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FOLGEERKRANKUNGEN BEI DIABETES MELLITUS Bei Diabetes die Augen im Blick behalten

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Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus

Bei Diabetes die Augen im Blick behalten

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Inhalt

Diabetes – was steckt dahinter ? 4 – 9

Krankheitsfolgen:

Attacke auf die Blutgefäße 10 – 12

Problempunkt Auge 13 – 16

Genau hinschauen: die Diagnostik 17

Die Sicht verbessern: Möglichkeiten

zur Behandlung von Augenschäden 18 – 19

Den Alltag gut meistern 20 – 21

Genussvoll schlemmen 22

Hilfreiche Adressen,

Internetseiten und Buchtipps 23

Impressum

Alle Rechte vorbehalten. Diese Broschüre ist einschließlich all ihrer Teile

urheberrechtlich geschützt. Ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung

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Konzept und Text:

Jutta Heinze, Allermöher Deich 95, 21037 Hamburg

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Layout:

bbpm, Stefan Behrendt, Im Alten Dorfe 27, 22359 Hamburg

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Schlussredaktion:

TEXT+PLAN Dr. Ira Lorf, Fischers Allee 59 e, 22763 Hamburg

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Bildquellen:

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Zuckerstoffwechsel auf Abwegen

Bei Diabetes mellitus können die Körperzellen den Zucker

aus dem Blut (Glukose = Traubenzucker) nicht mehr richtig

aufnehmen. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel (Hyper­

glykämie). Für die Glukoseaufnahme aus dem Blut stellt der

Körper das in der Bauchspeicheldrüse gebildete Hormon

Insulin bereit. Wie ein Pförtner sorgt Insulin dafür, dass der

Blutzucker in den Körperzellen ankommt und dort in Energie

umgewandelt wird. Je mehr Zucker im Blut kursiert, desto

höher die Insulinausschüttung.

Bei Diabetikern funktioniert dieses Wechselspiel allerdings

nicht mehr richtig. Dafür gibt es vor allem zwei Erklärungen:

Reduzierte Insulinproduktion

Die Bauchspeicheldrüse stellt zu wenig oder

gar kein Insulin mehr her

Typisch für Typ­1­Diabetes

Verminderte Insulinwirkung

Das freigesetzte Insulin wirkt in den Körperzellen

nur noch eingeschränkt

Typisch für Typ­2­Diabetes

Diabetes – was steckt dahinter ?

Diabetes mellitus, im Volksmund auch Zuckerkrankheit

genannt, zählt weltweit zu den häufigsten chronischen

Stoffwechselerkrankungen. Angelehnt an die typische

Zuckerausscheidung im Urin bedeutet Diabetes mellitus

wörtlich übersetzt „honigsüßer Durchfluss“. Denn in der

Antike diagnostizierten Gelehrte die Erkrankung anhand

einer Urin­Geschmacksprobe. Heutzutage steht eine um­

fangreiche Palette diagnostischer Möglichkeiten (Labor) zur

Verfügung, um die Stoffwechselentgleisung festzustellen.

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Mögliche Ursachen

Es gibt verschiedene Gründe, warum jemand zuckerkrank

wird. Typ-1-Diabetes gehört zu den Autoimmunkrankheiten,

bei denen das Immunsystem plötzlich verrückt spielt,

beispielsweise duch eine genetische Veranlagung oder

körperlichen Stress (z. B. eine schwere Erkrankung / Opera­

tion). Typ-�-Diabetes erklären Wissenschaftler hingegen mit

einer Kombination aus entsprechenden Erbanlagen und

ungesunder Lebensweise (falsche Ernährung, Übergewicht,

mangelnde körperliche Bewegung).

Alles eine Typfrage

Mediziner unterteilen die Zuckerkrankheit grob in zwei

Varianten: Typ-1- und Typ-�-Diabetes. Eine detaillierte Diag­

nostik auf Basis verschiedener Laborwerte ermöglicht dann

eine Einstufung in Sonderformen und Untergruppierungen.

