Geheime Seelenkrafte_ Unterrich - Brandler-Pracht, Karl

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Geheime Seelenkräfte

Die unverändertenOriginal-

Unterrichtsbriefezur Entwickelung der

Willenskraft und der okkultenFähigkeiten

Ein erprobter Lehrgang in 10Stufen

vonKARL BRANDLER-

PRACHT

Impressum„Geheime Seelenkräfte“

von Karl Brandler-Pracht

© F. Schwab VerlagFabian Schwab, Hauptstraße 7, 97497 Dingolshausen

E-Mail: [email protected] vom 07.08.2013

InhaltInhaltVorwortEinleitung.1. Stufe.2. Stufe.3. Stufe.4. Stufe.5. Stufe.6. Stufe.7. Stufe8. Stufe.9. Stufe.10. Stufe.

VorwortDieser Lehrkursus bezweckt in ersterLinie die Erreichung einer absolutenHerrschaft des Geistes über denKörpe r. Der Lernende wird durchsystematische, gut erprobte Übungendahin gebracht, seinen Körper, seineGedanken, sein Gemüt vollständigunter einer bewussten Kontrolle zuhalten.D i e Ne uge danke nle hre in ihrerpraktischen Verwertung vermag alleinn u r willensstarke, ausdauernde,t ü c h t i g e u n d selbstbewusstePersönlichkeiten heranzubilden, die eingeordnetes kräftiges Gedankenlebenhaben, einen festen entschiedenen

Charakter, e i ne gesunde Seele unde i n e n gesunden, wohlorganisiertenKörper.

I n zweiter Linie sind die in diesenUnterrichtsbriefen niedergelegtenÜbungen die beste Schule zurEntwickelung der im Menschen latentliegenden okkulten Fähigkeiten undKräfte. Der Verfasser hat hier, gestütztauf langjährige Studien und reichepersönliche Erfahrungen, einkombiniertes System ausgearbeitet, dasjeden Ernststrebenden unbedingt zumErfolg führen muss, wenn dieVorschriften gewissenhaft befolgtwerden. Die beiden großen Yoga-Systeme sind hier vereinigt. Stufenweise

wird der Schüler geführt — stufenweiseerwachen seine geistigen Kräfte — ingleicher Zeit aber entwickelt sich einreger, bewusster Verkehr mit deminneren, höheren Menschen und mitStaunen und Entzücken fühlt er immermehr und mehr, wie sich ihm einwahrhaft glückseliger Zustanderschließt. Harmonie, Seelenfriede,Kraft und Willensstärke durchströmenihn, seine Erkenntnis weitet sich und diegeheimnisvollen Tore, die derUnentwickelte kaum nur zu ahnenvermag, öffnen sich vor seinen nunabgeklärten Blicken.

Diese Lehrbriefe sind unbrauchbar fürden, der nur aus egoistischen Gründenseine Kräfte entwickeln, der „schwarze

Magie“ treiben will.

Die hier niedergelegten Übungen zurErlangung einer okkultenKräfteentwickelung sind unbedingtverbunden mit der ethischenEntwicklung ohne diese sind sieerfolglos. „Wer Blitze lenken will, mussim Himmel wohnen.“

Die Übungen sind derart eingeteilt, dassihnen auch der beruflich Angestrengtegerecht werden kann; sie sindhauptsächlich für morgens und für dieAbendzeit berechnet.

Einleitung.Die Neugedankenbewegung hat in ersterLinie den Zweck, Persönlichkeitenheranzubilden, die willensstark,ausdauernd, tüchtig und erfolgreich sind;Personen voll Selbstvertrauen, die eingeordnetes, kräftiges Gedankenlebenhaben, starke entschiedene Charaktere,Menschen mit einer gesunden Seele undeinem gesunden, wohlorganisiertenKörper.

Die absolute Herrschaft des Geistigenüber den Stoff ist der Zweck diesesLehrkurses. Der Schüler muss seinenKörper, seine Gedanken, sein Gemütvollständig unter die Kontrolle, seinesbewussten höheren Willens bringen.

Dieser höhere Wille ist göttlichenUrsprunges, er fließt aus dem Urquelldes ewigen Seins, er ist ein Teil desUnendlichen.

Halten wir den Körper, die Gedankenoder unser Gemüt nicht beständig unterstrenger Aufsicht und unterzielbewusster Führung, so entziehen wirdem All-Willen in uns das Instrument,auf dem er sich betätigen kann, oder wirverstimmen es und machen denharmonischen Einklang, in welchem dersich in uns individuell gewordenegöttliche Wille mit seinem Vater, demAllwillen, stets befinden soll,unmöglich. Der beste Künstler ist nichtimstande, auf einem verstimmten Klavierseine Kunst zur Geltung zu bringen —

will er das, so muss er sich erst einermühevollen Arbeit unterziehen und seinInstrument in jene Verfassung bringen,die es ihm ermöglicht, seinem seelischenEmpfinden hörbaren Ausdruck zu geben.

In Harmonie zu kommen mit dem All-Wissen, sich frei zu machen von derGewalt des Stoffes und die Umnachtungzu durchbrechen, die uns umfangen hältund unser Edelstes in uns behindert, sichzu entwickeln und emporzuwachsen zumVater — das ist unsere Hauptaufgabe,und nur zu diesem Zwecke soll derMensch sich bemühen, seine okkultenKräfte zu entwickeln. Sie dürfen ihm nurals Schlüssel dienen, das Tor zu öffnen,das den finsteren Kerker verschlossenhält, in welchem unser göttliches Sein

angeschmiedet ist mit eisernen Ketten.Und ist es uns gelungen, dieses Tor zuerschließen, dann strömt die Fülle desLichtes auf uns ein, das vom Vaterkommt, und je heller es um uns wird,desto leichter werden die Ketten, bis sieendlich von selbst herabfallen und derBefreite hinaustreten kann in das Reichder wahren Freiheit!

Wer sich aber verleiten lässt, das Toraus anderen Motiven zu öffnen, werseine Kräfte entwickelt, nur um seinemmateriellen Willen zum Siege zuverhelfen, der wird eine böseEnttäuschung erleben. Nicht demSonnenlicht hat er das Tor seinesKerkers geöffnet, sondern einer tieferenund schwärzeren Nacht, als die ist, die

ihn umgibt — nicht Erkenntnis wird ihnerfüllen, sondern Verwirrung, und wassich aus der Finsternis heraus offenbartund sich schmeichelnd zu seinen Füßenlagert, das wird mit der Zeit zur Qualund Pein für ihn werden. Wer dieGotteskräfte in sich weckt ohne denreinen Willen zur Erlösung, zurErkenntnis, zur Wahrheit, der frevelt undrichtet sich zugrunde. Die Ausübung der„schwarzen Magie“ hat noch zu allenZeiten bösen Lohn gefunden.

Wer die Absicht hat, seine psychischenKräfte zu entwickeln, der tritt aus dergewöhnlichen Entwicklungskette, erstellt sich damit auf einen sehrexponierten Posten und wird dadurch zurZielscheibe böser Gewalten. Doch sein

reines Streben ist ein undurchdringlicherPanzer, an welchem alle Pfeile desGegners zersplittern. Entfernt er sichaber während seinerEntwicklungsperiode von seinemVorsatz, so wird sein schützendes Kleidundicht und die Pfeile jener dunklenGewalten werden ihn verletzen.

Darum prüfe jeder, wenn er geneigt ist,diesen Weg zu betreten, ob er auch dieKraft haben wird, mutig auszuharren unddie Konsequenzen einer solchenEntwicklung zu ertragen, die in demAbsterben des egoistischen Ichmenschenihren Gipfelpunkt haben. Der hierniedergelegte Entwicklungsgang gehtzum größeren Teil von innen nach außen.Und darum hat er nichts gemein mit

verschiedenen anderenEntwicklungssystemen meistamerikanischer Provenienz, die den ganzverkehrten Weg einschlagen,ausschließlich von außen nach innenwirken zu wollen. Diese bezwecken inerster Linie das Leben genußreich undangenehm, den Körper schön, gesundund langlebig zu machen, Reichtumzusammenzuscharren usw. Dereigentliche Zweck des Lebens wirddabei vollständig verkannt — der innereMensch kommt dabei zu kurz und nichtswurde gewonnen. Im Gegenteil, der soEntwickelte ist zum Schädlinggeworden, der alte Egoismus lebt noch,aber nun stehen ihm Kräfte zurVerfügung, die es erlauben, auf Kosten

der Mitmenschen sich noch mehr zuentfalten. Das böse Ende bleibt freilichniemals aus, und was wir säen, dasernten wir auch, und wer die Saat desUnkrauts in die Erde wirft, mag sichnicht wundern, wenn ihm eines Tagesdie Dornen und Disteln die Füße blutigreißen.

Das vorliegende System entwickelt nachbeiden Richtungen, also auch teilweisevon außen nach innen, jedoch nur zu demZwecke, den langsam zur Entfaltungkommenden Menschen bei seiner nachaußen organisierenden Wirksamkeit zuunterstützen.

Die Neugedankenlehre undKräfteentwicklung, wie sie hier gelehrt

wird, hat eine streng ethische Grundlage.Die Erweckung des inneren Menschenhat auch eine Neugestaltung undVeredelung des äußeren Menschen zurFolge und damit ist auch eine günstigeVeränderung aller Lebensumständeverbunden. Wenn wir lernen, gut,gerecht und liebevoll zu fühlen, sowerden wir auch gut, gerecht undliebevoll denken. Solche Gedankenwerden aber auch dementsprechendeHandlungen auslösen, und wer gute undgerechte Handlungen voll Liebe undSelbstlosigkeit begeht, der gleicht einemLandmann, welcher zur günstigen Zeitvollwertigen guten Samen der Erdeanvertraut — die große Ernte wird seinLohn sein.

Der Verfasser hat die Neugedankenlehrein Verbindung gebracht mit derEntwicklungslehre der indischenPhilosophie und ein System aufgestellt,das den Schüler befähigt, dievorerwähnten Ziele voll und ganz zuerreichen — in Einklang zu kommen mitdem All-Willen und dadurch befreit zuwerden von dem Fluche derStofflichkeit, von Not und Sorge,Krankheit und Leid.

Die Neugedankenlehre ist also nichtsweiter als ein vernünftiger Optimismus.Sie stützt sich in der Hauptsache auf dieso wenig bekannte Tatsache dergeistigen Strömungen und der stofflichenRealität der Gedanken.

Gedanken sind Dinge.

Wir erzeugen keine Gedanken, aber wirbeleben sie, und je „kräftiger“ wirdenken, desto intensiver haben wir dieGedankenformen belebt. Wenn man sichnun vor Augen hält, dass jedeGedankenform Schwingungenverursacht, die sich nach allen Seitenfortpflanzen, um sich mitgleichgestimmten Gedankenformen zuverbinden und dann vereint zumAussender, an den sie nunmehr fürlängere Zeit gebunden bleiben,zurückkehren, so kann man leichtbegreifen, dass der Optimist, derGedanken des Erfolges, der Gewissheit,der Freude denkt, sich ein Heer in seiner„positiven“ Gedankenwelt schafft,

welches ihm im Lebenskampfe treu zurSeite steht und den Sieg bringen wird.Dagegen bildet der Zweifelsüchtige,Mutlose, Gedrückte, Hoffnungslose mitseiner „negativen“ Gedankenwelt sicheinen furchtbaren Feind, der ihn immermehr mutloser macht und von einemMisserfolg zum andern führt.

Das Geheimnis des Erfolges liegt imMenschen selbst, in seiner„Willenskraft“, in seiner„Persönlichkeit“ und zusammengenommen in seinem „persönlichenMagnetismus“. Die Kraft des geschultenWillens bringt Glück, Gesundheit,Erfolg; der konzentrierte Wunsch, andereglücklich zu machen, bringt Liebe,Vertrauen, Dankbarkeit, und die

geheimnisvollen Kräfte, die in jedemMenschen latent liegen, durchzweckentsprechende Übungen erweckt,verbunden mit der ethischenHöherentwicklung, verschaffen uns diewahre Freiheit und befähigen uns, unserSchicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Es wäre Zeitvergeudung, den Schülermit langen Abhandlungen über dieTheorie der Neugedankenlehreaufzuhalten, und finden wir es fürangemessener, sofort zu den Übungen zuschreiten. Den Wert des ganzen Systemswird der Studierende selbsteinzuschätzen wissen, wenn er imBesitze seiner entwickelten Kräfte sein,wenn er sich freier, edler undharmonischer fühlen wird.

Vorerst vertraue er uns voll und ganzund beweise gleich zu Beginn seinesStudiums, dass er gesonnen ist, diesmalnichts Halbes zu tun, sondernauszuhalten, bis er sein Ziel erreicht hat.Seine ersten „positiven“ Gedankensollen in der Zusicherung gipfeln, dassnichts imstande sein kann, ihn von demnunmehr eingeschlagenen Wegabzubringen. Er möge sich sagen, dass erjetzt fest entschlossen ist, unter allenUmständen den Edelstein in seiner Brust,die „Willenskraft“, zu erwecken unddurch sie die Kräfte zu entwickeln, dieuns der Allgeist gab, damit wir dendornenvollen Weg des Lebens leichterdurchschreiten können, nicht alsDemütige, von allen Leidenschaften

niedergedrückte, in sklavischerAbhängigkeit von allen Gewaltenbeeinflußte Kreaturen, sondern als freie,edle, selbstbewusste, nach GottesEbenbild erschaffene Menschen, für diedas irdische Leben keine Stätte desLeidens mehr ist, sondern ein Tal desGlücks und des Friedens.

Die Übungen des ersten Abschnittesbilden das Fundament des ganzenLehrstoffes und ist ihnen sehr vielSorgfalt zu widmen. Der Schüler magwissen, dass diese Übungen durchwegerprobt sind. Wenn ihm ihr praktischerWert auch nicht sofort einleuchtend istund er sich vielleicht ob der Einfachheitderselben wundert, so können wir ihndarauf aufmerksam machen, dass das

ganze Lehrsystem einem Mosaikgebäudegleicht, das nur aus kleinen Steinchenzusammengesetzt, sofort seinenharmonischen Gesamteindruck verlierenwürde, wenn auch nur das kleinsteSteinchen fehlte.

Amerikanische Schulen bilden,wahrscheinlich um den Kursus in dieLänge ziehen zu können, ihre Schüler injeder Fähigkeit extra aus und es dauertdann ziemlich lange, bis kombinierteÜbungen vorgenommen werden können.Da nun erst die kombinierten Übungenrichtige Erfolge nach sich ziehen, soerhalten die Schüler meist erst ziemlichspät den Beweis, dass in derNeugedankenlehre und der indischenPhilosophie eine großartige Wahrheit

enthalten ist.

Der vorliegende Lehrgang ist bestrebt,diesen, den Schüler wenig aneiferndenUmstand auszuschalten. Es werden zudiesem Zwecke alle Fähigkeiten soziemlich gleichzeitig entwickelt. Daserfordert keinesfalls besondereAnstrengungen des Schülers, denn esgenügen täglich zwei Stunden für dieverschiedenen Übungen, die außerdemmit einigen Ausnahmen zu jederTageszeit durchgeführt werden können.

Wir stellen nun an den Schüler, ehe ermit dem eigentlichen Studium beginnt,einige große Anforderungen.

1. Verlangen wir von ihm Geduld.Die Erfolge können sich nicht

augenblicklich einstellen. Wer inein fremdes Land reist, muss erstlernen, sich dort zurechtzufinden,ehe er etwas unternimmt, und wereinen Ausblick haben will, darf dieMühe des Aufstiegs nicht scheuen.Nur die Geduld führt zum Ziel undder Ausdauernde und Beharrlichefindet immer seinen Lohn; derUngestüme aber bereitet sichMisserfolge.

2. Der Schüler soll schweigen. Esist das ein okkultes Gesetz. Wer imStudium seiner Entwicklunganderen Personen von seinenÜbungen oder Erfolgen Mitteilungmacht, geht dieser Erfolge wiederverlustig. Nur derjenige, der seine

Ausbildung vollendet hat unddessen Kräfte durch längere Zeithindurch gefestigt sind, kann vonseinen okkulten Fähigkeitensprechen, obwohl der Ausgebildeteschon von selbst darauf kommenwird, dass es vorteilhafter ist,diese Kräfte stillschweigendanzuwenden, als nutzloseSchaustellungen mit ihnen zubereiten, welche nur der Eitelkeitdienen und dem Betreffenden wenigNutzen bringen würden.

3. Die Übungen sollen nichtunterbrochen werden. Besondersder Anfänger muss darauf achten.Unterbrechungen werfen meistwieder zurück und verlängern das

Studium. Manche Schüler habensich schon sehr geschadet, indemsie mitten in der bestenEntwicklung ohne besonderenZwang ihre Übungen für einigeTage unterbrochen hatten und dannaller Erfolge verlustig gingen, sodass sie wieder von vorne anfangenmussten. Es soll eigentlich nureinen Grund zur Unterbrechungdieser Übungen geben und der heißt„Krankheit“. Diesen Grund kannman aber für jeden ernst strebendenSchüler getrost ausschließen, dennwer seine Kräfte entfaltet,verschließt den Krankheiten Türund Tor.

4. Wir verlangen nicht, dass der

Schüler sich unsereWeltanschauung zu eigen machensoll. Mag jeder glauben, was erwill. Aber wir fordern von ihm,dass er die nachfolgendenLehrsätze zu begreifen sucht, undsich vorhält, dass logischerweisegegen, die Möglichkeit dieserAnschauung nichts einzuwenden ist.Wenigstens für die Dauer seinerEntwicklung mag er sich mit diesenLehrsätzen befreunden, sonst wirdes ihm kaum möglich sein, sich mitdem Sinn der Übungen vertraut zumachen.

Wir müssen annehmen, dass die Materiein mehreren Zustandsformen existiert,und zwar in der „grobstofflichen“

sinnfälligen, und der „feinstofflichen“,nur dem okkulten Sinne zugänglichenForm.

Wir müssen ferner annehmen, dass derMensch ebenfalls aus zwei solchenZustandsformen besteht, und zwar auseinem grobstofflichen Körper, nämlichder fleischlichen Erscheinung, und auseinem feinstofflichen, nur unter gewissenBedingungen sichtbaren Körper, demAstralkörper. Diese beiden stofflichenErscheinungsformen werden belebt undorganisiert von einem unstofflichen reingeistigen Prinzip, der Seele, auch Psychegenannt, die eigentlich als das einzigSeiende, Unvergängliche anzusehen ist.

Dadurch, dass diese Psyche, dieser von

dem Allgeist losgelöste und dadurchindividuell gewordene Geistesfunke inden Stoff eingekerkert ist, wird sie vondiesem verdunkelt und des Bewusstseinsihrer hohen Abstammung beraubt. Es istnun ihre Aufgabe, trotz der fleischlichenUmklammerung, sich zu der Erkenntnisihrer göttlichen Wesenheitdurchzuarbeiten, da ihr nur dieErreichung dieses Zieles die wahreGlückseligkeit bringen kann. Sie mussdeshalb durch die Materie auf sichselbst wirken, um diese Riesenaufgabe,der sie mit der Zeit unbedingt gerechtwerden muss, vollenden zu können.

Zu diesem Zwecke muss sie sich von derMacht des Stoffes befreien, sie muss dieMeisterin des Instrumentes werden und

ihre Kräfte frei bekommen, damit sieihre Schwingen entfalten kann.

Und darin liegt das ganze Programm derneupsychologischen Kräfteentwicklung.„Beherrschung des Stoffes — Befreiungder psychischen Kräfte!“

1. Stufe.Die Beherrschung des Stoffes erfordertin erster Linie Geduld und Ruhe.

In dieser Beziehung steht es bei denmeisten Menschen sehr schlecht. Ganzabgesehen davon, dass unter 100.000Menschen vielleicht immer nur einerimstande ist, seinen Geist ruhig zuerhalten; so ist es schon sehr schwer,nach außen hin ruhig zu bleiben.

Ruhe, Geduld, Ausdauer undPünktlichkeit, das müssen wir in ersterLinie lernen. Jeden Tag zu einerbestimmten Zeit müssen wir einenabsoluten Ruhezustand an unseremKörper herstellen. Wir sagten, dass wir

lernen müssen, den Stoff zu beherrschen,das Fleisch in unsere Gewalt zubekommen, und da müssen wirhauptsächlich mit den unwillkürlichenMuskelbewegungen den Kampfaufnehmen. Die Oberherrschaft desGeistes verlangt, dass nichts an unseremKörper geschehe ohne Zustimmungunseres bewussten Willens.

Wir strahlen fortwährend ein feinesFluid aus unserem Körper. Dieses Fluid(nach Freiherr von Reichenbach auch Odgenannt) ist der Träger unsererpsychischen Eigenschaften und unseresWillens.

Wenn wir nun auf eine Person unserenEinfluss richten wollen, so überstrahlen

wir unbewusst die odische Emanationauf dieselbe. Diese Überstrahlungerleidet jedoch durch unsereunkontrollierten Muskelbewegungenfortwährende Unterbrechungen. Das hatzur Folge, dass auch die odischeStrahlung unterbrochen wird und somitdie Kraft der Übertragung eineerhebliche Einbuße erfährt.

Der Geist wird durch solche Störungenvon seinen Objekten ebenfallsfortwährend abgezogen und muss seineAufmerksamkeit diesen nichtigenBewegungen zuwenden. Das aber isteine Kraftzersplitterung.

Darum mache der Schüler mit Fleiß undErnst jeden Tag zu einer bestimmten

Stunde folgende Übung:

„Er setze sich an einen Tisch, möglichstaufrecht und in freier Haltung; dieFersen müssen fest geschlossen sein undebenso die Knie. Der Schüler mussdarauf achten, dass während der ganzenÜbung die Knie und die Fersen so festgeschlossen bleiben, dass sich auchnicht ein Blatt Papier hindurch schiebenlässt. Dann lege er beide Hände auf denTisch, doch so, dass die Daumen unterdie Tischkante kommen und schließe dieHände zusammen, indem er Zeigefingeran Zeigefinger drückt. Vor sich auf demTisch oder in Kopfhöhe an der Wand,keinesfalls aber in einer weiterenEntfernung als 1-2 Meter habe derLernende ein Bild vor sich, dessen

Darstellung geeignet ist, bessere Gefühlein ihm zu erwecken. Bilder, dieirgendwie erregen oder eineLeidenschaft erwecken können, sind zuvermeiden, am besten ist einChristusbild (Kopf oder Brustbild) zuverwenden.

Während man nun in dieserunbeweglichen Haltung am Tische sitzt,hat man das Bild ruhig zu betrachten,jedoch ohne jede Kopfbewegung. Mansuche sodann seine Gedanken nur aufdieses Bild zu richten und jeden anderenGedanken, der sich einschleichenwollte, energisch abzuweisen. Man musssich geistig so in das Bild versenken,dass die ganze Umgebung aufhört zusein; es dürfen für den Lernenden

während dieser Übung nur zwei Dingeexistieren, er und sein Objekt, das Bild.

Diese Übung soll mindestens eineViertelstunde währen; wer über Zeitverfügt, mag sie langsam bis zu einerhalben Stunde steigern.

Die meisten Menschen sind auch beimSprechen, also gerade dann, wenn sieEindruck machen wollen, wenn sie ihreStrahlungen praktisch verwerten sollen,von einer solchen Unruhe, dass sie sichaller Wirkung berauben. In Rücksicht aufdie vielen total unnötigen undunangebrachten Körperbewegungen seian den Grundsatz erinnert, dass dieGebärde mit den Wortenübereinstimmen müsse. Nun ist für

denjenigen, der sich eines klarensprachlichen Ausdruckes bedient, dieUnterstützung des Wortes nur teilweiseund meist überhaupt nicht nötig. Dasallzu große Gebärdenspiel beimSprechen ist eine Kraftvergeudung.Damit ist nicht gesagt, dass man sich wieeine Pagode halten soll, aber man mussdarauf achten, wenigstens dieunbewussten Muskelbewegungeneinzustellen und den Körper scharf unterseine Kontrolle zu bekommen.

Da ist in erster Linie das Gesichtgemeint. Unser unbewusstesMienenspiel während des Sprechens,das auf die Strahlung so störendeinwirkt, muss vermieden werden. DasAuge und die ganze Partie um das Auge

herum, die Stirn, die Wangen usw.müssen unbeweglich bleiben und nurjene Muskeln dürfen tätig sein, welchezum Sprechen nötig sind.

Um das zu erreichen, ist folgende Übungdurchzuführen:

Der Schüler setze sich vor einen Tischund nehme eine leichte ungezwungeneaber aufrechte Haltung an, so dass er esnicht nötig hat, während der Übung sichzu bewegen. Vor sich auf den Tisch soller einen Stehspiegel haben, und seineAufgabe besteht jetzt darin, seinSpiegelbild während einer Viertelstundegenau zu beobachten. Es darf sich dieganze Zeit über, trotzdem das Auge nachallen Richtungen zu schauen hat, kein

Lid, kein Muskel bewegen, das Gesichtmuss wie aus Marmor gemeißelt sein.Man muss die ganze Willenskraftanwenden, um diese Übungendurchzuführen. Das anfänglicheMisslingen darf den Schüler nichtentmutigen; was ihm heute nicht gelingt,gelingt ihm morgen. Auf keinen Fall aberdarf er, wenn er auch anfänglich seineMuskeln noch nicht nach Wunsch in dieGewalt bekommt und die Übungenmehrfach durch Zucken und Blinzelnunterbrochen werden, dieselben voreiner Viertelstunde beenden.

Aber auch Geduld muss sich der Schüleraneignen. Nur wer Geduld hat, verstehtsich zu meistern und dann erst kann erandere Menschen beeinflussen.

Nachstehende Übungen sind, so einfachsie auch scheinen mögen, daraufberechnet, den Schüler zu Geduld undAusdauer zu zwingen.

Man schütte in einen Becher je eineHandvoll Erbsen, Bohnen, Linsen,Reiskörner, Hanf, Kaffeebohnen u. a.,vermenge den Inhalt tüchtig und leere ihndann auf den Tisch. Es sei nun desSchülers Aufgabe, den Inhalt sorgfältigzu sortieren, Bohnen zu Bohnen, Linsenzu Linsen, Erbsen zu. Erbsen usw. Wennman dann nervös und ungeduldig zuwerden beginnt und die ganze Arbeitüber den Haufen werfen möchte,ermahne man sich sofort und, eingedenkdes hohen Zieles, das man sich gesteckthat, zwinge man sich unter allen

Umständen zur ununterbrochenenDurchführung dieser Übung. Gehts garnicht anders, so konzentriere man dabeiseine Gedanken auf irgendeine heitereBegebenheit oder singe sich ein lustigesLied — das hilft immer.

Ferner lasse man sich von einer anderenPerson ein Knäuel Wolle vollständigverknüpfen. Und nun gehe man daran,diese Wolle zu entwirren und alleKnoten zu lösen. Der Knäuel darfnaturgemäß nicht allzu groß sein, dadessen Lösung sonst zu viel Zeit inAnspruch nehmen würde. Jede dieserGeduldsübungen soll nämlich nicht mehrals eine halbe Stunde in Anspruchnehmen. Man wechsle ab, den einen Tagdas Körnerlesen, den andern das

Fadenentwirren. Wer Geduldspiele inseinem Besitz hat, übe außerdem nochdamit.

Es kann der Schüler nicht genug ermahntwerden, diesen Übungen ja recht großeSorgfalt zuzuwenden, denn Ruhe, Geduldund Beharrlichkeit bilden die Basis, aufwelcher die Entwicklung physischerKräfte beruht. Der Schüler, der es ernstmit dieser Entwicklung meint, wirdaußerdem gut tun, sich jeden Tag einmalzu einer Arbeit zu zwingen, die er bishernur ungern verrichtet hat. Er sage sich,dass jede Arbeit, welcher Art sie auchimmer sei, so sie nur einem unsererMitmenschen Nutzen bringt und nichtgegen die Moral verstößt, gut ist und unsdient.

Auch wird ihm angeraten, sich — zurStärkung seiner Willenskraft — zuzwingen, so oft als möglich mit einerPerson zu verkehren, die ihm nichtsympathisch ist, oder mit der erZwistigkeiten gehabt hat. Je mehrÜberwindung ihm ein solcher Verkehrkostet, desto besser ist es für dieAusbildung seiner Willenskraft undseines inneren Menschen.Selbstverständlich liegt der Sinn dieserÜbung darin, mit jener Person in derliebevollsten Weise zu verkehren undsich von ihr unter keinen Umständen ausder Ruhe bringen zu lassen. DerMächtigere ist immer der Ruhige.

Und an dieser Stelle sollen dem Schülergleich Verhaltungsmaßregeln gegeben

werden bezüglich seiner nunmehrigenLebensweise, die für die Dauer derEntwicklung ziemlich streng eingehaltenwerden soll.

Der Schüler enthalte sich so viel alsmöglich des Alkoholgenusses! Abendsdarf kein Alkohol genossen werden,ebenso wenig erregende Getränke wieTee oder Kaffee. Zu den übrigen Zeitenschadet Tee- oder Kaffeegenuß weniger.Auch des Rauchens mag sich derSchüler für einige Zeit etwas enthalten.Auf keinen Fall aber darf, der Morgen-und Abendübungen halber, zu diesenZeiten geraucht werden. Man merke sichgenau, dass mindestens zwei Stundenvor jeder Übung nichts gegessen, keinAlkohol genossen und auch nicht

geraucht werden darf. Tagsüber ist dasvorläufig noch gestattet, doch wirdschon für den Anfang die größteMäßigung empfohlen. Der Schüler magsich darauf einrichten, dass er in einemvorgeschritteneren Stadium derEntwicklung überhaupt nicht rauchen,keinen Alkohol und kein Fleischgenießen darf. Darum wird es fürRaucher gut sein, sich innerhalb einigerWochen des Rauchens langsam zuentwöhnen. Auch der Alkoholgenuß solllangsam eingestellt werden. Keineswegsaber ist ein plötzlicher Abbruch dieserGewohnheiten angezeigt. Man verringereeinfach mit jedem Tag das QuantumNikotin oder Alkohol, so dass manschließlich ohne Erschütterung des

Organismus imstande ist, ganz zuentsagen. Auch Fleischesser dürfen nichtplötzlich aufhören, sondern sollten sichvon Beginn des Kurses an nur jedenzweiten Tag, später nur zweimal in derWoche den Fleischgenuss gestatten.Abends darf während derEntwicklungsperiode unter keinenUmständen weder Fleisch genossen nochgeraucht oder Alkohol getrunkenwerden.

Der Schüler wird vor allenAbendvergnügungen gewarnt. Er solldes Abends Theater, Konzerte,Bierhäuser, usw. strenge vermeiden. Ineiner späteren Entwicklungsstufe wirdes ihm schon klar werden, warum wirihm solche Einschränkungen auferlegen

müssen.

Verheiratete Personen wollen sichwährend ihrer Entwicklung dessexuellen Verkehrs enthalten; sollte aberim Laufe eines Monats eine einmaligeBefriedigung nicht hintanzuhalten sein,so müssen die Übungen für 36 Stundenunterbrochen werden. Ledige Personendürfen keinen Geschlechtsverkehrpflegen und müssen ihre Reinheit indieser Beziehung unter allen Umständenbewahren; wenn junge männlicheSchüler während der Entwicklungszeitmit Dirnen verkehren wollten, sowürden sie sich an Leib und Seele niewieder gut zu machenden Schadenzufügen!

Diese sämtlichen Vorschriften geltennatürlich nur für die Entwicklungsdauer.Wer seine Kräfte entwickelt hat, kann abund zu ein Glas Bier oder Wein zu sichnehmen, er kann auch ab und zu etwasrauchen. Auch die Vorschrift, densexuellen Verkehr für Verheiratetebetreffend, ist dann aufgehoben; derEntwickelte kennt das Maß und wird garnichts mehr zur Leidenschaft anwachsenlassen — er ist Herr über sichgeworden.

Der Schüler halte sich streng an dreiMahlzeiten, und zwar soll er morgens,mittags und abends essen. DieHauptmahlzeit ist zu Mittag. Abends isteine größere Nahrungszufuhr zuvermeiden. Man esse nur bis zur leichten

Sättigung, der Magen darf nie überladenwerden. Dagegen wird aber vor jederUnterernährung eindringlichst gewarnt.Wenn ein Schüler einer Lehre angehört,die eine extreme Ernährung anempfiehlt,so mag er sich für die Dauer diesesKurses von solchen Anschauungenzurückziehen; die hier vorgelegtenÜbungen vertragen sich mit einersystematischen Unterernährung undSäfteentmischung keinesfalls.

Über die Auswahl der Speisen wird erstdie folgende Stufe berichten: derSchüler soll nur langsam seineLebensweise ändern.

Ein Hauptgebot besteht auch darin, dassder Schüler unbedingt, vorläufig ohne

jede Ausnahme, nachts um 12 Uhrschlafen muss. Er gehe bald nach 10 Uhrzu Bette. Von dieser Regel darf nur ineinem höheren Entwicklungsstadium undnur unter ganz besonderen Umständenabgewichen werden. Für solche Fällewerden in einer der folgenden Stufenspezielle Vorschriften gegeben.

Ferner ist zu bemerken, dass sich derSchüler speziell abends dergrößtmöglichsten Ruhe zu befleißigenhat; besonders vor dem Einschlafen darfer sich weder Erregungen nochirgendwelchen Leidenschaften hingeben— die Abendstunden gehören seinerEntwicklung und die Zeit vor demEinschlafen muss mit festgesetztenÜbungen ausgefüllt werden.

Die für eine bestimmte Zeit, alsospeziell für den Morgen oder denAbend, vorgeschriebenen Übungenmüssen pünktlich eingehalten werden.Alle anderen Übungen kann der Schülerzu jeder Tageszeit vornehmen. Nach demEssen darf nicht geübt werden.

Diese erste Stufe will den Schüler nichtmit Übungen überbürden. Ihr Zweckbesteht darin, die erforderlicheGrundlage der Entwicklung zu legen.

Dahin gehört auch das Voll- undTiefatmen. Dieser wichtigsteLebensprozess wird von den Menschenviel zu wenig beachtet. Wir wissenkaum, dass wir atmen, so nebensächlichist uns dieser Vorgang. Wir sollen aber

lernen bewusst zu atmen, tief undregelmäßig, und zwar von oben nachunten zu atmen. Bei unserer verkehrtenAtmungsweise kommen dieLungenspitzen meist zu kurz. DieEinatmung und Ausatmung geschieht beigeschlossenem Munde durch die Nase.Rei warmer Jahreszeit macht man diefolgende Übung im Freien oder aber beiweit geöffnetem Fenster. Bei der kaltenJahreszeit übt man in einem vorher gutgelüfteten und erwärmten Zimmer, inwelchem nur die Oberfenster geöffnetwerden, so dass die einströmende Luftnicht unmittelbar die Lungen trifft. Dienachstehende Übung muss täglichmorgens und abends vorgenommenwerden.

Der Schüler steht beim Fenster, hält diebeiden Arme waagrecht ausgestreckt,führt dann die Arme im Bogen nachrückwärts und schließt die Hände hinterdem Kopfe, um dann die Brustherauszudrücken und den Kopf einwenig zurück zu neigen. Nun atmet er indieser Stellung mit geschlossenem Munddurch die Nase in einem anfänglich 5Sekunden dauernden Zug die Luft tiefein, drückt sie jetzt in den Körper soweit als möglich hinunter, hält sie 5Sekunden unten und atmet sie durch dieNase derart aus, dass diese Ausatmungebenfalls 5 Sekunden währt. Die ganzeAtemprozedur, die eine viertel Minute inAnspruch genommen hat, wird nunsiebenmal wiederholt. Nach einigen

Tagen kann man von 5 Sekunden auf 7,dann auf 10 und schließlich auf 15Sekunden steigen.

Das Auge des Menschen birgt eine großeMacht. Aber es muss erst ausgebildetwerden. Unser nervöses, zerstreutesSchauen mit seiner Hast und Unruhezerstört jede energische Strahlung undkann deshalb nicht den großengewaltigen Eindruck machen, den einruhiges geschultes Auge mit demkonzentrierten Blick erzielt. Dieserkonzentrierte Blick wird nun durchfolgende Übung vorbereitet.

Der Schüler male sich auf ein weißesPapier einen schwarzen Kreis in derGröße eines Fünfmarkstückes.

Erbefestige nun dieses Papier inKopfhöhe an die Wand oder an einMöbelstück, setze sich dem Papier ineiner Entfernung von zwei Meterngegenüber und richte seinen Blick aufden schwarzen Kreis. Es ist nun seineAufgabe, jedes Blinzeln und Zucken derAugen, jede Bewegung der Muskeln, jasogar des ganzen Kopfes streng zuvermeiden. Die Augen müssen dreiMinuten lang starr und leblos auf denKreis gerichtet sein — es darf für denÜbenden nichts mehr existieren als derKreis. Auch das Tränen der Augen darfdaran nichts ändern. Diese Übung kannzu jeder Zeit gemacht werden, nur sollder Schüler nach derselben ein mitlauem (16-18° R.) Wasser angefülltes

Becken zur Hand haben, in welches mandas Gesicht taucht und unter Wasser dieAugen zu öffnen und hin und her zudrehen sucht. Dann erhebt man den Kopfwieder, um Atem zu holen, worauf dasAugenbad neuerdings vorgenommenwird, und so macht man es siebenmal.— Die obige Augenübung ist sehrwichtig und soll man sich durch dasanfängliche Tränen der Augen nichtabschrecken lassen. Das Auge wird imGegenteil mit der Zeit dadurch gestärkt,wozu übrigens auch das nachfolgendeAugenbad hilft! Nach dem Augenbadtrockne man die Augen und verbleibelängere Zeit in einem geschlossenen undzugfreien Raum.

Sodann muss sich der Schüler

angewöhnen, intensiver zu denken —wir sagen, er muss „plastisch“ denkenlernen. Das ist die Grundlage für diespätere Konzentration der Gedanken.

Der Schüler schreibe sich auf einenZettel 15-20 Gegenstände auf, welchesich nicht in seiner unmittelbarenUmgebung befinden, d. h. welche er mitseinen Blicken nicht so leicht erreichenkann. Vorerst sollen esGebrauchsgegenstände sein, wie Schere,Messer, Notizbuch, Uhr, Trinkglas usw.

Der Schüler wählt aus seiner Liste einenGegenstand, spricht ihn aus und versuchtnun vor seinem geistigen Auge das Bilddieses Gegenstandes blitzschnellerscheinen zu lassen. Das leibliche Auge

mag vorläufig bei dieser Übunggeschlossen bleiben. Die Aufgabebesteht hauptsächlich darin, dass derGegenstand erstens sofort und zweitensin einer solchen plastischen Deutlichkeiterscheint, dass man ihn förmlich greifenkönnte. Das wird natürlich nichtsogleich gelingen, darum muss man denfraglichen Gegenstand so oft vor dasgeistige Auge rufen, bis das Experimenttadellos gelingt; dann erst kann man zueinem anderen Gegenstand übergehen.Nochmals wird betont, dass man denGegenstand nicht wirklich vor sichstehen, womöglich überhaupt nicht imselben Zimmer haben darf. Diese Übungsoll mindestens eine viertel Stundewähren.

Der Schüler bringe seine Abendstundenvorläufig mit guten Büchern zu, die ihneinweihen können in die Lehren derNeugedanken, ihn veredeln und auf dieWege der Wahrheit führen. Der Verlagist gerne bereit, ihm solche Büchernamhaft zu machen und zu besorgen.Romane, Zeitungen und ähnliche Lektüredarf abends nicht vorgenommen werden.Knapp vor dem Schlafengehen mache erbei frischer Luft noch einmal dieerwähnte Vollatmung, kleide sich dannaus und lege sich zu Bett. Und nun sollenseine Gedanken vor dem Einschlafenausschließlich nur auf Hohes und Edlesgerichtet sein: auf Nächstenliebe,Barmherzigkeit und alle sonstigenTugenden; man gehe rasch im Geiste den

ganzen Tag durch und kontrolliere beijeder Handlung, ob dieselbe ethischeinwandfrei war oder nicht. Man wirdda ein großes Sündenregister bekommen,in welchem der Egoismus eine großeRolle spielt. Ganz unangebracht ist aberjetzt jede Reue. Mit scharferWillenskraft gelobe man sich, morgenanders zu handeln; das hilft mehr. Dannentwickle man Gedanken der Ruhe unddes Friedens, man gelobe sich ernstlich,in Hinkunft unter allen Umständenfriedlich zu bleiben und sein seelischesGleichgewicht nicht mehr zu verlieren.Diese Gedanken müssen die absolutletzten sein; während dieser Gedankensuche man einzuschlafen. — Wenn derSchüler das alles genau so befolgt, wird

er mit einem Glücksgefühl erwachen,wie er es lange nicht mehr empfundenhat. Diese Übung ist jeden Abend zumachen.

Des Morgens, nach der Atemübung —der Schüler ist natürlich schonangekleidet — mache er noch folgendeÜbung. Er stelle sich zum geöffnetenFenster (nur die Oberflügel geöffnet) instrammer Haltung, alle Muskelangezogen. Dann erhebe er die Arme undstrecke sie waagrecht nach links undrechts aus, spanne alle Muskeln an, atmetief durch die Nase und gehe in dieserstrammen Haltung mit erhobenem Haupteund herausgedrückter Brust sieben- bisachtmal durchs Zimmer, dabei sage ersich mit großer Willenskraft und

innerster Überzeugung:

„Ich bin eins mit der Allkraft. Ich bin einTeil des Allwissens und darum gibt esfür mich kein Hindernis, keinenMisserfolg. Die Allmacht ist weise, gutund edel und auch ich will weise, gutund edel werden. Ich bin ein Teil desAllwissens, darum verbanne ich jedeSchwäche aus mir, jeden Kleinmut; ichbin Kraft, ich bin Gesundheit, ich binHarmonie und nichts kann meinem gutenStreben widerstehen.“

Dann gehe man an seinen Beruf. DerErfolg wird sich bald einstellen, dennmit dieser Übung wächst die Zuversicht,das Können, der Mut und die innereRuhe!

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Alle in dieser Stufe angeführtenÜbungen sind auf 14 Tage berechnet.Wir erwarten, dass der Schüler währenddieser Zeit allen Anforderungen dieserStufe entsprochen hat; da jeder neueAbschnitt auch dem Ersteigen einerneuen Entwicklungsstufe gleichkommt,ist es nötig, dass der Lehrstoff desvorhergegangenen Abschnittes vomSchüler vollständig bewältigt wurde.

2. Stufe.Mit der Entwicklung der Willenskraftund der okkulten Fähigkeiten muss aucheine gewisse KörperkuItur Hand in Handgehen. Ein schwächlicher Körper istkein geeignetes Instrument für die freieBetätigung der großen Kräfte.

Der Schüler wolle daher seinAugenmerk auf eine zielbewussteAbhärtung seines Körpers richten. Wenner Licht, Luft und Wasser zu seinenBundesgenossen erwählt, wird er seinZiel gar bald erreichen. Er setze sich soviel als möglich dem Sonnenlicht aus,sorge tagsüber für den Zutritt vonfrischer Luft in sein Arbeitszimmer,schlafe auf hartem Lager ohne

Federbetten und scheue sich nicht vorder Nachtluft. Ein Flügel eines Fenstersim Schlafraum soll stets geöffnet sein.Wer gewohnt war, bei geschlossenenFenstern zu schlafen, muss allerdings fürden Anfang etwas vorsichtiger sein, erschütze sich durch eine Bettwand odereine ähnliche Vorrichtung vor derdirekten Überstrahlung der Nachtluft.Für empfindliche Personen ist esangezeigt, wenn sie das Fenster in dem,dem Schlafzimmer angrenzenden Raumgeöffnet halten, und erst, wenn sie sichan die Nachtluft gewöhnt haben, mögensie das Fenster des Schlafzimmersgeöffnet halten.

Des Morgens muss der ganze Körperrasch abgewaschen werden, wozu man

am besten einen Schwamm verwendet.Hierauf trockne man sich rasch ab undbearbeite den ganzen Körper tüchtig miteinem Frottiertuch. Auf das Frottierenmuss strenge geachtet werden, man darfes niemals unterlassen, weil dieOdstrahlung dadurch sehr vermehrtwird. Allzuvieles Baden soll währendder Entwicklungszeit vermieden werden— es genügt, wenn der Schüler zweimalwöchentlich ein Bad nimmt, dem aberjedesmal ein ausgiebiges Frottieren desKörpers folgen muss. Ein längeresVerweilen im Wasser hat einen großenOdentzug zur Folge — wer während desEntwicklungsstadiums täglich badet, hatfür die Übungen wenig Odkraft zurVerfügung. Jedenfalls aber muss auf eine

peinliche Reinlichkeit des Körpersgeachtet werden, die Hautporen dürfennicht verstopft sein, damit eine kräftigeHautatmung nicht behindert wird.

Allzu dichte Kleidung ist selbst imWinter nicht zu empfehlen — es gibtwarme, aber poröse Kleiderstoffe, diedie Haut anregen, selbst einen dichtenWärmemantel um den Körper zu bilden.Man muss sich viel in frischer freier Luftbewegen. Der Schüler soll sehr daraufachten, seine berufsfreie Zeit so viel alstunlich im Freien zuzubringen.

Eine gute Abhärtung bringt auch dasLuftbad, welches in jeder Jahreszeitdurchgeführt werden kann, im Winter imvorher gut durchlüfteten und gewärmten

Zimmer, im Sommer bei offenem Fensteroder im Freien. Man setze den nackten,nur mit einer Schwimmhose bekleidetenKörper täglich mindestens eine halbeStunde auf diese Art der Luft aus, undmache sich während dieser Zeit tüchtigBewegung. Der Schüler kann die weiterunten folgenden sehr nötigengymnastischen Übungen mit dem Luftbadin Verbindung bringen.

Bevor wir diese Übungen angeben,müssen wir auch den Schüler daraufaufmerksam machen, dass er seinertäglichen Leibesreinigung die größteSorgfalt zuwenden muss, nötigenfallsgebe er sich lauwarme Klystiere,welchen stets ein kleines, kühleresBleibeklystier folgen muss. Er darf auf

keinen Fall eine Ansammlungverbrauchter Stoffe längere Zeit inseinen Gedärmen dulden, denn daswürde die Wirkung vieler Übungen sehrbeeinträchtigen.

Die von Stufe zu Stufe zu höherenLeistungen fortschreitende Atemtechnikverlangt auch ein Reinhalten derNasenkanäle. Der Schüler soll sichangewöhnen, täglich bei seinerMorgentoilette dreimal aus der hohlen Hand lauwarmes Wasser durch dieNase aufzuziehen, und es durch denMund wieder herauszulassen. Nacheinigen Sekunden zieht er auf dieselbeArt etwas kälteres Wasser ein. Leidet eran Erkältungen, so empfehlen wir ihm,sich außerdem jeden Abend die inneren

Nasenräume mit etwas Vaselineeinzuschmieren.

Wir kommen nun zu den schon anfrüherer Stelle erwähnten Übungen derKörpergymnastik. Diese Übungen sindungemein wichtig und nötig, da sie nichtnur die Säftezirkulation regeln,physische Kraft erzeugen und dieGesundheit befördern, sondern siedienen auch als Einleitung für dieverschiedenen Hatha-Yoga Übungen.Alle Entwicklungssysteme, die denSchüler ohne körperliche Vorbereitungzu Hatha-Yoga-Übungen anleiten, sindnicht nur einseitig, sondern auchgefährlich. Die Technik der Hatha-Yogaverlangt Körperstellungen, die ohne einevorhergegangene Muskeltrainierung

leicht schädigen kann, mindestens aberwird der Erfolg sehr beeinträchtigt.

Für die körpergymnastischen Übungengelten folgende allgemeine Vorschriften:„Wer es ermöglichen kann, mache dieseÜbungen bei leerem Unterleib möglichstkurz vor der Mittags-Mahlzeit. Zwischendem Ende der Übung und dem Anfangdes Essens soll aber eine Ruhepause vonmindestens 15 Minuten liegen. Wer nurüber eine kurze Mittagspause verfügt,soll diese Übungen vor dem Abendessendurchführen. Vor jeder Übung soll eineHarnentlassung vorgenommen werden.Der Schüler übe, wie schon erwähnt,nackt und nur mit einer Schwimmhosebekleidet. Diese Übungen müssentäglich vorgenommen und sollen ohne

Hast und ohne Übertreibung, aber straffund mit angespannter Muskulaturdurchgeführt werden. Man hüte sich vorjedem Zuviel und halte sich genau an dieVorschriften. Nach jeder Übung wirdder Körper frottiert, bis er gänz warmist, was man sehr leicht selbst mit einemlangen Frottiertuch bewerkstelligenkann. Wo es angegeben ist, wird eineTiefatmung eingeschoben, auf die nichtvergessen werden darf. Bei denÜbungen muss der Mund geschlossensein, das Atmen geschieht durch dieNase.

Zu Beginn der Übung stelle man sich mitgeschlossenen Fersen in strammerHaltung hin und beachte, dass die Brustherausgedrückt und die Wirbelsäule

eingezogen sein muss. Dann mache mandurch die Nase eine ausreichendeTiefatmung.

1. Mit geballten Fäusten nehmeman die Arme an die Brust undstoße sie dann kraftvoll vorwärts.Das mache man zehnmal. Diegesamte Armmuskulatur muss beibeiden Bewegungen straffangespannt sein.

