Fugenbrücke

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Booklet zur CD "Fugenbrücke". Werke für Violoncello und Klavier von Konrad Lang & Ludwig van Beethoven. Interpreten: Katharina Deserno & Nenad Lečić. KAL6315-2

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Bachfuge

Die Bachfugefliegt in den Himmelkommt zurück zu mirfliegt in den Himmel

Mathematikerklärt eine Stimme

Ich weiß nichtwill nicht wissenwieviele Köpfe auf Flügelnwelche Geschwindigkeitenich zähl nichtdie Zahlen

Bachmein Blutstromzum Himmel

(Rose Ausländer)

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Katharina Deserno Violoncello / celloNenad Lečić Klavier / piano

Werke für Violoncello & Klavier von / Works for Cello & Piano by

KONRAD LANG & LUDWIG VAN BEETHOVEN

Fugenbrücke

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4 | IMPRESSUM

Recording: 07&10/2011 & 01/2012, Konzertsaal im Haus der Klaviere Gottschling, DülmenRecording Producer & Balance Engineer / Tonmeister: Jens F. MeierEditing & Mastering: Jens F. Meier, Sebastian KienelPiano: Schimmel Konzert K 280 (Nr. 358001) ∙ Piano Technician: Gernot GottschlingCover-Design & Text-Layout: Jens F. Meier ∙ Artwork: cChrista Meier-DraveArtist-Photos (Deserno/Lecic): cThomas Grimm (grimedia.de)Booklet text: Katharina Deserno & Konrad Lang ∙ Translations: Peter WilkinsonExecutive Producer: Jens F. Meier (Kaleidos media & arts)p&c2012 Kaleidos Musikeditionen ∙ www.musikeditionen.de

Publishers:Konrad Lang – Edition Gamma, Bad SchwalbachLudwig van Beethoven – Henle Urtext

Rose Ausländer, Bachfuge. Aus: dies., Im Ascheregen die Spur deines Namens. Gedichte und Prosa 1976. © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1984

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5TRACKS |

KONRAD LANG (*1943)Sonate für Violoncello und Klavier (2007)Sonata for Cello and Piano (2007)I Con moto e passione [06‘16]II Adagio [10‘21]III Fuga in dissoluzione [06‘39]

LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770–1827)Sonate op. 102 Nr. 2 D-Dur für Klavier und VioloncelloCello Sonata op. 102 No. 2 in D majorI Allegro con brio [06‘43]II Adagio con molto sentimento d‘affetto [09‘20]III Allegro – Allegro fugato [04‘16]

KONRAD LANG„Fugenbrücke“ (2011) [05‘24]für Violoncello solo / for solo cello

KONRAD LANG„Rhythmische Etüden“ für Klavier (2002/07)“Rhythmic Etudes” for pianoI Allegro energico [03‘44]II Allegro con brio [04‘05]III Allegro ma non troppo [05‘34]IV Lento [06‘54]

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F u g e n b r ü c k e ( n )Werke für Violoncello und Klavier von Konrad Lang und Ludwig van Beethoven

Die Sonate für Violoncello und Klavier von Konrad Lang wurde 2007 komponiert. Der Komponist spricht von seiner großen Verehrung für die Musik Johann Sebastian Bachs als wichtiger Impuls für sein kompositorisches Schaffen. So stellt er die gesamte Sonate unter den Stern des Motivs b-a-c-h, welches im Verlauf des Stücks schrittweise immer mehr zum Klingen gebracht wird – zum Ausdruck der kompositorischen Auseinandersetzung mit und zugleich eine Ehrerbietung an Bach.Die Sonate ist in drei Sätzen komponiert. Konrad Lang greift bewusst die klassische Sonatenform auf; im ersten Satz sind Elemente der Sonatenhauptsatzform zu erkennen. Die klassische Form, das dazu passende Großformat, traditionelle Satzbezeichnungen wie Fuga, Adagio – Con moto e passione sind als Hommage an Beethoven zu verstehen, der mit seinen Sonaten für Klavier und Violoncello einen Meilenstein für die Violoncello-Literatur schuf. Besonders charakteristisch ist die Verwendung von thematischem Material: Themen kehren wie Symbole immer wieder, scheinen untereinander zu kommunizieren, vernetzen und überlagern sich und bleiben auch in variierter Form erkennbar.

