Insgesamt 22 junge Frauen und Männer nehmen am 21. Euregio … · 2016-11-07 · Christian...

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Von Christina Hackl Zwiesel. Bayern und Böhmen haben sich nach dem Fall des Ei- sernen Vorhangs auf den Weg in eine gemeinsame Zukunft ge- macht. Nicht immer verläuft die- ser Weg geradlinig, immer wie- der müssen Hürden überwun- den werden. Das Gastschulpro- jekt der Euregio hilft mit, das Ziel zu erreichen – die Grenze auch aus den Köpfen und Her- zen der Menschen verschwin- den zu lassen. Am Donnerstag ist am Gymnasium Zwiesel das 21. Euregio-Gastschuljahr mit einem Festakt eröffnet worden. Das Euregio-Gastschuljahr- projekt zielt auf tschechische und bayerische Gymnasiasten aus den Grenzregionen ab und ermöglicht ihnen, ein Schuljahr oder einen Kurzaufenthalt an grenznahen Gymnasien im Nachbarland zu verbringen. Im Schuljahr 2016/17 nehmen ins- gesamt 22 junge Frauen und Männer an dem Projekt teil. Nach einem Kurzfilm, der von den Befürchtungen und Träu- men einer Gastschülerin erzähl- te, begrüßte der stellvertretende Chef des Gymnasiums Zwiesel, Christian Schadenfroh, die Gastschüler, ihre Eltern und Gastfamilien sowie Vertreter ih- rer Schulen und der Politik. Das Gymnasium Zwiesel nehme zum 16. Mal an dem Programm teil und Jahr für Jahr bekomme man dabei vor Augen geführt, wie schnell bei den jungen Men- schen Vorurteile abgebaut, Sprachbarrieren überwunden und Freundschaften geknüpft würden. „Das Gastschuljahr leistet einen wichtigen Beitrag für das Zusammenwachsen und zeigt Perspektiven auf für das Leben und Arbeiten in der baye- risch-böhmischen Grenzregi- on“, so Schadenfroh. Dass auch die Nachfrage von deutschen Schülern nach einem Aufenthalt in Tschechien steige, sei ein wichtiger Erfolg, den es in der Zukunft auszubauen gelte. Auch Sebastian Gruber, Landrat aus Freyung-Grafenau und Vorsitzender der Euregio, bezeichnete das Gastschulpro- jekt als eine wichtige Investition in die Zukunft der Grenzregion. „Dieses Programm ist ein Aben- teuer, eine Entdeckungsreise ins Unbekannte, die Vorurteile ab- und Verständnis aufbaut“, so Gruber. Bisher hätten über 450 tschechische und einige deut- sche Schüler an dem Programm teilgenommen. Gruber dankte allen Unterstützern, allen voran den Gastfamilien und Schulen. Das Gymnasium Zwiesel lobte er dabei als wichtigen und zuver- lässigen Partner. Auf Tschechisch grüßte Land- rat Michael Adam in die Runde. Er, Jahrgang 1984, kenne die Zeit des Eisernen Vorhangs nur mehr aus Erzählungen und ge- nieße es, dass die Grenze nach Tschechien heute so offen sei. „Trotzdem fällt uns die Kontakt- aufnahme mit unseren Nach- barn in Tschechien nicht so leicht wie mit unseren Nachbarn aus Österreich“, stellte Adam mit Blick auf die Sprachbarriere und die dünne Besiedlung des Bayer- und Böhmerwaldes fest, die mehr Anstrengungen erfor- derlich machten. „Umso wichti- ger sind Projekte wie das Gast- schuljahr, die junge Menschen aus beiden Ländern zusammen- bringen“, so Adam. Zwiesels Bürgermeister Franz Xaver Steininger warf einen Blick zurück in die Geschichte und erinnerte an die Zeit vor dem Eisernen Vorhang, in der es ein