2. Die Arme werden nunabermals an die Brust gezogen unddann mit geballten Fäusten straffseitwärts gestoßen. DieseBewegungen werden auch zehnmaldurchgeführt.

3. Die Arme mit geballten Händen

werden an die Brust gezogen undstraff nach oben gestoßen. Zehnmal.

4. Armstoßen in gleicher Weisenach unten. Zehnmal.

5. Tiefatmen durch die Nase.

6. Bei straffer Stellung der Beinebeuge man den Körper vor- undrückwärts in horizontale Lage,sechsmal hintereinander.

7. Man stemme die Arme in dieHüften und beuge den Rumpf beistraffen, festgeschlossenen Beinennach links und nach rechts soweites möglich ist, sechsmalhintereinander.

8. Tiefatmen durch die Nase.

9. Die Arme werden in die Hüftengestemmt. Nun hebe manabwechselnd das linke und dasrechte Bein in starker Kniebeugungso hoch, dass das Knie nahe derBrust kommt. Dabei muss derOberkörper stramm undunbeweglich gehalten werden,ebenso das ruhende Bein. DieÜbung wird fünfmal hintereinandergemacht.

10. Die Fersen fest geschlossen, dieArme in den Hüften, derOberkörper stramm undunbeweglich. In dieser Haltungerhebe man sich auf die Fußspitzen

und lasse sich achtmalniedersinken; so dass das Gesäß indie Nähe der Fersen kommt, aberauf denselben nicht aufliegen darf.

11. Man steht aufrecht und hat dieHände in die Hüften gestützt.Abwechselnd wird' das linke unddas rechte Bein wie bei der ÜbungNr. 9 hochgehoben und mit vollerMuskelanspannung nach vorngestreckt. Das ruhende Bein undder Oberkörper müssen stramm undunbeweglich bleiben. Diese Übungwird mit jedem Bein fünfmaldurchgeführt.

12. Tiefatmen durch die Nase.

13. Übung 1 dreimal, gleich

anschließend Übung 6 zweimal,dann Übung 10 zweimal; Übung 2dreimal, Übung 7 zweimal, Übung9 zweimal, dann Übung 3 dreimal,Übung 11 zweimal und Übung 4dreimal. Diese kombinierte Übungist ohne Ruhepause durchzuführen.

14. Tiefatmen durch die Nase.

Wenn der Schüler die Überzeugunggewonnen hat, dass er die Übungen derersten Stufe voll und ganz beherrscht, somag er dieselben durch dienachstehenden Übungen ergänzen.

Die Übung mit dem Spiegel zum Zweckeder Muskelbeherrschung bleibt; ebensodie Ruheübung mit den geschlossenenKnien und Fersen und der Konzentration

auf das Christusbild.

Dagegen kann das Sortieren der Körnerbzw. das Lösen des verwirrtenWolleknäuels wegfallen. Man soll dieseÜbung nunmehr nur dann machen, wennman sich ungeduldig oder zum Zorngeneigt fühlt. In einem solchenAugenblicke zwinge man sich sofortdazu.

Der Schüler darf unter keinenUmständen mehr eine solche Regungausströmen lassen, sondern muss sieaugenblicklich bekämpfen, denn das sinddie größten Feinde einer erfolgreichenEntwicklung. Zorn und Ungeduld sinddie größten Kräftezersplitterer,leichtsinnigen Menschen vergleichbar,

die ihr Gut und Habe in toller Hastverschleudern und verjubeln.

Man gewöhne sich an, stets einen Bechermit solchen Körnern bzw. ein starkverwirrtes Knäuel Wolle bei sich zutragen, um sie gegebenenfalls sofortverwenden zu können. Man wird zudiesem Zwecke am besten einen flachenBecher kaufen, wie er bei Touristenüblich ist und der bequem in der Taschegetragen werden kann.

Wir gehen nun zu der für den Anfängerso sehr wichtigen Atemübung über. DerSchüler hat dieselbe bis zu 15 Sekunden,also die einmalige Atemprozedur bis auf3/4 Minuten gesteigert. Seine Lunge istjetzt an das Voll- und Tiefatmen

gewöhnt. Trotzdem übt er in der in StufeI beschriebenen Weise weiter, nur wirdunmittelbar daran noch folgendesExperiment angeschlossen.

Man atmet bei geschlossenem Mundestoßweise durch die Nase ein. Eswerden hintereinander zehn bis fünfzehnkurze Atemzüge genommen (ohnedazwischen auszuatmen) bis die Lungeganz mit Luft angefüllt ist. Der Vorgangist ähnlich wie wenn man sich inschlechter Luft befindet oder gezwungenist, scharfe, reizende Düfte einzuatmen.In solchen Fällen vermeidet man es auchin langen Zügen einzuatmen. Hat man nunmit der obigen Anzahl ganz kurzerAtemzüge die Lunge angefüllt, dannwird der Atem noch einige Sekunden

zurückgehalten, um schließlich miteinem einzigen langen Zuge durch dieNase wieder entfernt zu werden. DieseÜbung, die stets dreimal hintereinandergemacht werden soll, folge vorläufig aufjede andere Atemübung und dient derReinigung der Lunge.

Auch die Übung mit dem schwarzenKreis wird beibehalten, nur wolle derSchüler jetzt einen Kreis nehmen, derkleiner ist, ungefähr nur ein Markstückgroß. Außerdem lässt sich diese Übungauch noch dadurch unterstützen, dass wirtagsüber, bei jeder sich bietendenGelegenheit, wenn wir z. B. uns inunserer Arbeit eine kleine Pause gönnen,für einige Minuten einen scharfhervortretenden Punkt irgendeines

Gegenstandes in das Auge fassen unddenselben unverwandt ansehen, ohne dieStellung des Auges zu verändern undohne zu blinzeln oder mit den Lidern zuzucken.

Die „Plastisch-Denkübung“ mitGegenständen wird fortgesetzt, dochempfiehlt es sich jetzt, die Augen dabeigeöffnet zu halten. Dadurch wird diesesExperiment allerdings etwas schwererwerden, denn nun heißt es, dieGegenstände mit der größtenkörperlichen Deutlichkeit vor denleiblichen Augen zu sehen. Hier mussdie Einbildung sehr viel nachhelfen, manmuss sich mit Aufgebot der ganzenWillenskraft zwingen bei offenem Augedie Gegenstände in der Luft schweben

sehen zu wollen!

Der Schüler muss auch seineAufmerksamkeit auf ein fortgesetztesplastisches Denken richten. Die meistenMenschen denken nur mit Worten undnicht mit Vorstellungen. Der Schülermuss sich bestreben beides zugleich zutun. Jedes Wort muss sich sofort mit derihm zugehörigen Vorstellung verbinden,und zwar mit intensiver lebenswarmerKlarheit und Plastik. Wer z. B. einenSatz denkt, der von Gegenständenhandelt, gewöhne sich an, diesenGegenstand und die mit ihm verbundeneHandlung gleichzeitig mit dem gedachtenWort in plastisch greifbarer Deutlichkeitvor seinem geistigen Auge aufsteigen zulassen.

Nach und nach muss es ihm gelingen,seine ganze Gedankenwelt so intensiv zugestalten, dass sie sofort im Moment desEntstehens nicht nur mit plastischenVorstellungen, sondern auch mitlebenswarmen Empfindungen verbundenist. Richtig denken heißt — allesGedachte geistig miterleben!

Wir müssen nun beginnen, uns in derGedankenkonzentration zu üben. Jeschärfer wir imstande sind, unsereGedanken ausschließlich auf einenMittelpunk zu konzentrieren, gleichsamwie man die Sonnenstrahlen in einemBrennglase auffängt, desto mehr ziehenwir uns von den Eindrücken derAußenwelt ab.

Wir nehmen uns einen täglichenGebrauchsgegenstand zur Hand, wieetwa eine Schere, ein Taschenmesser,einen Bleistift usw. Dabei aber wollenwir beachten, dass es für den Anfängerangezeigt ist, nicht allzu einfacheGegenstände zu wählen, denn jeeinfacher ein Gegenstand ist, destoschwerer ist die Konzentration auf ihn.Ein Taschenmesser z. B. wird in dieserHinsicht gewiss wenigerSchwierigkeiten bilden als ein Bleistiftoder gar ein unbeschriebenes BlattPapier.

Der Schüler suche einenabgeschlossenen Raum auf in welchemer nicht gestört werden kann, setze sichbequem nieder und verschließe seine

Ohren mit Wattepfropfen, welche tüchtigmit Wachs durchknetet und an einerSchnur befestigt sind, woran man sieleicht wieder aus dem Ohr herausziehenkann. Bevor man sie in das Ohr steckt,mag man sie immer erst etwasdurchkneten, um sie weicher zu gestaltenund in eine birnenartige Form zubringen. Hat man nun auf solche Weiseseine Ohren hermetisch verschlossen, sodass kein Geräusch hindurchzudringenvermag, so legt man den erwähltenGegenstand vor sich auf den Tisch undzwingt seine Gedanken, sichausschließlich nur mit demselben zubeschäftigen. Der Gedankengang, dersich hierbei entwickelt, befasst sichvorläufig nur mit dem Äußeren und dem

Zwecke dieses Gegenstandes. Hat man z.B. eine Schere gewählt, so würde manfolgenden Gedanken Raum geben: „Dasist eine Schere. Sie besteht aus zweiTeilen, die durch eine Nietezusammengehalten sind. Jeder dieserTeile ist an der Innenseite scharfgeschliffen und hat unten am Handgriffeine nullförmige Ausrundung, die zurAufnahme der Finger dient. Die Schereist aus Metall gemacht, ungefähr 15Zentimeter lang und schön poliert. Sie istschon seit längerer Zeit in meinemBesitz und dient mir zum Zerschneidenvon Papier, Stoffen u. a.“

Hat man nun diese Gedanken zu Endegedacht, so muss man jedesmalblitzschnell, ohne auch nur dem

geringsten anderen Gedanken inzwischenRaum gegeben zu haben, wieder vonvorne anfangen. Dieses Experiment wirddurch volle 5 Minuten eingehalten.Dabei aber muss man bedacht sein, dasskein anderer Gedanke dieseKonzentration stört — man muss immerund immer wieder dieselben Gedankenfesthalten. Sobald sich ein andererGedanke einzuschleichen sucht, muss ersofort wieder vertrieben werden, undzwar mit aller Energie und Willenskraft.Für den Schüler darf es für die Dauerder Konzentration nichts mehr imUniversum geben als den Gegenstand,auf den er konzentriert und er selbst, d.h. seine Gedanken. Das Gefühl seinerKörperlichkeit, sowie alles um ihn

herum muss vollständig versinken.

Nur dann, wenn dieser Zustand eintritt,was erst in einem späteren Stadiumgeschehen kann, ist die Konzentrationvollkommen. Der Schüler wolle speziellauf diese Übung sehr viel Sorgfaltverwenden. Die Konzentrationentwickelt die Willenskraft und ist derHebel, der bei den meisten magischenExperimenten zur Anwendung gelangt.

Der Schüler muss sich fernerangewöhnen, stets positiv zu denken. Ermuss von dem Bewusstsein sichdurchdrungen fühlen, dass er ein Teil istder Allmacht, der Allkraft, desAllwissens und der Alliebe. Er muss diedrei Hauptprinzipien der

Neugedankenlehre in sich lebendigwerden lassen, die sich in folgendendrei Sätzen konzentrieren:

„Ich bin — ich will — ich kann!“

Wer sein Denken, Fühlen und Wollen inEinklang mit der All-Harmonie zubringen bestrebt ist, wird stets positiv,stets bejahend denken. Furcht, Sorge,Zweifel und wie sie alle heißen, diesegroßen Feinde der Menschheit, müssenfür den Schüler langsam dieExistenzberechtigung verlieren. Wer aufSieg denkt und ihn ernstlich will, wirdihn erringen. Wer auf Niederlage denkt,wer sich von Furcht und Zweifelentmutigen lässt, wird unterliegen. DerSchüler muss sich angewöhnen, bei allen

Handlungen seines Lebens — selbst beikleineren und unwichtigen — diesiegesfrohe Zuversicht des Gelingens zuerwecken. Wenn sich anfänglichtrotzdem ein Misserfolg ab und zueinstellt, so lasse er sich dadurchkeineswegs entmutigen. Er halte sichdann vor Augen, dass den Mißerfolg nurer allein verursacht hat. Er sucheernstlich den Grund, und er wird ihnfinden. Nicht bei anderen wolle er dieUrsache des Misslingens suchen,sondern stets bei sich selbst. Eine solcheSelbstkritik wird ihm dann zeigen, dasser es entweder an Vorsicht, Achtsamkeit,Fleiß oder an der nötigen geistigenDurchdringung der Sache fehlen ließ.Und eine solche strenge Selbstkritik bei

allen misslungenen Handlungen wirdihm Segen bringen, denn sie wird ihmzum Lehrer werden.

Der Schüler muss auch sein Gedächtnisüben und stärken. Er wird später durchokkulte Experimente sein Gedächtnisschärfen; vorerst aber ist es nötig, diesesZiel teilweise auf mechanischem Wegezu erreichen. Dadurch wird auch dieWillenskraft gestärkt.

Alle erfolgreichen Menschen erfreuensich eines guten Gedächtnisses. Wervergesslich ist, versäumt die günstigeZeit und bringt sich Schaden.Vergesslichkeit führt auch zurNachlässigkeit.

Der Schüler memoriere fleißig. Alles

Gelesene sucht er womöglich wortgetreuzu behalten. Man übe vorher nur ankleinen Lesestücken. Sofort nach demLesen rufe man sich das Gelesene nocheinmal in das Gedächtnis zurück undhalte sich dabei an die Worte desOriginals. Man durchdenke allesplastisch und mit großer Aufmerksamkeitund Konzentration und lasse sich durchEindrücke von außen in keiner Weisestören. Man wiederhole diesen Vorgangeinigemale und bringe das Gedachte zuPapier, um es mit dem Original zuvergleichen. Nach ein oder zwei Stundenzwinge man sich nochmals zu einerwortgetreuen schriftlichen Wiedergabeaus dem Gedächtnis und stelle abermalsVergleiche mit dem Original an. Wenn

ein halbwegs günstiges Resultat zustande kommt, so kann man andereLesestücke wählen. Diese Übung kannzu jeder Zeit des Tages durchgeführtwerden, wennmöglich mehrmals, so ofteben der Schüler Zeit und Gelegenheithat.

Auch das Rückwärtsdenken übt dasGedächtnis. Man zwinge sich vorerst dieZahlen von 1-10, die Tonleiter, späterdas Alphabet und schließlichirgendeinen Satz von rückwärts nachvorn zu sprechen. Diese Übung, dieunzählige Variationen zulässt, wird demSchüler dringend empfohlen. Er stellesich aber anfänglich keine schwierigeAufgabe; erst nach und nach steigere erdie Anforderungen, bis es ihm gelingt,

kleinere Aufsätze und Gedichte vonrückwärts nach vorn aus dem Gedächtnisfehlerfrei zu sprechen.

Wir sagten schon früher, dass wirbeständig eine feinstoffliche Substanzaus unserem Körper ausstrahlen. Wirnennen diese Ausstrahlung (nach Dr.Karl v. Reichenbach) das „Od“. DerName stammt von dem nordischen Gott„Odin“, der Weltordner. Dieses Oderfüllt das ganze Universum; esentstrahlt allen organischen undanorganischen Körpern. Demmenschlichen als auch jedem Tierkörperentströmt Od, aber auch der Pflanze,dem Mineral usw. Wir erzeugen durchunseren Chemismus fortwährend Od undüberstrahlen (verladen) es bei jeder

Bewegung, bei jedem Atemzug, auf alleGegenstände, die wir berühren, usw.

Die wissenschaftlichen Entdeckungender Neuzeit stellen bereits mit Sicherheitfest, dass alles strahlt. Diegeheimnisvollen N.-Strahlen z. B. sindentschieden identisch mit dem Od, daswurde durch die Experimente derfranzösischen Gelehrten Blondlot undCharpentier bestätigt. Die grobstofflicheMaterie ist also in einer fortwährendenSelbsterzeugung einer feinstofflichenstrahlenden Materie begriffen. DieseTatsache ist bereits durch diePhotographische Platte erwiesenworden, die in lichtdichter Kassetteeingeschlossen, sich in der Handformschwärzte, wenn man längere Zeit eine

Hand auf die betreffende Kassette legte.

Das meiste Od entströmt den Händen,Füßen, Haaren und Augen. Und daraufgründet sich im wesentlichen derpersönliche Eindruck, den ein Menschauf den andern macht: „Auf die Quantitätund Qualität seiner Strahlung“. Und dadas Od der materielle Träger derGedanken und auch der psychischenEigenschaften ist, so wird es begreiflicherscheinen, dass ihm im „persönlichenMagnetismus“ eine große Rollezugewiesen ist. Und daher halten wir esfür unsere nächste Aufgabe, dieseodische Strahlung zu sehen, damit wirsie bewusst zur Anwendung bringenkönnen. Diesem Zweck diene folgendeÜbung:

Der Schüler nehme jeden Abend zu einerbestimmten Stunde ein Lesepult undbehänge es mit einem schwarzen Tuch.In Ermangelung eines solchen Pulteskann man auch ein sehr großes Buchnehmen und es so auf den Tisch stellen,dass die beiden Einbanddeckel auf derTischplatte auseinander stehen und derRücken oben ist. Über diesesimprovisierte Pult wird nun ebenfallsein schwarzes Tuch geworfen, oder aberman legt vor die eine schiefe Flächeeinen Bogen schwarzes Papier. Nun legtman den rechten Arm so auf dieTischplatte, dass die ausgestreckte Handüber die schwarz behangene schiefeFläche des Pultes bzw. des Buchdeckelszu liegen kommt. Die linke Hand mag

den rechten Arm unterstützen, damit dieErmüdung länger zurückgehalten wird.Es ist nicht nötig, dass die innereHandfläche direkt auf dem schwarzenUntergrund aufliegt, sondern es kanndieselbe ungefähr einen Zentimeterdavon abstehen. Die Beleuchtung desZimmers hat man schon vor Beginn derÜbung so reguliert, dass die Lampe ingrößerer Entfernung hinter dem Pult (aufkeinen Fall aber hinter dem Rücken desÜbenden) postiert ist. Die schwarzeFläche darf also nicht beleuchtet sein.Überhaupt soll im Zimmer nur einschwaches Dämmerlicht herrschen, dasdem Übenden aber immerhin nocherlaubt, die Umrisse seiner Handdeutlich auf dem schwarzen Untergrund

zu erkennen. Wenn es die Umständeermöglichen, so ist eine roteBeleuchtung vorzuziehen. Der Sinn desExperimentes liegt nun darin, dass manseine ganze Willenskraft aufzuwendenhat, um die erwähnte Strahlung vorerstaus seinen Fingerspitzen und beispäteren Übungen auch aus seinemHandrücken heraustreten zu sehen, undzwar in Form eines leichten Nebels, dersich nach und immer kräftiger von derschwarzen Fläche abheben wird. Es istganz individuell, wann der gewünschteErfolg eintreten wird, bei dem einenSchüler vielleicht schon bei der drittenoder vierten Sitzung, bei anderen erstspäter. Eintreten muss der Erfolg, denndie odische Strahlung ist eine, durch das

wissenschaftliche Experiment bereitsnachgewiesene Tatsache. Oberst deRochas, em. Direktor desPolytechnikums zu Paris, beschäftigt sichunausgesetzt mit der Exteriorisation desmenschlichen Ods und ist es ihm schonmehrfach gelungen, diese Ausstrahlungenauf die photographische Platte zubringen. Auch Professor Crookes,Camille Flammarion, ProfessorLombroso, Professor Morselli u. v. a.beschäftigten sich intensiv teils inVerbindung mit Rochas, teils unabhängigvon ihm, mit solchen Experimenten underzielten die gleichen Erfolge. DerSchüler kann deshalb überzeugt sein,dass sein Körper in der beschriebenenWeise dieses Fluid entsendet und er

wird es auch sehen, sofern er es sehen„will“. Er mag es sich zuerst mit einerlebhaften Fantasie einbilden und aus derImagination wird endlich dieWirklichkeit.

Der Gipfel des geschildertenExperiments ist schließlich darin zusehen, dass, wenn man auf diesesentströmende Od hinbläst, es sich nachdieser Richtung hin bewegt, gleichwiewenn man in Rauch bläst. Diese Übungsoll 15 Minuten währen, kann aber auch,wenn es die Zeitverhältnisse desSchülers gestatten, beliebig ausgedehntwerden. Dieses Strahlensehen istebenfalls eine sehr wichtige Übung undsoll von dem Schüler täglich und mitviel Fleiß ausgeführt werden, da sie in

der weiteren Folge ebenfalls einwichtiger Teil der Entwicklung okkulterKräfte ist.

Es muss nun etwas getan werden, um dieEntwicklung unserer Willenskraft zubeschleunigen. Wir müssen uns besser indie Hand bekommen. In erster Liniemüssen wir trachten, unser seelischesGleichgewicht unter allen Umständen zuerhalten. Wir müssen, ohne deshalbasketisch zu werden, uns so viel alsmöglich von unseren Leidenschaftenbefreien, wir müssen den Zorn, dieSelbstsucht, die allzugroße Sinneslust,Unwahrheit, Ungeduld, alle die vielenWidersacher der Harmonie, mitunbarmherziger Strenge bekämpfenlernen. Das aber ist nur möglich, wenn

wir uns einmal in unserer seelischenNacktheit erkennen, ohne jedeBeschönigung, ohne jede Verhüllung.Und zu, einem solchen Erkennen führtnur ein Weg und dieser heißt„Selbsterkenntnis“.

Wir müssen so oft als möglich eineunparteiische „Innschau“ üben. Zudiesem Zwecke ziehen wir uns mehrmalsin der Woche abends zurück undunterziehen unser vergangenes Lebeneiner scharfen Kritik. Wir müssen überuns und unsere Handlungen zu Gerichtsitzen, nicht wie der Freund über denFreund, der Bruder über den Bruder,sondern wie ein unbarmherziger strengerRichter über den Angeklagten. Vor demprüfenden Blick dieses inneren Richters

muss aller Schliff der Kultur, alleanerzogene gesellschaftliche Form fallenund da werden wir wenig erfreut seinüber den wahren Zustand unseresinneren Menschen. Haben wir diesenaber nun wirklich erkannt, so wäre essehr unrecht, uns mit einerunangebrachten Reue zu quälen.

Der Neugedankenschüler kennt keineReue, denn das sind negative Gedankenund er darf nur positiv denken. Er musssich durchdrungen fühlen von demallmächtigen Willen zum Guten. Er mussden Kampf aufnehmen mit sich selbst, ermuss suchen wahr, gerecht und selbstloszu werden. Er muss menschlich undnachsichtig gegen andere, aber umsostrenger gegen sich selbst werden.

Diese Innschau nun wird uns helfen daanzupacken, wo es nottut. Wenn wir mitihrer Hilfe unsere schwache Seiteerkannt haben, werden wir wöchentlichmindestens dreimal folgende Übungvornehmen. Gesetzt den Fall, wir habenherausgefunden, dass unsere schwerstenFehler der Zorn und die Sinnlichkeitsind. Wir werden uns in unser Zimmerabschließen und über den Zornnachdenken, wir werden uns in denZustand versenken, in welchen wir durchden Zorn geraten, wir steigern dasGefühl so intensiv, dass wir beinaheZorn empfinden, um uns dannblitzschnell in das Gegenteil zuversetzen. Wir zwingen uns sofort zuGedanken der Ruhe, der Harmonie und

des Friedens. Wir stellen uns mitlebhafter Einbildungskraft einenMenschen vor, der von solchen Gefühlenbeseelt ist und lassen auch uns davonergreifen. Das ist eine sehr heilsameÜbung, nur müssen wir darauf bedachtsein, unsere Gedanken so viel alsmöglich auf unser Vorhaben zu sammelnund fremden Gedanken keinen Einlaß zugewähren.

In ähnlicher Weise üben wir bei demanderen Fehler. Wir versenken uns insexuell sinnliche Gedanken, um uns baldmit großer Willenskraft davonloszureißen und den Gedanken derTugend, Keuschheit und Entsagung Raumzu geben. Wir rufen uns unsere göttlicheAbstammung in Erinnerung und denken

an unser erhabenes Ziel, das mit dentierischen Wünschen und Begierdennichts zu schaffen hat usw.

Die in Stufe I für den Abend und vordem Einschlafen angegebenen Übungensollen fortgesetzt werden; man sucheauch fernerhin mit Gedanken desFriedens und der Ruhe einzuschlafen.Auch die Morgenübung bleibt bestehen;nach der Atemübung muss, wie früher,die Erfolgübung gemacht werden.

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Die vorstehenden Übungen sind beinormaler Entwicklung ebenfalls aufungefähr 14 Tage berechnet. Doch seider Schüler darauf bedacht, die Übungender nächsten Stufe nur dann

vorzunehmen, wenn er die Überzeugunggewonnen hat, den Übungsstoff dieserStufe praktisch voll und ganz sein eigenzu nennen. Jedes Hasten und ungestümeVorwärtsdrängen ist zwecklos und führtnur zu Misserfolgen und Entmutigungen.Wer langsam aufwärts steigt, erreichtden Gipfel ohne Fährlichkeiten; werunvorsichtig vorwärtsstürmt stehtfortwährend in Gefahr auszugleiten.

3. Stufe.Nach wie vor wird dem Schüleraufgetragen, eine vernünftigeLebensweise einzuhalten und allesanzuwenden, um den Körper so viel alsmöglich abzuhärten. Selbstverständlichmüssen dabei alle Extreme vermiedenwerden, nur der vernunftgemäße Weg,die „goldene Mittelstraße“, führt zumZiele ohne Entgleisung, ohne Irrtümerund schmerzliche Enttäuschungen.

Die täglichen Waschungen,Frottierungen, Nasenreinigungen werdenauch weiterhin fortgesetzt.

Der Schüler der Neugedankenlehreentwickelt Selbstbewusstsein. Dieses

Selbstbewusstsein muss durch denKörper auch nach außen zur Geltungkommen in seinem Gang und seinerHaltung. Wer mit geneigtem Kopfe odermit gekrümmtem Rücken einhergeht, denwird man wohl kaum Kraft und Energiezutrauen und wer den tänzelnden Schritteines Sohlengängers hat, verrät dadurchLeichtfertigkeit, Weichlichkeit undOberflächlichkeit. Die Haltung desSchülers sei aufrecht. Die Schulternmüssen zurückgezogen sein, die Brustherausgehoben und die Wirbelsäuleeingezogen. Der Kopf sei weder nachvorn noch nach hinten geneigt, damit denAugen nach allen Seiten ein freierSpielraum gegeben wird. Die späterenAtemvorschriften bedingen diese

Haltung. Bei derselben gibt es nur einenSchritt und das ist der Hackenschritt:man tritt mit den Fersen an. Allerdingsmuss man sich bestreben, immer nurganz leicht mit den Fersen anzutreten,was sich mit einiger Übung schonbewerkstelligen lässt. Wer mit denFersen zu hart antritt oder gar auf denBoden aufschlägt, gerät nur zu leicht inden militärischen Schritt, die Haltungwird gezwungen aufrecht und dadurch„unfrei“. Der Schüler wird an spätererStelle, besonders bei Erlernung des„rhythmischen Atems beim Gehen“, erstbegreifen, warum jetzt schon auf Gangund Haltung Einfluss genommen werdensoll.

Die in der 2. Stufe angegebenen

körpergymnastischen Übungen werdenjetzt so vorgenommen, dass immer einTag dazwischen bleibt, an dem dieweiter unten angeführten gymnastischenÜbungen durchzuführen sind. Wirwollen die Übungen für dieKörpergymnastik der 2. Stufe mit Abezeichnen und die der vorliegendenStufe mit B. Es wird also von nun an dieGruppe A den einen Tag, Gruppe B denzweiten Tag, Gruppe A den dritten,Gruppe B wieder den vierten Tag usw.regelmäßig geübt.

Gruppe A erhält aber eine Abänderungbzw. Ergänzung. Es wird Übung 1-4nunmehr sechsmal, Übung 6 und 7fünfmal, Übung 9-11 dreimal mit jedemBein durchgeführt, worauf, wie bekannt,

Punkt 12, Tiefatmen durch die Nasefolgt. Hierauf wird die Ergänzung Punkt13 und 14 angeschlossen, und zwar:

13. Man lege sich in gestreckterLage mit dem Rücken auf denTeppich, so dass der Körpervollkommen waagerecht zu liegenkommt. Die Hände werden hinterdem Genick geschlossen. Nun hebtman den Rumpf langsam bis zursenkrechten Stellung empor, ohneaber im geringsten die Beine zubewegen, dieselben müssen sowohlbei den Knien als auch an denFüßen festgeschlossen bleiben. Nurder Rumpf allein hat dieAufwärtsbewegung bis zursitzenden Stellung zu bewirken.

Sodann ist auf die gleiche Art,wieder ohne jede Beinbewegung, indie Rückenlage langsamzurückzukehren. Diese Übung, dieanfangs etwas schwierig sein wird,muss dreimal hintereinandergemacht werden.

14. Man lege sich, langausgestreckt, mit der Brust auf denTeppich und lege die Hände flachauf. Nun erhebt man ganz langsamden ganzen Körper, bis er auf denausgestreckten Armen und denFußspitzen ruht. Auch bei dieserÜbung müssen die Beinefestgeschlossen bleiben. Hierauflässt man sich ebenso langsamwieder auf den Boden

zurücksinken. Diese Übung wirdebenfalls dreimal hintereinandervollführt.

15. Tiefatmen durch die Nase.16. Nun schließt die kombinierteÜbung ohne Pause an, wie folgt.Übung 1 dreimal, gleichanschließend Übung 6 zweimal,dann Übung 10 zweimal, Übung 2dreimal, Übung 7 zweimal, Übung9 zweimal, Übung 3 dreimal,Übung 11 zweimal, Übung 4dreimal, Übung 13 einmal undÜbung 14 einmal. Darauf folgt:

17. Tiefatmen durch die Nase.

Man wolle nicht vergessen, den Körpernach beendeter Übung der ganzen

Gruppe stets zu frottieren und sich danneine Ruhepause von mindestens 15Minuten zu gönnen, welche man ambesten in liegender Stellung am Sofazubringt. Wer noch nicht abgehärtetgenug ist, mag sich aber dabei mit einemleichten Tuch bedecken.

An den Zwischentagen wird Gruppe Bdurchgeführt, und zwar:

Man stehe in strammer Haltung, mitgeschlossenen Fersen, herausgedrückterBrust und eingezogener Wirbelsäule.Nun mache man eine Tiefatmung durchdie Nase.

1. Die Arme werden mitgeschlossenen Fäusten an die Brustbis zur Achselhöhe herangezogen.

Nun stoße man die Fäuste kraftvollnach rückwärts. Die Muskelnmüssen angespannt sein. DieseÜbung mache man sechsmal.

2. Die wagrecht vorgestreckten,straff angespannten Arme werdennach rechts und nach links mitkraftvollem Schwunge hin- undherbewegt, so dass sie einenHalbkreis beschreiben. DieseÜbung entspricht der Bewegung desSchnitters mit der Sense, nur dassder Oberkörper aufrecht bleibenmuss, auch darf die Fußstellungnicht verrückt werden. Die Beinebleiben festgeschlossen und dieKnie eingezogen. Man mache 6solche Schnitterbewegungen

hintereinander.

3. Die nach oben gestreckten Armewerden bei großerMuskelanspannung so nach untenund wieder nach aufwärts bewegt,dass sie einen Kreis beschreiben.Man muss bei der oberenKreishälfte trachten, die Arme sonahe als möglich beim Kopfvorbeizuführen. Diese Übung wirdsechsmal hintereinander vollführt.

4. Tiefatmen durch die Nase.

5. Man steht mit festgeschlossenenBeinen und stützt die Arme in dieHüften. Dann beschreibt man mitdem Rumpf, der sich nur in denHüften drehen darf, einen weiten

Kreis von rechts nach links oderumgekehrt. Man mache diese Übungfünfmal.

6. Stramme Stellung mitfestgeschlossenen Beinen. Manneige den Oberkörper nach vorne.Und nun führe man eine ArtSägebewegung durch, und zwarderart, dass der eine Arm mitgroßer Kraft nach vorn abwärts undder andere Arm zu gleicher Zeit mitgebeugtem Ellenbogen undangespannten Muskeln nach hintenaufwärts geführt wird. DieseBewegung soll nicht zu schnelldurchgeführt werden. Man machesie fünfmal hintereinander.

7. Man stehe, die Beine seitwärtsausgespreizt und die Muskelnstramm angezogen. Beide Armewerden ausgestreckt über den Kopfgehalten. Nun führe man denOberkörper mit Kraft nach abwärts,als wolle man Holz spalten. DieseÜbung mache man ebenfallsfünfmal.

8. Tiefatmen durch die Nase.

9. Die Hände ruhen in den Hüften.Auf dem linken Fuße stehend, wirddas rechte Bein, ausgestreckt,soweit seitwärts nach oben geführt,als es möglich ist, hierauf führt manes wieder in die senkrechte Lagezurück. Dann beschreibt man mit

demselben Bein einen Kreis nachvorwärts und rückwärts. BeideBewegungen werden nun mit demlinken Bein vollführt, indem manunbeweglich auf dem rechten Beinesteht. So abwechselnd macht mandiese Übung sechsmalhintereinander.

10. Das ist dieselbe Übung wie inGruppe A. Man lässt sich beigeschlossenen Fersen, indem mansich auf die Fußspitzen erhebt,langsam mit aufrecht gehaltenemOberkörper hinuntersinken, bis dasGesäß die Fersen erreicht, ohneindes auf ihnen aufzuliegen. DieHände ruhen in den Hüften. Nunstreckt man abwechselnd das rechte

und das linke Bein waagerecht aus,soweit es möglich ist. Bei dieserBewegung kann das Gesäß auf derFerse des einen Beines ruhen. Mansuche diese Übung, die sehr schwerist, dreimal hintereinanderdurchzuführen. Jene Schüler,welchen die letztere Bewegung zuschwer fällt, wollen es bei Übung10 Gruppe A bewenden lassen.

11. Tiefatmen durch die Nase.

12. Das ist Übung 13 von GruppeA: das Erheben des Rumpfes ausder liegenden Rückenstellung.Diese Übung wird aber in GruppeB fünfmal durchgeführt.

13. Das ist Übung 14 von Gruppe

A: das Erheben des Körpers auf dieFußspitzen und die ausgestrecktenArme, aus der liegenden Brustlage.In Gruppe B soll diese Übungfünfmal durchgeführt werden.

14. Tiefatmen durch die Nase.

15. Kombinierte Übung. DreimalÜbung 1, zweimal Übung 5,zweimal Übung 9, dann dreimalÜbung 2, zweimal Übung 6,zweimal Übung 10, hierauf dreimalÜbung 3, zweimal Übung 7,zweimal Übung 12 und zweimalÜbung 13.

16. Tiefatmen durch die Nase.

Als Vorbereitung für ein späteres

Experiment wolle der Schülerwöchentlich zweimal, womöglich in derDämmerstunde, zu anderen Zeiten aberbei verdunkeltem Zimmer, folgendeÜbung machen.

Er lege sich recht bequem auf ein Sofa,womöglich ohne Anspannung derMuskeln, in ausgestreckter Rückenlage.Das Sofa soll mit dem Kopfende nachNorden und mit dem Fußende nachSüden gerichtet sein. Ein langes, leichtverschiebbares Ruhebett ist zu diesemZweck besser zu verwenden, da derKopf nur sehr wenig erhöht liegen soll.Die Hände liegen ausgestreckt nebendem Körper entlang. Es kommt nun beidieser Übung darauf an, durchmindestens 25-30 Minuten sich nicht zu

rühren. Es muss „absolute“ Ruhe imKörper herrschen, kein Finger darfzucken, kein Muskel sich bewegen. Auchdie Gedanken müssen zur Ruhe kommen.Man vermeide alle beruflichen odersonst erregenden Gedanken — man musssich einer künstlich hervorgerufenen„Langeweile“ vollkommen überlassen.Und die Hauptsache ist, sich vor dem„Einschlafen“ zu hüten! Mit wachenAugen und stumpfen apathischen Sinnenliege man in „absoluter“ körperlicherund geistiger Ruhe.

Die Ruheübung, Sitzen mitgeschlossenen Knien und Fersen brauchtjetzt nicht mehr täglich vorgenommen zuwerden — es genügt, wenn wir dieselbenur jeden zweiten Tag durchführen. Wir

müssen jetzt aber bei dieser Übungunsere Gedanken ausschließlich auf diehohen Tugenden von Christus (oderSokrates, je nach dem Bild, dasverwendet wird) konzentrieren. Wirmüssen langsam eine unstillbareSehnsucht in uns erwecken, die unsantreibt, dem hohen Ideale näher zukommen und die gleichen Tugenden zuentwickeln. Unser Sehnen muss sichhauptsächlich auf Harmonie undNächstenliebe richten.

Dagegen wird die Spiegelübung jedenTag gemacht, nur dass dieselbe einekleine Erweiterung bzw. Umformungerfährt. Wir müssen in den Spiegelsprechen; wir müssen uns mit unseremSpiegelbild unterhalten, ohne jedoch

auch nur im geringsten dieGesichtsmuskeln in Bewegung zu setzen.Nur die zum Sprechen nötigen Muskelndürfen sich bewegen.

Wir stellen uns z. B. für die Dauer derÜbung vor, das Spiegelbild wäre unserBruder oder unsere Schwester, und wirhätten ihm bzw. ihr eine wichtigeNeuigkeit zu erzählen. Das müssen wirnun wirklich tun, d. h. wir sprechen klarund deutlich auf unser Spiegelbild einund erzählen ihm irgendeine erfundeneGeschichte. Die Hauptsache dabei ist,dass das ganze Gesicht fortwährendunbeweglich bleibt. Nun heißt esverschiedene Gemütsbewegungen zuHilfe zu nehmen. Man versichert dasSpiegelbild seiner Liebe, man tadelt es,

oder man ist sehr erzürnt. Dann drücktman, selbstverständlich immer inBegleitung der angemessenen Worte,auch Furcht oder Trauer aus,Unentschlossenheit und ähnliches. Aberdiese ganze Empfindungsskala mussunser Gesicht vollkommen ruhig lassen.Glatt, wie aus Marmor gemeißelt, musses bleiben und der Effekt darf nur aufdas Auge übertragen werden, d. h. demAuge allein müssen alle diegeschilderten Empfindungen entströmen,es muss Leid, Lust, Liebe, Verwirrung,Zorn usw. klar und deutlich ausstrahlen,ohne dass dabei die Umgebung desAuges in Mitleidenschaft gezogen wird.Kein Lid darf zucken, keine Faltegezogen werden. Auch die Stirn muss

glatt bleiben, und der Mund darf nur diezum Sprechen nötigen Bewegungenmachen und darf sich deshalb auf keinenFall, z. B. beim Ausdruck der Freudeoder der Liebe, zu einem Lächelnverziehen. Nur das Auge hat dieseGemütsbewegung durch seine Strahlungzu bezeugen, welche so stark sein muss,dass man sie deutlich dem Spiegelbildentströmen sieht.

Wem es an Phantasie gebricht, der magsich anfänglich diese Übung insofernerleichtern, als er in den Spiegel eindramatisch sehr bewegtes Gesicht, inwelchem alle eben geschildertenGemütsbewegungen vorkommen,hineinspricht. Selbstverständlich mussder Effekt derselbe sein. Marmorne

Ruhe des Gesichtes — Entwickelung desSeelenauges.

Es kommt hier natürlich auf eine großeWillenskraft an. Je mehr man imstandeist, die Gedanken auf die betreffendeGemütsbewegung zu konzentrieren,desto kräftiger wird die Wirkung sein.Diese Übung muss mindestens 1/4 Stundewähren und wolle man derselben diegrößtmöglichste Aufmerksamkeitzuwenden.

Der Schüler muss sich angewöhnen,stets mit geschlossenem Mund und durchdie Nase zu atmen. Sowohl auf derStraße, als auch zu Hause und währendder Ausübung des Berufes. Er achtedarauf, dass der Atemprozess möglichst

rhythmisch vor sich geht. Einatmen undAusatmen soll langsam geschehen und ingleichen Zeiträumen, d. h. man solldarauf achten, zur Ausatmung möglichstebensoviel Zeit zu verwenden wie zurEinatmung. Das Atmen durch die Nasezwingt zum Voll- und Tiefatmen.

Bei den täglichen Atemübungen mussman jetzt für die angegebene Zeitdauer(15 Sekunden) den Atem beifestgeschlossenem Mund durch dasrechte Nasenloch ziehen, dieeingezogene Luft so tief als mög lich inden Leib (bis dort, wo dasSonnengeflecht „Plexus solaris“ —liegt) pressen und sie dort durch 15Sekunden festhalten, um sie dann durchdas linke Nasenloch, ebenfalls bei

festgeschlossenem Mund, auszuatmen.Nach und nach wird die Zeitdauergesteigert. Auch diese Atemprozedurwird siebenmal wiederholt. Sie dient alsBasis für ein höchst wichtigesExperiment, das „Pranayam“, welchesdem Schüler in einer späteren Stufegelehrt werden wird. Auch das in der 2.Stufe angegebenes stoßweise Ein- undAusatmen wird weiter geübt.

Das Ausatmen durch das linkeNasenloch darf auf keinen Fallstoßweise geschehen, sondern muss ineine gleichmäßigen Zug und genau solange durchgeführt werden, als dieEinatmung oder das Anhalten des AtemZeit gebraucht, also zu Beginn derÜbung 15 Sekunden. Dieses Zeitmaß

kann langsam gesteigert werden. DieAtemübungen müssen natürlich nach wievor morgens und abends vorgenommenwerden. Der Schüler muss sichfrühzeitig angewöhnen, bei denstehenden Atemübungen stets eineaufrechte Haltung mit eingezogenerWirbelsäule einzunehmen.

Einen wie großen Einfluss das Atmenauf das Gemütsleben hat, ist schon ausdem Umstande zu ersehen, dass alleaufgeregten Menschen kurzatmig sind. Jenervöser, fahriger und aufgeregter einMensch ist, desto unregelmäßiger,kürzer oder oberflächlicher ist seinAtem. Wer dagegen ruhig undharmonisch ist, atmet regelmäßig inlangen, gleichen Zügen. Wir beginnen

unser Leben mit der Atmung undbeenden es auch mit dem letztenAtemzuge. Atmen ist Leben, Nichtatmender Tod.

Wer erregt ist, wer sich im Zornbefindet, wer sich in irgendeinerleidenschaftlichen Aufregung befindet,kann durch folgende Übung sehr raschwieder die Herrschaft über sich selbsterlangen.

Er lege sich auf ein Sofa, und zwar langausgestreckt auf den Rücken. Dannschließe er die Augen und beginnelangsam tief und voll zu atmen. Er musspeinlich darauf achten, dass dasAusatmen ebensolange dauert wie dasEinatmen, und dass die Atemzüge

möglichst tief gemacht werden,allerdings unter Vermeidung allerAnstrengung. Die ganze Aufmerksamkeitmuss während der Dauer desExperimentes nur auf das Atmengerichtet sein und darf man keinemanderen Gedanken Raum geben. Manmuss sich bei dieser Übung, die ungefähr1/4 bis 1/2 Stunde dauern kann, sehrhüten, einzuschlafen, die Neigung dazuwird bald vorhanden sein. Nach undnach wird man spüren, wie es ruhiger inder Seele wird, wie der Zorn verraucht,wie die Leidenschaft vergeht. Manbeende aber diese Übung auf keinen Fallfrüher, als bis man sich vollkommenruhig weiß, da sonst leicht Rückfälleeintreten können.

Auch die Übung mit dem schwarzenKreis wird beibehalten, nur wolle derSchüler jetzt einen Kreis nehmen derkleiner ist, ungefähr nur ein Markstückgroß. Außerdem lässt sich diese Übungauch noch dadurch unterstützen, dass wirtagsüber, bei jeder sich bietendenGelegenheit, wenn wir z. B. uns inunserer Arbeit eine kleine Pause gönnen,für einige Minuten einen scharfhervortretenden Punkt irgendeinesGegenstandes in das Auge fassen unddenselben unverwandt ansehen, ohne dieStellung des Auges zu verändern undohne zu blinzeln oder mit den Lidern zuzucken.

Die Sehübung mit dem schwarzenKreise muss der Schüler außerdem auf

folgende Weise ausdehnen. Nachdem erdieselbe so ausgeführt hat, dass er demKreis gegenüber saß, befestigt er nunden Kreis in gleicher Höhe rechts vonsich, behält aber seine körperlicheStellung bei und darf auch die Richtungdes Gesichtes nicht verändern. Diesemuss nach wie vor dieselbe bleiben.Nun dreht er die Augen langsam so weitnach rechts, bis er den Kreis erblickt. Indieser Lage bleibt er 2-3 Minuten, ohnezu blinzeln. Das Auge muss starr undunbeweglich sein. Hierauf hängt er denKreis nach links auf, nimmt die vorigeStellung ein und dreht nun, die Augenlangsam so weit nach links, bis er denKreis erblickt. Auch diese Übung hat 2-3 Minuten zu währen, ohne zu blinzeln

oder zu zucken, ohne das Auge zuverändern. Der Schüler wolle dieserÜbung sehr viel Aufmerksamkeit undGeduld widmen und ausdauern, wenn sieihm auch anfänglich schwer fallen mag.Sie soll im Verein mit den frühergegebenen Übungen jeden Tagvorgenommen werden.

Diese Übung wird dem Augenaturgemäß anfänglich einigeSchwierigkeiten bereiten, denn das Augeist eine solche Stellung nicht gewöhnt.Dessen ungeachtet wolle der Schülerdoch große Sorgfalt darauf verwendenund keinesfalls nachlässig sein.

Damit unter allen Umständen Ruhe indas Auge kommt, ist es gut, bei sich

bietender Gelegenheit folgende Übungvorzunehmen. Man setze sich mit eineranderen Person ins Einverständnis undlasse sich von ihr alle möglichenHindernisse vor die Augen bringen, diegeeignet sind, ein Zucken oder Blinzelnhervorzurufen. Die betreffende Personsoll uns plötzlich mit den Fingerspitzenganz nahe vor die Augen fahren, sollscheinbar (aber mit Vorsicht) einenSchlag gegen das Auge des Übendenführen, kurz, soll sehen mit allen Mittelnsein Gegenüber zum Blinzeln zuzwingen. Sie muss natürlich deräußersten Vorsicht beflissen sein, umden Übenden nicht zu verletzen. Derletztere hat nun die Aufgabe all dendrohenden Handbewegungen gegenüber

das Auge vollständig starr und ruhig zuhalten; kein Lid darf zucken, keineMuskel in Bewegung kommen.

Der Schüler muss sich fernerangewöhnen, seinem Blick die nötigeFreiheit und Sicherheit zu geben. Ermuss durchdringend werden; der Schülermuss lernen, mit einem einzigen Blickseine ganze Umgebung sofort bis in diekleinsten Details zu erfassen. Das übtsich besonders gut dadurch, dass mansich angewöhnt, irgendeinen Gegenstandfür einen Augenblick scharf ins Auge zufassen, dann hinwegzusehen und diesenGegenstand nun mit allen seinen Detailszu beschreiben. Das geschieht am bestenfür den Anfang schriftlich.

Auch nimmt man wieder den Spiegel zurHand, setzt sich bequem vor denselbenund sieht sich in die Augen. Man musssich nun mühen, sein Spiegelbild,trotzdem man den Blick „vollständigruhig“ nur auf die Augen geheftet hält, inallen seinen Teilen klar und deutlich zuerkennen. Unser Blick darf sich von denAugen des Spiegelbildes nicht eineSekunde entfernen, und trotzdem müssenwir unsere Haare, Ohren, das Kinn usw.so vollendet scharf sehen, als ob wir denBlick besonders dorthin gerichtet hätten.An den äußersten Partien desSpiegelbildes muss uns alles klar unddeutlich zum Bewusstsein gelangen.

Wenn wir darin einige Übung erlangthaben, so können wir dies auch an

unseren Mitmenschen versuchen, undzwar an den Vorübergehenden auf derStraße, an interessanten Objekten usw.Bei jeder Begegnung mit einemMenschen gewöhne man sich an, dessenErscheinung sofort mit einem Blick so zuerfassen, dass man besonders seineGesichtsbildung in allen Teilenvollkommen beherrscht, so dass esgelingt, nach einiger Zeit dieses Bildnaturgetreu wieder ins Gedächtniszurückzurufen. Man wolle es auf keinenFall bei einer unklaren Vorstellungbewenden lassen. Man rufe sich diesesBild immer wiederrund so lange insGedächtnis, bis es gelingt, eine demOriginale unbedingt ähnliche Vorstellungzu erhalten. Das übt in großartiger

Weise das Physiognomiengedächtnis,welches bei den meisten Menschen sehrunentwickelt ist. Ebenso mache man esbei Gegenständen.

So oft als es Zeit und Gelegenheiterlauben, wolle der Schüler die in der 2.Stufe angegebene „Innschau“ üben.