Typ-1-Diabetes

Diese umgangssprachlich auch als jugendlicher Diabetes be­

zeichnete Krankheitsform tritt, abgesehen von Ausnahmen, in

der Regel vor dem 40. Geburtstag auf – oft bereits bei Kindern

und Jugendlichen. All diese Patienten benötigen von Anfang

an eine Insulinbehandlung. Heilbar ist diese Erkrankungsvari­

ante leider nicht. Ein gesunder Lebensstil, eine gut eingestellte

Behandlung und regelmäßige Kontrolle erlauben diesen

Patienten aber heutzutage ein weitgehend normales Leben.

Typ-�-Diabetes

Diese früher auch als Altersdiabetes bezeichnete Form

der Zuckerkrankheit macht sich meist erst jenseits des 50.

Lebensjahrs bemerkbar. Allerdings häufen sich inzwischen

auch Fälle unter sehr jungen Patienten. Typ­2­Diabetiker

benötigen meist (zunächst einmal) kein Insulin – Tabletten

und eine gesunde Lebensweise reichen überwiegend aus.

Manche Diabetiker leiden an weiteren Erkrankungen, die sich zusammen mit der Zuckerkrankheit zu einem ausgesprochen gefährlichen Quartett vereinen: dem metabolischen Syndrom. Dieses fatale Zusammenspiel schädigt Herz, Kreislauf und Blut­gefäße massiv und erhöht die Herzinfarkt­ und Schlaganfallgefahr:

Erhöhte Blutzuckerwerte oder festgestellter Typ­2­Diabetes

Fettstoffwechselstörungen (erhöhte Blutfettwerte)

Bluthochdruck (> 130 / 85 mmHg)

Bauchbetontes Übergewicht (Taillenumfang ≥ 94 cm (Männer) bzw. ≥ 80 cm (Frauen)

Gefährliches Quartett: das metabolische Syndrom

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Symptome bei Typ-�-Diabetes

Ständiges Hungergefühl, Gewichtszunahme

Juckende Haut (ohne sichtbare Hautveränderungen)

Müdigkeit, Abgeschlagenheit, depressive Verstimmungen

Frauen: Zyklusstörungen; Männer: Erektionsprobleme

Anfälligkeit für Infektionen (speziell Blase, Haut)

Manchmal: gesteigertes Durstgefühl, erhöhter Harndrang,

Sehprobleme

Typische Beschwerden

Die klassischen Symptome von Typ­1­ und Typ­2­Diabetes

unterscheiden sich duchaus, ein komplett entgleister Zucker­

stoffwechsel hingegen führt in beiden Fällen entweder zur

Über­ oder Unterzuckerung (siehe Kasten rechts).

Symptome bei Typ-1-Diabetes

Heftiger Durst, häufiger Harndrang

Gewichtsverlust, Appetitsteigerung

Sehstörungen, Kopfdruck

Bei Diabetikern gerät der Zuckerstoffwechsel manchmal aus dem Lot, vor allem bei zu hoch oder zu niedrig dosierten Medikamenten. Extreme Entgleisungen nach oben oder unten können schlimmstenfalls ein diabetisches Koma hervorrufen. Achten Sie daher auf folgende Anzeichen:

Unterzuckerung (Hypoglykämie) Unruhe, Verwirrung, Heißhunger (auf Süßes), Schwitzen, Zittern, Sehstörungen, schneller Puls ERSTE HILfE: Zuckerhaltiges verabreichen (Limonade, Traubenzucker – danach ein Stück Brot), zügig einen Arzt rufen

Überzuckerung (Hyperglykämie) Azetongeruch beim Ausatmen (riecht wie Nagellack), Bewusstseinstrübung, Bauchschmerzen, Übelkeit ERSTE HILfE: Sofort einen Arzt rufen (ggf. Notarzt, Tel.: 112)

Zu viel oder zu wenig: Unter- und Überzuckerung

In Deutschland gibt es schätzungsweise 5 Millionen Diabetiker, rund 200.000 davon leiden an Typ­1­Diabetes, der weitaus größere Teil an Typ­2­Diabetes.

