GEMEINDEBRIEF - evang-reutte.at"Die Botschaft, dass für alle Menschen am Kreuz die Rettung...

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"Die Botschaft, dass für alle Menschen am Kreuz die Rettung vollbracht ist, muss denen, die verloren gehen, als barer Unsinn erscheinen. Wir aber, die gerettet werden, erfahren darin Gottes Kraft. Gott hat doch gesagt: `Ich will die Weisheit der Weisen zunichtemachen und die Klugheit der Klugen verwerfen." (1. Brief an die Korinther 1,18-19) GEMEINDEBRIEF EVANG. PFARRGEMEINDE A. B. REUTTE IN TIROL 1 April / 2017 Lucas Cranach: Der predigende Luther, der auf den Gekreuzigten zeigt

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"Die Botschaft, dass für alle Menschen am Kreuz die

Rettung vollbracht ist, muss denen, die verloren gehen, als barer

Unsinn erscheinen. Wir aber, die gerettet werden, erfahren

darin Gottes Kraft. Gott hat doch gesagt: `Ich will die

Weisheit der Weisen zunichtemachen und die Klugheit der

Klugen verwerfen."

(1. Brief an die Korinther 1,18-19)

GEMEINDEBRIEF

EVANG. PFARRGEMEINDE A. B.

REUTTE IN TIROL

1 April / 2017

Lucas Cranach: Der predigende Luther, der auf den Gekreuzigten zeigt

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Unser Lebensweg - ein Auf und Ab zwischen Karfreitag und Ostern

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Die Weisheit meiner Großmutter mütterlicherseits holt mich immer wieder ein. Sie vertrat die Meinung, dass ein Christ nicht ohne Kreuz sein könne. Diese These formulierte sie anhand ihrer Erlebnisse und Erfahrungen. Ihr Ehe-mann, mein Großvater, starb 1947 in der Ukraine während der Aufbauarbeit, dort, wo heute Krieg herrscht und vieles, was die ehemaligen deutsch-stämmig deportierten SiebenbürgerInnen nach dem 2. Weltkrieg aufgebaut hatten, wieder in Trümmern liegt. Dazu wurde sie noch enteignet, wie die andern auch, und musste mit ihrer Tochter, meiner Mutter, fünf Jahre in menschenunwürdigen Unterkünften ihr Leben fristen. "Unrecht Gut gedeiht nicht.", würde Großmutter heute wahrscheinlich sagen. Wir kennen viele Karfreitags - Erlebnisse von Menschen, denen Angst und Bange ist, auch dann, wenn wir in Österreich sicher und in einem gewissen Wohlstand leben dürfen, von dem andere nur träumen. Trotzdem gibt es auch bei uns viel Leid. Eine unheilbare Krankheit, an der man jahrelang herum laboriert, die die Zukunft ungewiss und düster werden lässt, Kinder, die in der Drogenszene untergehen, aber auch Arbeitslosigkeit, Trennung vom Lebenspartner mit vielen unguten und aufreibenden Konsequenzen, der Tod eines lieben Menschen und andere Schicksalsschläge, führen uns in die Nähe des Karfreitags.Umso mehr freuen wir uns über Oster - Erlebnisse. Gute Begegnungen, treue Menschen, die einen durchs Leben begleiten, Erfolg, gute Arbeits-verhältnisse, ab und zu auch Highlights u.a.m. Martin Luther erklärt die Bitte des "Vater unsers" "Unser tägliches Brot gib uns heute" so: "Alles, was not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen, fromme und treue Oberherren (Arbeitgeber), gute Regierung, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen."Wir sind dankbar für alle Oster-Erlebnisse und freuen uns darüber. Wir versuchen andererseits Karfreitags-Erfahrungen in unser Leben einzuordnen, anderen zu helfen und solidarisch zu sein. Beides, Karfreitag und Ostern, gehört auch zum Leben einer Pfarrgemeinde.

