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www.gdf.de 02/2012 Historie Ein neuer Beruf entsteht Der Flugsicherungs- Kontrolldienst Willkommen in der GDF – DLH Dispatch Die neuen Mitglieder stellen sich vor IFATCA 51. Jahreskonferenz in Katmandu FSDB Fachbereichskonferenz in Maastrich Der Kampf ums Recht Die FRAPORT Connection Hintergründe zum Streik

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02/2

012

HistorieEin neuer Beruf entsteht

Der Flugsicherungs-Kontrolldienst

Willkommen in der GDF – DLH Dispatch

Die neuen Mitgliederstellen sich vor

IFATCA51. Jahreskonferenz

in Katmandu

FSDBFachbereichskonferenz

in Maastrich

Der Kampf ums RechtDie FRAPORT ConnectionHintergründe zum Streik

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TagesordnungP.1: Eröffnung der Versammlung und Begrüßung der Mitglieder

und anwesenden Gäste durch den Bundesvorsitzenden

P.2: Wahl und Einsatz der Tagungsleitung

P.3: Genehmigung/Ergänzung der vorgelegten Tagesordnung

P.4: Berufung der Mandatsprüfungskommission und des Wahlausschusses

P.5: Berichte P.5.1: BerichtdesBundesvorstands P.5.2: BerichtBilanz2011 P.5.3: BerichtdesKontroll-undBeschwerdeausschusses P.5.4: BerichtVermögensverwaltung P.5.5: BerichtRevisionskommission

P.6: Feststellung der Beschlussfähigkeit

P.7: Diskussion und Entlastung des Bundesvorstands

P.8: Bundesvorstandswahlen P.8.1: Bundesvorsitzende/r P.8.2: Bundesgeschäftsführer/-in

P.9: Diskussion und Beschluss der Vorlagen

P.10: Tarifpolitik P.10.1: BerichtausderTarifkommission

P.11: Interne Organisation P.11.1: Budget2013 P.11.2: OrganisationGdF/Geschäftsstelle P.11.3: ZusammenarbeitmitVerbänden/Gewerkschaften P.11.4: Presse-undÖffentlichkeitsarbeit P.11.5: Gewerkschaftszeitschrift„derflugleiter“ P.11.6: InterneKommunikation P.11.7: Homepage P.11.8: Bundesdelegiertenkonferenz2013

P.12: Verschiedenes

P.13: Verabschiedung und Ende der Bundesdelegiertenkonferenz 2012

AnträgesolltenderAntragskommissionbisspätestens22.Juni2012schriftlichvorliegen.

Für Fragen steht die Geschäftsstelle gerne zur Verfügung.

Ort: Abion Spreebogen Hotel Berlin

zur 9. ordentlichen Bundesdelegiertenkonferenz der GdF e. V. am 21. und 22. September 2012

EINLA

DUNG

NICHT

VERGESSE

N!

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58Schwimmende Kontrollzone 3

28Austro Control auf der Verkaufsliste

34Apron Control am modernsten

Flughafen Europas

48IFATCA 51. Jahreskonferenz

04 | Editorial

Aus der Geschäftsstelle06 | GdF–Termine

Recht07 | DieFraport-Connection12 | DerKampfumsRecht16 | RechtaufStreik17 | ÜberstundensindkeineMehrarbeit!18 | DerneueDLH-PolitikbriefüberKleingewerkschaften

GDF Intern19 | VorstellungOliverWessollekundJonathanBötig23 | FachbereichskonferenzBetrieb2012inMaastricht25 | MaastrichtAußerordentlicheBundesdelegiertenkonferenz25 | LippeRadarinMaastricht

Presse & PR20 | NeuesvonPresseundKommunikation22 | Experten

DFS26 | Vorsichtiggiftig!VonSpaltpilzenundanderenGefahren27 | „HEADiNG2012“TheshipissinkingoderGuteGründe

(spätestensjetzt)GDF-Mitgliedzuwerden...

ATC28 | AustroControlaufderVerkaufsliste57 | Waslangewährt–GBASalsprimäresAnflugverfahren

zugelassen

Joe’s Corner29 | Wanted–Gesuchtwird

Alltag30 | DerleitdendeAngestelleinderDFS

Technik32 | EineLotsinaufderSuchenachdemhessischen„hinter“

Apron34 | ApronControlammodernstenFlughafenEuropas

Dispatch36 | HerzlichWillkommeninderGdFe.V.37 | GlobalNetworkControlLufthansaPassageAirline38 | LufthansaCargoFlightOperationsControl&Dispatch40 | EinganznormalerVormittagbeiLufthansaGlobalDispatch44 | GlobalDispatchLufthansaPassage

Grassroute Cuttings45 | SchadensersatzforderungenundderKampfgegenlästigeGewerkschaften

IFATCA48 | 51.Jahreskonferenz“OneVoice,onecompability,onesky“50 | ProtokollCommitteeA:

Luftwaffe52 | WennPilotenvomBodenausfliegen28 | PrivatisierungsvorschlagfürdieUSFlugsicherung

ATC International58 | SchwimmendeKontrollzone60 | FiREMANstepsintobringplanecarrying70passengerssafelydown...

Ehemalige62 | EinneuerBerufentsteht!DerFlugsicherungs-Kontrolldienst/

EinRückblickindieerstenJahre

66 | Last Call

derflugleiter2012/02

InHALT

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derflugleiter2012/02 Editorial

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FABEC Social Dialogue – identified

FABEC states structure: the beginning or the end?

CommuniqueAmsterdam Schiphol Airport, 6th March 2012

Afteralongperiodofdiscussionandnegotiation,MARCwel-comestheadoptionoftheTermsofReferencefortheFABECSocialDialogueCommitteeduringameetingbetweenSocialPartners,whichtookplace2ndofMarch2012inMaastricht.FABECManagementfinally informedthestaff representati-

Structures, like FABEC Provisional Council or FABEC StatesBureau,havebeencreatedtosupport theproposedFABECStateTreaty.Butsofar,after4years,notasingleinstitutio-nal,legalorregulatoryissuehasbeenresolvedoraddressed

MARC represent the vast majority of operational staff emplo-yed by the seven providers of the six FABEC states. Its mem-bership comprises operational staff controllers, technicians and engineers.

vesabouttheprogressofinitiativesintheFABECStandingCommittees and FABEC Working Groups. Amongst othersMARCexpects,beyondinformation,aformalprocedurere-garding consultation in the future. Staff representativesneedtobeinvolvedbeforemanagementdecisionsaretaken.

properly.inthisrespect,theMARCgroupconsistentlyfearsthatthisstatesstructurewillconstituteyetanadditionallay-eroffragmentationtothedecisionmakingprocessofFABEC.

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von Michael Schäfer,

Bundesvorsitzender

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EDITORIAL

Liebe Mitglieder,liebe Kolleginnen und Kollegengeneigte Leser!

EreignisreicheundaußerordentlichschwierigeWochen lie-genhinteruns.NachderTarifeskalationmitFRAPORT,wel-che auch auf einer außerordentlichen Bundesdelegierten-konferenzthematisiertwurde–wobeiderBundesvorstandeine deutliche Unterstützung für sein Vorgehen erhielt –konnte letztlich ein Ergebnis erzielt werden. Ein Ergebnis,zufriedenstellendundmitZukunftsperspektivenfürdiebe-troffenen Mitarbeiter/-innen, welches sicherlich auch aufdem Verhandlungsweg hätte erreicht werden können. BeiobjektiverBetrachtungstelltsichnatürlichdieFrage,warumeineVerständigungnichtaufnormalemWegerreichtwerdenkonnte.

ManbewegtsichsicherlichnichtnurimBereich„wilderSpe-kulationen“,wennmandavonausgeht,dassdieseTarifaus-einandersetzungbewusstangeheiztundaufGrundüberge-ordneter politischer interessen der Arbeitgeberverbändemassivforciertwurde.

ZieldiesesVorgehensistnichtsGeringeresalsdieZerschla-gung der GdF.Vor knapp zwei Jahren hatte das Bundesar-beitsgericht Sparten- und Kleingewerkschaften wie demMarburgerBund,derVereinigungCockpit,derGewerkschaftderLokführeroderderGewerkschaftderFlugsicherungdieExistenzberechtigungzugesichertundaucheinengrößerenAktionsradiuseingeräumt.

Seitdem suchen die DGB-Gewerkschaften gemeinsam mitden Arbeitgeberverbänden nach einer Gelegenheit, dieseEntscheidungzurevidieren,umdenAlleinvertreteranspruchder DBG-Gewerkschaften und damit deren Kontrollen überdieArbeitnehmerzufestigen.

Anstelle von langjährigen juristischen Verfahren, deren Er-gebnis unsicher ist, sollen die Sparten- und Kleingewerk-schaften kurzerhand zerschlagen werden. ins Bild passt,dass vor wenigen Wochen eine Professorengruppe, ange-führtvonHerrnProf.Thüsingund–demVernehmennach–gesponsert durch Arbeitgeber, einen Gesetzesentwurf zurVeränderung desTarifvertragssystems veröffentlichte, wel-chesdieKoalitionsfreiheitausArtikel9Absatz3Grundge-setzaushebelt.

DieGdFgehtdavonaus,dassdenpolitischVerantwortlichenimGrundebewusstist,dassdiesbezüglichkeinerleiAnlasszugesetzgeberischemAktionismusbesteht.DieAnzahlderStreiktagehatsichtrotzSparten-undKleingewerkschaftennichterhöhtundderWirtschaftsstandortDeutschlandistsi-cherlichdadurchauchnichtgefährdet.imGegenteil,dieAr-beitsplatz- undWirtschaftsentwicklung Deutschlands stelltsich imeuropäischenVergleichaußerordentlichpositivdarund ganz nebenbei: Bei den Streiktagen rangiert Deutsch-landweithinterfastalleneuropäischenLändern.EsbestehtalsoabsolutkeinAnlass,übereineVeränderungderTarifplu-ralitätoderdesRechtszumArbeitskampfauchnurnachzu-denken.

VielmehrverbietensichÜberlegungenzugesetzlichenEin-schränkungenderindividuellenoderkollektivenKoalitions-freiheit schon auf Grund der Neutralitätspflicht der PolitikgegenüberdenGewerkschaften.

Grundrechte,inderenGenussnurMehrheitenkommen,wievon DGB und Arbeitgeberverband gefordert, sind keineGrundrechte mehr, sondern monopolartige Privilegien derMachtundnichtsanderes.

Es besteht keine Veranlassung, das stabile und bewährteTarifsystemzuverändern.

Michael SchäferBundesvorsitzender

von Michael Schäfer,

Bundesvorsitzender

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derflugleiter2012/02Editorial

EDITORIAL

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derflugleiter2012/02 Aus der Geschäftsstelle

GdF – Termine

April 2012

04.04. GemeinsameVorstandssitzungFrankfurt

11./12.04. TarifkommissionKarlsruhe

11./12.04. FSTD–EASAATM.001Köln

16.04. TreffenFSBD/LeiterGBTWR

18.04. SitzungdesBundesvorstandesFrankfurt

18.04. informalMeetingiFATSEAiFATCADarmstadt

19.-21.04. iFATSEAExecutiveBoardMeetingDarmstadt

23./24.04. FSBD–VorstandssitzungFrankfurt

24.04. FSTD–VorstandssitzungFrankfurt

Mai 2012

03./05.05. iFATSEAEuropeanRegionalMeetingKiew

07./08.05. AGBelastungsausgleichFDBErding

08./09.05. MARCMeetingMaastricht

11.05. ExpertGroupofSocialDimensionsofSESBrüssel

22.05. FSTD–VorstandssitzungFrankfurt

29.05. SitzungdesBundesvorstandesFrankfurt

30.05. GemeinsameVorstandssitzungFrankfurt

31.05. FSBD–VorstandssitzungFrankfurt

Juni 2012

04./05.06. AGBelastungsausgleichFDBBremen

05.-07.06. iFATSEAiCAOConferenceFrankfurt

12./13.06. FSTD–Eurocontrol–AgencyAdvisoryBoardBrüssel

25.06. SitzungdesBundesvorstandesFrankfurt

Juli 2012

02./03.07. FSTD–VorstandsklausurBerlin

04.07. AußerordentlicheFSTD–KonferenzBerlin

10./11.07. MarcMeetingFrankfurt

24.07. FSTD–VorstandssitzungLangen

30.07. SitzungdesBundesvorstandesFrankfurt

31.07. GemeinsameVorstandssitzungFrankfurt

KeinAnspruchaufVollständigkeit!

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derflugleiter2012/02Recht

DIE FRAPORT-COnnECTIOn (ein Lehrstück)

oder: Die GdF gegen FRAPORT, Lufthansa und die Politik

Die Geschichte ist noch nicht ganz vorbei, aber es lohnt sich schon jetzt, über die vergangenen Monate – eigentlich Jahre – zu berichten.

DIE VORGESCHICHTEAllesbegannursprünglichmiteinemNachtdienstaneinemgroßen deutschen Airport irgendwann im Jahre 2005. WieschonhäufigerhattesicheinKollegederVorfeldkontrollezueinemkleinenBesuchimTowerangemeldet.Gastgeschenkein Form von Köstlichkeiten eines bekannten EdelschottenwarennatürlichauchimSpiel.EsentwickeltesicheinregesGesprächüberdiekleineneueGewerkschaft,dieimJahrzu-vorihreerstenTarifverträgemitderDFSabgeschlossenhat-te, und so wurde schon nach einigen Monaten eine ganzeScharneuerMitgliederinderGdFbegrüßt.DieVorfeldkon-trolle,damalsnochalsEinheitmitderVerkehrszentraledesFrankfurter Flughafens, begann ihre eigenen tariflichen

WünschezusammenzutragenunddenTvACzuerarbeiten.inder Zwischenzeit gesellten sich auch die Kolleginnen undKollegeneinesweiterimSüdengelegenenFlughafensdazu,unddieArbeitwurdegemeinsamvollendet.DerTvACwurdeausderTaufegehoben.Sein inhaltorientiertesichandenRegelungen,diewirinderDFSfürdenBereichFDB/PKetab-lierthattenunddieneuerStandardwerdensollten.

DieVerhandlungenmitbeidenAirportsbegannen,nachdermittlerweilefastschonobligatorischenRundezumArbeits-gerichtundeinerdarausresultierendenSatzungsänderung,nahezuzeitgleichanbeidenAirports.

in München wählten wir einen Weg, welcher alle Themennacheinanderbehandelte.inAbhängigkeitvondenverschie-denenLaufzeitenderVerträgewurde inden letzten Jahrenimmer wieder verhandelt, um das Gesamtpaket runder zumachenunddemeigenen,insichabgeschlossenenTarifver-trag(TvAC),näherzukommen.BeendethabenwirdieseRei-seinMünchenimletztenJahrmitderUnterschriftunterebendieseneigenenTarifvertrag.DazubedurfteeseinerSchlich-tung,aberamEndefandenbeideParteieneinengangbarenKompromiss.

von Markus Siebers

und DirkVogelsang

Photos: Internet

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derflugleiter2012/02 Recht

istnichtmehrzuergründen,aberwirvermutenheute,dassschonindiesemStadiumklarwar,dassdieSchlichtungkeinErgebnis produzieren sollte, geschweige denn ein solchesgewünschtwar.

DieGdFversuchtedasErgebnis fürbeideSeitenerträglichzugestaltenundbotbeisehrlangenLaufzeiteneinegestaf-felteAnpassungderGehälteran,unterBerücksichtigungderWünschederFraportAGinallendreiBereichenunterschied-lich. Nachdem sich aber zum geplanten Ende der Schlich-tung der oben schon erwähnte „ehemalige Verhandlungs-führer“ in die Verhandlungen einbrachte, wurden bereitsgefundene Kompromisse plötzlich einseitig zurückgenom-men, eine Einigung war somit in weite Ferne gerückt. EinletzterVersuchschluginderNachtaufden02.02.2012fehl.

HerrvonBeustentschiedsichdennochdafür,eineEmpfeh-lungabzugebenundübermitteltediesedannam03.02.12anbeideParteienmiteinerErklärungsfristzum06.02.12,24:00Uhr,demdamitgleichzeitigenEndederFriedenspflicht.NacheinerkurzenPhasedesAbwägensvonFürundWiderdieserEmpfehlungwardieGdFbereitzuAnnahmeundUn-terschrift.ÜberraschendwurdederVorschlagaberjetztvomVorstandderFraportAGabgelehnt,obwohlervomeigenenSchlichter stammte und dieser sich in seinem VorschlagnochmalsaufdieFraportAGzubewegthatte.

MitdernochvorhandenenvagenHoffnungeinermöglichenEinigungverlängertedieGdFeinseitigdieFriedenspflichtge-genüber der Fraport AG bis zum 15.02.12, 12:00 Uhr, um,dochnocheinEinlenkenzuerreichen.Leiderbliebesbeidie-semfrommenWunsch,eskamzukeinerleiReaktionensei-tensderFraportAG.inzwischenhattedieTarifkommission-Apron der GdF beim Bundesvorstand den Antrag aufArbeitskampfmaßnahmengestelltunddieserhattedemAn-tragstattgegeben.DieFolgenderVerweigerungwarenalsounvermeidlichundStreiksstandenbevor.WasimAnschlussweiterhin geschah, berichten wir nach einer kurzen Über-sichtüberdieeinzelnenDaten:15.02.12:Streikaufruffürden16.02.12inderZeitvon15:00bis22:00Uhr.16.02.12: Streikaufruffürden17.02.12inderZeitvon08:00bis22:00Uhr.19.02.12: StreikaufruffürdieZeitvom20.02.12ab05:00UhrbisFreitagden24.02.12,05:00Uhr.22.02.12:inseinerPressekonferenzfordertderVorstandsvorsitzendeder Fraport AG, Herr Dr. Schulte, die GdF auf, an den Ver-handlungstisch zurückzukehren, Verhandlungsbasis sollte

Am Flughafen Frankfurt wählten wir in Absprache mit derFraportAGeineetwasandereVariante.Hierwurdenmitun-serem ersten Abschluss fast alle inhalte behandelt und ineinenTarifvertraggeschrieben,der inseinerGrundstrukturaufdemTarifvertragdesÖffentlichenDienstesaufsetzte.Eswurden substantielle Verbesserungen erreicht und eineLaufzeitbiszum31.12.2011festgeschrieben,wenigeTeileso-gar bis zum Jahr 2017. Diese sollten dann auch noch einegrößereBedeutungerlangen,dazujedochmehranandererStelleausberufeneremMunde.Klarwarauch,dasswirnachAblaufderFriedenspflichtdeneigenen,vollständigabgelös-ten Tarifvertrag etablieren wollten. Auch damals war dieGrundansagederFraportAG,niemalsVerträgemitderGdFabzuschließen, schon allgegenwärtig. Der Abschluss deserstenVertrageskostetedannaucheinigederhandelndenPersonenaufderSeitederFraportAGdiePositionimUnter-nehmen.SomussteauchderdamaligeVerhandlungsführerderFraportAGseinenStuhlräumenunddieZeltealsChefderBodenverkehrsdienstewiederaufschlagen.AuchdieseTatsachehatunsindenletztenMonateneingeholt.

DIE TARIFAUSEInAnDERSETZUnGEigentlichsolltedieTarifrundeFraportschonwesentlichfrü-her beginnen, um die Wirren um die Eröffnung der neuenBahninFrankfurtzuumgehenunddenTariffriedenerstgarnichtzugefährden.DieFraportAGhattedannaberausinter-nenGründendocherstsehrspätimJahr2011Zeit,Verhand-lungen zu führen. Mittlerweile waren die Kollegen derVor-feldaufsichtzuunsgestoßenundsolltenmitindieTarifrundeeingebettetwerden.Dieswarerstab2012möglich,dadieGdFimJahr2007eineZusagegegebenhatte,sichbiszudie-sem Zeitpunkt keiner anderen Mitarbeitergruppe bei derFraportAGzuzuwenden.

Die Verhandlungen begannen in guter Atmosphäre, warenaberschnellaneinemPunktangekommen,andemsichdieFraportAG–ausfürunsnichtnachvollziehbarenGründen–gezwungen sah, in eine Schlichtung zu gehen. Da wir mitSchlichtungen inderVergangenheiteherguteErfahrungengemachthatten,warenwir–trotzfehlenderSchiedsverein-barung–bereit,aufdenWunschderFraportAGeinzugehen.

WirlegtendieAuswahldesSchlichtersindieHändederFra-port AG und begnügten uns damit, den Druck auf einenschnellenBeginnundaufeinenfestdefiniertenEndpunktzulegen. Als Schlichter wurde – nach einem kleinen UmwegüberHerrnRüttgers–derehemaligeersteBürgermeisterderFreien und Hansestadt Hamburg, Herr Ole von Beust, be-stimmt.in der darauffolgenden Schlichtung, die sehr intensiv ge-führtwurde,kamesleiderzukeinerEinigung.Worandaslag

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derflugleiter2012/02Recht

einAngebotderFraportAG,welchesdiesevordemSchei-ternderSchlichtungals„letztesAngebot“aufdenVerhand-lungstisch gelegt hatte, sein. Das VerhandlungsangebotwurdevonderGdFangenommenundderArbeitskampffürdengleichenTagmitBeginnderNachtschichtausgesetzt.23./24.02.12:LeiderkamandiesenbeidenVerhandlungstagendiesesfürunsverhandelbareAngebotnichtaufdenTisch,sondernnureinweitausschlechteres,indemdieBerufsgruppeVorfeld-aufsicht (ca. 85 Personen) überhaupt keine Berücksichti-gungfand.Dieswarumsoverwunderlicher,alsinsämtlichenTarifverhandlungen,einschließlichderSchlichtungundderdaraus resultierenden Schlichterempfehlung, immer über einen Tarifvertrag für alle drei Berufsgruppen verhandeltwordenwar.DerBundesvorsitzendeMichaelSchäferwurdezudenVerhandlungenhinzugezogen.Auchdie4-AugenGe-sprächemitdemArbeitsdirektorderFraportAG,HerrnMaibrachten kein Ergebnis. So scheiterten die VerhandlungenerneutamFreitag24.02.12gegen21:00Uhr.25.02.12: StreikaufruffürdieZeitvom26.02.12ab21:00Uhrbiszum01.03.12, 05:00 Uhr. Darüber hinaus wurde der Fraport AGmitgeteilt, dass die GdF die Ankündigungsfrist für Arbeits-kampfmaßnahmen von 24 Stunden mit sofortigerWirkungzurückzieht.28.02.12:DieDFSwirdgegen04:30Uhrinformiert,dassdieFluglotsenam Tower Frankfurt zu einem Unterstützungsstreik am29.02.12, inderZeitvon05:00Uhrbis11:00Uhraufgefor-dertwerden.

DaraufhingingenbeimArbeitsgerichtFrankfurtzweiAnträgeaufEinstweiligeVerfügungein.

Überraschenderweise zuerst seitens Fraport AG und Luft-hansagegendenHauptarbeitskampfbeiderFraportAG.Ver-handlungstermin:29.02.12,09:00Uhr

KurzeZeitspäterdannvonDFS,FraportAG,undLufthansagegen den Unterstützungsstreik am Tower Frankfurt. Ver-handlungstermin:28.02.12,18:00Uhr.Eine rechtliche Einschätzung erfolgt an anderer Stelle indiesem Heft (Siehe Beitrag von David Schäfer S. 12), aberdasTiming derVerfahren und die gemeinsame Aktion vonmehrerenUnternehmenwirfteinigeFragenauf,dienochbe-handeltwerdenmüssen.

DIE WOHLORGAnISIERTE HETZEWas seit Ankündigung der Streiks sowohl medial als auchFraport-internloswar,lässtsichmitWortenkaumbeschrei-ben.EsbeganneineHetzjagdaufSpezialistengewerkschaf-tenundderendurchdieVerfassunggarantierteRechte.DerUntergangDeutschlandswurdeheraufbeschworen,Politiker

sahensichmalwiedergenötigt,dieErpresserderNationein-zufangenundneueGesetzeaufdenWegzubringen.NichtzuletztwarenauchdiebezahltenLobbyistenderAirlinesundderArbeitgeberverbändeaufdemKriegspfad.Eilfertigeme-dialeWerkzeugederadhocgeschmiedetenWirtschaftsalli-anz waren bemüht, weinende Kinder und wutentbrannteBürgeramFrankfurterFlughafenzuzeigenunddiesenachihrerMeinungzudenunverschämtenForderungenvon70%undmehr,diegebetsmühlenartigaufdieNationherabregne-ten, zu befragen. Die Schlichterempfehlung von Herrn vonBeust und deren Ablehnung durch die Fraport AG interes-siertezudiesemZeitpunktthematischniemandenmehr.

Den unrühmlichsten Beitrag in dieser Phase lieferten aberunserevermeintlichenBrüder imGeistevonver.diunddervonihrdominierteBetriebsratderFraportAG.ineinemein-maligenVorgangsolidarisiertensichArbeitnehmervertretermit dem Unternehmen gegen eine Gruppe von Arbeitneh-mern und deren Gewerkschaft. Anstatt sich selbst um dieBelangederMitgliederzukümmern,hetztensiegemeinsamgegendieKolleginnenundKollegen,insbesonderederVor-feldaufsicht.DrohungenvonKonsequenzen,bishinzurKün-digungbeiweitererWahrnehmungvonVerfassungsrechtenwaren an der Tagesordnung. ver.di warnte sogar in einemStatementvorhöherenLöhnenamFlughafenFrankfurt.

EinenstarkenEinflussaufdenArbeitskampfhattenatürlichauchdiemassiveUnterstützungseitensderLufthansa,dienichtnurmitPersonal„ausgeholfen“,sondernauchmitsto-ischerRuheUmsatzeinbußenimUmfangzweistelligerMilli-onenbeträgeertragenhat.Obundinwieweithierschonvor-hereineArt„Streiktopf“gebildetwurdeundwersichdaranbeteiligte,wirdwohlerstnachundnachzuergründensein.

DAS (VORLÄUFIGE) ERGEBnISTrotzdiesereherverfahrenenSituationgelangesdenTarif-parteienimRahmenvonSondierungsgesprächen,denWegfüreinenKompromisszuebnen.AmEndestehteinTarifer-gebnis,dasbeideParteienandieGrenzenbringt,aberdenvonderGdFgewünschtenTarifvertragfüralleGruppenetab-liert. Ein langer Weg, der 2005 begann, findet nun seinenkonsequentenAbschluss.

inhaltlich lässt der Vertrag gerade in der Vorfeldaufsichtnoch einiges an Spielraum für die Zukunft.Wir haben hierkeinenennenswertenVergütungsanpassungenerreicht,da-fürabereineneigenständigenVertragmiteinerStruktur,diees den jüngeren Kolleginnen und Kollegen ermöglicht,schneller im Vergütungssystem aufzusteigen. Die Vergü-tungsanpassungselbstrichtetsichnachdemTarifabschlussfür den Öffentlichen Dienst. Für den Bereich derVerkehrs-zentraleliegendieSteigerungenbeiderVergütungdeutlichüberdeminflationsniveau,wichtigeristhieraberdieAlters-

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derflugleiter2012/02 Recht

zustören,wennmöglichbishinzurExistenzbedrohung.Die-serKampfwurdevonArbeitgeberseitemitallenMittelnge-führt,unsererMeinungnachauchüberdierechtlicherlaub-ten Mittel hinaus. Die Fraport AG hat Leute europaweiteingekauftundmitSchnellschulungen insFeuergeworfen,Mitarbeiter wurden gezwungen, unter der Androhung vonKündigungen in fremdenAbteilungenStreikbruchzubege-hen,LufthansahateigenesPersonalzumStreikbruchandieFraportAGausgeliehen.DieListeließesichnocherheblicherweitern.EshandeltesichalsoumeinenKampf,derganzundgarnichtaufAugenhöhegeführtwerdenkonnte,denngleichzeitig wurde der GdF durch das Arbeitsgericht unter-sagt,ihrerseitsandere/weitereMitgliederzusolidarischemHandelnaufzurufen.

indenMedienwurdedasBilddesraffgierigenSpezialistengezeichnet,dersichumnichtsanderesalsseineneigenenVorteil kümmert, mit allen Mitteln die Nation erpresst unddenRestderFraportAGverhungernlässt.Überdenjahrelan-genKlüngelderBetriebsräteundderVorständebeiderFra-portAG,diegewerkschaftlich toleriertenAbsenkungs-undAusgliederungstarifverträge und den MitgliederschwundderGroßgewerkschaft,dereineganzeigeneGeschichteer-zählt, wurde dagegen bezeichnenderweise nicht berichtet.SelbstalssichderÖffentlicheDienstdergleichenMittelbe-dientewiedieGdF,umseineForderungennachmehrLohndurchzusetzen, blieben die Medien stumm. Keine weinen-denKinder,keinewütendenGeschäftsleuteundkeinUnter-gangdesLandes;nurganzvielVerständnisfürdieBelangeder Beschäftigten. Das wirft Fragen auf. So ließe sich bei-spielsweisefragen,warumsichver.dinichtschonfrüherandiesemKampfbeteiligte,umfüralleBeschäftigteneinengu-ten Abschluss zu erzielen. Hat es möglicherweise Abspra-chenzwischendenFunktionärenunddenVorständengege-ben?WiesonstwäredieSonderbehandlungderFlughäfen(biszu600,-d Sonderzahlung)beimTarifabschlussfürdenöffentlichen Dienst zu bewerten? Die soziale Komponentewar imAbschlussdesÖffentlichenDienstesnichtdurchzu-setzen, die Sonderzahlung für Streikbrecher an Flughäfenschon – ein interessantes Detail. Nicht umsonst brauchteHerrBsirskezweiAnläufe,umdenKompromissdurchdieTa-rifkommissionzuboxen.DieeinfachenMitgliederderver.dihattendenDEALwohldurchschaut.

DieBeweggründederLufthansa,sichderartindiesemKon-fliktzuengagieren,dürftenaufderHandliegen.DiekleineGdFversuchtseiteinigenWochen,inVerhandlungenfürdiebei der Lufthansa und der Lufthansa Cargo beschäftigtenMitglieder einzutreten. Auch hier droht der Untergang desAbendlandes,obwohlgeradedieLufthansamitTarifplurali-tätumgehenkönnensollte.Tarifverträgemitver.di,derVer-einigung Cockpit und der UFO sind seit Jahren Normalität.AberdagiltwohldieVorwärtsverteidigungalsdasgeeigneteMittel, Motto: wir bekämpfen die GdF bei der Fraport AG,damitsieimeigenenHausgarnichterstankommt.BeidenArbeitgeberverbändenund insomanchemKopfderPolitik

teilzeitregelung. Sie ermöglicht allen ein Blockmodell vonbiszusechsJahrenmiteinerAufstockungauf85%desNet-toeinkommens.

inderVorfeldkontrollegiltdieseRegelungebenfallsmitei-nerzusätzlichenKomponentedesLangzeitkontos.Hierwer-den zusätzliche Beiträge des Arbeitgebers und, wenn ge-wünscht,eigeneBeiträgederMitarbeitereingezahlt,umdenTeilderArbeitsphaseinderAltersteilzeitzukompensieren.WasdieVergütungundandereBereichedesVertragesan-geht,habenwirdasgeforderteNiveau inmehrerenStufenbisEnde2014erreicht.FürdieKolleginnenundKollegenbe-deutet dies substantielle Verbesserungen in den nächstenJahrenunddiegewünschteVergleichbarkeitderBedingun-geninMünchen,FrankfurtundBerlin.

BeiRedaktionsschlussdieserFlugleiter-AusgabesindfinaleRedaktionunddieUnterschriftunterdieTarifverträgenochoffen. Ein endgültiger Abschluss scheint umso mehr einschwierigesUnterfangen,dadieFraportAG ihreFührungs-kräftenichtimGriffhat–oderaberhabenwill.Esfindenwei-terhin Einschüchterungen und Bedrohungen von Mitarbei-tern statt, die das ganze Verfahren erschweren und dochnochzumPlatzenbringenkönnten,denn füralleAbteilun-gengiltdieVereinbarung,dieseinzweiunabhängigeGmbHszuüberführenunddennotwendigenBetriebsübergangge-meinsam zu gestalten. Die Vorfeldkontrolle und die Ver-kehrszentrale in der einen und dieVorfeldaufsicht in einerzweiten,aberbeideals100%igeTöchterderFraportAG.Wirhoffen,dassschnellstmöglichbeiallenBeteiligtenProfessi-onalität und Vernunft wieder Einzug halten. Betriebsüber-gängelaufennichtautomatisch,siebraucheneinegutePor-tionMitarbeitderBetroffenen,umdenÜbergangzügigundvorteilhaftfüralleumzusetzen.

EIn ERSTES FAZITDieletztenWochenhabenbeiallenBeteiligtendeutlicheSpu-ren und Erschöpfung hinterlassen, dennoch – und geradedeswegen–müssenwirunsdieFragestellen:Wasistdaei-gentlichgeschehen?WelcheRelevanzhatdasfürdieZukunft?

WennwirdieobenzusammengetragenenFaktenbemühen,deutete sich nach jahrelanger Zusammenarbeit und einemguten Auskommen mit der Fraport AG diese Eskalation imVorfeld nicht an. Auch die Aufnahme der Kolleginnen undKollegenderVorfeldaufsichtkannalleinnichtzueinerderar-tigenVerhärtungderFrontenbeigetragenhaben.Offensicht-lichhabendieAirlines–allenvorandieLufthansa–,dieAr-beitgeberverbände und nicht zuletzt die im Luftverkehrkaumnochexistentever.dieinenerheblichenDruckentfal-tet.DieserDrucksollteendlichdazuführen,denSpezialge-werkschaftenEinhalt zugebietenundderenKreisemassiv

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derflugleiter2012/02Recht

ist das Ganze die willkommene Auferstehung des ThemasTarifeinheitmitdemeinigermaßendurchsichtigenVersuch,das Arbeitskampfrecht für bestimmte Gruppen massiv ein-zuschränken.Nichtzufälligwurdeam19.März2012derGe-setzentwurfeinerProfessorengruppeumHerrnProf.Thüsingvorgelegt,dergenaudasumsetzensoll,wasdieProtagonis-ten der Gegenseite während unserer tariflichen Auseinan-dersetzungen gefordert hatten. Ein wenig Tarifeinheit undganzvielStreikverbotinderDaseinsvorsorge.

