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FÜR JUNGE GEFLÜCHTETE:
GASTFAMILIEN, VORMUNDSCHAFTEN,
PATENSCHAFTEN
MODELLPROJEKTE MIT TRÄGERN DER JUGENDHILFE
15. JANUAR 2016 BIS 31. DEZEMBER 2017
Hannover, 1.6.2016
CHRISTINA BELOW DIAKONIE DEUTSCHLAND
zum Hintergrund
Große Zahl an unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in der Jugendhilfe
Gastfamilie als Notbehelf oder bedarfsorientiertes Angebot?
Projekt des BMFSFJ mit dem Ziel, Standards zu entwickeln und Fachlichkeit
auszubauen
Kooperationsprojekt der Diakonie Deutschland und dem Kompetenzzentrum
Pflegekinder e. V. mit den unterschiedlichen Zugängen über die öffentlichen und
freien Träger der Jugendhilfe
CHRISTINA BELOW – DIAKONIE DEUTSCHLAND
Ziele des Projektes
Förderung des Engagements für junge Flüchtlinge als Gastfamilie, Vormund*in oder
Pat*in
Austausch, Bündelung und Aufarbeitung von Erfahrungen und Konzepten zur
fachlichen Begleitung von Gastfamilien, Vormund*innen und Pat*innen
Entwicklung und Erprobung von Good-Practise-Konzepten zur Gewinnung von Gast-
familien, Vormund*innen, Pat*innen bei unterschiedlichen Ausgangssituationen
Weiterentwicklung von Schulungskonzepten für Fachkräfte und Gastfamilien
Entwicklung von Leitlinien und Empfehlungen
CHRISTINA BELOW – DIAKONIE DEUTSCHLAND
Kooperation der beiden federführenden Träger
Regelmäßige Abstimmungen zum Projekt und mit dem BMFSFJ
Durchführung einer gemeinsamen Zwischenauswertung (Fachtag) und der
Abschlusstagung
Regionalkonferenzen und die Pflege einer gemeinsamen Homepage
Abschlussdokumentation mit den Ergebnissen und Empfehlungen für die Praxis
Empfehlungen für die Entwicklung von Standards für die Akquise,
Vermittlung und Begleitung von Gast-/Pflegefamilien
Leitlinien für Klärungsprozesse mit den jungen Flüchtlingen
zur Vermittlung in Gast-/Pflegefamilien
Erprobung der Modellcurricula für die Begleitung und Schulung von
Gast-/Pflegeeltern und Fachkräften
CHRISTINA BELOW – DIAKONIE DEUTSCHLAND
Projektumsetzung in Regionen mit Modellträgern
Kompetenz-Zentrum Pflegekinder e. V.
- Landkreis Oberhavel (Brandenburg)
- Stadt Lübeck (Schleswig-Holstein)
- Landkreis Pinneberg (Schleswig-Holstein)
- LWL - Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Westfälische Pflegefamilien (Nordrhein-Westfalen)
Diakonie Deutschland
- Diakonie Jugendhilfe Oberbayern (Bayern)
- Rummelsberger Dienste gGmbH (Bayern)
- Ev. Verein Innere Mission Hessen Süd (Hessen)
- Dachstiftung Diakonie – Diakonische Jugend- und Familienhilfe Kästorf GbmH (Niedersachsen)
- Stiftung Ev. Jugendhilfe St. Johannis in Bernburg (Sachsen-Anhalt)
- Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe / Ev. Fachverband erzieherische Hilfen (NRW)
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Die Jugendlichen
80 - 90% der unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten sind Jungs im
Pubertätsalter
in Krisenländern aufgewachsene Kinder und Jugendliche haben oft traumatische
Erlebnisse wie Gewalterfahrung, Abhängigkeit, Machtlosigkeit
aktuelle Situation ist meist belastend mit all den Herausforderungen des
Ankommens und der Orientierung
magelnde Gewissheit über Sicherheit und vertrauensvolle Beziehungen führen
nicht selten zu Rückzug, geringer Leistungsfähigkeit und Motivation,
Distanziertheit oder körperlichen Symptomen
Zukunftsorientierung und Ressourcen stehen neben Trauer und Verzweiflung
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Die Jugendlichen
sind nicht selten mit einem ausgesprochenen Auftrag ihrer Angehörigen auf den
Weg geschickt worden
haben oft eine hohe Motivation zu lernen und sich zu integrieren
müssen sich Anforderungen stellen, die ein deutscher Jugendlicher nicht
bewältigen muss:
Erlernen einer neuen Sprache und Schrift
Schulabschluss in 2 -3 Jahren (ist für viele aufgrund der fremden Sprache,
der mangelnden Vorbildung und der psychischen Belastung zu wenig)
langwieriges Asylverfahren
müssen sich mit einer neuen Kultur auseinander setzen
Eine besondere Zielgruppe? Besonders und doch genau so Jugendliche!
