Foto: Sabrina Balzer Nicht gesucht, schnell gefunden · 8/1/2015  · griffslustigeres Solo und die...

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in den Gefühlen wühlen“ Sah gut aus, hörte sich noch besser an: „OH! goes Rock“ mit der Siggi-Schwarz-Band und den Stuttgarter Philharmonikern unter G ´ abor Ka ´ li. Foto: Sabrina Balzer Nicht gesucht, schnell gefunden Die Stuttgarter Philharmoniker und Siggi Schwarz samt Band machen spektakulär gemeinsame Sache „Alles auf Schwarz“ hatten wir an dieser Stelle getitelt, als es nach der Premiere um den „Macbeth“ der Heidenheimer Opernfestspie- le und dessen Grundfarbe ging. Nun, zum Ende der Spielzeit, ist kurioserweise von Schwarz him- self zu berichten: Siggi Schwarz. Schwarz, der Rocker. Folgerichtig lautete das Motto am Donners- tagabend im Festspielhaus: „OH! goes Rock“. Mit im Boot neben Schwarz und Band die Stuttgarter Philharmoniker, alle und alles unter der Leitung des Nürnber- ger Kapellmeisters Ga ´bor Ka ´li. Dazu ein restlos ausverkauftes Haus mit einem Publikum, das es am Ende buchstäblich von den Sitzen riss. Die Begeisterung war groß. Und sie war berechtigt. Denn sieht man einmal davon ab, dass sich die Soundbalance zwischen Orchester und Band einerseits und zwischen den verschiedenen Instrumentengruppen des Or- chesters andererseits auf elektro- nischem Wege erst in der zweite Konzerthälfte angemessen einge- stellt hatte, war das, was insge- samt als Sound dieses Abends ge- boten wurde, gewaltig. Selbst wer solchen Cross-Over-Spektakeln durchaus mit einer skeptischen Grundeinstellung begegnet, sah sich schnell überzeugt. Überzeugt vor allem von der unüberhörbaren Tatsache, dass in dieser Konstellation eben das, was nicht von vornherein, mit- unter, wenn schlecht gemischt, auch gar nicht zusammengehört, auf irgendwie ganz natürliche Art passte. Ka ´li, Schwarz, die Band, die Philharmoniker – alle mitein- ander agierten so, als täten sie dies jeden Abend. Dabei hatten sie sich ja nicht einmal unbedingt gesucht. Aber dafür ganz offen- sichtlich schnell gefunden. Mit ein Geheimnis des Ganzen dürfte auch die sehr schön zu be- obachtende Tatsache gewesen sein, dass sich die Band zunächst nicht in der lässig-lockeren Art der Rocker auf einen so gewalti- gen Mitspieler wie das Orchester einließ, sondern mit der für ein solches Unterfangen unerlässli- chen Aufmerksamkeit. Auf der anderen Seite wiederum hatte das Orchester, das sonst andere Literatur aufs Pult zu legen pflegt, so eindeutig Spaß an der Sache, dass sich gerade von dieser Seite – und mit Ga ´bor Ka ´li als geradezu idealem Mittler mit dem nötigen Fingerspitzengefühl – allmählich die Lockerheit allgemein breit- machte. Und wer sich darüber womöglich wundern möchte, muss wissen, dass in der Regel die Klassiker eher heimliche Ro- cker sind als die Rocker heimliche Klassiker. In dieser Sache nämlich entpuppen sich landläufige An- sichten nur ganz selten nicht als bloße Vorurteile. Für diejenigen im Publikum, die der Klassik sonst eher keine Chance geben, war es bei dieser Gelegenheit zweifellos einmal er- hellend zu hören, wie so ein Orchesterapparat in seiner eige- nen Welt klingt. Die „Candide“- Ouvertüre von Leonard Bern- stein, der zu seinen Zeiten übri- gens schärfere Lederjacken im Schrank hatte als so mancher Rocker, und die „Cuban Ouver- ture“ des zeitlebens auch dem Groove huldigenden George Ger- shwin waren passend ausgewähl- te Appetithappen. Vielleicht ist ja der ein oder andere neugierig ge- worden . . . Ansonsten gab’s vor allem „Milestones of Rock“ und die Songs von der gleichnamigen Sig- gi-Schwarz-CD zu erleben. Wobei nicht eins zu eins nachgespielt wurde, sondern durchaus auch über die Vorlage hinaus. So beim „Cream“-Hit „White room“, zu dem Schwarz ein wesentlich an- griffslustigeres Solo und die Pic- colo-Flöte eine herrlich schwir- rend daherkommende Schmuck- Phrase zugaben. Dennoch blieb es darüber hinaus weitgehend dabei, dass, wie es das Konzept der CD vorsieht, das Orchester hier eher auf die Unterstützung der Basslinie reduziert und wie ein etwas üppiger klingendes Keyboard behandelt wurde. John Lennons „Imagine“, „The house of the rising sun“, „Hotel California“ von den „Eagles“ oder Jimi Hendrix‘ „The wind cries Mary“ – das klang alles wunder- bar. Und in schierer Extraklasse, was das Feeling anbelangt, sang, gewissermaßen mit der Slowhand aus der Hosentasche gespielt, die Gitarre von Siggi Schwarz bei Steve Winwoods „Can’t find my way home“. Wo wir schon mal bei Extra- klasse und beim Singen sind, wäre da auch noch Sänger Andre Carswell zu nennen, eine der in diesem Geschäft durchaus rar ge- säten, mit Verlaub Allzweckwaf- fen, die quasi alles singen kön- nen, weil ihnen die Natur gerade auch die Technik dazu mitgege- ben hat, um eine bemerkens- werte Tessitura nicht nur abzu- decken, sondern ebenso gestal- tend einzusetzen. Auch die obers- ten Sprossen von „Stairway to heaven“ außerhalb der Sicherheit eines Tonstudios so leicht zu er- klimmen, werden Carswell nicht allzu viele Rocksänger nachma- chen. Höhepunkte eines an Höhe- punkten reichen Abends aller- dings waren zwei Songs, die so nicht auf CD festgehalten sind und ganz nebenbei die alte Weis- heit zementierten, dass ein Kon- zert mit all dem Adrenalin, das dann in Künstlerkörper zu schie- ßen pflegt, noch einmal eine ganz andere Hausnummer ist als eine Konserve. Zumal bei „Rosanna“ von „Toto“ und „Over the hills and far away“ von Gary Moore zur grandiosen Steigerung des Genusses auch noch wesentlich vertracktere Orchester-Arrange- ments zum Tragen kamen. Kolos- sal. Wer Karten für den morgigen Sonntag und die längst ausver- kaufte Wiederholung dieses Kon- zerts hat, darf sich schon mal freuen. Manfred F. Kubiak

