FZS Gorilla Magazine 02/13

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Wir sind Preisträger! Die ZGF ist die erste Preisträgerin des KfW-Bernhard-Grzimek-Preises Herzlichen Glückwunsch Der Manú Nationalpark wird 40 Jahre alt. MITGLIEDERMAGAZIN DER ZOOLOGISCHEN GESELLSCHAFT FRANKFURT VON 1858 E. V. ISSN 1863-1789 GORILLA Im Osten Perus schützt die ZGF einzigartige Regenwälder N o 02 2013

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Wir sind Preisträger!

Die ZGF ist die erste Preisträgerin des KfW-Bernhard-Grzimek-Preises

Herzlichen Glückwunsch

Der Manú Nationalpark wird 40 Jahre alt.

MITGLIEDERMAGAZIN DER ZOOLOGISCHEN GESELLSCHAFT FRANKFURT VON 1858 E. V. ISSN 1863-1789

GORILLA

Im Osten Perus schützt die ZGF

einzigartige Regenwälder

No 02 2013

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24 ZGF DIALOG

24 Leserbriefe

25 Dank an die Spender

Herausgeber

Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V.

Bernhard-Grzimek-Allee 1, 60316 Frankfurt

T: (069) 94 34 46 0 Fax (069) 43 93 48

E: [email protected]

I: www.zgf.de

Redaktion

Dipl.-Biol. Dagmar Andres-Brümmer,

Zoologische Gesellschaft Frankfurt

T: (069) 94 34 46 11

F: (069) 43 93 48

E: [email protected]

Mit Beiträgen von

Dr. Christof Schenck, Dagmar Andres-Brümmer, Katharina Hensen,

Dr. Stefan Stadler, Dr. Peter Pratje, Claudia Carda-Döring, Michael

Brombacher, Christine Kurrle sowie namentlich gekenn zeichneten

Autorinnen und Autoren.

Fotos: alle Bilder ZGF, sofern nicht anders angegeben.

Titelfoto: André Bärtschi

Gestaltung: atelier himmelbraun, Frankfurt am Main

Lektorat: Maria Ullmann

Erscheinungsweise: vierteljährlich

Auflage: 5.500 Exemplare

Druck: Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG,

Frankfurt, gedruckt auf 100 % Recyclingpapier

ISSN: 1863-1789

ZGF GORILLA ist die Mitgliederzeitschrift der Zoologischen

Gesellschaft Frankfurt von 1858 e. V. Der Bezugspreis ist

im Mitglieds beitrag enthalten.

© ZGF 2013, Nachdruck nur mit Genehmigung gestattet

IMPRESSUM DANKE

Wir danken unseren Freunden, Spendern und Sponsoren, ohne

die wir unsere Naturschutzarbeit nicht in dem Maße um setzen

könnten, wie wir es heute tun.

10

15 18

www.facebook.com/Frankfurt.Zoological.Society

WWW.ZGF.DE

03 EDITORIAL

10 SCHWERPUNKT:

PERU

10 Eine Schönheit wird 40:

der Manú Nationalpark im Südosten Perus

14 Die Veteranen des Manú

15 Natur verstehen

Umweltbildung ist ein wichtiger Faktor

beim Naturschutz

18 Die unglaubliche Reise von Diablo II

Überraschung bei der Ottersuche

20 Entdeckung und Wiederentdeckung

in Pampas del Heath

22 Hüter des Waldes

04 AKTUELLES WELTWEIT

Neues aus unseren Projekten, von unseren

Partnern und rund um die ZGF-Projektgebiete

26 AUS DEM ZOO FRANKFURT

26 Aktuelles

27 Veränderungen im Tierbestand 22

2 ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

INHALT 02 / 2013

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artenreichsten Parks der Erde konnte all die Jahrzehnte erfolgreich vor

Plünderung, Wilderei, Ferntrassen, Dämmen oder dem Abbau von

Bodenschätzen bewahrt werden. Damit entging Manú nicht nur dem

Schicksal so vieler anderer Schutzgebiete, sondern es entstanden im

direkten Umfeld noch weitere riesige Schutzgebiete, wie der Purús-

Nationalpark, das Santuario Nacional Megan-

toni oder die Schutzgebiete indigener Völker

im Osten und Westen des Parks.

Bereits 1969, also noch vier Jahre vor Grün-

dung des Parks, erbaute der deutsche For-

scher Prof. Rudolf Hofmann mit Mitteln der

ZGF eine erste einfache Forschungsstation

am Oberlauf des Manú-Flusses. Wenige Jahre

später nutzte der ZGF-Mitarbeiter Kai Otte

die Station Cocha Cashu bei seinen For-

schungsarbeiten zu den Mohrenkaimanen. Ich selbst hatte eben-

falls das Privileg, im Auftrag der ZGF vor mehr als zwanzig Jahren

im Manú Park zu arbeiten. Drei meiner anstrengendsten und in-

tensivsten Jahre habe ich im Zelt an den Ufern des Manú-Flusses

zugebracht. Der langjährige Ansatz ist ein Markenzeichen der Natur-

schutzarbeit der ZGF, aber auch die flexible Anpassung an wech-

selnde Herausforderungen. Wie es heute, fast ein halbes Jahrhundert

nach den ersten Anfängen, in unserem Peru-Programm aussieht, das

erfahren Sie in diesem Heft.

Der Manú Nationalpark ist eine Erfolgsgeschichte, an der viele

Akteure mitgeschrieben haben. Und die Auszeichnung des KfW-

Bernhard-Grzimek-Preises geht ebenso an so viele Menschen, die

die Naturschutzarbeit, die jetzt mit dem Preis gewürdigt wurde, erst

ermöglicht haben. Dazu gehören auch ganz besonders alle unsere

Spender, Förderer und Mitglieder. So fällt das Licht des Preises auch

auf Sie.

„And the Oscar goes to …“ Fast so

haben wir uns gefühlt, als am 10. April unser Präsident, Herr

Kittscher, für die Zoologische Gesellschaft Frankfurt den ersten

KfW-Bernhard-Grzimek-Preis in Empfang nehmen konnte. Die

neu gegründete KfW Stiftung als Preisgeber würdigte damit den

jahrzehntelangen weltweiten Einsatz der ZGF

für die Erhaltung von Arten sowie den Schutz

großer Wildnisgebiete. Die Redner, allen

voran Bundesentwicklungsminister Dirk

Niebel, waren voll des Lobes für die ZGF.

Doch es wurde auch deutlich: Die Welt hat

sich geändert seit Grzimeks Zeiten: Die Welt-

bevölkerung hat sich verdoppelt und die sieben

Milliarden überschritten, der Klimawandel

hat sich verschärft und der Verlust der biolo-

gischen Vielfalt hat erschreckende Ausmaße

angenommen. Bereits vor mehr als 30 Jahren sah Bernhard Grzimek

die Wilderei auf Elefanten und Nashörner als großes Problem und

versuchte die Behörden in Afrika beim Schutz der bedrohten Tiere

und der Nationalparks nach Kräften zu unterstützen. Nach Jahr-

zehnten positiver Entwicklung, auch das wurde bei den Reden und

Gesprächen an diesem Abend deutlich, stehen wir heute erneut

vor einer riesigen Wildereiwelle, die in ihren Ausmaßen aufgrund

der verfügbaren Technik der Wilderer und der enormen Preise für

Elfenbein und Nasenhorn in Asien, alles Dagewesene bei Weitem

übertrifft. In diesem Kontext ist klar, dass so ein Preis Lob und

Motivation bedeutet, aber auch Verpflichtung und Ansporn. Ohne

Zweifel wird der 10. April 2013 in die Chronik der ZGF als beson-

deres Datum eingehen.

Ein weiteres wichtiges Datum zu einer einzigartigen Erfolgsgeschichte

steht auf der anderen Seite des Planeten an: Im Südosten Perus

feiert der Manú Nationalpark sein 40-jähriges Bestehen. Einer der

Dr. Christof Schenck, Geschäft sführer der

Zoologischen Gesellschaft Frankfurt

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Mitglieder und Freunde,

Im Südosten Perus feiert

der Manú Nationalpark,

einer der artenreichs-

ten Parks der Erde, sein

40-jähriges Bestehen.

3ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

EDITORIAL

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FRANKFURT

KfW Bernhard-Grzimek-Preis für die ZGFKaum ein anderes Datum wäre passender

gewesen als der 10. April. Der Tag, an dem

die erst wenige Monate alte KfW Stiftung

erstmals den KfW Bernhard-Grzimek-Preis

verlieh, wäre der 104. Geburtstag von Bern-

hard Grzimek gewesen. Erster Preisträger

der neuen Auszeichnung ist die Zoologische

Gesellschaft Frankfurt, die den Preis als

Ehrenpreis erhielt.

Fast 300 Gäste waren der Einladung der

KfW Stiftung zur feierlichen Preisverleihung

in den Festsaal des Frankfurter Palmengar-

tens gefolgt und durften sich mit ZGF-Präsi-

dent Gerhard Kittscher freuen, der den Preis

von Dr. Norbert Kloppenburg, Mitglied des

Vorstands der KfW Bankengruppe, entge-

gennahm. Die KfW Stiftung würdigte damit

den jahrzehntelangen weltweiten Einsatz

der ZGF für die Erhaltung von Arten sowie

den Schutz großer Wildnisgebiete. „Uns be-

deutet dieser Preis sehr viel“, sagte Präsident

Kittscher in seinen Dankesworten, denn er

zeige, dass unser Engagement gesehen und

anerkannt werde, vor allem auch von poli-

tischer Seite.

Dass dem so ist, betonte der Bundesminister

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und

Entwicklung, Dirk Niebel, in seiner Lauda-

tio mehrfach. Die ZGF sei für sein Mini-

sterium mittlerweile in vielen Ländern zu

einem wichtigen und verlässlichen Partner

geworden, nicht nur in der Serengeti, son-

dern auch in Kasachstan und in Guyana, wo

die ZGF gemeinsam mit dem Bundesmi-

nisterium für wirtschaftliche Zusammen-

arbeit und Entwicklung (BMZ) Projekte

vorantreibe, bei denen Naturschutz mit Ent-

wicklungsvorhaben Hand in Hand geht. Ins-

gesamt eine halbe Milliarde Euro will die

Bundesregierung ab 2013 jährlich für die

Erhaltung von Biodiversität ausgeben. „Das

können wir nicht alleine, dazu brauchen wir

verlässliche Partner vor Ort“, sagte Niebel.

In seiner Laudatio erinnerte der Minister

aber auch an den unermüdlichen Einsatz

von Bernhard Grzimek für den Natur-

schutz: „Bernhard Grzimek hat durch seine

Filme Menschen inspiriert und so den

Erhalt wichtiger Ökosysteme und Schutz-

gebiete gesichert. Sein Film ‘Serengeti darf

nicht sterben’ ist Legende. Die Persönlich-

keit Bernhard Grzimeks führte den Men-

schen vor Augen, dass gesellschaftliches

Engagement über die eigene Disziplin

hinaus große Dinge bewegen und verän-

dern kann. Für dieses Engagement steht der

KfW Bernhard-Grzimek-Preis.“ Er freue

sich daher, dass mit der ZGF eine Orga-

nisation den Preis erhalte, die wie keine

Foto

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Gut

hier

ÜBERRASCHUNGSBESUCH

Ohne große Voranmeldung besuchte

Vietnams ehemaliger Präsident Tran Duc

Luong das Endangered Primate Rescue Cen-

ter EPRC im Cuc Phuong Nationalpark. „Er

informierte sich ausgiebig über die Affen

und die Station“, berichtet Projektleiter Tilo

Nadler. Das EPRC, in dem gefährdete Pri-

matenarten versorgt und wieder ausgesie-

delt werden, wird seit einiger Zeit vom Zoo

Leipzig mitgetragen, der die Trägerschaft des

Zentrums zukünftig ganz übernehmen wird.

Foto

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Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel hält die Laudatio auf die ZGF.

Ex-Präsident Tran Duc Luong besucht das

Endangered Primate Rescue Center EPRC.