Ich wünsche euch/Ihnen/uns allen Kraft, Mut und Trost in Karfreitags-Erlebenissen und mit den Worten der Hl. Schrift: "Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! (Brief des Paulus an die Gemeinde zu Philippi, Kap. 4) frohe Ostern.

Mag. Mathias Stieger, Pfarrer

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Luther - die Bücher und die Bibel

Wir leben heute bereits in der Postmoderne, in der Bücher immer weniger von Bedeutung sind. Es werden aber weiterhin Texte (Romane, Gedichte, Dramen....) geschrieben. Viele Menschen lesen Bücher heute im iBook."Doctor Luther klagte einmal über die Menge der Bücher, daß des Schreibens kein Ende noch Maß wäre und ein jeglicher wollte Bücher machen, und sprach: eines Theils thäten`s aus Ehrgeizigkeit, daß sie auch wollten gerühmt sein und einen Namen davon bekommen. Etliche aber thäten`s um`s Genießes und Gewinnstes willen und förderten also solches Übel. Also wird durch so viel Commentare und Bücher die liebe Bibel begraben und verscharrt, daß man des Textes gar nicht achtete. Da doch in allen guten Künsten und Faculktäten diejenigen die allerbesten sind, so im Text wohl belesen und gegründet wären. Denn im Recht ist der ein guter Jurist, welcher im Text wohl geübt und bekannt ist ...... Vor dreißig Jahren, sprach D. Martinus, war die Bibel unbekannt, die Propheten waren ungenannt und gehalten als wären sie unmöglich zu verstehen. Da ich zwanzig Jahre alt war,

hatte ich noch keine gesehen. Ich meinte, es wären keine Evangelien noch Episteln mehr, denn die in den Postillen (Bibeltexte für den Sonntag) sind. Endlich fand ich in der Liberei (Bibliothek) zu Erfurt eine Bibel, die las ich oftmals mit großer Verwunderung D. Staupitzens (Luthers Mentor, geistlicher Begleiter im Kloster)." (aus "Erinnerungen an die Universität in Erfurt").Luther formuliere später "sola scriptura". Dieser Kernsatz der Reformation, der auf Luther zurückgeht, behauptet, dass die Bibel die einzige Quelle und Norm des christlichen Glaubens und Lebens sei. Diese Theologie "vom Wort" war nicht neu. Die Reformtoren jedoch stellten diesen Grundsatz wieder in den Mittelpunkt ihrer Lehre, da die Tradition der damaligen Kirche die Bibel wenig beachtete. Die Bücher der Kirchenväter und die Konzilsbeschlüsse waren wichtiger als die Heilige Schrift. "Zurück zu den Quellen", war der Ruf der Reformatoren.Die Bibel sei das meist gedruckte Buch, wird oft behauptet. Ist es aber auch das meist gelesene Buch der Postmoderne?

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"Luther war mit der Natur verbunden und lebte im Rhythmus der Jahreszeiten. Er hatte Freude an schönen Wintertagen: Wenn es vier Wochen so bliebe, werde es ein fruchtbares Jahr geben, denn unter dem Schnee sei die Saat geschützt. Er bewunderte Gottes Schöpfung, auch im Kleinen und Unscheinbaren. Wenn er Veilchen betrachtete ging ihm das Herz auf: `Was gibt man unserem Herrgott für die Blümlein? Schelten, lästern, schänden! Und das erste Sommerblümchen ist himmelblau. Der Türke und der Kaiser können es nicht mit all ihrer Macht bezahlen.` Die Leidenschaft seiner Frau für Garten- und Landbau färbte auf ihn ab. Er pflanzte Bäume und setzte Pfropfen. Es sei ein Wunder, dass sich der Baumstamm nach dem kleinen Pfropf richte und nicht umgekehrt das Zweiglein nach dem Stamm. Auch in Tieren erkannte er die Vollkommenheit der Schöpfung, z.B. in seinem Hund Tölpel: ̀ Er hat nicht einen Fehl an seinem Körper, hat frische Augen, starke Beine, schöne weiße Zähne, eine guten Magen etc. Den Vögeln habe Gott Augen so hell wie Sterne geschenkt. Aber die Menschen bemerkten es nicht: ̀ Wir sind Hanswürste. Aber im zu-

