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Filmakademie Baden-Württemberg Studienjahr 2012/2013 Sequenzanalyse DIE ERÖFFNUNGSSEQUENZ VON INSIDE JOB Kurs: Einführung in die Sequenzanalyse Ausgewählte Sequenz: INSIDE JOB Betreuender Dozent: Dr. Joachim Lang Verfasser: Tobias Hollmann Studiengang: Produktion Matrikelnummer: 312022 Abgabetermin: 01.03.2013

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Filmakademie Baden-WürttembergStudienjahr 2012/2013

Sequenzanalyse

DIE ERÖFFNUNGSSEQUENZ VON INSIDE JOB

Kurs: Einführung in die SequenzanalyseAusgewählte Sequenz: INSIDE JOB

Betreuender Dozent: Dr. Joachim LangVerfasser: Tobias Hollmann

Studiengang: ProduktionMatrikelnummer: 312022

Abgabetermin: 01.03.2013

Inhaltsverzeichnis Seite

AbbildungsverzeichnisMethodik der ArbeitEingrenzung

1. Einleitung 1

2. Die Eröffnungssequenz von INSIDE JOB 2 2.1. Wirkungsweise der angewandten Montage 3 2.2. Wirkungsweise der angewandten Kameraführung 4 2.2.1. Einsatz von Perspektiven 6 2.3. Die 5-Akt-Struktur in angewandter Form 7

3. Zusammenfassung 7 3.1. Nachwort des Verfassers 8

AnhangsverzeichnisQuellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis Seite

Abbildung 1: Graphische Darstellung von den Längen der Einstellungen 3Abbildung 2: Kameraveränderungen im Verlauf der Sequenz 4Abbildung 3: Einteilung unter Berücksichtigung der angewandten Kameraführung 5Abbildung 4: Die Eröffnungssequenz als klassische 3-Akt-Struktur 5Abbildung 5: Darstellung der eingesetzten Perspektiven 6Abbildung 6: Grafische Darstellung der 5-Akt-Struktur 7

Methodik der ArbeitDie Sequenzanalyse setzt sich in den Einheiten „Wirkungsweise der angewandten Monta-ge“, „Wirkungsweise der angewandten Kameraführung“ und „ Wirkungsweise von Wort und Musik“ mit dem Spannungsbogen innerhalb der Eröffnungssequenz auseinander. Wäh-rend die Sequenzanalyse das filmische Werk detailreich zerlegt und bespricht, rekonstruiert die „Zusammenfassung“ das Gesamte durch Zusammenfügen der Teilergebnisse. Abschlie-ßend bezieht der Autor zum Thema Stellung.In der Sequenzanalyse wird durchgängig die männliche Form für beide Geschlechter ver-wendet, um die Lesbarkeit des Textes zu verbessern, wobei dann immer beide Geschlechter gemeint sind.

Einschränkung der ArbeitAngesichts des relativ eingeschränkten Rahmens dieser Sequenzanalyse wird der Filmin-halt von INSIDE JOB vorausgesetzt und kann bei Bedarf im Anhang nachgelesen werden. Die Arbeit thematisiert aus Gründen der Stringenz explizit keine weiterführenden Informa-tionen zu den Rahmenbedingungen der Produktion. Cast, Auszeichnungen und Ähnliches können der offiziellen Pressemappe von Sony Pictures Classic entnommen werden. Die Pressemappe ist zufinden auf: http://www.insidejobfilm.com/

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1. Einleitung„Die Menschen sehen nur das, was sie noch alles haben und bekommen könnten, schätzen aber nicht was sie haben, bis sie es verlieren.“1

Seit der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise sowie dem weltweit resultierenden schockarti-gen konjunkturellen Einbruch Ende 2008 sind Verlust und Insolvenz bei Unternehmen und Privatpersonen keine Seltenheit mehr. Viele Länder waren und sind aufgrund ihrer intensi-ven Wirtschaftsbeziehungen mit den USA von der amerikanischen Konjunktur abhängig. Darunter besonders auch die deutsche Volkswirtschaft mit ihrem hohen Exportüberschuss. Nicht zuletzt deswegen löste die US-Immobilienkrise im Sommer 2007 eine unaufhaltbare weltweite Reaktionskette aus. Habgier wurde zu einem gigantischem Motor, der weltweit seine Schäden hinterließ.

Der Dokumentarfilm INSIDE JOB2 von Charles Ferguson thematisiert die Entstehung, die Umstände und die Folgen der Wirtschaftskrise. Dabei werden Verbindungen von Politik, Wirtschaft und der akademischen Welt aufgedeckt und das liberale kapitalistische System kritisiert. INSIDE JOB erklärt und skizziert die Vorgänge vor und während der Krise mit Hilfe von zahlreichen Interviews. Doch wie schafft es Charles Ferguson, ein tendenziell eher zähes und komplexes Thema ansprechend zu gestalten? Wie gelingt es ihm, die Auf-merksamkeit des Rezipienten von Anfang an zu erhalten? Wie beginnt er die Geschichte, die zahlreiche globale Entwicklungen und Geschehnisse bündeln muss, gleichzeitig aber auch spannend sein soll?