enges Miteinander zwischen Bayern und Böhmen gegeben habe. Später seien aus Freunden Fremde geworden und erst seit der Sanften Revolution 1989 würden sich die Barrieren Zug um Zug wieder auflösen. „Jetzt müssen wir weiter an der geisti- gen Barrierefreiheit arbeiten, da- mit wieder zusammen wächst, was zusammengehört“, sagte Steininger. Auch Zwiesel wolle seine Rolle bei grenzüberschrei- tenden Aktivitäten weiter aus- bauen: „Mein Wunsch ist es, dass in Zwiesel in nicht allzufer- nen Zukunft eine Europäische Schule entsteht“, so der Bürger- meister. MdB Alois Rainer ging auf die Europäische Union ein, deren wichtigste Errungenschaft der konstante Frieden sei. Nationale Grenzen überwinden und fürs Leben lernen 21. Euregio-Gastschuljahr eröffnet – Vier Schüler aus Tschechien am Gymnasium Zwiesel Selbstständigkeit und regionale Lebensweisen stünden dabei nicht in Konkurrenz zum euro- päischen Gedanken. „Program- me wie das Gastschuljahr soll- ten eigentlich Pflicht für alle jun- gen Europäer sein“, forderte Rainer und dankte allen, die sich für das Projekt stark machen. Die Gastschüler Marie Zvoňárová, Adela Bicanová und Jiří Cirhan erzählten im An- schluss, was sie sich von ihrem Jahr in Bayern erwarten. Das Lernen der Sprache ist ihnen al- len wichtig, aber auch der Spaß am Entdecken von Neuem. Ei- nen Blick zurück auf sein Gast- schuljahr und seine anschlie- ßende Zeit als regulärer Schüler warf Jan Mišák, der sein Abitur am Gymnasium Zwiesel abge- legt hat und mittlerweile Ma- schinenbau an der TU in Am- berg studiert. „Das Gastschul- jahr war eine sehr spannende Zeit, in der ich nicht nur die Sprache, Land und Leute ken- nen gelernt habe, sondern in der ich auch erwachsen geworden bin“, sagte er. Anna-Lena Schoefer vom Gymnasium Un- tergriesbach berichtete von ih- rem 14-Tage-Kurzaufenthalt in Plasy und zeigte sich begeistert: „Das war die beste Idee, die ich je gehabt habe“. Projektkoordinator Dr. Dr. Rudolf Segl und Christian Scha- denfroh wünschten den Gast- schülern zum Abschluss, dass sie ähnlich gute Erfahrungen machen. Bei einem kleinen Im- biss klang die Feierstunde, die von Schülern und Lehrern des Gymnasiums Zwiesel abwechs- lungsreich musikalisch um- rahmt wurde, in geselliger Run- de aus. Weitere Informationen zum Gastschuljahr gibt es bei der Eu- regio Bayerischer Wald – Böh- merwald – Unterer Inn mit Sitz in Freyung. Ansprechpartnerin ist Lucie Dreher, 08551/57423, E-Mail: l.dre- [email protected] Sie halten die Fahne der Euregio am Gymnasium Zwiesel hoch: Die Gastschüler Jiří Cirhan, Šárka Pysiková , Zuzana Holubová und Čenka Ryslinková (v.l.). Jan Mišák hat 2016 sein Abitur am Gymnasium Zwiesel ge- macht und blickte auf seine Zeit als Gastschüler zurück. Insgesamt 22 junge Frauen und Männer nehmen am 21. Euregio-Gastschuljahr teil. Sie wurden herzlich begrüßt, unter anderem von Zwiesels Bürgermeister Franz Xaver Stei- ninger (hinten, Mitte), stellvertretendem Gymnasialleiter Christian Schadenfroh, MdB Alois Rainer, Landrat Michael Adam und Euregio-Vorsitzendem Landrat Sebastian Gruber (v.re.). - Fotos: Hackl Hyundai in Ruhmannsfelden Autohaus Aichinger Tel: 0 99 29 / 9 40 70 ANZEIGE

