Gorilla 01 14 low

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Selous Wildreservat Die Elefantenzählung zeigt: Der Bestand ist um über 60 Prozent geschrumpſt. Aus den Projekten Der Goldrausch in Peru zerstört den Regenwald und vergiſtet die Flüsse. MITGLIEDERMAGAZIN DER ZOOLOGISCHEN GESELLSCHAFT FRANKFURT VON 1858 E. V. ISSN 1863-1789 Gorilla Die Elefantenwilderei erreicht einen ungeahnten Höhepunkt N o 01 2014 STERBEN FÜR KUNST UND KITSCH

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ZGF GORILLA ist das Mitgliedermagazin der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt e.V.

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Selous Wildreservat

Die Elefantenzählung zeigt: Der Bestand ist um über 60 Prozent geschrumpft .

Aus den Projekten

Der Goldrausch in Peru zerstört den Regenwald und vergift et die Flüsse.

MITGLIEDERMAGAZIN DER ZOOLOGISCHEN GESELLSCHAFT FRANKFURT VON 1858 E. V. ISSN 1863-1789

Gorilla

Die Elefantenwilderei

erreicht einen ungeahnten

Höhepunkt

No 01 2014

STERBEN FÜR KUNST UND KITSCH

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28 AUS DEM ZOO FRANKFURT

28 Aktuelles

29 Veränderungen im Tierbestand

Herausgeber

Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V.

Bernhard-Grzimek-Allee 1, 60316 Frankfurt

T: (069) 94 34 46 0 Fax (069) 43 93 48

E: [email protected]

I: www.zgf.de

Redaktion

Dipl.-Biol. Dagmar Andres-Brümmer,

Zoologische Gesellschaft Frankfurt

T: (069) 94 34 46 11

F: (069) 43 93 48

E: [email protected]

Mit Beiträgen von

Dr. Christof Schenck, Dagmar Andres-Brümmer, Katharina Hensen,

Michael Brombacher, Sonja Steiger, Christine Kurrle, Meike

Bartels, Sandra Schmitt sowie namentlich gekennzeichneten

Autorinnen und Autoren.

Fotos: alle Bilder ZGF, sofern nicht anders angegeben.

Fotos Umschlag: Shutterstock / R.A.R. de Bruijn Holding BV

Gestaltung: atelier himmelbraun, Frankfurt am Main

Lektorat: Maria Ullmann, Peter Beyer

Erscheinungsweise: vierteljährlich

Auflage: 5.500 Exemplare

Druck: Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG,

Frankfurt, gedruckt auf 100 % Recyclingpapier

ISSN: 1863-1789

ZGF GORILLA ist die Mitgliederzeitschrift der Zoologischen

Gesellschaft Frankfurt von 1858 e. V. Der Bezugspreis ist

im Mitglieds beitrag enthalten.

© ZGF 2014, Nachdruck nur mit Genehmigung gestattet

IMPRESSUM DANKE

Wir danken unseren Freunden, Spendern und Sponsoren, ohne

die wir unsere Naturschutzarbeit nicht in dem Maße um setzen

könnten, wie wir es heute tun.

12

20

18

26

www.facebook.com/Frankfurt.Zoological.Society

WWW.ZGF.DE

03 EDITORIAL

12 SCHWERPUNKT:

ELEFANTENWILDEREI

12 Weißes Gold

16 Die lange Geschichte

des Elfenbeinhandels

18 Elefantenwilderei – und was mit

deutscher Hilfe dagegen getan wird

20 Ein Ranger auf 180 Quadratkilometern

Im Gespräch mit Robert Muir

22 Verschwinden die grauen Riesen im

Selous?

25 Asien hat es in der Hand

Ein Kommentar von Markus Borner

26 Die Kunst, Elefanten zu zählen

04 AKTUELLES WELTWEIT

Neues aus unseren Projekten, von unseren

Partnern und rund um die ZGF-Projektgebiete

30 ZGF DIALOG

30 Helfen Sie mit Ihrer Spende

ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

INHALT 01 / 2014

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stalten sie Wälder und Savannen. Jeder einzelne Fußtritt der ton-

nenschweren Tiere verdichtet den Boden, Pfade entstehen. Mit ihren

Stoßzähnen heben sie Wasserlöcher aus, 200 bis 300 Kilogramm

Nahrung werden täglich verspeist. In ihrem Verdauungstrakt tragen

sie Pflanzensamen auf ihren weiten Wande-

rungen mit sich. Beim Ausscheiden geben sie

dem Sämling gleich noch ein ideales Dung-

beet mit und pflanzen so neu, was sie woan-

ders gefressen haben. Geradezu legendär ist

ihr komplexes Sozialverhalten. Die Leitkühe

geben soziale Werte und Kenntnisse von

Wanderrouten an die nachfolgende Genera-

tion weiter. Elefanten können zählen, schei-

nen ein Ich-Bewusstsein zu haben, erkennen

Überreste toter Artgenossen und verständi-

gen sich per Infraschall über viele Kilometer

hinweg. Sie sind Touristenmagneten in den

Schutzgebieten Afrikas und damit Bestand-

teil einer milliardenschweren Industrie mit

Millionen von Arbeitsplätzen.

Warum die Elefanten heute so bedroht sind und was zur ihrer Rettung

getan wird – das erfahren Sie in diesem Heft. Für uns ist der Kampf

gegen die Wilderei auf Elefanten und Nashörner längst zum Schwer-

punkt unserer täglichen Arbeit geworden.

Wir lieben Elefanten. Eine Welt ohne sie würde anders aussehen.

Das dürfen wir nicht zulassen.

Herzlichst, Ihr

Wir alle lieben Elefanten. Wir

wachsen ja quasi mit ihnen auf, auch außerhalb von Afrika und

Asien. Unvergessen der kleine Elefant Junior im Dschungelbuch ge-

folgt von Benjamin Blümchen, dem sprechende Zoo-Elefanten oder

all die Bimbos, Barbars oder Samis in end-

losen Kindergeschichten, Hörspielen und

Zeichentrickfilmen. Jumbo war der erste

Zoo-Elefant in England vor rund 150 Jahren.

Sein Name wurde weltweit zum Synonym

für Größe und er prägte sogar den Ausdruck

Jumbo Jet für besonders große Passagierflug-

zeuge. Seit Millionen von Jahren leben Ele-

fanten auf diesem Planeten. Doch noch nie

war es so kritisch um sie bestellt.

Jede einzelne Stunde sterben zwei bis vier

Elefanten durch Kugeln von Wilderern.

Zehntausende im Jahr. Der natürliche Zu-

wachs kann dies nicht kompensieren. Hinzu

kommt der großflächige Lebensraumverlust.

Die Elefantenbestände gehen weltweit zu-

rück. Von mehreren Millionen Tieren ist heute vielleicht noch eine

halbe Millionen übrig. Mit stark fallender Tendenz.

Elefanten gelten als Paradebeispiel einer Schirmart: Für ihr Über-

leben müssen große Wildnisgebiete geschützt werden. Davon pro-

fitiert, quasi unter ihrem Schirm, eine Vielzahl von Organismen in

den Tropen Afrikas und Asiens. Darüberhinaus sind sie auch eine

Schlüsselart, sie prägen ganze Ökosysteme: Als größtes Landtier ge-

Dr. Christof Schenck, Geschäft sführer der

Zoologischen Gesellschaft Frankfurt

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Mitglieder und Freunde,

Wir alle sind mit liebens-

werten Elefanten in unseren

Kinderbüchern aufge-

wachsen. Doch in der

Realität steht es schlecht

um die Dickhäuter.

Eine Welt ohne Elefanten –

das dürfen wir nicht

zulassen.

3ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

EDITORIAL

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SUMATRA

Lobbyarbeit für den Wald auf SumatraKurz vor Weihnachten unterzeichnete die

Entwicklungsbank der KfW mit der Zoolo-

gischen Gesellschaft Frankfurt und dem WWF-

Deutschland einen Kooperationsvertrag. Darin

geht es um die gemeinsame Durchführung

eines Projektes zum Schutz der einzigartigen

Regenwälder von Bukit Tigapuluh auf der in-

donesischen Insel Sumatra.

Ziel des Vorhabens ist die Erhaltung von

naturnahen Tieflandregenwäldern süd-

lich des Bukit Tigapuluh Nationalparks.

Finanziert wird es von der Internationalen

Klimaschutzinitiative des Bundesumwelt-

ministeriums (BMUB) mit 3,6 Millionen

Euro. Bukit Tigapuluhs Wälder sind derzeit

stark von Abholzung und der Umwand-

lung in Plantagen bedroht, gleichzeitig sind

sie aber einer der letzten und wichtigsten

Lebensräume von Sumatra-Elefanten, Tigern

und Orang-Utans.

Im Rahmen des Projektes wird das in In-

donesien neue Instrument der sogenannten

„Naturschutzkonzession“ genutzt werden.

Das heißt, es werden langfristige, auf 95

Jahre angelegte Konzessionen erworben, die

die Regeneration des Waldes mit einer nur

Foto

: KfW

NATURSCHUTZOFFENSIVE

Mit dem Kurzfilm „Naturschutzoffensive“

wirbt die Gregor Louisoder Umweltstiftung

für mehr Wildnisschutz in Deutschland.

Mit der Imagekampagne will die Stiftung

Initiativen vor Ort unterstützen und einen

Gegenpol zur Anti-Naturschutz-PR von

Wirtschaftsverbänden schaffen. Der knapp

vierminütige Film entstand unter der Re-

gie des bekannten Naturfilmers Jan Haft,

der auch Aufnahmen beisteuerte, wie wir

sie aus seinem Kinofilm „Das grüne Wun-

Bei der Vertragsunterzeichnung (vorne von links): WWF-Abteilungsleiter Joachim Gottschalk,

ZGF-Präsident Gerhard Kittscher, KfW-Vorstandsmitglied Dr. Norbert Kloppenburg und LEc4-Projekt-

manager Dr. Marcus Stewen. Hinten von links: LEc-Abteilungsleiterin Dr. Christine Heimburger,

LEc4-Teamleiterin Andrea Johnston und ZGF-Geschäftsführer Dr. Christof Schenck

der - unser Wald“ kennen: große eindrucks-

volle Landschaftskulissen und zauberhafte

Details im Kleinen. Der Film kann ange-

fordert werden und ist online zu sehen auf

Ú www.eintropfen.de

begrenzten Nutzung vorsehen. Zusammen

mit der Bevölkerung und den Gemeinden

vor Ort wird darüber hinaus eine umwelt-

verträgliche Nutzung für die natürlichen

Ressourcen geplant und auch umgesetzt.

Neben dem Schutz der letzten Tiefland-

regenwälder im Umfeld des Nationalparks

Bukit Tigapuluh auf Sumatra wird im Rah-

men des größeren Gesamtprojektes mit dem

Titel „Naturschutzkonzessionen zum Tro-

penwaldschutz in Indonesien“ auch die Ver-

netzung von Waldflächen in Nord-Sulawesi/

Gorontalo gefördert. Sowohl auf Sumatra

wie auch auf Sulawesi wird damit der Le-

bensraum von bedrohten Tierarten und die

biologische Vielfalt dieser Gebiete geschützt.

Mit diesem Vorhaben werden das erfolg-

reiche Engagement der Bundesregierung so-

wie der KfW im Bereich Biodiversität wie

auch die Kooperation mit WWF und ZGF

weiter ausgebaut. Die Gesamtförderung für

beide Inseln, Sumatra und Sulawesi, beträgt

8,1 Millionen Euro.

Außer der ZGF sind auch der World Wide

Fund For Nature (WWF), der Naturschutz-

bund Deutschland (NABU) sowie BirdLife

Indonesia Durchführungspartner der KfW

in diesem Projekt.

ZGF GORILLA | AUSGABE 1/20144

AKTUELLES WELTWEIT

Page 5: Gorilla 01 14 low

Foto

: G. P

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NATUR ERLEBEN IN BRANDENBURG

Wollen Sie Wolfsspuren suchen, mit dem

GPS-Gerät die Wildnis erkunden oder

dem Gesang seltener Vögel lauschen?

Dann wäre ein Kurzurlaub in Branden-

burg genau das Richtige. Ein Veranstal-

tungsprogramm mit vielen spannenden

Naturerlebnisangeboten kann jetzt bei der

Stiftung Naturlandschaften Brandenburg

kostenfrei bestellt werden. Gemeinsam

mit ihren Partnern hat die Stiftung wieder

zahlreiche Wanderungen, Radtouren und

PERU

Ein Jaguar erobert die virtuelle WeltAls am 16. Juli nachmittags um halb fünf

irgendwo in den Sümpfen von Pampas del

Heath im fernen Peru ein Jaguar mit seiner

frisch erlegten Beute in eine Kamerafalle der

ZGF tappte, ahnte niemand (und schon gar

nicht der Jaguar), dass er fünf Monate später

zum Facebook-Star werden sollte.

Bilder aus Kamerafallen sind sehr wich-

tig für Wissenschaftler und erfreuen sich

auch bei den Fans der ZGF-Facebookseite

großer Beliebtheit, weswegen wir unsere

Fans immer wieder gerne an den High-

lights der Feldforschung teilhaben lassen.

„Eine bedrohte Art frisst eine andere be-

drohte Art“, lautete die flapsige Unterschrift

unter dem Jaguar, der sich gerade ein Gür-

teltier fürs Abendessen geschnappt hatte.

Welchen Sturm der Begeisterung das Foto

des besagten Jaguars aus Pampas del Heath

auslösen würde, hätten wir jedoch nicht er-

wartet. Innerhalb kürzester Zeit hatten 171

Fans „Gefällt mir“ geklickt, verzückte Wis-

senschaftler begeisterte Kommentare hinter-

lassen und 125 Personen den Eintrag geteilt.

Letztendlich haben 14.000 Menschen den Ja-

guar und seine Beute bewundert. Wir hoffen

nur, dass ihm das Gürteltier geschmeckt hat.

Wenn auch Sie sich für Nachrichten, Bilder

und Geschichten aus den ZGF-Projekten in-

teressieren, dann besuchen Sie unsere Face-

bookseite! Dafür müssen Sie nicht einmal

selbst bei Facebook angemeldet sein.

Ú www.facebook.com/Frankfurt.Zoological.

Society

Eine bedrohte Art frisst eine andere bedrohte Art: Jaguar mit Gürteltier

DEUTSCHLAND

10 Jahre Nationalpark EifelSeit 2004 hat die Eifel einen Nationalpark. Die

ZGF war vor mehr als einem Jahrzehnt eine

der Geburtshelferinnen des Parks, indem sie

den Förderverein Nationalpark Eifel unter-

stützte. Der Verein war eine der treibenden

Kräfte zur Nationalparkausweisung.

