GEPFLEGT DURCHATMEN FACHZEITUNG

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GEPFLEGT DURCHATMEN für außerklinische Intensivpflege FACH ZEITUNG Editorial Die Eigenständigkeit der Krankenpflege beginnt in dem Moment, in dem Pflegende sich von den Defiziten ihrer Patienten lösen und deren Fähigkeiten in den Blick nehmen. Das Problem ist alt. Das Bild eines zur Hälfte mit Wasser gefüllten Glases beschreibt es genau. Der Optimist sagt, das Glas sei halb voll. Der Pessimist sagt, es sei halb leer. Professionell Pflegende fragen, wieso es sich in dem gegenwärtigen Zustand befindet. Hat jemand daraus getrunken oder so- eben Wasser nachgeschenkt? Um solche Hintergründe zu entdecken, benötigen Pflegende geeignetes Handwerkszeug, das sie in Therapiekonzepten wie der Basalen Stimulation finden. Bereits der Übertritt eines Patienten aus der Klinik in sein Zuhause ist der erste Baustein der individuellen Förderung. Hier empfängt auch ein bewusstseins- gestörter Mensch Signale, die er mit sich selbst und seiner Vergangenheit verbin- det. Reflektiert arbeitende Pflegende nutzen diese Basis, die Bedürfnisse der Patienten im Verlauf des Pflegeprozes- ses immer genauer zu analy- sieren und in ihrer Arbeit zu berücksichtigen. Die vorlie- gende Zeitung stellt dazu Techniken vor und gibt Tipps zur Umsetzung. Die erste Ausgabe von "Gepflegt durchatmen" hat eine Resonanz gefunden, die Redaktion und Herausgeber überraschte. Auf vielen Kongressen und Messen – überall dort, wo das Blatt auslag – sah man bald Besucher, die sich in die Artikel vertieften. In den ver- gangenen Wochen gingen hunderte Abonnentenwün- sche bei den Herausgebern ein. Wir nehmen dies als Ansporn, die Themen noch vielfältiger anzulegen. Die Zeitung wächst. Neue Autoren sind hinzugekommen und der Umfang ist um vier Seiten gestiegen. Die Redaktion Nummer 2 Juli 2006 Berührung ist aller Pflege Anfang Realität Bilder oder Gefühle. Patienten, tagelang auf eine weiße Zimmerdecke starren müssen, be- ginnen, schwarze bewegliche Punkte an der Decke zu sehen, die sie für Insekten halten. Mangel an körperlicher Aktivität und eindeuti- gen Berührungen führen außer- dem zur Auflösung des Körper- schemas und Missempfindungen. Patienten berichten in diesem Zusammenhang von "Ameisen- kribbeln" oder dem Gefühl, der Körper würde zerfließen. Nach einer langen Periode, in der das Ziel der Krankenpflege vor allem darin bestand, die Patienten in einen gesättigten, sauberen und verletzungsfreien Zustand zu ver- setzen, wendeten Pflegende sich einem viel umfassenderen Men- schenbild zu. Vor etwa 20 Jahren adaptierte die deutsche Pflegewis- senschaftlerin Christel Bienstein das heilpädagogische Konzept der Basalen Stimulation für die Kran- kenpflege (siehe Seite 11). Sie schuf ein differenziertes Instru- mentarium, mit dessen Hilfe Pfle- gende sich aller Wahrnehmungs- kanäle des Menschen bedienen. Sie erreichen damit selbst schwer Deutliche Berührungen transportieren Emotionen. Sie zeigen dem Menschen die Grenzen seines Körpers und vermitteln das Gefühl von Geborgenheit. beeinträchtigte Menschen und kön- nen sie aus der krankheitsbeding- ten Reserve locken. Pflegende un- terscheiden: . Körperliche (somatische) Wahr- nehmung. Umfasst Reize, die aus der Umgebung und dem Körper- inneren kommen, z.B. Druck, Tem- peratur, Schmerz. Im Alltag empfin- det jeder beinahe ständig den Kontakt mit der Umgebung: die Kleidung reibt auf der Haut, das Körpergewicht lastet auf den Fü- ßen, ein Luftzug streicht über das Gesicht. Jede Berührung vermittelt dem