FOTOS: BASF Urease-Blocker sind ab 2020 Pflicht...will BASF ab 2018 vertreiben. Urease-Blocker sind...

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14 az 41 | FREITAG, 13. OKTOBER2017 düngemittel VON DAPHNE HUBER-WAGNER Der hohe Ausstoß schädlicher Klimagase in Deutschland ver- stößt gegen EU-Recht. Harnstoff muss künftig binnen vier Stun- den in den Boden eingearbeitet werden. Seit Juni gilt die neue Düngever- ordnung. Das Regelwerk ver- pflichtet Landwirte zur genauen Düngung, um schädliche Emissio- nen sowie Nitratwerte in Gewäs- sern und im Grundwasser besser in den Griff zu bekommen. Vor al- lem Harnstoff ist unter Beschuss geraten. Das europäische Um- weltamt (EEA) schätzt, dass im Durchschnitt 17 Prozent des ge- düngten Harnstoff-Stickstoffs (N) als Ammoniakemissionen verlo- ren gehen und nicht der Pflanze zur Verfügung stehen. Gerade wenn Harnstoff tagelang ohne Re- gen auf dem Boden liegt, geht ein beträchtlicher Teil des Stickstoffs als Ammoniakgas verloren. Immer mehr Landwirte gehen heute dazu über, granulierten Harnstoff zu düngen. Auf rund 700 000 t beläuft sich der Absatz von Harnstoff in Deutschland im Düngejahr 2016/17. Nur wenige Produzenten stellen in Deutsch- land Harnstoff her. Zwei Drittel werden als granulierte oder ge- prillte Ware importiert. Die neue Düngeverordnung erlaubt eine Ausbringung von Harnstoff ab dem 1. Februar 2020 nur noch in Kombination mit einem Urease- inhibitor, sofern Harnstoff nicht innerhalb von vier Stunden in den Boden eingearbeitet werden kann. Dieser verhindert den Aus- tritt von Ammoniakgas in die At- mosphäre. Zwei Wirkstoffe kombiniert Was zunächst wie ein Damokles- schwert über dem Harnstoff- markt in Deutschland schwebte, scheint sich in der Praxis nicht zu bewahrheiten. Denn Hersteller haben spezielle Ureaseinhibito- ren entwickelt. Bei der Hydrolyse von Harnstoff, die durch Urea- seenzyme katalysiert wird, wird Harnstoff in Ammoniak und Koh- lendioxid umgewandelt. Durch Ureaseinhibitoren werden die Ureaseenzyme für einen gewis- sen Zeitraum blockiert. Dadurch wird weniger Ammoniakgas aus Harnstoff in die Atmosphäre frei- gesetzt. Durch Verringerung die- ser Verluste steht der Pflanze mehr Stickstoff zur Verfügung, was die Effizienz der N-Ausnut- zung von Harnstoff erhöht. Nach der Düngeverordnung müssen Landwirte ab 2020 Harnstoff mit Ureaseinhibitoren einsetzen, wenn der Harnstoff nicht inner- halb von vier Stunden in den Bo- den eingearbeitet werden kann. Abnehmer für Ureaseinhibitoren könnten die Betreiber der rund 280 Düngermischanlagen und Harnstoffproduzenten sein. Zum neuen Düngejahr 2017/18 bietet die BASF den Ureaseinhibi- tor Limus Yellow an. Es ist eine pa- tentierte Kombination von zwei Wirkstoffen NBPT und NPPT. „Durch diese einzigartige Kombi- nation von zwei Wirkstoffen so- wie deren patentierte Formulie- rung heben wir uns von den bis- her angebotenen Produkten mit Ureaseinhibitoren deutlich ab“, sagt Jochen Hübler, BASF-Projekt- leiter des Stickstoffmanagements für Deutschland. Limus Yellow ist eine Flüssigkeit, die während des Mischvorgangs in Düngermisch- anlagen auf Harnstoff aufge- bracht wird. Anlagenbetreiber dürften zunächst die wichtigsten Abnehmer des Ureaseinhibitors sein. Denn mit der neuen Dünge- verordnung wächst das Geschäft mit individuellen Düngermi- schungen. Damit erfüllen Land- wirte die Anforderungen, genau auf den Bedarf der Pflanze abge- stimmt, Nährstoffe zu düngen. Auch mit dem Zusatz eines Ureaseinhibitors bleibt die Preis- würdigkeit von Harnstoff gegen- über einem ammonnitrathaltigen Dünger wie Kalkammonsalpeter AS erhalten. Die Streubreite von beispielsweise 30 m bei