Die große Geburtstagsfeier findet am 30. und

31. August in Schleiden-Gemünd statt, im

Kurhaus, seinen Außenanlagen und im Nati-

onalpark-Tor. Ein buntes Rahmenprogramm

für Groß und Klein mit geführten Wande-

rungen, Musik und Kultur, Kinderprogramm

und einem Nationalpark-Markt begleitet die

Feierlichkeiten. Darüber hinaus gibt es fast

täglich geführte Ranger-Touren.

Ú www. nationalpark-eifel.de

Informationsveranstaltungen zu den Stif-

tungsflächen Jüterbog und Heidehof zu-

sammengestellt. Das Jahresprogramm ist

selbstverständlich auch online verfügbar.

Ú www.stiftung-nlb.de

Ranger des Nationalparks Eifel

5ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

AKTUELLES WELTWEIT

Page 6: Gorilla 01 14 low

BRASILIEN

Naturschutz geht in die Luft ÖSTERREICH

Bartgeier-Gründer-paar verstorben Einen fliegenden Helfer hat sich im letz-

ten Sommer das Instituto Araguaia zugelegt.

Das Institut im brasilianischen Bundesstaat

Tocantins hat sich dem Schutz des Flusses

Araguaia verschrieben und konzentriert sich

dabei besonders auf das Schutzgebiet Can-

tao. Dafür erhält es von der ZGF eine Pro-

jektförderung. Mithilfe einer Kameradrohne

können die Naturschützer nun schwer zu-

gängige Teile dieses bedrohten Ökosystems

leichter überwachen.

Der Quadrocopter, wie das kleine fernge-

steuerte Fluggerät genannt wird, hat sich

auf seinen ersten Testflügen bereits bestens

bewährt. „In den Seen, die wir mit der Ka-

meradrohne überwachen, hat seitdem defi-

nitiv niemand sein Netz ausgeworfen oder

am Ufer illegal sein Zelt aufgebaut“, berich-

tet George Georgiadis, Chef des Instituto

Araguaia. Auf den zehnminütigen Überwa-

chungsflügen liefert die Kamera Bilder von

den Seen und Altarmen in einem Radius

von drei Kilometern. Zudem erlaubt sie nun

auch aus der Luft einen Blick auf die großen

Bewohner der Seen, die Riesenotter.

Während Kameradrohnen vor ein paar Jah-

ren noch allein der militärischen Nutzung

vorbehalten waren, sind sie heute für ein

paar Hundert Dollar für jedermann zu ha-

ben und eine ganze Reihe von ZGF-Pro-

jekten nutzten sie, um sich einen schnellen

Überblick aus der Luft zu verschaffen. „Der

Anschaffungspreis lag bei etwa 600 US-

Dollar“, berichtet George Georgiadis. „In

Anbetracht der geografischen Besonder-

heiten unserer Region sind uns die Luftauf-

nahmen schon jetzt bei Wildtiermonitoring,

Forschung und Naturschutz eine enorme

Hilfe“, fügt er hinzu.

Auf seinem Weg durch das Cantao Schutz-

gebiet überflutet der Rio Araguaia in der

Regenzeit dessen 90.000 Hektar Fläche

weiträumig. In der Trockenzeit hinterlässt er

dort Hunderte von Seen und Altarmen, die

als Laich- und Brutplätze für diverse Arten

von Amazonasfischen dienen.

Über 700 Vogelarten, fast 300 Fischarten

(mehr als in ganz Europa) sowie große Po-

pulationen bedrohter Arten wie Riesenot-

ter, Jaguar und Mohrenkaiman machen das

Ökosystem zu einem der reichhaltigsten des

östlichen Amazonas. Illegale Fischerei so-

wie eine ungeregelte touristische Nutzung

hatten in der Vergangenheit insbesondere

die Bestände des Riesenotters gefährdet.

Bislang mussten sich Georgiadis und seine

Kollegen stundenlang durch den dichten

Dschungel kämpfen, um einen Blick auf ab-

gelegene Seen werfen zu können. Die neue

Kameradrohne erleichtert ihnen diese Ar-

beit nun ungemein.

Und manchmal kann dank dem fliegenden

Auge auch Alarm geschlagen werden. Auf

einem seiner Fotos war ein kleiner weißer

Punkt auf einer Flussbiegung innerhalb des

Nationalparks zu sehen: ein Boot! Sofort

jagten die Ranger ihrerseits mit dem Boot

den unbefugten Eindringlingen hinterher

und stellten sie zur Rede. Statt Wilderern

trafen sie jedoch nur verunsicherte Tou-

risten an, die während der Suche nach einem

Prachtexemplar von Buntbarsch die Grenze

des Nationalparks überschritten hatten.

Schneller Überblick: Der ferngesteuerte

Quadrocopter ermöglicht einen Blick über das

unzugängliche Gebiet

Im Alpenzoo Innsbruck lebte das Bartgeierpär-

chen, das den Grundstock des europäischen

Programms zur Zucht und Auswilderung des

Bartgeiers in den Alpen bildete.

Beide Vögel stammten ursprünglich aus

Turkmenistan. Der große Bruterfolg der bei-

den führte dazu, dass 1978 ein Projekt zur

Wiederansiedlung von Bartgeiern in den Al-

pen ins Leben gerufen werden konnte. Im

letzten Sommer starb nun das Männchen

im greisen Alter von 48 Jahren, das ebenfalls

sehr betagte Weibchen (50) musste wenig

später eingeschläfert werden. In der Natur

werden Bartgeier etwa 30 bis 40 Jahre alt.

Im 19. Jahrhundert war der Bartgeier in den

Alpen durch intensive Bejagung ausgerottet

worden. Um die stark gefährdeten Bestände

in anderen Regionen, in denen Bartgeier

noch lebten, zu schonen, wurde für die Wie-

deransiedlung in den Alpen von Beginn an

ausschließlich auf die Nachzucht mit Tieren

gesetzt, die sich bereits in Gefangenschaft

befanden. Die ZGF unterstützte das Pro-

gramm zur Bartgeierwiederansiedlung von

1978 bis 2013. Im Verlauf der Jahre konn-

ten mehr als 190 Bartgeier in die Freiheit

der Alpen entlassen werden. Heute wird das

Projekt von der Vulture Conservation Foun-

dation (VCF) weitergeführt, die 2009 von

der ZGF gegründet worden war und von

zahlreichen Stiftungen, aber auch europä-

ischen Zoos unterstützt wird.

Ú www.4vultures.org

Foto

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Gut 40 Jahre ein Paar: Auf diesen beiden beruht der

Erfolg der Bartgeier-Wiederansiedlung in den Alpen

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6 ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

AKTUELLES WELTWEIT

Page 7: Gorilla 01 14 low

SUMATRA

Unsere Orang-Utan-BrüderAls der Kreativdirektor des kalifornischen Ka-

meraherstellers GoPro, Bradford Schmidt, im

Sommer letzten Jahres auf die Zoologische

Gesellschaft Frankfurt (ZGF) zukam mit der

Idee, den Orang-Utans in der ZGF-Dschungel-

schule auf Sumatra eine GoPro-Kamera anzu-

hängen, waren die Vorbehalte groß.

Gute Idee zwar, dass die Orangs ihre Klet-

terpartien in den Baumwipfeln selbst filmen

sollten, doch nie im Leben, so war sich ZGF-

Projektleiter Dr. Peter Pratje sicher, würden

die Menschenaffen da mitspielen. Die Exis-

tenz der Kamera wäre nur eine Frage von

Minuten. „Orang-Utans sind extrem neugie-

rig und zerlegen alles, was sie in die Finger be-

kommen, in Einzelteile“, war sich Pratje sicher.

Einen Versuch wert war es trotzdem. Be-

geistert von der Arbeit und vom Engage-

ment des Orang-Utan-Projektes der ZGF

Foto

: GoP

ro

auf Sumatra, wollte Schmidt ein „Hero“-

Video drehen. Die nach der neuen Genera-

tion der kleinen Action-Kameras benannte

Serie widmet sich „Helden“ aus den ver-

schiedensten Bereichen.

Das Video sollte die große GoPro-Fange-

meinde für Orang-Utans begeistern – für die

witzigen, liebenswerten und cleveren Men-

schenaffen – aber es sollte auch der Ernsthaf-

tigkeit des Schutzprojektes gerecht werden.

„Uns war wichtig, dass es kein Action-Video

wird, bei dem die Orang-Utans einfach nur

lustige Szenen haben, sondern dass unsere

Naturschutz-Message rüberkommt“, sagt

Dagmar Andres-Brümmer von der ZGF-

Kommunikationsabteilung.

Und diese Rechnung ist in doppelter Hin-

sicht aufgegangen. Fast so, als wollten sie

selbst auf ihre Sache aufmerksam machen,

Kein Zweifel, dass Orang-Utan Julius verwandt sein muss mit Bradford Schmitt und J. Miller vom GoPro Medien-Team. Die drei rothaarigen Herren hatten

gleichermaßen Spaß beim Dreh des Videos

waren die jungen Orang-Utans in Peter

Pratjes Auswilderungsstation ausgesprochen

kooperativ, schnappten sich die kleinen

robusten Kameras und filmten sich selbst

beim Klettern in den Bäumen. Dass die eine

oder anderer Kamera dabei aus großer Höhe

fallen gelassen wurde, war zu erwarten und

macht letztendlich auch den Charme des

Videos aus. Mehr als 250.000 Menschen

haben das Video seit November gesehen.

„Das ist eine tolle Resonanz“, sagt Andres-

Brümmer, „und mit Our Orangutan Brethren

hat das Medien-Team GoPro auch wirklich

ein Video ins Netz gestellt, das nicht durch

Action und schnelle Schnitte gekennzeichnet

ist, sondern durch die leisen Töne besticht.

Viele Leute haben uns daraufhin kontaktiert

und unser Projekt unterstützt. Und hoffent-

lich werden es noch mehr.“

Ú Our Orangutan Brethren

http://youtu.be/oir_PSJpbAA

7ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

AKTUELLES WELTWEIT

Page 8: Gorilla 01 14 low

DEUTSCHLAND

Nationalpark Hunsrück geht in die heiße Phase

SUMATRA

Abenteuer mit Elefanten

Es ist beschlossene Sache: Deutschland be-

kommt seinen 16. Nationalpark, den National-

park Hunsrück.

Bei der Abstimmung Ende 2013 durch drei

Verbands- und 75 Ortsgemeinden in der

Nationalparkregion sowie die Kreistage in

Birkenfeld und Trier wurde das Landeskon-

zept zum Nationalpark mit überwältigender

Mehrheit angenommen. Nun kann das Ge-

setzgebungsverfahren eingeleitet werden,

das die Grundlage für die offizielle Auswei-

sung des Nationalparks bildet.

Der Nationalpark Hunsrück wird sich rund

um den Erbeskopf erstrecken, zwischen

Hermeskeil und Nonnweiler im Westen

und Idar-Oberstein und Herrstein im Os-

ten. Der ca. 10.200 Hektar große Park wird

größtenteils auf rheinland-pfälzischem und

zu knapp zehn Prozent auf saarländischem

Gebiet liegen, eingebettet in den Naturpark

Saar-Hunsrück.

Der Hunsrück zeichnet sich durch großflä-

chige, naturbelassene Buchenwälder aus, de-

Wilden Sumatra-Elefanten nahe zu kom-

men, ist ein sehr seltenes Erlebnis, denn die

scheuen Tiere leben im dichten Wald gut ver-

steckt. Das macht das Monitoring der Ele-

fanten extrem schwierig.

Die Besenderung von Sumatra-Elefanten ist

seit 2012 Teil des Elefantenschutzprojekts in

Bukit Tigapuluh, doch die letzte Besende-

rungsaktion war ein besonderes Erlebnis. An

nur einem Tag konnten zwei Tiere mit Sende-

halsbändern versehen werden. Eins davon, eine

Elefantenkuh, war in Begleitung ihres nur we-

nige Monate alten Babys. Obwohl die Situation

ungewöhnlich war für den kleinen Elefanten,

war er völlig entspannt, hat sogar mehrmals

Milch getrunken und war überaus interessiert

an den komischen Gästen im Wald, die seiner

zu der Zeit betäubten Mutter ein Halsband ver-

passten. Diese stand angelehnt an einen Baum,

denn bei optimaler Dosierung des Betäubungs-

mittels bleiben die Tiere stehen.

Mit GPS-Sendern ausgestattete Elefanten

können wir genau lokalisieren und ihre Be-

wegungen verfolgen. Das hilft uns bei ihrem

Schutz: Wir können so dazu beitragen, dass

Konflikte mit ortsansässigen Bauern vermie-

den werden, Schutzgebiete eingerichtet und

die Tiere vor Wilderern und anderen Gefahren

beschützt werden können.

ren Standort- und Strukturvielfalt wertvollen

Lebensraum für einen außergewöhnlichen

Artenreichtum bietet. Die störungsarmen,

großflächig zusammenhängenden Wäl-

der bieten unter anderem Lebensräume für

Arten mit großen Raumansprüchen wie

Wildkatze und Rotwild sowie für Altholz-

bewohner (z. B. Schwarzspecht, Raufußkauz

und Bechsteinfledermaus).

Im Februar 2014 wurde bereits ein Regio-

nalbüro mit Sitz im Forstamt Birkenfeld ge-

gründet, wo das 10-köpfige Starterteam bis

zur Eröffnung des Nationalparks (voraus-

sichtlich im Frühjahr 2015) vielfältige Pla-

nungsaufgaben übernimmt.

Das positive Votum der Bevölkerung wurde

vor allem durch das große Engagement des

„Freundeskreises Nationalpark Hunsrück

e. V.“ erreicht, der sich im Juli 2013 gegründet

hatte. Die ZGF unterstützte den Förderverein

im vergangenen Jahr bei der Vereinsgrün-

dung und bei seiner inhaltlichen Arbeit.

Ú freundeskreisnationalparkhunsrueck.de

Die ZGF hat die Bürgerinitiative für den Nationalpark im Hunsrück unterstützt und bei der Gründung

eines Fördervereins im Sommer 2013 begleitet

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Projektleiter Alexander Moßbrucker neben der

betäubten Ginting und ihrem Sohn Chrisna

8 ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

AKTUELLES WELTWEIT

Page 9: Gorilla 01 14 low

GALÁPAGOS

50 Jahre Galápagos-ForschungSeit 50 Jahren gibt es die Charles Darwin For-

schungsstation. Am Rande der kleinen Stadt

Puerto Ayora, auf der Galápagosinsel Santa

Cruz, wurde die kleine biologische Station

am 20. Januar 1964 eröffnet.