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Die Gastfamilien
Gastfamilien sind rechtlich Pflegefamilien nach § 33 SGB VIII
Gastfamilien sind häufig durch einen konkreten Anlass oder einen persönlichen
Kontakt motiviert
Gasteltern haben häufig einen höheren Bildungsabschluss und die Erfahrung
einer guten schulischen Entwicklung der eigenen Kinder
Gasteltern sind oft hoch engagiert, den Jugendlichen einen guten Weg zu
ermöglichen bei gleichzeitigem Druck aufgrund des kleinen Zeitfensters
Gastfamilien bieten durch ihr soziales Netzwerk große Chancen für die
Jugendlichen durch Integration
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Die Gastfamilien
Vielfältige zusätzliche Belastungsfaktoren z. B.
- Sprachbarrieren
- ggf. Traumatisierungen
- Einschränkung der Bewegungsfreiheit im Hinblick auf gemeinsame Reisen ins
Ausland
- oft unklare Bleibeperspektive der Jugendlichen – laufende Asylverfahren
- Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft und Sozialisation und dem damit
einhergehenden Werteverständnis
- ….
Eine besondere Pflegeform? Besonders und doch genau so!
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Hohe Motivation – hohe Frustrationsgefahr
Motivation von Gastfamilien
dem/der Jugendlichen alle Chancen zu geben
zu helfen
Realität von Gastfamilien
Hilflosigkeit angesichts der Rechtslage und unverständlicher Reaktionen der
Jugendlichen
„Anspruchsdenken“ ärgert
Motivation von Jugendlichen
Wunsch nach Sicherheit und Zuhause/Familie
bessere Chancen als im Heim zu bekommen
Realität von Jugendlichen
hohe emotionale Belastung
schlechte Ausgangsposition im Bezug auf Sprache und Vorbildung
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Strukturelle Voraussetzungen schaffen
und vernetzt arbeiten
Ausstattung der Gastfamilien als Sonderpflege nach § 33 Satz 2 SGB VIII
Ausstattung der Dienste: verträgliche Fallzahlen und multiprofessionelle Teams,
Verstärkung um Kulturlotsen, Dolmetscher*innen und Therapeut*innen
Schulung der Fachkräfte und der Gasteltern
Gute Vorbereitung und vor allem kontinuierliche kompetente Begleitung
Kooperationen und Vernetzungen: mit Vormunden, Anwälten, NGOs und
migrantischen Communities
Möglichkeit der Weiterführung der Hilfe über das 18. Lebensjahr hinaus
Verknüpfung mit Patenschaften und ggf. Vormundschaften
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Vormund*innen, Pat*innen
Vormund*innen, Pat*innen im „Huckepack“
Idee:
Bereitschaft zu (ehrenamtlichen) Engagement kann sich entwickeln - bspw.
über eine ehrenamtliche Mitarbeit im Bereich Sprachförderung oder
Freizeitgestaltung können verbindlichere Formen einer Patenschaft,
Vormundschaft oder Gastelternschaft entstehen
Vormund*innen und Pat*innen können wichtige Unterstützung in den
Übergängen sein
Vormund*innen und Pat*innen können Entlastung sein
Vormund*innen und Pat*innen können eine bereichernde Herausforderung für
die Jugendhilfe sein
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Gegenwärtige Rahmenbedingungen
verhältnismäßig wenig neu ankommende unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
und bundesweite Verteilung
(Gesetz zur Verbesserung der Unterbringung, Versorgung und Betreuung
ausländischer Kinder und Jugendlicher)
Mittlerweile Volljährigkeit vieler Jugendlicher, die als unbegleitete Minderjährige
gekommen sind
keine vollständige Refinanzierung über das Land bei Vermittlung in
Pflegefamilien
zunehmender politischer Druck
zurückgehendes gesellschaftliches Interesse
zurückgehendes Interesse der Jugendhilfeträger
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zukünftige Herausforderungen
die Zahl der jüngeren unbegleiteten Minderjährigen steigt
es wird von vermehrten Anfragen nach gemeinsamer Unterbringung von
Geschwistern in Pflegefamilien berichtet
die Zahl ankommender Mädchen scheint zu steigen
aus scheinbar begleiteten Minderjährigen werden unbegleitete Minderjährige
es gibt zum Teil dramatische Meldungen aus Aufnahmeeinrichtungen bezüglich
der Versorgung von Kindern
es müssen vertrauensvolle Zugänge geschaffen werden – die Jugendhilfe ist
gefordert, ihre interkulturelle Kompetenz zu stärken
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weitere Perspektiven
Öffnung der Pflegekinderhilfe für weitere Zielgruppen (z. B. ältere Kinder und
Jugendliche, Gast-/Pflegeeltern mit Migrationserfahrungen) und Bedarfslagen
(z. B. Verwandten- und Netzwerkpflege)
Hinterfragung von Mythen und den sog. harten Kriterien
Gewinn durch Integration weiterer Fachlichkeit
Fokus erweitern auf Übergänge
Pat*innen und Vormund*innen als ehrenamtliche Partner wertschätzen und
einbeziehen
Dauerhafte und weitreichende Integration der jungen Geflüchteten in die
Gesellschaft
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www.familien-fuer-junge-fluechtlinge.de
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www.pflegeeltern.de Forum für Gasteltern
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Hannover, 1.6.2016
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gefördert vom:
FÜR JUNGE GEFLÜCHTETE: GASTFAMILIEN, VORMUNDSCHAFTEN,
PATENSCHAFTEN