Harnstoff bleibt durch die Zugabe von Li- mus Yellow unverändert, versi- chert Hübler. Untersuchungen von BASF in Limburgerhof, an der Humboldt-Universität in Berlin sowie unter Praxisbedingungen auf landwirtschaftlichen Betrie- ben in ganz Deutschland zeigen, dass sich mit Harnstoff plus Limus Yellow im Durchschnitt um fünf Prozent höhere Erträge erzielen lassen. Ertrag wird sicherer Düngerexperte Hübler führt dies auf eine höhere Stickstoffeffi- zienz zurück, da der Inhibitor Stickstoffverluste in Form von Ammoniakgas reduziert. Damit steht der Pflanze Stickstoff in hö- herem Umfang zur Verfügung. „Wir unterstützen Landwirte, ei- ne ausgeglichenere N-Bilanz zu erreichen. Denn jegliche Über- schüsse an Stickstoff bringen die Betriebe unter Druck“, so Hübler. Der BASF-Projektleiter kennt die Sorgen der Landwirte mit der Düngeverordnung: „Wer bei- spielsweise nur noch 180 kg N bei Winterweizen je Hektar, durch Abzüge, düngen darf, muss schau- en, wie er die Proteinwerte im Weizen noch realisieren kann.“ Durch die Verminderung der Am- moniakverluste habe der Harn- stoff-Dünger in Kombination mit Ureasehemmer eine vergleichba- re Ertragsleistung wie Kalkam- monsalpeter (KAS). Dadurch könnte die Akzeptanz von Harn- stoff in der Landwirtschaft weiter steigen. Die BASF hat den eigenen Vertrieb von Düngemitteln vor ei- nigen Jahren eingestellt. An der Forschung von Stickstoffstabilisa- toren hielt die BASF hingegen fest. Bereits 1999 ist das Unterneh- men mit dem Nitrifikationsinhibi- tor „DMPP“ über die Compo GmbH auf den Markt gekommen. Limus Yellow ist in allen Kulturen zugelassen. Das Produkt Limus AHL für flüssige Harnstoffdünger will BASF ab 2018 vertreiben. Urease-Blocker sind ab 2020 Pflicht BASF bringt Limus Yellow 2018 auf den Markt – Weniger Ammoniak-Emissionen gelangen in die Atmosphäre Nach der Behandlung mit Limus Yellow sind die granulierten Harnstoffkörner gelb gefärbt. Per Knopfdruck lässt sich das Vizura-Dosiersystem im Cockpit bedienen. Die kombinierten Wirkstoffe werden auf dem Förderband exakt dosiert. FOTOS: BASF Gülle und Gärprodukte haben den Nachteil signifikanter Stickstoffverluste während der Ausbringung. Um diese zu reduzieren, hat BASF den Nitrifi- kationshemmer Vizura ent- wickelt. Das Produkt wird zu- sammen mit der Gülle aus- gebracht und reduziert die Lach- gas-Emissionen in die Atmosphäre sowie die Nitrat- verlagerung im Boden. Die Aufwandmenge beträgt 1 bis 3 Liter/ha. Durch die längere Verfügbarkeit des Ammoni- umstickstoffs ergeben sich in Versuchen mit Vizura Mehr- erträge in Mais und Getreide im Durchschnitt von sieben Prozent. Vizura kann auf dem Betrieb über die Gülle-Hauptleitung, das Güllebecken oder über einen Ansaugschlauch in das Gülle- fass zudosiert werden. Ein speziell von der BASF ent- wickeltes Dosiersystem funk- tioniert über einen Bypass am Gülleansaugschlauch. Ansonsten lässt sich das Do- siersystem direkt auf dem Fahr- zeug anbringen und über die Fahrerkabine steuern. „Eine genaue Dosierung ist wichtig für große Güllefässer“, betont Hüb- ler. Seit Herbst müssen Land- wirte die neue Düngeverord- nung zur Aussaat anwenden. Das bedeutet eine Nährstoff- obergrenze von organischen Düngern von 60 kg N/ha oder 30 kg Ammonium-N/ha. Diese Menge kann mit einem Stick- stoffstabilisator effektiver aus- genutzt werden. da Stickstoff ist im Boden länger verfügbar

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14 az 41 | FREITAG, 13. OKTOBER 2017düngemittel

VON DAPHNE HUBER-WAGNER

Der hohe Ausstoß schädlicherKlimagase in Deutschland ver-stößt gegen EU-Recht. Harnstoffmuss künftig binnen vier Stun-den in den Boden eingearbeitetwerden.

