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Franz Werfel Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig Kleine Verhältnisse Die wahre Geschichte vom wiederhergestellten Kreuz

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Franz Werfel

Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig

Kleine Verhältnisse

Die wahre Geschichte vom wiederhergestellten Kreuz

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Gliederung: 1. Autor

Kurzbiografie, Auszeichnungen, Werke

2. Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig Entstehung/ Rezession Inhalt Aufbau/ Struktur Sprache/ Stil Interpretation

3. Kleine Verhältnisse Entstehung/ Rezession Inhalt Aufbau/ Struktur Sprache/ Stil Interpretation

4. Die wahre Geschichte vom wiederhergestellten Kreuz Entstehung/ Rezession Inhalt Aufbau/ Struktur Sprache/ Stil Interpretation

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1. Autor: Franz Werfel - Biographie

10. September 1980 Wohlhabende, dem deutsch- böhmischen Judentum angehörige

Fabrikantenfamilie Geprägt von seiner Tagesmutter, seinem Schulbesuch der

piaristen- Volksschule sowie dem Katholizismus seiner Heimatstadt Bereits 1914 von Rielke als neue Generation gelobt Durch Lyrik frühe Berühmtheit, während den 20er und 30er Jahren

einer der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren Flucht vor Nationalsozialismus: über Frankreich und Spanien nach

Amerika † 27. August 1945 in Berverley Hills an einem Herzanfall

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1. Autor: Franz Werfel

Werke und Auszeichnungen ( Auswahl)

Romane/Erzählungen/Novellen 1920 Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig 1924 Verdi. Roman der Oper 1927 Der Tod des Kleinbürgers 1927 Geheimnis eines Menschen (Novellen) 1928 Der Abituriententag. Die Geschichte einer Jugendschuld 1929 Barbara oder die Frömmigkeit 1931 Die Geschwister von Neapel 1931 Kleine Verhältnisse 1933/47 Die vierzig Tage des Musa Dagh 1937 Höret die Stimme (= 1956 Jeremias) 1939 Der veruntreute Himmel (urspr.: Der gestohlene Himmel) 1941 Das Lied von Bernadette 1941 Eine blaßblaue Frauenschrift

Auszeichnungen: 1925 Grillparzer-Preis 1927 Tschechoslowakischer Staatspreis Schiller-Preis 1937 Österreichisches Verdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft

1. Klasse

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2. Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig: Inhalt:

Protagonist Karl Duschek – Kadettenschule, Vater angesehener Offizier Abneigung gegen Schule, Verhältnis zum Vater mehr auf militärischer, als auf

persönlicher, familiärer Basis Praterbesuch an Karls 13. Geburtstag- Wurfbude- Karl schießt auf seinen Vater Avanciert zum Leutnant, wird nach Galizien versetzt Durch unschuldige Anklage zurück zum Vater- Militärakademie Taubstummer Freund bringt ihn zu Organisation, die gegen patriarchalische

Weltordnung rebelliert Attentat auf russischen Zaren Versteck infiltriert Krankenhaus Entschließt sich seinen Vater zu ermorden, lässt in letzter Sekunde davon ab Amerika Rückkehr nach Wien: Sohn ermordet Vater- Wurfbudenbesitzer Brief an Staatsanwaltschaft

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2. Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig:

Entstehung/ Rezession

Novelle

entstanden 1919

Als Anlass diente der Vatermord des Wurfbudenbesitzers (wahre Begebenheit)

Werfels Brief an den Staatsanwalt (-Epilog)

Erstveröffentlichung 1920 in München (Kurt- Wolff Verlag).

Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig war ein großer publizistischer Erfolg, der Werfels Rolle als führenden Vertreter der jüngeren, avantgardistischen Generation im Ex pressionismus bestätigt. Der Novelle gingen vor allem 2 Gedichtbände voraus, die ebenfalls starke Beachtung fanden (Der Weltfreund, 1911; Wir sind, 1913).

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2. Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig:

Aufbau/ Struktur

Oberflächenstruktur: 3 Teile+ Epilog

1. Teil (Einleitung, Hinführung zur Vater-Sohn-Problematik): Die Kindheitsgeschichte des dreizehnjährigen Kadetten Karl Duschek

2. Teil (Hauptteil): Der 26-jährige Offizier lehnt sich gegen den Vater und die väterliche Ordnung auf.

3. Teil + Epilog: Verdoppelung, Erweiterung und Verallgemeinerung des Themas durch Einbeziehen einer zweiten Vater-Sohn-Geschichte.

