Gänse und Enten sind Herdentiere

download Gänse und Enten sind Herdentiere

of 6

Transcript of Gänse und Enten sind Herdentiere

  • 7/26/2019 Gnse und Enten sind Herdentiere

    1/6

    S T S -M E R K B L A T TNUTZTIERE TIERGERECHTE UND KOSTENGNSTIGE STLLE / TKS 9.2

    1

    Gnse und Enten sind HerdentiereGnse und Enten bleiben am selben Standort und bei ihrer Herde, selbst dann, wenn sie fort flie-gen knnen. Voraussetzungen sind Sicherheit, gengend Futter und Wasserflche.

    Dass man als Zchter bei der Auswahl seinerTiere aufpassen msse, habe er als Bub gelernt,nmlich, als er auf ein Inserat hin Gnseeier

    kaufte, und beim Schlupf Tiere mit ganz ver-schiedenen Rassemerkmale zum Vorschein ka-men, erzhlt Wolfgang Gafner in Bottighofen TG.Er ist Prsident des Wasser- und Grossgeflgel-clubs Schweiz und selbst wie er sagt an-gefressener Wassergeflgelzchter. Ich fahreimmer dorthin, wo ich Tiere kaufe., nennt ereinen Grundsatz, den er sich damals zugelegthat. So kauft er seine Tiere nicht im Sack,weiss, wie die Tiere gehalten werden und kannerst noch wertvolle Kontakte mit Zchterkolle-

    gen knpfen.

    Auch whrend des Weidens sind Gnse wachsam.

    Bhmische Gans (links) und

    Frnkische Landgans.

  • 7/26/2019 Gnse und Enten sind Herdentiere

    2/6

    SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS TKS 9.2

    2

    Bereitwillig gibt der Wassergeflgelzchter Ein-blick, wie er seine etwa 30 Gnse und Enten

    hlt. Die aufmerksamen und wachsamen Tierebeugen den Fremdling zuerst einmal kritisch.Erst als sie spren, dass keine Gefahr droht, ge-hen sie wieder ihrer Ttigkeit nach, wobei sieden Fremdling nicht aus den Augen lassen.Der Grossteil der Gnse sind Frnkische Land-gnse mit einem blauen Schimmer im Feder-kleid. Auch einige schneeweisse BhmischeGnse, frher Tschechische Gnse genannt, sindin der Herde. Die Tiere beider Rassen kommenoffensichtlich gut miteinander aus. Beides sind

    mittelschwere Gnserassen, die ausgewachsen 56 kg schwer sind. Es sind elegante und beweg-liche Gnse., beschreibt der Zchter die fr ihn wichtigen Eigenschaften. Ihr Krper weise wenigerFett auf als Toulouser- und Emdenergnse.Die Frnkischen Landgnse bilden fr den Besucher zuerst nicht sichtbar - zwei Familienverbn-de, in welchen die Eltern und ihr Nachwuchs zusammen sind. Die Familienbande sind stark, obwohldie Kinder schon fast so gross wie die Eltern und selbstndig sind.

    Fliegen nicht wegFast 2 ha ist die Wiese gross, welche den Gnsenund Enten zur Verfgung steht. Dazu gehrt

    auch ein Stck Wald mit einem Bachlauf. Ob-wohl die Vgel leicht ber den etwa ein Meterhohen Zaun fliegen knnten, verlassen sie dasAreal nicht. Doch manchmal zeigen sie ihreFlugknste. Wenn die Tiere am Hang oben sindund ich rufe sie, dann kommen sie sogar geflo-gen., erzhlt der Tierhalter. Manchmal kommees vor, dass dann auch eine ber das Haus davonfliege, aber alle kmen sie zurck. Es sind Her-dentiere, erklrt er das Verhalten. Der Zaunkann die Fchse, die im benachbarten Hang ihre

    Hhlen haben oder aus dem Stadtgebiet vonKonstanz kommen, nicht abhalten. Nachts sinddie Gnse im geschlossenen Stall sicher, aberdie Fchse kmen auch whrend des Tages. DasAreal ist zu gross, als dass es sich fuchssichermachen liesse; in Hausnhe gibt Leo, der Haus-hund, Laut, wenn er die Witterung eines Fuchsesaufnimmt.

    Gnse sind ausgesprochene WeidetiereDie Enten fressen nur wenig Gras, doch die Gnse putzen alles weg., erzhlt der Tierhalter. Ge-

    mchlich durchstreifen die Gnse die Weide. Wenn sie genug Gras gefressen haben, liegen sie abund ruhen sich aus. Das Gras msse aber jung sein, damit die Gnse es mgen, schrnkt der Ge-flgelhalter ein. Bei altem, blhendem Gras zupften sie nur die Samen und drckten das Gras selbstflach. Deswegen wird abwechslungsweise ein Teil der 2 ha grossen Flche gemht und es weiden

    Zusammenhalt im Familienverband.