Luther und die Natur

künftigen Leben, werden wir sie sehen; da wollen wir denn Vöglein mit schönen hellen Augen selber machen.` Sperlinge allerdings standen, wie damals üblich , auch auf dem Speisezettel von Frau Käthe. Hunde und Pferde sind treue kluge Tiere. Wenn Hunde sprechen könnten, würden sie sich leicht mit den Menschen unterhalten. Das Schwein dagegen sei

dumm und lerne nichts als Dreck kennen. Humorvoll rühmt Luther die Fliege, das reiz-endste aller Tierlein. `Hat viel Privilegia und Gerechtigkeit, isst und trinkt mit den Besten und sitzt auf den schönsten Tüchern, Gemäl-den, scheißt dem König auf die Stirn, den Weibern auf die Schleier.` Verdächtig da-gegen waren ihm die Schlangen. Sie sind dem Satan unterworfen und schaden dem

Menschen. Am gefährlichsten sei die Viper. Sie springe den Menschen ins Gesicht: `Deswegen werden die Vipern nicht ohne Grund Feinde des Evangeliums genannt.` Gottes Geheimnis ist die Entstehung alles Lebens, beim Mensch wie beim Tier: `Gott hat die Fort-pflanzung bei allen Kreaturen wunderbar gerichtet, wie bei Mann und Frau. Niemand kann das Werk der Geburt

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Erfinder der Konfirmation und Streitschlichter

Martin Bucer ritt im 16.Jahrhundert mit dem Pferd durch Süd- und Mittel-deutschland, nach Kassel, Wittenberg und Straßburg. Bei Regen waren der hagere, schwarzhaarige Mann und sein Pferd schnell durchnässt, Schlamm und Dreck spritzten hoch – von Schnee und Eis gar nicht erst zu sprechen. Doch das war der Alltag des Reformators Bucer – zwischen 1534 und 1539 soll er laut Kirchenhistoriker Martin Greschat rund 12.000 Kilo-meter zurückgelegt haben.Geboren wird Bucer am 11. November 1491 im rund 4.000 Einwohner großen elsässischen Schlettstadt. Wahrscheinlich besucht er die örtliche Lateinschule und geht ins Dominikanerkloster. Er legt das Mönchsgelübde ab, studiert Philosophie, wird Priester und ist in Heidelberg Theologie-student. Dort lernt er 1518 Martin Luther kennen – ein einschneidendes Erlebnis. Er verlässt das Kloster, wird 1521 von seinen Ordensgelübden entbunden, lebt an unterschiedlichen Orten, heiratet eine frühere Nonne und wird vom Speyrer Bischof exkommuniziert.

Gemeinsamkeiten stehen für Bucer über Unstimmigkeiten.

1523 zieht er nach Straßburg, wo er rund 25 Jahre als Pfarrer der Stadt angestellt ist. Von dort aus setzt er sich für die Reformation und die Einheit der Protestanten ein, vor allem im Abendmahlstreit – seiner Ansicht nach ein vollkommen sinnloser Streit. Denn für ihn sind die großen Gemeinsamkeiten wichtiger als die vermeintl ich kleineren Unstimmigkeiten. Auf der einen Seite die Wittenberger um Luther, auf der anderen die Schweizer um Ulrich Zwingli sowie Heinrich Bullinger – und

ergründen, wie der Fötus ins Leben tritt und in einem halben Tag wächst, streckt sich sichtlich und merklich...Ich glaube, dass wir im künftigen Leben keine andere Freude haben werden, als den Schöpfer und seine Kreaturen zu preisen."(aus "Habe ich nicht genug Tumult ausgelöst" von Günter Scholz)

Im Rahmen des Reformationsjubiläums werfen wir einen Blick zurück auf die Reformatoren, die den Protestantismus ab dem 16. Jahrhundert mitgestaltet und geprägt haben. Auch wenn Martin Luther derzeit viel im Fokus steht – er war nicht der einzige große Kopf seiner Zeit. Dieser Teil der Reformatoren-Reihe richtet das Scheinwerferlicht auf Martin Bucer.

