filmab! 2010 Ausgabe 2

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unabhängige begleitzeitschriſt des jugendmedienverbandes mecklenburg-vorpommern e.V. zum 20. filmkunsest mecklenburg-vorpommern www.filmab.jmmv.de spielfilm: unkraut im paradies ndr-special: frösche petzen nicht bericht: eröffnungsveranstaltung dokfilm: zwischen den welten retro: die innere sicherheit

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Die zweite Ausgabe der unabhängigen Begleitzeitschrift zum filmkunstfest MV. filmab.jmmv.de

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unabhängige begleitzeitschrift des jugendmedienverbandesmecklenburg-vorpommern e.V.

zum 20. filmkunstfest mecklenburg-vorpommernwww.filmab.jmmv.de

spielfilm: unkraut im

paradiesndr-sp

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bericht: eröffnungsveransta

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retro: d

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Page 2: filmab! 2010 Ausgabe 2

inhalt

03 Editorial

4-5 Eröffnungsveranstaltung 06 „UnkrautimParadies“07 „Dr.Banana“und„Marivanna“

08 „NaPutu-OnthePath“

09 „ZwischendenWelten“ 10 „Fröschepetzennicht“ 11 „Klopka–DieFalle“ 12 „MeinMallorca“ 13 „DieLiebederKinder“ 14 Trickfilmwerkstatt15 „DieinnereSicherheit“

16 Programm

impressum

leitung InaDiedrich(V.i.S.d.P.),MarcoHerzog[mh],TinoHöfert[th]

layout MarcoHerzog[mh],MariaBuchholz[mb]

bildredaktion MariaBuchholz[mb]

redaktion Anna-SophieHansen[aha],AnnemarieBohn[ab],AnjaRudzinski[ar],ChristopherTäufert[ct],

HjördisHelberg[hh],JulesMeiser[jm],KevinSell[ks],PatrickFranziskusSchmitz[ps],

SophieWenkel[sw]

kontakt Pfaffenteich4,19055Schwerin Tel:0162/7673620

E-Mail:[email protected]://filmab.jmmv.de

druck DruckereiConell

Bremsweg18

19057Schwerin

Dankan:Friedrich-Ebert-StiftungM-VFalkenSchwerinSozialwerkPresse-ClubMVe.V.FalkoundErikOliverHübner

2In

halt

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„Es besteht echt die Chance,dasswirumdreiimBettsind.“Ein verheißungsvoller Satz. Und

dass er aus der Ecke der Layouter

kommt, macht ihn noch viel ver-

heißungsvoller. Drei Uhr nachts

ins Bett zu kommen ist wie Schla-

raffenland, Weihnachten und sechs

Wochen Sommerferien auf einmal.

WieeinwarmerweicherSommerre-

genundderDuftvonKirschblüten.

Wie das wohlige Schnurren einer

Miezekatze und der Anblick einer

tiefroten Sonne, die in der Ostsee

versinkt. Einfach schön, aber noch

33Minutenentfernt.

editorial

3Editorial

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Anfangen ist leicht, Be

enist

t

Kuns

harr

Das Capitol am Diens-tagabend: inrotesKino-licht getaucht und sodermaßen überfüllt,dass sich unsere Redak-tion die letzten freienPlätze schwer erkämp-fen musste. Angesichtsder Tatsache, dass wirdas Durchschnittsalterlocker um zehn Jahreverringernkonnten,san-kenwirganz tief indieroten Kinosessel. Kurznach 19 Uhr wurde esunruhig in den Sitzrei-hen.

„EslädtzumMitmischeneinundistkeinpolitischerMasterplanderdeutschen Einheit“, so ThomasKrügervonderBundeszentralefürpolitischeBildung.

StefanFichtnerundSaskiaWalkerstelltendieJuryvor-unterande-remdieersteweiblicheKommissa-rinHanneloreElsner, denEhren-preisträger 2009 Michael Ballhausund das berühmteste Kind derStadt:AndreasDresen.Das geplante Experiment, einenPublikumstalküber die Idee einesgemeinsamenFilmsderJuryanzu-regen,wurdeleiderkurzerhandundkommentarlosunterdenTischfal-lengelassen.

