Gefahr Gentechnik · Wem nützt die Gentechnik eigentlich? Die große Mehrheit der Verbraucher in...

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Gentechnik Gefahr Gentechnik Wie die Industrie Nahrung und Natur ohne Rücksicht auf die Folgen manipuliert und einen Großversuch an Mensch und Umwelt startet.

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Gefahr GentechnikWie die Industrie Nahrung und Natur ohne Rücksicht auf die Folgen manipuliert und einenGroßversuch an Mensch und Umwelt startet.

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Risiken ungeklärt: Gen-Pflanzen dürfen nicht freigesetzt und nicht als Lebensmittel zugelassen werden.

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Wachstumswahn auf Kosten der Natur:Genmanipulierte Turbo-Fische verdrängen die natürlichen Arten.

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Heimlich angebaut: Greenpeace deckt denAnbau von Genmais in Deutschland auf, prangert die Konzerne an und informiert die Öffentlichkeit über die ökologischen Gefahren.

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Was sind die größten Gefahren genmanipulierter

Pflanzen und Tiere?

Genmanipulierte Organismen können sich unkontrol-liert in der Umwelt verbreiten, die neuen Gene könnenauch auf andere Lebewesen übertragen werden. Diesegentechnische Verschmutzung kann das ökologischeGleichgewicht stören und Lebensräume vernichten.

Welche Rolle spielt die Wissenschaft?

Die Gentechnik ist der reinste Blindflug. Dabei sindetwa die Wechselwirkungen von Genen untereinanderviel komplexer als bisher angenommen. Die Gefahrender Gentechnik für Gesundheit und Umwelt sind dahernicht vorhersehbar. Eines von vielen Beispielen sindgenmanipulierte Petunien. Neu ausgestattet mit einemMais-Gen sollten sich ihre Blüten lachsrot färben. Aufdem Feld angebaut, blühten die Gen-Petunien jedochüberwiegend weiß oder gesprenkelt. Zudem zeigten sieeine veränderte Fruchtbarkeit und Wuchsform. Eigen-schaften, mit denen die Wissenschaftler gar nicht ge-rechnet hatten.

Gentechnik – Risiko ohne Grenzen!Ginge es nach dem Willen der Gentechnik-Industrie, wären gen-manipulierte Nahrungsmittel längst die Regel und Gen-Pflanzenhätten sich bereits unkontrolliert in unsere Umwelt ausgebreitet.Dabei häufen sich in den letzten Jahren die Beispiele dafür, dassdie Risikotechnologie Gefahren für unsere Gesundheit und Um-welt mit sich bringt: Fremde Gene in Lebensmitteln können neueGiftstoffe und Allergien verursachen, auf Feldern entstehen durchAuskreuzung von Gen-Pflanzen neue so genannte Superunkräuter.Werden genmanipulierte Lebensmittel trotzdem unsere Zukunftbestimmen? Dazu darf es nicht kommen.

Verbraucher als Versuchskaninchen? Interview mit Uli Brendel,

Gentechnik-Expertin bei Greenpeace

Uli Brendel (32)

seit 1997 bei

Greenpeace aktiv.

Standpunkt von Greenpeace: Genmanipulation

ist keine Züchtung, sondern es werden natürliche Artengrenzen

überschritten: Im Labor werden zum Beispiel Rattengene in

Salat oder Kuhgene in Soja-Bohnen eingebaut. Die natürliche

Evolution wird einfach ausgeschaltet. Dabei kann niemand

Risiken für Gesundheit und Umwelt ausschließen.

Was muss die Politik tun?

Damit der Verbraucher nicht zum Versuchskaninchenund die Natur zu einem Versuchslabor wird, muss dasVorsorgeprinzip gelten. Solange wir die Gefahren nicht abschätzen können, dürfen keine Gen-Pflanzenangebaut werden. Beispielsweise in Mexiko, dem Ursprungsland des Mais, ist der Schaden bereits offen-sichtlich: Dort hat sich Gen-Mais in die einheimischenSorten ausgebreitet und die Jahrtausend alten Ressour-cen verschmutzt.