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Bucer dazwischen. Luthers Anhänger werben für eine körperliche Präsenz Christi im Abendmahl, die Schweizer für eine spirituelle. Bucer ist über-zeugt, dass Leib und Blut Christi im Abendmahl nicht körperlich in Brot und Wein gegenwärtig sind.Dass der Streit keine Lappalie ist, erfährt er immer wieder.

Streitfrage: Wer darf am Abendmahl teilnehmen?

Einmal fügt der Straßburger an einem Abendmahlverständnis von Luther Anmerkungen hinzu, was die Wittenberger verärgert. Ein anderes Mal ist er den Schweizern zu nah an Luthers Position. Martin Luther meint sogar, man könne Bucer nicht trauen. So auch im Mai 1536 bei einer Besprechung in Luthers Haus in Wittenberg. "Die Atmosphäre war eisig", berichtet Kirchen-historiker Greschat. "Luther griff die Gäste sofort an, ausdrücklich auch Bucer." Mittlerweile ging es auch um die Frage, ob Gottlose ebenso wie Gläubige im Abendmahl Christus empfangen. Ein früherer Kompromiss-vorschlag Bucers, zwischen Unwürdigen und Gottlosen zu unterscheiden, soll die Lösung bringen. "Sichergestellt werden sollte, dass die Real-präsenz Christi im Abendmahl nicht vom Glauben oder der Würdigkeit des Menschen abhinge", betont Greschat. Eine Einigung ohne die Schweizer.

Bucer führt die Konfirmation ein

Bucer schwankt aber auch. Mal ist er komplett gegen den Papst, mal kann er sich vorstellen, dass er unter Um-ständen weiter existieren könne. Zur Verbreitung seiner Thesen schreibt er Dialoge zwischen Personen mit unterschiedlichen Positionen. Meist haben die Vertreter seiner Ideen die besten Argumente und gewinnen.Bucer gilt auch als Erfinder der Konfirmation, die er 1539 im hess-ischen Städtchen Ziegenhain ein-führt. Entstanden ist das beliebte protestantische Familienfest aus einem Kompromiss im Streit über die Säuglingstaufe. Diese blieb, aberHeranwachsende sollen nach entsprechendem Unterricht selbst bestätigen, dass sie Mitglied der Gemeinde sein wollen.

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"Verjagt von meiner so sehr geliebten Kirche“

Nachdem die Religionsgespräche zu keinem Ergebnis führten und Kaiser Karl V. die Protestanten im Schmalkaldischen Krieg besiegte, verliert Bucer auch seinen Rückhalt in Straßburg. Er emigriert nach England und lehrt in Cambridge. Dort wirbt er für eine kirchliche und gesellschaftliche Reform. Doch Land, Essen und Lebensweise sind ihm fremd. «Ich befinde mich im Exil, in meinem Alter, weit weg von meinem Vaterland, verjagt von meiner so sehr geliebten Kirche, meiner Schule und Stadt», soll er 1549 an Johannes Calvin geschrieben haben. Bucer stirbt in der Nacht zum 1. März 1551, wahrscheinlich an einer schweren Tuberkulose, im Alter von 59 Jahren.