Der Mitbegründungsvater UlrichKafkablicktstolzauf20JahremitHöhen und Tiefen zurück underzähltdetailverliebt“Anfangenistleicht,beharrenistKunst“.HassoHartmannwurde für seineLeistungen gelobt; subtil betontguteGenesunggewünscht.EsfolgtederAufruf,auchweiterhininkol-lektiverArbeiteinTeamzubleiben.

Das Codewort der Oberbürger-meisterinAngelikaGramkowlau-tete20/850/20-20JahredeutscheEinheit, 850 Jahre Schwerin und20 Jahre filmkunstfest. „MancheSchwerinerseheichnureinmalimJahrunddannimKino“.SchwerinwurdelautGramkowzurHeimatdes gesellschaftlich engagiertenFilmsundwichtigstesSchaufensterderFilmförderunginMV.[aha]

Dörte Grauer vom NorddeutschenRundfunkbegrüßtedasPublikumundentzücktesichmiteinem„dasGuteliegtsonah“überdashochkarätigeWhoisWhozumJubiläum.

StudentenderHMTRostockausdemKurs World Pop Music umrahmtendasProgrammmitPopulärmusikunterdemThemaDeutschland.DasBeson-dere: die Gänsehaut-Klassiker wurdenimBlitzlichtgewittervonausländischenStudenten aus Frankreich, Taiwan,PanamaunddemLibanoninterpretiert.MeinBlickschweiftindieKinoreihen:tippelnde Füße, zum Takt nickendeKöpfe. Besondere Musikantenstadl-Atmosphäre erzeugten Knorkators„Deutschlandistschön“und„Deutsch-land“vondenPrinzen.Codewort20/850/20,baby!KultusministerHenryTeschverlieheinauf1500EurodotiertesStipendiumfürUlrikeVahlundihrenKurzfilmGöm-böc.TorstenJahn,GeschäftsführerderFilmLandM-VgGmbHberichtetedemPublikum von der ErfolgsgeschichtedesfilmkunstfestesundlobtedasgroßeEngagement und Herzblut, mit demdasTeamvondenAnfängenbiszum20.Jubiläumgearbeitethat.

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Jeder kennt jeden und die Eckkneipe istAnlaufstelle füralle–sosiehtes1968 inderkleinen Welt des Boxhagener Platzes aus.Diesen Eindruck vermittelt zumindest derSchauplatzdesgleichnamigenFilmsvonMattiGeschonneck. Er erzählt dieGeschichte deraltenOttiHenschel(GudrunRitter)unddesSpartakuskämpfers Karl Wegener (MichaelGwisdek).OttiselbstistzuBeginndesFilmsnochmitRudi(HermannBeyer)liiert,jedochverstirbt er, während Otti ihn wegen Karlverlassenwill.DamitwäreesdannNr.5aufihrerListederverstorbenenMännerundeinweitererGrund,umnahezutäglichmitihremEnkel Holger (Samuel Schneider) eines derGräberaufdemFriedhofzubesuchen.

Kleine SchmunzlerWieeinroterFadenschlängeltsichdertrockeneHumorderDarstellerüberdiedetailliert ein-gefangene Situation im damaligenOst-Berlin.Von kleinen Schmunzlern wie „Das ist einwaschechtes Flugblatt“ bis hin zu „großer“Gesellschaftsanalyseàla„Wer‘nenganzenTagSexhat,hatkeineZeitzumArbeiten,alsoisterauchgegendasKapital.“istallesvertreten.Die auf demBuch vonTorsten Schulz basie-rende Komödie stellte eine wunderbare undlockereEröffnungdes20.filmkunstfestesdar.DerAutorselbstsowieGudrunRitter,SamuelSchneiderundMeretBeckergenossendenFilmimCapitolundstandenanschließendnochfüreinepaarkurzeWorteaufderBühne.Beidie-semEinstiegdarfunseineinteressanteundlus-tigeWocheerwarten.[ct]

„Kannst meineFraudu

fürgießen?“

Wochenzweimal

5Retro: Boxhagener Platz

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EinKlasse

PraktikantersterInlässigerPosestehtLukas(RemoSchulze)vor dem Spiegel. Teure Markenklamot-ten, zurückgegeelteHaare, schlankeFigur.Lukas ist ein Frauentyp. Aber auch einJunge, der nicht erwachsen werden willunddenSprung indieBerufsweltnicht sorechtbewältigt.BeieinemGelegenheitsjobalsAutowäscherlernterMeike(KlaraMan-zel)kennen.DieBeziehungistdurchLukas‘Unselbständigkeit belastet, doch Meikeerträgt es vorerst, allein den Haushalt zubewältigen.Als sichLukasnichtmit einerkrankheitsbedingten Sex-Pause abfindenwill,istaberSchluss.MeikeziehtdieReiß-leine.

