Forstinfo 01/2013

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Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Vor 300 Jahren schrieb der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz den forstlichen Grund- satz, nicht mehr Holz zu nutzen, als nachwächst, erstmals nieder. Dies gilt seither als Geburtsstunde des Nach- haltigkeitsbegriffs. Bereits vier Jahrhunderte früher hatte man in Nürnberg über eine geordnete Forstwirt- schaft und planmäßige Wiederaufforstung der ausgeplünderten Wälder rund um die damalige Reichsstadt nachgedacht. Nachhaltigkeit hört jedoch nicht beim Nutzungsaspekt auf. Wirklich nachhaltiges Handeln setzt voraus, dass die natürlichen Ressourcen nicht geschmälert werden, dass soziale Gerechtigkeit herrscht und nachfolgende Generationen nicht unter den Hinterlassenschaften ihrer Vorfahren leiden. In breiten gesellschaftlichen Kreisen salonfähig wurde der Begriff 1987 durch den so genannten Brundlandt- Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Heute heften sich viele Firmen Nachhaltigkeit auf ihre Fahnen, oft ohne den wahren historischen Hintergrund zu kennen. Die Kampagne 300 Jahre forstliche Nachhaltigkeit, an der sich die Bayerische Forstverwaltung gemeinsam mit weiteren Vertretern der bayeri- schen Forstwirtschaft unter dem Dach des Deutschen Forstwirtschaftsrates heuer beteiligt, bietet gute Chan- cen, der Öffentlichkeit zu zeigen, was die Forstbranche zum Gemeinwohl in unserem Land beiträgt. Nachhaltige Waldbewirtschaftung liefert nicht nur den umweltfreundlichen und nachwachsenden Rohstoff Holz. Sie fördert die Biodiversität in den Wäldern, steigert ihre Attraktivität für Erholungssuchende und sichert die vielfältigen Schutzfunktionen. Bislang haben das noch nicht alle verinnerlicht. Deswegen sollten wir das Kampagnenjahr für die Kommunikation der Leistungen unserer Waldbesitzer und von uns Forstleuten nutzen. Inhalt a Seite 2 – Macht euch die Erde untertan! Ein Widerspruch zur Nachhaltigkeit? a Seite 4 – Fünf Fragen zur Nachhaltigkeit an Georg Miller a Seite 5 – Termine a Seite 6 – Ist das Pflanzen von Laub- holz eigentlich immer nachhaltig? a Seite 7 – Neue EU-Holzhandelsverordnung tritt im März in Kraft a Seite 9 – Partnerschaftliche Pflanzaktion in Garmisch – Treffen der Länderforstchefs aus Salz- burg, Tirol und Bayern a Seite 10 – Ökokonto a Seite 12 – Jahrestagung des Deutschen Forstvereins

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Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

Vor 300 Jahren schrieb der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz den forstlichen Grund-

satz, nicht mehr Holz zu nutzen, als nachwächst, erstmals nieder. Dies gilt seither als Geburtsstunde des Nach-

haltigkeitsbegriffs. Bereits vier Jahrhunderte früher hatte man in Nürnberg über eine geordnete Forstwirt-

schaft und planmäßige Wiederaufforstung der ausgeplünderten Wälder rund um die damalige Reichsstadt

nachgedacht. Nachhaltigkeit hört jedoch nicht beim Nutzungsaspekt auf. Wirklich nachhaltiges Handeln setzt

voraus, dass die natürlichen Ressourcen nicht geschmälert werden, dass soziale Gerechtigkeit herrscht und

nachfolgende Generationen nicht unter den Hinterlassenschaften ihrer Vorfahren leiden.

In breiten gesellschaftlichen Kreisen salonfähig wurde der Begriff 1987 durch den so genannten Brundlandt-

Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Heute heften sich viele Firmen Nachhaltigkeit auf

ihre Fahnen, oft ohne den wahren historischen Hintergrund zu kennen. Die Kampagne 300 Jahre forstliche

Nachhaltigkeit, an der sich die Bayerische Forstverwaltung gemeinsam mit weiteren Vertretern der bayeri-

schen Forstwirtschaft unter dem Dach des Deutschen Forstwirtschaftsrates heuer beteiligt, bietet gute Chan-

cen, der Öffentlichkeit zu zeigen, was die Forstbranche zum Gemeinwohl in unserem Land beiträgt.

Nachhaltige Waldbewirtschaftung liefert nicht nur den umweltfreundlichen und nachwachsenden Rohstoff

Holz. Sie fördert die Biodiversität in den Wäldern, steigert ihre Attraktivität für Erholungssuchende und sichert

die vielfältigen Schutzfunktionen. Bislang haben das noch nicht alle verinnerlicht. Deswegen sollten wir das

Kampagnenjahr für die Kommunikation der Leistungen unserer Waldbesitzer und von uns Forstleuten nutzen.

Inhalt

a Seite 2 – Macht euch die Erde untertan! Ein Widerspruch zur Nachhaltigkeit? a Seite 4 – Fünf

Fragen zur Nachhaltigkeit an Georg Miller a Seite 5 – Termine a Seite 6 – Ist das Pflanzen von Laub-

holz eigentlich immer nachhaltig? a Seite 7 – Neue EU-Holzhandelsverordnung tritt im März in

Kraft a Seite 9 – Partnerschaftliche Pflanzaktion in Garmisch – Treffen der Länderforstchefs aus Salz-

burg, Tirol und Bayern a Seite 10 – Ökokonto a Seite 12 – Jahrestagung des Deutschen Forstvereins

a Forstinfo – 01 / 2013 – Seite 2

MACHT EUCH DIE ERDE UNTERTAN! EIN WIDERSPRUCH ZUR NACHHALTIGKEIT?THEOLOGISCHE GEDANKEN VOM EVANGELISCHEN LANDES-

BISCHOF PROFESSOR DR. HEINRICH BEDFORD-STROHM

Vor 300  Jahren wurde der forstliche Begriff der Nachhaltigkeit

geprägt. Aus gutem Grund von einem Forstmann, der wusste,

dass die Früchte seiner Bemühungen nicht er selbst, nicht seine

Kinder, sondern erst seine Kindeskinder würden genießen kön-

nen. In der gegenwärtigen Theologie spielt der Begriff der Nach-

haltigkeit im Umgang mit der Natur als Teil der Schöpfung Got-

tes eine große Rolle. Bis hierhin war es allerdings ein langer Weg

des Umdenkens, der aber in der biblischen Tradition selbst be-

gründet liegt.

