betont Viviane Schüssler. “Es ist sehr wichtig, dass man sich die Zeit nimmt zum Ausruhen und das Leben so einteilt, dass man Freizeit auch im Alltag hat. Man sollte also den Tag in Arbeit und freie Zeit einteilen, um Stress zu vermeiden”, erklärt sie. Tagtägliche Freizeit haben beispielsweise die, die so früh wie die Chimarrão-Trinker aufstehen. Jeden Tag ab 7 Uhr morgens treffen sich acht bis zehn Freunde vor der Arbeit, unterhalten sich über verschiedene Themen und trinken nebenbei den vom Bundesland Rio Grande do Sul nach Entre Rios gebrachten Chimarrão. Grob gesagt, wird die vermahlte Erva-Mate, eine grüne Teesorte, in einer Cuia (einer Art Schale aus der Frucht der Porongo-Pflanze) mit heißem Wasser übergossen. Die eigenartige, rechte einfache Vorbereitung des Chimarrãos ist ein tägliches Ritual. Der Tee wird durch ein dünnes Blech- oder vergoldetes Messingrohr in den Mund gezogen und so getrunken. Das Gefäß geht von einem zum nächsten und jeder nippt am gleichen Rohr bis es geleert ist. “Wir treffen uns jeden Tag, ab 7 Uhr morgens seit rund 11 Jahren”, erklärt Bernardo Zehr. Diese nicht mehr ganz fremde Tradition findet immer mehr donauschwäbische Freunde. “Viele Donauschwaben trinken den Chimarrão sehr gerne”, meint Florian Reichardt. Er

ist recht bitter und man trinkt ihn immer recht heiß. “Interessanterweise löscht er den Durst trotzdem”, weiß Robert Utri aus Erfahrung. Freizeit haben, in Urlaub fahren, Ferien machen. Vom Alltag abschalten wünscht sich jeder, aber ihn richtig einzuteilen ist nicht ganz einfach. “Das Beste an Ferien ist gerade das: Man hat jetzt die Freiheit zu machen, auf was man Lust hat”, ergänzt Yasmin dazu. Genau das gönnen sich auch die Donauschwaben in Entre Rios von Jahr zu Jahr immer wieder aufs Neue.

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Das Fleischgrillen zählt zu den beliebtesten Festessen

ist recht bitter und man trinkt ihn immer recht heiß. “Interessanterweise löscht er den Durst trotzdem”, weiß Robert Utri aus Erfahrung. Freizeit haben, in Urlaub

abschalten wünscht sich jeder, aber ihn richtig einzuteilen ist nicht ganz einfach.

Man hat jetzt die Freiheit zu machen, auf

dazu. Genau das gönnen sich auch die Donauschwaben in Entre Rios von Jahr

Chimarrão: heißer grüner Tee; kam aus Rio Grande do Sul nach Entre Rios

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Der Himmel leuchtet dunkelblauan diesem strahlend schönen Tag.Kein Wölkchen trübt die Sicht. Der See liegt ruhig, wie unberührt in satter, grüner Flur.So zeigt sich prächtig heimische Natur mal wieder majestätisch schlicht.

(See neben dem Freizeitzentrum Jordãozinho)

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Überall im Haus, in der Garage und sogar im Garten sind sie zu sehen. Da gibt es Hocker, Spielzeuge, Windrichtungs-Anzeiger, kleine geschnitzte Vögel und sogar Weihnachtsmänner. Hinter all den ganz verschieden gefertigten Arbeiten steht Andreas Kreuscher aus dem 1. Dorf Vitória, der sich seit rund 20 Jahren mit Holzkunstwerken befasst und es versteht, so manche Besonderheit hinzuzufügen, die aus einer Bastelei auffallend schöne Formen und Farben entstehen lässt. Kreuscher erklärt, dass jedes einzelne Projekt von ihm selbst entworfen wurde, von der Aufbaustruktur bis zur Verzierung und so kommen beispielsweise die kleinen Hocker heute noch bei ihm zu Hause für verschiedene Zwecke bestens an. “Für so einen kleinen Hocker braucht man praktisch drei Tage, bis er fertig ist”, betont Kreuscher. Nach dem Aufbau muss die Grundfarbe erst einmal einwirken, danach wird die Verzierung aufgetragen, die bei keinem Stück ein zweites Mal wiederholt wird. “Abends, wenn ich nicht einschlafen konnte, dachte ich mir Muster aus und setzte sie am

