Führungsstil
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Der Begriff Führungsstil stellt eine
engere Umschreibung dar, bei der
stärker auf äußere Verhaltensmerk-
male geachtet wird. Der Begriff des
Unterrichtsverhaltens stellt dagegen
eine erweiterte Umschreibung dar, die
auch verhaltensprägende, kognitive
Aspekte mit einschließt.
Im folgenden werden exemplarisch
einige Forschungsansätze zum Thema
richtiger Führungsstil und richtiges
Unterrichtsverhalten aufgezeigt.
Führungsstil
1 Führungsstil in der Forschung
Prozess- Produkt Studien
Dubs-Untersuchung
Becker-Canine-Untersuchung
Stil-umschreibung
ATI-Untersuchung
Stilumschreibungen:
Lewin, Lippitt und White (1939) und Tausch, Tausch (1979) versuchten einen
optimalen Führungsstil zu finden. Dazu untersuchten sie die Hauptdimensionen
Lenkungsgrad des Unterrichts und Grad der Wertschätzung, die der Lehrer dem
Schüler entgegenbringt. Sie stellten fest, dass Schüler bei stark lenkenden
Lehrkräften entweder zu einem gehemmten und stark eingeschränkten
Verhalten oder zu einem aggressiveren Verhalten mit erhöhter Widersetzlichkeit
tendieren. Häufig geht die starke Lenkung der Lehrkräfte mit einem geringen
Maß an Wertschätzung einher. Aufgrund dieser Ergebnisse kamen die Autoren
zur Empfehlung des sozialintegrativen Führungsstils, der durch ein hohes Maß
an Wertschätzung und ein geringes Maß an Lenkung definiert ist.
Staatliches Studienseminar Südbayern 2. Juli 2003Zusammenfassung methodisch-didaktischer BegriffeManfred Wersching
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lernwirksame Kombination bei kognitiven Lernzielen
im Anfängerunterricht:
Prozess-Produkt-Studien:
Gage (1976) operationalisierte das
Führungsverhalten von Lehrkräften
durch die drei Dimensionen Lenkung
(Stärke der Strukturierung),
Verstärkung (Reaktion der Lehrkraft)
und Frage-stellung der Lehrkraft.
Ein neunstündiges Umweltlehre-
curriculum wurde mit den 8 möglichen
Arten des Führungsverhaltens durch-
geführt und der daraus jeweils
resultierende Lernerfolg ermittelt:
Bezüglich der affektiven Lernerfolge
zeigten sich keine Unterschiede. Die
besten kognitiven Lernerfolge erzielte
die Kombination aus starker Struk-
turierung, intensiver Verstärkung und
leichter Fragestellung.
Lenkung
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starkschwach
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starkeLenkung
Direct Instruction Model:
In einer Untersuchung verschiedener Projekte zur Erhöhung der Schuleffektivität
erbrachte das Direct Instruction Model von Becker und Canine (1980) die besten
kognitiven, aber auch gute affektive Resultate: Unter der Voraussetzung einer
warmen und entspannten Unterrichtsatmosphäre lenkt die Lehrkraft den
Unterricht häufig, verstärkt die Lernenden ausgeprägt, übt viel und ist die
einzige Informationsquelle für die Schüler. Allerdings richteten sich die Lernziele
vor allem auf das Erlernen von „basic skills“ und nicht auf das Erlernen von
höheren kognitiven Fähigkeiten.
ATI-Untersuchungen:
Die Aptitude -Treatment -Interaction Untersuchungen ermöglichten erstmals
eine nach Schülergruppen differenzierte Betrachtung der
Führungsstilproblematik. Das Ergebnis dieser Untersuchungen war die
Abhängigkeit der Führungs-stilwirksamkeit von den Variablen „Eigenschaften
der Lernenden“ und „Unterrichtssituation“. Zum Beispiel erbrachten ängstliche
Schüler mit geringem Selbstvertrauen im stark gelenkten und strukturierten
Unterricht bessere kognitive Leistungen als im indirekt geführten Unterricht.
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Dubs (1994) untersuchte die Führungs-
stilproblematik mithilfe eines ein-
semestrigen Lehrgangs für Wirtschafts-
kunde, der auf der Basis von vier
unterschiedlichen Arten des Führungs-
verhaltens durchgeführt wurde. Die
besten Lernerfolge wurden mit exem-
plarischem Unterricht und direktem
Leh-rerverhalten, sowie mit
systematisch-em Unterricht und
indirektem Leh-rerverhalten erzielt.
Diese Ergebnisse sprechen für das
Vorhandensein von sowohl
strukturierten als auch flexiblen
Elementen im lernwirksamen Unterricht.
Untersuchung von Dubs:U
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bestesKlassenklima
besteLernerfolge
Lehrerverhaltendirekt indirekt
2 Führungsstil im Schulalltag
Direktes Unterrichtsverhalten zeichnet sich im Schulalltag durch einen stark
strukturierten Aufbau des Unterrichts aus. Die Lehrkraft steuert den Unterricht
durch strukturierende Interventionen, gibt Lernziele für jeden einzelnen
Lernschritt vor, verstärkt die Schüler intensiv und überprüft häufig den
Lernerfolg. Die Schüler erhalten viele Übungsgelegenheiten. Dieses
Unterrichtsverhalten ist zur Erarbeitung von deklarativem und prozeduralem
Wissen und während der Automationsphase beim Vorgang des Üben zu
empfehlen.
Indirektes Unterrichtsverhalten ist dagegen bei der Anwendung von
deklarativem, prozeduralem Wissen, bei kreativen Lernprozessen und während
der Überlernphase beim Übungsprozess zu empfehlen. Dieses Unterrichts-
verhalten zeichnet sich durch einen geringen Grad der Strukturiertheit aus. Die
Lehrkraft setzt nur weitreichende Lernziele, greift nur selten steuernd in den
Unterrichtsverlauf ein und verstärkt die Schüler angemessen. Diese lernen sich
selbst zu kontrollieren und erhalten auch hier Übungsgelegenheiten. Die Kunst
der Lehrkraft liegt nun in der geeigneten Variation zwischen direktem und
indirektem Unterrichtsverhalten.
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Um die Umsetzung der gewonnen Ergebnisse im Unterricht sicherzustellen,
können Lehrkräfte Checklisten und Beobachtungsschemata einsetzen.
Checklisten dienen vor allem der eigenen Sensibilisierung und sollen dazu
anregen den eigenen Führungsstil zu überdenken. Um für die
Eigenwahrnehmung kritische Bereiche zu erfassen, können sich Lehrkräfte zu
kleinen Teams zusammenschließen, sich gegenseitig anhand von
Beobachtungsschemata im Unterricht beobachten und anschließend über ihre
Erfahrungen diskutieren.
Literatur: Rolf Dubs, Lehrerverhalten, Schriftenreihe für Wirtschaftspädagogik, Band 23, Verlag des Schweizerischen Kaufmännischen Verbandes, Zürich 1995
Rolf Dubs, Der Führungsstil des Lehrers im Unterricht – eine Analyse des Forschungsstandes zum Unterrichtsverhalten des Lehrers, Institut für Wirtschaftspädagogik, St. Gallen 1982
Seminarunterlagen: Psychosoziale Voraussetzungen der beruflichen Erziehung, Technische Universität München, Herr Dang, Juli 2002