AlleBeteiligtenwerdeneineZeitlangbenötigen,umdasGe-scheheneaufzuarbeitenunddarausdierichtigenLehrenzuziehen. Die hinter den oberflächlichen Abläufen liegendentieferenUrsachen,dieengmitdemUmbruchinderGewerk-schaftslandschaft und den daraus für die ArbeitgeberseiteresultierendenProblemenzutunhaben,solltenmitderge-botenenSorgfaltundRuheanalysiertwerden.DieSpezial-gewerkschaften, nicht nur im Luftfahrtbereich, sind hierzuohnehin schon in einem längeren Diskussionsprozess undwerden diesen sicherlich noch intensivieren. Eine zahlen-mäßig kleine Gewerkschaft wie die GdF muss sich ange-sichts dessen, was möglicherweise auf dem Spiel steht –mandenkenurandiebisherigenSchadenersatzklagenderArbeitgeber –, natürlich auch fragen, ob die EntwicklungfalscheingeschätztoderWarnzeichenübersehenwurden.

ineinemvorläufigenFazit(mehrkanndiesnichtsein)sprin-genvorallemzweiPunkteinsAuge,dieeinegewisseSchnitt-mengebzw.interdependenzaufweisen:

-WennwirüberhaupteinerFehleinschätzungerlegensind,dannamehestender,dieAuswirkungendererfolgreichenTarifpolitik von Spezialgewerkschaften, namentlich auchder GdF, auf andere, teilweise sehr viel größere Bereichenochunterschätztzuhaben.Dabeiistdievonunsvertrete-neGrundthese,dassesdenArbeitgebernnichtsosehrumdie „zu teuren“Tarifverträge der GdF-Mitglieder oder der

Mitglieder anderer Berufsgewerkschaften geht, sondernvorallemumdiepositiveSignalwirkungfürandereArbeit-nehmer,nachdrücklichbestätigtworden.

-Zugegebenermaßen unterschätzt haben wir das Ausmaßbzw.denGrad, inwelchemver.di-Funktionärebereitsind,zumErhaltihresstetsschwindendenResteinflussesmitderArbeitgeberseitezupaktieren.DassdieVertretereinersogenannten„Großgewerkschaft“sichoffenaufdieArbeitge-berseite stellen und streikenden Kollegen in den Rückenfallen, isteineinmaligerundunerhörterVorgang.Einsol-chesVerhaltensetztdeneigenenWillenzumpermanentenVerzichtundNachgebenbereitsalsPrämissevoraus,dennnurbeieinersolchenBetrachtungkannder (falsche)Ein-druckentstehen,derTariferfolgeinerkämpfendenMinder-heitmüssenichtvondenAktionärenderArbeitgeber,son-dern von anderen Arbeitnehmern bezahlt werden. Dieszeigt, dass die Befürchtungen der ver.di-Funktionäre vorweiteremLegitimationsverlustdurchErfolgevonBerufsge-werkschaftennochvielgrößerseinmüssen,alswirunsbis-lang vorstellen konnten. Und das wirft wiederum sehrgrundsätzlicheFragenauf,derenBeantwortungnurinderZukunftunderstnachundnachmöglichseinwird.

AUSBLICKWieobenangedeutet,wirddieEntwicklungbiszumZeitpunktderAuslieferungdiesesFlugleitersschonweitergegangensein.Wirhoffen,dassinderZwischenzeitdieVerträgeunterschrie-ben,dieGerichtsverfahrenzuunserenGunstenausgegangensind,unddieLagesichinsgesamtwiedereinwenigberuhigthat.EineTarifauseinandersetzung,unddamitaucheinStreik,sindnurdieVorstufezueinemwiederhergestelltenTariffrieden.EinessollteallenBeteiligtenandieserStellejedochklargewor-den sein: Unser Anspruch alle Mitglieder zu vertreten, auchsolchediebeidenAirlinesundFlughäfenbeschäftigtsind,wirdsichnichtverändern.inderGdFwirdeskeineMitgliederzwei-terKlassegeben,nichtjetztundnichtinZukunft.

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derflugleiter2012/02 Recht

Der Kampf ums RechtFAQ zur rechtlichen Auseinandersetzung um den Arbeitskampf bei der Fraport AGIn den Gerichtsverfahren wegen des Arbeitskampfes der GdF bei der Fraport AG und den Unter-stützungsarbeitskampf bei der DFS am Tower Frankfurt ging es um sehr spezielle arbeits- und prozessrechtlichen Fragen. Die Geschwindigkeit der Abläufe rund um und die beiden Eilver-fahren war ebenfalls naturgemäß hoch und machte es Außenstehenden – von der Presse bis zum interessierten Laien schwer, immer zu folgen. Hier soll daher die Gelegenheit genutzt werden, die aus unserer Sicht am häufigsten aufgeworfenen Frage rund um die Prozesse zu beantworten:

Das Arbeitsgericht hat zunächst am Abenddes28.02.2012überdieZulässigkeitdesbe-absichtigten Unterstützungsarbeitskampfesentschieden, sodann am 29.02.2012 überden Hauptarbeitskampf gegenüber der Fra-portAG.WarumwurdendiesebeidenVerfah-rengetrennt?WäreeineandereReihenfolgebzw.eineVerhandlungamgleichenTagnichtsinnvollergewesen?

Eine gemeinsame Verhandlung beider Fragen kam deswe-gennichtinFrage,weilbeideVerfahrenaufgetrennteAnträ-ge,einmalderDFS,derFraportAGundderDeutscheLuft-hansaAG,einmallediglichderFraportAGundderDeutscheLufthansa AG, zurückzuführen waren. Das Gericht hat dieAngelegenheiteninderReihenfolgedesEingangsderAnträ-geterminiert.DaallerdingsdieVoraussetzungfürdieRecht-mäßigkeit des Unterstützungsarbeitskampfes auch dieRechtmäßigkeitdesHauptarbeitskampfesist,hätteesmög-licherweisenahegelegen,denTerminbezogenaufdenAn-trag zum Hauptarbeitskampf ebenfalls auf den Abend des28.02.2012zulegen.Dannwäreesnichtzueiner„gestaffel-ten“,stückweisenEntscheidungüberdenArbeitskampfge-kommen.DarüberentscheidetjedochalleinedasGericht.

War es nicht absehbar, dass das Gericht einen Unterstüt-zungsarbeitskampf im Umfang von 6 Stunden am TowerFrankfurtmitentsprechendweitgehendenFolgengegenüberdemHauptarbeitskampfundseinemoberflächlichdeutlichgeringerenAuswirkungenalseineunzulässigeVerlagerungdesArbeitskampfgewichtesansehenwürde?

Esistzutreffend,dassdieRechtsprechungverlangt,dassderSchwerpunktdesArbeitskampfessichnichtvomHaupt-aufden Unterstützungsarbeitskampf verlagert. Nach Auffas-sungdesBundesarbeitsgerichtsgiltdiesgemessenanDau-erundUmfangdesArbeitskampfes.Eskommtalsomaßgeb-lichaufdieaufSeitenderGewerkschafteingesetztenMittel

an.DiesewarenmitBlickaufdieDauerdesArbeitskampfesund den am Arbeitskampf beteiligten Arbeitnehmern beimHauptarbeitskampfdeutlichgewichtigeralsbeimUnterstüt-zungsarbeitskampf und die Auswirkungen eines Arbeits-kampfesimLuftverkehrmessensichnichtausschließlichanderZahlderausgefallenenFlüge,sondernauchdaran,wel-chenAufwandderArbeitgeberbetreibenmuss,umdieZahlder abgewickelten Flüge möglichst hoch zu halten. DieserAufwandwarbeiderFraportAGerheblich. imÜbrigenhatdasLandesarbeitsgerichtBaden-WürttembergimJahr2009einenUnterstützungsarbeitskampfderTowermitarbeiteramFlughafen Stuttgart zur Unterstützung eines Hauptarbeits-kampfes der Vorfeldmitarbeiter am selbigen Flughafen fürzulässig erklärt, obwohl der UnterstützungsarbeitskampfvonseinerDauerher imgleichenUmfanggeplantwar.DerHauptarbeitskampf am Flughafen Stuttgart hatte übrigenszudiesemZeitpunktzukeinemeinzigenFlugausfallgeführt.EsgabalsoausreichendenAnlassdafür,anzunehmen,dasseinUnterstützungsarbeitskampfindergleichenGrößenord-nungamFlughafenFrankfurtebenfallsalsrechtmäßigange-sehenwerdenwürde.

WennesfürdieRechtmäßigkeitdesUnterstützungsarbeits-kampfesdaraufankommt,dassauchderHauptarbeitskampfrechtmäßig istunddasArbeitsgerichtamFolgetagzudemErgebnisgekommen ist,dassderHauptarbeitskampfnachseinerAuffassungrechtswidrigsei:WarumhatdasArbeits-gerichtnichtbereits indemerstenRechtsstreitzumUnter-stützungsarbeitskampfaufdiesenAspektabgestellt?

Die Gerichte sind in ihrem Urteil nicht gehalten, sämtlicheAspekteanzusprechen,dieausihrerSichtihreEntscheidunguntermauern. Das heißt: wenn das Arbeitsgericht im Rah-menderBeurteilungdesUnterstützungsarbeitskampfesderMeinung ist,dassdiesernachDauerundUmfangzueinerVerlagerungdesGewichtsvomHauptarbeitskampfzumUn-terstützungsarbeitskampfführt,dannmussessichmitderRechtmäßigkeit des Hauptarbeitskampfes im Rahmen sei-nerBeurteilungsbegründungnichtmehrbefassen.

Wiekannessein,dassderArbeitskampfzunächstzweiWo-chenläuft,bevordieArbeitgeberseitemitdemAntragandas

von RA DavidSchäfer

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derflugleiter2012/02Recht

Gericht herantritt, den Arbeitskampf wegen vermeintlicherRechtswidrigkeitzuuntersagen?

Arbeitsgerichtesinddafürbekannt,imVerhältniszuanderenGerichtenrelativschnellzuentscheiden.Dennochistesna-türlichnichtselbstverständlich,dassmaneineEntscheidungvoneinemTagaufdenanderenbekommt.Diesistnurdannmöglich,wennmaneinebesondereEilbedürftigkeitbegrün-det.Esliegtnahe,dassdieseimRahmeneinesakutdrohen-den oder bereits laufenden Arbeitskampfes gegeben ist.Dennochistzuprüfen,obsicheinAntragstellerimEilverfah-renhinsichtlichseinesVortragszurEilbedürftigkeitnichtda-durchselbstwiderlegt,dasserzunächstohnenachvollzieh-barenGrundzuwartet,bevorerseinenAntragstellt.Esliegttatsächlichnahe,einemArbeitgeberzuunterstellen,dassesso eilbedürftig mit dem Antrag nicht sein könne, wenn ersichzunächstzweiWochenwiderstandslosbestreikenlässt,bevorereinenUnterlassungsantraggeltendmacht.DasAr-beitsgerichthatsichinseinerEntscheidungmitdieserFragenichtauseinandergesetzt.

ZwischenderGdFundderFraportAGhabenumfangreicheTarifverhandlungen stattgefunden, am Ende sogar eineSchlichtung, die mit einer Schlichterempfehlung endete.Erst imArbeitskampf–undauchdorterst imgerichtlichenVerfahren–weistderArbeitgeberdaraufhin,dassnachsei-nem Dafürhalten einzelne Forderungen der GewerkschaftgegendieFriedenspflichtverstoßensollen.istdasnichtwi-dersprüchlich?

inderTatgabeswederimRahmenderVerhandlungennochimRahmenderSchlichtungeinenHinweisdesArbeitgebersdarauf,dassereinzelnederForderungenderGdFfürrechts-widrighält.DiefraglichenPunktestandenzwischendenTa-rifvertragsparteien auch nicht ernsthaft im Streit, d. h. siewaren alles andere als maßgeblich für die WillensbildungbeiderParteienimHinblickaufdieFrage,obeszueinemTa-rifabschlusskommtodernicht.Siebetreffenvielmehrabso-luteRandpunkte.Es istausunsererSichtdaherauchtreu-widrig, wenn der Arbeitgeber dann unter Berufung aufderartignebensächlicheundauchausseinerSichtunprob-lematischePunktedieRechtswidrigkeitdesArbeitskampfesbegründenwill.

Das Arbeitsgericht hat den Hauptarbeitskampf mit der Be-gründungfürrechtswidrigerklärt,einzelnedervonderGdFverfolgten Forderungen verstießen gegen die Friedens-pflicht:Wasbedeutetdas?

MitdemAbschlusseinesTarifvertragesgehtimmerdiesoge-nannteFriedenspflichteinher,d.h.dieVerpflichtungbeiderParteien, während der Laufzeit dieses Tarifvertrages keineArbeitskampfmaßnahmenzuergreifen,umdieindemTarif-vertrag inhaltlich geregelten Punkte neu zu regeln. Ausle-gungsbedürftigistdabeiregelmäßigdieFrage,wieweitdie-se Friedenspflicht geht, d. h. welche Punkte durch denTarifvertrag tatsächlich abschließend geregelt wurden unddamit während der Laufzeit desTarifvertrages nicht einemStreikzugänglichsind.EinfachistdieFragedannzubeant-

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derflugleiter2012/02 Recht

worten,wennsämtlicheTarifverträgemiteinemArbeitgebergekündigt wurden und die Kündigungsfrist abgelaufen ist:DannkannmanjedesinhaltlicheThemaneuverhandeln.imvorliegenden Fall war die Situation jedoch etwas anders:EinzelneRegelungenausdembereitsmitderFraportAGbe-stehendenTarifvertragwarennochnichtkündbar.Diesbe-trifft insbesondere Regelungen zur betrieblichen Altersver-sorgung. im Hinblick auf diese Regelungen besteht mithinFriedenspflicht,d.h.ForderungenzudiesenPunktenkönnennichtbestreiktwerden.

War es nicht absehbar, dass einzelne der Forderungen derGdFinderaktuellenTarifauseinandersetzungmitderFraportAGgegenfortgeltendeTarifverträgeverstoßenkönnten?

Wiebereitsobendargestellt,istdieFrage,wieweitdieFrie-denspflicht aus einer fortlaufenden Regelung geht, eineFragederAuslegungdieserRegelung.Auslegungistnichtsanderes als interpretation. Und wo immer interpretationstattfindet,istesnichtauszuschließen,dassmehrereinter-preten zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Nach-demdieFraportAGeinenetwaigenVerstoßgegendieFrie-denspflichtwederwährendderVerhandlungennoch inderSchlichtungproblematisierthat,istdavonauszugehen,dasssiedieTarifverträgegrundsätzlichebensointerpretierthatwiedieGdF,nämlichdasseinVerstoßgegendieFriedens-pflichtgeradenichtvorliege.

WorinsollderVerstoßgegendieFriedenspflichtgenaube-stehen?

AusSichtdesGerichtssolleeinebestehendetariflicheKur-regelungwährendderDauer ihrertariflichenLaufzeiteinerRegelung zum Wechsel aus dem Wechselschichtdienst inden Schichtdienst für ältere Mitarbeiter entgegenstehen.BeideRegelungenhättendieReduzierungvonBelastungenzum Ziel und dienten damit dem Gesundheitsschutz. DesWeiteren soll eine differenzierte Besitzstandsregelung fürden Fall der teilweisen Berufsunfähigkeit einer Regelungentgegenstehen,diedievergütungsmäßigenFolgeneinesArbeitsunfallsregelt.EsbedarfausunsererSichtschonei-nererheblichenFantasie,umhierzudemErgebniszukom-men,dassdieseRegelungensichinhaltlichineinemMaßeüberschneiden,dassdenangestrebtentariflichenRegelun-gendieFriedenspflichtausdenbereitsvorhandenenRege-lungenentgegenstehe.

Dennoch:GibteskeineMöglichkeiten,dasRisikozumini-mieren,dassdasGerichtzueineranderenAuslegungkommtalsdieTarifpartner?

GerichteschreibenkeineGutachten,d.h.einevorhergehen-deÜberprüfungdurchdieGerichtevordemArbeitskampfist

nicht möglich. Erschwert wird die Angelegenheit auch da-durch,dassvonderGewerkschaftregelmäßigverlangtwird,dass sie ihreTarifforderung so präzise gegenüber dem Ar-beitgeber benennt, dass dieser theoretisch nur noch „ja“antwortenmüsste,umdenAbschlusseineswirksamenTarif-vertragesherbeizuführen.Ermussalsosogenauwiemög-lichwissen,wasdieGewerkschaftvonihmwill.Diesbedeu-tet, dass die Gewerkschaft ihren Forderungskatalog sogenauwiemöglichvorstellenmuss. imFallderFraportAGredenwirvoninsgesamtüber50Paragraphen.DadürfteeszukeinerZeitauszuschließensein,dasseinandenVerhand-lungen unbeteiligter Dritter alleine anhand des WortlautsderRegelungenzueinerinterpretationgelangt,mitderzu-vorniemandderbeteiligtenTarifpartnergerechnethatte.

EshättedochgrundsätzlichdieMöglichkeitbestanden,ge-gendieUrteileBerufungeinzulegenunddamitdasBlattfürdieGdFnochzuwenden,oder?

Esistrichtig,dassauchimEilverfahrendieMöglichkeitbe-steht, gegen eine Entscheidung Rechtsmittel einzulegen.Dasändertjedochzunächstnichtsdaran,dassdemerstins-tanzlichenUrteilFolgegeleistetwerdenmuss,d.h.dassderArbeitskampfindiesemFallzunächstabgebrochenwerdenmusste. Sowohl das Arbeitsgericht Frankfurt am Main alsauch das Hessische Landesarbeitsgericht sind dafür be-kannt,inderartigeiligenFällendurcheinehoheBeschleuni-gung des Verfahrens den Rechtsschutz beider Parteien sogutwiemöglichzugewährleisten,dennochsindauchinder-artigen Eilfällen die notwendigsten Formalitäten einzuhal-ten,d.h.eswirdeineUrteilsbegründungbenötigt,ebensoBerufung und Berufungsbegründung und auch die Gegen-seite muss die Möglichkeit haben, hierauf noch einmal zuerwidern.Einmalabgesehendavon,dassnachdemerstenTermineineBerufungerstnach22Uhrhätteeingelegtwer-denkönnen,wäreesäußerstschwieriggewesen,nocheinerechtzeitige Berufungsverhandlung herbeizuführen, wobeiebenauchzuberücksichtigenist,dassdieGegenseiteeben-fallserheblichenEinflussdaraufhat,obundwennja,inwel-cherFristdieBerufungsverhandlungüberhauptnochstatt-findenkann.Dabeiistauchzuberücksichtigen,dassdiezurEntscheidungvorgelegtenArbeitskampfmaßnahmenjeweilszeitlich befristet waren. Sobald das Ende der Frist erreichtwar, ist inbeidenAngelegenheitenErledigungeingetreten,d.h.eineEntscheidunginderSachewarnachdiesemZeit-punktnichtmehrmöglich.DasGerichthättelediglichnochdarüberentschieden,oboderobnichtErledigungeingetre-tenist.Wiegesagt:DieGerichteerstellenkeineGutachten.

AberdieGdFhatdochBerufungeingelegt,oder?

Ja,indemVerfahrenbetreffenddieRechtmäßigkeitdesUn-terstützungsarbeitskampfeshatdieGdFdennochBerufungeingelegt. Der Grund dafür ist, dass das Gericht – obwohlinzwischenErledigungeingetretenist,daderZeitpunktfürdenUnterstützungsarbeitskampfinzwischenabgelaufenist– dann noch darüber entscheiden muss, welche Partei die

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derflugleiter2012/02Recht

KostenderBerufungzutragenhat.Diesrichtetsichdanach,welcheParteinachdemStandderDingevoraussichtlichindem Rechtsstreit unterlegen wäre, wenn nicht inzwischenErledigungeingetretenwäre.DasheißtdasLandesarbeitsge-richtkommtdochnichtganzdarumherum,sichmitderSachezubefassenundeineungefähreEinschätzungderErfolgsaus-sichten abzugeben. Um auf diese Weise die Meinung desLandesarbeitsgerichts in Erfahrung zu bringen, hat die GdFinsoweit Berufung eingelegt. Da die Rechtmäßigkeit desUnterstützungsarbeitskampfesdieRechtmäßigkeitdesHaupt-arbeitskampfes voraussetzt, erhofft sich die GdF aus dieserBerufungRückschlüssenichtnuraufdieRechtmäßigkeitdesUnterstützungs-,sondernauchdesHauptarbeitskampfes.

Hat das Landesarbeitsgericht über diese Frage inzwischenentschieden?

Das Landesarbeitsgericht hätte grundsätzlich hierüber be-reitsentschieden.DajedochinzwischeneinTarifvertragsab-schlusserzieltwurde,esfürdenvorliegendenArbeitskampfsomit nicht mehr zwingend auf das Votum des Landesar-beitsgerichtsankommt,hatesoffensichtlichvor,dieAngele-genheitinderangemessenenGründlichkeitundohnezeitli-chenDruckzuentscheiden.DasLandesarbeitsgerichthatindiesem Zusammenhang sogar noch eine mündliche Ver-handlung anberaumt. Das ist keineswegs üblich und hatwohlauchmitderKomplexitätderSachfragenzutun.

Die Arbeitgeber behalten sich die Geltendmachung vonSchadenersatzansprüchenvorundhabeninderVergangen-heitdieGdFjabereitswegenSchadenersatzansprüchenver-klagt.istesindiesemZusammenhangnichtäußerstschäd-lichfürdieGdF,dienegativenerstinstanzlichenEntscheidungendesArbeitsgerichtsgegensichstehenzuhaben?

BeimEilverfahrenhandeltessichumeinsogenanntes„sum-marischesVerfahren“,dasbedeutet,dassdasGerichtnuraufderBasisderzudiesemZeitpunktvorliegenden informatio-nenundnichtindergleichenGründlichkeitentscheidenkann,wieesdiesimsogenanntenHauptsacheverfahren,d.h.ohnezeitlichen Druck, tun kann. Aus diesem Grund haben Ent-scheidungenimEilverfahrenauchkeineBindungswirkungfüranschließendeHauptsache-odersonstigeFolgeverfahren.imFalle einer etwaigen Schadenersatzklage wird sich das Ge-richtsomiteineeigeneÜberzeugungbildenmüssen.SohatesimÜbrigenauchdasArbeitsgerichtFrankfurtamMainindem oben bereits angesprochenen Schadenersatzprozessbetreffend den Streik in Stuttgart 2009 gehalten und hatselbsteineBeurteilungangestellt,obesdenUnterstützungs-arbeitskampfdort für rechtmäßighält.DasGerichthatsichdabeiderEinschätzungderGerichteimeinstweiligenVerfü-gungsverfahrenangeschlossenunddieseFragebejaht,aberesmussteundhatsichhierzueineeigeneMeinunggebildet.

DerTiteldiesesTextesstammtvoneinemVortragdesRechts-gelehrtenRudolfvonJhering11.03.1872,indemerzumThe-ma„KampfumsRecht“unteranderemfolgendesausführte:

„Nun, meine Herren, wohin würde es führen, wenn, sei es, weil die Staatseinrichtungen diesen Kampf erschweren, sei es aus anderen Gründen, ein bedeutender Bruchtheil eines Volkes nicht mehr den Muth hat, sein Privatrecht zu verwirk-lichen? Es würde dahin führen, dass dem Einzelnen, der den Muth hat, seine Aufgaben zu erfüllen, dieselbe unendlich erschwert wird. In demselben Maße, wie die Übrigen zurück-gehen, fällt auf den Einzelnen eine ungleich schwerere Last. Ich möchte es vergleichen mit der Flucht in der Schlacht; wenn Alle im Kampfe zusammenstehen, haben sie die Stütze an sich; sowie Einer sich zurückzieht, so wird die Aufgabe der Zurückbleibenden immer bedenklicher. Es liegt in der Aufgabe des Einzelnen, sein Recht zu verwirklichen, und er-füllt er diese Aufgabe nicht, so gibt er nicht bloß sein eige-nes Interesse auf, sondern das Interesse der Gemeinschaft.“ Quelle: Wikipedia

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derflugleiter2012/02 Recht

Recht auf StreikDieEmpörungwarriesengroß,dasVerständ-nis für die Streikenden am Flughafen Frank-furt sank auf ein Minimum. Verbale Wutwurde vielerorts kundgetan, die GdF ange-prangert. Wie kann eine „Splittergewerk-schaft“fürknapp200LeutedenFlugbetriebamgrößtendeutschenFlughafenlahmlegen?Viele dieser oder ähnlich geartete Fragenwurdenteilsöffentlich,teilsinterndiskutiert.

„WirbrauchenneueSpielregelnfürdieTarifpolitik“erklärteBDL-PräsidentKlaus-PeterSieglochnichtnureinmalvorlau-fenden Kameras und stieß damit ins gleiche Horn wie derArbeitgeberpräsident.

DabeihatdieGdFnur ihr legitimesRechtwahrgenommen,nachdemderVerhandlungswegmitundvonFRAPORTsehreinseitigaufgekündigtwar.Manmussessichmalvorstellen:innerhalbeinerTarifverhandlungsrundewirdkeineEinigungerzieltundaufWunschderArbeitgeberwirdeinSchlichtervorgeschlagen.DieGewerkschaft–hierGdF–gehtaufdieseForderung ein und möchte auch den Schlichterspruch an-nehmen – doch der große Arbeitgeber sagt plötzlich NEiNundbekommtplötzlichDruckvonSeiteneineranderenGe-werkschaft, die bis dahin das Alleinvertretungsrecht allerMitarbeiter hatte. Hätte FRAPORT kleinlaut den frühenSchlichterspruchakzeptiert,wäreesniemalszumÄußersten– also Streik – gekommen, und der ganze Tarifstreit wäreziemlichschnellvergessengewesen.

StimmungsmacheunddasverbaleeindreschenaufkleinereGewerkschaften, ist schon fast Standard geworden, sei esnundieVereinigungCockpit,dieÄrzteoderdieLokführerge-werkschaften–allesamthabenmitdengleichenVorurteilenzukämpfen,wennfüreinebesondereGruppevonArbeitneh-mernArbeitskampfmaßnahmenalsletzteMöglichkeitindieTariflandschaftgestreutwerden.BesondersauffälligistdiesgeradeinjüngsterVergangenheitimTarifstreitzwischenderDienstleistungsgewerkschaftver.diunddemöffentlichenAr-beitgebernzusehen.GroßartigeNachfragenwer,wannundwo streikt gibt es nicht – man nimmt Streikaktionen derGroßgewerkschaften fast in aller Stille zur Kenntnis. Kriti-scheWortmeldungen,z.B.vonK-P.Siegloch,sindbisherinkeinemMediumzuhörenbzw.zusehengewesen.

ArbeitgeberhabendenverständlichenWunschnachTarifein-heit.AbergenaudieseTarifeinheitunddasScherenüberei-nenKammhatvielespezialisierteArbeitsgruppenvondenGroßgewerkschaftenabrückenlassen.HieristohneZweifel

einegehörigePortionSchuldauchbeidiesenzusuchen.Siehaben es schlicht versäumt, auf die Bedürfnisse speziellerArbeitnehmergruppeneinzugehen.Vielzubehäbigundein-gefahrensinddiesealtenGewerkschaften,diesichehermitverschiedenen (angestrebten) Aufsichtsratsjobs befassenals um die Belange ihrer Mitglieder kümmern. Daher wirdderTrendwegvondenGroßgewerkschaftenauchzukünftigzubeobachtensein.

Man sollte nicht vergessen, dass auch die GdF – damalsnochVDF–jahrelangmitderDAGunddanachmitver.diko-operierthat,bisschließlichquasidasTarifdiktatausderVer.di-ZentralenichtmehrmitdenZielendesdamaligenBerufs-verbandesuntereinenHutpassten.DieVDF-Mitgliederhat-ten plötzlich keine passenden Ansprechstationen mehr,Missklänge im „Zusammenleben Berufsverband und Groß-gewerkschaft wurden schließlich so laut, dass man be-schloss,eineeigenständigeGewerkschaftzugründen.NacheinerVielzahlvonrechtlichenundgerichtlichenÜberprüfun-gendarfsichdieGewerkschaftderFlugsicherung(GdF)seitdemJahr2003alsGewerkschaftbezeichnenundhatsomitauch den Rechtsstatus gegebenenfalls zu Arbeitskampf-maßnahmenaufzurufen.

Seit vor neun Jahren die ersten Mitglieder in die Gewerk-schaft GdF eingetreten sind, wurden mittlerweile eine Un-zahl vonTarifverträgen abgeschlossen, die nicht nur alleinaufdieDeutscheFlugsicherungGmbHzugeschnittenwaren.EsistfüreinejungeGewerkschafteingroßesStückArbeit,Arbeitgeberseitigdafürzusorgen,dassTarifverhandlungenauchfüreinenTeilderBeschäftigtenaufgenommenwerdensollen. Für den Bereich der GdF und deren Verhandlungs-partner waren diese Gespräche nicht immer von direktemErfolggekennzeichnet.ErstzumTeilnachlängerenDiskussi-onenkamenEinigungenunddanachaucheigenständigeTa-rifverträgezuStande.

injüngsterVergangenheithabengrößereUnternehmendieGdFaufSchadensersatzfürdurchStreikmaßnahmenausge-fallene Flüge verklagt. in einem ersten Urteil wurde dasStreikrechtderGewerkschaftenunddamitauchderGdFein-drucksvollbestätigt.SchadensersatzfürStreikmaßnahmenwurde den klagenden Gesellschaften nicht zugebilligt. ObundinwieweitdiesesUrteilauch inweitereninstanzenbe-stehenbleibt,wirdsichzeigen.Allerdingsdarfmanhoffen,dass das Recht einer Gewerkschaft – und damit auch dasStreikrecht–alseinsehrhohesGutanzusehenistunddieshoffentlichvonallenGerichtenauchähnlichgesehenwird.Ein Streik sollte immer nur als „Ultimo Ratio“ angesehenwerden, wenn auf dem Verhandlungswege keine EinigungmehrerzieltwerdenkannoderGesprächefestgefahrensind.

von Hans JoachimKrüger

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derflugleiter2012/02Recht

Überstunden sind keine Mehrarbeit!

EinerechtskräftigeEntscheidungdesArbeits-gerichts Hamburg vom 21.12.2011 gibt An-lass,daraufhinzuweisen,dassÜberstunden,die im Rahmen der tarifvertraglichen Vor-schriften der DFS Deutsche Flugsicherungerbracht werden, etwas anderes sind als„Mehrarbeitsstunden“,dieinsofernauchvonderDFSandersgehandhabtwerdendürfen.

DemRechtsstreitlagdieTatsachezugrunde,dasseinKolle-geaufdemTowerinHamburginderZeitvonJanuarbisApril2010mehrfachÜberstundeni.S.d.§12desManteltarifver-tragsgeleistethat.TeilweisekonntendieseÜberstundeninFreizeitausgeglichenwerden.DerrestlicheTeildieseÜber-stundenwurdezwarmitdemÜberstundenzuschlaginHöhevon25%zusätzlichvergütet,siewurdenabernichtwie in§12Abs.6MTVvorgesehenimMonatnachihrerEntstehungausgezahlt, sondern kurzerhand auf dem ArbeitszeitkontodesKollegengutgeschrieben.

AlsesnunzumJahresende2010zurAbgeltungdervorhan-denenMehrarbeitsstundengem.§§39SRFS-Dienste2010mitdemanderthalbfachenStundensatzkommensollte,fielder DFS ihr „Versehen“ auf. Sie berief sich auf die Aus-schlussfristdes§45MTVundmeinte,siehabe„vergessen“,dieÜberstundenzeitnahabzugeltenundzahltenundieent-sprechendenStundenmitdemeinfachenStundensatzaus.

Hiergegen wandte sich der Kollege mit seiner Klage undmachtegeltend,dieÜberstundenhättensich,nachdemsienichtgem.§12Abs.6MTVimMonatnachihrerEntstehungausbezahltwordenseien,inMehrarbeitsstundenumgewan-delt,dienunmitdemanderthalbfachenSatzgem.§39Abs.2cSRFS-Dienste2010auszuzahlenwären.

MitseinerEntscheidungvom21.12.2011wiesdasArbeitsge-richtHamburgdieKlagedesKollegenab.DasGerichtistderAuffassung,dassdieAbgeltungvonÜberstundenundMehr-arbeit in unterschiedlichen tarifvertraglichen Regelungenaufgenommen und daher auch unterschiedlich zu behan-delnsei.DabeispieleesnachAuffassungdesGerichtskeineRolle,obdieDFSdieÜberstundenaufeinembestehendenMehrarbeitskonto (vorübergehend) gutgeschrieben habe.AuchdurchdieErfassungaufeinemMehrarbeitskontower-denaustariflichenÜberstundenimSinnedes§12MTVkei-neMehrarbeitsstundenimSinnevon§§14MTVund39SR-FS-Dienste2010.

DaderStreitwert600,00d nichterreichthatunddasGerichtdieBerufungnichtgesondertzugelassenhat,istdieseEnt-scheidungdesArbeitsgerichtsHamburgrechtskräftig.

imErgebnissolltendieMitarbeiterinnenundMitarbeiterderDFSdaraufachten,dassdiegem.§12MTVgeleistetenÜber-stundenzeitnahinFreizeitausgeglichenodergem.§12Abs.6MTVabgegoltenwerden.MiteinerzusätzlichenVergütungimRahmenderBereinigungvonMehrarbeitskontenistnachder Entscheidung des Arbeitsgerichts Hamburg nicht zurechnen.