Der erste Satz stellt fast martialische Strenge neben die Forderung con moto e passione. Beginnend im 13/8 -Takt wird die Strenge und Regelhaftigkeit jedes Mal in die Irre geführt, verzweifelte Akzente beharren auf ihrer Bedeutung, der Zuhörer wird mitgerissen und gleichzeitig immer wieder orientierungslos. Der Komponist beschreibt zwei Themenkreise: Der erste ist gekennzeichnet von rhythmischer Unruhe, emotionaler Spannung und ungewöhnlichen Intervallfolgen; b-a-c-h erscheint zum ersten Mal versteckt im zweiten Themenkreis. Der erste Themenkreis erzeugt den zweiten, dieser nimmt chromatische Elemente auf und entwickelt sie in Richtung b-a-c-h und seinen melodischen Varianten. Nach einer ersten Kulmination trägt das Cello das Hauptthema im pianissimo und Grave vor. Danach vermischen sich beide Themenkreise bis zum finalen Höhepunkt.

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Der zweite Satz (Adagio) ist ein großer, klagender Gesang mit dramatischen Elementen. Nach einem rubato-Solo, einer suchenden Einleitung, welche typische melodische Elemente des ersten Satzes aufnimmt, beginnt das Kernthema: eine traurig-verinnerlichte, sich bis zum Dramatischen entwickelnde Kantilene. Dieses lyrische, tonal deutbare Hauptthema baut eine Gegenwelt zum ersten Satz auf. Musikalisch wird das deutlich im dritten Satz, wo dieses Thema mehrfach als Kontra-Subjekt zum Fugenthema verwendet wird. Im zweiten Satz tritt es in drei verschiedenen Färbungen auf: als Kantilene im Violoncello, aller Substanz entkleidet im Pizzicato des Violoncellos, und als emotional befeuernde Bassfigur, oktaviert in der linken Hand des Klavierparts. Alle vorhergegangenen Themen treffen, kreuzen und erinnern sich nochmals im dritten Satz, der Fuga in dissoluzione (Fuge in Auflösung). Gleichzeitig bringt die Fuge einen neuen Charakter: ein strenges, der Tonalität enthobenes und doch suchendes Fugenthema. Hier wird b-a-c-h explizit zur Basis des Fugenthemas. Nach der schulmäßig aufgebauten Exposition werden nacheinander die Hauptthemen der beiden vorangehenden Sätze als Kontra-Subjekte eingeführt. Zunächst kann sich eine Reminiszenz an den ersten Satz noch nicht durchsetzen, das Fugenthema scheint alles zu beherrschen. Dann erscheint das Fugenthema jedoch nachdenklich und verlangsamt. Eine Erinnerung wird lebendig und so erklingt die traurigste Stelle des ganzen Stückes noch einmal: das lyrische Thema des zweiten Satzes. Auch das verlorene pizzicato-Thema des zweiten Satzes kehrt wieder, bricht allerdings unvermittelt ab und der erste Satz kommt zum Vorschein, überkreuzt sich mit dem Fugenthema, das rhythmisch verfremdet wird. Wieder wird die Fuge vom ersten Satz unterbrochen. Es bleiben nur noch ganz leise Erinnerungen, das Blatt hat sich gewendet: nun bleibt die Fuge einsam und zart übrig, während der erste Satz die Überhand gewonnen hat. Hier erklärt sich der Titel: Fuga in dissoluzione – Fuge in Auflösung begriffen. Wie alle Farben gebündelt keine Farbe mehr sind, sondern schwarz ergeben, so mündet das Gespräch, der Kampf, die Entwicklung aller Themen hier in ein großes, schwarzes Cluster, das im ersten Satz bereits vorausgenommen wurde. Einsam und verlassen, aber doch lebendig bleibt noch etwas zu sagen: b-a-c-h.