„Ich krieg‘ das schon hin!“Lukas‘ beginnt eine Ausbildung zumVerkäufer und zieht in seine erste eigeneWohnung – auf Druck seiner Eltern.Mitden Worten „So, jetzt ist’s fertig!“ ziehtder Vater die Folie vom neuen Türschildab und man fragt sich, ob er es auch imübertragenen Sinne meint. Lukas sträubtsichzunächstineinemHaus„vollerAssis“zu wohnen und Gebrauchtmöbel anstatt„sowaswieGuccioderBoss“zuverkaufen.EristzumerstenMalaufsichgestelltundmussschmerzlicherfahren,wasesbedeutet,erwachsenzusein.„Unkraut im Paradies“ besticht vor allemdurchdieglaubwürdigeCharakterentwick-lungLukas.DessengelegentlicheUnbehol-fenheit sorgt fürmanchen Lacher.Unver-gesslich die Szene, in der sich Lukas einelindernde Salbe für ein Ekzem am Penisabholenmuss.InderApothekesiehtersicheinernichtgeradeempathischenAngestell-ten gegenüber, die ihm die Anwendungs-weise der Salbe vor versammelter Kund-schaft erklärt. Leider schlägt nicht jederWitzsoein,wasauchderTragikdesFilmsgeschuldetist,indiesichdiekomischenEle-mente teilweise nicht recht einfügen wol-len.[jm]

6Sp

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Von 1904 bis 1982 erzählt Olga Petrova dieMemoiren ihrerUrgroßmutterMaria IvanovaIvanovaimStopMotionAnimationsfilmMari-vanna.Die Abschlussarbeit, die seitdem sechs Film-preise gewann, erzählt von Liebe, Geburt,Krankheit, Tod, Repression, Hoffnung unddembrutalenAlltagimRusslanddes20.Jahr-hunderts.

Dierührende,tragischeLebensgeschichtewirdvon Urenkelin Petrova im gleich bleibendenlapidaren Duktus und in sympathisch gebro-chenemDeutschkommentiert.

Folkloristische, sich ausrollende Stickerei-Ornamente erinnern an Gameboy-Nostalgie,welche Dimitrij Malikov wunderbar mitruhigen Klavierklängen untermalt. Währendzu Beginn ein Hahn kräht, tickt am Endeim Abspann eine alte Standuhr in der selbenMonotoniewiePetrovasErzählrhythmus.EinGefühlvonVergänglichkeitwirddurchdiesestraurige, immerwährende Ticken vermittelt,dennauchnach78JahrenläuftdasLebenwei-ter:inderaufstrebendenUrenkelinOlga.

"Lebt wohl meine Lieben. Es ist Zeit, einenStrichzuziehen."[aha]

78 Lebensjahre in min

MannehmeeinegroßeTasseFantasieundschlagediesemit der gleichenMengeHumor schaumig.DieMasserichtemanaufeinemBettvonKönnenan.Etvoilà:einFestmahl für dieParty des primitivenWitzes, auf derwir uns alle manchmal – ohne es zugeben zu wollen–blicken lassen. InDr. Banana – The Foreboding gehtes um denOnkelDoktor in gesunderObstform undseinenkleinenAssistentenCelerius.BeidenehmenamProjekt „Ärzte ohneGrenzen“ teil und reisen in denDschungel.DasAbenteuer beginnt, als die beiden aufeinenkannibalischanmutendenStammtreffen…

Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Undobwohldasgelbe,gekrümmteObstnichtmeinsist,mussicheingestehen,dassdieseBananeundseinSelleriemeinHerzerobert haben.OliverKling hat denMittelwert zwischenEinfachheitundLiebezumDetailgefundenundsomiteinenAnimations-Kurzfilmgeschaffen,denmanohneReuever-naschenkann.[sw]

So süß wieBananenbrot

7Kurzfilm: Dr. Banana / Marivanna

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"Früher hast du vor lauter Alkohol in Omas Haus gekotzt, nun predigst du, was?"