Rechtsanwalt Dr. Klaus Vosteen RAe Weißmantel & Vogelsang, Bremen, Frankfurt

Mathias WiegandFluglotse

von Dr. Klaus Vosteen

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derflugleiter2012/02 Recht

Arbeitskonflikte: Tarifautonomie durch neue Ergänzungsregeln sichernArbeitgeber und Arbeitnehmer müssen ihre Tarifkonflikte effizient und mit möglichst wenig Schäden für unbeteiligte Dritte lösen. Der jüngste Streik am Frankfurter Flughafen entsprach diesem Gebot nicht. Klare Spielregeln sind unabdingbar, um die Funktionsfähigkeit der Tarif-autonomie zu sichern – gerade für Unternehmen in der Daseinsvorsorge.

Zunehmende Zersplitterungimmer mehr Mini-Spartengewerkschaften haben in denvergangenen Jahren eigeneTarifabschlüsse erstritten. Diesgilt insbesondere fürOrganisationenbzw.Berufsverbände,derenMitglieder indenBetriebenSchlüsselstellungenein-nehmen wie Piloten, Lokführer oder Fluglotsen. BeispielGewerkschaftderFlugsicherung(GdF):Nur200streikendeGdF-Mitglieder sorgten im Februar dafür, dass über 800FlügemitzehntausendenbetroffenenPassagierenamFrank-furterFlughafenabgesagtwerdenmussten.GetroffenwurdedamitnichtnurderAirport-BetreiberFraportalsTarifpartnerderGdF,sondernunbeteiligteKundensowieUnternehmen,dieimweltweitenWettbewerbstehen–undimbesonderenMaßeunterReise-undFrachtverzögerungenleiden.

Entsolidarisierung drohtDasVorgehenfindetNachahmer:Unterden121000Lufthan-seatenhabensichetwa100Mitarbeiter,sogenannteDispat-cher und Verkehrsleiter, ebenfalls bei der GdF organisiertunddroheninzwischenmitArbeitskampfmaßnahmen.DabeiistfürdieseMitarbeitergruppeüberver.dieingültigerTarif-vertrag in Kraft. Ein bedrohliches Szenario: ÜbergreifendeFriedenszeitenbleibenzunehmendaufderStrecke,imnichtunwahrscheinlichen Fall rufen verschiedene Gewerkschaf-tennacheinanderzumStreikauf.Bedenklichistzudem,dassfürdieseVereinigungennichtdasWohldergesamtenBeleg-schaft, sondern das der eigenen Gruppe immer imVorder-grundsteht.DamitdrohtdieEntsolidarisierungderArbeit-nehmeruntereinander.

neuer Ordnungsrahmen unabdingbarÜberJahrzehntegaltinDeutschland:einBetrieb–einTarif-vertrag. Seitdem das Bundesarbeitsgericht (BAG) diesenGrundsatzaufgehobenhat,bestehtHandlungsbedarf.DurcheinegesetzlicheRegelungzurTarifeinheitkönntedieSiche-rungderFunktionsfähigkeitderTarifautonomieauchinZu-kunft branchenübergreifend erreicht werden. Darüber hin-aussindinsbesonderefürdenBereichderinfrastrukturellenDaseinsvorsorge wie dem Schienen- und Luftverkehr Son-derregelungen beim Arbeitskampf nunmehr dringend not-wendig.Grundist,dassdieUnternehmenoftmalsvonMono-

polstrukturen abhängig sind und Streiks sehr kleinerGruppen–wieinFRAgeschehen–übereinenDominoeffekteineextremhoheZahlunbeteiligterDritterschädigt.

Mögliche Ansätze wären zum Beispiel:•Quorum bei Tarifpluralität: TarifverträgekleinererGewerk-

schaftendürfennurdanngelten,wennsieeinenwesentli-chenTeilderGesamtbelegschafteinesUnternehmenser-fassen.

•Außergerichtliche Einigungsformen: ObligatorischeSchlichtungsverfahren, verbunden mit sogenannten Ab-kühlungsphasen,schaffenneueHandlungsoptionen.

•Vorankündigung: Um unbeteiligte Dritte zu schützen,muss eine Pflicht zur rechtzeitigen Ankündigung vonStreikvorhabeneingeführtwerden.

•notdienstvereinbarungen: Die Grundversorgung der Be-völkerungistjederzeitsicherzustellen.VerpflichtendeAb-schlüssevonNotdienstvereinbarungensindunabdingbar.

Verhältnismäßigkeit wahrenBeiStreiksimBereichderinfrastrukturellenDaseinsvorsor-ge wie dem Luftverkehr sind regelmäßig nicht nur das be-streikteUnternehmen(haupt-)betroffen,sondernvorallemauchvölligUnbeteiligteundletztlichdieAllgemeinheit.Um-sowichtiger isteshier,unverhältnismäßighohevolkswirt-schaftliche Schäden und schwere Beeinträchtigungen derAllgemeinheit abzuwenden.Vor allem dann, wenn Minder-heiten–organisiertinSpartengewerkschaften–gegendaseindeutigbekundeteinteressederBelegschaftsmehrheitineinemUnternehmenhandeln.Klarist:JekleinerdieSparten-gewerkschaft,destohöhermüssendieStreikhürdensein.

Klares Bekenntnis zur TarifautonomieZielsetzungistnicht,dasStreikrechtinwesentlichenTeilenunddieineinigenUnternehmenwiederLufthansaseitvie-lenJahrenexistierendeGewerkschaftspluralitätzubeschrän-ken. Ziel ist es, Tarifkonflikte mit weniger Drittschäden zulösen und damit die Tarifautonomie zu stärken. ÜbrigensgelingtesLändernwieFrankreich,italien,Spanien,KanadaoderdenUSA,durchbesondereStreikregelungeninderDa-seinsvorsorgeeinenangemessenenAusgleichzwischendeninteressenderAllgemeinheitunddemStreikrechtzufinden.Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, warum das nichtauchamWirtschaftsstandortDeutschlandgelingensollte.

PerfektpassendzuunseremArtikel„Die FRAPORT-COnnECTIOn“indieserAusgabeentneh-menwirdemLH-PolitikbriefvomAprildennachstehendenText.Unschwerzuerkennen,dassderKampfgegendieKleingewerkschaftennochlangenichtvorbeiist.(die Red.)

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derflugleiter2012/02GDF Intern

Fachbereichsvorstand FDB/LDM: Oliver Wessollek

Lebenslauf: Jonathan Bötig

Liebe Kolleginnen und Kollegen,heute möchte ich mich als neuer VorstandFDB/LDM im Fachbereich Flugsicherungsbe-triebsdienste (FSBD) der GdF vorstellen. Aufder letzten Fachbereichskonferenz in Maast-richtwurdeichvondenanwesendenDelegier-ten als Nachfolger von Michael Sobanek ge-wählt.Fürmich istdieseinegroßeEhreundHerausforderung,steige ichdoch inziemlich

großeFußstapfen,dennMichaelhatsoeinigesvorgelegt!FürseinelangjährigeArbeitmöchteichmichandieserStelle,auchimNamenalleranderenMitglieder,ganzherzlichbedanken!

ichselbstbegannmeineFlugsicherungskarrierebeiderLuft-waffeinBüchel.VondortkamichzumFlugsicherungssektorF nach Frankfurt und von dort zur militärischen Flugsiche-rungnachRamstein.NachUmsetzungderzivil/militärischenintegrationimJahre1994wechselteichwiedernachFrank-furt ins ACC am Frankfurter Flughafen. Als FDB erwarb ichdortmeineBerechtigungenundzog1999mitnachLangenum.Seitnunmehrfast10Jahrenbeschäftigeichmichhaupt-sächlichmitdemBereichATFCM.

imnächstenJahrfeiernwirnun10JahreGdF.indiesen10Jah-renhatsichsoeinigesverändert.DieGdFistzueinerstarkenGewerkschaftgeworden.Politischistdasdemeinenoderan-derenwohlehereinDornimAuge.AberdieGdFistnichtnureineGewerkschaft,sondernebenaucheinFachverband. inmeinemBereichgabundgibtesimmerwiederstarkeVerän-derungen,dieaufdieArbeitsweisederFDBKollegendirek-

AlsneugewählterVorstandinternationalesmöchteichmichkurzvorstellen.Vor32JahrenwurdeichinBremengeboren.DemAbitur1999folgtenderZivildienstunddieBewerbungbeiderDFS.AlsAzubi imFVK131begann2001dieAusbil-dung in Langen. Nach bestandener PAP anderthalb JahrespäterverschlugesmichzunächstinsCenterinBerlinTem-pelhof,wo ich2003 inderdamaligenEBGSüddieAusbil-dungabschloss.

DochschonnachvierJahrenimschönenBerlinwurdemeineEBG2006insmindestensgenausoattraktiveMünchenver-lagert. Dort heisst sie jetzt EBG-Ost und wurde noch umNürnbergApproacherweitert.

Seit2001binichMitgliedimVdFbzw.GdF.Währenddesletz-tenJahresgelangesJensLehmann,michfürdieMitarbeitim

tenEinflusshaben.MeinerMeinungnachsinddieseVerän-derungenabernochlangenichtzuEnde.imGegenteil:mitPSS,VAFORiTund iCASverändertsichdieFlugsicherungs-welteinweiteresMal.DieseVeränderungenhabennichtnurEinflussaufdieArbeitderLotsen,sondernauchaufdaszu-künftigeBerufsbildderFlugdatenbearbeiter.imBereichderFlugberaterwerdenKooperationengeschmiedetundtechni-scheVeränderungenbleibennichtaus.

Aber wofür stehe ich als neuer Vorstand?? ichmöchtemitEurerUnterstützungdieanstehendenVerän-derungen aktiv mitgestalten. UnserWissen ist gefragt undbeschränktsichnichtnuraufdieKorrekturvonFlugplänen!

DieUmsetzungdesGdFAusbildungskonzeptesunddesFDBKonzeptessindmeinZiel.EinKonzeptzumzukünftigenBe-rufsbildFlugberater istebenfalls inArbeit.EinBelastungs-ausgleichsmodellfürFlugdatenbearbeiter,FMP’s,FiSSpezi-alistenundFlugberaterwurdevonderGdFbereitsinAngriffgenommen.Esliegtalsoeinigesanundichhoffe,alledieseAufgabenmitEurerUnterstützungzuEurerZufriedenheitre-gelnzukönnen.

AberichhabeaucheinebitteanEuch:SchreibtmirandieGdFE-MailAdresseOliver.Wessollek@gdf.deundsagtmir,woesklemmtundwowiretwastunmüssen!GernekommeichauchzuEurenÖMVenundwerdeEuchRedeundAntwortstehen.

Bis dahin verbleibe ich mit kollegialem GrußOliver Wessollek

GdFalsmöglichenNachfolgerfürseineTätigkeitzubegeis-tern.SohatteichunteranderemdieGelegenheit,amATCEUCSpring Meeting in Lissabon teilzunehmen und bekam dorteinen ersten, spannenden Einblick in die internationalenZusammenhänge.

Eine Woche nach meiner Wahl in das FSBD Vorstandsamtfür internationales imMärzgingesauchschonaufdie51.iFATCAAnnualConference2012inKathmandu,Nepal.Dies-malnochinBegleitungvonJens,dermichdortgutundum-fassendaufdiezukünftigenAufgabenvorzubereitenwusste.Nun freue ich mich, das bislang Erreichte weiterzuführenundbisherigeKontakteweiterzupflegenundauszubauen. Jonathan Bötig

OliverWessollek

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derflugleiter2012/02 Presse & PR

neues von Presse und KommunikationBerichtszeitraum Februar – März 2012 DerFebruarbegannmitderfürvieleüberra-schendenMitteilungdesAufsichtsrates,kei-nenVertragderaktuell3GeschäftsführerderDFSüberdasJahr2012hinauszuverlängern.

Natürlich kamen daraufhin Anfragen ver-schiedener Medien, wie denn die MeinungderGewerkschaftzudiesemVorgangsei.Da

dies aber ein firmeninterner Vorgang war, habe ich hierzukeineStatementsabgegeben,sondernwiederganzeBun-desvorstanddasVorgehendesAufsichtsratesäußerstinter-essiertzurKenntnisgenommen.Seitherwartenwirgenausogespannt,wiealleandereninderFirma,aufdienunanste-hendenPersonalentscheidungen.

FürunsalsGewerkschaft istes logischerweiseaminteres-santesten,werimBereichArbeitsdirektordieNachfolgedesHerrnBergmannantritt,dadiesnatürlichunserüberwiegen-derAnsprechpartnerbezüglichderZusammenarbeitmitderDFSseinwird.Dabeibleibtvorallemabzuwarten,wieersichund sein direktes Umfeld, welches fast täglich mit der Ge-werkschaft konfrontiert sein wird, auf – und einstellt. Einneues„Miteinander“wiezweivernünftigagierendeSozial-partner würde sicherlich beiden Seiten in der AbarbeitungderanstehendenAufgabenhelfen.

Dass die Gerüchteküche bezüglich der Nachbesetzung derGeschäftsführer hochkocht ist verständlich. Verschiedene

Berichte in hochglänzenden Nachrichtenmagazinen jedochüberetwaigeNachfolger,dieGewerkschaftundihreFunktio-näre oder generell über die „Macht“ der Fluglotsen kannman getrost in das Reich der Fantasie und als zum Teiläußerstschlechtbisgarnichternsthaftrecherchiertzurück-weisen.

EinweiteresnochoffenesThemawarendieVerhandlungenderGdFmitderFraportAGbezüglichderTarifierungderdor-tigenVerkehrszentrale,derVorfeldkontrolleundderVorfeld-aufsicht.

EslaginzwischeneineSchlichtungsvereinbarungdesHerrnOle von Beust, ehemals Regierender Bürgermeister vonHamburg,vor.DieserSchlichterwareigensvonderFraportAGbestelltwordenundhatteein,ausunsererSicht,vernünf-tigesErgebniserarbeitet.

MitteFebruartrafsichderBundesvorstandzueinerzweitä-gigenSitzunginBerlin.ZeitgleichzudieserSitzungliefauchdievonunsinzwischeneinseitigverlängerteFriedenspflichtbezüglichderSchlichterempfehlungmitderFraportAGaus,allerdingsohne jedeReaktionderdortigVerantwortlichen,sodassderBundesvorstandzumHandelngezwungenwar.Sokames,dassinBerlineinekurzfristigeinberufenePres-sekonferenzstattfand,inderwirankündeten,amFlughafenFrankfurt Arbeitskampfmaßnahmen durchzuführen, solltesichFraportbezüglichderSchlichtungnichtdochnochein-sichtigzeigen.

DiedannfolgendeTarifauseinandersetzungmitderFraportAGmöchte ich hier an dieser Stelle nicht noch einmal komplettauflisten,jedochgebeichgernezu,dassichdasmedialeinte-

von MatthiasMaas

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derflugleiter2012/02Presse & PR

resseandiesemKonfliktanfangstotalunterschätzthabe.DiefolgendenWochenwarengeprägtvonständigenTelefonaten,interviewsfürFunkundFernsehen,mehrfachenFahrtenzwi-schenDüsseldorfundFrankfurt,BesuchenimStreiklokal,undletztendlichmehrerenTerminenvorGericht.DasGanzeineinerintensität, die das Niveau der letztjährigen Auseinanderset-zungmitderDFSlockererreichte,wennnichtgarüberbot.

Anrufe von Nachrichtenagenturen nachts zwischen Mitter-nachtund3Uhr,FernsehinterviewsbeimirzuHauseunterdemCarport,sowiedasFahrenam(füreinenDüsseldorfer)heiligen Rosenmontag nach Frankfurt für mehrtägige Me-dienarbeitamFlughafen,derGeschäftsstelleundimStreik-lokalderarbeitskämpfendenKollegeninKelsterbachgehör-tenzuden„Highlights“diesesKonfliktes.

AndienunschonüblichenBeschimpfungen,BeleidigungenundBedrohungenwährendeinesArbeitskampfeshabe ichmichgewöhnt.Wirklicherschreckendistdabeinur,aufwel-chesNiveausichMenschenherablassen,wennsiepersön-licheNachteileempfinden,anstattdietatsächlichenProble-memalernsthaftzuhinterfragenundnichtnurdembilligenBoulevardjournalismushinterherzuhecheln.Fürmichper-sönlichkannichsagen:„AusdiesenganzenVorgängenhabeich viel gelernt und mit Sicherheit würde ich heute einigeDingeandersangehen.“

Weitere Termine vor dem Arbeitsgericht Frankfurt fandenbezüglich Schadensersatzklagen verschiedener Fluglinienstatt. im Fall des Unterstützungsstreiks im Jahre 2009 inStuttgart wurde am 27.03.12 die Klage von Lufthansa,Air Berlin, TUiFly und Germanwings auf Zahlung von ca.32.500,-fzurückgewiesen,dieKostendesVerfahrensden4Klägerinnenauferlegt,jedochauchBerufungzugelassen.BiszumheutigenTagehabeichallerdingsnochnichtsdavongehört,obdieklagendenParteiendiesenWeggehenwollen.DieVorsitzendeRichterinindiesemVerfahrenhatjedochei-ne für die erste instanz sehr umfangreiche Urteilsbegrün-dungerarbeitet.AusderanlässlichdiesesUrteilsveröffent-lichtenPressemeldungdesAGFrankfurt,verfasstvondemPräsidentendesArbeitsgerichteshöchstpersönlich,möchteichgernefolgendenAbschnittzitieren:

„…Weiterhin habe die beklagte Gewerkschaft der Flugsiche-rung jedenfalls nicht schuldhaft gehandelt. Selbst wenn der Unterstützungsstreik der Fluglotsen und der Hauptstreik der Mitarbeiter der Verkehrszentrale/Vorfeldkontrolle rechtswid-rig gewesen wären, hätte auf Grund des unter Berücksichti-gung der verfassungsrechtlichen Aufgaben der Gewerk-schaften anzulegenden Prüfungsmaßstabs die beklagte Gewerkschaft der Flugsicherung wegen der im Streitfall ge-gebenen besonderen Umstände von der Rechtmäßigkeit der Arbeitskampfmaßnahmen ausgehen dürfen. Es sei, so die Vorsitzende in ihrer Begründung, zu vermeiden, dass durch das Aufbürden von Haftungsrisiken für streitige, ungeklärte Fälle auf Gewerkschaften in solchen Fällen eine Lähmung der Entwicklung des sozialen Lebens eintreten könne…“

ineinemzweitenVerfahren,indemLufthansa,AirBerlinundRyanAirca.3,2Mio.f Schadensersatzfürzweiangekündig-te,abernichtdurchgeführteStreiks imAugust2011einfor-dernmöchten,fandeinGüteterminohneEinigungstatt.DieVerhandlung in erster instanz wurde auf den 16. August2012,12.00Uhr,terminiert.

AlldieseTerminefandenuntergroßerBeobachtungderMe-dienstattunderforderteninderNachbereitungauchnocheinenhohenZeitaufwand. (Fastschonerschreckend,wennder Gerichtsdiener einen inzwischen persönlich kennt undmanvonihmschonperHandschlagbegrüßtwird.)

Zwischen diesen ganzen Veranstaltungen vor Gericht fandvom02.03–04.03.12ebenfallsnochdieFachbereichskonfe-renzdesFSBDinMaastrichtstatt.ÜberdieseVeranstaltungberichtenwirindiesemHeftanandererStelle.Zuerwähnenist jedoch,dass innerhalbdieserKonferenzeinekurzfristiganberaumteBundesdelegiertenkonferenzstattfand.EsgalteinNachtragsbudgetimBereichderBundesschatzmeisterinzudiskutierenundzuverabschieden.GleichzeitigwurdedieGelegenheit genutzt, um die Delegierten ausführlich überdie Geschehnisse rund um Fraport zu informieren und mitihnendarüberzudiskutieren.

DirektnachMaastrichtkamesaufVorstandsebenezuSon-dierungsgesprächen mit der Fraport AG. Diese fanden imdiskretenRahmenstattund ihrEnde letztlich ineinerEini-gungbezüglichaller3vonunsvertretenenArbeitsbereichebeiderFraportAG.DieseEinigungsorgteebenfallskurzfris-tig nochmal zu verstärktem interesse der Medien. Da aberDetailszumAbschluss,auchnachAbsprachemitderFraportAG,erstnachderendgültigenUnterschriftunterdieTarifver-träge bekannt gegeben werden, gleichzeitig aber ver.di ei-nenArbeitskampfquerüberDeutschlandaufbaute(auchmitFlugausfällen in einem nicht unerheblichen Maße), ver-schwandenwirziemlichschnellausdemUmfeldderMedienundesistjetztersteinmalRuheeingekehrt.

ÜberalleweiterenVorgängebezüglichPresseundKommuni-kationwerdeichEuchimnächstenFlugleiterberichtenundüberallekurzfristigwichtigeThemenweiterhinmitdenMit-gliederinformationenperE-MailaufdemLaufendenhalten.

BisdahinvieleGrüße

Matthias „Matze“ MaasPresse und Kommunikation

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derflugleiter2012/02 Presse & PR

ExpertenAufregende Wochen liegen hinter der GdF und weitere aufregende Wochen werden sicherlich folgen. Zwar sind die Tarifverhandlungen zwischen der GdF und FRAPORT zwischenzeitlich beendet worden, und der vermeintliche Tariffrieden ist wieder hergestellt, aber dennoch muss man darauf gefasst sein, dass spätestens, wenn der ein oder andere Richterspruch verkündet wird, sich selbsternannte Experten wieder zu Worte melden.

Diese vermeintlichen Experten parlierenlauthalsundvielerortsviaPresse,FunkundFernsehenundversuchenmitihrenteilweisesehr eingeschränkten Plattitüden in die all-gemeine Stimmungsmache einzuschlagen.Ganz oben auf der Liste findet sich KlausPeter Siegloch. Seine Auftritte im ZDF-Mor-genmagazin waren für ihn auf den Leibgeschneidert. inhaltlich jedochhaterkaum

etwaszubieten,außerfürdieRechtederLuftverkehrswirt-schafteinzutreten.BetonteSieglochnochAnfangdesJahreszur neuen Homepage des BDL (Bundesverband der Deut-schen Luftverkehrswirtschaft): „Es gebe Antworten zu denzentralenThemenderLuftverkehrswirtschaft–obesumdenKlimaschutz,dasThemaSicherheitoderderwichtigenRolleder Luftfahrt für die deutsche Wirtschaft geht. Sie findenaberauchvieleStoriesundinteressanteDetailsausderWeltder Luftfahrt. Außerdem gibt es aktuelle Nachrichten zumLuftverkehr, und Zahlen und Fakten, die viele überraschenwerden.“ Soweit Siegloch über die Tätigkeiten seines Ver-bandes.

ÜberraschtwarmanimAnschlussanseineFernsehauftrittetatsächlichüberinhaltlichnichtssagendePolemik.SachlicheinformationenzumStreikwurdenvonSieglochnichtwieder-gegeben.

Festzuhaltenistjedoch,dassSieglochalsZDF-JournalistanvielenOrtenderWelt tätigundmehrheitlichauchmitdemFlugzeugunterwegswar.Genaudiesaberstellteseineeinzi-ge Verbindung zur Luftfahrt dar, bis er vor ziemlich genaueinem Jahr zum BDL-Präsidenten gekürt wurde und dieNachfolgevonDieterKadenantrat.

Dass manch eine Boulevard Zeitung öffentlich Stimmungmacht und ganz schnell die Meinung „des Volkes“ beein-flusst ist bekannt und bedarf auch keines Kommentares.Dasssich Journalistenesmanchmalauch relativ leichtma-chenunddieöffentlicheMeinungalspersönlicheundeigeneübernehmen,habeninjüngsterVergangenheitauchdieSpie-gel-RedakteureSvenBöllundAndreasWassermanngezeigt.in ihrem schlecht recherchierten Artikel „Völlig losgelöst“übernahmensiedieNeiddebatte,diezuvorvonverschiede-nenanderenBoulevardZeitungenlosgetretenwurde.UntereinBildeinesTowerssetztensiedenUntertitel„SchlimmsteFormdesSozialismus“–unter ihrenArtikel inderSpiegel-ausgabevom18.02.2012darfmanhingegengetrostdenUn-tertitel„SchlimmsteFormdesJournalismus“setzten.

ineineminterviewmitderDeutschenPresse-Agentur(dpa)ermahnt der inzwischen 85-jährige Verleger verschiedenerZeitungenimBundesgebiet,AlfredNevenDumont,zukünf-tigdieQualitätderZeitungsbranchezuerhöhen.„Beiallernötigen Konzentration auf die Wirtschaftlichkeit dürfe derpublizistische Auftrag nicht zu kurz kommen. investiert indieQualitäteurerBlätter!DennQualitätistdaseinzige,wasletzten Endes zählt. Journalisten sollten immer bedenken,dasssienichtfürihrPrestigeoderfürihreKollegenschrei-ben. Eigentlich dienen sie im demokratischen Sinne denBürgern. Um sie möglichst gut zu informieren, ihnen einemöglichstgroßeMeinungsvielfaltzu liefern“,soweitAlfredNevenDumont.

DiesenAussageneinesinzwischen85-jährigengilteseigent-lichnichtsmehrhinzuzusetzen,obwohlauchAlfredNevenDumontVerlegervonmindestenseinersogenanntenBoule-vardZeitung(Express)ist.

von Hans JoachimKrüger

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derflugleiter2012/02GDF Intern

Fachbereichskonferenz Betrieb 2012 in Maastricht· Umfangreiches Programm· neuwahlen des Bereichsvorstandes

DiediesjährigeFachbereichskonferenzdesBetriebsdienstesfandnichtnurzumerstenMal imniederländischenMaast-richtstatt,siewurdeauchvonvielenMitgliedernundDele-gierten mit größter Beachtung erwartet. Auf Grund derjüngsten tariflichen Auseinandersetzungen mit der Deut-schenFlugsicherungeinerseitsundderFraportAGanderer-seitserwartetemanHintergründeundVerhandlungsständequasiausersterHand.

DochzunächststanddasalljährlicheProzedereaufderTa-gesordnungwieMandatsprüfungundZuweisungdereinzel-nen Stimmkarten. Mit einer kurzen Verzögerung eröffnetedieVorsitzendedesFachbereichesBetrieb,PetraReinecke,die Jahrestagung. Nach den organisatorischen Hinweisenzur Durchführung derVeranstaltung wurde daran erinnert,dass zumThema „Tarifverhandlungen“ eine außerordentli-cheBundesdelegiertenkonferenzeinberufenwurdeundent-sprechendeAuskünftezudenaktuellenTarifverhandlungenindieseraußerordentlichenSitzungentsprechendderEinla-dungabgegebenwürden.

DieTagesordnungdesFachbereichesBetriebsiehtalserstenHöhepunkt stets die Neuwahlen des Bereichsvorstandesvor. Bereits vor der terminlichen Festlegung dieser Jahres-veranstaltung hatten die beiden bisherigen Vorstandsmit-glieder Michael Sobanek und Jens Lehmann erklärt, nichtmehr füreinVorstandsamtzurVerfügungzustehen.UntergroßemBeifalldesPlenumswurdendiebeidenlangjährigenVorstandsmitglieder des Fachbereiches von den anwesen-denDelegiertenverabschiedet.

Nach dieser eindrucksvollenVerabschiedung wurden danndiebisherigenVorstandsmitglieder–PetraReineckealsVor-sitzendeundJörgBiermannalsSchatzmeister–einstimmiginihrenÄmternbestätigt.DenPartdesVorstandsmitgliedes„internationales“wirdzukünftigvonJonathanBötigunddie

VerantwortungüberdenBereichFDB/LDMvonOliverWes-solekwahrgenommen(sieheVorstellungS.19).AuchdieseVorstandsmitglieder wurden ohne Gegenstimmen in ihreneuenAufgabengehoben.

Arbeitsgruppen DieArbeitsgruppenwurdennachüberstandenerPlenumar-beitinverschiedenenRäumendesKonferenzhotelseinberu-fen,umeinsehranspruchsvollesArbeitsprogrammzubear-beiten.

Arbeitsgruppe AMatthiasMaasberichteteindieserArbeitsgruppeüberdasimmense Arbeitsaufkommen in den letzten Tagen undWochen.UmdieAktualitätdervieleninformationenzukünf-tigbesserverteilenzukönnen,sollderMailverteilerüberar-beitetunddasOnline-Verfahrenverbessertwerden. indie-semSinnesollauchdereigentlicheinternet-AuftrittderGdFverbessert und die Homepage interessanter gestaltet wer-den,insbesonderedasAuffindenderinterneninfosundex-ternenPressemitteilungensollübersichtlicherwerden.

Schwarz-Weißwargestern–zukünftigerscheintdiegewerk-schaftseigene Zeitschrift „der flugleiter“ im farbigen Out-look.SeitenseinigerMitgliederwirdangeregt,eineeigeneFacebook-Präsenzzuerstellen.DieserVorschlagwirdandenVorstandherangetragen,jedochistfüreinesolchePräsenta-tioneineAdministrationnotwendig,diehiermitgesuchtwer-densoll.BewerbungensindandenBundesvorstandbzw.andieGeschäftsstellezurichten.

Arbeitsgruppe BDas thematisch weiteste Gebiet galt es in dieser Arbeits-gruppe zu bewerkstelligen. Hier wurden Erfahrungen undMeinungen zu vielen Bereichen der aktuellen Betriebs-durchführung ausgetauscht. Die Zusammenarbeit und die

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derflugleiter2012/02 GDF Intern

ErwartungenandentechnischenBereichderFlugsicherungwurden ebenso diskutiert wie die Ergebnisse der Flaps –NutzerkonferenzoderdiegewonnenenErkenntnissedesVir-tual Tower der DLR in Braunschweig. Gerade der virtuelleTowerhatinderVergangenheitfürallerleiZündstoffgesorgtundistdurchdieErfahrungen,dieeinigeKollegenimvirtuel-lenStudiogemachthaben,auchnichtentkräftetworden.Sohatessichz.B.gezeigt,dassu.a.dieräumlicheOrientierungim virtuellen Raum beimWechsel zwischen verschiedenenFlughäfenalssehrschwierigzubeurteilenist.Sowurdege-fordert,dieidee,dassmehrereFlughäfengleichzeitigbear-beitetwerdenkönnen,umgehendfallenzulassen.

Eine interessante Diskussion entwickelte sich auch überdie Einhaltung von Sprechgruppen und die Auslegung vonPilotenbeiAn-undAbflugrouten.Durchinternationalunter-schiedliche Verfahren werden immer wieder Reaktionenvon Piloten beobachtet, die Anweisungen unterschiedlichauslegen.

Ein weiterer Themenpunkt war die sogenannte „NormalOperating Zone“, die das parallele Anfliegen vereinfachensoll und bisher in der Arbeitsanweisung für den Betriebs-dienst(BA-FVD)keineBerücksichtigungfindet.

Arbeitsgruppe CDiegroßenThemendieserArbeitsgruppewieKonzeptFlug-berater,LizensierungApronoderdiezukünftigeZusammen-setzung der Tarifkommission wurden durch Fachbeiträgez.B.vonOliverWessolekoderHeikoLanghinrichsuntermau-ert.EinKonzeptfürdiezukünftigeAusgestaltungderFlugbe-raterwirddemnachfür2013erwartet.

Der bereits in mehreren Fachbereichssitzungen diskutierteWunschderGdF,Apron-Tätigkeitenzulizensieren,wirdwei-terhin verfolgt. Gespräche u.a. mit dem Referat LR24 desVerkehrsministerium stehen immer noch aus und sollen –sobaldderTarifstreitmitFRAPORTbeigelegtist–erneutter-miniertwerden.

Den größten Diskussionsbedarf gab es bei dem Verteiler-schlüsselzurBesetzungderneuzuwählendenTarifkommis-

sion.DieDelegiertenverabschiedetendenvorgelegtenAuf-teilungsplan. Die Einzelheiten hierüber sind über dieeinzelnen Untergruppenvorsitzenden, die einzelnen Dele-giertenoderüberdieGeschäftsstellezuerfragen.

FürdasgesamtePlenumwaren2Fachbeiträgeinteressant,diezumeinenvonderGothaerVersicherungundzumande-renvonFrauDr.RosemarieMendelvomCentrumfürDiseaseManagement derTU München zumThema „Psychische Er-krankungenamArbeitsplatz“vorgetragenwurde.

FrauDr.Mendelerklärte,dassübereinViertelderBevölke-rungimLaufeeinesJahresaneinerpsychischenErkrankungleidet. Dazu zählen z.B. Depressionen, Burnout, Angster-scheinungen, Psychosen, Essstörungen oder Suchterkran-kungen. in Unternehmen und öffentlichen EinrichtungensindpsychischeErkrankungendieUrsachefürdiehäufigs-tenFehltagevonMitarbeitern,soberichteteFrauDr.Mendel.Siestelltedabeiweiterfest,dassdiemeistenUnternehmendafür nicht vorbereitet sind und Führungskräfte teilweisenichtwissen,wiesieihrenMitarbeiternbegegnensollen.

Die Angebote und information der Gothaer VersicherungzumThemaBasisversorgungundRürup-RentesindaufderHomepagehttp://vorsorge-portal.gothaer.denachzulesen.(dienotwendigenLogin-DatenkönnenimMitgliederbereichderGdF-Homepageabgerufenwerden).