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Die Sonate op. 102 Nr. 2 in D-Dur ist die fünfte und letzte Sonate, die Ludwig van Beethoven für Klavier und Violoncello komponierte. Etwa zeitgleich mit der vierten Sonate op. 102 Nr. 1 in C-Dur entstand sie im Jahr 1815. Diese beiden späten Sonaten markieren den Beginn einer das Spätwerk prägenden Entwicklung im kompositorischen Schaffen Beethovens. In dieser Periode entstanden u.a. die „Hammerklaviersonate“ Nr. 29 B-Dur op. 106 und die „Große Fuge“ für Streichquartett op. 133. Die „Große Fuge“, aber auch die Finalsätze der Hammerklaviersonate sowie der Sonate für Klavier und Violoncello op. 102 Nr. 2 stellen Fragen an das Publikum und lassen diese zugleich offen und unbeantwortet. Die Rückbesinnung auf die Fugentechnik in der Auseinandersetzung mit der Musik Bachs wird hier von Beethoven als Brücke zu revolutionärer Neuheit inszeniert. Die Verwendung einer musikalischen Form wie der Fuge, die den Kompositionsprozess steuert, wird von Beethoven nicht als Begrenzung, sondern als Grenzüberschreitung eingesetzt. So entsteht trotz – oder gerade durch die formale Struktur – etwas ganz Neues, fern von jeder Gefälligkeit.Das zeitgenössische Publikum reagierte auf diese Musik zunächst irritiert. So hieß es 1818 in einer Rezension der Allgemeinen musikalischen Zeitung zu Beethovens zwei letzen Sonaten für Klavier und Violoncello: „Diese beyden Sonaten gehören ganz gewiss zu dem Ungewöhnlichsten und Sonderbarsten, was seit langer Zeit, nicht nur in dieser Form, sondern überhaupt, für das Pianoforte geschrieben worden ist. Alles ist hier anders, ganz anders, als man es sonst, auch sogar von diesem Meister selbst, empfangen hat.“

Das Stück Fugenbrücke für Violoncello solo von Konrad Lang unternimmt ein musikalisches Experiment und begründet die Gegenüberstellung der fünften Sonate Ludwig van Beethovens mit der fast 200 Jahre später komponierten Sonate von Konrad Lang. Außerdem skizziert es die Auseinandersetzung eines zeitgenössischen Komponisten mit den großen Meistern Bach und Beethoven und seine Verehrung für sie. Gleichzeitig soll ein Merkmal des Kompositionsprozesses beleuchtet werden, der sich mit Zweifeln, Fragen,

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Mut und Humor mit vorhandenem musikalischen Material auseinandersetzt und dabei etwas musikalisch Neues sowie einen neuen Blick auf die Musik entstehen lässt.Das Stück beschäftigt sich mit zwei Fugenthemen: Das Thema der Schlussfuge von Beethovens Sonate für Klavier und Violoncello op. 102 Nr. 2 und das b-a-c-h-Thema des dritten Satzes aus der Sonate von Konrad Lang, der Fuga in dissoluzione. Die Einleitung ist ein Dialog zwischen den zwei Themen, humoristisch-kommunikativ und zugleich ernsthaft-suchend. Das b-a-c-h-Thema betont den ernsthaften, das Beethoven-Thema zunächst den heiteren Aspekt der sich abzeichnenden gemeinsamen Anstrengung. Wie zu Beginn der Fuge aus der fünften Sonate beginnt das Cello mit Beethovens Thema, deutet noch den Klaviereinsatz an, bis es vom b-a-c-h-Thema aus der Sonate von Lang unterbrochen wird. Es beginnt der Bau der Brücke zwischen den beiden Fugenthemen. Dies geschieht, indem die Themen schrittweise immer weiter ineinander geschoben werden. Zunächst erfolgt der Wechsel zwischen den Themen nach dem Vortrag größerer Abschnitte, dann alle drei Takte, schließlich nach jedem Takt. Höhepunkt ist ein ironischer Walzer, den die beiden Themen miteinander tanzen, Ton für Ton wechselnd zwischen beiden Themen. Ob am Ende ein Lachen über das Experiment im Raum steht? b-a-c-h hat das letzte Wort.

Die Rhythmischen Etüden für Klavier von Konrad Lang basieren auf unterschiedlichen Bauprinzipien. Grundlage der Etüde 1 sind die ersten zwölf Takte. Aus diesen werden unterschiedliche musikalische Grundgebilde (die sogenannten Grundmuster) aus acht bis zwölf Takten gebaut, die nach Art eines Flickenteppichs zusammengesetzt werden, wobei die Grundmuster in Rhythmus, Melodik und Harmonien variiert werden. Inspiriert wurde das Stück durch einen Kunstkalender mit Abbildungen von Patchwork-Teppichen in amerikanischen Museen.

