FHS St.Gallen - Forschung & Entwicklung

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FHS St.Gallen Forschung & Entwicklung FHO Fachhochschule Ostschweiz www.fhsg.ch

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Forschung und Entwicklung haben einen hohen Stellenwert an der FHS St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Die Broschüre zeigt ihre interdiszpiplinären Forschungsschwerpunkte auf und stellt die Institute und Kompetenzzentren vor. Forschungsberichte und Interviews geben Einblicke über die vielfältigen Forschungstätigkeiten der FHS St.Gallen sowie aktuelle wirtschaftliche und gesellschaftliche Trends.

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FHS St.GallenForschung & Entwicklung

FHO Fachhochschule Ostschweiz www.fhsg.ch

I n h a l t s v e r z e i c h n i s

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E d i t o r i a l

Liebe Leserin, lieber Leser

Die gesellschaftliche Wohlfahrt wie auch die Entwicklungsfähigkeit der Schweiz hän-gen davon ab, wie gut es dem Bildungs- und Forschungssystem gelingt, relevante Zukunftsfragen zu erkennen und nützlich zu beantworten. Die Fachhochschulen leis-ten mit ihrer anwendungsorientierten For-schung und Entwicklung einen wichtigen Beitrag dazu und ergänzen die universitäre Grundlagenforschung explizit durch ihre Praxisnähe.

Die FHS St.Gallen nimmt in der nationalen Forschungslandschaft insofern eine beson-dere Rolle ein, als sie als Mehrsparten-hochschule ihren Fokus auf interdiszipli-näre Forschungsfragen richtet. So lautet ihr Credo, dass sich in der Forschung jene Mehrperspektivität widerspiegeln muss, wie sie in der Wirklichkeit anzutreffen ist. Ein Beispiel: Die Folgen des demografi-schen Wandels, sich daraus ergebende Fra-gestellungen und Lösungen lassen sich nicht rein ökonomisch, nur technologisch, sozial oder aus einer Gesundheitsperspek-tive bearbeiten. Jede der Disziplinen für sich alleine beleuchtet nur einen Teil – erst aus der Kombination und fruchtbaren Zu-sammenarbeit der Disziplinen entstehen

sinnvolle und nachhaltige Lösungen. Ana-loges lässt sich zur Zukunft unserer Le-bensräume sagen, zur Entwicklung unserer Informationsgesellschaft, zur Nachhaltig-keit unseres Wirtschaftens wie auch zum Umgang mit Wandel, Innovation und Kom-plexität. Diese Entwicklungen betreffen uns alle. All diese Themen beinhalten Chancen und Risiken und das Potenzial in all ihrer Komplexität nicht weniger als unser Leben zu prägen. Der Anspruch, den die FHS St. Gallen an ihre eigene Forschung setzt, ist relevante Forschung interdisziplinär zu betreiben: Generationenfragen, Soziale Räume, nachhaltige Unternehmensfüh-rung, eSociety, Innovations- und Komplexi-tätsmanagement sind die strategischen Forschungsfelder der interdisziplinären Forschung und Entwicklung an der FHS St. Gal len.

Gemeinsam mit Institutionen aus der Pra-xis werden anwendungsnahe Fragestellun-gen in wechselnden Forschungsteams bearbeitet. So kommt es vor, dass Sozialpä-dagogen mit Pflegewissenschaftlerinnen, Ingenieuren, Physikern und Betriebsökono-minnen zusammenarbeiten. Was daraus möglich wird, lässt sich unschwer erahnen:

Neue Sichtweisen, überraschende Perspek-tiven, innovative Erkenntnisse und umfas-sende Lösungsansätze.

Lesen Sie selbst in der vorliegenden Bro-schüre, was innovative und interdisziplinäre Forschung und Entwicklung anwendungs-nah für Wirtschaft und Gesellschaft leisten kann. Und vielleicht kommt Ihnen beim Le-sen selbst die eine oder andere Idee, die Sie mit uns einmal bearbeiten wollen. Wir freuen uns auf Ihren Kontakt, einfach, ver-traulich und unbürokratisch. Und vielleicht wird genau aus Ihrer Idee das nächste For-schungsprojekt.

Ich wünsche Ihnen viele neue Ideen.

Freundlliche Grüsse

Prof. Dr. Sebastian Wörwag, Rektor

Editorial 1

Leuchttürme der Forschung 5

Leuchtturm «Generationen» 6

Leuchtturm «Soziale Räume» 8

Leuchtturm «Nachhaltige Unternehmensentwicklung» 10

Leuchtturm «eSociety» 12

Leuchtturm «Innovations- und Komplexitätsmanagement» 14

Institute der FHS St.Gallen 17

Institut für Unternehmensführung IFU-FHS 18

Institut für Informations- und Prozessmanagement IPM-FHS 20

Institut für Qualitätsmanagement und Angewandte Betriebswirtschaft IQB-FHS 22

Institut für Soziale Arbeit IFSA-FHS 24

Institut für Modellbildung und Simulation IMS-FHS 26

Innovationszentrum St.Gallen IZSG-FHS 28

Institut für Angewandte Pflegewissenschaft IPW-FHS 30

Zentrum für Hochschulbildung ZHB-FHS 32

FHO Fachhochschule Ostschweiz 35

Adressen 36

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I n h a l t s v e r z e i c h n i s

Editorial 1

Leuchttürme der Forschung 5

Leuchtturm «Generationen» 6

Leuchtturm «Soziale Räume» 8

Leuchtturm «Nachhaltige Unternehmensentwicklung» 10

Leuchtturm «eSociety» 12

Leuchtturm «Innovations- und Komplexitätsmanagement» 14

Institute der FHS St.Gallen 17

Institut für Unternehmensführung IFU-FHS 18

Institut für Informations- und Prozessmanagement IPM-FHS 20

Institut für Qualitätsmanagement und Angewandte Betriebswirtschaft IQB-FHS 22

Institut für Soziale Arbeit IFSA-FHS 24

Institut für Modellbildung und Simulation IMS-FHS 26

Innovationszentrum St.Gallen IZSG-FHS 28

Institut für Angewandte Pflegewissenschaft IPW-FHS 30

Zentrum für Hochschulbildung ZHB-FHS 32

FHO Fachhochschule Ostschweiz 35

Adressen 36

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Forschung besitzt an der FHS St.Gallen einen hohen Stellenwert. Dabei soll das breite und tiefe wissenschaftliche und pra-xisorientierte Wissen der Mitarbeitenden genutzt werden. Unter Einbezug aller vier Fachbereiche – Gesundheit, Soziale Arbeit, Technik und Wirtschaft – greift die FHS St.Gallen verschiedene Fragestellungen auf und bearbeitet sie. Diese strategischen und interdisziplinären Forschungsschwerpunkte werden als «Leuchttürme» bezeichnet.

Ein Leuchtturm unterscheidet sich von «normalen» Kompetenzzentren, indem für besonders zukunftsrelevante Fragestellun-gen das Wissen und die Kompetenzen aller Fachbereiche genutzt werden, um inter-disziplinäre Lösungen zu erarbeiten. Ein Leuchtturm ist mehr als die Summe der einzelnen Institute, die dort mitforschen.

L e u c h t t ü r m e d e r Fo r s c h u n g

Interdisziplinarität – mehr als nur ein Schlagwort

In den einzelnen Hochschulinstituten ver-ortet, führen die Leuchttürme angewandte Forschungsprojekte durch und bieten pra-xisorientierte Dienstleistungen an. Sie fokussieren sich auf relevante Bereiche entlang der Schlüsselthemen der FHS St.Gallen:

Generationen Soziale Räume Nachhaltige Unternehmensentwicklung eSociety Innovations- und Komplexitäts- management

Zudem ist ein Leuchttum «Gesundheit und Lebensqualität» aktuell im Aufbau. Die fol-genden Seiten geben einen Überblick über die Forschungstätigkeit der Leuchttürme und informieren, wie sich die Ausrichtung der Forschung künftig gestalten soll.

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L e u c h t t u r m « G e n e r a t i o n e n »

Kompetenzzentrum GenerationenDas Kompetenzzentrum Generationen CCG-FHS bietet umfassende Forschung, Beratung und Weiterbildung zu Generationenthemen. Schwerpunkte sind Lebensphasen, intergenerationelle Beziehungen, neues Altern und Übergänge im Lebenslauf. Die wissenschaftliche Beratung rund um Generationenfragen spricht politische Gremien, Unternehmen oder soziale Organisationen an. Für sie und mit ihnen werden Generationenfragen analysiert und innovative umsetzbare Lösungen und Handlungsempfehlungen entwickelt. Der regionale und nationale Bezug und die internationale Forschungskooperation befruchten sich dabei gegenseitig.

Neues Altern, Lebensphasenübergänge und intergenerationelle BeziehungenEin erster Themenschwerpunkt des Kompetenzzentrums Generationen gilt dem «neuen Altern», etwa, wenn es um das Phänomen der Altersdiskriminierung geht oder um die Frage, wie ältere Menschen neue Medien nutzen. Aktuell widmen sich mehrere Forschungs- und Entwicklungs- sowie Consulting-Projekte dem «Wohnen im Kontext sozialer und technischer Assistenz». Als weiteren Schwerpunkt hat das Kompetenzzentrum die Wissenschaft und Praxis der Lebensalter im Fokus. Und zwar in einer integrierten Perspektive auf Indi-viduen, soziale Netzwerke und gesellschaftliche Bedingungen. Speziell interessieren die zunehmend problematisierten intergeneratio-nellen Beziehungen. So verändern sich mit den Vorstellungen des Alters auch frühere Lebensphasen. Deshalb beschäftigt sich das Kom-petenzzentrum beispielsweise auch mit kritischen Lebenssituationen von Kindern (ausserfamiliäre Unterbringung, Kindesschutz).

Das Team des Kompetenzzentrums Generationen ist interdisziplinär zusammengesetzt und bezieht für seine Projekte alle Fachbereiche der FHS St.Gallen mit ein. Dies ermöglicht ein individualisiertes Vorgehen mit umfassendem Blick auf die jeweilige Problemstellung.

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An der FHS St.Gallen gibt es einen Leuchtturm Generationen. Weshalb Generationen?«Generationen» ist ein integratives Thema, das quer über alle Politikfelder und Alters-kategorien verortet ist. Die Herausforde-rungen dieses Themas sind gross. Sie kön-nen nur im Konzert aller innovativen Kräfte aus allen Disziplinen und Erfahrungsberei-chen gestemmt werden.

Welche Relevanz hat das Thema Ge-nerationen für unsere Gesellschaft?Diese Thematik fordert die gesamte Gesell-schaft. Die demografischen Entwicklungen werfen beispielsweise vermehrt die Frage auf, wie ältere Mitarbeitende in der Ökono-mie optimal eingesetzt werden können. Zu diesem Thema könnten KMU in ein regi-onsbezogenes Generationenmanagement einbezogen werden. Das Thema Generati-onen wird damit auch zur Bildungsthema-tik: Lebenslang lernende Organisationen mit entwicklungsfähigen lernbereiten Men-schen – das ist eine Aufgabe, die wir so-wohl durch Bildungsangebote, aber auch durch Organisationsberatung fördern. Dass diese Querschnittsaufgabe nicht nur öko-nomischen Nutzen, sondern auch sozialen Mehrwert bringt, können wir heute wissen-schaftlich eindrucksvoll zeigen.

Unsere Gesellschaft wird immer älter. Welchen Einfluss hat diese Entwick-lung auf die Pflegeversorgung?

Die kürzlich veröffentlichte Studie des Schweizerischen Gesundheitsobservatori-ums macht klar, dass die Aufgaben bezüg-lich Pflegebedürftigkeit weiter rasant wachsen. Manchen Gemeinden und Städ-ten scheint erst durch die neue Pflegefi-nanzierung klar zu werden, wie sehr sie dies selbst angeht. Mehr Heime, mehr Spi-tex usw. allein werden es nicht richten. Mit die wertvollste, aber auch verletzlichste und für viele isoliertere Menschen gera-dezu exklusive Ressource ist die Generati-onensolidarität – und nicht nur die in den Familien.

Wo liegen die Themenschwerpunkte des Leuchtturms Generationen?Wie umfassend die Generationenperspek-tive ist, zeigen ein paar Beispiele: Nicht Einzelereignisse, sondern der Lebenslauf mit seinen Übergängen wird in den Blick genommen, wenn etwa unser DORE-Pro-jekt zu Pflegekindern fragt, was die Pflege-eltern zur Bewältigung von Statuspassagen im biografischen Verlauf beitragen. In ei-nem weiteren Projekt geht es darum, wie es gelingen kann, dass selbst stark De-menzerkrankte ohne eigenes soziales Netz bis zuletzt zuhause bleiben können und auch nicht beim Oberschenkelhalsbruch am Heiligabend ins Heim müssen. Dazu passt ein weiteres Projekt: Nach einem jah-relangen ziemlich perfekten Ausbau der so-zialen Dienste wird in einer grösseren Stadt systematisch versucht, den Wechsel «von

der Versorgungs- zur Mitwirkungsgesell-schaft» einzuleiten und untersucht, wie sich alle Generationen der Bevölkerung, Verwaltung und Politik dabei einbringen. Zusammen mit den Fachbereichen Technik und Gesundheit geht es in weiteren Projek-ten um innovative generationenübergrei-fende Wohnformen oder darum, wie neu-artige Kombinationen technischer und sozialer Assistenz autonomes Leben (AAL) flankieren können.