Diabetes gilt in westlichen Ländern als häufigste chronische Stoffwechselerkrankung unter Kindern und Jugendlichen.

Hochrechnung: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt die Zahl der Diabetiker für das Jahr 2030 weltweit auf 370 Millionen.

Diabetiker erleiden zwei­ bis viermal häufiger einen Herzinfarkt als Menschen ohne Zuckerkrankheit.

Zahlen und fakten zu Diabetes

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Makroangiopathien

Diabetesschäden an den großen Arterien bezeichnen Medi­

ziner als Makroangiopathien. Die durch hohe Blutzucker­

werte veränderten Gefäße verkalken und verengen sich

(Arteriosklerose), das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall

und Durchblutungsstörungen in den Beinen (periphere

arterielle Verschlusskrankheit / PAVK – auch „Schaufenster­

krankheit“ genannt) steigt deutlich an.

Jährlich verursachen diabetische Makroangiopathien in

Deutschland rund 44.000 Schlaganfälle, 27.000 Herzinfarkte

und 28.000 Amputationen !

Mikroangiopathien

Hinter Mikroangiopathien verbergen sich Schädigungen der

kleinen Blutgefäße (Kapillaren), die sich vor allem an den

Augen (diabetische Retinopathie) und Nieren (diabetische

Nephropathie) auswirken. Zu den gefürchteten Spätfolgen

zählen der Verlust der Sehkraft und Nierenversagen. Hier­

zulande verliert aufgrund einer diabetischen Retinopathie

alle 6 Stunden ein Diabetiker sein Augenlicht; durch Nephro­

pathien kommt es jährlich zu über 8.000 neuen Dialysefällen.

Krankheitsfolgen: Attacke auf die Blutgefäße

Folgeschäden durch Diabetes verkürzen die Lebenserwartung

von Zuckerkranken im Vergleich zu Nichtdiabetikern um

rund 8 Jahre. Neben der Gefahr der Über­ und Unterzucke­

rung drohen durch schlecht eingestellte Blutzuckerwerte

diverse gesundheitliche Auswirkungen – vor allem an den

Blutgefäßen und Nerven. Langfristig beeinträchtigen erhöhte

Blutzuckerspiegel dadurch verschiedene Organsysteme.

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Neuropathien

Eine länger bestehende Zuckerkrankheit zieht auch die

Nervenbahnen in Mitleidenschaft. Missempfindungen an

Beinen und Füßen (wie Kribbeln, Brennen oder Schmerzen)

kennzeichnen die periphere Neuropathie.

Die autonome Neuropathie betrifft die inneren Organe

und beeinträchtigt unter anderem die Magen­Darm­ und

Blasenfunktion (Entleerungsstörungen) und das Herz­

Kreislauf­System (Herzrhythmus­ und Blutdruckstörungen).

Problempunkt Auge

Unser wichtigstes Sinnesorgan leidet unter der schlech­

ten Blutversorgung ganz besonders: das Auge. Augen­

schädigungen zählen zu den schlimmsten Spätfolgen der

Zuckerkrankheit. Trotz verbesserter Diagnostik und guter

Behandlungsmöglichkeiten gilt Diabetes in den Industrie­

ländern noch immer als häufigste Ursache für schwere

Sehbehinderungen. Vor allem zwei Erkrankungen machen

den Augen von Diabetikern zu schaffen: die diabetische

Retinopathie und die diabetische Makulopathie bzw. das

Makulaödem.

Makula

Aufbau des Auges

Sehnerv

Linse

Glaskörper

Netzhaut

Aderhaut

Lederhaut

Regelmäßige Blutzuckerkontrollen und eine auf den Patienten und seine Werte persönlich zugeschnittene Therapie (Tabletten, Insulin und Lebensstiländerungen) bieten den besten Schutz vor diabetischen Folgeerkrankungen. Je besser und konstanter der Blutzuckerspiegel eingestellt ist, umso geringer ist die Gefahr, dass der Körper dauerhaft Schaden nimmt.