WerweitergehendeinformationenüberdieseFachbereichs-tagung im niederländischen Maastricht erhalten möchtewirdgebeten,dendirektenKontaktzueinemdervielenDe-legierten zu suchen oder eine schriftliche Anfrage an dieGdF-Geschäftsstellezurichten.

von Frank Willmeroth und Achim Krüger

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derflugleiter2012/02GDF Intern

MaastrichtAußerordentliche Bundesdelegiertenkonferenz

Lippe Radar in Maastricht

KurzfristigwurdevomBundesvorstanddieGelegenheitderFachbereichskonferenzFSBDgenutzt,eineaußerordentlicheBundesdelegiertenkonferenz durchzuführen. Die Einladun-gen zu diesem nicht-alltäglichen Event wurden rechtzeitigzuvorvonseitenderGeschäftsstelleanalleBundesdelegier-tenverteilt.EinzigerTagesordnungspunktdieserVeranstal-tungwarderTarifstreitmitFRAPORT.DerTarifverantwortli-che der GdF, Markus Siebers, wie auch Matthias Maas

Während der FSBD-Tagung wurde Gelegenheit geboten,LippeRadarbeiEurocontrolzubesichtigen.DasinDeutsch-landpraktizierteKonzeptzivilenundmilitärischenFlugver-kehr aus einer Hand zu kontrollieren, wird dort politischnichtgewünscht.

UndsokonntenwireineDFSDienststelleinMaastrichtbe-suchen.WirwurdensehrfreundlichvomDienststellenleiterempfangen,ausführlichinformiertundanschließenddurchdasgrofleCentregeführt.NureinkleinerBereich„gehört“dem deutschen Militär. Für wenige Arbeitsplätze gibt esnoch weniger beurlaubte Soldaten, sodass inzwischen derNachwuchsausdenzivilenReihendortarbeitenmuss.

„WirfühlenunshierwieineinemgallischenDorf“,sagtunsschmunzelndeinKollege.WirbekommennatürlichauchdieArbeitsplätzemitdertechnischenAusstattungvonEurocon-trolerklärt.Aber„live“erleben,wiedieZiv/Mil-Zusammen-arbeitdortnochfunktioniert,konnteunsandiesemSams-tag mangels militärischem Verkehr nicht gezeigt werden.Schade–aberdenBesuchwaresallemalWert.E. Enneper

(Vorstand Kommunikation) informierten die DelegiertenüberdieaktuellenSachständederTarifverhandlungeneiner-seitsundderentsprechendenGerichtsverfahrensowieüberdiePressearbeitundMitgliederinformationen.Festzuhaltenist, dass die Bundesdelegierten sich einmütig hinter denBundesvorstandstelltenunddieweitereVerhandlungsstra-tegieabsegneten.

✈ Im Gebäude der Eurocontrol Zentrale findet man auch diese Wand mit Flugzeugmodellen, die von Kindern angefertigt sind

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derflugleiter2012/02 DFS

Vorsicht giftig! Von Spaltpilzen und anderen GefahrenWer heute durch die Flure unseres Unternehmens spaziert und auf der Suche nach Antworten ist, sollte sich immer bewusst sein, dass diese nicht unbedingt der Wirklichkeit entsprechen werden.

VielederAntwortSuchendenbefindensichzwischenHoffenund Bangen, ob der neue Eingruppierungstarifvertrag fürodergegensieverwendetwird.BekommensiewirklichneuePerspektiven,welcheChancenundRisikensteckenimText?DieseUnsicherheitendetmanchmalinWutmitderentschei-dendenFrage,wernunderrichtigeAdressatfürdieseist.

DieseunsicherenZeitenermöglichenmanchervermeintlichgewieftenFührungskraft,einenSpaltpilzzwischenGewerk-schaft, Betriebsräten und Belegschaft wachsen zu lassen.SienutztdieGunstderStunde,umdieschlechtestenallerVariantenfürdenMitarbeiter indasneueWerkhineinzuin-terpretieren. Abgruppierungen bis hin zur aus dem Ab-schlussresultierendenMassenentlassungwegenfehlenderQualifikationsmerkmaleoderzuhohenKostensindeinäus-serstwirksamesDrohszenario.DieseArtSpaltpilzwirdge-nährtvonUnwissen,GerüchtenundVorurteilen.Undjeder,dersieunreflektiertweitergibt,breitetseinerseitsdieSpo-renaus.

Die Führungskraft mimt das unschuldige Opferlamm. SiehättejadieMöglichkeit,sichmitallergebotenenSachlich-keitmitdenVeränderungenauseinanderzusetzenundtrag-bareLösungenmitdenMitarbeiternundderenVertreternzudiskutieren.StattdessenbestärktsiedieMitarbeiter,dieserunverschämterfolgreichenGewerkschafteinfürallemaldenRückenzukehren:„MitdiesenBadGuyssollteeinanständi-gerMitarbeiternichtsamHuthaben,vorallemnichtinderVerwaltung“. Es wird so viel phantasiert, dass die illusionentsteht,derganzeWohlstandinderDFSseieinGeschenk

desArbeitgebers.DieTatsache,welchenenormenKraftauf-wand Gewerkschaften und Betriebsräte aufbringen muss-ten,verzerrtsichimNebeleinerhöchstfragwürdigenUnter-nehmenskommunikation.

GewinntunserSpaltpilzweiteranNährboden,machtereseinfacher,inzweioderdreiJahrendasUnternehmenzuzer-legenodermalrichtigabzuspecken.indemerzwischendieMitarbeiterunddieGewerkschaftwächst,verfaulenSolida-ritätundVertrauen.DieohnehinwackligeBrückezwischenden Operativen und den Administrativen schimmelt weitervorsichhin,bissieendgültigzerbricht.Dasmachtangreif-bar,vorallemdiepolitischschwächereSeite.Dochdas istdieser immer noch nicht klar. Sie erwartet wie selbstver-ständlich einen neuen Rationalisierungsschutztarifvertrag,ohnezuverstehen,dassdieserdiesesMalnichtsoeinfachvomHimmelfällt.EinigewenigehabendieZeichenderZeiterkannt und sind Mitglied geworden, selbst mit kleinenZweifeln.DemRestkannwohlnichtmehrgeholfenwerden,esseidenn,ererkenntdieWirklichkeitalsdieseanundaufwelcherSeiteeramEndealsabhängigerTarifbeschäftigtersteht.

Kollegen! investiert endlich mal etwas für Eure Arbeitneh-merrechte,stelltdieAussagenderDFSkritischinFrageunddenkt ein paar Jahre in die Zukunft, wenn der Gürtel nochengergeschnallt seinwird.Noch istesnichtzuspät,aberderSpaltpilzbreitetsichjedenTagweiteraus…nurihrselbstkönntdasverhindern. L. Angener

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derflugleiter2012/02DFS

„HEADInG2012“ – The ship is sinking oderGute Gründe (spätestens jetzt) GDF-Mitglied zu werden...nun pfeifen es schon die Spatzen von den Dächern. Was die meisten Kollegen lange verdrängt haben, wird nun offiziell. Damit unser Schiff nicht sinkt, prüft HEADInG2012, was oder besser wer in naher Zukunft über Bord gehen muss, damit die DFS bei dem zu erwartenden niedrigen (finanziellen) Wasserstand nicht auf Sand läuft.

BereitsindenBetriebsversammlungenverkündetdasHEA-DiNG-Teameine tiefgreifendestrukturelleÜberprüfungdernicht-operativen Prozesse. Früher gab es mal Effizienzpro-grammeodereinFAX400,heutenenntmandas„Aufgaben-kritik“. Und dieses Mal scheint das Vorgehen wesentlichdurchdachterundernsterzuwerden,weilnichtnurdieFüh-rungskräfte allein über das Schicksal ihres Bereiches ent-scheiden.Der jeweilsnachgelagerteProzess,hier„Kunde“genannt, gibt eine Bewertung darüber ab, ob oder in wel-chem Umfang er die Dienstleistung (überhaupt) benötigt.Die Verantwortlichen wirken konsequent und zielstrebig.Aus unternehmerischer Sicht scheint eine infragestellungdergewachsenenOrganisationsinnvollundlängstüberfäl-lig. Für die Arbeitnehmervertretungen schrillen allerdingsdieAlarmglocken,weildieSparvorgabevon10%gegendenBestand–alsoandieMitarbeiterzahlgeht.„KeinePanikaufder Titanic, wir prüfen ja nur Aufgaben, keine Stellen.“,beschwichtigtmandieinzwischenleichtverunsichertenMit-arbeiter.StelltsichnurdieFrage,werhinterdenAufgabensteht?

DieterKadenliesimHerbstletztenJahres„DiegoldenenZei-tensindvorbei“aufPlakatedruckenunddiemeistenKolle-geninderUZhabendasnochmiteiner(gefährlichen)Gelas-senheitzurKenntnisgenommen:„DawirddieGewerkschaftim nächsten Jahr den Rationalisierungsschutz verlängern

undichmussmichjanichtunbeliebtmachen.Mitgliedwer-den, ach nö, kostet und könnte blöd aussehen.“ Der Restwurde übrigens gerne (gratis) mitgenommen, überdurch-schnittlicheVergütungsanpassungen, Ausweitung desTari-fes imETV,dieRettungderAltersvorsorge,Langzeitkontenfüralleundanderenette„Geschenke“.WennMitgliederderkleinenUZ-Gewerkschaftsgemeindedann fragen,woranesnoch liegenwürde,dassKollegen immernochnichteinge-treten sind, suchen diese das Haar in der Suppe. GängigeAusredensindbeispielsweise:„DawarmaleineÄußerungimflugleiter,diemirnichtgefallenhat.“,„Malsehenwasbeider nächsten Gehaltsrunde rauskommt“ oder „NächstesJahrbestimmt“.

Gut, zwingen kann man keinen. Und solidarisch bleibt dieGdFauch.Abermalehrlich,wielangesolldasfunktionieren?WürdedieUnternehmenszentralestreiken,umihreArbeits-plätzezuerhaltenoderliebereinigeHundertMitarbeiteraufdieStraßestellenlassen?

Verdrängunghilfthiernichtmehr.KollegeninderUnterneh-menszentrale:StelltEuchderRealitätundstehtmitdenan-derenGewerkschaftsmitgliedernzusammen.Dannüberste-hen wir diese Krise und haben auch eine gemeinsameZukunftinderFlugsicherung. L. Angener

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derflugleiter2012/02 ATC

Austro Control auf der VerkaufslisteAngesichts der Tatsache, dass im nächsten Jahr in Österreich gewählt wird und, so wird in der Presse vermutet, um von einigen Skandalen (Aktenschwärzungen im Finanzministerium, Telekomaffäre) abzulenken, hat sich die Österreichische Volkspartei (ÖVP) offensichtlich entschlossen, mit einer Privatisierungskampagne in die Offensive zu gehen. Der Mineralöl-konzern OMV, Post und Telekom, Skihütten und Liftbetriebe, die nationalbanktochter „Münze Österreich“ und die Güterabteilung der Österreichischen Bundesbahnen, sämtliche Flughäfen und wen wundert´s, der östereichische Flugsicherungsdienstleister Austro Control stehen auf der Verkaufsliste.

NunkannmansichzuRechtfragen,obeinMi-neralölkonzernoderSkihüttenunbedingtvomStaat betrieben werden sollen. Nicht unbe-dingt,wirddiesalomonischeAntwortaufdie-seFragelauten.AberessollteaußerZweifelstehen, dass Organisationen und Unterneh-men,dieeinefürdieÖffentlichkeitunverzicht-bare Dienstleistung erbringen, eben keinenGewinninteressen unterworfen werden dür-

fen.UndumeinsolchesUnternehmenhandeltessichbeiAus-tro Control. Eine Behörde ist der alpenländische Flugsiche-rungsdienstleister schon lange nicht mehr. Er hat, wie seindeutschesPendantdenStatuseinerGmbH,dersichvollstän-digimBesitzderRepublikÖsterreichbefindet.Dieihreinter-essen über das Finanz- und über das Verkehrsministerium(genaunenntsichletzteres„BundesministeriumfürVerkehr,innovationundTechnologie“)imAufsichtsratwahrnimmt.

Norbert Payr, Betriebsratsvorsitzender bei Austro ControlundbeiderGewerkschaftVidabeiderFachgruppeLuft-Was-sertätig,bekämpftderartigePläne.Erweistdennauchdar-aufhin,dassessichbeiderFlugsicherungumeinehoheitli-che Aufgabe handele, die der Sicherheit des Luftverkehrsdieneunddeshalbnichtder„Gewinnmaximierungeinespri-vateninvestorsgeopfertwerdendürfe“.Payrkönntenatür-lichauchaufeineErklärungderEUbzw.desEuropäischenGerichtshofsverweisen,diezwarFlugsicherungsdienstleis-tungen nicht unbedingt als hoheitliche Aufgabe definiert,aberderenZieleals„a task involving the exercise of public

authority and is not of an economic nature, since that activi-ty constitutes a service in the public interest which is inten-ded to protect both the users of air transport and the popu-lations affected by aircraft flying over them“ (Extract of decision C.364/92 of the European Court of Justice)“ be-schriebenwerden.

Payr erwähnt, dass das britische Flugsicherungsunterneh-menNATSbereits2001zu51%privatisiertwurdeundkurzdanach (nach „nine-eleven“) mit staatlicher Hilfe gerettetwerden musste. Was den britischen Steuerzahler rund 65Mio.Pfundgekostethat.AustroControl,sobetontPayr,er-wirtschaftet hingegen Gewinn und kostet den Staat somitkeinenmüdenCent.„WasderfreieMarktanSchadenanrich-ten kann, hat die Finanzmarktkrise deutlich gezeigt. Ange-sichts der Milliarden für Bankenrettungen sollte die ÖVPendlich Lernfähigkeit, Einsicht und Verantwortung an denTaglegen,anstattzuversuchen,mitPrivatisierungsdebattenvonihreneigenenSkandalenabzulenken“,kritisiertePayr.

DieSPÖ,mitwelcherdieVolksparteizurZeitdieRegierungbildet, ist von den Privatisierungsplänen nicht gerade be-geistert.„FürmichstehenindieserGesetzgebungsperiodekeine weiteren Privatisierungen an“, erklärte der Bundes-kanzlerundSPÖ-VorsitzendeWernerFaymann.FürdieseLe-gislaturperiode,wohlbemerkt.WasindernächstenaufderTagesordnung steht, wird derWähler entscheiden. Und sohabenNorbertPayrundseineMitstreiternochjedeMengeÜberzeugungsarbeitzuleisten.

von WernerFischbach

✈ Austrocontrol – hier eine Aufnahme des Wien ACC – soll nach dem Willen der ÖVP verkauft werden. Photo: Austrocontrol

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# # Joe’s Corner # #

derflugleiter2012/02Joe’s Corner

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Wanted – Gesucht WirdEnde Januar entschied der Aufsichtsrat der DFS, dass dernächste01.01.derAntrittstageinerneuenGeschäftsführungseinsoll. imVorfelddieserEntscheidungwurdespeziellamDFS-Campus in Langen und an den bundesweit verstreutenNiederlassungenvielüberdieGeschäftsführungundnichtnurüber diese diskutiert, viel wurde auch hinter vorgehaltenerHand getuschelt. Von Seiten der Geschäftsführung wurdendieMitarbeiterimlaufendenTarifstreitmitVideobotschaftenund Briefen an ihre arbeitsvertraglichen Pflichten erinnert,aberebensowurdenmöglicheSchrittedagegenaufgezeich-net.EinevertrauensvolleZusammenarbeitsiehtsicherlichan-dersaus:DieRechnungausdiesen„verunglückten“Tarifver-handlungenwurdedannEndeJanuaraufgetischt.

JoeklingennochdiezweifelhaftenDurchhalteParolenvergan-generTageimOhr,alseshieß:„DieDFSmussschlankerwer-den“. Nun sind wir dabei, und gesucht wird eine neue Ge-schäftsführung.AbernichtnurunterhalbderGeschäftsführungwird,davonkannmangetrostausgehen,vielleichtauchnochdieeineoderanderePositionneubesetzt.Nichtnachvollzieh-bareinterneUmstrukturierungenimDFS-BereichhabenUnru-heaufkommenundMitarbeiterumihreArbeitsplätzebangenlassen.EineUnzahlvonAbmahnungensollendieRundema-chen, gefolgt von Aufhebungsverträgen – diese „Aktionen“lassendieCampus-AngestellteninEhrfurchterstarren.Auchhier muß festgestellt werden, vertrauensvolle Zusammenar-beitsiehtandersaus.

Viel spekuliert wird zur Zeit über die Nachfolge von Kaden,Bergmann und Riedle. Sogar namhafte Magazine beteiligensichandenSpekulationenunderklärenderLeserschaftrechteindeutigundneidvoll,wievieleinneuerGeschäftsführerver-dienen dürfte. Ganz oben bei den gehandelten Namen trifftmanimmerwiederaufdenjetzigenAufsichtsratsvorsitzendenderDFS.

JoemöchtesichsicherlichnichtandenSpekulationenbeteili-gen, der Aufsichtsratsvorsitzende selbst ist gefordert, hiereine Namensliste vorzulegen und diese früher oder späterauchabsegnenzulassen.

Aber nicht nur in der höchsten Führungsetage werden bzw.wurdenFührungskräfteausgewechselt.Nichteinfachentwi-ckeltesichAuswahlderdreiTWR-NiederlassungenHamburg,Köln und Nürnberg. imVorfeld wurden viele Namen gehan-delt,diewildenSpekulationenwuchsenfastwievonselbstindenHimmel.SchließlichwurdedieAuswahldieserdreiPerso-nenzurChefsacheerklärtundbrachtenachderErgebnisver-öffentlichungvielUnverständnis–zumindestfürzweiNieder-lassungenauf.DasszwischenzeitlichvondiesendreineuenNiederlassungsleiternbereitswiedereinerabgesagthat,zeigterneutauf–dieDFShateinFührungsproblem.DasPostenge-schiebeunddasdamitverbundenespekulierengehtweiter,eineklareLiniehinzueinemkommunikativenWir-Gefühlwirdsicherlichnichterfolgen.AuchgehtesnichtimmernachQua-lifikation, sondern persönliche Beziehungen dürfen ebensounterstellt werden wie die Stärke der Ellenbogen, um sichdurchdasDickichtderFlugsicherungdurchzuboxen.

GesuchtwerdenFührungskräfte,dieendlichmalRuheindieFirmabringen!DieDFSwirdinKürzedas20-jährigeBestehenfeiernundrückblickenddarfmanfestellen,dassdiesesUnter-nehmenausdenvergangenenJahrenundverschiedenenAb-stimmungsphasennichtunbedingtvielgelernthat.Kommuni-kationfindetnuraufgleicherEbenestatt,unddieMitarbeiterwerden sehr oft vor vollendete Tatsachen gestellt. Gesuchtwerdendaher:Führungskräftemitkommunikativerundfach-licherKompetenz.

JoewirddieEntwicklungindennächstenWochenundMona-tensehrkritischweiterbegleiten.

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derflugleiter2012/02 Alltag

Traum und Wirklichkeit

Der leitdende Angestellte in der DFSEigentlich ist das schon was besonderes, wenn man(n) oder in ganz seltenen Fällen sogar Frau es geschafft haben, sich von der Masse der gewöhnlichen Tarifangestellten und anderen AT-Mitarbeitern emporzuheben. Gleich einem glänzenden Automobil der Oberklasse nennt man bei uns diesen Kreis „Executives“, sozusagen sind diese das Premiummodell mit der besten Ausstattung und dem stärksten Motor. Was dabei nicht immer klar ist, dass dieser erheblich gedrosselt sein kann!

UmdieAnzahlder„Leitenden“wirdseitensderDFSgernegerungen,zumBeispiel,wennBetriebsrats-oderAufsichts-ratswahlenstattfindenoderderBetriebsratnichtanderEin-stellunggemäߧ99BetrVGbeteiligtwerdensoll.Dannfin-det plötzlich (zumindest auf dem Papier) eine AufwertungdesVerantwortungsrahmensstatt,diedenzuständigenAr-beitsrichterüberzeugensoll,denStatusdes„Leitenden“zuvergeben. Doch haben alle unsere leitenden Angestelltentatsächlich Handlungsvollmacht oder Prokura, vor allem,wenn sie wie die COS Führungsebene 3 (!) sind und somitdreiHierarchieebenenübersichhaben?

DurchdenderzeitigenKostendruckwirdsehrwohldeutlich,wie weit die tatsächlichen Befugnisse unserer „leitendenAngestellten“gehen.DerzeitversuchtdasProjektHEADiNG2012überallKosteneinzusparen.AnmanchenStellenmachtdasdurchausSinn.WirdjedochdurchdieVorenthaltungei-nerüberfälligeninvestitioneineüberdiesehinausgehendeEffizienzsteigerungverhindert,sokannmandiesschwerlichwirtschaftlichnennen.NormalerweisekönnteeinechterLei-tender innerhalb gewisser Obergrenzen eigenständig ein-stellenundentlassen.Stellterbeispielsweisefest,dasseinezusätzliche oder veränderte Ressource ihm von großemMehrwertseinkönnte,indemderenkünftigerinhaberent-sprechendeWertschöpfunginseinemProzessleistet,könn-teerdiejeweiligeStellenachLeseartseinesStatusselbst-ständig einrichten und besetzen. Dies hat die Geschäfts-führung untersagt und behält sich die Entscheidung imnicht-operativenBereichüberjedeStelle(seiesnunVergü-tungsgruppe 3 oder 10G) vor. Da hat der Leitende gelittenundwirdplötzlichaufseineGrenzenverwiesen,obwohldasBundesarbeitsgericht in einer neuen Entscheidung (AZR167/10)sehrhoheAnforderungenandieselbstständigeEin-stellungs-oderEntlassungsbefugnisgestellthat.DasdiesinderRealitätnichtsoist,hatbeispielsweisedergescheiterteVersuch eines Niederlassungsleiters gezeigt, seinen Assis-tenten tarifgemäßvonGruppe fünf inGruppesechseinzu-stufenodereineehemaligeAuszubildendezuentfristen.Diejeweilige initiative wurde durch ein Verbot der „Zentrale“beendet, die schon seit längerem versucht, die Niederlas-

sungenumihrehöherwertigenTätigkeitenzubringen.„AusdenAugenausdemSinn“,könntemansagen.Wiefunktio-niert dieser Mechanismus: Tarifvertrag ist „Pustekuchen“,BRhatkein initiativrecht,MitarbeiterhatAngstumseinenJob–klagtnichtundderarme„Leitende“hatandieserStellenichtszuentscheiden.

in der Rechtssprechung ist ein weiteres Kriterium für denStatus„leitend“dasregelmäßigeJahresarbeitsentgelt.Die-ses müsste demnach deutlich über dem Jahresbrutto desgeführten Mitarbeiters mit der höchstenVergütung liegen.DasistheuteebenfallsnichtimmerderFall.

DieUnzufriedenheit,diesichauchindiesemKreisbemerk-barmacht,leitetsichebenfallsindemKonfliktzwischenZen-traleundNiederlassungab.DurchimmerstärkereZentrali-sierungvielerProzesseistderLeitendefaktischgezwungen,dieLeistungderZentraleanzunehmen,obsieihmnunpasstodernicht.ErkönntedieEntscheidunggemeinsammitsei-nenMitarbeiternineinigenFällenwesentlichschnellerundpragmatischumsetzen.StattdessenverstrickensichReakti-onsgeschwindigkeit und Effektivität in den Kontrollnetzenund„Workflows“derZentrale.

So bleibt der wirkliche Begriff „leitend“ einigen wenigenExecutivesvorbehalten.LautBundesarbeitsgerichtführtdieBefugnisMitarbeiterselbstständigeinzustellenundzuent-lassenerstdannzurEinordnungalsleitendenAngestellten,wenndieEinstellungs-undEntlassungsbefugnisgeradefüreinen,fürdasUnternehmenqualitativbedeutsamenPerso-nenkreisbesteht.ErmusssichentwederaufArbeitnehmererstrecken, die hoch qualifizierte Tätigkeiten mit entspre-chendenEntscheidungsspielräumenausübenodereinenfürdas Unternehmen herausgehobenen Geschäftsführerbe-reichbetreuen.Erforderlichistauch,dassbeiderAusübungderEinstellungenundEntlassungenderleitendeAngestelltenichtvonderZustimmungeineranderenPerson im innen-verhältnisabhängigist.SohatdasGerichtineinemFallaus-drücklicherwähnt,dassPersonalkompetenzfür6,4StellenineinerRevisionsabteilung,gemessenaneinerGesamtzahlvon 440 Beschäftigten, nicht ausreicht um den Status alsleitenden Angestellten zu begründen (BAG, Urteil vom 25.03.2009 – 7 ABR 2/08).

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derflugleiter2012/02Alltag

Spätestens,wennesbeieinemderBetroffenenumseineei-genekündigungsschutzrechtlicheSituationgeht,wirdergutund gerne auf seinen Titel als „Leitender“ verzichten. DerAntrag des Arbeitgebers auf Auflösung des Arbeitsverhält-nisses bei echten leitendenden Angestellten bedarf nichteinmaleinerBegründung.

WendetderArbeitgeberalsodierealeRechtssprechungimSinne„leitendeAngestellte“künftigobjektivan,würdesichderen Anzahl erheblich verringern und der Entscheidungs-spielraumjedochenormzunehmen.BestehenineinemUn-ternehmenVertrauen und damit echte Delegation vonVer-antwortung, können Entscheidungsprozesse näher an derRealitätundwesentlichzügigererfolgen.DieseNeuorientie-rungwürdealterundneuerGeschäftsführungzuGutekom-men, da sie dadurch eine deutliche Entlastung verspürenwürde und mehr Zeit für die nationale und internationalePositionierungderDFSbekommenwürde. L. Angener

„Wir brauchen mehr Rechtfertigungen, wenn wir eine Ent-scheidung treffen und handeln, als wenn wir untätig bleiben, nichts entscheiden und alles beim alten lassen (vor allem, wenn ein Zustand schon lange andauert).“(Massimo Piatel-li-Palmarini, „Die Illusion zu wissen“)

Überraschende LandungAmAbenddesOrkansKyrillbinichmitAirBerlinnachKöln/Bonn geflogen. Bei der Landung setzte die Ma-schinehartaufdieLandebahnauf.AlswirinParkpositi-onwaren,geschahzunächstgarnichts.BisdieStewar-dess sich meldete: „Liebe Passagiere, der Tower hatoffenbarnichtgeglaubt,dasswireswirklichwagenzulanden.BittehabenSienocheinpaarMinutenGeduldbis zum Ausstieg, man organisiert jetzt Gangway undBusse.“

Anschnallen bis zum SchlussFlugvonLeipzignachKöln/Bonn,relativkleineMaschi-ne und ausschließlich sehr ernste und konzentrierteGeschäftsreisende. Nach der Landung kam folgendeAnsage des Co-Piloten: „Da unsere Piloten deutlichbesserfliegenalsfahren,bittenwirSie,solangeange-schnallt zu bleiben, bis die Maschine die endgültigeParkpositionerreichthat.“DamusstenselbstderHu-morlosestevonuns„Business-Kaspern“lautlachen.

Geduld gefragtNachderLandunginMünchen,dieMaschineausHamburgstehtnochaufdemVorfeld.DameldetsichderPilotundsagt:„MeineDamenundHerren,ichmussmichfürdieVerzögerungent-schuldigen,aberesregnetseit25JahrenzumerstenMalinMünchenunddasstelltdasBodenpersonalvorschierunlösbareProbleme.“

nachtrag/Wir bedauern...inderletztenAusgabe01/2012,wurdeimArtikelAirplanesaufSeite54/55,leiderversäumt,denFotografendesArti-kelfotoszunennen.Diesmöchtenwirhiermitnachholen.Das Bild der FlyBe Dash-8 wurde vom Fotografen PeterMennererstelltundfürdenArtikelzurVerfügunggestellt.

OFF THE TAPE

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derflugleiter2012/02 Technik

Eine Lotsin auf der Suche nach dem hessischen „hinter“PrologAlsichinsOJTnachLangenkam,lernteichschnell,dassesfür Probleme technischer Art zwei Telefontasten gab. DieTaste„SVS“fürFunk/TelefonunddieTaste„Radar“fürRa-darundATCiSSundallesandere.Dieswarrechtübersicht-lichundauchvonLotsesimplexzuverstehen.ichübtemichin der Bedienung und in dem Satz „ich habe NiCHTS ge-macht!....“.

Die StoryEinesTagesjedochrauschtedieFrequenzund-ohSchreck-es gab keine SVS-Taste mehr! An der Stelle war ein leeresFeld.NachanfänglicherRatlosigkeitentschied ichmich fürdie„Radar“-Taste,aufderjetzt„SSÜ“stand.

„SSÜ,Schmitzhier“-„Hi! Meyervom Düsseldorfer Arrival, sag mal bist Du der

SVS-Mann?MeineTasteistweg!“Hier schwingt ein gewisses Maß an Empörung mit...„Ja,istschonrichtig,ichmachdasjetztalles“-„ok,die128,55rauschtnämlich–sagendiePiloten“„Ja,Sekunde,damussichjetzteinTicketaufmachen“Die Reaktion der SSÜ entsprach nicht der Erwartungshal-tung...-„Ähh,kannstDunichtindieFrequenzreinhören?“„Nee,ichmachdochRadar“-„Achso,dannmachstDujadochnichtalles!Danngibmir

malbittedenFunk-Menschen“„Nee, ich nehm das auf. ich bin jetzt das one-face-to-the-customer“Lotse versucht sich vorzustellen, wie ein one-face aussieht. -„?????“„Also,handeltessichumeineLeitungsstörung?“-„Frequenz!“Es hatte bis jetzt immer ausgereicht, dem SSÜ-Mann eine grobe Richtung des Problems vorzugeben…„AlsokeineLeitungsstörung?“-„Frequenzhalt!“...dass jetzt mehr Erklärung von Nöten war, war für den „customer“ nicht so recht nachzuvollziehen…„ichmusshierdieListeabarbeiten.“-„Frequenz!!!“da der „customer“ nun der Meinung war, er müsse das Wort nur oft und laut genug wiederholen...„ok,welchedenn?“-„128,55“„undwelcheStörung?“

-„diePilotensagen,esklingtwieeinElektrorasierer“„wiegenau?“-„so.....rrrrrrr“Sehr zur Erheiterung des gebeutelten Dipl.Ing. imitiert der Lotse nun einen Rasierer„ok,ichgebdasgleichmalandenzBFSweiter“-„???ok,danke!“

Wenige Minuten später-„Düsseldorf!“„Hi,derzBFShier,ihrhatteteineFrequenzstörung?“-„Jaaufder128,55,machstDuFunk?“„Ja,genau“-„Ok,alsodiePilotensagen,dasklingtwieein

Elektrorasierer“„wie,eherBrummenoderSurren?“-„dashabichdemKollegenschongesagt,sollichdasjetzt

nochmalmachen?“Man hört das breite Grinsen des zBFS durchs Telefon. „ja,wärschongut“-„sorrrrrrr“Lotse imitiert Rasierer„mmmm,jadamüssteichmalindieFrequenzhören“-„ja,nu!dannbitte!“„aberichsitzhinter!“(im Rheinland existiert der Ausdruck so nicht)-„?????“„unddakannichnichtindieFrequenzhören“-„DubistdochderfürFunk!“„ja,aberichbindochhinter!undindieFrequenzhörenkannichnurvor!“(auch das Wort „vor“ als eigenständigen Aufenthaltsort gibt es nicht)-„danngehdochVOR!“„ja,eigentlichbinichjaauchvor,aberderKollege,derhintersitzt,hatPauseunddamussichdannhintersitzenunddarfhiernichtweg“-„undjetzt?“„jetztmussichwarten,bisderKollegeausderPausezurückkommt,damitichvorgehenkann“Lotse äußert Unmut durch ein freundliches: „sonst gehtsabernochdaunten?“-„ichsitzjanichtunten,sondernhinter!dasistjetzt

sogewollt“

NachdiesemGesprächmacheichmichauf,dasgeheimnis-volleHiNTERzufinden.Aberdaserzählichdannimnächs-tenTeil... Anne-Kathleen Meyer

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derflugleiter2012/02Technik

Quo vadis Technik?Vorab ein herzlicher Dank an die Kolleginfür ihren Artikel aus dem Alltag der neuenKoordinationsverfahren zwischen BetriebundTechnik.DerArtikel„QuovadisTechnik–derEinzugderStillenPostindieKoordina-tionsverfahren der Flugsicherung“ von DirkWendlandinderAusgabe02/2011vom„derflugleiter“,hattesicheingehendmitdenVer-fahrenauseinandergesetzt.Mittlerweilesinddie Zentralisierungsvorhaben der DFS weit

vorangeschritten.MitderinbetriebnahmedesneuenTWRinBerlinwirddasVorhabenseinenAbschlussfinden.DasTow-erKompetenzCenter(TKC)wirddanntechnischerAnsprech-partnerfüralleTWRderDFSsein.DiezentralenBetriebsfüh-rungen für Sprache, Navigation und Ortung (zBFS, zBFN,zBFO) sind etabliert. Die Netzwerk Kontrollzentrale (NKZ),dieFlugfernmeldezentrale(FFZ),derÜberwachungsarbeits-platzfürdasSystemDiAS,dieMissionControlEGNOSunddie zentrale Betriebsführung Gebäudetechnik (zBFG) kom-plettieren das Portfolio im Service Management Center(SMC)inLangen.

imBereichOrtungseiangemerkt,dassdieLuftlagenochausderSSÜCenterLangenherausüberwachtwird,diezBFOfürdie Bodenlage derzeit im SMC aufgebaut wird. Auch wennderArtikelderFluglotsinausLangendemeinenoderande-renLesereinSchmunzelnindieMundwinkeltreibt,möchteichihrAugenmerkaufdieFolgenderneuenKoordinations-verfahrenrichten.ObalsArbeitnehmervertreterimGesamt-betriebsratoder inderberufspolitischenVertretung indenFachbereichenderGdF,immerwiederhabenwirvordenFol-genderZentralisierunggewarnt–insbesonderefürdasFlug-sicherungssystemSprechfunk.