Marc Patzwald (epd)

Katholische Bischöfe loben Luther und die Reformation

Wien. Die Reformation habe bei allem Leid und Unrecht, das sich katholische und protestantische Christen gegenseitig angetan haben, auch für die katholische Kirche viele positive Aspekte mit sich gebracht. Insofern gebe es auch einiges, wofür man der Reformation ganz generell und Martin Luther im Besonderen dankbar sein könne. Das betonen die beiden katholischen Bischöfe Benno Elbs und Manfred Scheuer auf der Website der Evangelischen Kirchen in Österreich zum Reformationsjubiläum.Martin Luther sei ein Mann des offenen Wortes gewesen, der auch unter Lebensgefahr nicht davor zurückschreckte, „das zu sagen, was er dachte“, so der Feldkircher Bischof Elbs. Zugleich habe Luther dadurch aber auch mitunter „über das Ziel hinausgeschossen“ und auch andere Menschen verletzt. Die katholische Kirche habe sicher auf lange Sicht davon profitiert, dass Luther die Bibel wieder ins Zentrum der Kirche und des Glaubens gerückt habe, zeigte sich Elbs überzeugt: „Das hat auch die katholische Kirche bereichert.“Der Linzer Manfred Scheuer bezeichnete Luther als „Zeugen des Glaubens“. Letztlich sei sein Wirken von der Frage her zu beurteilen, „ob es zu Christus hinführt oder wegführt“. Und hier falle die Bilanz jedenfalls positiv aus, betonte Bischof Scheuer. Die katholische Kirche könne im „gegenseitigen Austausch der Gaben“ von einigen Stärken der evangelischen Kirchen profitieren, so Scheuer. Er verwies unter allem auf die radikale Bezogenheit auf das Wort Gottes, die starke Betonung des Priestertums aller Getauften und das Verständnis von Kirche als Volk Gottes. (kap)("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2016)

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Huldrych Zwingli, Schweizer Reformator

1484-1531 / Eine kurze biographische Übersicht

Nachdem mich unser Pfarrer Mathias gebeten hat, etwas über den Schwei-zer Reformator zu schreiben, habe ich mich nach langer Zeit wieder mit Zwingli beschäftigt. Seitdem ich im Außerfern lebe und den evangel-ischen Gottesdienst besuche, ist das „lutherische“ mehr in den Vorder-grund gerückt. Wobei ich stark in der reformierten Tradition verwurzelt geblieben bin. Zwingli war in vielen Bereichen radi-kaler und politischer als Martin Luther es war. Die politische Haltung wurde wahrscheinlich durch seinen Vater

geprägt, der in der lokalen Politik tätig war. Eine gute Ausbildung war den Eltern so wichtig, dass Huldrych mit 5 Jahren sein Elternhaus verlassen musste, um bei seinem Onkel am Wahlensee Unterricht zu nehmen. Mit 10 Jahren wechselte er an die Latein-schule in Basel und später nach Bern. Statt in ein Kloster zu gehen, immatrikulierte er mit 14 Jahren an der humanistischen Universität in Wien. Diese Aus-bildungsstationen waren erste Samen auf dem Weg zum Reformator.Seine erste Pfarrstelle trat er 1516 mit 22 Jahren in Glarus an und begleitete als Feldpriester mehrmals Schweizer Söldner in die Schlacht. Neben seinen pastoralen Aufgaben bildete sich Zwingli ständig weiter. Dabei wandte er sich dem Humanismus zu.

Vor allem die Schriften des Humanisten Erasmus von Rotterdam beeinflussten sein theologisches Wirken stark. Zwingli lernte einen anderen Sinn in den bib-lischen Texten zu suchen und zu erkennen.Um politischen Wirrnissen in Glarus zu entgehen, übernahm er eine Stelle in Ein-siedeln, wo jedoch seine ersten reformatorischen Predigten keine Aufnahme fanden. 1519 wechselte Zwingli ans Grossmünster nach Zürich. Hier fand er den