Ferner soll er sich auch der„Barmherzigkeit“ zuwenden. Keiner hatso wenig, dass er nicht imstande wäre,seinem darbenden Mitmenschen zuhelfen. „Geben ist seliger, denn nehmen“heißt es, und dem Schüler muss dasGeben zur zweiten Natur werden. Weheihm, wenn er bewusst an einemDarbenden vorübergeht, ohne ihm seinScherflein zu spenden. Und er scheue

sich ja nicht, es öffentlich zu tun. AndereMenschen mögen schon seineMildherzigkeit sehen, denn sein gutesBeispiel wird andere zu gleichem Tunverleiten. Andererseits aber darf dieGabe nicht zu dem Zwecke gegebenwerden, sich für seine Opferwilligkeitbewundern zu lassen, das wäre einesAufstrebenden unwürdig.

Der Schüler muss „selbstlos“ werden.Er dar nicht daran denken, wenn er Hilfeirgendwelcher Ar spendet, dass einesolche Tat seine ethische Entwicklungfördert, noch weniger aber, dass sie ihmirdische Vorteil einbringen könnte. Ermuss helfen, aus dem unstillbare innerenVerlangen heraus, nach Kräften Gutesstiften zu wollen.

Wir alle sind Teile aus „einem“ Urquell,sind im letzten Grunde „Eins“. Was wirvor uns sehen, ob Armut undNiedrigkeit, ob prangend im Reichtum,dumm oder gelehrt, fromm oderungläubig, ist ja nur die augenblicklicheErscheinungsform, ist die Rückstrahlungdes Entwickelungszustandes, ist nichtdas innere Wesen selbst. Und alles„muss“ zum Guten! Wenn sich derSchüler diese Wahrheit so recht zuGemüte führt und immer an sie denkt,dann wird er auch das geistige Bandsehen, das alle Geschöpfe umschlingt,dann wird er auch die Wesenseinheitalles Beseelten erkennen und wahreNächstenliebe, Nachsicht, Duldung undBarmherzigkeit werden in sein Herz

einziehen.

Der Schüler mache es sich zumunverrückbaren Grundsatz, streng zu seingegen sich selbst, duldend undnachsichtig gegen die anderen. Auchvergesse er niemals, während seinerEntwickelungsperiode mit Gedanken derHarmonie, Reinheit und ähnlichenVorstellungen einzuschlafen.

Eine sehr wichtige Übung zurBeherrschung der Willenskraft istfolgende:

Der Schüler wolle sich vorerst für dieDauer eines Tages am Morgen dieentschiedene Suggestion geben, denganzen Tag über kein unnützes Wort zusprechen. Er denke dabei an die

Tatsache der Zersplitterung geistigerKräfte, welche durch unnötiges undunangebrachtes Reden hervorgerufenwird. Es ist damit nicht gemeint, dass erdiese Zeit über überhaupt nicht sprechensoll, aber er soll alle überflüssigenBemerkungen, alle nichtssagendenRedensarten usw. peinlichst vermeiden;hat er zu sprechen, so bediene er sicheiner logischen, kurzen, bestimmtenAusdrucksweise, mit Vermeidung allerWeitschweifigkeiten und unnützenRedensarten. Dabei muss er sich vorjeder Schroffheit und Roheit hüten, wozuman durch die Anwendung dieser Übunganfänglich sehr gerne verleitet wird.Man gewöhne sich eine etwasenergische Tonart an, die aber auf

keinen Fall herrisch oder lieblos klingendarf — sie soll nur sicher und bestimmtsein. Hat man diese Übung glücklicheinen Tag über eingehalten, so setze maneinen Tag aus und gebe sich den dritten,vierten und fünften Tag hintereinanderdieselbe Suggestion, dann wird wiederein Tag ausgesetzt, hieraufhintereinander durch eine Woche dieseÜbung wieder vorgenommen, ein oderzwei Tage ausgesetzt usw. inaufsteigender Linie.

Die Übung mit dem Strahlensehen wirdbeibehalten. Der Schüler wolle aberaußerdem tagsüber bei jederGelegenheit versuchen, die odischeStrahlung auch bei hellem Licht zusehen, indem er seine Finger gegen einen

dunklen Hintergrund, z. B. gegen seineKleidung hält. Jede Pause in dertäglichen Beschäftigung kann dazuverwendet werden. Selbst das hellsteTageslicht darf kein Hindernis bilden,diese Strahlung zu sehen.

Nur muss der Schüler hier sehr vielGeduld aufwenden und eine großeWillenskraft. Er muss diese Strahlungeinfach sehen wollen, und mit der Zeitwird es ihm sicher gelingen. DieEinbildungskraft muss hier anfänglicheine große Rolle spielen; was manzuerst glaubt zu sehen, ist schonWirklichkeit, wenn es der Schüler auchseiner Imagination zuschreibt. Es wirdnochmals darauf aufmerkasm gemacht,dass dieses Strahlensehen sehr wichtig

ist und darf sich der Schüler durchanfängliche Misserfolge nicht abhaltenlassen. Geduld und Ausdauer bringen ihnauch hier zum Ziel, und er wird dann mitStaunen erkennen, dass sein Körperfortwährend von einer feinenAusstrahlung umgeben ist.

Die Plastisch-Denkübung mitGegenständen wird beibehalten. Nurwolle man diese Übung folgendermaßenausdehnen. Man nehme sich einePhotographie zur Hand und betrachtedieselbe durch fünf Minuten andauerndund eifrig: Alle anderen Gedanken,welche mit dem Bilde in keinemZusammenhange stehen, müssensorgfältig ferngehalten werden. Man darfnur jenen Gedanken Raum gewähren, die

mit der äußeren Erscheinung desOriginals in Verbindung stehen, nichtaber mit seinen Charaktereigenschaftenoder Episoden, die man vielleicht mitder Person, welche diese Photographievorstellt, erlebt hat. Hat man dieseKonzentration durch 5 Minuteneinwandfrei durchgeführt, so legt mandie Photographie zur Seite und zieht sichmittels starker Willenskonzentrationdieses Bild vor das geistige Auge. Mandarf nicht eher ruhen, bis man das Bildbei geschlossenem Auge so klar unddeutlich erkennt, dass man imstande ist,alle Details wahrzunehmen. Diebetreffende Persönlichkeit muss mitgroßer Plastik vor uns stehen, mitgreifbarer Schärfe. Gelingt das nicht,

dann wiederhole man dasExperiment unverzüglich. Diese Übungsoll jeden zweiten Tag durchgeführtwerden und möglichst zur selben Zeit.

Eine vorzügliche Übung ist auchfolgende. Man schreibe sich auf ein BlattPapier einen kurzen Satz auf, z. B.:

„Ich will energisch werden.“

Die Wahl dieses Satzes bleibt demSchüler vollständig überlassen, nur istes angezeigt, wenn er Worte wähltwelche zu seiner Entwickelung passen.Diese Wort lese er sich mit vollsterKonzentration einigemale durch. Dannzwinge er sich, dieselben an der Wandzu sehen. Auch dieses Experiment musssolange durchgeführt werden, bis er die

Worte klar und deutlich auf der Wanderblickt, d. h. der Schüler muss immerwieder den Satz auf dem Papier ansehenund sich darauf konzentrieren, um dannden Versuch, denselben an der Wand zuerblicken, ebenso oft zu wiederholen. Esist das ein sehr wichtiges Experiment.Sobald es einmal gelungen ist, erteiltman sich mit großer Willenskraft dieSuggestion, dass diese geistige Schriftan der Wand für den Schüler unverrückthaften bleiben muss. Dann mag er seinerBeschäftigung nachgehen und soll sichjedenfalls aus diesem Raum entfernen.Nach einiger Zeit, z. B. anfänglich nacheiner Stunde, kehrt er wieder in diesesZimmer zurück, und auch jetzt muss esihm gelingen, den betreffenden Satz

wieder an der alten Stelle an der Wandzu erblicken, und zwar ebenso klar unddeutlich wie bei Beginn desExperimentes. Man mache auch dieseÜbung jeden zweiten Tag.

Auch die Konzentration mitGegenständen wird beibehalten. DerSchüler wolle jedoch dieselbe mitunverschlossenen Ohren und aneinfacheren Gegenständen durchführen.Auch kann er die Zeitdauer langsamerhöhen. Die anfänglichen 5 Minutenkönnen nun nach und nach bis zu 10Minuten gesteigert werden.

Gedanken sind, wie schon mehrfacherwähnt, reale, feinstoffliche Dinge. Siedringen durch den Grobstoff. Man kann

mit der entwickelten Willenskraft seineGedanken in das Gehirn eines anderenMenschen übertragen. Man kanntelepathisch auf ihn einwirken.

Die Gedankenübertragung wird ambesten mit folgender Übung eingeleitet.Wenn man auf wenig belebter Straßehinter einer Person längere Zeit geht, sodenke man sich scharf und unausgesetzt:„Du musst dich umdrehen!“ Man musssich bei diesem Experiment denrückwärtigen Teil des Gehirnes offendaliegend vorstellen, und in dieseGehirnmasse treibt man seinen Willenscharf und unausgesetzt, ohne jedeAbschweifung. Mit einiger Willenskraftwird das Experiment sehr bald gelingen.Man kann es auch im Restaurant, Theater

usw. zur Anwendung bringen.

Die in Stufe 2 angegebenenGedächtnisübungen werden fleißigfortgesetzt.

Wenn man auf der Straße geht, bleibeman öfters vor besonders schöndekorierten Schaufenstern stehen. Manzwinge sich, anfänglich innerhalblängerer, später aber in ganz kurzer Zeitden Inhalt eines solchen Schaufenstersderart zu erfassen, dass man, wenn mandie Augen für einen Augenblick schließt,durch das innere Auge ein in allenseinen Teilen ganz gleiches Bild erhält.Dann öffne man wieder die Augen undkontrahiere das innerlich Gesehene mitdem wirklichen Objekt. Dieses

Experiment wird nun nicht sofortgelingen. Wenn man sich unbeobachtetweiß, wiederhole man es, und zwar sooft, bis das innere Bild vollständigübereinstimmt. Dann gehe man nachHause, lasse sich aber weiter durchnichts mehr ablenken. Zu Hauseangelangt, bringe man sich dasbetreffende Schaufenster wieder insGedächtnis und versuche, es durchSchrift oder Zeichnung möglichstnaturgetreu bis in alle Detailswiederzugeben. Sobald es nun die Zeiterlaubt, gehe man abermals dorthin undvergleiche die Niederschrift oder dieZeichnung mit dem Inhalt desSchaufensters.

Man mache diese Übung so oft, als die

Gelegenheit gegeben ist und lasse beijedem Objekt nicht früher nach, bis dasGedächtnis das Geschaute inphotographischer Treue wiedergibt.

Überhaupt gebe man sich nach allenAusgängen von dem Erlebten undGeschauten genaue Rechenschaft. Selbstunscheinbare Kleinigkeiten soll man imGedächtnis registrieren. Das lernt sichaber nur dadurch, dass wir bei jederGelegenheit wo Eindrücke an unsherantreten, also besonders bei unserenAusgängen, wachsam sind, allesaufnehmen und rasch erfassen und dasGedächtnis dann zur getreuenWiedergabe zwingen.

Das soll man aber auch jeden Abend tun.

Alle Handlungen des Tages lasse manwieder vor dem geistigen Augeauftreten. Das hat zwei Vorteile. Es übtdas Gedächtnis und gibt uns Gelegenheitzur Selbsterkenntnis. Sind wir mit denHandlungen nicht vollständig zufrieden,so müssen wir uns ernstlich vornehmen,bei vorkommender Gelegenheit besserzu handeln. Diese abendliche Kritik, diemit großer Strenge gegen sich selbstdurchgeführt werden soll, kann nichtwarm genug empfohlen werden. Manmuss da sein wie ein Staatsanwalt, derin jedem Angeklagten „unbedingt“ denVerbrecher sehen will.

Die Abend- und Morgenübungen bleibenbestehen, mit ihnen auch diemorgendliche Erfolgübung.

Und noch ein Rat sei dem Schülergegeben. Er bereite sich kurzeMerksprüche für sein Gemüt und seineethische und okkulte Entwickelung. Z.B.:

„Meine okkulten Kräfte werden sichgroßartig entwickeln, ich bin von demendlichen Erfolg felsenfest überzeugt!“Oder:

„Ich werde jetzt unbedingt Herr meinerLeidenschaften werden! Ich fühlemichrein, harmonisch und frei!“ Usw.

Er wechsele jeden zweiten Tag mitsolchen und ähnlichen Merksprüchen,die er vorerst auswendig lernt und sie,so oft er sich unbeachtet weiß, halblaut.

vor sich hersagt. Es ist beimanstrengendsten Beruf möglich, diesekleine Übung jede Stunde „mindestens“einmal vorzunehmen. Es soll aber mitdem Aussprechen dieser Merksprüchedie plastische Vorstellung verbundensein, dass man den erstrebten Zustandbereits erreicht hätte und empfindenwürde. Das vermehrt den Erfolg.

4. Stufe.Die bisher angegebenen Übungen, dieKörperabhärtung betreffend, müssenselbstverständlich fortgesetzt werden.

Der Körper muss nicht nur außen,sondern auch innen oft gereinigt werden.Der Schüler darf unter keinenUmständen die längere Ansammlungfauliger Stoffe und Gase in seinemKörper dulden. Ein solcher Zustand desKörpers würde auf die in den späterenStufen angeführten Übungen sehr störendeinwirken; nicht nur dass sie resultatlosblieben, sondern sie würden auch direktschädlich wirken.

Vor allem muss der Darm öfters

gereinigt werden. Der Yogi macht dasmit Hilfe seiner Willenskraft. Er führtsich ein Bambusröhrchen in den Afterein und zieht das Wasser in den Leib.Mittelst seiner Willenskraft undeigenartigen Muskelbewegungen treibter nun das Wasser in den ganzenGedärmen umher und vollzieht damiteine gründliche Reinigung derselben.Dieses Experiment ist nicht ungefährlichund bedarf schon einer bedeutendenWillenskraft und Körperbeherrschung.Der Schüler kann zur selben Wirkungdurch einen viel einfacheren Vorganggelangen.

Er benütze einen Irrigator, wie ihn dieFrauen zur Reinigung des Unterleibesverwenden. Dieser Appart besteht aus

einem kleinen Wasserbehälter, der ander Wand aufzuhängen ist. Von diesemWasserbehälter führt ein ungefährmeterlanger Gummischlauch herunter,der in ein verschließbaresHartgummiröhrchen mündet. DasWasserbassin wird mit lauwarmemWasser angefüllt. Der Schüler legt sichnun auf den Boden, und zwar mit derBrust nach unten. Wer sich auf ein Sofalegen will, muss natürlich den Apparatentsprechend höher anbringen. Er führtsich nun das Röhrchen in den After ein.Durch den Druck des höher angebrachtenWassers wird dasselbe in die Gedärmegepresst. Wenn das Wasser vollständigin die Gedärme eingetreten ist, so legtman sich auf den Rücken und versucht es

durch Einziehen der unterenBauchmuskeln so hoch wie möglich zubringen. Dem folgt ein mehrmaligesvollständiges Einziehen undLosschnellen des Bauches. Dann werdenabwechselnd die linken und die rechtenBauchmuskeln eingezogen. Dadurch,dass man diese Muskelbewegungenkräftig acht- bis zehnmal wiederholt,wird das Wasser durch alle Gedärmegedrückt. Nun erst befriedige man dasnatürliche Bedürfnis. Darauf muss aberstets ein kleineres, kühleresBleibeklystier folgen, d. h. man bringt inden Behälter eine Kleinigkeit kühlerenWassers, ungefähr ein kleines Trinkglasvoll, und lässt es auf die beschriebeneWeise in den Körper eindringen, muss

es aber unter allen Umständen bei sichzu behalten suchen. Das ist leichtdurchführbar, wenn man einige Minutenruhig liegen bleibt.

Der Schüler muss diese gründlicheReinigung wöchentlich zweimalvornehmen. Ab und zu aber führe erfolgende Übung durch. Er nehme denWasserbehälter nur halb voll mitlauwarmem Wasser und hänge ihn nichtmehr so hoch, vielleicht nur 1/2 Meterhöher als seine Lage. Da derWasserdruck nun geringer ist, so mussder Schüler versuchen, durch Aufziehendes Afters und Mastdarms das Wasser inden Körper einzuziehen und dann diebeschriebenen Muskelbewegungen

vorzunehmen. Bei der nächsten Übungerschwere man das Experiment dadurch,dass man den Wasserbehälter in gleicherHöhe mit der Körperlage anbringt. Daswird dann einer starkenWillensanstrengung bedürfen, um dasWasser in den Körper zu ziehen. Manlasse sich durch anfängliche Misserfolgekeineswegs abschrecken. Nach und nachwird dieses sehr wichtige Experimentschon gelingen.

Nach jeder Abwaschung des Körpersmuss, wie bekannt, ein tüchtigesFrottiren folgen. Da aber der Schülersensitiver werden soll, da eraufnahmefähiger werden muss fürfeinere Schwingungen, so muss ersorgen, die Verwirklichung dieses

Zieles auch durch äußere Mittel zuerreichen. Die Alten haben sich nachjeder Waschung den Körper mitwohlriechenden Salben eingerieben. Dashat, neben der Eitelkeit und Üppigkeit,wohl auch noch einen hygienischenGrund gehabt. Wir wollen uns natürlichnicht den Körper mit duftenden Salbeneinreiben, sondern wir nehmen ein Öl,dessen geistige Eigenschaften unsereAbsicht, sensitiver zu werden, inhervorragender Weise unterstützt, undzwar das Eukalyptus-Öl, das in jederApotheke zu haben ist. Der Schülerreibe also nach jeder Frottierung denKörper mit diesem Eukalyptus-Öl ein.Das Öl muss gut in die Poren verriebenwerden. Hauptsächlich achte man auf

den Plexus solaris und die Wirbelsäule.Auf den Plexus (die Gegend bei derMagengrube) reibe man das Öl inkreisrunden Bewegungen, niemals aberin Längs- und Querstrichen. DieWirbelsäule darf nur in Längsstricheneingerieben werden. Schließlichvergesse man auch nie die Schläfenleicht mit diesem Öle zu behandeln, undzwar ebenfalls in kreisrundenBewegungen.

Von jetzt ab soll der Schüler so viel wiemöglich blähende Speisen, wieHülsenfrüchte usw., vermeiden.

Er soll mit allen Mitteln darauf bedachtsein, sein Blut zu reinigen. Wöchentlicheinmal beschränke er die Speisenzufuhr

und nehme innerhalb 24 Stunden nuretwas Milch und einige Datteln zu sich.Fleisch soll nur einmal in der Wochegenossen werden. Nochmals sei derSchüler vor übertriebenem Fastengewarnt! Was für den Hindu gut ist, kannnicht für den Europäer, der in ganzanderen klimatischen Verhältnissen lebt,gelten. Unsere sozialen Verhältnissebedingen einen viel größerenKräfteaufwand, unsere Nervensubstanzwird viel intensiver verbraucht, wirmüssen daher auch den nötigen Ersatzschaffen. In neuerer Zeit machenverschiedene Systeme Aufsehen, derengrößte Weisheit in einem mehr alsextremen Fasten beruht. DiesesMissverstehen indischer und persischer

Lehren kann nicht eine kräftigere,widerstandsfähigere, sondern nur eineblutleere Menschheit erzeugen. Einemangelhafte Ernährung die nicht imEinklang steht mit dem Kräfteverbrauchführt zur Blutentmischung. In den meistenHatha-Yoga-Systemen ist einausgedehntes Fasten sogar verboten.

Für des Leibes und des Geistes normaleEntwicklung ist nur eine quantitativmäßige und qualitativzweckentsprechende Ernährungfördernd. Alle Extreme in dieserHinsicht wirken schädigend.

Es ist nun für den Schüler an der Zeit,der Gewohnheit des Rauchensvollständig zu entsagen. Der Schüler

darf von jetzt ab während des ganzenEntwicklungsstadiums nicht mehrrauchen.

Auch der Alkoholgenuss in jeglicherForm muss nun während der ganzen Zeitder Entwicklung strengstens vermiedenwerden. Die Abendstunden gehörennunmehr verschiedenen Übungen und dergeistigen Sammlung. Der Schüler darfnicht vergessen, dass sich seineEntwicklung auch während des Schlafesvollzieht. Da er aber während dieserZeit des kontrollierendenWachbewusstseins entbehrt, muss erSorge tragen, sich vor dem Einschlafenvon allen schädlichen Einflüssen frei zuhalten, was ihm derzeit noch nichtmöglich ist, wenn er sich abends in

Gesellschaften begibt — er ahnt ja nochnicht, welche Influenzen er damit nachHause bringt, deren störendenWirkungen er des Nachts dann ausgesetztist.

Die Gedankenwelt halte der Schüler reinund keusch. Es muss jeder Gedankevermieden werden, der irgendwiesexuell erregen könnte. Besondersabends wolle sich der Schüler vorsolchen Überströmungen energischschützen.

Man wolle nicht glauben, dass dieserLehrgang den Asketismus predigt. Wenndie Entwicklung vollendet ist, brauchenwir uns dem Leben nicht mehr sovollends zu verschließen, wir werden

dann schon selbst fühlen, was unsdienlich und was uns schädlich ist. DerEntwickelte schätzt alles nach seinem„wirklichen“ Wert ein, und wenn ergenießt, so weiß er strenges Maß zuhalten. Der Schüler aber muss allesStörende von sich werfen, er muss dieBedingungen schaffen, dass die Fruchtzur Reife kommen kann.

Die in Stufe 3 angegebenen Übungen inder Körpergymnastik werden fortgesetzt.Ebenso muss die Ruheübung inausgestreckter Lage auch fernerhinvorgenommen werden, dagegen brauchtder Schüler die Ruheübungen insitzender Stellung, mit geschlossenenKnien, nur noch zweimal wöchentlichdurchzuführen. Die Spiegelübung mit

dem Hineinsprechen aber bleibt und sollmindestens jeden zweiten Tag an dieReihe kommen.

Es ist des Schülers Aufgabe, Liebe beiallen Menschen zu erwecken, die mitihm verkehren. Und das ist keinesfalls soschwer, als man glaubt. Selbst Personen,die uns feindlich gegenüberstehen,können wir zu besseren Gefühlen unsgegenüber zwingen. Freilich müssen wirselbst dieses Gefühl in uns mächtigwerden und erstarken lassen. Wennjeder Gedanke in uns darauf gerichtet ist,wie wir unseren Mitmenschen nützenkönnen, wenn alles was wir sprechenund tun, auf dem Grundprinzip aufgebautist, dass es anderen zu nützen hat, dannwird sich dieses Gefühl gar bald des

inneren Menschen bemächtiget und seineWirkung nach außen hin zeigen. Aufzwei Wegen gleichzeitig muss derSchüler dieses Ziel zu erreichen suchen,und zwar dadurch, dass er sein ganzesWesen von wahrer Menschenliebedurchdringen lässt, und dass er danndiese Liebesmacht durch gewollteÜberstrahlung seinen Mitmenschenübermittelt. Wir strahlen fortwährend„Od“ aus. Das Od ist psychisch gefärbt.Wenn wir Hass denken und fühlen, wirdunser Od in diesem Sinne geladen seinund als Fluch wirken. Wenn wir Liebe,Güte, Barmherzigkeit und Nachsichtfühlen und denken, dann wird unser Odauch diese Reinheit haben und Segenstiften. Überladen wir nun dieses Od

durch unsere bloße Willenskraft aufunsere Mitmenschen, so werdendieselben dadurch Eindrückeempfangen, die, sobald sie von deninneren Prinzipien verarbeitet wordensind, in ihnen die gleichen Empfindungenhervorrufen.

Der Tag bringt so mancheUnannehmlichkeiten undWiderwärtigkeiten kleinerer und oftschwerwiegender Natur. Rasch damitabfinden, dass sei die Losung desSchülers! Damit soll kein Leichtsinngepredigt werden. Aber man nehme dieDinge wie sie wirklich sind und lassesich nicht täuschen durch den Schein.Das Übel in der Welt ist ein Lehrmittel.Wer sich angewöhnt zu denken, dass

alles was uns Unangenehmes passiert,seine nützliche Kehrseite hat, dass allesLeid einen Schritt näher zur Erkenntnisbringt und uns reifer macht, der wirdauch Gewinn zu ziehen wissen ausallem, was ihn augenblicklich stört undaus dem Gleichgewicht zu bringen droht.Wenn uns ein Leid widerfährt, so sollenwir sagen: gut, das schmerzt mich jetzt,aber es muss einen Grund haben, warummir das widerfahren ist. Die Welt istUrsache und Wirkung. Die Wirkung hatmich schmerzvoll getroffen, aber wo istdie Ursache? Und wer es ehrlich mitsich meint und statt kopfhängerischemBrüten und Gefühlsaffektionen sichhinzugeben, eine unparteiische Prüfungaller der Umstände vornimmt, die ihm

das betreffende Leid eingebracht haben,der wird auch bald genug einsehen, dassdas Übel aus ihm selber stammt. Derwird, wenn er die ganze Kette vonUmständen durchgeht, die in engerVerknüpfung mit dem erduldeten Übelstehen, gar bald einsehen, dass er z. B.durch ein liebloses Wort, durch eineegoistische Handlung, ja vielleicht sogardurch wiederholte unreine oder lieblose,egoistische oder überhaupt unschöneGedanken den ersten geistigen Anstoßgegeben hat. Und einmal in dieserHinsicht Klarheit gewonnen, wäre esverfehlt sich negativen Gedanken, alsoGedanken der Trauer, des Schmerzesoder einer quälenden Reue hinzugeben.Das führt zu nichts und schafft nur neues

Elend, neues Leid.

Der Schüler wird in solchen Fällen„positiv“ denken. Er wird sich sagen:„Ich habe Ursachen gegeben, die mirLeid eintrugen — ich habe gelernt.“ Undwenn er nur der indirekte Verursacherwar, so wird er dem direkten Bringerseines Ungemaches geistig undpersönlich vergeben. Und dadurch, dasser das heraufbeschworene Übel ruhigauf sich nimmt und ohne weitereseelische Erregung erträgt, dadurch, dasser dem Übel positive Gedanken derBeherrschung, der Ruhe und desFriedens entgegengesetzt, hat er demLeid schon den Stachel genommen, under wird sich in viel kürzerer Zeit davonbefreien als ein anderer, der sich seinem

Schmerz voll und ganz hingibt.

Das Leid hat nur den Zweck uns zurErkenntnis zu bringen; ist das geschehen,dann hat das Leid seinen ethischen Wertverloren, und wir brauchen es nichtmehr. Nur der Tor wühlt in seinerWunde; der Kluge, wenn er den Sinn desihm überkommenen Leides erkannt hat,wird alle ihm zu Gebote stehendenMittel ergreifen, die Wunde zur Heilungzu bringen. Und das vermag nur dieWillenskraft. Bei kleineren Übeln ist dasja leichter, obwohl gerade sie für denWillensschwachen den größten Stachelhaben.

Um für ein großes Leid gerüstet zu sein,stärke man seine Willenskraft durch

folgende Übungen.

Sobald dem Schüler eine Beunruhigungwird, er eine Unbill zu tragen hat oderihn sonst ein Kummer überfällt, nehmeer sich vor, nachdem er die eigentlicheUrsache erforscht hat, eine bestimmteStunde des Tages nicht mehr daran zudenken. Das wird für den Anfang nichtso leicht gehen und ist um so schwerer,je quälender uns das widerfahrene Übelergriffen hat. Aber wem es ernst ist, derwird sich diese Stunde beherrschen undseine Gedanken durch eine nützlicheanstrengende Tätigkeit ablenken. Undmit Staunen wird er bemerken, dass ernach Ablauf dieser Stunde schon mitetwas leichteren Gefühlen an seinenKummer denkt. Am anderen Tag

vollführe er das Experiment durch 2Stunden, am 3. Tag durch 3 Stunden u. s.f. Nach Ablauf einiger Wochen wird ergeheilt sein oder doch mit vollster Ruheohne jeden Schmerz und ohne jedeBitterkeit an das Erlittene denken.

Der Schüler nehme sich von jetzt abernstlich vor, jeden Tag wenigstens einegute Tat zu vollbringen, die anderenMenschen zum Nutzen gereicht. Und werseiner Entwicklung dienlich sein will,der suche eine solche gute Handlung zuvollführen, die ihm schwer fällt, die ihmirgendein Opfer kostet an Mühe, an Zeit,an Geld oder an Selbstüberwindung. AnGelegenheiten dazu fehlt es keinemMenschen. Man darf nur das Auge offenhalten, man darf nur sehen wollen. Wer

achtlos und nur auf sich selbst bedacht,durchs Leben schreitet, dem ist das Augeder Barmherzigkeit freilichverschlossen.

Die Übung mit dem Strahlensehen wirdbeibehalten und soll auf den ganzenKörper ausgedehnt werden. Alles strahltund ist von einer feinen odischen Loheumgeben, nicht nur die Hände, sondernauch jeder Körperteil. Bei jeder sichdarbietenden Gelegenheit übe man indieser Richtung; man suche die Strahlungdes Armes, der Brust usw. zu sehen.Aber auch bei anderen Menschen kannman diese Übung langsam zurAnwendung bringen. Wenn wir einerPerson gegenüber sitzen, so versuchenwir, selbstverständlich ohne jede

Aufdringlichkeit, diese Strahlung zusehen. Wir müssen uns mit großerWillensanstrengung darauf konzentrierenund uns im Geiste immer daran erinnern,dass die odische Strahlung eine durchdas Experiment bereits bewieseneTatsache ist. Ausdauer und der festeWille führen auch hier nach und nachzum Erfolg.

Nachfolgendes Experiment dient demSchüler zur Entwicklung despsychischen Sinnes.

Man verschließe sich die Ohren mit dembekannten Wachs-Wattepfropfen. Dannsetze man sich an einen Tisch und stützeden Kopf in die Hände, und zwar derart,dass man mit den Fingerspitzen die

Augen verschlossen hält. Es darf jedochnur ein ganz mäßiger Druck auf dieAugen ausgeübt werden. In dieserStellung verharre man vollkommen ruhigund achte darauf, welche Farben sichlangsam im Innern des Auges resp. imgeistigen Auge bilden. Man wird vorerstnur ein unbestimmtes Dunkel sehen.Aber dieses Dunkel wird sich nach undnach erleuchten, wird farbige Lasurenerhalten und nach einigen Übungen schonwird es dem ernst und fest wollendenSchüler gelingen, diese Farbenbestimmter zu erkennen und nach undnach festzuhalten.

Einmal diesen Standpunkt erreicht, wirdsich die betreffende Farbe immer mehrund mehr vertiefen, reiner und

dominierender werden. Diese Farbenwerden zu verschiedenen Zeiten desTages wechseln. Der Schüler wirdeinmal rot ein andermal grün oder blausehen; vielleicht auch mehrere Farbenzusammen, z. B. als dominierende Farberot und rundherum einen leichten blauenKranz. Die Übung des Farbensehens istsehr wichtig und wird dem Schüleraufgetragen, derselben diegrößtmöglichste Sorgfalt zuzuwenden,denn sie birgt einige große und überauswichtige Geheimnisse, so z. B. kann derim inneren Farbensehen Geübte ausdiesen Farben, die seine augenblicklicheSchwingung repräsentieren, leichterkennen, in welcher Gemütsverfassunger sich gegenwärtig befindet. Es liegen

in uns zeitweise, und zwar so verborgen,dass wir im Nachbewusstsein keineAhnung davon haben, ganz gefährlicheStimmungen und Disharmonien. Dabedarf es oft nur des leisesten Anstoßesdurch das Tagesleben, und dieseverborgenen Stimmungen treten aus ihrerLatenz heraus und belästigen uns,bringen uns Unannehmlichkeiten, Leidenund Kämpfe. Wenn wir nun aus diesenFarben erkennen, welche Stimmungenden Grundton unseres inneren Wesensaugenblicklich bilden, so werden wirgewarnt sein und uns nicht überraschenlassen. Wir werden in solchem Falleunsere, nun schon etwas geschulteWillenskraft zu Hilfe nehmen und diesegefährlichen Schwingungen durch um so

größere Harmonie ausgleichen und dieäußerste Vorsicht walten lassen.

Zur Entwicklung der positiven Denkkraftist auch folgendes Experiment bei jedersich darbietenden Gelegenheitdurchzuführen. Wenn sich der Schülereiner Person gegenüber befindet, mit derer durch Freundschaft,Blutsverwandtschaft oder Liebeverbunden ist, mit der er also in einemregeren Verkehr steht, soll er sich sehrstark auf einen bestimmten Gedankenkonzentrieren. Er muss dabei den festenWillen haben, jener Person denGedanken zum Bewusstsein zu bringen.Er stelle sich im Geiste denAstralkörper jener Person vor undprojiziere diesen Gedanken unaufhörlich

und mit großer Willensanstrengung inden Kopf des Astralkörpers. Man mussnatürlich anfänglich nur sehr einfacheGedanken wählen, und zwar Gedanken,die im Ideenkreis jener Person liegen.Man wird nach einigen Übungen denErfolg darin sehen, dass die betreffendePerson plötzlich von selbst über diesenGedanken zu sprechen beginnt.

Die meisten Menschen sind rechtshändigausgebildet. Das hat zur Folge, dass nurdie damit korrespondierendeGehirnhälfte kräftig zur Wirksamkeitgesteigert ist. Um nun auch die andereGehirnhälfte zur gleichen Wirksamkeitzu bringen, was einer gesteigertengeistigen Tätigkeit und Freiheitentspricht, soll man auch die linke Hand

entwickeln; man zwinge sich vorerst dieleichteren Tätigkeiten abwechselnd auchmit der linken Hand auszuführen undgehe nach und nach daran, sich die volleFreiheit im Gebrauch beider Hände zusichern. Man versuche später sogar mitder linken Hand zu schreiben. Wenn esauch viel Mühe kostet, aber gelingenmuss es jedem. Menschen. Man darffreilich dann nicht wieder ausschließlichlinkshändig werden, sondern soll beideHände zu jeder Art Tätigkeit gebrauchenkönnen. Der Lohn liegt in einer ganzungeahnten Zunahme geistiger Kraft.

Alle Gedächtnisübungen bleibenbestehen. Sie sollen vorgenommenwerden, so oft sich Zeit und Gelegenheitdazu ergibt. Außerdem vollziehe der

Schüler jeden zweiten Tag folgendeÜbung. Er denke an einen Gegenstand,an ein Wesen oder an irgendeinenBegriff und suche blitzschnell das demGedachten Entgegengesetzte in seinerVorstellung hervorzurufen. Stellt er sichz. B. die Farbe „schwarz“ vor, so musssich ihm sofort „weiß“ aufdrängen. Auf„Sonnenschein“ muss „Regen“ folgen,auf „klug“ folgt „dumm“, auf „Eltern“muss „Kinder“ erscheinen usw. DieseÜbung soll nicht allzu kurz gemachtwerden und liegt ihre Wirkunghauptsächlich darin denentgegengesetzten Begriff so schnell alsmöglich und ohne jedes Zögern undNachdenken zu erfassen.

Der volle Erfolg wird bald eintreten.

Dann aber erschwere man die Übungetwas. Man versenke sich lebhaft inirgendeine Situation des Lebens. Mandenke sich z. B. beim Abschluß einesvorteilhaften Geschäftes beteiligt zu seinund führe sich die begleitendenUmstände recht deutlich vor das geistigeAuge. Plötzlich breche man ab undversenke sich mit der gleichen Plastik,und ohne nur im geringsten zu zögern, indie gegenteilige Vorstellung, etwa in dieVorstellung eines großen Verlustes imGeschäftsleben, usw.

Nach mehreren gelungenen Versuchensteigere man diese Übung folgenderart.

Man versenkt sich in einen angenehmenGedankengang, z. B. in die Vorstellung

des freudigen Wiedersehens mit einemlange abwesend gewesenen Freunde. Aneinem bestimmten Punkt wird schnellabgebrochen und sich z. B. irgendeinerneuen Erfindung, für die man großesInteresse hat, zugewendet. Mit vollerSchärfe verfolge man eine Zeit hindurchden neuen Gedankengang, um dannplötzlich und gänzlich unvermittelt zurersten Vorstellung zurückzukehren. DerSchwerpunkt dieser Übung liegt abernun hauptsächlich darin, sofort wiederbeim selben Punkte anzuknüpfen, beiwelchem man bei der ersten Vorstellungunterbrochen hat. Man nehme vier- bisfünfmal während einer Übung denWechsel verschiedener Vorstellungenvor.

Zur Stärkung des Gedächtnisses lerneder Schüler kleinere Lesestückeauswendig und versuche dieselben dannvon rückwärts nach vorne herzusagen.Anfangs wird das nur unvollkommengelingen, mit Fleiß und Ausdauer aberwird sich der Erfolg einstellen und derÜbende wird sich durch eine stärkereSicherheit seines Gedächtnisses belohntfinden.

Die Konzentration auf Gegenständ wirdfortgeübt, nur ist es empfehlenswert, dieZeitdauer nach und nach zu erhöhen.

Man kann auch ab und zu eine Pflanzeals Gegenstand der Konzentrationwählen, z. B. einen Blumenstock.Schließlich konzentriere man sich auf

ein Tier seiner Umgebung. Das besteObjekt für diese Konzentration ist einVogel in seinem Käfig. Das ist schoneine schwierigere Aufgabe! Das Flatterndes Vogels und das Herumhüpfen alleinwird anfänglich störend auf uns wirken,aber die fleißige Übung wird auchdiesen Umstand überwinden. Späterwähle man einen Singvogel. Nacheinigen anstrengenden Übungen wird unsauch der Gesang des Tieres nicht mehrstören.

Die Plastisch-Denkübungen behalten wirvorläufig noch bei. Ebenso soll dieÜbung mit der Photographie auchfernerhin vorgenommen werden.

Anschließend an diese Übungen wolle

man jeden zweiten Tag folgendesExperiment zur Stärkung der geistigenKraft durchführen. Man stelle sich mitlebhaftester Deutlichkeit einen sich nichtim Übungszimmer befindlichen größerenGegenstand vor, und zwar beigeschlossenen Augen. Man muss sichdabei so lange auf den Gegenstandkonzentrieren, bis man denselben imgeistigen Auge dauernd festzuhaltenimstande ist. Hat man diesen Graderreicht, so öffnet man rasch die Augenund versucht diesen Gegenstand an derWand oder irgendeiner hellen Flächedeutlich zu sehen. Mit Aufgebot derganzen Willenskraft muss man sichzwingen, diesen wichtigsten Teil derÜbung zu ermöglichen. Das wird

keinesfalls sofort einwandfrei gelingen,darum nehme man sich Zeit und Geduldund wiederhole das Experiment sofort.Man wolle sich durch die anfänglichenselbstverständlichen Misserfolge nichtabschrecken lassen; der Erfolg tritt beiFleiß und Ausdauer nach einiger Zeitsicher ein. Dieses Experiment schärftdie geistige Vorstellung bedeutend undhat großen Einfluß auf das Gedächtnis.

Gehen wir nun zur weiteren Ausbildungdes magnetischen Blickes über.

Die Sehübung mit dem schwarzen Kreismag auch weiterhin beibehalten werden,nur muss man jetzt einen kleineren Kreiswählen. Das Anblicken desselbengeradeaus, sodann von rechts nach links

wird auch fernerhin geübt, aberwomöglich durch etwas längere Zeit.Abwechselnd ergänzt man die Übung auffolgende Weise. Man hält die Stellungdem Kreis gegenüber bei und dreht denKopf langsam nach rechts so weit als nurmöglich und ebenso wieder zurück nachlinks bis zur äußersten Grenze. Dabeijedoch darf man auf keinen Fall denPunkt aus den Augen verlieren. Wennsich auch der Kopf dreht, die Augenmüssen starr und unbeweglich auf denschwarzen Kreis haften bleiben; es darfnicht geblinzelt und nicht gezucktwerden.

Nun befestigt man den Kreis so hoch alsmöglich und ohne den Kopf in seinergeraden Haltung zu verändern, richtet

man die Augen langsam zur Höhe undsieht in dieser Augenstellung starr undunbeweglich den Kreis so lange alsmöglich an. Sodann wird dasselbeExperiment in der Weise ausgeführt,dass man den Kreis ganz unten befestigt.

Auch die Übung des magnetischenBlickes im Spiegel wird noch einigeZeit fortgesetzt. Doch ist es sehr zuempfehlen, sich ab und zu auf einenbestimmten Punkt des Spiegelbildes zukonzentrieren ohne jedoch die Augenvon den Augen des Spiegelbildes zuentfernen.

Man sieht sich z. B. unverwandt in dieAugen und zwingt sich dabei, ohnehinwegzusehen, den Mund und das Kinn

in scharfer Deutlichkeit zu erblicken,und zwar muss man dieseGesichtspartien so klar sehen als ob mandie Augen dorthin gerichtet hätte. DasExperiment wird so lange angehalten,bis man die kleinsten Details dererwähnten Stellen klar und sichererkennt.

Der Schüler hat nun gelernt voll und tiefzu atmen. Immerhin ist seine Atmungnoch etwas einseitig. Es gibt eineHochatmung und eine Tiefatmung DerSchüler hat bis jetzt ausschließlich dievolle Tiefatmung erlernt.

Es ist das eine Art tiefe Bauchatmung,die schon allein imstande ist, denKörper gesund und kräftig zu erhalten.

Durch das Tiefatmen kann mehr Lufteingesogen werden da die Lungenflügeleinen größeren Spielraum haben.Immerhin aber wird nur ein Teil derLunge tüchtig mit Luft versehen; diekleinere obere Lungenpartie kommt dochnoch etwas zu kurz dabei. Bei demausschließlichen Hochatmen, wie esleider die meisten Menschen ausUnwissenheit und Nachlässigkeit in ihrerGewohnheit haben, erhält nur dieoberste Lungenpartie das nötigeQuantum Luft, während die größerenunteren Lungenteile nur sehr spärlichbedacht werden. Das ist natürlich dieverwerflichste Weise des Atmens. Derindische Yogi verbindet beideAtmungsmöglichkeiten und erreicht

damit den einzig richtigen Vollatem, wiewir ihn bei gesunden Säuglingenbeobachten können, bei denen die Naturnoch die Oberhand hat.

Der richtige „Vollatem“ füllt die ganzeLunge gleicher Weise mit Luft an undgestattet somit die Annahme der größtenSauerstoffmenge. Je voller wir Lungenbei jedem Atemzuge mit Luft anfüllenkönnen, um so mehr führen wir uns auchdie in der Luft enthalten feinen undfeinsten Kräfte zu. Und da wir dieserKräfte zum Zwecke der Entwicklungdringend bedürfen, müssen wir nunlernen den „richtigen Vollatem“ zuentwickeln.

Man übe den richtigen „Vollatem“

vorerst mit bei Nasenlöchern.

Der Schüler zieht den Atem durch beideNasenlöcher tief in der gewohntenWeise ein, indem er durch einen leichtenDruck auf den Unterleib die Bauchwandvorwärts drängt. Der Druck soll sanftvon oben nach unten geführt werden.

Bei fortwährendem Einatmen dehnt erdann den unteren Brustkorb etwas aus,wodurch sich die mittleren Lungenteilefüllen; der letzte Teil des Einatmensgehört der Ausdehnung des oberenBrustkörpers, indem der Unterleib leichteingezogen wird. Das sind in einemAtemzuge scheinbar drei Bewegungen,die aber mit fortgesetzter Übungvollständig in eine verschmelzen

müssen.

Beim Atemanhalten werden die Brust-und Bauchmuskeln gänzlich abgespannt.Das Ausatmen geschehe bis zur vollstenEntleerung der Lungen.

Diese Vollatemübung tritt nun an Stelleder früheren Tiefatmungsübung, und solltäglich zweimal, und zwar morgens undabends, siebenmal hintereinanderdurchgeführt werden.

Auch während der übrigen Zeit desTages soll der Schüler ab und zu einesolche Vollatmung vornehmen. Nach undnach muss er sich diese Atmungsweiseüberhaupt so zu eigen machen, dass sieihm zur vollsten Gewohnheit wird. Ermuss später immer so atmen.

Wenn er die tägliche Vollatmungsübungeinwandfrei beherrscht, so kann er, wiefrüher, diese Übung so durchführen, dasser mit dem rechten Nasenloch einatmet,den Atem anhält und dann durch daslinke Nasenloch ausatmet. Die Dauer dereinzelnen Phasen dieses Atems istanfänglich wieder je 15 Sekunden undsoll langsam erhöht werden.

Auch die Erfolgübung, morgens, darfnicht vergessen werden. Desgleichenmüssen auch alle anderen für denMorgen und den Abend in früherenStufen gegebenen Vorschriften weitereingehalten werden.

5. Stufe.Wenn es der Schüler ermöglichen kann,so soll er von jetzt an über die ganzeEntwicklungsperiode sich desFleischgenusses vollständig enthalten.Immerhin aber muss er darauf bedachtsein, die Ernährung so zu regeln, dass erdie positiv schwingenden Stoffe nichtentbehrt. Die gemischte vegetarischeLebensweise ist jetzt am Platz. Gemüse,mit Ausschluß von Bohnen und allenblähenden Speisen sollen genossenwerden. Milchspeisen, Mehlspeisen,besonders Haferspeisen, Obst undgeschrotetes Brot. Datteln, Feigen,Bananen sollen zum Nachtisch niemalsfehlen, ebenso wenig Nüsse alle Art.

Von tierischen Nahrungsmitteln sindMilch, Butter, frischer, leichter Käseund Eier erlaubt. Die Eier dürfen aberkeineswegs hart gesotten sein.

Alle Reizmittel müssen nun vermiedenwerden. An Stelle von Kaffee oder Teegenieße man Milch, Schokolade oderKakao. Auch lehne man alle starkgewürzte Speisen ab; Pfeffer, Ingwerund Vanille usw. würden Erregungen,hervorrufen, die störend auf diefolgenden Übungen einzuwirken geeignetsind.

Man sorge für äußere und innereReinlichkeit in der, in den früherenStufen angegebenen Weise. Nur müssenjetzt kalte Bäder vermieden werden.

Dagegen sind die kalten Abwaschungenmit darauffolgenden Frottierungengeboten. Warme Bäder dürfen nichtmehr als zweimal wöchentlichgenommen werden, welchen stets einekalte Abwaschung mit Frottierung folgenmuss. Man halte sich stets vor Augen,dass das Wasser ein sehr großerOdentzieher ist, weshalb ein längererAufenthalt in kaltem Wasser unserenZweck infolge der starken Odentladungdes Körpers, entgegenwirkt.

Dampfbäder müssen unbedingtvermieden werden.

Ferner muss sich der Schüler, ob er nunledig oder verheiratet ist, jedesgeschlechtlichen Verkehres von nun an

bis zur vollendeten Entwickelungunbedingt enthalten.

Zu diesem Zwecke ist es nötig, stets dievollste Selbstbeherrschung zu bewahren.Der Geschlechtstrieb ist beim Menschenam stärksten ausgeprägt und ist eine derschwersten Ketten, die ihn an dasIrdische binden. Wer sich in dieserBeziehung nicht voll und ganz zubeherrschen lernt, wird seineEntwicklung nicht zu Ende bringenkönnen, denn der Geschlechtstrieb unddie damit verbundene Odabgabe undGedankenablenkung wirken geradezuhemmend auf die Betätigung unsererokkulten Kräfte.

Es richtet sich dieses strenge Verbot

selbstverständlich nur für die Dauer derEntwicklung. Der verheiratete Schülerkann, wenn er bei einem gewissen Gradeseiner Entwickelung angelangt ist, denehelichen Bedürfnissen mit weiserMäßigung wieder entsprechen. Seinedann erreichte ethische Höhe wird ihnvor dem Zuviel in dieser Beziehungbewahren und nicht wieder zumausschließlichen Genußmenschenherabsinken lassen. Er wird den Zweckdieses Vorganges zu würdigen wissenund seiner irdischen Natur nur jenenTribut zollen, der diesem Zweckeentspricht.

Der Schüler mag den Grund erfahren,warum er sich von allemGeschlechtlichen während des größeren

Teiles seiner Entwickelungsperiode sostreng fernzuhalten hat.

Jede geschlechtliche Erregung istgleichbedeutend mit einer ganz enormenOdabgabe. Das wäre an und für sichschon ein Grund zur Versagung, denn dasOd dient uns als psychischer Mittler fürdie transzendentale Ebene, es darf daherdiese Kraftquelle nicht geschwächtwerden.

Bei der sexuellen Vereinigung zweierGeschlechter findet aber auch eineVermischung der Odausstrahlungen statt,die so intensiv ist, dass sich beide Teilegegenseitig vollständig influenzieren.Der Eine übernimmt des anderen Od undbleibt durch längere Zeit mit ihm

verbunden. Die große Gefahr liegt nunaber darin, dass das Od des Menschenpsychisch gefärbt ist. Das Od deszornigen Menschen entspricht diesenSchwingungen, das Od einesdisharmonischen Menschen istdisharmonisch usw. Wenn nun einSchüler, der sich doch von allenLeidenschaften zu befreien hat, sich z. B.mit einer Person geschlechtlichvermischen würde, deren Seele nochvon solchen Übeln beherrscht wird, somüsste er diese ihm feindlichenOdqualitäten übernehmen. Aber nichtnur, dass er dann selbst wiederheruntersinkt, auch seine okkultenÜbungen wären für ihn, eine Quellefortwährender geistiger Gefahren, denn

da er mit anderen Ebenen in Verbindungtritt, ist er auch allen ihren bösenEinwirkungen ausgesetzt. Ist er mit Zorninfluenziert, wird er Wesen heranziehen,die dieser Leidenschaft entsprechen— ist er mit starker sinnlicherLeidenschaft gesättigt, so werden sichihm bei seinen Übungen Bilder undEmpfindungen aufdrängen, die ihmkeinesfalls zu Nutz und Frommen dienen;ja selbst zeitweise Besessenheit könntesein Los sein.