Dazukommt,dassdiezentraleBetriebsführungSprachenichtdurchgehendH24besetztist.FürdieDurchführungvonPau-senwirdderArbeitsplatzvoneinemKollegeneineranderenzentralenBetriebsführung„übernommen“.Diesersitztdannnicht„vor“demArbeitsplatz,sondern„hinter“demÜberwa-chungsarbeitsplatz–soweiteinVersuchderErläuterungzumWordingimArtikel–EineLotsinaufderSuchenachdemhes-sischen „hinter“. Der Fachbereich FSBD war frühzeitig überdieEntwicklungeninformiert.MitdenneuenKoordinations-verfahren, findet ,begründet in den langenWegen der Mel-dungsweiterleitung,dieBewertungderMeldungdurcheinenExpertenmeistsehrspätstatt.AlsderExpertedirekterreich-barwar,konntedieserinnerhalbwenigerSekundenfeststel-len,obdasProblemschwerwiegendist,oderinnerhalbkurzerZeitderFluglotseeineeinwandfreieFunksprechfrequenzzurVerfügunghat.GenaudieswarderwichtigekurzeZeitraum,indemEntscheidungengetroffenwerdenmüssen.

Lässtmanweiterhindieprognostizierten40FlugzeugeproStundeineinenSektoreinfliegen,odermüssenausGründender Sicherheit Maßnahmen ergriffen werden? Wenige ma-

chen sich Gedanken, wenn wegen Ausfall des Betriebska-nalsaufdemReservekanalgearbeitetwird.StatusQuosoll-te aus meiner Sicht immer ein Arbeiten mit ReservekanalundderzusätzlichenNot-Sende-Empfangseinrichtungsein.Sobald eine Reserve nicht mehr vorhanden ist, tanzt mansprichwörtlich auf der Rasierklinge. Wird ein LuftfahrzeugaufdienächsteReisegeschickt,wennz.B.einevondreiNa-vigationseinrichtungenausgefallenist?ichbinkeinExpertefürLuftfahrzeuge,kannmirabervorstellen,dassdieVorga-bendortsehrrestriktivsind.Unddiesnichtnur,weileinLuft-fahrzeug imFlugbetriebnichtmaleben„rechts ranfahren“kann. Die DFS hat teilweise die von uns vorab benanntenMängelebenfallserkannt.Diesauchaufgrunddererhebli-chenBeschwerdenderFluglotsinnenundFluglotsen.

SodarfeinEngineeronDuty(EoD–direktertechnischerAn-sprechpartner im Kontrollraum) in Bremen und MünchenjetztdenExperten,genanntBiS(Betriebssicherstellungundinstandhaltung Sprache), auch direkt anrufen und mussnicht über die zBFS und Ticketerstellung weiter wertvolleZeitverstreichen lassen.Alsnächste initiativesollderEoDweiterqualifiziert werden, um zukünftig eine qualifizierteÜberwachung für das Sprachvermittlungssystem auszu-üben.DieswirddieNettoqualifizierungsdauerderBerechti-gungfürdenEoDweiterausdehnen.DerFachbereichFSTDarbeitetimRahmeneinerArbeitsgruppeintensivanderzu-künftigenAusgestaltungdesEoD.DerFachbereichFSBDhatdieaktuelleSituationaufderBundesfachbereichskonferenzAnfang März in Maastricht intensiv diskutiert und nachfol-gendenBeschlussgefasst:

„Die Zentralisierung der FS-technischen Dienste der DFSzeigtihreseitlangerZeitbefürchtetennegativenAuswirkun-gen.DerFSBD-Vorstandwirdbeauftragt,inZusammenarbeitmitdemFSTDbeiderDFSeineOptimierungderMeldewege,ReaktionszeitenundderArbeitsabläufebeitechnischenStö-rungenzuerreichen“.

DieGdFwirdsichintensivbeiderDFSdafüreinsetzen,dietechnischenDiensteanforderungsgerechtauszurichten.

von ThorstenWehe

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derflugleiter2012/02 Apron

Apron Control am modernsten Flughafen Europas Am3.6.2012gehterandenStart.NachAussagendesFlug-hafenbetreibers ist er der modernste Flughafen Europas.ErsttrugerdenArbeitstitelBBi,nunkenntihnderBerlinerunterBER–FlughafenBerlinBrandenburgWillyBrandt.DerneueAirportderHauptstadtregionvereint3Flughäfen:denschon geschlossenen Flughafen Berlin Tempelhof, den AirBerlinHubBerlinTegelunddenimLowcost-Segmentbelieb-tenPlatzBerlinSchönefeld. inderNachtvon2.auf3. Juni2012werdensoerstmals2imBetriebbefindlicheFlughäfenundeinschonvoreinigerZeitgeschlossenerFlughafenaneinem neuen Platz vereint. Eine Umzugsaktion, die wohlauch den berüchtigten Umzug München Riem ins ErdingerMoos toppen wird, da von Beginn an schon mit knapp 30Millionen Passagieren und 250.000 Flugbewegungen ge-rechnetwird.DieLeistungenderVorfeldkontrollehatderBetreiberschonvor einiger Zeit ausgeschrieben, den Zuschlag die DFS be-kommen. Deren Gate-to-Gate Konzept wird damit weiterausgebaut.SowurdenMitte2011ersteMitarbeiterderspä-terenVorfeldkontrolleeingestellt.Fast imMonatsrhythmusfolgtenbisheuteweitereMitarbeiterunddasTeamvonBer-

linApronistnunmehrauf14Kollegen/-innenangewachsen.Die Rekrutierung gestaltete sich für die DFS nicht ganz soeinfach. So sind im Berliner Team einige Vorfeldlotsinnenund -lotsen von anderen deutschen Apron-Stellen vereint(Frankfurt,München,Ex-Stuttgart,Hamburg),aberauchRe-gionallotsinnen und -lotsen (Bern, Weeze, Finkenwerder)sinddabei.

BisWeihnachten2011wardasbisdato8köpfigeTeammittheoretischen Arbeiten beschäftigt. Es galt viele Verfahrenzuentwickeln,bestehendeRollverfahrenzuverbessern,zutestenundweiterzuentwickeln.BesondersvielErfolghattemanmitderWeiterentwicklungdesDFS-internenFlugdaten-verarbeitungssystem „TFDPS“. Hier mussten einige DingedesaufdieBedürfnissederFluglotsenausgerichtetenSys-tems an die Anforderungen der Vorfeldlotsen angepasstwerden. in Zusammenarbeit mit den Systemtechnikern inLangen,warenesdieneuenMitarbeiter,diehierihreErfah-rungenalsinputgaben,umamEndeeinfürdieBelangevonApronControlnutzbaresSystemzubekommen–mitErfolg!

NatürlichmussgrundsätzlicheinneuerFlughafenerstken-nengelerntwerden.DazureistendieMitarbeiterderDFSöf-ter zwischen Berlin und dem Simulator in Langen hin undher.inBerlingabesGedankenaustauschmitPiloten,Techni-kernundFlugsicherungssachbearbeitern,manversuchtedieschonbestehendeNomenklaturderTaxiwayszuverbessernund entdeckte auch fehlende Taxiway-Centerline-Lights imBeton des Apron-Bereichs. Auch das persönliche TrainingderApronControllerimSimulatorinLangenrücktemehrundmehrindenVordergrund.HierzuwurdendieFluglotsenzu-sammenmitdenVorfeldlotsengeschult.im360GradTower-simulator„3D1“wurdeneinigeÜbungengefahren,Orientie-runggewonnenunddieZusammenarbeitimTeamgefestigt.

Später dann im 180 Grad „3D2“ wurde die Verkehrsbelas-tungsystematischerhöhtundteilweiseauchbisandieBe-lastungsgrenze gegangen, was deutlich mehr Verkehr dar-stellte,alszuBeginndesFlughafenbetriebeszuerwartenist(~70 Bewegungen/Stunde). Die Zusammenarbeit mit denneuenBerlinerKollegensowiemitdenprofessionellenDFSSimulationspiloteninLangenerwiessichalsoptimal.AuchabendshattemanausreichendGelegenheit,sichingemütli-cherRundenäherkennenzulernen,was fürdiespätereAr-beitauchsehrwichtigist.

DochauchbetrieblicheProblemfällewurdeninderSimulati-on erkannt. So erwies sich der fehlendeTunnel unter demMain-Apronalssehrproblematisch.SämtlicherFahrzeugver-

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derflugleiter2012/02Apron

kehrmussdasbreiteHauptvorfeld(3Taxilanes,3Luftfahr-zeugederiCAOKategorieC,oder2LuftfahrzeugederiCAOKategorieFkönnenunabhängigvoneinandernebeneinanderrollen) nun über eine der 3 Betriebsstraßen kreuzen, wasspätestensbeiCATii/iiBetriebzueinererheblichenMehr-belastungfürdieApronlotsenführenwird.Aberauchbeiop-timalenWetterbedingungenwirdversucht,dasMain-Apronzu entlasten. So müssen unter Umständen Luftfahrzeugeetwas längere Rollstrecken in Kauf nehmen und erreichennicht unbedingt auf kürzestem Weg den Pistenkopf. EinegroßeHerausforderung,wasauchsehrvielVerständnisderPilotenvoraussetzt.

Aber auch für das DFS-Personal erweist sich der fehlendeTunnel als großer Nachteil, da die Anfahrt zum neuen Ar-beitsplatz nicht selbstständig erfolgen darf, sondern übereinen Shuttletransfer verlaufen wird. Eigene PKW sind aufdemFlughafengeländenichtgestattet.imsozialenBereichmussteinderDFSeineneueBerufsgrup-peeingefügtwerden,wasnacheinerPhasederUnsicherheitletztendlich auch gelungen ist. Bei denThemen Boardzeit,Schichtrhythmus, Nachtschichten und Teamgröße gibt esbereits Tendenzen, jedoch noch keine verbindlichen Be-schlüsse,dadiedafürnotwendigenDokumenteinihrerend-gültigenFassungnochnichtvorliegen.

DemnachwirdesfürdieApronControllerwahrscheinlichei-nen 5:3 Schichtrhythmus im durchweg besetzten 24-Stun-denbetrieb geben. Ganz abgeschlossen sind hingegen diebaulichen und technischen Vorbereitungen am neuen, 72MeterhohenunddamitzweithöchstenFlughafen-Tower,wobereits alle DFS Anlagen betriebsbereit sind. Mit einemFlugdatenverarbeitungssystem (TFDPS in der Apron-Versi-on),einemBodenradar(MultilaterationwirdleidererstnachEröffnung durch den Flughafenbetreiber zurVerfügung ge-stellt), einem stabilen und einfach zu bedienenden Kame-rasystem und einer umfangreichen BefeuerungssteuerungsinddieHauptsystemeimneuenDFSTowerinBerlinbereitsausreichend getestet und für gut befunden worden. Einzigeinige Systeme die vom Flughafen implementiert werden,hinkendemZeitplanetwashinterher.

DerArbeitsplatzvonApronwirdsichzwischendennachSü-denundNordenausgerichtetenArbeitsplätzenderFluglot-senbefinden,mitBlickaufdasHauptvorfeldinöstlicheRich-tung. So werden am zukünftigen Hauptstadt-Tower in derRegel4Fluglotsen,2Apronlotsen,1Platzkoordinator,zeit-weise1AssistentundeinaufsichtführenderLotseoderSu-pervisor gleichzeitig arbeiten. Bei Apron in der Aufteilung„Controller“und„Assistent“.

MitsteigenderVerkehrslastistbeimehrals300.000Bewe-gungenpro Jahrangedacht,diebeidenunterhalbderTow-erkanzelplatzierten„Glascontainer“fürAproneinzurichtenundauszubauen.

DasistjedochallesnochZukunftsmusik,ersteinmalwerdenam 3.6.2012 eine frisch auf den Namen „Berlin“ getaufteA380 Maschine der Lufthansa parallel mit einer Air BerlinMaschinedenneuenHauptstadtairporteröffnen.Berlin istdannauchflughafentechnischendlichwiedervereinigt. BER Apron, Alexander Novakovic, 28.2.2012

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derflugleiter2012/02 Dispatch

Herzlich Willkommen in der GdF e. V.nicht unerheblicher Mitgliederzuwachs aus dem Bereich der Deutschen Lufthansa AG

Liebe Kolleginnen und Kollegen,schon in der Mitgliederinformation vom20.03.2012habeichEuchüberMitgliederzu-wachsausdemBereichderDLHberichtet.indenvergangenenWochenwurdeichsehroftgefragt: „Wie kommt es dazu?“, „Was ma-chendie?“,„PassendieseausgeübtenTätig-keitendennzurGdF?“

Das meiste dazu beantworten die neuen Kollegen auf dennächsten Seiten selbst, ich für meinenTeil kann auf jedenFall Stellung zur letzten Frage nehmen. Hierfür möchte ichzweiMalausunsererSatzungindermomentangültigenVer-sion,Stand24.09.2011,zitieren:

1) §2 Aufgaben und ZieleAbsatz(2)DieGdFistunabhängigvonArbeitgebern,staatli-chenOrganen,ParteienundReligionsgemeinschaften.

2) §4 OrganisationsbereichAbsatz (1) Der Organisationsbereich der GdF umfasst alleUnternehmen, Betriebe und Einrichtungen, in welchen dieÜberwachung und Lenkung von Luftfahrzeugen in der LuftoderaufdemBodenzursicheren,geordnetenundflüssigenAbwicklungdesVerkehrserfolgt.DarüberhinausumfassteralleUnternehmen,BetriebeundEinrichtungen,welchemit

diesenAufgabeninunmittelbaremZusammenhangstehen-de planerische, informatorische, technische und qualifizie-rendeUnterstützungsleistungenerbringen.

Hierunter fallen insbesondere......b)dieBereitstellungundderAustauschvoninformationen

zur Planung, Vorbereitung und Durchführung von Flü-gendurchPublikationenundBeratungenvordemFlugundderFluginformationsdienstwährenddesFluges...

...d)dieFlugberatung....

ichundmeineKollegenimBundesvorstandfreuenunssehrüberdiesenMitgliederzuwachs.Wirbegrüßenallesehrherz-lichundfreuenunsaufdieZusammenarbeit,aberauchaufeine engagierte Mitarbeit der „Neuen“, woran ich jedoch,nachdem ichdeneinenoderanderenKollegenkennen ler-nendurfte,keinerleiZweifelhabe.

ichpersönlichfreuemich,dassdieKollegeninnerhalbkür-zesterZeiteineReiheäußerstinteressanterBerichtefürdenFlugleiterverfassthabenundwünschenunvielSpaßbeimlesenderfolgendenSeiten.

Matthias MaasBundesvorstandPresseundKommunikationSprecherderGdF

von MatthiasMaas

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derflugleiter2012/02Dispatch

Global network Control Lufthansa Passage AirlineDasGlobalNetworkControlCenter(kurzGNCC)derLufthan-sa Passage Airline ist, bildlich gesprochen, „das operative Herz des Flugbetriebes“.

Hierlaufenalleaktuelleninformationenzusammen,werdenausgewertet, gewichtet und bieten somit Grundlage fürsämtlicheflugbetrieblichenEntscheidungen.

Bei„OZ“inFrankfurtüberwachen40KolleginnenundKolle-genimDreischichtbetrieb24StundenamTagund365Tageim Jahr die etwa 250 Flugzeuge der Lufthansa Classic undbildendiezentraleKoordinierungsinstanzamaktuellenTagderOperation.JenachFlugplanperiodefallenzwischen1200und1600FlugbewegungenindieZuständigkeitder‚Opera-tionsControlOfficer‘.

Kernaufgabe des GNCC ist es, die außerplanmäßigen Ein-flüsseaufdenFlugbetriebfürdieFirmaunddenKundensogeringwiemöglichzuhalten,egalwoaufderWeltesProble-memitoderanBordeinerLufthansaMaschinegibt.DabeigiltesstetsnachdenPrämissen„Wirtschaftlichkeit, Pünkt-lichkeit und Sicherheit“zuhandeln.

insbesondere der ‚flight safety‘ gilt das Hauptaugenmerkbei allen Entscheidungen der Verkehrszentrale. Um dieseskomplexeAufgabengebietzubeherrschen,besitztjederVer-kehrsleiter eine Flugdienstberaterlizenz, für deren ErwerberzunächsteinAuswahlverfahrenbeiderDLRdurchlaufenhat.ineinem14-monatigenLehrganganderFliegerschuleinBremenhatsichder„PilotamBoden“dietheoretischenin-halte derVerkehrsflugzeugführerlizenz angeeignet und vordemLuftfahrtbundesamt(LBA)eineentsprechendePrüfungabgelegt.DurchdieLBA-LizenzistderVerkehrsleiterbefugt,alleÄnderungendesaktuellenFlugplansim72StundenZeit-raummittelssog.‚FlightDispo‘umzusetzenunddamitallebeteiligtenProzesspartnerüberdieÄnderungenimFlugplanzuinformieren.

Durch diese Dispositionsbefugnis obliegt demVerkehrslei-terdasalleinigeMandat,Flüge„umzurouten“,einzusetzenoderzuannullieren.

Drei große Säulen gilt es zu nennen, die den FlugbetriebempfindlichstörenkönnenundderenAuswirkungendieKol-legenimGlobalNetworkControlCenterimmerwiederzumi-nimierenversuchen:• Technische Ausfälle von Flugzeugen

und medizinische notfälle•Wetterphänomene(Vulkan,Gewitter,Schneefall,Nebel,

Tornados,Starkwinde,Erdbeben,Überschwemmungenetc.)sowie

•Politische Geschehnisse bzw. Krisen(Streiks,Unruhen,Anschläge,verkehrsrechtlicheProblematikenetc.)

ProSchichtsindsechsVerkehrsleiterplusSeniorVerkehrs-leiter im Einsatz, wobei jeweils zwei Kollegen für eine derdrei Teilflotten (Boeing 737/735 – Airbus 319/320/321 –Langstrecke 747/340/380) verantwortlich zeichnen. Wich-tigsteProzesspartnersindder technischeFlugzeugeinsatz,derBesatzungseinsatz,dieKollegenvonDispatch,diewelt-weitenStationenundnichtzuletztdieCockpitbesatzungen.NebenderÜberwachungdesaktuellenFlugbetriebesnimmtdieVerkehrszentraledarüberhinausdiverseSonder-undZu-satzaufgaben,vorallemimadministrativenBereich,wahr.

AlszentraleStellefürflugbetrieblicheEntscheidungenzähltzudenKernaufgabendaszentraleundinitialeKrisenmana-gement,dieKoordinationundKommunikationmitdenFlug-sicherungsstellen,denFlughäfen,Verbundairlines,derFlug-betriebs-undderFlottenleitung,denweltweitenStationen,derPressestelle,BehördenwiedemLBA insbesonderederBfU,demKrisenstabdesAuswärtigenAmtesoderdemme-dizinischenDienstderLHbeiNotfälleninderLuftundnot-wendigenZwischenlandungenundnichtzuletztmitdemLHManagement. Oliver Wendt

✈ Das „Lido Briefing Center“ liefert den Cockpit-Besat-zungen die aeronauti-schen und meterologi-schen Daten zur Durch- führung des Fluges. Photo: Ingrid Friedl/ Lufthansa D21-232-C 16

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derflugleiter2012/02 Dispatch

Lufthansa Cargo Flight Operations Control & DispatchSowiebeiderLufthansahabenwirbeiderLCAGnatürlichdie gleichen Grundvoraussetzungen und Aufgaben wie beider„Mutter“undnützensehrähnlicheToolsfürunsereAuf-gaben:einesichere,ökonomischsinnvolle,pünktlicheundstörungsfreieOperation.

Die Abteilungen Verkehrsleiter und der Flugdienstberatersindallerdingsnichtvoneinandergetrennt,hierkönnenalleKollegen beide Bereiche besetzen, welches bei der GrößedesBetriebesnatürlichSinnmachtundFlexibilitätimDienst-planschafft.Nach4JahrenDispatchtätigkeitkannmanalsVerkehrsleiterausgebildetwerden.Momentangibtesnur2Kollegen, die ihre Ausbildung zum Verkehrsleiter noch vorsichhaben.

Wir alle haben eine LBA Lizenz, arbeiten allerdings völligselbstständig–esgibtkeinenSchichtleiter.DieKommunika-tionuntereinanderistbeiunsextremwichtig.18Kolleginnenund Kollegen arbeiten auch bei der Cargo im 24-StundenBetrieb,davonjeweils2Dispatcherund1VerkehrsleiterproSchicht. Jeder Flugplan wird manuell berechnet, automa-tischgehteshiergarnicht.DerGrunddafürist,dassbeiderLCAG das Fehlen oder späte Anliefern einer Palette ebenschoneineGewichtsänderungvonmehrerenTonnenausma-chen kann. Auch wenn bei der Beladung am Ende einePalette einfach nicht passt – alles erfordert eine sofortigeNeuberechnung. Jedes zu viel berechnete Kilo erhöht den

SpritverbrauchunnötigundbelastetdieUmwelt,gleichzei-tigsinddieBelastungenfürdasFlugzeugdurchhöheresGe-wichtunnötighoch.

BeiderLCAGwirdauchkurzfristigaufKundennachfragenre-agiert.Wirdalso–alsBeispiel–nichtnuranVerkehrstag2sondernzusätzlichodergeändertanVT3geflogen,bedeutetdies, dass auch die jeweiligen Verkehrsrechte erst einmalüberprüft werden müssen, denn wir haben nicht für jedenFlug alle möglichen Überflugrechte und/oder Landerechte.MancheLändererforderneineBeantragungsvorlaufzeitvon3Arbeitstagen–kurzfristigeVeränderungensindalsonichtsoeinfachzuverwirklichen.Dannausdem,wasmanhat,ei-nepassende,ökonomische,sinnvolleundlegaleStreckezubauen–dassindunserespeziellenHerausforderungen.

BeiunswirdnochvielindenKartengearbeitet,umpassen-de Strecken zu finden. Es sind oft spezielle Ein- und Aus-flugspunkteeinzuhalten,danndiejeweiligenLänderbestim-mungen zu beachten, dabei noch die meteorologischenGegebenheitenmitindiePlanungeinzubauenundschließ-lich dann auch die technischen Voraussetzungen unsererMD11imBlickzubehalten.EsgibtAirways,diemitunsererMD11einfachnichtbeflogenwerdendürfen.

Für den jeweiligen im Dienst befindlichen Verkehrsleiter(VvD) istdieAufgabe,möglichst für jedenFlugeinpünktli-ches Flugzeug bereit zu stellen. Fällt eines, aus welchenGründenauchimmer,aus,kanndiesesVerspätungenbiszumehrerenTagennachsichziehen.Eskannz.B.zuspätvonder

✈ Mission Control Center James Blair NASA. Auch dort wird Dispatch benötigt.

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derflugleiter2012/02Dispatch

Technikbereitgestelltwerden,oderdurcheineDiversionaufeinmal in Novosibirsk stehen anstatt in Krasnoyarsk – dortmussdanndieBesatzungerstmalinihreRuhezeitgehen.

DannistKoordinationgefragt:kannicheventuellvonNovo-sibirsk aus direkt an meinen Zielflughafen weiterfliegen?OdermussicherstwiederzumeinemeigentlichgeplantenAirport fliegen und dann erst zu meinem Zielflughafen?DurchdieVerspätungoderdieneueStreckenführungverlie-ren wir unter Umständen unsere Überflugrechte. EventuellkannderVvDvielleichtauchinkürzereralsdernormalenBe-antragungsfristfürmancheLänderinsoeinemFallneueGe-nehmigungenerwirken.

UndwennerdanneinenneuenZeitplanmitdemneuenRou-tingaufstellt:wirfliegenjameistensmitdenFrachternent-gegengesetztzudenVerkehrsströmenderPassagiermaschi-nen.SokommenwirimFallevonVerspätungenaucheherindieEckevonCurfewaufanderenStationenoderNachtflug-beschränkungen, verursacht durch die Arbeitszeiten desZollpersonals oder der Betankungsgesellschaften. Nächtli-cheBahnschließungen,Airportslots...füralldasmusseineschnelleundguteLösungher.DafürkanndannauchderVvDselber mal Strecken berechnen, um einen neuen Schedulederauchfliegbarist,festzulegen.

Auch besondere Situationen kommen bei der LCAG öftersvor:eineAnfrage,obzumBeispielnachtseinabsolutdrin-

gendesAirbusersatzteilvonToulousenachDubaigeflogenwerdenkann.DerVvDprüftdanndieMachbarkeitinBezugaufFlugzeug-undCrewverfügbarkeit,Lademeisterundmit-fliegende Mechaniker werden organisiert, der Flughafenzugelassen, Verkehrsrechte beantragt, Airportslots einge-holt...undwenndanndasFlugzeugstartbereitanderBahnstehtundinletzterSekundedieAusnahmegenehmigungderfranzösischenBehördenkommt,nachtsindiesemFallestar-ten zu dürfen (so tatsächlich passiert) – dann macht dasGanzeauchnochwirklichSpaß!

Jedoch,auchbeiderLufthansaCargosinddieArbeitsbedin-gungen in den letzten Jahren immer schlechter geworden.immermehrZusatzaufgaben,Nebentätigkeiten,wenigerbiszu keiner Schulung für Neuerungen des Flugplanungssys-temsoderanderergebräuchlicherSystemeundUnverständ-nis in Bezug auf unsere Schichtdiensttätigkeit und derenAuswirkungenhaben–nachdemwirEnde letzenJahresei-nenneuen,extrembelastendenSchichtplanbekamen–un-sereBereitschaftzusammenmitdenKollegenderPassageindieGdFeinzutretengefördert.

Wir freuen uns jedenfalls, dabei zu sein! Karin Thomaehlen

✈ Lufthansa Flugzeuge auf dem Flughafen München. Photo: Dr. Werner Hennies/Lufthansa D28 MUC-12-C 271

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Ein ganz normaler Vormittag bei Lufthansa Global Dispatch 05:45 Uhr:ichkommezurArbeitundfahredenPChoch.Nebenbeibe-trachteichschonmalmeinheutigesArbeitspensummit14Flügen, die mir der Senior Dispatcher (Schichtleiter) dergestrigen Spätschicht für heute zur Bearbeitung zugeteilthat.Eswarenauchschonmehr,imSommersindesmanch-malbiszu22FlügeproSchicht.

HeutealsoeingutzubewältigendesPensum,vorausgesetzt,nichts Unvorhergesehenes geschieht. ich bespreche michkurzmitmeinenKollegen,welcheBesonderheitenesheutezubeachtengibt, schauemirdieallgemeineWetterlage inalle Himmelsrichtungen an, in die ich heute planen werdeundverschaffemiraucheinengrobenÜberblicküberdielo-kaleWettersituationanallenDestinationen.imCHMi(Colla-borative Human Machine Interface)überprüfeichdieKapa-zitäten und Szenarien der iFPS (Integrated Flight Plan System)ZoneundobichmirmitvorausschauenderPlanungdeneinoderanderenSlotersparenkann,dennderbedeutetspäter nur zusätzlichen Stress, sollte eine Verspätung desFluges notwendig werden. Anschließend überprüfe ich fürjedes der heute für meine Flüge vorgesehenen Flugzeuge

den technischen Status, denn es kann schon durch einenkleinenDefektzuEinschränkungeninderFlugweg-Planungkommen.DerSchichtleiterkommtzumirundmeinenKolle-gen,brieftunsübereinenFrontendurchganganderU.S.Ost-küsteundgibteineExtrafuelEmpfehlungfürdiebetroffenenFlüge. Jetzt beginne ich mit dem Berechnen meines erstenFlugplans.

06:15 Uhr: LH400FRA-JFK,gefiledundzumBriefingderCrewimSystemhochgeladen–derersteFlugistgeschafft.Dafürhabeichalserstes den Zielflughafen und die möglichen Ausweichflug-plätze bezüglich Wetter und NOTAMs auf Anfliegbarkeitüberprüft, auch operationelle Gründe haben Einfluss aufmeineWahldesAusweichflugplatzesgehabt.Danachbinichin die Routenplanung eingestiegen und habe zunächst diesprit-,zeit-undkostengünstigsteStreckemitdenheutigenNordatlantik-Tracksverglichen.ichanalysierteundbewerte-teverschiedeneParameter,wieFuel-undÜberflugskosten,RegulariendereinzelnenLänder,diemichaufeinebestimm-teStreckenführungeinschränken,Streckenlänge,Strecken-winde, Lage von Turbulenzen und Ankunftspünktlichkeit.

✈ Routenplanung – eine der zentralen Aufgaben.

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Schließlich habe ich mich für ein Routing über den NAT(North Atlantic Track)TrackCalsdieschnellste,wirtschaft-lichste und für die Passagiere komfortabelste Strecke ent-schieden. ich habe den ATC Flugplan an iFPU1 (Integrated Flight Plan Unit)undiFPU2verschickt,einepositiveRückmel-dungerhalten,auchseitensEurocontrolistmeineFlugroutenun akzeptiert. Den operationellen Flugplan mit der Treib-stoffberechnungversendeichjetzt,unddasSystemgeneriertaus meinen Eingaben das sogenannte Briefing Paket mitPlatz-undStreckenwetter,Notamsundweiterenoperationel-len informationen für die Flight Crew. Die LH400 nach NewYorkJFKkanngetrostzumgeplantenScheduleabfliegen.

06:20 Uhr:DasTelefonklingelt.MeinKollegevomCustomerHelpdeskteilt mir mit, dass für die LH400 noch weitere vierTonnenCargo gekommen sind. Diese information bekommen wirvomLoadControllerderAbteilungGlobalLoadControl.Ge-mässderRegularienmussichdenFlugplannunangleichenund noch einmal mit dem aktuellen ZFW versenden, daGewichtsabweichunggrößerals3000kgsichsignifikantaufden Spritverbrauch auswirken. ich teile dem Piloten derLH400 die Gewichtsveränderung und den MehrverbrauchnochschnellperACARS(Aircraft Communication Adressing & Reporting System)mit.WirhabenGlück,derKapitänhatteExtraFuelgetankt,sodassdashöhereGewichtkeinNachtan-kenerfordertundderpünktlicheAbflugnichtgefährdetist.

06:30 Uhr:EinFlugnachAfrika,dieLH564istmeinenächsteAufgabe.DasZielistLagos.DortgibtesaufgrundderlokalenBeson-derheitenhäufigProblememitderBetankungdesRückflu-ges.UndauchheuteleseichindenNOTAMs,dassinLagosProblememitderBereitstellungvonausreichendTreibstofffürdenRückflugzuerwartensind.DerBlickineinesunsererinformationssystemebestätigtdies.ichmussalsoschonexFrankfurt Additional Fuel für den Rückflug einplanen. DasSystem,ausdemichdieBestätigungdervorhandenenFuel-problematik ablesen konnte, wird von der Abteilung fürTreibstoffeinkauf-undmanagementgespeist.MitdenKolle-genstehenwirhäufiginKontakt,siehelfenunsbeiallenFra-genrundumTreibstoffverfügbarkeitundKostenandenje-weiligenAirports.BestehtamZielort,auswelchenGründenauchimmer,keineMöglichkeit,zutanken,kanndiesgeradeauflängerenStreckenweitreichendeFolgenfürdiePlanunghaben. inersterLiniemöchtenwir jaunsereFluggästemitihremGepäck,PostundCargovonAnachBtransportierenundnichtSpritdurchdieGegendfliegen.SomussmanalsoimschlimmstenFallabwägen,obmantatsächlichAbstrichebeiderPayloadmachenmussodervielleichteineZwischen-landunganeinemPlatzmitausreichenderSpritversorgungmachbarist.DieseOptionenmüsstendanninengerZusam-menarbeitmitdenVerkehrsleiternundauchCrewcontroler-örtertwerden,auchzumBeispiel imHinblickaufdiemaxi-male Duty Time der Crew. Heute habe ich Glück, alleParameterpassenzusammen,esgehtohneEinschränkun-genundZwischenlandung,alsokann ichauchdiesenFlugvorerstabschließen.

06:55 Uhr:Nächster Akt, ein Flug nach Moskau steht zur Planung an.SchneeundeisigeOstwindeinRusslandmachenheuteeineLandung in Moskau beinahe unmöglich. Und man findetauch für die Alternate Planung in der weiteren Umgebungkaum sinnvolle Möglichkeiten. Nach längerer Suche unddemsorgfältigenAbgleichdervorgegebenenLandeminimamitdenherrschendenWind-undWetterbedingungen,werdeichschliesslichdochnochfündig.DasistauchderGrund,wa-rum diese Flüge manuell kalkuliert werden. NormalerweisewerdenbeiunsKurzstreckenflügevomLiDOAOS(Airline Ope-rations Support) in einem automatisierten Planungsprozessberechnet.Programmbedingthatdieser„Automat“allerdingsGrenzen,sowohlbeimWetter-undNotamcheckalsauchbeiderRoutenplanung.DeshalbwerdenbeiunsauchKurzstre-cken,beideneneineakkuratePlanung,FingerspitzengefühlunddasAusschöpfenallerMöglichkeitenVoraussetzungfürdieMachbarkeiteinesFlugessind,manuellbearbeitet.

07:35 Uhr:UndnocheinFlugnachRussland.DiesmalgehtesnachSt.Petersburg. Auch hier gestaltet sich die Planung ähnlichschwierigwiezuvorbeidemFlugnachMoskau.Alsonocheinmal volle Konzentration. Nebenbei ein kurzes TelefonatmitdemKapitänderMoskau-Maschine.Ermöchtewissen,warumichdeneinoderanderenPlatznichtalsAlternatege-planthabe.ZügigsprecheichdiePlätzemitihmdurchunderläutere,warumsiefürdiePlanungundeventuellauchalsinfo-Alternatesausgefallensind.EristzufriedenundnimmtdenPlansoan.