nächsten Tag in meiner Werkstatt ein”. So kam er nach und nach auf über 50 selbst gebaute Hocker. Auch zweiseitige, aus feinen Holzplatten geschnitzte Vögel und sogar Weihnachtsmänner wurden auch zum Schluss noch bemalt. “Es ist nicht leicht, man muss sehr viel Geduld und Mühe darauf verwenden”, erklärt Kreuscher, der heute aufgrund von Gesundheitsproblemen sein liebstes Hobby aufgeben musste. “Leider schadet mir der Staub zu sehr und ich ertrage es nicht mehr, mit Holz zu arbeiten”, bedauert er. Von den in den letzten 20 Jahren erstellten Projekten wurde der größte Teil an Freunde und Verwandte verschenkt. “Sehr wenig davon haben wir verkauft und was ich bis heute noch zu Hause habe, das werde ich mir behalten, damit ich es den Besuchern zeigen kann. Wohl einer der interessantesten Projekte ist der aus Holz gebastelte Windrichtungs-Anzeiger. An einer der beiden Spitzen sind zwei Windräder angebracht, an der anderen befindet sich ein ebenfalls aus Holz geschnitzter Hahn. Dazu baute Kreuscher ein wenig Technologie

Unsere Leute

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Sogar ein Holzschubkarren wurde entworfen, der nun als “Blumentopf” dient

in Form einer Fotozelle mit ein, die in der Lage ist, eine kleine Lampe bei Dunkelheit ein - und bei Sonnenaufgang automatisch wieder auszuschalten. “Ich war immer Bauer, habe aber die schwere Arbeit aufgegeben und so wurde mir der Tag zu lang. Dann fing ich mit der Bastelei an”, erzählt Kreuscher. “Dabei vergisst man alle Sorgen und kommt immer wieder auf Neuigkeiten”. Die Lust auf Bastelarbeit hatte er schon in jungen Jahren. “Als ich noch in die Schule ging, zeichnete ich schon gerne”, erinnert er sich. Ständige Kreativität ist bei dieser Tätigkeit die wichtigste aller Fähigkeiten. “Das meiste habe ich selbst herausgefunden und dann in die Praxis umgesetzt”, erinnert sich Kreuscher. So entwarf er aus Holz auch einen Schubkarren, natürlich mit einem hölzernen Rad und stellte ihn als “Blumentopf” in den Garten. Völlig hat Kreuscher das Hobby dennoch nicht aufgegeben. “Wenn Reparaturen fällig sind, mache ich sie auch heute immer noch liebend gerne”.

Für so einen kleinen Hocker

braucht Kreuscher drei

Tage, bis er fertig ist

Die vielfältigen Artikel reichen von Holzlöffeln bis zu geschnitzten und bemalten Tieren und Spielzeugen

Kreuscher: 20 Jahre lang bastelte und bemalte er verschiedenste, sehenswerte Holzartikel

Tage, bis er fertig ist

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Kunst und Kreativität: Der Windrichtungs-Anzeiger leuchtet über Nacht und schaltet sich bei Tageslicht automatisch aus