4 ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

AKTUELLES WELTWEIT

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andere mit dem Wirken von Bernhard

Grzimek verbunden sei. Der Namensgeber

des Preises, Prof. Dr. Bernhard Grzimek

(1909–1987), war langjähriger Frankfurter

Zoodirektor sowie Präsident der Zoolo-

gischen Gesellschaft Frankfurt.

In Grzimeks Tradition will die ZGF auch die

50.000 Euro Preisgeld einsetzen, wie Präsi-

dent Gerhard Kittscher betonte: „TANAPA,

die Nationalparkbehörde von Tansania, steht

vor der enormen Herausforderung, die im-

mer professioneller werdende Wilderei auf

Foto

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bert

Gut

hier

NACHWUCHS IN SAMBIA

Tolle Neuigkeiten aus Sambia! Mitte April

wurde die elfjährige Nashornkuh Twashuka

(zu Deutsch „Dankbarkeit“) zum ersten

Mal mit einem neugeborenen Kalb gesehen.

Twashuka wurde 2006 von Südafrika nach

Sambia gebracht und lebt bereits seit sie-

ben Jahren im North Luangwa National-

park. ZGF-Projektleiter Ed Sayer freut sich

über die Geburt: „Twashuka hat ein bisschen

gebraucht, sich an die neue Umgebung zu

gewöhnen. Aber die Tatsache, dass sie nun

Nachwuchs bekommen hat, beweist, dass

sie sich hier gut eingelebt hat!“ Die ZGF hat

zwischen 2003 und 2010 insgesamt 20 Spitz-

maulnashörner im North Luangwa National-

park wieder angesiedelt, nachdem die Art

seit 1998 in Sambia ausgestorben war.

Elefanten und Nashörner einzudämmen.

Wir wollen unseren Partner TANAPA hier-

bei noch stärker unterstützen und werden

daher die 50.000 Euro Preisgeld in eine wei-

tere zusätzliche Anti-Wilderei-Maßnahme

investieren. Vonseiten TANAPAs wurde

der Wunsch an uns herangetragen, einen

neuen Kontrollraum zu errichten – also ein

Gebäude, in dem die Fäden der Wilderei-

bekämpfung durch die Ranger zusammen-

laufen und koordiniert werden. Das halten

wir für extrem wichtig und sind deswegen

froh, mit dem Preisgeld zusätzliche Mittel

hierfür zur Verfügung zu haben. Zudem

ist das ein Engagement, das ganz im Sinne

Bernhard Grzimeks wäre.“

Ú Den Film zur Veranstaltung finden Sie hier:

www.youtube.com/watch?v=MTeVjTbpAx4

oder Sie scannen den QR-Code

Twashuka kam vor 7 Jahren aus Südafrika in

den North Luangwa Nationalpark in Sambia.

ZGF-Präsident Gerhard Kittscher (li.) freut sich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ZGF-Geschäftsstelle in Frankfurt über den

Bernhard-Grzimek-Preis.

5ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

AKTUELLES WELTWEIT

Page 6: FZS Gorilla Magazine 02/13

SUMATRA

Trauriges Ende eines packenden ExperimentsDas Leben im Dschungel ist gefährlich. Nach

17 Monaten Freiheit im Regenwald starb der

im Zoo von Perth (Australien) geborene Orang-

Utan-Mann Semeru vor wenigen Wochen an

einem hochgiftigen Schlangenbiss.

Semeru war im Oktober 2011, damals gut

sechs Jahre alt, in die von der ZGF geleitete

Auswilderungsstation in Bukit Tigapuluh

auf Sumatra gekommen. Gut einen Monat

später konnte er bereits ausgewildert werden

und lebte seit November 2011 in Freiheit im

Nationalpark, zwischen anderen ebenfalls

ausgewilderten Orang-Utans.

„Semeru war schon am ersten Tag seiner

Auswilderung kaum an Kontakt mit Men-

schen interessiert, blieb den ganzen Tag auf

Bäumen und suchte und fand Nahrung ohne

die Hilfe der Pfleger. Alles sehr gute Voraus-

setzungen für eine erfolgreiche Auswilde-

rung“, berichtet ZGF-Programmleiter Peter

Pratje. Semerus unerwarteter Tod durch

einen Schlangenbiss in seinem Schlafnest

sei tragisch, so Pratje, gehöre aber zum

Leben im Regenwald: „So etwas lässt sich

nicht vermeiden und hätte jeden wilden

Orang-Utan auch treffen können.“

Die Vorbereitungen für Semerus Auswilde-

rung hatten im Perth Zoo bereits zwei Jahre

vor seiner Reise nach Sumatra begonnen.

Das Personal der Primatenabteilung hatte

sich täglich um Semerus Training geküm-

mert, um von der fruchtdominierten Nah-

rung im Zoo auf eine urwaldähnlichere

Mischnahrung aus Früchten (vor allem

Feigen), Blättern und innerer Baumrinde

umzustellen. Auch bekam Semeru Zugang

zu Bäumen im Zoo, um den Nestbau üben

zu können.

Als sich Semeru nun am Abend des 24. März

in sein selbstgebautes Schlafnest hoch oben

in den Bäumen von Bukit Tigapuluh legen

wollte, nahm das Unglück seinen Lauf. Seine

Betreuer am Boden hörten ein lang anhal-

tendes Wimmern. Da Semeru aus einem

Zoo stammt, stand er unter besonderer

Beobachtung, denn die Frage, wie die Aus-

wilderung eines solchen Tieres verläuft, ist

auch wissenschaftlich interessant. Er wurde

somit trotz seiner Freiheit noch kontinuier-

lich überwacht.

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NEUE NATURSCHUTZBOTSCHAFTER

Zwischen November 2012 und Januar 2013

wurden zehn Personen zu neuen Naturschutz-

botschaftern ausgebildet. Sie verstärken nun

die Gruppe Ehrenamtlicher, die für den Zoo

und die ZGF tätig sind und den Zoobesu-

chern Themen rund um den Naturschutz

näherbringen. Projektleiterin Lena Schmidt

freut sich über die Erweiterung ihres Teams

und auf die Zusammenarbeit mit den neuen

Ehrenamtlichen.

Ú www.naturschutz-botschafter.de

Jede Auswilderung birgt gewisse Gefahren, das lässt sich nicht vermeiden. Aber es ist das Risiko

wert, denn bei den Sumatra-Orang-Utans zählt jedes Individuum, das zurück in den Wald kommt und

die freilebende Population vergrößert.

Projektleiterin Lena Schmidt (3. v. r.) und die

frischgebackenen Naturschutzbotschafter.

6 ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

AKTUELLES WELTWEIT

Page 7: FZS Gorilla Magazine 02/13

ZGF-Finanzchef Florian Becker-Gitschel

(vorne) bildete die Buchhalterinnen und Buchhalter

unserer Projekte in Afrika weiter.

Am kommenden Morgen bewegte sich

Semeru nicht mehr. Sein lebloser Körper

wurde aus dem Baum geborgen und in der

Station obduziert. Zwei Einstiche unterhalb

des linken Schulterblatts und dunkle Verfär-

bungen der Haut rund um die Bisswunde

identifizierten den Täter: höchstwahrschein-

lich eine Viper. Offenbar hatte es sich auch

die Schlange in dem Schlafnest gemütlich

machen wollen.

„Semerus Tod war zwar weder vorherzusehen

noch zu vermeiden, trotzdem ist er ein Rück-

schlag für unsere Bemühungen“, sagt Peter

Pratje. In Sumatras Wäldern leben heute nur

noch ca. 6.000 Orang-Utans. Ihr Bestand ist

durch dramatische Entwaldung stark gefähr-

det. Im Kampf ums Überleben dieser Men-

schenaffen ist jedes Individuum wichtig.

STUTTGART

Auszeichnung für Michaela SkubanDie Biologin Michaela Skuban lebt seit 2006

in der Slowakei und setzt sich dort für den

Schutz des Braunbären und seines Lebens-

raums ein.

Ende Februar wurde Skubans Engage-

ment mit dem „Trophée de Femmes“, dem

Umweltpreis der Fondation Yves Rocher,

gewürdigt. Der Preis würdigt ein außer-

gewöhnliches Engagement von Frauen für

die Umwelt. Michaela konnte sich unter 40

Bewerberinnen für den deutschen „Tro-

phée de Femmes“ durchsetzen und erhielt

den mit 5.000 Euro dotierten 2. Preis. Bei

der feierlichen Preisverleihung in der Stutt-

garter Staatsgalerie durfte sie den Preis vom

Stiftungsgründer Jacques Rocher persön-

lich in Empfang nehmen.

Eins der Hauptziele von Michaelas Arbeit in

der Slowakei ist die Schaffung von Rückzugs-

räumen und Wanderwegen für die Bären,

denn durch den Bau von Straßen und Sied-

lungen, aber auch durch den anwachsenden

Tourismus, werden die Tiere immer stärker

isoliert. Meist sind die verbleibenden Räume

zu klein, um einen gesunden Bärenbestand

aufrechtzuerhalten. Michaela und ihr Team

haben als erste Wissenschaftler Braunbären

in der Slowakei besendert, um dadurch

überhaupt erst zuverlässige Daten über die

Wanderung der Tiere und über die Popula-

tionsgröße zu bekommen. Die Erkenntnisse

des Projektes fließen in die länderübergrei-

fende Naturschutzkooperation „Transeuro-

päische Wildtiernetze im Karpatenraum“

(TEWN) ein. Diese hat zum Ziel, die Zer-

schneidung der Landschaften in Kroatien,

Polen, der Slowakei, Bulgarien und Rumä-

nien einzudämmen, um sie als Lebensraum

zu erhalten. Michaelas Arbeit wurde von der

ZGF mitfinanziert, daher freuen wir uns mit

Michaela Skuban über ihre Auszeichnung.

ZAHLENSPIELE

Die Weiterbildung der Projektbuchhalter

überall in unseren Projekten draußen in der

Welt ist für uns wichtig, um unsere Quali-

tätsansprüche an die Finanzadministration

und die Einhaltung der finanzorientierten

Prozesse sicherzustellen. Länderübergrei-

fende Projekte und internationale Geld-

geber erfordern eine gute Kommunikation.

Die ZGF führt daher regelmäßig regionale

Schulungen für die Buchhalter durch, denn

der persönliche Austausch in einem Work-

shop hilft uns, Probleme oder Missverständ-

nisse schnell zu entdecken und auszuräumen

und somit noch effizienter zu arbeiten. Das

Bild zeigt unsere Projektbuchhalterinnen und

-buchhalter aus verschiedenen Projekten in

Tanzania, Sambia und Äthiopien.

Die Gewinnerinnen des „Trophée de

Femmes“ 2013: Gülcan Nitsch (1. Preis),

Dr. Brigitte Dahlbender (3. Preis) und Michaela

Skuban (2. Preis) zusammen mit Stiftungsgründer

Jacques Rocher.

Die beiden punktförmigen Einstiche weisen

auf den „Mörder“ von Semeru hin: eine hoch-

giftige Viper.

7ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

AKTUELLES WELTWEIT

Page 8: FZS Gorilla Magazine 02/13

RHÖN

Abschiedsgala für das WildkatzenprojektMit einer feierlichen Abschluss-Gala ging am

21. März 2013 das Projekt „Die Wildkatze in

der Rhön – auf leisen Pfoten in eine sichere

Zukunft“ offiziell zu Ende.

Mehr als 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft,

Medien, Naturschutz und Forst sowie Bürger

aus der Rhön waren der Einladung des Vereins

RhönNatur e. V., der Allianz Umweltstiftung

und der Zoologischen Gesellschaft Frank-

furt gefolgt. Fünf Jahre lang hatten sich die

Projektpartner dafür eingesetzt, die Lebens-

bedingungen der Wildkatze im Biosphären-

reservat Rhön zu verbessern. Während der

Gala gaben sie nun Einblick in die Erfolge

des Projektes – mit Bildershows zum natur-

nahen Wildkatzenwald, Talkrunden und

einem beeindruckenden Film über das Leben

der Wildkatze.