„IchwolltegarkeineAntwortenfinden,son-dernFragenaufwerfen", soNa Putu -Regis-seurin Jasmila Žbanić. „Nicht notwendiger-weise ein Film über Relig ion. Es geht umBeziehungen. Was passiert, wenn ein Part-ner seinen Weg gefunden zu haben glaubtund inwieweit der andere dies respektierenkann.“DamitpflanztŽbanićdenZuschauerdirektinsHerzvonBosnien:ImNachkriegs-sarajewo ist das junge, glücklichePaarLuna(ZrinkaCvitešić)undAmar(LeonLucev)"naputu"-aufdemWegvon-undzueinander.Vorhang auf. Partymusik. Niemand hättegedacht,dassderStreifen,dermitzweisoVer-liebten und einemHappy End begann, mitzwei auseinandergerissenen Seelen und denleisenKlängeneinerKinderspieluhrendet.

Und was kommt nach dem Happy End?Esfolgteinleises,aberintensivesDramaüberLieben undAuseinanderl(i)eben.Die 36-jäh-rigeRegisseurinhatihrenFingeramPulsderZeit.Dort,woöstlicheundwestlicheKultur

aufeinandertreffen,trennensichdieLebensan-sichtendesPaares.DieBeziehungbekommtdurchAmarsAlko-holkonsum und den unerfüllten Kinder-wunschersteKratzer.AlseineTherapienichthilft, sucht Amar Halt bei Bahrija (ErminBravo),einemstrenggläubigenWahhabitenineinerMoschee.AmarhörtmitdemTrinkenaufundverändertsichundseineLebensweiseUnter dessen Einfluss. Er symbolisiert imLaufedesFilmsdenInbegriffdertraditionel-len,konservativenDenkweise. ImGegensatzzuLuna,die ihreeinstgemeinsameundnun"sündhafte", liberale, tolerante Lebensart –ohnmächtigAmarzuakzeptierenundzuver-stehen–verteidigt.Zuvormokierten sich beide über Burka tra-genden Frauen und enthaltsame Männer.Nun weckt Unverständnis für den AnderenStreitundZurückweisung.DieFragenachderEntscheidung,sichoderseinenLebensstilfüreinen geliebtenMenschen aufzugeben, rücktinsZentrumdesFilms,währendgenauereli-giöseFaktenindenSchattenfallen.

"Komm zu mir zurück." – "Komm du zu mir zurück!"Durch die VeränderungAmars und den Wider-standLunaswirdesfürdenohnmächtigen Zuschauerimmer trauriger, der zer-bröselnden Liebe beizu-wohnen. Akzeptanz vonVeränderungen und dieindividuelle Verantwor-tung sind nicht nur einFazit aus der Beziehungder jungen Bosnier, son-dern auch ein subtilerAppell an jungeMuslima,schlussendlich sich nichteinfach hörig den Regelnder Religion zu beugen.[aha]

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Path

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Im Rahmen des Dokfilmwettbewerbs wirdZwischen den Welten von Hans-JoachimUlbrich am Mittwoch den 5. Mai 2010 imSchwerinerCapitoluraufgeführt.

Der Film umreißt auf spannungsvolle Weisedie faszinierendeLebensgeschichtevonMarg-ritPittman,geboreneAdler–deutscheJüdin,politischeKorrespondentin,KommunistinundzeitlebensAntifaschistin. Sie selbst,Familien-angehörige,Freunde,KameradenundWissen-schaftlerbegleitendiesekleineZeitreisekom-mentierend. Sie führt von Deutschland überAmerikaindieSowjetunion–vomtotalitärenNationalsozialismuszumutigemJournalismusund antifaschistischen Widerstandsbewegun-gen.

DerpassendeEinsatzvonOriginalfoto-grafienundDokumentenführtäußerstnah an das Leben Pittmans heran.DurchstarkeAufnahmenundentspre-chendstimmungsvollgewählterMusikwirdeinebelebteAtmosphäregeschaf-fen, die den Zuschauer einlädt, einefilmische Reise durch das Leben derMargrit Pittman zu unternehmen undihmdasGefühlvonhoherAuthentizitätvermittelt.