Die Gründung der Charles Darwin Research

Station CDRS war das Ergebnis eines Be-

suchs des österreichischen Verhaltensfor-

schers Irenäus Eibl-Eibesfeldt auf den Inseln

in den 1950er-Jahren. Der junge Forscher war

fasziniert von der Natur und der biologischen

Besonderheit der Inseln, die Charles Darwin

zu dessen Evolutionstheorie inspiriert hatten.

Und er sah, dass diese Vielfalt verloren ginge,

wenn die Inseln nicht schnell und gut ge-

schützt würden. Eibl-Eibesfeldt schlug Alarm

und fand Gehör bei der Regierung Ecuadors,

der UNESCO und der gerade gegründeten

Internationalen Naturschutzunion IUCN.

1959 wurde der Galápagos Nationalpark

ausgewiesen und die Charles Darwin Foun-

dation gegründet, die wiederum der Träger

der Forschungsstation ist. Seit 1964 konnten

unzählige Wissenschaftler an der CDRS for-

schen und so ein umfassendes Wissen über

die Ökologie der Galápagosinseln und ihre

Arten zusammentragen.

Auch aus Deutschland kam über Jahrzehnte

Unterstützung für die Forschungsstation. Von

1968 bis 2012 finanzierte die Zoologische Ge-

sellschaft Frankfurt Naturschutzprojekte auf

Galápagos, die die CDRS durchführte – meist

in Zusammenarbeit mit der Nationalparkver-

waltung. Auch heute ist die ZGF der Station

und den Mitarbeitern noch sehr verbunden

und unterstützt die Charles Darwin Founda-

tion in ihrer allgemeinen Arbeit. Das inter-

nationale Netzwerk der Friends of Galápagos

Organisationen und weitere Geber bilden das

finanzielle Rückgrat der Forschungsstation,

die auch künftig einen wichtigen Beitrag zur

Erforschung der einmaligen Inseln und zu

ihrem Schutz leisten wird. Die Charles Darwin Forschungsstation

KASACHSTAN

Auch der Saiga geht es ans HornDie Wilderei von Elefanten und Nashörnern ist

derzeit überall in den Medien präsent. Weit

weniger bekannt ist, dass auch die illegale

Jagd auf die Saiga-Antilopen in den Steppen

Kasachstans in den vergangenen Jahren be-

sorgniserregend angestiegen ist.

Während im Jahr 2007 lediglich 12 Fälle re-

gistriert wurden, waren es 2013 bereits 57.

Vielfach wird eine große Anzahl an Tieren

getötet, da die Wilderer gleich ganze Herden

von Saiga-Männchen erschießen. Ranger aus

dem ZGF-Projektgebiet Altyn Dala begeg-

nen bei ihren Touren durch die Steppe fast

nur noch Gruppen mit weiblichen Tieren. In

den vergangenen acht Jahren wurden insge-

samt mehr als 8.000 Saiga-Hörner in Kasach-

stan sichergestellt, den traurigen Höhepunkt

bildete das Jahr 2012 mit 5.483 Funden. 2013

sank die Anzahl zwar auf rund 400, es ist je-

doch fraglich, ob dies auf eine Abnahme der

Wilderei zurückzuführen ist. Wenn die Hör-

ner, wie in den meisten Fällen, verarbeitet und

in Pulverform geschmuggelt werden, sind sie

nur schwer als Saiga-Horn zu identifizieren.

Ähnlich wie Rhinozeros-Horn wird das Saiga-

Horn in der traditionellen chinesischen Medi-

zin eingesetzt, wodurch eine hohe Nachfrage

in China und anderen Ländern Südost asiens

besteht. Seit dem Handelsverbot für Rhino-

zeros-Horn von 1993 wird das Gehörn der

Saiga-Antilopen vielfach als Ersatz genutzt.

Aufgrund der zunehmenden Wilderei er-

höhte die kasachische Regierung in den letz-

ten Jahren die Ausgaben für den Schutz der

Saigas erheblich. 2014 werden umgerech-

net knapp 2,7 Mio. Euro für die Überwa-

chung der Bestände sowie die Bekämpfung

der Wilderei zur Verfügung gestellt. Die

Regierung bietet außerdem Weiterbildung

für Zollbeamte an, um diese bei der Iden-

tifizierung von Bestandteilen von Tieren,

die im Washingtoner Artenschutzüberein-

kommen (CITES) gelistet sind, besser zu

qualifizieren. Momentan setzen sich das

Umweltministerium Kasachstans und unser

Projektpartner Association for the Conserva-

tion of Biodiversity of Kazakhstan (ACBK)

für die Ausbildung von Spürhunden ein, die

den Strafverfolgungsbehörden dabei helfen

sollen, Saiga-Horn sowohl im Land als auch

an den Grenzen aufzuspüren.

Begehrt: das Gehörn der Saiga-Männchen

9ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

AKTUELLES WELTWEIT

Page 10: Gorilla 01 14 low

PERU

Die goldene Muttergottes In der Region Madre de Dios (zu deutsch

„Muttergottes“), im Süden des peruanischen

Amazonasgebiets hat sich der illegale Gold-

abbau in den letzten zwei Jahren immer

rasanter ausgebreitet. Die Folgen für Men-

schen, Tiere und Natur sind katastrophal.

Wer die tropischen Regenwälder von Madre

de Dios überfliegt, wähnt zunächst das Pa-

radies unter sich. Tatsächlich ist die Vege-

tation üppig und der Wald artenreich – auf

einem einzigen Hektar in dieser Region fin-

den sich bis zu 300 verschiedene Baumarten.

Doch immer öfter wird das satte Grün jäh

unterbrochen, breitet sich entlang der Flüsse

ein gigantischer Flickenteppich aus gel-

ben Giftlöchern aus. Ein hemmungslos be-

triebener Goldabbau hat innerhalb weniger

Jahre gigantische Narben in der Landschaft

hinterlassen und weite Teile des Tieflandre-

genwalds zerstört. Um 400 Prozent haben

die Goldabbauflächen zwischen 1999 und

2012 zugenommen.

Im Oktober vergangenen Jahres haben Greg

Asner und sein Team von der Carnegie In-

stitution for Science im kalifornischen Stan-

ford Daten vorgelegt, die das ganze Ausmaß

der Tragödie in Madre de Dios zeigen. Mit

einer speziellen Methode der Kartierung

aus der Luft konnten sie selbst kleinste Stö-

rungen am Boden nachweisen, die bei der

klassischen Luftbildauswertung normaler-

weise durchs Raster fallen.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass viel mehr

Wald zerstört ist, als Regierung und Wis-

senschaft bislang gedacht haben. Die

Zerstörung des Waldes hat sich seit der Fi-

nanzkrise 2008 und dem raketenartigen

Anstieg des Goldpreises verdreifacht, von

2.166 Hektar auf 6.145 Hektar pro Jahr“,

sagt Greg Asner.

Damit sind in den letzten fünf Jahren mehr

als 30.000 Hektar tropischen Regenwaldes

in Madre de Dios verschwunden. Entwal-

dung durch Goldabbau ist heute der Haupt-

grund für den Waldverlust in Madre de Dios,

illegale Minen verschlingen mehr Wald als

Viehwirtschaft, Landwirtschaft und kom-

merzielle Abholzung zusammen.

REGION IM GOLDRAUSCH

Die dünn besiedelte Region im Südos-

ten Perus bietet den Menschen nur wenige

Möglichkeiten, ihren Lebensunterhalt zu

verdienen. Daher hat die Explosion des Welt-

marktpreises für Gold, mit einem Preisan-

Die Landsat-Karte zeigt den Zuwachs der Zerstörung entlang des Flusses Madre de Dios durch Goldminen zwischen 1999 und 2012

Foto

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10 ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

AKTUELLES WELTWEIT

Page 11: Gorilla 01 14 low

stieg um 360 Prozent in den letzten zehn

Jahren, zu einem regelrechten Goldfieber in

Amazonien geführt. Peru ist mittlerweile der

größte Goldproduzent in Lateinamerika, der

sechstgrößte weltweit.

Allein in der Region Madre de Dios arbeiten

mehr als 30.000 Goldwäscher. Und hier fin-

den 85 Prozent des illegalen Goldabbaus in

Peru statt. Die Goldschürfer sind meist bit-

terarme Zuwanderer, die aus dem Anden-

hochland in das Amazonastiefland kommen.

Die schnell wachsenden Orte, in denen die

Minenarbeiter wohnen, sind geprägt durch

Gewalt, Prostitution sowie die Ausbeutung

von Kindern und Jugendlichen. Und ein

Ende des verhängnisvollen Goldrauschs ist

nicht abzusehen: Auf den Schreibtischen

des Energie- und Bergbauministeriums lie-

gen derzeit etwa 1.000 weitere Anträge auf

Abbaugenehmigungen – für insgesamt circa

400.000 Hektar!

GIFT FÜR DIE NERVEN, GIFT FÜR DIE NATUR

Um reines Gold zu gewinnen, setzen die Mi-

nenarbeiter Quecksilber ein. „Quecksilber

verbindet sich mit den winzigen Goldpar-

tikeln zu einem Amalgam, das dann erhitzt

wird. Das Quecksilber verdampft dabei und

das reine Gold bleibt übrig. Quecksilber-

dämpfe sind hochgradig giftig, wie hierzu-

lande jedes Kind weiß. Die Arbeiter in Peru

jedoch atmen diese Dämpfe täglich und un-

gefiltert ein“, erläutert Dr. Antje Müllner,

ZGF-Referatsleiterin für Südamerika. Pro

Gramm Gold, das gewonnen wird, werden

über drei Gramm Quecksilber freigesetzt.

Nach Schätzungen von Experten gelangen

auf diese Weise pro Jahr etwa 32 Tonnen gif-

tigen Quecksilbers in die Luft und ins Was-

ser der Region Madre de Dios.

Für die Menschen von Madre des Dios stellt

das Quecksilber ein hohes gesundheitliches

Risiko dar. Nicht nur die Dämpfe greifen ihr

Nervensystem an, sondern auch der Verzehr

von kontaminiertem Fisch. Nach Erkennt-

nis der Carnegie-Forscher weisen 9 von 15

Fischarten, die auf den Märkten verkauft

werden, Quecksilberwerte auf, die die inter-

national geltenden Grenzwerte übersteigen.

Haarproben von 1.029 Bewohnern der Re-

gion ergaben eine gefährlich hohe Queck-

silberkonzentration bei zwei Drittel der

Untersuchten. Am schlimmsten betroffen

waren indigene Menschen, die sich haupt-

sächlich von Fisch ernähren und unter die-

sen wiederum die Kinder. Letztere wiesen

Quecksilberwerte auf, die den Referenzwert

der Weltgesundheitsorganisation WHO um

das Fünffache überstiegen.

NATIONALES THEMA

„In Peru beobachtet man diese Entwicklung

mit großer Sorge, denn es ist nicht nur öko-

logischer, sondern auch sozialer Spreng-

stoff. Die Behörden sind de facto nicht

mehr in der Lage, den Zehntausenden von

illegalen Goldsuchern Herr zu werden“, sagt

Antje Müllner.

Ú Video zur Carnegie-Studie:

http://carnegiescience.edu/news/gold_mi-

ning_ravages_perú

Ú Die Originalpublikation ist frei verfüg-

bar auf www.pnas.org

Ú Gregory P. Asner, William Llactay, Raul

Tupayachi und Ernesto Ráez Luna

(2013): Elevated rates of gold mining in

the Amazon revealed through high-reso-

lution monitoring. PNAS, November 12,

2013, Vol. 110, No. 46, 18454–18459;

doi/10.1073/pnas.1318271110

HINTERGRÜNDE

Die ZGF versucht im Rahmen ihres Peru-

programms daher, die Schutzgebietsbehörde

SERNANP dabei zu unterstützen, die Aus-

breitung von Minen in Schutzgebieten und

Nationalparks zu verhindern. Noch gelingt

das, aber der Druck auch auf diese Gebiete

steigt und die Quecksilberbelastung macht

ohnehin vor Parkgrenzen nicht Halt. „Umso

wichtiger wäre es, den Handel mit Queck-

silber strikter zu kontrollieren, denn in Peru

ist der Import von Quecksilber nicht be-

schränkt, obwohl etwa 95 Prozent für den

illegalen Goldabbau verwendet werden“,

sagt Antje Müllner. Doch leider fühlen sich

bislang weder die Finanzbehörde, noch die

Polizei oder das Energie- und Bergbau-

ministerium dafür zuständig.

Letztendlich tragen aber wir alle die Verant-

wortung für die Regenwaldzerstörung durch

Goldabbau. „Die unglaubliche Flora und

Fauna dieser Region fällt dem Goldrausch

zum Opfer. Niemand sollte auch nur ein

Gramm dieses Dschungelgoldes kaufen“, be-

tont Carnegie-Forscher Greg Asner.

Aufnahmen aus einer Befl iegung der ZGF vom

Juli 2013 zeigten das Ausmaß der Zerstörung

entlang des Madre de Dios

11ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

AKTUELLES WELTWEIT

Page 12: Gorilla 01 14 low

THEMAS c h w e r p u n k t

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Dieser Elefant im Selous starb in einer Wildererschlinge.

Seine Stoßzähne werden von einem Mitarbeiter des Parks sichergestellt.

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SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

Page 13: Gorilla 01 14 low

E in Stück nach dem anderen verschwindet im Schredder und

taucht nach einigem Rattern und Quietschen in pulverisierter

Form wieder auf. Was die Arbeiter hier in die Maschinen wer-

fen, ist kein Holz, sondern eines der teuersten Materialien der Welt.

Mehr als sechs Tonnen Elfenbein lässt die chinesische Regierung an

diesem 6. Januar 2014 in der Stadt Dongguan zerstören – Stoßzähne,

Statuen und Schnitzereien im Wert von etlichen Millionen Euro, die

der Zoll als Schmuggelware beschlagnahmt hatte.