Aufgrund dieser Fragen verfolge ich mit meiner Sequenzanalyse das Ziel, die Eröffnung von INSIDE JOB durch das kritische Auseinandersetzen mit dem filmischen Code jeder einzelnen Einstellung auf wahrnehmungspsychologische Kriterien zu untersuchen. Dabei wird explizit auf die Rolle der Montage und der Kameraarbeit eingegangen. Den Schwer-punkt meiner Nachforschungen bildet die Kameraarbeit wegen des direkten Einflusses von Perspektiven und Kameraführung auf das Bild. Die Beziehung von Bild mit der Wirkungs-weise von Wort und Musik wird dabei berücksichtigt.

1 Zitate zum Thema Verlust: http://www.zitate-online.de/thema/verlust/ (20/11/2012)2 Ferguson Charles (Regie): INSIDE JOB, Sony Pictures Classics/ USA/ 2010

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2. Die Eröffnungssequenz von INSIDE JOB Die Eröffnungssequenz3 beginnt mit beeindruckenden Landschaftsaufnahmen Islands, imposanten Schluchten, einzigartigen Bergpässen und brodelnden Dampfquellen und wirkt zunächst nicht wie ein Dokumentarfilm über die Wirtschaftskrise, sondern eher wie ein Naturfilm über Island. Das vermeintlich komplexe Thema des Films trifft auf - in diesem Zusammenhang - unkonventionelle Bilder: die einzigartige Natur von Island. Die Erwar-tungshaltung wird überrascht und zugleich startet der Film mit etwas sehr Naheliegendem. Die Anfangssequenz knüpft dort an, wo radikale Auswirkungen der Krise Spuren hinter-ließen und benutzt dafür metaphorische Bilder aus der Natur. Die Aufmerksamkeit wird zwar zunächst von der trügerisch-friedlichen Natur absorbiert, doch schon bald wird der Themenbezug hergestellt. Urban-industrielle Elemente stören die friedlichen Landschafts-bilder. Durch Matt Damon sowie den Interviewpartnern Andri Magnason und Gylfi Zoega erfährt der Rezipient, dass Island bis zum Ende des 20. Jahrhunderts vorbildlich eine aus-gewogene Finanzpolitik, mit Einflussmöglichkeiten des Staates, umgesetzt hatte. Doch ab dem Jahr 2000, als die drei größten Banken privatisiert wurden, änderte sich dies radikal. Die Folgen sind bekannt. Die Traumblase vom vielen schnellen Geld für alle platzte. „Islands Luftschlösser stürzten zusammen, heute ist die Insel so arm wie eine Kirchenmaus.“4 Kurz nachdem eine Bergwand explosionsartig mit einem lauten Knall zusammenbricht sieht der Zuschauer die Logos von Islands drei größten Banken und rück-blickende Fernsehausschnitte von der Krise. Die bildgewaltige Auswirkung der Explosion und das bedrückende-ungute Gefühl der gestörten Natur werden direkt mit der scheinbar seriös-glatten Bankenwelt verknüpft.

2.1. Wirkungsweise der angewandten MontageDer ausgewählte Filmausschnitt weist im Protokoll5 eine Gesamtzeit von 208 Sekunden6 auf. Die Eröffnungssequenz lässt sich in 50 Einstellungen einteilen, die jeweils in un-terschiedlicher Länge erscheinen. Die Durchschnittslänge einer Einstellung beträgt 4,16 Sekunden. Vor allem aber lassen sich durch die Abbildung 1 „Veränderungen in der Sukzession der Handlung feststellen, die unabhängig vom subjektivenZeitempfindenundvonspezifischenFormensubjektiver IdentifikationmitdemGeschehen(...)objektivbestehen:wokamera-und schnitttechnisch das Tempo gesteigert oder verzögert, wo Zeit gerafft bzw. gedehnt wird, und wo Übergänge oder Pausen im Handlungsgefüge zu verzeichnen sind.“7

Bei der ersten Betrachtung der Abbildung 1 fällt auf, dass im ersten Drittel der Anfangsse-quenz die Einstellungen 1, 6, 14, 23, 35 überdurchschnittlich lang sind. Die Sequenz be-ginnt in Einstellung 1 mit einer Texttafel8, die mit 29 Sekunden die längste Einstellung ist.Die darauf folgenden ruhigen atmosphärischen Bilder, der langsame Schnitt und die streicherlastige Musik lenkt die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf die in regelmäßigen Abständen erscheinenden Texteinblendungen.

3 Defintion des Ausschnittes: 00.00.00 - 00.03.28 min. (bis Voice Over „The bankers showered money on themselves, each other and their friends“; letztes Bild: Geldautomat „Landsbankinn“; anschl. Umschnitt auf Außenfassade „Islandsbanki“)4 Dokumentarfilm „Inside Job“ Klassenkampf von oben: http://www.zeit.de/2011/23/D-Dokumentarfilm-Inside-Job (04/12/2012)5 Siehe Anhang 26 Timecode: 00.00.00 - 00.03.28 min7 Faulstich, Werner. Faulstich Ingeborg. ModellederFilmanalyse. Wilhelm Fink Verlag. 1977. München.S. 728 In Abbildung 1 als Einstellung gewertet. Die filmtechnische Ungenauigkeit ist die Ursache für die Einfach-heit der grafischen Darstellung.