Daher gilt für alle Diabetiker:

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim behandelnden Arzt (Blutzucker, Blutfette, Blutdruck, Nierenwerte)

Einmal jährlich: Augenuntersuchung beim Augenarzt

Der beste Schutz: regelmäßige Kontrollen

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Diabetische Makulopathie und Makulaödem

Retinopathien verlaufen schleichend, die Betroffenen merken

oft erst viel zu spät, dass die Zuckerkrankheit die Augen

bereits in Mitleidenschaft gezogen hat. Meist treten diabetes­

bedingte Sehbeeinträchtigungen erst dann auf, wenn die

Netzhautschäden weit fortgeschritten sind und den Punkt des

schärfsten Sehens betreffen – den sogenannten gelben fleck

(lat.: Macula lutea) in der Netzhautmitte (Makulopathie).

Flüssigkeitsansammlungen und eine verdickte Netzhaut in

diesem Bereich (Makulaödem) sind der häufigste Grund für

Erblindungen bei Diabetikern.

Diabetische Retinopathie

Zu hohe Blutzuckerwerte schädigen auf Dauer die feinen

Netzhautgefäße und führen zur häufigsten diabetischen

Augenerkrankung überhaupt, der diabetischen Retinopathie.

Die Netzhaut funktioniert ähnlich wie ein Film im Foto­

apparat. Sie zeigt die Bilder, die wir sehen. Verschiedene

Schädigungen beeinträchtigen das Sehvermögen mehr und

mehr – abhängig vom Schweregrad der Erkrankung.

Schleichende Gefahr

Das Anfangsstadium der Erkrankung bezeichnen Experten

als nichtproliferative Retinopathie. Dabei beschränken sich

die Gefäßveränderungen auf die Netzhaut. Es kommt zu

Einblutungen, Ablagerungen von Fett und Eiweiß und kleinen

Gefäßaussackungen; die Nährstoffversorgung leidet.

Dieses Stadium bemerken die Betroffenen selten. Wenn

sich im weiteren Krankheitsverlauf unerwünschte neue

Blutgefäße bilden, die auch in den Glaskörper des Auges

einwachsen, ist von einer proliferativen Retinopathie die

Rede. Diese neu entstandenen Gefäße neigen zu Blutungen.

Kommt es zu einer Blutung im Glaskörper, verschlechtert

sich die Sehschärfe massiv.

Von einer leichten Retinopathie erfahren Diabetiker oft zufällig während eines Besuchs beim Augenarzt. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu charakteristischen Beeinträchtigungen:

Dunkle Flecken oder rote Schleier im Gesichtsfeld

Unscharfes, verschwommenes Sehen

„Lichtblitze“ und „Rußregen“ bei beginnender Netzhaut­ablösung (Netzhautablösung = Erblindungsgefahr)

„Grauer Vorhang“ im Gesichtsfeld (bei Makulopathie bzw. Makulaödem)

Wie Diabetes das Sehvermögen beeinträchtigt

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Genau hinschauen: die Diagnostik

Eine Spiegelung des Augenhintergrunds (Ophthalmoskopie)

einmal jährlich gehört zu den regelmäßigen Kontrollunter­

suchungen bei Diabetikern. Diese schmerzfreie Untersuchung

zeigt Gefäßveränderungen, Ablagerungen und Blutungen auf

der Netzhaut. Bei einer bereits vorliegenden Retinopathie

kommen weiter gehende und oft auch häufigere augen­

ärztliche Untersuchungen infrage – beispielsweise eine

fluoreszenzangiografie zur Darstellung der Netzhautgefäße

oder die optische Kohärenztomografie (OCT) zur Diagnose

eines Makulaödems.