Ähnlich öffentlichkeitswirksame Aktionen hat es in letzter Zeit auch

in anderen Ländern gegeben. In den USA ließ der International

Fund for Animal Welfare IFAW gemeinsam mit den Behörden im

November ebenfalls rund sechs Tonnen des „weißen Goldes“ ver-

nichten, die sich im Laufe von etwa 25 Jahren beim dortigen Zoll

angesammelt hatten. Und auch die Philippinen, Gabun und Kenia

haben in den letzten Jahren große Mengen Stoßzähne und daraus

gefertigte Produkte zerstört. Die Begründung war jedes Mal ähnlich:

Man wolle ein deutliches Zeichen gegen den illegalen Elfenbeinhan-

del und die ständig zunehmende Elefanten-Wilderei setzen. Doch

was helfen solche symbolischen Aktionen? Hätte man die wertvolle

Ware nicht lieber verkaufen und die Einnahmen in einen besseren

Dickhäuter-Schutz stecken sollen? Solche Ideen werden immer wie-

der diskutiert. Die meisten Naturschützer halten sie allerdings nicht

für Erfolg versprechend.

ELEFANTEN IM FADENKREUZ

Derzeit werden so viele Elefanten illegal getötet wie seit Jahrzehnten

nicht mehr. Dabei schien die große Krise der Dickhäuter eigentlich

schon überwunden zu sein. In den 1970er- und 1980er-Jahren hatte

Von Kerstin Viering

Etliche Staaten haben in letzterZeit große Mengen Elfenbein öff entlich zerstört, um ein Zeichen gegen die eskalierende Elefanten-Wilderei zu setzen. International hat das Th ema mittlerweile große Aufmerksam-keit und die Staatschefs der Elefanten-Staaten sind sich einig: Es muss schnell etwas geschehen.

die große Nachfrage nach Elfenbein die Wilderei schon einmal mas-

siv angefacht. Auf dem Höhepunkt des Gemetzels, Ende der 1980er-

Jahre, sollen nach Angaben der Naturschutzorganisation WWF bis

zu 100.000 Elefanten pro Jahr illegal getötet worden sein. Im Jahr

1989 aber stellte die internationale Staatengemeinschaft die afrika-

nischen Elefanten unter den Schutz des Washingtoner Artenschutz-

übereinkommens (CITES). Damit war der internationale Handel mit

Elfenbein zunächst komplett verboten. Und prompt begannen sich

die Elefantenbestände zu erholen.

Nun aber berichten Naturschützer aus ganz Afrika über eine massive

Zunahme der Wilderei. Und dieser Trend lässt sich mit Zahlen bele-

gen. Ein von CITES eingerichtetes Programm namens MIKE („Mo-

nitoring the Illegal Killing of Elephants“) registriert seit dem Jahr

2002 sowohl die Zahl der tot aufgefundenen Elefanten als auch die

Todesursachen. Seit 2006 geht dabei ein immer größerer Anteil der

Todesfälle auf das Konto von Wilderern. Im afrikanischen Durch-

schnitt waren im Jahr 2011 rund drei Viertel aller entdeckten toten

Elefanten illegal erschossen worden. Allein 2012 sollen etwa 22.000

Dickhäuter der Wilderei zum Opfer gefallen sein. Und seither hat

sich die Lage nicht verbessert. „Wir schätzen, dass in Afrika weiter-

hin zwischen 20.000 und 30.000 Elefanten pro Jahr gewildert wer-

den“, sagt Christof Schenck, Geschäftsführer der ZGF.

Wenn sich dieser Trend fortsetzt, könnte Afrika nicht nur eines sei-

ner charismatischsten Tiere, sondern auch einen wichtigen Land-

schaftsgestalter verlieren. Schließlich sind Waldelefanten dafür

bekannt, dass sie die Samen zahlreicher Baumarten verbreiten. Und

auch ihre Kollegen in der Savanne haben einen deutlichen Einfluss

auf die Vegetation ihres Lebensraums. Auch solche ökologischen Zu-

sammenhänge droht die Wilderei zu zerstören. Und ein Ende des Tö-

tens ist derzeit nicht in Sicht.

DAS WEISSE GOLD

Die Täter operieren mal mit Schusswaffen, mal mit vergifteten Was-

sermelonen. Das Fleisch ihrer Opfer lassen sie in der Regel liegen. Es

geht ihnen nur um die Stoßzähne. Denn mit illegalem Elfenbeinhan-

del lässt sich seit einigen Jahren wieder kräftig verdienen. Vor allem

in China ist die Nachfrage nach Schmuck und Schnitzereien aus

dem kostbaren Material sprunghaft gestiegen. Und es gibt dort im-

mer mehr Menschen, die sich derlei Luxus auch leisten können. „Ein

Kilo geschnitztes Elfenbein bringt auf dem chinesischen Schwarz-

markt inzwischen um die 10.000 Euro“, sagt Christof Schenck.

Das Geschäft mit dem Elfenbein ist dabei hochprofessionell organi-

siert und scheint zunehmend in großem Stil stattzufinden. So decken

Behörden immer häufiger Fälle auf, in denen Ladungen von mehr

als 800 Kilogramm Elfenbein illegal aus Afrika nach Asien geschafft

werden sollten. In diesen Dimensionen aber operieren keine Klein-

kriminellen, sondern internationale Verbrecherorganisationen, die

oft gleichzeitig noch in andere kriminelle Aktivitäten vom Waffen-

bis zum Drogenhandel verwickelt sind. Und der Arm dieser Syndi-

kate reicht weit – durchaus auch bis in die Behörden vom Zoll bis zur

Polizei. Wo so viel Geld im Spiel ist, blüht die Korruption. Und wenn

dann wegen fehlender Tiere und verschlechterter Sicherheitslage die

13ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

Page 14: Gorilla 01 14 low

Touristen ausbleiben, ist das für viele afrikanische Staaten auch noch

ein handfestes wirtschaftliches Problem. „Es geht hier nicht nur um

Artenschutz“, betont Christof Schenck. Die Wilderei droht, ganze

Staaten zu destabilisieren.

Dabei sehen die Regierungen etlicher afrikanischer Länder keines-

wegs tatenlos zu. Südafrika zum Beispiel hat 2010 mit der „National

Wildlife Crime Reaction Unit“ ein eigenes Kriminalamt eingerich-

tet, das sich speziell mit der Aufklärung von Wilderei und Arten-

schmuggel beschäftigt. Es wurde moderne Software angeschafft,

spezielle Fahnder haben die Arbeit aufgenommen und Militär ver-

stärkt die Anti-Wilderer-Einheiten in den Schutzgebieten. Auch

die Armee Tansanias ist immer wieder im Anti-Wilderer-Einsatz.

Doch die Lebensräume der Elefanten sind riesig und kaum flächen-

deckend zu überwachen. Und die Nationalparkverwaltungen der

meisten Länder haben mangels Geld, Ausrüstung und Personal we-

nig Chancen gegen Wilderei-Profis.

IDEEN GEGEN WILDEREI

Was also tun? Daniel Challender und Douglas MacMillan von der

University of Kent beschäftigen sich mit der Frage, warum es trotz

großer Anstrengungen bei vielen bedrohten Arten noch nicht ge-

lungen ist, das Wilderei-Problem zu lösen. Natürlich sei es wichtig,

die Maßnahmen gegen Wilderei und Artenschmuggel zu intensivie-

ren, schreiben die Forscher im Fachjournal Conservation Letters.

Gerade bei besonders wertvollen Arten, die das organisierte Verbre-

chen auf den Plan rufen, werde das allein aber nicht genügen. Da

seien neue Strategien gefragt. „Wir müssen zum Beispiel die lokale

Bevölkerung stärker in die Schutzbemühungen einbinden“, betont

Daniel Challender. Das ist unter Naturschützern weitgehend unum-

Bekannte Routen anhandbeschlagnahmter Elfenbeinmengen

< 2.000 kg

2.000 – 4.000 kg

4.000 – 6.000 kg

6.000 – 8.000 kg

DIE HAUPTSCHMUGGELROUTEN FÜR ELFENBEIN 2012 – 2013

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Schmuggelrouten anhand der beschlagnahmten Elfenbeinfunde 2012/13: Tansania ist eins der zentralen Länder im Elfenbeinschmuggel,

Hauptexporthafen ist Mombasa in Kenia. Malaysia ist das wichtigste Durchgangsland, von wo die Ware vornehmlich nach China oder Vietnam geht.

Aber auch Spanien und die Türkei dienen als Durchgangsländer, um die Herkunft des Elfenbeins zu verschleiern. (Quelle: Status of African elephant populations and levels of illegal killing and the illegal trade in ivory: A report to the African Elephant Summit December 2013)

Elefantenfi guren aus Elfenbein in einem Laden in Bangkoks Chinatown

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14 ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

Page 15: Gorilla 01 14 low

stritten. Genau wie der Ansatz, durch verstärkte Öffentlichkeitsar-

beit die Nachfrage nach Produkten aus bedrohten Arten zu senken.

Andere Vorschläge dagegen werden kontroverser diskutiert.

„Bei vielen von Wilderei bedrohten Arten sollten wir längerfristig

versuchen, einen legalen und nachhaltigen Handel zu etablieren“,

meint Douglas MacMillan. Die Steuereinnahmen daraus könne man

dann in den Schutz der jeweiligen Arten stecken. Wer die betref-

fenden Arten in speziellen Farmen züchte, könne zumindest einen

Teil der Nachfrage auf diesem Weg befriedigen. Das nehme Druck

von den Wildbeständen und senke den Anreiz zur Wilderei. Tatsäch-

lich haben solche Ansätze in einigen Fällen schon zum Erfolg ge-

führt. Zum Beispiel bei einigen großen Krokodilarten.

HANDEL ERLAUBEN ODER NICHT?

Viele Experten bezweifeln, dass diese Strategie auch bei Elefanten

klappen könnte. „Gerade afrikanische Elefanten sind sehr schwie-

rig zu halten“, gibt Christof Schenck zu bedenken. Von Zucht ganz

zu schweigen. Doch was ist mit dem Elfenbein von Tieren aus freier

Wildbahn, die ohnehin schon ums Leben gekommen sind? Warum

nicht vom Zoll beschlagnahmte Ware auf den Markt bringen, statt

sie zu zerstören?

Die Hoffnung, auf diesem Weg die Preise zu drücken und so Wil-

derer demotivieren zu können, hält Christof Schenck für unrealis-

tisch. Dazu sei die Menge zu klein, die Nachfrage zu groß und der

Schwarzmarkt zu unberechenbar. „Selbst wenn wir einen gewaltigen

Preissturz auf zehn oder zwanzig Prozent des heutigen Wertes errei-

chen könnten, würde das nichts nützen“, meint der Zoologe. Denn

bei den heutigen Preisen von bis zu 10.000 Euro für eine Schnit-

zerei würde sich das Wilderei-Geschäft selbst dann noch lohnen.

Auch viele andere Naturschutzorganisationen halten eine kontrol-

lierte Freigabe des Elfenbeinhandels nicht für hilfreich – im Gegen-

teil: Sie befürchten, dass eine solche Maßnahme mehr schaden als

nützen würde.

Ähnlich sehen das auch die Behörden, die im November die große

Elfenbein-Pulverisierung in den USA organisiert haben. „Es ist ex-

trem schwierig, legales von illegalem Elfenbein zu unterscheiden“,

argumentiert der US Fish and Wildlife Service. Aus kriminalisti-

schen Ermittlungen wisse man, dass der legale Elfenbeinhandel als

Tarnung für illegale Machenschaften dienen könne. Wenn die be-

schlagnahmten Bestände auf den Markt kommen, könnten Geschäf-

temacher also leicht versuchen, auch Ware aus dubiosen Quellen

dazwischen zu mischen und so zu „legalisieren“. Sich ein paar ge-

fälschte Stempel zu besorgen, ist in vielen afrikanischen Ländern of-

fenbar nicht allzu schwierig.

Gelegenheiten für eine solche „Elfenbein-Wäsche“ gibt es schon

heute ab und zu. So dürfen Südafrika, Botswana, Namibia und

Sim babwe unter bestimmten Bedingungen Stoßzähne ausführen,

die von natürlich verendeten Elefanten oder aus dem sogenannten

„Culling“ stammen. Darunter versteht man den legalen Abschuss

von Elefanten, die sich in einem Schutzgebiet zu stark vermehrt ha-

ben. In solchen Ausnahmefällen erlauben die CITES-Bestimmungen

einen streng reglementierten Verkauf.

Entschieden wird über solche Genehmigungen auf den Konfe-

renzen der CITES-Mitgliedsstaaten. Und allein schon die Diskus-

sion darüber scheint die illegalen Geschäfte anzukurbeln. „Wenn die

Elfenbein-Freigabe auf der Tagesordnung steht, beobachten wir oft

schon im Vorfeld der Konferenzen einen Anstieg der Wilderei“, sagt

Christof Schenck. Da will er sich lieber nicht vorstellen, was eine wei-

tere Lockerung des Handelsverbotes bewirken würde.

Kerstin Viering ist freie Journalistin und schreibt für viele deutsche

Tageszeitungen zu Natur- und Tierthemen.

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Vertreter von CITES, der Weltzollorganisation, der US-Botschaft in China sowie des International Fund for Animal Welfare waren Zeugen, als China

im Januar sechs Tonnen beschlagnahmten Elfenbeins zerstörte, um ein Zeichen gegen den Wildtierhandel zu setzten

15ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

Page 16: Gorilla 01 14 low

~ 2.000 v. Chr.Elfenbein aus Afrika war bereits im 2. Jahr-

tausend vor Christus begehrte Handelsware.

Die Phönizier bearbeiteten und verkauft en

es an die Königshäuser Ägyptens und Israels.

~ 1820–1840Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Nachfra-

ge nach Elfenbein aufgrund zunehmenden

Wohlstands in Europa und Nordamerika

sprunghaft an – für Klaviertasten, Billard-

kugeln, Messergriff e, Bürsten und Kämme,

Fächer und Stockknäufe. In Großbritannien

verdoppelte sich der Elfenbeinimport

zwischen 1820 und 1840 von 140 auf 275

Tonnen pro Jahr.

~ 1880Um das Jahr 1880 herum wurden pro Jahr

weltweit 838 Tonnen Elfenbein importiert –

in den USA 112 Tonnen, in Deutschland

137 Tonnen, in Frankreich 108 Tonnen

und in England 290 Tonnen. In London,

Antwerpen und Hamburg gab es Elfenbein-

börsen, an denen der Rohstoff gehandelt

wurde. Ganze Elefantenpopulationen fi elen

der Gier nach Elfenbein zum Opfer: Im frü-

hen Mittelalter in Nordafrika, im 18. und 19.

Jahrhundert in Südafrika und im späten 19.

und frühen 20. Jahrhundert in Westafrika.

~ 1900Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verboten die

Kolonialregierungen in den meisten ostafri-

kanischen Ländern die kommerzielle Elefan-

tenjagd und lizenzierten die Sportjagd.