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Abbildung 1: Graphische Darstellung von den Längen der Einstellungen9

In Einstellung 8 erklingt erstmals Matt Damon als Off-Sprecher. Die Länge der Einstellung nach dem Einsetzen des Sprechers nimmt deutlich ab. (Abbildung 1) In Einstellung 11 erscheint die erste sprechende Person im On. Bemerkenswert ist, dass AndriMagnason nicht namentlich durch eine Bauchbinde vorgestellt wird. Er spricht in zwei Einstellungen weiter im Off und wird dann von einer dem Zuschauer fremden Stimme abgelöst. In Einstellung 14 wird die sprechende Person im On gezeigt und durch Einblen-dung als Gylfi Zoega vorgestellt. In Einstellung 15 erscheint wieder AndriMagnason, der nun dem Rezipienten durch eine Bauchbinde nachträglich bekannt ge-macht wird. Darauffolgend setzt der Off-Sprecher ein und spricht bis Einstellung 22. In dieser Phase erhöht sich die Schnittgeschwindigkeit und die Musik wird unruhiger. Das erhöhte Tempo wird in Einstellung 23 durch Andri Magnason10 im On abgebremst. Die-se wirkt innerhalb der Sequenz als retardierendes Moment. Nach den Worten „Alles hat seine Konsequenzen“11 im Off beginnt in Einstellung 25 dramatische Musik zu einem rasanten Kameraflug. Diese beiden Komponenten ermöglichen es, dass die Einstellung mit der mittellangen Länge von vier Sekunden sehr kurzweilig und imposant wahrgenom-men wird. Bis Einstellung 34 steigert sich das Tempo. Die schnell geschnittenen Land-schaftsaufnahmen von Island, mit imposanter Musik und einer singenden Frauenstimme untermalt, verdrängen die natürliche Atmosphäre durch Hektik. Die lange Einstellung 35 löst die Spannung der schnellen Phase durch einen explodierenden Berg und einen gigan-tischen Knall auf. Die ab Einstellung 36 beginnende Phase wird von Musik sowie dem Offsprecher begleitet und erklärt den Sachverhalt in Island. In Einstellung 38 werden mit Hilfe eines Splitscreens die drei größten Banken von Island vorgestellt. Einstellung 40 bis 44 ist ein Rückblick, der durch die Texteinblendung „September 2008“12 und den Split-screen von verschiedenen Impressionen und Fernsehausschnitten sehr aufwühlend und nah wirkt. Akustisch wird der Eindruck durch ein kurzes dezentes Herzklopfen unterstützt. Die Spannung entsteht dabei durch die Atemlosigkeit des Geschehens. Ab Einstellung 45 ist die Musik lediglich nur noch dezent zu hören und Matt Damon spricht. Die letzten fünf Einstellungen nähern sich längentechnisch dem Durchschnitt und wirken im Verhältnis zu den Einstellungen zuvor normal und ausgeglichen. Die Geschwindigkeit und Spannung der Anfangssequenz wird dadurch aufgehoben und beruhigt.

9 Vom Autor erstellt. inspiriert durch Faulstich, Werner. Faulstich Ingeborg. Modelle der Filmanalyse. Wilhelm Fink Verlag. 1977. München. S. 7310 Zuvor beschrieben als erste Person im On.11 Ferguson, Charles: INSIDE JOB, Sony Pictures Classics, 2011, TC: 02:09-02:1012 Ferguson, Charles: INSIDE JOB, Sony Pictures Classics, 201, TC: 02:59 - 03:03

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Durchschnitt

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2.2. Wirkungsweise der angewandten Kameraführung„Der Kamerablick organisiert das Bild, er setzt den Rahmen, wählt den Ausschnitt, der von der Welt gezeigt wird, er bestimmt, was zu sehen ist.“13 Die Einstellung der Kamera lenkt nicht nur die Sichtweise des Rezipienten dadurch, dass sie den Fokus auf etwas Be-stimmtes legt, sondern insbesondere auch durch das Weglassen von Dingen.

Abbildung 2: Kameraveränderungen im Verlauf der Sequenz14

Mit Hilfe der Abbildung 2 ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass in der ersten Hälfte fast keine Kamerabewegungen stattfinden. Jedoch in der zweiten Hälfte der Sequenz wird die Kamera häufiger bewegt. Darüberhinaus sind zwei Einstellungen mit bewegter Ka-mera am Anfang zu sehen. Diese lockern die langsame, mit Texteinblendungen beladene Eröffnung auf und leiten daraufhin zu den Interviewpartnern über. Die nächste auffällige Veränderung befindet sich bei Einstellung 24. Nach sechzehn Einstellungen ohne Kamera-veränderungen wird diese bewegt. Bei genauerer Betrachtung der Bilder ist erkennabr, dass in Einstellung 23 Andri Magnason als Interviewpartner im On zu sehen ist. Einstellung 24 zeigt zu den Worten „Alles hat seine Konsequenzen.“15 eine wolkenbedeckte Bergkette. Dann der Wechsel: In Einstellung 25 bewegt sich die Kamera rasant auf einen Berggipfel zu. Hoher Gesang und dramatische Musik setzen ein. Daraus lässt sich schließen die erste zusammenhängende Bilderreihe des Ausschnittes wird in Einstellung 24 beendet. Bestätigt wird dies auch durch die Länge der Einstellung, wenn man die Tonebene aus Einstellung 23 mitberücksichtigt und dementsprechend dazurechnet.16 Nach zehn Einstellungen mit beschleunigter Montage und bewegter Kamera, verharrt das Bild ohne Kamerabewegung in Einstellung 35 auf schneebedeckten Bergklippen. Stillstand. Die Schnittgeschwindigkeit wird durch die zweitlängste Kameraeinstellung in der Eröffnungssequenz ausgebremst. Der kurzzeitige Stillstand irritiert und kurz darauf explodiert die Klippe eindrucksvoll. Ein lauter Knall ist zu hören. Das Bildruckeln während der Explosion lässt die Situation noch näher und bedrohlicher wirken. Die zweite zusammenhängende Bilderreihe endet mit Einstellung 35. Der letzte Part beginnt zunächst bis Einstellung 39 sachlich und nüchtern.In Einstellung 38 werden mit Hilfe des doppelten Splitscreens übersichtlich die