Was kann der Verbraucher tun?

Nie zuvor haben die Verbraucher ihre Macht so deut-lich gezeigt wie bei der Ablehnung der Gen-Nahrung.In der Greenpeace-Initiative „EinkaufsNetz“ können sie ihren Protest erfolgreich gegen Industrie und Poli-tik richten. Es ist entscheidend, dass die Verbraucherweiterhin ihre Interessen gegen die Gen-Industrie ver-teidigen.

Greenpeace deckt

den Anbau von

Gen-Mais auf deut-

schen Feldern auf. Foto

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Wem nützt die Gentechnik eigentlich?

Die große Mehrheit der Verbraucher in Deutschland lehnen genmanipuliertes Essen ab. Auch über 70 Prozent der

Landwirte wollen keine Gen-Pflanzen auf ihren Äckern und kein Gen-Futter für ihre Tiere. Sie haben gute Gründe.

Denn außer für die Konzerne, die sich von genmanipuliertem Saatgut große Gewinne erhoffen, bringt die Gentechnik

niemandem Vorteile. Den Konzernen verhilft sie dagegen zu doppeltem Profit: So vertreibt der Agrar-Konzern

Monsanto Gen-Pflanzen, die seinem Unkrautvernichtungsmittel „Roundup“ widerstehen. Der Bauer muss mit dem

Gen-Saatgut das dazugehörige Pestizid von

Monsanto erwerben und wird weiter in die

Abhängigkeit von Agrarchemikalien getrieben.

Der Spritzmitteleinsatz steigt.

Die Politik darf nicht zum Handlanger der

Konzerne werden, sondern muss die Interessen

der Verbraucher und Landwirte wahren. Breiten

sich die manipulierten Gene in unserer Umwelt

aus, lassen sie sich nicht mehr zurückholen.

Hier können dauerhafte Schäden entstehen, die

auch mit Geld nicht mehr behoben werden

können. Daher ist Greenpeace gegen den Anbau

von genmanipulierten Organismen in der Natur.

Gefahren auf einen Blick

q Gefährdung von

Mensch und Tier:

Veränderte Inhalts-

stoffe können Aller-

gien, Immunschwä-

chen und andere

Krankheiten verur-

sachen.

q Gentechnische

Verschmutzung: Gen-

manipulierte Pflan-

zen kreuzen sich mit

Wildkräutern und

verbreiten unkontrol-

lierbar neue Stoffe

in der Natur.

q Bedrohung für das

ökologische Gleichge-

wicht: In Pflanzen ein-

gebautes Insektengift

tötet nützliche Insekten,

während Schädlinge

unempfindlich gegen

das Gift werden.

Gen-Raps und Honigbiene: Sprung der Gene über Artgrenzen. Die Freiset-

zung von Gen-Pflanzen ist besonders dann gefährlich, wenn sie auf wilde

Pflanzen treffen, mit denen sie sich kreuzen können. In Kanada wird Gen-Raps

auf großen Flächen angebaut. Mittlerweile werden die manipulierten Gene

schon in Wildkräutern wie dem Ackersenf gefunden. Bienen verbreiten Raps-

Pollen und damit auch die veränderten Gene weiträumig. Erschreckend ist,

dass die manipulierten Raps-Gene sogar schon im Erbgut der Darmbakterien

von Honigbienen auftauchten.

Gen-Mais: Verbraucherskandal in USA. Im Herbst

2000 wurde in den USA der genmanipulierte

Mais „StarLink“ in Tacos des Nahrungsmittelkon-

zerns Kraft und anderen Lebensmitteln nach-

gewiesen, obwohl er nur für Tierfutter zugelassen

war. Er steht im Verdacht, beim Menschen Aller-

gien auszulösen. Kraft ließ 2,5 Millionen Packun-

gen aus den Regalen zurückholen, insgesamt

mussten 300 Produkte zurückgerufen werden.