Epilog: Der Brief an die Staatsanwaltschaft. Beschreibung derselben Thematik (desselben Problems) in einer räumlich und zeitlich differenzierten Situation.

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2. Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig:

Sprache/ Stil

Novelle/ Erzählung

Ich- Erzählform

Ausgeschmückte Sätze

Oft lange Beschreibungen für kleine Nebensächlichkeiten

Metaphern

…Mein Vater und ich stiegen die breite Treppe hinab, welche die große Brücke seitlich unterbrach, traten durch ein hochgebautes Torgerüste, von dem hundert brennende Fahnen niederwallten, und standen schon im Wunder…

Unzählige Menschen wogten durch-, mit-, gegeneinander und bildeten doch eine gleichgerichtete gemeinschaftliche Strömung, gerade so wie die vielen durcheinander- tanzenden Wirbel des Wassers einen Strom....

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2. Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig:

Interpretation:

Vaterfigur- Eine ewige Hass- Liebe? Zentrales expressionistisches Thema Vater- Sohn Problematik Karl will seinen Vater ermorden, lässt jedoch davon ab, sieht sich

trotzdem als Mörder seines Vaters (Epilog), nicht körperlich, aber geistig habe er seinen Vater ermordet- moralisches Wunschdenken

Wurfbude: Brennpunkt der Geschichte: Beim Wurf auf dämonische Fratzen verfehlt Karl 2 Würfe, beim 3. trifft er Vater – geistiges Rollenspiel (schlimmster Dämon Vater)

…Ich habe viel von der Feindschaft zwischen Vätern und Söhnen gesprochen. O, glauben sie mir, auch ich habe die Liebe des Sohnes zum Vater kennengelernt. Diese Liebe war der stärkste Trieb meiner Seele…

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2. Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig:

Interpretation:

Die Ödipus- Mythologie:

Werfel bestätigt mit der Erzählung die von Sophokles getätigte Aussage

„Jeder Vater ist Laios, Erzeuger des Ödipus“

Laios ist König von Theben- Sohn ermordet ihn und wird neuer König, heiratet somit seine Mutter (unwissend)

Bestätigt auch das in der Erzählung angestrebte „Sohn- der- Mutter“ sein

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2. Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig:

Interpretation:

…Dennoch kenne auch ich jene griechische Tragödie, wo Ödipus unwissend, dass der grauhäuptige Reisende sein Vater ist, den alten Mann erschlägt. Diese Tragödie ist eine wahre Fundgrube der Metapsychik des Menschen und ich scheue mich nicht, mit Sophokles zu glauben: Jeder Vater ist Laios, Erzeuger des Ödipus, jeder Vater hat seinen Sohn in ödes Gebirge ausgesetzt, aus Angst, dieser könnte ihn um seine Herrschaft bringen, das heißt etwas anderes ausübt, seine, des Vater, Weltanschauung etc. nicht teilt…

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3. Kleine VerhältnisseInhalt Hugo- Sohn einer aristokratischen Familie Mutter- Infektionsangst: Erzieherin, Privatunterricht Scharlach und Diphtherieerkrankungen Neue Erzieherin Erna Tappert- wird von Hugo bald mehr geliebt als

eigentliche Mutter Spaziergänge- 2 „Liebeleien“ Erna nimmt Hugo mit nachhause in „Kleine Verhältnisse“ Gespräch Ernas mit Mutter- Schwanger, Hugo denkt Erna will ich

umbringen Hugo spricht mit Mutter, fleht sie an, Erna zu helfen Mutter verspricht, Erna zu helfen Erna schläft eine Nacht bei Hugo im Bett, kehrt nicht mehr wieder

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3. Kleine Verhältnisse:Entstehung/ Rezession

Erzählung

erste Buchausgabe in Berlin, Wien und Leipzig (Paul Zsolnay Verlag) 1931

als Erzählvorlage diente „Die tanzenden Derwische“, ebenfalls eine Werfel- Erzählung.