13 Hickethier Knut. Dispositiv Fernsehen. Skizze eines Modells. In: Montage. AV. 4/1.1995. S.5714 Vom Autor erstellt, Weiterentwicklung von Abbildung 115 Ferguson, Charles: INSIDE JOB, Sony Pictures Classics, 2011, Einstellung 24, 02:09-02:1016 Verweis: Kapitel 2.1. Wirkungsweise der angewandten Montage

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Einstellung ohne Kameraveränderung und Text

Einstellung ohne Kameraveränderung mit Text

Einstellung mit bewegter Kamera

Erste zusammenhängende Bilderreihe Zweite zusammenhängende Bilderreihe Dritte zusammenhängende Bilderreihe

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drei größten Banken Islands vorgestellt. Die reine Informationsvermittlung wird ab Einstel-lung 40 durch einen Zusammenschnitt verschiedener Fernsehausschnitte im Splitscreen ab-gelöst. Schreiende Menschen, chaotisch wirkende Demonstrationen und Moderatoren vor brennenden Gegenständen verdeutlichen dem Rezipienten die gefährliche Situation vom „September 2008“17. Bis Einstellung 44 ist die Kamera immer in Bewegung. Die von Fern-sehteams eingesetze Schulterkamera filmt die Geschehnisse bedrückend nah und vermittelt eine zusätzliche beunruhigende Stimmung. In Einstellung 45 kommentiert Gylfi Zoega die Lage aus wissenschaftlicher Sicht. Ab Einstellung 45 ist die Kamera unbewegt. Die großen Glasfassaden und die glatten kühlen Gebäudefronten von Islands Banken sind zu sehen. Dabei bildet Einstellung 49 eine Ausnahme. Die Kamera schwenkt über das Bankengebäu-de, um die Größe darzustellen. Die Bewegung verbildlicht den festungsartigen Charakter der Bank in der Totalen. Einstellung 50 springt von der Totalen in die Nahe und zeigt einen Geldautomaten und verdeutlicht dadurch die Worte des Off-Sprechers.

Abbildung 3: Einteilung unter Berücksichtigung der angewandten Kameraführung18

Unter Berücksichtigung der zusammenhängenden Bilderreihen und der angewandten Kameraführung lässt sich vereinfacht die Eröffnungssequenz in vier Abschnitte einteilen. (Abbildung 3) Wird das Pre-Intro in die Drei-Akt-Struktur miteingebunden, ist es möglich, den Filmausschnitt in eine klassiche 3-Akt-Struktur einzuteilen. (Abbildung 4)

Abbildung 4: Die Eröffnungssequenz als klassische 3-Akt-Struktur19

Bei genauerer Untersuchung der Einstellungen am Anfang und Ende eines Aktes ist be-merkbar, dass sowohl der zweite als auch der dritte Akt mit einem bewegten Filmbild beginnen und mit einer unbewegten Einstellung enden. Der erste Akt entspricht dem Gegenteil. Unbewegte Einstellung am Anfang und ein bewegtes Filmbild am Schluss. Dies unterstreicht den besonderen Charakter des ersten Aktes. Bemerkenswert ist auch, dass in diesem Abschnitt kein Off-Sprecher zu hören ist und lediglich Texttafeln sowie Textein-blendungen den Zuschauer an die Thematik heranführen. Durch die bewegten Bilder am Anfang des zweiten und dritten Aktes wird der Eindruck eines neuen Kapitels erweckt, in welches der Rezipient mit Hilfe der Bewegung hinein geleitet wird. Dies untermauern auch die Einsätze des Sprechers. In Einstellung 8 fängt er zum ersten Mal im Film an zu sprechen und in Einstellung 35 setzt er nach einer 37 sekündigen Sprechpause20 erneut an. Die Kamera führt durch die Dokumentation, indem sie an bestimmten Filmstellen ganz bewusst eingesetzt wird. Bewegung und Stillstand der Kamera bewirken, dass die Eröff-nungssequenz eine sehr starke Dynamik und Spannung besitzt.

17 Ferguson, Charles: INSIDE JOB, Sony Pictures Classics, 2011, Einstellung 40 - 44, 02:59-03:0318 Vom Autor erstellt, Berücksichtigung auch vorheriger Teilergebnisse 19 Vom Autor erstellt, Berücksichtigung auch vorheriger Teilergebnisse20 Ferguson, Charles: INSIDE JOB, Sony Pictures Classics, 2011, Ende Einstellung 24 -Ende Einstellung 36 (02:10 - 02:47)

1. Akt 8 - 24 17 01:08 - 02:10 01:02 Alles hat seine Konsequenzen. 2. Akt 25 - 35 11 02:10 - 02:43 00:33 explosionsartiger Knall 3. Akt 36 - 50 15 02:43 - 03:29 00:46 und ihre Freunde mit Geld.