Etüde 2 beruht auf einem ähnlichen Bauprinzip, allerdings unter stärkerer Betonung von fast gleichen Wiederholungen (was wie eine Wiederholung klingt, ist selten eine wirklich gleiche

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Wiederholung). Der am stärksten variierte Parameter ist der Rhythmus. Die Variationen im Rhythmus folgen meist einer festen Regel: Gleichmäßige Verschiebung von Betonungen, gleichmäßige Verschiebung von Pausen und gleichmäßige Verschiebung von Rhythmus-typischen Elementen. Zum Beispiel erscheint in den Passagen im Neun-Sechzehntel-Takt folgendes Verschiebungsmuster: Achtel–Achtel–Achtel–Achtel–Sechzehntel, Achtel–Achtel–Achtel–Sechzehntel–Achtel, Achtel–Achtel–Sechzehntel–Achtel–Achtel.

Etüde 3 basiert nicht auf einem strikten Bauprinzip, sondern folgt – quasi als Erholung von den strengeren Formen der drei Geschwister-Stücke – freien musikalischen Assoziationen. Im Vordergrund stehen spielerisch gestaltete Experimente mit rhythmischen Effekten.

Etüde 4 beruht vollständig auf dem Tonmaterial der ersten 14 Takte. Das Material wird so starken rhythmischen Veränderungen unterworfen, dass die Tongleichheit erst dem analytischen Blick auf das Stück auffällt. Aber der starke Bezug der verschiedenen Teile wird hörend empfunden. Er gleicht der Erinnerung an etwas, das vertraut erscheint, aber trotzdem nicht benannt werden kann.

Die vier vorliegenden Etüden gehören zu einer Serie von zwölf Stücken, die nach und nach erscheinen sollen.

Katharina Deserno und Konrad Lang

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Katharina Deserno , geboren 1982 in Frankfurt am Main, erhielt ihre Künstlerische Ausbildung bei Gerhard Mantel/Frankfurt, bei Maria Kliegel/Köln und bei Philippe Muller/Paris. Sie schloss ihr Studium mit dem Künstlerischen Diplom (2007) und dem Konzertexamen (2009) ab.Als Solistin trat sie u.a. mit dem Spanischen Nationalorche-ster auf. Sie spielte Uraufführungen von Werken, die für sie komponiert wurden, so u.a. das Violoncellokonzert „L’Image“ von José Luís de Delás sowie das Solostück „Hommage à Clara Schumann“ von Oxana Omelchuk. Rundfunkübertra-gungen ihrer Konzerte wurden vom Deutschlandfunk, ORF,

Radio Clásica/Spanien und WDR gesendet.Seit 2008 ist Katharina Deserno Dozentin für Violoncello an der Hochschule für Musik und Tanz Köln und gibt Meisterkurse für junge Cellistinnen und Cellisten.Sie publizierte ein musikpädagogisches Lehrheft mit dem Titel „Mein erstes Konzert“, erschienen 2011 im Schott-Verlag sowie verschiedene musikwissenschaftliche Arbeiten.Seit 2003 konzertiert sie regelmäßig mit dem Pianisten Nenad Lecic. Das Duo spielte eine CD mit Werken von Clara Schumann, Fanny Hensel, Luise Adolpha Le Beau u.a. ein, die im März 2012 bei KALEIDOS MUSIKEDITIONEN erschien. Die CD enthält die Welt-ersteinspielung des Stücks „Hommage à Clara Schumann“ für Violoncello solo.

(www.katharinadeserno.de)

12 | INTERPRETEN

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Nenad Lečić , geboren 1979 in Serbien, tritt als Konzert-pianist seit seinem elften Lebensjahr auf. Er studierte bei Igor Lazko in Belgrad, Pierre-Laurent Aimard und Arbo Valdma in Köln und schloss sein Studium mit künstlerischem Diplom, Konzertexamen und einem Examen in Kammermusik mit Schwerpunkt auf Neuer Musik ab.Er erhielt u.a. die Auszeichnung „European Top Talent“ und spielte als Solist u.a. mit den Bamberger Sinfonikern, dem Belgrader Rundfunkorchester und den Belgrader Philhar-monikern. Rundfunk und Fernsehübertragungen im In- und Ausland, CD-Aufnahmen mit Werken von Scarlatti, Brahms u.a. Nenad Lečić ist Lehrbeauftragter an den Musikhochschulen in Köln und Detmold.