Der amerikanische Historiker Lynn White Jr. hat 1967 in einem

Aufsatz über „Die historischen Wurzeln unserer ökologischen Kri-

se“ festgestellt: „Unsere derzeitige Naturwissenschaft und unsere

derzeitige Technik sind so sehr von einer orthodoxen christli-

chen Arroganz gegenüber der Natur durchsetzt, dass von ihnen

allein keine Lösung unserer ökologischen Krise erwartet werden

kann.“1

Wie ist ein derartiger Schuldvorwurf gegen die christliche Tra-dition zu bewerten?

Der geschichtliche Zusammenhang zwischen der modernen

Umweltzerstörung und der von der christlichen Tradition be-

stimmten Entwicklung unserer westlichen Kultur kann nicht be-

stritten werden. Diese Kultur ermöglichte es, dass sich die Men-

schen – wie René Descartes es ausdrückt – als „maitres et posses-

seurs de la nature“ (Herren und Besitzer der Natur) fühlen konn-

ten. Gleichzeitig riss die Entsakralisierung der Natur eine

wesentliche Barriere im Umgang mit ihr nieder. Nur wer in der

Natur keine dunklen Geister mehr verborgen sah, traute sich

ohne Furcht in diese eingreifen.

Dennoch hält die These vom Zusammenhang zwischen bibli-

scher Überlieferung und moderner Naturzerstörung einer ge-

naueren Betrachtung nicht stand. Eine Kultur der Naturzerstö-

rung entwickelte sich nicht weil das Christentum seinem bibli-

schen Auftrag zur Weltgestaltung gefolgt ist, sondern weil es

diesen Auftrag pervertiert hat. Für Günter Altner ist die Umwelt-

misere eine „Folge der Ungehorsamsgeschichte des Christen-

tums.“2 Die Behauptung von White greift zu kurz, weil sie die in

den biblischen Texten vorkommende Bewahrung der Schöp-

fung ignoriert. Naturzerstörung ist zwar historisch auf dem Bo-

den des Christentums gewachsen, ihre wesentlichen Antriebs-

1 L. White jr., Die historischen Wurzeln unserer ökologischen Krise, in: M. Lohmann (Hg.), Gefährdete Zukunft, München 1970, 28f.

2 G. Altner, Schöpfung am Abgrund. Die Theologie vor der Umweltfrage, Neukirchen-Vluyn 1974, 78.

kräfte sind aber der Emanzipation einer christlichen Weltdeu-

tung geschuldet. Die neueren theologischen Ansätze, die das

Thema „Schöpfung“ vor dem Hintergrund zeitgemäßer ökologi-

scher Herausforderungen reflektieren, stützen sich auf Neuinter-

pretationen der biblischen Schöpfungstexte. Diese stellen klar,

dass sich die Ausbeutung der Natur nicht auf den biblischen

Herrschaftsauftrag berufen kann.

„Macht Euch die Erde untertan“ (Genesis 1, 28) – das „Dominium

Terrae“ („Herrschaft über das Land“) aus der Schöpfungsge-

schichte war der gewichtigste Ansatzpunkt für den Schuldvor-

wurf gegen das Christentum. Es wurde häufig als Beleg gewer-

tet, dass biblische Texte den Menschen zu einem Herrschaftsan-

spruch über die Natur und in der Folge zu deren Ausbeutung

anstifteten. Die Theologie bestätigte diese Deutung mit vielfälti-

gen Interpretationen. In neueren Schöpfungstheologien tau-

chen zahlreiche Gesichtspunkte auf, die für eine Korrektur dieser

Interpretation des „Dominium Terrae“ sprechen. Ich nenne hier

vor allem das Verständnis von „Herrschaft“.

Was bedeutet es, dass der Mensch sich die Erde „untertan“ ma-

chen und über alles „herrschen“ soll? Im alttestamentlichen Den-

ken wird diese Herrschaft nicht als Willkür und Ausbeutung ver-

standen. Gemeint ist etwas anderes: „Ein Herrschaftsverhältnis“ –

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so Claus Westermann – „in dem der Herrscher nur Nutznießer

seiner Untergebenen ist, ist im Alten Testament undenkbar. Es

schließt immer in irgendeiner Weise ein Dasein für den Unterge-

benen ein.“3 So wie der König über sein Volk herrscht, so soll der

Mensch über die Tiere und über die Erde herrschen.

Die biblischen Texte lassen keinen Zweifel daran, dass es bei die-

ser Herrschaft nicht um Missbrauch und Ausbeutung geht, son-

dern um Fürsorge. Der König ist ein Anwalt der Schwachen. Er

schützt das Recht des Verletzlichen. Der Herrscher wird zur Ver-

antwortung gezogen, wenn er Herrschaft mit Willkür verwech-

selt. Dem Schöpfungsauftrag entspricht also die verantwortli-

che Sorge um das Gleichgewicht der Schöpfung. Er betrachtet

die Natur nicht als Sache, die den Interessen des Menschen be-

liebig verfügbar gemacht werden könne. „Macht euch die Erde

untertan“ aus dem ersten Schöpfungsbericht muss vom „Bebau-

en und Bewahren“ (Genesis 2, 15) des zweiten Schöpfungsbe-

richtes her gelesen werden. 3 C. Westermann, Genesis 1 – 11 (Biblischer Kommentar Bd. I/1), Neukirchen 1974.

Der Auftrag des „Dominium Terrae“ an den Menschen kann auch

nur dann richtig verstanden werden, wenn er in engem Zusam-

menhang mit der Ebenbildlichkeit des Menschen Gott gegen-

über gesehen wird. Denn damit ist der Mensch aufgerufen, die

Natur Gott entsprechend zu behandeln. In seinem Umgang mit

der Natur soll er selbst die Liebe Gottes zu seiner ganzen Schöp-

fung zum Ausdruck bringen. Diese menschliche Liebesbezie-

hung zur Erde steht in scharfem Gegensatz zu einer Haltung, die

unsere Mitgeschöpfe und die unbelebte Natur als bloße Sache

sieht, den Interessen des Menschen beliebig verfügbar.

So verstanden, gehören der Auftrag „Macht euch die Erde

untertan“ und der Gedanke der „Nachhaltigkeit“ eng zusam-

men. Kein Widerspruch also.

Landesbischof Professor Dr. Heinrich Bedford-Strohm wurde 1960 in Memmingen geboren.