Als ebenso unterhaltsamer, wie ins-pirierender Dokumentarfilm ist Zwi-schendenWelten–DasLebenderMar-grit Pittman die wirklich sehenswerteHommage einer starken, weltoffenenFrau.[hh]

Becauseshe

hadin

herhad

reality

9Dokfilm: Zwischen den Welten

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Mein

allorcaKörniger Strandsand, schrille Bars,Alkohol satt,niedlicheWeiber,wilderSex.JürgenDrews,MickieKrause,Bal-lermann 6.EinBier in derHand, denSangria-Strohhalm im Mund und dieAugen auf halb Acht. Der Tag wirdzurfinsterenNachtunddieNachtzumlustvollen Tag. Schrille Party in derNacht und der Strandwird zur schrä-genLiebesmeile.DasistDASMallorca.Aberwasist,wennmankeinGeldhat?MEIN Mallorca wird wahr. Ich liegegenüsslichinmeinerLiegeanMEINEMfeinen Strand und lasse mir MEINEerwünschte Wärme auf meine sanfteHautstrahlen.DasistMEINMallorca.

Kein Glanz, kein GloriaEsmussnicht immerDAS groteskeMal-lorca sein, sondern kann einfach etwasanderes sein. „Mein Mallorca“ von derPotsdamerFilmstudentinBernadetteKnol-lerverzichtetaufjeglichenGlanzundGlo-ria.DerhinreißendeKurzfilmwagteinenEinblick in einen anderen Teil unserersonstlebhaftenGesellschaft.EröffnetunsdieAugen,dasseinStatusnieunsereeige-nenTräumebestimmenwird.Diewirkungsvolle Illusion alsDokumen-tation des spartanischen Lebens von derselbstbewussten Marita und ihrer acht-köpfigen Familie erzeugt eine authenti-sche Stimmung.MaritaHeiden zeigt sichalseinestrebende,gebildeteHausfraumitsanftmütigem und pflichtbewusstemAuf-treten.GeprügelteVergangenheittrifftaufzivilisierteFrau.Undwarum?„Nurso,einfachnurso!“[ks]

sinnlicheverführung

10Ku

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Mal

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„Warstduschoneinmalrichtigverliebt?“Kannjemand das heutzutage überhaupt noch miteinemJabeantworten?FehltnichtimmeretwaszumperfektenGlück, selbstwennesnoch sokleinseinmag?DieDarstellungderPatchwork-

Verkehrte WeltMaren(Marie-LouSellem)undRobert(ÀlexBren-demühl) sind ein sehr ungleiches Paar: Bücher-wurmtrifftFernseheule.BeidemüssenzuihremgroßenEntsetzten feststellen,dass ihrezwei tur-telndenTeenager,diesieindieBeziehungmitge-bracht haben, harmonischer miteinander umge-henalssieselbst.WährendbeiderBibliothekarinunddemLandschaftsarchitektennachkurzerZeitderödeAlltageintritt,genießenMira(KatharinaDerr) und Daniel (Tim Hoffmann) jede freieMinutegemeinsam.DieFamilielebtwieineinerverkehrtenWelt.DieDarstellungdesunruhigen,kindischenPaaresmittlerenAltersimKontrastzu

derernsten,reifenJugendliebederbeidenSchüleristdabeikeinesfallsklischeehaft.Mit der fast ausschließlich klassischen Hinter-grundmusik ist Tobias Ellenberg und DanielBackes eine faszinierende Verschmelzung zwi-schenBildundTongelungen.DiemusikalischenÜbergängesindsehrfließend.DemZuschauerfälltderSzenenwechselquasigarnichtauf.ErwirdimHandlungsverlaufnichthinundhergeworfen.Die abrupteWendungzumEnde sorgt fürVer-wirrungundoffeneFragen.AberesmussjanichtimmerallesbisinsletzteDetailgeklärtsein.WozuhatmanschließlichseineFantasieundseinVor-stellungsvermögen?[ab]

Irgendwasfehltimmer

FamilieausFranzMüllersDie Liebe der Kinder scheintausdemwahrenLebengeschnittenundaufeineFilmrollegeklebtzusein.Eskannjedentreffen.Egalwo.Egalwann.Egalwie.