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Von Christina Hackl

Zwiesel. Bayern und Böhmenhaben sich nach dem Fall des Ei-sernen Vorhangs auf den Weg ineine gemeinsame Zukunft ge-macht. Nicht immer verläuft die-ser Weg geradlinig, immer wie-der müssen Hürden überwun-den werden. Das Gastschulpro-jekt der Euregio hilft mit, dasZiel zu erreichen – die Grenzeauch aus den Köpfen und Her-zen der Menschen verschwin-den zu lassen. Am Donnerstagist am Gymnasium Zwiesel das21. Euregio-Gastschuljahr miteinem Festakt eröffnet worden.

Das Euregio-Gastschuljahr-projekt zielt auf tschechischeund bayerische Gymnasiastenaus den Grenzregionen ab undermöglicht ihnen, ein Schuljahroder einen Kurzaufenthalt angrenznahen Gymnasien imNachbarland zu verbringen. ImSchuljahr 2016/17 nehmen ins-gesamt 22 junge Frauen undMänner an dem Projekt teil.

Nach einem Kurzfilm, der vonden Befürchtungen und Träu-men einer Gastschülerin erzähl-te, begrüßte der stellvertretendeChef des Gymnasiums Zwiesel,Christian Schadenfroh, dieGastschüler, ihre Eltern undGastfamilien sowie Vertreter ih-rer Schulen und der Politik. DasGymnasium Zwiesel nehmezum 16. Mal an dem Programmteil und Jahr für Jahr bekommeman dabei vor Augen geführt,wie schnell bei den jungen Men-schen Vorurteile abgebaut,Sprachbarrieren überwundenund Freundschaften geknüpftwürden. „Das Gastschuljahrleistet einen wichtigen Beitragfür das Zusammenwachsen undzeigt Perspektiven auf für dasLeben und Arbeiten in der baye-risch-böhmischen Grenzregi-on“, so Schadenfroh. Dass auchdie Nachfrage von deutschenSchülern nach einem Aufenthaltin Tschechien steige, sei einwichtiger Erfolg, den es in derZukunft auszubauen gelte.

Auch Sebastian Gruber,Landrat aus Freyung-Grafenauund Vorsitzender der Euregio,bezeichnete das Gastschulpro-jekt als eine wichtige Investitionin die Zukunft der Grenzregion.„Dieses Programm ist ein Aben-teuer, eine Entdeckungsreise insUnbekannte, die Vorurteile ab-und Verständnis aufbaut“, so

Gruber. Bisher hätten über 450tschechische und einige deut-sche Schüler an dem Programmteilgenommen. Gruber dankteallen Unterstützern, allen voranden Gastfamilien und Schulen.Das Gymnasium Zwiesel lobteer dabei als wichtigen und zuver-lässigen Partner.

Auf Tschechisch grüßte Land-rat Michael Adam in die Runde.Er, Jahrgang 1984, kenne dieZeit des Eisernen Vorhangs nur

mehr aus Erzählungen und ge-nieße es, dass die Grenze nachTschechien heute so offen sei.„Trotzdem fällt uns die Kontakt-aufnahme mit unseren Nach-barn in Tschechien nicht soleicht wie mit unseren Nachbarnaus Österreich“, stellte Adammit Blick auf die Sprachbarriereund die dünne Besiedlung desBayer- und Böhmerwaldes fest,die mehr Anstrengungen erfor-derlich machten. „Umso wichti-ger sind Projekte wie das Gast-schuljahr, die junge Menschenaus beiden Ländern zusammen-bringen“, so Adam.