Nach der Schulzeit in Coburg und dem Grundwehrdienst als Sanitäter studierte er von 1981 bis

1988 Theologie. Es folgten eine wissenschaftliche Assistententätigkeit und die Promotion an der

Universität Heidelberg. Praktische Gemeindearbeit als Seelsorger in Heddesheim (Baden) und an

der Moritzkirche in Coburg unterbrach mehrfach seinen wissenschaftlichen Werdegang an ver-

schiedenen Hochschulen in Deutschland und den USA. 2004 wurde er als Professor für Systema-

tische Theologie und Theologische Gegenwartsfragen an die Universität Bamberg berufen und

2011 zum Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayerns gewählt.

Professor Bedford-Strohm ist seit 25 Jahren mit der Psychotherapeutin Deborah Bedford-Strohm

aus Boston (USA) verheiratet und hat drei Kinder im Alter zwischen 17 und 20 Jahren. Seine Frei-

zeit gehört vor allem der Familie und seiner Liebe zur Musik und zur Natur.

BUCHVORSTELLUNG

WISSENSCHAFTLICHE EDITION DES

WERKES »SYLVICULTURA OECONOMICA«

von Hans Carl von Carlowitz

Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oe-conomica oder Hauswirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht. Herausgegeben von Joa-chim Hamberger und Richard Mehler.

550 Seiten, 2-farbig, zahlreiche großformatige Abbildungen, ge-

bunden in Leinen mit Farbprägung und Lesebändchen, Schutz-

umschlag, 19 x 29 cm, Hardcover mit Schutzumschlag

Preis: 49,95 €, Erscheinungsdatum: 7. März 2013

300 Jahre nach der Erstveröffentlichung wird das „Urbuch“ der

Nachhaltigkeit „Sylvicultura Oeconomica“ von Hans Carl von Car-

lowitz bei der diesjährigen Leipziger Buchmesse in einer wissen-

schaftlich editierten und hochwertig ausgestatteten Neuauflage

der heutigen Leserschaft wieder zugänglich gemacht. Bearbeitet

wurde die aktuelle Ausgabe von Joachim Hamberger, der an der

TU München auch Forst- und Umweltgeschichte lehrt, sowie von

Historiker Richard Mehler, im Rahmen eines von der Bayerischen

Forstverwaltung finanzierten Projekts.

FÜNF FRAGEN ZUR NACHHALTIGKEIT AN GEORG MILLER

a Forstinfo – 01 / 2013 – Seite 4

Georg Miller ist Landwirt und Waldbesitzer mit rund 15 Hektar Waldfläche. Er bewirtschaftet seit

1993 einen Milchviehbetrieb in der Gemeinde Riegsee im nördlichen Landkreis Garmisch-Parten-

kirchen nach Bioland-Standards. Der 41-jährige ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Nach

seiner Landwirtschaftsausbildung absolvierte er im Rahmen eines Stipendiums den sechswöchi-

gen Grundlehrgang für Waldbesitzer an der Bayerischen Waldbauernschule. Ehrenamtlich enga-

giert er sich unter anderem im kirchlichen Bereich und in der Kommunalpolitik als Gemeinderat

seiner Heimatgemeinde.

Bereits im Jahr 2000 gründete er zusammen mit weiteren Berufskollegen die Bäuerliche Hack-

schnitzel Liefergesellschaft (BHLG), die anfänglich ein kommunales Biomasseheizwerk in einem

Murnauer Schulzentrum mit Waldhackschnitzeln belieferte. Von der ersten Stunde an leitete

Georg Miller als Geschäftsführer die Geschicke der GmbH. Die BHLG besteht heute aus 23 Wald-

besitzern. Sie versorgt mittlerweile sechs Heizungen rund um den Staffelsee mit einer Nennleis-

tung zwischen 50 und 900 kW und kümmert sich auch um den laufenden Betrieb der Öfen. Die

Jahresliefermenge summierte sich in den letzten Jahren auf rund 12 000 bis 15 000 Schüttraum-

meter Waldhackschnitzel.

Was verbinden Sie mit dem Begriff Nachhaltigkeit?Nachhaltigkeit bedeutet für mich, dass alle Nutzungen, die ich

heute aus meinem land- und forstwirtschaftlichen Betrieb ziehe,

auch meinen Kindern und den folgenden Generationen zur Ver-

fügung stehen. Der Nachhaltigkeitsbegriff wird heute vielfach

bemüht, um ökonomisches und gewinnorientiertes Handeln zu

rechtfertigen. Wirklich nachhaltig ist eine Wirtschaftsform aber

nur, wenn die Qualität unserer Lebensgrundlagen nicht dar-

unter leidet.

Was hindert Sie, Ihren Wald konsequent nachhaltig zu bewirt-schaften?Grundsätzlich bemühe ich mich, bei allen Maßnahmen in mei-

nem Wald nachhaltig zu sein. Zum Beispiel konzentriere ich

mich beim Holzrücken auf anhaltende Trocken- oder Frostperio-

den, um Schäden am Waldboden als wertvollem Produktionska-

pital zu vermeiden. Auf Faktoren von außen allerdings habe ich

keinen Einfluss. Ich nenne hier die unbefriedigende jagdliche Si-

tuation. Immer noch verhindern zu hohe Wilddichten die Ver-

jüngung wichtiger Mischbaumarten. Wenn der Klimawandel so

kommt, wie er vorhergesagt wird, werden wir diese Mischbaum-

arten brauchen.

Wer oder was kann Ihr Bemühen um eine nachhaltige Waldbe-wirtschaftung unterstützen?Die traditionelle bäuerliche Waldwirtschaft, wie sie bei uns seit

Generationen betrieben wird, muss auch künftig möglich sein.

Der Gesetzgeber muss die rechtlichen Rahmenbedingungen

des Bayerischen Waldgesetzes garantieren und uns vor überzo-

genen Naturschutzauflagen schützen. Ich denke da beispiels-

weise an den Hickhack mit der Unteren Naturschutzbehörde bei

uns im Landkreis beim Waldwegebau. Sorge bereiten mir auch

die Eingriffs- und Ausgleichsregelungen im Naturschutzrecht.

Massive Nutzungseinschränkungen oder Nutzungsverzichte,

wie sie oft als Ausgleichsmaßnahme gefordert werden, berüh-

ren nicht nur unser Eigentum, sie sind vor dem Hintergrund der

Summe aller Waldfunktionen auch nicht nachhaltig.