~ 1970–1990In den 1970er- und 80er-Jahren fand Elfen-

beinwilderei im großen Stil statt, besonders

im Kongo und der Zentralafrikanischen Re-

publik. Auch aus Mosambik und Simbabwe

wurden große Mengen Elfenbeins exportiert.

Ein erneuter Preisanstieg beim Elfenbein

führte zu einer verstärkten Elefantenwilderei

in Ostafrika, zunächst in ungeschützten Ge-

bieten, aber bald auch in den Nationalparks

Tsavo, Murchison Falls, Queen Elizabeth,

Ruaha, Rungwa und im Selous Schutzgebiet.

1989Tansanias Wildschutzbehörde, Polizei und

Militär gingen mit der „Operation Uhai“

extrem erfolgreich gegen Wilderer vor.

Tansania reichte eine der Petitionen ein, die

zum Verbot des kommerziellen Handels von

Elfenbein durch das Washingtoner Arten-

schutzübereinkommen CITES führten. Die

Wilderei nahm drastisch ab, die Elefanten-

populationen erholten sich.

1997–1999CITES genehmigte den legalen Verkauf von

58 Tonnen Elfenbein aus Namibia, Botswana

und Simbabwe nach Japan.

2007CITES genehmigte den legalen Verkauf von

110 Tonnen aus staatlichen Elfenbeinbestän-

den aus Namibia, Botswana, Südafrika und

Simbabwe nach China und Japan.

2002, 2006, 2009In diesen Jahren gab es immer neue

Höchstmengen an beschlagnahmtem

geschmuggeltem Elfenbein, der größte

Teil stammte aus Tansania und Sambia.

2010Wissenschaft ler und Naturschützer schlagen

immer lauter Alarm, dass die Elefantenwil-

derei zunehmend außer Kontrolle gerät.

2011Die Menge beschlagnahmten Elfenbeins

erreicht mit 50 t einen neuen Höhepunkt.

DIE LANGE GESCHICHTE DES ELFENBEINHANDELS

Elfenbeinhandel in Ostafrika um 1880

Wilderer in Namibia

Sechs Tonnen an Wildtierprodukten – dekla-

riert als Holz – fand der Zoll von Hongkong

im August 2013

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16 ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

Page 17: Gorilla 01 14 low

2013 / 2014Die Staatschefs der betroff enen afrika-

nischen Länder kommen zu mehreren

Krisengipfeln in Sachen Elefantenwilderei

zusammen. Das Th ema ist weltweit präsent,

auch in China wird es zunehmend in den

Medien thematisiert.

Eine internationale Task-Force mit Beamten

aus USA, Afrika und Asien geht gemeinsam

gegen Wildtierhandel vor und verhaft et

Hunderte von Schmugglern. Zahlreiche

Länder, darunter die USA, Frankreich

und China zerstören große Mengen

beschlagnahmten Elfenbeins als öff ent-

liches Zeichen.

ELEFANTENBESTÄNDE IN AFRIKA

0,0 – 0,5 pro km2 0,5 – 2,5 pro km2 2,5 – 6,0 pro km2

Größe und Dichte der Elefantenbestände anhand Daten der IUCN

African Elephant Specialist Group, 2012.

Die Farben geben die Elefanten pro Quadratkilometer wieder, die

Größe der Kreise spiegelt die Größe der jeweiligen Population wieder.

Die großen Bestände leben fast ausschließlich in Schutzgebieten. Die

beiden großen Kreise in Tansania sind das Selous Game Reserve und

der Ruaha Nationalpark.

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Prince Charles und seine Söhne Prince

William und Harry riefen im Februar die

Staatschefs zu einem Gipfel gegen die

Wilderei nach London zusammenFoto

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17ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

Page 18: Gorilla 01 14 low

D ass Wilderei kein Tierschutzproblem ist, bei dem es um das

Leben einzelner Tiere geht, sondern sich mittlerweile zu

einem massiven Problem für verschiedene Länder Afrikas

ausgewachsen hat, ist kein Geheimnis mehr. Auf allen politischen

Ebenen ist man sich sowohl in Afrika wie auch in der westlichen

Welt des Problems bewusst. Und auch in Asien entsteht zunehmend

ein Bewusstsein. Vertreter afrikanischer Staaten trafen sich im De-

zember in Botswana zu einem Krisengipfel, Kenia verschärfte im

Januar sein Naturschutzgesetz, die USA verboten Anfang Februar

den Handel mit Elfenbein komplett und in England riefen Prince

Charles und Prince William die Staatschefs zu einem Gipfel gegen

illegalen Wildtierhandel zusammen.

Auch Deutschland schaut nicht tatenlos zu, im Gegenteil. Über die

deutsche Entwicklungszusammenarbeit kommt sehr konkrete und

durchaus umfangreiche Förderung für Tansania. In einem von der

ZGF organisierten öffentlichen Podiumsgespräch stellten Ende Januar

Vertreter der tansanischen Nationalparkbehörde Tanzania National

Parks Authority (TANAPA), der ZGF und des Bundesministeriums

für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) kon-

krete Maßnahmen vor, um der Wilderei entgegenzuwirken.

Die Wilderei hat mittlerweile ein Niveau erreicht, das den Fort-

bestand von Elefanten und Nashörnern ernsthaft gefährdet – und

somit auch die Lebensgrundlage vieler Menschen vor Ort. Der Na-

turtourismus ist für einige Länder eine der wichtigsten Devisen-

quellen und generiert Arbeitsplätze in den ländlichen Regionen. Für

Tansania sowie die anderen betroffenen Länder steht eine der wich-

tigsten natürlichen Ressourcen auf dem Spiel. Aufgrund der unkon-

trollierten Finanzströme beim illegalen Handel von Nasenhorn und

Frankfurter Podiumsgespräch zur Wilderei mit Dr. Ezekiel Dembe (Director of Planning and Development TANAPA), Dr. Christof Schenck (ZGF-Geschäftsführer),

Dagmar Andres-Brümmer (ZGF, Moderation), Gudrun Grosse-Wiesmann (Leiterin der Unterabteilung Afrika und Afrikabeauftragte des BMZ), Kerstin Faehrmann

(Leiterin des Referats Umwelt und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen, BMZ) und dem tansansichen Botschafter H.E. Philip Sang´Ka Marmo

UND WAS MIT DEUTSCHER HILFE DAGEGEN GETAN WIRD

18 ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

Page 19: Gorilla 01 14 low

Elfenbein und der damit einhergehenden Korruption führt die Wil-

derei zu schwerwiegenden Sicherheits- und Entwicklungsproblemen

in den betroffenen Ländern. Die meisten afrikanischen National-

parkverwaltungen haben aber gleichzeitig nicht die entsprechende

Ausrüstung und finanziellen Mittel gegen die professionell organi-

sierte Wilderei vorzugehen.

Die ZGF konnte ab Mitte 2013 ihre Anstrengungen deutlich verstär-

ken und die Antiwildereimaßnahmen von Tansania besser unter-

stützen. Vor allem dank der Zusammenarbeit mit dem BMZ, aber

auch dank einzelner sehr großzügiger privater Spenden.

ÜBERWACHUNG AUS DER LUFT – SCHLAGKRAFT AM BODEN

Das BMZ stellte 2013 Mittel zur Verfügung, die den Kauf eines Auf-

klärungsflugzeugs ermöglichen, mit dem Tansanias Schutzgebiete

mithilfe modernster Technik aus der Luft überwacht werden kön-

nen. „Die Ranger in den Parks bekommen damit ein hochgradig

effektives Werkzeug an die Hand. Im Gegensatz zu den oft disku-

tierten Drohnen ermöglicht das Flugzeug eine Weitergabe bereits

ausgewerteter Informationen in Echtzeit auch über große Entfer-

nungen und ist viel flexibler einsetzbar“, erläuterte Dr. Christof

Schenck von der ZGF.

Die Cessna Enforcer mit modernster Überwachungstechnologie

wird in Tansania stationiert sein und in Abstimmung mit den tan-

sanischen Partnern von der ZGF betrieben werden. Die ZGF wird

die laufenden Kosten des Flugzeugs tragen und dieses den unter-

schiedlichen tansanischen Partnern (TANAPA, Wildlife Division)

zur Verfügung stellen.

Effektiv sei der Einsatz von Hightech jedoch nur, wenn auch die

Schlagkraft der Ranger stimme, so Schenck weiter. „Die ZGF hat in

der Serengeti gerade eine neue Einsatzzentrale gebaut. Das Gebäude

wird in den kommenden Monaten mit der entsprechenden Technik

ausgestattet, sodass dort die Antiwildereimaßnahmen der Serengeti-

Ranger koordiniert werden können. Zudem haben wir mit privaten

Spenden sowie der Unterstützung einer amerikanischen Stiftung elf

Landrover für die Anti-Wilderei-Brigaden in der Serengeti und im

Selous gekauft“, sagte Schenck.

Das Rückgrat jedes Schutzgebietes sind die Ranger. Ihre Ausrüstung,

Ausbildung und Motivation entscheiden maßgeblich über den Er-

folg von Antiwildereimaßnahmen. Daher sind neue Trainingsmo-

dule, die Entwicklung von Spezialeinheiten sowie eine verbesserte

Ausrüstung weitere wichtige Bestandteile des Sicherheitskonzeptes

für ein Schutzgebiet.

ZUSAMMENARBEIT MIT DER BEVÖLKERUNG

Im Umfeld der Schutzgebiete gibt es Dörfer und Siedlungen. Wilde-

rer müssen diese meist durchqueren, um die Elefanten und Nashör-

ner in den Schutzgebieten zu töten. Oft rekrutieren sie dort auch

ihre Helfer. Für Kerstin Faehrmann, Leiterin des Referats Umwelt

und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen im BMZ, spielt da-

her die örtliche Bevölkerung eine entscheidende Rolle beim Kampf

gegen die Wilderei: „Profitiert die Bevölkerung von den nahe ge-

legenen Schutzgebieten oder werden wirksame Selbstverwaltungs-

strukturen in den Gemeindegebieten aufgebaut, führt dies meist zu

einer Abnahme der Wilderei. Die Dorfbewohner werden zu Hel-

fern des Naturschutzes und können zum Beispiel verdächtige Per-

sonen und Fahrzeuge frühzeitig melden oder stehen den Wilderern

als ortskundige Helfer nicht mehr zur Verfügung“, so Faehrmann.

Das BMZ hat daher z. B. in Tansania ein großes, mehrjähriges Pro-

gramm zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung der Biodiversität

beauftragt, das die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusam-

menarbeit (GIZ) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in

Zusammenarbeit mit der ZGF durchführen. Von dem Programm

soll insbesondere die arme ländliche Bevölkerung in den Gemeinden

im Osten und Nordwesten der Serengeti profitieren. Das Programm

wird u. a. die soziale und wirtschaftliche Infrastruktur (Straßen,

Schulen und Gesundheitsstationen) in ausgewählten Distrikten im

Umfeld der Schutzgebiete verbessern sowie den Schutz natürlicher

Ressourcen wie Wälder, Wasserläufe und der Wildtierbestände in

den Gemeinden. Außerdem werden Modelle entwickelt, die der lo-

kalen Bevölkerung ermöglichen, auch selbst am Schutz von Natur

und Wildtierbestand zu verdienen. Unterstützt wird auch die Schu-

lung und Ausbildung auf Ebene der Schutzgebietsverwaltungen und

die Infrastruktur im Serengeti Nationalpark und Selous Wildreservat.

Eine Cessna Enforcer wird voraussichtlich ab Sommer in Tansania im

Einsatz sein. Mit ihr können Wilderercamps aus großer Höhe und auch bei

Nacht aufgespürt werden

Die neue Kommandozentrale für die Anti-Wilderei-Ranger der Serengeti

wurde von der ZGF vor Kurzem fertiggestellt

Foto

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sna

19ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

Page 20: Gorilla 01 14 low

ZGF-GORILLA: Rob, Sie hatten gerade vor ein paar Tagen ein persön-

liches Treffen mit Tansanias Präsident Jakaya Kikwete, um über

Naturschutz und die Wildereiprobleme zu sprechen. Wie war es?

Rob Muir: Es war ein sehr gutes Gespräch. Ich war extrem beein-

druckt, wie gut der Präsident über Naturschutz Bescheid weiß und

dass er echt leidenschaftlich ist, was Wildtiere anbelangt. Ich glaube,

dass ihm die Schutzgebiete wirklich am Herzen liegen und dass er

versucht, die richtige Balance zu finden zwischen dem, was sein Land

an Entwicklung dringend benötigt und dem, was für den Schutz sei-

nes Naturerbes erforderlich ist.

Warum tun sich die Schutzgebiete in Tansania so schwer,

die Wilderer in ihren Parks zu kontrollieren?

Die Rangereinheiten sind gnadenlos unterbesetzt. Es fehlt das Geld,

mehr Leute einzustellen. Im Selous beispielsweise sind 280 Ranger

dafür zuständig, ein Gebiet zu überwachen, das größer ist als Däne-

mark. Das bedeutet: ein Ranger auf 180 Quadratkilometer! Hinzu

kommt, dass viele schlecht ausgebildet sind und dass es an Motiva-

tion mangelt. Das heißt, es muss investiert werden in mehr Personal

und bessere Ausbildung.

Foto

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Die Anforderungen an die Ranger sind groß, denn sie stehen hochgradig kriminellen Wilderern gegenüber. Eine bessere Ausbildung ist essentiell

INTERVIEW: Der Brite Robert Muir leitet das Afrikaprogramm der ZGF.

Die Unterstützung der Nationalparks in der Wildereibekämpfung ist

aktuell einer der Hauptschwerpunkte der ZGF in Afrika, in Tansania,

aber auch in Sambia und Simbabwe.

20 ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

Page 21: Gorilla 01 14 low

Würden denn allein mehr Ranger das Problem lösen?

Nicht nur. Sie müssen auch entsprechend effektiv und strategisch

eingesetzt werden. Im Moment reagieren sie oftmals nur und ihre

Einsätze sind meist zu langsam, um potenzielle Wilderer abzuhalten.

Es fehlt an klaren Richtlinien, die Transparenz, Zuverlässigkeit und

Kontinuität bei den Einsätzen sicherstellen. Es gibt beispielsweise

kaum systematisiertes Monitoring. Dass Wilderei entdeckt wird, ist

meist Zufall, aber nicht das Ergebnis systematischer Datenauswer-

tung. Das macht es schwierig, Trends oder Muster zu erkennen.