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K U LT U R Samstag, 1. August 2015 23

HintersinnigSebastian Krämer gastiert in ErpfenhausenDen Abschluss des ErpfenhauserKultursommers bildet der musika-lische Kabarettist Sebastian Krä-mer mit seinem Auftritt am Don-nerstag, 6. August, ab 20 Uhr imKulturstadel.

Sebastian Krämer hat schon eini-ges an Presselob eingefangen. Sonannte man ihn „einen der poin-tiert bissigsten Liedermacher“(Melodie & Rhythmus), „Aus-drucksgourmet“ (HannoverscheAllgemeine Zeitung), „den Gigan-ten am Klavier“ (Mainzer Rheinzei-tung) „begnadeten Blödler“ (Stutt-garter Zeitung), „Meister des Un-derstatements und des Hinter-sinns“ (Bonner Rundschau). Auchist Krämer Deutscher Poetry-Slam-meister, Gewinner mehrerer bun-desweiter Chansonpreise, auch desDeutschen Kleinkunstpreises fürChanson sowie Gründer des Ber-liner Clubs „Genie und Wahnsinn“

Krämer zeigt keinerlei Eifer, dieFrequenz seiner Pointen einermediengenormten Taktung anzu-passen. Mit Texten, die, sprach-lich brillant, gern aus einer Rich-tung antanzen, die man bisherfür absolut Song-inkompatibelgehalten hatte, singt Krämer sichgeradewegs ins Limbische Systemseiner Zuhörer.