Außerdem wünsche ich mir, dass die Beratung durch staatliche

Förster erhalten bleibt. Sie ist nicht nur fachlich fundiert, son-

dern auch neutral und uneigennützig. Daher habe ich hohes

Vertrauen in die Beratung durch die Forstverwaltung. Vor grund-

legenden Entscheidungen im Wald nehme ich diese Dienstleis-

tung immer gerne in Anspruch.

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für private Waldbesitzer in der Zukunft?Der Klimawandel. Gegenwärtig beschäftigt mich hauptsächlich

die Frage, welcher Fichtenanteil in der nächsten Waldgeneration

noch sinnvoll ist und wie ich die zur Risikostreuung notwendi-

gen Mischbaumarten in die Verjüngung einbringen kann. Eine

weitere Herausforderung sehe ich im steigenden Holzhunger

der immer größer werdenden Sägewerke und der Forderung

nach einer kontinuierlichen Belieferung. Der Druck auf unseren

Rohstoff und die Konkurrenz zwischen stofflicher und energeti-

scher Verwertung werden zunehmen. Als Waldbesitzer müssen

a Forstinfo – 01 / 2013 – Seite 5

wir diesem Druck standhalten. Wir dürfen unsere Wälder nicht

übernutzen oder Holz in Zeiten aufarbeiten, in denen man bes-

ser nicht in den Wald geht. Schließlich sehe ich in den zuneh-

menden Begehrlichkeiten der Gesellschaft am Wald eine Her-

ausforderung. Ich denke dabei – gerade in unserer Gegend – an

die vielfältige Freizeitnutzung zu allen Tages- und Nachtzeiten

während des ganzen Jahres oder an die Bestrebungen der Na-

turschützer, die Käseglocke über unseren Wald zu stülpen.

Welchen Einfluss hat der forstliche Nachhaltigkeitsgedanke auf die gesellschaftliche Entwicklung in unserem Land oder in Ihrer Region?Die Gesellschaft kann viel lernen vom Nachhaltigkeitsprinzip der

Forstwirtschaft. Mich persönlich hat nach der Gründung der

BHLG die Auseinandersetzung mit der Energiethematik sehr ge-

prägt. Nicht mehr zu nutzen als nachwächst, nicht über unsere

Verhältnisse zu leben oder sparsam mit den vorhandenen Res-

sourcen umzugehen, sind für mich zu wichtigen Prinzipien ge-

worden. Die Konzentration auf wenige Großbetriebe im indust-

riellen Bereich oder die Konzentration der Arbeitsplätze in den

Ballungszentren ist nicht nachhaltig. Wir haben mit der BHLG

und der intelligenten Nutzung von Holzenergie in der Staffelsee-

region einen Umdenkprozess hin zu einer nachhaltigen Ent-

wicklung angestoßen. Es liegt aber noch ein weiter Weg vor uns.

Neben dem Energiethema denke ich da auch an heimatnahe Ar-

beits- und Ausbildungsplätze oder an bezahlbaren Wohnraum

für junge Familien. Ich finde es gut, wenn das Jubiläumsjahr als

Anlass genommen wird, nachhaltige Lebensweisen zu diskutie-

ren. Hoffentlich bleibt die Kampagne nicht in Forstkreisen ste-

cken, sondern erreicht wirklich die Mitte der Gesellschaft, und

hoffentlich ist es zum Umsteuern nicht schon zu spät.

a Georg Miller (re.) informiert über das erste von der BHLG betriebene Heizwerk.

TERMINE

Im Rahmen der Kampagne 300 Jahre Nachhaltigkeit bietet die Bayerische Forstverwaltung gemeinsam mit ihren Partnern im Aktionsbündnis „Forstwirtschaft schafft Leben“ heuer landes-weit eine Reihe von interessanten Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit an, auf die wir an dieser Stelle regelmäßig hin-weisen werden.

a 22. März 2013, 9:30 Uhr Leben in den Grenzen unseres Planeten: Tagung zum 300. Jahrestag des Begriffes Nachhaltigkeit mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik mit Vorstellung der wissenschaftlichen Edition von „Sylvi-cultura oeconomica“ sowie der Enthüllung des Carlowitz-Gedenksteins durch Staats minister Helmut Brunner Zentrales Hörsaalgebäude (Hörsaal 15) Maximus-von-Imhof-Forum 6, 85354 Freising Informationen unter www.forstzentrum.de Anmeldeschluss: 15.03.2013

a 1. und 2. Juni 2013 Stadt – Wald Informationsausstellung zu den engen Beziehungen zwischen der Stadt Nürnberg und den sie umgebenden Reichswäldern Jakobsplatz, 90403 Nürnberg

a 3. Juni 2013 Nachhaltige Forstwirtschaft – nachhaltige Stadtentwicklung Podiumsdiskussion mit Beteiligung der Stadt Nürnberg, des Forstbetriebs Nürnberg der Bayerischen Staatsforsten und des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürth Marmorsaal des Presseclubs Nürnberg Gewerbemuseumsplatz 2, 90403 Nürnberg

a 4. Juni 2013 300 Jahre Nachhaltigkeit Gestern – Heute – Morgen Ausstellungseröffnung im historischen Schaezlerpalais Kunstsammlungen und Museen Augsburg Maximilianstraße 46, 86150 Augsburg

a 27. und 28. Juni 2013 Nachhaltigkeit der Hochgebirgsforstwirtschaft Fachtagung der Arbeitsgemeinschaft der Alpenländischen Forstvereine Bad Reichenhall

a Forstinfo – 01 / 2013 – Seite 6

IST DAS PFLANZEN VON LAUBHOLZ EIGENTLICH IMMER NACHHALTIG?

Tag ein Tag aus bemühen wir uns, Vorbaugruppen in oftmals

gleichförmig strukturierten Fichtenreinbeständen anzulegen

oder in einer feuchten Mulde eine standortswidrige Besto-

ckung durch eine Erlenkultur zu ersetzen. Unser Ziel ist dabei

klar: Umgebaute Wälder, die sich an den standörtlichen Gege-

benheiten orientieren, werden mit einer höheren Wahrschein-

lichkeit den sich ändernden Bedingungen in einer klimatisch

ungewissen Zukunft trotzen können. Hinter diesem Ziel ver-

birgt sich ein hartes, zeitaufwändiges Geschäft, das oft erst

nach mehreren Jahren mit dem Abbau eines Zauns und dem

Ablauf der Bindefrist endet.