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3. Kleine VerhältnisseAufbau/ Struktur

Einleitung: Hinführung zur neuen Erzieherin, Hugos Person wird näher gebracht

Hauptteil: Immer stärkere Bindung und Liebe zur Erzieherin

Schluss: Mutter realisiert schließlich ihre verabsäumte erzieherische Tätigkeit, die gemeinsame Nacht von Erna und Hugo

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3. Kleine VerhältnisseSprache/ Stil

Prosawerk

3. Person

Ähnelt „Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig“, vor allem in der Metapherverwendung.

…Ihr Schicksal war so gut gedämmt, dass es die Sturmflut nur vom Hörensagen kannte. Der schwere Wermutstropfen der Zeit hatte hundert immer feinere Siebe passiert, ehe er als zerstäubter Duft ins Bewusstsein dieser Glücklichen trat, wo seine Bitterkeit sogleich als edle Gesinnung die Lebensmeinungen würzte…

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3. Kleine VerhältnisseInterpretation Kleine Verhältnisse = Armut?

Bourgeoise bezeichnet Ernas zu Hause als „Leben in kleinen Verhältnissen“

Die ehrlichen Augen eines Kindes (Hugos) stellen diese moralische Lüge jedoch auf die Probe, als er ausspricht, das Ernas Familie arm ist.

Nicht mehr als ein Schönreden von traurigen Tatsachen, um die eingesessene Aristokratie nicht zu gefährden

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3. Kleine VerhältnisseInterpretation

„Mama, ich muss dich was fragen…“…

„Sind die Tapperts- ich meine Erna- sind das arme Leute?“ Mama war erstaunt. Dann dachte sie, es ist eine Kinderfrage, und antwortete:“ Arme Leute? Nein, arme Leute sind es gewiß nicht. Sie leben wohl nur in kleinen Verhältnissen.“ „Wer aber sind dann arme Leute?“

Mama ertappte sich dabei, dass sie dies selber nicht recht definieren könne…

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3. Kleine VerhältnisseInterpretation

Wer ist die Mutter?

Um ihren eigenen Interessen nachzugehen engagiert Hugos Mutter eine Erzieherin

Als sie gegen Ende des Buches realisiert, dass sie es verabsäumt hat, dem Jungen eine Mutter zu sein, handelt sie aus schlechtem Gewissen, nicht aus Liebe (!) zu ihrem Sohn als sie die Erzieherin kündigt

Der Junge liebte die Erzieherin, die ihm die notwendige Zuneigung und Zeit schenkte

…Das Kind war ihr fremd geworden… Gestern zwar hatte sie noch in Auftrag gegeben, Hugo einen bestimmt Haarschnitt zu verpassen… Wie hässlich und äußerlich erschien ihr nun diese Fürsorge. Um solche Dinge kümmerte sie sich, während sie die Seele ihres Sohnes anderen Menschen überließ…

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3. Kleine VerhältnisseInterpretation

Phantasie- eine Eigenschaft, die keinen Platz in der Gesellschaft hat?

Hugos Vater, der ohnehin nie da ist, kritisiert ihn des Öfteren für seine „Phantastereien“ und meint, er solle das Lesen endlich aufgeben

Das er oft gute Geschichten zu erzählen hätte, interessiert ihn nicht, da ihm die Zeit dazu fehlt Autonomie des Jungen

„Lieber Junge, du liest viel zu viel dummes Zeug zusammen!“

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4. Die wahre Geschichte vom wiederhergestellten KreuzInhalt:

Pater Ottokar Felix Kirche in Parndorf Guter Pfarrer in Wien/ Ungarn- zurück nach Parndorf Jüdischer Doktor und Rabbi Aladar Fürst 11./12. 3. 1938- Nationalsozialisten marschieren in Österreich ein Juden werden enteignet Ottokar stellt sich auf Seite der Juden wird mit den Juden mitgenommen Ungarische Grenze: Übergang verweigert Übernachten dort, Juden werden von den Nazis geschlagen und

gedemütigt Schließlich wird vom Friedhof ein Kreuz gestohlen, als Hakenkreuz

umfunktioniert und Aladar Fürst vorgelegt, um es zu küssen Fürst bringt es zurück in die eigentliche Form des Kruzifix woraufhin er

erschossen wird Ungarische Grenzwache hört diese Schüsse- die restlichen Juden dürfen

die Grenze passieren

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4. Die wahre Geschichte vom wiederhergestellten KreuzEntstehung/ Rezession

Veränderte Fassung des Neunten Kapitels von „Cella“ oder „Die Überwinder“.