Für Michael Brombacher, den Vorsitzenden

des Vereins RhönNatur und ZGF-Referats-

leiter geht zwar ein Projekt zu Ende, nicht

aber das Engagement für die Wildkatze: „Das

Wildkatzenprojekt ist abgeschlossen, aber es

findet eine Übergabe des Staffelstabes statt:

an die Forstverwaltungen, die Verwaltungs-

stellen des Biosphärenreservates und die

Naturparkverwaltung, die die Untersu-

chungen zur Wildkatze sowie die Infor-

mationsarbeit mit eigenen Mitteln und

Engagement weiterführen.“

Seit 2007 waren im Rahmen des Projektes

die Wildkatzen der Rhön erforscht worden.

Mithilfe von DNA-Proben konnten 26 Kat-

zen identifiziert und nachgewiesen werden.

Die Ergebnisse deuten auf vier verschiedene

Wildkatzen-Teilpopulationen in der Rhön

hin. Das wiederum lässt vermuten, dass

die Wildkatzen bei ihren Wanderungen auf

Hindernisse stoßen. Deshalb entstand mit-

hilfe eines Computerprogramms ein soge-

nanntes „Korridor-Modell“. Dabei wurde

erfasst, wo für Wildkatzen geeignete Wälder

vorhanden sind. Das sind u. a. der Truppen-

übungsplatz Wildflecken, die Osthänge der

Langen Rhön, die Schwarzen Berge und die

Kuppige Rhön. Dann wurde untersucht,

wo die Katzen durch strukturreiche Wälder,

entlang von Hecken und Gebüschen und über

extensiv genutzte Landwirtschaftsflächen

möglichst ungestört wandern können.

Ein weiterer Schwerpunkt des Wildkatzen-

projektes war die aktive Verbesserung des

Lebensraums der Wildkatze sowie die Auf-

klärung und Information über Felis silvestris,

unsere scheue Europäische Wildkatze.

NATIONALPARKS WELTWEIT

Wie wild und natürlich sind Nationalparks

wirklich? In der neuen Ausgabe der Zeitschrift

Nationalpark vergleicht ZGF-Geschäftsführer

Dr. Christof Schenck Nationalparks in Ame-

rika, Afrika und Europa. Er kommt zu dem Er-

gebnis, dass die Nationalparks in Nord- und

Südamerika am ehesten dem Anspruch gerecht

werden, großräumig natürliche Abläufe zu si-

chern, während in europäischen Nationalparks

nicht selten stark eingegriffen wird.

Ú www.oekom.de/zeitschriften/

nationalpark/aktuelles-heft

Foto

: Car

sten

Bra

unDie Europäische Wildkatze (Felis silvestris) ist in der Rhön zuhause. Das Projekt zu ihrem Schutz

liegt nun u. a. in der Hand der Forstverwaltungen, der Verwaltungsstellen des Biosphärenreservates

und der Naturparkverwaltung.

Wie

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8 ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

AKTUELLES WELTWEIT

Page 9: FZS Gorilla Magazine 02/13

WEISSRUSSLAND

In der Tschernobyl-Sperrzone: Schön und unheimlich zugleichDer Zutritt in das eingezäunte Gebiet der

30-km-Sperrzone um den Atomreaktor von

Tschernobyl ist verboten. Nur ausgewählte

Forscher und die Mitarbeiter des Schutzge-

bietes bekommen eine Erlaubnis. Michael

Brombacher, Leiter des ZGF-Europapro-

gramms, hatte Mitte April die Gelegenheit, ge-

meinsam mit weißrussischen und englischen

Forschern in die Sperrzone zu reisen.

Herr Brombacher, warum fährt jemand

freiwillig in die Sperrzone von Tschernobyl?

Michael Brombacher: Weil ich sehen wollte,

wie echte Wildnis in Europa aussieht. Oder

vielmehr, wie sich die Natur entwickelt,

wenn der Mensch nicht eingreift. Verstehen

Sie mich nicht falsch, so tragisch die Situa-

tion rund um den Katastrophen-Reaktor ist,

so faszinierend ist sie für uns Biologen. Denn

1986 ist hier gewissermaßen unfreiwillig ein

riesiges Freilandlabor entstanden – eine

gigantische Referenzfläche, wie sich die

Natur in unseren Breitengraden verhalten

würde, wenn wir Menschen nicht Felder

oder Wälder nutzen oder gar Lebensräume

pflegen würden.

Ist es dort nicht unheimlich? Zumal man ja

weiß, dass man die Gefahr durch die noch

immer vorhandene Strahlung nicht sehen,

nicht spüren kann?

Doch, es ist schon unheimlich. Überall gibt es

Warnzeichen und Schilder mit der aktuellen

Strahlenbelastung. Man kann sich nur sehr

kurz im Gebiet aufhalten. In den Dörfern ist

die Tragödie noch immer sichtbar. Da liegt

Spielzeug vor den Häusern herum und man

spürt förmlich, wie die Menschen Hals über

Kopf ihre Heimat verlassen mussten.

Heißt das, alles ist geisterhaft leer?

Was die Menschen anbelangt, ja. Aber was

die Tiere betrifft, vergisst man das schnell,

da fühlt man sich fast wie auf einer Safari.

Wir haben in kürzester Zeit Elche gesehen,

balzende Birkhühner, viele Schreiadler. Und

sogar einen Wolf konnten wir tagsüber be-

obachten.

Die Natur hat sich also die verlassene

Region zurückerobert?

Ja. Und wie gesagt, das ist auch das spannende

an der Region und der Grund, warum sie uns

interessiert. Zum einen ist es erstaunlich, wie

schnell sich die Natur regeneriert hat und

zum anderen ist es spannend, die Prozesse zu

beobachten. Denn hier laufen natürliche Pro-

zesse ab, die es bei uns in Mitteleuropa schon

lange nicht mehr gibt. Beispielsweise wissen

wir nichts darüber, wie es sich auf die Wald-

entwicklung auswirkt, wenn große Bestände

von Raubtieren, wie z.B. Wölfe, da sind. Ver-

teilt sich das Rotwild anders? Wie ändert sich

der Verbiss? Oder: Was passiert bei großen

Beständen an Grasfressern wie Rothirsch,

Wisent oder Wildpferd? Halten sie den Wald

offen? Welche Dynamik entsteht? Wie ver-

schiebt sich das Spektrum der Arten, von ei-

ner genutzten Offenlandschaft hin zu einer

Landschaft, die sich in weiten Teilen zu einem

strukturreichen Wald, zu großen wiederver-

nässten Niedermooren und weiten Auen-

bereichen entwickelt.

Wie wird sich die ZGF denn zukünftig

dort einbringen?

Wissenschaftler aus Weißrussland arbeiten

schon länger in der Region und haben die

Entwicklung über die letzten Jahrzehnte gut

dokumentiert. Aber die Daten sind bislang

weder publiziert worden, noch liegen sie auf

Englisch vor. Wir wollen nun dabei helfen,

diese ausgesprochen spannenden Informati-

onen verfügbar zu machen.

Die Anzeige gibt tagesaktuell die Strahlenbelastung in Tschernobyl an. Am 17. April waren

es 0,56 Mikrosievert pro Stunde. In Deutschland liegen die Mittelwerte der Gamma-Dosisleistung

zwischen 0,04 und 0,2 Mikrosievert pro Stunde.

Michael Brombacher,

Leiter des ZGF-Europaprogramms

9ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

AKTUELLES WELTWEIT

Page 10: FZS Gorilla Magazine 02/13

EINE

SCHÖNHEIT WIRD

THEMAS c h w e r p u n k t

4010 ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

SCHWERPUNKTTHEMA | PERU

Page 11: FZS Gorilla Magazine 02/13

Im Südosten Perus, wo die Anden von mehr als 4.000 Meter Höhe

abfallen in die tropische Amazonasebene auf etwa 365 Meter,

am Oberlauf des Flusssystems des Madre de Dios, dort liegt

Manú. Der Park wurde gegründet, um eine Region zu schützen, in

der die beiden vielfältigsten Biome der Erde zusammentreffen: die

Ostanden und die Tiefebenen des westlichen Amazonasbeckens.

Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) war von Beginn an

dabei und ist seit den 1990er-Jahren dauerhaft hier aktiv. Sie unter-

stützt die peruanische Regierung dabei, diese einzigartige Wildnis-

region zu erhalten.

Dieses Gebiet ist auch bekannt als tropischer Anden-Biodiversi-

täts-Hotspot, denn nirgends sonst auf der Erde findet man einen

vergleichbaren Artenreichtum – und zwar in allen taxonomischen

Gruppen. Mehr als 5.000 Pflanzenarten – ein Sechstel der weltwei-

ten Flora – wurden hier nachgewiesen. Allein im Gebiet um die

Forschungsstation Cocha Cashu kommen unglaubliche 1.437 Pflan-

zenarten vor.

Bei den Tieren sind es vor allem die Wirbeltiere, die besonders gut

erforscht sind: 221 Säugetierarten (5 % aller Säugerarten der Erde),

1.025 Vogelarten (10 % aller Arten), 150 Amphibien- und 100 Rep-

tilienarten wurden bisher hier nachgewiesen. Die Flüsse und Seen

des Parks beherbergen 210 Fischarten. In den letzten Jahren wurde

die Liste neu beschriebener Arten immer länger und zweifellos

warten noch viele Tiere auf ihre Entdeckung. Bei den Wirbellosen

wurden 1.307 Schmetterlingsarten (15 % der weltweit bekannten

Arten), 136 Libellen- und mehr als 300 Ameisenarten nachge-

wiesen. Bisher. Experten schätzen, dass es im Manú Nationalpark

Von Dr. Robert Williams

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Am 29. Mai 2013 feiert der Manú Nationalpark im Südosten Perus seinen 40. Geburtstag. In den letzten vier Jahrzehnten ist viel passiert, um diesen Park, der inzwischen eines der berühmtes-ten Schutzgebiete Südamerikas ist, zu bewahren.

11ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

SCHWERPUNKTTHEMA | PERU

Page 12: FZS Gorilla Magazine 02/13

insgesamt mehr als 500.000 Arten gibt. Das macht den Park zum bio-

diversitätsreichsten Schutzgebiet in Peru und wahrscheinlich sogar

auf der ganzen Erde.

Schon als Manú offiziell noch kein Nationalpark war, war die ZGF

hier engagiert. Sie unterstützte beispielsweise Dr. Kai Otte und

seine Kollegen bei ihren Forschungen zum Mohrenkaiman, was

schließlich zur Gründung einer kleinen Forschungsstation bei

Cocha Cashu geführt hat. Ein kleines Häuschen war der beschei-

dene Anfang der inzwischen zweitwichtigsten biologischen For-

schungsstation im Amazonasbecken. Hier entstanden im Laufe der

Zeit 730 wissenschaftliche Publikationen. Viele Jahre lang wurde

sie geleitet von John Terborgh, Professor für Umweltwissenschaf-

ten an der Duke University in Durham, USA. Seit einigen Jahren

gehört die Forschungsstation nun schon zu San Diego Zoo Global,

einer internationalen Naturschutzorganisation ähnlich der ZGF,

und ist weiterhin ein Magnet für Studenten und Forscher aus der

ganzen Welt.

1990 kamen der heutige ZGF-Geschäftsführer Dr. Christof Schenck

und seine Frau, Dr. Elke Staib, nach Manú und begannen Forschungs-

arbeiten zu den Riesenottern, die bis heute andauern – die längste

Riesenotter-Studie, die es jemals gab. Zunächst ging es vor allem

um die Ökologie der Art, heute liegt der Schwerpunkt beim Otter-

Monitoring, also der Überwachung der Bestände durch Zählungen.

Inzwischen wurde das Projektgebiet weit über die Parkgrenzen des

Manú Nationalparks hinaus erweitert und auch Populationen in

anderen Schutzgebieten sowie in nicht geschützten Zonen im Süd-

osten Perus werden erfasst und versucht zu erhalten.

2002 ging es offiziell los mit dem ZGF-Projekt zur Unterstützung des

Parks – heute ist dies der Schwerpunkt unserer Arbeit in Manú und

in sechs weiteren Schutzgebieten in Peru. Im Laufe der Jahre wurde

das ZGF-Projekt immer größer, die Tätigkeiten wurden immer viel-

fältiger, die Vernetzung immer komplexer und unser Aufgabengebiet

immer umfangreicher.

