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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-biotech.de 3 | 2011 Biotech>inside: Informationsoffensive erklärt die Werkzeuge der Natur InnovationsForum: Personalisierte Medizin – auf dem Weg in die klinische Praxis Leben 3.0 – Treffpunkt Zukunft: Ein Zukunftskongress der besonderen Art Förderinitiative im Fokus: GO-Bio geht in eine neue Runde GFE Blut mbH: Blut-Screening im hohen Durchsatz Genanalyse-Portal der bio.logis GmbH geht online Hessen-Biotech NEWS

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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

www.hessen-biotech.de

3 | 2011

Biotech>inside: Informationsoffensive erklärt die Werkzeuge der Natur

InnovationsForum: Personalisierte Medizin – aufdem Weg in die klinische Praxis

Leben 3.0 – Treffpunkt Zukunft:Ein Zukunftskongress der besonderen Art

Förderinitiative im Fokus: GO-Bio geht in eine neue Runde

GFE Blut mbH: Blut-Screening im hohen Durchsatz

Genanalyse-Portal der bio.logis GmbH geht online

Hessen-Biotech NEWS

2 Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Hessen hat nicht nur viele hochinnovative Biotech-nologie- und Pharmaunternehmen, sondern ist auchin der akademischen Forschung in dieser DisziplinSpitze. Dieser Mix ist eine hervorragende Grund lagefür Innovationen im Bereich der Personalisierten Medizin. Hier sehe ich erhebliche Wachstums chancenfür den Pharmastandort Hessen.

Daher freue ich mich ganz besonders, dass der Rhein-Main Cluster Individualisierte ImmunIntervention(CI3), den das Land Hessen stark unterstützt, bereitsdie zweite Hürde im Spitzencluster-Wettbewerb desBundesforschungsministeriums übersprungen hatund zu den elf Finalisten zählt. Das bestätigt uns da-rin, die Entwicklung der Personalisierten Medizinweiter zu fördern. Es zeigt auch, dass das Potenzialder Region weit über ihre Grenzen hinaus deutlichsichtbar ist.

Die Aktionslinie Hessen-Biotech bietet daher ge-meinsam mit dem Cluster CI3 und der Initiative ge-sundheitswirtschaft rhein-main in diesem Jahr wiederein InnovationsForum zur Personalisierten Medizinan. Ich möchte Sie herzlich einladen, sich am 7. De-zember im Kommunikationszentrum des Nordwest-Krankenhauses Frankfurt über aktuelle Trends undihren Weg in die klinische Praxis zu informieren undmitzudiskutieren.

Neben Informationen zum InnovationsForum Perso-nalisierte Medizin und dem Cluster IndividualisierteImmunIntervention CI3 finden Sie weitere aktuelleNachrichten und Porträts in den Hessen-BiotechNEWS. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.

Dieter PoschHessischer Minister für Wirtschaft,Verkehr und Landesentwicklung

Liebe Leserinnen und Leser,IN

HA

LT

1 Hessen-Biotech aktuell Hessischer Gemeinschaftsstand auf der Medica 2011 3

Arzneimittelherstellung zwischen Patienten-nutzen und Marktpotenzial 3

Bioökonomie – ein neues Zeitalter hat begonnen 4

Biotech>inside 5

Deutsche Biotechnologietage 2012 in Frankfurt 5

Personalisierte Medizin – auf dem Weg in die klinische Praxis 6

Und wie zufrieden sind Sie? 6

2. Neues aus dem Cluster 2 Integrierte Bioindustrie Frankfurt

Industrielle Biotechnologie: Investieren in Nachhaltigkeit 7

Neuer Projektmanager bei CIB Frankfurt 8

Bioindustrie2021 goes Bioökonomie2030 8

timm Technologie & Innovation 3 Medizinregion Mittelhessen

IfM GmbH – durch Kooperationen weiter auf Erfolgskurs 9

4 Leben 3.0 Leben 3.0 – Treffpunkt Zukunft 10

5 Hessen MixMit Innovationen Zukunft sichern 11

Neue Zellkulturanlage von Sanofi in Frankfurteingeweiht 11

CI3 ist einer von elf Finalisten im Spitzen-cluster-Wettbewerb 12

Vom Denker zum MacherScience4Life Venture Cup startet in neue Wettbewerbsrunde 12

6 Bio Future Ein Internet-Zugang zu den eigenen Gendaten 13

7 Förderinitiative im FokusGründungsoffensive Biotechnologie „GO-Bio“geht in eine neue Runde 14

8 Wissenschaft im PorträtMedikamente im Magen-Darm-Trakt verfolgen 16

9 Wirtschaft im PorträtBlut-Screening im hohen Durchsatz 18

10 Nachrichten aus der Wirtschaft 20

11 Nachrichten aus der Wissenschaft 21

Broschürenbestellung/Faxformular 23

12 Biotechnologie im AlltagSchutz gegen Grippe 23

Veranstaltungen/Termine/ Impressum 24

3Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Hessen-Biotech aktuell 1

Auch in diesem Jahr präsentieren sich wieder eineVielzahl hessischer Unternehmen und Einrichtungenam Gemeinschaftsstand von Hessen-Biotech auf derMedica vom 16. – 19. November 2011 in Düsseldorf. Mit 4.400 Ausstellern aus gut 60 Nationen gehört dieMedica zu den weltweit größten Medizinmessen. Imletzten Jahr informierten sich hier mehr als 130.000Fachbesucher über Innovationen und Weiterentwick- lungen aus allen Bereichen der medizinischen Ver-sorgung. Neben den Präsentationsflächen der hessischen Mit -aussteller bietet der Gemeinschaftsstand auch einegroße Gemeinschaftslounge, die optimale Rahmen-bedingungen für Gespräche mit den Ausstellern bietet.

Highlight ist der große Hessenempfang am 16. No-vember ab 17.00 Uhr am Hessischen Gemeinschafts -stand in Halle 3 Stand 3G74.

Hessischer Gemeinschaftsstand auf derMedica 2011

n BAG Health Care GmbH, Lich

n Bioactiva Diagnostica GmbH, Bad Homburg v. d. H.

n BioSciTec GmbH, Frankfurt am Main

n Cluster Individualisierte ImmunIntervention (CI3), Mainz

n Human GmbH, Wiesbaden

n Philipps-Unversität Marburg

n Polytech Health & Aesthetics GmbH,Dieburg

n Preventis GmbH, Bensheim

n RAM Mobile Data, Ginsheim-Gustavsburg

n Transatlantic HG Stolpe & Co. mbH,Wehrheim

n TransMIT GmbH – timm Clustermanagement, Gießen

n Aktionslinie Hessen-Biotech, Wiesbaden

Aussteller am Hessischen Gemeinschaftsstand:

Hessischer Gemeinschaftsstand auf der Medica 2011

Datum: 16. – 19. November 2011 Ort: Messe Düsseldorf, Halle 3, Stand 3G74

Hessenempfang

Datum: 16. November 17 Uhr

Veranstaltungshinweis

Das PharmaForum 2011 der Länder Hessen, Rhein-land-Pfalz und dem Saarland zusammen mit dem vfa –Die forschenden Pharma-Unternehmen – findet amDienstag, den 8. November 2011 in St. Ingbert beiSaarbrücken statt. Unter dem Titel: „Lohnen sich Inno -vationen? Arznei mittelherstellung zwischen Patien-tennutzen und Markt potenzial“ berichten großePharmakonzerne, aber auch kleine und mittlere Arz-neimittelhersteller und Forschungseinrichtungen überihre Erfahrungen. Den stark anwachsenden Trend hinzu Kooperationen zwischen großen Pharmaunter-nehmen und Biotechfirmen beschreibt Professor Jo-chen Maas, Geschäftsführer „Forschung und Entwick -lung“ der Sanofi-Aventis Deutschland GmbH in sei-ner Keynote zum Auftakt der Veranstaltung. WeitereReferenten aus Hessen sind Dr. Sylvia Wojczewskivon der AdiuTide Pharmaceuticals GmbH mit ihremVortrag zum Thema „Nukleinsäuren – Wirkstoffe des21. Jahrhunderts“. Dr. Matthias Wacker vom Institut

für Pharmazeutische Technologie der Goethe-Uni-versität wird über Nanocarrier berichten und Dr.Frank Behrens stellt das Kompetenzzentrum für Kli-nische Forschung bei immunmediierten Erkran kun-gen (CIRI) des Universitätsklinikums Frankfurt vor. Auch die Begleitausstellung bietet die Möglichkeit,mehr über junge Unternehmen und Wissenschaftleraus den beteiligten Bundesländern und über for-schende Pharmaunternehmen zu erfahren. Weitere Informationen finden Sie im Internet unterwww.pharmaforum-sw.de. Hessische Unternehmen, die sich für kostenfreie Aus- stellungsmöglichkeiten auf dem Pharma Forum in-teressieren, wenden sich bitte an:

■ Dr. Thomas NiemannHA Hessen Agentur GmbHTel.: 0611 / 774-8646E-Mail: [email protected]

Arzneimittelherstellung zwischen Patienten nutzen und Marktpotenzial Ankündigung: Pharma Forum 2011 in St. Ingbert

Mit mehr als 130.000 Fachbesuchern und 4.400 Ausstel-lern ist die Medica eine der weltweit größten Medizin-messen. (Foto: Messe Düsseldorf / constanze tillmann)

Dr. Holger Zinke, Geschäftsführer der BRAIN AG beschriebin seinem Vortrag die Leistungsfähigkeit der Biotechnologiewie folgt: „Die Bioökonomie hat das Potenzial, eine neueWelle von Innovationen in Deutsch land auszulösen. Ent-scheidend für den weiteren Erfolg sind starke Kooperationenzwischen Wissenschaft und Wirtschaft sowie eine enge Ver-zahnung der Disziplinen – der Roten, Weißen und GrünenBiotechnologie.“

Bioökonomie – ein neues Zeitalter hat begonnenRund 80 Teilnehmer trafen sich im Frankfurter In-novationszentrum Biotechnologie (FIZ) zum Inno-vationsForum, um über den Wandel zu einer wis-sensbasierten Bioökonomie zu diskutieren.

Endliche fossile Ressourcen, zunehmende Umwelt-belastungen und der fortschreitende Klimawandelsind Treiber für den Wandel von einer erdöl- zu einerbiobasierten Industrieproduktion. Wie aber machtman biobasierte Produkte für Industrie und Gesell-schaft attraktiv? Und was unterscheidet sie von her-kömmlichen Produkten industrieller Fertigung? Umdiese Fragen zu diskutieren, trafen sich Vertreter ausWirtschaft, Wissenschaft und Politik in Frankfurt. Ver-anstalter waren Hessen-Biotech, das FIZ, die Euro-pean Renewable Resources & Materials Association(ERRMA), der Verband der Chemischen Industrie(VCI) Hessen und die Wirtschaftspolitische Gesell-schaft von 1947 e.V. (WiPoG).

Dr. Thomas Niemann, Projektleiter von Hessen-Bio-tech, machte schon in der Einführung die Bedeutungder Bioökonomie deutlich. „Die Industrielle Biotech -nologie liefert die Grundlagen für das bioökonomi-sche Zeitalter. In diesem Bereich sind wir in Hessenexzellent aufgestellt.“

Dass die Umstellung auf biotechnologische Verfah-ren erhebliche ökonomische und ökologische Vor-teile bringt, hat Sanofi bereits häufig bewiesen. Obin der Antibiotikaproduktion, bei der Herstellungvon Antimalariamitteln oder bei der Produktion vonHydro-Cortison – durch den Einsatz biotechnologi-scher Verfahren konnte der Einsatz von Chemikalienauf ein Minimum reduziert werden. „So konnten wirden Rohstoffeinsatz minimieren und die meist hoch-giftigen Nebenprodukte um den Faktor 100 redu-zieren“, sagte Professor Klaus-Peter Koller, der langeZeit für Kooperationsprojekte bei Sanofi verantwort-lich war.

Dennoch gibt es bei der großtechnischen Nutzungregenerativer Rohstoffe Grenzen und eine Konkur-renz mit der Nahrungsmittelproduktion. Für die bio-basierte Industrie muss daher auch außerhalb derLandwirtschaft eine effiziente Versorgung mit nach-wachsenden Rohstoffen gesichert werden. Mit derNationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030und dem Bioökonomierat unterstützt der Bund dieWeiterentwicklung biotechnologischer Verfahren.

Dr. Christian Patermann, Mitglied des Bioökonomie-rates, unterstrich: „Deutschland ist auf politischerEbene im europäischen Vergleich Trendsetter in derBioökonomie“.

Auch Dr. Bernhard Bauske vom WWF Deutschlandsieht gute Möglichkeiten, mit biotechnologischenMethoden klimaschädliche Emissionen zu verringernund insbesondere durch Biokunststoffe in der Ab-fallwirtschaft Ressourcen zu sparen. Pauschale Aus-sagen zu Effizienzsteigerungen oder ökologischerNachhaltigkeit sollten aber von Fall zu Fall geprüftwerden, um den gesellschaftlichen Konsens trans-parent zu fördern und nicht den Verbraucher durchpauschalisierte Aussagen irrezuführen.

In der abschließenden Diskussion wurde klar: Vieletechnische Voraussetzungen für die Nutzung ökolo-gischerer Produktionsverfahren sind bereits vorhan-den. Eine Effizienzsteigerung ist jedoch notwendig,um Chemieunternehmen ein wirtschaftliches Arbei-ten damit zu ermöglichen.

