Früherkennung von Reproduktionsdefiziten und das Kompensationspotential von Larvenbesatz bei der...

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Früherkennung von Reproduktionsdefizi ten und das Kompensationspotent ial von Larvenbesatz bei der Kleinen Maräne in Norddeutschen Seen Thomas Wanke* ,† Uwe Brämick* Thomas Mehner I Institut für Binnenfischerei Potsdam - Sacrow* Leibniz-Institut für Gewässer-ökologie und Binnenfischerei

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Früherkennung von Reproduktionsdefiziten und das Kompensationspotential von Larvenbesatz bei der Kleinen Maräne in Norddeutschen Seen

Thomas Wanke*,†

Uwe Brämick*

Thomas Mehner†

IInstitut für Binnenfischerei Potsdam - Sacrow*

Leibniz-Institut für Gewässer-ökologie und Binnenfischerei†

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Kleine Maräne Coregonus albula

• pelagischer Schwarmfisch

• planktivor, max. 25 – 30 cm lang

• Vorkommen Nord- Zentraleuropa bis Russland, Nord-

deutschland an südlicher Verbreitungsgrenze => begrenzt auf

Seen mit kühlem, sauerstoffreichen Hypolimnion

• Herbstlaicher (Dez. – Jan.)

• kurzlebige Art (max. 5-6 Jahre), frühe Geschlechtsreife (1+)

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Bewirtschaftung2

• Fang mit pelagischen Kiemennetzen (18 – 26 mm)

• Hauptfangsaison von Mai - Oktober

• Direktvermarktung als Brat- oder Räucherfisch 13 - 16 € / kg

• Hauptwirtschaftsfischart in entsprechenden Seen

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Problem: starke Bestandsschwankungen!• Ursachen vielfältig jedoch meist unbekannt

• Fang rekrutiert sich aus wenigen (1-3) Jahrgängen

=> starke Abhängigkeit von einzelnen Jahrgängen

Lösung: unterstützender Besatz?• traditionell Larvenbesatz (Erbrütung einfach und günstig)

• wenige, nicht aussagekräftige Studien

Korrelation: Voraussetzung konst. Rek. natürliche Rekrutierung

Markierung: Besatzanteil ≤ 4 % nicht untersucht

=> Methode weit verbreitet <-> Erfolg unbekannt (eher gering)

• Larvenbesatz nur erfolgsversprechend bei geringem natürlichen

Larvenaufkommen Jahr1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010

Ertr

ag (k

g/ha

)

0

5

10

15

20

25

30

Ein

heits

fang

(kg/

Tag)

0

20

40

60

80

100

120

140

160

ErtragEinheitsfang

NA

Probleme und Fragen3

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Zielstellung

• Frühabschätzung der Jahrgangsstärke- wenn Larvenbesatz noch möglich- einfache, günstige Methode => Parameter: Laicherbestand,

Larvenaufkommen

• Überprüfung der Effektivität von Larvenbesatz bei Reproduktionsdefiziten

- Anteil Besatzfische an Kohorte bzw. Ertrag

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Untersuchungsgewässer5

See 

Fläche (ha)

Tiefe max (m)

Tiefe mittel (m)

Trophie 

Maränenertrag (kg ha-1 a-1)

Breiter Luzin 345 58,3 22.3 mesotroph nicht befischt

Sacrow 102 37 14.6 eutroph 2,7

Stechlin 452 69,5 24 oligotroph 8,8

Werbellin 782 55 22 mesotroph 12,8Parameter aus Nixdorf et al. (2004), darin Trophie gemäß LAWA Richtlinie (1998). Maränenertrag bezeichnet den mittleren Ertrag an Kleiner Maräne in den Jahren 2000 – 2014.

• Frühabschätzung der Jahrgangsstärke in Breiter Luzin, Sacrower See, Stechlinsee und Werbellin, 2011-2014

• Effektivität von Larvenbesatz bei Reproduktionsdefizitenim Sacrower See, 2009-2014

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• Bestandserhebung im Herbst, 2 Stellen pro See, 2011-2014• Multimaschennetze nach Appelberg (2000)

# 6,25/ 8/ 10/ 12,5/ 15,5/ 19,5/ 24/ 29/ 35/ 43/ 55/ 70 mm• Anzahl, Länge, Gewicht, Geschlecht und Alter (Schuppen)

=> Einheitsfang Laicher und Sömmerlinge

Methoden: Abschätzung Laicherbestand und Jahrgangsstärke6

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Methoden: Abschätzung des Larvenaufkommens