In speziellen Aus- und Weiterbildungsprogrammen haben wir im

Laufe der Jahre unzählige Park-Mitarbeiter weitergebildet. In Manú

hat die ZGF mehrere Kontrollposten gebaut, Mitarbeiter ausgebildet

und biologisches Monitoring betrieben; wir haben Ausrüstung be-

reitgestellt und dafür gesorgt, dass sie instand gehalten wird. In den

letzten beiden Jahren hat die ZGF auch dazu beigetragen, dass die

touristische Infrastruktur des Parks verbessert wird, um auf diese

Weise ein nachhaltiges Einkommen für das Parkmanagement zu ge-

nerieren.

Die ZGF arbeitet eng mit der Parkverwaltung zusammen. Deren An-

strengungen zu unterstützen, ist eine Ehre für uns. So wollen wir

gemeinsam die langfristige Sicherung dieser großartigen Region si-

cherstellen. Das neue BMU finanzierte Projekt „Waldschutz und Ma-

nagement der natürlichen Ressourcen im Manú Biosphärenreservat,

Peru“ ist ein bedeutender Schritt in diese Richtung und unterstreicht

das große Engagement der ZGF im Südosten Perus.

14 Affenarten leben im Manú Nationalpark, eine von ihnen ist der Kaiser-

schnurrbarttamarin (Saguinus imperator), benannt nach Kaiser Wilhelm II.

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Dünnschlangen (Leptophis ahaetulla) können gut zwei Meter lang

werden und sind hervorragende Kletterer. Sie ernähren sich überwiegend

von Fröschen und kleinen Vögeln.

12 ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

SCHWERPUNKTTHEMA | PERU

Page 13: FZS Gorilla Magazine 02/13

waltung zusammen. Deren An-

Ehre für uns. So wollen wir

dieser großartigen Region si-

rte Projekt ...................xxx....

chtung und unterstreicht das

ten Perus.

ALBE SEITE ÜBERSICHTSKAR

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B r a s i l i e n

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B r a s i l i e n

Alto Purús Nationalpark

ManúNationalpark

Bahuaja Sonene Nationalpark

NationalreservatTambopata

KommunalreservatAmarakaeri

Naturschutzgebiet Megantoni

Territorialreservat Maschco-Piro

TerritorialreservatKugapakori Nahua Nanti

TerritorialreservatMadre de Dios

Naturschutzgebiete

Territorialreservate

DAS ARBEITSGEBIET DER ZGF IN PERU

Kar

ten:

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ZGF

Die ZGF-Peru wird zur wichtigen Schnittstelle zwischen den Um-

weltministerien Perus und Deutschlands. Die Internationale Klima-

schutzinitiative IKI des deutschen Bundesministeriums für Umwelt,

Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) finanziert ein neues Groß-

projekt, das das Team der ZGF-Peru in Zusammenarbeit mit der pe-

ruanischen Schutzgebietsbehörde SERNANP (Servicio Nacional de

Áreas naturales Protegidas por el Estado) durchführen wird.

„Waldschutz und Management der natürlichen Ressourcen im Manú

Biosphärenreservat, Peru“ heißt das 5-Jahres-Projekt offiziell, das die

ZGF-Peru gerade aufbaut. Das Gebiet, um das es geht, erstreckt sich

über mehr als 2,5 Millionen Hektar und enthält vielfältige Lebens-

räume, vom eisigen Andenhochland bis zum amazonischen Tief-

landregenwald. In den Tieflandregenwäldern leben indigene Völker,

im Hochland bäuerliche Gemeinden, und obwohl die Bevölkerungs-

dichte nicht sehr hoch ist, gefährden seit etwa zehn Jahren immer

modernere, nicht nachhaltige Wirtschaftspraktiken die Artenvielfalt

des Biosphärenreservats.

Für Carlos Nieto, den Leiter des Manú Nationalparks, ist das Projekt

von großer Bedeutung: „Wir können Probleme angehen, die wir

wegen mangelnder Finanzierung jahrelang nicht haben lösen

können. Wir hoffen, dass sich durch das Projekt unsere Beziehung

zu den Menschen, die um den Park herum leben, sowie zu den

dörflichen Anden-Gemeinden verbessern wird.“

Ein übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, die Menschen vor Ort

stärker in Managemententscheidungen einzubeziehen. Sie sollen

außerdem dabei unterstützt werden, die vorhandenen Ressourcen

umweltschonender zu nutzen. In mehreren Gesprächen zwischen

der Leitung des Manú Nationalparks und der ZGF-Peru wurden

die Wünsche und Anliegen der Bewohner des Hochlandes auf den

Tisch gebracht, Lösungsvorschläge für potenzielle Konflikte erar-

beitet und letztendlich ein Aktionsplan aufgestellt. In einem land-

und forstwirtschaftlichen Projektteil beispielsweise wird es um das

Erlernen von nachhaltigen Anbautechniken gehen. Auf diese Weise

soll Brandrodungen verhindert werden. Darüber hinaus werden

Flora und Fauna erforscht.

Unter dem Motto „Mensch und Park“ werden die indigenen Ge-

meinden des Tieflands und die Nationalparkbehörden zusammen-

gebracht, damit sie gemeinsam eine Nutzungsstrategie entwickeln,

beispielsweise naturverträglichen Tourismus. Bei den Anden-

bewohnern im Hochland wird ein Arbeitsschwerpunkt auf dem

Konflikt zwischen Mensch und Bär liegen. Die illegale Jagd auf An-

denbären, die die Felder der Menschen plündern, hat dazu geführt,

dass diese Art in vielen Regionen Perus vom Aussterben bedroht

ist. Hier wird es umweltpädagogische Trainings geben, um bei den

Menschen vor Ort mehr Verständnis für den Andenbär und seine

Lebensweise zu wecken.

Drittes Projektziel ist es, die Nationalparkleitung besser mit ihren

Partnern zu vernetzen. Managementpläne und gezielte Weiterbil-

dung der Parkmitarbeiter sollen hierbei helfen.

Bislang fand der Regenwald in Manú mehr Beachtung als die An-

denregion. Mit dem neuen BMU-IKI-Projekt der ZGF erfährt nun

jeder Bereich des Nationalparks die verdiente Aufmerksamkeit und

Unterstützung.

STARKES BÜNDNIS ZWISCHEN PERU UND DEUTSCHLAND

13ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013 13

SCHWERPUNKTTHEMA | PERU

Page 14: FZS Gorilla Magazine 02/13

Sie leben im und mit dem Manú und kennen ihn wie kaum jemand

sonst: die Ranger des Manú Nationalparks. Luis Huanca ist seit 1986

Parkranger, sein Kollege Emilio Aparicio seit 1994.

Lius, seit wann sind Sie „guarda parque“, also Parkranger?

Luis Huanca: Das war eine frühe Entscheidung. Ich habe direkt, nach-

dem ich die Schule verlassen habe, als Parkranger angefangen.

Was war Ihr eindrücklichstes Erlebnis in all der Zeit?

Luis Huanca: 1986 war ich mit meinen Freunden in einem Ranger-

posten. Um 5 Uhr morgens erschien eine Gruppe von Eingebore-

nen an der Tür. Als wir raus auf den Balkon traten, sahen wir, dass

sie nackt und mit Pfeilen auf uns zukamen. Die einzige Möglichkeit,

mit ihnen zu kommunizieren, war mit Gesten. Wir fragten sie also

mit Händen und Füßen, was sie wollten und sie machten uns auf

dem gleichen Weg verständlich, dass ihre Kinder krank waren. Wir

zeigten ihnen unsere Flaschen und Pillen und daraufhin befahl der

Chef der Gruppe den anderen, ihre Waffen niederzulegen. Sie hat-

ten fünf Frauen mit Babys dabei, alle krank. Ich weiß nicht, wie viele

Tage sie gegangen oder mit dem Boot gefahren waren, um hierher

zu gelangen. Sie waren an Grippe erkrankt. Wir konnten ihnen hel-

fen und von diesem Moment an wurden wir Freunde.

Haben Sie sie wieder gesehen?

Luis Huanca: Ein paar Jahre später ging ich mit ihnen zu Jagd. Als sie

die Guanganas (Wildschweine) hörten, wurde es unmöglich, ihnen

zu folgen. Ich konnte nicht mehr Schritt halten. Ich war ohne jede

Orientierung – und sie ließen mich allein bis zum Abend, dann ka-

men sie, um mich abzuholen. Ich war zwar am Leben, aber völlig am

Ende wegen der Mücken.

Emilio, wo im Park arbeiten Sie am liebsten?

Emilio Aparicio: Ich habe in allen Rangerposten gearbeitet, habe aber

keine Favoriten. Sie haben alle ihre Vor- und Nachteile. Ich interes-

siere mich besonders für Pflanzen und Vögel, mein Hobby aber sind

die Orchideen. Wir identifizieren uns mit der Natur, den Park zu be-

wachen ist eine Ehre.

Muss man den Park richtig bewachen?

Emilio Aparicio: Ja. Bis 1993 trugen die Parkranger wirklich Waffen.

Vor allem aber wegen der Terroristen. Heute ist unsere Waffe die Er-

haltung und die Wiederaufforstung. Und wir kämpfen mit psycho-

logischen Instrumenten, denn wir haben ja mit Menschen zu tun,

d.h. alles muss in Bezug zu deren täglichem Leben stehen, wir kön-

nen nicht einfach auf Konfrontation gehen.

Aus den Gemeinden wird ja durchaus auch im kleineren Stil illegal

Holz geschmuggelt. Wie gehen Sie da vor?

Emilio Aparicio: Einmal sind wir vom Checkpoint Tono zum Dorf ge-

laufen, um einzukaufen. Über die gleiche Straße wurde auch Holz

abtransportiert, das illegal aus der Gegend kam. Die Leute haben

uns höhnisch empfangen mit der Bemerkung „Achtung, da kom-

men die Ranger. Jeder kostet einen Kasten Bier!“ Ich aber antwor-

tete: „Wenn ich einen Kasten Bier will, kaufe ich ihn mir.“ Das hat

uns Respekt verschafft und Zugang. Nach einer Weile konnte ich sie

sogar überreden, mit águanos (eine Baumart) in die Wiederauffor-

stung mit einzusteigen.

Luis Huanca ist seit 1986 Parkranger im Manú.

Die Veteranen

des Manú

Seit 1994 arbeitet Emilio Aparicio für den Nationalpark.

14

SCHWERPUNKTTHEMA | PERU

ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

Page 15: FZS Gorilla Magazine 02/13

Natur verstehen––––––––

Umweltbildung ist ein wichtiger Faktor beim Naturschutz

––––––––

Im Naturschutz ist eine gehörige Portion an

persönlichem Einsatz gefragt, wenn man etwas

bewirken will. In der Umwelterziehung ist darüber

hinaus Kreativität und Beharrlichkeit vonnöten.

Von Ingrid Chalán

15ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

SCHWERPUNKTTHEMA | PERU

Page 16: FZS Gorilla Magazine 02/13

I n Peru führt die ZGF im Rahmen ihrer Programme verschiedene

Aktivitäten in der Umweltbildung durch, um die peruanische Na-

turschutzbehörde SERNANP (Servicio Nacional de Áreas Natu-

rales Protegidas por el Estado) zu unterstützen. Hauptsächlich finden

die Aktionen in Gebieten statt, die im Nationalreservat Tambopata,

im Nationalpark Manú und in dessen Pufferzonen von der ama-

zonischen Bevölkerung bewohnt sind. Zudem werden über das

BMU-Projekt (siehe Artikel Seite 13) in diesem Jahr auch die An-

denbewohner in die Bildungsprogramme miteinbezogen. 2002 be-

gann die ZGF mit Umweltbildung in Tambopata, seit 2006 läuft das

Programm auch in Manú. Seitdem haben sich unzählige Freiwillige

in unser Team eingebracht und sich dafür engagiert, den Kindern

und Erwachsenen in ihrer Region Natur als Erlebnis nahezubrin-

gen. Ende 2012 waren es mehr als 3.000 Menschen, Schüler, Stu-

dierende jeden Alters, Lehrer, Parkranger oder ganz normale Leute,

die an den Aktionen teilnahmen. In Workshops, Führungen und

Vorträgen geht es um die nachhaltige Nutzung der natürlichen Res-

sourcen und um Artenvielfalt.