In Erpfenhausen sang Krämerschon von Tüpfelhyänen und derEntmachtung des Üblichen undführte in die „Akademie derSehnsucht“ ein. Nun gastiert ermit der Vorpremiere seines neu-en Programms. Sein Wunsch:Möge es, trotz rauer Alb, auffruchtbaren Boden fallen und er-starken für die illustren Bühnenin den bedeutenden Städten desLandes.

Karten gibt’s im Ticketshop desHeidenheimer Pressehauses.

Er kann bissige Pointen und Klavier: Sebastian Krämer gastiert zumAbschluss des „Kultursommers“ in Erpfenhausen.

Matthias Zimmermann und Karin Mateja führen Regie beim Lustspiel„Und dabei isch er kerngesund“. Das Stück basiert auf Moli eresKomödie „Der eingebildete Kranke“. Im Herbst geht das Sasse-Thea-ter in Schnaitheim mit dem schwäbischen Schwank an den Start.

„Man muss in den Gefühlen wühlen“Sasse-Theater Schnaitheim geht im Herbst mit schwäbischem Schwank an den Start„Einmal in meinem Leben wollteich als Norddeutscher ein schwä-bisches Stück inszenieren. Aller-dings keinen Schwank. Eine schö-ne, lustige Geschichte sollte essein, die nicht unter die Gürtel-linie zielt“, sagt Matthias Zimmer-mann. Der Darsteller und Regis-seur der Sasse ist fündig gewor-den. Regiepartnerin und Ensem-blemitglieder inklusiv. Im Oktoberist Premiere.

Die Proben zu „Und dabei ischer kerngesund“ laufen bereits.Zimmermann: „In diesem Stückgibt es tolle Figuren. Es geht umdie vielen Facetten der Liebe undNächstenliebe, um echte Gefühleund Betrug. Es geht um Loslassenund Abschied, ums Erwachsen-und Altwerden. Thema Tod nichtausgenommen.“

Der Titel dieses Lustspiels indrei Akten lässt schnell erahnen,dass sich Autor Peter Pflug beiMoliere bedient hat: „Der einge-bildete Kranke“ ist eines der be-rühmtesten Theaterstücke desFranzosen und auch dessen letz-tes Werk. Während Moliere einDutzend Personen auftreten ließ,kürzte Peter Pflug die Rollen aufacht herunter. Die Sasse-Insze-nierung kommt mit sieben Dar-stellern aus.

Besetzt hat Zimmermann alleRollen mit seinen Traumkandida-ten. An seine Regieseite holte erzum dritten Male Karin Mateja,mit der er das Jugendstück „DieTragoethinnen“ und im vergange-nen Frühjahr „Schmetterlingesind frei“ inszenierte. Sieht sichder erfahrene Sasse-Darstellereher als „Chaot“, setzt er auf KarinMateja „mit all ihren geordnetenStrukturen“.

Dazu gehört das Hinterfragen:Was für einen Charakter soll dieFigur haben? Wie stehen die ein-zelnen Figuren zueinander? KarinMateja: „Es gilt, einen Charakterherauszuarbeiten.“ Matthias Zim-mermann: „Man muss in den Ge-fühlen wühlen.“ Und während ermeint: „Die genaue Wiedergabedes Textes ist nicht so wichtig“,folgt sogleich die sanfte Korrekturvon Zimmermanns Regiepartne-rin: „Aber das Stichwort musskommen.“