Seit Juni gilt die neue Düngever-ordnung. Das Regelwerk ver-pflichtet Landwirte zur genauenDüngung, um schädliche Emissio-nen sowie Nitratwerte in Gewäs-sern und im Grundwasser besserin den Griff zu bekommen. Vor al-lem Harnstoff ist unter Beschussgeraten. Das europäische Um-weltamt (EEA) schätzt, dass imDurchschnitt 17 Prozent des ge-düngten Harnstoff-Stickstoffs (N)als Ammoniakemissionen verlo-ren gehen und nicht der Pflanzezur Verfügung stehen. Geradewenn Harnstoff tagelang ohne Re-gen auf dem Boden liegt, geht einbeträchtlicher Teil des Stickstoffsals Ammoniakgas verloren.

Immer mehr Landwirte gehenheute dazu über, granuliertenHarnstoff zu düngen. Auf rund700 000 t beläuft sich der Absatzvon Harnstoff in Deutschland imDüngejahr 2016/17. Nur wenige

Produzenten stellen in Deutsch-land Harnstoff her. Zwei Drittelwerden als granulierte oder ge-prillte Ware importiert. Die neueDüngeverordnung erlaubt eineAusbringung von Harnstoff abdem 1. Februar 2020 nur noch inKombination mit einem Urease-inhibitor, sofern Harnstoff nichtinnerhalb von vier Stunden inden Boden eingearbeitet werdenkann. Dieser verhindert den Aus-tritt von Ammoniakgas in die At-mosphäre.

Zwei Wirkstoffe kombiniert

Was zunächst wie ein Damokles-schwert über dem Harnstoff-markt in Deutschland schwebte,scheint sich in der Praxis nicht zubewahrheiten. Denn Herstellerhaben spezielle Ureaseinhibito-ren entwickelt. Bei der Hydrolysevon Harnstoff, die durch Urea-seenzyme katalysiert wird, wirdHarnstoff in Ammoniak und Koh-lendioxid umgewandelt. DurchUreaseinhibitoren werden dieUreaseenzyme für einen gewis-sen Zeitraum blockiert. Dadurchwird weniger Ammoniakgas ausHarnstoff in die Atmosphäre frei-gesetzt. Durch Verringerung die-ser Verluste steht der Pflanze

mehr Stickstoff zur Verfügung,was die Effizienz der N-Ausnut-zung von Harnstoff erhöht. Nachder Düngeverordnung müssenLandwirte ab 2020 Harnstoff mitUreaseinhibitoren einsetzen,wenn der Harnstoff nicht inner-halb von vier Stunden in den Bo-den eingearbeitet werden kann.Abnehmer für Ureaseinhibitorenkönnten die Betreiber der rund280 Düngermischanlagen undHarnstoffproduzenten sein.

Zum neuen Düngejahr 2017/18bietet die BASF den Ureaseinhibi-tor Limus Yellow an. Es ist eine pa-tentierte Kombination von zweiWirkstoffen NBPT und NPPT.„Durch diese einzigartige Kombi-nation von zwei Wirkstoffen so-wie deren patentierte Formulie-rung heben wir uns von den bis-her angebotenen Produkten mitUreaseinhibitoren deutlich ab“,sagt Jochen Hübler, BASF-Projekt-leiter des Stickstoffmanagementsfür Deutschland. Limus Yellow isteine Flüssigkeit, die während desMischvorgangs in Düngermisch-anlagen auf Harnstoff aufge-bracht wird. Anlagenbetreiberdürften zunächst die wichtigstenAbnehmer des Ureaseinhibitorssein. Denn mit der neuen Dünge-

verordnung wächst das Geschäftmit individuellen Düngermi-schungen. Damit erfüllen Land-wirte die Anforderungen, genauauf den Bedarf der Pflanze abge-stimmt, Nährstoffe zu düngen.Auch mit dem Zusatz einesUreaseinhibitors bleibt die Preis-würdigkeit von Harnstoff gegen-über einem ammonnitrathaltigenDünger wie KalkammonsalpeterAS erhalten. Die Streubreite vonbeispielsweise 30 m bei Harnstoffbleibt durch die Zugabe von Li-mus Yellow unverändert, versi-chert Hübler. Untersuchungenvon BASF in Limburgerhof, an derHumboldt-Universität in Berlinsowie unter Praxisbedingungenauf landwirtschaftlichen Betrie-ben in ganz Deutschland zeigen,dass sich mit Harnstoff plus LimusYellow im Durchschnitt um fünfProzent höhere Erträge erzielenlassen.