Der erste Schritt ist, die Schüler zu erreichen. Und das geht am besten,

indem wir versuchen, die Lehrer entsprechend fortzubilden, ihnen

Material an die Hand zu geben und sie für Naturschutzthemen zu

sensibilisieren. Gerade in den sehr entlegenen, schwer zugänglichen

Gebieten sind die Lehrer unser bester Zugang zu den Menschen.

Eines unserer erfolgreichsten Programme heißt „Camino al Lago

Sandoval“, bei dem die Kinder und Jugendlichen Erlebnisunterricht

direkt im Nationalpark haben. Das Lieblingsprogramm der Kinder

von 7 bis 12 Jahren heißt „Pepe, el Lobo de Río“ (Pepe, der Riesen-

otter) und beinhaltet Gruppenübungen mit Pepe sowie ein Puppen-

theater zu verschiedenen Naturschutzthemen. Mehr als 1.000 Kinder

haben bislang mit Pepe oder seinem Freund Pedro, dem Blaukopfara

(Pedro, el Guacamayo de Cabeza Azul), in Tambopata und im Nati-

onalpark Manú die Arten ihres Gebiets kennengelernt und viel Spaß

dabei gehabt. Sehr beliebt sind auch die „Clubes Ambientalistas“, die

Clubs der kleinen Umweltschützer und der „Club de Miniguías“, also

der Club der „Miniführer“. Das sind außerschulische Workshops, in

denen die Kinder und Jugendlichen unter anderem etwas über Kom-

munikation, Rhetorik, Biologie, aber auch den Umgang mit Abfällen

lernen. Hier werden künftige Umweltschützer ausgebildet, die dann

als Multiplikatoren an ihren Schulen aktiv werden.

Der zweite Weg in der Umweltbildung führt über die offiziellen Stel-

len, z. B. die Gemeindeverwaltungen oder die Schulämter (Dirección

Regional Educativa). Er ist mühsam, aber lohnend, denn so finden

die Themen Einzug in die offiziellen Lehrpläne an den Schulen.

Die größte Stärke unseres Programms jedoch sind die vielen frei-

willigen Mitarbeiter, in der Regel Studierende, die sich an den

Umweltbildungsaktivitäten der Schutzgebiete oder an den Leh-

rerweiterbildungen beteiligen. Für uns als ZGF ist das zudem eine

hervorragende Möglichkeit, qualifizierte Nachwuchskräfte zu be-

kommen. Fast 40 Prozent unserer festen Mitarbeiter in Cusco und

Puerto Maldonado haben einmal als freiwillige Helfer angefangen.

Forschen, Malen, Basteln oder Tiergeschichten erzählen – auf der

ganzen Welt lieben Kinder den spielerischen Zugang zu Naturthemen.

Vertieft in die Arbeit.

16 ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

SCHWERPUNKTTHEMA | PERU

Page 17: FZS Gorilla Magazine 02/13

ZGF-GORILLA: Ana, was bedeutet Umweltbildung für dich?

Ana Fernández: Hier geht es um Sensibilisierung. Anstatt von Bil-

dung sollten wir lieber von Erlebnisunterricht sprechen. In der

Schule werden Sachverhalte theoretisch oder wissenschaftlich dar-

gestellt, wenn man jedoch den Kindern Dinge in ihrer eigenen Um-

gebung erklärt, so können sie das viel besser verstehen.

Wo lebst du selbst und wie kommst du zu deinen Schülern?

Ich lebe in Salvación, einem Ort, der zum Manú Nationalpark

gehört. Hier lebe ich zusammen mit drei Parkrangern in einem

Haus. Von hier aus fahre ich zu den verschiedenen Gemeinden.

Manchmal muss ich den Fluss überqueren und zu Fuß weiter. In

der Trockenzeit geht das, doch das Wasser reicht einem immer noch

bis an die Knie! Das ist schon ein kleines Abenteuer, schließlich

habe ich ja noch meinen Computer und mein Unterrichtsmaterial

Ana Fernández (25) leitet das Umweltbildungsprogramm der ZGF

in Manú seit 2011. Immer wenn sie von ihrer Arbeit und künft igen

Projekten spricht, geht ein Strahlen über ihr Gesicht. Mit 17, kurz

vor ihrem Schulabschluss, hat Ana Fernández begonnen, freiwillig

in Projekten mitzuarbeiten, nachdem ihr Lehrer Jorge Lezama,

Leiter des Umweltbildungsprogramms der ZGF-Peru, im Unterricht

dafür Werbung gemacht hatte. Nach ihrem Abschluss verpfl ichtete

sie sich als „Voluntario“ und so kam sie zum Naturschutz. Seither ist

Ana fasziniert vom Th ema Umweltbildung und gehört mittlerweile

zu unserem festen Team.

„ Wenn nur jedes zehnte Kind auf mich hört, ist das schon ein Erfolg.“

dabei. Im Bus bin ich zwei bis vier Stunden unterwegs, doch im

Boot kann es sogar acht bis zehn Stunden dauern! Das ist nicht

einfach und gleichzeitig doch sehr schön, weil ich zu Kindern

komme, die nicht viel Abwechslung haben und da diese Gebiete

auch sonst wenig Unterstützung erfahren, freuen sich die Kinder

immer riesig, mich zu sehen.

Veränderungen im Verhalten zu erwirken ist ein langer Prozess.

Wo setzt ihr an?

Zunächst zeigen wir den Kindern, welches Verhalten der Umwelt

schadet. Nach einigen Jahren werden sie selbst etwas für die Um-

welt tun wollen oder ein entsprechendes Studium ergreifen. Oder sie

haben selbst Kinder und geben das Wissen weiter. Eigentlich ist es

schon ein Superergebnis, wenn nur zehn von hundert Kindern, die

ich unterrichte, wirklich auf mich hören.

Aber erreicht ihr denn auch die Erwachsenen?

Die Erwachsenen zu erreichen ist viel schwieriger. Daher unter-

richten wir die Erwachsenen stets über die Kinder. Wenn ich einem

Erwachsenen sage, er soll seinen Müll nicht einfach wegwerfen,

wird er nicht auf mich hören. Wenn jedoch sein Kind ihm das sagt,

wird es ihm schon eher peinlich sein, weil er als Vater ja mit gutem

Beispiel vorangehen sollte.

Kommst du gut an die Menschen in den indigenen

Gemeinden heran?

Die Arbeit mit indigenen Gemeinden macht mir viel Spaß, weil sie

viel enger mit der Natur verbunden sind. Und dank des vermittelten

Wissens lieben die Kinder ihre Umwelt dann noch mehr. Außerdem

bewahrt man mit dieser Arbeit etwas, das ansonsten nach und nach

verloren geht: ihre Glaubensvorstellungen. Die Mythen und Legen-

den von Tambopata haben wir sogar in einem Buch zusammenge-

tragen. Diese Arbeit dient somit auch der Rettung kultureller Werte

und verstärkt die Liebe zur Natur. Denn nur wenn man etwas kennt

und liebt, möchte man es beschützen.

Bekommst du mit, ob deine Arbeit Früchte trägt?

Neulich traf ich einen Jungen, der gerade den Schulabschluss macht.

Er sagte zu mir: „Fräulein, können Sie sich noch erinnern, wie wir

diesen Baum gepflanzt haben? Schauen Sie mal, wie groß er jetzt

ist!“ Das war fünf Jahre her und er hatte recht: Der Baum ist gewach-

sen und der kleine Junge groß geworden. Und er fühlt sich als Teil

seiner Umwelt und weiß, dass es wichtig ist, sie zu erhalten und zu

schützen. Oder nehmen wir die Mädchen der indigenen Gemeinde

Infierno, die jetzt studieren, um einmal Touristenführer zu werden.

Das finde ich am schönsten, weil ich sehe, dass sich mein Einsatz

gelohnt hat. Wir merken, wie die Kinder groß werden, wie ihre

Bäume wachsen und wie ihre Schulen besser werden.

Vielen Dank für das Gespräch.

17ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

SCHWERPUNKTTHEMA | PERU

Page 18: FZS Gorilla Magazine 02/13

001_003

Seit mehr als 20 Jahren zeichnet die ZGF Beobachtungsdaten der Rie-

senotter des Manú auf. Ein Blick in alte Daten brachte nun eine Über-

raschung zutage.

Mit der Beobachtung von Riesenottern hat alles angefangen. Anfang

der 1990er-Jahre erforschten zwei junge deutsche Biologen diese bis

dahin recht unbekannten Tiere. Christof Schenck und Elke Staib

verbrachten gut drei Jahre in Peru, um auf den Altarmen und Seen

entlang des Manú-Flusses nach Pteronura brasiliensis, den großen

Ottern des Amazonasgebietes, Ausschau zu halten. Finanziert wurden

ihre Forschungen von der ZGF und damit legten die beiden den

Grundstein für das heutige umfangreiche Naturschutzprogramm der

ZGF in Manú und seinen angrenzenden Gebieten. Seit mehr als 20

Jahren gibt es also kontinuierliche Beobachtungsdaten von den Rie-

senottern, denn die ZGF führt auch weiterhin regelmäßige Bestand-

serfassungen der Tiere durch. Und diese Daten sorgten nun für eine

echte Überraschung.

Im Gegensatz zu manch anderer Art machen es Riesenotter ihren

Beobachtern vergleichsweise leicht, ein Individuum eindeutig zu

identifizieren. Sie halten ihren Ausweis gewissermaßen selbst hoch.

Das weiße Muster auf der Kehle jedes Tieres ist sein höchstpersön-

liches Erkennungsmerkmal, wie ZGF-Programmleiter Rob Williams

erklärt: „Unter Umständen brauchen die Tiere es, um sich gegen-

seitig zu erkennen. Sie strecken ihren Hals hoch und halten somit ihre

Erkennungsmarke kurz über Wasser. Das ist sehr praktisch für uns

Von Ingrid Chalán und Joel Espinoza Biologen, denn wir können das für unsere Fotoidentifikation eben-

falls nutzen.“ Auf diese Weise ist ein großer Katalog aus Kehlmustern

entstanden, in dem die Daten zu jedem Individuum hinterlegt sind.

Wann wurde es wo gesehen, wer hat Nachkommen mit wem und so

weiter. In den Anfangstagen bekam jedes Tier einen Namen, heute

haben die Otter Nummern, die sich zusammensetzen aus zwei Buch-

staben für den See, in dem sie geboren sind und einer fortlaufenden

Nummerierung.

OTTERSUCHE AM LOS AMIGOS

Im September 2012 suchten ZGF-Mitarbeiter in Peru am Fluss Los

Amigos nach Riesenottern. Das Gebiet außerhalb des Manú National-

parks ist eine sogenannte private Naturschutzkonzession, die ver-

waltet wird von der peruanischen Naturschutzorganisation ACCA

(Asociación para la Conservación de la Cuenca Amazónica). Im Los

Amigos-Flusssystem mit seinen zahlreichen Altarmen lebten immer

viele Riesenotter, doch in den letzten Jahren nahm die Anzahl kon-

tinuierlich ab und seit einiger Zeit waren überhaupt keine Tiere

mehr gesehen worden. Ziel unserer Mission war herauszufinden,

warum das so ist.

Wie jedes Jahr in der ersten Septemberhälfte waren wir also zu

unserer Zählung aufgebrochen. An den beiden Flüssen Manú und

Heath hatten wir erfolgreich Otterfamilien sowie neue Gruppen

registrieren können. Dabei hatten wir auch die eine oder andere

Begegnung mit einem etwas zu neugierigen Otter oder gar einem

Kaiman, der unter unserem Schlauchboot hindurchtauchte und uns

Die unglaubliche Reise von Diablo II

18 ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

SCHWERPUNKTTHEMA | PERU

Page 19: FZS Gorilla Magazine 02/13

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4Los Amigos

Los Amigos

Los Amiguillos

Manú

Madre de Dios

Madre de Dios

ManúNationalpark

ConservationConcessionLos Amigos River

Salvador-See

Lagune H

0 5 10 20 30 40km

OW

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3

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123

demonstrierte, wie leicht wir doch zu seiner Beute werden könnten.