Es ist nicht leicht, besonders für denmännlichen Schüler, sich zur absolutenEnthaltsamkeit zu zwingen, darum seiennachstehende Vorschriften angegeben,durch deren Anwendung der großeKampf erleichtert wird.

Die meisten sexuellen Erregungenwurzeln in einer unreinen Gedankenwelt.Hier muss der Hebel hauptsächlichangesetzt werden. Jeder sexuellanregende Gedanke muss sofort im Keimerstickt werden, man lasse unter keinenUmständen solche Gedanken anwachsen,sondern sende sie augenblicklich zurück.Am besten geschieht dies dadurch, dassman sofort mit großer Energie dementgegengesetzten Gedanken Raum gibtund diesen durch längere Zeit festhält.Der Schüler hat das ja schon gelernt.

Das Ansehen von erregenden Bildernmuss peinlichst vermieden werden,wenn es aber berufshalber und wo esnicht zu umgehen ist, dennoch geschehenmuss, so suche man mit aller Kraft die

Gedanken vom Irdischen abzulenken undauf das Geistige überzuleiten. Manzwinge sich sofort zu dem Gedanken derVergänglichkeit; wenn der Schüler durchdie Schönheit eines Weibes zu starkbeinflusst wird, so stelle er sich diesesWeib tot vor und denke an denVerwesungsprozess.

Die Schüler beiderlei Geschlechtswerden gut daran tun, stets mit demWillen zu einer absoluten Keuschheiteinzuschlafen; der Gedanke an dieReinheit der Seele und des Körpers sollstets der letzte sein, bevor man dieAugen schließt.

Dann schlafe man niemals auf demRücken — diese Lage führt bei strenger

Enthaltsamkeit meist zu Pollutionen.Man verkehre nicht zuviel mit demanderen Geschlecht. Eheleute sollen diegegenseitigen körperlichenZärtlichkeiten etwas einschränken undihre Liebe zueinander mehr geistigausstrahlen lassen.

In nächster Stufe, wenn der Schüler sichbereits einige Zeit an die sexuelleEnthaltsamkeit gewöhnt hat, wird ihmgelehrt werden für die sexuellenEnergien, die er dann in seinem Körperaufgespeichert hat, eine bessereVerwendung zu finden. Diese latentenEnergien können und sollen frei gemachtwerden; aber nicht zur Befriedigung derSinneslust, sondern zur Unterstützung dergeistigen Kräfte, zur Schärfung des

Intellekts.

Noch sei der Schüler daran erinnert,dass er von nun an stets seiner hohenAufgabe — ein neuer, wahrer Menschwerden zu wollen -- eingedenk sei. Ermuss diesem Gefühle auch nach außendurch eine einfache aber edle Haltungund Gebärde Ausdruck zu geben suchen.Er haste nie, sei ruhig, sicher undselbstbewusst, verleihe seinem Weseneine natürliche, ruhige Anmut und gebeseinem Blick Ernst, Liebe und Milde.

Der Schüler wolle die bekannte,nunmehr für jeden zweiten Tagangesetzte Ruheübung (mitgeschlossenen Beinen, die Hände aufdem Tisch) auch weiterhin vornehmen,

nur soll er jetzt das Bild weglassen undfolgenderweise üben.

Hat er sich in die richtige Stellunggebracht, und ist vollständige Ruhe imKörper eingetreten, so schließe er dieAugen. Und nun versuche er mit demgeistigen Auge eine Innschau in seinemKörper vorzunehmen. Mit großerWillensanstrengung gebe er sich dieSuggestion, das Sonnengeflecht (in derNähe der Magengrube) erblicken zuwollen. Es ist einerlei, welcheVorstellung er sich von dem Aussehendieses Nervengeflechtes machen kann.Irgendein mit Abbildungen versehenes,populär-anatomisches Werk, welches ersich vorher für diesen Zweck angesehenhat, wird ihm diese Übung erleichtern,

obwohl es nicht unbedingt nötig ist, daes hierbei weniger auf die richtigeVorstellung des physischen Aussehensdieses Nervengeflechtes ankommt,sondern auf die geistigeWillensstrahlung desselben. Hat sich derSchüler nun zu einer einigermaßenmöglichen Vorstellung desSonnengeflechtes durchgearbeitet, sobeginnt erst seine eigentliche Aufgabe.

Er muss sich nun auf diese geistigeWillensdurchstrahlung desSonnengeflechtes konzentrieren, undzwar mit vollster Geistesschärfe, ohneeinen fremden Gedanken aufkommen zulassen, genau so, wie er es bei derKonzentration mit Gegenständen gelernthat.

Er muss folgenden Gedankengangfestzuhalten suchen und ihn immerwiederholen:

„Das Sonnengeflecht ist der Sitz meinerLebenskraft und meiner Empfindungenund Gefühle. Es verteilt den Nervenätherso, dass er alle Teile des Körpersgleichmäßig durchflutet. Jeder Gedanke,dem ich Raum gebe, wirkt auch auf dieseZentralstelle meiner Nervenkräfte undbeeinflusst sie. Diese Nervenströmewerden dann zu den Trägern meinerGedanken, sie werden psychischinfluenziert und durchströmen meinenganzen Körper. Denke ich nun bejahend,also positiv, denke ich Gedanken derLiebe, des Wohlwollens, derGesundheit, des Erfolges usw., so

beeinflusse ich damit meinSonnengeflecht es wird sich öffnen undin diesem Sinne gefärbteNervenströmungen aus demUniversaläther aufnehmen und durch denganzen Körper senden. Diese Strömewerden aufbauend wirken und michgesund und glücklich machen. Siewerden mich mit Liebe erfüllen, mitKraft und Sicherheit, der ganzeOrganismus wird von diesen Gefühleergriffen werden, und meine odischeAusstrahlung wir in diesem Sinne auchmeine ganze Umgebung beeinflussen.

Ich werde in Hinkunft wederschwächlichen, negativen noch bösenGedanken Raum gewähren, denn ichweiß, dass solche Gedanken mein

Sonnengeflecht schädlich beeinflussen.Es würde sich zusammenziehen und dieAufnahme des harmonischen Weltäthersverhindern. Er würde nur unreineNervenströmungen in meinen Körperzirkulieren lassen und Krankheit, Leidund Unglück, böse Handlungen wärendie Folgen meiner Torheit. Und diedadurch erzeugte schlechte, odischeAusstrahlung würde verderbend auch aufmeine Umgebung wirken, und ich würdedann schuldig werden, auch anderenLeid und Unglück gebracht zu haben.Das aber will ich nicht. Ich werde reinsein in meinen Gedanken, wohlwollend,liebevoll, voll Zuversicht und Vernunft.

Ich werde dadurch erstarken an Leibeund Seele, ein ganzer, tüchtiger, ein

guter, edler Mensch werden, frei vonSelbstsucht und Leidenschaft, frei vonFurcht und Mutlosigkeit. Ich werde nuraufbauende, erhaltende Kräfte erzeugenund diese auch-ausstrahlen. Ich willbewusst eins werden mit der großenKraft, deren Teil ich bin.“

Von solchen Gedanken und Gefühlenmuss sich der Schüler während diesesExperimentes durchstrahlen lassen. Essoll gut eine halbe Stunde dauern ohnejede Unterbrechung. Anschließend anobige Übung kann man noch folgendeÜbung empfehlen, die den Erfolgbedeutend erhöht.

Man lege sich gleich nach obiger Übungauf ein Ruhebett, lockere seine Kleidung

und strecke seine Arme waagrecht aus.Der Kopf darf nicht zu hoch liegen. Manversuche möglichst wenig zu denken, zuwelchem Zwecke es gut ist, einen Punktan der Decke zu fixieren. Wenn sichabsolut Gedanken aufdrängen, so sollenes nur Gedanken des Friedens, der Ruheund der Harmonie sein. Dann ziehe manenergisch die Magengrube ein, um sienach einigen Sekunden wiederherauszutreiben. Das mache mansiebenmal hintereinander. Hieraufspanne man alle Muskeln des Körpersmit einem energischen Ruck an, löse aufgleiche Weise nach einigen Sekundendie Anspannung, und lasse langsam alleMuskeln wieder erschlaffen. Auchdieser Vorgang wird siebenmal gemacht.

Dann atme man langsam und tief beigeschlossenem Mund durch dieNasenlöcher ein, halte den Luftstromeinige Sekunden in der oberen Lungefest, um ihn dann in den Unterleib zudrücken. Dann macht man die obenbeschriebene Vibration mit derMagengrube mindestens dreimal, umhierauf langsam die Luft wieder durchdie Nasenlöcher entweichen zu lassen.

Das Einatmen, Anhalten undHinunterdrücken als auch das Ausatmensoll möglichst rhythmisch geschehen unddie gleiche Zeitdauer einnehmen. Dieganze Atemprozedur geschieht ebenfallssiebenmal. Jedesmal beim Anhalten desAtems im Unterleib, resp. während derVibration müssen wir von dem

energischen Gedanken beherrscht sein,das Sonnengeflecht zu erwecken und zuerhöhter Tätigkeit zu bringen. Man denkedabei mit vollster Willenskraftbeiläufig:

„Sei tätig, erwache, mache mich gesund,weise und

harmonisch.“

Es ist selbstverständlich, dass bei dieserÜbung im Sommer die Fenster offen seinmüssen; im Winter muss für guteVentilation gesorgt sein.

Durch nichts wird die Willenskraft sosehr gestärkt als durch das Versagenliebgewordener Gewohnheiten. Nicht,dass verlangt wird dieselben vollständigaufzugeben. Aber man lasse öfter eine

Unterbrechung eintreten und besondersdann, wenn man ein besonderesVerlangen nach der Erfüllung desbetreffenden Wunsches empfindet.Mitunter sind es nur Kleinigkeiten, abergerade diese sich zu versagen, entsprichteiner großen Kraftentwickelung. DerSchüler versuche es nur, und er wirdsehen, dass es ihm gar nicht so leichtsein wird. Wer z. B. bei seinenSpaziergängen gewöhnt ist, stets einenihm liebgewordenen Or t aufzusuchen,vermeide zu öfterenmalen denselben,wer ein Buch liest, das ihn sehr gefangennimmt, lege es bei der spannendstenHandlung zur Seite und gelobe sich, eseinige Tage nicht mehr anzusehen; wersich ein Vergnügen gestattet (welches

selbstverständlich mit den Prinzipienseiner Entwickelung im Einklang stehenmuss) unterbreche dasselbe im schönstenAugenblick, usw.

Der Schüler wird dadurch sehr positiv.Es wird ihm immer leichter und leichterwerden seine Willenskraft zu entfalten,er wird sich immer mehr und mehrverschmolzen fühlen mit dem großenWillen. Er darf kein Hindernis scheuen,das ihn abzuhalten bestimmt ist vonseinem Entwicklungsgang. Nichts ist zuschwer, das er nicht erfüllen könnte,denn er ist die „Kraft“; er muss sich nurals diese erkennen!

Durch! Das sei sein Losungswort.

Daher vergesse er auch nie seine

Erfolgübung jeden Morgen, sie wird ihmstets eine neue Kraft-Quelle zufließenlassen.

Die Spiegelübung jeden zweiten Tagwird fortgesetzt. Es entsteht nun dabeifür den Schüler die Aufgabe, seinemAuge eine nach außen wirkendeseelische Kraft zu geben. Das Auge istder Spiegel der Seele. DerNeugedankenschüler wirkt auf seineSeele und ist bestrebt, sich zur größtenHarmonie, und zu innerem Frieden zubringen. Er sucht in sich dem wahrenGlücke die Pforten zu öffnen. Und wie erempfängt, so soll er auch geben. Seinharmonischer Seelenzustand soll seinemAuge entstrahlen, und nach außen sichverkünden. Sein Blick muss Harmonie,

Liebe und Wohlwollen zeigen. Wen eransieht, den muss er durch seinen Blickbezwingen; er muss nach außen zeigen,was er fühlt und seine Umgebung mit derWärme seines Blickes allein schonbeeinflussen, die gleichen Wege zugehen.

Der ethisch Höhersteigende erhält, dader Körper stets von der Seelebeeinflußt wird, ohnedies nach und nacheine, dem psychischenEntwicklungszustand entsprechende,äußerliche Erscheinung. Aber dieserProzess geht langsam. DerNeugedankenschüler soll wirken undwerben, darum mag er die Entwicklungseiner äußeren Erscheinungbeschleunigen. Und da ein hoheitsvoller,

liebestrahlender, die Seele des anderenMenschen erwärmender Blick eingroßes Werbemittel ist, so muss sich derSchüler diesen Blick anzueignen suchen.Er wird jeden zweiten Tag bei seinerSpiegelübung trachten, diesen Blick insAuge hinein zu zwingen. Das kannfreilich nur geschehen, wenn der Schülerauch so fühlt. Zu diesem Zwecke soll erwährend der Spiegelübungentsprechende Gedanken des Friedens,der Harmonie, und der Universalliebepflegen. Es muss warm aus seinemHerzen emporsteigen; er muss Nachsichtfür alles empfinden, aber Strenge gegensich selbst; er muss sich als einen Teildes göttlichen Allwillens erkennen, dernur Gutes will, der nur Gutes ist. Er

muss sich in einen Zustand hineindenken,der sich am besten dadurch ausdrückenlässt, dass er die ganze Welt in edelsterMenschenliebe umarmen möchte — vollDuldung, voll Barmherzigkeit, vollHarmonie. Und er muss trachten, dasssein Blick diese Gefühle zum Ausdruckbringt. Der Schüler stelle sich vor, seinSpiegelbild wäre ein Mensch, dem erdie Wonne seines inneren Glückesmitteilen, den er dadurch erheben undzum Guten leiten will. Er mag dieseÜbung ausdehnen, so lang er kann,keinesfalls aber weniger als einehalbeStunde. Und dann suche er diesen Blickbeizubehalten, oder im Alltagsleben sooft wie möglich wieder zu erwecken —es wird sich ihm Gelegenheit genug

geben.

Die anderen Augenübungen bleiben, wiesie in der vorhergegangenen Stufeangeordnet wurden.

In Stufe 4 wurde dem Schüler geraten,sich im Sehen der Farben zu üben, diesich ihm bei geschlossenen Sinnen inseinem Inneren zeigen. Er wird nun darinschon einige Fertigkeit besitzen.

Daher ist es Zeit, ihm eine gewisseKontrolle für dieses Farbensehen an dieHand zu geben.

Selbstverständlich braucht dieseKontrolle auch wieder eine größereÜbung und der Schüler darf sich durchanfängliche Misserfolge keinesfalls

entmutigen lassen. Mit der nötigenGeduld, die doch ein Haupterfordernisder geistigen Entwicklung ist, wird sichauch diese Fähigkeit in ihm entwickeln.

Der Schüler braucht zu dieser Übungerbsengroße Glas- oder Porzellanperlenin den Farben schwarz, grün, rot, gelbund weiß. Diese Perlen müssen aberdurchgefärbt sein. Er nimmt von jederFarbe eine Perle, legt sie vor sich aufden Tisch und reinigt sie von den ihnenanhaftenden, fremden odischenInfluenzen. Er fährt nämlich mit denFingerspitzen von außen nach innen(also von den beiden äußersten Perlennach der inneren zu) über die Perlen undhelft mit großer Willenskraft diesefremden odischen Influenzen weg,

bewegt die Hände im großen Bogenwieder nach außen und schleudert dieseInfluenzen zur Seite. Diese Manipulationwird siebenmal gemacht. Darauf reinigter die Hände und odet nun durch dieentgegengesetzte Manipulation diesePerlen mit seinen eigenen Influenzenwieder ein, indem er jetzt den Strich vonder mittleren Perle ausführt, also dieFingerspitzen der beiden Hände von dermittleren Perle links und rechts zur denäußeren Perlen bewegt. Dann bringt erseine Finger im großen Bogen, der nachaußen zu geführt wird, wieder zurmittleren Perle zurück und wiederholtdiese Manipulation ebenfalls siebenmal.Also sieben Striche zum Ausoden undsieben Striche zum Einoden. Beim

Einoden muss er sich plastischvorstellen, wie das Od seinenFingerspitzen entströmt und sich auf diePerlen lagert. Er muss seine Gedankendabei auf den Willen konzentrieren, dassdie Perlen mit ihm nun in odischeVerbindung treten und dass es ihmdadurch bald gelingen wird, jedesmaljene Perle aus einem kleinen Täschchenzu ziehen, die er mit seinem geistigenAuge sieht. Das kleine Täschchen (einekleine Kinderbörse, welche bequem inder Westentasche zu tragen ist) wirdnatürlich auf dieselbe Weise aus- undeingeodet wie die Perlen.

Nun behaucht der Schüler Perlen undTäschchen sehr stark mit derselbenvorerwähnten Willenskonzentration und

bringt die Perlen in das Täschchen.

Es ist aber eine Bedingung des Erfolges,dass die Perlen kein fremdes Augeerblickt; denn aus dem Auge strahlt Od,und ein fremder Blick würde sofort denPerlen fremdes Od aufladen. Wenn nunder Schüler die Augen schließt und sichauf seine innere Farbe konzentriert, sozieht er hierauf aus seinem Täschchen(ohne jedoch hinzusehen) eine Perle.Diese Perle soll dieselbe Farbe zeigenwie die im Inneren erschaute. Das wirdnur durch längere Übung und Einhaltungaller Bedingungen möglich werden.

Der Schüler soll diese Übung bei jederGelegenheit, wenn er sich einenAugenblick allein weiß, vornehmen. Es

ist ganz angezeigt dieselbe täglich 15 bis20 mal durchzuführen — sie nimmt jajedesmal kaum 1 Minute in Anspruch.Für das innere Schauen ist es jetzt abernicht mehr nötig, sich die Ohren mitWachspfropfen zu verschließen, derSchüler schließe mit den mittlerenFingern die Augen und gleichzeitig mitden Daumen die Ohren, das genügt. DieFarben, die sich uns im Auge zeigen unddie wir uns durch die Perlen bestätigenlassen sollen, entsprechen den fünfTatwas:

Akash, das Ätherprinzip, schwarz oderfarblos

Vayu, das luftige Prinzip, grün oder blau

Tejas, das Prinzip des Lichtes und der

Wärme, rot

Prithvi, das erdige Prinzip, gelb

Apas, das wässerige Prinzip, weißlich.

Diese tatwischen Prinzipien sind dieGrundschwingungen allen Seins. Siesind Modifikationen der höchsten,gestaltenden und verkörpernden Kraftdes Universums, der absoluten Energie,welche wir „Prana“ nennen. Dieses„Prana“, gespalten in die fünf tatwischenAspekte ist die schöpferische Kraft derWelt. -

Ehe nun der Schüler diese Kräfteanzuwenden lernt, muss er sie erkennenund darum mag er dem vorbeschriebenenExperiment sehr viel Geduld und

Aufmerksamkeit widmen.

Die morgendliche und abendlicheVollatmungsübung muss auch weiterhineingehalten werden. Tagsüber soll manab und zu die Vollatmung wechselweisedurchführen, und zwar so, dass man beider ersten Atemgruppe (Einziehen,Anhalten, Ausatmen) den Atem linkseinzieht, anhält, und rechts ausatmet, beider nächsten Gruppe aber rechtseinatmet, anhält und links ausatmet usf.,stets abwechselnd, siebenmal. Währenddes anderen Tages kann man dieseWechselatmungsübung so machen, dassman rechts einatmet, anhält und rechtsausatmet, hierauf rechts einatmet, anhältund dann links ausatmet; in dieser Weisewerden wieder sieben Atmungsgruppen

durchgeführt. Bei denVollatmungsübungen am Morgen undAbend eines jeden Tages aber müssenzum Einatmen stets das rechte Nasenlochund zum Ausatmen das linke benutztwerden.

Im Rhythmus ist Kraft und Harmonie.Das taktweise Marschieren der Soldatenist keineswegs Spielerei. Dadurch, dasssie gezwungen sind in geschlossenerReihe gleichen Schritt zu halten und sichihren Bewegungen gegenseitiganzupassen, bleiben sie viel längermarschfähig und ermüden viel weniger,als wenn sie allein gingen.

Dieses Gesetz der Harmonie trifft auchauf den Atem zu. Wir sollen rhythmisch

atmen. Dadurch werden wir uns dieseswichtigsten Lebensprozesses stetsbewusst.

Als Maßstab für das rhythmische Atmengilt der normale Herzschlag. Daderselbe nicht bei allen Personen gleichist, müssen wir denselben beobachtenund uns zum Bewusstsein bringen. So oftder Schüler Gelegenheit hat, lege er denDaumen auf den Puls seiner Hand undzähle. Er wird dadurch die Zeit, diezwischen zwei Pulsschlägen liegt,geistig abmessen lernen und langsam insein Gefühl übernehmen; der Rhythmusder Aufeinanderfolge der Pulsschlägewird sich nach und nach vollständig inseinem Gedächtnis festsetzen.

Die Zeit von einem normalen Pulsschlagzum anderen gilt als Einheit. Nachsolchen Einheiten nun wird sowohl dasEinatmen, das Anhalten und dasAusatmen bemessen. Auch die Zeit,welche zwischen zwei vollendetenAtemzügen liegt, zählt man nachPulseinheiten.

Es werden wohl 8-10 Tage eifrigenBeobachtens genügen, diese Pulseinheitsich voll zum Bewusstsein zu bringen.Hat der Schüler dieses Ziel erreicht, somache er jeden zweiten Tag folgendeÜbungen.

Er lege sich auf das Sofa und spanne alleMuskeln des Körpers langsam ab, undzwar von oben beginnend, bis herab zu

den Füßen. In dieser ruhigen Lagekonzentriere er seine Gedanken aufHarmonie, Seelenfrieden und ethischesHöherstreben. Hierauf ziehe er denAtem, (diesmal durch beideNasenlöcher) während 8 Pulseinheitenvoll ein, halte ihn durch 4 Pulseinheitenan und atme ihn durch die Nasenlöcherwährend 8 Pulseinheiten wieder aus.Dann folgt eine Atmungspause von 4Pulseinheiten, worauf das Einatmen inder vorbeschriebenen Weise wiederbeginnt, usf. Also durch 8 Pulsschlägeeinatmen, durch 4 anhalten, durch 8ausatmen, durch 4 Pulsschläge Pause,hierauf wieder durch 8 Pulsschlägeeinatmen, 4 anhalten, 8 ausatmen, 4Pause, usf. im gleichen Rhythmus

während 15 bis 20 Minuten. NachBeendigung dieser Übung sollenjedesmal 9 bis 12 rhythmische Atemzügeohne Anhalten gemacht werden, undzwar 5 Pulsschläge während desEinatmens und 5 Pulsschläge währenddes Ausatmens, jedoch ohneZwischenpause.

Nach einiger Zeit, vielleicht nach 2-3Wochen wird es dem Schüler wohlgelingen seine Atmung überhauptrhythmisch zu regeln. Jedes Einatmenmuss dieselben Pulseinheiten haben wiedas Ausatmen. Wenn er z. B. durch 4Pulsschäge einatmet, muss er unbedingtauch durch 4 Pulsschläge ausatmen. Ermuss an dem einmal angenommenenRhythmus dauernd festhalten und soll

überhaupt dann nicht mehr anders atmen.Es bleibt natürlich dem individuellenEmpfinden überlassen, welche Zahl vonPulsschlägen man seinem Atem zugrundelegt, nur muss man bedacht sein wederzu lange noch zu kurz zu atmen — derAtem muss ruhig gehen — ein Bild dervollsten Seelenruhe und der Harmonie.Die Wirkung dieser Atmungsweise istwunderbar, sie beeinflußt sowohl deninneren als auch den äußeren Menschen.Wer immer so atmet, dem wohnt derFriede in der Brust, der hat eine edleHaltung, ein verklärtes Antlitz und seineAugen leuchten und glänzen und spiegelnden Zustand seiner Seele. Diesesrhythmische Atmen soll nur zum Zweckebesonderer anderer Atemübungen

unterbrochen werden.

Es ist auch an der Zeit, dass der Schülersich mit folgender Wahrheit vertrautmacht.

Unser Atem strömt nicht gleichzeitig aufbeiden Nasenlöchern mit derselbenStärke, er ist entweder links oder rechtsstärker. Man versuche den Atem durchdie Nase auf eine ungetrübteSpiegelfläche strömen zu lassen, undman wird sich von dieser Wahrheitleicht überzeugen können. Der Spiegelwird an einer Seite mehr getrübt sein.Man halte sich ferner abwechselnd daseine und das andere Nasenloch zu, undman wird finden, dass man durch daseine Nasenloch besser und ohne

Beschwerde atmen kann als durch dasandere. Wenn man 2 Stunden späterdasselbe Experiment macht(vorausgesetzt, dass man gesund ist undohne Erkältung oder Fieber), so, wirdman entdecken, dass stärkere Atemstromauf das andere Nasenloch übergegangenist. Daraus folgt, dass der Atem alle 2Stunden von einem auf das andereNasenloch wechselt. Die indischePhilosophie nennt den rechtsströmendenAtem „Pingala“ oder „Surya“, auch„Sonnenatem“, weil er das erwärmendepositive Prinzip hat. Der linksströmendeAtem heißt „Ida“ oder „Chandra“, auch„Mondatem“, er ist das kalte negativePrinzip. Während des Wechsels, alle 2Stunden, strömt der Atem einige Minuten

durch beide Nasenlöcher gleichschwach: man nennt diese Periode„Susumna“.

Dieser Wechsel des Atems birgt eingroßes Geheimnis und steht in engerBeziehung zu unserem körperlichen undseelischen Wohl und Wehe. Der Schülerwird nächster Stufe die nötigeAufklärung erhalten.

Vorerst ist es seine Aufgabe, durchfortgesetzte Prüfungen, wozu ihmtagsüber ja vielfach Gelegenheit gebotenist, diese Tatsache festzustellen. Er musses fertigbringen jederzeit, unauffälligund mit Leichtigkeit die rechte oder dielinke Atemströmung konstatieren zukönnen. Er braucht nur das eine

Nasenloch zuzuhalten, und er wird ausdem freiem oder behindertem Atmendurch das offene Nasenloch erkennen,auf welcher Seite sein Atem stärkerströmt, also ob er in Chandra oder Suryaatmet.

Die Übung mit dem „Strahlensehen“ sollbei jeder sich darbietenden Gelegenheitdurchgeführt werden. Nach und nachversuche man die odische Strahlung auchbei Tieren zu beobachten und schließlichauch an Pflanzen. Dazu wird man gut tun,die Versuchsobjekte anfänglich in einendunklen Raum zu bringen. Nacherhaltenen Erfolgen versuche man dieStrahlungen an Tieren und Pflanzen auchbeim Licht zu erblicken. Es lässt sichhier keine weitere Anleitung geben, der

Erfolg dieses Experimentes hängt vonder Willenskraft ab.

Die Übungen des „plastischen Denkens“wolle man noch beibehalten, d. h. siemüssen wöchentlich einige Maledurchgeführt werden. Daneben soll manmindestens jeden dritten Tag folgendeÜbungen vornehmen.

Man unterstreiche sich in einem Bucheeinige Sätze mit einem Farbstift, lese siedann mehrmals aufmerksam durch,schließe die Augen und versuche dasGelesene im geistigen Auge zuerschauen. Später kann man diesesExperiment dahin ausdehnen, dass maneine sehr dramatisch bewegte Stelle indem Buche auswählt und zuerst den Text

vor dem geistigen Auge auftreten lässtund dann sich zwingt, die betreffendeHandlung in naturgetreuen Bildernplastisch deutlich vor demgeschlossenen Auge erscheinen zulassen.

Wöchentlich zweimal soll der Schülerauch folgendes Experiment durchführen.

Er stelle eine größere Photographie, eineihm bekannte Person vorstellend, auf denTisch, setze sich davor und stelle nebenden Tisch einen Sessel. Nunkonzentriere er sich sehr scharf auf diePhotographie, mindestens 15 Minutenlang. Dann sehe er auf den Sessel. UnterAufwand der stärkstenWillensanstrengung muss es ihm nach

und nach gelingen, die betreffendePerson, welche die Photographievorstellt, neben sich auf dem Sessel zusehen. Anfänglich wird das nur sehrundeutlich, in schattenhaften Umrissender Fall sein, bei jeder späteren Übungaber wird die Vorstellung immerplastischer und deutlicher werden.

Die Konzentration auf lebende Tierewird beibehalten. Daneben versuche nunder Schüler die Konzentration auf einenGegenstand, nicht in derAbgeschlossenheit, sondern öffentlichdurchzuführen. Die beste Gelegenheithierzu bietet ihm der Besuch einesöffentlichen Lokales, allerdings nicht amAbend. Es darf auch kein Lokal sein, wogeraucht wird. Er konzentriere sich dort

auf eine Gabel, einen Teller oder sonsteinen Gegenstand und lasse sich vondem ihn umgebenden Lärm unter keinenUmständen beeinflussen. Ein andermallese er an einem solchen Ort eineZeitung. Er suche sich einen kleinen, ihnlebhaft interessierenden Aufsatz aus,lese ihn mehrmals durch, konzentrieresich scharf auf denselben und versucheihn dann wörtlich aus dem Gedächtnisniederzuschreiben. Bei beiden Übungenaber darf sich der Schüler nichtablenken lassen, nicht einen Augenblickdürfen seine Gedanken den Gegenstandseiner Konzentration verlassen. DiesÜbungen, exakt durchgeführt, sindziemlich schwer, gelingen aber demFleißigen und Ausdauernden stets.

Schließlich wird der Schüler noch aufeine höchst wichtige Übung aufmerksamgemacht, die den Zweck hat, in weitererFolge den für die Entwicklung derokkulten Kräfte so nötigen negativenZustand herbeizuführen.

Der Schüler ziehe sich jeden zweitenTag in seinen Übungsraum zurück,nehme eine Weckuhr mit und sorge, dasser durch keinen Umstand gestört werdenkann. Er muss sich in absoluter Ruhe undHarmonie befinden. Bei Beginn desExperimentes stelle er das Schlagwerkder Weckuhr so, dass es in ungefähreiner Viertelstunde zu tönen beginnt.

Nun lege er sich auf ein Ruhebett,spanne in der bekannten Weise langsam

alle Muskeln ab und atme rhythmisch.Wenn er vollends zur Ruhe gekommenist, sehe er starr auf die Decke desZimmers und versuche sich von allenGedanken nach Möglichkeit frei zumachen. Nach einigen Minuten zwinge ersich, kraft seiner Plastisch-Denkübungen, an der Zimmerdecke einehellleuchtende Scheibe zu sehen,ungefähr von 20 Zentimeter imDurchmesser. Diese Scheibe muss sichum ihren Mittelpunkt drehen. Nun mussdie schärfste Konzentration einsetzen! Esdarf für den Schüler nichts mehr auf derWelt existieren als die leuchtendeScheibe! Sie dreht sich dreht sich —dreht sich fort und fort — das sei dereinzige Gedankengang; dem sich der

Schüler immer intensiver hingeben muss.Achtung vor dem Einschlafen! DasExperiment wird so lange angehalten,bis die Weckuhr ertönt. Es wird für denAnfang geraten sein, sich die Ohren zuverschließen, damit durch dieStraßengeräusche die Konzentrationnicht gestört wird. Dann aber muss mandie Weckuhr dicht neben sich haben,eventuell auf einem hohlen Blechgefäßstehend.

Der Schüler wolle dieser Übung sehrviel Aufmerksamkeit zuwenden, denndieselbe wird in der nächsten Stufevertieft werden.

Die Übungen der Körpergymnastikwerden fortgesetzt, sie erfahren erst in

Stufe 6 eine Abänderung. Auch dieGedächtnisübungen, die Übungen mitdem magnetischen Blick, dem Kreisusw. dürfen nicht ausgelassen werden —überhaupt soll man, nach Zeit undGelegenheit, die alten Übungen ab undzu vornehmen, damit auf allen Linien derEntwicklung kein Stillstand eintritt unddas bereits Errungene auch stetsgekräftigt wird. Der Schüler mag sichjetzt die Zeiten seiner Übungen nachBelieben einteilen. Wem es an Zeitgebricht, der kann z. B. die für jeden Tagangesetzten Übungen erst jeden zweitenoder dritten Tag vornehmen. Das machtnichts — verlängert nur dasEntwicklungsstadium — keinesfallsdürfen aber dann die Übungen einer

neuen Stufe früher in Angriff genommenwerden als bis der Stoff dervorangegangenen voll und ganzbeherrscht wird.

Die Morgen- und Abendübungen abermüssen täglich vorgenommen werdenund bleiben nach wie vor bestehen.

Der Schüler wird gebeten, sich mit einerihm befreundeten odergeistesverwandten, aber sensitivenPerson zwecks Vornahme telepathischerÜbungen in Verbindung zu setzen. Ambesten ist es, Personen zu wählen, mitwelchen man im gemeinschaftlichenHaushalt lebt, also Ehegatten, Eltern,Geschwister usw.

Die Telepathie oder

Gedankenübertragung erfordert einegeschulte Willenskonzentration. Die demKörper und hauptsächlich den Augen unddem Kopfe entströmenden Odstrahlungensind die Träger dieser konzentriertenGedanken. Wenn 2 Personen sich intelepathischen Experimenten üben, so isteine Person jedesmal der Aussenderoder „Agent“ und die andere Person derEmpfänger oder „Perzipient“. DerSchüler muss sich in beiden Fällen üben.Er muss anssenden und empfangenlernen.

Wir wollen in diesem Abschnitt nur dieeinfachsten Experimente vornehmen. DerSchüler sehe sich mit seinem Partner einSpiel Karten an. Er wähle sich imEinverständnis mit seinem Partner von

jeder Farbe eine, also im Ganzen 4Karten aus. Zu empfehlen ist es jedoch,im Anfang die Figuren zu vermeiden.Der Partner wird zuerst den Empfängermachen. Er setzt sich bequem in einenfreistehenden Stuhl, schließt die Augenmit einem Tuch, verstopft die Ohren undbemüht sich an nichts zu denken. Erverhält sich abwartend. Nun nimmt derSchüler als Aussender eine dergewählten Karten, z. B. Herz-Ass, ohnedass jedoch sein Partner etwas davonmerkt, tritt hinter denselben, hält dieKarte vor sich hin und versucht seinemPartner das Bild der Karte geistig zuübertragen. Er muss sich in seinerVorstellung den hinteren Teil desKopfes des Empfängers geöffnet denken.

Und nun bohrt er in das Gehirn deranderen Person mit der größtmöglichstenKonzentration und Willensschärfe dasBild der Karte ein; er muss sozusagendas Bild der Karte in das Gehirn desPartners versenken, immer mit demfesten Willen, dass seineVersuchsperson dieses Bild empfängtund in das Bewusstsein aufnimmt. Manmuss viel Geduld bei dieser Übunghaben. Der Agent darf keine Sekunde anetwas anderes denken, sondern muss vonseiner Aufgabe vollständig erfüllt sein.Er darf sich absolut nicht ablenkenlassen. Der Empfänger nun muss sichseinerseits ebenfalls von allen fremdenGedanken frei halten und darf nur vondem lebhaftesten Wunsche beseelt sein,

die gezogene Karte vor seinem geistigenAuge zu erblicken.

Er lasse sich nicht sofort von denalsbald auftauchenden Bildernbeeinflussen, sondern warte bis einesdieser 4 Kartenbilder stark unddominierend auftritt. Dann erst sage erseinem Partner das so erhaltene Bild.Das Experiment wird nicht sogleichglücken, aber bei oftmaligerWiederholung und großer Geduld wirdes sicher gelingen und es stärkt dieseÜbung die Willenskraft ungemein. Ist einErfolg eingetreten, so wechsle man dieRollen, der Schüler wird zumEmpfänger. Auch das ist nützlich für ihn,denn er übt sich in der Passivität, imEmpfangen geistiger Ströme. Es muss

später stets abgewechselt werden, derEmpfänger wird zum Agent undumgekehrt.

Hat man in beiden Rollen einigermaßenErfolg zu verzeichnen, so wähle manandere Karten, vielleicht Figuren. Erstbis dieses Experiment, das schließlichauf eine größere Kartenzahl ausgedehntwerden kann, gelingt, gehe man zuschwierigeren Epxerimenten über, die ineiner der nächsten Stufen angeführtwerden.

6. Stufe.Das Essen dient zur Ernährung undErhaltung des Körpers. Es ist demnachein ungemein wichtiger Lebensfaktor.Der menschliche Körper gleicht einersehr komplizierten Maschine, die großerSorgsamkeit und Wartung bedarf.Allerdings darf die notwendige Fürsorgefür den vergänglichen Leib nicht in eineAnbetung desselben ausarten — er istnur Mittel zum Zweck, nur dasInstrument der Seele, nur die Hülle.Aber wie der Maschinist der ihmanvertrauten Maschine die größteAufmerksamkeit zuwendet, wie ersorgsam darauf achtet, dass dieselbeweder überheizt wird, noch zu wenig

Feuerung erhält, damit sie im nötigenRhythmus funktioniere; wie der Künstlerbedacht ist, sein Instrument so zu halten,dass es befähigt ist, seiner Seele zumlebendigen Ausdruck zu werden, undwie schließlich jeder anständige Menschdafür Sorge trägt, seine Kleidung für dieDauer der Benützung rein und fleckenloszu erhalten, so sind auch wirverpflichtet, dem Körper jene Sorgfaltzu kommen zu lassen, deren er bedarf,um richtig zu funktionieren. Wir dürfenweder zu viel Speise und Traneinnehmen, noch uns unterernähren. Inbeiden Fälle beschwören wir Gefahrenherauf, die insofern verhängnisvollwerden können, als sie der Seele dieMög lichkeit nehmen, sich harmonisch

durch den Leib zum Ausdruck zubringen.

Der Mensch kann auf zweifache Artessen. Er kann seine Speisengedankenlos zu sich nehmen, nurentsprechend dem tierischen Bedürfnis.Ein solches Ernähren hilft derAusbreitung und der Vorherrschaftunserer niederen Instinkte und Triebe. Erkann auch mit Konzentration essen, unddann wird er dem Zwecke einer weisenKörperernährung gerecht werden. DieseArt der Nahrungsaufnahme ist die alleinrichtige. Sie bedingt ein langsamesEssen, ein gutes Durchkauen undDurchspeicheln und somit, infolge dieserVorarbeiten ein volles Ausnützen dereingenommenen Speise; den

Verdauungsorganen wird auf diese Artnur das natürliche Maß von Arbeitaufgebürdet; die für okkulte Übungen soverhängnisvolle übergroßeGasentwickelung im Körper wirdverhindert und der ganze menschlicheChemismus funktioniert harmonisch.

Aber noch einen Vorteil bringt uns dasbewusste, konzentrierte Essen. Da alles,was existiert, auch von einerfeinstofflichen ätherischen Wesenheitdurchdrungen ist, so wird es jedemOkkultisten klar sein, dass wir auch mitden Speisen diese ätherischenBestandteile zu uns nehmen. Dergedankenlos Essende aber benützt nurdie grobphysischen Teilchen seinerSpeise, die feinstofflichen gehen

ungenützt wieder aus dem Körper. Siekönnen sich mit seinem innerenfeinstofflichen Wesen nur dann mitNutzen verbinden, wenn dies durcheinen Willensakt bewerkstelligt wird.Wer aber imstande ist, seine Mahlzeitenauf solche Art einzunehmen, der führtsich große Kräfte zu.

Der Schüler wolle also in Hinkunft sichein langsames Essen angewöhnen. Wenner darauf bedacht ist, die Nahrungsmittelim Munde gut durchzukauen und so mitSpeichel zu durchsetzen, dass sie zumdünnen Brei geworden sind, so ergibtsich aus dieser Prozedur schon vonselbst ein richtiges, langsames Essen.Dabei hat er Zeit genug, sich gedanklichmit der feinstofflichen Wesenheit der

Speise zu verbinden, und zwar mit demfesten Willen, dass dieselbe von seinemKörper aufgesogen und zu höhererKräfteentfaltung verwendet werden soll.Der Schüler wird schon in einigenWochen Erfolge zu verzeichnen haben,die sich ihm besonders in der Zunahmeintellektueller Fähigkeiten und derVerstandeskräfte als auch in einemkörperlichen Wohlbefinden zeigenwerden.

In Stufe 5 wurde der Schüler zurgeschlechtlichen Enthaltsamkeitaufgefordert. Es sei ihm heute gezeigt,wie er die, nun in seinem Körperaufgespeicherten sexuellen Energien fürhöhere Zwecke nutzbringend verwertenkann.

Es handelt sich hier nicht um eineUmwandlung der Zeugungssäfte, wohlaber um eine Umwandlung der Energie,welche diese Säfte belebt. Nichts ist sosehr von Energie durchsetzt als diesexuellen Organe. Die Erschöpfung,welche jedem sexuellen Akt folgt, rührtvon der außerordentlichen Odabgabeher, die damit verbunden ist. DerHellsehende kann bei sexuell erregtenMenschen eine außergewöhnlich starkeund dichte Ausstrahlung bemerken, diesie wie eine breite Hülle umschließt.Der Hellsehende wird aber auchbemerken, dass bald nach der sexuellenBefriedigung die Odausstrahlung so sehrzurückgeht, dass sie unternormal wird.Es erklärt sich daraus der

ungeheuerliche Verlust feinstofflicherKräfte im sexuellen Leben.

Die Zeugungskraft kann alsnutzbringende Energie für das ganzeSystem umgewandelt werden. Es isttöricht, diese Kraft zu vergeuden, sie inVerkennung des Naturzweckes zuverschleudern, wo sie anderenteils zueiner riesigen Quelle vitaler undgeistiger Kräfte verwendet werden kann.Der physisch-gesunde Mensch mag demnatürlichen Triebe immerhin in weiserMäßigung Befriedigung gewähren, wenner sich des Zweckes diesesNaturvorganges bewusst ist. Allegeschlechtliche Betätigung, die darüberhinausgeht, dient nur zur Stärkung derLeidenschaften und zur Schwächung des

Willens. Selbst Menschen mit sehrstarkem Geschlechtstrieb sollten, wennsie sich schon eine Betätigung diesesTriebes unter Außerachtlassung desNaturzweckes, der nur in der Zeugungeines Menschenkörpers zu finden ist,gestatten, stets bedacht sein, sichwenigstens so viel Gewalt anzutun, dasssie zwischen den einzelnenBefriedigungen eine angemesseneSpanne Zeit legen, die es ermöglicht, dieverloren gegangenen Energien wiedervoll und ganz zu ersetzen.

Der Schüler hat sich über solcheSchwächen bereits erhoben. Seinegeschlechtliche Betätigung wird er,wenn er verehelicht ist, streng unter dasNützlichkeitsprinzip zu stellen wissen.

Er wird sich seinem Ehepartner nichttörichterweise vollends versagen —ausgenommen für die Zeit seinerokkulten Kräfteentwickelung — er wirdaber auch in keiner Weise mehr einerunnützen Kräftevergeudung huldigen. Erwird oft sein sinnliches Bedürfnisunterdrücken und die Zeugungsenergienumformen, um sie als Kräftereserve zuverwenden oder durch bestimmte Kanälein den Denkorganismus zu leiten, wo ersie zur Unterstützung seinerintellektuellen Funktionen verwertet.

Das kann durch folgende Übungenbewerkstelligt werden:

Wünscht der Schüler dieZeugungsenergie in vitale Kraft

umzuwandeln und als Reservevorrataufzuspeichern, so muss er die sexuelleKraft durch einen Willensakt in dieuniverselle Kraft zurückführen und diesein den Solarplexus heraufziehen.

Wünscht er aber die Zeugungsenergienin Gehirntätigkeit umzusetzen, so muss erdie sexuelle Kraft in Gehirnkraftumwandeln und dieselbe entlang derWirbelsäule in das Gehirn heraufziehen.

In beiden Fällen muss er sichvergegenwärtigen, dass er es hierausschließlich mit dem Fluss einesfeinsten Stoffes, mit der unsichtbaren,unwägbaren, weil den groben Sinnennicht wahrnehmbaren Universalsubstanz,Prana genannt, zu tun hat. Wir werden an

anderer Stelle dieses Abschnittes überdiese Grundursache der ganzenErscheinungswelt, den Schüleraufklären.

Die Zeugungsstoffe sind inaußergewöhnlicher Weise mit Pranaüberladen, daher entwickeln sie auchdas meiste Od. Diese Überladungentspricht dem Naturzwecke der Bildungeines neuen Organismus: des Kindes.Wenn nun den Zeugungsstoffen dergrößte Teil der pranischenInfluenzierung entzogen wird, ohne dassdamit eine Säfteentladung verbunden ist,so ist neben der besserenKräfteverwertung auch noch der Vorteilzu erwähnen, dass der menschlicheChemismus nun sogar die zur Zeugung

bestimmten Säfte wieder dem Blute inumgewandelter Form zuführt und alsStärkung für den ganzen Organismusverwendet.Bei diesen Übungen setze sich derSchüler ruhig, in aufrechter Haltung derWirbelsäule, hin. Der Kopf sei nur einwenig geneigt, die Hände ruhen zur Seiteund der Blick ist auf den Unterkörpergerichtet.

In dieser Stellung konzentriere sich derSchüler mit voller Geistesschärfe aufdie Umwandlung der Zeugungskräfte. Erstelle sich mit lebhafter Imagination vor,wie sich in seinem Unterkörper eineKraft zu sammeln beginnt, die denZeugungsorganen lebhaft entströmt. Hater es zu dieser energischen Vorstellung

gebracht, dann konzentriert er mit demfesten Willen darauf, dass dielosgebundenen Zeugungsenergien sich inden Solarplexus heraufzuziehen und dortzu sammeln haben. Der Schülerkonzentriert vorläufig nur darauf, dassdies geschehen werde. Je stärker seineKonzentration ist, je fester er von derÜberzeugung des Gelingensdurchdrungen ist, desto sicherer wirdder Erfolg eintreten.

Nun erst beginnt das eigentlicheExperiment. Der Schüler atmetrhythmisch durch beide Nasenlöcher tiefund voll ein. Dabei muss er dieplastische Vorstellung haben, dieZeugungsenergien emporzuheben bzw. inden Plexus heraufzuziehen. Beim

Anhalten des Atems muss diewillenskräftige Vorstellung walten, dassdie von den Zeugungssäftenlosgebundenen Kräfte (das Prana) vondem Solarplexus aufgesogen werden.Das rhythmische Ausatmen hingegen istvon der scharfen Willenskonzentrationbegleitet, dass die so umgeformte Krafteine den Körper aufbauende und diegeistigen Funktionen stärkende, nützlicheVerwendung erhalten soll. DieserVorgang (Einatmen, Anhalten undAusatmen) wird siebenmalhintereinander durchgeführt. Hierauf hältsich der Schüler ganz ruhig und atmetrhythmisch. Er gebe sich jetzt ernstenBetrachtungen hin, über den Zweckseiner Einkörperung über den festen

Willen, unablässig an seiner ethischenEntwickelung zu arbeiten und überlassesich Betrachtungen der Reinheit und derHarmonie.

Sein Glaube an die Wirkung diesesExperimentes muss unerschütterlich sein— er wird in diesem Falle sehr baldseinen Körper von einer großenKraftfülle durchströmt fühlen. DieseÜbung soll wöchentlich einmaldurchgeführt werden und braucht imGanzen nicht länger als eine halbeStunde zu währen.

Wünscht der Schüler aber dieZeugungsenergien ausschließlich zurKräftigung seiner Gehirntätigkeit zuverwenden, so muss er bei der

Konzentration darauf bedacht sein, dieVorstellung zu erzeugen, dass dieZeugungskräfte ihren Weg dieWirbelsäule entlang in den Hinterkopf zunehmen haben. Der weitere Vorgang istdem vorerwähnten Experiment gleich,nur ist beim Einatmen die Willenskraftauf das tatsächliche Emporziehen derKräfte entlang der Wirbelsäule bis indas Gehirn, zu richten. Das Anhalten istmit der Vorstellung des Aufsaugens derKräfte durch das Gehirn verbunden unddas Ausatmen geschieht mit der scharfenWillensbetonung, dass die umgeformteKraft zur Entwickelung des Verstandes,des Gedächtnisses, wie überhaupt allergeistigen Kräfte verwendet werden soll.

Die umgeformte Zeugungskraft lässt sich

auch in einer speziellen Richtungverwerten. Wenn der Schüler einegeistige Arbeit zu leisten hat, so kann erbeim Ausatmen die scharfeWillensbetonung speziell auf die vonihm zu leistende Arbeit richten — erkann z. B. wenn er ein Buch zuschreiben, ein Bild zu malen hat, dasAusatmen mit dem speziellen Wunschedes vollen und ganzen Gelingens seinesWerkes verbinden.

Es wird in einer späteren Stufe nochgezeigt werden, wie zu diesemExperimente auch tatwische Kräfteherangezogen werden können. Vorläufigübe der Schüler die erwähnten beidenArten des Experimentes abwechselnd.