Versuch eines Romans, erste „Buchausgabe“: Los Angeles: Pazifische Presse 1942

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4. Die wahre Geschichte vom wiederhergestellten KreuzAufbau/ Struktur 2 Verschiedene Erzählarten:

1. Vom Erzähler(Einleitung): Vom Erzähler selbst erfährt man nichts, außer dass er die Geschichte von ihm (Ottokar Felix) selbst gehört hätte. Er verirrt sich kurz in unwichtige Details, ehe er das Wort an Ottokar Felix abgibt. Er erzählt abwechselnd in der 3. Person und/ oder aus der Ich- Perspektive

…Die Geschichte habe ich von ihm selbst gehört. Er war ein kleiner, stämmiger Rotkopf mit einem…

2. Ottokar Felix als Erzähler: Gegen Mitte des Buches erzählt ausschließlich Ottokar Felix aus der Ich- Perspektive. Den Einmarsch der Nationalsozialisten bis hin zum Mord an Aladar Fürst erlebt man ausschließlich aus Sicht Ottokars.

…Es war wie ein Wunder, dass man nach dieser „Abkürzung des Weges“ innerhalb verhältnismäßig kurzer Zeit den Sümpfen entkam, um die Straße wieder zu erreichen, und es war noch ein größeres Wunder, dass niemand verloren wurde!...

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4. Die wahre Geschichte vom wiederhergestellten KreuzSprache/ Stil

Einfachere Sprache

Mehr Dialoge als bei den ersten beiden Erzählungen

Weniger Metapher, weniger komplizierte, ausgeschmückte Sätze

…„Mir ist da etwas eingefallen“, begann der Obergespan, „vielleicht ist das ja ein Ausweg, der dem Herrn Pfarrer gefallen wird… Ich darf aber von der ganzen Sache nichts wissen, verstehen Sie? Der Major blieb stehen und straffte sich: “Herr Obergespan brauchen nur zu zwinkern, und ich werde in diesem Fall das Gesetz umgehen… „Bitte sehr, mein Lieber, es war ja nur so eine Idee“, lächelte der Obergespan und bestieg seinen Wagen….

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4. Die wahre Geschichte vom wiederhergestellten KreuzInterpretation

Das heilige Kruzifix umfunktioniert als Zeichen des Antisemitismus?

Faschistischer Holocaust stützt sich auf katholische Wurzeln- Antisemitismus wurde von Katholiken lange vor der Machtübernahme praktiziert

Rabbi Aladar Fürst weiß über katholische Geschichte oft besser Bescheid als der Pfarrer selbst, respektiert und ehrt den fremden Glauben, Christen hingegen verachten die jüdischen Traditionen und den jüdischen Glauben, stempeln sie als Sündenbock ab und ermorden sie

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4. Die wahre Geschichte vom wiederhergestellten KreuzInterpretation

…sagte einer der Braunhemden: „Niemand soll sagen, dass wir euch schlecht behandeln… Ich gebe dir die Ehre, Saujud, das Hoheitszeichen der germanischen Rasse mit deinem dreckigen Maul zu küssen… Und der Pfaff dort soll Kyrie eleison singen dazu…“Aladar Fürst, immer noch auf seinen Knien, nahm ruhig das Hakenkreuz, und hielt dieses grobe, morsche Grabkreuz eines unbekannten Toten….Der Kaplan sagte wörtlich zu mir, seine Erzählung unterbrechend: „Ein jüdischer Rabbi hat das getan, was ich, der Priester Christi, hätte tun müssen… Er stellte das geschändete Kreuz wieder her…“

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4. Die wahre Geschichte vom wiederhergestellten KreuzInterpretation

Das Kruzifix:

INRI- Jesus Nazareth Rex Judäa

Märtyrertod- Schändung des Kreuzes

Wiederherstellung des Kreuzes, für das tausende Deutsche in den Krieg bzw. in den Tod gehen, erfolgt vom Erzfeind, einem Juden