Wohin bewegt sich die Forschung, was sind die Trends?Manche der angesprochenen Ideen schei-nen zunächst nur mehr zu kosten. Ein wichtiger Trend in der aktuellen Sozial- forschung besteht darin, von diesem «Kosten»-Blick wegzukommen und den Nutzen genauer zu beziffern, wir sprechen hier von einer sozialökonomischen Nach-haltigkeit, von «investiver Sozialpolitik» oder vom «Social Return on Investment». Zukunftsträchtig ist der interdisziplinäre Blick auf integrierte Phänomene, auf lokale und sozialräumliche Entwicklungen, ohne den ein Denken in Generationenzusam-menhängen nicht funktioniert. In immer mehr Projekten beteiligen wir uns daran, entsprechende Konzepte und Modelle in die Tat umzusetzen und zu erproben. Wis-senschaftlich können wir immer eindrucks-voller belegen, wie sehr sich die Investition in tragfähige Generationenverhältnisse lohnt.

Hin zum «Social Return on Investment»

Interview mit Prof. Dr. habil. Ulrich Otto, Leiter Kompetenzzentrum Generationen

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L e u c h t t u r m « S o z i a l e R ä u m e »

Kompetenzzentrum Soziale RäumeDas Kompetenzzentrum Soziale Räume SR-FHS widmet sich aktuellen sozialräumlichen Fragestellungen wie der Zersiedelung und Segregation, den Nutzungskonflikten im öffentlichen Raum, neuen Lernformen aufgrund demografischer sowie technologischer Ver-änderungen oder Fragen des sozialen Zusammenlebens aufgrund von verstärktem internationalen Austausch bzw. veränderter Bedeu-tung tradierter Grenzen. Das Team des Kompetenzzentrums bietet fundierte Argumente, um politische Vorstösse zu untermauern oder Entwicklungsoptionen für Organisationen zu eröffnen. Weiter unterstützt das Kompetenzzentrum mit fachlich fundierter Expertise, da-mit sich Organisationen in ihrem Umfeld nachhaltig positionieren können. Ausserdem ermöglichen unsere zusammenhangsorientier-ten Lösungen eine ressourcenoptimierte Weiterentwicklung.

Wissensbasierte BegleitungWir begleiten Organisationen wissensbasiert in ihrem Entwicklungsprozess. Fragestellungen werden spezifisch für den jeweiligen Kon-text geprüft, damit sich ein passgenaues Angebot erstellen lässt. Das Spektrum reicht dabei von einer Evaluation oder wissenschaft-lichen Begleitung und Beratung bis zur Einbindung der Fragestellung in ein Studierendenprojekt. Spezifisch ist dabei unser sozialräum-licher Blick, der stets die Zusammenhänge zwischen Orten, Strukturen und Menschen fokussiert und dadurch neue Handlungsperspektiven eröffnet. In Beratungs- und Entwicklungsprozessen arbeiten wir partizipativ nach dem Prinzip «Betroffene wer-den Beteiligte». Das erworbene Wissen integrieren wir anschliessend in den laufenden Entwicklungsprozess. Ergebnisse können ein Leitbild, ein Konzept, eine massgeschneiderte Weiterbildung, der Aufbau oder die Stärkung sozialer Netze, neue Kooperationsformen innerhalb und ausserhalb der Verwaltung, die Bearbeitung von Interessenskonflikten in Gemeinden oder die Etablierung neuer Betei-ligungsformen sein.

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Herr Reutlinger, an der FHS St.Gallen gibt es einen Leuchtturm Soziale Räume. Was sind Soziale Räume und weshalb ist der Leuchtturm interdis-ziplinär verortet?Ab 1980 haben verschiedene gesellschaft-liche Entwicklungen bis dahin bekannte Grenzen immer mehr aufgebrochen. Solche Entwicklungen sind beispielsweise stärkere Mobilität, Migration, Zersiedelungstenden-zen, demografischer Wandel oder die ver-änderte Auseinandersetzung um die Nut-zung des öffentlichen Raumes. Das fordert eine neue Beschäftigung mit Grenzen für die Zukunft. Das Forschungsfeld Soziale Räume befasst sich mit diesen neuen Ori-entierungsrahmen, indem es gesellschaftli-che Entstehungs-, Veränderungs-und Ent-wicklungsprozesse und deren räumliche Bezüge ins Zentrum der Betrachtung rückt. Räume sind das Ergebnis sozialer Praktiken verschiedenster Akteure. Hier kommt die an unserer Hochschule interdisziplinäre Verortung des Leuchtturms ins Spiel. Erst ein erweiterter Blick auf räumliche, soziale und steuerungslogische Dimensionen ver-mag sozialräumliche Fragestellungen voll-umfänglich zu erfassen.

Wo liegen die Themenschwerpunkte des Leuchtturms Soziale Räume?Wir befassen uns vor allem mit Bildungs-räumen, Stadt-, Regional- und Agglomera-tionsräumen, Kinder- und Jugend- sowie Transnationalen Räumen.

Welche Fragen beschäftigen den Leuchtturm im Bereich Bildungs-räume?Im Bildungsraum erfordern demografische Veränderung sowie ein technologischer, so-zialer und räumlicher Wandel neue Formen des Lehrens und Lernens. Dazu müssen Räume geschaffen werden, die auch neue Bildungsprozesse ermöglichen. Wir be-schäftigen uns beispielsweise damit, wie auf aktuelle gesellschaftliche Herausforde-rungen im Bildungsraum reagiert werden kann oder wie Schulen gestaltet werden können, damit sie den Anforderungen ak-tueller Lehr- und Lernformen entsprechen. Die Bedeutung der Schule für das Quartier ist ebenfalls ein wichtiges Thema.

In welcher Hinsicht sind Siedlungs-räume ein Thema?Es gibt Tendenzen wie Zersiedelung oder Segregation. Diese Herausforderungen er-fordern von kommunaler und regionaler Politik neue Entwicklungsperspektiven. Es stellen sich Fragen, wie das Zusammenle-ben neu gestaltet werden kann und wie über räumliche Planung Siedlungsentwick-lung nachhaltig gestaltet werden kann.

Spielt hier auch das Altern der Ge-sellschaft eine Rolle?Wie Menschen die Möglichkeiten ihres Wohnumfeldes wahrnehmen, variiert stark und verändert sich mit zunehmendem Al-ter. Verschiedene Lebensstile und Lebensal-

ter münden in verschiedene Ansprüche an Siedlungsräume und Wohnquartiere. Pro-zesse der Orts-, Stadt- und Agglomerati-onsentwicklung versuchen auf diese aktu-ellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu reagieren und haben umgekehrt wieder Auswirkungen auf das soziale Zusammen-leben. Weil unsere Gesellschaft immer älter wird, ist es wichtig, auch ein spezielles Au-genmerk auf Kinder- und Jugendräume zu richten und ein Miteinander der Generati-onen auszuloten. Im Themenbereich Ju-gendräume befassen wir uns beispiels-weise damit, wie sich Jugendangebote mit den Bedürfnissen unterschiedlicher Bevöl-kerungsgruppen und insbesondere junger Menschen abstimmen lassen und wie bei Konflikten mit anderen Nutzergruppen agiert werden kann.

Wohin bewegt sich der Forschungs-bereich Soziale Räume, was sind die Trends?Es gibt unterschiedliche Tendenzen. Ich würde sagen, dass durch finanzielle und politische Bedingungen, beispielsweise die Finanzkrise, alte Grenzen wieder wichtig werden. So beobachtet man aktuell, dass die Grenzen der Nationalstaaten wieder mehr Gewicht erhalten. Das ist ein gegen-läufiger Prozess zum freien Kapitalismus. Es kommen wieder Einheiten zum Tragen, von denen wir uns bereits seit längerer Zeit verabschiedet haben.

Mobilität, Migration und Zersiedlung begegnen

Interview mit Prof. Dr. habil. Christian Reutlinger, Leiter Kompetenzzentrum Soziale Räume

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Nachhaltigkeit ist einer der zentralen Trends, die die Zukunft von Unternehmen beherrschen werden, um ihr langfristiges Bestehen zu sichern. Dazu müssen unterschiedliche, oft in Konflikt stehende Interessen in eine Balance gebracht werden. Ziel des Leuchtturms «Nachhaltige Unternehmensentwicklung» ist es, Ansatzpunkte der Nachhaltigkeit zu erforschen und zu strukturieren. Diese sollen für Unternehmen, Studierende und die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden und pragmatisch umsetzbar sein. Daran arbeiten Per sonen aller Fachbereiche der FHS St.Gallen, die Gesamtleitung liegt beim Institut für Unternehmensführung IFU-FHS sowie beim Institut für Qualitätsmanagement und Angewandte Betriebswirtschaft IQB-FHS.

Was ist Nachhaltigkeit?In den vergangenen Monaten ist Nachhaltigkeit ins Zentrum des allgemeinen Interesses gerückt. Oft wird das Thema mit einem um-weltbewussten, «grünen» Verhalten verbunden. Doch Nachhaltigkeit ist erheblich mehr. Sie setzt bei einer grundsätzlichen Denk- und Verhaltensweise von Individuen, Unternehmen und Gesellschaften an. Es geht im Kern um den bewussten, längerfristigen Umgang mit knappen Ressourcen jeglicher Art. Nachhaltigkeit steht damit für verantwortungsvolles Handeln, das auf den langfristigen Erhalt von Ressourcen und Systemen setzt, anstatt sich an einer kurzfristigen Nutzung zu orientieren. Im Mittelpunkt stehen ökonomische, so ziale und ökologische Interessen.

Umsetzung von NachhaltigkeitNachhaltiges Wirtschaften setzt zudem voraus, dass sich Organisationen kontinuierlich weiterentwickeln, um sich entweder an neue Gegebenheiten anzupassen oder um diese aktiv zu beeinflussen. Vor diesem Hintergrund lassen sich Wandel / Innovativität sowie Sta-bilität / Kontinuität nicht mehr gegeneinander ausspielen, sondern sind gleichermassen bedeutsam und müssen in ein günstiges Ver-hältnis gebracht werden. Möglichkeiten zur Steuerung von Wandel / Innovativität und Stabilität / Kontinuität liegen in den Werthaltun-gen, Kompetenzen und Koordinationsmechanismen von Unternehmen.

L e u c h t t u r m « N a c h h a l t i g e U n t e r n e h m e n s e n t w i c k l u n g »

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Warum nimmt sich die FHS St.Gallen dem Thema «Nachhaltigkeit» an? Kugler: Zahlreiche globale Ereignisse und Signale aus der unternehmerischen Praxis zeigen, dass Nachhaltigkeit ein hochaktu-elles und wichtiges Thema ist. Besonders deutlich wird dies an unerwarteten und kaum zu beherrschenden Ereignissen, die durch den Menschen verursacht sind und zu weitreichenden Konsequenzen führen, wie zum Beispiel die globale Finanzkrise der letzten Jahre. Gleichzeitig wissen wir aber noch viel zu wenig über die oft kom-plexen Zusammenhänge.Olbert-Bock: Die vielen Veränderungen der vergangenen Jahre erfordern neue Denk-weisen, Handlungsmuster und Verhaltens-weisen. Wir gehen davon aus, dass mit zu-nehmendem Wissen und weiteren beunruhigenden Erkenntnissen um lang-fristige Ursache-Wirkungszusammenhänge das Bewusstsein um die grosse Bedeutung von «Nachhaltigkeit» weiter steigen wird und dass das Thema mehr als eine Mode-erscheinung ist. Auch wird «Nachhaltig-keit» bisher primär mit ökologischem Den-ken und Handeln verbunden. Tatsächlich verbirgt sich dahinter erheblich mehr.

Nachhaltigkeit ein viel gebrauchtes Wort – wie muss man sich das im Kontext dieses Forschungs-Leucht-turms vorstellen?Olbert-Bock: Nachhaltigkeit setzt bei den gängigen Denk- und Verhaltensweisen von

Individuen, Unternehmen und Gesellschaf-ten an und hinterfragt ihre Auswirkungen. Es geht im Kern um den bewussten, län-gerfristigen Umgang mit knappen Ressour-cen jeglicher Art. Nachhaltigkeit steht da-mit für verantwortungsvolles Handeln, das auf den langfristigen Erhalt von Ressour-cen und Systemen setzt, anstatt sich an ei-ner kurzfristigen Nutzung zu orientieren. Kugler: Eine zentrale Rolle spielen dabei Wechselwirkungen, also sogenannte «Trade-offs», die heute nicht immer be-wusst wahrgenommen werden. Ausser dem Zusammenspiel kurz- und langfristiger Wirkungen, oder Wandel und Stabilität sind dies auch unterschiedliche Interessen und Perspektiven. Im Allgemeinen wird un-terschieden zwischen ökonomischen, sozi-alen und ökologischen Interessen, die im-mer wieder neu ausbalanciert werden müssen. Nur selten wird es gelingen, gleichzeitig alle Ziele in ausgewogenem oder optimalem Masse zu erreichen.

Als Ziel wird «Interdisziplinarität» ausgegeben – wie kann sich ein an-derer Fachbereich in diesen betriebs-wirtschaftlichen Kernbereich einbrin-gen?Olbert-Bock: Im Bereich der «Nachhaltig-keit» zeigt sich immer wieder, wie sehr ökonomische Belange eng mit sozialen und ökologischen verknüpft sind. Viele Prob-lemstellungen resultieren erst aus einer über die Jahre sehr einseitigen Handlungs-

oder Betrachtungsweise. Infolge extrem komplexer Zusammenhänge und ihren Ur-sache-Wirkungsbeziehungen, reicht es nicht aus, eine einzelne Perspektive isoliert einzunehmen und an bestehenden Stan-dards festzuhalten. Vielmehr müssen ver-schiedene Wissensbereiche verknüpft wer-den, damit neue Lösungen entstehen.Kugler: Das ist per se kein leichtes Unter-fangen, denn traditionell arbeiten die ver-schiedenen Disziplinen mit eigenen gelern-ten Denkweisen, Begriffen und Praktiken, die in der Ausbildung oder in der Praxis so-zialisiert werden. Wir müssen also zunächst bereichsübergreifend eine gemeinsame Sprache und gemeinsame Handlungswei-sen entwickeln, um die heutigen Heraus-forderungen überhaupt begreifen und dann innovativ lösen zu können.