Es wurde in diesem Lehrkurse schon oftder Name „Prana“ erwähnt. Prana istnach der indischen Philosophie diehöchste, gestaltende und verkörperndeKraft des Universums, also die alleinige,absolute Energie. Prana ist alle Kraft imUrzustande. Es ist hier nicht der Raum,eine eingehendere Definition über Pranazu geben; der Schüler kann sich über dasWesen und die Wirkung dieser Urkraftam besten in der, von dem Verfasserdieses Buches geleiteten Zeitschrift„Psyche“ (LinserVerlag, Berlin-Pankow) orientieren. Er wolle nurfesthalten, dass Prana die Ursache desLebens ist, dass es allen Naturgesetzenzugrunde liegt. Prana ist Bewegung,Schwere, Nervenstrom, Magnetismus,

Elektrizität, Gedanke, Leben. Prana istalles in Allem. Ohne Prana ist keinestoffliche Erscheinung möglich. Prana istnicht wägbar und nicht messbar, aber esmanifestiert sich uns als das gestaltendeLeben durch seine mannigfachenAspekte. Die moderne Wissenschaft mitder Elektronentheorie beweist heuteschon — allerdings ganz gegen ihrenWillen — die Wahrheit der Lehren derindischen Philosophie.

Diese Universalkraft zu meistern, ist desSchülers hohe Aufgabe. Mit jedemAtemzuge nimmt der Mensch Prana zusich. Es ist die höhere Aufgabe derAtemtechnik, dieses Universalprana vonder eingeatmeten Luft abzuziehen und mitder Willenskraft verschiedenen Organen

und körperlichen Funktionen zuzuführen.Alles ist Prana, auch die Luft, aber indiesem Falle stellt die Luft nur einmanifestiertes Prana vor, also Prana ineinem seiner zahllosen Aspekte. DieWillenskraft führt das manifestiertePrana auf sein absolutes Urwesen zurückund lässt diese reine Kraft auf denKörper wirken. Im gleichen Sinne ist dasPrana der Zeugungskraft individuellmanifestiert; die Willenskraft führt dieUmwandlung in die Urkraft durch undleitet das reine Prana auf gewisseNervenzentren, die dadurch, weil Pranadas Leben ist, zu erhöhterer Wirkunggelangen. Nun erst wird der Schüler denSinn der vorerwähnten Übungen ganzverstehen. Obwohl Prana unsichtbar,

unwägbar und überhaupt den Sinnennicht wahrnehmbar ist, muss der Schülerdoch durch seine ausgebildeteImaginationsfähigkeit imstande sein, denpranischen Strom in seinem Körper zufühlen. Es ist auch gut, wenn er dieVorstellung heranbildet, Prana als eineunendlich feine, weißliche, gasartigeSubstanz zu sehen und zu empfinden.Eine solche Vorstellung, wenn sie auchden Tatsachen nicht entspricht, wird demSchüler bei allen späteren ExperimentenErleichterung gewähren und ihm dengewünschten Erfolg bringen.

Der Schüler muss nun seinemorgendliche und abendlicheVollatmungsübung der pranischenStrömung anpassen. Er soll, wenn er den

Atem einzieht, wissen, dass er damiteine große Menge Prana aufnimmt — ermuss die absolute Überzeugung davonhaben. Beim Anhalten der Luft muss ersich vergegenwärtigen, dass Prana nunin reichlicher Menge frei wird und sichblitzschnell in seinem ganzen Körperverteilt. Er muss das so wollen! BeimAusatmen muss er daran denken, dassPrana bereits im Körper die Tätigkeitbegonnen hat und als organisierendesPrinzip mit der auszuatmenden Luft alleunreinen Influenzen aus dem Körperentfernt.

Der Schüler hat rhythmisch atmengelernt, er soll sich nun auch bestreben,rhythmisch zu gehen. Er richtet sichdabei vollständig nach seinen, von ihm

festgestellten Pulseinheiten. DurchÜbung und Beobachtung muss er nunsehen, wie viel normale Schritte aufeinen Atemzug kommen. Das lässt sichim Zimmer ganz gut feststellen. Wenn erz. B. für das rhythmische Einatmen 8Schritte konstatiert, so muss er auf dasAtemhalten 4 Schritte und auf dasAusatmen wieder 8 Schritte verwenden.Hat er nur 4 Schritte für das Einatmen,so muss er 2 Schritte für das Anhaltenund 4 Schritte für das Ausatmenverwenden. Es lässt sich in dieserBeziehung für den Europäer keineallgemeingültige Vorschrift aufstellen;Hauptsache ist immer, dass der einmalfestgestellte Rhythmus durch die ganzeZeit des Gehens eingehalten wird, denn

der Rhythmus selbst ist ganz individuell.Hat sich der Schüler durchZimmerübungen das Verhältnis seinesAtems zur Schrittzahl festgestellt, somache er die folgende Übung so oft alsmöglich im Freien. Jeder Spaziergangsollte für diese Übung, die wöchentlichvorerst mindestens zweimaldurchgeführt werden muss, verwendetwerden.

Der Schüler muss beachten, dass erseineSchritte weder zu lang noch zu kurzwählt — es soll ein ruhiges Schreitensein. Bevor er den Spaziergang, resp.das rhythmische Gehen beginnt, soll erfeststellen, ob sein Atem aus Chandra,also links, oder aus Surya, also rechts,strömt. Auf jener Seite, wo der Atem

strömt, muss unbedingt der erste Schrittgeschehen. Man tritt also bei Chandralinks, bei Surya rechts an. Und nun achtetman peinlichst darauf, dass derRhythmus beim Gehen stets eingehaltenwird. Die Spaziergänge sollen anfangsnicht länger als eine halbe Stundewähren — später können sie mehrausgedehnt werden. Man soll sich dabeiallein befinden, alle Gesellschaftablehnen, sich gerade halten und durchdie Außenwelt nicht beeinflussen lassen.Aus diesem Gehen entspringt einwunderbares Gefühl der Zufriedenheit.Kraft und Harmonie. Der indische Yogigeht überhaupt nie anders. Der Gangwird dadurch hoheitsvoll, schwebendund die Haltung eines Entwickelten

würdiger. Wer sich geistig undkörperlich müde und abgespannt fühlt,braucht nur eine ¼ Stunde in dieserWeise in der frischen Luft wandeln, under wird sich wie neugeboren fühlen.

Die beste Wirkung hat dieses Gehen,wenn es mit Surya begonnen werdenkann. Strömt aber Susumna, so soll derSchüler die Übung nicht unternehmen. Ermuss dann abwarten, bis der Atem nachrechts oder links übergeht.

Das in Stufe 5 beschriebeneAtemvibrations-Experiment sollnunmehr auch mit der Pranavorstellungverbunden werden.

Jedes Atemexperiment, das inVerbindung mit der Pranavorstellung

steht, heißt im Allgemeinen:„Pranayam“.

Es wird dem Schüler aufgetragen, auchaußer den vorgeschriebenen Zeiten, sooft er Gelegenheit hat, ein Pranayamdurchzuführen. Er soll dies in einerbestimmten Stellung auf einemteppichbelegten Boden tun.

Der Yogi bedient sich zur Ausübung desPranayams zweier Stellungen, die erabwechselnd anwendet. DieseStellungen sind:

1. Er sitzt nach orientalischer Art mitgekreuzten Beinen, die an den Leibherangezogen sind, am Boden. Dabeimuss die Ferse des einen Beines so unterdem Damm zu liegen kommen, dass sie

an denselben angepresst ist; die andereFerse liegt obenauf. Die Haltung mussvöllig aufrecht sein, das Rückgrateingezogen und der Kopf so geneigt,dass das Kinn auf der Brust zu liegenkommt. Die Augen fixieren dieNasenwurzel, d. h. jenen Punkt zwischenden Augenbrauen, an welchem die Naseentspringt. Das ist die „Siddhasana-Stellung“.

2. Es wird dieselbe Stellungeingenommen, nur kommt die rechteFerse an jenen Ort des linkenOberschenkels anzuliegen, derdenselben mit dem Gesäß verbindet. Dielinke Ferse dagegen liegt in gleicherWeise an dem rechten Oberschenkel an.Der Schüler wolle darauf achten, dass

die Stellung nur dann richtig ist, wenn esihm gelingt mit den auf dem Rückengekreuzten Händen die Zehen zuerfassen, so zwar, dass er die rechteZehe mit der linken Hand und die linkeZehe mit der rechten Hand zu ergreifenimstande ist. Wenn diese Probe gemachtist, dann werden die Hände auf denSchoß gelegt, der Kopf nach vorngeneigt, bis das Kinn die Brust erreichtund die Zunge wird oben, an demGaumen, direkt an die Vorder zähneangehalten. Die Körperhaltung istvollständig aufrecht mit geraderWirbelsäule. Diese Stellung heißt„Padmasana“.

Bei Stellung Nr. 1 wird der Atem nurdurch das rechte Nasenloch eingezogen

und durch das linke hinausgelassen —die entgegengesetzten Nasenlöcherwerden mit der Hand zugehalten. BeiStellung Nr. 2 wird der Atem mit beidenNasenlöchern eingezogen und durchbeide wieder herausgelassen.

Diese Stellungen (immer gegen Osten)brauchen eine längere Vorübung. Eswird daher dem Schüler geraten,mindestens eine Woche vorher sich inden beiden Stellungen zu üben.

Hat er die nötige Fertigkeit erreicht, sokann er zum Pranayam übergehen, indemer beim Einatmen sich derPranavorstellung hingibt, beim Anhaltensich die Ansammlung im Plexus vorstelltund sich die Empfindung suggeriert, wie

Prana blitzschnell sich in allen Teilenseines Körpers mitteilt, und indem erschließlich beim Ausatmen dasplastische Empfinden hat, dass Prana ihngeistig und körperlich kräftigt und vonallem Niederen befreit. Das ist dieeinfachste Form des Pranayam. DerSchüler soll es wöchentlich mindestenszweimal, und zwar abwechselnd in denbeiden Stellungen durchführen.

Sollten diese Yogistellungen demSchüler aber durchaus nicht gelingen, somag er die gewöhnliche orientalischeStellung einnehmen. Er setzt sich so aufden Teppich, dass sein Körper auf demGesäß zu ruhen kommt. Die Beine sindgekreuzt, und zwar liegt der rechte Fußunter dem linken Schenkel und der linke

unter dem rechten Schenkel. Aber dieHaltung muss unbedingt, trotz desKopfneigens aufrecht sein. DieWirbelsäule darf unter keinenUmständen eingezogen werden und dieRichtung des Gesichtes muss stets nachOsten gehalten werden. Der Atem wirdrechts eingezogen.

Der Schüler wird aber streng daraufaufmerksam gemacht, dass er keinesdieser Experimente in einemunfriedlichen Zustande unternehmendarf. Ein Pranayam im Zorn oder inirgendeiner leidenschaftlichen Erregungdurchgeführt, würde böse Folgen nachsich ziehen. Es muss immer die vollste Harmonie vorherherrschen. BeiErregungszuständen ist das Pranayam nur

dann gestattet, wenn es den Zweck habensoll, dieser Erregung Herr zu werden.Pranayam zu speziellen Zwecken wird ineiner der nächsten Stufen gelehrtwerden.

Es ist angezeigt, dass der Schüler lernt,seinen Atemstrom willkürlich, vorerstauf mechanischem Wege, zu wechseln.Er hat in der vorigen Stufe erfahren, dassder Atem nach je 2 Stunden von einemNasenloch zum andern wechselt, und hatdiese Wahrheit durch eigene Anschauungbestätigt erhalten. Beim harmonischenund gesunden Menschen tritt am erstenTage des Neumondes mit Sonnenaufgangder Atem in das linke Nasenloch über,nach 2 Stunden in das rechte, nachweiteren 2 Stunden wieder in das linke

usf. durch 3 Tage, an welchem er stetsbei Sonnenaufgang links beginnt. Am 4.Tage beginnt er rechts, auch am 5. und 6.Tage, während er am 7. Tage beiSonnenaufgang wieder links eintritt,solange, bis am 1. Tage des Vollmondesder Atem bei Sonnenaufgang wiederrecht strömt. Am 4. Tage darauf geht derAtem bei Sonnenaufgang wieder links,ebenso am 5. und 6. Tage, während eram 7. Tage wieder rechts zu strömenbeginnt, usf.

Dieser Vorgang ist sehr beachtenswert.Es wird aber diese Ordnung durchDisharmonie, Gemütsbewegungen oderKrankheiten sofort gestört. Der Schülermuss daher imstande sein, denAtemstrom zu regulieren, um die Störung

dieser, für sein psychisches undphysisches Wohlergehen so wichtigenFunktionen wieder aufzuheben. Demvollständig Entwickelten wird das jadurch einen Willensakt möglich sein.Der Schüler aber ist noch auf denmechanischen Weg angewiesen.

Wenn z. B. der Atem rechts strömt, aberauf der linken Seite strömen soll, dannwird sich der Schüler auf die rechteSeite, auf den harten Fußboden legen,und sich unter die rechte Seite, ungefährin der Gegend der 5. Rippe (gezählt vonunten) ein sehr hartes Kissen schieben,auf das er seinen Körper bzw. die rechteSeite presst. Er bleibt in dieser Stellunglängere Zeit liegen und verschließt dasrechte Nasenloch mit dem Finger. Bald

wird der Atem nach links überströmen.Der Schüler erhebe sich auf keinen Fallfrüher, als bis er sich von demdauernden Erfolg überzeugt hat.

Strömt der Atem links auf der falschenSeite, d. h., dass er rechts strömen soll,so muss er sich links hinlegen und daslinke Nasenloch zuhalten.

Der Schüler soll sich, selbst wenn seinAtem richtig strömt, oftmals üben, dieRegulierung des Atemstroms in seineGewalt zu bekommen. Es wird ihmspäter auch gelingen, wenn er sich insitzender Stellung befindet, ja, nachWochen sogar beim Stehen, nur muss erdarauf achten, die falsche Seite in der 5.Rippengegend fest und anhaltend zu

pressen.

Wir werden dem Schüler in der nächstenStufe zeigen, wie ungemein wichtig esist, wenn der Okkultist seinenAtemstrom zu meistern imstande ist,denn es ist bei verschiedenenVerrichtungen, in verschiedenenLebenslagen usw. durchaus nichtgleichgültig, ob Chandra oder Suryaströmt. Es gibt viel okkulte Experimente,die sich nur unter Beachtung dieserWechselfunktion durchführen lassen.

Nun kommen wir wieder zu dengymnastischen Übungen zurück.Dieselben werden jetzt mit derPranavorstellung durchgeführt. Zudiesem Zwecke wolle sich der Schüler

mit den indischen Benennungen der 3Phasen der Atemtechnik vertrautmachen. „Puraka“ heißt das Einatmen,„Kumbhaka“ das Anhalten und„Rechaka“ das Ausatmen.

Der Schüler benütze wieder diegymnastischen Übungen der 3. Stufe, undzwar an einem Tage die Übungen derGruppe A und an einem anderen Tagedie Übungen der Gruppe B. Mehr alszweimal in der Woche braucht nun nichtmehr geübt zu werden. In Verbindungmit der Pranastellung gehören dieseÜbungen jetzt zum Hatha-Yoga-System.

Gruppe A. Bei Übung 1-4 mache manvorerst Puraka mit kräftigerPranavorstellung. Bei Kumbhaka lasse

man den Pranastrom in die Armeeindringen und vollführe nun dieseÜbungen, doch jede nur einmal. Dannwird Rechaka eingeleitet, währendwelcher Atmungsphase man denlebendigen Glauben haben muss, dasssich nun eine große Lebenskraft in denArmen entwickeln wird, dass alleSäftestockung behoben ist und Knochenund Muskeln kräftig werden.

Übung 6 und 7 nach Puraka, je zweimalwährend Kumbhaka, bei welchem manden Pranastrom in die mittlerenKörperpartien und den Unterleibeindringen lässt. Bei Rechaka muss dieVorstellung einer großen Kräftigung desUnterleibes, der Verdauungsorgane, desHerzens, der Leber usw. eintreten.

Übung 9, 10, 11 wird nach Puraka, alsowährend Kumbhaka, je einmaldurchgeführt. Rechaka hat dieVorstellung der Kräftigung der unterenExtremitäten. Man lässt den Pranastrommit großer Willenskraft währendKumbhaka, also während der Übung, andie benannten Körperstellen eindringen.

Auch Übung 13 und 14 wird in gleicherWeise durchgeführt. Der Pranastromwird hierbei während Kumbhaka durchden ganzen Körper geleitet. Rechaka istvon der Vorstellung derAllgemeingesundung und Kräftigung desganzen Organismus begleitet.

Hierauf begibt man sich sofort in eineder beiden Yogistellungen (oder, wenn

nicht anders möglich, in diegewöhnliche, orientalische Stellung) undvollendet die Übung, indem man nochdreimal das Pranayam macht, dasebenfalls mit der Pranazirkulierungdurch den ganzen Körper und mit derVorstellung allgemeiner, größterKräftigung des ganzen Organismusverbunden sein soll. Die Vorschriftenwegen des Frottierens sind nun nichtmehr nötig, da der Schüler leichtbekleidet sein kann.

An einem anderen Tage der Woche wirdGruppe B durchgeführt. Der Vorgang istso ziemlich derselbe: Zuerst zieht manPuraka ein (selbstverständlich durchbeide Nasenlöcher), dann tritt Kumbhakaein, bei welchem der Pranastrom in die

übenden Körperteile mit großerWillenskraft geführt wird, woran sichsofort die Übungen anschließen müssen.Auch während der gymnastischenBewegungen muss man fühlen, wie dasPrana in den übenden Körperteilenlebendig ist. Bei Rechaka, wo derKörper wieder in dem Ruhezustand ist,muss stets die Vorstellung vonGesundung und Kraftfülle für diebetreffenden Körperteile eintreten.

Man mache bei Gruppe B Übung 1-3einmal, Übung 5-7 ebenfalls je einmal,Übung 9-10 je zweimal und Übung 12-13 ebenfalls je einmal. Auch Gruppe 13wird mit einem 3 maligen Pranayam inder Yogistellung beschlossen.

Nach beiden Gruppen-Übungen ist esangezeigt, sich einige Minuten inruhender Stellung zu verhalten undrhythmisch zu atmen. Sobald aber einSchüler diese Übungen nacktdurchführen will, darf er auf keinen Falldas darauffolgende Frottieren vergessen.Auch ist es angezeigt, öfters dievorgeschriebenen gymnastischenÜbungen ohne Pranavorstellung(unbekleidet) auch fernerhin nebenbeidurchzuführen.

Der Blick des Schülers ist nun soweitausgebildet, dass er denselben einerpraktischen Verwertung unterziehenkann. Er muss sich zu diesem Zweckeden „zentralen Blick“ aneignen. DerSchüler setze sich seinem Spiegel

gegenüber und male sich mit einer leichtwieder zu entfernenden, dunklen Farbeeinen etwa erbsengroßen Punkt auf dieNasenwurzel. Dann sehe er inkonzentrierter Weise, starr undunbeweglich, auf sein Spiegelbild,jedoch so, dass er nur auf den Punkt ander Nasenwurzel die Blicke gerichtethält. Die Nasenwurzel ist jener untereTeil der Stirne zwischen den beidenAugenbrauen, an welchem die Naseentspringt. Diese Übung soll vorerst nur3 Minuten währen, kann aber späterlangsam im Zeitausmaß gesteigertwerden. Der Zweck dieser Übungbesteht aber hauptsächlich darin, dassman die Augen nicht eine Sekunde vondem Punkt auf der Nasenwurzel des

Spiegelbildes abwenden darf und dochgleichzeitig das ganze Gesicht, also dasganze Spiegelbild in allen Details sehenmuss. Das wird nicht gleich gelingen,doch Übung macht den Meister. Dabeimuss das Gesicht vollständig ruhiggehalten werden — jedes Blinzeln undZucken muss vollständig ausgeschlossensein. Der Schüler nehme diese Übungjeden zweiten Tag einmal vor. In dernächsten Stufe wird ihm die Anwendungdieses Blickes für verschiedeneVerhältnisse des praktischen Lebensgezeigt werden.

Wir gehen nun zur Ausbildung des„negativen Zustandes“ über. Die in Stufe5 angegebene Übung mit der drehendenScheibe wird weiter geübt, nur muss

jetzt die Weckuhr auf eine längere Zeit,etwa 25-30 Minuten gestellt werden.Sobald der Schüler sich fest in dieVorstellung der drehenden Scheibeeingedacht hat, muss er nun die Scheibelangsam immer kleiner und kleinerwerden sehen. Er muss sich derVorstellung des langsamen Abnehmensder Scheibe mit der ganzen Kraft seinerImagination hingeben — die Scheibedreht sich — dreht sich — wird immerkleiner und kleiner — wird ganz klein— zum drehenden Punkt und nunexistiert für den Schüler im ganzenUniversum nichts mehr als dieser Punkt.Dann wird wohl die Weckuhr ertönen,und das Experiment ist beendet. —Sobald der Schüler einen dauernden

Erfolg zu konstatieren hat, kann er dieseÜbung soweit ausdehnen, dass auch derPunkt verschwinden muss. Dann aberkommt die schwere Aufgabe, an dessenStelle das „Nichts“ zu setzen. Esexistiert nichts mehr — keine Scheibe— kein Punkt — keine Zimmerdecke —kein Gedanke — nichts! Es wird demSchüler ja nur für einige Sekundengelingen, diesen Zustand festhalten zukönnen. Immerhin ist das schon eingroßer Erfolg, der als Basis zu dienenhat für ein höchst wichtiges Experiment,welches dem Schüler in den nächstenStufen vorgeführt werden wird.

Das Strahlensehen muss stets weitergeübt werden. Dem in dieser Richtungnun schon gut entwickelten Schüler muss

es gelingen, auch die odischenStrahlungen der sogenannten totenMaterie zu sehen. Der Tisch, das Glas,das Messer, alles was er zur Handnimmt, jeder Gegenstand seinerUmgebung, ist in einen feinen, leichtenRauch eingehüllt. Es kann dem Schülernicht schwer werden, wenn er jedeGelegenheit zur Übung ergreift, sichauch in dieser Weise zuvervollkommnen.

Wir wollen uns nun mit der Vorstufe zurwillkürlichen Tatwaveränderungbeschäftigen. Wer die tatwischen Kräfteanzuwenden weiß, der hat den Schlüsselfür alle Magie in der Hand. Dietatwischen Prinzipien äußern sich durchTon, Form, Farbe, Geschmack usw. Es

ist nun für den Schüler sehr wichtig,diese Bedingungen durch seineWillenskraft und seine plastischeVorstellungsgabe zu schaffen. Wer z. B.das Tejastatwa in sich erzeugen will,muss nebst vielen anderen Bedingungenimstande sein, sein ganzes Wesen mitder roten Farbe zu verbinden, er musssozusagen in „rot“ mit seinem ganzenWesen verschmelzen, selbst dann auch,wenn seine tatsächliche Umgebungausgesprochen grün wäre. Das Grünmuss für ihn vollständig verschwinden,und alles um ihn herum und in ihm mussrot werden.

Um diese Kraft zu erlangen, mache derSchüler jeden zweiten Tag folgendeÜbung. Er beschaffe sich in den Farben

weiß, schwarz, rot, grün und gelb (helleschrom-gelb) je 2 Bogen Glanzpapier undklebe die 2 Bogen einer jeden Farbe aufPappe, so dass eine steife Fläche vondoppelter Bogengröße entsteht. Wenn ernun den roten Deckel vor sich hin stelltund sich ausschließlich nur mit derglühenden Vorstellung der roten Farbebeschäftigt, indem er unverwandt dasrote Papier ansieht, so muss es ihm nach10 Minuten oder ¼ Stunde gelingen,sobald er seine Augen von dem rotenPapier entfernt hat, alles was er ansieht,rot zu sehen. Er muss sich dazu zwingen.Natürlich wird diese Übung an einemanderen Übungstage auch mit anderenFarben durchgeführt.

Auch die Erzeugung eines bestimmten

Geschmackes im Munde muss sich derSchüler angelegen sein lassen. Erzwinge sich, so oft er Gelegenheit hat,im Munde durch seine Willenskraft, z. B.einen süßen Geschmack, das nächsteMal einen sauren, ein andermal einenscharfen oder bitteren Geschmackentstehen zu lassen. Dabei ist es seineAufgabe, diesen Geschmack durchWillenskraft und Einbildung immerstärker und ausgesprochener zuerzeugen, so lange, bis die Vorstellungzur Tatsache geworden ist und derbetreffende Geschmack wirklichdominiert.

Es ist beiden Übungen sehr viel Sorgfaltund Ausdauer zuzuwenden — der Wertderselben wird dem Schüler erst später

klar werden.

Die telepathischen Übungen können jetztauf Gegenstände ausgedehnt werden.Man legt 10-15 Gebrauchsgegenstände,wie Taschenmesser, Bleistift, Uhr,Schlüssel usw. auf den Tisch. BeideÜbenden besehen sich die Gegenständegenau. Nun setzt sich der Perzipient oderEmpfänger wieder mit verbundenenAugen hin, während der Agent leiseeinen dieser Gegenstände ergreift, hinterden Rücken des Empfängers tritt und dasBild dieses Gegenstandes dem Gehirnseines Partners zu übertragen sucht. DerAgent muss mit vollster Schärfekonzentrieren, er muss das Bild desGegenstandes förmlich in das Gehirn desEmpfängers versenken. Dieser muss sich

absolut ruhig verhalten, darf keinenGedanken nachhängen, sondern muss nurden starken Wunsch haben, dengewählten Gegenstand vor seinemgeistigen Auge zu erblicken. Bei diesenExperimenten kommt es auf die größteGeduld an, dann wird der Erfolg nichtausbleiben. Auch bei diesen Übungensoll abgewechselt werden, so, dass diePerson, die heute Agent war, amnächsten Übungstage zum Empfängerwird, usw.

Im nächsten Abschnitte findet eineErweiterung der telepathischenExperimente statt.

7. Stufe.Es ist in Hinkunft für den Schüler vonäußerster Wichtigkeit, seine ganzemoralische Kraft dem ethischenVorwärtskommen zu widmen. Er ist ander Grenze angelangt, die schon vielenNeophiten zum Verhängnis wurde.

Schwarze oder weiße Magie ist jetzt dieLosung! Die okkulten Kräfte sind bereitsaus der Latenz gehoben und beginnen zuwirken. Die Unterweisungen dieses undder nächsten Abschnitte geben denKräfteäußerungen Zweck und Ziel. Diesehaben aber immer einen doppeltenAspekt, der durch die ethische

Entwicklungsstufe desExperimentierenden bedingt ist. Selbstdie beste Gesinnung kann in den dunklenAspekt: „die schwarze Magie“hinüberführen, wenn nicht diehochentwickelte Willenskraft, dieinnnere ethische Festigung die absoluteOberleitung haben.

Harmonie und vollste innere Ruhe sindHauptbedingungen, um Entgleisungen zuvermeiden. Wer jetzt und in Zukunft nochvon disharmonischen Schwingungenangegriffen werden kann, wer sich durchäußere Umstände noch aus seinerSeelenruhe bringen lässt, der läuft beiden weiteren Experimenten — selbstbeim ehrlichsten Wollen und Meinen —großen Gefahren entgegen!

Habet acht auf die absolute Reinheit desHerzens und auf die ungestörteSeelenruhe in allen Lagen des Lebens.Haltet das Gedankenleben in strengsterOrdnung und duldet keinem Gedankeneine größere Entfaltung, der nicht dieProbe auf den ethischen Nutzen bestehenkann. Aus Gedanken werdenHandlungen, und aus diesen setzt sichdas Karma zusammen. Und das Karmaist für den okkult Experimentierenden,wenn er noch eine unreineGedankenwelt besitzt, einverhängnisvolles. Wer unreineGedanken beseelt, wird auch zur Zeitseiner Experimente von diesen niederenElementalformen umschwebt. Er hat sichdamit Feinde geschaffen, die, im Bunde

mit gleichschwingenden stärkerenIntelligenzen der feinstofflichen Ebenen,den Experimentierenden in gefährlicherWeise beeinflussen, was ihnen umsomehr gelingt, als bei einigen Übungeneine gewisse Passivität des Schülersnötig ist. Diese gegnerischen Kräftewirken auf den Experimentierenden ganznach dessen innerer Veranlagung,entweder verzögernd und den Erfolgbehindernd, oder sie lösen unerwünschteWirkungen aus, die bereits zurschwarzen Magie gehören.

Bei negativeren Naturen erwächst einenoch größere Gefahr, wenn sie nichtvorher gelernt haben, den Seelenfriedenund die vollste Harmonie ständig zuerhalten und in absoluter Herzensreinheit

zu leben. Dauernde oder zeitweilige„Besessenheit“, hochgradigeNervenzerrüttungen, Gehirnlähmungen u.a. können die traurigen Folgen sein. Manlese Bulwers Roman „Zanoni“. DieHüterin der Schwelle zeigt sich nur demungestraft, der „Herr“ seiner selbstgeworden ist.

Wer sich psychisch und physisch aufjenen Standpunkt gebracht hat, dass erkeine Angriffspunkte für niedereIntelligenzen und Wesenheiten mehr gibt,kann gefahrlos weiter experimentieren.Er wird sich in keiner Weise schädigen,denn er hat sich zum Herrn der geheimenKräfte erhoben und von dem Schildeseiner ethischen Festigung prallen allefeindlichen Geschosse ab.

Es soll an dieser Stelle nicht unterlassenbleiben, nochmals vor einer zu raschenBenützung dieser Vorschriften undÜbungen zu warnen. Es ist besser, derganze Lehrgang zieht sich auf Jahrehinaus, so dass der Schüler schon sein„eigener Meister“ geworden, ehe ernoch die hohen Experimente zubewältigen imstande ist, als dass er,Abschnitt um Abschnitt in rascher Folgeverschlingend, die Kräfte zu meisterngedenkt, ohne noch sieh selbstvollständig in der Hand zu haben.

Darum wolle er gerade demmonoideistischen Experiment die größteSorgfalt zuwenden. Er soll stets daraufachten, den Vormitternachtschlafeinzuhalten, er muss trachten, die

zwölfte Stunde unter allen Umständenschlafend zuzubringen. Es vollzieht sichum 12 Uhr Mitternacht ein magnetischerAusgleich, der nur im schlafenden oderdurch Meditation abgezogenen Zustandwirken kann. Die astrale Sammlung, diewährend dieser Zeit vor sich geht, wirktin jener Richtung weiter, die durch denletzten Gedanken vor dem Einschlafengegeben wurde.

Der Monoideismus ist das besteSelbsterziehungsmittel und somit für denHöherstrebenden von unschätzbaremWert. Der Schüler schlafe jedesmal nurmit den konzentrierten Gedanken derHarmonie, Nächstenliebe und strengenSelbstdisziplin ein. Dieses Experimentsoll ihm zur Gewohnheit werden — er

wird Wunder erleben! Hier ist derSchlüssel zur Entwickelung. Wer mitGedanken des Friedens einschläft, wirdmit friedvollem Herzen erwachen; wermit der Sehnsucht einschläft, einbesserer Mensch werden zu wollen, derwird am folgenden Tage seinemoralische Widerstandsfähigkeit gegenseine Schwächen und Leidenschaften ineiner Weise gestärkt fühlen, dass es ihmleicht sein wird, zu siegen. Dieschwersten Fehler lassen sich auf dieseArt bewältigen und die für den Schülerso nötige dauernde Seelenruhe wird nurdurch dieses Experiment wirklichgefestigt.

Der Schüler hat sich jetzt vor allenRückfällen sorglich zu hüten. Er muss

jede Möglichkeit, die ihn mit niederenInfluenzen in Verbindung bringen könnte,ängstlich vermeiden. Besonders dieAusübung des negativen Zustandes kanndie größten Gefahren herbeiführen, wennder Experimentierende noch inirgendeiner Weise an unreineStrömungen gebunden ist.

Als eine Folge der Ausübung desnegativen Zustandes stellen sich oftVersuchungen ein. Besonders wenn, wiees hier und in den nächsten Stufen,gelehrt wird, auch die Entwicklung desHellsehens und Hellhörens vor sich geht.Es stellen sich dann unter derverlockenden Maske eineshochstehenden geistigen Führers niedereWesen ein, die den Neophiten auf diese

Weise nach und nach derartbeeinflussen, dass er alle Kritik und alleSelbstbestimmungsfähigkeit verliert undzum willfährigen Werkzeug unheimlicherMächte heruntersinkt.

Noch ist es nicht an der Zeit, solchenStimmen Aufmerksamkeit zu schenken!Der Schüler wolle stets der Wahrheiteingedenk sein, dass der „reine“ Meisterauch nur mit einem „reinen“ Werkzeugarbeiten kann. Wenn die Zeit gekommenist, wird er sich dem Wunsche desHilfesuchenden nicht versagen. Aufjeden Schüler wartet sein Meister. Abereben darum suchen niedere feinstofflicheWesenheiten, die sich auf dieser Ebenenur mit Hilfe des Odes eines, demOkkultismus ergebenen Menschen

betätigen können, dem Eingreifen deswirklichen Meisters zuvorzukommen; sietrachten daher durch List und Schlauheitdas ahnungslose Opfer zu bewältigen, esfür ihre unsauberen Zwecke auszunützenund dem Meister das Instrument zuverderben.

Also Vorsicht vor dem Wolfe in derLammsgestalt! Alle derartigen Versuchemüssen von dem Schüler energischabgelehnt werden!

Die Übungen dieser und der nächstenStufen sind schwierig und sehr ernsterNatur. Der Schüler steht nungewissermaßen wieder vor einemAbschnitt seiner Entwicklung, der ihntiefer in die okkulten Gesetze einführt

und einen ernsteren Gebrauch der zurEntfaltung drängenden Kräfte bedingt.

Das Strahlensehen muss weiter geübtwerden, und zwar so oft als möglich, beijeder sich darbietenden Gelegenheit.Nun aber muss sich der Schüler langsamim Erkennen der psychischenStrahlungsqualität üben. Er wird zudiesem Zwecke sich stark auf denSolarplexus der sich ihm gegenüberbefindlichen Menschen konzentrieren. Eskommt dabei hauptsächlich darauf an,die Strahlungen dieses Nervengeflechtsin vollster Klarheit und Deutlichkeit zuerkennen. Diese Strahlung wird demnoch ungeübten Auge anfänglichweißlich-grau erscheinen. Aber später,in Verbindung mit den tatwischen

Übungen, wird der Schüler die Fähigkeiterlangen, die Plexusstrahlungen inFarben zu erkennen. Und aus diesenFarben, entsprechend den tatwischenGesetzen, wird er den augenblicklichenGemütszustand der betreffenden Personzu beurteilen vermögen. Und dies ist imVerkehr mit den Menschen sehr wichtigund vorteilhaft. Wenn sich z. B. diePlexusstrahlung stark rötlich erweist, sozeigt das, dass die betreffende Personaugenblicklich im Tejas-Tatwaschwingt. Dem Einfluss dieses Tatwasentsprechend wird diese Person aber zujener Zeit sehr zum Widerspruch, zuZorn und Streitlust geneigt sein — mankann also sein Verhalten ihr gegenüberdementsprechend einrichten. Darüber

wird an anderen Stellen noch ausführlichgesprochen werden. Dem Schüler liegtjetzt nur ob, durch öftere und sorgsameÜbungen sowohl an sich selbst als auchan seinen Mitmenschen besonders diequantitative Strahlung des Solarplexusfestzuhalten und sich zu bemühen,dieselbe immer klarer und schärfer zuerkennen.

Sonne und Mond sind kolossalepranische Kraftquellen. Die Priester undWeisen der Völker des Altertums habenes verstanden, sich diese Kraftquellenzunutze zu machen.

Das Universalprana der Sonne wirkt inbestimmter Weise auf den Menschen,anders als das Prana des Mondes. Das

Sonnenprana setzt sich in elektrischeKräfte und das Mondprana inmagnetische um.

Es ist für den ausübenden Okkultistennötig, über sehr starke elektrische Kräftezu verfügen. Er wird sie innachstehender Weise von der Sonne insich aufnehmen.

An allen sonnigen, wolkenreinen Tagensoll sich der Schüler vormittags, ambesten zwischen 10 und 11 Uhr insFreie, an einen einsamen Platz begeben,wo er vor Beobachtung sicher ist; dazueignen sich Waldlichtungen vortrefflich.Er stellt sich der Sonne gegenüber,erhebt die Hände — die Handflächender Sonne zugewandt — so weit, bis

diese von den Sonnenstrahlen voll undganz getroffen werden und verharrteinige Minuten in dieser Stellung. Dabeikonzentriert er sich mit vollsterWillensstärke, dass er das Sonnenpranakräftig anziehe und es sich auf seinenHandflächen ablagere. Sodann führt erdie Hände der Stirne zu, kreuzt sie so,dass die rechte Hand auf die linke unddie linke Hand auf die rechte Stirnhälfteweisen und fährt mit den so gekreuztenHänden ungefähr zwei Zentimeterentfernt vom Gesicht über dasselbe nachabwärts und über den Körper, soweit esdie gekreuzten Hände zulassen. Währenddieser Prozedur muss er sich vorstellen,wie das von der Sonne aufgenommenePrana sich aus den Fingerspitzen und aus

den Handflächen in großem Strome aufihn ergießt und von allen Körperteilenkräftig eingesogen wird. In Wirklichkeitwird dem Schüler das Sonnenprana nichtsichtbar sein, diese Überraschung stelltsich erst in späterer Zeit auf Grundanderer Übungen ein; aber der Schülerbedarf zum Gelingen des Experimenteseiner Vorstellung, und die muss ihmseine entwickelte Imagination geben. Ermuss sich während der magnetischenStriche, durch welche er dasSonnenprana auf seinen Körperüberleitet, von diesem Prana ganzdurchdrungen fühlen. Nach Beendigungdes magnetischen Striches fährt er mitden Händen wieder im weiten Bogennach auswärts und kehrt die Handflächen

abermals der Sonne zu, um neues Pranamit der gleichstarken Konzentrationaufzunehmen, welches er dann wieder inder beschriebenen Weise auf den Körperdurch die magnetischen Stricheüberträgt.

Der Schüler soll anfänglich dasExperiment nur dreimal hintereinanderwiederholen. Es darf nicht länger als 5Minuten währen. Erst in späterer Zeitkann es etwas ausgedehnt werden. DieHauptsache dabei ist, dass manvollständig unbeobachtet bleibt und einesehr starke Willenskonzentrationaufzubringen vermag. Es hat nichts zubedeuten, wenn nach der Übung derAppetit etwas nachlässt. Der Körper istvon einer so großen Kraftmenge

durchflutet, dass er nur geringererNahrungsaufnahme bedarf. Mehr alseinmal des Tages darf man die ganzeÜbung nicht vollziehen, dagegen sollman darauf achten, dieselbe unbedingtjeden sonnigen Tag vorzunehmen.

Eine günstige Folge dieser Übung istauch die Entwicklung einer großenPositivität. Wer öfter Sonnenübungenmacht, hat weniger Gefahr, die Beuteniederer Einflüsse zu werden. Es wirdihm dann auch folgende Übung leichtergelingen und günstige Erfolge bringen.

Der Schüler muss sich zu schützenimstande sein vor der Übernahmefremder odischer Influenzen undEinflüsse. Er kann dies, indem er sich

mit einem Schutzmantel umgibt. Auf derEisenbahn, im Gedränge, auf der Straße,in Gesellschaft, überall wo er in allzuenge Berührung mit Menschen kommt,deren Od und Einflüsse störend auf ihnwirken könnten, bilde er um sich denSchutzmantel, von welchem alleodischen Strahlungen, alle niederenEinflüsse wirkungslos abprallen.

Das Experiment muss anfänglich in derAbgeschlossenheit geübt werden. DerSchüler ziehe sich in sein Zimmerzurück, nehme eine der dreiYogistellungen ein, ziehe den Atemkräftig an mit der plastischenVorstellung, dass er viel Prana damitabsorbiere und halte längere ZeitKumbhaka. Um das zu erreichen, muss

man sich schon vorher im Atemanhaltenmehrfach geübt haben. Man muss es soweit gebracht haben, Kumbhaka bis zueiner Minute tadellos anzuhalten.

Während des Kumbhakas nunkonzentriert man mit vollster Schärfe,dass infolge der starken Pranaaufnahmeein dichter Odstrom aus dem Körperdringe, der sich am Kopfe sammelt undvon dort, einem Schleiergewebe gleich,mantelartig über den ganzen Körperausbreitet und sich immer mehrverdichtet, so dass man sich von ihmvollständig eingehüllt fühlt. Gleichzeitigladet man diesen Mantel mit demkonzentrierten Willen, dass er seineLeistungsfähigkeit verliere und alle aufihn eindringenden Influenzen abstoße.

Man zwingt sich in die Vorstellunghinein, dass der umgebende Odmantelnach außen hart und undurchdringlichwie Stahl sei. Dann atme man aus, umdas gleiche Experiment noch zweimal zuwiederholen. Den Schüler mussschließlich ein Gefühl der absolutenSicherheit ergreifen, er muss dasBewusstsein haben, dass er nunfeinstofflich und psychisch sozusagenunverletzlich ist! Und nach einigenÜbungen wird es ihm auch gelingen,diesen Mantel zu sehen — er isttatsächlich keine Einbildung, sondern einfein materielles Schutzgebilde,undurchdringlich gemacht von seinemWillen.

Nach erlangter Fertigkeit, die sich nach

wöchentlich zweimaliger Übung schonin 4-5 Wochen einstellen wird, führeman diese Übung in Gegenwart andererMenschen aus. Natürlich nicht in derYogistellung, sondern im Stehen. Vorerstnur in Gegenwart fremder Menschen,vor welchen man sicher ist, nichtangeredet zu werden, vielleicht in einemPark, im Eisenbahnwagen, im Restaurantu. ä. Man halte das Experiment erst dannfür gelungen, wenn man den Mantelsieht. Später allerdings muss manimstande sein, den Mantel auch inGesellschaft bekannter Personen, mitwelchen man zu sprechen hat, zu bilden.Das ist aber erst dann möglich, wennman es bereits so weit gebracht hat,Kumbhaka unauffällig zu halten, in

Gegenwart anderer Menschen rasch undsicher zu konzentrieren und überhauptdas ganze Experiment in wenigAugenblicken durchführen zu können.

Dieses Experiment hängt hauptsächlichvon einer entwickelten Konzentrationsfähigkeit ab. ZurSteigerung derselben suche manGelegenheiten die sehr viel Anlassgeben zur Ablenkung. Mitten im größtenLärm, im Volksgedränge usw. muss mansich mit vollster Klarheit andauernd aufeinen Punkt konzentrieren können. DieMeisterschaft in dieser Fähigkeit hatjener Mensch errungen, der bei solchenGelegenheiten imstande ist, alles, wasum ihn vorgeht, vollständig insBewusstsein aufzunehmen und sich doch

einem bestimmten Gedankengang mitvollster Tiefe hinzugeben. SolchePersonen beherrschen die Gefahr mitSeelenruhe. Mitten im Toben derElemente, im Gewühl der Schlacht unddergleichen erregenden Umständenvermögen sie ihre Ruhe zu bewahren.

Der Schüler suche Volksversammlungenauf, er benütze verkehrsreiche Straßenund übe die Konzentration, indem er sichz. B. bemüht, schwierigeRechenexempel während dieserGelegenheit zu lösen. Dessen ungeachtetmuss er sich bestreben, auf seineUmgebung zu achten, es darf ihm keinVorfall entgehen, keine Merkwürdigkeit,die die Straße zeigt, und auf gefährlichenStraßenübergängen muss er der

Sicherheit seiner Person die vollsteSorgsamkeit zuwenden, ohne sich aberauch nur einen Augenblick von seinemrechnerischen Exempel abbringen zulassen. Es muss sich beim Schüler eineArt doppelten Bewusstseinsheranbilden. Er muss sich die Fähigkeiterringen, sich lediglich nach innenvertiefen zu können und zu anderer Zeitauch gleichzeitig alle Miteindrückeaufnehmen zu können, ohne dadurch anVertiefung seines Innenlebenseinzubüßen. Er muss beide Zustände jenach Bedarf zu beherrschen imstandesein.Die doppelte geistige Tätigkeit übt sichauch dadurch sehr gut, wenn mangelegentlich bei Unterhaltungen sich

lebhaft an einem Gespräch beteiligt unddennoch versucht, gleichzeitig in seinemInnern einen anderen Gedankengangdurchzuführen. Das wird natürlich erstnach vieler Mühe, Fleiß und Ausdauergelingen. Bei der gleichzeitigengeistigen Tätigkeit nach zwei Richtungenhin darf natürlich keine Seite zu kurzkommen, man muss in jeder Richtung mitvollster Geistesschärfe tätig sein. Dersolche Übungen betreibt, mag aberdarauf achten, dass ihm das nicht zurGewohnheit wird, es muss ganz vonseinem Willen abhängen.

Eine weitere Aufgabe erwächst nun demSchüler. Er muss trachten, die Brückevon der Konzentration zur Meditation zuerrichten; was durch folgende Übung

bewerkstelligt werden kann.

Bei der Konzentration auf Gegenständehat sich der Schüler bis jetzt nur an dieÄußerlichkeit der Dinge gehalten. Erkonzentrierte sich auf Farbe, Form,Bestandteile. Zweck usw. Nun abermuss er die Konzentration auf das innereWesen der Dinge vertiefen lernen. Erbeginne wieder in vollsterAbgeschlossenheit mit der elementarstenÜbung. In Stufe 2 haben wir uns z. B. aufeine Schere konzentriert. Zur Illustrationwollen wir dieses Beispiel beibehalten,und die neue Übung ebenfalls mit einerSchere vornehmen. Da es sich jetzt abernur im untergeordneten Sinne um Form,Farbe, Zweck usw. handelt, kann manbei dieser Übung den eigentlichen

Gegenstand, also hier die Schereentbehren. Man konzentriert sich auf dasgeistige Bild der Schere und versuchtdieselbe mit plastischer, greifbarerDeutlichkeit vor dem inneren Augeerstehen zu lassen. Nun muss man dielebhafte Vorstellung erwecken, dassalles beseelt ist, dass alle Materie, injeder Dichtigkeit, in jeder Form nur einsinnfälliger Ausdruck des Geistes ist.Das Vorhandensein der Schereüberhaupt entspricht einem geistigenWillensakt, von welchem der Erfinderbefruchtet wurde und der sich auch denErzeugern mitteilte. Die Schere, alsanscheinend lebloses Wesen, hatdemnach eine Seele, und zwar einenAspekt des Schöpfungsgedankens. Sie

hat aber auch ein astrales Dasein, dennes gibt keinen Grobstoff, der nicht infeinstofflicher Form seineWiederspiegelung hätte.

Es ist bei diesen Übungen demKonzentrierenden keine Grenze gesetzt,er mag sich in den Zusammenhang derÄußerlichkeit der Dinge mit dereninnerer Wesenheit so weit vertiefen alser imstande ist, wenn er nur dieplastische Vorstellung aufrecht erhältund in keine Abschweifung gerät. DerGipfel einer jeden solchenKonzentration ist die klare Erkenntnis,dass alles lebt, weil alles beseelt ist,dass aber alles Leben nur Vorstellung istund keine absolute Wahrheit, usw. Vomunscheinbarsten Dinge ausgehend, muss

jede Konzentration bei der einzigenWahrheit, der Alleinexistenz des Geistesenden. Und wenn dann dieseKonzentration sich nunmehr auf dasAll Eine erstreckt und eine Versenkungder eigenen inneren Wesenheit in dieseshöchste Prinzip stattfindet, dann ist manbei der reinen Meditation angelangt,über welche wir in einer der nächstenStufen Aufklärung erhalten werden.

Die vorstehenden höherenKonzentrationsübungen sollen so oft alstunlich vorgenommen werden.

In Stufe 5, wurde auf eine Übungaufmerksam gemacht, nach welcher mandas in einem Buch Gelesene plastischbei geschlossenen Augen vor sich

auftreten und handeln lassen soll. DiesesExperiment wird jetzt dadurch erhöht,dass man sich bemüht, bei offenenAugen die betreffende geleseneHandlung in naturgetreuen plastischenBildern vor sich zu sehen.

Auch das Experiment mit derPhotographie einer bekannten Personwird dadurch verschärft, dass man nunjene Person ohne Mithilfe einerPhotographie, lediglich aus demGedächtnis zur imaginären Erscheinungzwingt und immer plastischer undkörperlicher werden lässt.

Beiden Übungen muss sehr viel Sorgfaltzugewendet werden, und bedürfendieselben einer energischen

Willensanstrengung, wenn sie gelingensollen. Sie sind sehr wichtig, denn siedienen als Einleitung für folgendesExperiment.

Der Schüler begebe sich abends in einvollständig verdunkeltes Zimmer. Ersetze sich mit dem Rücken gegen dasFenster und sehe ruhig in die Dunkelheit.Mit der Schärfe seiner Willenskraftkonzentriere er sich darauf, die imZimmer anwesenden feinstofflichenGebilde sehen zu wollen. Nach längererKonzentration und ruhigem furchtlosemAbwarten, bei welchem jedoch dieGedanken nicht von dem Wunsche, diefeinstofflichen Wesen sehen zu wollen,abweichen dürfen, werden sich demSchüler weißlich-graue, feine

Nebelmassen zeigen. Seine entwickelteVorstellungskraft muss nun dieseNebelmassen zwingen, sich zu sammelnund zu verdichten. Je stärker sein Willeist, desto sicherer wird das geschehen.Dann beende er sofort die Übung.