2. Akt 8 - 35 28 01:08 - 02:43 01:35 explosionsartiger Knall 3. Akt 36 - 50 15 02:43 - 03:29 00:46 und ihre Freunde mit Geld.

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2.2.1. Einsatz von Perspektiven „DiePerspektivederKamera,mitderdiesedieFigurenbzw.dieObjekte der Darstellung erblickt, bestimmt sich zunächst durch ihre Positionierung innerhalbdesHandlungsraumes.(...)DieKamerapositioniertihninwechselnde SichtweisenaufdasGeschehen.“21

Die Perspektive gibt nicht nur den Blickrichtung vor, sondern beeinflusst auch die Wahr-nehmung von Größe und Wertigkeit. In der Eröffnungssequenz von INSIDE JOB werden durch den gekonnten Einsatz der Perspektiven die Gefühle der Rezipienten angesprochen.

Abbildung 5: Darstellung der eingesetzten Perspektiven22

Bei erster Betrachtung der Abbildung 5 ist erkennbar, dass mehrere Einstellungen hinterei-nander die gleiche Perspektive haben. Am Anfang des Filmes sind vor allem Einstellungen in Normalsicht, wohingegen Einstellung 25 bis 37 ausschließlich in Aufsicht-Perspektive gefilmt wurden. 40 bis 45 weisen auch mehrere Aufsicht-Perspektiven im Splitscreen auf. Die Eröffnungssequenz endet mit mehreren Einstellungen in Untersicht. Beim Vergleich der eingesetzten Perspektiven mit der klassischen 3-Akt-Struktur (Abb. 4), fällt auf, dass der erste Akt von Normalsicht dominiert wird. Dies kann als neutrale Annäherung an die Thematik verstanden werden. Der Zuschauer bekommt die Möglichkeit, sich in die Atmo-sphäre von Island hineinzuversetzen. Die Stimmung der Bilder wird durch die Normalsicht nicht beeinflusst. Umso mehr die Politik der Deregulierung im zweiten Akt angesprochen wird, desto häufiger wird die Aufsichtperspektive gewählt. Eine große Hafenstadt, Wohn-siedlungen und Pipelines quer durch Islands Natur werden groß gezeigt. Einstellung 25 - 34 bilden dabei den Verwendungszenit der Aufsichtsperspektiven. Naturbilder, die ei-nerseits faszinieren und beeindrucken, gleichzeitig aber auch durch die Aufsicht klein und überschaubar wirken. Alles erscheint sicher und kontrolliert. Einstellung 35 beendet über-raschend den zweiten Akt mit einer entschleunigenden Explosion. Die Normalsicht auf die Bergkette, der realistische Blick auf die Dinge, lässt die unerwartete Macht der Naturge-walt noch beeindruckender wirken. Die Explosion kommt scheinbar dem Rezipienten ent-gegen. Während die wütenden Menschenmassen in Einstellung 40 - 44 teilweise von oben gezeigt werden, sind in Einstellung 38 alle Bankenlogos untersichtig gezeigt. Sie erschei-nen dadurch größer und machtvoller. Auch die Filmaufnahmen der Bank in Einstellung 48 und 49 sind untersichtig. Die Bank wirkt dadurch stabil und groß wie eine Festung und hingegen die Proteste und Ausschreitungen dagegen klein und ohnmächtig. Eine chancen-lose Situation. Zugleich aber auch eine gefährliche, denn die bildliche Metapher von der Natur weist daraufhin, wie schnell scheinbare Sicherheit sich als Illusion erweisen kann. Richtet man den Fokus auf die beiden Interviewpartner, lässt sich feststellen, dass der eine rechts und der andere links im Bild sitzt. Sie ergänzen sich so nicht nur in ihren Kommen-taren, sondern werden vom Rezipienten als bildliche Einheit wahrgenommen. Gleichzeitig wird durch den Seitenwechsel des Interviewpartners die Aufmerksamkeit erneut gefordert.

21 Hickethier Knut. Film- und Fernsehanalyse. Metzler Verlag. Auflage: 4. 2007. Stuttgart. S.61-6222 Von Autor erstellt

Einstellungen: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50

Normalsicht Aufsicht keine PerspektiveUntersicht Interviewpartner rechtsInterviewpartner links

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2.3. Die 5-Akt-Struktur in angewandter FormBei Kombination von allen bisherigen Teilergebnissen ist zu erkennen, dass die 3-Akt-Struktur der Eröffnungssequenz sich zu einer 5-Akt-Struktur verfeinern lässt. (Abbildung 6)

Abbildung 6: Grafische Darstellung der 5-Akt-Struktur23

Durch die klassische 5-Akt-Struktur besitzt der Anfang von INSIDE JOB einen besonders großen Spannungsbogen. Der Film beginnt mit Normalsichten ohne Sprecher und steigert sich mit Sprecher, schnelleren Schnitten sowie Aufsichten. Bis zum Höhepunkt, bei dem nur durch dramatische Musik die schnell geschnittenen Aufsichten wirken. Nach dem Höhepunkt setzt der Sprecher wieder ein und durch Splitscreen sehen wir den zweiten Höhepunkt, die Katastrophe von 2008. Dabei wechseln sich Auf- und Untersichten ab. Die Eröffnungssequenz endet mit Sprecher, normaler Schnittgeschwindigkeit und mit Blick auf die Bank aus der Untersichtperspektive. Dieses Ende löst nicht den Konflikt, sondern leitet über zum Hauptfilm. Zu diesem Zeitpunkt wirken die Banken noch sehr mächtig.