• 1 Falle pro See, 2012-2014• Pumpe 24 h/d von 1.3 – 1.5.• tägl. 1 x Probe (Formalin 4%)• Auszählen und Vermessen => Einheitsfang

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Methoden: Abschätzung Besatzanteil am Sacrower See

• Besatz mit 5000 markierten Larven/ha seit 2009 • Larven für 3-4 h in 150 mg/l Alizarin Rot (Eckmann 1998)• Otolithen entnehmen, schleifen und Epifluoreszenzmikroskopie

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Ergebnisse: Frühabschätzung der Jahrgangsgröße9

Einheitsfang Laicher (kg Netz-1)

0.1 1 10

Ein

heits

fang

0+

(Fis

ch N

etz-1

)

0.01

0.1

1

10

100

1000A)

Einheitsfang Larven (Larven Tag-1)

0.01 0.1 1 10 100 1000 10000

Ein

heits

fang

0+

(Fis

ch N

etz-1

)

0.01

0.1

1

10

100

1000B)

SacrowBreiter Luzin Stechlin Werbellin

Laicherbestand Larvenaufkommen

Larvenfallen geeignet um Größe des aktuellen Jahrgangs abzuschätzen

r = 0,399 p = 0,254 r = 0,733 p = 0,016

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Ergebnisse: natürliches Larvenaufkommen Sacrower See10

geringes natürliches Larvenaufkommen am Sacrower See

Jahr Breiter Luzin Stechlinsee Sacrower See Werbellinsee2012 105,06 1230,90 4,67 0,102013 117,22 67,44 0,02 0,122014 335,53 57,93 0,10 0,06

Einheitsfang natürlicher Larven (Larven/Tag) gefangen mit Larvenfallen von 01. Mär – 30. Apr

2012

Datum

1 Mär 15 Mär 1 Apr 15 Apr 1 Mai

Läng

e (m

m)

10

15

20

25

30

35

Bes

atz

2013

Datum

1 Mär 15 Mär 1 Apr 15 Apr 1 Mai

Läng

e (m

m)

10

15

20

25

30

35

Bes

atz

2014

Datum

1 Mär 15 Mär 1 Apr 15 Apr 1 Mai

Läng

e (m

m)

10

15

20

25

30

35

Bes

atz

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Ergebnisse: Anteil Besatzfische Sacrower See11

Kohorte

2009 2010 2011 2012 2013 2014

Ant

eil I

ndiv

idue

n

0 %

20 %

40 %

60 %

80 %

100 %

N/A

65 172 59 86 167 199 59 342n = 106A)

Jahr

2010 2011 2012 2013 2014

Ant

eil a

n E

rtrag

0 %

20 %

40 %

60 %

80 %

100 %65 172 59 86 167 199 59 342n = 106B)

Besatz Eigenaufkommen

Sehr hoher Beitrag der Besatzfische zu Kohorten bzw. Ertrag

A) Anteil besetzter (grau) und wilder (weiß) Maränen an den Kohorten 2009 – 2013. Fische wurden als 0+ (kein Muster) oder als 1+ (gepunktet) gefangen B) Anteil besetzter (grau) und wilder (weiß) Maränen am Jahresertrag der Jahre 2010 – 2014.

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Zusammenfassung

• Larvenbesatz ist effizient bei Reproduktionsdefiziten

• Larvenfallen sind eine einfache und kostengünstige Methode zur Abschätzung der Jahrgangsstärke

• => Früherkennung von Reproduktionsdefiziten (2 -3 Jahre vor Ertragseinbruch)

• Prognose rechtzeitig wenn Besatzmaterial verfügbar

• Besatzmenge? Wenige Studien! Sacrower See: ca. 2000 Larven pro 1 kg Ertrag; 200 - 5000 Larven/ kg FAO (1994) weitere Untersuchungen notwendig (z.B. Werbellin)

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Entscheidungshilfe bei Larvenbesatz13

Maränenbestand

Stabile Erträge

no stockin

Kein Larvenaufkommen

Ertragsschwankungen

Larvenaufkommen

Besatz

Larvenfallen

Kein Besatz

Kein Besatz

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!Und den FischereienBöttcher, Wolf und Frankiw für die gute Zusammenarbeit!

Finanzierung: Fischereiabgabe des Landes Brandenburg