Die Präsentationen des InnovationsForums Bioökonomie stehen zum Download unter www.hessen-biotech.de zur Verfügung.

4 Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Bioökonomie – ein neues Zeitalter hat begonnen

© Supar Perfundo / Fotolia.com

5Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Biologische Wirkstoffe sind in vielen Lebensberei-chen im Einsatz und weder aus der Arzneimittel-noch aus der Konsumgüterherstellung oder demUmweltschutz wegzudenken.

Doch wie funktionieren die Werkzeuge der Natur?Warum waschen Enzyme Wäsche bereits bei niedri-gen Temperaturen sauber? Und vor allem: Sind bio-technologische Verfahren nicht nur ökologisch, son-dern auch ökonomisch sinnvoll? Antworten auf die-se Fragen erhalten Vertreter aus Politik und Medienim Rahmen der vom Arbeitskreis der deutschen Bio-regionen ins Leben gerufenen Informationsinitiative„Biotech>inside“.

Bis Mitte Dezember finden dazu bundesweit in mehrals 15 Städten verschiedene Veranstaltungen statt.Hessische Highlights sind die Hessen-Biotech Loungezum Thema „Bioökonomie – die Biologisierung derIndustrie“, die bereits Ende Oktober im FrankfurterKommunikationsmuseum stattfand. „The Power ofEnzymes“ lautet das Motto der Informationsveran-staltung des Bioindustrieclusters CIB Frankfurt am21. November in Darmstadt. Hier sind Vertreter ausPolitik und Medien herzlich eingeladen, gemeinsam

mit Studenten der TUDarmstadt, die AB Enzy-mes GmbH zu besuchen. Das weltweit agierende Un-ternehmen mit Hauptsitz inDarmstadt optimiert und pro-duziert technische Enzyme undbietet damit einen hervorragenden Einblick in dieMöglichkeiten der Industriellen Biotechnologie.

Biotech>insideInformationsinitiative erklärt die Werkzeuge der Natur

© FikMik | Fotolia.com

Biotech>inside: The Power of Enzymes

Datum: 21. November 2011 Ort: AB Enzymes, Feldbergstr. 78, 64293 DarmstadtWeitere Informationen:www.hessen-biotech.de

Veranstaltungshinweis

Am 9. und 10. Mai 2012 finden die Deutschen Bio-technologietage in Frankfurt am Main statt. Derzweitägige, vom Bundesministerium für Bildung undForschung geförderte Kongress hat sich in den letz-ten zwei Jahren als nationaler Branchentreff der Bio-technologie etabliert. Veranstalter der DeutschenBiotechnologietage 2012 ist der Arbeitskreis derdeutschen Bioregionen in der BIO Deutschland e.V.in Kooperation mit der Aktionslinie Hessen-Biotech.

Auch in Frankfurt werden wieder rund 600 Teilneh-mer aus ganz Deutschland erwartet – unter anderemEntscheidungsträger aus Wissenschaft, Verbänden,Politik und Wirtschaft sowie Vertreter der Tages- undFachpresse -, um über aktuelle und zukünftige The-men der Biotechnologie zu diskutieren. Es bestehtnoch die Möglichkeit, sich im Rahmen der Deutschen

Biotechnologietage an der begleitenden Ausstellungzu beteiligen. Interessenten wenden sich bitte an:

■ Thomas NiemannHA Hessen Agentur GmbHAktionslinie Hessen-BiotechTel.: 0611 / 774-8646E-Mail: [email protected]

Deutsche Biotechnologietage 2012 in Frankfurt Es gibt noch freie Ausstellungsplätze

Biotechnologietage 2012

Datum: 9. und 10. Mai 2012 Ort: Frankfurt am Main Weitere Informationen:www.biotechnologietage-2012.de

Veranstaltungshinweis

6 Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Am 7. Dezember 2011 findet im Frankfurter Kran-kenhaus Nordwest das InnovationsForum zumThema Personalisierte Medizin statt. Im Fokus derVeranstaltung stehen neue Therapieansätze undneue Wirkstoffe, die Herausforderungen bei derZu lassung und die neu en Rollen von Arzt und Patient bei der Therapie.

Was man heute unter Personalisierter Medizin ver-steht und was sie für das Gesundheitssystem der Zu-kunft bedeutet, erklärt der hessische Biotechnolo-giebeauftragte und Pharmazeut Professor Theo Din-germann in seinem Impulsvortrag. Es folgen tiefereEinblicke in die aktuelle Biomarker- und Wirkstoff-forschung von Dr. Cedric Britten von der Universi-tätsklinik Mainz. Die aktuellen Forschungsansätzebei der Entwicklung von Companion Diagnostics er-läutert Harald Berninger vom Marktführer Qiagen.

Im zweiten Teil der Veranstaltung dreht sich alles umdas Thema Regulatorik. Welche Anforderungen zuerfüllen sind und wie Unternehmen sich diesen Auf-gaben stellen, präsentieren Referenten des Paul-Ehr-lich-Instituts und des Pharmakonzerns Merck. Dochselbst wenn neue Biomarker, maßgeschneiderteWirkstoffe und begleitende Diagnostika zur Markt-reife entwickelt wurden – wie schaffen es die Perso-

nalisierten Therapieverfahren in die Praxis? Ist derArzt sich seiner neuen Rolle schon bewusst? Odersind hier neue Akteure in der Gesundheitsversor-gung gefragt? Diese und weitere Fragen diskutierenwir im Rahmen des InnovationsForum. Die Veranstaltung richtet sich an Fach- und Füh-rungskräfte aus der pharmazeutischen Industrie, derBiotechnologie und Diagnostik; außerdem an Ent-scheider von Laborbetrieben, Krankenhäusern undKrankenversicherungen und an Ärzte. Weitere Informationen zum InnovationsForum fin-den Sie unter www.hessen-biotech.de.

Personalisierte Medizin – auf dem Weg indie klinische Praxis

InnovationsForum Hessen-Biotech„Personalisierte Medizin – auf dem Weg in die klinische Praxis“

Datum: : 7. Dezember, 9:30 bis 16:30 Uhr Ort: Krankenhaus Nordwest, Frankfurt Veranstalter: Aktionslinie Hessen-Biotech,Cluster Individualisierte ImmunIntervention(CI3) und die Initiative gesundheitswirtschaftrhein-main e. V. Anmeldung: www.hessen-biotech.de

Veranstaltungshinweis

© Pgiam / iStockphoto.com

Hessische Biotechnologie- und Pharmaunterneh-men sind mit den Aktivitäten der Aktionslinie Hes-sen-Biotech sehr zufrieden. Darüber hinaus wün-schen sie sich auch in Zukunft aktuelle Branchenin-formationen aus den Bereichen Biotechnologie, Medizintechnik, Pharma und Chemie sowie Informa-tions- und Beratungsangebote über Förder- und Ko-operationsmöglichkeiten. Das ist das Ergebnis einerBranchenbefragung, die das Hessische Wirtschafts-ministerium in Auftrag gegeben hatte. 77 Prozentder Befragungsteilnehmer schätzen die Arbeit derAktionslinie Hessen-Biotech generell als „gut“ odersogar „sehr gut“ ein. Weitere 21 Prozent zeigen sichzufrieden. Neben den Fachveranstaltungen der Ak-tionslinie Hessen-Biotech wurden auch die Hessen-Biotech NEWS und der Internetauftritt www.hessen-biotech.de von der weit überwiegenden Mehrheit

als wichtige und hochwertige Instrumente bewertet.„Wir freuen uns, dass unsere bisherigen Aktivitätenzur Innovationsförderung so gut bei unserer Ziel-gruppe ankommen“, sagte Dr. Thomas Niemann,Projektleiter Hessen-Biotech, zu den Ergebnissender Befragung. „Regelmäßiges Feedback und offeneDiskussionen mit Akteuren der Branche sind für unsvon größter Bedeutung. Nur auf diese Weise ist eine wirtschafts-nahe und für die Branche rele-vante Entwicklung der Instru-mente und Formate der Aktions-linie Hessen-Biotech möglich.“

Und wie zufrieden sind Sie? Zielgruppe stellt Aktionslinie Hessen-Biotech ein gutes Zeugnis aus

Generelle Bewertung der Aktionslinie Hessen-Biotech im Rahmen der Kunden-befragungen – Anteilswerte jeweils bezo-gen auf die Zahl der Befragungs teilnehmer,welche die betreffende Frage beantwortethaben. (Quelle: Befragung der HA HessenAgentur GmbH.)

■ Thomas NiemannHA Hessen AgenturGmbHAktionslinie Hessen-BiotechTel.: 0611 / 774-8646E-Mail: [email protected]

17 %

60 %

21 %

1 %1 %

sehr gut

gut

befriedigend

ausreichend

mangelhaft

7Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Risikokapital, Cash Flow, Kooperationen – welcheInstrumente braucht die Weiße Biotechnologie?Das diskutierten Unternehmer und Investoren aufder dritten CIB Invest Konferenz am 20. Juni inder Frankfurt School of Finance.

Die Industrielle Biotechnologie befindet sich weiterim Aufwind. Kein Wunder, denn knapper werdendefossile Ressourcen und Klimawandel fordern eine zü-gige Umstellung der Rohstoffbasis. „Die IndustrielleBiotechnologie geht neue Wege und leistet einenwichtigen Beitrag, um unsere Energieprobleme zulösen“, begrüßte Dr. Thomas Niemann, Clusterma-na ger des Clusters Integrierte Bioindustrie (CIB)Frankfurt, die Teilnehmer zur CIB Invest Konferenz2011. Unter dem Motto „Investitionen in die Indus-trielle Biotechnologie – Investitionen in Nachhaltig-keit“ brachte die Konferenz Geldgeber und Unter-nehmen zusammen.

Von der Plattformtechnologie zum erfolgreichen Exit

Ein imposanter Auftakt gelang Dr. Heinz Schwer mitder Erfolgsgeschichte der 2001 von ihm gegründetenSloning GmbH, die seit Oktober 2010 zur Morpho-Sys AG gehört. „Der Verkauf an MorphoSys ist na-hezu ideal verlaufen“, berichtete Schwer und leiteteaus seinen Erfahrungen Tipps für Gründer ab: markt-statt technologieorientiert handeln und „keinenBauch laden aufmachen“, sondern sich auf eine Ziel-gruppe fokussieren, lautete seine Devise.

Wachstumsfinanzierung: Investoren als Partner

Zwei Risikokapital-finanzierte Unternehmen, die2006 gegründete Evocatal GmbH und die 2004 ge-gründete c-LEcta GmbH, präsentierten sich auf derCIB Invest jeweils im Tandem mit ihren Investoren.Evocatal startete mit Forschungsdienstleistungenund hat parallel dazu das Produktgeschäft mit Bio-katalysatoren und Feinchemikalien aufgebaut. Imvergangenen Jahr schloss das Unternehmen eineWachstumsfinanzierung in Höhe von zwei MillionenEuro ab. Ron Winkler von Sirius Venture Partners, ei-ner der Investoren, lobte, dass Evocatal bereits übereinen internationalen Kundenstamm verfüge und

gut vom Markt wahrgenommen werde. Die Exitfä-hig keit sei aber ein wichtiger Aspekt. „Es muss einen Exit-Fahrplan geben und das Teammuss bereit sein mitzufahren“, betonte auch Huber-tus Leonhardt von der SHS Beteiligungsgesellschaft,die c-LEcta seit 2008 unterstützt. „Unsere Strategieist stark auf die Steigerung des Unternehmenswertesfokussiert“, sagte c-LEcta-Geschäftsführer Dr. MarcStruhalla ganz im Sinne des Investors. SHS sucht verstärkt Beteiligungen in der IndustriellenBiotechnologie. „Transaktionssummen zwischen zehnund 20 Millionen Euro sind bei guten Deals durchausdrin“, sagte Leonhardt in Frankfurt.

Tabus brechen: ein Blick in die Schweiz

Die Vielfalt der Industriellen Biotechnologie erschwertInvestitionen, vermutete Dr. Hans-Peter Meyer, VicePresident Strategic Projects Biotechnology beimSchweizer Life-Science-UnternehmenLonza. Auf der CIB Invest Konferenzgab er einen Überblick über die Bio-tech-Szene der Schweiz und verglichdie Rote mit der Weißen Biotechnolo-gie. Wegen der attraktiven Marken imPharmabereich habe man die WeißeBiotechnologie lange vernachlässigt.Obwohl ihr mittlerweile ein größeresWachstum prognostiziert werde, fließeder Mammutanteil an Fördergeldernimmer noch in die Rote Biotechnolo-gie, kritisierte er.

Während der abschließenden Podi-ums diskussion mahnte Dr. ManfredSpindler, Geschäftsführer der MSP Be -teiligungs GmbH die Technologie- Las -tigkeit vieler Jungunternehmer: „Alleversuchen ihren USP zu erwischen, aber kaum jemandüberblickt den Markt.“ Die unzureichende Marktori-entierung mag mit ein Grund für die Zurück haltungvon Risikokapitalgebern sein. „Gute Ideen finden hierzulande gutes Kapital“,glaubt Evocatal-Gründer Dr. Thorsten Eggert. Überdiese Meinung lässt sich streiten. Sicher aber ist: CIBInvest 2011 war bei der Suche wieder ein hilfreichesInstrument.

Industrielle Biotechnologie: Investieren in Nachhaltigkeit

Neues aus dem Cluster Integrierte Bioindustrie Frankfurt 2

Unter dem Motto „Investitio-nen in die Industrielle Bio-technologie – Investitionen inNachhaltigkeit“ diskutiertenGeldgeber und Unternehmenüber Investitionsinstrumenteder Industriellen Biotech-nologie.