Der Schüler wird eindringlich gewarnt,seiner Neugier auf keinen Fallnachzugeben. Erst bis er durch einigeAbende gehörig vorbereitet ist, kann erzur Fortsetzung dieses Experimentesschreiten.

An jenem Abend, an welchem er sichsicher genug fühlt, schließe er zu Beginndes Experimentes den in diesemAbschnitt angeführten Sicherungsmantelum sich herum. Nach der Konzentration

der Verdichtung der Nebelmassen (Od)auf eine bestimmte Stelle beobachtete erdie Formen, die dieselben annehmen undzwinge sie durch Willenskraft zu immerintensiverer Verdichtung und Plastik.Diese Übung darf nicht zu langeausgedehnt werden, keinesfalls längerals eine halbe Stunde. Der Zweckderselben wird dem Schüler erst späterklar werden.

Die Ausbildung des zentralen Blickeserfährt eine Erweiterung. Der Schülerübe ihn jetzt ohne Anwendung desPunktes auf der Nasenwurzel. Er macheso oft als möglich das in Stufe 6geschilderte Experiment, unterlasse esaber, sich die Nasenwurzel mit Farbe zubezeichnen. Er muss jetzt den zentralen

Blick auch ohne Hilfsmittel fertigbringen. Dann übe er diesen Blick anseiner Umgebung. Er setze sich einerPerson gegenüber und fixiere in derangegebenen Weise deren Nasenwurzelohne zu blinzeln oder zu zucken durch 2-3 Minuten lang und steigere diese Übungspäter bis zu 5 Minuten und darüber. Hater sich auf diese Art gut vorbereitet, soentwickle er den magnetischen Blickdadurch, dass er durch Willenskraft demAuge eine vermehrte Odstrahlung erteilt.Da das Od psychisch gefärbt ist, so kanner dasselbe zum Träger seiner Gefühleund seines Willens machen. Der scharfdas Od ausstrahlende magnetische Blick(immer zentral) hat eine machtvolleWirkung. Er kann schädigen und nützen.

Man kann mit diesem Blick auf andereMenschen Zorn, Hass und alleLeidenschaften übertragen. Der infrüheren Zeiten von niedrigstehendenMenschen so oft geübte „böse“ Blick istnichts anderes als der zu schlechtenZwecken missbrauchte magnetischeBlick. Alle magische Wirkung, ob gutoder böse, hat eine gemeinschaftlicheQuelle. Derselbe Blick; der Unheil undVerderben stiften kann, ist auchimstande, Liebe, Zuversicht und Kraft zuspenden.

Kein Verbrecher kann dem Wahrheitfordernden magnetischen Blick einesethisch entwickelten Richterswiderstehen. Für den Erzieher ist dieserBlick ein unersetzbares Hilfsmittel und

durch nichts kann man die, dem Gutenwiderstrebenden Menschen besserbezwingen als eben durch denmagnetischen Blick. Freilich muss mitseiner Anwendung stets eine scharfeWillenskonzentration verbunden sein,aber die hat der Schüler ja schongelernt. Unschätzbar ist dieser Blick inder Stunde der Gefahr, er vermag wildeTiere niederzuzwingen. Der Schülerkann bei verschiedenen Gelegenheitendie Macht dieses Blickes erproben undausbilden. Er suche, so oft als tunlich,aufgeregte, zornige Menschen unterdiesem Blick zur Ruhe zu zwingen; erwende ihn an, wenn er glaubt belogenoder betrogen zu werden; er stelle sichbösen Hunden gegenüber und zwinge sie

zur Flucht. Es ist selbstverständlich,dass der „volle“ Erfolg auch bei derAnwendung des magnetischen Blickeserst nach längeren Übungen eintretenwird, aber der Schüler wird sich baldvon seiner Wirkung überzeugen undVertrauen gewinnen.

Der Schüler muss nun auch trachten den„negativen“ Zustand beherrschen undanwenden zu lernen. Die fortgesetzte, inStufe 6 angegebene Übung wird ihmwohl bis jetzt schon die Fähigkeitgebracht haben, den negativen Zustandbis zu einer halben Minute anzuhalten.Er muss sich nun von allen Hilfsmittelnbefreien und lernen diesen Zustandschneller und ohne besondereVorbereitungen herbeizuführen.

Man setze sich an einen Tisch, stütze denKopf in die Hände und verschließe mitden beiden Daumen die Ohren und mitden anderen Fingern die Augen, ohnejedoch auf diese einen Druck auszuüben.Dann ziehe man den Atem ein und halteKumbhaka etwas länger an. Währenddieser Zeit muss man rasch und sicherden negativen Zustand einleiten, ohnevorher an eine Scheibe oder einsonstiges Hilfsmittel zu denken. Einleichter Druck, der von der Zirbeldrüseausgeht, bewirkt das sofortige Entleerendes Gehirns von aller Gedankentätigkeit.Es ist dies kein mechanischer, sondernein geistiger Druck, eineWillensströmung, die von derZirbeldrüse (an der Gehirnbasis im

Hinterkopf) ausgeht und sich über dasganze Gehirn verbreitet.

Der Schüler lasse sich diesesExperiment sehr angelegen sein! Dieanfänglichen Misserfolge dürfen ihnnicht entmutigen; das Ziel wird mit dernötigen Geduld und Ausdauer sichererreicht. Er muss diesen Zustandbeherrschen lernen, da die weitereEntwickelung in mehr als einerBeziehung davon abhängig ist.

Die Stufe 6 hat den Schüler auf dieWichtigkeit des rechtsseitigen oderlinksseitigen Atemstroms aufmerksamgemacht. Er wird nunmehr infolge dervorangegangenen Übungen dieRegulierung desselben auf

mechanischem Wege leichtbewerkstelligen können.

Beim linken Atemstrom ist es vonVorteil Geldgeschäfte zu betreiben, neueKleider zu bestellen, Schmuck undEdelsteine einzukaufen, eine weite Reiseanzutreten, ein Bildwerk zu beginnen,ein Haus zu bauen oder dasselbe zumersten Male zu betreten, eine Ehe zuschließen, die Ernte zu beginnen oderdie Aussaat, Verwandte zu besuchenoder Höhergestellte, zum ersten Maleeine Stadt oder ein Dorf zu betreten odersich dort niederzulassen. Man beginnewährend des Chandraatems das Bohreneines Brunnens, mache Geschenke, kehrenach Hause zurück, nehme kühlendeoder nährende Medizin ein, beginne den

Unterricht, vollbringe mitleidigeHandlungen, kaufe Tiere ein oderbeginne die Anlegung von Sammlungen.Alles, was eine dauernde und anhaltendeWirkung hervorbringen soll, ist imChandraatem günstig zu beginnen.

Während des Suryaatems (rechts)beginne man das Studium schwererWissenschaften, reite, jage, schwimmeoder übe irgendeinen Sport, beginneeine Seereise, die Besteigung einesBerges, schreibe, zeichne oder male,bade, esse oder lasse sich rasieren, dieHaare schneiden, beginne ein Spiel,nehme erregende Medizinen ein, macheGesuche und Audienzen, usw. AlleHandlungen, die schwieriger oderhitziger Natur sind oder nur

vorübergehende Wirkungen erzielensollen, sind, während des Suryaatemsbegonnen, von günstigem Erfolgbegleitet. Geschlechtlichen Verkehrpflege man nur während des rechtenAtems, auch soll man nur währenddieses Atems Lebenskraft abgeben, d. h.magnetisieren.

Der Schüler hat darauf zu achten, dassder Chandraatem kühlend,herabstimmend, bindend undausgleichend wirkt, während derSuryaatem erregend, umformend,erwärmend und lösend wirkt. Demnachwird er z. B. nie während desChandraatems baden, denn er würdesich erkälten, er wird aber während desSuryaatems keine Ehe schließen, da

diese infolge des umformenden undlösenden Prinzipes des Suryaatems baldzur Trennung kommen würde. Nachdiesen Grundsätzen ist es nichtbesonders schwer, bei jeder Handlungdes Lebens die richtige Atemform zubestimmen. Viele Handlungen, wie z. B.das Musizieren entsprechen beidenPrinzipien, können daher zu jeder Zeitunternommen werden.

In Krankheitsfällen, die hitziger,fiebriger Natur sind, hilft dieÜberleitung auf den Chandraatem; beiErkältungskrankheiten aber leite man denSuryaatem ein. Es ist das ganzbegreiflich, denn jede Erkältung bedingtein längeres Beharren des Chandraatemsund jedes Fieber einen konstanten

Suryaatem, wovon man oft genugGelegenheit hat, sich zu überzeugen.

Der Schüler wird also zu jederwichtigeren Handlung denentsprechenden Atem auf diebeschriebene mechanische Art einleiten.Später wird ihm ein einfacherer Weggelehrt werden.

Als Grundsatz aber mag gelten, dass erim Allgemeinen während des Tages sich(mit den Unterbrechungen fürverschiedene Handlungen) bemüht denChandraatem, und während der Nachtden Suryaatem festzuhalten; er sollmindestens beim Einschlafen denSuryaatem herbeiführen. Ein echter Yogilebt nur auf diese Art.

Während des Sushumma, wenn also beider Übergangszeit der Atem aus beidenNasenlöchern strömt, soll man gar nichtsbeginnen. Diese Phase ist das Prinzipder Verwirrung und wirkt auch in dieserWeise auf alle, während dieser Zeitbegonnenen Handlungen. Es wird immerdas Gegenteil von dem, was manvorhatte, herauskommen. Sushumna istnur günstig für meditative Vertiefungen.Während dieser Zeit halte man bei sichEinkehr und beschäftige sich mit seineminneren Wesen.

Mit der Beobachtung des richtigenAtemstromes ist dem Schüler ein Mittelan die Hand gegeben sich vor Unbill undSchaden zu bewahren. Er achte auf dieseWahrheiten! Jedoch mag er sich nicht

dem Glauben hingeben, dass er dadurchirgendeinem Karma vorzugreifenimstande ist. Wenn ihm irgendein Leidwiderfahren soll, so wird er es trotzdieses Wissens nicht aufzuhaltenimstande sein, er wird dann einfach dieUmleitung des Atems nichtbewerkstelligen können. Nur vorSchaden und Unbill, hervorgerufen durchdas viele menschliche Irren, vermag ihndie erlangte Kenntnis und Praxis derbeiden Atemprinzipien zu schützen.

Freilich muss bei Berücksichtigung despassenden Atems für irgendeineHandlung, auch auf das eben laufendepersönliche Tatwa Achtung genommenwerden, damit dessen Wirkung derAtemwirkung nicht entgegenstehe. So ist,

während Chandra strömt nur das Prithvi-und Apas Tatwa günstig, dagegen sollman während Vayu, Tejas und Akash beiChandraatem nichts-unternehmen. BeiSuryaatem ist das Vayu-, Tejas- und invielen Fällen auch das Prithvi - Tatwagünstig. Das Akash - Tatwa bringtMisserfolg sowohl bei Chandra als auchbei Surya.

Um ganz sicher zu gehen, muss also derSchüler das in ihm strömende Tatwaerkennen, aber auch verändern lernen.Schon in Abschnitt 6 wurde der Schülerin die Vorstufe zur willkürlichenTatwaveränderung eingeführt. Er lernteFarbe und Geschmack des betreffendenTatwas hervorzurufen. Nun muss ereinen Schritt weiter gehen.

Für Akash-Tatwa: Mit der Vorstellungder schwarzen Farbe und des bitterenGeschmackes muss sich ihm auch sofortdie Vorstellung einer Figur verbinden,die einem Ohre ähnlich ist, ferner dieVorstellung einer Wirbelbewegung unddes alles durchdringenden Äthers.

Für Vayu-Tatwa: Mit der Vorstellungder grünen (auch blauen) Farbe und dessauren Geschmackes, muss sichgleichzeitig die Vorstellung einernullförmigen Figur und der Bewegung imspitzen Winkel sowie des luftigenPrinzipes verbinden.

Für Tejas-Tatwa: Mit der Vorstellungder roten Farbe und des scharfenhitzigen Geschmackes suche der Schüler

die Vorstellung eines Dreiecks und deraufwärtsstrebenden Bewegung sowieder Hitze und des Lichtes zu vereinen.

Für Prithvi-Tatwa: Der Schülerverbinde gleichzeitig mit der Vorstellungder gelben Farbe und des süßenGeschmackes die Vorstellung einerviereckigen Figur und der horizontalenBewegung sowie des klumpigen, erdigenPrinzipes.

Für das Apas-Tatwa: Der Schüler musslernen, mit der Vorstellung der weißenFarbe und des herben,zusammenziehenden Geschmackes,gleichzeitig auch die Vorstellung desHalbmondes und der nach abwärtsgerichteten Bewegung, sowie des

Wassers und der Kälte verbinden zukönnen.

Man wolle diese Übungen so oft alsmöglich durchführen. Man muss dieseVorstellungen plastisch erleben,gleichzeitig oder mindestens sehr raschhintereinander erzeugen, festhalten undverbinden lernen. Wenn der Schüler sichz. B. auf Tejas-Tatwa konzentriert, musser trachten sofort alles rot zu sehen undeinen scharfen, hitzigen Geschmack zuempfinden. Zu gleicher Zeit muss vorseinem geistigen Auge ein großes, rotesDreieck erscheinen, in welchem eineFlamme aufwärtssteigt, und sein ganzerKörper muss Hitze empfinden. Inähnlicher Weise wird diese Übung auchfür alle anderen Tatwas durchgeführt.

Der Schüler glaube aber nur nicht, dasser jetzt schon die Tatwas willkürlich zuerzeugen imstande ist, es sind dies nochimmer einleitende Übungen, die abersehr nötig sind und mit Fleiß und Eiferdurchgeführt werden müssen.

Zur Ausbildung des Hellhörens wollenwir uns vorerst mechanischer Hilfsmittelbedienen. Die Abgeschlossenheit ineinem ruhigen, dunklen Raum begünstigtdie Entwickelung. Der Schüler setzesich ruhig hin, stimme sich zurPassivität, verschließe die Augen miteiner Binde und die Ohren mitWattepfropfen. In dieser ruhigenHaltung, bei welcher der Atemprozessein wenig heruntergestimmt werden soll,achte er auf die Vorgänge in seinem

Innern. Dadurch wird die Grundlage zumgeistigen Hören gelegt. Man kanndasselbe schwer beschreiben. Es gleichtnicht dem Hören mit dem Gehörsinn. Dieeinzig mögliche Ausdrucksweise für dasgeistige Hellhören ist, wenn es auchabsurd klingen mag: ein hörbares, lautesDenken fremder Wesenheiten. DieseÜbung, die natürlich ebenfalls nureinleitend ist, soll stets mindestens 20Minuten dauern und zweimalwöchentlich vorgenommen werden.

An anderen Abenden nehme der Schülereine Muschel mit möglichst vielWindungen, welche ziemlich groß unddünnwandig sein soll, suche ebenfallsdie Einsamkeit seines verdunkeltenZimmers auf, mache sich passiv, stimme

die Muskeln und die Atemtätigkeit herabund verschließe sich ein Ohr mit einemWattepfropf. Das andere Ohr bedecke ermit der Muschel. Aus dem anfänglichenSausen und Brausen wird sich später mitHilfe gewisser Kräfte, deren Benutzungin einem der nächsten Lehrbriefe gelehrtwerden wird, das Hellhören mit demGehörorgan ergeben. Diese Übung istebenfalls nur eine Einleitung dazu.

Anschließend an diese oder die vorherbeschriebene Übung kann man auch eineeinleitende Übung für das „Hellsehen“durchführen.

Der Schüler setze sich in einerEntfernung von ungefähr zwei Meter voreinen dunklen Schrank mit einer

polierten, glatten Fläche. Die Fläche sollziemlich spiegeln, wozu wohl ein mitFournierholz belegter Schrank am bestenzu verwenden ist. Das sich hinter demRücken des Übenden gut einen Meterentfernt befindliche Licht muss sehr starkabgedreht werden, so dass nur geradesoviel Licht bleibt, um die Umrisse derGegenstände zu erkennen. Der Schülerwolle sich vorerst die Ohren verstopfen.Bei ruhigem, etwas zurückgehaltenemAtem und aufrechter Haltung derWirbelsäule sehe er nun, nachdem ersich in eine passive, empfänglicheStimmung gebracht hat, andauernd aufdie polierte Schrankfläche. Er sollmöglichst irgendeinen wahrnehmbaren,helleren Punkt in der Mitte der Fläche

dauernd ins Auge fassen und dem Augekein Umherschweifen gestatten. Auchdiese Übung mag gut 20-30 Minutenwähren und soll zwei bis dreimalwöchentlich durchgeführt werden.

Wir kommen nun zu einer ebenfalls nureinleitenden, aber sehr wichtigen Übung,die das „Astralleibaussenden“vorbereiten soll.

In der schönen Jahreszeit begebe mansich in das Freie, an einen Platz, wo manungestört und unbelauscht ist. Wenndiese Bedingungen gegeben sind, kannman auch seinen Garten dazuverwenden. Wer keinen Garten hat, gehtam besten in den Wald und sucht sicheine Lichtung auf. Er soll aber diese

Übung keinesfalls im Anschluss an dasin diesem Abschnitte geschilderteExperiment des Sonnenprana-Übertragens ausführen. Der Schüler legesich in das Gras, verstopfe seine Ohren,spanne alle Muskeln vollständig ab undschaue unverwandt in das Blaue desHimmels. Er verfolge diedahinziehenden Wolken und konzentrierealle Gedanken darauf dieKörperschwere aufzuheben, als ob erFlügel hätte und mit den Wolkendahinschweben könne. Es muss dieGedankenkraft so intensiv sein, dass sieim Verlauf der Übung zur treibendenSehnsucht wird.

Bei dieser Übung, die, so oft es dieUmstände nur irgend erlauben,

wiederholt werden muss, liege man so,dass der Kopf nach Norden und dieFüße nach Süden gerichtet sind. Manverharre in diesem Zustande solange alsirgend möglich. Es muss dabeirhythmisch geatmet werden.

Die Übungen der 6. Stufe, die hier keineAbänderung erfahren haben, bleibenbestehen und es wird dem Schüleraufgetragen, dieselben nicht zuvernachlässigen, wenn sie auch jetztnicht mehr so oft wiederholt werdenmüssen.

Die Vorschriften für den Morgen undAbend jedoch müssen unveränderteingehalten werden.

8. Stufe.Das monoideistische Experiment kannauch mit gutem Erfolge zur intensiverenEntwickelung der okkulten Kräfteherangezogen werden.

Jeder konzentrierte Gedanke, der alsabsolut letzter in den Schlafhinübergenommen wird, entspricht einerüberaus wirkungsvollen Suggestion aufden Astralkörper, welcher dadurchgenötigt wird in der ihm aufgezwungenenRichtung weiter tätig zu sein, was mit umso größerem Erfolge der Fall sein wird,als ja der Astralkörper während derRuheperiode des Körpers von seinerstarken Gebundenheit zum größerenTeile gelöst wird und mit seinem Wirken

freier und nachdrücklicher einsetzenkann.

Der Schüler wird jetzt wohl verstehen,warum besonders die Reinheit seinerGedanken vor dem Einschlafen verlangtwurde. Die Menschen wissen nicht,wie ungünstig es auf sie einwirkt, wennsie Gedanken des Neides, Hasses,Zornes oder irgendeiner anderenLeidenschaft mit in den Schlafhinübernehmen. Nichts fördert z. B. dietraurige Hyper-Sexualität unsererheutigen Zeit so sehr, als das Lesenaufreizender, die Sinneslust erregenderBücher vor dem Einschlafen. Unter demDrucke einer auf diese Art erzeugtenübermächtigen Suggestion arbeitet derAstralkörper in der ihm aufgedrungenen

Richtung weiter, er ist entflammt von derbetreffenden Leidenschaft und wird vonden, dieser Leidenschaft entsprechendenVorstellungen umstrickt, die auf jenenEbenen viel intensiver und glühendersind als in der grobkörperlichen Sphäre.Die Rückstrahlung dieserhochgespannten astralen Eindrückebeeinflusst aber auch gleichzeitig denKörper derart, dass derselbe nach demErwachen von den gleichenSchwingungen sich ergriffenfühlt undvon dem mächtigen Triebe gedrängtwird, sich in dieser Richtungauszuleben.

Wie grundfalsch ist daher z. B. dieGewohnheit der meisten Menschen, ihreSorgen in den Schlaf hinüberzuziehen.

Sie verschlechtern ihre Lage damit nurnoch mehr. Nicht nur, dass sie amanderen Morgen in der übelstenStimmung erwachen und sich schondadurch neues Ungemachheraufbeschwören; nicht nur, dass siedurch diese gefährliche Suggestion vordem Einschlafen ihren Astralkörper derMöglichkeit beraubt haben, den Körperzu Handlungen zu beeinflussen, die inder Folge eine günstigere Wendung dersorgenerzeugenden Umständeherbeizuführen geeignet sind, sondernsie haben ihre Lage sogar verschlimmertdadurch, dass sie ein ganzes Heer vonübelwollenden Elementar-Gewaltenherangezogen haben, deren Einflussimstande ist, dem Unglücklichen noch

größere Schwierigkeiten zu bereiten:„Die Geister, die er auf diese Weiserief, wird er so schnell nicht wiederlos.“

Dass das monoideistische Experimentauf das Gemüt und die psychischeEntwickelung wie ein Zaubermittelwirkt, hat der Schüler schon gehört — erweiß bereits aus eigener Erfahrung, dassein Zustand des Friedens und dervollsten Seelenharmonie vor demEinschlafen ein Erwachen in dengleichen Gefühlen zur Folge hat, die denganzen Tag über anhalten, ja sogar aufdie Umgebung wirken. Auf dieselbeWeise kann man auch die intellektuelleEntwickelung beschleunigen oder dieEntwickelung der okkulten Kräfte

fördern. Jeder Wunsch, jedes starkeVerlangen, wenn sie als absolut letzterGedanke in den Schlaf hinübergezogenwerden, zwingen den Astralkörper zurLösung, mindestens aber zur intensivstenBeschäftigung in dieser Richtung.

Wer also mit einem Problem, das er imtagwachen Zustand nicht zu lösenimstande war, einschläft, und zwar so,dass der Gedanke an sein Problemscharf konzentriert und der absolut letztewar, wird des andern Tags denSchlüssel gefunden haben, oft sogargleich nach dem Erwachen. Und demSchüler dieses Entwicklungskurses kannes nunmehr gar nicht schwer fallen,einen Gedanken solange festzuhalten undjeden, selbst den leisesten störenden

Nebengedanken sofort zu entfernen oderbesser gar nicht aufkommen zu lassen,bis er vom Schlafe überrascht wird.Gelegenheit wird sich für jeden Schülerab und zu finden, dieses Experiment indieser Richtung hin zu erproben.

Großen Nutzen wird dasmonoideistische Experiment jedemSchüler bringen, wenn er seinEinschlafen in Hinkunft folgender Artregelt.

An dem einen Abend lasse er dieGedanken des Friedens, der Harmonie,Nächstenliebe, Selbsterziehung usw. dieabsolut letzten sein, mit demkonzentrierten Wunsche, immer besser,edler, selbstloser und lieberfüllter zu

werden. Am nächsten, also an jedemzweiten Abend, gebe er sich vorher dengleichen Gefühlen hin, lasse aber seineMeditation in den kräftigen,konzentrierten Wunsch übergehen, dassseine latenten okkulten Kräfte nunmehrerwachen und sich intensiv entwickelnsollen. Man kann dabei abwechselndbesondere Wünsche stärker betonen, wiez. B. die raschere Entwickelung desHellsehens, Hellhörens, derTatwabeherrschung, die volleErweckung des psychischen Sinnes,usw. Nur müssen diese besonderenWünsche siebenmal wiederholt werden.Man darf nicht bei der einen Übung z. B.die schnellere Entwickelung desAstralleibaussendens und bei der

nächsten Übung die Förderung desHellsehens verlangen. Wer z. B. dieraschere Entwickelung desTatwabeherrschens wünscht, mussdiesen Wunsch durch 7 Übungenfesthalten, und kann dann erst zu einemanderen übergehen.

Sehr gefördert wird die Entwickelungpsychischer Kräfte auch durch folgendesExperiment.

In Stufe 7 wurde dem Schüler gelehrt,sich das Universalprana der Sonnezunutze zu machen, um starke elektrischeKräfte zu erhalten. Zur Förderung seinermagnetischen Kräfte, die besonders derEntwickelung einer höheren Sensitivitätund des psychischen Sinnes dienen, muss

er nun auch das universale Lunarprana inverstärkterem Maße auf sich überleitenkönnen.

Während der Zeit des zunehmendenMondes bis zum Vollmond begebe sichder Schüler an möglichst wolkenfreienAbenden an einen Ort, wo ihn dieStrahlen des Mondes über den ganzenKörper treffen können. Dieser Ort mussabsolute Einsamkeit haben. Am bestenist es, diese Übung im Freien, imHausgarten, auf Feld und Wiese oder ineiner Waldlichtung durchzuführen. Es isteine unerlässliche Bedingung, dass derÜbende nicht gestört und von keinemMenschen gesehen wird. Wenn es dieUmstände nicht gestatten, sich ins Freiezu begeben, so kann das Experiment

auch in der Wohnung ausgeführt werden,man muss aber ein Fenster wählen,durch das der Mond längere Zeitvollständig scheinen kann. Um sich vorneugierigen Blicken zu schützen, wirdman am besten die unteren Fensterflügelverhängen; der Mond muss also durchdie geöffneten Oberflügel auf denÜbenden strahlen. Er muss sich in dembetreffenden Raume vollständig alleinbefinden und sich vor jederÜberraschung sichern.

Die Ausführung des Experimentes, ob imFreien oder im Zimmer, ist folgenderart.

Der Übende stellt sich dem Mondgegenüber, richtet mit ausgestrecktenArmen die Handflächen und die

Fingerspitzen gegen den Mond, in derWeise, dass er ihn zwischen den beidenHänden sieht. In dieser Stellung verharreer einige Minuten so ruhig als möglichund sehe starr und unentwegt auf denMond. Es ist Bedingung, dass sich derÜbende in einem ruhigen, harmonischenund empfänglichen Zustand befindet.Dann hole er tief Atem, halte die Luft inKumbhaka fest und entwickle mitintensiver Willenskraft folgendenGedankengang:

„Ich ziehe jetzt die magnetischen Kräftedes Mondes an mich heran. Ich fühleseine Strahlen und empfinde, wie siemeinen Körper durchdringen und meineSeele beeinflussen; ich fühle mich leichtund aller irdischen Schwere entbunden.

Der Einfluss des lunaren Pranas wirdmich ruhiger, harmonischer machen undmich dem geistigen Urquell näherbringen. Meine magnetischen Kräftewerden erwachen; ich werde in hohemMaße sensitiv werden, der innere Sinnwird sich öffnen, und alle okkultenFähigkeiten werden in mir zu wirkenbeginnen und sich kräftig entwickeln.“

Der Schüler ballt hierauf die Händezusammen, kreuzt die Armee etwas überder Stirn, indem er die Handflächenderselben zukehrt, öffnet sie rasch, sodass die gespreizten Finger der Stirngegenüber sich befinden und gleitet nunlangsam in einer Entfernung von 2 bis 3Zentimeter mit den gekreuzten Händenüber das Gesicht den Körper entlang

herunter, soweit es die Kreuzung derHände zulässt. Dabei muss ihn der starkeWille und die plastische Vorstellungbeherrschen, dass das von seinenHänden aufgenommene lunare Prananunmehr auf seinen Körper übertragenund von diesem aufgesogen wird. DerSchüler muss bei dem magnetischenStrich streng darauf achten, dass seinerechte Hand die linke und seine linkeHand die rechte Körperhälfte bestreicht,also die Gegenpole beachtet werden.

Wenn er unten angelangt ist, beiläufig inKniehöhe, so mag er die Hände seitlichnach außen führen und ausatmen. Da sichder Schüler schon früher darin geübt hat,Kumbhaka so lange als möglichanzuhalten, wird es ihm auch bei diesem

Experiment nach und nach gelingen, denAtem über die Dauer der Konzentrationund des magnetischen Strichesfestzuhalten.

Er führt nun die Hände im weiten Bogennach außen wieder in dieAufnahmestellung — die Handflächengegen den Mond gerichtet — zurück undwiederholt das ganze Experiment nochzweimal.

Jeder halbwegs wolkenfreie Abend inder Zeit des zunehmenden Mondes biszum Vollmond soll für diese Übungausgenützt werden. Anfänglich mache ersie nur — wie oben erwähnt — dreimalhintereinander, später aber fünfmal undbei erlangter Fertigkeit je siebenmal.

Keinesfalls aber öfter als siebenmal,denn eine Überladung mit lunarem Pranakönnte gefährlich werden. Der Schülermuss die Striche langsam und ruhigmachen, dabei aber immer starr undunbeweglich in den Mond sehen.

Die besten Erfolge wird diesesExperiment wohl an jenen Abendenzeitigen, an welchen es in denVormitternachtsstunden durchgeführtwerden kann, und zwar zu jener Zeit, zuwelcher der Mond noch östlich steht,also die Scheitellinie noch nichtüberschritten hat. Geht der Mond erstspät in der Nacht auf, dann muss derSchüler eben seinen Schlaf unterbrechenund eine Nachmitternachtsstundewählen.

Es ist eine unerlässliche Bedingung,dass der Schüler nach stattgefundenemExperiment so schnell als möglich dieRuhe aufsucht; er soll nichts mehrsprechen und seine Gedanken nur beidem Experiment und dessen Wirkungverweilen lassen. Hat er die Übungaußerhalb seines Wohnraumes gemacht,so muss er besorgt sein, mit keinemMenschen mehr in Verkehr zu treten undauf dem Heimwege allein zu sein undnicht mehr zu sprechen. Er darf sich nachdiesem Experiment keiner anderenodischen Influenz aussetzen, weshalb essehr gut ist, wenn er sich nachvollzogener Übung sofort mit dem in der7. Stufe gelehrten „OdischenSchutzmantel“ sorgfältig abschließt.

Wenn er es im Erzeugen diesesSchutzmantels bereits zu einer großenFertigkeit gebracht hat, so kann er ruhigauf dem Heimweg eine Straßenbahnbenutzen, er ist nun gegen odischeÜberstrahlung geschützt. Er darf sich nurmit keinem Menschen in ein Gesprächeinlassen – höchstens dass er mit kurzenwenigen Worten vom Schaffner dieFahrkarte begehrt, und in dieserBeziehung ist dem Schüler anzuraten dieRückfahrkarte schon vorher zu kaufen.

Wenn nun nach diesem Experiment vordem Einschlafen im Bette auch noch dasmonoideistische Experiment mit derzugespitzten Konzentration aufErweckung aller oder bestimmterokkulter Fähigkeiten angewendet wird,

so findet sicherlich in kurzer Zeit einekräftige Auslösung in der gewünschtenRichtung statt. Es werden sich dann beiallen Übungen ungeahnte Erfolgeeinstellen.

Wir wollen uns nun der vollstenAusbildung, bzw. der Nutzanwendungdes negativen Zustandes zuwenden.

Der negative Zustand ist einwunderbares Beruhigungsmittel für denMenschen. Er hilft uns Leid und Schmerzüberwinden, bringt uns Hoffnung undZuversicht. Der negative Zustand öffnetuns die Pforte zur inneren Erleuchtung.Seine praktische Verwertung steht inengster Verbindung mit einer gutausgebildeten Konzentrationsfähigkeit.

Allen geistigen Arbeitern, Gelehrten,Künstlern, aber auch allen nachErkenntnis ringenden Menschen sowiejenen, die sich in üblen Lebenslagenbefinden und sich nicht mehr zu helfenwissen, kurz, in jeder Lage des Lebensist der negative Zustand eine kräftigeHilfe, da er eine direkte Verbindung mitdem inneren geistigen Prinzipermöglicht. Der negative Zustand kannzu jeder Zeit, an jedem Ort und auch injeder Umgebung durchgeführt werden.

Zu diesem Zwecke muss der Schülerlernen, diesen Zustand herbeizuführen,ohne dass er die Organe für dieSinnesübermittelung schließt, also mitoffenen Augen und Ohren, stehend oderim Gehen.

Vorerst versuche er, in seinemÜbungszimmer bei Herbeiführung diesesZustandes die Augen offen zu halten. Erhabe vor sich auf dem Tische oder ander Wand einen ungefähr einenQuadratmeter großen Bogen reinesweißes Papier. Dann stütze er auf die anfrüheren Stellen angezeigte Art den Kopfin die Hände und verschließe nur mitden Daumen die Ohren. Die Augenbleiben offen und sind auf das weißePapier gerichtet. Dann ziehe er den Atemein und halte Kumbhaka. Durch denbekannten Druck, von der Zirbeldrüseausgehend, leite er nun den negativenZustand ein. Das Auge darf von derweißen Papierfläche keinesfallsabgewandt werden. Dieses Experiment

wird erst nach einigen Wiederholungengelingen.

Ist ein wiederholter Erfolg eingetreten,dann mag der Schüler den negativenZustand herbeiführen ohne Bannung desAuges mit dem weißen Papier. DieOhren sind dabei wieder mit denDaumen verschlossen, aber jetzt heißt esdie Fähigkeit zu erlangen, den Blickabsichtlich so zu verschleiern, dass derSchüler die ihn umgebendenGegenstände wohl sieht, sich aber davongedanklich nicht berühren lässt. Nachund nach wird es ihm gelingen, mitoffenen Augen sozusagen in ein „Nichts“zu starren. Ist er so weit gekommen, sohat er es leicht, den negativen Zustandmit offenen Augen auf die bekannte Art

durchzuführen.

Inzwischen soll sich der Schüler darinüben, dass er bei jeder passendenGelegenheit versucht, sein Gehörauszuschalten, ohne die Ohren zuverschließen. Das bedarf großerWillenskraft und einer ebenso großenGeduld. Aber es gelingt demAusdauernden. Die Töne rauschen amOhr vorüber als ein Unbestimmtes, siedürfen vom Gehörsinn nicht mehrregistriert werden; man muss durch vieleÜbung nach und nach lernen, sich beioffenen Sinnen von der Außenweltvollständig abziehen zu können. Ist mansoweit gekommen, dann muss manversuchen, den negativen Zustand mitoffenen Augen und Ohren einzuleiten, im

Stehen und schließlich auch im Gehen.Wenn nirgends der Schüler auf dieäußerste Geduldsprobe gestellt wird, soist es bei diesem Experiment. Es werdenbei vielen Schülern Monate vergehen,bis sie zum gewünschten Erfolgekommen.

Ist dieser aber wiederholt eingetreten,dann muss sich der Experimentierendeauch von seinem stillen Übungszimmerbefreien, er muss lernen, den negativenZustand mitten im stärksten Lärm an denbelebtesten Ort durchzuführen, freilichmuss er bei solcher Gelegenheit umseine persönliche Sicherheit besorgtsein. Übt man auf der Straße, so mussman sich eine geschützte Stelleaussuchen, um sich stützen oder anlehnen

zu können.

Jeder negative Zustand hat nur dannpraktischen Wert, wenn ihm eine starkeKonzentration in einer bestimmtenRichtung vorangegangen ist. Um also ineiner bestimmten Richtung Erleuchtungzu bekommen, muss man vor Einleitungdes negativen Zustandes erst in dieserRichtung andauernd konzentrieren. Wennman sich z. B. in irgendeinerwissenschaftlichen Frage, bei einemkünstlerischen Problem, in einerbedrängten Lage des Lebens usw. inUnklarheit befindet, so setze man sichhin, konzentriere sich durch 15 bis 25Minuten mit vollster Energie und demzugespitzten Wunsche nach Wissen undKlarheit, mit seinen Gedanken auf die

betreffende Frage, auf das Problem oderauf die unangenehme Lage, in der mansich befindet und führe dann sofortanschließend den negativen Zustandherbei, den man sich bemüht, so langeals möglich festzuhalten. In den meistenFällen wird sich die ersehnte Lösungsofort nach Beendigung des negativenZustandes, — oft auch erst einigeStunden später in einer unerwartetengroßartigen Weise einstellen. Einevöllige Erfolglosigkeit ist bei richtigerDurchführung des Experimentesausgeschlossen.

Den negativen Zustand mitvorangegangener Konzentration mittenim Lärm des Tages und mit offenenSinnen durchzuführen, hat nur den

Zweck, diesen Zustand auch in Stundender Gefahr ausnützen zu können. ImAllgemeinen aber empfiehlt es sich,denselben in stiller Abgeschiedenheitund mit den durch die Fingerverschlossenen Augen und Ohrenanzuwenden. Es ist auch gut, gleichzeitigmit den beiden kleinen Fingern dieNasenlöcher zuzudrücken. Der Schülerwird dann das Kumbhaka erfolgreicherzu halten imstande sein. GroßeErleuchtungen werden in der Stille, inder Abgezogenheit gewonnen, das Toröffnet sich meist erst so recht, wenn dernegative Zustand unter demvollständigen Ausschluss der Sinne undin der Einsamkeit vollzogen wird.

Allen meinen Schülern lege ich es ans

Herz, die äußerste Geduld und Ausdaueranzuwenden, damit sie diesesExperiment voll und ganz zu bemeisternimstande sind. Es birgt eine großeQuelle von Glück, Erkenntnis undSeelenfrieden in sich. Wer nur einmaleinwandfrei und mit Erfolg diesenZustand herbeizuführen vermochte, wirdin allen Fällen seines Lebens sichdesselben bedienen und ihn wertschätzenlernen. Freilich muss er vorsichtig seinund gelernt haben, die Spreu vom Kornzu unterscheiden, sonst kann ihm dieserZustand manche Gefahrheraufbeschwören, besonders wenn erauf die Hauptbedingung zu achtenvergisst, dass dieser Zustand nur dannherbeigeführt werden darf, wenn die

Seele ruhig ist, wenn sie von keinerLeidenschaft durchflutet wird, wennHarmonie und Friede vorherrschen. Werden negativen Zustand einleiten will, umirgendeiner Sorge, einer quälendenUnklarheit oder eines Leides Herr zuwerden, muss unbedingt vorerst inseinem Innern einen Zustand dererwartungsvollen, ergebenen,aufnahmefähigen Ruhe durch die infrüheren Stufen angezeigten, mit demrhythmischen Atmen in Verbindungstehenden Übungen herbeiführen. Fernerwolle man nicht vergessen, dennegativen Zustand niemals bei vollemMagen, also unmittelbar nachMahlzeiten, einzuleiten. Durch dasgeheimnisvolle, infolge dieses

Experimentes geöffnete Tor kann allesströmen, Gutes wie auch Böses, und eshängt nur von der körperlichen undseelischen Verfassung des Übenden ab,welche Gäste bei ihm einziehen werdenund ob er zur Beute des Lügengeisteswird, oder ob es ihm vergönnt ist, ausder Quelle der Wahrheit Erleuchtung undhöheren Frieden zu schlürfen.

Und noch eins! Vielleicht schon imAnfang, oft aber erst, wenn der Schülerden negativen Zustand voll und ganzbeherrscht, wird sich während desselbenein leuchtendes, glänzendes Bild vorseinem inneren Schauen entwickeln, einruhiges, klares Auge oder ein glänzendesAngesicht. Da entsteht für den Schülereine sehr schwere Aufgabe. Er darf ja

nicht denken, er darf während desnegativen Zustandes keine Eindrückeaufnehmen, da dies sofort eineUnterbrechung und ein Misslingen desExperimentes zur Folge haben würde. Erdarf nicht staunen nicht Verwunderungoder Entzücken aufkommen lassen, ermuss es unterlassen, das sich ihmdarstellende Bild in seinem Bewusstseinzu registrieren. Es ist das derselbe Fall,wie wenn jemand mit offenen Augendiesen Zustand herbeiführt; er sieht dieDinge, nimmt sie aber in sich nicht auf.In einer späteren Entwickelungsstufe sollihn diese Erscheinung in demAugenblick, wo sie die vollste Klarheiterreicht hat, bedeuten, dass er dennegativen Zustand beenden kann, dass

die inneren Kräfte das von denGedanken ausgeleerte Gehirn, welchesin diesem Zustande einem reinen,unbeschriebenen Blatt Papier gleicht,nunmehr mit ihrer geheimnisvollenSchrift präparierthaben und dass es Zeit ist, in dentagwachen Zustand überzugehen, damitjene Schrift sich in Gedankenwellenumsetzen könne.

Wer jene Erscheinung ist, werden nundie Schüler fragen? Darüber gebe ichkeine Auskunft. Durch den negativenZustand kann sich jeder Schüler dieseFrage selbst beantworten.

Dem Geübten allerdings wird dieseErscheinung, besonders wenn er einmal

weiß, mit wem er es zu tun hat, nocheinen Nutzen bringen. So absurd es demLaien klingen mag, so wahr ist es auch,dass der Geübte, stark Sensitiveimstande ist, ohne auch nur den leisestenGedanken zu haben, also bei vollsterAusleerung des Gehirns, dennoch dieBildung und Entwickelung einesPhänomens zu beobachten. Der negativeZustand löst eine Kraft in uns aus, die esdem Experimentierenden ermöglichtgeistige Eindrücke ohne Gedankenarbeit,also ohne Mithilfe des „stofflichen“Gehirns, aufzunehmen. Es arbeiten hierdie inneren Prinzipien des Menschen,die im sogenannten„normalen“ Zustand latent in uns liegen.Diese ermöglichen es, die sukzessive

Bildung des Phänomens zu beobachten.Wenn sich nun durch dessen Hilfe dasAuge ernst und drohend oder dasAngesicht kalt und starr dem innerenSchauen zeigt, dann weiß derExperimentierende, dass jenesgeheimnisvolle „Etwas“ eineMissbilligung ausdrücken will, eineWarnung, die sich meist auf die Ursache,wegen welcher das Experimenteingeleitet wurde, bezieht. Wenn einausgesprochen egoistisches Motiv dasExperiment veranlasste, dann kann derSchüler während des negativenZustandes wohl mit seinem innerenSehvermögen in ein sehr düsterdrohendes Auge blicken. Er mag dannwissen, dass es besser für ihn ist, in der

betreffenden Angelegenheit keinegeistige Lösung zu suchen und ihr denfreien Lauf zu lassen. Die Warnung desP hä no me ns W i r d besonders danneintreten, wenn es sich bei demExperimente um einen Eingriff inkarmische Verbindungen handelte.

Der negative Zustand wird auch zuverschiedenen anderen okkultenExperimenten verwendet, insbesonderelässt seine Vertiefung einen Zustanderreichen, in welchem derExperimentierende für eine gewisse Zeitso sehr in die geistigen Sphären aufgeht,dass er das Bewusstsein seinerKörperlichkeit verliert. Wir werdenspäter noch darauf zurückkommen, bittenaber vorerst den Schüler, sich

unermüdlich der vollsten Entwickelungdes negativen Zustandes hinzugeben.

Die Vorübungen zur willkürlichenTatwaveränderung werden nun abermalserweitert. Der Schüler muss sich jetztmit dem Grundton seines Wesensvertraut machen.

Jeder Mensch hat andereGrundschwingungen, welche genau mitder Grundschwingung jenesTierkreiszeichens in Harmonie stehen,welchem der Mensch zugehört. DieseErkenntnis entspringt astrologischenPrinzipien. Der Mensch wird von jenemTierkreiszeichen beeinflusst, das imAugenblick seiner Geburt amOsthorizont aufsteigt.

Nun hat aber jedes Tierkreiszeichenseinen bestimmten Ton, und zwar:

Widder ♈ = cStier ♉ = cisZwillinge ♊ = dKrebs ♋ = disLöwe ♌ = eJungfrau ♍ = fWaage ♎ = fisSkorpion ♏ = gSchütze ♐ = gisSteinbock ♑ = aWassermann ♒ = aisFische ♓ = h

Der Grundton eines Menschen, der z. B.im Zeichen Stier ♉ geboren ist, wirddemnach „cis“ sein. Dieser Ton, weil

seinem Wesen urverwandt, wird in ihmdas Bestreben zur Erzielung desseelischen Gleichgewichtes hervorrufen;wenn er länger diesen Ton hört, wird erruhig und harmonisch werden.

Es ist nun Aufgabe des Schülers sichsein Grundton zu suchen. Werastrologisch gebildet ist, berechne sichsein Horoskop oder lasse es sich voneinem einwandfreien, wissenschaftlichgebildeten Astrologen anfertigen, dochsei man vorsichtig, dass man nichtScharlatanen in die Hände fällt. Eskommt hier auf den genauen sphärisch-trigonometrisch berechneten Punkt derEkliptik an, der im Augenblick derGeburt den Osthorizont kreuzt. JenesZeichen, welchem dieser Punkt angehört,

enthält den Grundton des Betreffenden.

Wer sich aber die Auslagen eines gutberechneten Horoskops nicht machenwill, der kann seinen Grundton mit Hilfeeines Instrumentes feststellen. Am besteneignet sich dazu ein Harmonium oder einInstrument, auf welchem sich mehrereOktaven eines Tones durch längere Zeitohne Unterbrechung festhalten lassen.Auch ein Piano ist dazu zu verwenden,doch wirkt das öftere Anschlagen desTones etwas störend und den Erfolgverzögernd.

Der Schüler setze sich vor seinInstrument, konzentriere sich scharfdarauf, dass es ihm gelingen werde,seinen Grundton zu erkennen, dann leite

er den negativen Zustand ein. NachBeendigung desselben gehe er in dermittleren Oktave auf seinem Instrumentalle Töne von c bis h durch, bei jedemlänger verweilend, und kontrolliere denEindruck, den jeder Ton auf das Gemütmacht, sehr sorgfältig. Jenen Ton, beiwelchem er fühlt, dass nicht nur großeSympathie vorherrscht, sondern auch einGefühl der Ruhe, des Gleichgewichts,der Zugehörigkeit entsteht, untersuche ernun durch folgendes Experiment genauer.

Er atme rhythmisch und bringe sich ineine sehr friedliche, empfänglicheStimmung. Dann schlage er denbetreffenden Ton zuerst in allen Oktavenhintereinander an. Hierauf ziehe er denAtem ein, halte ihn durch längere Zeit in

Kumbhaka fest, schlage sogleich denTon in allen Oktaven „gleichzeitig“ anund überlasse sich der Wirkung derTonwellen so lange, bis er fühlt, dass er„eins“ mit diesem Tone ist. Kann dieserZustand mit dem betreffenden Ton nichterreicht werden, so muss er dasExperiment abermals beginnen und einenanderen Ton, der sympathisch erscheint,näher prüfen.

Dieses Experiment wird bei einemeinmaligen Versuch selten zurZufriedenheit gelingen, meist bedarf esoftmaliger Wiederholungen, so oft sicheben Gelegenheit dazu ergibt. Aberschließlich muss es dem Schülergelingen, seinen Grundton endgültigfestzustellen. Das Instrument muss auf

Normalstimmung gestellt sein. Es ist zubeachten, dass dieses Experimentkeinesfalls während des Akashtatwasvorgenommen werden darf.

Ist es ihm gelungen, so muss er trachten,sich mit diesem Ton so vertraut zumachen, dass er ihn zu jeder Zeit in allenOktaven rein und klar in sich erzeugenkann, was vieler Übung und einer stetenKontrolle durch das Instrument bedarf.

Wenn der Schüler harmonischeGedankenschwingungen in Hinkunft mitdiesem Ton begleitet, d. h. wenn erdabei gleichzeitig in seinem Innerndiesen Ton erzeugt, so werden diebetreffenden Gedankenschwingungen anKraft und Wirksamkeit großartig

gewinnen. Er soll also sein ganzesInnenleben gewissermaßen auf diesenTon einstellen.

Der betreffende Grundton wird demSchüler in einer bestimmten Oktave ambesten zusagen. Diese Oktave entsprichtdann seinem Entwickelungsgrad. DenTon dieser Oktave halte er auch festbeim Sprechen gewisser Sinnsprüche.Das brauchen durchaus keine indischenMantrams zu sein. Der Schüler gewöhnesich an, öfters erhebende, dem geistigenHöherstieg oder der wahrenNächstenliebe dienende, in einepoetische Form gegossene Gedanken inder Tonlage des Grundtones zusprechen. Das gibt Kraft derÜberwindung und festigt den inneren

Frieden.

Der Grundton des Schülers hat aber aucheine Rolle bei der willkürlichenTatwaveränderung zu spielen, und zwarmuss er ihn mit den Vorstellungen derTatwaeigenschaften folgendermaßenverbinden lernen.

Bei Akashtatwa: Der Vorstellung derschwarzen, glänzenden Farbe, desbitteren Geschmackes, der ohrähnlichenFigur, der Wirbelbewegung und desalles durchdringenden Äthers hat sichdie Vorstellung des nach allen Seitensich ausbreitenden Raumes, dieErzeugung des Grundtones in dermittleren Oktave und das Aussprechendes Wortes „Ham“ in der gleichen

Tonlage zu verbinden.

Bei Vayutatwa: Mit der Vorstellung derhellgrünen (auch blauen) Farbe, dessauren Geschmackes, der nullförmigenFigur, der Bewegung im spitzen Winkel,des luftigen Prinzips, ferner einessäuerlich scharfen Geruches ist dieErzeugung des Grundtones in einer sehrhohen Oktave und das Aussprechen desWortes „Pam“ in gleicher Tonlage, zuverbinden.