Doch es stellt sich die Frage: „Ist die Pflanzung von Laubholz

eigentlich nachhaltig?“ Eine provokante Frage, die versucht an

den Grundfesten unserer Arbeit zu rütteln. Am 21.  Dezember

2012 wird Lars Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Bundesver-

bandes der Säge- und Holzindustrie in Deutschland (BSHD), in

einer Pressemitteilung mit folgenden Worten zitiert: „Aufgrund

von politischen Fehlentscheidungen produzieren die staatli-

chen Forstbetriebe heute zunehmend am künftigen Rohstoff-

bedarf vorbei“. Die angesprochenen Fehlentscheidungen füh-

ren nach Aussage eines der wichtigsten Verbände innerhalb

des Clusters Forst und Holz zu wachsenden Laubholzflächen

und in der Folge zu Versorgungsengpässen der Nadelholzin-

dustrie. Zwar werden vom Verband nur die staatlichen Forstbe-

triebe erwähnt, aber der Vorwurf richtet sich an alle Waldbesit-

zer, die aktiv Waldumbau betreiben. Obwohl das Wort Nachhal-

tigkeit in der gesamten Pressemitteilung nicht auftaucht, wird

mit dem Hinweis auf den „künftigen Rohstoffbedarf“ ein wichti-

ger Aspekt der Nachhaltigkeit aufgegriffen. Auch wenn derzeit

noch keine neue „holtznothdurfft“ (Veit Ludwig zu Seckendorff,

1656) zu befürchten ist, die „das Land in seinem Esse (= Exis-

tenz)“ (Hans Carl von Carlowitz, 1713) bedroht, sollten wir das

vom BSHD skizzierte Problem ernst nehmen. Eine umfassende

Analyse der Problematik dürfte aber sehr aufwändig werden, da

man hierfür nicht nur aktuelle forstliche Inventurdaten benö-

tigt, sondern auch Prognosemodelle, die eine Einschätzung

über die Nutzung und den künftigen Bedarf der Holzindustrie

beinhalten.

Unbestritten ist, dass unsere Laubhölzer nicht nur geringere

Stammholzanteile liefern, sondern auch erhebliche technologi-

sche Nachteile besitzen. Häufig anzutreffende Wachstumsspan-

nungen, Ausknickungen der Markröhre, eine oftmals geringe

natürliche Dauerhaftigkeit sowie ein ausgeprägtes Quell- und

Schwindverhalten sind nur einige Eigenschaften, die der Säge-

industrie Probleme bereiten. Geringere Schnittholzausbeuten

und eine schwierigere Ver- und Bearbeitung des Holzes kom-

men hinzu. Überdies sind in den letzten Jahrzehnten traditio-

nelle Verwertungsmöglichkeiten für Laubhölzer (z.  B. Bahn-

schwellen oder Polstermöbelrahmen) ersatzlos weggebrochen.

Schlechtes Holz mit geringen Vermarktungsmöglichkeiten?Laubholz vorschnell als minderwertig abzustempeln, bringt

uns nicht weiter. Forst- und Holzwirtschaft müssen partner-

schaftlich die Herausforderungen des Klimawandels aufgreifen

und nach tragfähigen Lösungsmöglichkeiten suchen. Vorstell-

bar ist einerseits, die Anbaufläche von klimatoleranten Nadel-

hölzern gezielt auszuweiten. Noch wichtiger erscheinen aber

gemeinsam getragene Forschungsanstrengungen, um neue

Produkte aus Laubholz zu entwickeln. Gerade auf diesem Feld

erzielte die Wissenschaft in den letzten Jahren erhebliche Fort-

schritte. Beispielsweise unterstützte die Bayerische Forstverwal-

tung Arbeiten, die zur bauaufsichtlichen Zulassung von Brett-

schichtholz aus Buche in Deutschland führten. Buchenholz

kann nun seine überlegenen Festigkeitseigenschaften im Bau-

bereich unter Beweis stellen. Innovativ und vielversprechend ist

auch Buchen-Furnierschichtholz (FSH). Dieser kürzlich neu vor-

gestellte Baustoff wartet jetzt auf seine Zulassung vom Deut-

schen Bauinstitut. Buchen-Furnierschichtholz entfernt sich

noch weiter von der ursprünglichen Holzstruktur und erlaubt

dadurch, hoch tragfähige und formstabile Bauteile herzustel-

len. Auf diese Weise können die technologischen Nachteile des

Buchenholzes weitgehend überwunden werden.

a Buchen-Brettschichtholz – ein innovativer Baustoff.

a Forstinfo – 01 / 2013 – Seite 7

Neben der Erforschung und Entwicklung innovativer Laubholz-

produkte sind ein intelligentes Marketing und ein überzeugen-

des Preis-Leistungs-Verhältnis dieser Produkte unabdingbare

Voraussetzungen für deren erfolgreiche Markteinführung. Hier

muss noch viel Arbeit geleistet werden, die eine zielorientierte

Zusammenarbeit aller Akteure in der Forst-Holz-Kette erfordert

und die vorhandenen positiven Ansätze aktiv begleitet und

unterstützt.

Standörtliche Voraussetzungen als RichtschnurAbschließend kann man also sagen: Es tut sich was an der Laub-

holzfront. Aber was soll ein verunsicherter Waldbesitzer ma-

chen, der jetzt seine Pflanzenbestellung abschicken möchte? Er

orientiert sich am besten an den standörtlichen Voraussetzun-

gen in seinem Wald und verteilt das Klimarisiko auf mehrere ge-

a Randolf Schirmer mit Forstbeamten der Nationalen Indischen Forstakademie.

eignete Baumarten. Sich zu stark an den derzeitigen Bedürfnis-

sen der Holzwirtschaft auszurichten, ist mit nicht immer kalku-

lierbaren Risiken verbunden, wie uns ein bekanntes Beispiel aus

der Forstgeschichte zeigt. In Sorge um den Rückgang der

Eichenvorräte, die für den Bau von Kriegsschiffen im 17. Jahr-

hundert sehr wichtig waren, erließ der damalige französische

„Superminister“ Jean Baptiste Colbert die Anweisung, in erheb-

lichem Umfang neue Eichenwälder zu begründen. Als die

Eichen endlich hiebsreif waren, stach die Kriegsflotte mit stäh-

lernen Schiffen in See. Der technologische Fortschritt hatte das

Waldwachstum überholt. Heute werden die Colbert´schen

Eichen zu friedlichen Zwecken genutzt – als Weinfässer.