Die Vielfalt der IndustriellenBiotechnologie verdeutlich-ten die Referenten (v. l.): An-dreas Kranzusch von der Em-cid Biotech GmbH, Dr. HeinzSchwer von der MorphosysAG, Dr. Volker Landschützeund Martina Döring, beidevon der Aevotis GmbH undDr. Hans-Peter Meyer von derLonza AG.

8 Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Benjamin Thiering ist seit dem 1. Juni 2011 als Pro-jektmanager für den Cluster Integrierte Bioindustrie(CIB) Frankfurt bei der Hessen Agentur beschäftigt.Neben der Betreuung von Verbundprojekten ist erfür die weitere Aktivierung der Netzwerkstrukturenzuständig. Durch den Aufbau einer Kommunikations- plattform sollen Barrieren zwischen Wissenschaftund Wirtschaft, aber auch zu politischen Entschei-dungsträgern abgebaut werden. Ziel ist es, alle Ak-ti vitäten rund um die Wissensbasierte Bioökonomiein Deutschland gezielt zu verknüpfen, um so denTechnologie- und Informationstransfer dieser F&E-intensiven Branche zu fördern.

Benjamin Thiering studierte Wirtschaftsgeografie ander Humboldt-Universität zu Berlin. Mit der Thema-tik „knowledge creation“ und „Unternehmensnetz -werken“ in der Biotechnologie befasst er sich seitseiner Diplomandentätigkeit am Fraunhofer Institutfür Zelltherapie und Immunologie in Leipzig im Jahr2009.

■ Benjamin ThieringCluster Integrierte Bioindustrie (CIB) FrankfurtTel.: 0611 / 774-8326E-Mail: [email protected]

Neuer Projektmanager bei CIB Frankfurt

Rund 90 Teilnehmer aus Wirtschaft und Wissenschafttrafen sich im September zur 4. CIB Partnering Kon-ferenz im Industriepark Höchst. Die Konferenz rundum Trends und Innovationen der Industriellen Bio-technologie bot dieses Jahr neben einer Reihe tech-nologiebasierter Präsentationen auch ein organi-siertes Partnering. In 45 Minuten nutzten 60 Teilneh-mer die Gelegenheit, sich potenziellen Partnern vor-zustellen und über Projektideen, Erfahrungen undBedürfnisse zu sprechen. „Für mich war es ein sehrinteressanter Austausch und insbesondere durch diePartnering-Session konnten wir ganz neue Einblickemitnehmen und wertvolle Kontakte knüpfen“, lobteDr. Jens Atzrodt von Sanofi die Veranstaltung.

Neben dem Partnering bot die Veranstaltung nocheinen weiteren Themenschwerpunkt: „Unusual Alli-ances“, die Suche nach ungewöhnlichen Allianzen,die das Bundesministerium für Bildung und For-schung in den nächsten Jahren mit einem dreistelli-gen Millionenbetrag fördern wird. Vertreter der Un-ternehmen Sandoz, BASF, Evocatal, der TU Darm-stadt und des Projektträgers Jülich sprachen über ih-re Erwartungen an solche Allianzen. Eines ist sicher:„Ungewöhnliche Allianzen haben großes Potenzial,Innovationen hervorzubringen. Ob Pharma-, Chemie-oder Konsumgüterindustrie, ob Hochschule, Enzym-entwickler oder Produktionsdienstleister – jeder Allianzpartner wird seinen Teil dazu beitragen kön-nen“, sagte Dr. Burghard König von Sandoz In dustrialProducts.

Als abschließendes Highlight der Veranstaltung ga-ben Jens Krüger, Referatsleiter im Hessischen Wirt-schaftsministerium und Dr. Alfons Enhsen von Sano-fi-Aventis Deutschland als Vertreter der beidenHauptsponsoren des Businessplanwettbewerbs Sci-ence4Life e.V. den offiziellen Startschuss für die 14.Wettbewerbsrunde des Science4Life Venture Cups.Die Gründerinitiative lädt Jungunternehmer undGründerteams aus Biotechnologie und Chemie wie-der ein, an dem größten branchenspezifischen Busi-nessplan-Wettbewerb in Deutschland teilzunehmen.Mit Hilfe des Science4Life-Netzwerkes soll die Wei-terentwicklung hervorragender Ideen zu tragfähigenGeschäftskonzepten für Unternehmen gelingen.

Bioindustrie2021 goes Bioökonomie2030Rückblick: CIB Partnering Konferenz

In Partnering-Sessions hatten alle Teilnehmer dieMöglichkeit, gezielt neueund wichtige Kontakte zuknüpfen.

Rund 90 Teilnehmer informierten sich auf der CIB Partne-ring Konferenz in Frankfurt, um sich über Trends und Inno-vationen der Industriellen Biotechnologie zu informieren.

„Mit neuen Entwicklungspartnerschaften das Ser-vicegeschäft optimieren“, das ist eines der Ziele desIngenieurbüros für Medizintechnik (IfM) aus Wetten-berg. Das mittelständische Unternehmen beschäf-tigt zurzeit 48 Mitarbeiter, die sich der Entwicklungund dem Vertrieb medizintechnischer Produkte mitdem Schwerpunkt Atemtherapien widmen. Die Si-cher stellung der häuslichen Versorgung mit mo-dernsten medizintechnischen Geräten und die Qua-litätssicherung in der Heimbeatmung bilden einenwichtigen Zweig in dem umfassenden Serviceange-bot der IfM GmbH.

„Noch bis Ende der neunziger Jahre war es eher eine Ausnahme in Deutschland, dass langzeitbeat-mete Menschen außerhalb eines Krankenhauses be-treut wurden. In der Folge haben wir unser Produkt-programm im Home-Care-Bereich ausgeweitet, zu-nächst um die Atemtherapie, die Sauerstoffver sor-gung und dann um die Versorgung von Patientenmit Flüssigsauerstoff. Heute betreuen unsere Mitar-beiter mehr als 12.000 Geräte im gesamten Bundes-gebiet, vornehmlich zu Hause bei den Patienten“, erklärt Geschäftsführer und Firmengründer Lothar Leiche-Bukschat.

Um die Qualität des Dienstleistungsangebots weiterzu optimieren und die Patientenversorgung in derHeimbeatmung sicherer zu machen, entwickelt dasUnternehmen gemeinsam mit der Technischen Hoch- schule Mittelhessen (THM) ein Online-Monitoring-System zur Ferndiagnose von Therapie- und Diag-nosegeräten. Damit werden technische Komplika-

tionen und Fehler an Geräten schon im Vorfeld er-kannt und das Risiko eines Geräteausfalls deutlichminimiert. Lothar Leiche-Bukschat ist optimistisch,dass in der Zusammenarbeit mit der THM optimier-te Serviceprozesse zum Wohle der meist älteren Be-atmungspatienten entstehen und sein Unternehmenim Home-Care-Markt künftig weiter wachsen wird.Das Kooperationsprojekt wird vom Bundesministeri-um für Wirtschaft und Technologie im Rahmen desZentralen Innovationsprogramms für den Mittel-stand (ZIM) mit 250.000 EUR gefördert.

„Wettbewerbsvorteile in der Medizintechnikbran-che lassen sich langfristig nur durch Innovationen er-schließen, die heute vor allem dort entstehen, woPartner aus Industrie und Wissenschaft ihre Fähig-keiten und Erfahrungen gemeinsam in Projekte ein-bringen“ ist sich Lothar Leiche-Bukschat sicher. „DieNähe zu den Unikliniken Marburg und Gießen sowiezur THM und der regionalen Netzwerkinitiative timmist für uns Gold wert. Das verschafft uns die Chance,unser Know-how in spannende Forschung einzu-bringen, aktuelle Trends und Entwicklungen optimalzu nutzen und innovative Märkte ins Auge zu fassen –im Interesse unserer Kunden, unserer Mitarbeiterund der Region.“

■ Clustermanagement timmTechnologie & Innovation Medizinregion MittelhessenTel.: 0641 / 943640E-Mail: [email protected]

9Hessen-Biotech NEWS 3/2011

IfM GmbH – durch Kooperationen weiter auf Erfolgskurs

Die IfM GmbH wurde unter anderem aus Mitteln der LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaft-lich-ökonomischer Exzel-lenz, Förderlinie 3: KMU-Verbundvorhaben gefördert. Weitere Informationenüber die Förderung angewandter Forschungs-und Entwicklungs-projekte unter: www.innovationsfoerderung- hessen.de

Das Projektteam rund um das Netzwerk timm wird gemeinsam in der Region Mittelhessen ein innovativesMonitoring-System für medi-zinische Therapiegeräte entwickeln (v. l.) Dr. AndreasWeißflog (timm), Lothar Leiche (Geschäftsführer derIfM GmbH), Lukas Höhle (IfMGmbH), Sascha Möllenbeck,Michael Scholtes und Prof.Dr. Volker Groß von derTechnischen Hochschule Mit-telhessen. (Quelle: timm)

timm Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen 3

10 Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Wie werden wir in Zukunft leben? Welche Inno-vationen werden uns dabei begleiten? Werdensie unser Leben immer einfacher oder manchmalvielleicht auch komplizierter machen? Antwortenauf diese und viele weitere Fragen gibt der Zu-kunftskongress Leben 3.0, der am 14. März 2012in Frankfurt stattfinden wird.

„Leben 3.0 ist alles andere als ein gewöhnlicher Kon-gress“, sagt Jens Krüger, Referatsleiter für Bio-, Nano- und Umwelttechnologie im hessischen Wirt-schaftsministerium und Initiator des Zukunftskon-gresses, den die Hessen Agentur im Auftrag desHessischen Wirtschaftsministeriums gemeinsam mitdem F.A.Z-Institut ausrichten. Das Ungewöhnlichebeginnt bereits bei der Wahl des Veranstaltungs or-tes. So hat man sich gegen ein gewöhnliches Kon-gresshotel entschieden und setzt stattdessen aufden Frankfurter Cocoon-Club, der den Besuchern allein durch seine Architektur – mit seinen Loungesund einzelnen in die Wand eingelassenen „Co-coons“ – eine ganz besondere Atmosphäre ver-spricht. Was beim Raum beginnt, setzt sich bei denFormaten und Inhalten von „Leben 3.0“ fort. „DiePodiumsrunde weicht dem „Zukunftstalk“ und diesonst üblichen Themensessions werden bei uns zuLebenswelten“, sagt Miriam Schroer, verantwortlicheProjektmanagerin im Bereich Technologie & Innova-tion der Hessen Agentur. Die Lebenswelten sind getragen durch den Gedanken, dass neue Techno-logien fester Bestandteil unseres Alltags sind. Dasssie beim Wohnen, bei der Arbeit, im Verkehr und inder Freizeit helfen, ein leichteres, gesünderes undnachhaltiges Leben und Wirtschaften zu führen.„Hinter all diesen Welten stehen technologische Lö-sungen, die wir für einen großen Kreis der Gesell-schaft begreifbar und erlebbar machen wollen“, sagtKrüger. „Dabei nicht unbeachtet bleiben die großen

Herausforderungen im Klimaschutz und in der Ener-gieversorgung, durch die Globalisierung und die demografische Entwicklung, die ohne Innovationenund weitere interdisziplinäre Vernetzung nicht zu lösen sein werden. Vor diesem Hintergrund wollenwir über Visionen, Konzepte und den Nutzen neuerTechnologien diskutieren, aber auch Grenzen auslo-ten“, erklärt Timo Kruschwitz, im F.A.Z-Institut zu-ständig für den Zukunftskongress. So wird Leben 3.0die Zukunft einer technologieorientierten Gesell-schaft auf den Punkt bringen – mit Impulsvorträgennamhafter Zukunftsexperten sowie Themenweltenmit spannenden Vorträgen, erkenntnisreichen Work-shops und kontroversen Diskussionsrunden. Einebegleitende Ausstellung mit Innovationen, die unserLeben in Zukunft begleiten werden, rundet den Zu-kunftskongress Leben 3.0 ab. Weitere Informationenfinden Sie im Internet unter www.leben30.de.

■ Miriam SchroerTechnologie & Innovation HA Hessen Agentur GmbHTel.: 0611 / 774 8610E-Mail: [email protected]

Möchten Sie Partner werden? ■ Timo Kruschwitz

F.A.Z.-Institut, InnovationsprojekteTel.: 069 / 7591-2584E-Mail: [email protected]

Leben 3.0 – Treffpunkt Zukunft Ein Zukunftskongress der ganz besonderen Art

Leben 3.0 – Treffpunkt Zukunft

Datum: : 14. März 2012 Ort: Cocoon Club, Frankfurt am MainWeitere Informationen: www.leben30.de

Veranstaltungshinweis

4 Leben 3.0

11Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Am 5. Dezember 2011 findet in der Industrie- undHandelskammer in Frankfurt am Main das erste Hes-sische Transferforum statt. Die Veranstaltung, die ausder TTN-Jahrestagung und dem Partnertreffen vonHessen ModellProjekte hervorgegangen ist, bietetmit einem neuen attraktiven Veranstaltungsformatviele Möglichkeiten zum persönlichen Austausch. Wirtschaftsminister Dieter Posch und Wissenschafts -ministerin Eva Kühne-Hörmann laden auch in diesemJahr wieder Wissenschaftler und Unternehmer dazuein, innovative Entwicklungsstrategien aus Forschungund Industrie auszutauschen und neue Impulse fürdie Praxis aufzunehmen.