3. ZusammenfassungIn der Eröffnungssequenz von INSIDE JOB wird durch Montage, verschiedene Formen von Kameraeinsätzen und durch Perspektiven Spannung erzeugt. Bei genauerer Betrach-tung der zusammenhängenden Bildreihen und der jeweiligen Länge ist zu erkennen, dass die Bildkomposition nicht willkürlich angelegt wurde, sondern einer klassischen Drei-Akt-Struktur entspricht. Der Zenit des Spannungsbogens wird durch die Schnittgeschwindigkeit in Form von schnellen Schnitten umgesetzt. Splitscreens und das hin und her Schneiden zwischen den beiden Interviewpartnern erfordern erhöhte Aufmerksamkeit des Rezipienten und fesseln ihn zugleich. Einsätze des Sprechers und geschickte Perspektivwechsel lassen schaffen einen Filmrhytmus, der die Spannung steigert. Die Auf- und Untersichten erhöhen zugleich die Distanz zwischen Gut und Böse: die übermächtige Bankenwelt steht Islands Durchschnittsbürger entgegen. Unter Berücksichtigung der herausgearbeiteten Information ist eine Fünf-Akt-Struktur in der Eröffnungssequenz erkennbar. Die Spannung innerhalb der Sequenz ist dadurch nachvollziehbar und begründet.

23 Vom Autor erstellt, unter Berücksichtigung der klassischen Dramastruktur

1. Akt „Exposition“Einstellung: 1 - 7Kein Sprecher, lediglichText im Bildnur Normalsichten

2. Akt „Steigende Handlung“Einstellung: 8 - 24Einsatz Sprecher, wechselnde Interviewpartnerteilweise Aufsichten, Schnitt wird schneller

3. Akt „Höhepunkt“Einstellung: 25 - 35Dramatische Musik, kein Sprechernur Aufsichten, maximale Schnittgeschwindigkeit

4. Akt „Fallende Handlung/ Retardation“Einstellung: 36 - 45Einsatz Sprecher, Rückblick Katastrophe 2008Auf- & Untersichten, Splitscreen

5. Akt Konflikt/ LösungEinstellung: 46 - 50Einsatz Sprecher, viele Untersichten,durchschnittliche Schnittgeschwindigkeit

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3.1. Nachwort des Verfassers Jeder Film wird durch bestehende Filme und Arbeitsweisen beeinflusst und häufig dienen in der Bildsprache Einstellungen aus anderen Filmen als Inspiration. Gleichzeitig befin-det sich jeder Film in einem Beziehungsgeflecht zwischen inhaltlich oder dramaturgisch ähnlichen Werken. Die Finanzkrise überrumpelte die Menschen und erforderte eine inter-kontinentale Auseinandersetzung mit dem Thema. Aus diesem Grund ist es nicht verwun-derlich, dass weltweit Filme entstanden, die sich diesem Thema widmeten. Zum Beispiel erschien in Österreich im Jahr 2008 mit „LET‘S MAKE MONEY“ ein Film, der sich mit zahlreichen Facetten und der Entwicklung des Finanzsystems auseinandersetzt. Im Jahr 2009 wurde in Deutschland die Fernsehdokumentation „DAS MILLIARDENSPIEL“ pro-duziert. In diesem Film stellten sich die Autoren Reinhard Laska und Christian Rohde der Frage: Wer hat eigentlich unser Geld verzockt? Es entstanden weltweit Filme und Doku-mentationen. Zum Beispiel in Frankreich24, Norwegen25, Großbritannien26, Schweiz27 und Griechenland28. INSIDE JOB ist dementsprechend eine von vielen Dokumentation über die Finanz- und Wirtschaftskrise. Das war für mich Anreiz und zugleich Herausforderung, herauszufinden wie INSIDE JOB, mit Hilfe filmischer Werkzeuge aus einem komplexen Stoff eine fesselnde und herausra-gende (Drama-) Dokumentation macht. Die Sequenzanalyse begrenzt sich auf die Wirkun-gen der filmischen Mittel. Inhaltlich jedoch ist es mir ein großes Anliegen, dass weltweit rücksichtsvoller und nachhaltiger gedacht wird. Wir tragen die Verantwortung in uns, vorausschauend zu entscheiden und die weitreichenden Konsequenzen unseres Handelns mit reinem Gewissen zu tragen, um uns nicht selbst um des schnellen Erfolges willen zu belügen.

Tobias Hollmann

24 „DER EURO. IM FADENKREUZ DER FINANZHAIE“ (F, 2010), Regie: Jean-Michel Meurice/Jean Quatremer, Dauer: 59:01 min.25 „LIVING WITHOUT MONEY“ (NOR/IT, 2010), Regie: Line Halvorsen, Dauer: 52:00 min.26 „DER AUFSTIEG DES GELDES. DIE WÄHRUNG DER GESCHICHTE“ (GB, 2011), Regie: Adrian Pennick, Dauer: 180:00 min. (in vier Teilen) 27 „IM KOPF DES BANKERS“, Regie: Beat Bieri, CH 2012, 53Min., Produktion: SF28 „DEPTOCRACY“ (GR, 2011), Regie: Katerina Kitidi/Aris Chatzistefanou, Dauer: 74:48 min.