Bei Tejastatwa: Der Schüler verbindemit der Vorstellung der roten Farbe, desscharfen hitzigen Geschmackes, desflammenden Dreiecks, deraufwärtsstrebenden Bewegung, desFeuers, der Hitze und des Lichtes, sowie

der Ausdehnung und eines heißbeißenden Geruches, die Erzeugung desGrundtones in einer hohen Oktave (IOktave tiefer als bei Vayu) und dasAussprechen des Wortes „Ram“ in dergleichen Tonlage.

Bei Prithvitatwa: Die Vorstellung dergelben Farbe, des süßen Geschmackes,der viereckigen Figur, der horizontalenBewegung, des klumpigen erdigenPrinzipes, sowie der Kohäsion undschließlich eines süßen Geruchesverbindet sich mit der Erzeugung desGrundtones in einer sehr tiefen Oktaveund dem Aussprechen des Wortes „Lam“in der gleichen Tonlage.

Bei Apastatwa: Zu der Vorstellung der

weißen Farbe, des herbenzusammenziehenden Geschmackes, desHalbmondes, der nach abwärtsgerichteten Bewegung, des Wassers undder Kälte, sowie der Zusammenziehungals auch des zusammenziehendenGeruches muss sich die Erzeugung desGrundtones in einer tiefen Oktave (IOktave höher als bei Prithvi) sowie auchdie Aussprache des Wortes „Vam“ ingleicher Tonlage beigesellen.

Es wird dem Schüler aufgetragen,nunmehr diese Vorübungen zurTatwaveränderung sehr ernst, mitAusdauer und so oft als tunlichdurchzuführen. Er hat demnächst eingrößeres Experiment, das in dernächsten Stufe geschildert wird, sich

anzueignen und kann dann, wenn erimstande war, alle Bedingungen zuerfüllen, sein Tatwa beherrschen.

Die in Stufe 7 angegebene Übung,welche das Astralleibaussendenvorbereiten soll, kann auch vorzüglichzu tatwischen Zwecken als Vorbereitungdienen, und zwar insofern, als derSchüler nach durchgeführter Übung nocheinige Zeit in seiner Stellung bleibt undstarr in den blauen Himmel sieht ohne zuzucken und zu zwinkern. Er lasse seineGedanken so viel als möglich ruhen undatme rhythmisch. Vor seinen Augenwerden sich am Firmament nach undnach wogenartige Gebilde zeigen, dieder Wasserdampf in der Atmosphäreverursacht. In einigen späteren Übungen

jedoch werden sich ihm am Himmelallmählich die Farben der Tatwaszeigen. Und nun wird er auchGelegenheit haben, den Lauf derUntertatwas verfolgen zu können. JedesTatwa schwingt normal durch 24Minuten, der ganze Tatwalauf vollziehtsich also in 2 Stunden. Bleibt ein Tatwalänger als 24 Minuten im Körpervorherrschend, so bedeutet das eineStörung im Organismus. Bei starkenFiebern z. B. hält Tejastatwa dauerndan, oftmals Tage und Wochen lang. Innormaler Folge hat jedes Tatwa dieUnterströmung des ganzen Tatwalaufes.Wenn z. B. in einem bestimmtenAugenblick Tejastatwa eintritt, so wirdnicht ganz 5 Minuten lang Tejas mit

Akashunterströmung, die weiteren 4,8Minuten Tejas mit Vayuunterströmung,später reines Tejas, die darauffolgenden4,8 Minuten Tejas mitPrithviunterströmung und schließlichTejas mit Apasunterströmung fließen. Eswird sich während dieser Zeit stets dierote Farbe zeigen, nur an derUmgrenzung oder im Kern ist verlaufenddie Farbe der Unterströmung zuerblicken. Es ist hier nicht der Raum, umauf diese Verhältnisse näher einzugehen,doch ist es für den Schüler dringendwichtig, sich über die Tatwalehre durchdas vom gleichen Verfasser bearbeiteteBuch „Tattwische und AstraleEinflüsse“, 4. Auflage, belehren zulassen.

Die vorgenannte Übung zeitigt außerdemnoch einen Erfolg. Wenn der Schüler inder Lage ist sie oft anzuwenden, wird essehr bald gelingen, sowohl an derStrahlung des Solar-Plexus seineseigenen Körpers sowie an anderenMenschen das in ihnen vorherrschendeTatwa zu erkennen.

„Gesegnet sei der Yogi“, heißt es in derindischen Geheimphilosophie, „derimstande ist, durch die Knochen zuatmen!“ Der Schüler wolle dasungläubige Lächeln das sich auf seinenLippen bildet, unterdrücken undvertrauensvoll das nachstehendeExperiment durchführen.Er wird nacheinigen Wiederholungen dieser Übunganderen Sinnes werden.

Er lege sich auf das Sofa, stimme sichvollkommen ruhig und harmonisch undatme unausgesetzt rhythmisch. Dannspanne er alle Muskel ab. Und nun mussseine Willenskraft und seine bereits gutausgebildete Imagination in Tätigkeitgesetzt werden. Während des ruhigen,rhythmischen Atmens ziehe er das Pranadurch die Füße in die Knochen und stoßedie verbrauchten Stoffe wieder aus.Seine Imagination, muss ihm das geistigeBild der Tätigkeit der Haut vor Augenführen resp. erkennen lassen. Seingeistiges Empfinden muss ihm das Pranader Luft von der Haut wie von einemSchwamm aufsaugen und es durch dieFüße in die Knochen einströmen lassen.Er muss die geistige Vorstellung

erwecken, wie das Prana dieseKörperteile vollständig durchsetzt, Blut-und Säftestockungen aufhebt und alleverbrauchten Teile durch die Poren nachaußen entfernt. Auf die gleiche Weiseatme er durch die Beine, den Unterleib,den Magen,schließlich durch die Brust, die Armeund durch den Scheitel. Dann lasse ergleicherart den pranischen Atem beimSolar-Plexus eintreten, ziehe ihn durcheinen Willensakt in die Wirbelsäule undlasse ihn in derselben hinauf- undherunterströmen. Wenn der Schülerdiese Übung gut ausführt, so wird er sichwie neugeboren fühlen, sein ganzerOrganismus wird mit belebender Kraftdurchströmt sein.

Eine weitere sehr wichtige Übung istfolgende:

Der Schüler nehme zum Zwecke derDurchführung eines Pranayams diePadmasanastellung ein. (Wem das nichtmöglich ist, der wähle die gewöhnlicheorientalische Stellung.) Er atme voll undtief ein, mit der kräftigen Vorstellung,viel Prana eingesogen zu haben.Während des Kumbhakas nun muss erdie geistige Vorstellung entwickeln, wiesich das eingeatmete Prana im Solar-Plexus sammelt. Dann drückt er Prana indie Wirbelsäule, was durch ein leichtesZusammenziehen der Kehle und durcheine starke Willenskraft bewerkstelligtWird. Er zieht sodann ein wenig denAfter zusammen und lässt Prana die

Wirbelsäule aufwärts strömen. Durcheine leichte Ausdehnung des Afterssteigt Prana wieder die Wirbelsäuleabwärts. Das wird fortwährend beiKumbhaka siebenmal wiederholt, unddann erst kann Rechaka eingeleitetwerden. Das ganze Experiment, welchesals Vorübung für ein größeres, sehrwichtiges gilt, wird ebenfalls siebenmalwiederholt. Der Schüler wird jedochdringend gewarnt sich ganz aufrecht zuhalten, damit die Wirbelsäule nichtgekrümmt ist, sonst könnte er sichpsychisch und physisch schädigen. Ermache dieses Experiment wöchentlichmindestens zweimal, doch stets nur invollster Harmonie und Seelenruhe!

Nochmals zurückkommend auf die in

Stufe 7 angegebene Vorübung zumAussenden des Astralkörpers, solldieselbe jetzt eine Erweiterung erfahren.Während des unverwandten Schauens inden Himmel setze der Schüler mit einerscharfen Konzentration ein, dass es ihmgelinge, seinen Astralkörper zu lösenund mit Rückerinnerung auszusenden.Die Muskeln müssen in der bekanntenWeise vollständig abgespannt sein. Nachder Konzentration gehe er in dennegativen Zustand über und halte ihn solange als möglich an. Dann hole erAtem, konzentriere neuerdings und leiteabermals den negativen Zustand ein. DerSchüler mag diese Übung nach Beliebenausdehnen, soll sie keinesfalls aber mehrals siebenmal hintereinander

durchführen. Wer wenig ins Freiekommt, mag sich ein Ruhebett zumgeöffneten Fenster schieben und aufdiesem die Übung ausführen, doch musser Vorsorge treffen, dass er nicht stürzenkann, wenn durch das Lösen desAstralkörpers eine gewisseBewusstlosigkeit eintreten sollte. Auchmuss er darauf achten, von keinemMenschen beobachtet zu werden.

Die Übungen der Stufe 6, soweit sienicht abgeändert wurden, werdennunmehr seltener durchgeführt,keinesfalls aber ganz ausgelassen. Dienicht erweiterten Übungen der Stufe 7bleiben vorläufig noch bestehen undwolle der Schüler keineVernachlässigung derselben eintreten

lassen.

Die Erfolgübung soll jedesmal mit demrhythmischen Atmen durchgeführtwerden.

9. Stufe.Dieser Abschnitt führt den Schüler andie Schwelle, die zu überschreiten nichtjedem gegeben ist, es sei denn Zeit fürihn.

Der Apfel fällt vom Baume, wenn er reifgeworden ist. Das Tor öffnet sich nurdem, der es verstanden hat, sich desSchlüssels zu bemächtigen. Und derSchlüssel ist die geschulte Willenskraft,die Fähigkeit einer scharfenKonzentration und die sichereBeherrschung der Gedankenwelt. Dasbiblische Wort: „Niemand kommt zumVater, denn durch mich“, könnte manauch in dieser Beziehung anwenden. DerMittler, der zum Vater führt, ist die

entsprechende Entwicklung derGedanken- und Willenskräfte, ohne diees keinem Menschen möglich ist, weitervorzudringen, also zum Vater — zurhöchsten Entfaltung seiner Kräfte unddamit zur höchsten Erkenntnis — zugelangen.

Und selbst diejenigen Schüler, denen esgelungen ist, an der Hand der bisherigenAnweisungen den nötigenEntwicklungsstand zu erreichen,bedürfen noch großerKraftanstrengungen, um sich den Wegfrei zu machen, denn der Besitz desSchlüssels hat das Tor noch nichtgeöffnet — sie müssen das Schlossfinden und dürfen die Mühe undAnstrengung nicht scheuen, den

Schlüssel handhaben zu lernen, denn erist von ganz besonderer Art und vonkompliziertester Konstruktion.

Haben sie es aber zustande gebracht,sich das Land der „wahren“ Freiheit zuöffnen, dann mögen sie darauf bedachtsein, es in der würdigen Verfassung zubetreten.

Hier kann nur der ungestraft eintreten,dessen Kleid blütenweiß ist, der sichvon allen Banden frei gemacht hat, diean das Irdische fesseln, der alleLeidenschaften erstickt hat, alle Unrastund alle Friedlosigkeit. Er muss derunbedingte Herr geworden sein überseinen Körper und dessen Sinne, sowieüber sein Gemüt: „Er muss rein

geworden sein an Körper und Seele.“

In vollster Herzens- undGedankenreinheit, in irdischerBedürfnislosigkeit, in Liebe undopferfreudiger Barmherzigkeit zu allenGeschöpfen, in Selbstlosigkeit undFreiheit von allem Egoismus muss er dieSchwelle überschreiten. Auf seinerStirne muss die Liebe thronen, ausseinen Augen der wahre Friede strahlenund in seinem Herzen die Tugendwohnen. Wenn auch, da er ja auf derErde wandelt, die Füße auf derselbenstehen, so muss sein Haupt doch in denHimmel ragen.

So ausgerüstet vermag er würdigeinzutreten in das Unbekannte, wo die

Schauer der Ewigkeit wehen, wo er derWahrheit ins Antlitz sehen darf.

Wer von allen Schülern soweit ist, dermag getrost die Übungen dieser und dernächsten Stufe in Angriff nehmen — ihmwird kein Schaden werden. Wer aberüber das „Menschliche“ in sich nochnicht hinübergekommen ist, der versuchenicht, an dem für ihn nochverschlossenen Tore zu rütteln — erwürde sich körperlich und geistigschwere Wunden zufügen. Der vertiefedas bisher Errungene und warte, bisseine ethische Entwicklung diegeforderte Stufe erreicht hat, sei es nunin diesem oder in einem späteren Leben.Kraftvoll halte er das Errungene fest undsei für die übrige Zeit seines Lebens

emsig darauf bedacht, seinen innerenMenschen zu fördern. Was er bishererreicht hat, geht ihm nicht verloren. Ineinem späteren Dasein bildet es dieBasis für eine günstigere und schnellereEntwicklungsmöglichkeit.

Wer hoch steigt, kann tief fallen! Daswolle jeder meiner Schüler beherzigen!Der Inhalt dieses und des letzten Briefesist daher zum größeren Teile nur für jenezur praktischen Anwendung bestimmt,die sich nach ehrlicher Prüfung zu sagenvermögen, dass ein Fall für sieausgeschlossen ist. Die anderen Schüleraber wollen es — mit Ausnahme derÜbungen in der Telepathie, derPsychometrie, des Hellsehens undHellhörens, sowie des Magnetisierens,

welche sie ungescheut weiter anwendenkönnen — nur bei der Lektüre bewendenlassen. Nach dieser aufrichtigenWarnung, um deren Beherzigung innigstgebeten wird, sei nun im Nachstehendender weitere Lehrgang angeführt.

In Stufe 6 wurde dem Schüler gezeigt,wie er den Atemstrom auf mechanischeArt zu regeln vermag.

Die Überleitung des Atems von dereinen auf die andere Seite ist nur für denAnfänger durch Rippenpressung nötig.Der Vorgeschrittene vermag dasselbeResultat durch folgende Übung zuerreichen. Wer z. B. Chandra-Atem(also links) hat und will den Atem nachrechts (Surya-Atem) überleiten, der

schließe das rechte Nasenloch mit demFinger zu, atme durch das linkeNasenloch tief ein, drücke den Atem inden Plexus und halte ihn dort mit demkonzentrierten Willen fest, dass derAtem nach rechts strömen soll. Sodannwird der Atem vom Plexus aus in dierechte Leibgegend gepresst, indem mandurch einen leichten Druck die rechteLunge etwas aufbläht. DiesesHinüberpressen soll nur kurze Zeitdauern. Man hat dabei dieKonzentration, dass der ganze rechteLungenflügel und nach und nach dieganze rechte Seite vom Sonnenpranaerfüllt ist. Dann ziehe man den Atem denrechten Lungenflügel fühlbar herauf,durch die rechte Halsseite, und atme bei

geschlossenem linken Nasenflügel durchden rechten langsam aus, mit dem festenWillen, dass nunmehr der Atem rechtsströmt. Für eine Reihe von weiterenAtemzügen — etwa 7 oder zwölf —bleibt das linke Nasenloch mit demDaumen verschlossen, und es wird dabeiimmer rechts eingeatmet und jedesmalder Atem auf die beschriebene Art undmit der entsprechenden Konzentrationüber den Solar-Plexus nach rechtsgepresst. Dann erst kann man wieder freiatmen, um zu konstatieren, ob dasExperiment den gewünschten Erfolg hat.

Das wird natürlich bei der erstenAnwendung schwerlich der Fall sein.Aber man lasse sich keinesfallsentmutigen und wiederhole es sofort,

unter Umständen oft sogar vier- bisfünfmal. Und wenn der volle Erfolgtagelang ausbleiben sollte — der fleißigÜbende erreicht ihn sicher, und mit derZeit wird es sogar nur eines einzigenAtemzuges und Druckes auf dieentgegengesetzte Seite bedürfen, umsofort die gewünschte Atemströmungherbeizuführen.

Bei dem Experiment kann sich derSchüler auch damit helfen, dass er beimWechsel zum Surya-Atem in seinerentwickelten Imaginationsfähigkeit sichvon Wärme durchströmt fühlt und sichgeistig mit dem Feuer und der Sonneverbindet. Beim Wechsel zum Chandra-Atem entwickle er durch seineImagination das Gefühl der Kälte und

des Wassers und verbinde sich geistigmit dem Mond.

Diese Übung führe man in der erstenZeit in einer der Yogistellungen durch,später aber auch im Liegen, Sitzen oderStehen, keinesfalls aber beim Gehenoder einer sonstigen Bewegung. Fernerist darauf zu achten, dass der Übendenicht beobachtet wird, dass er in vollerRuhe und Harmonie ist, und dass sichsein Magen nicht im erstenVerdauungszustand befindet.

Unbedingt verboten ist, durch „solche“Übungen Sushumna herbeiführen zuwollen. Wenn es für ganz kurze Zeitbeim Übergang von selbst eintritt, sowarte man ruhig den Wechsel ab. Die

Verbindung zur Sonne bzw. zum Mondwird dadurch erleichtert, dass man sichschon vor Beginn des Experimentes dazupräpariert, indem man geistig auf dieSonnen- bzw. Mondübungen Bezugnimmt und sich willenskräftig vorstellt,dass der Plexus durch ein fluidales Bandmit dem Mond oder der Sonneverbunden ist und für die ganze Dauerder Übung auch bleibt.

Die willkürliche Tatwaveränderungbedarf nur mehr noch einervorbereitenden Übung.

Durch einige Wochen hindurch macheman vorerst die Umleitung, auf folgendeArt. In liegender Stellung und zu einerZeit, wo man vor jeder Störung sicher ist

und in einem abgesonderten Raum leiteman diese Übung mit dem rhythmischenAtmen ein, das einige Minuten währensoll. Dann führt man ein Pranayamdurch. Beim Einziehen der Luft (Puraka)wird man auf die Natur des zuerreichenden Tatwas Rücksicht nehmen.In Stufe 7 wurde auf die Verbindung derTatwas mit dem rechtsseitigen oderlinksseitigen Atem aufmerksam gemacht.So ist bei Chandra nur das Apastatwabesonders günstig und allenfalls Prithvi,dagegen bei Surya das Tejas- undPrithvitatwa. Vayu ist nicht in allenFällen bei Surya günstig. Eine bessereÜbersicht der Zusammengehörigkeitbeider Akasha-Modifikationen erhaltenwir durch Beachtung der Natur sowohl

der Tatwas als auch der beidenAtemströmungen. Apas und Vayu sinddie beiden kühlen Tatwas und Tejas undPrithvi die warmen. Da nun derMondatem (Chandra) ebenfalls kühlerNatur ist, so eignet ihm eigentlich Vayuund Apas. Der Sonnenatem (Surya) istwarmer Natur, daher sind ihm Tejas undPrihtvi zugehörig. Da es sich hierweniger um die günstige Wirkung einesTatwas während eines bestimmtenAtemstromes handelt, sondern um dieErzeugung eines Tatwas, so muss mansich an die Natur desselben halten.

Man wird also vor dem Einziehen desAtemstromes je nach der Natur desgewünschten Tatwas Chandra oderSurya einleiten. Ist das geschehen, so

wird für das nun folgende Pranayam derAtem durch das entsprechendeNasenloch eingezogen, das dem Tatwaentspricht, also wenn Prithvi oder Tejasgewünscht wird, durch das rechte undbei Vayu oder Apas durch das linkeNasenloch.

Schon während des Einziehens desAtemstromes muss man sich das imAtem enthaltene Prana tatwischdurchstrahlt denken. Die lebhafteImagination muss uns alle tatwischenEigenschaften empfinden lassen undfühlbar machen. Dabei muss das, dasbetreffende Tatwa beherrschendeSymbol in der entsprechenden Tonhöheintensiv, sozusagen laut gedacht werden.Wenn Kumbhaka einsetzt, so muss man

den so gefärbten Pranastrom einige Maleden ganzen Körper hindurchlaufenlassen, um ihn schließlich durch einenstarken Willensakt die Wirbelsäuleentlang bis hinauf in die Zirbeldrüse zubringen. Immer jedoch muss dieEmpfindung der Tatwaeigenschaftenfestgehalten werden. Desgleichen auchbeim Ausatmen (Rechaka), das durchdasselbe Nasenloch, mit welchemeingeatmet wurde, zu geschehen hat.Man setzt bei Rechaka mit der starkenKonzentration ein, dass man nunwirklich in dem gewünschten Tatwaschwingt. Wenn der ganze Vorgangsiebenmal wiederholt wurde, bleibt mannoch etwas ruhen und atmet rhythmisch.Dann kann man den Erfolg mittelst

Perlen, geistigem Schauen oderBetrachtung des Solar-Plexus prüfen.

An einem Beispiel soll der ganzeVorgang klar gelegt werden.

Man will z. B. das Tejastatwa erzeugen.Wenn man sich äußerlich wie innerlichzur Ruhe gebracht hat atme man einigeMinuten rhythmisch. Dann leitet man,wenn man augenblicklich Chandraatemhat, auf die an anderer Stellebeschriebene Weise den Suryaatem(also rechts) ein. Ist der volle Erfolgkonstatiert, so wird mit dem Pranayambegonnen. Man zieht den Atem langsamrechts ein. Damit hat sich die intensiveVorstellung und Empfindung der rotenFarbe, des scharfen, hitzigen

Geschmackes, des flammenden Dreiecks(innerhalb welches man sichhineindenkt) der aufwärtsstrebendenBewegung, des Feuers, der Hitze unddes Lichtes, der Ausdehnung, einesheißbeißenden Geruches zu verbinden,sowie die Erzeugung des Grundtones ineiner hohen Oktave und das gedanklicheofte Aussprechen des Wortes „Ram“ inder gleichen Tonlage. Nicht nur an sichselbst, sondern sogar an demeingesogenen Luftstrom muss derÜbende sich bestreben, dieEigenschaften des Tejastatwa zuerkennen.

Nun macht er Kumbhaka, indem er denso gefärbten Pranastrom einige Maledurch den Körper ziehen lässt, um ihn

schließlich mit großer Kraft dieWirbelsäule entlang, hinauf in dieZirbeldrüse zu ziehen, welche stark mitden Eigenschaften des Tejas gesättigtwerden muss. Auch jetzt mussunaufhörlich die Silbe „Ram“ in derbetreffenden Tonlage „laut“ gedachtwerden.

Hierauf geschieht das Ausatmen(Rechaka) durch das rechte Nasenlochmit dem festen Willen, dass sich dieUmänderung in das Tejastatwa bereitsvollzogen habe. Doch auch währenddieser Konzentration darf mankeineswegs die oben erwähntenVorstellungen der Tatwaeigenschaftenfallen lassen, noch vernachlässigen.

Dieser Prozess wird siebenmalhintereinander ohne Unterbrechungdurchgeführt. Nach einigen Minuten derRuhe, die man mit dem rhythmischenAtmen zugebracht hat, kann man mit denPerlen und mit dem, durch die Übungendes Strahlensehens entwickeltengeistigen Schauen auf den Solar-Plexus,den Erfolg prüfen, ebenso dadurch, dassman die Augen schließt und mit denHänden bedeckt.

Es ist selbstverständlich, dass auchdieses Experiment nicht sofort einzufriedenstellendes Ergebnis aufweisenwird. Geduld und Ausdauer ist auch hierBedingung. Es wird nach mehr oderminder öfteren Wiederholungen gelingen— man muss nur davon überzeugt sein!

Der ZweifeI beeinträchtigt bei allensolchen Übungen, dagegen ist die festeZuversicht das halbe Gelingen. DieseÜbung ist die Grundlage für das letzte,entscheidende Experiment, das in der10. Stufe angegeben wird und dieTatwabeeinflussung ohne größereUmständlichkeiten lehrt.

Der Schüler sei gewarnt, dass ervorläufig nicht das Akashtatwaherbeizuführen sich verleiten lasse! Erwürde sich sonst sehr schädigen.

Nunmehr muss sich der Schüler dieEntwicklung einer reineren „Meditation“angelegen sein lassen.

Der reine Schüler braucht dieseMeditation nicht nur zur Erhaltung seines

fleckenlosen Kleides, das stets in Gefahrsteht, von der Hochflut niedererInfluenzen angegriffen zu werden,sondern sie dient ihm auch zur Erhebungund zeitweisen Befreiung seines innerenSelbst, zur Erstarkung seiner Tugendenund als Weg zur höchstmöglichstenErkenntnis.

Die Meditation bezweckt, unser Inneresdem höchsten Prinzip zu öffnen — sie isteine Schulung der Seele, gleichwie dervernünftige Mensch seinen Körpertrainiert und durch spezielle Übungenzur besseren Gesundheit undWirksamkeit zu bringen weiß.

Um zu einer erfolgreichen Meditation zugelangen, ist vor allem nötig, dass man

sich zum absoluten Herrn seiner Sinnemacht. Die Übungen dervorangegangenen Stufen erzielten in derMehrzahl die Erreichung diesesZweckes. Die Entwicklung derWillenskraft hat sowohl eine Steigerungder Sinnestätigkeit zur Folge, als sieauch die Herrschaft verleiht, die Sinneeinzeln oder alle zusammenauszuschalten. Schon bei den Übungenfür den negativen Zustand hat sich derSchüler die Grundlage geschaffen, seineSinne nach seinem Belieben zu benützen.

Er muss nun weiter lernen, die Augenoffen zu halten und doch nicht sehen, dieOhren unverschlossen zu haben und dochnicht hören zu wollen. Er muss denZustand einer gewissen Apathie

erlernen, in welchem es keineAußenwelt für ihn gibt. Der Schüler sollso oft wie möglich sich zu diesemZwecke in sein Zimmer zurückziehenund sich so zur Ruhe stimmen, dass seineSinne beginnen einzuschlafen. Er übesich, mit offenen Augen in ein Nichts zusehen und keine Töne von außen zuregistrieren. Es ist angezeigt, sich beisolchen Übungen in einer der mehrfachbeschriebenen Yogistellungen zubefinden. Der Atem sei rhythmisch undauf das geringsteMaß heruntergestimmt.

Daneben übe sich der Schülerunausgesetzt im Kumbhaka(Atemanhalten). Er muss es nach undnach zu einer großen Fertigkeit bringen.

Wenn er nun seiner Sinne ziemlich Herrgeworden ist und das Kumbhaka bereitsdurch mehrere Minuten mühelosanzuhalten imstande ist, so kann er zurfolgenden Übung schreiten.

Er bringe sich in eine der Yogistellungenund vollführe das Pranayam mit derWillenskonzentration, dass ihm dieseÜbung gut gelingen möge. Dann ziehe erwieder Kumbhaka ein und halte es solange wie nur möglich. Während diesesProzesses konzentriere er sich darauf,dass seine Sinne, für die Außenweltabgeschlossen sein mögen. Dannüberlasse er sich wieder dem ganzleichten rhythmischen Atmen, und zwarso, dass alle seine Gedanken nur diesemAtmen zugerichtet sind. Er darf an nichts

anderes denken, sondern nur über denrhythmischen Lauf des Atemstromes.Dabei muss sich langsam in ihm allesabtönen, er darf nichts sehen und nichtshören, nichts empfinden. Dieser Zustandmuss so lange wie möglich angehaltenwerden, und hat sich der Schüler sehrdavor zu hüten, dass seine Gedanken vondem Atemprozess abirren.

Wenn mit dieser Übung genügendErfolge erreicht wurden, so kann mandieselbe vertiefen und immer mehrihrem eigentlichen Zweck zuführen.

Man nehme die Abendstunden oder dieNacht zu Hilfe und lerne den Schlaf zubekämpfen. Auch die Entziehung desSchlafes will geübt sein, denn wie man

ohne Schädigung des Körpers dieleibliche Nahrung auf ein Geringesherabzusetzen imstande ist durchEinnahme von Prana, so kann man auchden Schlaf bekämpfen, indem man durchentsprechende Pranayams auf dieRegulierung einwirkt. Eine durchMeditationen gestörte Nacht wird sichübrigens dem Körper eher als Stärkung,denn als Schwächung erweisen,besonders wenn man vor dieser Übungund nach derselben sein Nervensystemdurch das Pranayam auffrischt.

In ein oder zwei Nächten in der Wochesoll also der Schüler, nachdem er vorherein Pranayam mit dem konzentriertenWillen zur Stärkung seiner Nerven geübthat, das oben geschilderte Experiment

durchführen, nur mit dem Unterschied,dass er während des rhythmischenAtmens, also nach dem Kumbhaka, nichtmehr auf den Atem konzentriert, sondernsich in fortgesetzter körperlicherEmpfindungslosigkeit ernstenBetrachtungen hingibt. Er muss den Geistbeherrschen lernen und das Gewoge desDenkens mit eiserner Hand regulieren.Er mag sich irgendein ernstes Themawählen, z. B. über den Daseinszweck,über irgendeine Tugend, über seinenfeinstofflichen Menschen, usw. Er seheaber, dass ihm seine Betrachtungen stetszu dem einen hohen Ziele führen, in dasalles einmündet, zu dem absolut Reinen,Ewigen, welchem wir im innerstenWesen zugehören. Dort angelangt, fange

er sofort und ohne jede Unterbrechungbeim Ausgangspunkt seiner Meditationwieder an. Nunmehr versuche er einenoch größere Vertiefung und gehe beiseiner Meditation in langerununterbrochener Betrachtung seinesThemas von der Wirkung aus, um dieUrsache zu ergründen und halte sich mitäußerster Willenskraft von jederAbirrung fern.

Diese Übungen sind eine großeKraftquelle. Sie führen uns zurErleuchtung und zu Erkenntnissen, diedem gewöhnlichen Denken nichtzugänglich sind. Die Hauptsache beidiesen Übungen ist aber, die Sinne imwachen Zustande so abzuschließen, dasssie untätig sind und keine Störung

hervorrufen.

Die oftmalige Übung diesesExperimentes wird nach und nach eineneigentümlichen körperlichen Zustanderzeugen, der einer leichtenBewegungslosigkeit entspricht. Diekörperlichen Funktionen werden dadurchwährend der Übung auf ein Geringesherabgestimmt.

Bei späteren Wiederholungen kann manauch, wenn man die Meditationeingestellt hat, sofort den negativenZustand herbeiführen, um denselben solange als möglich festzuhalten. NachBeendigung desselben achte man auf dieEingebungen, von welchen man dannüberflutet wird, indem man noch einige

Zeit in seiner Stellung verharrt und dieSinne abgeschlossen hält. Hierauf erstmache man das kräftigende Pranayamund begebe sich zur Ruhe.

Ab und zu kann man auch bei dieserÜbung sein Gemüt auf Dinge undGegenstände richten, ganz gleich, ob sieweit entfernt oder nahebei sind, fernerauch auf einen Menschen, eine Nation,ein bestimmtes Geschick, auf einePflanze usw. Nur muss man suchen,jedesmal mit seinem Bewusstsein sichvollständig mit dem betreffenden Objektzu verschmelzen. Dann wird sich auchder innere Wesenskern aller Dinge fürden Übenden öffnen.

Für die äußere Ausbildung ist nun nicht

mehr viel zu sagen.

Der Schüler hat seinen Blick jetztbereits voll entwickelt, er hat sich dasodische Schauen angewöhnt, das denBlick machtvoll und erhaben gestaltet.Er hat in dieser Beziehung nur noch dieeine Aufgabe zu erfüllen, ihn immermehr und mehr zu vertiefen.

Ein solcher Blick ist jetzt auch geeignet,andere Menschen im günstigsten Sinnezu beeinflussen. Es wird dem Schülernunmehr nach einigen Versuchen leichtgelingen, seinen Blick in die Seeleanderer Menschen dringen zu lassen unddieselbe durch die odische entwickelteStrahlung zu beeinflussen. In ganzanderem Maße als wie bei

unentwickelten Sterblichen wird seinemAuge eine odische Garbe entspringen,die machtvoll wirkt infolge der gutenpsychischen Qualitäten, mit denen dasOd seines Auges geladen ist.

Noch einige Vorschriften mag derSchüler von jetzt ab sehr beachten.

Bevor er sich zur Ruhe begibt, schließeer sich jedesmal mit dem odischenSchutzmantel ab! DieseVorsichtsmaßregel ist dringend geboten,weil der Schüler sich jetzt besondersgeöffnet hat, schon durch den negativenZustand. Es kann dem Diebe nichtschwer fallen, bei geöffnetem Fensternächtlicherweile einzusteigen und denwehrlosen Schläfer zu überraschen. In

gleicher Weise kann es niederenInfluenzen gelingen, sich des durch dieim Schlafe wegfallende Kontrolle desWachbewusstseins wehrlosen undinfolge der Übungen geöffneten Körpersdes Schülers zu bemächtigen. Hat eraber den Mantel um sich geschlossen, soist er in guter Hut und alle derartigenVersuche bleiben wirkungslos.

Der Schüler suche sein Gemüt stetsheiter und fröhlich zu erhalten. Darumwird ihm angeraten, viel zu singen, ermag nun eine gute oder schlechte Stimmehaben. Ein ernstes erhebendes Lied hilftüber jede Verstimmung hinweg.

Wenn er mit offenem Munde singt, sowird er außerdem eine günstige

Nebenwirkung erfahren, da Singen mitoffenem Mund sehr nervenstärkendwirkt.

Singt er mit aufeinander liegendenZähnen, was mehr einem musikalischenSummen entspricht, so beeinflusst erdadurch in günstiger Weise seinSelbstbewusstsein und seineÜberwindungskraft. Auch dasBewusstsein im Allgemeinen wirddadurch sehr gestärkt. Wenn er aber nurim Geiste singt, so kann er auch dadurcheine wertvolle Nebenwirkung erfahren,indem sich durch solches Singen dasGedächtnis stärkt und kräftigt.

Auch ist gute Musik anzuhören für denSchüler sehr empfehlenswert. Die

Harmonie der Töne übt auf das Gemüteine große, beruhigende Macht aus.Selbstverständlich ist hier nicht dieseichte Operetten- und Possenmusikgemeint. Von solchen musikalischenDarbietungen halte sich der Schülerunbedingt fern.

Ferner soll sich der Schüler desTheaterbesuches enthalten, mitAusnahme einer guten Oper. Dann aber,wie überhaupt, wenn er sich in einergrößeren Menschenansammlungbefindet, mache er stets denSchutzmantel um sich. Er darf sichabsolut nicht mehr mit Influenzenvermischen, die unter seinerEntwicklungsstufe stehen. VomSchauspielhaus soll sich der Schüler

hauptsächlich aus dem Grundefernhalten, weil dort die Wogen dermenschlichen Leidenschaften täglich neuvon den Darstellern belebt und durch dieinnige Anteilnahme des Publikums zuelementarster Kraft entwickelt werden.Und der Reine soll seinen Fuß nichtohne zwingenden Grund in das Niedrigesetzen.

Zum Zwecke der Entwicklung derintellektuellen Fähigkeiten wird demSchüler angeraten, so oft als sich ihmGelegenheit bietet, ein Pranayamdurchzuführen, womöglich in derPadmasana — oder derSidhasanastellung (beiUndurchführbarkeit dieser beidenStellungen kann auch die gewöhnliche

orientalische Stellung eingenommenwerden). Die Pupillen sollen aber sonach aufwärts gerichtet sein, dass sie inihrer Verlängerungslinie ungefähr dieStirnmitte treffen. Die Konzentration inallen drei Phasen des Atems gilt derkräftigen Entwicklung des Intellekts.Dieses Pranayam wird stets siebenmalgemacht. Auch bei allen Übungen, dieanderen Zwecken dienen, aber desBlickes zur Stirnmitte bedürfen, wird alsNebenwirkung stets eine Kräftigung desIntellekts eintreten.

Um sich seelischer und spiritueller zumachen, ist angezeigt, ebenfalls so oftwie möglich ein Pranayam zu üben ineiner der drei Yogistellungen. Nur hatman dabei die Pupillen nach abwärts zu

richten, so dass sie in ihrer Verlängerungdie Nasenspitze treffen. Auch hier mussbei allen drei Phasen des Atems einekräftige Konzentration einsetzen, diesich auf die Entwicklung seelischer undspiritueller Eignung und Fähigkeitenbezieht. Die siebenmalige Wiederholungder drei Atemprozesse beendet dasExperiment. Es werden alle Übungen zuanderen Zwecken, sobald sie den Blickauf die Nasenspitze bedingen, auch alsNebenwirkung die seelische undspirituelle Entwicklung fördern.

Es liegt tief im Innern des Kopfes aufder Basis des Gehirns eine kleinesonderbare Struktur mit ihrenNebenkörpern, die aber, obwohl diemoderne Physiologie ihr keine Funktion

zuschreibt und nichts mit ihr anzufangenweiß, dennoch eine sehr wichtigeAufgabe zu erfüllen hat. Sie istsozusagen das „dritte“ Auge, dessenTätigkeit dem Stege einer Violineentspricht. Sie spannt die Nervensaitenstärker und kräftigt damit dieSchwingungen der Gehirngewebe. Zurvollen Entwicklung der okkulten Kräfteist es unbedingt nötig, sie in Tätigkeit zuversetzen, denn diese Drüse schlummertbei den Durchschnittsmenschen — sie istdurch den Nichtgebrauch atrophiert.

Vollständig latent ist sie ja bei demSchüler schon längst nicht mehr. Diebisherigen Übungen haben sie bereitsteilweise erweckt. Um sie aber zurvollsten Wirkung zu bringen und erst

dadurch zur größten Entfaltung derokkulten Kräfte zu gelangen, bedarf esnoch einiger zweckentsprechendenÜbungen.

Die Zirbeldrüse steht in einem engenKontakt mit verschiedenenGehirnpartien, so z. B. mit denFunktionen jenes Gehirnteiles, der ander Stirnmitte liegt, ferner mit denFunktionen des Kleingehirns. Außerdemist sie sehr eng verbunden mit demRückenmark und jenen Nervenpartien,die an der Nasenwurzel liegen.Natürlich besteht eine allgemeineVerbindung der Zirbeldrüse mit demganzen Nervensystem.

Diese Zirbeldrüse kräftig zur

Wirksamkeit zu entwickeln, mag derSchüler zwei Wege einschlagen. Erbenützt sowohl die in diesem Abschnitteangezeigte Meditation als auch einpranisches Experiment. Die Meditationhat als Thema die Zirbeldrüse selbst, ihrZweck, ihre Lage und ihre Entwicklung.Sie ist der Brennpunkt der okkultenKräfteentwicklung. In ihrem Äußernunterscheidet sie sich bei sehr jungensowie sehr alten oder idiotischen Leutenvon jenen, die sich in mittleren Jahrenund in der Blüte ihrer Gesundheitbefinden. Descartes nannte sie „den Sitzder Seele“. Und wirklich, ihre in denBrennpunkt eingestellte Lage und ihresymmetrischen Beziehungen zu den sieumgebenden Strukturen weisen ihr eine

höchst wichtige Aufgabe zu. IndischeMeister nannten die Zirbeldrüse das„Auge Shivas“ (der Erneuerer, Erzeuger,also nicht nur Zerstörer, die drittePerson in der Hindu-Dreieinigkeit). Manmeditiere also in der angegebenenWeise auf dieses geheimnisvolle Organund lasse die Meditation in demkräftigen, konzentrierten Willen gipfeln,es zur Wirksamkeit und größtenEntfaltung zu bringen. Man wolle nichtvergessen, dass ein wirklicher Meisterdiese Zirbeldrüse vollkommen tätig insich hat, wodurch die Schwingungenseines Gehirns mit der Synthese desTones und Lichtes korrespondieren —Raum und Zeit werden von ihm als dasempfunden, was sie sind, denn er lebt

nurmehr in dem „Einen“.

Das pranische Experiment ist einPranayam in einer Yogistellung, aber mitunbedingt aufrecht gehaltenerWirbelsäule. Während des Kumbhakahat der Übende das Prana dieWirbelsäule entlang bis zur Zirbeldrüsezu ziehen und dieselbe in sehrplastischer Vorstellung mit demPranastrom durchsetzen zu lassen. Auchhier wird der Atemprozess (Puraka,Kumbhaka und Rechaka) siebenmalwiederholt.

Beide Übungen sind am besten abendsoder zur nächtlichen Stunde zu machenund so oft wie möglich, mindestensdreimal wöchentlich.

Der Schüler hat nun nach und nach einengroßen Teil seiner psychischen Kräfteentwickelt. Er wolle sich klar machen,dass dies nicht nur allein zu demSelbstzweck seines Höherwachsensgeschehen ist, sondern dass diese Kräfteauch zum Wohle anderer Menschenverwendet werden müssen.

Durch die okkulten Übungen ist seineodische Ausstrahlung zehnfach so starkgeworden, als bei gewöhnlichenMenschen. Und diese odische Strahlungist auch mindestens zehnmal so kräftigbei ihm als bei anderen, weil seineodische Emanation psychisch reingefärbt ist und dadurch für die krankenMitmenschen zu einem großartigenHeilfaktor wird, ganz abgesehen von der

alles durchdringenden Willenskraft, diedem okkult Geschulten zur Verfügungsteht. Daher soll jeder Schüler bereitsein, seine Kraft augenblicklich dorteinzusetzen, wo ihm der Himmel einhilfsbedürftiges leidendes Menschenkindentgegenführt. Es ist damit keineswegsgesagt, dass er nun sich sofort zumBerufsheilmagnetiseur ausbilden soll.Aber die höheren reinen Mächte, die aufsein Streben und auf seine Entwicklungbereits aufmerksam geworden sind,werden ihm oft genug Gelegenheitgeben, seine Menschenliebe auch indiesem Sinne zu betätigen. Und dazumuss er gerüstet sein durch dieAusbildung seiner heilmagnetischenFähigkeiten.

Es ist hier nicht der Raum, einenLehrgang über die heilmagnetischeKrankenbehandlung zu geben. Im LinserVerlag erschien von dem Verfasserdieses Unterrichtskurses ein Werk,welches dieses Thema eingehendbehandelt. An der Hand dieses Buchesvermag sich der Schüler leicht dienötigen Kenntnisse für das magnetischeHeilen anzueignen.

Hier sollen nur die Grundprinzipienangeführt werden.

Täglich magnetisiere der Schüler einGlas Wasser. Er nimmt ein bis zu einemhalben Zentimeter vom Randeangefülltes Glas Wasser in seine linkeHand, wendet sich mit dem Gesicht nach

Osten, hält die rechte Hand, bzw. dieFingerspitzen derselben, ungefähr einenZentimeter weit über den Wasserspiegelund konzentriert sich nun darauf, dassseinen Fingern in kräftigen Strahlen dasOd entströmt. Er wird es auch sehen, daer darin schon geübt ist. Nach einerMinute streicht er langsam über denWasserspiegel die Glaswand herunter— immer im gleichen Abstand — umunten angelangt mit der Hand im großenBogen wieder nach auswärts zu fahren,indem er einen Kreis beschreibt, der dieFingerspitzen schließlich wieder überdas Wasser führt. Hier hält er abermalsan, doch nur ungefähr 20 bis 30Sekunden. Dieser Prozess wirdzwölfmal wiederholt. Dann wird er

dreimal die Hand über dem Wasser zurFaust ballen, rasch diese wieder öffnenund die Finger mit einer energischenBewegung ausspreitzen. Man nennt das„Spargieren“. Nun zieht er durch beideNasenlöcher den Atem ein, hält längereZeit Kumbhaka und atmet dann durch denMund auf den Wasserspiegel aus. Das sogeodete Wasser wird seine Wirkung jenach der Natur der stattgefundenenKonzentration ausüben.

Der Schüler wolle vorerst diesesExperiment nur zum Zwecke derodischen Reinigung durchführen. Erhabe bei der ganzen Manipulation diescharfe ununterbrochene Konzentration,dass sich seinen Fingern alles schlechte,psychisch minderwertige Od entlade und

in das Wasser ströme. Das ist auch eingutes Mittel gegen alleGemütsbewegungen, Unruhe,Verstimmungen usw. Nach derManipulation muss aber das Wasserstets ausgeschüttet und das Glas gutgereinigt werden.

Später kann der Schüler das Wasserauch zu Entwicklungszwecken oden, z.B. zur Stärkung der Nerven, desGedächtnisses und der intellektuellenFähigkeiten, zur Erweckung der Kräfteusw. In solchen Fällen wolle derSchüler das geodete Wasserschluckweise trinken.

Nach erlangter Fertigkeit kann er Wasserzu Heilzwecken odisch laden und einem

Kranken zu trinken geben. Nur muss beider ganzen Manipulation die scharfeunbeirrte Konzentration vorhalten, dassdas Wasser die betreffende Krankheitheilen soll. Der Schüler darf keinenZweifel aufkommen lassen, sonst wirddie Wirkung beeinträchtigt.

Wenn er in einem vollkommenharmonischen Zustand ein Glas Wasserzu dem Zwecke magnetisiert, dass eseinem in irgendeiner Weise aufgeregtenMenschen Ruhe und Frieden bringensoll, und er gibt es dann jener Person zutrinken, so wird die Disharmonie baldbehoben sein.

Neben dem magnetisierten Wasser istdie Anwendung der magnetischen

Strichmanipulation zur Heilung vonKrankheiten unbedingt nötig. Man heiltmit magnetischen Strichen entwederörtlich, also am Sitz der Krankheit, oderdurch Allgemeinbehandlung mitLängsstrichen.

Der Schüler setzt sich dem Patientengegenüber, und zwar so, dass beiderKnie sich berühren, erfasst die Händedes Patienten und trachtet, dass diebeiderseitigen Daumen geschlossen sind.Dabei sieht er dem Patienten ruhig,liebevoll und des Erfolgeszuversichtlich in die Augen. Durcheinige Minuten nun konzentriert er sichdarauf, dass der Kranke sein Odannehme, und dass dieses im starkenStrom in dessen Körper eindringe. Dann

steht er auf, führt die Arme im weitenKreisbogen nachauswärts bis auf den Kopf des Krankenund macht nun ganz langsamLängsstriche in einer Entfernung voneinem Zentimeter über das Gesicht undden ganzen Körper herab, indem dierechte Hand die linke und die linke Handdie rechte Seite bestreicht. Bei denFüßen angelangt, werden die Händewieder im Bogen nach auswärts geführtund ungefähr in der Mitte des zubeschreibenden Kreisbogens kräftigausgeschleudert, mit dem Willen, dassdas vom Patienten übernommene krankeOd sich von seinen Händen entferne.Hierauf geht er im selben Bogen wiederzum Kopf des Patienten zurück, lässt

dort einige Sekunden das Od einstrahlenund beginnt dann wieder mit denLängsstrichen. Die ganze Manipulationwird zwölfmal wiederholt, und muss beiderselben die scharfe Konzentrationanhalten, dass das Od die entsprechendeHeilwirkung habe und in den Organendes Kranken in diesem Sinne wirkenmüsse.

Der Schüler möge darauf achten, dass erkeinen Gegenstrich mache, also vonunten nach aufwärts, da er damit dieWirkung aufheben würde. Ferner darf erwährend des Magnetisierens sich nichtmit den Händen selbst bestreichen oderseinen Körper berühren, sonst würde ersich das kranke Od des Patienten selbstübertragen. Bei ansteckenden

Krankheiten habe er zu Füßen desKranken eine Schüssel Wasser, inwelches er das übernommene Odabladet. Nach jeder beendetenBehandlung muss er einigemal dieHände kräftig ausschleudern, um sichdes übernommenen Odes zu entledigenund sich dann die Hände tüchtig mitWasser und Seife reinigen. Erst jetztdarf er seinen Körper selbst berühren.

Die örtliche Behandlung geschieht teilsmit kurzen Strichen, teils — vielleichtam besten — mit Hände auflegen durchmehrere Minuten, welchem ein kräftigesBehauchen der schmerzenden Stellenfolgt. Zu diesem Zwecke muss vorherder Atem eingesogen und während desKumbhakas mit der kräftigen

Konzentration einer energischenHeilwirkung beeinflusst werden.

Vor und nach jeder Behandlung soll derSchüler ein Pranayam machen, und zwarvor der Behandlung mit demkonzentrierten Willen, dass sein Od einegroße Heilwirkung habe und nach derBehandlung mit der Konzentration aufsofortigen Ersatz der verausgabtenKräfte.Im nächsten Abschnitt werden demSchüler einige Anleitungen gegeben, wieer seine Heilkraft durch pranische undtatwische Prinzipien erfolgreichergestalten kann.

Wir wenden uns nun einer Erweiterungder Übungen für das

Astralleibaussenden zu.

Im einsamen, vor jeder Störunggesicherten Übungszimmer (man richtevorerst die Weckuhr, dass Sie nachungefähr 40 Minuten ertönt) macht manzu Beginn der Übung ein Pranayam mitder Konzentration auf die Zirbeldrüsesowie auf den Solarplexus und demWillen der starken pranischenDurchsättigung dieser okkulten Zentrenund dem Gelingen des Experimentessowie der Erinnerung an dasselbe. Dannlegt man sich bequem auf das Sofa, ohnejedoch die Gedanken von dem Vorhabenablenken zu lassen. Es werden nun alleMuskeln abgespannt. Man lässt, indemman auf sein Vorhaben ausschließlichmeditiert, langsam alle Glieder und

Muskeln erstarren, zieht dann den Atemein und macht während eines langenKumbhaka, den negativen Zustand, derso lang wie möglich anzuhalten ist. Undnun muss die beim Schüler ja bereitsentwickelte Imagination in mächtigerWeise wirken. Man stellt sich vor, wiedie Fußspitzen leblos werden, dann dieBeine, wie die Atemtätigkeit nachlässt,wie alle Muskeln starr, die Beine lebloswerden und schließlich der ganzeKörper. Man muss sich nach und nachvollständig unbeweglich fühlen.Selbstverständlich muss man in vollsterAbspannung bleiben. Dabei halte mandie Augen zur Nasenwurzel hinaufgerichtet. Und nun setzt folgendeVorstellung ein: Man muss sich nicht

mehr als Körper fühlen, sondern alsAstralwesen. Als solches steigt manlangsam aus dem unbeweglichen Körperheraus. Alle Glieder lösen sich, der Leibvom Leib, der Kopf vom Kopf, bis manseinen grobstofflichen Körper vor sichliegen sieht. Das Gefühl der Freiheit,welches den Schüler jetzt ergreift,benützt er, um durch eine scharfeWillensanstrengung sich vorwärts zubewegen. Er lässt seinen Körper zurückund entschwebt hinaus ins Freie. Diedichte Materie bietet kein Hindernis,wenn der Wille stark genug ist. DieWeckuhr führt ihn zur rechten Zeitwieder in seinen Körper zurück.