08:05 Uhr:WährendichunserePlanungssoftwareLiDO(Lufthansainte-gratedDispatchOperations)fürmeinennächstenFlugLH414vonMUCnachiADalleheutevorgegebenenNAT-Tracksundauchwiederdassprit-,zeit-undkostengünstigsteRoutingüberdenAtlantikrechnenlasse,habeichkurzZeit,mireinenKaffeeundeinFrühstücksbrötchenzuholen.

08:15 Uhr:AusdenebenvorabgerechnetenRoutensucheichmirdasinmeinemAugenoptimaleRoutingaus,verseheesmitveröf-fentlichtenAb-undAnflugroutenundbeachtedabeifürmei-nePlanungbiszumNATEntryPointdieRAD(Route Availabi-lity Document)Vorgaben. ichmusszusehen,dass ichüberdenAtlantikentwedervollständigeinendervorgegebenenNATOTS(Organized Track System)Tracksbefliegeoderganzdavonfreibleibe.AusserdemmussichdiebesonderenVor-gabenfürdenÜberflugdesNewYorkerLuftraumsbeieinergeplantenLandunginWashingtonbeachten.

08:30 Uhr:Auch meine Kollege, der heute am Customer Service Desksitzt,hatheutejedeMengezutun.DasBundesministeriumfürVerteidigung mit der Langstreckenflotte der Flugbereit-schaft vertraut seit vielen Jahren unserer Flugplanung. Für

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derflugleiter2012/02 Dispatch

mance kritisch ist. Auch dieses Problem kann der AOS mitderautomatischenFlugplanungnichtkorrektverarbeiten.

09:50 Uhr:AufzumnächstenFlug.EinA330andieWestküstederUSA,nachSeattle.DaderA330mitnurzweiTriebwerkenausge-stattetist,mussichgemässderETOPSRegelnplanen.Malsehen,welcheFlughäfenentlangmeinesfavorisiertenFlug-wegesbeidiesemtypischschmuddeligenWinterwetterdieETOPS Kriterien erfüllen. im dümmsten Fall muss ich meinRouting an die Gegebenheiten anpassen und es so langeverbiegen,bisesinnerhalbderStunden-undETOPS-Kreiseverläuft.AlsoauchhierlässtsichmiteinersorgfältigenPla-nungundgewissenhaftemAuslotenderMöglichkeitenvielSprit, Zeit und damit Geld sparen. Keflavik scheidet heutemit45KnotenWindvonderSeiteaus.Shannonpasstprima,GooseBaygehttrotzleichtenSchneefallsgeradenoch,aberdannwirdesschwierig.DennheftigeWindeundschlechteSichtverhältnisseinNord-CanadamachendiemeistenFlug-häfenfüreineLandungunbrauchbar.Schliesslichfinde ichmitYellowknifedochnocheinepassendeLösung.AufGrundder besonderen Wetterbedingungen entscheide ich mich,dieCrewzurBriefingzeitanzurufenundkurzmeineEntschei-dungenhinsichtlichderRouteunddenAusweichflugplätzenzu erläutern. Normalerweise findet bei uns crewseitig einSelbstbriefingstatt.BeibesonderenWetter-oderLuftraum-situationenerhältaberdieCrewweiterhinvonunseinper-

heutehatdieFlugbereitschaftderBundeswehrmehrereFlug-plänefürTruppentransportevonundnachAfghanistaninAuf-traggegeben.AusserdemfliegtAussenministerWesterwelleheute zu einem Gespräch mit seinem spanischen KollegennachMadrid.AuchdieserFlugplanwirdvonunsberechnet.

09:00 Uhr:DerFlugLH756nachMumbaiforderteinesehrgenaueÜber-prüfung der Streckenbestimmungen und Überflug-Rechte,dennaufgrunddergünstigerenWindegehtdieRouteheuteüber den iran, dessen gesetzliche Bestimmungen äussersteinschränkendsind.BeieinerFlugplanungüberkriegs-oderkrisengebeutelte Länder haben nämlich neben den bereitsgenannten Parametern auch politische und diplomatischeVorgabengrösstenEinflussaufdiePlanungderRoute.

09:28 Uhr:DasTelefonklingelterneut.EinKollegederVerkehrsleitungteiltmirmit,dasserbeidemFlugLH1142vonFrankfurtnachBilbaoeinenAircraft-Changevornehmenmusste.ichnotieremirdieneueRegistrationundversuche,dieÄnderungzeit-nah einzuarbeiten, damit die Crew den richtigen Plan mitdemrichtigenFlugzeugschnellstmöglichzurVerfügunghatund auch bei ATC das nun geänderte Flugzeug als CHG(Change)einläuft.FlügenachundvonBilbaowerdenmanu-ellvoneinemDispatchergerechnet,daderPlatzsowohlfürdieLandung(Go-Around-Case)alsauchfürdenStartPerfor-

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sönlichesBriefing.Dieskanntelefonischoderauch,beiAb-flügenausFrankfurt,persönlichstattfinden.

10:30 Uhr:BeimFilendesFlugplans fürDelhikassiere icheinenSLOTmiteinemDelayvonfast45Minuten.inklusivederTaxiZeitergibtsichdarauseinDelayvonfasteinerStunde.DawirddieCrewgarnichtbegeistertsein.Malsehen,obderSLOT-Koordinator,unsereSchnittstellezuATC,mirvielleichteinenguten Tip geben kann. Mit Hilfe des CHMi, unserer EDVSchnittstellezuEurocontrolverwalteterdieSLOTSallervonunsDispatchernoderdemAOSbeiATCaufgegebenenFlüge.AuchalleRückmeldungenzudenFlugplänenviaCHMioderAFTN(Aeronautic Fix Telecommunication Network)wiezumBeispielFLS(Flight Suspension),REJ(Flight Rejection),FCM(Flow Control Message)oderauchjedesACK(Acknowledge) gehenüberseinenTisch.EntwederbearbeiteterdieseMes-sagesgleichselbst,odergibtdiejeweiligeMeldungandenfürdenFlugzuständigenDispatcherweiter.BeiFlügenmitSLOTachteterdarauf,dassETD(Estimated Departure)undCTOT(Calculated Take off Time)zueinanderpassenundko-ordiniert eventuelle Abweichungen. Durch sein permanen-tesSelbstbriefingüberdieaktuellenKapazitätenindenLuft-räumenhaterrechtschnelleinenVorschlagfürmich,wieichfürmeinenFlugdenSLOTvermeidenkann. ichänderedasRouting,sendedieÄnderunganEurocontrolunderhaltediegewünschteNachricht:SLC(Slotcancelled).

12:05 Uhr:NachzweiweiterenFlügenüberdenAtlantikundeinemin-nereuropäischenFlugstehtnocheinweitererLangstrecken-flugnachJapanaufdemheutigenProgramm.ichstellefest,dassbeiLH714vonMünchennachNaritadasFlugzeugaufGrundeinestechnischenDefektsgemässdenAnweisungenderMEL(Minimum Equipment List)einenhöherenSpritver-brauchhatundichca.800kgmehrFueleinplanenmuss.MiteinemkurzenRemarkimFlugplanundAngabederReferenz-nummerinderMELweiseichdieCrewdraufhin,dassichdietechnischenEinschränkungenbemerktundmitdemAdditio-nalFuelbeimeinerPlanungauchberücksichtigthabe.

13:00 Uhr:Nach 7 Stunden durchgehender Arbeitsbelastung meldetsich nun mein Magen und signalisiert: Jetzt bin ich selbst,LowonFuel‘.ZeitfüreinekurzeMittagspause.Richtigen-spannt lässt sich die Pause nie nehmen, denn der BetriebläuftjaweiterundeventuelleRückfragenzumeinerPlanung

seitensderCrewundalleGewichtsänderungenundAircraftChangesmüssennunvonmeinenKollegennebenihremei-genenPensumbearbeitetwerden,weildieSituationmeistkeinenAufschubduldet.

13:30 Uhr:Zeit für den Endspurt. Die letzten beiden Flüge sind heuteLH458 von München nach San Francisco und LH636 vonFrankfurt nach Kuwait. Auf dem Kuwaitflug wird heute einNotfallpatient in unserem PTC (Passenger Transport Com-partment),derLufthansaeigenenmobilenKrankenintensiv-station,mitfliegen. ichsetzedenStatusdesFlugesbeiATCaufSTS/HOSP,damitderFlugvonATCeventuellbevorzugtwird, um möglichst schnell ans Ziel zu kommen. Um dieSchwerederErkrankungoderVerletzungdesPassagierszusignalisieren, werden sogenannte NACA Scores vergeben.DerPatientheutewirdmitNACAiVgemeldet.ErstabNACAVistSTS/ATFMEXEMPTAPPROVEDerlaubtundmiteinervoll-kommenenBefreiungjeglicherATCRestrictionszurechnen.Ohnedassichesgemerkthabe,istderVormittagwieimFlugvergangen. ichhabeheuterund500.000,-USDollarTreib-stoff und rund 70.000,- US Dollar Überfluggebühren ver-plant, durch geschickte Flugwegplanung ist es mir wiedereinmalgelungenannureinemTagdenGroßteilmeinesMo-natsgehalteseinzusparen.ÄhnlichgelagertsinddieKosten-einsparungenaufderArbeitspositiondesSlotkoordinators,jährlichkönnenwirVerspätungskostenvon rund20Millio-nenUSDollarvermeiden.

NocheinschnellerBlickaufdieÜbersichtvonMorgen:Binich wieder als Dispatcher eingeteilt oder zur AbwechslungmorgenmalaufderPositiondesSlotkoordinators,überwa-cheichaufderAOSPositiondieautomatischeFlugwegpla-nung oder bin ich vielleicht morgen als Customer ServiceOfficerfürFlugbereitschaft&Cozuständig?EinBlickverrät,derSeniorhatmichalsSlotkoordinatoreingeteilt,dasfreutmich,ichmagdieAbwechslungunddieverschiedenenAn-sprüche, die die wechselnden Positionen an mich stellen.Nun übergebe ich an die Spätschicht und mache mich aufdenWegnachHause.AufdemHeimwegüberfälltmichdanndieMüdigkeitundmirwirdwiederbewusst,wieanspruchs-vollderBerufdochist.StundenlangeArbeitaufeinemsehrhohem Konzentrationslevel und das im Schichtdienst blei-bennichtindenKleidernhängen. Daniel Jacobi

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derflugleiter2012/02 Dispatch

Global DispatchLufthansa PassageDie beiden Zentralaufgaben von Global Dispatch sind dieweltweite Flugwegplanung der Lufthansa Passage Airlineund die Slotkoordination im ECAC Airspace. Die Standorteder Dispatchbüros sind derzeit in Frankfurt, in Hongkongund ab Juli 2012 auch in München. Zurzeit arbeiten 55Dispatcher im 24 Stunden Schichtbetrieb in Deutschland,5DispatcherarbeiteninHongkongmitlokalemTarifvertrag.

DieArbeitspositionenbeiunsheißen:Flugplaner,Slotkoor-dinator,AOSOfficerundCustomerHelpdesk.MitLBA Lizenz ausgestattet,istjederDispatcheruniverselleinsetzbar,wes-halb rotierend auf jeder Arbeitsposition gearbeitet werdenkann.DieVerantwortungfürdieSchichtobliegtdemjeweili-genSchichtleiter.ZurFlugplanungbenutzenwirdasvonLHSystemsentwickelteFlugplanungstoolLiDO,zurSlotkoordi-nation das Eurocontrol CHMi. In Frankfurt werden täglich 1200 Flüge bearbeitet, in Hongkong 70, im Sommerflugplan kommen saisonal noch einige dazu.

RundeintausendFlügesindKurz-undMittelstreckenflüge,dievomPlanungsautomatengerechnetwerden,dieverblei-bendenrund200FlügewerdenvomDispatchermanuellge-plant.ZudiesenmanuellzubearbeitendenFlügengehörenalle Langstreckenflüge und von uns identifizierte Kurz-undMittelstrecken, die aufgrund von Besonderheiten bessermanuellgeplantwerden.

HierbeikönnendieKolleginnenundKollegendurchSachver-stand und Erfahrung den sowohl sichersten als auch wirt-schaftlichstenFlugplanerrechnen.Ebensoistesbeiderma-

nuellen Planung möglich, operationell sinnvolle Dinge, diedemAutomatenfremdsind,einfließenzulassen.FremdistdemAutomatenauchdieKapazitätderjeweiligenLufträumeunddieLagevonTurbulenzen.PünktlichkeitundPassagier-komfortliegenalsoauchplanerischindenHändenderDis-patcher.

KommteswährenddesFlugeszuFragenoderUnregelmä-ßigkeiten, stehen wir der Flight Crew als „inflight Assis-stance“mitRatundTatzurSeite,berechnen„inflightPläne“oder koordinieren Abweichungen mit den jeweiligen ATCCentern.

ZuunserenexternenKundengehörendieSouthAfricanAir-waysunddasBundesministerium fürVerteidigungmitderLangstreckenflotte der Flugbereitschaft. Sowohl Frau Dr.Merkel,weitereRegierungsmitglieder,alsauchdieTruppenindenKrisengebietenvertrauensichunsererPlanungan.

indenletztenJahrenhabensichunsereArbeitsbedingungenunddieLohnentwicklungeinseitigzuunseremNachteilent-wickelt,beigleichzeitigständigsteigenderKomplexitätderAufgaben.DadiesePunktebeiderbishereinzigzuständigenArbeitnehmervertretungver.dikeinGehörfanden,warenwirsehrfroh,dassdiesbeiderGdFvomErstkontaktankomplettandersgewesenist.Soistesauchnichtverwunderlich,dasswir innerhalbvonzweibisdreiMonateneinensehrhohenOrganisationsgraderreichthaben.

Danke für die freundliche Aufnahme in die GdF. Christof Eichner

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derflugleiter2012/02Grassroute Cuttings

Grassroot Cuttings oder die letzte Sicht der Dinge

Schadenersatzforderungen und der Kampf gegen lästige GewerkschaftenKeineFrage,esgabschonbessereZeitenfürdeutscheFlug-gesellschaften. Air Berlin hat seit Jahren keine schwarzenZahlenmehrgeschriebenundhatabernun,nachdemEtihadAirways aus dem fernen Abu Dhabi bei der zweitgrößtendeutschenAirlineeingestiegenist,einigeChancen,dieKur-vezukriegen.Lufthansa,derstrahlendeSternamdeutschenLuftfahrthimmel,mussteinderletztenZeiteinigeRückschlä-gehinnehmen.SowurdeimOktoberletztenJahresdasEx-perimentLufthansaitaliazuGrabegetragen,dieTochterbminurwenigspäterandieMuttergesellschaftdesKonkurren-tenBritishAirwaysverkauftundnachdemsichdiemitderchinesischen Shenzhen Airlines aus der Taufe gehobeneFrachtfluggesellschaft Jade Cargo als etwas flügellahm er-weist,fragtsichdasManagementdesKranichfliegers,obesnichtsinnvollwäre,beiderchinesischenBeteiligungwiederauszusteigen. Auch bei der österreichischen Tochter AUAstehtesnichtzumbesten.inzwischengibtes(StandAnfangMärz) Gerüchte, dass sich die Lufthansa möglicherweiseauchdortverabschiedenkönnte.Dawurde,umessaloppzuformulieren,jedeMengeGeldversenkt.

Sparenistalsoangesagtunddakammanoffensichtlichaufdieidee,mankönntesichjabeimStörenfriedGdFschadloshalten. So wurde denn von den beiden FluggesellschaftenundderirischenRyanairbeschlossen,eineSchadenersatz-forderungvoninsgesamtetwasmehrals3,2Mio.€zuerhe-ben.WobeiaufdieseetwasungewöhnlicheAllianznichtbe-sonders eingegangen werden soll. Bekanntlich sind sichRyanair und Lufthansa nicht so besonders grün; MichaelO’Leary,CEOdesirischenBilligfliegershatjaauchschonmaleineseinerB737mitdemSchriftzug„AufWiedersehenLuft-hansa“ bemalen lassen. Möglichweise sah das Ryanair-Management,desseninnovationsabteilungbekanntlichmitkuriosenideenwieGebührenfürdieToilettennutzungoderdieEinrichtungvonStehplätzeninihrenBoeingsimmerwie-der von sich reden macht, in der SchadenersatzforderungeineguteChance,etwasGeldindieKassenzuspülen.Zumalja die EU-Kommission sich anschickt, die staatlichen Zu-schüsseandiversenAirportszuüberprüfenunddamitauchdieFragezubeantworten,obeinigedieserFlughäfeneini-genihrerKundenmöglicherweiseeinenunzulässigenRabatteingeräumthaben.ZudiesenAirportszähleninDeutschlandLübeck,SaarbrückenundZweibrückensowieKlagenfurt inÖsterreich.ZuderenKundengehörtnatürlichauchRyanairund wer weiß, wie die Angelegenheit ausgeht. Möglicher-weisewerdendieseAirportsverdonnert,vondenvonihnenbevorzugtenAirlinesGeldzurückzufordern.

interessant ist, dass die Schadenersatzforderungen nichtwegen eines Streiks gestellt wurden, sondern weil dieserStreiknichtstattgefundenhat.DennalleindieStreikandro-hungderGdF,sowirdvondenKlägernvorgebracht,hättediePassagieredavonabgehalten,beiLufthansa,AirBerlinundRyanaireinenFlugzubuchen.DadurchwäredenFluggesell-schaften ein wirtschaftlicher Schaden entstanden, für dendieGewerkschaftgeradezustehenhätte.Schadeeigentlich,dasssichsolcheÜbeltäterwieEHEC,Vogelgrippe,TsunamisundVulkanaschenichtverklagenlassen.Abervielleichtkön-nenesLufthansaundCo.jamalbeijenenStaateninNordaf-rikaundimNahenOstenversuchen,indenenbeim„arabi-

✈ Lufthansa fühlt sich zu Schadensersatz- forderungen verpflichtet Photo: Harald M. Helbig

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derflugleiter2012/02 Grassroute Cuttings

schenFrühling“etwasungeordneteVerhältnisseentstandenunddiePassagierzahlenindieseLändereingebrochensind.

irgendwie fühlt man sich an jenes Bonmot erinnert, nachwelchemeinkinderloserEhemanneinenAntragaufKinder-geldgestellthatundaufdenEinwand,erhabedochgarkei-neKinder,erwiderte:„Stimmtschon,abertheoretischwäreich ja dazu in der Lage und ich habe es meiner Frau auchschonangedroht.“Erstaunlichistjedochfolgendes:dieLuft-hansahaterklärt,siewäregemäߧ76desAktiengesetzesverpflichtet,dieseKlagezuerheben.Dennsiehättedieinte-ressenihrerAktionäreundKapitalgeberzuschützen.Sprich–dafürzusorgen,dassdieseeineordentlicheRenditeein-steckenkönnen.DenktmandieskonsequentzuEnde,dannnimmtdasAktiengesetz indenAugenderLufthansaeinenhöherenStellenwerteinalsdasGrundgesetz,dasbekannt-lichdenGewerkschaftendasRechteinräumt,dieinteressenihrerMitgliederzuvertreten.Undwennesseinmuss,auchmiteinemStreik.AlsobAktionärendasgrundgesetzlichver-briefteRechtaufeineordentlicheRenditezustehenwürde.

DieswirfteineigentümlichesLichtaufdasVerhältnisunse-rerverbrieftenGrundrechtezudeninteressendesKapitals.GemäßdemMotto,dassdemokratischeWerteschonihrenStellenwert hätten. Vorausgesetzt, sie verstoßen nicht ge-gen die Kapitalinteressen der Wirtschaft. Das mag etwashart formuliertsein.Aberwennmansichvergegenwärtigt,dassSilvioBerlusconinichtaufgrundseinerEskapadenundseinem stetigen Bemühen, im italienischen Parlament Ge-setze ausschließlich zu seinem Nutzen durchzupeitschen,sondern aufgrund seiner Unfähigkeit, das italienischeStaatswesen zu reformieren und den damit verbundenenwirtschaftlichen Schaden zu begrenzen, in die Wüste ge-schickt wurde und dassVictor Urban von der EU nicht dierote Karte gezeigt bekam, als er sich anschickte, unserewesteuropäischendemokratischenWertemitFüßenzutre-ten,sondernweileranderUnabhängigkeitderungarischenNationalbank rüttelnwollte,sostellt sichschondieFrage,welchen Stellenwert unsere (west)europäischen Wertvor-stellungengegenüberKapitalinteresseneinnehmen.

Natürlich werden Gewerkschaften weder von der PolitiknochvonderWirtschaftinFragegestellt.Vorausgesetzt,siehaltensichandieSpielregeln,dievondenGroßenbeimDGBund bei denWirtschaftsverbänden aufgestellt wurden undnachwelchendie„DeutschlandAG“imWesentlichenfunkti-oniert.Wersichnichtdaranhält,musssichschonmalwarmanziehen.DaszeigtesichnatürlichauchamTarifkonfliktzwi-schenderGdFundFraport.SpätestensnachdemdasFlugha-fenmanagementdenSchlichterspruchOlevonBeustsnichtangenommenhatte,waresklar,dasseshiernichtumdieSuchenacheinemKompromissging,sondernumdieNieder-ringungeinerkleinen,aufmüpfigenGewerkschaft,derdann

einmalwiedervorgeworfenwurde,siewürdemit ihremAr-beitskampf tausendevonPassagieren in„Geiselhaft“neh-men. Dabei hätte sich der Arbeitsdirektor des FlughafenszumindestimstillenKämmerleineinmalfragenkönnen,wieeralsehemaligerGewerkschaftsführerdennreagierthätte,wenn der Vorschlag des vom Arbeitgeber eingesetztenSchlichtersvonderGewerkschaftakzeptiert,vonderArbeit-geberseitejedochabgelehntwordenwäre.EinfachdieFah-nennachdemMotto„warjanichtsogemeint“wiedereinrol-lenundnachhausegehen?

Mit entsprechender Unterstützung der journalistischenHilfstruppen wurde dann von der Arbeitgeberseite einmalwiederandiePolitikappelliert,denEinflussderSpartenge-werkschaftenmitdemArgumenteinzuschränken,dasseinekleineZahlvonSpezialistendochnichtinderLageseindür-fe, einen ganzen Flughafen lahmzulegen. Vielmehr müsseder Grundsatz „Ein Betrieb, ein Tarifvertrag“ wiederherge-stelltwerden.UndewiggrüßtdasMurmeltier!

inzwischenscheinenDieterHundt,Klaus-PeterSieglochundKonsortenbeiderPolitikGehörzufinden.Wobeinatürlichschamhaftverschwiegenwird,dassesbeivielenUnterneh-men(sobeiderFraportZeitarbeitstochterAPS)schonlangeunterschiedlicheTarifverträgegibtunddassdieArbeiterge-berschonseitlangemversuchen,sichbestehendenTarifver-trägen zu entziehen oder sich der Dienste christlicher Ge-werkschaftenundsonstigerVerbändebedienen,ihrPersonal

Photo: Internet

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derflugleiter2012/02Grassroute Cuttings

inDumpingtarifverträgeabzuschieben.Desweiterensolltensich die Politik, die Arbeitgeber und die großen DGB-Ge-werkschaften einmal fragen, ob die von ihnen kritisiertenSpartengewerkschaftenplötzlichvomHimmelgefallensindoderobsienunineineLagegeratensind,diesie,umdenehemaligenVorsitzendenderiGMedien,DetlefHensche,zuzitieren,„zumTeilinbemerkenswerterTorheitselbstprovo-zierthaben“.Weilsie,wieHenscheweiterschreibt,„dienot-wendigeSensibilitätgegenüberdenspezifischenProblemeneinzelnerBerufevermissen(ließen)oder ...gareineKulturvermeintlicherKernmitgliedschaften(pflegten);esgibtauchAbgrenzungstorheitennachoben.“DazuseiauchnocheinweitererAspektangeführt.MitderNeutralisierung(umdasWortVernichtungnichtzugebrauchen)ebenjenerSparten-gewerkschaftenwirddersozialeundberuflicheKonfliktdervonihnenvertretenenSpezialistenjanichtbeseitigt.Wenndiedannniemandmehrhaben,mitdessenHilfesieihrePro-bleme und Forderungen artikulieren können, dann werdensiewohlaufandereMittelundWegeausweichen.ÄltereLe-ser erinnern sich vielleicht noch an die „Slow-Go“- und„Dienst-nach-Vorschrift“–Aktionendersechzigerundsieb-zigerJahre.

DeshalbdürfteesfürdieArbeitgeberauchwenigSinnma-chen,dieBrückenzuderinteressenvertretungderControllerabzubrechenodersiegarindenfinanziellenRuinzuklagen.EinvermeintlicherSiegüberdieGdFundandereSplitterge-werkschaftendürftesichdannrechtschnellalsPyrrhussieg

herausstellen.Wobeinichtzuvergessenist,dassdieGdFbeiderDFSjagarkeine„Splittergewerkschaft“ist.

WährendderTarifauseinandersetzungmitFraportsollauchdieFrage,obmandieApron-Controllernicht ineineeigen-ständige Tochtergesellschaft überführen sollte, diskutiertwordensein.Daswäre,wennmanehrlichist,einevernünfti-geLösung.Nichtnur,weilesmiteinemderartigen„Outsour-cing“endlicheinmalnichtumLohndumpingginge,sondernweil es auch aus fachlichen Gründen Sinn machen würde.Vorausgesetzt diese Firma wird als Flugsicherungsdienst-leisterzertifiziertoderineinensolchenintegriert.Dennim-merdann,wennApron-ControllermitPilotenüberFunkkom-munizierenundihnenAnweisungenerteilen,dannübensieBewegungslenkungdurch.Unddafürmüssensieeigentlichim Besitz entsprechender Erlaubnisse und BerechtigungenundbeieinemzugelassenenFlugsicherungsdienstleisteran-gestelltsein.Fraportist,soweitFinisinformiertist,einsol-chernicht.WaseigentlicheinFallfürdasBAFwäre.Zertifi-zierte Flugsicherungsdienstleister gibt es ja einige inDeutschland.UnteranderemdieDFS.MeintFinis

1Detlef Hensche: Wider die Tarifeinheitsfront, Blätter für deutsche und internationale Politik, Heft 8/2010, S. 15

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derflugleiter2012/02 IFATCA

IFATCA51. Jahreskonferenz“One Voice, one compability, one sky“Texte und Fotos von Jonathan Bötig und Jens Lehmann SpektakulärgestaltetesichschondieAnreisezur51.iFATCAJahreskonferenzinNepalimMärzdiesesJahres.VonWestenherflogderAirbusA320beiglasklaremHimmeletwazweiStunden parallel zum Himalaya, bevor die Piloten ihn zwi-schenbiszu9000FußhohenGipfelnpassgenau insKath-manduValleyhineinzirkeltenundaufdemTribhuvaninter-national Airport aufsetzten. Dieser ist aufgrund seinerTopographienurperVORDMEApproachanzufliegenundgiltalseinerderweltweitanspruchsvollstenAnflüge.

DochwenigerdiehöchstenBergederWeltalsvielmehrdiegeringeZahlderFlugverbindungenindasHimalayareichver-hinderte die Anreise vieler Mitgliedsorganisationen. So er-schienenvon137MemberAssociationsnur52zurAuftaktze-remonieam12.MärzimHotelYak&Yeti.insgesamtetwasüber400Delegierte,GästeundBeobachterwarteteninderRegalHalldes traditionsreichen5SterneHotelsetwaeinehalbeStundeaufdieAnkunftdesEhrengastes,keinengerin-gerenalsdenPremierministervonNepal.UntergroßemAp-plauserschienTheRightHonorablePrimeMinisterDr.Babu-ramBhattaraikurznach10UhrundnahmseinenEhrenplatzein, während die ausländischen Delegierten der nepalesi-schenNationalhymne lauschten,diediehochrangigenVer-treterderNepalesischenLuftwaffe,Ministerienunddiene-palesischen Kollegen innig mitsangen. Mit dem Anzündender Panas Lamp durch den Premierminister Dr. BaburamBhattaraiwurdedieKonferenzoffizielleröffnet.

Einer folkloristischen Lakhe-Tanzeinlage zum Schutze Ne-palsfolgtedieEröffnungsredevomiFATCAPräsidentenund–CEO,AlexisBrathwaiteausTrinidadundTobago.Ererläu-tertedas(diesjährige)MottoderKonferenz„OneVoice,OneCompability,OneSky“

EsfolgtedieAuszeichnungeinigerhochverdienternepalesi-scherFluglotsenundDirektorendurchdenPremierministerder Demokratischen Bundesrepublik Nepal. AnschließendbetontederTourismusministerinseinerRede,dassderLuft-verkehrinNepalkeinLuxus,sondernNotwendigkeitsei.Da-fürsprechenauchdiehoheZahlvonüber40FlugplätzenunddieVielzahlkleinerFluggesellschaften,diezumallergrößtenTeil VFR zwischen den Verkehrsknotenpunkten pendeln.Zum Einsatz kommen überwiegend 19- Sitzer aller mögli-chenFabrikate.HierunterstrichderMinisterauchnochein-maldieWichtigkeitderModernisierungundAnhebungdesnepalesischenAirTrafficSystemsaufinternationalesNiveauals Bestandteil der angestrebten „One Compability“. NacheinemüppigenLunchbuffetimHotelgartengingespünktlichum13Uhr30indieArbeitsgruppen.ÜberdieinderArbeits-gruppe A behandelten und diskutierten Punkte berichtetJens Lehmann im Anschluß an diesen Artikel. Die in denArbeitsgruppenB,C,BundCbesprochenen,verschiedenenThemen veröffentlichen wir in der nächsten Ausgabe des„flugleiter“,Nr.3/2012.

IFATCA PAnELNach der letzten Sitzung der Arbeitsgruppen standen amDonnerstag noch die iFATCA Panel Präsentation und eineanschließendePodiumsdiskussiondazuaufdemProgramm.Diesewurdedieses JahrmoderiertvomiFATCAConferenceExecutive Philipp Domogala aus Frankreich (Eurocontrol).ZumThema„OneSky,OneVoice,butoneCapability?“warenChris Dalton, Neuseeländer und Chef der ATM Section deriCAO, Captain Paul McCarthy (USA) von der iFALPA, derManager Safety, Operations und infrastructure der iATA,PrashantSanglikarausindien,derNATCAPräsidentPratapTiwariundiFATCACEOundPräsidentAlexisBrathwaiteein-geladenworden.NachdenzumTeilsehrinteressantenPrä-sentationen von Chris Dalton, Captain McCarthy und Mr.SanglikarkonnteüberdasThemadiskutiertwerden.

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Vor allem die Präsentation der iFALPA wurde rege bespro-chen.SofordertePaulMcCarthy,dieArbeitaufbeidenSei-ten (ATC und Pilot) einfacher zu gestalten, beginnend mitakzeptablenKommunikationsmöglichkeitenundiLS-Einrich-tungenaufallengeeignetenPlätzen.DieswürdeKapazitätschaffendurchArbeits-Erleichterung.

Auchkritisierteer,dassdiezurZeitzurKapazitätssteigerungangelaufenenProjekte inEuropaundNordamerikadasKa-pazitätsproblem nicht wirklich lösen könnten. Er wäre alsPilotzwarvielleichtschnelleranseinemZielflughafen,müss-te dort aber wieder langeWartezeiten in Kauf nehmen, dadie Flughäfen nicht genügend Kapazität hätten. EinzigerAusweg:MehrStart-undLandebahnen!DieseAussagefandallgemeingroßenAnklang,wobeiallerdingsaufdasauchinDeutschlandnurall zugutbekannteProblemhingewiesenwurde,dassLärm-undNachtflugregelndieKapazitätneuge-bauterPistenwiez.Z.inFrankfurtbereitsenormeinschrän-kenwürden.

Die Airlines, vertreten durch Prashant Sanglikar, sprachenein anderes interessantes Phänomen an: Wie kann „onecompability“ erreicht werden, wenn die Gebühren der Air-linesnichtwievorgesehen indieAviation-infrastrukturge-stecktwerden?ZumSchlussbetonteChrisDaltonnochein-maldieguteZusammenarbeitderiFATCAmitderiCAO,durchdieinderletztenZeitvielerreichtwerdenkonnteundnocherreichtwerdenkann.

REGIOnAL MEETInGSAmMorgendesletztenKonferenztagesfandendieinformel-lenRegionalMeetingsstatt.Die30inNepalvertreteneneu-ropäischenMAshattenhierdieGelegenheit,sichgegensei-tig über die neuesten Entwicklungen in ihrem Land zuunterrichtenund–ganzohneProtokoll–auchaktuelleProb-lemeanzusprechen.

So berichtete Spanien von den Disziplinarverfahren gegen470Fluglotsen,denenwegenangeblicher„seriousoffenceagainstair trafficsafety“eineStrafevonbiszu200.000€droht.NachderAmtsübernahmeeinerneuenRegierung inSpanienhofftdiespanischeMAUSTAaberaufeineBesse-rungderSituation.AufZyperndrohenParallelenzudenZu-ständeninSpanien:WergegendenWillendesLuftfahrtmi-

nistersstreikt,mussmitbiszu2JahrenGefängnisoder2500€Straferechnen.

BestraftwirdauchdieVerweigerungvonÜberstunden.Auchwurde das Gehalt der zyprischen Fluglotsen um 40% ge-kürzt.ÄhnlicheswurdeausPortugalberichtet,woeine20%-igeKürzungderVergütungundeinVerzichtaufZulagenhin-genommenwerdenmusste.

FInAL PLEnUMNacheinerkurzenMittagspausefandensichzumAbschlussalleTeilnehmerzumFinalPlenuminderRegalHallein.Durcheinwieüblichüberzeugtvorgetragenes„present“gabJensLehmannzumfür ihn letztenMaldieAnwesenheitderGdFbeimsogenannten„RollCallofDirectors“zuBeginnderVer-sammlungbekannt.