Gehirn Informationen über Form und Befinden des Körpers . Schwingungswahrnehmung. Fähigkeit, die sich bereits vor der Geburt herausbildet. Das ungebo- rene Kind spürt Herzschlag, At- mung und Bewegungen der Mutter. Mit künstlich erzeugten Vibratio- nen, z.B. durch Massage, erreichen Pflegende gezielt tiefer liegende Gewebe und Körperstrukturen. Sie ahmen einen Reiz nach, den ein gesunder Mensch bei seinen Bewe- gungen nahezu ununterbrochen er- hält und vermitteln bettlägerigen Pat- ienten so Informationen über Tiefe, Fülle und Stabilität seines Körpers . Gleichgewichtswahrnehmung (auch vestibuläre Wahrnehmung). Dient der Steuerung des Gleich- gewichtes und der Kontrolle der Körperlage im Raum. Wirkt auch auf die Bewegung der Augen. Die pflegerische Stimulation erfolgt über behutsame Schaukelbewe- gungen. Außerdem findet Wahrnehmung über die fünf klassischen Sinne statt, die zum Teil ebenfalls schon vor der Geburt funktionsfähig sind: . Schmecken und Riechen. Diese Sinne hängen eng zusam- men, weil die Zunge allein nur zwi- schen süß, sauer, bitter, salzig und umami (Empfindung für Glutamat) unterscheiden kann. Alle weiteren Geschmacksrichtungen entstehen erst im Zusammenhang mit Ge- rüchen (siehe Seite 9) . Hören . Tasten . Sehen. Die Haut ist das größte Wahrneh- mungsorgan des Menschen. Sie bildet die Kontaktfläche zur Umwelt und sehr viele pflegerische Handlungen sind mit ihrer Berüh- rung verbunden. Das kann positive oder negative Gefühle auslösen. Aus diesem Grund sind Pflegende besonders aufmerksam, sobald sie einen Patienten anfassen. Sofern die Regeln der Hygiene es zulassen, verzichten sie auf die Benutzung von Handschuhen und schaffen so einen unmittelbaren Körperkontakt. Die Erkenntnisse aus dem Konzept der Basalen Stimulation ermögli- chen es Pflegenden, sehr bewusst nonverbal zu kommunizieren. Flüchtige und hastige Berühungen, die einen Patienten scheinbar aus dem Nichts treffen, können Angst und Unwohlsein verursachen. Ein- deutig geführte Kontakte, die einen klaren Anfang und ein klares Ende erkennen lassen, dienen der Be- ruhigung und sind geeignet, den Patienten Vertrauen zu vermitteln. Überdies signalisieren sie Respekt und Zugewandtheit. So entsteht eine Beziehung zwi- schen Pflegenden und Patienten, an der beide Partner gleichwertig beteiligt sind. Dieses Prinzip lässt sich auf nahezu alle Pflegetech- niken anwenden (Beispiele auf den Seiten 2 und 10). Mit den Techniken der Basalen Stimulation nutzen Pflegende sämtliche Wahrnehmungskanäle ihrer Patienten Ohne Bewegung ist Wahrnehmung unmöglich. Das Schmecken setzt Bewegungen der Zunge und den Strom der Atemluft durch die Nase voraus. Das Sehvermögen basiert auf der Fähigkeit des Auges, sich durch Muskelanspannung auf die Lichtverhältnisse der Umgebung einzustellen. Wahrnehmung wiederum bildet die Basis für Kommunikation. Die Sig- nale, die ein Mensch aussendet, sind stets Reaktionen auf Eindrücke, die er entweder aus der Umgebung oder vom eigenen Körper empfängt. Die Vielfalt der Reize schärft die Sinnesorgane. Sie wirkt sich auf die emotionale Variabilität ebenso aus wie auf die Motivation, im Rahmen der indivi- duellen Möglichkeiten aktiv zu sein. Die enge Verflechtung des Men- schen mit seiner Umwelt zu erhal- ten und zu fördern, stellt auch in der außerklinischen Versorgung eine der wesentlichen Aufgaben für Pflegende dar. Wer lange bewegungslos in einem Bett liegt, verliert das Gefühl für die Grenzen seines Körpers. Fehlen angemessene Reize, produziert das Gehirn unabhängig von der Foto: Bernd Hein bh