Und was für einen Forschungsbeitrag leistet die FHS St.Gallen?Kugler: Wir stehen noch am Anfang zahl-reicher vielversprechender und denkbarer Projekte. Die Themenvielfalt ist dabei sehr gross. Forschungsprojekte werden generell durch ein oder mehrere Institute der FHS St.Gallen durchgeführt, meist in enger Zu-sammenarbeit mit Unternehmen.Olbert-Bock: Selbstverständlich sind Nach-haltigkeitsdiskussionen auch ein konstan-ter Gegenstand unserer Lehrveranstaltun-gen. Gerade hier zeigt sich, dass die Studierenden viel Information und Raum für Diskussionen brauchen.

Nachhaltigkeit keine Modeerscheinung

Interview mit Dr. Petra Kugler und Prof. Dr. Sibylle Olbert-Bock, Co-Leiterinnen Kompetenzzentrum Nachhaltige Unternehmensentwicklung

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L e u c h t t u r m « e S o c i e t y »

Digitale Technologien verändern unsere Lebens- und Arbeitswelt zunehmend. Mit dem strategischen und interdisziplinären Forschungs-schwerpunkt eSociety leistet die FHS St.Gallen ihren Beitrag zu den Herausforderungen der Informationsgesellschaft. eSociety entwi-ckelt innovative, praxisnahe Lösungen in konkreten Anwendungskontexten. Der FHS-Leuchtturm eSociety startete im Herbst 2009 un-ter Federführung des Instituts für Informations- und Prozessmanagement IPM-FHS. Er will einen Beitrag zu den Herausforderungen der entstehenden Informationsgesellschaft leisten.

Fachbereichsübergreifend und interdisziplinärInnovative Lösungen für die Entwicklung der Informationsgesellschaft sind per se interdisziplinär und können deswegen kaum sinnvoll von nur einer fachlichen Disziplin entwickelt werden. Deshalb werden unter Einbezug aller vier Fachbereiche an der FHS St.Gallen Frage-stellungen interdisziplinär und institutsübergreifend bearbeitet sowie Antworten entwickelt. Dabei steht das Individuum im Mittelpunkt der Überlegungen: als Bürger, als Mitarbeiterin, als Konsument, als Patientin, als Mensch in seinem sozialen Umfeld.

Kombination von methodischem und funktionalem WissenIm Rahmen des FHS eSociety-Leuchtturms werden innovative Lösungen in konkreten Anwendungskontexten entwickelt; einerseits pra-xisnah, andererseits konzeptionell und methodisch fundiert. Dazu wird methodisches und funktionales Wissen zielgerichtet mit dem notwendigen explizit vorliegenden Wissen kombiniert.

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Warum nimmt sich die FHS St.Gallen der Thematik eSociety an?Die eSociety ist Realität und Alltag. Selbst Personen, die kein Internet, keine Web-2.0-Anwendungen oder mobile Geräte verwen-den, sind von Netzwerken umgeben, in denen die Informationen kontinuierlich fliessen. Durch die neuen Technologien, die praktisch von überall und jederzeit den Zugriff aufs Internet erlauben und so eine ständige Erreichbarkeit ermöglichen, ent-stehen einerseits neue Chancen für Ge-schäfts modelle und Branchen. Andererseits entstehen aber auch Risiken und Heraus-forderungen. Der Umgang mit dieser Infor-mationsflut, der Beliebigkeit der Informatio-nen und der Einsatz dieser Technologien haben nämlich grosse soziokulturelle Auswir-kungen. So benötigt man z.B. eine gewisse Medienkompetenz, um mit dieser Allgegen-wärtigkeit und Beliebigkeit der Information verantwortungsvoll umgehen zu können.

Welchen Beitrag leistet die FHS St.Gallen in diesem Zusammenhang?Wir sind mit unseren vier Fachbereichen prädestiniert, um solche interdisziplinären Fragestellungen in allen Dimensionen zu beleuchten. Unsere strategische Ausrich-tung ermöglicht es uns, die komplexe The-matik einerseits von einer technologischen Warte aus zu analysieren, andererseits ha-ben wir ebenfalls die Kompetenz, Auswir-kungen auf die soziale und gesundheitliche Dimension zu bearbeiten.

Informationen sind beliebig und allgegenwärtig verfügbar

Können Sie uns einige beispielhafte Produkte oder Dienstleistungen er-läutern, die im Rahmen von eSociety entstehen?Anwendungsmöglichkeiten im wirtschaftli-chen Bereich entstehen z.B. durch den ver-stärkten Einsatz von sozialen Netzwerken. Der Einsatz von Social Medias für Unter-nehmen steckt noch in den Kinderschuhen. Zum einen können soziale Netzwerke für Marketing und Vertrieb eingesetzt, zum an-dern kann das interne Wissensmanage-ment ausgebaut werden. Im Gesundheits-bereich entsteht grosses Potenzial in der Kollaboration von verschiedenen Institutio-nen, etwa in der intersektoralen Zusam-menarbeit von medizinischen Leistungser-bringern. Im Rahmen eines Forschungs- projektes haben wir beispielsweise mittels einer Patientenselbstmanagement-Platt-form einen institutionsübergreifenden Be-handlungsprozess definieren können, der Spitäler, Ärzte und Pflege bei der Bekämp-fung von chronischen Krankheiten zusam-menführt. Ein weiteres Beispiel, das sowohl für die Gesundheit als auch für die Soziale Arbeit Relevanz hat, ist das sogenannte selbstbestimmte Wohnen. Mit Überwa-chungs- und Unterstützungstechnologien können Seniorinnen und Senioren damit länger zu Hause betreut werden.

Ein wichtiges Thema im Zusammen-hang mit eSociety ist der Sicherheits- und Datenschutzaspekt. Wie wird das in Ihrer Forschung berücksichtigt?Diese beiden Punkte stellen zwei grosse Herausforderungen dar, eröffnen für sich schon ein grosses Forschungspotenzial. Aber auch hier ist eine ganzheitliche Sicht notwendig, die eindimensionale Betrach-tung, z.B. der technischen Aspekte, würde viel zu kurz greifen. In den verschiedenen Instituten haben wir aber die Kompeten-zen, um derartige komplexe Fragestellun-gen anzugehen. Einzig der juristische As-pekt wird von unserer Fachhochschule nicht abgedeckt.

Wie schafft man es, durch neue Tech-nologien auch ältere Leute anzuspre-chen, die nicht als technikaffin gel-ten?Interessanterweise stellen in der Schweiz die 35- bis 50-Jährigen die grösste Inter-netnutzergruppe. Somit trifft es nur teil-weise zu, dass die Nutzung moderner Tech-nologien nur bei den Jüngeren Anklang findet. Immer häufiger kommen Produkte auf den Markt, deren Benutzung sich auf Basis moderner Technologien sehr intuitiv und somit einfach gestalten. Dadurch wird die Eintrittshürde für weniger versierte User gesenkt, den «Silver Surfern», also den «älteren Semestern» der Zugang zu modernen Kommunikations- und Informa-tionstechnologien zunehmend ermöglicht.

Interview mit Prof. Dr. Rainer Endl, Leiter Kompetenzzentrum eSociety

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L e u c h t t u r m« I n n o v a t i o n s - u n d Ko m p l e x i t ä t s m a n a g e m e n t »

Aktuelle wirtschaftliche wie gesamt-gesellschaftliche Entwicklungen zeigen, dass die Komplexität in fast allen Kontexten unseres All-tages zugenommen hat. Jede Entwicklung, jede Innovation wird aufgrund ihrer komplexen Zusammenhänge und Abhängigkeiten im-mer schwerer vorhersehbar und bewegt sich zwischen Chance und Katastrophe. Entscheide mit mangelnder Vorhersehbarkeit, aber weitreichender Konsequenz sind denn auch ein Horror für jene, die diese Entscheidung treffen müssen. Wie kann man über das prinzi-piell Unbekannte verantwortungsvolle Entscheide treffen, ohne das Entscheidungsfeld den Hazardeuren und Glaskugeln zu überlas-sen? Verantwortungsvolle Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger verstehen das eigene Entscheidungssystem, indem sie Einflussfaktoren, Stell- und Hebelgrössen mit ihren Wirkungen, Dynamiken und Abhängigkeiten kennen. Am Institut für Modellbildung und Simulation können diese Kompetenzen, Instrumente und Methoden für komplexe Entscheidungssituationen bezogen werden. Die Konzepte berücksichtigen technologische, ökonomische, soziale Einflussfaktoren. Daraus lassen sich Stresstests für vergangene Ent-scheidungen sowie Entscheidungsunterstützung für künftige Entwicklungen und Neuerungen ableiten.

Nutzenorientierung mit Lösungssuche in CommunitiesUnd wie kommt man zum spezifisch Neuen? Gute Lösungen sind oftmals neue Lösungen für bekannte Probleme oder bekannte Lösun-gen für neue Probleme. Am Innovationszentrum werden in Kooperation mit anderen Instituten solche Lösungen entwickelt. Entsprechend der Design Thinking Methode arbeiten interdisziplinäre Teams an nutzerorientierten Lösungsansätzen. Erweitert wird die Lösungs suche durch breite und vielfältige Communities, die nicht nur Neues entwickeln, sondern auch dessen Akzeptanzaspekte beurteilen. Unsere Welt ist komplex, wer sie verändern will, muss mit Komplexitäts- und Innovationsmanagement umgehen können.

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Warum verbindet die FHS St.Gallen Innovation mit Komplexitätsmanage-ment?Wir erleben momentan eindrücklich, was die Schuldenkrise Europas mit dem Schwei-zer Franken macht und damit der Exportin-dustrie erhebliche und wohl auch nachhal-tige Schäden zuführt. Gleichzeitig haben wir noch die Bilder von Fukushima vor uns, die innert Wochen unsere Perspektive auf die Umwelt und unsere Lebensgrundlagen verändert haben. Zudem sehen wir, wie grosse Wirtschaftsmächte vor dem Staats-bankrott stehen. Was gestern galt, gilt heute nicht mehr; was morgen gelten soll, ist Gegenstand komplexer Wirkungszusam-menhänge. Es ist spürbar Zeit für Verände-rungen, für neue Entwicklungen von Inno-vationen in einer komplexen und schwer vorhersehbaren Welt. Oder einfach gesagt: Wir brauchen Innovationen, um weiterzu-kommen. Aber die Ausgangslage ist eben nicht einfach, sondern komplex. Deshalb verbinden wir die Themen Innovations- und Komplexitätsmanagement.

Alle reden heute von Innovation – Ist das Thema denn noch aktuell?In der Tat reden heute viele von Innovatio-nen. Man hat manchmal den Eindruck, in-novativ zu sein, wirke selbstimmunisierend: Jeder muss es sein, jeder scheint es zu sein – viele aber eben nur scheinbar. Dabei ge-hen die meisten von zwei Grundannahmen aus: Erstens entstehen Innovationen, wenn

«Wir brauchen Innovationen, um weiterzukommen»

man nur lange genug darüber nachdenkt und, zweitens, Innovationen sollen den Un-ternehmen sichere Erfolge einfahren. Dazu gibt es zwei schlechte und eine gute Nach-richt: Innovationen sind, wie der Name sagt, Neuheiten. Es kann nicht aus der Ver-gangenheit gedacht werden, auch wenn man noch so lange darüber nachdenkt. Zu-dem sind Innovationen riskant – wobei das Risiko ohnehin eine Konstante im unter-nehmerischen Alltag ist. Die gute Nach-richt: Innovationen lassen sich als produk-tive Zu- und Einfälle fördern, und es gibt Methoden, das Innovationsrisiko zu redu-zieren und bessere Entscheidungen zu tref-fen.

Was ist das Besondere an der Innova-tionsförderung durch die FHS?Wir begleiten mit verschiedenen Instru-menten den gesamten Innovationsprozess. Wir nennen dieses Repertoire «Traven-ture», was zum einen auf «Trans» beruht, also auf der Verbindung von Disziplinen, von Benutzern und Entwicklern, aber auch von Wissenschaft und Praxis. Zum anderen birgt es in sich die Wortwurzel «venture», die auf das unternehmerische Abenteuer jeder Innovation verweist. Ein wichtiger Be-standteil unseres Innovationsverständnis-ses ist der frühzeitige Einbezug von dezen-tralen Expertenmeinungen, Fach- oder Nutzer-Communities. Innovation ist somit ein kooperativer Prozess aller, vom Ent-wickler bis zum Kunde. Wir nennen das

I-Collaboration. Weiteres besonderes Merk-mal ist die interdisziplinäre Teamzusam-mensetzung im Innovationsprozess. Hier sind wir durch die verschiedenen Fachdis-ziplinen an unserer Hochschule in einer komfortablen Lage, auf unterschiedliche Marktfragen vernetzt zu antworten.