Wir brauchen hier neben den Patrouillen auch neue innovative Sys-

teme und wir brauchen ein besseres Netzwerk an Informanten. Zu-

dem muss die Spurensicherung am Tatort, also beispielsweise an

einem Elefantenkadaver, professionell werden. Werden die Wilderer

später irgendwo aufgegriffen, muss es möglich sein, sie derart hieb-

und stichfest mit diesem Vorfall in Verbindung zu bringen, dass es

für eine Anklage reicht.

Was tut nun die ZGF, um den Parks bei alldem zu helfen?

Zum Beispiel in der Serengeti?

Die tansanische Nationalparkbehörde TANAPA hat bereits Anfang

2013 mit der Entwicklung eines konkreten Sicherheitsplans begon-

nen, unterstützt wurde sie dabei von der ZGF, der GIZ und aner-

kannten Sicherheitsexperten. Darin wurde der aktuelle Status der

Schutzmaßnahmen im Serengeti Nationalpark evaluiert und eine

effektivere Strategie für die Zukunft entworfen. Der „Resource Pro-

tection Action Plan“ soll sicherstellen, dass bis 2016 sämtliche Ma-

nagementstrukturen sowie Überwachungs- und Schutzmaßnahmen

eingerichtet und voll funktionsfähig sind, die den Schutz des Seren-

geti Ökosystems garantieren und der Wilderei ein Ende setzen.

Was heißt das konkret?

Im Prinzip genau das, was ich bereits erwähnt habe, wird hier kon-

kret umgesetzt: zum Beispiel, klare Richtlinien zur Strafverfolgung

sowie zur Rekrutierung und Ausbildung zusätzlicher Parkranger.

Neue Technologien werden zum Einsatz kommen, der gesamte Park

wird verstärkt überwacht, am Boden und aus der Luft. Die Ranger

müssen stärker proaktiv werden, regelmäßiger auf Patrouille gehen

und auf Informationen und Daten zurückgreifen können, die ihnen

einen zielgerichteten Einsatz ermöglichen. Auch die Anforderungen

an die Ranger werden härter werden. Ein strengeres Auswahlverfah-

ren wird sicherstellen, dass die Ranger körperlich und geistig den

Anforderungen gewachsen sind, die der Job an sie stellt. Darüber hi-

naus muss eine kontinuierliche Weiterbildung sichergestellt werden,

die Bezahlung muss angemessen sein und eine entsprechende Füh-

rungskultur etabliert werden.

Wird der Plan bereits praktisch umgesetzt?

Ja, vor wenigen Wochen wurde beispielsweise die neue Kommando-

zentrale in Seronera fertiggestellt, die wir mit Geld aus dem KfW-

Bernhard-Grzimek-Preis gebaut haben, den die ZGF 2013 erhalten

hatte. Hier laufen künftig alle Fäden zusammen und die genauen

Standorte und Bewegungen aller Antiwilderei-Einheiten in der Se-

rengeti werden Tag und Nacht in Echtzeit überwacht.

Vielen Dank für das Gespräch.

Spürhunde können wirksame Helfer gegen Wilderer sein

„ Wir brauchen hier neben den Patrouillen

auch neue innovative Systeme und ein

besseres Netzwerk an Informanten.“

Robert Muir

21ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

Page 22: Gorilla 01 14 low

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22 ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

Page 23: Gorilla 01 14 low

Es stinkt. Der Kadaver des Elefanten liegt seit ein paar Tagen in der

Sonne. Die Geier scheinen ihn noch nicht entdeckt zu haben oder

sie warten noch darauf, dass andere Aasfresser den toten Körper für

sie öffnen. Aber die Insekten sind schon da. Hunderte von Fliegen

schwirren um den Rest des Schädels. Oder vielmehr um die Stelle,

wo einst das Gesicht des Elefanten war. Der vordere Teil des Kopfes

fehlt komplett. Offenbar haben sich die Wilderer nicht lange damit

aufgehalten, die Stoßzähne herauszutrennen, sondern haben die ge-

samte Kopfhälfte abgehackt und mitgenommen. Für Henry Brink ist

das ein fast alltäglicher Anblick geworden im Selous Game Reserve,

dem größten Schutzgebiet Tansanias. Seit 2006 lebt und arbeitet der

Biologe hier. Gemeinsam mir seiner Frau Kirsten Skinner unterstützt

er im Rahmen des ZGF-Selous-Projektes die Parkverwaltung beim

Schutz des Selous. „In den ersten zwei Jahren war alles wunderbar“,

erinnert sich Brink, „doch ab 2008 haben wir eine starke Zunahme

der Elefantenwilderei beobachten müssen. Seit 2012 nimmt Tansa-

nias Regierung die Lage ernst und hat im letzten Jahr einiges inves-

tiert, um der Elefantenwilderei Herr zu werden.“

Der Selous ist eines der ältesten und größten Schutzgebiete Afrikas

und UNESCO-Weltnaturerbe. Früheren Zählungen zufolge lebten im

Selous Ökosystem etwa 40 Prozent aller Elefanten Tansanias. Die

Ergebnisse eines neuen Elefanten-Zensus bestätigen die Befürch-

tungen: Wilderei hat den Bestand auf einen Bruchteil reduziert.

Der Selous ist riesig, das gesamte Selous Ökosystem umfasst etwa

87.000 Quadratkilometer – ein Gebiet zweimal so groß wie die

Schweiz. Und der Selous war die Heimat von einer der wichtigsten

Elefantenpopulationen des afrikanischen Kontinents – mehr als

100.000 Elefanten waren es Mitte der 1970er-Jahre. Ein solch riesiges

Gebiet zu überwachen, ist schwierig und bereits in den 1980er-Jah-

ren, als Afrika von der ersten großen Welle der Wilderei heimgesucht

wurde, verlor der Selous gut 80 Prozent seiner Elefanten. Zehntau-

sende wurden damals wegen ihres Elfenbeins dahingemetzelt.

VERBOTENER HANDEL – ODER AUCH NICHT

Als 1989 der Handel mit Elfenbein durch das Washingtoner Arten-

schutzübereinkommen (CITES) verboten wurde, kam auch im Selous

die Wilderei mehr oder weniger zum Erliegen. Die Elefantenbe-

stände jedenfalls erholten sich wieder, wenn sie auch nie mehr ihre

ursprüngliche Größe erreichten. Einige Staaten jedoch erzielten Lo-

ckerungen und Ausnahmegenehmigungen in Sachen Elfenbein und

durften zumindest auf ihren Binnenmärkten das weiße Gold wieder

handeln. Im Juni 2007 kam das Thema Elfenbein bei der 14. Arten-

schutzkonferenz in Den Haag, wie schon in den Jahren zuvor, erneut

auf den Tisch. Einige afrikanische Staaten drängten darauf, Elfenbein,

das in ihren Nationalparks oder Zolldepots lagerte, zur Finanzierung

ihrer Schutzgebiete oder zur Sanierung der Staatskasse verkaufen zu

ZGF-Mitarbeiter Henry Brink und André Baumgarten entdecken einen gewilderten Elefanten im Selous Game Reserve

Von Dagmar Andres-Brümmer

23ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

Page 24: Gorilla 01 14 low

dürfen. Letztendlich einigte man sich, dass Botswana, Namibia, Süd-

afrika und Simbabwe ihre bis zum 31. Januar 2007 registrierten Re-

gierungsbestände an Elfenbein einmalig würden verkaufen dürfen.

110 Tonnen Elfenbein gingen somit mit einem Schlag in den Verkauf

– vornehmlich nach China und Japan.

Ob diese plötzliche Verfügbarkeit lediglich eine existierende Nach-

frage befriedigt oder diese im Gegenteil noch deutlich vergrößert

hat, darüber streiten sich seitdem die Experten. Die Mehrheit der

Naturschutzorganisationen hält den Zusammenhang für offensicht-

lich. Andere, wie Dr. Daniel Stiles von der IUCN African Elephant

Specialist Group, halten das für zu kurz gegriffen. Im Ecologist vom

November 2012 schreibt er die Marktexplosion dem steigenden

Wohlstand in China zu. „Millionen mehr Chinesen haben plötz-

lich das Geld, Elfenbein zu kaufen“, schreibt Stiles. Zudem seien sich

viele chinesische Verbraucher gar nicht bewusst, woher das Elfen-

bein stamme und dass es illegal sei, es zu kaufen.

DEN ELEFANTEN LÄUFT DIE ZEIT DAVON

Die genauen Zusammenhänge zwischen Markt und Wilderei zu

verstehen, ist wichtig, um die Kette durchbrechen zu können. Doch

die Zusammenhänge sind komplex und eine

einfache Lösung ist nicht in Sicht. Nur eins

ist klar: Den Elefanten läuft die Zeit davon.

Für Henry Brink eine besorgniserregende

Entwicklung: „Die Nachfrage ist derart

groß – egal, wie viel Einsatz wir hier im

Selous für den Schutz aufbringen, irgend-

jemand wird immer bereit sein, herzu-

kommen und einen Elefanten zu wildern.

Einfach aufgrund des Geldes. Rund 200

Dollar pro Kilo Elfenbein sind drin für ei-

nen Wilderer. Für viele der Menschen in

den ländlichen Gebieten Tansanias ist das

mehr, als sie im Monat verdienen. Bei einem Stoßzahn von 10 bis

20 Kilo kann man sich also ausrechnen, wie hoch der Anreiz ist.

Von dem Gewinn kann man ein Haus bauen!“

EIN GUTES ZEHNTEL IST NOCH ÜBRIG

13.084 Elefanten – so lautet die traurige Hochrechnung nach Aus-

wertung der Daten einer Elefantenzählung im Selous-Mikumi Öko-

system im Südosten Tansanias vom Oktober letzten Jahres. Mit

Förderung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammen-

arbeit und Entwicklung (BMZ) und der GIZ konnte die Zoologische

Gesellschaft Frankfurt ihre tansanischen Partner bei dieser groß an-

gelegten Zählung unterstützen. Die Ergebnisse des Zensus, die das

Tanzania Wildlife Research Institute nun Anfang dieses Jahres vor-

legte, bestätigen leider die Befürchtungen: Der Elefantenbestand des

Selous ist katastrophal gesunken, mit rund 13.000 Tieren ist er auf

dem niedrigsten Niveau seit Beginn der Bestandserhebungen in den

1970er-Jahren. Allein zwischen 2009 und 2013 ist der Elefantenbe-

stand im Selous um 66 Prozent geschrumpft.

Anhand der Elefantenkadaver, die im Zuge der knapp zweiwöchigen

Zählung gesichtet wurden, gehen die Wissenschaftler des Tanzania

Wildlife Research Institute TAWIRI von aktuell rund 6.500 Kada-

vern im Selous Ökosystem aus. Die sogenannte „Carcass Ratio“ (das

ist das Verhältnis lebender plus toter Elefanten zu toten Elefanten)

liegt bei etwa 30 Prozent. Die natürliche Quote aufgrund von Alter,

Krankheit und Beutegreifern wäre bei etwa 7 bis 8 Prozent. Die Ele-

fantenpopulation ist im Selous unzweifelhaft in einer dramatischen

Abwärtsspirale und dies ist eindeutig auf Wilderei im großen Maß-

stab zurückzuführen.

SCHNELLES HANDELN ERFORDERLICH

Die Zählung aus der Luft war Bestandteil der nationalen Strategie

Tansanias gegen die Wilderei und lieferte der tansanischen Regie-

rung eine wissenschaftlich fundierte Datengrundlage, wie es um die

Elefantenbestände im Selous aktuell bestellt ist.

„Es muss auf drei Ebenen gearbeitet werden, und zwar schnell“, sagt

Robert Muir, ZGF-Referatsleiter für Afrika. „Erstens auf Ebene der

Konsumenten in den Abnehmerländern, zweitens an einer besseren

Kontrolle bzw. Aufdeckung der Schmuggelwege und drittens muss

direkt in den Elefantengebieten der Schutz der Tiere massiv verstärkt

werden. Wir als ZGF können Punkt eins und zwei nicht leisten. In

diesem Bereich haben andere große Organi-

sationen einfach viel mehr Erfahrung und

bessere Netzwerke. Unsere Stärke liegt ganz

klar auf der unmittelbaren praktischen Un-

terstützung vor Ort. Wir konzentrieren uns

auf die Zusammenarbeit mit den Rangern

bzw. den Schutzgebietsbehörden und darü-

ber hinaus auf die Datenerhebung, also große

Zählungen wie im Selous.“

Ohne eine zuverlässige Datengrundlage ist

es in einem so riesigen Gebiet wie dem Se-

lous kaum möglich, den Schutz der Ele-

fanten zu koordinieren und effektiv zu

gestalten, denn die Ressourcen der Ranger sind zwangsläufig be-

schränkt. Als erste Sofortmaßnahme erhält der Selous in diesen

Tagen von der ZGF fünf neue Landrover zur Aufstockung seiner

Anti-Wilderei-Flotte.

Wesentlich bedeutender aber ist, dass die Daten des Selous-Zensus

in Tansania selbst sehr viel Aufsehen erregt haben und vielen Men-

schen vor Augen geführt haben, dass die Lage doch sehr viel dra-

matischer ist, als man sich das eingestehen wollte. Auch Tansanias

Präsident Jakaya Kikwete nahm die Zählung zum Anlass, eine deut-

lich schärfere Gangart in Sachen Wildereibekämpfung anzukün-

digen. Mitte Februar rief er die internationale Gemeinschaft auf,

seinem Land mit finanzieller und technischer Hilfe gegen die Wil-

derei beizustehen. Zudem kündigte er an, sich für ein globales Ver-

bot von Handel mit Elfenbein sowie Nashorn-Horn einzusetzen.

Für Henry Brink ist es allerhöchste Zeit, dass der Wilderei wirk-

lich entschieden begegnet wird. „Wenn wir mal 30 Jahre nach vorne

schauen, dann wird es nur noch wenige Wildnisgebiete vom Kali-

ber des Selous geben. Es wäre ein armseliges Vermächtnis an unsere

Kinder und Kindeskinder, wenn wir den Selous und seine Elefanten

verlieren würden.“

„ Es wäre ein armseliges

Vermächtnis an unsere

Kinder und Kindeskinder,

wenn wir den Selous und

seine Elefanten verlieren

würden.“

Henry Brink

ZGF GORILLA | AUSGABE 1/201424

SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

Page 25: Gorilla 01 14 low

ser ausgebildeten Wildhütern und eine Mitwirkung der Streitkräfte

beim Aufspüren der Hintermänner und kriminellen Banden die

Wilderei abstoppen konnte.