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richtigen Nährboden, um seine reformatorischen Ideen umzusetzen. Eine über-standene Pesterkrankung, die ein Viertel der Stadtbevölkerung Zürichs das Leben kostete, brachte ihn endgültig zur Überzeugung, dass allein Gottes Gnaden den Menschen erlösen kann. So bekam der biblische Text für Zwingli größte Bedeutung. Er begann gegen alles, in seinen Augen, Nichtbiblische zu predigen (Verehrung der Heiligen, Fegefeuer, Ablass, Priesterzölibat, Fasten-gebot etc.). Zu einem offenen Konflikt mit der katholischen Tradition/Kirche kam es mit seiner Billigung eines öffentlichen Wurstessens während der Fastenzeit 1522. Dies erregte den Zorn des Papstes, der ihm Kanzelverbot erteilte und den Rat der Stadt aufforderte, den Priester als Ketzer zu ächten. Der reformfreudige Stadtrat von Zürich jedoch stimmte der theologisch begründeten Reform (in 67 Artikeln zusammengefasst) Zwinglis zu. Der politische Rat übernahm somit vorerst auch die Funktion der Kirche und bis 1525 war die Reform des Gottes-dienstes in Zürich abgeschlossen. Messen und Zölibat waren abgeschafft, Bilder aus den Kirchen entfernt und es gab eine geregelte Armenfürsorge. Statt der Messe wurde der reine Wortgottesdienst (Predigt) eingeführt und nur noch viermal im Jahr Abendmahl in Gedächtnis gefeiert.

Bis heute sind die reformierten Gottesdienste sehr schlicht in ihrem Ablauf. Nach dem schnellen Umsetzen seiner Reform in Zürich, war es ihm wichtig auch andere Kantone von seinen Ideen zu überzeugen, was ihm aber nur teils gelang. 1522 setzte er auch seine eigene Reformation in die Tat um und schloss heimlich mit Anne Reinhart die Ehe (öffentlich 1524). In enger Zusammenarbeit mit Leo Jud übersetzte Zwingli zwischen 1524 und 1529 die Bibel in die eidgenössische Kanzleisprache. Diese Übersetzung ist bis heute als die „Zürcher Bibel“ bekannt. 1529 traf Zwingli während der Marburger Religionsgespräche auf Martin Luther. Der Versuch, die Reformation durch ein Bündnis der beiden einflussreichen Reformatoren europaweit zu festigen, scheiterte am reformierten Abendmahl-verständnis und damit kam es zur Trennung zwischen der reformierten und lutherischen Kirche. In der Schweiz mündeten die Feindseligkeiten zwischen den katholischen und protestantischen Kantonen in einen offenen Bürgerkrieg. Zwingli hielt daran fest, die evangelische Predigt überall durchzusetzen und nahm dafür auch einen Krieg gegen die Innerschweizer in Kauf. 1531 gelang den Katholiken bei Kappel ein vernichteter Sieg. Viele Zürcher verloren dabei ihr Leben, darunter auch Huldrych Zwingli. Er starb als Feldprediger mit dem Schwert in der Hand. Die Schweiz blieb fortan konfessionell gespalten.

Noch heute sind die Kantone in reformiert und katholisch unterteilt. Bemerkbar macht sich dies jedoch nur noch durch unterschiedliche Feiertage. Der Nachfolger Zwinglis, Heinrich Bullinger (1504-1575), hat das Werk Zwinglis „gerettet“ und weitergeführt. Die reformierten Kirchen sind aus dem Wirken Zwinglis, Bullingers und Calvins (1509-1564) hervorgegangen.

Eliane Salvisberg Schmid

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¾ Der Literaturkreis trifft sich nach Vereinbarung - Info bei Fr. I. Lohnert (Tel.

05672/62094) und Pfr. M. Stieger.

¹ Der Mutter-Kind-Kreis trifft sich jeden zweite Woche von 16.30 - 18.00 Uhr im Gemeinderaum - Info bei Fr. C. Vieweger (Tel. 0676/4469982) und Fr. A. Stieger (Tel. 05672/65977).

¹ Der Kinderkreis trifft sich am ersten Freitag im Monat von 15.00 bis 16.30 Uhr - Info bei Fr. A. Stieger (Tel. 05672/65977) und Fr. E. Kienast (Tel. 0699/16062602).