Diese Übung soll wöchentlich zweimaldurchgeführt werden.

Zur weiteren Ausbildung dertelepathischen Fähigkeiten mache manmit seinem Partner, mit welchem manwomöglich sympathisch verbunden seinsoll, folgende Experimente.

Man übertrage sich gegenseitig auf dieschon in früheren Stufen beschriebeneArt Zahlen. Man nehme von einemAbreißkalender die Zahlen 1 bis 10,wähle eine aus und übertrage sie in dasGehirn — jetzt besser in die Zirbeldrüse— des Partners. Es darf nicht eher miteiner Zahl gewechselt werden, bisdieselbe vom Partner erkannt wurde.Scharfe Konzentration und plastischeVorstellung ist Bedingung. Später lässtman die Blätter beiseite und überträgtdie Zahlen aus der eigenen Vorstellung.

In weiterer Folge macht man dieseVersuche mit Farben usw., schließlichmit einzelnen Worten und kleinen Sätzen.Auch kann man den Partner zeichnerischden erhaltenen Eindruck wiedergebenlassen.

Zur Erlangung der psychometrischenEmpfindlichkeit helfen öftere Pranayamsmit Konzentration auf die Zirbeldrüseund den Solarplexus, welchen sofort dernegative Zustand folgen soll. Dannnimmt man kleine Päckchen, die manvorher schon gerichtet hat, und in denensich kleine Quantitäten von Salz, Zucker,Pfeffer, Zimt befinden — wie überhauptStoffe, die einen scharfen Geruch haben— zur Hand. Die Päckchen müssen soverschlossen sein, dass man weder

durch das Gefühl noch durch den Geruchderen Inhalt feststellen kann. Der Inhaltsoll zwecks späterer Prüfung am Randemit ganz kleiner Schrift angeführt sein.Man nehme also eines dieser Päckchen,schließe die Augen, mache sich ganzpassiv und halte es an die Stirne. Eswerden sich nach und nach odischeBeeinflussungen bemerkbar machen, diein Geschmacksempfindungen oder inVorstellungen des Inhaltes sich äußernund schließlich so stark werden, dassman den Inhalt anzugeben imstande ist,was freilich erst bei späterenWiederholungen einwandfrei gelingenwird. Anfänglich wolle man daher vielGeduld haben und bei einer Übung nurzwei oder drei Päckchen vornehmen,

welche man bis zu einer Viertelstunde andie Stirne halten soll, bis die Eindrückegenügend stark und unverwischbar sind.

Nach wiederholten Erfolgen nehme manverschiedene Briefe von Freunden undAngehörigen, stecke sie in gleiche,unbeschriebene Umschläge undexperimentiere nach vorangegangenemPranayam und negativem Zustand aufdieselbe Weise, wie mit den Päckchen.Man hält jeden Brief solange an dieStirne, bis man durch irgendeine feste,klare Vorstellung den Schreiber desBriefes erkennt.

Beide Experimente sollen ziemlich oftausgeführt werden.

Auch dem Hellhörexperiment mit der

Muschel mag jetzt ein Pranayam mit derKonzentration auf die Zirbeldrüse undden Solarplexus, sowie derdarauffolgende negative Zustandvorangehen. Wenn dann die Muschel ansOhr gesetzt wird, soll der Atemherabgestimmt und öfter ein längeresKumbhaka eingehalten werden.

Bei den Hellsehübungen kann maninsofern abwechseln, als man jetzt imnur sehr schwach erhellten Zimmer auchein Glas Wasser benützt, das bis zumRande voll ist und in ein schwarzesTuch eingehüllt wird. Man sieht dannandauernd in die dunkle Wasserfläche.Vorher aber soll das Pranayam gemachtwerden mit dem Willen zur Entwicklungdes Hellsehens und der Konzentration

auf die Zirbeldrüse und den Solarplexus.Der negative Zustand leitet dann dasExperiment ein, bei welchem ebenfallsdie Atemtätigkeit sehr starkherabgestimmt werden und oft einlängeres Kumbhaka eingehalten werdensoll. Man übt am besten einmal mit derpolierten Schrankfläche und das andereMal mit dem Wasserglas.

Beide Fähigkeiten werden zur vollstenEntwicklung erst durch die im letztenAbschnitte angegebeneneinschneidenden Übungen gelangen.

10. Stufe.Im Interesse des Schülers ist es, wenn erzwischen diesem und demvorangegangenen Abschnitt eine längerePause, ungefähr 10 bis 12 Wochen,verstreichen lässt. Die Übungen derStufe 9 müssen gehörig vertieft werden,bis man diese Stufe in Angriff nimmt, diebestimmt ist, den Schlussstein in dasganze Gebäude der Entwicklung zusetzen.

Der Schüler wird jetzt schon ein Meisterder Atemtechnik sein. Seine Aufgabe indieser Beziehung besteht nur mehr darin,das Kumbhaka immer längerauszudehnen. Allerdings muss hierVorsicht am Platze sein, dass man nicht

durch ein allzu rasches undunvermitteltes Steigern der Dauer desKumbhaka sich Störungen imOrganismus hervorruft. Nur ganzlangsam soll diese Entwicklung vor sichgehen, von Woche zu Woche nur einSteigern von Sekunden, bis man es dahinbringt, das Kumbhaka durch längereZeit, ohne jede körperliche Anstrengung,mehr als Folge der Willenskraft,anzuhalten. Nach und nach sollenüberhaupt bei diesen Übungen allekörperlichen Anstrengungenausgeschaltet werden. Der Druck, mitwelchem man beim Kumbhaka Prana inden Solarplexus leitet, darf schon beiBeginn der ganzen Übungen kein allzugroßer sein, da man sich sowohl im

Gehirn als an der Lunge eine Schädigungzuziehen könnte. Nunmehr aber solldieser Druck an Körperlichkeit verlierenund sich mehr vergeistigen, — diemechanische Körperarbeit soll entlastetund von der Willenskraft zum größerenTeil übernommen werden.

Die Höchstleistung in der Dauer des„bewussten“ Kumbhakas ist ganzindividuell. Im Allgemeinen mussKumbhaka so lange angehalten werdenkönnen, bis man spürt, dass Prana denganzen Körper, vom Kopf bis zu denFüßen kräftig durchdringt. Es ist nunnötig, dass sich der Schüler zum Zweckeder vollkommenen Wirkung desPranayams auch mit den bei solchenÜbungen in Frage kommenden

Kraftzentren im menschlichen Körperbekannt macht, die sowohl pranisch alsdurch Meditation beeinflusst werdenmüssen.

Diese Kraftzentren, die in der indischenPhilosophie Chakrams genannt werden, -was ungefähr eine sich drehendeScheibe oder ein Rad bedeutet, sindVerbindungszentren für dieUniversalkraft.

Es sind hauptsächlich siebenKraftzentren, die für die okkulteEntwicklung eines „weißen“ Magiers inFrage kommen und durch entsprechendeÜbungen zu vollster Wirksamkeitgebracht werden müssen. Diese Zentrenliegen

1. in der Wirbelsäule am unterenEnde,2. im Nabel,3. in der Milz,4. im Herzen,5. im Kehlkopf,6. zwischen den Augenbrauen(Nasenwurzel),7. im Kopf, am oberen Schädel.

Diese Kraftzentren sind an und für sichtätig, da sie durch die Übernahme derUniversalkraft erst das physische Lebenermöglichen. Ihre Tätigkeit beimgewöhnlichen Menschen aber ist einesehr beschränkte und erstreckt sich mehroder weniger nur auf die physischeExistenz, wonach sie — in Anbetrachtihrer großartigen Leistungsfähigkeiten —

eigentlich latent zu nennen ist. DasErwecken dieser Kraftzentren zu höhererTätigkeit lässt die okkulten Fähigkeitendes Menschen in wunderbarer Weiseentwickeln.

Nur mag der Schüler bedenken, dass dieKanäle dieser Zentren, wenn sie einmalzu einer umfassenden Wirkung gebrachtworden sind, allen Kräften den Zutrittermöglichen, auch den verderblichen;die höhere Entwicklungsstufe desSchülers allein bedingt es, dass dieseKraftzentren straflos geöffnet werdenkönnen. Der Reine zieht nichts Bösesmehr an. Wenn aber der Unentwickeltediese Zentren öffnet, so wird er Kräfteheranziehen, die ihn nicht nur in seinerethischen Entwicklung zu hemmen

imstande sind, sondern ihm auch leiblichund geistig Schaden bringen werden. Essei hier nochmals auf die eingangs der 9.Stufe gegebene Warnung aufmerksamgemacht. Es prüfe sich jeder ernsthaft,ob er sich rein genug fühlt und stark, undlasse sich nicht durch die Neugierdeverleiten!

Das wichtigste dieser Zentren befindetsich am unteren Ende der Wirbelsäule.In ihm liegt jene geheimnisvolle Kraft,welche von den Indern als „Kundalini“(Schlangenfeuer) bezeichnet wird. Wenndiese Kraft in volle Wirksamkeit gesetztwird, so verursacht sie auch einErwachen aller anderen Zentren. Esbedarf einer eisernen Willenskraft undeiner durch nichts mehr zu

erschütternden ethischen Entwicklung,wenn einer den Strom des Kundalini soregulieren will, dass er kein Unheilanrichtet. Kundalini ist ein verzehrendesFeuer für den Unvorsichtigen undSchwachen, ein Segen und derVerursacher eines ungeahnten Glückesfür den Starken und Reinen. Es bewirktdie höchste Erkenntnis. Aber jenerMensch, der noch eine Spur vonunreinen Neigungen hat, belebt diesedurch Erweckung dieser geistigen,feurigen Kraft zu einer solchen Stärkeund erregt sie so sehr, dass er ihnennicht mehr widerstehen kann und in dasLaster zurücksinkt.

Das zweite der Zentren, welches seinenSitz am Nabel hat, bewirkt durch seine

Erweckung eine erhöhte Sensitivität, einvolles Öffnen des psychischen Sinnes.

Das dritte der Zentren liegt in der Milz.Seine Erweckung stellt die Verbindungzwischen dem astralen und demgrobkörperlichen Bewusstsein her undvereinigt dieselben.

Das vierte dieser Zentren hat seinen Sitzin der Herzgegend. Seine Erweckungsteigert das reine Gefühlsleben, tötetalle Leidenschaften und bewirkt eineVerbindung mit anderen Menschen indieser Beziehung.

Das fünfte dieser Zentren, welches imKehlkopf schlummert, macht bei seinervollen Entwicklung den Menschenbeständig hellhörend. Das sechste dieser

Zentren liegt zwischen den Augenbrauen,an der Nasenwurzel. Seine vollständigeErweckung bewirkt ein beständigesHellsehen.

Das siebente dieser Zentren, das obenam SchädeI liegt, bewirkt nach seinervollen Erweckung das beliebigeVerlassen des Grobkörpers durch denAstralkörper mit nachfolgender vollerErinnerung.

Eine unzeitige Erweckung dieser Zentrenhat zum allermindesten immer großeGefahren im Gefolge, selbst wenn dieKraftströme den normalen Weg nachaufwärts nehmen. Verderben, Siechtumund mitunter sogar Tod sind die Folgen,wenn diese Kraft — als eine Folge der

mangelnden ethischen undWillensentwickung desExperimentierenden — nach abwärtsströmt, oder im Aufwärtsströmen einenungeregelten, die Spirallinie nichteinhaltenden Lauf nimmt.

Wie der Reine durch Erweckung vonKundalini zur höchsten Weisheit gelangt,so wird diese Kraft den Schwachenallen niederen Einflüssen bedingungslosausliefern. Die unzeitige Erweckung desKraftzentrums am Nabel erregt einemaßlos gesteigerte Sinnenlust, die desHerzens alle Leidenschaften und derenGemütszustände, die des Kehlkopfsertötet alles Mitleid und alle Liebe, dieder Augenbrauen wirft in einenschauerlichen Egoismus zurück,

vernichtet Geduld und Sanftmut, und dieunzeitige Entwicklung der am Schädelliegenden Kraft tötet die Intelligenz unddie Denkfähigkeit und kann denWahnsinn und dauernde Verblödungherbeiführen.

Jene Schüler, die sich in Anbetrachtdieser Warnungen ethisch genugentwickelt fühlen und ihre Willenskraftgenügend ausgebildet haben, mögen nunals Vorstufe zur schließlichenErweckung des Kundalini dieseKraftzentren durch pranischeBeeinflussung vorerst etwas mehrbeleben und sich dazu folgenderÜbungen bedienen.

Der Schüler beeinflusse zuerst an

mehreren Tagen der Woche dasKraftzentrum am unteren Ende derWirbelsäule. Er mache jedesmal in einerder Yogistellungen ein kräftigesPranayam und lasse während Kumbhakaden Pranastrom fühlbar — was durchseine entwickelte Imagination möglichist — auf das untere Ende derWirbelsäule und dessen Umgebungeinwirken. Die Konzentration gipfelt indem Wunsche, die latente Kraft andieser Stelle anzuregen, keinesfalls abervorläufig in Tätigkeit zu bringen,sondern nur höher zu beleben. Es musshier mit einem sehr scharfen Willeneingesetzt werden, dass nur eine höhere,vorbereitende Belebung dieser Krafteintritt. Der Atemprozess — Einziehen,

Anhalten und Ausatmen — wird, wieimmer, siebenmal wiederholt. NachBeendigung des Experimentes meditiereman durch ungefähr eine halbe Stundeauf Kundalini.

In der nächsten Woche beeinflusse derSchüler auf dieselbe Weise dasKraftzentrum am Nabel, nur dass erwährend des Kumbhakas den pranischenStrom wieder in das untere Ende derWirbelsäule eintreten lässt, ihn sofortaber in die Nabelgegend überleitet.

An anderen Tagen wird dasKraftzentrum an der Milz beeinflusst,doch wieder so, dass der pranischeStrom unten an der Wirbelsäule eintritt,sofort an die Nabelgegend geleitet wird,

ohne dort zu verharren, um sogleichhinauf in die Milzgegend gezogen zuwerden.

Während einer anderen Woche wird dasPranayam auf das Kraftzentrum imHerzen gemacht, indem man von derunteren Wirbelsäule spiralförmig denpranischen Strom über dasNabelzentrum zum Zentrum der Milz undvon dort sofort in das Herz zieht.

An anderen Tagen jener Woche machtman dasselbe Experiment und leitet denpranischen Strom spiralförmig über vomunteren Ende der Wirbelsäule aus demNabel zur Milz, zum Herzen und vondort sofort zum Kehlkopf.

In der vierten Woche wird während des

Pranayams der pranische Strom wiedervom unteren Ende der Wirbelsäule aus,spiralförmig über den Nabel, die Milz,das Herz und den Kehlkopf in die Stirnezur NasenwurzeI, also zwischen dieAugenbrauen gezogen.

Schließlich hat man dieses Experimentan einigen Tagen der vierten Wocheauch mit dem Kraftzentrum am oberenSchädel zu machen, indem man denpranischen Strom, abermals vom unterenEnde der Wirbelsäule ausgehend, überden Nabel, die MiIz, das Herz, denKehlkopf, die Nasenwurzel, zur oberenSchädelgegend leitet, doch so, dass erauf dem Wege zwischen Nasenwurzelund oberer Schädelpartie dieZirbeldrüse passiert.

Bei allen diesen Übungen ist aberpeinlich darauf zu achten, dass dieWirbelsäule gerade und aufrechtgehalten wird.

Während dieser Wochen wird derSchüler aber auch die letzte,entscheidende Übung zurTatwabeherrschung so oft wie möglichvornehmen müssen, um die willkürlicheErzeugung der Tatwas in seine Hand zubekommen.

Vorerst muss die nachfolgende Übungeinige Male während der Nachtzeitenvorgenommen werden. Beieingetretenem Erfolg kann man auch dieTageszeit verwenden.

Der Schüler steht während der Nacht

(nach der zwölften Stunde) auf, wäschtsich den Scheitel und das Genick undvollführt hierauf ein Pranayam mit demkonzentrierten Willen, dass es ihmgelingt, nunmehr die Beherrschung derTatwas in seine Hand zu bekommen.

Sodann prüfe er das Tatwa, in welchemer augenblicklich schwingt und ebenso,auf welcher Seite sein Atem strömt.Dann nehme er die Stellung nach jenerHimmelsrichtung ein, die dem zuerzeugenden Tatwa entspricht. DasAkashtatwa hat keine Himmelsrichtung,das Vayu hat Nord, das Tejas Süd, dasPrithvi West und das Apas Ost.

Wir nehmen nun z. B. an, der Schüler hatan sich das Tejastatwa konstatiert und

den Suryaatem und will Apas erzeugen.Er wird nun vorerst das Teiastatwadurch seine Willenskraft starkherabstimmen, indem er sich auf denMond konzentriert und auf Kälte. Dannstellt er sich mit dem Gesicht nachOsten. Nun macht er stehend dasPranayam, indem er den Atem langsamlinks einzieht. Gleichzeitig muss sich inihm die intensive Vorstellung undEmpfindung Geltung verschaffen, dass ersich inmitten des Mondes (den er sichsichelförmig denken muss) befindet,dass ihn eine abwärts gerichteteBewegung ergreift und Kälte. Er wirdeinen zusammenziehenden Geschmackund einen solchen Geruch empfinden,alles in weißer Farbe sehen, eine

gewisse Zusammenziehung in seinemInneren fühlen, um sich herum von obenherab Wasser strömen sehen, das ihnwie in einen Mantel einhüllt unddurchdringt und wird gleichzeitig dieSilbe „Vam“ in einer tiefen Oktaveseines Grundtones laut denken.

Beim Kumbhaka führt er den sogefärbten Pranastrom zu demKraftzentrum, das an dem unteren Endeder Wirbelsäule liegt, überträgt mitstarker Willenskraft geistig die ganzenobigen Empfindungen und Vorstellungenauf dieses Kraftzentrum, um es in dieerwünschte Tejasschwingung zuversetzen und lässt hierauf denpranischen Strom — immer unterEinhaltung aller Gefühle und

Vorstellungen — in der Reihenfolgedurch alle Kraftzentren ziehen, alsodurch die Nabelgegend, die Milz, dasHerz, den Kehlkopf, die Stirne(zwischen den Augenbrauen) über dieZirbeldrüse zur oberen Schädeldecke.Wenndas geschehen ist, so muss man fühlen,wie der mit Apastatwa gefärbtepranische Strom von jedem Kraftzenturmaus den ganzen Körper durchflutet.

Das Ausatmen geschieht wieder links,und zwar mit dem bestimmten, keinenZweifel zulassenden Willen, dass mannun in Apas schwingt. Aber auchwährend dieser Konzentration darf derSchüler keinen Augenblick dieFesthaltung aller, mit dem Apastatwa

verbundenen Gefühle und Vorstellungenvergessen.

Er vollführe diesen Prozess (Einatmen,Anhalten und Ausatmen) in der gleichenWeise siebenmal hintereinander undohne jede Unterbrechung.

Die nun während einiger Minutenrhythmischen Atmens einsetzende starkeKonzentration auf das erwünschte Tatwaund dessen Eigenschaften vollendet dasExperiment, von dessen Gelingen mansich nun durch die Strahlung des Plexus,des inneren Schauens und auch durch diePerlen überzeugen kann. Auch jetzt sollder Schüler es vorläufig nochvermeiden, Akashtatwa zu erzeugen.

Durch beständige Übung wird das für

den Anfänger so umständlicherscheinende Verfahren sichvereinfachen. Der ganze Prozess lässtsich für den Geübten schließlich inwenigen Minuten erledigen. Und werdas Schlangenfeuer in sich entfacht hat,kann sein Tatwa in einigen Sekundenändern. Bei einem so entwickeltenMenschen arbeiten Konzentration undImagination so schnell und intensiv, dassdas Tatwa sich fast augenblicklichändert.

Der Schüler wird gebeten, von jetzt abseiner weiteren Entwicklung sehr vielZeit zu gönnen und nicht hastig vorwärtszu stürmen. Das würde ihm keinenGewinn bringen und nur zuEnttäuschungen führen. Die hohen Kräfte

sind nur durch Beharrlichkeit undAusdauer zu erobern. Er schreite ganzlangsam vorwärts, Schritt für Schritt,und arbeite mittlerweile emsig an seinerethischen Entwicklung. Nur jetzt wolleer in dieser Beziehung keinen Stillstandeintreten lassen. Wer bis hierhergekommen, für den gibt es kein Zurückmehr und kein Stillstehen, der muss dasIrdische von sich weisen und demEwigen zustreben, der mussunaufhaltsam höher steigen und sichbeständig veredeln. Jede noch so leiseRegung seiner Gefühle, jeder Gedankemuss unter der bewussten Kontrolleseines höheren Ichs stehen.

Auf die Meditation hat der Schülernunmehr eine größere Aufmerksamkeit

zu richten. Mit Hilfe dieser Meditationenwird es ihm erst gelingen, seine okkultenKräfte voll zu entwickeln und dauernd zubefestigen.

Zum Zwecke der Entwicklung desHellsehens mache der Schülerwöchentlich einmal eine Meditation mitauf die Nasenspitze gerichteten Augenauf das sich zwischen den Augenbrauenbefindliche Kraftzentrum. Je tiefer dieseMeditation ist, je erfolgreicher wird siesein. Dann wolle er das Tejastatwaeinleiten. Dieser Übung folgt einsiebenmaliges Pranayam, mit abermalsauf die Nasenspitze gerichteten Augen,in welchem der pranische Strom aufdieses Kraftzentrum geleitet wird, undzwar vom unteren Ende der Wirbelsäule

aus, spiralförmig durch die dazwischenliegenden Zentren bis zur Nasenwurzel.Die Konzentration gipfelt in derAusbildung der hellseherischenFähigkeiten. Der negative Zustand vonbeliebiger Dauer, dem einige Minutenrhythmischen Atmens folgen sollen,beendet die Übung.

An darauf folgenden Abenden —mindestens zweimal wöchentlich — übesich der Schüler direkt im Hellsehen,nachdem er vorher stets Tejastatwaeingeleitet und das vorher beschriebenePranayam gemacht hat.

Der Schüler fertige sich zum Zweckedieser Übung einen eigenen Spiegel an.Käufliche Fabrikate sind durch die

Emanationen der Erzeuger und Händlerverunreinigt. Er wolle sich in einerHandlung für photographische Apparateein ganz fehlerfreies„Chromobilderglas“ anschaffen. Das isteine hohlgeschliffene Glasplatteungefähr 9 zu 12 oder 12 zu 18 cm groß.Man kann sich einen solchen Spiegelauch aus Celluloid machen oder auchaus Blech. Die konvexe Seite wird nungut gereinigt, am besten mit Spiritus,worauf man diese Fläche dick mitschwarzem Spirituslack bestreicht. DerAnstrich muss sehr gleichmäßig sein undsoll, wenn er trocken geworden ist,nochmals wiederholt werden — leereStellen müssen so lange überpinseltwerden, bis sie vollständig

verschwunden sind. Nach vollerTrocknung muss man diesen Spiegelgehörig ausoden, indem man die Strichemit den Fingerspitzen von den beidenschmalen Seiten des Spiegels nachdessen Mitte zu führt, und zwar so, dassdie Handrücken gegeneinander gekehrtsind. In der Mitte angelangt, hebt manmit scharfer Konzentration das fremdeOd sozusagen heraus, fährt im weitenBogen zurück, schüttelt die Hände aus,um dann die beschriebene Prozedurneuerdings zu beginnen. Das wirdsiebenmal gemacht.

Der für diesen Spiegel bestimmteBehälter (kann auch eine Pappschachtelsein), der mit Watte ausgelegt sein soll,muss ebenfalls auf die beschriebene Art

ausgeodet werden.

Bevor aber der Spiegel in diesenBehälter gebracht wird, muss ereingeodet werden. Man macht jetzt dieStriche (wieder die Handrückenzueinander gekehrt) von der Mitte desSpiegels nach außen und ebenfallssiebenmal. Dann behaucht man denSpiegel. Das Einoden und Behauchenmuss mit der scharfen Konzentrationuntersetzt sein, dass der Spiegel diehellseherische Fähigkeit in uns auslöseund alle trügerischen Bilder fernhalte.Dieselbe Prozedur wird mit demBehälter gemacht, worauf man denSpiegel in demselben verwahren kann.Der Schüler wolle jedoch beachten,dass von jetzt an keines anderen

Menschen Auge diesen Spiegel mehrbesehen darf. Sollte es dennochvorkommen, so muss der Apparatausgeodet und frisch eingeodet werden.

Bei den Übungen mit dem Spiegel mussdas Licht sehr gedämpft sein. Am besteneignen sich die mit roten Rubingläsernversehenen Dunkelkammerlaternen fürphotographische Zwecke. Dievollendetste Beleuchtung liefern solcheLaternen mit violetten Gläsern. DasLicht muss etwas niedergeschraubtwerden. Die Beleuchtung soll sich hinterden Übungen befinden. Auf dieBeleuchtung ist große Vorsicht zuverwenden, da der Liebende durch seineVertiefung von der Außenwelt ziemlichabgezogen ist und keine Kontrolle über

die brennende Lampe auszuübenimstande ist.

Der Übende leitet, nachdem erTejastatwa erzeugt hat, den negativenZustand ein und sieht nach Beendigungdesselben ruhig und in bequemerKörperhaltung in den Spiegel. Es ist ambesten, wenn er seinen Geist ganz ruhiggestimmt hält, abwartend verharrt und sowenig wie möglich denkt. DieÜbungsdauer ist unbegrenzt, soll aberkeinesfalls unter 25 Minuten währen.

Zum Zwecke des körperlichenDurchschauens wolle der Schülerwöchentlich einmal eine größereMeditation (mit auf die Nasenspitzegerichteten Augen) auf das sich in der

Nabelgegend befindliche Kraftzentrumausführen. Dann leite er das Tejastatwaein und beginne mit siebenmaligemPranayam, wobei die Augen ebenfallsder Nasenspitze zu gerichtet sein sollen.Der pranische Strom wird in diesemFalle vom unteren Ende der Wirbelsäuleaus bis zur Nabelgegend gebracht, aufwelche man ihn kräftig einwirken lässt.Die Konzentration erstreckt sich auf dieErlangung der Fähigkeit, die innerenOrgane und deren Tätigkeit, denBlutkreislauf, die Nerventätigkeit usw.,kurz alle Funktionen des menschlichenKörpers, sowohl an sich selbst als auchan anderen Menschen, zu sehen und zuerkennen, also den Körper vollständigdurchschauen zu können. Die Übung

wird durch den negativen Zustand vonbeliebiger Dauer, welchem einigeMinuten rhythmischen Atmens folgen,beendet.

An anderen Abenden der Woche —mindestens zweimal wöchentlich —mache der Schüler abermals dasPranayam auf die Nabelgegend mit demkonzentrierten Willen auf die Fähigkeitder körperlichen Innschau— vorhermuss natürlich Tejastatwa erzeugtwerden — und leite dann den negativenZustand, welchen man so lange alsmöglich anhält, ein. Die Beleuchtung beidiesem Experiment sei wie bei demHellsehen, also ein rötliches oderviolettes Halbdunkel. Und nun versucheder Schüler sich seinen Körper innen

vorzustellen, er beginne mit dem Gehirnund wandere so langsam nach abwärts,bei jedem Organe so lange verweilend,bis sich ihm dasselbe deutlich zeigt. Esist das vorerst ein inneres Schauen mitdem geistigen Auge, das sich aber durchWillensanstrengung nach und nach inspäteren Übungen auch auf das leiblicheAuge übertragen wird, so dass es nacheinigen Monaten gelingt, mit demleiblichen Auge die diesem erreichbarenKörperpartien im eigenen Leibe zusehen.

Schließlich versuche man diese Übungbeim gedämpften und später beim hellenTageslicht durchzuführen. Wenn Erfolgeingetreten ist, wird man es bald nurdurch einen Willensakt dahin bringen,

die Körper anderer Menschen zudurchschauen, wozu man jedeGelegenheit benützen soll.

Zum Zwecke der vollsten Entwicklungdes Hellhörens wird dem Schülerangeraten, wöchentlich zur Abend- oderNachtzeit eine Meditation mit auf dieNasenspitze gerichteten Augen auf das inder Kehlkopfgegend liegendeKraftzentrum auszuführen. Dann leitet erdas Akashtatwa ein.

Der Schüler macht dieses Experimentnun zum ersten Male. Er wolle daherfolgenden Vorgang beachten.

Das in ihm augenblicklich schwingendeTatwa wird durch Willensanstrengungstark herunter gestimmt. Beim

Akashtatwa braucht der Schüler keinebestimmte Himmelsrichtung einzuhalten.Nun muss er sich von den Vorstellungenund Empfindungen, welche der Naturdes Akashtatwa eigen sind, vollständigergreifen lassen. Er muss sich in einergroßen, ohrförmigen Wolke sehen, einenach allen Seiten ausstrahlendeBewegung empfinden, die allesdurchdringt, muss das Gefühl desunendlichen leeren Raumes erzeugen unddes allgegenwärtigen Äthers. Er mussferner einen bitteren Geschmackempfinden und alles schwarz sehen. Dieohrartige Erscheinung, in der er sichbefindet, ist das Zentrum eines weiten,dunklen Raumes, welcher von diesemZentrum aus strahlenförmig vom

Universaläther durchzogen wird. Zugleicher Zeit muss der Schüler die Silbe„Ham“ in seinem Grundton in dermittleren Tonlage laut und intensivdenken. Dabei aber muss dieAtemtätigkeit so viel als möglichzurückgehalten werden.

Bei dem nun folgenden siebenmaligenPranayam wird der Atem durch beideNasenlöcher gezogen. Beim Kumbhaka,das bei diesem Experiment so lange alsnur möglich angehalten werden soll,wird der, durch die obigenVorstellungen — welche beim Pranayamin gleicher Stärke beibehalten werdenmüssen — gefärbte pranische Stromvom unteren Ende der Wirbelsäuledirekt aufwärtssteigend, also ohne die

dazwischen liegenden Kraftzentren zuberühren, in den Kehlkopf gezogen,welche Kraftzentrum nun stark mit denEigenschaften des Akashtatwasbeeinflusst werden soll. Nur wenn derpranische Strom ausschließlich in derMitte sich bewegt, wird das Akashtatwaerzeugt werden können. Das Ausatmengeschieht mit einer gewissenZurückhaltung und sehr langsam, undzwar ebenfalls durch beide Nasenlöcherzugleich, und muss unter dembestimmten, keinen Zweifel zulassendenWillen geschehen, dass man nun imAkash schwingt. Dabei darf mankeinesfalls die mit diesem Tatwaverbundenen Vorstellungen und Gefühleschwächer werden lassen.

Darauf folgt eine scharfe Konzentrationwährend einiger Minuten rhythmischenAtmens auf das Akashtatwa, und dieÜberleitung in das Akashtatwa istbeendet, von dessen Erfolg man sichdurch die bekannten Mittel überzeugenkann.

Es sei hier noch erwähnt, dass man einTatwa, welches normal ja alle 24Minuten wechselt, durch raschesErzeugen der ihm zugehörigenEmpfindungen und Gefühle inVerbindung mit scharferWillenskonzentration, also ohnePranayam, für längere Zeit festzuhaltenvermag.

Hat der Schüler nun das Akashtatwa

eingeleitet, so führe er für einige Zeitden negativen Zustand herbei und hieraufanschließend abermals einsiebenmaliges Pranayam, bei welchemwieder durch beide Nasenlöcher ein-und ausgeatmet werden muss (aberlangsam, etwas zurückhaltend und ohnejede Anstrengung). Beim Kumbhakawird der pranische Strom vom unterenEnde der Wirbelsäule abermals direkt,mit Umgehung der anderen dazwischenliegenden Kraftzentren in den Kehlkopfgezogen. Die Konzentration befasst sichmit der vollkommenen Ausbildung desHellhörens. Man schließt diese Übungwieder mit dem negativen Zustand undeinem, mit dem rhythmischen Atmenausgefüllten Ruhezustand.

An anderen Abenden — wiedermindestens zweimal wöchentlich —wird das direkte Hellhören geübt. DerSchüler leitet Akashtatwa ein, macht dasvorher beschriebene siebenmaligePranayam mit der entsprechendenKonzentration, setzt sich im rotverdunkelten Zimmer bequem hin undhält auf die bekannte Weise die Muschelans Ohr. Nun führt er den negativenZustand zu öfteren Malen hintereinanderherbei. Dabei halte er die Augen auf dieNasenspitze gerichtet.

Bei späteren Übungen kann er nach undnach sich von der Muschel emanzipierenund nur mit verstopften Ohren lauschen,bis er auf den Standpunkt kommt, auchden Ohrenverschluss entbehren zu

können. Das Hellhören entwickelt sichsehr langsam und nur, wenn der Schülerbei diesen Übungen seine Gedankenauszuschalten versteht und sich sehrpassiv verhält. Wenn Erfolge eingetretensind, übe man trotzdem weiter, bis sichdiese okkulte Fähigkeit so befestigt hat,dass es nur einer gewissen Einstellungauf den Äther durch die Willenskraftbedarf, um sofort und an allen Ortenhellhörerische Eindrücke zu erhalten.

Zum Zwecke der vollsten Ausbildungder Telepathie wolle der Schülernunmehr trachten, dass er sich mehr alssein Partner als Empfänger eignet. Dienachstehenden Übungen werden ihn dazuentwickeln. Wenn aber sein Partnerebenfalls diese Übungen studiert und

sieh in gleicher Weise entwickelt hat, sosollen beide Schüler sich eine höheretelepathische Empfänglichkeit aneignen.Der Schüler mache wöchentlich eineMeditation auf die Zirbeldrüse mit zurStirnmitte gerichteten Augen. Dann leiteer das Vayutatwa ein und schließe einsiebenmaliges Pranayam an, beiwelchem er ebenfalls die Augen zurStirnmitte gerichtet hält. Der pranischeStrom wird vom unteren Ende derWirbelsäule spriralartig durch alleKraftzentren hindurchgeführt, bis zurZirbeldrüse. Die dabei entwickelteKonzentration gipfelt in derVervollkommnung der telepathischenEmpfänglichkeit. Hierauf folgt dernegative Zustand.

An anderen Wochentagen übe sich derSchüler direkt in den verschiedenentelepathischen Experimenten, indem ervorher (eventuell auch sein Partner) dasVayutatwa - einleitet und das vorherbeschriebene Pranayam durchführt.

Die gegenseitige telepathischeÜbertragung geschehe nun auf dieWeise, dass zwischen dem Empfängerund dem Aussender eine Trennungstattfindet, indem sich der eine in einanderes Zimmer begibt. Anfänglichmögen die Experimentierenden sich miteiner langen Schnur verbinden, derenEnden beide an die Stirne halten. Wennder Schüler den Empfänger macht, soller oftmals hintereinander den negativenZustand einleiten. Dasselbe gilt für den

Partner, wenn er okkulter Schüler ist.Bei späteren Übungen vergrößere manden Zwischenraum zwischen beidenExperimentierenden, sodass z. B. sichder eine in einer anderen Wohnung oderin einer entfernteren Straße befindet,schließlich auch in einer anderen Stadt,usw.

Die telepathischen Übungen lassen soviele Variationen zu, dass sie hierunmöglich alle angeführt werden können.Die beiden Übenden werden sich wohlselbst auf verschiedeneSteigerungsmöglichkeiten besinnen undihre Experimente in reicherAbwechslung ausgestalten.

Um die vollste Ausbildung der

Psychometrie zu ermöglichen, wolle derSchüler wöchentlich einmal eine tiefeund lang andauernde Meditation auf dasKraftzentrum in der Nabelgegendausführen, jedoch sollen die Augendiesmal auf die Stirnmitte gerichtet sein.Dann leite er Prithvi- oder Apastatwaein, am besten bei der einen ÜbungPrithvi, bei der anderen Apas, usw.Dann folgt ein siebenmaliges Pranayammit auf die Stirnmitte gerichteten Augen.Bei Kumbhaka wird der Atemstrom überdas untere Ende der Wirbelsäule nachder Nabelgegend gezogen, und hat manbei der Konzentration die volleEntwicklung der psychometrischenFähigkeiten anzustreben. Angeschlossenwird der negative Zustand und eine

kurze Ruhe mit rhythmischem Atmen.

An verschiedenen Abenden —wöchentlich zweimal — sind nun direkteÜbungen in der Psychometriedurchzuführen, welche jedesmal, beivorangegangener Erzeugung von Prithvi-oder Apastatwa durch ein siebenmaligesPranayam auf die Nabelgegend in deroben beschriebenen Weise undschließlich durch den negativen Zustandeingeleitet werden müssen.

An Stelle der Briefe, oder mit diesenabwechselnd, kann der Schüler nunverschiedene Gegenständepsychometrisch behandeln, indem er z.B. eine alte Münze, eine Reliquie, einaltes Bildchen, einen

Schmuckgegenstand, oder sonstigekleine Gegenstände nimmt, welche eraber vorher in kleine Päckcheneingeschlossen hat, die gleich groß seinmüssen und von außen den Inhalt nichtverraten können. Diese Päckchen hält erim rot verdunkelten Zimmer an die Stirnund überlässt sich den Einflüssen undVisionen, die nun in ihm aufsteigen, undderen Echtheit er nachträglich prüfensoll.

Nach und nach, bei Fleiß und Ausdauerwird sich diese Fähigkeit im Schüler sostark entwickeln, dass er von jedemGegenstand die Vorgeschichte erhaltenwird, wenn er ihn an die Stirne oder andie Herzgrube hält. Altertümer werdenihm sehr interessante Geschichten

erzählen und ihre Vergangenheitenthüllen. Ja, es soll so weit kommen,dass der Schüler nur auf einenGegenstand seine Hände zu legen unddie Augen zu schließen braucht, um ineiner Reihe von klaren und deutlichenVorstellungen und Empfindungen dieganze Geschichte dieses Gegenstandeszu erfahren.

Bei den psychometrischenExperimenten, beim Hellsehen, wieüberhaupt bei allen okkultenFähigkeiten, die Bilder aus derVergangenheit oder Zukunft zeigen, isteine Warnung sehr angebracht und wirdder Schüler in seinem eigenen Interessegebeten, dieselbe zu beachten: Gewisseinnere Prinzipien haben nur zu sehr die

Neigung, sich mit den in den geistigenVorstellungen handelnden Personen zuidentifizieren. Dem muss mit größterWillenskraft widerstrebt werden, weilman sonst all die Leiden der handelndenPerson mitzumachen hat und mitfühlt.Wenn schöne Bilder auftauchen, und diein diesen Bildern handelnde Person imvollsten Glücke schwimmt, so ist es sehrnaheliegend, sich davon zu sehrergreifen zu lassen, so dass man sichunbewusst mit diesen Vorstellungenverbindet. Wenn sich nun die Situationändert und den freudigen Ereignissenschweres Leid folgt, so wird derunvorsichtig Experimentierendemitleiden und mitfühlen müssen. Er mussalso stets der im Gemüt vollständig

unbeeinflusste Zuschauer bleiben.

Auch zum Zwecke der vollstenEntwicklung des Astralleibaussendenssoll der Schüler die Meditationheranziehen.

Er macht dieselbe einmal in der Wocheauf das Kraftzentrum, das in der Milzliegt, um das astrale Bewusstsein auf dasgrobkörperliche zu übertragen, und einandermal auf das Kraftzentrum, das obenan der Schädeldecke liegt, um dieFähigkeit der beliebigen, bewusstenLostrennung des Astrals voll zuentwickeln. Bei beiden Meditationen,die in jeder Woche abwechselndvorgenommen werden müssen, bleibendie Augen zur Stirnmitte gerichtet.

Hierauf wird das Vayutatwa eingeleitet,sowie ein siebenmaliges Pranayamgemacht, bei welchem der pranischeStrom bei der einen Übung vom unterenEnde der Wirbelsäule spiralförmig überden Nabel zur Milz und bei der anderenÜbung spiralförmig vom unteren Endeder Wirbelsäule, über Nabel, Milz,Herz, Kehlkopf, Zirbeldrüse,Nasenwurzel zu dem Kraftzentrum ander Schädeldecke geleitet wird. DieKonzentration ist im ersten Falle auf dieÜbertragung des astralen Bewusstseinsauf den Grobkörper (damit alleErlebnisse des ausgesandtenAstralkörpers bewusste, klare Eindrückeim Grobkörper hinterlassen) gerichtet,und im zweiten Falle auf die leichte und

volle Entwicklung des bewusstenAstralleibaussendens. Daran schließtsich der negative Zustand.

An einigen Abenden jeder Wochevervollständige der Schüler dieeigentlichen Experimente desAstralleibaussendens. Er leite vorherstets Vayutatwa ein und mache dassiebenmalige Pranayam auf dasKraftzentrum der Milz mit demkonzentrierten Willen der schonerwähnten Bewusstseinsverbindung.Dann meditiere er eine Viertelstunde aufdas Gelingen des Experimentes undmache dann abermals ein siebenmaligesPranayam auf das Kraftzentrum an derSchädeldecke mit der scharfenKonzentration, dass der Astralkörper

sich löse und außer dem Körper wirke.Auch jetzt sei das Zimmer in rötlichesHalbdunkel gehüllt. Der Schüler legesich bequem hin und leite, nachvollendeter Festhaltung des Vayutatwasund vollster Abspannung aller Muskeln,den negativen Zustand ein, der so langeals möglich angehalten werden muss.Die Augen bleiben, wie auch beimPranayam, auf die Stirnmitte gerichtet.Jetzt muss wieder jener Zustand desUnbeweglichseins eintreten, wie er imvorigen Abschnitt gelehrt wurde, ebensodie Vorstellung des Heraushebens desAstralkörpers und der vollen Loslösung.Es muss nun ein merkwürdiger Vorgangeintreten. Ein Willensakt, der scheinbarnoch vom körperlichen Bewusstsein

ausgeht, muss den Astral veranlassen, inseiner Freiheit intelligente Wirkungen zuverrichten, sich zu entfernen, undvielleicht den Partner, mit welchem derSchüler telepathische Übungen macht,aufzusuchen, sich vor diesem durchUmkleidung mit dem Od des Körpers zuverdichten, usw. Es ist vorläufig ambesten, wenn der Schüler noch vor demExperiment, wenn er sich zur Ruhe legt,also vor dem negativen Zustand, dasganze Programm der astralenWirksamkeit feststellt, denn wenn er imLaufe des Experimentes über seinkörperliches Bewusstsein die Kontrolleverliert, muss er den Astralkörper nacheigenem Ermessen handeln lassen.

Nach der Rückkehr des Astralkörpers,

die durch den Ruf einer nicht schrillenWeckuhr vermittelt wird (die Dauer desExperimentes muss jetzt sehr ausgedehntwerden), wird infolge dervorangegangenen Übungen undMeditationen das volle Bewusstsein andie Erlebnisse des Astrals vorhandensein.

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Hier ist dem Verfasser die Grenzegezogen — die weitere Entwicklungwird der nun in Aktion tretende geistigeLehrer des Schülers übernehmen.

Zu diesem Zwecke sollen langeMeditationen unternommen werden —am besten während der Stille der Nacht—, die sich mit dem zu erwartenden

Führer beschäftigen. Er wird sich demSchüler, der sich bis hierherdurchgerungen hat und in seinerethischen Entwicklung immer weitervorwärts strebt, nicht versagen. Dievollste Erweckung des Schlangenfeuersund der hohe Zustand geistigerVersenkung in das innere Licht,(„Samadhi“) genannt, darf von keinemSchüler ohne Leitung und Kontrolle desgeistigen Lehrers und Führersdurchgeführt werden, der die Natur undAnlage seines Schülers kennt und dierichtigen Maßnahmen zu treffen weiß.Denn die „volle“ Erweckung desSchlangenfeuers und mit ihm allerKraftzentren wirkt auch auf diephysische Natur des Schülers und kann,

unrichtig geleitet, große Störungen in dermenschlichen Natur hervorrufen.

Wenn der Schüler in der Entwicklungseiner okkulten Kräfte bis zu diesemPunkte des vorliegenden letztenAbschnittes angelangt ist, wird es ihmnicht schwer fallen, die ihm jetzt zurVerfügung stehenden Kräfte nach vielenRichtungen hin zu verwenden. Er wirdseinen Astralkörper bewusst in dieirdische Astralsphäre oder inaußerirdische Verhältnisse sendenkönnen. Er wird mit Hilfe desVayutatwas und während des KumbhakaLevitationsphänomene erzeugen, sich beiApastatwa gegen Feuer und Hitzeunverwundbar machen und sich mit demPrithvitatwa gegen körperliche

Verletzungen schützen können.

Wenn er auf das Karma und dieReinkarnation meditiert und hierauf dennegativen Zustand einleitet, wird erKenntnis von seinen vergangenenDaseinsverhältnissen erhalten und seinenTod erfahren.

Wenn er andauernd auf die Zirbeldrüsemeditiert, so werden sich ihmLichtgestalten zeigen, und hellhörendwird er ihre Einflüsterungen vernehmen.Aber er wird, eingedenk des kommendenMeisters, diesen Erscheinungen keinGehör geben, denn sie würden ihn trügenund seiner ethischen EntwicklungSchaden bringen.

Er wird die Gedanken seiner

Mitmenschen lesen, wenn er sich durchKonzentration und Willenskraft mit derZirbeldrüse derselben verbindet, kurz,es wird ihm nichts verborgen bleiben,und er wird jedes okkulte Phänomenhervorzubringen imstande sein, wenn er,in Verbindung mit tiefen Meditationen,dem negativen Zustand und denentsprechenden Tatwas seineentwickelten Kräfte zur Anwendungbringt.

Doch sei der Schüler sehr gewarnt,irgendwelche Phänomene ohnezwingende Gründe vorzunehmen. Es istverwerflich und schädlich, okkultePhänomene ins Leben zu rufen, um dieNeugierde anderer Menschen damit zustillen und seiner Eitelkeit zu dienen.

Überzeugen kann man durch solcheSchaustellungen nicht, denn dieZweifelsucht der Zuschauer wird immereine lächerliche Erklärung zur Handhaben und damit denExperimentierenden zum Betrüger undGaukler stempeln. Wer noch nicht reifist und mehr als 90 Menschen vonHundert sind in dieser Beziehung nochblind — wird auch durch daseinwandfreieste Experiment nichtüberzeugt. Und wenn ihnen gar keineAusrede mehr übrig bleibt, dann werdensie sagen, sie wurden vomExperimentierenden hypnotisiert undunterlagen dessen gedanklichenEinflüssen. Die Auslösung der okkultenKräfte darf also nur in Fällen der

Gefahr, ferner zum Selbststudium undschließlich dann, wenn es sich umHilfeleistung für die Mitmenschenhandelt, vorgenommen werden.

Um sich vor eigener Schädigung zuwahren, achte der Schüler auf dieseWarnung.

Wenn der Schüler kranke Menschenmagnetisiert, so mag er dabei sowohldie subtileren Kräfte seinesAstralkörpers als auch die Tatwasbenützen.

Beim Magnetisieren mit demAstralkörper muss der Schüler genau dieschon angegebenen Manipulationen mitdem Grobkörper machen, dabei abersich der Vorstellung hingeben, wie sein

Astralkörper heraustritt und dieselbenManipulationen vollführt. Magnetisierter innere Organe, so lasse er neben derkörperlichen Manipulation seine astraleHand in das für seinen Geist offeneOrgan des Kranken eintreten undgleichzeitig die magnetischeManipulation vornehmen. BeiVerwendung der Tatwas achte derSchüler auf negative und positiveKrankheitsformen. Jede negativeKrankheitsform bedarf eines positivenTatwas wie Tejas und Prithvi und jedepositive Krankheit eines negativenTatwas wie Vayu und Apas. Der Schülermuss in sich selbst das betreffendeTatwa erzeugen und auch auf denKranken überleiten indem er ihn mit

großer Willenskraft mit dembetreffenden Tatwa überströmt, undzwar auf die schon gelehrte Weise, vomunteren Ende der Wirbelsäulespiralförmig durch alle Kraftzentren desKranken. Bei blutenden Wunden wirdder Schüler das zusammenziehendeApastatwa und zu deren Heilung dasPrithvitatwa anwenden.

Weil es des Entwickelteren vornehmsteAufgabe ist, die Leiden und Schmerzenseiner Mitmenschen zu stillen, so oft ihmeine höhere Fügung dazu Gelegenheitgibt, so soll der Schüler dieses Gebietzu seinem speziellen Studium machen.

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