Doch am Los Amigos blieben wir erfolglos. Wir konnten hier zwar

eine Vielzahl von Wasserschweinen, Tapiren, weiteren Säugetieren

sowie verschiedene Vogelarten beobachten. Doch auch nach sieb-

zehn Tagen Suchen und Beobachten in den zahlreichen Seen und

Altarmen hatten wir keinen einzigen Riesenotter gesichtet.

Einer der möglichen Gründe dafür, dass die Riesenotter aus Los

Amigos verschwunden sind, könnte in einer Übernutzung der Res-

sourcen in den Seen und Altarmen des Flusssystems liegen. Möglich

ist aber auch, dass dieses Gebiet für die am Fluss Madre de Dios

lebenden Ottergruppen ohnehin nur ein Durchgangsgebiet war.

ÜBERRASCHUNG AUS DER DATENBANK

Nach der Rückkehr in unsere Büros begannen wir mit der Analyse

der gesammelten Informationen unserer Expedition. Um der Frage

nach dem Verbleib der Los Amigos-Otter näher auf den Grund zu

gehen, nahmen wir uns auch die alten Daten der Zählungen der Jahre

2000 und 2004 noch mal genau vor und beim Durchschauen der

Fotos stolperten wir ungeahnt über einen alten Bekannten und da-

mit über eine echte Sensation. „Hey, Moment, das ist doch Diablo II“,

rief Rob plötzlich. Konnte das sein? Diablo II auf den Bildern aus Los

Amigos? Diesen Otter kannten wir aus dem Salvador-See im Manú

Nationalpark. Er ist dort das männliche Elternteil des größten Famili-

enverbandes. Jetzt hatten wir plötzlich ein Bild von 2004 vor uns, das

Mögliche Routen von Diablo II von der Lagune H in den Salvador-See

1. Er durchschwamm den Los Amigos bis er zum Madre de Dios und danach in den Manú gelangte.

2. Er durchschwamm den Los Amigos und den Los Amiguillos, querte an Punkt A und schwamm durch den Madre de Dios bis zum Manú.

3. Er durchschwamm den Los Amigos zum Fluss Los Amiguillos, querte an Punkt B, weiter durch den Fluss Romero, bis er zum Manú gelangte.

4. Er durchschwamm den Los Amigos, querte an Punkt C und schwamm durch den Fluss Pachija, bis er zum Manú gelangte.

anhand des Kehlflecks ganz eindeutig und unzweifelhaft Diablo II als

jungen Otter in der „Lagune H“ am Los Amigos zeigte.

Diablo II hatte folglich eine Reise von etwa 290 Kilometern hinter

sich gebracht, um von der Lagune H in den Salvador-See zu gelan-

gen. Abhängig von der Route, die er genommen hatte, wahrschein-

lich sogar noch mehr. Aus den Untersuchungen von Frank Hajek und

Jessica Groenendijk wussten wir, dass die Otter bis zu 80 Kilometer

über Land zurücklegen können. Aber dass ein Riesenotter mehr als

die dreifache Distanz überwinden kann, ist neu. Diablos Reise ist die

längste Wanderung, die je für einen Riesenotter dokumentiert wurde.

Seine genaue Route ist natürlich nicht bekannt, doch da sich Riesen-

otter nur äußerst ungern längere Zeit außerhalb des Wassers bewegen,

konnten wir die potenziellen Routen auf vier mögliche Wasserwege

eingrenzen (siehe Karte). Nicht nur die Distanz von Diablos Wande-

rung ist eine Sensation, sondern auch die Tatsache, dass er von einem

Flusssystem (Los Amigos) in ein anderes (Manú) gewandert ist. Dass

Riesenotter so etwas tun, war bislang nicht bekannt. Und somit wirft

Diablos Marathon auch auf die Verhaltensbiologie und auf den Schutz

seiner Art ein neues Licht, denn die sogenannten Korridore, über die

Riesenotter sich ausbreiten und Populationen sich verbinden könnten,

sind wohl sehr viel größer, als wir bislang gedacht haben.

Ingrid Chalán ist bei der ZGF in Peru für die Kommunikation

zuständig, Joel Espinoza leitete die Expedition zum Los Amigos.

MÖGLICHE ROUTEN VON DER LAGUNE H IN DEN SALVADOR-SEE

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ZGF

19ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

SCHWERPUNKTTHEMA | PERU

Page 20: FZS Gorilla Magazine 02/13

Die „Pampas del Heath“ sind eine tropisch-

feuchte Savanne, die einzige in ganz Peru.

Die Pampas del Heath liegen innerhalb des

mehr als 1 Mio. Hektar großen Bahuaja

Sonene Nationalparks im östlichsten Teil

des Amazonasgebiets von Madre de Dios

und nahe der Grenze zwischen Peru und

Bolivien. Trotz der vergleichsweise gerin-

gen räumlichen Ausdehnung beherbergt

diese Savanne eine überraschend vielfältige

Fauna mit einer Vielzahl endemischer Arten

von Vögeln, Säugetieren, Amphibien, Rep-

tilien und Wirbellosen. Auch eine Reihe eher

außergewöhnlicher Arten lebt hier, bei-

spielsweise der Sumpfhirsch (Blastocerus

dichotomus) oder der Mähnenwolf (Chryso-

cyon brachyurus), und darüber hinaus gibt es

offenbar noch neue Arten zu entdecken.

Biologen der ZGF-Peru arbeiten seit 2009

Hand in Hand mit der für den Bahuaja So-

nene Nationalpark zuständigen Behörde und

untersuchen die Fauna in einem Gebiet mit

dem Namen Pampa Juliaca. 2012 wurde von

der ZGF und der Naturschutzbehörde SER-

NANP (Servicio Nacional de Áreas Naturales

Protegidas por el Estado) ein Programm zur

Überwachung verschiedener taxonomischer

Gruppen ins Leben gerufen. Überwacht wer-

den darin beispielsweise höhere Säugetiere

wie Mähnenwolf, Sumpfhirsch, Tapir und

Jaguar, 30 auf dieses Habitat beschränkte

Vogelarten sowie eine ausgewählte Gruppe

von Spinnen, Käfern und Libellen. Auch die

Vegetation wird untersucht. In markierten

Vegetationsparzellen wird erforscht, wie sich

die in diesem Gebiet häufig vorkommenden

Brände auswirken, wie sie die Vegetation

verändern und wie die natürliche Regenera-

tion dieser Savanne abläuft.

Diese wissenschaftliche Arbeit hat bereits

dazu geführt, dass vier bis dato in Peru

noch nicht registrierte Vogelarten entdeckt

wurden; und sicherlich wird es noch wei-

tere Überraschungen geben.

DER MÄHNENWOLF IST NACH PERU ZURÜCKGEKEHRT

Mähnenwölfe, die rotbraunen, langbeinigen,

eher an Füchse erinnernden Wölfe Südame-

rikas, lieben die offene Landschaft, Gras-

land oder Wald mit lichtem Baumbestand.

Der Verbreitungsschwerpunkt von Chry-

socyon brachyurus liegt in Brasilien, aber

auch in Bolivien, Argentinien und Para-

guay kommt er vor. In Uruguay gilt er als

ausgestorben und in Peru liegt gerade der

letzte westliche Zipfel seines Verbreitungs-

gebietes.

Im Jahr 1976 wurde der Mähnenwolf erst-

malig in Peru nachgewiesen, von R. K. Hoff-

mann und seinen Mitarbeitern in den Pampas

del Heath. Die Anwesenheit des Mähnen-

wolfes war einer der Hauptgründe, warum

dieses Gebiet 1983 zum Schutzgebiet erklärt

und 1996 dann in den Nationalpark Bahuaja

Sonene eingebunden wurde. Die letzten va-

gen Hinweise auf die Art gab es anhand von

lokalen Berichten aus den Jahren 1992 und

1996, danach blieb die weitere Suche nach

dem Mähnenwolf in Peru ergebnislos.

Erst 2009 und 2010 gab es wieder ein klares

Lebenszeichen des langbeinigen Wolfes. Das

Team der ZGF führte unter der Leitung von

Rob Williams eine Evaluierung in Pampa Ju-

liaca durch und entdeckte zunächst Spuren

und Exkremente, die belegten, dass Mähnen-

Entdeckung und Wiederentdeckung

in Pampas del HeathNach 34 Jahren konnte der Mähnenwolf in Peru wieder nachgewiesen

werden und auch eine neue Skorpionart ist aufgetaucht.

Von José Antonio Ochoa

20 ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

SCHWERPUNKTTHEMA | PERU

Page 21: FZS Gorilla Magazine 02/13

wölfe in der Gegend sein mussten. Schließ-

lich gelang es mithilfe einer Kamerafalle,

den eindeutigen Fotonachweis für die Prä-

senz der Art zu liefern. 34 Jahre nach seiner

ersten Beobachtung war damit die Anwesen-

heit des Mähnenwolfs wieder zweifelsfrei

belegt worden.

NEUE SKORPIONART

Während der Untersuchungen im Juli und

November 2012 entdeckte das Team der

ZGF-Peru eine neue Skorpionart, deren Le-

bensraum die offenen Grasländer in den Be-

reichen von Pampas del Heath sind, die nicht

überschwemmt werden. Die Skorpione sind

knapp 20 mm lang, nachtaktiv und verste-

cken sich tagsüber in der Vegetation. Um

sie nachts zu beobachten, setzten wir UV-

Lampen ein, denn dank der Fluoreszenz ih-

rer Cuticula kann man die Skorpione dann

wunderbar sehen: Ihre Haut leuchtet, wenn

sie mit UV-Licht bestrahlt wird.

Wir brachten einige Exemplare dieser neu

entdeckten Art ins Naturhistorische Mu-

seum der Universidad del Cusco und nach

einer genaueren Analyse der morpholo-

gischen Eigenschaften der Tiere und einem

Vergleich mit den Museumsexemplaren zo-

gen wir den Schluss, dass es sich um eine

neue Art handelt, die zur Gattung Anante-

ris (Familie Buthidae) gehört. Diese Gruppe

von Skorpionen ist in Süd- und Mittelame-

rika verbreitet, aber es ist das erste Mal, dass

ein Exemplar dieser Gattung in Peru be-

schrieben wird. Und wie soll diese neue Spe-

zies nun heißen? In dieser Frage müssen wir

uns gedulden, bis der Name in dem entspre-

chenden wissenschaftlichen Artikel bekannt

gegeben wird, in dem die sogenannte Erst-

beschreibung veröffentlicht wird. Doch kön-

nen wir schon einmal vorwegnehmen, dass

mit dem Namen jemand geehrt wird, der der

ZGF sehr am Herzen liegt.

Der Peruaner José Antonio Ochoa ist

Entomologe und Fachmann für süd-

amerikanische Skorpione.

Er hat für die Naturschutzbehörden von

Peru gearbeitet und ist nun Projektkoor-

dinator der ZGF in ihrem Büro in Cusco.

07-19-2012 08:37:18

Der erste Fotonachweis seit 34 Jahren: In Pampas del Heath ist dieser Mähnenwolf

(Chrysocyon brachyurus) in unsere Kamerafalle getappt.

Der Sumpfhirsch (Blastocerus dichotomus) ist der größte Hirsch Südamerikas.

Vorerst noch namenlos: der neu entdeckte Skorpion aus der Gattung Ananteris.

21ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

SCHWERPUNKTTHEMA | PERU

Page 22: FZS Gorilla Magazine 02/13

Die Rangerposten an strategisch wichtigen Zugangsstellen zu

Nationalparks und Schutzgebieten sollen deren Schutz sicherstellen.

Der Posten im Tahuamanu-Wald muss auch gewährleisten, dass

keine Fremden in das Gebiet der Indigenen in freiwilliger Isolation

eindringen.

Um nach Tahuamanu zu gelangen, benötigt man in der Regen-

zeit mindestens anderthalb und in der Trockenzeit bis zu fünf

Tage. Für unsere Projekte stellt diese Provinz im Regierungsbezirk

Madre de Dios eine echte Herausforderung dar. Die Entfernungen

sind das eine. Das andere ist die Tatsache, dass es sich um eine der

wenigen Gegenden auf unserem Planeten handelt, in denen indi-

gene Gemeinschaften leben, die entweder noch keinen Kontakt zur

Zivilisation hatten oder ihn nicht haben wollen, das heißt, die in

sogenannter freiwilliger Isolation leben. Die ZGF-Peru arbeitet in

der Region Purús und unterstützt die Regierung bei der Über-

wachung und beim Schutz dieser unzugänglichen Region. Denn diese

ist ein entscheidender Baustein bei der Vernetzung von wichtigen

Naturschutzgebieten wie beispielsweise dem Nationalpark Alto

Von Ingrid Chalán und Juvenal Silva

Purús, dem Gemeindereservat Purús sowie vier Reservaten für

Indigene in freiwilliger Isolation. Eines davon ist die Reserva

Territorial Madre de Dios.