Programmhighlights sind:■ Keynote Bernhard Wolff „Think innovative! –

Lust auf Ideen“■ Festliche Verleihung des 5. Hessischen Koope-

rationspreises■ Podiumsdiskussion „Innovationen vom Labor

bis zur Werkbank“■ Interaktive Fachforen:

> Ist weniger mehr? – Leichtbau für Produktevon morgen

> Innovationsvorsprung in der Gesundheitsfor-schung – Kooperationen als Erfolgsmodell

> Mit ressourceneffizienter Produktion undProzesslogistik Wettbewerbsvorteile sichern

> Soziale Netze und Web 2.0 im Unterneh-mensalltag

■ Ausstellung „Innovative Förderprojekte stellensich vor“

Das ausführliche Programm und die Möglichkeit zurOnline-Anmeldung finden Sie im Internet unterwww.transferforum-hessen.de.

Mit Innovationen Zukunft sichern Hessisches Transferforum am 5. Dezember 2011 in Frankfurt am Main

Nach zwei Jahren Bauzeit weihte jetzt Hessens stell-vertretender Ministerpräsident und hessischer Jus-tizminister Jörg-Uwe Hahn gemeinsam mit Dr. Mar-tin Siewert, Vorsitzender der Geschäftsführung vonSanofi-Aventis Deutschland, die neue Zellkulturanla-ge von Sanofi im Industriepark Höchst ein. Die Anla-ge ermöglicht die Herstellung monoklonaler Anti-körper für die präklinische und klinische Prüfung, diespäter beispielsweise in der Krebstherapie einge-setzt werden soll. 30 Millionen Euro hat Sanofi amFrankfurter Standort in den Bau der Anlage inves-tiert. Rund 80 Mitarbeiter werden dort demnächst tä-tig sein.

Die Fertigstellung der Zellkulturanlage, die die be-stehenden Kapazitäten in der Zellkulturtechnik amStandort mehr als verdoppelt, erfolgte genau zurrichtigen Zeit, setzt das Unternehmen doch insge-samt verstärkt auf zielgerichtete Therapien mit Bio-pharmazeutika. Siewert erklärte: „Die Investition ineine neue Zellkulturanlage ergänzt unseren inte-grierten Forschungs- und Entwicklungsstandort

Frankfurt um einen wertvollen Baustein und stärktinsgesamt Sanofis Position im Bereich der Biotech-nologie.“ Auch Hahn lobte die neueZellkulturanlage in Frankfurt als einenneuen Meilenstein in der Forschungs-und Entwicklungslandschaft. In Hes-sen kommen eine Vielzahl innovati-ver, forschender Biotech- und Phar-maunternehmen und eine akademi-sche Spitzenforschung zusammen.Dieser Mix sichert Innovationen, diewir als hochentwickelter Industriestandort perma-nent brauchen und die unseren Wohlstand sichern.“

Die Investitionen für die Zellkulturanlage floss in denBau eines neuen Gebäudes mit Laboretagen undFermentationslinie mit 2,5 Kubikmetern Kapazitätund vollständiger Aufarbeitungslinie. Derzeit laufennoch Testläufe, aber schon im Januar nächsten Jah-res soll planmäßig die Herstellung von Antikörpernfür klinische Studien beginnen.

Neue Zellkulturanlage von Sanofi in Frankfurt eingeweiht

Hessisches Transferforum 2011

Datum: 5. Dezember 2011 Ort: Industrie- und Handelskammer Frankfurt am MainAnmeldung unter: www.transferforum-hessen.de

Veranstaltungshinweis

Rechts - Jörg-Uwe Hahn(Stellvertretender Hessi-scher Ministerpräsident/Minister der Justiz, fürIntegration und Europa),Mitte – Florian Rentsch(Mitglied des HessischenLandtags/Vorsitzenderder FDP-Fraktion) und –hinter Rentsch – Dr. Mar-tin Siewert (Vorsitzenderder GeschäftsführungSanofi-Aventis Deutsch-land GmbH).

Hessen Mix 5

12 Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Eine unabhängige Jury aus renommierten Vertreternaus Wissenschaft und Wirtschaft hat insgesamt elf Finalisten der dritten Wettbewerbsrunde im Spit-zencluster-Wettbewerb des Bundesministeriums fürBildung und Forschung (BMBF) ausgewählt. Dazuzählt auch der Rhein-Main-Cluster IndividualisierteImmunIntervention CI3. Damit ist eine weitere Hür-de im Wettbewerb um die Auszeichnung als Spitzen -cluster genommen. Im Januar 2012 wird dann dieendgültige Entscheidung bekannt gegeben, welchemaximal fünf neuen Cluster gefördert werden.

„Wir sind beeindruckt von allen 24 Wettbewerbs-beiträgen, die zeigen, wie diese Cluster die Innova-tionslandschaft Deutschlands prägen“, sagte Bundes- forschungsministerin Annette Schavan nach Bekannt- gabe der Juryentscheidung. Jedem Gewinner imSpitzencluster-Wettbewerb stehen über einen Zeit-raum von fünf Jahren für die strategische Weiterent-wicklung bis zu 80 Millionen Euro zur Verfügung, wo-von die Hälfte durch die Wirtschaft und private In-vestoren getragen wird.

„Wir freuen uns, dass die Jury das Potenzial der in-dividualisierten Immuntherapie und der Clusterregi-on Rhein-Main mit ihrer Entscheidung gewürdigthat. Wir sind bereit für die zweite Phase des Aus-wahlverfahrens und werden gemeinsam mit unserenüber 120 Netzwerkpartnern die wissenschaftliche Exzellenz und die nachhaltigen Entwicklungen desClusters präsentieren“, sagte PD Dr. Özlem Türeci(Vorsitzende CI3 e.V.). Sie sei davon überzeugt, dassder Weg zu einer am Individuum orientierten Medi-zin unausweichlich sei. Nur diese mache es möglich,sowohl den medizinischen als auch den volkswirt-schaftlichen Notwendigkeiten Rechnung zu tragen.„Der Markt hat in den letzten Jahren gezeigt, dassinnerhalb der Personalisierten Medizin immunologi-sche Ansätze das größte Potenzial haben und wir mitunserem Fokus bei CI3 genau richtig liegen“, so Türeci.

Der Cluster Individualisierte ImmunIntervention wirdunterstützt durch die Landesregierungen in Hessenund Rheinland-Pfalz.

CI3 ist einer von elf Finalisten im Spitzencluster-Wettbewerb

Jungunternehmer und Gründerteams aus Biotech-nologie und Chemie sind ab sofort wieder eingela-den, am Science4Life Venture Cup, dem größtenbranchenspezifischen Businessplan-Wettbewerb inDeutschland teilzunehmen. Über 180 ehrenamtlichtätige Experten stehen in den nächsten Monaten

den jungen Unternehmern zurSeite. Damit soll die Weiterent-wicklung hervorragender Ideenzu trag fähigen Geschäftskonzep- ten für Unternehmen gelingen.

Die beiden Hauptsponsoren derInitiative, das Hessische Wirt- schafts ministerium und Sanofisind sich einig: Science4Life alsPublic-Private-Partnership ist eine sehr erfolgreiche und „un-gewöhnliche Allianz“, die es weitüber die hessischen Landesgren- zen hinaus zu Ansehen gebrachthat. Science4Life hat sich in denletzten Jahren unter den Busi-nessplan-Wettbewerben zu ei-ner beständigen Marke etab-liert, die für hohe Qualität in derBeratung, für wissenschaft liche

und wirtschaftliche Expertise und für zahlreiche Un-ternehmenserfolge steht.

Zu Science4Life gehören auch zahlreiche ehemaligeTeilnehmer, die ihr fundiertes Praxiswissen an dienachfolgenden Gründergenerationen weitergeben.Dr. Sylvia Wojczewski, Gründerin und Geschäftsfüh-rerin der BioSpring GmbH aus Frankfurt, ist ein her-vorragendes Beispiel für das Engagement ehemali-ger Teilnehmer im Rahmen des Businessplan-Wett-bewerbs. Sie verwies in der Eröffnungsdiskussionzum aktuellen Science4Life Venture Cup auf die Be-deutung von dynamischen Netzwerken für wachs-tumsorientierte Unternehmen. Hier würden keineUniversalrezepte, sondern individuelle Erfahrungs-werte ausgetauscht.

Neben diesen Vorteilen winkt der Science4Life Ven-ture Cup auch in dieser Wettbewerbsrunde mitPreisgeldern in Höhe von insgesamt 76.000 Euro.Die Teilnahme ist für alle Personen und Teams kos-tenfrei. Mitmachen kann jeder Gründer, der seineGeschäftsidee aus den Bereichen Life Sciences undChemie auf Herz und Nieren prüfen lassen möchteund bereit ist, sich im Wettbewerb mit den bestenGeschäftskonzepten zu messen.

Vom Denker zum MacherScience4Life Venture Cup startet in neue Wettbewerbsrunde

Die Termine zu den Wettbewerbsphasen in 2012

13. Januar – Einsendeschluss Konzept-phase (Phase 1) 15. März – Konzeptprämierung in Berlin 13. April – Einsendeschluss Business-planphase (Phase 2) 14. Juni – Gründerworkshop für die fünf besten Teams (Phase 3) 18. Juni – Abschlussprämierung in Frankfurt

Weitere Informationen zu Science4Lifeunter www.science4life.de.

13Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Unter dem Produktnamen „Personal GenomicsServices“ bietet das Frankfurter Unternehmenbio.logis seit Juni Genanalysen für jeden auch ohne ärztliche Überweisung an. Untersucht wer-den mehr als 200 Varianten aus über 80 Genen,die etwa bei der Verstoffwechselung von Medi-kamenten, bei Nahrungsmittelunverträglichkeitenoder rezessiv-vererbaren Krankheiten eine Rollespielen. Die Diagnostik von Erbleiden, die nichtoder nur operativ heilbar sind, gehört ausdrück-lich nicht zu dem Angebot. Professor DanielaSteinberger, Gründerin und Geschäftsführerinvon bio.logis, erläutert die neue Dienstleistung.

Über Ihr Internetportal Personal GenomicsServices, kurz PGS, kann sich jetzt jeder eine Untersuchungsbox bestellen und die eigenenGene analysieren lassen. An wen richtet sichdas Angebot?

Im Prinzip betrifft es jeden, zum Beispiel alle Men-schen, die Medikamente nehmen oder irgendwannmal nehmen werden, und auch alle, die sich bewussternähren möchten. Wer genetisch bedingt be-stimmte Lebensmittelinhaltsstoffe nicht genügendaufnimmt, kann beispielsweise gezielt spezielle Nah-rungsmittel oder Zusätze zu sich nehmen. Interes-sant ist die Genanalyse auch für Menschen mit Kinderwunsch oder für Eltern. Denn jeder von uns istTräger von wahrscheinlich etwa einem Dutzend Mutationen in verschiedenen Genen, die, wenn siein beiden Genkopien vorkommen, bei den Nach-kommen zu rezessiv-erblichen Erkrankungen führen.Eine dieser seltenen Erkrankungen ist die Mukovis-zidose, für die etwa eine von 25 Personen Anlage-träger ist.

Aktuell testen Sie über 200 verschiedeneGenvarianten. Wird sich diese Zahl zukünftignoch erhöhen?

Ja. Wir treten jetzt mit der Version 1 zu einem Preisvon 390 Euro netto an. Und als Nutzer der Version-1bekommt man das Upgrade, das es vermutlichnächstes Jahr geben wird, günstiger. Man braucht jadie Untersuchungsbox nicht noch mal, wir müssenunter Umständen keine DNA mehr präparieren. Ent-sprechend dem Kenntnisstand und der technischenMöglichkeiten wird das Analysespektrum schritt wei-se erweitert. Wenn es dann Sinn macht, wird irgend-

wann die komplette Erbinformation über das Portalzugänglich sein.

Sie heben die Proben auf?Ja, es sei denn, jemand wünscht es nicht. Die Probensind ohnehin komplett anonym. Nach der Analysewerden die Ergebnisse in einen persönlichen, ano-nymen Account im Portal eingestellt. Da sieht derUser sämtliche Informationen zu den Genen und Va-rianten und erhält Hinweise auf mögliche Aktionen.Selbst wir wissen nicht, welche Daten von wem stam-men. Das ist auch eine hohe Bürde an den Nutzer,denn wenn er eine bestimmte Kombination aus denZugangsdaten und dem Sicherheitszertifikat verliert,sind die Daten nicht mehr zugänglich.

Sie haben jetzt Ihr erstes Ziel umgesetzt, Privatpersonen Zugang zu ihrer persönlichengenetischen Information zu verschaffen. Was kommt als nächstes?

Mit PGS ist die Vorstellung verbunden, dass man mitdieser Information eine persönliche Datenbasishat, die dazu genutzt werden kann, besserdiagnostiziert und behandelt zu wer-den. Ich fände es extrem spannend,diese Plattform über genetischeInhalte hinaus auszubauen undein schlaues System zu schaffen,das nicht nur archiviert, sondernauch Muster in verschiedenenanderen Befunden erkennt unddann sagt: Oh, bei diesem Mus-ter muss man an diese Diagnosedenken. Es ist unverständlich, dassman als Patient davon abhängig ist,dass einem Arzt gerade alle Befunde vor-liegen und er dann die richtige Assoziationhat. Das wäre eine Variante von Electronic HealthRecords. Ich fände es toll, wenn jeder so Zugang zuseinen eigenen Daten hätte und Ärzte dann Zu-gangs berechtigungen erhalten würden.