Bei der Wahl der Darsteller warden beiden Spielleitern wichtig,

einerseits ihre persönliche Ideal-besetzung zu finden, andererseitsAmateurkollegen zum Zuge kom-men zu lassen, die man seit länge-rem nicht auf der Sasse-Bühnesah und außerdem Neuzugängeneine Chance zu geben. Karin Ma-teja: „Wir hatten bei jeder Rollemehrere Möglichkeiten“, hat aberfeststellen müssen: „Es fehlt in derMitgliederliste an jungen Män-nern.“

Keine Regel ohne Ausnahme:Der erfahrene Robert Makowitzkihat die Titelrolle übernommen.Nur heißt der eingebildete Kranke

nicht Argan, sondern LeonhardKlawitter. Der ist Maurermeisterund Bauunternehmer im Ruhe-stand. Um ihn sorgt sich rührenddie Wirtschafterin Minna Rüben-strunk (in Molieres Stück handeltes sich dabei um Dienerin Toinet-te).

Aus Angelique und Louison hatAutor Peter Pflug Klawitters Töch-ter Roswitha (Sarah Schön) undIsolde (J acky Lechner) gezaubert.Außerdem begegnet man inPflugs Fassung der Witwe Hinter-satz (Christiane von Ohlen), ei-nem Dr. med. Walther Giese-brecht (Dennis Hassler) sowie denHerren Stimmel und Dubs, diebeide Matthias Zimmermannmimt.

Doch weil der Regisseur gene-rell Doppelrollen ablehnt, hat erdie Figuren gekonnt vermischt.Wo er sich nun wohler fühlt, aufoder Bühne oder im Regiestuhl,vermag der gebürtige Hannovera-ner nicht eindeutig zu sagen: „Esmacht ungeheuren Spaß, zu se-hen, wie sich das Stück im Laufeder Zeit entwickelt.“ Karin Mateja:„Und natürlich die Entwicklungder jeweiligen Spieler.“ Am Endesei es für jeden Regisseur schwer,sich zurückzuziehen und loszu-lassen.

Das muss eben auch jener kern-gesunde Leonhard Klawitter ler-nen und einsehen, dass „diebescht Krankheit nix isch.“

Das Sasse-Ensemble versprichtjedenfalls jetzt schon „mit demernsten, zeitlosen Anliegen desklassischen Dichters einen schwä-bischen Schwank zu präsentieren,bei dem es viel zu lachen gibt.“Jenseits von Klamauk und Schen-kelklopfern. Siglinde Broich-Bernt

Sah gut aus, hörte sich noch besser an: „OH! goes Rock“ mit der Siggi-Schwarz-Band und den Stuttgarter Philharmonikern unter G abor Ka li. Foto: Sabrina Balzer

Nicht gesucht, schnell gefundenDie Stuttgarter Philharmoniker und Siggi Schwarz samt Band machen spektakulär gemeinsame Sache„Alles auf Schwarz“ hatten wir andieser Stelle getitelt, als es nachder Premiere um den „Macbeth“der Heidenheimer Opernfestspie-le und dessen Grundfarbe ging.Nun, zum Ende der Spielzeit, istkurioserweise von Schwarz him-self zu berichten: Siggi Schwarz.Schwarz, der Rocker. Folgerichtiglautete das Motto am Donners-tagabend im Festspielhaus: „OH!goes Rock“. Mit im Boot nebenSchwarz und Band die StuttgarterPhilharmoniker, alle und allesunter der Leitung des Nürnber-ger Kapellmeisters Gabor Kali.Dazu ein restlos ausverkauftesHaus mit einem Publikum, das esam Ende buchstäblich von denSitzen riss.

Die Begeisterung war groß.Und sie war berechtigt. Dennsieht man einmal davon ab, dasssich die Soundbalance zwischenOrchester und Band einerseitsund zwischen den verschiedenenInstrumentengruppen des Or-chesters andererseits auf elektro-nischem Wege erst in der zweiteKonzerthälfte angemessen einge-stellt hatte, war das, was insge-samt als Sound dieses Abends ge-boten wurde, gewaltig. Selbst wersolchen Cross-Over-Spektakeln

durchaus mit einer skeptischenGrundeinstellung begegnet, sahsich schnell überzeugt.