Verunreinigte Nahrungsmittel wurden auch ins

Ausland exportiert.

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q Gefährliche Krankheitserreger

können gegen Antibiotika unemp-

findlich werden, so dass bestimm-

te Medikamente gegen klassi-

sche Krankheiten nicht mehr

wirksam sind. Neue Krankheitser-

reger können durch die Übertra-

gung von Genen entstehen.

q Genmanipulierte

Bakterien oder verrot-

tende Gen-Pflanzen

gefährden Kleinstlebe-

wesen im Boden, die

zum Beispiel für die

Humusbildung zustän-

dig sind.

q Genverän-

derte Pflanzen,

die unempfind-

lich gegen Spritz-

mittel sind,

vergrößern den

Gifteinsatz in der

Landwirtschaft.

Gen-Fische: Attacke gegen die

Natur. Lachse und Forellen sollen

nach dem Willen der Gen-Industrie

bald genmanipuliert auf den Tisch

kommen. Forscher in den USA

haben mit einem Computermodell

die möglichen Folgen untersucht.

Ergebnis: Schon wenige schnell

wachsende Gen-Fische, die den

Zuchtbecken entkommen, können

natürliche Fischbestände ausrotten.

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Welternährung

„Die Europäer ver-

schmähen Genfood.

Jetzt geben sie es

den Afrikanern. Wir

wollen es jedoch

auch nicht haben.

Schlimm ist, dass die

Bauern durch gen-

technisch

veränder-

tes Saatgut

abhängig

gemacht

werden. In

manchen

Ländern

verteilen

die Konzerne das

Saatgut umsonst und

zwingen die Farmer,

ihr eigenes Saatgut

nicht mehr auszu-

säen. Weil aber in

den ersten zwei oder

drei Jahren die Ernte

meist schlecht ist, da

die Pflanzen nicht

an die neue Umge-

bung angepasst sind,

verarmen die Länder

immer mehr. Zudem

geht die ursprüng-

liche Vielfalt der

verschiedenen Pflan-

zen verloren.“

Prof. Johnson Ekpere

aus Nigeria, ehem.

Berater der Organisation

der Länder der

Afrikanischen Einheit

Gen-Mais: Angriff auf Schädlinge und Nützlinge. Der sogenannte Bt-Mais der

Saatgutkonzerne Syngenta und Monsanto produziert ein Gift, das Insektenlar-

ven tötet. Entgegen den Erwartungen trifft es aber nicht nur Schädlinge, son-

dern auch nützliche Insekten. Die Pollen

können sogar für Raupen geschützter

Schmetterlinge tötlich sein. Das Gift

schädigt über die Wurzeln zudem

Lebewesen, die für die Humusbildung

wichtig sind.

Gen-Kartoffel schädigt Ratten.

In Schottland bauten Wissen-

schaftler Gene des Schnee-

glöckchens in Kartoffeln ein,

damit sie ein Gift gegen

Schädlinge produzieren. Die

Wissenschaftler kamen zu

folgendem Ergebnis: Ratten,

die die Gen-Kartoffeln gefres-

sen hatten, wiesen Schäden

im Immunsystem und Entwick-

lungsstörungen auf. Die Ursa-

chen sind strittig. Wissen-

schaftler warfen kritische

Fragen auf, die dringend ge-

klärt werden müssen. Bis

heute ist aber nichts passiert.

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Marc Lappé, Britt Bailey:

Machtkampf

Biotechnologie.

Wem gehören unsere

Lebensmittel?

Gerling-Akad.Verlag,

München 2000

Katalyse Institut:

Gentechnik im

Supermarkt.

rororo, Hamburg 1999

Risiko Gentechnik.

Wissenschaftliche

Fallbeispiele aus

Landwirtschaft und

Lebensmittelproduktion.

Herausgegeben

von Greenpeace,

Hamburg 2000

Das EinkaufsNetz bündelt

den Widerstand der Ver-

braucher und bietet viele

Aktionsideen zum Beispiel

für Cyberaktivisten und

Gendetektive.