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14 | KONRAD LANG

Konrad Lang wurde am 2. März 1943 in Berlin geboren. Nach dem Abitur (Mainz 1963) studierte er Philosophie, Germanistik, Musikwissenschaft, Mathematik und Physik an den Universitäten in Mainz, Hamburg, Bonn und München. Er wurde zum Dr. phil. (Hauptfach Philosophie) an der Uni-versität Mainz im Januar 1970 und zum Dr. rer. nat. (Haupt-fach Mathematik) an der Ludwig-Maximilian-Universität München im Jahre 1976 promoviert.

Sein berufliches Leben umfasst mehrere Schwerpunkte: Zum einen Lehrtätigkeit und mathematische Forschung an der Universität München, der Universität der Bundeswehr in München und der Universität Bayreuth. Mit dem Wechsel in die Industrie verlagerte sich der Schwerpunkt auf Konzepti-on und Management von großen Software-Entwicklungsprojekten. Im Jahr 1995 folgte der Schritt in die Selbständigkeit mit der Gründung und Leitung von Software-Unternehmen in der Schweiz. Schwerpunkt seiner Erwerbstätigkeit ist derzeit die Beratung von Unterneh-men in der Startup-Phase.

Hauptinhalt seines Lebens ist die intensive Auseinandersetzung mit Musik. Hierzu zählt die musikpraktische Ausbildung (Querflöte) bei Prof. Werner Richter (Musikhochschule Frankfurt), das Studium von Harmonielehre und Kontrapunkt am musikwissenschaft-lichen Institut der Universität Hamburg, die Mitwirkung beim Mainzer Bach-Orchester unter Prof. Diethard Hellmann als Flötist und Auftritte neben Marc Grauwels als Solist mit dem Orchestre de Chambre de Wallonie u.a. Hinzu tritt die Beteiligung an der Konzeption und Durchführung der Bayreuther Pfingstwochen 1982 und 1983.

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Gegenstand dieser Veranstaltungen waren spartenübergreifende Experimente mit Improvi-sation – gesetzt als bewusster Kontrapunkt zum mehr traditionell ausgerichteten Jugendfe-stival der Bayreuther Festspiele, aber von diesem organisatorisch, konzeptionell und finan-ziell unterstützt. Typische Themen waren zum Beispiel improvisiertes Zusammenwirken von Theater und Musik oder Bildender Kunst und Musik. Erwähnenswert ist ferner die Mitwirkung bei der Improvisations-Platte mit dem Titel „Arnoldshainer Improvisationen“ (Evangelische Akademie Arnoldshain 1983). Ein wesentlicher Schwerpunkt ist seine kon-stante Beschäftigung mit Kammermusik als Flötist und Pianist, die in den 80er und 90er Jahren regelmäßig ihren Niederschlag in Konzerten fand.

Vom Jahr 2000 an bis zum Tod von Tilo Medek im Jahr 2006 betrieb Konrad Lang Kom-positionsstudien bei ihm. Sein Debut hatte Konrad Lang beim Beethoven-Fest Bonn 2003. Dort spielte Alberto Nose (Klavier) die Uraufführung von „Sorry, Louis“, einer ironischen Paraphrase auf Beethovens Karriere als Salon-Komponist mit dem Evergreen „Für Elise“. 2011 erschien eine CD mit dem Mitschnitt der Uraufführung des Zyklus „Eurydike dreht sich um“ für Mezzosopran, Bariton, Viola und Klavier, auf Texte von Irena Wachendorff aus dem gleichnamigen Gedichtband. Interpreten der Uraufführung waren Gerhild Romberger (Mezzosopran), Ulrich Schütte (Bariton), Diemut Poppen (Viola), Sofiya Kagan (Klavier).