Sehprobleme = Verlust von Lebensqualität

So mancher fühlt sich bereits eingeschränkt, wenn irgend­

wann in der zweiten Lebenshälfte kein Weg mehr an der

klassischen Lesebrille vorbeiführt, die dummerweise nie

dort liegt, wo man sie gerade vermutet.

Dieses Beispiel verdeutlicht, wie sehr die krankheitsbeding­

ten Sichteinschränkungen bei Diabetikern die Betroffenen

belasten. Denn hier geht es um weit mehr als ein paar

schlecht lesbare Zeilen.

Leider noch immer ein Tabu: Alltagsbeeinträchtigungen

Denn mit zurückgehendem Sehvermögen sinkt nicht nur

die Selbstständigkeit, sondern auch die ohnehin schon

eingeschränkte Lebensqualität von Diabetikern. Auto fahren,

fernsehen, ein Kinobesuch oder lesen – all dies geht bei

fortgeschrittenen Augenschäden irgendwann nicht mehr.

Je mehr das Augenlicht nachlässt, desto weniger trauen sich

die Betroffenen zu. Manche ziehen sich dann zurück, weil

sie andere nicht belasten wollen oder aber das Gefühl haben,

dass sie aufgrund ihrer Einschränkung ausgegrenzt werden.

Hier hilft nur eines: die selbstbewusste Flucht nach vorn !

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Netzhaut-Lasertherapie

Laserverfahren eignen sich vor allem dann, wenn sich

neue Blutgefäße im Auge gebildet haben (proliferative

Retinopathie). Mit dem konzentrierten Lichtstrahl kann der

Arzt unerwünschte neue Adern schrumpfen und undichte

Blutgefäße verschließen. In mehr als der Hälfte aller Fälle

verhindert diese Behandlung, dass der Sehverlust weiter

fortschreitet. Für die Behandlung reicht in der Regel eine

örtliche Betäubung mit Augentropfen aus.

Injektionsbehandlungen

Gerade bei der Visusbeeinträchtigung infolge eines diabeti­

schen Makulaödems ermöglichen spezielle Augeninjektionen

Besserung, die der Augenarzt unter örtlicher Betäubung

direkt in den Glaskörper spritzt. Die Injektionen enthalten

sogenannte VEGF­Hemmer, die genau den Wachstums­

faktor hemmen, der die Bildung neuer Blutgefäße im Auge

sowie die Gefäßdurchlässigkeit und damit Ödeme fördert.

Die abschwellende Wirkung dieser Substanz verbessert

sogar oft die Sehfähigkeit von Diabetikern. Kortisonhaltige

Augeninjektionen spielen heutzutage aufgrund vieler Neben­

wirkungen kaum mehr eine Rolle.

Die Sicht verbessern: Möglichkeiten zur Behandlung von Augenschäden

Optimal eingestellte Blutzucker­, Blutfett­ und Blutdruck­

werte sowie der Verzicht aufs Rauchen bilden die Grundlage

bei der Therapie von Diabetes­Spätfolgen. Die gezielte Be­

handlung diabetischer Augenschäden richtet sich dann nach

dem Erkrankungsstadium. Vor allem zwei Therapieverfahren

tragen wirkungsvoll dazu bei, die Sehleistung zu verbessern

und / oder den Verlust der Sehkraft zu verhindern: Laser-

und Injektionsbehandlungen.

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Den Alltag gut meistern

Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass ein gesunder

Lebensstil die Diabetesbehandlung wirkungsvoll unterstützt

und dazu beiträgt, Folgeschäden auszubremsen. Es lohnt

sich also auf jeden Fall, den inneren Schweinehund zu

bekämpfen und folgende Ziele konsequent umzusetzen:

Normalgewicht anstreben oder halten (BMI < 25 kg/m²)

Auf eine gesunde Ernährung achten (siehe Seite 22)

Stress vermeiden/abbauen, regelmäßig Sport treiben

Diabetikerschulungen wahrnehmen

Ganz alltägliche Dinge erleichtern Diabetikern den Umgang mit ihrer Erkrankung – angefangen bei den richtigen Socken über eine gute Hautpflege bis hin zur passenden Sehhilfe.