Zwiesels Bürgermeister FranzXaver Steininger warf einenBlick zurück in die Geschichteund erinnerte an die Zeit vordem Eisernen Vorhang, in der esein enges Miteinander zwischenBayern und Böhmen gegebenhabe. Später seien aus FreundenFremde geworden und erst seitder Sanften Revolution 1989würden sich die Barrieren Zugum Zug wieder auflösen. „Jetztmüssen wir weiter an der geisti-gen Barrierefreiheit arbeiten, da-

mit wieder zusammen wächst,was zusammengehört“, sagteSteininger. Auch Zwiesel wolleseine Rolle bei grenzüberschrei-tenden Aktivitäten weiter aus-bauen: „Mein Wunsch ist es,dass in Zwiesel in nicht allzufer-nen Zukunft eine EuropäischeSchule entsteht“, so der Bürger-meister.

MdB Alois Rainer ging auf dieEuropäische Union ein, derenwichtigste Errungenschaft derkonstante Frieden sei. Nationale

Grenzen überwinden und fürs Leben lernen21. Euregio-Gastschuljahr eröffnet – Vier Schüler aus Tschechien am Gymnasium Zwiesel

Selbstständigkeit und regionaleLebensweisen stünden dabeinicht in Konkurrenz zum euro-päischen Gedanken. „Program-me wie das Gastschuljahr soll-ten eigentlich Pflicht für alle jun-gen Europäer sein“, forderteRainer und dankte allen, die sichfür das Projekt stark machen.

Die Gastschüler MarieZvoňárová, Adela Bicanová undJiří Cirhan erzählten im An-schluss, was sie sich von ihremJahr in Bayern erwarten. DasLernen der Sprache ist ihnen al-len wichtig, aber auch der Spaßam Entdecken von Neuem. Ei-nen Blick zurück auf sein Gast-schuljahr und seine anschlie-ßende Zeit als regulärer Schülerwarf Jan Mišák, der sein Abituram Gymnasium Zwiesel abge-legt hat und mittlerweile Ma-schinenbau an der TU in Am-berg studiert. „Das Gastschul-jahr war eine sehr spannendeZeit, in der ich nicht nur dieSprache, Land und Leute ken-nen gelernt habe, sondern in derich auch erwachsen gewordenbin“, sagte er. Anna-LenaSchoefer vom Gymnasium Un-tergriesbach berichtete von ih-rem 14-Tage-Kurzaufenthalt inPlasy und zeigte sich begeistert:„Das war die beste Idee, die ichje gehabt habe“.

Projektkoordinator Dr. Dr.Rudolf Segl und Christian Scha-denfroh wünschten den Gast-schülern zum Abschluss, dasssie ähnlich gute Erfahrungenmachen. Bei einem kleinen Im-biss klang die Feierstunde, dievon Schülern und Lehrern desGymnasiums Zwiesel abwechs-lungsreich musikalisch um-rahmt wurde, in geselliger Run-de aus.

W Weitere Informationen zumGastschuljahr gibt es bei der Eu-regio Bayerischer Wald – Böh-merwald – Unterer Inn mit Sitzin Freyung. Ansprechpartnerinist Lucie Dreher, 408551/57423, E-Mail: [email protected]

Sie halten die Fahne der Euregio am Gymnasium Zwiesel hoch: Die Gastschüler Jiří Cirhan, ŠárkaPysiková , Zuzana Holubová und Čenka Ryslinková (v.l.).

Jan Mišák hat 2016 sein Abituram Gymnasium Zwiesel ge-macht und blickte auf seine Zeitals Gastschüler zurück.

Insgesamt 22 junge Frauen und Männer nehmen am 21. Euregio-Gastschuljahr teil. Sie wurden herzlich begrüßt, unter anderem von Zwiesels Bürgermeister Franz Xaver Stei-ninger (hinten, Mitte), stellvertretendem Gymnasialleiter Christian Schadenfroh, MdB Alois Rainer, Landrat Michael Adam und Euregio-Vorsitzendem Landrat Sebastian Gruber(v.re.). − Fotos: Hackl

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