Überzeugt vor allem von derunüberhörbaren Tatsache, dass indieser Konstellation eben das,was nicht von vornherein, mit-unter, wenn schlecht gemischt,auch gar nicht zusammengehört,auf irgendwie ganz natürliche Artpasste. Kali, Schwarz, die Band,die Philharmoniker – alle mitein-ander agierten so, als täten siedies jeden Abend. Dabei hattensie sich ja nicht einmal unbedingtgesucht. Aber dafür ganz offen-sichtlich schnell gefunden.

Mit ein Geheimnis des Ganzendürfte auch die sehr schön zu be-obachtende Tatsache gewesensein, dass sich die Band zunächstnicht in der lässig-lockeren Artder Rocker auf einen so gewalti-gen Mitspieler wie das Orchestereinließ, sondern mit der für einsolches Unterfangen unerlässli-chen Aufmerksamkeit. Auf deranderen Seite wiederum hattedas Orchester, das sonst andereLiteratur aufs Pult zu legen pflegt,so eindeutig Spaß an der Sache,dass sich gerade von dieser Seite– und mit Gabor Kali als geradezuidealem Mittler mit dem nötigen

Fingerspitzengefühl – allmählichdie Lockerheit allgemein breit-machte. Und wer sich darüberwomöglich wundern möchte,muss wissen, dass in der Regeldie Klassiker eher heimliche Ro-cker sind als die Rocker heimlicheKlassiker. In dieser Sache nämlichentpuppen sich landläufige An-sichten nur ganz selten nicht alsbloße Vorurteile.

Für diejenigen im Publikum,die der Klassik sonst eher keineChance geben, war es bei dieserGelegenheit zweifellos einmal er-hellend zu hören, wie so einOrchesterapparat in seiner eige-nen Welt klingt. Die „Candide“-Ouvertüre von Leonard Bern-stein, der zu seinen Zeiten übri-gens schärfere Lederjacken imSchrank hatte als so mancherRocker, und die „Cuban Ouver-ture“ des zeitlebens auch demGroove huldigenden George Ger-shwin waren passend ausgewähl-te Appetithappen. Vielleicht ist jader ein oder andere neugierig ge-worden . . .

Ansonsten gab’s vor allem„Milestones of Rock“ und dieSongs von der gleichnamigen Sig-gi-Schwarz-CD zu erleben. Wobeinicht eins zu eins nachgespielt

wurde, sondern durchaus auchüber die Vorlage hinaus. So beim„Cream“-Hit „White room“, zudem Schwarz ein wesentlich an-griffslustigeres Solo und die Pic-colo-Flöte eine herrlich schwir-rend daherkommende Schmuck-Phrase zugaben. Dennoch bliebes darüber hinaus weitgehenddabei, dass, wie es das Konzeptder CD vorsieht, das Orchesterhier eher auf die Unterstützungder Basslinie reduziert und wieein etwas üppiger klingendesKeyboard behandelt wurde.

John Lennons „Imagine“, „Thehouse of the rising sun“, „HotelCalifornia“ von den „Eagles“ oderJimi Hendrix‘ „The wind criesMary“ – das klang alles wunder-bar. Und in schierer Extraklasse,was das Feeling anbelangt, sang,gewissermaßen mit der Slowhandaus der Hosentasche gespielt, dieGitarre von Siggi Schwarz beiSteve Winwoods „Can’t find myway home“.