Das Interview führte Dr. Uta Neubauer.

■ Prof. Dr. med. Daniela Steinbergerbio.logis GmbHAltenhöferallee 360438 Frankfurt am MainTel.: 069 / 5308437-0 E-Mail: [email protected]

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Prof. Dr. Daniela Steinbergerist Fachärztin für Humange-netik. Im Jahr 2008 hat siedie bio.logis GmbH gegrün-det. (Foto: Uta Neubauer)

Internet-Zugang zu den eigenen GendatenDas Genanalyse-Portal der bio.logis GmbH ist online.

Eine der über 200 Genvarian-ten, die PGS erfasst: Durcheine Variation im AAT-Genwird verändertes AAT-Proteinnicht mehr von der Leber indie Lunge transportiert, woes Schäden durch das EnzymELA2 verhindern soll. Betref-fende Personen neigen zuLungen- und Lebererkrankun-gen. Sie sollten daher prä-ventiv konsequent auf Alko-hol und Zigaretten verzich-ten. (Bild: bio.logis)

14 Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Gesucht werden gründungsbereite Forscherteamsaus dem Bereich der Lebenswissenschaften, dieihre anspruchsvollen Ideen zu einer tragfähigenUnternehmensgründung entwickeln möchten.Noch bis zum 15. Dezember 2011 ist die Teilnah-me am Wettbewerb GO-Bio möglich.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung(BMBF) hat die „Gründungsoffensive Biotechno -logie“ als Teil der Hightech-Strategie der Bundes -regierung 2005 ins Leben gerufen, um das Gründungs -geschehen in der Biotechnologie wieder zu beleben.Während Ende der 1990er Jahre vergleichsweise vielWagniskapital zur Verfügung stand, um kommerzia-lisierbare Ideen frühzeitig aus Hochschulen und For-schungsinstituten auszugründen, so verlangen In-ves toren mittlerweile einen deutlich höheren Reife-beziehungsweise Validierungsgrad der Gründungs-ideen. Nur verhältnismäßig weit entwickelte Tech-nologien bieten daher ein Profil, das für Kapitalge-ber oder potenzielle Lizenznehmer interessant ist.Dies führt – insbesondere in der Biotechnologie – oftdazu, dass Forschungsergebnisse aufgrund der nochfehlenden Marktreife nicht in die Anwendung über-führt werden können.

Hohes Wertschöpfungspotenzial weiterentwickeln

Das Ziel der GO-Bio-Förderung ist also, die Lückezwischen wissenschaftlicher Forschung und kom-merzieller Verwertung zu schließen, indem For-schungs ergebnisse mit einem hohen Wertschöp-fungspotenzial weiterentwickelt werden, so dass sieim Anschluss wirtschaftlich verwertet werden und dieBasis einer Unternehmensgründung bilden können.GO-Bio ist dabei auf die speziellen Bedürfnisse inden Lebenswissenschaften zugeschnitten (lange Ent- wicklungszeiten, großer Finanzbedarf, hohes Risiko).

Gefördert werden gründungsbereite Teams aus denLebenswissenschaften in der Vorgründungsphaseund gegebenenfalls in einer anschließenden Grün-dungsphase. Die geförderten Arbeitsgruppen sollenmit GO-Bio neue Forschungsansätze in den Lebens-wissenschaften verfolgen und deren kommerzielleVerwertung zielgerichtet vorbereiten. Das BMBF willdamit wissensbasierte Firmengründungen erleich-tern und als wichtigen Beschäftigungsmotor nutzen

2 Förderphasen

Die Förderung wird zunächst für einen Zeitraum vonbis zu zweieinhalb Jahren an einer Hochschule oderForschungseinrichtung gewährt. Nach einer erfolg-reichen Zwischenbegutachtung kann die erste För-derphase in begründeten Fällen um maximal an-derthalb Jahre verlängert und aufgestockt werden.Bereits in der ersten Förderphase soll das Gründer-team sich dahingehend ausbauen, dass neben derwissenschaftlichen Expertise auch die für eine spä-tere Unternehmensgründung notwendige kaufmän-nische und juristische Erfahrung vorhanden ist.

Bei einer erfolgreichen Evaluation ist die Förderungeiner zweiten Phase im Gründungsunternehmen fürmaximal drei weitere Jahre möglich. Um den Über-gang in die Selbstständigkeit zu fördern, sollten abder zweiten Förderphase auch privatwirtschaftlicheMittel für die Durchführung des GO-Bio-Vorhabenseingeworben werden.

Zusatzmodul zur Stärkung des Technologietransfers

GO-Bio setzt professionelle Transferstrukturen ander teilnehmenden Hochschule oder Forschungs-einrichtung voraus. Um diese Strukturen weiter zustärken, stellt das BMBF daher allen GO-Bio-Projek-ten dieser Auswahlrunde, die erfolgreich die zweiteFörderphase erreichen, weitere Gelder für den Tech-nologietransfer zur Verfügung.

Die 5. Runde hat begonnen

GO-Bio befindet sich in diesem Jahr bereits in derfünften Runde. In den ersten vier Auswahlrundenwurden insgesamt 34 Projekte für eine Förderungempfohlen. Die meisten Projekte befassen sich mitder Entwicklung neuer Arzneimittel beziehungswei-se mit Dienstleistungen für die Pharmaentwicklung.Einzelne GO-Bio-Projekte beschäftigen sich aberauch mit Medizintechnik oder Pflanzenschutz.Grundsätzlich steht GO-Bio für Gründungsvorhabenaus allen Bereichen der Lebenswissenschaften undangrenzenden Disziplinen offen.

Gründungsoffensive Biotechnologie „GO-Bio“ geht in eine neue Runde

7 Förderinitiative im Fokus

■ ForschungszentrumJülich GmbHProjektträger JülichAußenstelle BerlinDr. Jan StreyTel.: 030 / 20199-468E-Mail: [email protected]

15Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Wer wird gefördert?

Gefördert werden Forscherteams in Deutsch-land, die wirtschaftlichen Erfolg versprechende,neue Forschungsansätze in den Lebenswis -senschaften bearbeiten und die Absicht undBereitschaft zur Unternehmensgründung mit-bringen.

Die Initiative richtet sich insbesondere an: > jüngere, in der Forschung erfahrene

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler> Personen mit mehrjähriger Erfahrung in

Forschung und Entwicklung in Unter-nehmen

> Medizinerinnen und Mediziner mit mehr-jähriger Klinikerfahrung

Mit GO-Bio können auch laufende oder kürzlicherst abgeschlossene Projekte aus der Grund -lagenforschung in die Praxis umgesetzt werden.

Was wird gefördert?

Durch GO-Bio besteht die Möglichkeit, mit ei-ner eigenen Arbeitsgruppe Themen zu bear-beiten, die in den modernen Lebenswissen-schaften sowie in deren Grenzbereichen zwi-schen Biologie und ihren naturwissenschaft-lichen und technischen Nachbardisziplinen an- gesiedelt sind. Besonders förderwürdig sindVorhaben, die auf die Ziele der „NationalenForschungsstrategie BioÖkonomie 2030“ aus-gerichtet sind. Ebenfalls förderwürdig sind Platt- formtechnologien, die in vorgelagerten Schrit-ten zu diesen Zielen beitragen.

Die Forschungsansätze sollen außerdem ein hoheskommerzielles oder klinisches Innovationspotenzialbesitzen und auf eine wirtschaftliche Verwertungausgerichtet werden können.

Ziele sind:> die weitere Qualifikation hinsichtlich

wissenschaftlich-technischer und unter-nehmerischer Kompetenz

> die allgemeine Verbesserung der beruf-lichen Perspektiven am Standort Deutsch-land

> der Ergebnistransfer in eine wirtschaft-liche Verwertung im Rahmen einer Unter-nehmensgründung

Was ist zu tun?

In einem zweistufigen Auswahlverfahren legendie Gründerteams ihre Projektskizzen vor. Einevom BMBF eingesetzte Jury wählt daraus dievielversprechenden Ansätze aus. Im nächstenSchritt werden dann die ausgewählten Teamszur Ausarbeitung eines detaillierten Konzeptseinschließlich eines Geschäftsplans aufgefor-dert. Die Auswahl der Arbeitsgruppen und ih-rer Projekte sowie die Zwischenevaluation wer-den durch ein international besetztes Team vonExperten aus Wissenschaft und Wirtschaft be-gleitet.

3 Fragen zu GO-Bio

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Quelle: Thole Züchner/Universität Leipzig

© sebastianreuter | Fotolia.com

16 Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Projekte aus dem Arbeitskreis von JenniferDressmann werden unteranderem aus Mitteln derLOEWE – Landes-Offen-sive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökono-mischer Exzellenz, Förder-linie 3: KMU-Verbundvor-haben gefördert. Weitere Informationenüber die Förderung ange-wandter Forschungs- undEntwicklungsprojekte unter: www.innovationsfoerderung-hessen.de

Der Arbeitskreis von Jennifer Dressman am Institutfür Pharmazeutische Technologie der Goethe- Universität Frankfurt untersucht den Einfluss der Verdauungsorgane auf die Bioverfügbarkeit von Pharmawirkstoffen.

Auf den Beipackzetteln von Tabletten oder Kapselnstehen meist Anweisungen wie „Bitte unzerkaut mitreichlich Flüssigkeit nach einer Mahlzeit einnehmen“oder „Die Einnahme sollte etwa zwei Stunden vor einer Mahlzeit erfolgen“. An dem einen oder ande-ren Hinweis hat Jennifer Dressman, Professorin amInstitut für Pharmazeutische Technologie der Goe-the-Universität Frankfurt, mitgewirkt. Sie und ihreMitarbeiter verfolgen den Weg von Medikamentendurch unsere Verdauungsorgane, denn der Magen-Darm-Trakt spielt eine entscheidende Rolle für dieBioverfügbarkeit eines Wirkstoffs.Ihre Doktorarbeit fertigte Dressman, die in Austra-lien Pharmazie studiert hat, an der University of Kan-sas an. Während dieser Zeit lernte sie auch ihren jet-zigen Kollegen, den Frankfurter Pharmazie-ProfessorJörg Kreuter, kennen, der sich damals als Gastwis-sen schaftler in Kansas aufhielt. Fast 20 Jahre ist esher, dass er Dressman zu einem Vortrag nach Frank-furt einlud. „Und anschließend fragte man mich, obich hier eine Stelle annehmen möchte“, erinnert sichdie Pharmazeutin. „Ich sprach damals noch kein WortDeutsch, also hat man mir einen Deal angeboten: Imersten Jahr müsste ich noch keine Vorlesungen hal-ten, dafür aber Deutsch lernen.“ Dressman nahmdas Angebot an und leitet seit 1994 einen Arbeits-kreis an der Goethe-Universität.

Simulierte Magen-Darm-Säfte

„Früher war der Magen-Darm-Trakt für Pharmazeu-ten eher eine Black Box“, sagt sie, die sich nun schonseit über 15 Jahren mit den Verdauungsorganen be-schäftigt. An gesunden und kranken, alten und jun-gen Probanden haben sie und ihre Mitarbeiter dasMilieu im Magen-Darm-Trakt genauestens unter-sucht – mit Sonden und teils auch mit speziellen Kap-seln, die an einem Faden hängen und geschlucktwerden müssen. Gemessen wurden Salzgehalte, pH-Werte, Oberflächenspannungen und andere Para-meter, die für die Bioverfügbarkeit eines Wirkstoffswichtig sind.

Auf Basis dieser Daten gelang es, die Verdauungs-säfte im Labor zu simulieren: „Wir wollten den Ma-gen-Darm-Trakt so gut wie möglich nachempfinden,ohne allzu kompliziert arbeiten zu müssen.“ Dress-man hat Modellversuche entwickelt, die zum Bei-spiel den Übergang eines Wirkstoffs vom stark sau-ren Magen in den fast neutralen Dünndarm simulie-ren – ein kritischer Schritt, denn durch die pH-Wert-Änderung kann ein zuvor gelöster Wirkstoff ausfallenund wäre dann nicht mehr bioverfügbar.

Verfeinertes Bild durch Modell-rechnungen

Ein noch genaueres Bild der Vorgänge im Verdau-ungstrakt erhält Dressmans Team durch Kombinati-on sämtlicher Daten in einem Computermodell. Hierfließen physiologische Parameter und die Ergebnis-se aus den Laborexperimenten ebenso ein wie che-mische und physikalische Kenngrößen des Wirk-stoffs und seiner Darreichungsform. Ist die Biover-fügbarkeit zu gering, lässt sich mit dem Computer-modell herausfinden, ob das an der Löslichkeit liegt,an einem schlechten Aufnahmevermögen oder viel-leicht an einem Abbau des Wirkstoffs.