    Gnse knnen auch fliegen.

  • 7/26/2019 Gnse und Enten sind Herdentiere

    3/6

    SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS TKS 9.2

    3

    Schafe nach, wenn zu viel Gras stehen bleibt. Besonders beliebt seien bei Gnsen und Enten diepfel und Birnen unter den Bumen. Da bleibe nichts mehr brig.

    Eine laute, dauernd aktive GesellschaftWhrend Tierhalter und Besucher den Gnsen zuschauen, kommt pltzlich laut schnatternd eineSchar Enten angewatschelt. Die ganz rtlichen, offensichtlich gut genhrten Sachsenenten kommenvom Bach, wo sie gebadet haben. Sie seien dauernd aktiv und auf der Suche nach kleinen Lecker-bissen, erzhlt ihr Meister. In ihren dicken Krpfen scheint viel Futter Platz zu haben. Tauschneckenund Wrmer seien die Lieblingsnahrung, doch auch Gras stehe auf dem Speiseplan.

    Gemchlich streifen die Gnse durch die

    Weide und fressen das junge Gras.

    Die Enten geniessen das Wasser.

    Laut schnatternd tauchen pltzlich die Enten

    auf.

  • 7/26/2019 Gnse und Enten sind Herdentiere

    4/6

    SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS TKS 9.2

    4

    Ins Futtergeschirr anstatt BodenftterungSowohl die Gnse als auch die Enten erhalten morgens und abends ein Krnergemisch aus Hafer,Mais und Gerste. Wichtig sei, dass man die Krner nicht auf den Boden streue, sondern in Eimernoder Trgen anbiete. Denn sonst whlten Gnse und Enten mit dem Schnbeln die Erde auf. Esginge Futter verloren und es gbe ein Riesendreck.

    Schlupf: Helfen bringt nichtsZur Paarung trennt der Zchter die Rassen, um rassenreine Nachkommen zu erhalten. Sie knnensich im mit Stroh eingestreuten Stall frei einen Brutplatz whlen. Der Instinkt sagt ihnen, was siebei der Brut tun mssen. Der Ganter bewacht das Nest, auf welcher die Gans brtet. Eine gewisse

    Kontrolle des Geleges sei angebracht; denn es komme vor, dass der Ganter nachts ins Nest liegeund es mit Kot verschmutze. Dann msse man die Eier reinigen.Im letzten Winter, als die Tiere schon im Januar anfingen zu brten und es im Februar sehr kaltwurde, hat ihr Meister die Eier angeschrieben und in einen warmen Raum gebracht, bis er sie beiwrmerem Wetter ins Nest zurcklegte. Auch beim Schlpfen solle man die Natur walten lassen.Helfen bringt nichts, sagt der Geflgelhalter. Doch msse diese Erfahrung wohl jeder neue Ge-flgelhalter selber machen. Die Sachsenente hat wie viele domestizierte Entenrassen ihren Bruttriebverloren. Ihr Zchter muss die Eier deswegen in einem Brutschrank ausbrten lassen und die Tie-re in einem separaten, beheizten Stall aufziehen. Die Ftterung der Gssel und Entenkcken istSache der Tierhalterin. Sie bereitet ihnen eine feucht-krmelige Mahlzeit aus gekochten Eiern,Brennnesseln und Junghennencrumbles.

    Vor allem Gnse bentigen viel PlatzDie Tiere mssen Platz haben und einander ausweichen knnen., sagt der Geflgelhalter. Diesgilt vor allem fr das Nachtquartier im Stall und insbesondere bei Gnsen, denn sie knnen sehraggressiv untereinander sein. Deswegen drfen im Stall nur die Tiere beisammen sein, welche auchsonst eine Gruppe bilden. Besondere Sorgfalt ist gefragt, wenn man neue Gnse in die Herde ein-fhren mchte. Am besten gliedere man sie nicht einzeln, sondern paarweise, als Gans und Ganter,ein. Deshalb, weil die beiden eine feste, manchmal lebenslange Bindung zueinander haben, welchesie in der Gemeinschaft mit anderen Tieren strkt. Anfangs sollte man das einzufhrende Paarseparat zur Herde halten, wobei sie durch einen Zaun Kontakt zueinander haben. Einzelne Tiere

    einzufhren, kann dann angebracht sein, wenn der Lebenspartner einer Gans gestorben ist undersetzt werden muss. Bei Enten sei das Eingliedern neuer Tiere kein Problem. Bei der Krankheits-prophylaxe setzt der Geflgelhalter natrliche Hausmittel ein. So beugt er mit Knoblauchzehen imTrinkwasser einer Verwurmung vor.