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16 | CHRISTA MEIER-DRAVE

Christa Meier-Drave (*1937) studierte Pädagogik mit dem Schwerpunkt Kunst. Nach fünf Jahren im Schuldienst übernahm sie museumspädagogische Aufgaben in der Kunst-halle Bielefeld. Sie ist auf vielfältige Weise künstlerisch tätig. So erschienen im Aisthesis Verlag Bielefeld die Romane „Himmel und Erde – eine Kindheit“ (2006) und „Nylons mit Naht“ (2010).

Christa Meier-Drave (born 1937) studied Education with a focus on Art. After five years working in schools, she took over pedagogical duties at the Kunsthalle Bielefeld. She is active in many different artistic fields and has published two novels with Aisthesis Verlag Bielefeld: “Himmel und Erde – eine Kindheit” (2006) and “Nylons mit Naht” (2010).

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Fugue bridge(s) Works for Cello and Piano by Konrad Lang and Ludwig van Beethoven

Konrad Lang composed his Sonata for Cello and Piano in 2007. The composer speaks of his great admiration for the music of Johann Sebastian Bach as an important impulse for his compositional work. The whole sonata sits under the star of the b-a-c-h motive, which is heard more and more as the piece progresses, as both an expression of the compositional conversation with Bach and a homage.The sonata has three movements, with Konrad Lang deliberately using the classical sonata form. The classical form and traditional movements, such as Fuga, Adagio – Con moto e passione, are intended as a tribute to Ludwig van Beethoven, whose cello sonatas represent a milestone of the cello literature. Especially characteristic is the use of thematic material: themes recur again and again as symbols, seem to communicate, connect and overlap with each other and remain recognisable, even in altered form.

The first movement sets almost martial strictness against the marking con moto e passione. Beginning in 13/8 time, the strictness and regularity are continually led astray, desperate accents try to assert their importance, and the listener is both carried away and continually disoriented. The composer describes two broad themes: the first is characterised by rhythmic restlessness, emotional tension and an unusual sequence of intervals. b-a-c-h first appears hidden in the second theme. The second subject is created out of the first, takes on chromatic elements and develops them in the direction of b-a-c-h and its melodic variants. After a first culmination, the cello introduces the main theme pianissimo and grave. Then the two themes intertwine, leading to the final climax.

The second movement is a large, plaintive song with dramatic elements. After a rubato solo, a searching introduction, which takes up typical, melodic elements from the first movement, the main theme begins: a sadly internalised cantilena, which evolves in a dramatic way. This

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lyrical, tonally lucid main theme builds up an alternative world to the first movement. This becomes clearer musically in the third movement, where this theme is repeatedly used as a counterpoint to the fugue subject. In the second movement it occurs in three different colourations: as a cantilena in the cello, pizzicato in the cello (stripped of all substance), and as an emotionally fired octave bass figure in the left hand of the piano.

In the third movement, the Fuga in dissoluzione (Fugue in disintegration), all the preceding themes cross and reminisce once again. At the same time the fugue brings a new character: a stern, tonally displaced but searching fugue subject. Here b-a-c-h explicitly forms the basis of the fugue theme. After the scholastically constructed exposition, the main themes of the two preceding movements are introduced sequentially as counter subjects. However, the fugue theme seems to dominate everything and a first reminiscence of the first movement cannot assert itself. Then the fugue theme becomes thoughtful and slow. A memory becomes alive and the saddest point of the whole piece returns again, namely the lyrical theme of the second movement. The lost pizzicato theme of the second movement returns, but this breaks off abruptly, the first movement emerges and intersects with the fugue subject, albeit becoming rhythmically distorted. Again, the fugue is interrupted by the first movement. And then only very soft memories remain – the tide has turned, the fugue is now left lonely and tender, whereas the first movement has gained the upper hand. Fuga in dissoluzione – this explains the title: “a fugue conceived in disintegration”. Just as superimposing all colours does not produce any original colour, but creates black, so the conversation, the fight, the development of all themes leads to a large black cluster, which was already anticipated in the first movement. Lonely and abandoned, but still alive, the only thing left to say is b-a-c-h.