Edmund Kostewicz, Habilitand im Arbeitskreis Dress- man, arbeitet an der Optimierung solcher Modell-rechnungen. Verschiedene Programme sind mittler-weile auf dem Markt. „Die Modelle sind in den ver-gangenen Jahren immer besser geworden“, sagtKostewicz. Eine eventuelle Ausfällung des Wirkstoffsbeim Übergang vom Magen in den Dünndarm wer-de aber beispielsweise oft noch nicht ausreichendberücksichtigt.Ihre Studien führen die Frankfurter Pharmazeutenhäufig in Kooperation mit großen Pharmaunterneh-

Medikamente im Magen-Darm-Trakt verfolgen

8 Wissenschaft im Porträt

Prof. Dr. Jennifer Dressman mit den Habilitanden Dr. MatthiasWacker (links) und Dr. Edmund Kostewicz. (Foto: Uta Neubauer)

Schema des Modellversuchs,der die Freisetzung einesWirkstoffs aus einer Tabletteund den anschließendenÜbergang vom Magen in denDünndarm simuliert. (Bild: AK Dressman)

Simulation des Magen-Darm-Trakts im Labor: Durchfluss-zellen, mit denen die Freiset-zung von Wirkstoffen aus fes-ten Darreichungsformen un-tersucht wird. (Foto: Erweka)

17Hessen-Biotech NEWS 3/2011

men durch. Auch mit Gastroenterologen, vorwie-gend mit Konstantinos Goumas vom Rot-Kreuz-Hos-pital in Athen, arbeiten sie zusammen, um ihre Er-kenntnisse an Patienten zu überprüfen. Bislang hatsich Dressmans Team hauptsächlich mit Medika-menten beschäftigt, die Wirkstoffe schnell freiset-zen. Nun wollen sich die Frankfurter Pharmazeutenverstärkt auf solche Darreichungsformen konzentrie-ren, die Wirkstoffe langsam oder verzögert abgeben.

Targeting im Magen-Darm-Trakt

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf speziellen Arz-neien für die lokale Therapie von chronisch-ent-zündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohnund anderen Leiden der Verdauungsorgane. Matthi-as Wacker, seit Dezember ebenfalls Habilitand amInstitut für Pharmazeutische Technologie, entwickeltdafür Nanoteilchen, die Wirkstoffe gezielt zu denKrankheitsherden bringen. Die winzigen Teilchenstellt er aus menschlichem Serum-Albumin oder me-dizinisch zugelassenen Biokunststoffen her. Sie wer-den, betont er, im Körper nach einer gewissen Zeitvollständig abgebaut und sind daher unbedenklich.Der Clou dabei ist, dass die Nanoteilchen je nachGröße bestimmte Gewebe ansteuern. Tumore etwabesitzen durch ihr unkontrolliertes Wachstum grö-ßere Lücken als gesundes Körpergewebe. In diesenLücken, so die Idee, bleiben Nanoteilchen einer be-stimmten Größe hängen und geben ihre Wirkstoffeab. Ein ähnlicher Effekt könnte auch die Behandlungvon Morbus Crohn verbessern. In der entzündetenDarmwand, die mit der Zeit löchrig wird, ließen sichebenfalls mit Wirkstoffen beladene Teilchen anrei-chern.

Und noch ein Forschungsziel hat sich Jennifer Dress-man gesetzt. „Wir haben den Magen-Darm-Traktmehr oder weniger von oben bis unten untersucht“,sagt sie, „nur die Vorgänge im letzten Teil des Dünn-darms sind noch nicht so gut erforscht. Das machenwir noch, bevor ich in Rente gehe.“ Bis dahin wirdnoch einige Zeit verstreichen und man darf daher guter Hoffnung sein, dass die einstige Black Box Magen-Darm-Trakt spätestens bei Jennifer Dress-mans Pensionierung komplett ausgeleuchtet seinwird. Dr. Uta Neubauer

■ Prof. Dr. Jennifer B. DressmanInstitut für Pharmazeutische Technologie Goethe-Universität FrankfurtMax-von-Laue-Str. 960438 Frankfurt am MainTel.: 069 / 79829680E-Mail:[email protected]

In Form eines „Collaborating Center for Researchon Bioequivalence Testing of Medicines“ koope-rieren Sie mit der WHO. Was bedeutet das?Im Grunde geht es um die Zulassung von Generika.Die WHO hat ein großes Interesse an Generika, da siegünstiger sind als die Originalpräparate. Normaler-weise muss man, um die Bioäquivalenz von Generikaund Originalpräparaten nachzuweisen, pharmakoki-netische Tests an Menschen durchführen und zeigen,dass die Profile der Wirkstoffe im Blutplasma in ner -halb einer statistischen Bandbreite liegen. Bei gewis-sen Produkten kann man aber die pharmakokine -tischen Prüfungen durch Freisetzungsstudien im La-bor ersetzen. Diese Freisetzungsstudien führen wirdurch.

Bei welchen Arzneimitteln geht das?Voraussetzungen sind, dass der Wirkstoff unbedenk-lich ist und die Tablette oder Kapsel schnell zerfällt.Außerdem muss der Wirkstoff gut löslich sein undleicht vom Körper aufgenommen werden. Ist das al-les erfüllt, kann man davon ausgehen, dass zwei Pro-dukte mit ähnlichen Freisetzungsprofilen auch in vivogleich abschneiden.

Welchen Vorteil bieten die Freisetzungstests?Man spart viel Zeit und Geld. PharmakokinetischeStudien können bis zur 1,5 Millionen Euro kosten.Man braucht mindestens zwölf gesunde Probanden,bei stark schwankenden Plasmaspiegeln vielleichtmehr als hundert. Auch ethische Gründe spielen eineRolle. Wenn man statt der pharmakokinetischen Prü-fung Freisetzungsstudien durchführt, spart man nichtnur Geld und Zeit, sondern auch die unnötige Verab-reichung von Medikamenten an gesunde Menschen.

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Prof. Dr. Jennifer Dressman,Professorin für Pharmazeuti-sche Technologie.(Foto: Uta Neubauer)

Vereinfachte Zulassung von Generika

Seit 1996 arbeitet Jennifer Dressman mit derWeltgesundheitsorganisation WHO zusammen. ImGespräch erläutert sie, warum sich die WHO dafürinteressiert, wie sich die Freisetzung eines Wirk-stoffs im Magen-Darm-Trakt aus einer Tabletteoder Kapsel simulieren lässt.

18 Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Die GFE Blut mbH aus Frankfurt entwickelt PCR-Tests und dazugehörige automatisierte Systemefür den Nachweis von Krankheitserregern in Blut-spenden.

Als im Frühsommer der Darmkeim Ehec in Deutsch-land grassierte, wurden deutlich mehr Blutspendenals sonst benötigt, denn mit Ehec infizierte Patientenmussten teils mit Blutwäsche und Transfusionen be-handelt werden. „Die Ehec-Epidemie war der Här-tetest für unsere Systeme – und sie haben sich per-fekt bewährt“, betont Professor Kurt Roth, Geschäfts- führer der Gesellschaft zur Forschung, Entwicklungund Distribution von Diagnostika im Blutspendewe-sen, kurz GFE Blut. 3.000 Blutproben muss ein deut-scher Blutspendedienst im Schnitt täglich auf Virenund andere Krankheitserreger testen, während derEhec-Epidemie waren es 5.000. Viel Zeit haben dieBlutbanken nicht für den Sicherheitscheck, denn dieSpenden werden oft im Lauf eines Tages verbraucht.

Seit einem Jahr versorgt die 2005 gegründete undim Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie(FIZ) ansässige GFE Blut mbH Blutspendedienste mitReagenzien-Kits zum Nachweis viraler Nukleinsäu-ren (siehe Kasten). Speziell auf die Kits abgestimmt,bietet GFE Blut zudem automatisierte Systeme an.„Um die großen Probenzahlen zu bewältigen, führtman bis zu 96 Spenderproben zu einer zusammen.Unsere Geräte messen dann 46 dieser Proben paral-lel“, erklärt Holger Fey, Biologe und stellvertreten-der Geschäftsführer. Etwa sechs Stunden dauert sodie Untersuchung von über 4.000 Blutspenden aufjeweils sechs Viren. Ist eine Mischprobe verdächtig,wird einzeln nachgemessen.

Pionier beim PCR-Virentest

Mehr als die Hälfte der deutschen Blutspenden – dasentspricht über 2,5 Millionen von insgesamt 4,4 Mil-lionen Spenden jährlich – werden routinemäßig mitden Kits und Geräten von GFE Blut geprüft. Schon1997 hat Kurt Roth, Medizinprofessor und damalsnoch Laborleiter des DRK-Blutspendedienstes Hes-sen, mit der Entwicklung von Nukleinsäure-Tests zumVirusnachweis in Blutproben begonnen – als einerder ersten weltweit. Bis dahin konnte man Viren inBlutspenden nur indirekt über die gegen sie gebil-deten Antikörper erkennen. Das Problem dabei: DasBlut von frisch infizierten Personen enthält noch kei-

ne Antikörper. Es passierte die Kontrolle daher an-standslos. So kam es jährlich zu ein bis zehn Über-tragungen von Aids- oder Hepatitis-Viren – wohlge-merkt: bei insgesamt über vier Millionen Blutspenden.„Die Sicherheit war natürlich schon hervorragend“,sagt Roth. Mit der neuen Methode ließ sie sich abernoch deutlich verbessern. Seitdem das deutscheBlutspendewesen 1999 beispielsweise den Nuklein-säure-Test auf Hepatitis-C-Viren eingeführt hat, gabes laut Roth nur noch eine einzige Hepatitis-C-Über-tragung durch eine Transfusion.

Ungewöhnliches Ziel: Minimale Marge

Derart effiziente Tests, von denen jährlich allein hier-zulande mehrere Millionen benötigt werden, würdeman im Gründer-Jargon als Cashcow bezeichnen.Doch GFE Blut ist kein typisches gewinnorientiertesUnternehmen, denn es gehört den DRK-Blutspen-dediensten West und NSTOB (NSTOB steht für Nie-dersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Oldenburgund Bremen) sowie dem Blutspendedienst desBayerischen Roten Kreuzes, die allesamt gemein-nützige GmbHs sind. GFE Blut trägt den Zusatz derGemeinnützigkeit zwar nicht, hat die Margen bis-lang aber dennoch gering gehalten. Erzielte Über-schüsse dienten dazu, die Testkosten zu reduzieren.„Das Rote Kreuz hat Millionen in uns investiert, unddie gehören zurückgezahlt“, findet Roth.

Bedingt durch Patente der Diagnostikindustrie durftedas Frankfurter Unternehmen seine Produkte bis vorkurzem ohnehin nur an die eigenen Gesellschafterverkaufen. Erst nach einer Beschwerde bei der EU-Wettbewerbskommission hatte das DRK überhauptdie Lizenz erhalten, das von Roth entwickelte Verfah -ren in den eigenen Blutspendediensten anzuwenden.Die zu der Zeit kommerziell erhältlichen Virentestseigneten sich ohnehin nicht für die Untersuchungvon Blutspenden, da sie für die Patientendiagnostikin Krankenhäusern gedacht waren und nicht für Blut-banken, die wesentlich mehr Proben in kürzerer Zeitzu geringeren Kosten testen müssen.

Prof. Dr. Kurt Roth, Geschäfts-führer der GFE Blut mbH. (Foto: Uta Neubauer)

Geschäftsführer Prof. Dr. KurtRoth im Gespräch mit demstellvertretenden Geschäfts-führer Dr. Holger Fey (rechts)und Stefan Schneider (links),Manager für Marketing undVertrieb. (Foto: Uta Neubauer)

Reagenzien für den Virusnachweis. (Foto: GFE Blut)

Blut-Screening im hohen Durchsatz

9 Wirtschaft im Porträt

19Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Der Markt öffnet sich

Die Real-Time-PCR ist die hauptsächlich verwende-te Methode der Nukleinsäurevervielfältigung für denVirusnachweis. Erst seitdem sie nicht mehr patent-rechtlich geschützt ist, darf GFE Blut sich einen grö-ßeren Kundenstamm erschließen. „Wir haben aufMessen schon die ersten internationalen Kontaktegeknüpft. Jetzt gilt es, auf dem Weltmarkt Fuß zu fas-sen und zu expandieren“, sagt Stefan Schneider, derseit 2009 bei GFE Blut für Marketing und Vertrieb zu-ständig ist. Schneider ist Betriebswirt und damit ei-ner der wenigen Nicht-Naturwissenschaftler unterden insgesamt 29 Mitarbeitern des forschungsinten-siven Unternehmens.

Seit dem Start vor sechs Jahren mit vier Mitarbeiternist nicht nur das Team deutlich gewachsen, sondernauch die Labor- und Bürofläche. Über 1.000 Qua-dratmeter nimmt GFE Blut mittlerweile im FIZ ein,und bei Partnerunternehmen vor den Toren Frank-furts mussten zusätzliche Flächen für die Kühllage-rung der Kits und für die Endkontrolle der Geräte an-gemietet werden.