11Spielfilm: Die Liebe der Kinder

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„Es geht um Arton, Arton!“ Blut läuft ausderSchusswundeHeinz‘ (AndreasLeupold).Er sackt zusammen. Der daneben kniendeEx-Polizist und Vorzeige-Ossi Eddy Kle-ver (Pierre Besson) ist ratlos: Was bedeutetArton? Durch Zufall wurde er Zeuge einesinszeniertenBombenanschlagsamFlughafenundsomitauchdesMordesvomEhemannderModeunternehmerin Katharina (Katja Flint)–Heinz.DurchseinerabiateWeiseundeinegewissePrieseDreistigkeitgelingtesihm,dieAufmerksamkeitKatharinaszuerlangenundbildetmit ihreinDuowieOldShatterhandundWinnetou–gegensätzlich.Katharina,dieChefin einerDessous- undWäschefirma, istelegant, stilvoll und dynamisch. Eddy hin-gegen rustikal, dreist und schmuddelig. Isternicht alsPrivatdetektivunterwegs,hat ervorallemandereSorgen:„DiehabenmirdenStromabgestellt,jetzthabichkeinkaltesBiermehr.“–daraufseinKumpeltrocken:„ScheißKapitalismus.“

GemeinsamversuchenKatharinaundEddy,Licht indenFall zubringen,wobei sie aufdubiose Machenschaften in der Dessous-firma,InszenierungenundeingeheimesPro-jektvonHeinzstoßen.

ManfredStelzergelangmit„Fröschepetzennicht“eingewitzterKrimi,derspannendistwiederMoment,bevorderFroschnachderFliege schnappt.Trotzdemverliert ernichtseinen Humor und die Abwechslung. DieDetails passen stimmig zusammen und dieBesetzunghättenichtpassendergewähltseinkönnen.DurchdiedüsterenFarbenunddiedunkle Stimmung bekommt derZuschauerdasGefühl,alswäreerselbstimFallverwi-ckeltundkriminelltätig.Bleibt nur noch die Frage: Wieso hat derominöse Mann, der im Hintergrund dieFäden zieht, ausgerechnet Qigongkugelnin derHand?GenausowirkungsvollwärenKartoffelngewesen.[sw]

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AufLeben

und Tod

EinenUnbekanntentöten.UmseinenSohnzuretten.Der Kampf mit sich selbst beginnt. DiemoralischenGrundwertevergessen,umseineigenFleischundBlutvoreinemgrausamenSchicksalzubewahren.EinLebenfürdasandere.NureinSchuss,nureineFingerbewegung–

derMannwäretot.UndseinSohngerettet.

DieKameraführungdurchAleksander Ilić isteinfach,aberdochsehreffektiv,indemerdiewichtigstenBesonderheitensehrsim-pelhervorhebt.AlleinedurcheineeinfacheSzenenwiederholungwirdesgeschafft,dasssichderZuschauerselbstindieRolledesverlassenen,verletztenVatershineinversetztfühlt.Dieklangli-cheBegleitungdesFIPRESCI-Preisträgersistnichtüberragend,wieicherhoffthatte,aberMarioSchneiderhatversucht,denFilmdurchkomplexeMusiknochsehenswerterzumachenalsersowieschonist.

Nur ein Schuss, nur eine Fingerbewegung

WürdenSiefürihreLiebstentöten?WürdenSie alle moralischen Werte beiseite werfenundeinfacheinenUnbekanntentöten?Egal,welcheKonsequenzeneshat?

Klopka – Die Falle, ein Psychodrama vonSrdan Golubović, erzählt die Geschichteeiner serbischen, kleinen Familie, die versu-chenmuss,dasGeldfürdielebensnotwendige

Herz-OP des Sohnes zusammenzusammeln.Eine Zeitungsanzeige der Eltern, in der umSpendengebetenwird,hatnichtdenerhoff-ten Erfolg. Dann ruft ein Unbekannter anundbietetdemArchitektenMladen(NebojšaGlogovać)diegewünschten26.000Euro,diefür die Operation benötigt werden. Wenner einen ihm unbekannten Geschäftsmanntötet...

13cinema of the world: Klopka – Die Falle

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HOLLYWOODPAPIERPIRAT

mit

„Regina,istderPiratgroßgenug?“DerRaumimzweitenObergeschossderEinkaufspassage„DerWurm“istvollerwissbegierigerKinder.SiesindTeilnehmerdesTrickfilm-workshops.

EinigesinddiesesJahrdasersteMaldabeiundmachensichmitderTechnikvertraut:SiestehenumeinestabileHolz-kiste. InderDecke ist eineKamera fest angebracht.AufderbeleuchtetenArbeitsflächeliegenverschiedeneGegen-stände.