Aus biologischer Sicht ist der Nationalpark Alto Purús eines der

wichtigsten Quellgebiete des Amazonas und im Park liegen die größ-

ten Waldflächen Perus und damit wichtige Reserven an Holz und

anderen biologischen Ressourcen. Zudem stellt er die zentrale Kom-

ponente des größten Korridors von Schutzgebieten in ganz Ama-

zonien dar: den „Corredor de Conservación Vilcabamba-Amboró“,

der insgesamt 16 Schutzgebiete zwischen Peru und Bolivien umfasst.

ILLEGALE HOLZFÄLLEREI

Seit den 1990er-Jahren siedelten sich in den Flussgebieten von Las

Piedras und Tahuamanu immer mehr illegale Holzfäller an, die na-

hezu alle Arten von Mahagoni-Bäumen des Gebiets abgeholzt haben.

2006 begann der Staat Peru sukzessive mit der „Rückeroberung“ der

Flussgebiete, indem er den Nationalpark Alto Purús gründete und mit

ZGF GORILLA | AUSGABE 2/201322

SCHWERPUNKTTHEMA | PERU

Page 23: FZS Gorilla Magazine 02/13

P e r u

Alto PurúsNationalpark

TerritorialreservatMurunahua

TerritorialreservatMadres de Dios

Territorial-reservatKugapakori Nahua Nanti

ManúNationalpark

Manú

Los Amigos

Las Piedras

Tahuamanu

Cujar

Sepahua

Inuya

apanyo

Piuri

Envira

Curiuja

Alto Purus

polizeilichen Aktionen durchgriff, was von den Gemeinden vor Ort

auch unterstützt wurde. Zwei Jahre später wurde an der Grenze des

Reservats ein Kontrollposten mit dem Namen Gosha Girukota Chine

geschaffen, was in der Sprache der Volksgruppe der Yine „Hüter des

Waldes“ bedeutet. Dieser Posten, der seinem Namen alle Ehre macht,

sorgt dafür, dass keine Fremden illegal in die Reserva Territorial

Madre de Dios eindringen, die allein für indigene Stämme in frei-

williger Isolation bestimmt ist. Darüber hinaus hindern die „Hüter

des Waldes“ Fischer am Durchqueren bzw. Holzfäller am Betreten der

Schutzgebiete.

Die ZGF-Peru unterstützt die Verwaltung des Nationalparks seit 2008

bei grundlegenden Aktionen zum Schutz des Gebiets, beispielsweise

Überflügen zur Kontrolle aus der Luft oder Sonderpatrouillen auf

den Flüssen oder an Land. Eine Inspektion der 42 Kilometer vom

Kontrollpunkt bis zum Flussgebiet Acre an der Grenze zu Brasilien

bedeutet hin und zurück einen fünf- bis sechstägigen Fußmarsch.

Sinn der Patrouillen ist es unter anderem, illegale Aktivitäten wie

etwa Holzfällerei aufzudecken. Doch häufig finden die Ranger auf

ihren Touren auch Spuren indigener Völker in freiwilliger Isolation.

Zu den interessantesten Funden gehören Wegzeichen, die aus gebro-

chenen Ästen sowie in der Mitte des Flusses errichtet werden und die

für unser ungeübtes Auge unsichtbar wären. Den Rangern entgehen

sie jedoch nicht. Diese Zeichen dienen der Warnung und könnten

schlichtweg mit „Durchgang verboten“ übersetzt werden, wie im ver-

gangenen Jahr eine Sonderpatrouille feststellen konnte, an der auch

Mitarbeiter der ZGF beteiligt waren. Die Gruppe fand auf dem Weg,

der von der Grenze eines Gebiets, für das Waldkonzessionen beste-

hen, bis zur Grenze des Reservats führt, eine Reihe von überkreuz-

ten Ästen und hörte später Laute von Menschen, die kräftig gegen

Stämme schlugen. Daraufhin trat die Gruppe einvernehmlich den

Rückzug an.

Von einem weiteren Beispiel erzählen Ernesto, einer der Ranger,

und seine Frau, die 2010 eine große Gruppe von Indigenen bei der

Überquerung des Flusses in Richtung ihres Kontrollpostens beo-

bachteten. Ernesto wollte sie filmen, konnte jedoch vor lauter Auf-

regung weder die Kamera einschalten noch das Boot anwerfen. Als

er sah, dass sie sich näherten, gelang es ihm schließlich, sein Boot in

Gang zu bringen und zu entkommen.

Das Bild, das um die Welt ging, entstand jedoch im September 2007

während eines Kontrollflugs von ZGF-Mitarbeitern. Während der

Suche nach illegalen Holzfällern fotografierten sie aus dem Flugzeug

heraus eine Gruppe von Indigenen am Strand einer Flussbiegung des

Rio Las Piedras. In diesem Gebiet schlagen indigene Gruppen im

Sommer häufig ihr Lager am Flussufer auf, um die Eier der Fluss-

schildkröte zu sammeln und zu essen.

Am Rio Tahuamanu greift der Naturschutz mittlerweile. Im Süden

jedoch, am Rio Las Piedras, ist die Lage schwieriger. Zum einen wird

noch immer heimlich Holz gefällt, zum anderen ist ein neues Pro-

blem entstanden, das es dringend zu lösen gilt: Schmuggler durch-

queren das Schutzgebiet. Früher kam dies nur sehr vereinzelt vor,

heute durchqueren mindestens drei Gruppen pro Woche das Gebiet.

Außerdem werden Hölzer durchgeschleust, von denen niemand ge-

nau weiß, woher sie stammen. Dieses Flussgebiet ist noch immer

nicht optimal geschützt.

Die ZGF-Peru unterstützt den Schutz der Region, indem sie praxis-

nahe Schulungen für die Ranger der Kontrollposten durchführt,

etwa in Erster Hilfe. Zudem gibt es ein neues kleines Büro der ZGF

in der Provinz Tahuamanu, das als eine Art technischer Untereinheit

fungieren wird beim Engagement zum Erhalt von Schutzgebieten

wie Purús, dessen kulturelle und biologische Vielfalt von unschätz-

barem Wert sind.

ALTO PURÚS

Purús gehört zu den wenigen Regionen auf unserem Planeten, in

denen indigene Gemeinschaften leben, die entweder noch keinen Kontakt

zur Zivilisation hatten oder ihn nicht haben wollen, das heißt, die in

sogenannter freiwilliger Isolation leben.

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ten:

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ZGF

23ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

SCHWERPUNKTTHEMA | PERU

Page 24: FZS Gorilla Magazine 02/13

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Als langjähriges ZGF-Mitglied und somit

regelmäßiger Gorilla-Leser greife ich ganz

spontan zur Feder, um Ihnen besonderes

Lob für die Ausgabe 01/2013 zu zollen.

Dies aus zweierlei Gründen: Zum einen

finde ich Inhalt wie Layout hervorragend.

Zum anderen eignet sich der Beitrag „Im

155. Jahr …“ von Dr. Schenck ganz ausge-

zeichnet dazu, potenzielle Mitglieder über

Arbeit und Ziele der ZGF zu informieren

und womöglich zum Beitritt zu bewegen,

denn das Editorial beschreibt präzise und

kompakt, wo Sie vorrangigen Handlungs-

bedarf sehen und wofür primär Spenden-

gelder eingesetzt werden, wie breit gefä-

chert Ihre Aktivitäten sind.

Das musste ich einfach mal loswerden und

verbleibe mit freundlichen Grüßen.

Malte Retiet, Rösrath

GROSSES LOB

GORILLA 1/2013

Im Gorilla 01/2013 habe ich mit großem

Interesse den Bericht von Cheryl Lyn Dybas

über Canis aureus lupaster gelesen. Dabei

fiel mir ein Reisebericht ein, den ich vor

Jahren gelesen hatte. Im Jahr 1926 hat Seine

Königliche Hoheit Ernst Heinrich von

Sachsen Ägypten bereist und einen Wolf

gesehen. Die Beschreibung des Tieres ist

dem im erwähnten Bericht sehr ähnlich und

auf jeden Fall ein Hinweis auf die Existenz

dieses Wolfs im Wissen der Menschen der

damaligen Zeit. Der Reisebericht steht in

seinem Buch „Mein Lebensweg vom Königs-

schloss zum Bauernhof “.

Bernd Krug, Schauenburg

NOCH EIN WOLF IM SCHAKALSPELZ

GORILLA 1/2013

Zoologische Gesellschaft Frankfurt

Bernhard-Grzimek-Allee 1

60316 Frankfurt am Main

E-Mail: [email protected]

Bitte geben Sie Ihren Namen und Ihre Adresse

mit an, denn anonyme Zuschriften werden von

uns nicht veröffentlicht. Auch behalten wir uns

vor, lange Zuschriften sinngemäß zu kürzen.

Möchten Sie Kritik, Lob oder Anregungen zum

ZGF-Gorilla loswerden? Scheiben Sie uns:

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24 ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

ZGF DIALOG

Page 25: FZS Gorilla Magazine 02/13

HENRI, DER SPENDENSAMMLERKUNST & NATURSCHUTZ SERENGETI-KALENDER

DANKE!Viele Mitglieder und Freunde der ZGF tragen mit ihren ganz persönlichen Spendenaktionen zu unserer Naturschutzarbeit bei. An dieser Stelle stellen wir Ihnen regelmäßig ausgewählte private Spendenaktionen vor.

Einen ganz besonderen Lebensraum hat

Flusspferd „Henri“. Seit mehr als dreißig Jah-

ren lebt er neben der Kasse der Vogelsang-

Apotheke in Esslingen. Hier sammelt er für

Wildtiere und große Wildnisgebiete und hilft

so jedes Jahr aufs Neue den weltweiten Pro-

jektgebieten der ZGF. Dabei wird Henri von

den Inhabern Brigitte und Dr. Erich Lutz un-

terstützt, die seit mehr als 40 Jahren Mitglied

der ZGF und große Naturschutz-Liebhaber

sind und bereits 1973 ihre erste gemeinsame

Afrika-Reise unternommen haben. Dr. Erich

Lutz: „Auch in Esslingen gibt es allerdings

Wilderer. Ein Ladendieb hatte sich einmal

Henri geschnappt und war aus der Apotheke

gestürmt. Eine Mitarbeiterin nahm die Ver-

folgung auf und konnte Henri befreien. Zum

Glück war alles gut ausgegangen. Das zeigt,

dass auch hier ein mutiger Einsatz für den

Naturschutz passiert!“

Familie Hoof aus Dresden war nachhaltig

von ihrer Reise nach Tansania im Sommer

2012 beeindruckt. „Es hat uns sehr berührt,

wie mühevoll es ist, Tiere – in diesem Fall

die Nashörner – wieder anzusiedeln“, berich-

tet Mirka Hoof. „Die Natur und die Vielfalt

sind wunderschön und es ist wichtig, dass sie

möglichst erhalten werden. Es sollen auch

unsere Kinder und Enkelkinder diese Na-

tur in Zukunft erleben können.“ Und um et-

was zum Schutz der Serengeti beizutragen,

bastelte die Familie aus den vielen schönen

Fotos einen Fotokalender. Die Anregung

dazu kam von ihrem Safari-Guide Elly. Doch

Familie Hoof beließ es nicht beim Basteln.

Der Kalender wurde dann im Freundes- und

Geschäftskreis als Weihnachtsgruß versen-

det. In einem Begleitschreiben baten die kre-

ativen Serengetireisenden um Spenden. Eine

ausgefallene und wie wir finden tolle Idee.