Sonata Op. 102 No. 2 in D major is Ludwig van Beethoven’s fifth and last sonata for piano and cello, composed in 1815 at roughly the same time as the 4th Sonata, Op. 102 No. 1

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in C major. These two late sonatas mark the beginning of a development in Beethoven’s compositional output that marked his later works. During this period, for example, he wrote the “Hammerklavier” Sonata No. 29 in B flat major Op. 106 and the “Grosse Fuge” for string quartet Op. 133. The “Grosse Fuge”, the final movements of the Hammerklavier as well as the fugue of the Sonata for cello and piano Op. 102 No. 2 pose both open and unanswered questions to the audience. The use of a musical form such as the fugue, which controls and plans the compositional process, is used by Beethoven, not as a limitation, but as a transgression. The result is – despite, or precisely because of, the formal structure – something completely new, far removed from any complacency.The contemporary audience found this music irritating. A review in the Allgemeine musikalische Zeitung printed in 1818 stated: “Both these sonatas are certainly the most unusual and curious written for the piano in a long time, not only in this form, but in general. Everything here is different, totally different from what one has otherwise received, even from this master.”

The piece „Fugenbrücke“ (“Fugue bridge”) for solo cello by Konrad Lang undertakes a musical experiment and justifies a comparison with the 5th Sonata by Ludwig van Beethoven with the Sonata composed almost 200 years later by Konrad Lang. It also shows the struggle of a contemporary composer and his worship of the great masters, Bach and Beethoven. Furthermore, it sheds light on a feature of the compositional process, which deals with doubts, questions, courage and humour in existing musical material, while creating something new and a new view on music.

The piece deals with two fugue subjects, with the theme of the final fugue of Beethoven’s Sonata for cello and piano Op. 102 No. 2 and the b-a-c-h theme from the third movement from Konrad Lang’s Sonata (Fuga in dissoluzione). The introduction is a dialogue between the two themes, humorous and communicative as well as seriously-seeking. The b-a-c-h theme emphasises the serious side, whereas the Beethoven theme mirrors the cheerful aspect

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of the emerging joint effort. As at the beginning of the fugue from the 5th Sonata, the cello begins with Beethoven’s theme and heralds the introduction of the piano, until it is interrupted by the b-a-c-h theme of Lang’s Sonata. A “bridge” is gradually built between the two fugue subjects. This happens by gradually pushing the two themes further and further into each other. First, the exchange takes place between the subjects after playing larger sections, then every three bars, and then after each bar. The climax is an ironic waltz, which the two themes dance together, alternating note by note between the two themes. Perhaps there is a small laughter heard at the end of this musical experiment? b-a-c-h has the last word.

The Rhythmic Etudes for piano by Konrad Lang are based on different construction principles. The basis of Etude 1 is the first 12 bars. From these, different musical structures (the so-called basic pattern) of 8 to 12 bars are constructed – albeit with rhythmic, melodic and harmonic variations – and assembled like a patchwork quilt. The piece was inspired by an art calendar with pictures of patchwork carpets in American museums.

Etude 2 is based on a similar design principle, but places more emphasis on almost identical repetitions (what sounds like a repeat is rarely a true identical repeat). The most varied parameter is rhythm. The rhythmic variations usually follow a fixed rule: even shift of accents, uniform shift of rests and uniform shift of typical rhythmic elements. For example, in the 9/16 section, the following pattern of shifts appears: quaver-quaver-quaver-quaver-semiquaver, quaver-quaver-quaver-semiquaver-quaver, quaver-quaver-semiquaver-quaver-quaver.

Etude 3 is not based on a strict construction principle. Instead – as a kind of respite from the stricter forms of the three related pieces – it follows free musical associations. The foreground harbours playfully designed experiments with rhythmic effects.

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Etude 4 is based entirely on the thematic material of the first 14 bars. The material is subjected to such strong rhythmic changes that the tonal equality only becomes apparent after careful analysis of the piece. But the strong links between the various parts can be heard, in some ways like the memory of something that appears familiar, but that still cannot be named.

These four Etudes are part of a set of 12 pieces, which are being composed gradually.