Michael Schmidt, StMELF, Referat Nachwachsende Rohstoffe

AUF DEN SPUREN DEUTSCHER FORST-WIRTSCHAFT IN INDIEN

Länder mit Pappelanbau haben sich in der Internationalen Pap-

pelkommission der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation

der Vereinten Nationen (FAO) zusammengeschlossen, um Infor-

mationen auszutauschen und ihre Arbeit zu koordinieren. Da sich

das Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP) seit über

40  Jahren mit der Prüfung von Pappelsorten beschäftigt, nahm

Randolf Schirmer vom ASP an der jüngsten Tagung der Kommis-

sion im Oktober 2012 in Dehradun (Indien) teil.

Am Rande der Tagung lud ihn die Indira Gandhi Forstakademie zu

einem Gastvortrag vor indischen Forstbeamten über die Situation

der Forstwirtschaft in Bayern ein. Direktor Goel unterstrich in sei-

ner Einführung die historisch guten Beziehungen zwischen In-

dien und Deutschland im Forstsektor. Schon Dietrich Brandis

(1824 – 1907) prägte als Generalforstinspektor der indischen Re-

gierung und Begründer des heutigen Indian Forest Research Insti-

tuts (FRI) über 19 Jahre lang die indische Forstverwaltung. Er legte

die Grundlagen der indischen Waldinventur und setzte Maßstäbe

für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Teakbestände. Welche

Bedeutung vor mehr als 100 Jahren die britische Kolonialmacht

der Forstwirtschaft in Indien einräumte, spiegelt das repräsentati-

ve, im griechisch-römischen Kolonialstil erbaute Hauptgebäude

des FRI wider. Bilder dazu finden sich im Internet unter http://fri.ic-fre.gov.in.

Rund 120 zukünftige indische Forstamtsleiter interessierten sich

besonders für Art und Umfang der Beratung und Förderung des

Kleinprivatwalds durch die Bayerische Forstverwaltung. Außer-

dem diskutierten sie die historischen Ursachen für den unglei-

chen Altersklassenaufbau in deutschen Wäldern. Schirmer ließ in

seinen Gastvortrag neben forstfachlichen Aspekten auch politi-

sche Botschaften einfließen, um den forstlichen Nachwuchskräf-

ten zu verdeutlichen, welchen Einfluss wirtschaftlich starke Natio-

nen wie Deutschland oder Indien auf die nachhaltige Entwick-

lung in ihren Nachbarstaaten haben.

Das ASP wird die Kontakte zur Indischen Forstakademie und dem

Forstforschungsinstitut weiterhin pflegen und hatte bereits eine

indische Wissenschaftlerin für einen mehrwöchigen Erfahrungs-

austausch in Teisendorf zu Gast.

Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht

a Forstinfo – 01 / 2013 – Seite 8

ÜBERSICHT FLEGT-AKTIONSPLAN DER EU

NEUE EU-HOLZHANDELSVERORDNUNG TRITT IM MÄRZ IN KRAFT

Illegaler Holzeinschlag – also Holzeinschlag, der gegen gesetz-

liche Vorschriften verstößt – ist ein international weit verbreite-

tes Problem von großer Tragweite. Deshalb bemüht sich die

Europäische Union (EU) im Rahmen des so genannten FLEGT-

Aktionsplans (Forest Law Enforcement, Governance and Trade)

bereits seit dem Jahre 2003 um wirkungsvolle Regelungen, den

illegalen Holzeinschlag weltweit zu bekämpfen und den Han-

del mit illegalem Holz in der EU einzudämmen.

Dies soll einerseits durch freiwillige Partnerschaftsabkommen

mit Drittländern (VO der EU Nr. 2173/2005) erreicht werden, an-

dererseits durch die neue Holzhandelsverordnung (VO der EU

Nr. 995/2010). Diese tritt EU-weit zusammen mit einer entspre-

chenden Durchführungsverordnung am 3. März 2013 in Kraft.

Die nationale Umsetzung der drei unmittelbar geltenden EU-

Verordnungen regelt auf Bundesebene das Holzhandels-Siche-

rungs-Gesetz (HolzSiG). Die gesetzlichen Maßnahmen, die das

neue EU-Recht vorsieht, zielen in erster Linie auf den Import

von illegal eingeschlagenem Holz aus Ländern außerhalb der

EU. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei wiederum auf tropi-

schen Hölzern. In Deutschland ist dafür die Bundesanstalt für

Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zuständig.

FLEGT-Aktionsplan (seit 2003)

Nationale Umsetzung der unmittelbar geltenden VO (EU) auf Bundesebene

durch das Holzhandels-Sicherungs-Gesetz (HolzSiG)

Anwendung der Holzhandels-VO ab 3. März 2013.

FLEGT-VPA

(= freiwillige Partnerschaftsabkommen)

VO (EU) Nr. 2173/2005

mit Importländern

Holzhandelsverordnung

VO (EU) Nr. 995/2010 +

Durchführungs-VO

VO (EU) Nr. 607/2012

Aufgrund des Diskriminierungsverbots der Welthandelsorganisa-

tion gelten die Vorschriften der EU-Holzhandelsverordnung (EUTR)

auch für heimische Waldbesitzer, die Holz als „Erstinverkehrbrin-

ger“ verkaufen. Die Kontrolle der Waldbesitzer gemäß HolzSiG ob-

liegt den jeweils nach Landesrecht zuständigen Behörden.

Da in Deutschland die Einhaltung der einschlägigen Waldge-

setze flächendeckend kontrolliert wird, ist das Risiko illegaler

Holzeinschläge bei uns sehr gering. Aus diesem Grund können

sowohl der Aufwand der Waldbesitzer für die vom Gesetz vor-

geschriebenen Aufzeichnungs- und Sorgfaltspflichten als auch

der Kontrollumfang durch die zuständigen Länderbehörden

auf ein Mindestmaß reduziert werden. In Bayern wird diese Auf-

gabe voraussichtlich den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft

und Forsten im Rahmen ihrer Forstaufsicht übertragen werden.

Über Einzelheiten werden wir noch rechtzeitig umfassend in-

formieren.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf folgender

Internetseite des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirt-

schaft und Verbraucherschutz:

www.bmelv.de/SharedDocs/Standardartikel/Landwirtschaft/Wald-Jagd/Waldpolitik/IllegalerHolzeinschlag.html

Referat Holzwirtschaft, Forstvermögen, Forsttechnik

a Forstinfo – 01 / 2013 – Seite 9

PARTNERSCHAFTLICHE PFLANZAKTION IN GARMISCH

Die Bayerische Forstverwaltung stiftete dem Partnerstädteverein

Garmisch-Partenkirchen zwei Aspen. Vertreter des Vereins, der

Kommune und des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Fors-

ten Weilheim i. OB pflanzten gemeinsam die Bäume am 19. Oktober

2012 in der Garmischer Aspen-Colorado-Anlage. Die Werdenfelser

Marktgemeinde unterhält seit 1966 eine Städtepartnerschaft mit

dem US-amerikanischen Wintersportort Aspen in Colorado. Die

Aspe ist die Charakterbaumart an den Hängen der Rocky Moun-

tains rund um die Garmischer Partnerstadt.