Auch ist der Zusammenhang von internationalem Terrorismus und

illegalem Handel von Nasenhorn und Elfenbein offensichtlich ge-

worden, was dazu geführt hat, dass sich westliche Geberstaaten enga-

gieren. Die Amerikaner haben über den U.S. Fish & Wildlife Service

Mittel verfügbar gemacht und auch Deutschland fördert Antiwilde-

reimaßnahmen in beachtlichem Umfang.

Letztendlich aber sind China und andere Staaten Südostasiens ge-

fordert, schnell zu handeln und den Markt in ihren Ländern aus-

zutrocknen. Auch hier gibt es hoffnungsvolle Zeichen. Berühmte

chinesische Stars wie die Schauspielerin Li Bingbing und der Basket-

ballspieler Yao Ming setzen sich für den Schutz von Elefanten und

Nashörnern ein, chinesische Medien thematisieren zunehmend die

Nashorn- und Elfen beinwilderei und China ist Teil einer internatio-

nalen Task-Force, die im letzten Jahr zur Verhaftung und Verurtei-

lung einer ganzen Reihe an Elfenbein- und Nashorn-Schmugglern

geführt hat. Bislang sind dies jedoch sehr kleine Tropfen auf einen

sehr heißen Stein. China, Vietnam und andere asiatische Verbrau-

cherländer haben es in der Hand, Afrikas Elefanten und Nashörner

zu retten. Wenn sie schnell und entschieden handeln, dann wird es

in Afrika eine sichere Zukunft für Nashörner und Elefanten geben,

auch im Selous und in der Serengeti .

Prof. Dr. Markus Borner leitete bis 2012 das Afrikaprogramm

der ZGF. Er ist Honorarprofessor der Universität Glasgow und

widmet sich auch in seinem Ruhestand weiterhin der Forschung

und dem Naturschutz in der Serengeti.

Das Problematische ist, dass sich die Menschheit an diese Zah-

len gewöhnt, dass wir irgendwann vergessen haben, wie eine

Landschaft mit 100.000 Elefanten oder mit Tausenden von

Nashörnern aussah, sich anfühlte, anhörte. Die heutigen Touristen

vermissen die Nashörner im Selous nicht, denn sie wissen, dass es

höchstens eine Handvoll gibt, die sie kaum je sehen werden. Wir

aber haben damals einen Selous kennengelernt mit 2.000 Nashör-

nern. Zweitausend!

Überall und immer wieder sah man Nashörner. Sie standen fast he-

rum wie Kühe auf der Weide! Ich kann mich erinnern, im Tarangire

Nationalpark auf der kurzen Strecke zwischen dem Parkeingang und

der Lodge am Fluss, acht Nashörner gezählt zu haben. Allerdings

hat sich die Situation dann Anfang der 80er sehr schnell geändert.

Auf einer Fahrt durch die Serengeti habe ich zwischen Seronera und

Ndabaka mehr tote als lebende Nashörner gesehen.

Heute ist die Wilderei nicht immer derart sichtbar wie damals, auch

weil die Ausgangslage eine andere ist, die Bestände ohnehin schon

kleiner sind. Umso wichtiger, dass die Welt hinschaut und das Pro-

blem international angegangen wird. Das ist erfreulicherweise jetzt

der Fall. Afrikanische Regierungen realisieren, dass sie hier nicht nur

ihr natürliches und nationales Erbe, sondern auch massiv Geld und

Arbeitsplätze im Tourismus verlieren und strengen sich an, der Wil-

derei Einhalt zu gebieten. Dass dies auch funktionieren kann, zeigt

das Beispiel Tansanias aus den 1980er-Jahren, als eine Kombination

aus internationalem Handelsverbot, dem Einsatz von mehr und bes-

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ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014 25

SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

Page 26: Gorilla 01 14 low

U m einen Nationalpark oder ein Schutzgebiet und die darin

lebenden Tiere richtig schützen zu können, müssen die Verant-

wortlichen wissen, wo sich die verschiedenen Arten bevorzugt

aufhalten, wie groß deren Populationen sind, ob diese zu- oder ab-

nehmen und ob die Tiere wandern. Und wenn ja, wohin. Ohne dieses

Wissen ist es schwierig, zu bewerten, wo Problembereiche sind oder

ob gewildert wird. Von daher ist das sogenannte „Monitoring“ von Be-

ständen ein wichtiger Baustein für einen erfolgreichen Naturschutz.

Jede Tierzählung ist ein logistisch sehr aufwendiges Unterfangen

und die Krux ist, mit vertretbarem und machbarem Aufwand Daten

zu erhalten, die so nahe wie möglich an der Realität sind. Nahe genug

jedenfalls, um eine realistische Einschätzung des Populations trends

der Art bzw. Arten zu erhalten, für die man sich interessiert. Ob im

Selous Ökosystem wirklich 13.084 Elefanten leben, wie die Hoch-

rechnung nach Auswertung der Zählungsdaten vom Oktober 2013

ergeben hat oder ob es 12.500 sind oder gar 14.800, ist dabei nicht

erheblich. Entscheidend ist, dass jede Zählung nach einer standardi-

sierten, in der Wissenschaft etablierten Methode durchgeführt wird.

Denn nur dann sind die Zahlen verschiedener Jahre miteinander

vergleichbar und somit Trends aussagekräftig. „Bei all der Diskus-

sion um Wilderei und illegalen Elfenbeinhandel ist es wichtig, dass

die Politiker gute Daten haben, auf deren Grundlage sie ihre Ent-

scheidungen treffen können und dass diese Daten nach den besten

wissenschaftlichen Standards erhoben werden“, erläutert Mike Nor-

ton-Griffiths. Der gebürtige Amerikaner, der seit vielen Jahren in

DIE KUNST, ELEFANTEN ZU ZÄHLEN Der Elefanten-Zensus im Selous-Mikumi Ökosystem im Süden Der Elefanten-Zensus im Selous-Mikumi Ökosystem im Süden

Tansanias hat bestätigt, was alle befürchtet hatten: Die Elefanten-Tansanias hat bestätigt, was alle befürchtet hatten: Die Elefanten-

bestände sind gravierend zurückgegangen. Von 100.000 Elefanten bestände sind gravierend zurückgegangen. Von 100.000 Elefanten

vor gut 40 Jahren sind gerade mal 13.084 übrig. Allein in den letzten vor gut 40 Jahren sind gerade mal 13.084 übrig. Allein in den letzten

vier Jahren rauschte die Population um 66 Prozent nach unten. vier Jahren rauschte die Population um 66 Prozent nach unten.

Wie aber zählt man Elefanten in einem Gebiet, das zweimal so groß Wie aber zählt man Elefanten in einem Gebiet, das zweimal so groß

wie die Schweiz und zu größten Teilen von Wald bedeckt ist?wie die Schweiz und zu größten Teilen von Wald bedeckt ist?

Text: Dagmar Andres-Brümmer, Fotos: Daniel Rosengren

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SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

Page 27: Gorilla 01 14 low

Kenia lebt, ist die Koryphäe in Sachen Wildtierzählungen und war

als Berater an der Zählung im Selous beteiligt.

Gute drei Wochen lang wurde das Selous-Mikumi Ökosystem im

letzten Oktober abgeflogen, drei Kleinflugzeuge waren dafür im Ein-

satz und flogen zusammengenommen die Distanz von Tansania bis

nach Los Angeles und zurück. Das gesamte Gebiet wurde im Vor-

feld in sogenannte Transekte eingeteilt, gerade Linien, die dann kon-

sequent abgeflogen werden. Diese Linien liegen zwischen fünf und

zehn Kilometer auseinander. Insgesamt wurden unterm Strich etwa

30 Prozent des 87.000 Quadratkilometer großen Gebietes abgedeckt.

RISKANTER TIEFFLUG

„Wir fliegen sehr tief, knapp 100 Meter über dem Boden“, berichtet

Felix Borner, der Pilot der viersitzigen ZGF-Cessna. „Das ist nicht

ungefährlich, weil wir hier den Luftraum mit Geiern und anderen

Vögeln teilen.“ Aber nur in dieser Höhe können die Beobachter im

Flugzeug noch mit ausreichender Sicherheit die Tiere bestimmen

und zählen. Zwei Zähler sitzen auf dem Rücksitz, einer vorne ne-

ben dem Pilot. Ihre Aufgabe ist es, sehr konzentriert alles zu no-

tieren, was sie während des Transsektfluges sehen – Elefanten, aber

auch andere Großtiere. Zur Kontrolle sind Kameras seitlich an jedem

Fenster montiert, deren Aufnahmen später zusätzlich ausgewertet

Zwei Zähler sitzen auf der Rückbank des Flugzeugs. Jeder hat zusätzlich

eine Kamera an seinem Fenster montiert

Montage der sogenannten Streamer an der Flügelstrebe.

Die beiden Stangen defi nieren das Zählfeld für die Beobachter

werden können. Trotz aller Hightech-Methoden, die heute verfüg-

bar sind, von Wärmebildkameras bis Satelliten, ist dies noch immer

die beste Methode. Die Zähler können auch die unter Bäumen ste-

henden Tiere identifizieren, einer Bildauswertungssoftware dies bei-

zubringen wäre unverhältnismäßig aufwendig. „Unter den hiesigen

Bedingungen, mit all der Vegetation, ist ein sorgfältiger, gut geschul-

ter Beobachter absolut unschlagbar. Und ich glaube, das wird auch

noch lange so sein“, sagt Norton-Griffiths. Die Fläche, die ein Be-

obachter aus dem Fenster heraus unter sich sehen kann, ist aufgrund

seines Blickwinkels, eines mit zwei Stangen festgelegten Ausschnitts

sowie der Flughöhe definiert und muss über die gesamte Zählung

hinweg gleich bleiben. Hierzu muss der Beobachter nicht nur exakt

in Position sitzen, sondern auch der Pilot muss einen sehr präzisen

Abstand zum Boden einhalten und eine konstante Geschwindig-

keit fliegen. „Die Zähler müssen einen Streifen von genau 150 Meter

Breite sehen“, erläutert Felix Borner. „Würden sie 180 Meter sehen,

hätten wir am Ende einen Fehler von 30 Prozent in unseren Schät-

zungen.“

Am Ende jedes Flugtages werden die Tierdaten in eine Datenbank

eingegeben. Aus diesen Daten sowie den Daten zur Länge der Tran-

sekte, der abgesuchten Fläche und den GPS-Positionsdaten lässt sich

mit entsprechenden statistischen Verfahren dann der Gesamtbe-

stand der gezählten Arten hochrechnen. Dieser liegt für das Selous-

Mikumi Ökosystem nun auf dem Tisch: 13.084 Elefanten. Für die

Politik führt nun kein Weg mehr daran vorbei, schnell und entschie-

den Maßnahmen gegen die Elefantenwilderei zu ergreifen.

Die Cessnas fl iegen bei der Zählung knapp 100 Meter über dem Boden

und mit gleichbleibender Geschwindigkeit

Ú Einen kurzen Videoclip zur Zählung im Selous und zur

Methodik finden Sie hier:

http://vimeo.com/83835494

VIDEO

27ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

SCHWERPUNKTTHEMA | ELEFANTENWILDEREI

Page 28: Gorilla 01 14 low

auch in der Natur nicht immer ganz stress-

frei“, erläutert Niekisch. Zurzeit ist MAR-

GRIT, die seit 1959 im Frankfurter Zoo lebt,

das ranghöchste Weibchen in der Gruppe,

die nun insgesamt 16 Tiere umfasst.

und wann sie ein befruchtetes Ei zur Ent-

wicklung kommen lassen. Die sogenannte

Keimruhe ermöglicht es den Muttertie-

ren, eine besonders günstige Phase für die

Schwangerschaft abzupassen, etwa in Hin-

blick auf Witterung und Nahrungsange-

bot. Nach der Befruchtung kann die Bärin

den Beginn der embryonalen Entwicklung

Wochen und Monate hinauszögern. Die

11-jährige CASHU wurde bereits in ihrer

alten Heimat, im Zoo Zürich, gedeckt. Ihr

Geheimnis hat sie dann mit nach Frank-

furt gebracht.

Noch ist CASHU mit ihrem Nachwuchs in

der warmen Innenanlage. Ab wann sie mit

ihren Kindern auf der Außenanlage für die

Zoobesucherinnen und -besucher zu se-

hen sein wird, entscheidet sie selbst. Und

das Wetter. Aber spätestens im Frühjahr

wird es ganz sicher so weit sein.

UKUMARI-LAND

Wunderbarer Nachwuchs bei den BrillenbärenAm 25. Dezember 2013 brachte Brillenbä-

rin CASHU Zwillinge zur Welt – und das, ob-

wohl sie noch nie mit ihrem neuen Partner

NOBODY zusammen war. Das ist zwar wun-

dervoll, ein Wunder ist es aber nicht, sondern

eine biologische Besonderheit.

„Die Geburt der kleinen Brillenbären war

mein absolutes Weihnachts-Highlight“, sagt

Zoodirektor Prof. Dr. Manfred Niekisch.

„Wir hätten nicht zu hoffen gewagt, dass sich

so schnell nach dem Einzug der Bären in die

neue Anlage Ukumari-Land Nachwuchs ein-

stellen könnte. Das ist das beste Gütesiegel für

die neue Anlage und die Pflege der Bären in

unserem Zoo, denn CASHU hätte die Jung-

tiere nicht ausgetragen, wenn sie sich in ihrer

neuen Umgebung nicht wohlfühlen würde.“

Tatsächlich können Brillenbären bis zu

einem gewissen Grad selbst bestimmen, ob Fo

to: R

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alth

erWill hoch hinaus: CASHU im Juli 2013

Foto

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BORGORI-WALD

Neue Mitbewohnerin bei den BonobosSeit Januar bereichert das acht Jahre alte

Bonobo-Weibchen BASHIRA die Bonobo-

gruppe im Menschenaffenhaus Borgori-

Wald. Das hübsche Weibchen hat auch schon

einen Verehrer, den etwa gleich alten NYOTA.

NYOTA spielt versonnen mit einem Ball.

Er wirft den Ball mit Armen und Beinen

in die Höhe und fängt ihn locker wieder

auf. BASHIRA setzt sich dicht neben ihn,

rückt noch ein bisschen näher. NYOTA

lässt das Ballspielen sein, setzt sich auf

und lässt sich von BASHIRA das Fell pfle-

gen („Groomen“ genannt). Es sieht fast so

aus, als ob sich die beiden Küsschen geben.

„Bonobo-Weibchen integrieren sich nor-

malerweise sehr unproblematisch in eine

neue Gruppe“, erklärt Zoodirektor Prof.