Matthias und Ursula Mangold sind Fans der

Bilder, die der Künstler Andreas Völlinger

erschafft. Darum haben sie gleich drei Bil-

der erstanden. Obwohl, kaufen kann man

sie nicht. Man kann sie nur im Gegenzug für

eine Spende an eine gemeinnützige Organi-

sation geschenkt bekommen. Nun hängen

zwei Gemälde im Haus des Ehepaars Man-

gold. Ein drittes – das Nashorn – ziert den

Eingangsbereich des Unternehmens „genuss-

tur“ von Matthias Mangold. Hier werden

Weinseminare und Kochkurse angeboten und

nun können sich auch die Gäste an diesem

Bild erfreuen. „Mich persönlich fasziniert

an dem Gemälde die Direktheit, diese Ba-

lance zwischen Urgewalt und Gelassenheit“,

sagt Matthias Mangold. Mit dem Künstler

ist das Ehepaar befreundet und ihnen im-

poniert, wie er sein kreatives Schaffen nutzt,

um damit einen selbstlosen Beitrag zu leisten.

Weitere Gemälde Ú www.paina.de

Matthias Mangold mit seiner Neuerwerbung:

ein Bild des Künstlers Andreas Völlinger

Brigitte und Dr. Erich Lutz

2.495 €aus Ihren Anlass-Spenden

zusammen. Ganz herzlichen Dank

allen Engagierten!

Im Jahr 2013 kamen bis zum 31. März

Henri, der Spendensammler

Familie Hoof auf ihrer Serengetireise im Sommer 2012

25ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

ZGF DIALOG

Page 26: FZS Gorilla Magazine 02/13

40 JAHRE WASHINGTONER ARTENSCHUTZÜBEREINKOMMEN:

Ein internationaler Erfolg für den NaturschutzSeit 40 Jahren reguliert das Washingtoner

Artenschutzübereinkommen CITES den in-

ternationalen Handel mit bedrohten Tier- und

Pflanzenarten und trägt so zum Schutz von

ca. 34.000 Arten bei. Auch Zoos unterstützen

diesen Prozess maßgeblich, sei es durch Auf-

klärung oder durch gezielte und koordinierte

Zuchtprogramme. Durch die Zusammenar-

beit mit dem Zoll kommt der Frankfurter Zoo

aber auch häufig in unmittelbaren Kontakt

mit illegal gehandelten Tieren.

Am 3. März 1973 wurde das internationale

Übereinkommen CITES (Convention on

International Trade in Endangered Species of

Wild Fauna and Flora) in Washington unter-

zeichnet und trat im Juli 1975 in Kraft. Der

bereits 1976 von der Bundesrepublik und

bis heute von insgesamt 177 Staaten ratifi-

zierte Vertrag trägt Früchte: Der internatio-

nale Handel mit stark bedrohten Tierarten

konnte weitgehend eingedämmt werden.

Dem Zoll kommt bei der Sicherstellung ille-

gal gehandelter Arten eine Schlüsselrolle zu.

Frankfurt ist eine der größten Drehschei-

ben für den illegalen Handel. Ob scheinbar

harmlose Souvenirs oder seltene Tiere und

Pflanzen, die Zollbeamtinnen und -beamten

kommen immer wieder Verstößen gegen

das internationale Artenschutzübereinkom-

men auf die Spur. Um geschützte Tierarten

besser zu erkennen, steht dem Zoll ein vom

Bundesumweltministerium entwickeltes

Erkennungshandbuch zur Verfügung, das

Zoodirektor Professor Dr. Manfred Nie-

kisch seinerzeit maßgeblich überarbeitet

hatte. Vom Zoll beschlagnahmte Tiere wer-

den oft in den Zoo Frankfurt gebracht. Hier

werden die Tiere, die meist nicht artgerecht

transportiert wurden, medizinisch betreut

und aufgepäppelt.

Zusammen mit dem Handel ist das Haupt-

problem des Biodiversitätsschutzes die

Zerstörung der Lebensräume. Allerdings:

„Gerade dort, wo die Lebensräume noch

intakt sind, werden Arten für den Handel

gefangen und dann illegal in Verkehr ge-

bracht. Der internationale Handel mit be-

drohten Tier- und Pflanzenarten ist leider

bestens organisiert und äußerst lukrativ“,

beklagt Niekisch. Er stellt auch eine Ver-

schiebung im Handel fest: „Da der Zoll bei

Fracht und Handgepäck per Flugzeug im-

mer erfolgreicher im Aufgreifen von ille-

galen Sendungen ist, weichen immer mehr

illegale Importeure auf Postpakete aus. Diese

sind unauffälliger und die Erfolgsquote der

Schmuggler damit größer.“

Besonders bei Arten mit zahlenmäßig stark

dezimierten Beständen sind Erhaltungs-

zuchten in Zoos ein Mittel, um den Gen-

pool zu erhalten. Wesentliches Ziel der

Erhaltungszuchten ist der Aufbau demo-

grafisch und genetisch ausbalancierter Po-

pulationen, die auch als Grundlage zur

Aufstockung schwindender Wildtierbe-

stände in der Zukunft dienen können. Für

sechs Tierarten koordinieren Wissenschaft-

ler des Zoos Frankfurt die Zuchtprogramme:

Rostkatze, Gorilla, Nashornleguan, Sonnen-

ralle, Socorrotaube und Schlanklori.

Christine Kurrle

Foto

: Zoo

Fra

nkfu

rt

Verbotene Souvenirs: Nicht alles, was gefällt

ist erlaubt.

KINDERSTUBE IM KATZENDSCHUNGEL:

Nachwuchs beiTigerin MALEA Mitten in der Nacht zum 3. April hat die

zwölfjährige Sumatra-Tigerin MALEA ein

Jungtier geboren. Die Geburt verlief un-

problematisch und das Kleine ist wohlauf.

Vater IBAN (13) ist derzeit von MALEA und

seinem Nachwuchs getrennt.

„Zur Geburt hat sich MALEA in ihre Wurf-

box zurückgezogen. Diese ist vom Besu-

cherbereich aus nicht einsehbar“, erklärt

Zoodirektor Professor Dr. Manfred Niekisch.

„Wir müssen uns also noch etwas gedulden,

bevor wir den kleinen Tiger so richtig gut zu

sehen bekommen. Allerdings sieht bislang

alles prima aus. Besonders wichtig: MALEA

kümmert sich gut um ihr Junges.“

Jetzt ist es erst mal wichtig, dass Mutter

und Kind eine feste Bindung zueinander

aufbauen. In einigen Tagen oder Wochen

wird MALEA dann mit dem Kleinen in das

Schaugehege umziehen. Im Alter von acht

Wochen wird das Jungtier von den Tierärz-

tinnen untersucht. Spätestens dann kann

auch das Geschlecht des kleinen Tigers be-

stimmt werden. Sumatratiger gehören zu

den hoch bedrohten Tierarten. Nachzuchten

in Zoos sind daher besonders wertvoll.

Liebevolle Mutter: MALEA umsorgt ihr

Neugeborenes.

Foto

: Hes

sisc

her

Run

dfun

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26 ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

AUS DEM ZOO FRANKFURT

Page 27: FZS Gorilla Magazine 02/13

ZOO FRANKFURT

VERÄNDERUNGEN IM TIERBESTAND (01.01.2013 BIS 15.03.2013)

GEBOREN

0,0,4 Australische Zwergscharbe,

0,0,3 Blauohr-Honigfresser,

0,0,2 Blaukopf-Schmetterlingsfi nk,

0,0,1 Braunborsten-Gürteltier,

0,0,2 Kaiserschnurrbarttamarin,

0,0,1 Nachtaffe, 0,0,2 Tibesti-Stachelmaus,

1,0 Netzgiraffe JENGO, 0,0,2 Gundi

ZUGÄNGE

0,1 Schopftinamu (privat), 1,0 Kongopfau (Zoo

Antwerpen/BL), 0,1 Hammerkopf (Zoo Köln),

1,0 Senegaltrappe (Wilhelma Stuttgart),

0,1 Kurzohr-Rüsselspringer (Tiergarten Bernburg),

0,1 Grevy-Zebra LIEKE (Beekse Bergen/NL)

ABGÄNGE

0,1 Fischerturako (Zoo Duisburg), 0,1 Furchen-

schnabel-Bartvogel (Zoo Leipzig), 1,0 Kowari

(Zoo Leipzig), 1,4 Klippschliefer (Zoo Dresden),

0,1 Votsotsa (Lisieux/F)

GESTORBEN

1,0 Senegaltrappe, 0,0,1 Blauohr-Honigfresser,

0,0,1 Siedelweber, 0,1 Goldbrüstchen,

1,0 Japanisches Mövchen, 0,0,2 Blaukopf-

Schmetterlingsfink, 0,1 Ultramarinbischof,

0,1 Purpurtangare, 2,0 Zwerggleitbeutler,

0,0,1 Braunborsten-Gürteltier, 0,0,1 Kaiser-

schnurrbarttamarin, 1,0 Weißkopfsaki,

0,1 Tibesti-Stachelmaus, 1,2 Streifengrasmaus,

0,0,1 Mara, 0,0,17 Brillenblattnase

Erläuterung

Mit den Zahlen vor den Artnamen bezeich-

nen Tiergärtner die Anzahl männlicher

(vor dem Komma) und weiblicher (nach

dem Komma) Individuen. Die dritte Zahl

gibt die Anzahl von Tieren unbekannten

Geschlechts an.

UMZUG IN DIE VOGELHALLEN:

Flamingo-Jungvögel in den Faust-Vogelhallen Nachdem es im letzten Jahr zum ersten

Mal nach 13 Jahren gelungen war, Chile-

Flamingos im Frankfurter Zoo zu züchten,

haben die Jungvögel bereits ihren ersten

Umzug hinter sich – man findet sie gegen-

wärtig in den Vogelhallen im ehemaligen

Schuhschnabel-Gehege.

Der Umzug hat zwei große Vorteile: Zum

einen waren die Jungvögel in den Vogel-

Foto

: Dom

inik

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lka,

Zoo

Fra

nkfu

rt

Neues Quartier: Flamingo-Nachwuchs in den Faust-Vogelhallen.

hallen vor der kalten Witterung geschützt,

zum anderen ist die schöne Anlage wie-

der mit attraktiven Tieren besetzt und

steht nach dem Tod von Schuhschnabel

MAUSI nicht länger leer. Der Flamingo-

Nachwuchs, der im Juli 2012 das Licht der

Welt erblickte, fühlt sich jedenfalls in der

Anlage pudelwohl. Im Sommer geht’s aber

wieder zurück zur Gruppe in den Außen-

bereich.

NACHWUCHS AM KIOSK:

ZOO.F, das neue Magazin aus dem Zoo Frankfurt, ist da! Das schön gestaltete Magazin vermittelt span-

nende Einblicke in die Vielfalt der Tiere und

ihre Besonderheiten, in die Welt des Zoos und

wie er funktioniert, aber auch in so wichtige

Themen wie Natur- und Artenschutz – und

dies für alle Altersgruppen. Das Besondere:

ZOO.F ist mit einem Wende-Cover ausge-

stattet. Die eine Hälfte des Heftes richtet sich

an Erwachsene, die andere an Kinder und

Jugendliche mit vielen Mitmach- und Bastel-

angeboten. ZOO.F ist zum Preis von 3,50 €

im Zoo Frankfurt und im Zeitschriften-

handel im Rhein-Main-Gebiet erhältlich.

Das neue ZOO.F Magazin bietet spannende

Zoo-Infos für Groß und Klein.

27ZGF GORILLA | AUSGABE 2/2013

AUS DEM ZOO FRANKFURT

Page 28: FZS Gorilla Magazine 02/13

Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt hilft, den Lebensraum von

wilden Tieren zu bewahren. Helfen Sie mit.

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende oder werden Sie Mitglied im Kreis unserer Freunde und tragen Sie dazu bei, die Heimat von Löwen und Nashörnern, von Orang-Utans und Tigern, von Wölfen und Bären zu erhalten.

Spendenkonto: 80002

Frankfurter SparkasseBLZ: 500 502 01

Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e. V.

Bernhard-Grzimek-Allee 1 | 60316 Frankfurt Telefon: 069 94 34 46 - 0 | E-Mail: [email protected]

WWW.ZGF.DE

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HINTERM ZOO GEHT’S WEITER