Die Kooperation zwischen der Forstverwaltung und dem Gar-

misch-Partenkirchner Partnerstädteverein geht auf das Internatio-

nale Jahr der Wälder zurück. Damals hatte das Weilheimer Amt

einen internationalen Posterwettbewerb ausgeschrieben, an dem

sich Schülerinnen und Schüler aus Garmisch-Partenkirchen und sei-

nen Partnerstädten Aspen (USA), Chamonix (Frankreich) und Lahti

(Finnland) beteiligten. Die prämierten Poster wurden in einem vier-

sprachigen Kalender veröffentlicht, der in den vier Partnerstädten

und innerhalb der Forstverwaltung verteilt wurde.

Michael Friedel, Referat Forstliche Forschung, Waldpädagogik

TREFFEN DER LÄNDERFORSTCHEFS AUS SALZBURG, TIROL UND BAYERN

Dem grenzüberschreitenden Gedankenaustausch neuen

Schwung verleihen – das war das Ziel eines Treffens des Leiters

der Bayerischen Forstverwaltung, Georg Windisch, mit den Lan-

desforstdirektoren Josef Fuchs (Tirol) und Michael Mitter (Salz-

burg). Bei dem Termin Anfang Oktober am Amt für forstliche Saat-

und Pflanzenzucht (ASP) in Teisendorf stellten die Länderforst-

chefs gemeinsam fest, dass die schon traditionelle Zusammen-

arbeit künftig intensiviert werden soll. Gesprächsthemen waren

unter anderem die Bergwaldbewirtschaftung, Tuberkulose beim

Rotwild, Waldschutz, Natura 2000, Waldstilllegungsforderungen,

die Alpenstrategie und die Forstliche Förderung. Deutlich zum

Ausdruck kam, dass diesseits und jenseits der Landesgrenze zahl-

reiche Anknüpfungspunkte bestehen und Problemstellungen oft

ähnlich gelagert sind. Besonders verstärkt werden soll der Aus-

tausch auf Arbeitsebene. Im Anschluss an den fachlichen Diskurs

führte die Leiterin des ASP, Frau Dr. Monika Konnert, die Bespre-

chungsteilnehmer durch die Labore des Amts und informierte

über aktuelle Forschungsprojekte.

Peter Hummel, StMELF

a Garmisch-Partenkirchens Bürgermeister Thomas Schmid, der Präsi-dent des Partnerstädtevereins Peter Ries und der Leiter des Weilheimer AELF Markus Schmorell gießen die frisch gepflanzten Aspen an (v. l. n. r.).

a v. l. n. r.: Landesforstdirektor Josef Fuchs, Dr. Monika Konnert (ASP), Landesforstdirektor Michael Mitter, MDirig. Georg Windisch.

a Forstinfo – 01 / 2013 – Seite 10

ÖKOKONTO – EINE MÖGLICHKEIT ZUM WALDUMBAU AUCH IM PRIVAT- UND GEMEINDEWALD

Der Landkreis Dachau ist mit 16 Prozent Waldanteil einer der

waldärmsten in Bayern. Aufgrund der guten Böden im Tertiär-

hügelland dominiert hier die landwirtschaftliche Nutzung. Au-

ßerdem treibt die Nähe zum Ballungsraum München die Nach-

frage nach Siedlungs- und Gewerbeflächen an. Seit 1979 hat

sich die landwirtschaftliche Nutzfläche um elf Prozent verrin-

gert. Der Bau von Biogas- und Fotovoltaikanlagen beansprucht

zusätzlich landwirtschaftliche Flächen im großen Ausmaß und

führt zu einem starken Wettbewerb um Grundstücke.

Ein Beispiel dafür ist die Gemeinde Bergkirchen. Der Bau des

neuen Industriegebiets „GADA“ im Jahr 2007 beanspruchte

rund 60  Hektar. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz müssen

für bebaute Flächen Kompensationsflächen bereitgestellt wer-

den. Allein für dieses Industriegebiet wurden 22  Hektar Aus-

gleichsflächen benötigt. Aufgrund der beschriebenen Situation

können im Landkreis Dachau Offenlandflächen nur noch zu

sehr hohen Preisen erworben werden. Deshalb reifte in der Ge-

meinde Bergkirchen die Idee, über Waldökokonten geeignete

Kompensationsflächen im Gemeindewald zu schaffen.

Maßnahmen, die dem Waldökokonto gutgeschrieben werden

können, müssen deutlich über die vom Waldgesetz geforderte

vorbildliche Waldbewirtschaftung hinausgehen. Die Gemeinde

Bergkirchen besitzt 35  Hektar Wald, die vorwiegend mit Fich-

tenaltbeständen bestockt sind. Eine „Aufwertung“ dieser Be-

stände durch Umbau in reines Laubholz entspricht grundsätz-

lich einer Maßnahme im Sinne des Ökokontos.

Gemeinsam mit der Unteren Naturschutzbehörde hat die Forst-

verwaltung für diese Waldbestände aufgrund der standörtli-

chen Verhältnisse einen 30-prozentigen Laubholzanteil als

waldgesetzlich gefordert festgelegt. Wird Laubholz über diesen

Prozentsatz hinaus eingebracht, stellt dies eine erhebliche öko-

logische Verbesserung dar und kann als Ökokontofläche an-

erkannt werden. Deshalb wurde 2008 begonnen, 15  Hektar

Fichtenaltbestände flächig mit Buchen vorzubauen und geeig-

nete Laubbaumarten wie Eiche und Edellaubhölzer auf Freiflä-

chen einzubringen, die durch Windwurf und Borkenkäfer ent-

standen sind.

Zwei Drittel dieser Umbauflächen erkannte die Untere Natur-

schutzbehörde als Ökokontofläche an. Der Umbau soll schritt-

weise im Verlauf der nächsten zehn Jahre erfolgen und wurde

als Ziel im Forstwirtschaftsplan festgeschrieben. Werden zu-

a Fichtenaltbestand mit vorgebauten Buchen im Gemeindewald Bergkirchen.

a Forstinfo – 01 / 2013 – Seite 11

künftig Kompensationsflächen benötigt, beantragt die Ge-

meinde bei der Unteren Naturschutzbehörde die Abbuchung

eines Flächenanteils aus diesem Pool. Grundsätzlich kann die

Gemeinde Kompensationsflächen aus dem Ökokonto auch an-

deren Bauträgern zur Verfügung stellen.