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Sport

Die treffsichere Sport-FamilieVolle Konzentration, ausdauerndes Training, unerschütterliche Selbstsicherheit. Das schwere Gewehr zielt zuerst auf den Horizont, der Ruf des Sportlers befiehlt den Start und sofort katapultiert aus der Wurfmaschine eine orangengelbe Scheibe mit rund 10 cm Durchmesser bis zu 100 m weit. Schon kracht der Schuss und die getroffene Scheibe fällt zersplittert auf den Rasen. In den zehn Wettkampftagen mit je zwei Schießtagen der brasilianischen Nationalmeisterschaft wurden in der Kategorie A 1200 gültige Scheiben herausgeschleudert. Davon wurden die sechs besten Resultate von jedem Sportler mit je 200 Schuss gewertet. Mit 1124 bzw. 1104 Treffern erreichten Antônio Hertz und Alexandre Marath aus Entre Rios, den ersten und zweiten Platz unter über 100 Teilnehmern aus ganz Brasilien. Marath’s Frau, Cláudia Hertz Marath, gewann auch noch den Damen-Wettbewerb, so dass Vater, Tochter und Schwiegersohn zum ersten Mal solch hervorragende Ergebnisse dieses Sportes nach Entre Rios brachten. Die letzte der

Die orangengelbe Scheibe katapultiert aus der Wurfmaschine und muss blitzschnell

getroffen werden

Eine treffsichere Sport-Familie: Mit Mutter Ana Hertz feiern die Sportler das beste Ergebnis dieses Sportes für Entre Rios

zehn Phasen der Nationalmeisterschaft wurde am 13. und 14. Dezember in der Stadt Rio Claro (São Paulo) veranstaltet. Mit einem minimalen Unterschied von 20 Scheiben gewann Hertz den ersten Platz. “Es lief sehr gut, denn es hing nur noch von uns beiden ab, wer gewinnt”, freute sich Antônio Hertz. Die Familie nahm dieses Jahr zum zweiten Mal an der Meisterschaft teil. Die weiten Strecken, bis zu 900 km von zu Hause entfernt, scheinen kein großes Hindernis gewesen zu sein. Tochter Cláudia traf auf fünf Gegnerinnen aus vier verschiedenen Bundesländern, feierte aber zum Schluss ebenfalls den verdienten ersten Platz und meint: “Es ist sehr wichtig, wenn Frauen immer mehr an allen Sportarten teilnehmen und ich bin sehr stolz, dass ich die brasilianische Meisterschaft erobert habe”. Um das hohe Niveau zu erreichen, genügt nicht nur Fähigkeit. Man muss bestens trainiert sein und volle Konzentration während des Wettbewerbs bewahren. “Der Kopf muss ausgeruht sein, man darf nicht an Soja oder an Mais denken”, ergänzt Bauer Antônio Hertz, der während der Meisterschaft einmal 98 Treffer bei 100 Schüssen erreichte. “Man muss komplett abschalten, dann erreicht man das. Es ist aber nicht immer einfach”. Hertz wurde schon im Jahre 2008 Zweiter in der B-Kategorie. Das aber bedeutet für die Sportler rund 200 wöchentliche Trainings-Schüsse bei den Männern. “Ich schieße rund 100 Mal an einem Wochenende. Unter der Woche habe ich wenig Zeit”, ergänzt Cláudia. “Wir sind richtig stolz darauf, diese Ergebnisse erreicht zu haben. So weit wir wissen, hat das in unserer Kategorie noch niemand in

Entre Rios und auch nicht in Guarapuava geschafft”, erklärt Hertz. Dieses Jahr wurde auch der Schützenverein “Clube de Tiro Esportivo Entre Rios”, im 4. Dorf Socorro gegründet. Besonders wichtig dabei: Dieser Sport ist absolut sicher, obwohl die Sportler mit Patronen und Gewehren umgehen. Strenge Sicherheitsregeln müssen eingehalten werden. Zum Beispiel wird die Waffe immer offen und ungeladen gehalten, wenn der Sportler nicht beim Schießen ist. Außerdem werden Gehör- und Augenschutz getragen. Die Schießanlage ist, außer anderen Vorsichtsmaßnahmen, mindestens 150 Meter lang frei zu überschauen. Nicht umsonst wird dieser Sport immer besser angenommen. Die Freundschaft unter den Sportschützen ist auch einer der Gründe, die eine ganze Familie dazu bringt, stundenlang zu trainieren und in weit entfernte Städte zu fahren. “Alles wurde in der Familie erreicht. Das Interessante an diesem Sport: Man schenkt sich nichts beim Wettbewerb, aber danach wird der stärkste Gegner ein großer Freund. Das ist wichtiger als irgendeine Medaille”, meint Hertz.