¹ Der Singkreis trifft sich nach Vereinbarung - Info bei Fr. E. Salvisberg Schmid

(Tel. 05672/65222).

� Jeden dritten Sonntag im Monat, im Anschluss an den Gottesdienst, laden wir zum Kirchenkaffee - verantwortlich ist der/die für den Kollektendienst eingeteilt ist.

¸ Das ökumenische Taizé-Gebet findet jeden letzten Dienstag im Monat,

jeweils um 19.00 Uhr in den Kirchen des Talkessels statt - Info Fr. A. Schretter

(Tel. 05677/8401242), „am Brett”, im Schaukasten und in der Lokalpresse.

¸ Jeden Sonntag findet um 10.00 Uhr, zeitgleich zum Gottesdienst, im

Gemeinderaum Kindergottesdienst statt. Mitarbeiterinnen: Fr. A. Stieger, Fr.

E. Salvisberg Schmid und Fr. E. Kienast.

¹ Gemeindeabende in Ehrwald / Biberwier:

Montag, den 03.04.,Dienstag, 02.05. und 13.06. jeweils um 18.30 Uhr

bei Fam. Inderst/Biberwier oder bei Fr. M. Siegrist/Ehrwald. Info bei M.

Inderst (Tel. 05673/3967) und bei Pfr. M. Stieger.

¹ Gemeindeabende in Elbigenalp / Neue Mittelschule:

Mittwoch, den 05.04., 10.05. und am 07.06. um 20.00 Uhr - Info bei Fr.

Ch. Scheidle (Tel. 05634/6562) und Pfr. M. Stieger.

¹ Gemeindeabende im Tannheimertal bei Kuratorin B. Moritz / Nesselwängle: Donnerstag, den 06.04., 18.05. und 29.06. um 19.30 Uhr - Info bei Fr.

B. Moritz (Tel. 05675/8214) und bei Pfr. M. Stieger.

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Wir haben bereits zwei gute Abende im Reformationsjubiläumsjahr mit ansprechenden Themen gestaltet und einen Gottesdienst mit "vollem Haus" gefeiert.27.01. um 19 Uhr, Dreieinigkeitskirche Reutte, "Bist du sicher Martinus" - Katharina

von Bora, Luthers Frau, ein Monolog von Christine Brückner, erarbeitet von Wiltrud Stieger, Gastrotheater Innsbruck

24.02. um 19 Uhr, Gemeinderaum, "Solus Christus, sola scriptura, sola fide,sola gratia", Vortrag von Dr. Christian Bensel, Studienleiter im Studienzentrum "Institut für Theologie und Gemeindeaufbau" Linz

26.02. 2017 um 10 Uhr - Dreieinigkeitskirche Reutte, Gottesdienst mit Dr. Christian Bensel (Predigt)

05.03. um 10 Uhr, Sonntag Invokavit, Dreieinigkeitskirche Reutte, Invokavit Predigt Martin Luthers, Pfr. Mag. Mathias Stieger

Folgende Veranstaltungen und Themen stehen noch an:

13.05. um 9 Uhr - ökumenisches Frühstück, Gemeinderaum, Morgenandacht, Vortrag von Dr. Liborius Olaf Lumma, theologische Fakultät Innsbruck

30.05. um 20 Uhr, Wängle, Katholisches Bildungswerk und Evangelische Kirche Reutte, "Was ist evangelisch?" mit Pfr. Dr. Rainer Dahnelt, Auferstehungs-kirche Innsbruck

09.06. um 19 Uhr - Lange Nacht der Kirchen, ökumenischer Start in der Pfarrkirche Breitenwang zum Thema „Alles gratis”, nach Luthers Aussage „Sola gratia” (allein die Gnade Gottes). Die anderen Programmpunkte werden in der Kirche und den Zeitungen begannt gegeben

22.06. um 20 Uhr, Gemeinderaum, Kirche, "Lutherfilme im Wandel der Zeit", Team27.06. um 20 Uhr, Pfarrstadl Breitenwang, "Ecclesia semper reformanda. Refor-

mation und katholische Reform., Prof. Dr. Roman Siebenrock, theol. Fakultät Innsbruck