Zurück zur komplexen Fragestellung – worin liegt hier das Entscheidungs-problem?Eigentlich sind fast alle Entscheidungen komplex und herausfordernd, deren Folgen aufgrund unterschiedlicher Einflüsse, ge-genseitiger Abhängigkeiten und den ge-fürchteten Rückkoppelungseffekten schwer vorhersehbar sind. Die meisten unterneh-merischen Investitionen, seien dies Anla-gen, Produktionsstätten, Lieferbereitschaft, neue Produkte usw. sind komplex. Oftmals geht es dabei darum, das Optimum zu ent-scheiden - beispielsweise bessere Qualität bei weniger Zeit und tieferen Kosten. Manchmal kann man sich aber auch kei-nen Fehlentscheid erlauben, weil er einen finanziell in Engpässe oder zu Krisen führt. Denken Sie dabei an Kernkraftwerke oder an die Einsatzbereitschaft der Ambulanz. Solche Fälle erlauben keine Versuchs-Irr-tums-Methoden. Doch auch hier gibt es eine gute Nachricht: Wir verfügen über ein ganzes Repertoire an Modellierungs- und Simulationsmethoden, die auf all diese Fra-gestellungen ein Entscheidungsoptimum berechnen können.

Interview mit Prof. Dr. Sebastian Wörwag, Rektor

Kommission für Technologie und Innovation KTI

Als Förderagentur für Innovation des Bundes unterstützt die KTI die anwendungs orientierte Forschung und Entwicklung, die Pro-motion des Unternehmertums sowie den Aufbau von Jungunternehmen. Mit thematischen und regionalen Netzwerken und Platt-formen hilft sie den Wissens- und Technologietransfer zu optimieren.

Im Folgenden werden mehrere «KTI-Projekte» beschrieben. Sie geniessen die Unterstützung der Förderagentur.

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Die Institute der FHS St.Gallen erfüllen mit ihrer angewandten Forschung und Entwicklung sowie ihren Dienstleistungen einen wichti-gen Auftrag für Wirtschaft und Gesellschaft. Im Auftrag von Unternehmen, Institutionen und der öffentlichen Verwaltung realisieren sie Forschungs- und Entwicklungsprojekte und tragen Forschungsergebnisse zurück in die Praxis. Studierende erhalten durch die Ein bindung der Institute in die Lehre Zugang zu aktuellsten Lösungsansätzen. Im Rahmen ihrer Dienstleistungsprojekte bieten sie zudem wertvolle Impulse und innovative Problemlösungen für gesellschaftliche, wirtschaftliche und technische Problemstellungen.

Die folgenden Seiten stellen die sechs Institute der FHS St.Gallen und zwei Forschungszentren vor.

Institut/Forschungszentrum

Institut für Unternehmensführung IFU-FHS Institut für Informations- und Prozessmanagement IPM-FHS Institut für Qualitätsmanagement und Angewandte Betriebswirtschaft IQB-FHS Institut für Soziale Arbeit IFSA-FHS Institut für Modellbildung und Simulation IMS-FHS Innovationszentrum St.Gallen IZSG-FHS Institut für Angewandte Pflegewissenschaft IPW-FHS Zentrum für Hochschulbildung ZHB-FHS

I n s t i t u t e d e r F H S S t . G a l l e n

Wirtschaft und Gesellschaft mitgestalten

Festangestellte 2010

14178

22109

123

Gesamtumsatz 2010 in CHF

2‘825‘0552‘810‘6751‘794‘3312‘269‘7771‘209‘1081‘276‘7351‘141‘187

384‘718

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Beim Wort genommen

Prof. Dr. Roland WaibelInstitutsleiter

«Ich bin stolz, dass das IFU-FHS es seit der Gründung vor sechs Jahren geschafft hat, mehrere grössere KTI-Forschungspro-jekte erfolgreich zu aquirieren und gleich-zeitig auch substanziell Dienstleistungs-Aufträge abzuwickeln. Wichtig für das IFU-FHS ist es, in Zukunft noch etwas zu wachsen, um die kritische Grösse für die Umsetzung des vierfachen Leistungsauf-trags in allen Kompetenzzentren Finan-zen, Marketing und Strategie zu errei-chen.»

Gerade klein- und mittelständige Unternehmen haben oft beschränkte Ressourcen für zu-kunftsgerichtete Ansätze in Bereichen wie Strategieentwicklung, Controlling, Produktent-wicklung oder Mitarbeiterführung. Das Beratungs- und Forschungsangebot ist selten auf ihre spezifischen Bedürfnisse ausgerichtet. Das Institut für Unternehmensführung IFU-FHS konzentriert und bündelt das an der FHS St.Gallen vorhandene Wissen in den Kom-petenzfeldern Strategisches Unternehmertum, Finanzen und Controlling sowie Marketing und Unternehmenskommunikation.

Kompetenzzentren

Finanzen und ControllingForschungs- und Beratungsschwerpunkte in Performance Management, Risiko- und Finanzmanagement, da finanzielle Aspekte immer schwieriger und komplexer werden.

Marketing und UnternehmenskommunikationHauptaufgabe liegt darin, Produkte und Dienstleistungen im Bewusstsein der Kunden und weiterer Anspruchsgruppen als nutzenstiftend zu positionieren.

Strategisches UnternehmertumBietet Scharnierfunktion zwischen dem praktischen Geschäftsalltag in KMU und neues-ten wissenschaftlichen Erkenntnissen, um nicht nur kurzfristig, sondern nachhaltig Wett-bewerbsvorteile zu erzeugen.

Dienstleistungsangebot

Finanzen und Controlling

Performance Management Internes Kontrollsystem IKS für KMU,

Gemeinden und öffentliche Verwal-tungen

Finanzmanagement und Finanz-anlagen (Corporate Finance)

Mergers & Acquisitions Unternehmensbewertung Investitionsbeurteilung Business Plan Erstellung / Coaching /

Controlling

I n s t i t u t f ü r U n t e r n e h m e n s f ü h r u n g I F U - F H S

Marketing und Unternehmens-kommunikation Erfa-Gruppe: Social Media Marketing

in der Praxis Intensivseminar: Erfolg durch Social

Media Marketing Strategisches Marketing-Manage-

ment Produkt- und Brand-Management Markenführung und Kommunikation Bedürfnisanalyse und Kunden-

akzeptanztests Markteinführungsstrategien

Strategisches Unternehmertum

Strategieüberprüfung und Weiterent-wicklung zur Strategie 2.0

(Neu-)Positionierung auf dem Markt und Wettbewerbsstrategie

KMU-Check – St.Galler Management Cockpit

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Fo r s c h u n g s p r o j e k t

Das Institut für Unternehmensfüh-rung IFU-FHS präsentierte seinen zweiten Unternehmensspiegel Ost-schweiz – eine Studie zum betriebs-wirtschaftlichen Fitnessstand der Ge-werbebetriebe.

Wie fit ist das eigene Unternehmen oder die Branche bei betrieblichen Erfolgsfak-toren im Vergleich? Das Institut für Unter-nehmensführung der FHS St.Gallen initi-ierte 2009 die Studie «Unternehmens-spiegel Ostschweiz» mit dem Ziel, Unter-nehmen Daten über Branchenteilnehmende weitergeben zu können. Via Online-Befra-gung wurden qualitative Einschätzungen zu betriebswirtschaftlich relevanten Kern-grössen sowie quantitative Werte zu finan-ziellen Schlüsselkennzahlen von 450 Ge-werbebetrieben erhoben. 2010 wurde die Studie wiederholt mit dem Ziel, über einen breiten betriebswirtschaftlichen Datensatz in der Ostschweiz Zeitreihen und Entwick-lungen aufzuzeigen. Die Studie wurde un-ter dem Patronat der Gewerbeverbände St.Gallen, Thurgau und beider Appenzell durchgeführt. Die Präsentationsanlässe wurden durch die Raiffeisenbank St.Gallen und die Appenzeller Kantonalbank gespon-sert.

Weniger Umsatzwachstum, mehr Rendite Während das Gewerbe im Vorjahr beim Umsatzwachstum durchschnittlich noch

über fünf Prozent zulegen konnte, lag der häufigste Wert 2010 im Bereich null bis fünf Prozent. Schaut man die Werte im De-tail an, orten die Gewerbebetriebe eher bei internen Erfolgsfaktoren Stärken. Der durchschnittliche Gewerbebetrieb hat eine hohe Leistungsqualität, ausgeprägte Kern- kompetenzen und entsprechend zufriedene und treue Kunden. Er kann auf zufriedene Mitarbeitende bauen und ist gut mit Eigen-kapital finanziert. Relativ am schlechtesten, aber immer noch mit dem Attribut «zufrie-denstellend» schätzen sich die Unterneh-men hinsichtlich Neukunden sowie Effizi-enz und Change Management ein. Auch finanzielle Grössen wie die Umsatzrendite werden als zufriedenstellend bis gut ta-xiert. Um eine Einschätzung der unterneh-merischen Rahmenbedingungen zu erhal-ten, fragte die Studie auch nach externen Faktoren. Diese werden kritischer gesehen. Zufriedenstellend schneiden das Marktpo-tenzial sowie die Verfügbarkeit von Kredi-ten ab. Relativ am schlechtesten fallen die Werte bei Gesetzgebung und Administra-tion aus. Anders als im Vorjahr stufen die Befragungsteilnehmenden auch die Preis-entwicklung von Rohstoffen und Energie als kritisch ein.

Handel und Gastronomie im Vorteil gegenüber Bau und verarbeitendes GewerbeWelche Branchenunterschiede bestehen? Die Rangliste hinsichtlich Finanzerfolg führt

wiederum die Immobilienbranche an, ge-folgt von verschiedenen Dienstleistungska-tegorien. Von den grossen Branchen konn-ten sich insbesondere der Handel und das Autogewerbe verbessern. Die Branchen mit den meisten Teilnehmern – Bau und produ-zierendes Gewerbe – liegen etwas tiefer als im Vorjahr im unteren Mittelfeld. Eher unerwartet ist, dass Gastronomie und Ho-tellerie sich vom letzten Platz absetzen konnten. Vorteile für Appenzell Innerrhoden, Nachteile für ExportlastigeDie Unterschiede zwischen den Kantonen sind geringer als zwischen den Branchen, aber doch grösser als im Vorjahr: Ins-gesamt weisen die Betriebe aus Appenzell Innerrhoden die besten Finanzwerte auf, gefolgt von Thurgauer, St.Galler und Aus-ser rhoder Unternehmen. Bei den Innerrho-der Betrieben sind die Einschätzungen hin-sichtlich Kommunikation, Innovation und Vertriebskanäle besser, ebenso im Bereich von Arbeitszufriedenheit, Unternehmens-kultur und Personalentwicklung.

Ein markanter Unterschied besteht beim Finanzerfolg, schaut man die Exportorien-tierung der Unternehmen an: Betriebe, die mehr als 80% exportieren, weisen mit Abstand die tiefsten Finanzwerte auf. Die Schwäche von Euro und Dollar hat hier of-fensichtlich tiefe Spuren in den Ergebnissen hinterlassen.

Unternehmensspiegel Ostschweiz etabliert

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Beim Wort genommen

Prof. Dr. Sibylle MinderInstitutsleiterin a.i.

«Es ist eine schöne Bestätigung, dass das Koordinationsorgan des Bundesamts für Gesundheit dem IPM-FHS den Auftrag er-teilt hat, gemeinsam mit der Berner Fach-hochschule die Modellversuche zur Um-setzung der eHealth-Strategie des Bundes zu evaluieren. Daraus wird ersichtlich, dass sich das Institut mit dem breiten Mix an Kompetenzen als führendes Schweizer Hochschulinstitut in e-Health in der Be-wältigung der aktuellen gesellschaftli-chen Herausforderungen profiliert.»

Das Institut für Informations- und Prozessmanagement IPM-FHS hat 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ein breites Spektrum an Kompetenzen abdecken, die das Institut im Schnittpunkt zwischen Wissenschaft, technologischer Innovation, Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit positionieren. Das IPM-FHS ist inhaltlich verantwortlich für die Studienrich-tung Wirtschaftsinformatik im BSc in Business Administration. Ferner engagiert sich das Institut in der Weiterbildungsstufe des Fachbereichs Wirtschaft und ist verantwortlich für den Master of Advanced Studies in Business Information Management und den Master of Advanced Studies in Process Engineering.

Schwerpunkte

ReferenzmodellierungMethoden und Werkzeuge für die Erstellung, Anpassung und Wiederverwendung von Refernzmodellen, als ein Instrument zur Effizienz- und Qualitätssteigerung.

Organisationsübergreifende Prozess- und KollaborationsunterstützungKonzepte der organisationsübergreifenden Prozess- und Kollaborationsunterstützung, um deren Einsatz in Anwendungssystemen durch entsprechende Werkzeuge zu unterstützen.

Semantische Technologien für die InformationsversorgungParadigmenwechsel von wort- zu begriffsorientierter Beschreibung von Informationsin-halten und die Bereitstellung von Hintergrundwissen in Form von Ontologien (geordnete Darstellungen vieler Begriffe und deren Beziehungen zueinander).

Gewährleistung von Trust, Datenschutz und InformationssicherheitMethoden und Werkzeuge, die den Entwurf, die Erstellung und den Betrieb sicherer, regel-konformer und damit vertrauenswürdiger Informationssysteme und Dienstleistun-gen unterstützen.

Dienstleistungsangebot

Das Dienstleistungsangebot entspricht den beschriebenen Schwerpunkten. Es umfasst ferner die Themen: Kundenbeziehungsmanagement, Gestaltung prozessorientierter Unternehmensorganisation, Requirements Engineering, Entwicklung und Umsetzung von IT-Strategien sowie Wissensmanagement.