Dr. Manfred Niekisch. „Der erste Kon-

takt zu fremden Tieren wird oft über ein

Grooming-Verhalten hergestellt, eine Art

„Hallo“ zu sagen unter Bonobos.“

BASHIRA wurde am 30. Januar 2006 im

Kölner Zoo geboren. Jetzt soll sie die Zucht-

gruppe in Frankfurt verstärken. Nun muss

sie hier ihren Platz in der Gruppe finden.

„Das kann einige Wochen dauern und ist

Neuzugang: Bonobo BASHIRA im Borgori-Wald des Zoo Frankfurt

28 ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

AUS DEM ZOO FRANKFURT +++ AUS DEM ZOO FRANKFURT +++ AUS DEM ZOO FRANKFURT +++ AUS DEM ZOO FRANKFURT +++ AUS DEM ZOO

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EXOTARIUM

Nemo hat NachwuchsDer Kinofilm „Findet Nemo“ hat die Ane-

monenfische, die häufig auch als Clown-

fische bezeichnet werden, populär gemacht.

Im Frankfurter Zoo werden zwei Anemo-

nenfisch-Arten gezüchtet: der Falsche

Clownfisch mit seiner charakteristischen

orange-weißen Bänderung und der Schwarz-

flossen-Anemonenfisch. Obwohl beide Arten

gängig sind, ist die Zucht nicht ganz einfach.

„Zunächst müssen passende Zuchtpaare

gefunden werden, die miteinander har-

monieren, denn ohne Sympathie gibt es

auch bei Anemonenfischen keinen Nach-

wuchs“, erläutert Zoodirektor Prof. Dr.

Manfred Niekisch. Anemonenfische le-

gen je nach Art 300 bis 800 Eier ab. Sind

die Jungtiere geschlüpft, geht es an die Auf-

zucht. „Dazu müssen Wasserqualität und

Nahrung stimmen, was Fingerspitzenge-

fühl und Erfahrung erfordert“, so Niekisch.

Die ersten zwei bis drei Wochen nach dem

Schlupf werden die Jungfische in grünem

Wasser gehalten. Dieses Wasser ist stark

mit Zooplankton (z. B. Krebslarven) und

Phytoplankton (z. B. Algen) angereichert.

Vom Zooplankton ernähren sich die Jung-

fische, das Phytoplankton ernährt das Zoo-

plankton. Je größer die Fische werden, desto

größer wird auch ihre Nahrung. Die Tiere

kommen mit ca. 0,5 bis 1 cm Größe in

klares Wasser und werden dann mit kleinen

Krebsen und Garnelen gefüttert.

Die Nachzuchten kommen nur zu einem klei-

nen Teil in die Schaubecken und auch erst

dann, wenn sie beinahe ausgewachsen sind,

denn in den Schaubecken hätte der Nach-

wuchs kaum eine Chance zu überleben. Der

Großteil der Jungtiere wird an andere Zoos

abgegeben oder getauscht.

Nachwuchs: erfolgreiche Anemonenfi schzucht im Zoo Frankfurt

ZOO FRANKFURT

VERÄNDERUNGEN IM TIERBESTAND (16.10.2013 BIS 31.01.2014)

GEBOREN

0,0,2 Zwergscharben; 0,0,1 Sonnenralle;

0,0,1 Schwarznacken-Flaumfußtaube;

0,0,5 Blauohr-Honigfresser; 0,0,1 Rotohrbülbül;

0,0,1 Siedelweber; 0,0,5 Gouldamadinen; 1,0

Braunborsten-Gürteltier; 1,0,1 Kaiserschnurrbart-

Tamarin; 0,0,1 Drill; 0,0,1 Kikuyu-Guereza;

0,0,2 Brillenbären.

GESTORBEN

0,0,2 Helmperlhühner; 1,0 Harlekinwachtel;

0,0,1 Krickente; 0,0,1 Kahnschnabel; 0,0,1

Hammerkopf; 0,1 Kaptriel; 1,0 Krokodilwächter;

0,0,1 Blauohr-Honigfresser; 0,0,1 Rotohrbülbül;

0,0,1 Siedelweber; 1,0 Goldbrüstchen; 0,1,1

Gouldamadinen; 0,1 Bachstelze; 1,0 Gelbfuß-

Honigsauger; 1,0 Quoll; 1,0 Braunborsten-Gürtel-

tier; 0,0,1 Kaiserschnurrbart-Tamarin; 0,0,1 Drill.

ZUGÄNGE

1,0 Palawan-Pfaufasan (Zoo Jersey / UK);

1,1 Marabu (Zoo Amsterdam / NL); 3,0 Kowaris

(Zoo Leipzig); 1,0 Senegal-Galago (Zoo Prag / CZ);

0,1 Bonobo (BASHIRA; Zoo Köln).

ABGÄNGE

0,0,1 Kahnschnabel (Zoo Prag / CZ); 0,1,2 Zwerg-

scharben (Zoo Prag / CZ); 2,0 Säbelschnäbler

(Dierenrijk Mierlo / NL); 1,0 Blaukrönchen (Zoo

Ostrava / CZ); 3,2 Blauracken (1,0 Jardin des

Plantes Paris / FR; 1,1 Nordens Ark / SE; 1,1 Zoo

Plock / PL); 0,8 Europäische Bienenfresser (Zoo

Plock / PL); 3,3 Wiedehopfe (1,1 Nordens Ark / SE;

1,1 Jardin des Plantes Paris / FR; 1,1 Zoo Plock / PL);

1,3 Blauohr-Honigfresser (Bursa Zoo / TR); 0,0,16

Textorweber (Tierpark Stralsund); 1,3 Kowaris

(privat); 0,1 Zweifinger-Faultier (OSKA; Zoo

Rostock); 2,0 Moholi-Galagos (Zoo Prag / CZ);

1,1 Giraffen (1,0 TEBOGO; Zoo Skopje / MZ; 0,1

KIANGA; Zoo Motzkin / IL); 1,0 Okapi (MAIKO;

Zoo Wroclaw / PL); 1,1 Takine (TOUEI & LARA;

Zoo Madrid / ES).

Erläuterung

Mit den Zahlen vor den Artnamen bezeich-

nen Tiergärtner die Anzahl männlicher

(vor dem Komma) und weiblicher (nach

dem Komma) Individuen. Die dritte Zahl

gibt die Anzahl von Tieren unbekannten

Geschlechts an.

29ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

AUS DEM ZOO FRANKFURT +++ AUS DEM ZOO FRANKFURT +++ AUS DEM ZOO FRANKFURT +++ AUS DEM ZOO FRANKFURT +++ AUS DEM ZOO

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WIR MÜSSEN JETZT HANDELN.HELFEN SIE MIT IHRER SPENDE!

Vor mehr als 50 Jahren landete Bernhard Grzimek mit seiner zebragestreift en Dornier 27 in der Serengeti. Schon damals nutzte Grzimek das Flugzeug, um wilde Tiere zu beobachten, zu fi lmen und zu zählen. Heute fl iegt ZGF-Pilot Felix Borner eine Cessna 182 und deren Zebrastreifensind mittlerweile das Markenzeichen der ZGF in der Serengeti und darüber hinaus geworden.

Erst im Oktober letzten Jahres war ZGF-Pilot Felix Borner beim

Elefanten-Zensus im Selous Game Reserve in der Luft und flog

Bahn um Bahn auf der Suche nach Elefanten. Ab diesem Jahr sollen

in einer der größten Tierzählungen der Geschichte die Elefanten-

bestände afrikaweit erfasst werden. Die ZGF übernimmt hierbei

die Zählung in der Serengeti.

Fliegen für Wissenschaft und Naturschutz

Auch für die Serengeti-Zählung wird Felix Borner mit seiner

Cessna wieder unzählige Stunden in der Luft verbringen

und hochkonzentriert Transekte abfliegen. Am Ende

werden die Wissenschaftler des Tanzania Wildlife

Research Institute (TAWIRI) sagen können, wie viele

Elefanten im Serengeti Nationalpark leben, in welchen

Regionen des Ökosystems sie sich aufhalten und

wo die gefährlichen Bereiche für die Tiere

liegen. Diese Daten liefern die Grund-

lage für die Optimierung der Rangereinsätze gegen Wilderer und für

unsere Arbeit am Boden.

Auch in der Wildereibekämpfung selbst kommt unser zebragestreif-

tes Flugzeug immer wieder zum Einsatz. Aus der Luft kann ein

größeres Gebiet abgesucht und die Position von Wilderern an Ranger-

truppen am Boden weitergegeben werden. So leistet die Cessna

wichtige Dienste zum Schutz der Elefanten und anderer Wildtiere.

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e abfliegen. Am Ende

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„ Wenn wir die magischen Orte verlieren,

dann ist das sehr schwer zu rechtfertigen

gegenüber den nächsten Generationen.“

Felix Borner, ZGF-Pilot

30 ZGF GORILLA | AUSGABE 1/2014

ZGF DIALOG

Page 31: Gorilla 01 14 low

SEPA-Überweisung / Zahlschein Danke für Ihre Spende! IBAN und BIC können Sie Ihrem Kontoauszug entnehmen.

Name und Sitz des überweisenden Kreditinstituts BIC

BIC des Kreditinstituts/Zahlungsdienstleisters

IBAN

D E 6 3 5 0 0 5 0 2 0 1 0 0 0 0 0 8 0 0 0 2

HELADEF1822

Zoologische Gesellschaft Frankfurt

Referenznr. und Name Spender/in

Betrag: Euro, Cent

IBAN Kontoinhaber/in (Ihre IBAN können Sie Ihrem Kontoauszug entnehmen.)

Straße, PLZ und Ort des/der Spender/in

Kontoinhaber/in; Einzahler/in (max. 27 Stellen)

Unterschrift(en)Datum

Bitt

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Begünstigter (max. 27 Stellen)

MB G 1/2014SP

„ KOST UND LOGIS“ FÜR DAS

GEFLÜGELTE ZEBRA

Ohne die kleine Cessna könnte die

ZGF in den gigantisch großen Natur-

gebieten Afrikas nicht arbeiten. Das

„fliegende Zebra“ zu unterhalten und

zu betreiben, verursacht monatliche

Kosten in Höhe von rund 5.600 Euro.

UNTERSTÜTZEN SIE UNS

BITTE MIT IHRER SPENDE!

STICHWORT: FLUGZEUG

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Gut

hier

IN DER SCHWEIZ

IBAN: CH55 0900 0000 4000 0290 6

BIC: POFICHBEXXX

IN DEUTSCHLAND

IBAN: DE63 5005 0201 0000 0800 02

BIC: HELADEF1822

SPENDENKONTO

IN ÖSTERREICH

IBAN: AT40 1200 0006 9758 9406

BIC: BKAUATWW

Page 32: Gorilla 01 14 low

MEINE DATEN

MEINE BANKVERBINDUNG

Name, Vorname

IBAN

Straße, Hausnummer

BIC

PLZ, Ort

Kontoinhaber (falls abweichend)

E-Mail Geburtstag

ZOOLOGISCHE GESELLSCHAFT FRANKFURT E.V.

MONIKA LENNIG

BERNHARD-GRZIMEK-ALLEE 1

60316 FRANKFURT AM MAIN

bitt

e hi

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n

SEPA-LASTSCHRIFTMANDAT

Ich ermächtige die Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V.

meine Spende in Höhe von € / Monat

monatlich ¼jährlich ½jährlich jährlich

mittels Lastschrift einzuziehen, ab dem Ersten des Monats / 2014

Nein, ich möchte keine Jahres-Spendenquittung. Bitte senden Sie mir

direkt nach jedem Einzug eine Spendenquittung zu.

Diese Einzugsermächtigung kann ich jederzeit und ohne Einhaltung einer Frist kündigen. Sofern Ihr Konto keine

ausreichende Deckung aufweist, ist das Geldinstitut nicht verpflichtet, den Betrag einzulösen. Alle Angaben werden

ausschließlich im Zusammenhang mit Ihrer Mitgliedschaft bei der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V.

verwendet und nicht an Dritte weitergegeben.

Ort, Datum

Unterschrift Kontoinhaber / in

Zugleich weise ich hiermit mein Kreditinstitut an, die von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V. auf

mein Konto gezogene Lastschrift einzulösen. Spätestens einen Tag vorher informiert mich die Zoologische Gesellschaft

Frankfurt von 1858 e.V. über den ersten Einzug und teilt mir meine Mandatsreferenz mit. Ich kann innerhalb von acht

Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung der Zuwendung verlangen. Es gelten dabei die mit

meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.

JA, ICH UNTERSTÜTZE DIE ZGF MIT EINER DAUERHAFTEN SPENDE!

Vielen Dank

für Ihre Spende.

Ihre Daten werden in unserer Datenbank gespeichert,

wenn Sie z.B. Spenden leisten oder Informationsmaterial

anfordern. Dies ist notwendig, damit wir Kontakt zu Ihnen

halten und Zuwendungsbestätigungen ausstellen können.

Ihre Daten werden ausschließlich von uns genutzt und

nicht an Dritte zu Werbezwecken weitergegeben. Wir sind

gesetzlich verpfl ichtet, Sie darauf hinzuweisen, dass Sie der

Speicherung, Verarbeitung und Nutzung Ihrer Daten wider-

sprechen können.

Page 33: Gorilla 01 14 low

Die Zoologische Gesellschaft Frankfurt hilft, den Lebensraum von

wilden Tieren zu bewahren. Helfen Sie mit.

Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende oder werden Sie Mitglied

im Kreis unserer Freunde und tragen Sie dazu bei, die Heimat von Elefanten

und Nashörnern, von Orang-Utans und Tigern, von Wölfen und Bären zu erhalten.

Spendenkonto: 80002

Frankfurter Sparkasse

BLZ: 500 502 01

Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e. V.

Bernhard-Grzimek-Allee 1 | 60316 Frankfurt

Telefon: 069 94 34 46 - 0 | E-Mail: [email protected]

WWW.ZGF.DE

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y HINTERM ZOO GEHT’S WEITER

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Page 34: Gorilla 01 14 low

Elfenbeinschnitzereien, wie dieser verzierte Stoßzahn, waren in China lange das Privileg einiger Weniger.

Eine rasant wachsende, wohlhabende Mittelschicht in Kombination mit dem Bedürfnis nach Statussymbolen

hat den potenziellen Käuferkreis für Elfenbeinprodukte in den letzten Jahren rapide wachsen lassen.

2013 wurden weltweit nach vorläufi gen Zahlen 41,6 Tonnen geschmuggelten Elfenbeins beschlagnahmt.

Das entspricht in etwa 5.000 Elefanten.