Katharina Deserno and Konrad Lang

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Katharina Deserno , born in 1982 in Frankfurt am Main, studied with Gerhard Mantel in Frankfurt, with Maria Kliegel in Cologne and with Philippe Muller in Paris. She gradua-ted with the Künstlerisches Diplom (2007) and the Konzertexamen (2009).As a soloist, she has performed with, among others, the Spanish National Orchestra and has premiered works that were composed for her, for example the Cello Concerto “L’Image” by José Luís de Delás, and the solo piece “Hommage à Clara Schumann” by Oxana Omelchuk. She has also broadcast on Deutschlandfunk, ORF, Radio Clasica (Spain) and WDR.Since 2008, Katharina Deserno has a lectureship at the University of Music and Dance Cologne (Hochschule für Musik und Tanz Köln) and gives masterclasses for young cello students.Her teaching book entitled “Mein erstes Konzert” (My First Concert) was published by Schott-Music in 2011. In addition, she has published several musicological articles.Since 2003 she has been performing with the pianist Nenad Lecic. The Duo recorded a CD with pieces of Clara Schumann, Fanny Hensel, Luise Adolpha Le Beau and others, inclu-ding the world premiere recording of the cello solo piece “Hommage à Clara Schumann” by Oxana Omelchuk which was released by KALEIDOS MUSIKEDITIONEN in March 2012. (www.katharinadeserno.de)

The Serbian concert pianist, Nenad Lečić , born in 1979, has been performing since he was 11. He studied with Igor Lazko in Belgrade, with Pierre-Laurent Aimard and Arbo Valdma in Cologne and graduated with the Künstlerisches Diplom, the Konzertexamen and an Examen in chamber music with a focus on contemporary music. He has received, among other things, the “European Top Talent” award and has played as soloist with the Bamberg Symphony Orchestra, the Belgrade Radio Orchestra and the Belgrade Philharmonic Orchestra. He has also made various radio and television broadcasts both at home and abroad, and CD recordings of Scarlatti and Brahms. Nenad Lečić is a lecturer at the universities (Hochschule für Musik) of Cologne and Detmold.

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26 | KONRAD LANG

Konrad Lang was born in Berlin on 2 March 1943. After graduating from high school (Mainz, 1963), he studied Philosophy, German literature, Musicology, Mathematics and Physics at the Universities of Mainz, Hamburg, Bonn and Munich. He obtained a Dr. phil. (Philosophy) from the University of Mainz in January 1970 and received his Dr. rer. nat. (Mathematics) from Munich’s Ludwig-Maximilian University in 1976.

He has enjoyed a rich and varied professional life: first, teaching and carrying out ma-thematical research at Munich University, the Bundeswehr University in Munich and the University of Bayreuth, later switching to industry and shifting focus to the design and management of large software development projects. In 1995 he set up and managed his own software companies in Switzerland, and he currently advises companies in the start-up phase.

The main focus of his entire life has been music. This includes, among other things, prac-tical training (flute) with Prof. Werner Richter (Musikhochschule Frankfurt), the study of harmony and counterpoint at the Musicological Institute of the University of Hamburg, performances as a flautist with the Mainz Bach Orchestra under Prof. Diethard Hellmann and appearances alongside Marc Grauwels as a soloist with the Orchestre de Chambre de Wallonie. Moreover, he was involved in devising and implementing the Bayreuther Pfingst-wochen in 1982 and 1983, which included cross-disciplinary experiments with improvi-sation – set as a deliberate counterpoint to the more traditionally-oriented youth festival of the Bayreuther Festspiele, but with its organisational, conceptual and financial support. Typical activities included, for example, improvisations of combined theatre and music or visual arts and music. Also noteworthy is his involvement in the improvisational record entitled “Arnoldshainer Improvisationen” (Evangelische Academie Arnoldshain, 1983). In the 1980s and 1990s, he appeared regularly on the concert platform performing chamber music as a flautist and pianist.

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From 2000 Konrad Lang studied composition with Tilo Medek, until Medek’s death in 2006. Konrad Lang had his compositional debut at the Beethoven-Fest Bonn 2003 with the premiere played by Alberto Nose (piano) of “Sorry, Louis”, an ironic paraphrase of Beethoven’s career as a salon composer with the evergreen “Für Elise”. In 2011 a CD recor-ding was released of the premiere of the cycle “Eurydike dreht sich um”, written for mezzo-soprano, baritone, viola and piano, to texts by Irena Wachendorff from a volume of poetry with the same title, and performed by Gerhild Romberger (mezzo-soprano), Ulrich Schütte (baritone), Diemut Poppen (viola) and Sofiya Kagan (piano).

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