AnschliessendwurdendieBerichtederArbeitsgruppenvor-gestellt. Diese mussten dann von den 57 Directors der andiesem Tag anwesenden Member Associations akzeptiertwerden. Dadurch erlangen die Beschlüsse der KommitteesihreGültigkeitundwerdenindieHandbücherübernommen.indendarauffolgendenVorstandswahlenwurdenderiFAT-CAPräsidentundCEOMr.AlexisBrathwaite,Mr.DarrellMe-achum(USA)alsExecutiveVicePresident(EVP)Finance,EVPProfessional Mr. Scott Shallies (Australien) und Mr. €eljkoOre€kiausKroatienalsEVPEuropefürzweiweitereJahreinihremAmtbestätigt.

EinfürdieGdFunddieanwesendedeutscheDelegationbe-sonderserfreulichesEventerfolgtemitdemnächstenPunktderTagesordnung:deniFATCAAwards.

JensLehmannwurdefürseinejahrelangeverdienstvolleundäusserstgeschätzteMitarbeitmitdem„CertificateofAppre-ciation“ ausgezeichnet! Eine hochverdiente Auszeichnung,die von Jens auf seiner (vorerst) letzten iFATCA Konferenzgerne,wennaucheinwenigüberrascht,inEmpfanggenom-menwurde.SoendetemitdiesemHighlighteineinteressan-teundschöneWocheaufeinervondennepalesischenKolle-genperfektorganisiertenKonferenz.

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Protokoll Committee A:DerChairmanCommitteA,Mr.PaulRobinson(Neuseeland),eröffnetedieersteWorkingSessionamMontagnachmittagum1400h.ZudiesemZeitpunkthattedieiFATCAoffiziell108ordentlicheMitglieder(MemberAssociations,MAs),vonde-nen52persönlichundweitere11durchStimmübertragunganwesend waren. Somit war das Quorum mit 63 StimmenerreichtunddieSessionkonntebeginnen.

Paul wurde durch Mr. Patrik Peters (iFATCA Deputy Presi-dent) vom Maastricht UAC, Mr. Darrell Meachum (iFATCAExecutive Vice President Finance) aus den USA, Mr. JeanRobertDumfries(ConferenceSecretary)ausArubaundMr.Shishir Gautam aus Nepal unterstützt. Zunächst wurdenauchindiesemJahrdiezumTeilsehrausführlichenJahres-berichtealleriFATCAVorstandsmitglieder,dieüberwiegendbereits vor der Konferenz als information Paper vorlagen,ausgiebig vorgestellt und bei Bedarf erläutert. Diese sowiediegesamtenKonferenzunterlagenkönnen,aufWunschundwieimmer,überdieGdF-Geschäftsstelleeingesehenwerden.

Einpaarhighlights:FrankreichunddieSlovakeimöchtenaufeigenenWunschausderiFATCAausscheidenundbezahlenkeineBeiträgemehr;ausPanamaundEcuadorwurdenFlug-lotsennachPerugebracht,umdortderen(legalen!)Streikzubrechen; Jordanien möchte Mitglied der iFATCA EuropeanRegionwerden;ausAfrikawurdeüberzumTeilerheblicheTrainings- Ausrüstungs- sowie Airspace Design-Problemeberichtet,dieimletztenJahremehrfachzu„BesonderenVor-kommnissen“inderRegiongeführthaben;inSpanienwur-denzumEnde letzten JahresdurchdieRegierungoffizielleDisziplinarverfahrengegen470Fluglotseneingeleitet.

AlleVorstandsmitgliederhabendiezunehmendeMengeundKomplexität ihrer Aufgaben herausgestellt und einräumenmüssen, dass der iFATCA möglicherweise eine größere

Strukturänderungbevorstehenmuss.Bislangsindnochkei-ne weitergehenden Schritte in dieser Richtung unternom-men worden, doch sowohl die Erkenntnis also auch dieDringlichkeiteinersolchenReformscheintdeutlichzuzuneh-men.EtwasmehrRedebedarfgabesnaturgemäßwiederbeidenFinanzen.DarrellMeachumausdenUSAerläutertesei-nenBerichtindiesemJahrjedochbesondersdetailliertundkonnte,nachdeutlicherKritikimvergangenenJahr,aufalleFragen kompetent antworten. Da schlussendlich auch dasalljährliche stattfindende Audit hervorragend und ohneMängel ausfiel, stand der Entlastung desVorstands nichtsmehrimWege.

AufGrundderstarkgestiegenenKostenfürdenSchweizerAuditorwirddiezukünftigeBeauftragungeinesKanadischenAudit-Bürosbeschlossen.

DieweiterenAufgabendesFinancialCommittee,FiC,beste-hend aus den Bahamas,Trinidad&Tobago und UK, für dasFiskaljahr2012/2013:1.)ReviewtherulespertainingtotheuseoffundsbytheExe-

cutiveBoard2.)ReviewtheAdminManualforareaspotentiallyrequiring

amendmentduetotheFederation’sacceptanceofGAAP,andrecommendsuchamendmentstoAnnualConference

3.)Continue in conjunction with CAC the review of the taxstatusoftheFederationfortheSwissauthorities

4.)ConsideraprotocolforaddressingcircumstanceswhereCorporateMembers fail to remit their subscription feesonatimelybasis

im Bericht des „The Controller“-Editors Philip Marien ausMasstrichtwurdeklargestellt,dassgegenwärtigdie immerwieder gewünschte elektronischeVerteilung des Magazinsaus finanziellen Gründen nicht möglich ist. Auch soll nocheinmal über die zukünftige Themenauswahl nachgedachtwerden,umdasMagazinnochattraktiverzugestalten.Mitder Möglichkeit einer verstärkten internet-Präsenz wie bei

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derflugleiter2012/02IFATCA

Facebook, Linkedin, Wayn, Twitter oder ähnlichen SozialeNetzwerken, wird sich der Vorstand beschäftigen. Da diesjedoch sehr viel Arbeit bedeuten würde, scheitert dies zurZeitleideranderZahlnötigerFreiwilliger.

imBerichtausdemiFATCAOfficegibteszuvermerken,dassin nächster Zukunft ein neues Büro gefunden werden soll.DabeispieltwenigerdieBüromietedieentscheidendeRollealsvielmehrdie räumlicheNähezur iCAO.Da immermehriFATCARepräsentantenbeiiCAOengagiertsindunddortar-beiten,sollfürdiesederlangeWegdurchdieStadtausver-schiedenundnachvollziehbarenGründenmöglichstverkürztwerden.

Auch in diesem Jahr mussten die iFATCA Constitution andBye-Lawswiederetwasüberarbeitetwerden.Daessichda-beiumsehrtrockenen„Stoff“handelt,sollhiernuramRan-de darüber berichtet werden. Für den interessierten Leserstehen selbstverständlich sämtliche Änderungen über dieGdF-GeschäftsstellezurVerfügung.

DasArbeitspaketfürdasConstitutionalandAdministrationCommittee,CAC,für2012/2013:1.)Reviewthecontentof theAdminManualwithregardto

theprovisionsfor theconstruction/presentationofwor-kingpaperstoconference.

2.)ReviewtheprovisionsintheAdminManualregardingob-serversatAnnualConference.

3.)ReviewdeadlinesforthesubmissionanddisseminationofworkingpapersandotherdocumentsforAnnualCon-ference.

4.)ContinueinconjunctionwithFiCthereviewofthetaxsta-tusoftheFederation.

5.)Review the provisions in the Admin Manual for ClosedSessions

LeidermusstenauchindiesemJahrwiederMitgliedsverbän-de wegen wiederholt ausstehender Mitgliedsbeiträge und

nichtzustandegekommenerKommunikationausderiFATCAausgeschlossen werden: Brasilien, Panama und Ruanda.AlgerienundderSlovakeiwurdebisEndeMai2012Gelegen-heiteingeräumt,dieausstehendenBeträgezubegleichen,dasonstihreMitgliedschaftautomatischendenwird.

Bedauerlicherweiseistfestzuhalten,dassweitere23Mitglie-derimvergangenenKalenderjahrnichtkorrektbezahlthabenundsomitimnächstenJahrzumAusschlussanstehen.AuchvordemHintergrund,dassesin2011keineNeueintrittegege-benhat,wirddieszueinemdrängendenProblem,dessensichderVorstandannehmenmussundwird.Allerdingssollindie-semZusammenhangauchnichtunerwähntbleiben,dassdieGdFdiesesJahrsechsafrikanischenVerbändenfinanziellge-holfenhat,iFATCAMitgliedbleibenzudürfen.SeitvielenJah-renistesgängigePraxis,dassdiegroßenundfinanzstarkenVerbändewiedieUSAundKanada,aberauchVerbändewieEGATSausMaastricht,swissATCAoderDATCAausDänemarkund eben auch die GdF, es finanzschwachenVerbänden er-möglichen,miteinerkleinenfinanziellenUnterstützungwe-nigstens in der iFATCA bleiben zu dürfen. SelbsterklärendkanndieskeindauerhafterZustandsein,dochmancheVer-bändeschaffeneseinfachnicht, ihreanfallendenMitglieds-beiträge von zum Beispiel 173US$ zu schultern, um einenAusschlussausderiFATCAGemeinschaftzuverhindern.

AbschließendwurdeBalialsAustragungsortfürdie52.iFAT-CAAnnualConference2013bestätigtundGranCanaria,alseinziger Bewerber für 2014, akzeptiert und als Gastgeberernannt.Für2015habendieBahamasundBulgarienihrinte-ressebekundet.AufGrundpolitischerEreignisse,Naturkata-strophen oder ähnlich dramatischer Entwicklungen könnteesnotwendigwerden,einebereitsgeplanteAnnualConfe-rence kurzfristig in ein anderes Land zu verlegen. Kanadaund Portugal haben sich bereit erklärt, zumindest für dieJahre2013-2015als„PlanB“zurVerfügungzustehen.

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Wenn Piloten vom Boden aus fliegenEines ist sicher: der Einsatz von unbemannten Luftfahrzeugen wird insbesondere im militäri-schen als auch im zivilen Bereich in Zukunft zunehmen. Da diese Drohnen, UAVs (Unmanned Aerial Vehicle), UASs (Unmanned Aerial System) oder RPAs (Remotely Piloted Aircraft) vom Boden aus gesteuert werden, ergeben sich neue Herausforderungen und für die Flugsicherung eine neue Art von Kunden.

insbesonderebeiAufklärungs-bzw.Überwa-chungseinsätzenbietendieseunbemanntenFluggerätebeträchtlicheVorteile.Siekönnenunabhängig von den Wetterbedingungen inHöhen und Gebieten operieren, in welchenderEinsatzvon„normalen“,alsovonPilotengesteuerten Luftfahrzeugen ein wesentlichgrößeres Risiko bedeuten würde. Das trifftnicht nur für den militärischen Bereich zu,

sondern auch für den zivilen. Zum Beispiel bei der Grenz-überwachung, zur Lagebeurteilung bei Katastrophen oderbei Großveranstaltungen und -demonstrationen sowie beider Kontrolle von Erdöl- und Gaspipelines. Um nur einigeEinsatzgebietezuerwähnen.BeidenMilitärswerdendieseUAVs inzwischen nicht nur zur Aufklärung, sondern auchbeimKampfeinsatzverwendet.ZumBeispielvondenameri-kanischen Streitkräften (und den Geheimdiensten) beimKampfgegendenTerror,umAl-Quaida–Mitgliederundde-renFührermöglichstelegantinsJenseitszubefördern(dassdabeihinundwiederunbeteiligteZivilistenumsLebenkom-men,wirdvondenMilitärszwarbedauert,meistjedochalsunvermeidlicherKollateralschadenabgetan).inAfghanistansetztauchdieBundeswehraufunbemannteLuftfahrzeuge.

Allerdingsnicht fürKampfeinsätze,sondern fürdieAufklä-rung.NebendentaktischenDrohnenALADiN,LUNAundKZOsetztdieLuftwaffeseitdemFrühjahr2010überAfghanistandreiUASvomTypHeron1fürAufklärungszweckeein.DieseFluggeräte gehören übrigens nicht der Bundeswehr, viel-mehr wurden sie von der israelischen Firma „israel Aero-space industries (iAi)“geleast.MiteinerLängevon8,5m,

einer Spannweite von 16,6 m und einer Höhe von 2,3 mgleichtderHeron1etwaeinemMotorsegler.Größerist,wasdas Arsenal der Bundeswehr betrifft, nur noch der Euro-Hawk, der unter die Kategorie HALE (High Altitude LongEndurance)fälltundbeiderSpannweitemiteinerB737gutmithaltenkann.Am21.Juli2011wurdederersteEuroHawkmit großem Bahnhof der Öffentlichkeit vorgestellt. Er waraufderkalifornischenEdwardsAirForceBasegestartetundnacheinem20-stündigenNonstoppflugaufdemFlughafenvonManchinggelandet.

Nunsollhiernichtdarüberdiskutiertwerden,obdieHemm-schwelle zu einer bewaffneten Auseinandersetzung durchdenEinsatzvonunbemanntenAufklärungs-undKampfgerä-ten herabgesetzt wird und der (Luft)Krieg zu so etwas wieeinemgrößerenComputerspielverkommt.Weilsicheinder-artigerEinsatzfürdiePilotenwesentlichungefährlicherdar-stellt,alswennsiesichnunmiteinerF-15odereinemTorna-doinsGetümmelstürzenmüssten.Sitzensiedochineinemgut bewachten und klimatisierten Kommandostand oderBunkerundhabenihreFluggerätemitHilfevonDatalinksge-wissermaßenanderlangenLeine.WievordemheimischenComputereben–versorgtmitgekühltenGetränken,gesal-zenenErdnüssenodersonstigemKnabberzeug.

Deshalbistesleichtvorherzusehen,dassderEinsatzdieserunbemannten Fluggeräte noch weiter ausgedehnt werdenwird. So kann es auch kaum verwundern, dass die EADS-RüstungsabteilungCassidianam14.Dezember letztenJah-resmitderitalienischenAleniaAeronauticaein„Memoran-dumofUnderstanding(MoU)“mitdemZielgeschlossenhat,

von WernerFischbach

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derflugleiter2012/02Luftwaffe

beiderEntwicklungvonunbemanntenFluggerätenmitmitt-lererFlughöheundgroßerReichweite(MALEUAS–MediumAltitudeLongEnduranceUAS)undunbemanntenKampfflug-zeugen(UCAS–UnmannedCombatAerialVerhicles)zusam-menzuarbeiten. Und sich dabei auch Marktanteile auf die-sem Gebiet zu sichern. Dies bedeutet jedoch, dass sichdiese UAS den ohnehin schon knappen Luftraum mit demübrigenLuftverkehrteilenmüssen.UndsichdieFlugsiche-rungsdienstleisterzusätzlichenHerausforderungenzustel-lenhaben.

UAS im „gemeinsamen“ LuftraumEigentlichhandeltessichbeieinemUASumeinganznorma-lesFlugzeug,dassichwiejedesandereauchandieRegeln,dieindenentsprechendenLuftfahrtgesetzenund-vorschrif-tenniedergeschriebensind,haltenmuss.Dabeiistesuner-heblich,obsichderPilotdesentsprechendenGerätsnunanBorddesselbenoderirgendwoamBodenbefindet.Die„Ru-les of the Air“ gelten auch für unbemannte Luftfahrzeuge.Dazu gehört auch das Prinzip des „See and Avoid“, wasnichts anderes bedeutet, als dass die Piloten eines unbe-manntes Luftfahrzeuges in der Lage sein müssen, andereVerkehrsteilnehmerrechtzeitigzuerkennenundihnengege-benenfalls unter Berücksichtigung der Vorflugregeln ausdemWegezugehen.SolangedieseBedingungnichterfülltist,dürfenUASnurinfürsievorgehaltenenLufträumenope-rieren.DieUSLuftfahrtbehördeFAAhat in ihremam1.De-zember 2010 herausgegebenen „Fact Sheet – UnmannedAircrafts Systems (UAS)“ die Sicherheit in gemeinsam ge-nutzten Lufträumen besonders hervorgehoben und festge-stellt,dasseinigeunbemannteLuftfahrzeugenachihrerMei-nungnichtinderLagesind,diesenAnforderungengerechtzuwerden:„ThedesignofmanyUASsmakesthemdifficulttoseeandaadequate´detect,senseandavoid`technologyisyearsaway.“

NichtdassdasMilitär(undinsbesonderedieUSAirForce)dieBedenkenderFAAnichtnachvollziehenkönnte.AberesmöchtenatürlichauchmitdenUAStrainierenundbenötigtdazueinenentsprechendenLuftraum(wasderFAAnichtso

besonders gefällt). inzwischen hat die MiTRE-Corporation,diesehrengmitdemPentagonzusammenarbeitet,einFor-schungsprogramm aufgelegt, mit welchem die UAS in derLageseinsollen,denVorschriftendes„SeeandAvoid“ent-sprechen zu können. in diesem Zusammenhang darf nichtverschwiegenwerden,dassinDeutschlandderBetriebvonunbemanntenLuftfahrtzeugenüberFlugfläche100einemSi-cherheitstestmiteinempositivenErgebnisunterzogenwur-de.AberderbetrafebendenLuftraumüberFL100–unddortsindbekanntlichalleFlügedenControllernbekanntundsieunterliegenihrerKontrolle.AberirgendwiemussjaeinEuro-Hawk,PraedatoroderwieimmerdieseGeräteauchheißenmögen,nachdemStartindiesenLuftraumgelangen.

Zusätzliche Risiken (eigentlich ein „uncooles“ Wort – manspricht bekanntlich lieber von Herausforderungen) werdeninderTatsachegesehen,dassdiePilotendieserLuftfahrzeu-geebenauchnurMenschensind.UndMenschenunterlau-fenhinundwiedersoeinpaarFehler. insbesonderedann,wenndieMissioneinesunbemanntenFluggerätssehrlangeandauertunddieReizederPilotennichtbesondersheraus-gefordertwerden.Vondenenesübrigenszweigibt.Dereineist fürdieStartsundLandungenzuständig,derandere fürden Streckenflug. Dazu kommt noch ein „Missionsspezia-list“,derfürdieBedienungderSensorenoderbeimeinemUCAV,fürdenWaffeneinsatzzuständigist.Wobeiesnatür-lichbeiderÜbergabevomerstenzumzweitenPilotenbzw.zwischen dem/den Piloten und den Sensorbedienern zuMissverständnissen kommen kann. irren ist schließlichmenschlich.

Von den bei der Bundeswehr eingesetzten unbemanntenFluggerätenbesitztzurzeitnurderEuroHawkeineentspre-

✈ Hinsichtlich der Spannweite kann es der EuroHawk mit der B737 ohne weiteres aufnehmen. Photo: BWB

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derflugleiter2012/02 Luftwaffe

chendeVerkehrszulassung,umaußerhalbvonFlugbeschrän-kungsgebietenbetriebenzuwerden(DerHeron1sollindie-semZusammenhangnichtbetrachtetwerden,daerlediglichin Afghanistan eingesetzt wird). Zukünftige Entwicklungendürfen unberücksichtigt bleiben, da sie, wenn sie sich imLuftraumgemeinsammitbemanntenLuftfahrzeugenbewe-gensollen,wiederEuroHawkübereineentsprechendeVer-kehrszulassungverfügenmüssen.

DerEuroHawkoperiertausschließlichnachinstrumentenre-gelnals„OperationalAirTraffic(OAT)“,wobeidieAufgabeeines Flugplans obligatorisch ist. Normalerweise fliegt derEuroHawknacheinemvorabprogrammiertenundgeprüftenMissionsplan, der durch die Abgabe eines Flugplans denControllernbekanntist.AbereigentlichverhaltensichPilotenmodernerLuftfahrzeugeauchnichtanders,wennsiedasFMSmitihrenFlugplandatenfüttern.UndwiebeidiesenkönnendiePilotenderunbemanntenLuftfahrzeugeindiesenvorpro-grammiertenPlaneingreifen,wennesdieControllerausStaf-felungsgründen verlangen. Die Luftwaffe folgt damit demPrinzipdes„Man-in-the-Loop“.Wasgutundrichtigist.

DiePilotenderUASverfügenübereinemilitärischeLuftfahr-zeugführerlizenz und über eine instrumentenflugberechti-gung.DieKommunikationzwischenderjeweilszuständigenFlugsicherungskontrollstelleerfolgtüberSprechfunk,wobeidasunbemannteLuftfahrzeuggewissermaßenalsRelaystel-lefungiert.ZusätzlichstehteinSatellitendatalinkzurVerfü-gung.DieDFS,welchedieseLuftfahrzeugeübrigensalsRPA

(RemotelyPilotedAircraft)bezeichnet,hatmiteiner„Zusätz-lichenVorschriftzurBetriebsanweisungFlugverkehrsdiens-te gemäß BA-FVD 111.7“ am 17. Juni 2011 ihren Controllerentsprechendes Material an die Hand gegeben. Und Euro-controlhatsichmitden„AirTrafficManagementGuidelinesfürGlobalHawkinEuropeanAirspace“umfassendmitder-Problematik auseinandergesetzt. Danach handelt es sichbeimEuroHawk,sohatesdieDFSfestgelegt,umeinenstaf-felungspflichtigen OAT iFR – Flug, der in Lufträumen derKlassenDundEnurinnerhalbvonFlugbeschränkungsgebie-tengeführtwerdendarf.WomitdieDFSdieProblematikdes„SeeandAvoid“einigermaßenzufriedenstellendgelösthat.Auch die Notverfahren (Verlust der Datenverbindung, Not-landungundFunkausfall)wurdengeregelt.DabeidürfteeinFunkausfalldaseinfachsteProblemdarstellen–schließlichkannderPiloteinesUASdasTelefonnehmenunddenzu-ständigenControllerbzw.dieKontrollstelleanrufen.AllesimgrünenBereichalso,oder?

Sicherheit von Daten und ihren VerbindungenOhneVernetzungfunktioniertinunsererglobalisiertenWeltsogutwienichts.Dieszubehauptenbedeutetnichtsande-resalsEulennachAthenzutragen.WasnatürlichauchfürdieLuftfahrtzutrifft.UndgleichermaßenauchfürdieFlugsi-cherung.Oder,umesmodernauszudrücken,das„AirTrafficManagement.“DabeiistesgeradehiervonbesondererBe-deutung,dassdieDatennichtverseuchtunddieDatenver-bindungen besonders sicher gestaltet sind. Das sind sieauch.BehauptetzumBeispieldieDFS.Dennschließlichhan-deltessichdabeiumgeschlosseneSysteme.Dakommtnie-mandreinundübersinternetschongarkeiner.Hackermüs-sendraußenbleiben.

✈ Für 20 Minuten außer Kontrolle geraten – US Navy MQ-8B „Firescout“ Photo: US navy

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derflugleiter2012/02Luftwaffe

Dochstimmtdasauchwirklich?RundzweiJahrenachdemAbsturz einer MD-82 (EC-HFP) der inzwischen insolventenSpanairinMadridam20.August2008berichtetediespani-scheZeitung„ElPaís“,dassdasComputersystemderspani-schen Fluggesellschaft zum Zeitpunkt des Absturzes miteinemVirusinfiziertgewesenwäre.WasnatürlichzuSpeku-lationenführte,obderAbsturzderMD-82hätteverhindertwerdenkönnen,wenndiesesSystemebennichtvoneinemVirusbefallengewesenwäre.Umesklarzustellen:dieMD-82istnichtwegendiesesVirus´abgestürzt,sondernweildiePilotenesversäumthatten,dieVorflügelundStartklappenindierichtigePositionzufahrenunddamitdienotwendigeStartkonfigurationherzustellen.UndweildasTOWS(Take-OffWarningSystem)nichtfunktionierteunddiePilotenvorderfehlerhaftenKlappenstellungnichtgewarntwordenwa-ren.DieFrage,diehinterdieser„ElPaís“–Meldungsteckt,istalsonichtdie,obderAbsturzderMD-82hätteverhindertwerdenkönnen,sondernweshalbeinComputersystem,dasfürdieWartungderFlugzeugeunddamitfürdieSicherheiteingerichtet worden war, von einem Virus infiziert werdenkonnte.

Natürlich handelt es sich bei den von den Flugsicherungs-dienstleisterneingesetztenRechnersystemenundDatenver-bindungen um geschlossene Systeme. Da hat die DFS mitihrer Aussage schon Recht. Dennoch brauchen auch ge-schlosseneSystemehinundwiedereine„Frischzellenkur“.inder iT-Sprachewirddasals„Up-Date“bezeichnet.Denn

sonstsindsieirgendwannnichtmehrinderLage,ihrenAn-forderungengerechtzuwerdenundkönnenmitanderennurunzulänglichkommunizieren.CraigWright,ehemaligeraust-ralischer Sicherheitsexperte für Computersicherheit bei in-dustrieanlagen und heutiger Direktor am „Global instituteforCybersecurityandResearch“inCapeCanaveralhatdie-ses Problem in einem Beitrag derWochenzeitung DiE ZEiT(„Lebensgefahrausdeminternet“,DiEZEiTNr.42/2011.S.26)aufgegriffen.ErschildertdenFall,beiwelchemdie„Bo-denstationen amerikanischer Drohnen ... von einem Virusinfiltriertworden“sind.Möglicherweise,soführtWrightaus,istdasViruszufälligindieRechneranlagengelangt.ZumBei-spielalsKartenmaterialfürdieSteuerungderUAS.Unwahr-scheinlichistdiesnicht.WobeiessichjanichtunbedingtumeinensohochwertigkonstruiertenVirushandelnmusswieumjenen,deraufdenNamen„Stuxnet“hörtundmitwel-chem im Juni 2010 das Steuerungssystem einer iranischenNuklearanlage lahmgelegtwordenwar.ÄhnlicheBeispielegibteszuhauf.Sowurdenvon2006bis2011,alsoüberfünfJahre, mit der „Operation Shady RAT“ die Rechnersystemevoninsgesamt72Organisationen(darunterauchdasinter-nationaleOlympischeKomitee)angegriffen,undimFebruar2011wurdenmitdensogenannten„NightDragonAttacks“die Computersysteme internationaler Energieversorgungs-unternehmenteilweiseerfolgreichattackiert.

✈ Unerwartete Situationen aufgetreten? – EuroHawk kurz vor der Landung in Manching. Photo: BWB

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derflugleiter2012/02 Luftwaffe

ist es also möglich, die Steuerung von unbemannten Luft-fahrzeugen zu stören oder diese gar zu manipulieren? Ei-gentlich nicht, meint das Bundesamt für Wehrtechnik undBeschaffung(BWB),dasfürdieBeschaffungundEinführungdes EuroHawk verantwortlich ist. Denn, so führt das BWBaus,die„DatenlinksfürdieFlugführugsindnachUS-Stan-dardsverschlüsselt.DamitisteinehinreichendeVertraulich-keitundSicherheitderDatengegeben.“

Dasistberuhigend.DochdannpassierteimDezemberletz-ten Jahres etwas erstaunliches, als die USA eine Aufklä-rungsdrohnevomTypRQ-170„Sentinel“überdemiranver-lorenhatten.NunistdiesnichtzumerstenMalpassiert,aberdieses Mal haben die iraner ein Schnäppchen gemacht.Denn das UAS war mit der modernsten Spionagetechnikausgerüstet. Noch weiß man nicht, weshalb diese Drohneauf iranischem Territorium niedergegangen ist. Die iranerbehaupten zwar, sie hätten das Ding abgeschossen. Aberdasistnichtbesondersglaubhaft,dasiederÖffentlichkeiteineziemlichunbeschädigteRQ-170präsentierthaben.Ambedenklichstenwäre,wennesdeniranerngelungenwäre,indas Steuerungssystem des UAS einzudringen. Denn wenndiesdeniranerngelungenwäre,dannwärenauchPersonenmitnichtgeradealtruistischenNeigungen(z.B.Terroristen)dazuinderLage.Oderauchnurein,wieCraigWrightinsei-nemBeitragfürDiEZEiTmeint,„jungeridiot,dersichzuvielmitComputernundzuvielmitSuperheldencomicsbeschäf-tigt(und)RacheanderGesellschaftüben“will.

Nichtauszuschließen ist jedoch,dasseinFehler imSteue-rungssystemderRQ-170aufgetretenwaroderdieDatenver-bindung zu der Drohne abgebrochen oder gestört wordenwar. Wobei letzteres zumindest beim EuroHawk eigentlichgarnichtauftretendürfte.Denndieserfliegtdann,soführtedas Amt für Flugsicherung der Bundeswehr (AFSBw) aus,„autonomaufdemvorabprogrammiertenPlan.“Zumindest

inderTheorie.DenninderDFS-Firmenpostille„transmissi-on“ wurde beim Bericht über die erste Landung des Euro-Hawk in Manching von „unerwarteten Situationen, die eswährenddesFlugesgegebenhabe(„HolgerMatthies:„Cle-ared to land für Wal mit Flügeln“, transmission 3/2011,S.14/15)gesprochen.WelcherArtdiese„unerwartetenSitu-ationen“waren,wurdenichterwähnt.

GanzsounwahrscheinlichscheintderFall,beiwelchemsicheinunbemanntesLuftfahrzeugderKontrolleentzieht,nichtzu sein. Am 2. August 2010 hatte sich ein unbemannterHubschrauber der amerikanischen Marine vomTyp MQ-8B„Firescout“ in der Nähe eines dicht beflogenen Luftraumsselbstständig gemacht und Kurs auf Washington genom-men.AdmiralSandyWinnefeld,KommandeurdesNorthernCommandundderLuftverteidigungszentraleNORAD,standvoreinerschwierigenEntscheidung:„DoYouletitrunoutofgasandhopefullycrashinafarmer´sfieldordoYouactuallytakeactiontoshootitdown?“.DasProblemwurdegelöst–nach20Minutenwurdeder„Firescout“wiederunterKont-rollegebracht.KurzbevorF-16–AbfangjägeraufdenWeggeschicktwerdensollten.

OhnevernetzteiT-SystemewirdesinunsererschnelllebigenundglobalisiertenWeltnichtmehrgehen.UnbemannteLuft-fahrzeuge gehören irgendwie dazu. Dabei muss die FragenachderSicherheitdieserSystemebeidenLuftfahrtunter-nehmen, Flughäfen und den FlugsicherungsdienstleisternzurChefsachewerden.Sofernsiediesnochnichtist.Diebe-reitserwähnteMiTRE-Corporationhatmitihrem„ModelForEffective Cyber Security“ einenWeg dahin aufgezeigt. Undarbeitet an einer Lösung für „ausgebüxte“ UAS („KeepingTrackofUnmannedAircraftbyOvercomingLostLinks“).Aufder anderen Seite stellte sich ein nachdenklicher AdmiralWinnefeld die Frage, ob für bestimmte Aufgaben langsamfliegende und in niedrigen Höhen operierende bemannteLuftfahrzeuge nicht die bessere Alternative wären, um ir-gendwelcheMassenveranstaltungenzuüberwachen.

✈ Wegen eines Virus im Wartungscomputer abgestürzt? MD-82 der Spanair beim Anflug auf Madrid. Photo: Javier Pedreira / Wikimedia-CC-Lizenz 2.0

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derflugleiter2012/02ATC

Was lange währt – GBAS als primäres Anflugverfahren zugelassenDieVorteileeinessatellitengestütztenAnflugverfahrenssindhinlänglichbekannt.EswirdnichtdurchHindernisseinseinerFunktionsweisebeeinträchtigtundkanndeshalbauchinter-restrischanspruchsvollenGebieteneingesetztwerden,es istkeinenStörungendurchFahrzeugeundandereLuftfahrzeugeausgesetzt,weshalbesimGegensatzzumiLSkeineSchutzzo-nebenötigtundeskanngleichmehrere,genaubiszu26Pis-ten(auchanunterschiedlichenFlughäfen)gleichzeitigbedie-nen.ZusätzlichbietetesdieMöglichkeit,höhereGleitwinkelzufliegen,wasdemLärmschutzdannzugutekommenwürde.Ob dieser höhere Gleitwinkel dann auch von allen Luftfahr-zeugmustern akzeptiert werden kann, ist eine andere Frage.Dennoch versprechen satellitengestützte Anflugsysteme be-trieblicheundvorallemwirtschaftlicheVorteile.

BereitsimSeptember2007,alsovorrundviereinhalbJahren,hat die DFS am Flughafen Bremen ein satellitengestütztesPräzisionsanflugsystemGBAS(„GroundBasedAugmentationSystem“)eingerichtet,dasam5.September2007alserstesvoneinerB737-800derTUiflygenutztwurde.NachdemderGBAS-StationvonderamerikanischenLuftfahrtbehördeFAAdieMusterzulassungerteiltwurde,konnteinBremendasVer-fahren seit dem 16. November 2009 genutzt werden. TUiflyhat sich inzwischen von Bremen verabschiedet und wurde,wasdieNutzungbzw.dieTestsdersatellitengestütztenAn-flugverfahrenbetrifft,vonAirBerlinabgelöst.AirBerlinwardenn auch die erste Fluggesellschaft, die für ihre B737NG-FlottedieZulassungzurNutzungderGBAS-Verfahrenerhielt.

Nachdem nun auch das Bundesaufsichtsamt für Flugsiche-rung(BAF)nachlangerundintensiverPrüfungderBodensta-tiondieMusterzulassungerteilthat,könneninBremenGBAS-AnflugverfahrennunganzoffiziellalsprimäresAnflugverfahrengenutzt werden. Eine B737 der Air Berlin war die erste, diediesamAbenddes9.Februarrealisierte.WasnatürlichnichtnurvonderDFS,sondernauchvonderzweitgrößtenFlugge-sellschaft mit einer Pressemeldung und entsprechendemStolz verkündet wurde. „Mit dieser innovativenTechnologiewirdesmöglichsein,Landeanflügenocheffizienterundlärm-reduzierterdarzustellen.GBASwirdauchzukünftigeinzent-raler Bestandteil unserer bordseitigen Navigation auf derBoeing-Flottesein“,verkündeteTimTecht,dertechnischePi-

lotderAirline.MitanderenWorten:AirBerlinmarschiert´malwiederanderSpitzedesFortschritts.