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GEPFLEGTDURCHATMEN

f ü r a u ß e r k l i n i s c h e I n t e n s i v p f l e g e FACHZEITUNG

Editorial

Die Eigenständigkeit derKrankenpflege beginnt in demMoment, in dem Pflegendesich von den Defiziten ihrerPatienten lösen und derenFähigkeiten in den Blicknehmen. Das Problem ist alt.Das Bild eines zur Hälfte mitWasser gefüllten Glasesbeschreibt es genau. DerOptimist sagt, das Glas seihalb voll. Der Pessimist sagt,es sei halb leer. ProfessionellPflegende fragen, wieso essich in dem gegenwärtigenZustand befindet. Hat jemanddaraus getrunken oder so-eben Wasser nachgeschenkt?Um solche Hintergründe zuentdecken, benötigenPflegende geeignetesHandwerkszeug, das sie inTherapiekonzepten wie derBasalen Stimulation finden.Bereits der Übertritt einesPatienten aus der Klinik insein Zuhause ist der ersteBaustein der individuellenFörderung. Hier empfängtauch ein bewusstseins-gestörter Mensch Signale,die er mit sich selbst undseiner Vergangenheit verbin-det. Reflektiert arbeitendePflegende nutzen diese Basis,die Bedürfnisse der Patientenim Verlauf des Pflegeprozes-ses immer genauer zu analy-sieren und in ihrer Arbeit zuberücksichtigen. Die vorlie-gende Zeitung stellt dazuTechniken vor und gibt Tippszur Umsetzung.Die erste Ausgabe von"Gepflegt durchatmen" hateine Resonanz gefunden, dieRedaktion und Herausgeberüberraschte.Auf vielen Kongressen undMessen – überall dort, wo dasBlatt auslag – sah man baldBesucher, die sich in dieArtikel vertieften. In den ver-gangenen Wochen gingenhunderte Abonnentenwün-sche bei den Herausgebernein. Wir nehmen dies alsAnsporn, die Themen nochvielfältiger anzulegen.Die Zeitung wächst. NeueAutoren sind hinzugekommenund der Umfang ist um vierSeiten gestiegen.

Die Redaktion

Nummer 2 Juli 2006

Berührung ist aller Pflege Anfang

Realität Bilder oder Gefühle.Patienten, tagelang auf eine weißeZimmerdecke starren müssen, be-ginnen, schwarze beweglichePunkte an der Decke zu sehen, diesie für Insekten halten. Mangel ankörperlicher Aktivität und eindeuti-gen Berührungen führen außer-dem zur Auflösung des Körper-schemas und Missempfindungen.Patienten berichten in diesemZusammenhang von "Ameisen-kribbeln" oder dem Gefühl, derKörper würde zerfließen.Nach einer langen Periode, in derdas Ziel der Krankenpflege vorallem darin bestand, die Patientenin einen gesättigten, sauberen undverletzungsfreien Zustand zu ver-setzen, wendeten Pflegende sicheinem viel umfassenderen Men-schenbild zu. Vor etwa 20 Jahrenadaptierte die deutsche Pflegewis-senschaftlerin Christel Biensteindas heilpädagogische Konzept derBasalen Stimulation für die Kran-kenpflege (siehe Seite 11). Sieschuf ein differenziertes Instru-mentarium, mit dessen Hilfe Pfle-gende sich aller Wahrnehmungs-kanäle des Menschen bedienen.Sie erreichen damit selbst schwer

Deutliche Berührungen transportieren Emotionen. Sie zeigen dem Menschen

die Grenzen seines Körpers und vermitteln das Gefühl von Geborgenheit.

beeinträchtigte Menschen und kön-nen sie aus der krankheitsbeding-ten Reserve locken. Pflegende un-terscheiden:. Körperliche (somatische) Wahr-nehmung. Umfasst Reize, die ausder Umgebung und dem Körper-inneren kommen, z.B. Druck, Tem-peratur, Schmerz. Im Alltag empfin-det jeder beinahe ständig denKontakt mit der Umgebung: dieKleidung reibt auf der Haut, dasKörpergewicht lastet auf den Fü-ßen, ein Luftzug streicht über dasGesicht. Jede Berührung vermitteltdem Gehirn Informationen überForm und Befinden des Körpers. Schwingungswahrnehmung.Fähigkeit, die sich bereits vor derGeburt herausbildet. Das ungebo-rene Kind spürt Herzschlag, At-mung und Bewegungen der Mutter.Mit künstlich erzeugten Vibratio-nen, z.B. durch Massage, erreichenPflegende gezielt tiefer liegendeGewebe und Körperstrukturen. Sieahmen einen Reiz nach, den eingesunder Mensch bei seinen Bewe-gungen nahezu ununterbrochen er-hält und vermitteln bettlägerigen Pat-ienten so Informationen über Tiefe,Fülle und Stabilität seines Körpers