Zum Schulschluss im Kinderkreis, Gemeinderaum, "Auf den Spuren Martin Luthers", Anne Stieger, Elisabeth Kienast und Eliane Salvisberg Schmid

Luther - Themen im Religionsunterricht, in allen evang. Gruppen und Schulen des Bezirkes

31.10. um 19 Uhr - Evangelische Dreieinigkeitskirche Reutte, Ökumenischer Re-formationsgottesdienst zum Abschluss des Jubiläumjahres 2017, Fest-gottesdienst mit Dekan Franz Neuner, DA Alois Gedl und Pfr. Mathias Stieger

Samstag, 30.09. - Rathausplatz Wien, Gesamtösterreichisches Reformationsfest, Fahrt mit den Konfirmanden

Samstag, 21.10. von 16-22 Uhr - Neue Messe Innsbruck, Großes Reformationsfest unserer Superintendenz, Information und Anmeldung unter: [email protected] oder telefonisch 0512/588824

Zulassungsnummer 15423 J 84 U Verlagspostamt A-6600 Reutte Postgebühr bar bezahlt

Medieninhaber, Herausgeber und HerstellerEvang. Pfarramt A. B. Reutte; für den Inhalt ver-antwortlich: Evangelische Pfarrgemeinde A. B. in A-6600 Reutte/Tirol, Albert-Schweitzer-Str. 4.Satz und LayoutL. Schmid, Reimmichlstr. 7, A-6600 Reutte

Offenlegung gemäß MediengesetzDer Gemeindebrief der Evangelischen Pfarrge-meinde A. B. Reutte erscheint 4mal im Jahr. Er dient der Information und der Verbreitung christ-licher Nachrichten und wird allen Mitgliedern und Freunden der Pfarrgemeinde zugesandt.

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GOTTESDIENSTPLAN

K Konfirmation

oF Gottesdienst in offener Form

* Gottesdienst am Riedener See

mG Musikalische Gestaltung

FG Familiengottesdienst

A Heiliges Abendmahl wird unter der Austeilungsform der Intictio gefeiert.

Datum Sonn- und Feiertag EhrwaldNeue Mittelschule

TannheimKath.Pfarrsaal

ReutteEvang. Kirche

10.0009.04.

19.0013.04.

10.0014.04.21.0015.04.

Kantate

10.00

16.04.

Rogate

10.0023.04.

10.00

30.04.

07.05.

So. v. Pfingsten

14.05.

21.05.

17.00

Trinitatis

10.0025.05.

10.0028.05.

A

10.0004.06.

10.00

17.04.

10.00

17.00

oF

05.06.

10.06.

11.06.18.06.

25.06.

1.So. n. Trinitatis

10.00

18.00

10.00

10.00

10.00

Pfingstmontag

2.So. n. Trinitatis

17.00

10.00

A

10.00

A

1.So. n. Ostern

Ostermontag

Ostersonntag

Osternacht

Karfreitag

Gründonnerstag

Palmsonntag

A

A

17.00 19.00

02.07. 3.So. n. Trinitatis

Christi Himmelf.

oF

oF

A

10.00 17.00

K

2.So. n. Ostern

17.00

3.So. n. Ostern

Pfingstsonntag

*

mG

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FG

A

Konfirmandengespr.

A A

oF

% Evangelische Pfarrgemeinde A. B.Albert-Schweitzer-Str. 4, A-6600 Reutte/Tirol

' Telefon/Telefax: 0 56 72/6 27 10, E-Mail : [email protected]ürozeiten: Dienstag und Donnerstag von 09.00 - 11.00 UhrPfr. Mag. Mathias Stieger: Sprechstunde nach Vereinbarung; E-Mail: [email protected]

' Unsere Homepage: http://www.evang-reutte.at/

oF

17.00 A