Gegen einen derartigen PR-Auftritt ist natürlich nichts einzu-wenden.TueGutesundrededarüber.Allerdingswirdesnochetwasdauern,bissichdiesteilerenAnflugwinkelbeimLärm-schutzauswirken.Zumeinen,weilGBAS-Anflügebisjetztnurbis zur Betriebsstufe i (CAT i) durchgeführt werden dürfen.WenndieVögelalsozuFußgehenunddiefliegendeKundschaftdennoch auf einen regulären Flugbetrieb Wert legt, wird esnichts mit weniger Lärm am Boden. Bis GBAS-Anflüge auchnachCATii/iii–Bedingungenzugelassenwerden,wirdnocheinwenigZeitvergehen.SobisMittedesJahrzehnts,meintdieDFS.Wasletztlichauchdavonabhängt,wiedieneuenVerfahrenvondenAirlinesangenommenwerden.SchließlichgibtesnebenAirBerlinauchnocheinpaarandere.Zumanderenmüssenanflie-gendeLuftfahrzeugeineinerHöhevon1000FußüberGrund,oderumgenauerzusein,bei1000FußüberderLandeschwellein Landekonfiguration gebracht sein (bei Visual Approachessindes500Fuß).UndvondasollteesmiteinemmoderatenAnflugwinkel weitergehen. Unmittelbare FlughafenanwohnerwerdendurchdieGBAS-VerfahrenalsowenigLärmentlastungerfahren.VondenBremerKollegenwerdenGBAS-Anflügeübri-gensgenausoabgearbeitetwieFlüge,diedenherkömmlicheniLS-Verfahrenfolgen.DerGleitwegbeträgtdreiGrad,derEndan-flug beginnt in derselben Höhe und in einer Entfernung vonzehnSeemeilen.Businessasusual,also.Wasnichtbedeutet,dasssichdiesirgendwanneinmaländernwird.

NachdemdasBAFinzwischenfürAnflügemitVertikalführungauchdieNutzungvonEGNOS(EuropeanGeostationaryNaviga-tion Overlay Service) zugelassen hat, können entsprechendeAnflügenachAngabenderDFSseitdem15.DezemberletztenJahres an 38 deutschen Plätzen durchgeführt werden. Aller-dingswurdeninEuropabisheranlediglichsechsFlughäfenent-sprechendeAnflugverfahreneingerichtet.DreidavonbefindensichinFrankreich(Pau,Clermont-FerrandundLeBourget),zweiin der Schweiz (St. Gallen-Altenrhein und Les Eplatures) undeineraufderinselAlderneyimÄrmelkanal. WeFis

✈ Air Berlin – Besatzung nach dem ersten regulären GBAS-Anflug am 09. Februar in Bremen.

Photo: Air Berlin / DFS

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derflugleiter2012/02 ATC USA

Schwimmende Kontrollzone?in der vom „General Flugsicherheit in derBundeswehr“ herausgegebenen Zeitschrift„Flugsicherheit“wurdevoneinemZwischen-fallberichtet,aufden,daessichbeidieserZeitschriftumeinebundeswehrinternePubli-kationhandeltunddiesenichtfürdieÖffent-lichkeitbestimmtist,nichteingegangenwer-densoll.AllerdingswerdenindiesemBerichtdie Begriffe „Flugkontrollzone der FregatteXY“ und „Kontroller“ verwendet. So stellt

sichdieFrage,obeinederartige„Flugkontrollzone“mitei-nerKontrollzoneeinesinternationalenbzw.Regionalflugha-fens oder eines Fliegerhorstes gleichzusetzen ist und dieTätigkeitdesbzw.derindiesemBerichterwähnten„Kontrol-ler“mitdeneneines„AirTrafficControllers“bzw.einesFlug-lotsen oder eines, um im militärischen Sprachgebrauch zuverbleiben, Flugsicherungskontrolloffiziers gleichzusetzenist.Gibtesalsogewissermaßeneine„schwimmendeKont-rollzone“?

„Natürlich nicht“, erklärt Fregattenkapitän Sandforth vomFlottenkommandoinGlücksburg.Ausganzeinfachnachzu-vollziehbaren juristischenGründen.Dennschließlichgehö-ren die hohe See und der sich darüber erstreckende Luft-raum außerhalb der Hoheitsgewässer niemanden. UnddeshalbhatauchkeinStaatdasRecht,dorteineKontrollzo-neeinzurichten.Allerdings ist indenFlughandbüchernderBundeswehr ein Mindestabstand festgelegt, der beimVor-bei-bzw.beimÜberflugeinesSchiffeseingehaltenwerdenmuss.ErbeträgteineSeemeileund1000Fuß.Unddiesgiltnicht nur für andere Kriegsschiffe (abgesehen von jenenbzw. dem Flottenverband, denen man angehört), sondernauchfürjeglicheandereSchiffe.FürKreuzfahrtschiffe,Fäh-ren,Tanker, Containerschiffe, Stückgutfrachter und was dasonstnochaufdenWeltmeerenunterwegsist.WobeidiesindichtbefahrenenSeegebietenwiezumBeispielderElbmün-dungnichtimmereinfacheinzuhaltenist.

Allerdingsexistiert fürNATO-Einheiteneinetaktische„shipcontrol zone“, innerhalb welcher sogenannte „ship cont-rolledapproaches“durchgeführtwerden.DieunterscheidensicheigentlichnichtvoneinerganznormalenPlatzrundeundbestehen aus Gegen-, Quer- und Endanflug. Dabei könnendieseAnflügeauchiniMCdurchgeführtundsomitGCA-An-flügen verglichen werden. Diese „ship control zone“ er-strecktsichineinemRadiusvonzweiSeemeilenbiszueinerHöhevon500Fußumbzw.überdasjeweiligeSchiff.Zustän-digistderbzw.diebereitserwähnten„Kontroller“,dieoffizi-ell als Hubschrauber-Leitpersonal bezeichnet werden. Und

obwohlsiedieHubschraubermitRadarführen,sindsiekei-ne Controller oder Flugsicherungskontrolloffiziere, die an-und abfliegende Luftfahrzeuge nicht nur mit Radar führen,sonderndieseauchuntereinanderstaffeln.Siewerdendes-halbauchnichtanderFlugsicherungsschulederLuftwaffe,sondern an der Marineoperationsschule ausgebildet. SiesindjenachQualifikationberechtigt,LuftfahrzeugeauchiniMCzuführen.DiemaximaleHöheimGegenanflugbeträgtübrigens400Fuß,weshalbdieObergrenzedieser„shipcon-trolzone“bei500Fußliegt.

Abstand halten – gut für´s ÜberlebenFürdenzivilenLuftverkehrsinddiese„shipcontrolzones“zumindestausjuristischerSichtohneBedeutung.WeilStaa-ten Kontroll-, Sperr- oder Beschränkungsgebiete eben nuraufihremTerritoriumbzw.inihremLuftraumeinrichtenkön-nenunddieinternationalenGewässerunddersichdarübererstreckende Luftraum niemand, oder wenn man so will,ebenallengehören.TheoretischkönnteeinVFR-Pilotaufdieidee kommen, sich ein Kriegsschiff oder einen Flottenver-bandeinmalausderNäheanzusehen.Besonderssinnvollistdies jedoch nicht. im Gegenteil, ein derartiges Vorhabenkannsichalslebensgefährlichherausstellen.

DennwieimmergibtesauchnocheineandereSeitederMe-daille. Die nennt sich „internationaler Terrorismus“ oder„asymetrische Bedrohung“, der sich inzwischen wohl keinStaatmehrentziehenkann.DieserBedrohungsiehtsichna-türlichauchdasMilitärausgesetztundesversuchtverständ-licherweise, sich dagegen zu wehren. Deshalb ist es nichtratsam, einem Kriegsschiff oder einem Flottenverband zunahezukommen.Vorallemdannnicht,wennessichdabeium ein für die Marineeinheiten unbekanntes Luftfahrzeughandelt.Natürlichwird,soFregattenkapitänSandforthkeinSchiffderdeutschenMarineinderNord-oderOstseeeinenSportfliegervomHimmelholen.WobeierseineHandfürsei-neVerbündeten,zumBeispieldieRoyalNavyoderdieMari-ne Nationale Francais, nicht ins Feuer legen möchte. Undnatürlichbedeutetdiesauchnicht,dasssicheindeutschesKriegsschiffnichtwehrenwürde,wennsicheineCessna150nunaufeineEinheitder„grauenDampferkompanie“stürzenwürde (wobei das bei einer C150 mit dem Stürzen so eineSachewäre).Denn„nichtschießen“bedeutetjanicht,dassaufdemKriegsschiffdieWaffennichtbesetztsind.Soman-cherKommandantoderErsterOffizierwürdeeinederartigeGelegenheit ohnehin nützen, die Fitness seiner Besatzungzu testen und sie auf die Gefechtsstationen zu jagen. Undbevorsichdiedochso„harmlose“CessnaoderPiperindieBrückederFregatteodereinesTenderbzw.Einsatzgruppen-versorgers stürzen könnte, würde deren Besatzung versu-chen,denPilotenvonseinemTunabzuhalten.

von WernerFischbach

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derflugleiter2012/02ATC USA

WasfürdeutscheMarineeinheiteninderNord-undOstseegilt,mussinanderenSeegebietenetwasdifferenziertgese-henwerden.ZumBeispielbeim„Atalanta“-EinsatzamHornvon Afrika. Denn da wird auf eine unkontrollierte Annähe-rungauchvondeutschenEinheitenetwasrobusterreagiertals in heimischen Gewässern. Die Marine arbeitet da nachbestimmtenEskalationsstufen.NähertsicheinunbekanntesLuftfahrzeugaufzehnSeemeileneinerFregatte,einemTen-der oder einem Einsatzgruppenversorger, dann wird es aufder„Guard“Frequenzaufgefordert,sichzuidentifizieren.TutderPilotdiesnichtundhatsichauffünfSeemeilengenähert,dann wird er erneut dazu aufgefordert und, sollte er sichnichtfolgsamerweisen,miteinemWaffeneinsatzgedroht.ineiner Entfernung von zwei Seemeilen wird dann scharf ge-schossen.

BeiFlottenverbändenderUSNavyfälltdieserSchutzschirmnatürlichetwasumfangreicherausalsbeidenEinheitenderdeutschenMarine.Biszu200SeemeilenbeanspruchtdieUSNavyfürihreEinsatzgruppen(„CarrierStrikeForces“).SelbstFlugzeuge oder Hubschrauber befreundeter Streitkräftemüssen, wenn sie dem Flottenverband nicht bekannt sindbzw.dieAnnäherungnichtkoordiniertwurde,damitrechnen,plötzlicheinenoderzweiF-18-Abfangjägernebensichzuse-hen.WerzudemalsFremderodergaralsZivilisteinemsol-chen Verband ohne entsprechende Genehmigung zu Nahekommtundsichzudemalswenigfolgsamerweist,ist„mau-setot“.SelbstwennereigentlichjuristischimRechtwar.

✈ Kein Controller, aber dennoch für den Flugbetrieb zuständig: Hubschrauber Leitoffizier an Bord einer Fregatte. Photo: Georg Wegemann

✈ Operieren in der taktischen „ship control zone“ – startender SeaLynx und Sea King im Hintergrund. Photo: Georg Wegemann

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derflugleiter2012/02 ATC International

FIREMAn steps in to bring plane carrying 70 passengers safely down when air traffic controller forgets to turn up for work

Afranticpilotaboardapassengerflightwasunabletocon-tacttheairtrafficcontroltowerduetobringhimintoland–because the official on duty had forgotten to show up forwork.As thesituationbecamecritical, it fell toanon-dutyfireman at the tiny indian airport to race to the tower andbringthe JetAirwaysplane–with70passengersaboard–safelydown.For40nailbitingminutesthefireman,MBasha,tookinstructionoverhismobilephoneinhowtohandlethecomplexradiotransmitters.

At7.40amhewasabletogivethe‚cleartoland‘instructionand the aircraft touched down smoothly, with passengerscompletelyunawareofthecrisis.Thedramaunfoldedearlierthis month at Renigunta airport in Tirupati, in the indianprovinceofAndhraPradesh,whenthememberofstaffduetostartworkat7amfailedtoshowup.Twoflightswereduein–bothtakingofffromHyderabad.TheJetAirwaysATR-72flightwastoarriveat7.40amandaSpicejetplane,carrying106passengers,at8am.EnroutetoTirupati,thepilotoftheJetAirwaysplanefranticallytriedandfailedtoestablishcon-tactwithairtrafficcontrollers.

When ATC deputy general manager Janardhan, who wasasleepathome,wasalertedtothecrisis,herequestedthatfirefighterMrBasharushtotheATCtower.For40minutesofficialsoftheAirportAuthorityofindiainTamilNadu‘scap-ital Chennai – the administrative control centre ofTirupatiairport – were on the edge of their seats as Mr Basha, in-structedbyMrJanardhanoverthephone,handledtheradiotransmitters,Acommunication,navigationandsurveillanceofficeronduty,LAnilKumar,whowasconductingaroutine

check of the technical facilities, also pitched in to salvagethesituation.

in the meantime, Mr Basha was constantly in touch withboththeflights.Around7.40am,hegavethe‚cleartoland‘instructiontothefirstplane.Thankfully,shortlyafterwardsan air traffic control officer reached the tower and tookcharge.ThesecondflightlandedundertheATCofficer‘ssu-pervision.TirupatiairportdirectorRSD‘CruzsaidthecrisisonJanuary9hadbeenreportedtoAAi‘sChennai-basedre-gionalexecutivedirectorDDevarajandhehadrecommend-edappropriateactionafterconductinganinquiry.AteamoftwoseniorofficialsfromChennaiwasdispatchedtoTirupationJanuary10.Alltheofficersconcerned,includingMrBashaandMrKumar,werequestioned.

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derflugleiter2012/02ATC International

MrDevaraj toldMailToday: ‚TheATCofficerwhowassup-posedtomanthetowerdidnotreportforduty.‚Duringtheinquiry,heclaimedhesimplyforgottoturnup,butwedidnotbuyhis lameexcusesincethematterwasveryseriousandthelivesofpassengerswereatstake.‘Theofficialhadreportedlygivenconflictingversionsduringtheinquiry.ini-tially,heisbelievedtohaveclaimedthatheoverslept.Later,theofficersaidhewasundertheimpressionthathewasduetoworktheeveningshift.

MrDevarajcategoricallystatedthattheflightcontrolopera-tionsshouldnothavebeenhandledbythefireman.‚NoonedoubtsBasha‘sintentiontohelpduringacrisis.Hewantedtheflighttolandsafely.Butheisuntrainedandmustnotat-tempttodotheATC‘sjob.Meregoodintentionisnotenoughinthiscase,‘hesaid.Theinquiryreportrecommendedad-ministrativeactionagainst theATCofficer.Tirupatiairport,

which caters to an average of 10 takeoffs and landings ofaroundfiveairlinesdaily,isprimarilyusedbyvisitorstotheVenkateswaratemple. Yatish Yadav

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derflugleiter2012/02 Ehemalige

Autor: Frank W. Fischer © 2010

Ein neuer Beruf entsteht!Der Flugsicherungs-Kontrolldienst / Ein Rückblick in die ersten Jahre

I – Die politische SituationManschreibtdasJahr1949.Der2.WeltkriegistvorbeiundDeutschlandistaufgeteiltinvierBesatzungszonenderSie-germächte, einer russischen im Osten, einer britischen imNorden,eineramerikanischeninderMitteundimSüdostensowieeinerfranzösischenimWestenundSüdwesten;sieheiCAOEUMiiiKarteDoc7266aus1952.

DieBerlinerLuftbrückeistnochvollimGangeundzusätzlichzudenFlughäfenHamburg,Frankfurt,BückeburgundWies-baden wurden weitere Ausweichflughäfen erforderlich. Am10.5.49tratdasBesatzungsstatutderdreiHochkommissareEnglands, Frankreichs und der USA in Kraft. in Wiesbadenentstand im gleichen Jahr eine Zivilluftfahrtverwaltung derBesatzungsmächte,das“ZivileLuftamt”(AlliedCivilAviationBoard – CAB), mit seiner amerikanischen Abteilung (CAD)unter der Zuständigkeit des “US State Departments”. Diegesamte Zuständigkeit für Flugsicherung, den zivilen Luft-verkehrunddieFlughäfenlagnunbeidiesem“CivilAviationBoard”, betrieben von den Vertretern der amerikanischen,britischenundfranzösischenBesatzungsmächte.Leiterderamerikanischen Abteilung (US-CAD) des CAB war Mr. Tho-mas Johnson,derderbritischenseinNamenskollege John-son und der französischen Mr. M. Guillaume. Die SowjetshieltenKontaktzumCABüberihreAussenstelleinFrankfurt/Main-Niederrad.Am24.5.1949wirddanndieBundesrepub-lik Deutschland gegründet. Regulärer ziviler FlugverkehrdurchdieFluggesellschaftenfandabJanuar1950stattunddasCABunterderZuständigkeitderHochkommissarever-anlasstedieErrichtungeinereinheitlichendeutschenBehör-defürdieFlugsicherung.

imDezember1951richtetedasneueBundesverkehrsminis-teriumzudiesemZweckeineVorbereitungsstellezurSchaf-fungdieser“BundesanstaltfürFlugsicherung–BFSein,an-fangs geleitet von Dr. O. Heer, der auch schon in derReichsflugsicherungtätiggewesenwar,mitdenHerrenMö-bius, Geisser und Garczyk. Diese Vorbereitungsstelle, an-fangs im Landeshaus beim CAB untergebracht, zog am1.2.1952 mit dem CAB in den iG – Hochhauskomplex inFrankfurt/Main um und verlegte seine Büros am 6.8.1952

dann indensogennanten“Annex–A”hinterdemiGKom-plex. Die weiteren Mitarbeiter dieser Stelle waren Dr. h.c.Karwarth (danach Luft AG & Lufthansa) und Herr P. Berger(ab1951CAB,später iCAO)sowieab6.2.1952FrauA.Süs-serottalsSekretärin.DieAnforderungenfürdieseArbeitalsSekretärin waren die Beherrschung der deutschen, engli-schenundrussischenSprache,sowieStenografieundMa-schinenschreiben.Dr.ing.HeerwurdezumDirektorderneu-en Behörde “BFS” ernannt. in der Folge nahmen an derersteniCAORegionalkonferenzinEuropa(EUMiii)imFebru-arundMärz1952erundHerrMöbiusalsBeraterdesAlliier-

✈ 1952’er ICAO Karte mit den Kontrollbezirken (CTA) in Deutschlands Besatzungszonen. Die Grenzen der Flugin-formationsgebiete (FIR), in denen diese CTA liegen ent-sprechen noch den Abgrenzungen zwischen den Besat-zungszonen. Die Strasburg FIR mit CTA umfasst zu diesem Zeitpunkt noch das Saarland, Baden und Württemberg. Die Bezirkskontrollzentrale befand sich in Strasbourg. Quelle: ICAO Doc 7266 der EUM III Europa-Konferenz

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derflugleiter2012/02Ehemalige

tenCABteil.DasGesetzüberdie“BundesanstaltfürFlugsi-cherung”tratam23.3.1953inKraft.

Aber1953warDeutschlandnochnichtwiedersouveränundübte daher die Lufthoheit nur unter Vorbehalt der Besat-zungsmächteaus.DiesändertesicherstmitdenPariserVer-trägenunddemBeitrittzurNATO(gegründetam4.4.49)in1955, als die BRD wieder souverän wurde. Die DeutscheLuftwaffeentstand1956.DasGesetzüberdieBFSsahausdiesemGrundevor,dassalleFlüge,dienichtvondenFlug-platz- & Anflugkontrollstellen der Besatzungsmächte ge-führtwurdenundsolchen,dieunterLuftverteidigungsstel-len operierten, ausschliesslich unter die Zuständigkeit derBFSfallen.DiegleicheRegelungwurdeauchnach1956bei-behaltenund1959durchdiebeidenMinisterienfürVerkehrundVerteidigungbestätigt.

Desgleichen wurde 1951 auch ein “Vorbereitungsauschussfür den Luftverkehr” durch das BMV einberufen. Als Folgehierausentstandam6.1.53die“Luft-AG”,welchedannspä-terdenNamen“LufthansaAG”trug.Dr.h.c.KarwarthwurdeeinerdererstenDirektoren.DerLinienflugverkehrderDLHwurde am 1.4.55 aufgenommen, nachdem zuvor nur dieFluggesellschaften Frankreichs (Air France), Grossbritanni-ens (British European Airways), der USA (zuerst American

OverseasAirways,danachPanAmericanWorldAirways)undRusslands (Aeroflot) ab Januar 1950 den regulären zivilenFlugbetriebinDeutschlanddurchführendurften.

1948warimoberstenStockwerkdesiGFarbenGebäudesinFrankfurt/MainimZusammenhangmitderBerlinerLuftbrü-cke die erste Flugsicherungs-Bezirkskontrollzentrale (ACC)im Nachkriegs-Deutschland durch die US-Luftwaffe unterder Verwaltung des Hochkommissars für Deutschland (Hi-COG)entstanden.DieLeitungderZentraleoblagCpt.Chabe-aux und Cpt. Mills vom “Airways and Air Communications

✈ USAF Rhein-Main Airbase Frankfurt/Main, 1948/49 TWR während der Berliner Luftbrücke Photo: USAFE

✈ Frankfurt/Main IG Farben Gebäude, 1949 – 1953 mit Frankfurt ACC im obersten Geschoss CPS-5 Radaranlage noch ohne IFF, 230 nM Reichweite bis 65.000 Fuss Höhe

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Service–AACS”derUS-Luftwaffe,biszumUmzugderZent-raleindasRheinMainFlughafenTerminalam21.4.1953.

Dieneugegründete internationaleZivilluftfahrtOrganisati-on – iCAO, nach deren Regeln die Flugsicherungskontrolle(ATC) ausgeübt wurde, nahm bereits 1947 ihre Arbeit auf.1952befahlauchdieUS-LuftwaffeallenihrenüberseeischenEinheiteninderFlugsicherungskontrolledieiCAORichtlinienundEmpfehlungen,RegelnundVerfahren,anzuwenden.DasUS CAB bildete die neuen Fluglotsen aber bereits schon1949nachdeniCAORegelnaus.DieBFSwandtediesedannebenfalls bereits 1953 an, wurde aber erst 1956 iCAO Mit-glied.

DieerstenurmitdeutschenFlugleiternbetriebeneBezirks-kontrollzentrale, die am 15.1.53, so wie Frankfurt/Main imApril1953,nochfüreinigeMonateandieamerikanischeZi-villuftfahrt-Verwaltungübergebenwurde,warMünchen.MitderGründungderBFSzogimApril1953dasACCFrankfurt

dannvomiG-HochhausindieneuenBetriebsräumeimTer-minalamRheinMainFlughafenum..Am1.6.53erfolgtedannauchdieÜbernahmeallerbeidenBesatzungsmächtentäti-gen deutschen Flugleiter im FlugsicherungskontrolldienstdurchdieBFSunddieÜbergabeder“Hoheitsaufgabe”Flug-sicherung,weiterhinuntereinigenVorbehalten,andieBFSam 1.7.1953. Von diesem Tage an waren bis auf FrankfurtTWR & APP (unter USAF AACS Leitung) nur noch deutscheFluglotsenandenzivilenFlugsicherungsstellenbeschäftigt.

II – PersonalVor1947betriebendieBesatzungsmächtedieFlughäfenunddieFlugsicherungohnedeutschesPersonal.DieBritenmitden Flughäfen Hamburg, Köln, Hannover und Düsseldorfstelltenbereits1947/48deutschesPersonalfürdenFlugbe-ratungsdienst (AiS),denPeilfunkdienstundanFernmelde-stellen ein, und die meisten dieser ehemals “Ehemaligen”stammtennochausder früherenReichsflugsicherung.DenAnfangmiteinerEinstellungswellevonFlugleiternfürdieBe-wegungslenkungvonFlügenimRahmendesFlugsicherungs-Kontrolldienstes machte die amerikanische Abteilung desCAB1949mitAnzeigenineinigengrossendeutschenTages-

✈ Frankfurt ACC am Rhein-Main Flughafen ab April 1953; seit 1955 auf dem Dach die CPS-5 Radaranlage vom IG-Hochhaus, jetzt mit IFF; Die Anlage wurde später wieder demontiert Photo: FAG

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derflugleiter2012/02Ehemalige

zeitungen.MansuchteMitarbeiterfürdasAlliierteZivilLuft-fahrtamtimAltervon21bis32JahrenfürdieAusbildungunddenEinsatzinderUS–Besatzungszone.BedingungwardieBeherrschung der englischen Sprache inWort und Schrift,Abitur oder gleichwertige Ausbildung und zweijährige flie-gerische Erfahrung. Die Auswahl der Bewerber fand durchdasCABstattundwurdevonMr.L.C.Moore,Mr.G.Wallerund Mr. Donald K. Thompson vorgenommen. in MünchenundBerlinbewarbensicheinigeHundert, inStuttgart fast2000 fürdiesenneuenBeruf.Aber lediglich40wurdenzudiesem Zeitpunkt für den Flugplatz- und Anflugkontroll-dienst an den Flughäfen Bremen, Nürnberg, Stuttgart undMünchenbenötigt.

Der erste Lehrgang über Flugverkehrskontrolle zur Ausbil-dungalsFluglotse/Flugleiter/Flugsicherungslotse/Flug-verkehrsleiter,welcheBezeichnungenfürdiesenneuenBe-rufdes“AirTrafficController”damalsauchimmerverwendetwurden, fand seitens der US – Luftwaffe im Auftrag desHochkommissars für Deutschland (HiCOG) und dem US –CADunterdemCABvom3.Oktoberbis2.Dezember1949inBremenstatt.WeitereKurseüberBezirkskontroll-Verfahren–ACC,durchgeführtvonder1807thAACSEinheitderUSAFE,fanden danach in Freising (vom 7.1. – 16.2.51 geleitet vonMajorW.C.Zelinski)undMünchen-Riemstatt.DasCABalsZivilLuftfahrtAmtwareinvonZivilistengeführtesAmt,wäh-rendderAACSderUS–Luftwaffeunterstand.Die40männli-chenTeilnehmer,ausgewähltausdenvielenBewerbern,ka-men aus allen Teilen Deutschlands und reisten mitmilitärischen “Travel Orders”. Die ersten US-CAD Lehrer inBremenwarenMr.CharlesMyersundMr.GeorgeWaller,as-sistiertvonMr.FrankB.LehnundMr.JackLanius.Mr.Wallerund Mr. Myer leiteten auch die folgenden Kurse für Flug-platz- und Anflugkontrolle (TWR & APP) in München Riem,währenddieAACSdieKursefürStrecken-(Bezirks)-kontrolledurchführte.

Mr.GeorgeWallerwurdespäterUS–FAARepräsentantfürEuropa,AfrikaundNahost(EAMERegion)derUSLuftfahrtbe-hördeFAAmitSitzinBrüssel.Mr.Wallerübernahmab1950denAufbauder“ATCTrainingSchool”inMünchen-Riem,dieebenfallsimJahr1953andieBFSübergebenwurde.

Bis Ende 1953 führte diese Schule 14 Lehrgänge für TWR,APPundACCdurch.Ausdenersten40Teilnehmernwarenbis1954inzwischen211“Controller”geworden.1952hattebereitsBedarffür85weitere“Controller”fürFrankfurtundMünchen ACC bestanden. Aus 2000 Bewerbern bestanden210 die Auswahlprüfung, später reduziert durch fehlende“politischeFreigabe”!VonEnde1951anstiegdieZahlderinderFlugsicherungangestelltenMitarbeitervon4auf232in1952und732bisEnde1953.DiesevondenUSAergriffeneinitiative verursachte heftigste öffentliche Proteste seitensderSowjetsundEnglands.

... Fortsetzung folgt in der nächsten Ausgabe des flugleiters.

in der letzten Ausgabe des Spiegel fand ich unter denLeserbriefen(s.o.)einenKommentardesKollegenOliverBarth,inwelchemerihreArbeitherabwürdigt.ich,eben-falls„Flugkapitän“,möchteSiewissenlassen,dassichmich für diese Äusserungen fremdgeschämt habe undmichausdrücklichdavondistanziere.ichkannihnenver-sichern, dass der Grossteil meiner fliegenden KollegenihreArbeit(egalobamBodenoderinderLuft)sehrzuschätzenweissundmöchteSiebitten,diesenLeserbriefalsEinzelmeinungzuverstehen.Mit freundlichen GrüssenChristian Schreiber/CPT B757/767 Condor

✈ Flugsicherungsschule München, BFS ATC Kursus 1954, Lehrer Gagelmann mit Kollegen Strinzel, Feilhauer, Endlich, Seiffert, Spatzek, Liebst, Herrmann, Martin, Schuster, Kutscheid, Blumhagen, Glier Photo: Lebermann

LESERBRIEF

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derflugleiter2012/02 Last Call

Herausgeber:GewerkschaftderFlugsicherunge.V.SitzFrankfurta.M.

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Redaktion: BerndBockstahler,M.A.,(Chefredakteur)Hans-JoachimKrüger,(LeiterdesRedaktions-teams),LutzPritschow(int.Affairs),HarryM.Helbig(Airports,Airlines,„Spotter“),ManosRadisoglou(Akademie,Ausbildungu.ä.),DanielaFranke(UZ),„Emmi“Enneper(„Ehemalige“),MichaelHnida(Technik),

ThorstenWehe(Technik,BR,TK),RalphReinwarth(UpperAirspace),FrankWillmeroth(internet),Apron:TobiasBartl(FRA),AlexanderNovakovic(BER)

Anschrift der Redaktion:„derflugleiter“AmHauptbahnhof860329Frankfurt/MainTel.:069-244046800Fax:069-244046820e-mail:[email protected]

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©füralleArtikel–soweitnichtandersangegeben–beiGdF„derflugleiter“.Nachdruck–nachvorherigerAbsprachemitdemHerausgeber–gestattet.Belegexemplarerbeten.

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Liebe Redaktion, liebe Leserinnen und Leser des Flugleiters,

Liebe Freunde in Deutschland,

ichbinElisabethAbera,fünfzehnJahrealtundeinesvondendreiWaisenkin-

dern,denenSieseitfastdreiJahrenhelfen.

MeineTanteGenetGebru,diebeiIhnenarbeitet,hatunsimFebruarinGon-

derbesucht.Yeschi,Muluundichhabenunssehrgefreut,sienachfastzwei

Jahrenendlichwiederzusehen.TanteGenetwargerührt,unsinsoguterVer-

fassungvorzufinden.SiehatunsvonIhnenvieleserzähltunddaswirohne

Sienichthierwären.

Wirhabenüberlegt,wiewirIhneneineFreudemachenkönnenundichhabe

diesen Brief geschrieben. Ich möchte mich herzlich bei Ihnen bedanken,

auchimNamenmeinerkleinenGeschwister,dasswirdurchSieineinegesi-

cherteZukunftschauenkönnen.Wir fühlenunswohl inGonder.DieStadt

bietetunsSicherheit,dieinÄthiopiennichtselbstverständlichist.Wirgehen

gerneindieSchule,dieLehrersindfreundlichundhabenunsschonvielbei-

gebracht.IchpersönlichlerneamliebstenEnglischundMathematik.

Mein Bruder Mulu war lange zu klein für sein Alter und krank.Wir hatten

Angst,dassernichtmehrgesundwird.Inzwischenisterkräftigergeworden

undwächstordentlich.Eristganzverrücktdarauf,Fußballzuspielenundhat

vieleFreundehiergefunden.Yeschi,meinekleinereSchwester,istnunauch

schoneinTeenagerundinteressiertsichsogarschonfürdieJungs.Ichpasse

alsihregroßeSchwesternatürlichauf,dassdieSchulenichtzukurzkommt.

UmunskümmertsicheineliebevollePflegemutter,diewirsehrinsHerzge-

schlossen haben. Unsere Großmutter Bozena organisiert den Alltag und

freutsichmitunsüberjedenTag.WirvermissenunsereElternundwissen

aber,dasswirnachvorneschauenmüssenundSie, liebeHelferinnenund

Helfer,nichtenttäuschenwollen.

WiralledenkenoftanSieundwünschenIhnennachDeutschlandvonHerzen

FreudeundGesundheit,IhreElisabethAbera

Gonder,März2012

Kommentar von Daniela Franke:DassinddochguteNachrich-

ten!Damitallessoweiterlaufenkann,suchenwirnochPaten!

Wir haben inzwischen sechs Patenschaften und unser Spen-

denaufkommenreichtnochetwaneunMonate,umdieKinder

zuversorgen.WirwürdenunssehrüberzusätzlicheUnterstüt-

zungfreuen,damitdieKinderlangfristigundkontinuierlichver-

sorgt werden können. Ihre Spenden werden vom Finanzamt

anerkannt.„Erwachsenwerden“dauerthaltetwas:O)Einfester

BetragwirdjedenMonatdirektvomSpendenkontoperWestern

Union zur Großmutter Bozena überwiesen. Wir danken auch

dieserStelleauchherzlichunseremKollegenFriedhelmRem-

mel, demVorsitzenden desVereinsVilla Kunterbunt e.V., der

sichfürsorglichumdenTransferunddieFormalitätenkümmert.

Wollen Sie unser Projekt unterstützen?

Spendenkonto:Hilfsprojekt„OutofDansha“–

VillaKunterbunte.V.BLZ50840005(Commerzbank),

Kontonummer:620322800

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