Gemeinsam machen wir

Druck auf Industrie und

Politik.

Rufen Sie uns an:

040/306 18-0 oder

schicken Sie ein email:

EinkaufsNetz@

greenpeace.de

Lesetipps

Impressum

Mitmachen im EinkaufsNetz

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Greenpeace fordert: q Keine Freisetzung von gentechnisch

veränderten Lebewesen. q Kein Anbau von Gen-Pflanzen.q Keine Gentechnik im Essen.q Ausbau des ökologischen Landbaus.

Grüne Gentechnik stoppen!

Greenpeace weltweit aktiv gegen die Gen-

technik: Aktionen in Hongkong, hier

bei Nestlé, schützen die Interessen der Ver-

braucher. Die Regierung in Hongkong

spricht sich 2001 für die Kennzeichnung

von Gen-Food aus.

Das Greenpeace-EinkaufsNetz hakt nach: Über

400 Lebensmittelhersteller wurden befragt, ob

Gen-Pflanzen in ihre Lebensmittel gelangen. Das

Ergebnis wurde Anfang 2004

in einem Einkaufsratge-

ber veröffentlicht: Die

große Mehrheit der

Firmen will sich

nach den Wünschen

der Verbraucher

richten und auf Rohstoffe aus genmanipulierten Pflanzen verzich-

ten. Bei tierischen Erzeugnissen garantieren bereits zahlreiche

deutsche Geflügelmäster Produkte ohne den Einsatz von Gen-Futter.

Machen auch Sie als Verbraucher Druck, damit noch mehr Firmen

auf den Einsatz von Gentechnik bei der Tierhaltung verzichten. Denn

der Großteil der nach Europa importierten Gen-Pflanzen landet im Futtertrog.

Mitmachen im EinkaufsNetz ist einfach: Unter www.greenpeace.de/einkaufsnetz oder

Tel.: 040/306 18-0 können Sie sich anmelden.

Sofortmaßnahmen:q Die Ernte muss nach natürlichen und genmani-pulierten Rohstoffen getrennt vermarktet werden.q Genmanipulierte Nahrungs- und Futtermittelmüssen vom Acker bis zum Teller gekennzeichnetwerden.

Greenpeace e.V.

22745 Hamburg

Tel: 040/306 18-0

Politische Vertretung

Berlin

Marienstraße 19-20

10117 Berlin

Tel: 030/30 88 99-0

Email:

[email protected]

Internet:

www.greenpeace.de

V.i.S.d.P.: Uli Brendel

Stand: 02/2004;

Gestaltung:

Angela Dobrick;

gedruckt auf 100%

Recyclingpapier

Greenpeace-Aktionen und Verbraucherproteste gegen

Gentechnik machen Druck auf Lebensmittelindustrie und

Politik und zeigen Erfolge: Ende 2003 lenkte der Metro-

Konzern ein und erklärte, in seinen Eigenmarken auf Gen-

technik bei pflanzlichen Zutaten verzichten zu wollen.

Ab April 2004 gilt eine strengere Kennzeichnungsregelung

in der Europäischen Union. Nicht nur Lebensmittel müs-

sen gekennzeichnet sein, sondern auch genmanipulierte

Futtermittel. Damit haben Verbraucher die Wahl, was sie

essen, und Landwirte können Gen-Futter für ihre Tiere

meiden. Einen Haken hat die neue Richtlinie jedoch: Pro-

dukte von Tieren, die mit Gentechnik gefüttert wurden,

wie z.B. Käse, Milch und Fleisch, sind weiterhin nicht

gekennzeichnet.

5.11.1996 im Hamburger Hafen:

Greenpeace-Aktion gegen einen Frachter

mit Soja-Bohnen aus den USA. In Nord-

amerika wird das konventionelle Soja mit

Gen-Bohnen vermischt und dann z.B. als

Futtermittel exportiert. Greenpeace ist strikt

gegen solche Importe nach Deutschland

und gegen die Vermengung der Ernten.