I n s t i t u t f ü r I n f o r m a t i o n s - u n d P r o z e s s m a n a g e m e n t I P M - F H S

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Fo r s c h u n g s p r o j e k t e

KTI-Projekt SEMPER zu Patienten-Selbstmanagement Im Rahmen des bis Ende 2011 laufenden SEMPER-Projekts wird eine interaktive Web-basierte Plattform entwickelt, die Patienten beim Selbstmanagement ihrer Gesundheitsprobleme unterstützt. Die Platt form ermöglicht ein persönliches Mo-nitoring und liefert Feedback zum eigenen Gesundheitsverhalten, z.B. bzgl. der Einhal-tung von Behandlungsplänen oder Ände-rungen in der Lebensführung. Des Weiteren bietet sie Zugang zu Online-Selbsthilfe-gruppen sowie zu krankheitsspezifischen Informationen. Diese werden durch den Einsatz eines innovativen Algorithmus des Projektpartners ai-one (www.ai-one.com) sowie durch semantische Technologien in-haltlich erschlossen und so leichter zu-gänglich gemacht.

Die Anwendungspartner im Projekt sind die im Thurgau ansässige Forel-Klinik sowie das Zentrum für Arbeitsmedizin, Ergonomie und Hygiene. Sie wollen durch das Projekt neue Zielgruppen erreichen und sich besser im wettbewerbsintensiven eHealth-Wachs-tumsmarkt positionieren. Das Pilotsystem bezieht sich auf arbeitsbezogene Be-schwerden wie chronische Rückenschmer-zen sowie Alkoholprobleme. Der grundsätz-liche Ansatz und die zugrunde liegende Systemarchitektur lassen sich leicht auf an-dere Gesundheitsthemen wie auch auf an-dere Anwendungsbereiche übertragen. Das

Projekt begann im Mai 2009 und läuft über 30 Monate, wobei die ersten 18 Mo-nate der Systementwicklung und die rest-lichen 12 Monate der Evaluierung im rea-len Umfeld dienen. Weitere Projektpartner sind das Institut für Medizinische Lehre der Universität Bern sowie die Stiftung «Zu-gang für alle», die den barrierefreien Zu-gang zur entwickelten Plattform garantie-ren soll.www.semper-net.ch

KTI-Projekt DokLife zur automati-schen Zuweisung von Metadaten zu TextdokumentenDas von der KTI geförderte Projekt DokLife wird gemeinsam mit der Fachhochschule Nordwestschweiz durchgeführt. Mit Hilfe einer geeigneten Kombination bestehender Technologien soll die Vergabe von Meta-daten zu bestehenden Textdokumenten teil automatisiert werden. Als Metadaten werden Daten bezeichnet, die ihrerseits be-schreibende Informationen über andere Daten enthalten. Das zu entwickelnde Sys-tem generiert also Vorschläge für solche Metadaten, die anschliessend durch einen Benutzer überprüft und eventuell korrigiert werden. Das System wird am Beispiel eines Vertragsmanagementsystems entwickelt und evaluiert, wo viele Altbestände an Ver-tragsdokumenten mit Metadaten zu verse-hen sind – eine Aufgabe, deren manuelle Durchführung sehr aufwändig ist. Zum Ein-satz kommen Technologien wie Ontologien

und Regelsysteme sowie deren Schlussfol-gerungsmechanismen, Text Mining und Machine Learning. www.doklife.ch

Wissenschaftliche PraxisprojekteEng verknüpft mit dem SEMPER-Projekt wurde im Jahr 2009/2010 ein wissen-schaftliches Praxisprojekt durchgeführt, das sich mit der «Messung der Erfolgswirksam-keit von Massnahmen im Bereich Patien-teninformation, Patientenschulung und Ge-sundheitsförderung» befasste.

Die Problematik besteht darin, dass Mass-nahmen in diesen Bereichen meist langfris-tig angelegt sind und sich der Nutzen oft erst nach erheblichen Zeiträumen bemerk-bar macht, wodurch die Darstellung eines kausalen Zusammenhangs fast unmöglich wird. Die Projektgruppe entwickelte ein Modell, das zwischen persönlichen, sozia-len und strukturellen Faktoren unterschei-det. Letztere handeln von Rahmenbedin-gungen, die zwar eine entscheidende Rolle spielen, aber leider ausserhalb unseres Ein-flussbereichs liegen.

Ein laufendes Projekt untersucht den Trans-fer von Customer Relationship Manage-ment auf das Zuweisermanagement im Ge-sundheitswesen, was besonders infolge der Einführung von Fallpauschalen (DRG) an Bedeutung gewinnt.

Innovationen im Gesundheitsmanagement

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I n s t i t u t f ü r Q u a l i t ä t s m a n a g e m e n t u n d A n g e w a n d t e B e t r i e b s w i r t s c h a f t I Q B - F H S

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Beim Wort genommen

Prof. Dr. oec. HSG Lukas ScherrerInstitutsleiter

«Unsere hohe Kundenorientierung und Umsetzungsstärke nützt unseren Kunden; und das sagen sie uns! Darauf sind wir stolz! Praxisorientierte Forschung sichert uns den Wissensvorsprung für Lehre, Wei-terbildung und Beratung. Unser Wissen ist am Puls der Zeit; dadurch sichern wir den Wissenstransfer für unsere Kunden: Wir sind aktuell, marktnah und umset-zungsstark. Im Zusammenspiel der The-men entfalten unsere Dienstleistungen ihre volle Wirkung. So schaffen wir Qua-lität für das Unternehmen: Qualität und Praxistauglichkeit sind unsere Kernkom-petenzen!»

Das Institut für Qualitätsmanagement und Angewandte Betriebswirtschaft IQB-FHS der FHS St.Gallen ist das Ostschweizer Kompetenzzentrum für Wertschöpfungsmanagement. Darunter fallen die Kompetenzbereiche Unternehmensentwicklung, Leadership und Per-sonalmanagement, Qualitäts- und Projektmanagement sowie Markt- und Unternehmens-analysen. Das IQB-FHS erfüllt den vierfachen Leistungsauftrag eines Fachhochschul-instituts in Lehre, Weiterbildung, angewandter Forschung und Entwicklung sowie Dienstleistungen. Geleitet von wissenschaftlichem Vorgehen bietet das IQB-FHS individu-elle und ganzheitliche Lösungen für KMU, öffentliche Institutionen sowie Verwaltungen und Gemeinden an. Im Weiteren ist das IQB-FHS Zertifizierungsstelle für eduQua, einem Qualitätslabel für Weiterbildungsinstitutionen. Das IQB-FHS zeichnet sich durch Qualität auf hohem Niveau und fundierter Sachkompetenz aus. Unsere Maximen dem Kunden gegenüber sind Integrität, hohes Engagement und absolute Termintreue. Unsere Kunden profitieren von der Forschungstätigkeit, der Schulungserfahrung und dem Wissen der Dozierenden und Mitarbeitenden aus einer Vielzahl von Beratungsmandaten.

KompetenzbereicheDie Kompetenzbereiche bilden eine breite Palette an Forschungs- und Dienstleistungsthe-men. Das IQB-FHS berät Entscheidungsträger bei Fragestellungen zur Unternehmensfüh-rung und Veränderungen, es unterstützt sie mit professioneller Projekt- und Prozessbe-gleitung. Durch den Einbezug von Personal- und Führungsthemen sichert es die nachhaltige Basis für modernes Management und Unternehmertum. Das IQB-FHS unter-stützt das Qualitätsverständnis aller Beteiligten im Unternehmen, baut Qualitätsmanage-mentsysteme auf und führt Schulungen vor Ort durch. Das IQB-FHS bietet eine Vielzahl an Markt- und Unternehmensanalysen an, die für die Kunden massgeschneidert werden.

Dienstleistungsangebot Beratungen und Coaching bei Veränderungsprojekten und strategischer

Neuausrichtung in Unternehmen Schulungen und Workshops zu HR-Management, Führung und Entwicklung von Organisationen und Unternehmenskultur Einführung von Qualitätsmanagementsystemen, Prozessoptimierung und Professionalisierung von Qualitätsbewusstsein und Dienst-

leistungsverständnis in den Unternehmen Zertifizierungen, Audits und Beratungen Durchführung von Projekten und Beratungen zu Projektmanagement, -controlling und -evaluation Durchführung von Analysen unter Einsatz wissenschaftlicher Verfahren; Abklärung von Marktpotenziale neuer Produkte, Dienst-

leistungen und Verfahren

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Fo r s c h u n g s p r o j e k t e

Karrierekonzeptionen von Frauen und MännernAls interdisziplinäres Forschungsprojekt un-tersuchte das IQB-FHS zusammen mit dem IFSA-FHS und dem IGC-FHO die Karriere-vorstellungen von Frauen und Männern aus den Fachbereichen Wirtschaft, Sozialer Arbeit, Gesundheit und Technik. Bestehende Karrierekonzepte gehen von herkömmlichen Karrieren aus und folgen oftmals einem traditionellen Verständnis. Ziel dieses vom Bundesamt für Berufsbil-dung und Technologie (BBT) geförderten Projektes war es, die tatsächlichen Karrie-revorstellungen einzelner Personen zu er-fassen. Es zeigte sich, dass Karriereverläufe – wie sie heute anzutreffen sind – sehr stark von der konkreten beruflichen und persönlichen Situation des Einzelnen ge-prägt sind. Zudem spielt das persönliche Umfeld mit seinen besonderen Umständen und Einflüssen eine weisende Rolle für die Karriere. Karriereverläufe richten sich nicht nach Vorgaben oder geplanten Mustern, sondern werden von der Person sehr situa-tiv definiert und in Anbetracht unterschied-licher Motive bewertet. Heutige Karriere-vorstellungen weichen von den traditionel-len, geradlinigen Aufstiegskarrieren ab. Dieses Wissen wird nun weitgehend ge-nutzt, um individualisierte Förderangebote zu entwickeln. Für Unternehmen bieten diese Erkenntnisse neue und vielfältige Massnahmen in der Karriereförderung im Rahmen des Personalmanagements.

KMU-übergreifendes Talentmanage-mentUnternehmen stehen in ihren Märkten unter enormem Wettbewerbsdruck und wollen diesem mit qualifiziertem Personal begegnen. Dies macht eine Weiterentwick-lung des Personals notwendig. Gleichzeitig wird ein Mangel an Fachkräften voraus-gesagt. Grosse Unternehmen bereiten sich seit einigen Jahren auf diese Entwicklun-gen vor und verfolgen umfassende Kon-zepte, indem Kompetenzen von bestehen-den Mitarbeitenden fortlaufend entwickelt werden. Zwei Vorteile: bestehendes Perso-nal wird gebunden, für neues Personal er-öffnen sich attraktive Berufsperspektiven. Die KMU gehen bei der Betreuung des Per-sonals nicht so zielgerichtet und voraus-schauend vor. Weder die benötigten Kom-petenzen werden ausreichend gefördert noch gibt es Angebote zur Laufbahnent-wicklung, die für neue Fach- und Führungs-kräfte attraktiv sind. Ändert sich an dieser Situation nichts, so werden aktuelle Schwächen im Aufbau von Humanressour-cen in den nächsten Jahren zu einer gene-rellen Schwächung der Funktionsfähigkeit von KMU führen. In diesem Projekt arbei-ten mehrere KMU zusammen, um für ihre Mitarbeiter eine systematische Personal-entwicklung zu ermöglichen und sich gleichzeitig für Fach- und Führungskräfte als attraktive Arbeitgeber zu präsentieren.

Bessere Beschaffungskette – tiefere KostenDas von der KTI geförderte Forschungspro-jekt «Medical Warehouse» konnte zeigen, wie durch Bündelung der Logistik Einspa-rungseffekte in Spitälern realisiert werden und wie die Zusammenarbeit über die Be-schaffungskette hierfür konzipiert sein muss. Dabei wurde die Beschaffungskette für medizinisches Verbrauchsmaterial vom Hersteller bis zur Station im Spital unter-sucht. Als Projektergebnis resultierten eine Simulationssoftware und ein Zusammen-arbeitskonzept. Für die Beschaffungskette wurde ein Modell entworfen, das Verände-rungen in den Beschaffungsparametern und in der Lieferantenzuweisung aufnimmt und die gesamten Logistikkosten ermittelt. Es wurde deutlich, dass ein hohes Einspa-rungspotenzial im Verantwortungs- bzw. Gestaltungsbereich des Spitals liegt. Die tatsächlichen Kosten der Beschaffung konnten beziffert und mit den passenden Zielgrössen in Verbindung gebracht wer-den. So können beispielsweise durch eine Verdoppelung der Lagerbestände die ope-rativen Kosten um 33% gesenkt werden. Outsourcing-Lösungen können unter ge-wissen Vorgaben (Datenfluss ohne Unter-bruch, Nutzung desselben Logistikdienst-leister für mehrere Spitäler) ebenfalls zu Kostensenkungen führen. Neben den be-triebsinternen Einsparungen lassen sich durch Mengenbündelung beim Hersteller/Händler weitere Einsparungseffekte erzie-len.

Modernes Personalmanagement

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I n s t i t u t f ü r S o z i a l e A r b e i t I F S A - F H S

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Beim Wort genommen

Prof. Dr. habil. Christian ReutlingerCo-Institutsleiter

«Zu unseren drei Schwerpunkten Soziale Räume, Generationen und Professions-entwicklung bieten wir Forschung, Con-sulting und Weiterbildung. Wir sind ein wichtiger Partner in der professionellen Entwicklung der Sozialen Arbeit, da wir eine wissenschaftsnahe Aussenperspek-tive sowie einen Reflexionsrahmen bie-ten. Wir stehen für Praxisnähe, Interdiszi-plinarität und Wissenschaftlichkeit.»