Ertrag wird sicherer

Düngerexperte Hübler führt diesauf eine höhere Stickstoffeffi-zienz zurück, da der InhibitorStickstoffverluste in Form vonAmmoniakgas reduziert. Damitsteht der Pflanze Stickstoff in hö-herem Umfang zur Verfügung.

„Wir unterstützen Landwirte, ei-ne ausgeglichenere N-Bilanz zuerreichen. Denn jegliche Über-schüsse an Stickstoff bringen dieBetriebe unter Druck“, so Hübler.

Der BASF-Projektleiter kenntdie Sorgen der Landwirte mit derDüngeverordnung: „Wer bei-spielsweise nur noch 180 kg N beiWinterweizen je Hektar, durchAbzüge, düngen darf, muss schau-en, wie er die Proteinwerte imWeizen noch realisieren kann.“Durch die Verminderung der Am-moniakverluste habe der Harn-stoff-Dünger in Kombination mitUreasehemmer eine vergleichba-re Ertragsleistung wie Kalkam-monsalpeter (KAS). Dadurchkönnte die Akzeptanz von Harn-stoff in der Landwirtschaft weitersteigen. Die BASF hat den eigenenVertrieb von Düngemitteln vor ei-nigen Jahren eingestellt. An derForschung von Stickstoffstabilisa-toren hielt die BASF hingegen fest.

Bereits 1999 ist das Unterneh-men mit dem Nitrifikationsinhibi-tor „DMPP“ über die CompoGmbH auf den Markt gekommen.Limus Yellow ist in allen Kulturenzugelassen. Das Produkt LimusAHL für flüssige Harnstoffdüngerwill BASF ab 2018 vertreiben.

Urease-Blocker sind ab 2020 PflichtBASF bringt Limus Yellow 2018 auf den Markt – Weniger Ammoniak-Emissionen gelangen in die Atmosphäre

Nach der Behandlung mit Limus Yellow sind die granuliertenHarnstoffkörner gelb gefärbt.

Per Knopfdruck lässt sich das Vizura-Dosiersystemim Cockpit bedienen.

Die kombinierten Wirkstoffe werden auf demFörderband exakt dosiert. FOTOS: BASF

Gülle und Gärprodukte habenden Nachteil signifikanterStickstoffverluste während derAusbringung. Um diese zureduzieren, hat BASF den Nitrifi-kationshemmer Vizura ent-wickelt. Das Produkt wird zu-sammen mit der Gülle aus-gebracht und reduziert die Lach-gas-Emissionen in dieAtmosphäre sowie die Nitrat-verlagerung im Boden. Die Aufwandmenge beträgt 1 bis3 Liter/ha. Durch die längereVerfügbarkeit des Ammoni-umstickstoffs ergeben sich inVersuchen mit Vizura Mehr-erträge in Mais und Getreide imDurchschnitt von sieben Prozent.Vizura kann auf dem Betriebüber die Gülle-Hauptleitung, dasGüllebecken oder über einen

Ansaugschlauch in das Gülle-fass zudosiert werden. Einspeziell von der BASF ent-wickeltes Dosiersystem funk-tioniert über einen Bypass amGülleansaugschlauch. Ansonsten lässt sich das Do-siersystem direkt auf dem Fahr-zeug anbringen und über dieFahrerkabine steuern. „Einegenaue Dosierung ist wichtig fürgroße Güllefässer“, betont Hüb-ler. Seit Herbst müssen Land-wirte die neue Düngeverord-nung zur Aussaat anwenden.Das bedeutet eine Nährstoff-obergrenze von organischenDüngern von 60 kg N/ha oder30 kg Ammonium-N/ha. DieseMenge kann mit einem Stick-stoffstabilisator effektiver aus-genutzt werden. da

Stickstoff ist im Boden länger verfügbar