Wo wir schon mal bei Extra-klasse und beim Singen sind,wäre da auch noch Sänger AndreCarswell zu nennen, eine der indiesem Geschäft durchaus rar ge-säten, mit Verlaub Allzweckwaf-fen, die quasi alles singen kön-

nen, weil ihnen die Natur geradeauch die Technik dazu mitgege-ben hat, um eine bemerkens-werte Tessitura nicht nur abzu-decken, sondern ebenso gestal-tend einzusetzen. Auch die obers-ten Sprossen von „Stairway toheaven“ außerhalb der Sicherheiteines Tonstudios so leicht zu er-klimmen, werden Carswell nichtallzu viele Rocksänger nachma-chen.

Höhepunkte eines an Höhe-punkten reichen Abends aller-dings waren zwei Songs, die sonicht auf CD festgehalten sindund ganz nebenbei die alte Weis-heit zementierten, dass ein Kon-zert mit all dem Adrenalin, dasdann in Künstlerkörper zu schie-ßen pflegt, noch einmal eine ganzandere Hausnummer ist als eineKonserve. Zumal bei „Rosanna“von „Toto“ und „Over the hillsand far away“ von Gary Moorezur grandiosen Steigerung desGenusses auch noch wesentlichvertracktere Orchester-Arrange-ments zum Tragen kamen. Kolos-sal. Wer Karten für den morgigenSonntag und die längst ausver-kaufte Wiederholung dieses Kon-zerts hat, darf sich schon malfreuen. Manfred F. Kubiak

Conspiracy of Lovein BirkenriedAm Sonntag, 2. August, ab 14 Uhr,sorgt das Trio Conspiracy of Loveim Kulturgewächshaus Birkenriedfür einen musikalischen Cocktailaus Klezmer, Flamenco und Swing-Anklängen, begleitet von AfricanBeat. Das Trio erntete im vergange-nen Jahr im Kulturgewächshausviel Zustimmung und Beifall fürseine Texte und Musik.

„Conspiracy of Love“ verstehtMusik als Brücke zwischen denKulturen und zwischen sich unddem Publikum. Der Auftritt wirdeingekleidet in ein philosophi-sches, politisches und poetischesGewand.

Der jüdische Kriegsdienstver-weigerer Ofer Golany aus Jerusa-lem und die aufgeschlossene Cel-listin Angelika Wegerer aus Berlinreisen zehnsaitig mit einer Art spi-rituellem Kabarett durch diemenschlichen Schwächen von Ego,Paranoia, Angst und Scham. Diesewerden geheilt durch zeitweisemeditative und viel humoristischeSeelenmassage, gewürzt mit Klez-mer, Flamenco, Jazz, Zappa aufrussisch, Heiligem Franziskus aufenglisch und a bisserl jiddisch. Be-gleitet werden sie von der Percus-sionistin Sonja Poland aus demschwäbischen Dorf Kutzenhausen.

Der Eintritt ist frei, es wird ge-sammelt.

Sieger Köderals ZeichnerNoch bis 13. September ist SiegerKöder als Zeichner und Karikatu-rist in der Galerie im Aalener Rat-haus zu sehen. Der Maler-PfarrerSieger Köder ist kurz nach seinem90. Geburtstag am 9. Februar 2015verstorben. Die Ausstellung „Le-benstheater“ widmet sich derzeichnerischen Seite des gebürti-gen Wasseralfingers, die nebenseinem malerischen Werk eine ei-genständige Sprache führt undden besonderen Humor von Kö-der widerspiegelt. Auch was ihnals Stadtrat von Wasseralfingenbeschäftigt hat, findet sich in hu-morvoll skizzierten Zeichnungen.

Sprichwörter und Redensartenaus der Bibel verwandelt er in be-redte Bilder. In Plakatentwürfenund Eintrittskarten für Faschings-bälle beweist er als Kunsterzieheram Schubart-Gymnasium Aalenseine Freude an phantasievollerMaskerade.

Öffnungszeiten der Galerie imRathaus (Marktplatz 30): Montagbis Mittwoch 8.30 - 16. Donners-tag 8.30 - 18, Freitag, 8.30 - 12,Freitag bis Sonntag 14 - 17 Uhr.Infos unter [email protected].