Das Institut für Soziale Arbeit IFSA der FHS St.Gallen versteht sich als Kompetenzplatt-form für Soziale Arbeit. Das interdisziplinäre Team bietet ein umfangreiches Leistungs-spektrum für unterschiedliche Praxisfelder der Sozialen Arbeit: Consulting, Forschung und Entwicklung sowie Weiterbildung und Coaching. Von diesem Angebot profitieren unter-schiedliche Praxisfelder der Sozialen Arbeit, soziale Einrichtungen, Verwaltungen, Behör-den und Unternehmen. Vor dem Hintergrund spezifischer Bedürfnisse dieser Anspruchs-gruppen entwickelt das IFSA-Team massgeschneiderte Lösungen, so zum Beispiel Coaching, die Ausarbeitung eines Konzepts, eine wissenschaftliche Begleitung und Eva-luation oder ein individualisiertes Weiterbildungsangebot. Die Leistungen des Instituts orientieren sich an den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Methoden sowie an einem aktuellen und innovativen Bildungsverständnis. Zudem ist das Institut für So-ziale Arbeit eine Plattform für Wissensgenerierung und Wissenstransfer. Das interdiszi-plinäre Team greift auf eine langjährige Expertise in den Themenfeldern Generationen, Soziale Räume sowie Professionsentwicklung der Sozialen Arbeit zurück. Diesen Themen-feldern entsprechen unsere Kompetenzzentren, die regional im Dreiländereck Bodensee verankert sowie national und international in Netzwerken eingebunden sind.

Kompetenzzentren

GenerationenThemenschwerpunkte sind Lebensphasen, intergenerationelle Beziehungen, neues Altern und Lebensphasenübergänge.

Soziale RäumeDie Themenschwerpunkte liegen im Bereich der Bildungsräume, der Stadt-, Regional- und Agglomerationsräume, der Kinder- und Jugendräume sowie der Transnationalen Räume.

ProfessionsentwicklungCharakteristiken der Ausgestaltung professionellen Handelns in unterschiedlichen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit, Problemlagen und Bewältigungsstrategien bei Klientinnen und Klienten

Angebote Wir unterstützen öffentliche Träger wie Kantone und Gemeinden im Bereich der Regional- und Kommunalentwicklung. Die

Etablierung nachhaltiger Partizipationsprozesse, die Stärkung und Erweiterung sozialer Netze und die sinnvolle Verknüpfung von Ressourcen stehen dabei im Zentrum.

Wir erarbeiten für Behörden, Verwaltungen, Organisationen und Unternehmen bedarfsgerechte Evaluationen, Analysen, Exper tisen und Konzepte.

Wir erforschen, beraten und vermitteln in unterschiedlichen Entwicklungsprojekten. Dabei kommen theoriebasierte Methoden zum Einsatz.

Prof. Dr. Reto EugsterCo-Institutsleiter

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Fo r s c h u n g s p r o j e k t e

Organisationale Selbstverständnisse in der HeimerziehungDas Forschungsteam des IFSA typisiert in diesem vom Schweizerischen National-fonds (SNF) finanzierten Projekt Schweizer Heimeinrichtungen für verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche. Im Fokus ist die Frage, worin die jeweiligen Einrichtungen ihren zentralen Auftrag sehen und wie sich diese Auftragsdefinition auf die alltägliche sozialpädagogische Praxis auswirkt. Das Projekt greift auf Befunde aus einem bereits abgeschlossenen Nationalfonds-Projekt zurück. Bei der Feinanalyse der Fall-daten (Interviews mit Heimleitern, Pro-fessionellen der Sozialpädagogik und jugendlichen Heimbewohnerinnen und -bewohnern; Leitbilder; heiminterne Re-gularien und Konzeptpapiere) wurden vier Typen möglicher Selbstverständnisse deut-lich: das Heim als Ersatz- oder Zweitfa milie, als korrektive Um- und Nacherziehungsein-richtung, als Internatsschule für Minderpri-vilegierte und als geschützte stationäre Ausbildungsstätte. Inwiefern diese organi-sationalen Selbstverständnisse den Hei-malltag und die erzieherischen Praktiken in den jeweiligen Einrichtungen prägen, soll im aktuellen Projekt systematisch ausfor-muliert werden.

Massnahmen im öffentlichen RaumDas Forschungsteam des IFSA erarbeitet in diesem vom SNF finanzierten Projekt zwi-schen 2009 und 2012 eine vergleichende

Analyse kommunaler Strategien im Um-gang mit aktuellen Formen der Unordnung. Mit Hilfe von Dokumentenanalyse, Exper-teninterviews und ethnografischen Metho-den sowie inhaltsanalytischen und herme-neutischen Auswertungen untersucht das Team den Zusammenhang zwischen Mass-nahmen im öffentlichen Raum, Formen der Unordnung im öffentlichen Raum und den Handlungs- und Deutungsmustern von ver-schiedenen Beteiligten. Damit soll der Ent-stehungskontext der jeweiligen Mass-nahme rekonstruiert werden.

Anlass für dieses Forschungsprojekt war ei-nerseits die Zunahme von Massnahmen im öffentlichen Raum, die insbesondere der Ordnungs-, Sicherheits- oder Kriminalpoli-tik zugeordnet werden können und aktuell eine (stadt)politische, polizeiliche und me-diale Brisanz erreichen. Andererseits be-steht bei den beiden Praxispartnern Unsi-cherheit, ob und wie durch eine Steigerung von Massnahmen seitens unterschiedlicher städtischer Departemente tatsächlich Ein-fluss auf den öffentlichen Raum genom-men werden kann.

Sozial tätige junge MännerSozial engagierte junge Männer stellen ein bisher ungenutztes Potenzial für «frauen-dominierte» Studiengänge dar. Doch wie lassen sich diese jungen Männer für ein Studium der Sozialen Arbeit und des Lehr-amts motivieren?

Das hochschulübergreifende Kooperations-projekt «Sozial tätige junge Männer – ein ungenutztes Potenzial für das Studium der Sozialen Arbeit und des Lehramts» bear-beitet diese Frage. Es spricht neue Zielgrup-pen an und erprobt neue methodische Zu-gänge, um den Anteil des qualifizierten männlichen Nachwuchses in den beiden Studiengängen zu erhöhen. Involviert sind neben der FHS St.Gallen, die Berner Fach-hochschule, die Fachhochschule Luzern sowie die Pädagogischen Hochschulen St. Gallen und Zug.

Das Projekt zielt darauf ab, spezifische Bil-dungs- oder Beratungsangebote für sozial tätige junge Männer im Zivildienst und in der Freiwilligenarbeit zu entwickeln. Zu-gleich wird bei Studierenden der Sozialen Arbeit und der Lehrberufe eine Gender-expertise aufgebaut, indem sie in die Kon-zeption und Umsetzung des Angebots für diese Zielgruppen einbezogen werden. Die Entwicklung eines Lehrangebots zum The ma «Soziales Engagement und Geschlecht» verstärkt den Genderfokus in der Lehre an Fachhochschulen und Pädagogischen Hoch-schulen.

Das Projekt hat Pioniercharakter, indem es eine breite hochschulübergreifende Zusam-menarbeit in Genderfragen und zu Fragen der Gewinnung eines höheren männlichen Studierendenanteils etabliert.

In verschiedenen Praxisfeldern der Sozialen Arbeit unterwegs

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I n s t i t u t f ü r M o d e l l b i l d u n g u n d S i m u l a t i o n I M S - F H S

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Beim Wort genommen

Prof. Dr. sc. nat. ETHMarcel LoherInstitutsleiter

«Simulatoren zu bauen, ist eine an-spruchsvolle Aufgabe. KMU-Kunden wol-len sich nicht mit der Technologie befas-sen, sondern ein Problem gelöst haben. Unsere Herausforderung ist es, uns dabei nicht in der Technologie zu verlieren, son-dern den Blick immer auf die Fragestel-lung des Kunden zu richten.

Das IMS-FHS hat bereits Simulatoren ge-baut, als das Thema noch eine reine For-schungsangelegenheit war. Wir haben dadurch jahrelange Erfahrungen sam-meln können. Klar, dass wir uns immer über Knacknüsse freuen; über Aufgaben, von denen anfänglich nicht klar ist, ob sie überhaupt lösbar sind.»

In einer komplexen Umgebung nachhaltig erfolgreich Entscheidungen zu fällen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe: Zielkonflikte sind zu bewältigen, Mehrfach- und Rückwirkungen zu berücksichtigen, unterschiedliche Zeithorizonte im Auge zu behalten. Dies gilt für pri-vatwirtschaftliche Unternehmen und die öffentliche Hand im gleichen Mass wie für KMU und für Grosskonzerne. Bei der Entscheidung allein auf die Intuition zu vertrauen, greift zu kurz. Nachweislich führt das Bauchgefühl in komplexen Kontexten zu suboptimalen Entscheidungen. Simulatoren werden daher in Zukunft bei der Entscheidungsfindung eine wichtige Rolle spielen: Mögliche Handlungsoptionen werden in einem virtuellen Modell abgebildet. Der Simulator liefert die voraussichtlichen Wirkungen. Entscheidungen, die im Simulator zu ungünstigen Ergebnissen führen, werden gar nicht erst umgesetzt, was Kos-ten, Ärger und Zeit spart. Diesen Nutzen auch für KMU zu erschliessen, das ist die Auf-gabe des Instituts für Modellbildung und Simulation IMS-FHS.

Kompetenzzentren

GlobalOptimizeDas Kompetenzzentrum GlobalOptimize optimiert Fertigungsprozesse. Dabei kommt eine am IMS-FHS entwickelte Software zum Einsatz, die mit einer minimalen Anzahl Versuche und minimalem Aufwand zum Prozessoptimum führt.

GlobalStorehouseLager werden meist bewirtschaftet, indem eine Losgrösse eines Artikels bestellt wird, wenn ein bestimmter Lagerbestand – der Meldebestand – unterschritten wird. Die Soft-ware «GlobalStorehouse» liefert Kenngrössen, die trotz zufälligen Lagerbezügen und ohne Einschränkung der Lieferfähigkeit zu tiefen Gesamtkosten führen.

Dienstleistungsangebot

GlobalOptimize: Wir optimieren Entwicklungs- und Fertigungsprozesse mit minimaler Versuchszahl. GlobalStorehouse: Bei der Bewirtschaftung eines Lagers stellen wir Wiederbeschaffungsmenge und Meldebestand so ein, dass bei

gegebener Lieferfähigkeit minimale Logistikkosten entstehen. Geschäftsprozesse: Wir identifizieren Engpässe in bestehenden Geschäftsprozessen. Wir passen die Grösse von Infrastruktur und

Personalressourcen optimal auf einen geforderten Durchsatz an. Erfolgsdynamik: Wir liefern Entscheidungsunterstützung in strategischen Fragen. Wir bilden den Kontext in einem simulationsfähi-

gen Modell ab und zeigen die Konsequenzen einer Entscheidung auf – inklusive aller Neben-, Spät- und Rückwirkungen.

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Fo r s c h u n g s p r o j e k t

Rettungsdienstleiter stationieren die Krankenwagen neu und ändern die Einsatzpläne der Besatzung. Innert Sekunden und ohne Risiko zeigt eine Simulation des Instituts für Modell-bildung und Simulation IMS-FHS die Effekte des Handelns auf. Die erfolg-reichsten, virtuell erprobten Mass-nahmen führen zu kürzeren Hilfsfris-ten bei tieferen Kosten.

Herzversagen, Kreislaufkollaps oder ein Verkehrsunfall. Über die Notfallnummer 144 wird ein Rettungsteam aufgeboten. Jetzt entscheiden wenige Minuten über Le-ben und Tod. Ein Team des Rettungsdiens-tes St.Gallen nimmt den Alarm entgegen und braust in seinem mit Medizintechnik hochgerüsteten Kleintransporter dem Er-eignisort entgegen. Trotz GPS-Navigation, Blaulicht und Martinshorn sind vor allem eine hohe Bereitschaft des Rettungsteams und ein möglichst kleiner Anfahrtsweg die Gründe, die zu einer kurzen Hilfsfrist füh-ren. Am besten wäre eigentlich, wenn das Rettungsteam bei einem Vorfall bereits vor Ort sein würde. Dies ist jedoch aufgrund der Zufälligkeit der Notfallereignisse nicht möglich. Oder etwa doch?

Hohe Qualität der Daten erforderlich Wie eine Analyse der über Jahre protokol-lierten Einsätze des Rettungsdiensts zeigt, sind klare Häufungen von Ereignissen an bestimmten Orten und Zeiten zu erkennen.

Beispiele sind Ballungszentren, Skisportge-biete im Winter oder vielbefahrene Ver-kehrsachsen zu Stosszeiten unter der Wo-che. Die Qualität der Daten spielt also eine entscheidende Rolle, denn sie müssen über einen grossen Zeitraum gesammelt und zu-sammen mit Zeit- und Ortsangaben erfasst werden. Die Rettungsdienstleitung sieht sich mit dem Kunststück konfrontiert, ihre Rettungsfahrzeuge so über das Einsatzge-biet zu verteilen und zu besetzen, dass sie den zu erwartenden Häufungen von Ereig-nissen Rechnung tragen. Dieser Bedarf soll bei möglichst tiefen Personal- und Fahr-zeugkosten bestmöglich gedeckt werden.