Ein Stift wird nur ein Stück weitergelegt. Schnell alleHändeweg.DieKamerawirdausgelöstundschonkönnendieKinderbegeistertdasFotoaufdemBildschirmbetrach-ten.

Keinerstehttatenlosherum,jederwirktmit:DiejüngerenKinderveränderndasBildundmachendasnächsteFotowährenddieälteren inderZwischenzeitberaten,welchespannendeHandlungderTrickfilmhaben soll.Diedies-jährigeThemenvorgabeistdasLebenKlausStörtebeckers.DiemeistenKinder kennen seineGeschichte bereits ausdem Schulunterricht oder durch Erzählungen, so auchdieelfjährigeTheresa,die in fünfteKlassegehtundüberdie „BücherwurmAG“ an ihrer Schule zu dem Projektgefundenhat:„MeinVaterhatmirdieGeschichteerzählt.AußerdemhabenwirinderSchuleeinenFilmgesehen.“

Das Publikum der Zukunft„Der Trickfilmworkshop ist ein fester Programmpunktdes filmkunstfestes und über die Jahre immer populärergeworden,“berichtetWorkshopleiterinReginaVoss.Aufdie Frage, welchen Beitrag der Workshop für das film-kunstfestdarstellt,antwortetsienachkurzemÜberlegen:„Zuallererstmöchteich,dasseinguterFilmentsteht.Ichwünschemiraberauch,viele fürdenFilmbegeisternzukönnen.EinigederTeilnehmersindinwenigenJahrenindemAlter,selbständigdieFilmvorstellungenzumFestivalzubesuchen.Ichhoffe,dassichdurchmeineArbeitsodasPublikumvonMorgenmitaufbaue.“

Die Spannung bleibtAm Ende soll „Störti“, wie die Kinder den Seeräubergetaufthaben,abermöglichstnichtgeköpftwerden.DasEnde,dasssiesichausgedachthaben,wirdamSonntagum10UhrimWurmzusehensein.[ks&jm]

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TrostlosSorgenmeer

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eine Suche nach Freiheitund

Selbstfindung

FraumitAugen von erbarmungsloserKälte,vollenLippen,kurzemHaarnebenMannmitvernarbten Wangen und starker Nase – soauthentisch böse das Karma des im Unter-grundlebendenPaareswirkt,sozärtlichziehtsichdieLiebevonClara (BarbaraAuer)undHans (Richy Müller) durch den Film. Ver-schlossenundsensibelzeichnendiegeduldigeKameraführungunddie inTräumen schwel-gende, beflügelnde Musik das Portrait derzerbrechlichen Jeanne (JuliaHummer). „DieinnereSicherheit“wagteinen schmackhaftenPerspektivenwechsel von einem Terroristen-paarmitTochter:Gestellt in denOpferwin-kel,umdasMenschliche imAbgründigenzusehen.

Walrossbaby in giftgelben Lumpen

Rauchend lernt Jeanne an einem portugiesischenStrandHeinrich (BilgeBingül)kennen, ein langhaari-gerBrian-Wilson-LiebhabermitSurferkarriere-Traum,doch nach dem Verlust ihrer Reisepässe flüchtet dieFamilieabruptzurücknachDeutschland.JeannemussKleidungausAltkleidercontainerntragen,indenensieaneinWalrossbabyingiftgelbenLumpenerinnert.Sieklaut,weilsiesichdennormalenJugendlichenanpassenwill–undtrifftdabeiihrenHeinrichwieder.

OhneMoosnixlos–wegenGeldmangelundMagenknurrenplanenClaraundHanseinenBankraub,währendHeinricheinersurrealenKonfrontation mit Jeanne entgegengestelltwird. „Hau ab, du bist eklig! Ich liebe dichnicht!“ ImZwiespalt vonLiebeundVerant-wortung sucht sie letztlich doch Heinrichauf,um ihmeinigeszuerklären.UnterdemVorwand, Cola zu holen, verständigt dieservermutlichdiePolizei.