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Alexandre, Cláudiaund Antônio: die ersten Plätze der Nationalmeisterschaft

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Kurzmeldungen

V. l.: Angela und Johann Dekorsi, Heinrich Juhn, Sigridt und Alfred WarthHintere Reihe: Hildegardt Reinhofer, Irene Remlinger

Im November 2009 trafen sich in Rastatt Hildegardt Reinhofer, Präsidentin des Frauenverbandes von Entre Rios, ihre Schwester Irene Remlinger, Verantwortliche des Kunsthandwerk-Basars des Frauenverbandes mit Angela und Johann Dekorsi, Sigridt und Alfred Warth, Vorstandsmitglieder der Bürgervereinigung Rheinau Rastatt, und Heinrich Juhn, Ehrenvorsitzender des Kreisverbandes Rastatt.Der Frauenverband und die Bürgervereinigung unterhalten eine Partnerschaft zur Verwirklichung sozialer Projekte in Entre Rios.Hildegard und Irene schilderten die Aktivitäten und die bis jetzt erreichten Ergebnisse bei Projekten, die der Frauenverband unterstützt und betreut: Kinderprojekt Vila Degail “Alegria do Saber”, Kinderprojekt Vila Nova Esperança und Jugendprojekt Projeção. Auch wurde über die Arbeit in der Semmelweis-Stiftung des Krankenhauses gesprochen.

Die 3. und 4. Klassen der Lacerda Werneck-Schule im 1. Dorf Vitória veranstalteten im Dezember 2009 die erste “Roboter-Ausstellung”. Aus

Trauermeldung

Adelheid Schmaus Annas ist am 7. Dezember 2009 im Alter von 69 Jahren in Vitória verstorben. Sie wurde am 28. Februar 1940 in Erdevik, Syrmien, Jugoslawien geboren und kam mit dem 6. Transport nach Entre Rios. Es trauern um sie ihr Ehemann Adolf, Kinder Ilse, Anita, Anton und 5 Enkelkinder.

Anton Taschelmayer ist am 30. Januar 2010 im Alter von 83 Jahren in Guarapuava gestorben. Er wurde am 24. Oktober 1926 in Ceric, Slawonien, Jugoslawien geboren. Er wird betrauert von seiner Ehefrau Elisabeth, den Kindern Rosmarie und Josef, sowie 5 Enkel und 1 Urenkelkind.

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Computer-Recycling-Material haben die Schüler, unter der Leitung der Lehrerin Adriana Haas Ferreira, verschiedene Eigen-Erfindungen gebastelt: unter anderem eine tanzende Puppe und einen Mixer. Die Lacerda Wernek-Schule bietet Informatik-Stunden für Schüler ab der 1. Klasse an.

Nicole Gutfreund (links) und Carola Gutfreund Taubinger

Während eines Monats präsentierten die Künstlerinnen Nicole Gutfreund und ihre Schwester Carola Gutfreund Taubinger im Kunstzentrum Iracema T. Ribeiro in Guarapuava eine Fotoausstellung unter dem Motto “Orte & Eindrücke”. In ihren Fotos spiegeln sich Natur, Kultur und Geschichte jener Länder wider, die sie schon besucht haben.

Nicole Gutfreund (links) und Carola Gutfreund Taubinger

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