Tiefere Kosten trotz besserer Qualität Die kantonale Notrufzentrale 144 dispo-niert die Einsätze an die Rettungseinsatz-wagen. Die Fahrzeuge sind an etwa einem Dutzend Stützpunkten über den ganzen Kan ton verteilt. Der Auftrag an die Ret-tungsdienste: Die Hilfsfrist – die Zeit zwi-schen dem Eingang des Alarms und dem Eintreffen des Rettungsfahrzeugs am Ein-satzort – soll 15 Minuten nicht überstei-gen. Das vom Institut für Modellbildung und Simulation IMS-FHS entwickelte Simu-lationsprogramm unterstützt die Rettungs-dienstleitung bei ihrer heiklen Planungs-aufgabe: Schwachstellen verbessern ohne gleichzeitig neue Problemzonen zu schaf-fen. «Eine Simulation hilft, Entscheidungen über geeignete Rettungsdienst-Standorte zu fällen, basierend auf Einsatzdaten der

vergangenen Jahre», erklärt Jonas Rütti-mann, Projektleiter des Hochschulinstituts. Ziel der Zusammenarbeit zwischen der FHS St.Gallen und dem Rettungsdienst war es, einen überregionalen Rettungsdienst mit dem Ziel der Verbesserung der Qualität bei gleichzeitiger Prüfung von Einsparmöglich-keiten zu modellieren.

Steigerung der HilfsfristBeliebige Massnahmen lassen sich in der Simulation auf ihre Auswirkungen überprü-fen. Virtuell, ohne Risiko und innert Sekun-den zeigt die Simulation die Auswirkungen von Veränderungen. In der Praxis wird nur umgesetzt, was virtuell erfolgreich erprobt wurde. In der beschriebenen Modellregion konnte unter Annahme eines überregional organisierten Rettungsdienstes eine Steige-rung der Einhaltung der Hilfsfrist von bis-her 85% auf rund 94% simuliert werden. Die Zahl der «Problemeinsätze» kann so-mit halbiert werden. Dies gelang dank ei-ner neuen geografischen Anordnung der Rettungsdienststandorte, einer Umvertei-lung der Rettungstransportwagen sowie ei-ner Änderung der Dispositionsstrategie. Die Verbesserung ist das Ergebnis einer frucht-baren Zusammenarbeit zwischen Wissen-schaft und Praxis und soll künftig noch weiter verstärkt werden, indem die Simula-tion laufend ergänzt und verbessert wird.

Leben retten – zuerst virtuell, dann real

Beda MeienbergerCo-Leiter AAL

«Unsere Kernkompetenz ist das Ent-wickeln und Umsetzen von innovativen Lösungen und Geschäftsideen, die auf den 55-Plus-Markt ausgerichtet sind. Da-mit möchten wir ein AAL-Kom petenz-netzwerk in der Ostschweiz aufbauen, um unser Wissen mit starken Industrie-vertretern zu vernetzen. Wir sind stolz, dass die FHS St.Gallen all diese Kompe-tenzen ausweist und wir somit eine un-abhängige und gesamtheitliche Sicht-weise im Lösungsfindungsprozess einnehmen können.»

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I n n o v a t i o n s z e n t r u m S t . G a l l e n I Z S G - F H S

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Beim Wort genommen

Thomas UtzLeiter iCollaboration

«Das erst Anfang Jahr ins Leben gerufene Kompetenzzentrum iCollaboration konnte bereits einige spannende Projekte abwi-ckeln und sich bei laufenden Forschungs-projekten beteiligen. Vernetzung wird im-mer wichtiger. Aufbau, Begleitung und Pflege von verschiedenen Communities wird sich noch stärker im Kompetenzzen-trum verankern. Einen verstärkten Fokus wird iCollaboration auf die Frage richten, wie auch KMUs die Möglichkeiten rund um Open Innovation (Crowdsourcing, Community, SocialMedia) aktiv nutzen können, um Ihren Innovationsdrang zu unterstützen.»

Das Innovationszentrum St.Gallen IZSG-FHS fördert und gestaltet mit dem breiten Fach-wissen der FHS St.Gallen aus den vier Fachbereichen Technik, Gesundheit, Soziale Arbeit und Wirtschaft aktiv mit am Innovationspotenzial der Ostschweizer Wirtschaft. Wir unter-stützen Unternehmen dabei, Ideen und Innovationen zu initiieren, zu beurteilen und wir begleiten die Unternehmen auf ihrem Weg hin zu marktreifen Produkten oder Dienstleis-tungen. Das Einzigartige des Innovationszentrums liegt in seiner ganzheitlichen Betrach-tungsweise im Rahmen der Lösungsfindung und dem Anspruch, Neues mit Modellen früh-zeitig verständlich, sichtbar, nach Bedarf anfassbar und dadurch vorhersehbar zu machen.Das IZSG-FHS entwickelt neue Methoden und Werkzeuge für die kontinuierliche Verbes-serung von Innovationsprozessen. Die Neuentwicklungen fliessen direkt in den Innova-tionsdesignprozess von Produkt- und Dienstleistungen der Kundschaft und Partner.

Kompetenzzentren

iCollaborationEs werden Ansätze untersucht und entwickelt, bei denen es um die Identifikation, Selek-tion, Nutzung und Vernetzung von Brainsources geht. Mit Hilfe von Collaborationtools können Unternehmen ihren Innovationsprozess öffnen.

Ambient Assisted LivingMit dem Thema «Ambient Assisted Living (AAL) – Innovationen im Alter» sollen neue Pro-dukte und Dienstleistungen für ältere Menschen zur Alltagsbewältigung im Hinblick auf eine selbständige Lebensführung entwickelt werden.

Dienstleistungsangebot

Analyse von Produkten und Dienstleistungen im Bereich AAL und iCollaboration Traventure: Ideenfindung und multidimensionale Bewertung Prototyping von Ideen: Visual Design, Interaction Design, Gestaltung von Funktio-

nen und Verhalten von Produkten und Systemen Geschäftsplanung: Geschäftsidee, Geschäftsmodell, Markt, Organisation, Finanzie-

rung, Risiken, Umsetzung Management von F&E-Projekten im Bereich AAL und iCollaboration Partizipations-Plattformen: Bürgerbeteiligung bei öffentlichen Fragestellungen Social Web: Interaktion und Kommunikation im Web 2.0 Mobile Device Applikationsentwicklung: Konzipierung und Umsetzung von mobilen

Interaktionsmöglichkeiten Visual Planning: Visualisierungen und Grafikdesign

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I n s t i t u t f ü r A n g e w a n d t e P f l e g e w i s s e n s c h a f t I P W - F H S

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Beim Wort genommen

Prof. Dr. M.A.Eva-Maria PanfilInstitutsleiterin

«Unsere Mitarbeitenden haben einen sehr guten Kontakt zur Praxis und eine grosse Akzeptanz bei den Praktikerinnen und Praktikern. Dies ist für eine junge Wissenschaft wie die Pflegewissenschaft nicht selbstverständlich. Denn häufig gel-ten Pflegewissenschaftler als praxisferne Theoretiker.

Wir sehen unsere Kernkompetenz aber als Dienstleister der Pflegepraxis und möchten diese dabei unterstützen, ihren Auftrag optimal umzusetzen. Wir sind auf dem Weg, national und international sichtbare Kompetenzfelder aufzubauen.»

Die Gesundheitsversorgung der Schweiz steht vor grossen Herausforderungen: In Zukunft wird es immer mehr ältere und chronisch kranke Menschen geben. Die finanziellen Mit-tel im Gesundheitswesen und die Zahl der Fachpersonen sind jedoch begrenzt. Als junge Disziplin ist die Pflegewissenschaft besonders gefordert, ihren Beitrag zur Lösung dieser Herausforderungen zu leisten. Unser Ziel ist es, den Beitrag der Pflege für die Gesundheit der Bevölkerung deutlich zu machen sowie das Originäre und Eigenständige der Pflege zu entwickeln. Zudem achten wir darauf, die gesundheitsbezogene Lebensqualität der Be-völkerung in den Fokus unserer Tätigkeit zu stellen. Das IPW-FHS versteht sich als Kom-petenzdrehscheibe zwischen Forschung, Lehre und Praxis. Es legt Wert darauf, praxisnah und patientenorientiert zu arbeiten – nicht «im Elfenbeinturm». Dabei stellt sich das In-stitut in den Dienst der Bevölkerung und der Pflegeprofession. Es gewinnt und überprüft wissenschaftliche Erkenntnisse, verbreitet sie und wendet sie an, um die Gesundheitsver-sorgung zu verbessern. Der Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis und die Nachhaltigkeit stehen dabei im Fokus.

Forschungsschwerpunkte

Evidenzbasierte PflegeDas IPW-FHS unterstützt die Pflegepraxis in ihrem gesetzlichen Auftrag, eine auf wissen-schaftlichen Erkenntnissen basierende Pflege anzubieten.

Patienten- und AngehörigenedukationDas IPW-FHS bietet für die Integration therapeutischer und vorbeugender Massnahmen hilfreiches Grundlagenwissen, Methoden und Strategien an.

Gesundheits- und PflegemanagementDas IPW-FHS erarbeitet wirksame Lösungen für erfolgreiches Qualitätsmanagement, effek-tive Organisationsstrukturen und eine verantwortungsvolle Aufgabenverteilung.

Dienstleistungsangebot

Systematische Suche und Bewertung aktueller Forschungs-ergebnisse

Support bei der Entwicklung, Implementierung und Evaluation hausinterner oder institutsübergreifender Standards

Unterstützung beim Praxistransfer von Forschungsergebnissen Evaluation hausinterner Standards nach Wirksamkeit, Wirt-

schaftlichkeit und Zweckmässigkeit

Identifikation notwendiger Schulungsinhalte für verant-wortungsvolles Gesundheitsverhalten

Entwicklung und Überprüfung von Schulungs massnahmen Support bei Prozessen des Qualitätsmanagements Entwicklung oder Anpassung von pflegerischen und multi-

professionellen Versorgungskonzepten Themenbezogene Schulungen und Weiterbildungen.

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FIT-Nursing Care: Entwicklung und Evaluation einer Internetplattform zur Unterstützung von Evidence-based Nursing

Pflegende in der Schweiz sind gesetzlich verpflichtet, eine Praxis auf dem aktuellen Stand des Wissens anzubieten. Dies ist eine grosse Herausforderung. Aus der Fülle in-ternationaler Studien und Fachliteratur müssen Pflegefachpersonen genau das Wissen herausfiltern, welches für ihren Aufgabenbereich relevant ist und als gesi-chert betrachtet werden kann. Ziel dieses Projektes war es, mittels einer forschungs- und IT-gestützten Internetplattform (FIT) den aktuellen Stand des Wissens in praxis-naher und wissenschaftlich differenzierter Form bereitzustellen. Drei der sechs Pro-jektpartner kamen aus der Ostschweiz.

Im Rahmen des Projekts wurde die Inter-netplattform www.fit-care.ch aufgebaut. Sie ermöglicht Pflegenden, internationale Studien und Leitlinien in deutscher Sprache abzurufen sowie klinische Fragen einzurei-chen. Im Projektzeitraum wurden 88 Stu-dien von 47 Autoren kritisch bewertet, 24 klinische Fragestellungen beantwortet und Links zu 28 Leitlinien dargestellt. 282 Per-sonen − auch aus der Ostschweiz − nutz-ten FIT Nursing Care während der Test-phase. Drei von vier Nutzern werteten die Studienanalysen als praxisnah und ver-ständlich, zudem erwies sich die Methodik

als eindeutig und umsetzbar. Ein Newslet-ter informierte zweimonatlich per Mail über neu bewertete Studien.

Leistungserfassungsinstrumente für Alten- und Pflegeheime BESA und RAI: Wissenschaftliche Begleitfor-schung

In Alters- und Pflegeheimen werden die Pflegeleistungen mit dem Leistungskatalog BESA oder mit dem Resident Assessment Instrument (RAI) erfasst. Beide Systeme dienen dazu, Ressourcen abzuklären, Ziele zu vereinbaren, Leistungen zu verrechnen und die Pflegequalität zu fördern. Das RAI-System in englischer Sprache ist validiert, die deutsche Version nur in Ansätzen. Das BESA-System ist nicht validiert. Zwei Ost-schweizer Alters- und Pflegeheime führten Ende 2009 je eines der beiden Systeme ein. Das Institut für Angewandte Pflegewis-senschaften der FHS St.Gallen erhielt den Auftrag, dieses Projekt über drei Jahre wis-senschaftlich zu begleiten.

Vor Einführung der beiden Systeme wurde die Pflegequalität ermittelt. Pflegefachper-sonen wurden befragt, wie zufrieden sie mit dem bisherigen System waren. Es wurde überprüft, wie lange es dauert, um den Pflegeaufwand zu erheben. Diese drei Messungen werden zweimal nach Einfüh-rung der neuen Systeme wiederholt. In die-

sem Jahr werden die beiden Instrumente auch validiert. Bei 120 Bewohnerinnen und Bewohnern wird der Pflegeaufwand mit beiden Instrumenten erfasst und vergli-chen. Je 60 Bewohnerinnen und Bewoh-nern werden mit beiden Systemen doppelt erfasst und die Übereinstimmung berech-net.

Aus dem Projekt lässt sich ein praktischer und wissenschaftlicher Nutzen ziehen. Die Pflegeheime profitieren vor allem durch die Qualitätserhebungen, da sie auf diese Weise ausführliche Berichte und Zahlen über die Bewohnerinnen und Bewohner er-halten. Das Validieren der Instrumente ist ebenfalls nützlich.