Auch die Produktpalette wächst. GFE Blut entwickeltderzeit unter anderem Tests auf das Chikungunya-,das West-Nil- und das Dengue-Virus. Noch werdendiese Erreger von Stechmücken vor allem in den Tro-pen übertragen, im Zuge der Globalisierung und Erd erwärmung könnten sie aber zukünftig auch hier-zulande zur Gefahr werden. In Italien gab es schoneine Infektionswelle mit dem Chikungunya-Virus. Inden USA werden Blutspenden bereits standard mä-ßig auf das West-Nil-Virus geprüft. „Wenn wir in die-se Märkte wollen, müssen wir diese Tests auch an-bieten“, sagt Roth, der langfristig nicht nur Blut-spendedienste als Kunden im Visier hat: „Im Prinzipeignen sich unsere Tests auch für die Patientendiag-nostik. Im Moment werden sie dafür noch nicht ge-nutzt, aber das ist natürlich geplant.“

Jetzt, da das letzte Sperrpatent gefallen ist, darf GFEBlut endlich richtig loslegen. Das erste Ziel hat dasUnternehmen allerdings schon erreicht. „Deutsch-land hat die sichersten Blutprodukte der Welt undtrotzdem die preisgünstigsten“, unterstreicht Roth.Er und seine Mitarbeiter haben wesentlich dazu bei-getragen. Dr. Uta Neubauer

■ Prof. Dr. med. W. Kurt RothGFE Blut mbHAltenhöferallee 360438 Frankfurt am MainTel.: 069 / 95103270Internet: www.gfeblut.de

Während einer Blutspende fließt das Blut in einen Beu-tel, an dem ein kleinerer Satellitenbeutel hängt. Er fängtdie ersten rund 50 Milliliter Blut auf, die im Labor un-tersucht werden. Neben der Bestimmung der Blut-gruppe und des Rhesusfaktors wird mit Antigen-Anti-körper-Reaktionen auf Syphilis, Aids sowie Hepatitis Bund C getestet. Mit der sogenannten Nukleinsäure-Amplifikations-Technologie (NAT) wird nochmals aufdie Erreger von Aids (HIV-1 und HIV-2) und Hepatitis Bund C getestet sowie in Deutschland zusätzlich auf He-patitis A-Viren und auf die Ringelröteln auslösendenParvoviren B19. Die NAT-Tests von GFE Blut basierenauf der Vervielfältigung der viralen Nukleinsäuren überdie Polymerase-Ketten reaktion (PCR). Da der NAT-Testdie Viren direkt nachweist, liefert er deutlich früher ein Ergebnis als der indirekte Nachweis über Antikörper,der erst eine gewisse Zeit nach der Infektion funktio-niert.

Blutprodukte für Schwangere, Organtransplantierteund andere Risikopatienten werden zusätzlich auf Er-reger wie die humanen Cytomegaloviren getestet, ei-ne Unterklasse der Herpesviren, die Ungeborene schä-digen und bei geschwächtem Immunsystem lebens-bedrohlich sein können. Noch geschieht das vielerortsmit Antikörpertests. GFE Blut will nächstes Jahr einenNAT-Test für diese Herpesviren auf den Markt bringen.

So wird Spenderblut geprüft

Eine Mitarbeiterin belädt das Gerät zur Untersuchung der Blut-proben. Die Analyse wurde automatisiert, um den Durchsatz und dieSicherheit des Prozesses zu erhöhen. (Foto: GFE Blut)

20 Hessen-Biotech NEWS 3/2011

10 Nachrichten aus der Wirtschaft

Abbott und Biotest schließen Vereinbarung

Wiesbaden/Dreieich – Abbott und die Biotest AG haben eineVereinbarung über die Entwicklung und Vermarktung des mo-noklonalen Antikörpers BT-061 bekannt gegeben. Dieser ist einneuartiger monoklonaler anti-CD4-Antikörper für die Behand-lung von Rheumatoider Arthritis und Psoriasis. Zurzeit laufen fürdiese beiden Leitindikationen klinische Studien der Phase II. Inpräklinische Studien wird das Potenzial von BT-061 in anderenimmunologischen Erkrankungen untersucht.

Die Vereinbarung sieht vor, dass Abbott und Biotest BT-061 im Falle einer Zulassung in den europäischen Kernmärkten(Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien)gemeinsam vermarkten. Für weitere Märkte wird Abbott dieweltweiten Vermarktungsrechte erhalten.

Biotest erhält eine Vorauszahlung in Höhe von 85 Millionen US-Dollar. Darüber hinaus sind Meilensteine in der Entwicklung, Zu-lassung und Kommerzialisierung des Antikörpers definiert, beideren Erreichen weitere Zahlungen von Abbott an Biotest fälligwerden. Das potenzielle Zahlungsvolumen beläuft sich auf biszu 395 Millionen US-Dollar, zuzüglich weiterer Lizenzzahlungen.

■ www.abbott.de■ www.biotest.de

Merck Millipore übernimmt das Mikrobiologie-Geschäft der Biotest

Darmstadt/Dreieich – Merck Millipore, die Life Science Sparteder Merck KGaA, übernimmt das Mikrobiologie-Geschäft derBiotest AG. Die zuständigen Kartellbehörden haben den Ver-kauf der weltweiten Aktivitäten des Segments Mikrobiologi-sches Monitoring der Biotest, bestehend aus dem Produkt be-reich Hycon (Hygienemonitoring, Standort Dreieich) und demProduktbereich heipha Dr. Müller GmbH an Merck genehmigt.Damit haben Merck und Biotest den Vertrag vollzogen, den beide im März 2011 geschlossen hatten.

Das bereits bestehende Sortiment an Nährböden und Testsys-temen von Merck Millipore wird mit der Akquisition um Fertig-Nährböden und Instrumente ergänzt. Die Produkte werden primär in der Produktion und Qualitätssicherung der Pharma-,Nahrungsmittel- und Körperpflege-Industrie eingesetzt. Dieneu erworbenen Aktivitäten werden in die Geschäftseinheit LabSolutions der Sparte Merck Millipore integriert.

■ www.merck.de■ www.biotest.de

Expertengremium berät Merck in bioethischenFragen

Darmstadt – Bei bioethischen Fragen wird sich Merck künftigvon einem mit renommierten Wissenschaftlern besetzten Ex-pertengremium beraten lassen. Das sogenannte „Merck Bioet-hics Advisory Panel“ soll dem Unternehmen regelmäßig Emp-fehlungen geben, wie es bei der Erforschung und Entwicklungneuer Produkte und Verfahren Aspekte der Bioethik berück-sichtigen kann. Darüber hinaus soll es Merck bei mit Bioethikverwandten Themen wie Integrität, Nachhaltigkeit und Rechts-konformität unterstützen.

Die biotechnologische und biomedizinische Forschung hat fürMerck eine zentrale Bedeutung. So erwirtschaftete die SparteMerck Serono im vergangenen Jahr mit den fünf umsatzstärks-ten Biopharmazeutika 61 Prozent des Umsatzes. Dem MerckBioethics Advisory Panel gehören zwei deutsche, ein Schweizersowie drei US-amerikanische Wissenschaftler an.

■ www.merck.de

Neugründete CIRI GmbH startet durch

Frankfurt am Main – Das Centrum für innovative Diagnostikund Therapie Rheumatologie/ Immunologie (CIRI) GmbH wur-de als internationales Referenzzentrum und führender Partnerfür klinische Forschung im Bereich autoimmunvermittelter undinflammatorischer Erkrankungen gegründet. Es bietet eine ein-zigartige Plattform zur Durchführung von klinischer Forschungder Phasen I-IV auf dem Gebiet der Rheumatologie und Immu-nologie, die in der Verknüpfung der Expertise und Exzellenz vonakademischen und privaten Versorgungseinheiten im Rhein-Main-Gebiet besteht. Das CIRI koordiniert zusammen mit derGoethe-Universität IITs in Indikationsgebieten mit ausgewie se-ner Expertise in den Indikationsgebieten: Rheumatoide Arthri-tis, Psoriasis Arthritis, Sklerodermie, Lupus erythematodes,Spondyloarthritis, Psoriasis-Arthritis, Kollagenosen und Vasku-litiden. Die strategische Partnerschaft mit dem Zentrum für Arzneimittelforschung, -entwicklung und -sicherheit (ZAFES) ermöglicht die Durchführung wissenschaftlicher Begleitpro-gramme.

21Hessen-Biotech NEWS 3/2011

Lebensmittelabfälle effektiv nutzen

Gießen – 20 Millionen Tonnen Lebensmittel landen allein inDeutschland jährlich auf dem Müll. Gleichzeitig werden die An-bauflächen für Nahrungsmittel weltweit knapper, weil die Nach-frage nach erneuerbarer Energie aus Biomasse wächst. DieserProblematik widmet sich ein neues Kooperationsprojekt derUniversität Gießen (JLU) und der Hochschule Bremen, das sichdie Bestandsaufnahme des Reststoffpotenzials der deutschenLebensmittel- und Biotechnnologie-Industrie zum Ziel gesetzthat. Das Projekt der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffedes Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Ver-braucherschutz läuft bis August 2012 und wird an der JLU mit90.000 Euro gefördert. Ziel des Forschungsprojektes ist es, dasjeweilige regionale Aufkommen sowie die aktuellen Verwer-tungswege von Reststoffen der Lebensmittel- und Biotechno-logie-Industrie ebenso zu erfassen wie die wichtigsten chemi-schen Charakteristika der biogenen Reststoffe. So soll eine breite Datenbasis zur zukünftig optimierten Nutzung von Bio-masse-Abfällen als Rohstoff geschaffen werden.

■ www.uni-giessen.de

Bakteriengeißeln zur Therapie von Lebens-mittelallergien?

Langen – Mit einem Fusionsprotein ist es Forschern des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) gelungen, bei Mäusen die Entstehung ei-ner Lebensmittelallergie gegen Hühnereiweiß zu verhindern.

Auch erste Ansätze, das Fusionspro-tein zur Behandlung einer bestehen-den Allergie einzusetzen, verliefen er-folgversprechend. Das Fusionsprotein besteht aus demBakterienprotein Flagellin sowie demAllergen des Hühnereiweiß. Flagellinruft eine immunologische Reaktionhervor. Das Team um Dr. Stefan Schül-

ke aus der Abteilung Allergologie des PEI ging nun der Fragenach, ob sich der Einfluss des Flagellins auf das Immunsystemfür Therapie und/oder Prophylaxe von Allergien nutzen lässt.Sie wählten die Allergie gegen Hühnereiweiß – Ovalbumin – alsModell. Ein solches Modell hat hohe praktische Relevanz, dennbis heute gibt es keine etablierte Therapie gegen Lebensmit-telallergien. Die Forscher des PEI arbeiten aktuell an weiterenStudien, um die Wirksamkeit zu verbessern und den zugrundeliegenden Mechanismus aufzuklären. Fusionsproteine aus Fla-gellin und Allergen sind nach Einschätzung der Forscher viel-versprechende Kandidaten zur Behandlung von Patienten mitIgE-vermittelten Allergien.

■ www.pei.de

Kunststoff aus Abwasser

Gießen – Bei der Papierherstellung fal-len große Mengen von belasteten Ab-wässern an. Sie werden bisher aufwän-dig in Kläranlagen gereinigt. ProfessorMichael Herrenbauer von der Techni-schen Hochschule Mittelhessen willdaraus Rohstoffe für die Kunststoffin-dus trie gewinnen. Das Projekt wird vomBundes ministerium für Bildung undForschung mit 250.000 Euro gefördert.Das Forschungsteam des Gießener Fachbereichs Krankenhaus-und Medizintechnik, Umwelt- und Biotechnologie hat es auf dasLignin abgesehen, das in großen Mengen in den Abwässern derPapierindustrie enthalten ist. Lignin ist ein in die pflanzlicheZellwand eingelagertes Makromolekül und bewirkt die Verhol-zung der Zelle. Bei der Papierherstellung wird es aus dem Roh-stoff Holz entfernt und landet im Abwasser. In einer photokata-lytischen Reaktion soll das Lignin selektiv gespalten werden.Dabei können die gewünschten Grundstoffe – zum BeispielPhenole – entstehen, aus denen die chemische Industrie Kunst-stoffe wie etwa Nylon oder Kunstharz herstellt. Das GießenerForscherteam arbeitet aktuell an der Optimierung der Be-schichtung der Katalysatoren und entwickelt Verfahren zur Be-stimmung von Prozessparametern wie zum Beispiel des ph-Werts, der Salzkonzentration oder der Verweilzeit im Reaktorauf die Produktbildung.

■ www.TH-Mittelhessen.de

Forschungspreis der Deutschen Zöliakie-Gesell-schaft geht nach Gießen

Gießen – Christian Zimmermann und Professor Klaus-PeterZimmer von der Abteilung Allgemeine Pädiatrie und Neonato-logie der Gießen sind mit dem Forschungspreis 2011 der Deut-schen Zöliakie Gesellschaft (DZG) ausgezeichnet worden. DerPreis ist mit einer Fördersumme von 15.000 Euro dotiert. DieGießener Wissenschaftler beschäftigen sich mit neuen Thera-pieansätzen für Zöliakie – Glutenunverträglichkeit. Die Ent-wicklung dieser Krankheit ist sowohl von Umwelt- als auch vongenetischen Faktoren abhängig. Weitgehend unklar ist bislang,warum nur ein geringer Prozentsatz der genetisch Prädispo-nierten das Krankheitsbild entwickelt. Die Gründe hierfür wer-den von den Gießener Wissenschaftlern erforscht.Bei Zöliakiepatienten führt der Kontakt mit sogenannten Glia-dinpeptiden zur Aktivierung von entzündungsförderlichen Im-munzellen. Es wird vermutet, dass der erste Kontakt des Im-munsystems mit Gliadinpeptiden eine entscheidende Rolle fürdie Immunantwort spielt. Aus den Ergebnissen könnte ein the-rapeutischer Ansatz entwickelt werden.

■ www.uni-gießen.de

Bakterium Listeria monocytogenes(Quelle: Elizabeth White, CDC)

Nachrichten aus der Wissenschaft 11

Prof. Dr.-Ing. Michael Herren-bauer, Hendrik Nolte, Johannes Hild, Colin Awungacha und Norbert Lemmer (von rechts) wollen Grundstoffe für die Che-mische Industrie aus ligninhalti-gen Abwässern gewinnen.