Gut gepflegt Spezielle Hautpflegemittel mit den Wirkstoffen Urea, Lactat, Ceramiden oder Carnitin bewahren die besonders empfindliche Haut von Diabetikern vor dem Austrocknen und vor Infektionen durch Pilze oder Bakterien. TIPP: In der Apotheke nach geeigneten Präparaten fragen

füße im fokus Die Füße sind bei Zuckerkranken ein wunder Punkt (Verhor­nungen, Verletzungen oder Druckgeschwüre). Untersuchen Sie Ihre Füße täglich auf Druckstellen oder Verletzungen, gehen Sie monatlich zur medizinische Fußpflege und achten Sie auf passende (ggf. orthopädische) Schuhe. TIPP: Feuchtigkeitshaltige Fußcremes benutzen

Alles im Blick Spezielle Freihand­Sehhilfen (eine Art Lupe zum Umhängen) erleichtern bei diabetesbedingten Augenschäden die Sicht. TIPP: Erhältlich im Sanitätshaus oder unter www.diaexpert.de

Perfekt gekleidet Spezielle Shirts, Unterwäsche und Socken mit Softbündchen wirken dank der eingearbeiteten Silber­ oder Sojafasern des­infizierend und heilungsfördernd. TIPP: Im Sanitätshaus nachfragen oder bei www.diashop.de

Nützliche Hilfen für den Alltag

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Genussvoll schlemmen

Die Zeiten, in denen Zuckerkranke sich streng an Diäten

halten mussten, gehören glücklicherweise dank moderner

Behandlungsverfahren der Vergangenheit an. Aber Aus­

nahmen gibt es dennoch: Diejenigen, die sich vor den Mahl­

zeiten eine festgelegte Insulinmenge spritzen, müssen ihre

Kohlenhydratzufuhr im Auge behalten und per Broteinheiten

(BE) berechnen. Dahinter verbirgt sich die Maßeinheit für

Kohlenhydrate (also Zucker, Stärke etc.) in Lebensmitteln.

Eine BE entspricht 12 Gramm Kohlenhydraten.

Kalorien, Gewicht und Nährstoffverhältnis

Patienten mit Insulinpumpen, einer bedarfsgerechten

individuellen Insulintherapie oder rein medikamentöser

Behandlung müssen heutzutage nicht auf Genuss verzich­

ten. Bei ihnen zählen vor allem eine dem Kalorienbedarf

angepasste Ernährung im richtigen Nährstoffverhältnis und

der Abbau überflüssiger Pfunde. Eine große Rolle spielt

auch der glykämische Index, der die Auswirkungen von

Nahrungsmitteln auf den Blutzucker darstellt. Wichtig dafür:

eine fundierte Ernährungsberatung (Krankenkasse fragen).

ADRESSEN

Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV) Rungestraße 19, 10179 Berlin Telefon: Kontakt zur nächsten Beratungsstelle unter 01805 666456 (0,14 € / Minute aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 € / Minute) E­Mail: [email protected] Internet: www.diabetes.dbsv.org

Deutscher Diabetiker Bund e. V. Goethestraße 27, 34119 Kassel Telefon: 0561 703477­ 0 E­Mail: [email protected] Internet: www.diabetikerbund.de

BUCHTIPPS

Doris fritzsche: Diabetes. Der Ernährungs-Kompass Gräfe und Unzer 2008 (6,99 Euro)

Ernst R. froesch, Elisabetta Matelli: Diabetes – 600 fragen, 600 Antworten für Typ 1 und Typ 2 Knaur 2006 (14,95 Euro)

Karin Hofele, Marion Burkard: Richtig einkaufen bei Diabetes. für Sie bewertet: Über 900 fertigprodukte und Lebensmittel Trias 2008 (9,95 Euro)

Hilfreiche Adressen, Internetseiten und Buchtipps

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Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus

Bei Diabetes die Augen im Blick behalten

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