Ein Ankauf von zehn Hektar landwirtschaftlicher Flächen und

deren Aufwertung als Ökokonto hätte bei der beschriebenen

Ausgangslage mindestens eine Million Euro gekostet. Die Kos-

ten des Waldumbaus beschränken sich hingegen auf die Ein-

bringung des zusätzlichen Laubholzanteils auf 15 Hektar Wald-

fläche. Eine Bezuschussung durch forstliche Förderprogramme

ist in diesem Fall jedoch nicht möglich.

Ausgehend von den Erfahrungen in Bergkirchen entstand 2012

im Landkreis Dachau eine Eckpunktevereinbarung zwischen

dem Bayerischen Bauernverband und dem Landratsamt. Diese

ermöglicht es auch privaten Waldbesitzern, solche Ökokonten

einzurichten. Erste Anträge für insgesamt sechs Hektar wurden

bereits gestellt und genehmigt.

Trotz einer dinglichen Sicherung, die eine „naturnahe“ Bewirt-

schaftung im Grundbuch festschreibt, lassen sich diese Flächen

auch künftig nachhaltig nutzen. Waldökokonten sind daher aus

forstfachlicher Sicht nach den bisherigen Erfahrungen ein sinn-

voller Baustein, um den notwendigen Waldumbau im Zeichen

des Klimawandels voranzubringen.

Christine Stader, geprüfte Forstanwärterin, AELF Fürstenfeldbruck

DER GRÜNE KLICK

WALD, FORST UND HOLZ IM WORLD WIDE WEB

a Die Homepage der Bayerischen Forstverwaltung: www.forst.bayern.de

a Forstwirtschaft schafft Leben: Ein Initiative der Bayerischen Forstwirtschaft: www.forstwirtschaft-schafft-leben.de

a Informationen und Veröffentlichungen für Waldbesitzer und Forstpraktiker: www.lwf.bayern.de

a Knotenpunkt für Forschung, Lehre und Beratung: www.forst zentrum.de

a Cluster Forst & Holz in Bayern: www.cluster-forstholzbayern.de

a Bayerische Staatsforsten: www.baysf.de

a proHolz Bayern Aktionsbündnis der bayerischen Forst- und Holzwirtschaft www.proholz-bayern.de

a PEFC–Deutschland: Zertifizierte Unternehmen der Holzwirtschaft und Produkte mit Siegel www.pefc-siegel.de

NEU ONLINE – WWW.FORSTCAST.NET

a Wem gehört der Wald in Bayern? a Interview mit dem Erfinder der Nachhaltigkeit a Forststraßen – Zugänge in unseren Wald

Die Forstinfo lebt von Ihren Beiträgen!

Vorschläge und Beiträge nimmt die Redaktion gerne entgegen:[email protected].

Die nächste Forstinfo erscheint im April 2013.Redaktionsschluss: 8. März 2013

a Freifläche mit gepflanztem Edellaubholz.

Die meisten Menschen überschätzen, was sie in einem Jahr tun können, und unterschätzen,was sie in zehn Jahren tun können.

Jim Rohn (1930 – 2009)US-amerikanischer Unternehmer und Autor

a Forstinfo – 01 / 2013 – Seite 12

66. JAHRESTAGUNG DES DEUTSCHEN FORSTVEREINS

Vom 29. Mai bis 2. Juni 2013 findet die 66. Jahrestagung des Deut-

schen Forstvereins in Wernigerode in Sachsen-Anhalt statt. Die

malerische, bunte Fachwerkstadt am Nordrand des geschichts-

trächtigen Harzes ist mit ihrem Schloss, dem imposanten histori-

schen Rathaus und der Nähe zu Deutschlands nördlichstem Mit-

telgebirge ein attraktiver Tagungsort. Gleichzeitig ist es ein günsti-

ger Ausgangsort für Exkursionen zu den sehr unterschiedlichen

Waldlandschaften Sachsen-Anhalts: Auwälder entlang der Elbe,

Waldfolgelandschaften nach schweren Eingriffen in die Natur für

industrielle und militärische Zwecke, Kiefernwälder auf armen

Standorten, Bergwälder mit unterschiedlichen Funktionen im

Harz.

Der fachliche Teil der Tagung beginnt am 30. Mai 2013 mit fünf pa-

rallelen Seminaren zu den Themenfeldern Nachhaltigkeit, Ener-

giewende und Klimawandel, Ländlicher Raum, Öffentlichkeits-

arbeit und Internationale Forstliche Zusammenarbeit. Am zwei-

ten Tag findet vormittags ein Festakt mit einem Vortrag der Vorsit-

zenden des Rates für Nachhaltige Entwicklung Marlehn Thieme

statt. Am Nachmittag werden insgesamt 18 Halbtagsexkursionen

zu verschiedenen Zielen im Umfeld des Tagungsortes angeboten.

Der dritte Tag gehört traditionell den ganztägigen Fachexkursio-

nen, die über Sachsen-Anhalt hinaus bis nach Thüringen und Nie-

dersachsen führen.

Nähere Informationen zur diesjährigen Forstvereinstagung gibt es

im Internet unter www.forstverein.de. Dort besteht auch die Mög-

lichkeit, sich online anzumelden. Anmeldeschluss ist der 15. März

2013.

a Rathaus Wernigerode mit Marktbrunnen.

a Gipfel des Brocken im Harz (1 141 m).

a HERAUSGEBER Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ludwigstraße 2, 80539 München a INTERNET www.stmelf.bayern.de, www.forst.bay-ern.de a E-MAIL [email protected] a REDAKTION Referat Forstliche Forschung, Waldpädagogik a FOTOS Uwe Kunze/pixelio.de (S. 2), ELKB/mck (S. 3), Michael Friedel (S. 4, 5, 9 o.), ASP (S. 6, 7), Peter Hummel (S. 9 u.), Gero Brehm (S. 10, 11), Stadtverwaltung Wernigerode (S. 12 o.), Jürgen Mensel (S. 12 u.) a Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. a Nachdruck, auch auszugsweise, erwünscht mit Quellenangabe, Belegexemplar erbeten. a ISSN 1438-2954