    Ohne Futtergeschirr gbe es einen Riesendreck.

  • 7/26/2019 Gnse und Enten sind Herdentiere

    5/6

    SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS TKS 9.2

    5

    Adresse des TierhaltersWolfgang Gafner, Rti 4, 8598 Bottighofen

    Tel. 071 688 47 91, [email protected]

    Fachliche Ausknfte Wasser- und Grossgeflgelclub Schweiz,

    www.wassergefluegelclub.ch Kleintiere Schweiz (Geflgel),

    www.kleintiere-schweiz.ch

    Platzansprche von Gnsen und Entengemss Walter Gloor, Kleintiere Schweiz, Prsi-dent Ausbildung

    Fr den Auslauf braucht es pro Gnsepaar mitNachzucht 1500 bis 2000 m2gutes Weidelandund eine Bademglichkeit mit frischem Wasser,wo die Gnse bis mindestens zum Bauch eintau-chen knnen. Ebenso ist eine Flche von 9 m2fr den Stall erforderlich. Er bietet Platz fr einElternpaar plus 8 bis 12 Nachzuchttiere. DerStallraum soll etwa 2 bis 2,5 m hoch sein, damitgengend Frischluft vorhanden ist; denn der

    Sauerstoffbedarf von Gnsen ist sehr hoch. T-ren und Fenster sind mit engmaschigem Ge-flecht zu versehen, um Raubtiere und Schadna-ger fern zu halten. Bei mehreren Zuchtpaaren istder Stall in Buchten einzuteilen, damit jedeGans ihr Lege- und spter ihr Brutnest bauenkann. Dafr ist eine Flche von etwa 80 x 80 cmmit etwa 1 m hohen Seitenwnden abzutrennen.An der Eingangsseite sollte sich ein Schlupflochbefinden oder wenigstens ein 20 cm hohes Brett.

    WALTERBAUMANN

    Gnse sind wachsam.

    Gnsestall von Walter Baumann in Eschert.

  • 7/26/2019 Gnse und Enten sind Herdentiere

    6/6

    SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS TKS 9.2

    6

    Mittelschwere Enten bentigen fr 1 Erpel und 2 Enten etwa 400 m2Weide und eine Schwimm-gelegenheit, wo sie die Gefiederpflege und das Fortpflanzungsverhalten ausleben knnen. Der Stallmuss mindestens 4 m2gross sein. Dies bietet Gewhr dafr, dass die Enten ihre Brut in Buchtenvon 40 x 40 cm ausbrten und die Gssel bis 6 Wochen fhren. Danach ist ein zustzlicher Jun-gentenstall ratsam. Die Fenster sind im oberen Bereich anzubringen.

    Literatur Richtlinien zur Haltung von Ziergeflgel (2012)

    Das Buch richtet sich an Neueinsteiger und erfahrene Zchter und ist abgestimmt auf die

    schweizerischen Gegebenheiten. Es beschreibt die meisten Arten der Hhner- und Entenvgel,soweit sie als Ziergeflgel gelten.Preis: CHF 35., im Tierwelt-Shop Zofingen, Tel. 062 745 94 65, [email protected]

    Geflgel. Natrlich und artgerecht halten: Hhner, Enten, Gnse, Puten (2001).Alice Stern, Franckh-Kosmos Verlag, Taschenbuch, ca. CHF 12.

    Diepholzer Gans-Leitfaden fr die Praxis, Zuchtgeflgel fr ursprngliches NutzgeflgelZUN (Hrsg.), 40 Seiten. Preis: CHF 20. inkl. Porto.Bestelladresse: Astrid Spiri, Brhlstrasse 26, 8578 Neukirch an der Thur, Tel. 071 642 48 11,[email protected]

    Autor und Fotos (falls nicht anders angegeben):

    Michael Gtz, Dr. Ing. Agr., Landwirtschaftliche Bauberatung-GmbH, Sntisstrasse 2a,9034 Eggersriet SG, Tel./Fax 071 877 22 29, [email protected], www.goetz-beratungen.ch

    Herausgeber:Schweizer Tierschutz STS, Dornacherstrasse 101, Postfach, 4008 Basel,Tel. 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, Postkonto 40-33680-3,[email protected], www.tierschutz.com

    Dieses und weitere Merkbltter stehen unter

    www.tierschutz.com>publikationen>Nutztiere/Konsum>Infothek zum Download bereit.

    3/2013

    FOTOSWALTERBAUMANN

    Der Nestplatz im Stall von Walter Baumann ist durch eine Seitenwand geschtzt. Die Gans

    (Steinbacher Kampfgans, blau) kann auswhlen, wo sie brten mchte.