Unspektakulär und realitätsnah ist die Dar-stellung der gezielten Attacke dreier AutosaufdasderFamilie amFolgetag:Fensterglaszerspringt, das Auto der Flüchtenden fliegtimSaltovonderStraßeundgehtinFlammenauf.Jeannescheintdieeinzige,diedemTodes-kuss entkommt. Im wortlosen Ende strotztihr Gesicht bewundernswert charakterstarkund zeigt: Trotz dem zitternden Erschei-nungsbild der kleinen Jeanne ist ihr Herztapfer. So lehrt sie dem Zuschauer: „Wennduschwachbistundverwirrt,dannmusstduschweigenunddenanderenredenlassen.Dasmacht ihnwahnsinnigunddann löster sichinseineBestandteileauf.InImplosion.“UnddannbistduderStarke.[ar]

15Retro: Die innere Sicherheit

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16:00 Weite Straßen – stille Liebe von Herrmann Zschoche (DDR/1969/76‘) Capitol 116:30 Abschied von Agnes von Michael Gwisdek (D/1994/100‘) Capitol 2

17:00 Cindy liebt mich nicht von Hannah Schweier (D/2010/95‘) Baader-Meinhof-Komplett von Till Penzek, Jon Frickey (D/2008/2‘) Capitol 4

18:00 David wants to fly von David Sieveking (D, A, CH/2009/96‘) Capitol 3

18:15 Hauptmann Florian von der Mühle von Werner W. Wallroth (DDR/1968/140‘) Capitol 5

18:30 Verleihung des Medienpreises der Architektenkammer M-V Capitol 1

19:00 Boxhagener Platz von Matti Geschonneck (D/2009/103‘) Schleswig-Holstein-Haus

19:00 Klopka – Die Falle von Srdan Golubovic (SRB, D, HR/2007/106‘) Capitol 2

19:30 Transfer von Damir Lukacevic (D/2010/93‘) Faustschlag von Malte Ollroge (D/2009/11‘) Capitol 4

20:00 Rio Reiser: Die Rettung Der Speicher

20:00 Frösche petzen nicht von Manfred Stelzer (D/2010/92‘) Capitol 3

20:30 Das weiße Band von Michael Haneke (A, D, F, I/2009/144‘) Capitol 1

21:00 Komm in den Garten von Heinz Brinkmann (D/1993/96‘) Capitol 5

21:30 Eine von 8 von Sabine Derflinger (Ö/2009/87‘) Capitol 2

22:00 Die Liebe der Kinder von Franz Müller (D/2009/84‘) Mein Mallorca von Bernadette Knoller (D/2010/15‘) Capitol 4

22:15 Zwischen den Welten von Hans-Joachim Ulbrich (D, USA/2010/90‘) Capitol 3

09:00 Die verriegelte Zeit von Sibylle Schönemann (D/1991/93‘) Capitol 2

09:30 Der Teufel mit den drei goldenen Haaren von Hans-Günther Bücking (D/2009/75‘) Capitol 1

11:00 Der gestiefelte Kater von Christian Theede (D/2009/58‘) Capitol 1

13:30 12 Meter ohne Kopf von Sven Taddicken (D/2009/102‘) Capitol 5

14:00 Die innere Sicherheit von Christian Petzold (D/2000/106‘) Capitol 3

15:00 Der Ghostwriter von Roman Polanski (F, D, UK/2010/128‘) Capitol 1

15:30 Klopka – Die Falle von Srdan Golubovic (SRB, D, HR/2007/106‘) Capitol 2

16:00 Man stirbt von Patrick Doberenz, Philipp Enders (D/2008/31‘) The Tale of Nicolai von David Ofek, Elinor Kowarsky (ISR/2008/54‘) Capitol 3

16:00 Transfer von Damir Lukacevic (D/2010/93‘) Faustschlag von Malte Ollroge (D/2009/11‘) Capitol 5

17:00 Unkraut im Paradies von Bartosz Werner (D/2009/85‘) Dr. Banana – The Foreboding von Oliver Kling (D/2009/8‘) Capitol 4

17:30 Wege in die Nacht von Andreas Kleinert (D/1999/98‘) Capitol 2

18:00 Katharina Joachim - genannt Thalbach von Meike Materne (D/2010/72‘) Capitol 3

18:00 Nord von Rune Denstad Langlo (NO/2009/78‘) Capitol 1

18:30 Cindy liebt mich nicht von Hannah Schweier (D/2010/95‘) Baader-Meinhof-Komplett von Till Penzek, Jon Frickey (D/2008/2‘) Capitol 5

19:30 Na Putu von Jasmila Zbanic (A, D, BOS, HR/2010/100‘) Marivanna von Olga Petrova (D/2009/5‘) Capitol 4

donnerstag16

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