Anhangssverzeichnis

QuellenverzeichnisInhaltsangabe von INSIDE JOBProtokoll der Eröffnungssequenz

Quellenverzeichnis

Literaturquellen:Beicken, Peter. Wie interpretiert man einen Film?. Philipp Reclam jun. GmbH. Stuttgart. 2004.Beil, Benjamin. Kühnel, Jürgen. Neuhaus, Christian: Studienhandbuch Filmanalyse – Ästhe-tik und Dramaturgie des Spielfims, Wilhelm Fink (UTB). München. 2012.Elsaesser, Thomas. Hagener, Malte: Filmtheorie zur Einführung, Junius Verlag GmbH. Ham-burg. 2007.Everschor Franz: Filmanalysen 2, Verlag Haus Altenberg. Düsseldorf. 1964.Faulstich, Werner. Faulstich Ingeborg: Modelle der Filmanalyse, Wilhelm Fink Verlag. Mün-chen. 1977.Hickethier Knut: Dispositiv Fernsehen. Skizze eines Modells. In: Montage.AV, 4.1,1995.Kamp Werner. Braun, Michael: Filmperspektiven – Filmanalysen für Schule und Studium,Verlag Europa-Lehrmittel, Nourney GmbH&Co. KG, Düsseldorf, 1. Auflage 2011.Knilli Friedirich. Reiss Erwin: Einführung in die Film- und Fernsehanalyse - Ein ABC für Zuschauer, Anabas- Verlag. Steinbach bei Giessen. 1971.Koll, Horst Peter: Lexikon des internationalen Films – Filmjahr 2011, Schüren Verlag GmbH, Marburg, 2012.Nau Peter: Zur Kritik des Politischen Films – 6 analysierende Beschreibungen und ein Vor-wort „Über Filmkritik“, DuMont Buchverlag. Köln. 1978.Mikos Lothar: Film- und Fernsehanalyse, UTB.UVK Verlagsgesellschaft mbH. Konstanz. 2003.Mothes, Ulla: Dramaturgie für Spielfim, Hörspiel und Feature, UVK Verlagsgesellschaft mbH. Konstanz. 2001.Wendling, Eckhard: Filmproduktion – Eine Einführung in die Produktionsleitung, UVK Verlagsgesellschaft mbH. Konstanz. 2008.

Filmquellen:Ferguson, Charles: INSIDE JOB, Sony Pictures Classics, 2011

Internetquellen:Dokumentarfilm „Inside Job“ Klassenkampf von oben: http://www.zeit.de/2011/23/D-Do-kumentarfilm-Inside-Job (04/12/2012)Zitate zum Thema Verlust: http://www.zitate-online.de/thema/verlust/ (20/11/2012)

Inhaltsangabe von INSIDE JOB

„INSIDE JOB provides a comprehensive analysis of the global financial crisis of 2008, which at a cost over $20 trillion, caused millions of people to lose their jobs and homes in the worst recession since the Great Depression, and nearly resulted in a global financial collapse. Through exhaustive research and extensive interviews with key financial insiders, politicians, journalists, and academics, the film traces the rise of a rogue industry which has corrupted politics, regulation, and academia. It was made on location in the United States, Iceland, England, France, Singapore, and China.“Auszug aus Internet Movie Database/ http://www.imdb.com/title/tt1645089/ (05/01/2013)

„Der Film beginnt mit seiner Darstellung in Island, dessen Wirtschaft von der Krise be-sonders schwer getroffen worden war. Malerische Landschaftsaufnahmen, kurze Ausschnit-te aus Fernsehsendungen und ausführliche Interviews wechseln einander ab. Ein Sprecher (Matt Damon), der selbst nicht im Bild erscheint, verbindet all dies miteinander, indem er die Ereignisse nacherzählt.Die Herangehensweise des Films wird bereits durch seinen Titel vorbereitet: INSIDE JOB ist im Englischen eine informelle Bezeichnung für eine Straftat zum Nachteil eines Unter-nehmens, die durch einen eigenen Mitarbeiter verübt wird, also eine Straftat durch einen Insider. Der Dokumentarfilmer befragt daher Banker, Politiker und Wirtschaftsprofessoren nach den Ursachen der Finanzkrise und kommt zu dem Fazit, dass der Grund für die Krise in der Liberalisierung der Finanzmärkte liege. Die Entwicklung des Subprime-Marktes und die Vorgeschichte der Krise, ihr Verlauf, ihre internationalen Auswirkungen am Bei-spiel Chinas, die Reaktionen hierauf und die Nachgeschichte werden von den Beteiligten in den Interviews beschrieben und kommentiert. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf der Dar-stellung der Korruption in der amerikanischen Justiz und in der Wissenschaft. Der Grund hierfür liege in der personellen Verflechtung von Banken, Investmentbanken, Ratingagen-turen, Versicherungen, Industrie, Politik und der Wirtschaftswissenschaft an den großen Universitäten in den Vereinigten Staaten. Einige zentrale Akteure der Krise, die sich einst in Gutachten für die Deregulierung der Finanzmärkte eingesetzt hatten, haben selbst als Mitarbeiter in Unternehmen von der Entwicklung in erheblichem Umfang profitiert und haben sie in der amerikanischen Politik, insbesondere in der Regierung von George W. Bush, unterstützt.Abschließend zeigt Ferguson auf, dass unter Präsident Barack Obama, der in Abkehr von der Regierung Bush gewählt worden war, teilweise wiederum die gleichen Personen für die Kontrolle der Finanzmärkte zuständig sind, die seinen Recherchen nach die Krise mit ausgelöst hatten. Während also an der Spitze der Politik ein Wechsel stattgefunden hatte, herrschte ansonsten Kontinuität: „Es ist eine Wall-Street-Regierung“ („It‘s a Wall Street government“) sagt der amerikanische Bürgerrechtler Robert Gnaizda gegen Ende des Films. Der damalige Direktor des Internationalen Währungsfonds Dominique Strauss-Kahn sagte im Film: „Die Finanzbranche hatte 2008 Angst bekommen. Jetzt will sie zu ihren alten Spielregeln zurück“.Ferguson weist darauf hin, dass die Vereinigten Staaten das Land mit der größten Sprei-zung bei Einkommen und Vermögen in der westlichen Wirtschaft seien und dass sich diese Schieflage im Zuge der Finanzkrise weiter verschärft habe. In seiner Rede zur Entgegen-nahme des Oscars wies Ferguson als erstes darauf hin, dass keiner der Schuldigen wegen der Verursachung der Finanzkrise verurteilt worden seien. Dies sei ein Fehler.“Auszug aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Inside_Job (11/02/2013)