Beiträge zu wissensbasierter Pflege leisten

Fo r s c h u n g s p r o j e k t

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Z e n t r u m f ü r H o c h s c h u l b i l d u n gZ H B - F H S

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Beim Wort genommen

Prof. Dr. José GomezLeiter ZHB-FHS

«Ich bin besonders stolz, dass es unser kleines ZHB-Team in kurzer Zeit geschafft hat, durch seine Arbeit ein hohes Ver-trauen bei internen und externen Ziel-gruppen aufzubauen. Ausdruck dieses Vertrauens sind die vielen Dienstleis-tungs- und Schulentwicklungsprojekte, in denen die Mitarbeitenden des ZHB-FHS tätig sein dürfen. Die Kernkompetenz des ZHB-FHS sind seine hoch qualifizierten Mitarbeitenden und ihre Fähigkeit, auf-grund des fundierten Wissens und der langjährigen Erfahrungen in verschiede-nen Bildungsthemen und auf verschiede-nen Bildungsstufen qualitativ hoch ste-hende, praxisnahe und wissenschaftlich fundierte Leistungen zu erbringen.»

Das Zentrum für Hochschulbildung ZHB-FHS beschäftigt sich als Kompetenzzentrum mit Fragen der Hochschul- und Berufsbildung. Das Aufgabenportfolio umfasst vielfältige Leis-tungen für die FHS St.Gallen und die FHO Fachhochschule Ostschweiz, anwendungsori-entierte und teilweise in Kooperationsnetzwerken betriebene Bildungsforschung sowie eine breite Palette an Dienstleistungsangeboten für externe Zielgruppen; dazu zählen zum Beispiel Leitungs- und Qualitätsverantwortliche an Bildungsinstitutionen der Tertiär- und der Sekundarstufe 2, Lehrpersonen, Behördenmitglieder sowie mit Bildungsfragen be-traute Personen in Unternehmen und Verbänden. Die Mitarbeitenden des ZHB-FHS ver-fügen – neben fachwissenschaftlichen Qualifikationen – über eine fundierte didaktische Ausbildung sowie langjährige Erfahrung in der Hochschullehre.

Dienstleistungsangebot

Leitung und Durchführung des Zertifikatslehrgangs in Hochschuldidaktik im Auftrag der FHO Fachhochschule Ostschweiz

Mitwirkung bei der Durchführung des Zertifikatslehrgangs in Hochschuldidaktik im Auftrag der ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

Durchführung von Kursen und Seminaren sowie massgeschneiderten Weiterbildun-gen für Bildungsinstitutionen, Behörden, Unternehmen und Verbände

Beratung und Unterstützung von Lehrpersonen, Schulleitungen, Behörden, Unter-nehmen und Verbänden in Bildungsfragen und Fragen der Schulentwicklung

Coaching von Lehrpersonen in didaktisch-methodischer Hinsicht Durchführung von curriculum- und lehrbezogenen Evaluationen und Unterstützung

in der lehrbezogenen Qualitätsentwicklung Entwicklung und Implementierung von didaktischen Innovationen

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Das ZHB-FHS betreibt Lehr-Lern-Forschung im Bereich der Hochschul- und Berufsbil-dung. Forschungsschwerpunkte sind die Kompetenzmodellierung und -diagnostik, die Kompetenzentwicklung von Lehrenden und Lernenden sowie die Gestaltung und Bewältigung der Übergänge zwischen ver-schiedenen Ausbildungsstufen (z.B. Sekun-darstufe 2 – Tertiärstufe) oder zwischen den jeweiligen Ausbildungsstufen und dem Arbeitsmarkt.

Integriertes Kompetenzmodell für die Bachelor-Ausbildung Betriebsökono-mie Im anwendungsorientierten Forschungs-projekt «Integriertes Kompetenzmodell für die Bachelor-Ausbildung Betriebsökono-mie» (KML) steht die kompetenzorientierte Analyse und Weiterentwicklung des FHS-Bachelor-Studiengangs in Betriebsökono-mie im Mittelpunkt. Zu diesem Zweck wer-den praxistaugliche, wissenschaftlich und didaktisch fundierte Kataloge von Ab-gangskompetenzen entwickelt und die Ein-gangskompetenzen der Studienanfängerin-nen und -anfänger sowie die Studierbarkeit des Bachelor-Studiums überprüft. Diese Entwicklungsarbeit erfolgt auf der Grund-lage des Bildungs- und Lernverständnisses der FHS St.Gallen sowie übergeordneter bildungspolitischer Rahmenbedingungen (z.B. Qualifikationsrahmen für den schwei-zerischen Hochschulbereich). In einem ers-ten Schritt ist ein hochschulgerechtes Kom-

petenzmodell als Basis für die weiteren Teilprojekte entwickelt worden. Im Teilpro-jekt «Eingangskompetenzen» werden an-hand der Leistungsdaten von Studierenden der Studieneingangsphase (Assessmentstu-dium) zentrale Einflussfaktoren auf die Stu-dienleistungen identifiziert, um auf der Ba-sis dieser Erkenntnisse sowohl an der FHS St.Gallen als auch bei Zubringerschulen fundierte Massnahmen zur Förderung der Studierkompetenzen von Studienanfänge-rinnen und -anfängern ableiten zu können. Für die Erarbeitung eines Kataloges von praxisorientierten Ausbildungszielen des Bachelor-Studienganges in Betriebsökono-mie (Teilprojekt «Abgangskompetenzen») stehen mehrere empirische Erhebungen im Zentrum: Nebst Leitfadeninterviews mit ausgewählten Expertinnen und Experten aus der beruflichen Praxis werden schriftli-che Befragungen zu den Ausbildungsinhal-ten und Abgangskompetenzen bei Absol-ventinnen und Absolventen und bei ausgewählten Arbeitgebern aus dem Ge-biet der Trägerkantone durchgeführt.

Qualität in der LehreIm Forschungsprojekt «Qualität in der Lehre»(QidL) geht es um die Definition von wissenschaftlich fundierten und praxis taug-lichen Qualitätsstandards für die Hochschul-lehre auf der Basis eines Input-Prozess-Out-put-Modells sowie um die Entwicklung von Verfahren und Instrumenten zur Evaluation und Weiterentwicklung der Lehrqualität. Da-

Qualität in der Lehre fördern

mit soll ein wesentlicher Beitrag zur Konkre-tisierung von hochschulgerechten Qualitäts-sicherungs- und Qua li täts ent wick lungs-systemen geleistet wer den. Für die Lehre im Fachbereich Wirt schaft der FHS St.Gallen werden dabei folgende Ergebnisse ent-wickelt:

Konzept und Verfahren zur Durchführung von Probelektionen im Rahmen der Per-sonalselektion; Validiertes, standardisiertes Verfahren

zur Evaluation von Lehrveranstaltungen des Bachelor- und des konsekutiven Master-Studiengangs; Didaktisches Instrumentarium zur Unter-

stützung der kollegialen Lehrveranstal-tungsbesuche; Konzept und Verfahren zur Evaluation

von Prüfungen bzw. Leistungsnachwei-sen.

Fo r s c h u n g s p r o j e k t e

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Leader in der Fachhochschulforschung

Neue Technologien zu erproben, bedeut-same Zukunftsfragen zu bearbeiten, inno-vative Konzepte zu entwickeln und wissen-schaftliche Erkenntnisse auf ihr Anwen -dungspotenzial zu überprüfen, ist Aufgabe der anwendungsorientierten Forschung der FHO Fachhochschule Ostschweiz. Die For-schungsinstitute sind wichtige Partner von Unternehmen und Institutionen, um Ent-wicklungs- und Forschungsvorhaben pro-fessionell zu realisieren. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) profi-tieren vom Dienstleistungsangebot und dem umsetzungsnahen Know-how unserer Institute.

Zum Verbund der Fachhochschule Ost-schweiz gehören die FHS St.Gallen Hoch-schule für Angewandte Wissenschaften, die HSR Hochschule für Technik Rapperswil, die HTW Hochschule für Technik und Wirt-schaft Chur und die NTB Interstaatliche Hochschule für Technik Buchs. Die Fach-hochschule Ostschweiz umfasst 39 For-schungsinstitute mit Dienstleistungen und Forschungsfeldern in den fünf Disziplinen Technik/IT, Bau/Planung, Wirtschaft/Ma-nagement, Soziale Arbeit und Gesundheit.

Die Forschungsaktivitäten im technischen Bereich umfassen die klassischen Ingeni-eurdisziplinen (Mechanik, Automation, Elektronik) ebenso wie die zukunftsweisen-den Technologien der Energie- und Um-welttechnik, Werkstoffe, Verfahren, Medi-

zinaltechnik und die Micro-/Nano tech-nologie. Einen Schwerpunkt bilden die Internet-Technologien und die Mobilkom-munikation. Verschiedene Institute be-schäftigen sich mit Bau- und Planungspro-zessen rund um die Themengebiete Bau, Umwelt, Verkehr, Landschaft, Siedlungs-entwicklung und Raumplanung.

Die Dienstleistungsangebote und Entwick-lungspartnerschaften der Wirtschaftsinsti-tute richten sich auf die Handlungsfelder Unternehmensführung, Management, Füh-rung, Diversity und Innovation. Auch For-schungsfragen zu Informations- und Wis-sensmanagement und im Tourismusbereich werden von den Instituten bearbeitet.

Zwei Forschungsschwerpunkte in der Sozi-alen Arbeit befassen sich mit Generatio-nenbeziehungen und der Entwicklung von Sozialen Räumen. Im Forschungsinteresse stehen aber auch Fragen der Professions-entwicklung und die Medienpädagogik. Die Pflegewissenschaften fokussieren ihre Forschungstätigkeit auf Fragen der Patien-ten- und Angehörigenedukation und aus-gewählte Themenfelder im Gesundheits- und Pflegemanagement.

In der Forschung gehört die Fachhoch-schule Ostschweiz zu den erfolgreichsten Fachhochschulen der Schweiz und nimmt hier eine Spitzenposition ein. Im Vergleich zu ihrer Grösse weist sie ein überdurch-

schnittlich hohes Forschungsvolumen aus. Sie hält einen Anteil von rund 16 Prozent der Forschungsmittel des Bundes, wobei sie nur acht Prozent der Fachhochschulstu-dierenden ausbildet. Bezüglich erarbeiteter Drittmittel liegt die FHO in der Schweizer Hochschullandschaft auf Platz drei. Diese Erfolgsbilanz bestätigt die enge For-schungs- und Entwicklungspartnerschaft mit der regionalen Wirtschaft.

Um Synergien zu nutzen und die Innovati-onskraft der Region zu stärken, fördert die Fachhochschule Ostschweiz im Rahmen der Ostschweizer Strategie interdisziplinäre Forschungskooperationen und präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse am FHO-Forschungsforum.

Forschungsbroschüre der FHO unter www.fho.ch

F H O – F a c h h o c h s c h u l e O s t s c h w e i z

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A d r e s s e n

Leuchtturm Generationen CCG-FHSc/o Institut für Soziale Arbeit IFSA-FHSProf. Dr. habil. Ulrich OttoIndustriestrasse 35, PostfachCH-9401 RorschachTel. +41 71 844 48 22Fax +41 71 844 48 [email protected]

Leuchtturm Soziale Räume SR-FHSc/o Institut für Soziale Arbeit IFSA-FHSProf. Dr. habil. Christian ReutlingerIndustriestrasse 35, PostfachCH-9401 RorschachTel. +41 71 844 48 05Fax +41 71 844 48 [email protected]

Leuchtturm nachhaltige Unternehmensentwicklungc/o IFU-FHSDr. Petra Kugler & Prof. Dr. Sybille Olbert-BockDavidstrasse 38, Postfach 638CH-9001 St.GallenTel. +41 71 226 13 92Fax +41 71 226 13 [email protected]

Leuchtturm eSocietyc/o IPM-FHSProf. Dr. Rainer Endl Teufener Strasse 2CH-9000 St.GallenTel. +41 71 228 76 50Fax +41 71 228 63 [email protected]

Leuchtturm Innovationsmanagementc/o Innovationszentrum St.GallenProf. Dr. oec. HSG Sebastian WörwagPoststrasse 28CH-9001 St.GallenTel. +41 71 226 12 12Fax +41 71 226 12 [email protected]

Institut für Soziale Arbeit IFSA-FHSIndustriestrasse 35, PostfachCH-9401 RorschachTel. +41 71 844 48 99Fax +41 71 844 48 [email protected]

Institut für UnternehmensführungIFU-FHSDavidstrasse 38CH-9000 St.GallenTel. 071 226 13 80Fax 071 226 13 [email protected]

Institut für Modellbildung und Simulation IMS-FHSPoststrasse 28CH-9001 St.GallenTel. +41 71 226 12 [email protected]

Institut für Informations- und Prozessmanagement IPM-FHSTeufener Strasse 2CH-9000 St.GallenTel. +41 71 228 76 50Fax +41 71 228 63 [email protected]

Institut für Angewandte Pflege-wissenschaft IPW-FHSRosenbergstrasse 22, Postfach 627CH-9001 St.GallenTel. +41 71 226 15 20Fax +41 71 226 16 [email protected]

Institut für Qualitätsmanagement und Angewandte Betriebswirtschaft IQB-FHSTeufener Strasse 4CH-9000 St.GallenTel. +41 71 228 63 33Fax +41 71 228 63 [email protected]

Innovationszentrum IZSG-FHSPoststrasse 28, Postfach 1664CH-9001 St.GallenTel. +41 71 226 12 12Fax +41 71 226 12 [email protected]

Zentrum für Hochschulbildung ZHB-FHSProf. Dr. José GomezDavidstrasse 38,CH-9000 St.GallenTel +41 71 226 13 70Fax. +41 71 226 13 [email protected]

Fachhochschule Ostschweiz FHOBogenstrasse 7CH-9000 St.GallenTel. +41 71 280 83 83Fax +41 71 280 83 [email protected]

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