Van-der-Waals-Kräfte haltennicht nur den Gecko senk-recht, sondern auch Mole-küle zusammen. (Foto: animals-digital/Thomas Brodmann)

22 Hessen-Biotech NEWS 3/2011

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Neue Substanzen verbessern Medikamententransport in Zellen

Darmstadt – Medikamente entfalten ihre Wirkung erst, wennsie von den entsprechenden Zellen des betroffenen Organs auf-genommen und dort für den Stoffwechsel verfügbar sind. Dochso unterschiedliche Zelltypen es gibt: Sie alle sind von einerMembran umgeben, die nur für ganz spezifische Stoffe bezie-hungsweise Partikel durchlässig ist. Biomediziner suchen daherneue Wege, um gezielt Medikamente in Zellen einzuschleusen.Einen großen Schritt vorangekommen sind nun Professor Cris-tina Cardoso und Dr. Henry D. Herce vom Fachbereich Biologieder TU Darmstadt. Sie haben Möglichkeiten gefunden, denTransport insbesondere wasserlöslicher Stoffe deutlich zu ver-bessern. Dazu nutzen sie kurze Eiweißketten, die sich durch Zell-membranen bohren. Solche winzigen Eiweiße, sogenannte zell-penetrierende Peptide (CPP), können quasi als Vehikel für Wirk-stoffe dienen, die einfach an sie angehängt und in die Zelle mit-geschleppt werden. Die Biologen konnten zeigen, dassringförmige Eiweiße besonders gute Vehikel sind. Bei ihnen lie-gen sowohl Transportrate als auch Transportgeschwindigkeitdeutlich höher als bei kettenförmigen CPPs. In der Praxis könn-te das zur Folge haben, dass sich künftig sowohl die notwendi-gen Medikamentendosen als auch die Zeit bis zum Einsetzender Wirkung reduzieren ließen.

■ www.tu-darmstadt.de

Mit dem Lasso auf der Jagd nach Wirkstoffen

Marburg – Schlingenförmig gewundene Biomoleküle eignensich als Gerüste, um gezielt Medikamente zu konstruieren. Dasschließen Marburger Biochemiker um Professor Mohamed A.Marahiel aus Untersuchungen an so genannten Lasso-Pepti-den; die Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe des Fach-blatts „Angewandte Chemie“ erschienen.Lasso-Peptide vereinen in sich einzigartige Eigenschaften, diesie zur Anwendung als robustes Gerüst prädestinieren: Nebender namengeben den Schlingenform zeichnen sich die Verbin-dungen dadurch aus, dass sie gegenüber Umwelteinflüssen wieTemperatur und Chemikalien stabil sind; sie können in Escheri-chia coli erzeugt werden. Nicht zuletzt erfolgt ihre Herstellungdurch eine zelluläre Maschinerie, die anpassungsfähig genugist, um den Austausch von Bausteinen zu zulassen. Marahiels Ar-beitsgruppe wählte in ihren Untersuchungen das PeptidmotivRGD, um es in ein Lassopeptid einzufügen. Die eingefügteStruktur ist in der Lage, so genannte Integrine zu binden; dabeihandelt es sich um Proteine, die als Ziele für neuartige Medika-mente dienen können. Integrine sorgen zum Beispiel dafür,dass Tumore mit Blutgefäßen versorgt werden.

■ www.uni-marburg.de

Gießener Virologie ist neues Nationales Referenzzentrum

Gießen – Das Institut für Medizinische Virologie der Justus-Lie-big-Universität Gießen (JLU) übernimmt im Auftrag des Bun-desministeriums für Gesundheit die Aufgaben als neues Natio-nales Referenzzentrum (NRZ) für Hepatitis-B- und -D-Viren. Da-mit ist erstmals ein NRZ in Hessen angesiedelt.Dem Robert-Koch-Institut (RKI) als Bundesbehörde stehen zurfachlichen Beratung und zur Sicherstellung spezieller labordi-agnostischer Angebote seit 1995 sogenannte Konsiliarlaborezur Seite; zurzeit sind dies bundesweit 49 Einrichtungen. Für In-fektionskrankheiten, die bezüglich der gesundheitlichen Ge-fährdung und der Bedeutung für das öffentliche Gesundheits-wesen besonders wichtig sind, werden derzeit acht NationaleReferenzzentren durch das Bundesministerium für Gesundheitberufen. Im Rahmen der Neustrukturierung der Konsiliarlaboreerfolgte 2010 eine Neuausschreibung für ein Referenzzentrum.Nach einem umfangreichen Bewerbungs- und Begutachtungs-verfahren durch die Kommission für Infektionsepidemiologieam RKI erhielt die Gießener Virologie den Zuschlag.

■ www.uni-gießen.de

Chemische Stabilität mit der Kraft des Geckos

Gießen – Ohne Saugnäpfe, nur mit unzähligen winzigen Här-chen an seinen Füßen kann der Gecko an spiegelglatten Ober-flächen haften. Möglich machen dies die van-der-Waals-Kräfte,die unter dem Grundsatz „Stoffe ziehen sich immer an“ für dasZusammenhalten von Gasen und anderen Stoffen sorgen. Die-se „Dispersionswechselwirkungen“ sind einzeln genommenschwach und lassen sich deshalb nur schlecht direkt bei chemi-schen Verbindungen berücksichtigen. Erstmals wurde jetzt abernachgewiesen, dass die van-der-Waals-Kräfte sogar extrem lan-ge (und deshalb eigentlich schwache) Bindungen zwischenKohlenstoffmolekülen stabilisieren können. Die Forschungser-gebnisse der Arbeitsgruppe um den Gießener Chemiker Pro-fessor Peter R. Schreiner sind in der aktuellen Ausgabe des For-schungsmagazins „Nature“ veröffentlicht. Diese Ergebnisse haben Bedeutung für die molekulare Erkennung, die Enzym -katalyse, neue Materialien und fürdas gezielte Design neuer chemi-scher Strukturen. Denkbar wärenAnwendungen in der Nanotechno-logie, aber auch in der Medizin. Der- zeit sucht die Wissenschaft bereitsnach Möglichkeiten, die Gecko-Kräfte für den Menschen nutzbar zumachen. So ist beispielsweise ein„Gecko-Tape“ in der Entwicklung,das wie ein Klebeband funktioniert.

■ www.uni-giessen.de

23Hessen-Biotech NEWS 3/2011

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Hessen-Biotech NEWS:

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Publikationen der Aktionslinie Hessen-Biotech:

Bitte senden Sie mir die Broschüre (kostenlos):

„Hessen – Gateway to Clinical Research in Europe“

„Hessen – das Tor zum europäischen Diagnostikmarkt“

„Nanomedizin – Innovationspotenziale in Hessen“

„Aktionslinie Hessen-Biotech“

„Biotechnologie-Standort Hessen: Facts & Figures“

„Industrieparks in Hessen“

„Industrielle Biotechnologie in Hessen“

„Raum für Innovation – Biotechnologiestandort Hessen“

„Personalisierte Medizin in Hessen“

Beratung und Service:

Wir interessieren uns für Informationen zu folgenden Themen und bitten um Kontaktaufnahme:

Projektförderung

Beratung zu europäischen Förderprogrammen

Möglichkeiten zur Beteiligung an Messe-Gemeinschafts-ständen

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Schutz gegen Grippe

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Mit dem regnerischen und immer kälter werdenden Wettersteigt jedes Jahr die Zahl der Grippeerkrankungen. Etwa 10 bis20 Prozent der Bevölkerung werden bei saisonalen Grippewel-len infiziert. Ist die Grippe einmal vollständig ausgebrochen, las-sen sich nur noch Symptome behandeln. Daher entscheidensich viele für eine Grippeschutzimpfung, die offizielle Stelleninsbesondere den Risikogruppen empfehlen. Grippeimpfstoffe enthalten Bestandteile abgetöteter Grippe-viren, die im Körper eine Abwehrreaktion bewirken und die zurBekämpfung passenden Antikörper produzieren. Hat der Kör-per dann mit dem aktiven Virus der Sorte zu tun, gegen die ergeimpft wurde, kann er ihn erkennen und bekämpfen, so dassdieser im Körper keine Krankheit auslösen kann. Durch die Imp-fung lernt das Immunsystem also seinen ‚Gegner’ kennen, be-vor es der eigentlichen Grippe ausgesetzt wird. Modernste Her-stellungs- und Testverfahren sorgen dafür, dass die Grippeimp-fung mittlerweile sehr gut verträglich ist. Ein Problem der Grippeimpfung ist, dass sich die Grippevirenständig verändern. An der Außenhülle eines Virus haften Anti-gene. Diese sind der Teil des Virus, der von den Antikörpern er-kannt und angegriffen wird. Verändert das Virus aber seine An-tigene, können die im Körper gebildeten Antikörper nicht mehrin Aktion treten. Daher muss die Grippeimpfung in jeder Saison

erneuert werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibtjedes Frühjahr die neue Zusammensetzung für die Grip-peimpfstoffe der kommenden Saison bekannt. Die Empfeh-lung beruht auf der weltweiten Überwachung der aktuell zirku-lierenden Grippeviren. Für die Herstellung eines Grippeimpfstoffs wird ein geschlos-senes System gebraucht, mit dem sich die Erreger sicher her-stellen lassen. Meistens wird das befruchtete Hühnerei zur Ver-mehrung der Viren und damit für die Impfstoffherstellung ge-nutzt. Allerdings hat diese Methode auch Nachteile: Die Her-stellung eines Grippeimpfstoffes ist sehr zeitintensiv. Außerdemmüssen bis zu einem Jahr im Voraus die Kapazitäten geplantwerden, da für die Impfstoffherstellung eine große Menge spe-ziell zertifizierter, befruchteter Hühnereier nötig ist. Daher wur-de die Herstellung von Impfstoffen in Zellkulturen entwickelt.Die neue Methode ist weniger zeitintensiv, sicherer und saube-rer. Kontaminationen durch fremde Bakterien oder Viren kön-nen in Zellkulturen besser verhindert werden als bei Verwen-dung von Hühnereiern. Darüber hinaus kommt diese Produkti-onsmethode auch den Menschen zugute, die an einer Hühner-eiweißallergie leiden und herkömmlich hergestellte Impfstoffebisher nicht nutzen konnten.

Biotechnologie im Alltag 12

Nur circa 100 nm klein sind Influenza-Viren.sie besitzen eine spike-artige Oberfläche.(Quelle: Novartis Vaccines)

24 Hessen-Biotech NEWS 3/2011

8. November 2011 St. Ingbert (bei Saarbrücken)

Pharma Forum 2011Gemeinschaftsveranstaltung der Länder Hessen, Rheinland-Pfalzund Saarland und dem vfa

■ www.pharmaforum-sw.de

16. – 19. November 2011 Düsseldorf

Hessischer Gemeinschaftsstand auf der Medica 2011

■ www.hessen-biotech.de

21. November 2011 Darmstadt

The Power of Enzymes

■ www.cib-frankfurt.de

21. – 23. November 2011 Frankfurt am Main

Deutsches Eigenkapitalforum

■ www.eigenkapitalforum.com

23. November 2011 Frankfurt am Main

Gentherapie: Methode mit Zukunft

■ www.frankfurt-main.ihk.de/veranstaltungen

30. November 2011 Frankfurt am Main

Den Genen auf der Spur – Therapeutische Nukleinsäuren, die Medikamente des 21. Jahrhunderts

■ www.biotech-alliance.de

5. Dezember 2011 Frankfurt am Main

Hessisches Transferforum

■ www.transferforum-hessen.de

7. Dezember 2011 Frankfurt am Main

InnovationsForum Hessen-Biotech „Personalisierte Medizin“

■ www.hessen-biotech.de

8. Dezember 2011 Frankfurt am Main

Sprechtage Hessen ModellProjekte – Förderung angewandterF&E-Projekte

■ www.innovationsfoerderung-hessen.de

14. März 2012 Frankfurt am Main

Leben 3.0 – Treffpunkt Zukunft

■ www.leben30.de

16. – 19. April 2012 Shenzhen, China

Hessischer Gemeinschaftsstand auf der China Medical

Equipment Fair (CMEF)

■ www.hessen-agentur.de

9. – 10. Mai 2012 Frankfurt am Main

Deutsche Biotechnologietage

■ www.biotechnologietage-2012.de

Veranstaltungen/Termine

Die Aktionslinie Hessen-Biotech ist eine Maßnahme des

Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und LandesentwicklungJens KrügerKaiser-Friedrich-Ring 75D-65189 WiesbadenTelefon: 0611/815-2493, Fax: 0611/815-492493E-Mail: [email protected]: www.wirtschaft.hessen.de

Projektträger ist die

HA Hessen Agentur GmbHDr. Thomas Niemann (Projektleiter), Miriam SchroerAbraham-Lincoln-Straße 38–42D-65189 WiesbadenTel.: 0611/774-8610, Fax: -8620E-Mail: [email protected]

[email protected]: www.hessen-biotech.de

www.hessen-agentur.de

Impressum

HerausgeberAktionslinie Hessen-BiotechHA Hessen Agentur GmbHAbraham-Lincoln-Str. 38–42D-65189 Wiesbaden

RedaktionMiriam Schroer, HA Hessen Agentur GmbH

GestaltungPiva & Piva, Studio für visuelles Design, Darmstadt

Foto© Erweka

DruckWerbedruck GmbH Horst Schreckhase, Spangenberg

Erscheinungsweise4-mal pro Jahr (kostenlos)

Auflage3.300 Exemplare

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Die Aktionslinie Hessen-Biotech wird kofinanziert aus Mitteln der Europäischen Union.