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PROTOKOLL VON DER ERÖFFNUNGSSEQUENZ VON INSIDE JOB

erstellt von Tobias Hollmann

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00:00 - 00:26(danach 3 Sekschwarz)

Einstellung 2

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Einstellung 5

00:46 - 00:50

Tiefes Bass-brummen, Klavierähn-liche Melo-die beginnt als Text voll sichtbar, nach kurzem Streicherein-satz, Bass/Paukenschlag zur zweiten Textzeile

Streicher und ein Klingel/Glockensignal bei 00:35

Mövenschreie,Bassbrummen

sanfte Strei-chermusik,evtl. Spinett

Die Weltwirt-schaftskrise von 2008 hat Millionen von Menschen ihre Erspar-nisse, Ihre Arbeitsplätze und Ihr Zu-hause gekos-tet. Und so kam es dazu.

Island

Einwohner-zahl: 320000

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Sprecher im Off auf Musik

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Bruttoin-landsprodukt: $ 13 Milliar-den Bankver-luste: $ 100 Milliarden

Island ist eine stabile Demokratie mit hohem Lebensstan-dard und, bis vor Kurzem

extrem wenig Arbeitslo-sigkeit und Staatsschul-den

//Andri Magnason, Schriftsteller und Filmema-cher (Name nicht gesagt, nur andere Stimme):

Wir hatten

Timecode Akustik TextKurze Musik-pause

Musik beginnt

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die komplette Infrastruktur einer moder-nen Gesell-schaft

Saubere Ener-gie, Lebens-mittelherstel-lung

Fischereien mit einem Quoten-system zur Regelung////Gylfi Zoe-ga, Wirt-schaftspro-fessor, Universität von Island:Gute Gesund-heitsvorsorge, Bildungswe-sen, saubere Luft, wenig Kriminalität. Ein gutes Land für Fa-milien.//Andri Magnason, Schriftsteller und Filmema-cher:Wir hatten schon fast einen endge-schichtlichen Status.//

Timecode Akustik TextEinstellung 16

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01:54 - 01:55

Aber im Jahr 2000 begann die Regierung von Island mit einer breiten

Politik der Deregulie-rung die katastrophale Konsequen-zen haben sollte

zunächst einmal für die Umwelt und dann für die Wirtschaft

Sie begannen damit, mul-tinationalen Konzernen wie Alcoa

den Bau von riesigen Aluminium-fabriken zu genehmigenund

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Dramatische Musik bev-ginnt

hoher Gesang, Paukenschlä-ge// Gänse

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Island geo-thermische

und hydro-elektrische Energiequel-len auszubeu-ten//Andri Magnason, Schriftsteller und Filmema-cher:Viele der wunder-schönen Gegenden im Hochland mit den ein-drucksvolls-ten Farben sind geother-misch

Alles hat seine Konsequen-zen. //

Timecode Akustik TextEinstellung 26

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//Blubbern//

Gänse schnat-tern

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02:34 - 02:43

Bildruckler

Wasserrau-schen

explosionsar-tiger Knall

Timecode Akustik TextEinstellung 36

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Einstellung 40

02:59 - 02:59

Zur selben Zeit priva-tisierte die Regierung

die drei größ-ten Banken von Island. Das Ergebnis

war eines der klarsten Experimente finanzieller Deregulie-rung das je-mals durchge-führt wurde.

September 2008

Es reicht. Wie konnte das alles passie-ren?

Journalisten-mitschnitte, Sprechertexte

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//Gylfi Zoe-ga, Wirt-schaftspro-fessor, Universität von Island:Die Fi-nanzwelt kam an die Macht und zerstör-te das Land mehr oder weniger. //

Herzklopfen ähnliches Geräusch

flächige Mu-sik setzt ein (ähnliche wie die am An-fang)

Timecode Akustik TextEinstellung 46

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In einem Zeitraum von fünf Jahren haben diese drei kleinen Banken

Die zuvor noch nie ausserhalb Islands agiert hatten

$120 Milliar-den geliehen

zehn mal so viel wie Islands Wirtschaft. Die Banker überschütte-ten sich selbst untereinander

und ihre Freunde mit Geld.