. Gleichgewichtswahrnehmung(auch vestibuläre Wahrnehmung).Dient der Steuerung des Gleich-gewichtes und der Kontrolle derKörperlage im Raum. Wirkt auchauf die Bewegung der Augen. Diepflegerische Stimulation erfolgtüber behutsame Schaukelbewe-gungen.Außerdem findet Wahrnehmungüber die fünf klassischen Sinnestatt, die zum Teil ebenfalls schonvor der Geburt funktionsfähig sind:. Schmecken und Riechen.Diese Sinne hängen eng zusam-men, weil die Zunge allein nur zwi-schen süß, sauer, bitter, salzig undumami (Empfindung für Glutamat)unterscheiden kann. Alle weiterenGeschmacksrichtungen entstehenerst im Zusammenhang mit Ge-rüchen (siehe Seite 9). Hören. Tasten. Sehen.Die Haut ist das größte Wahrneh-mungsorgan des Menschen.Sie bildet die Kontaktfläche zurUmwelt und sehr viele pflegerischeHandlungen sind mit ihrer Berüh-rung verbunden. Das kann positiveoder negative Gefühle auslösen.Aus diesem Grund sind Pflegendebesonders aufmerksam, sobald sieeinen Patienten anfassen.Sofern die Regeln der Hygiene eszulassen, verzichten sie auf dieBenutzung von Handschuhen undschaffen so einen unmittelbarenKörperkontakt.Die Erkenntnisse aus dem Konzeptder Basalen Stimulation ermögli-chen es Pflegenden, sehr bewusstnonverbal zu kommunizieren.Flüchtige und hastige Berühungen,die einen Patienten scheinbar ausdem Nichts treffen, können Angstund Unwohlsein verursachen. Ein-deutig geführte Kontakte, die einenklaren Anfang und ein klares Endeerkennen lassen, dienen der Be-ruhigung und sind geeignet, denPatienten Vertrauen zu vermitteln.Überdies signalisieren sie Respektund Zugewandtheit.So entsteht eine Beziehung zwi-schen Pflegenden und Patienten,an der beide Partner gleichwertigbeteiligt sind. Dieses Prinzip lässtsich auf nahezu alle Pflegetech-niken anwenden(Beispiele auf den Seiten 2 und 10).

Mit den Techniken der Basalen Stimulation nutzen Pflegende sämtlicheWahrnehmungskanäle ihrer Patienten

Ohne Bewegung ist Wahrnehmungunmöglich. Das Schmecken setztBewegungen der Zunge und denStrom der Atemluft durch die Nasevoraus. Das Sehvermögen basiertauf der Fähigkeit des Auges, sichdurch Muskelanspannung auf dieLichtverhältnisse der Umgebungeinzustellen.Wahrnehmung wiederum bildet dieBasis für Kommunikation. Die Sig-nale, die ein Mensch aussendet,sind stets Reaktionen aufEindrücke, die er entweder aus derUmgebung oder vom eigenenKörper empfängt. Die Vielfalt derReize schärft die Sinnesorgane.Sie wirkt sich auf die emotionaleVariabilität ebenso aus wie auf dieMotivation, im Rahmen der indivi-duellen Möglichkeiten aktiv zu sein.Die enge Verflechtung des Men-schen mit seiner Umwelt zu erhal-ten und zu fördern, stellt auch inder außerklinischen Versorgungeine der wesentlichen Aufgaben fürPflegende dar.Wer lange bewegungslos in einemBett liegt, verliert das Gefühl für dieGrenzen seines Körpers. Fehlenangemessene Reize, produziertdas Gehirn unabhängig von der

Foto: Bernd Hein

bh

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Nummer 2 2GEPFLEGTDURCHATMEN

Ihr Recht:Patientenverfügungwirksamformulieren

Der medizinische Fortschritt hatTherapien möglich gemacht, diefrüher nur schwer vorstellbarwaren. Die maximalen Anstreng-ungen zur Erhaltung des Lebenstreffen allerdings auch aufAblehnung. Viele Menschenbefürchten, im Falle einer Er-krankung in einen Zustand zugeraten, den sie nicht als lebens-wert erachten. Sie haben Angst,einer Maschinerie ausgeliefertzu sein, die sie nicht beeinflus-sen können.Der Fall der Amerikanerin TerriSchiavo, deren Sterben am 31.März 2005 gerichtlich erzwungenwurde, ging um die Welt. InDeutschland konnte der Vatereines Kiefersfeldner Komapa-tienten die Einstellung der künst-lichen Ernährung ebenfalls perGerichtsurteil durchsetzen, dadies der erklärte Wille seinesSohnes gewesen war. Grund-sätzlich gilt, dass Patientenselbst entscheiden können, wel-che ärztlichen Maßnahmen zurBehandlung ihrer Erkrankung siezulassen möchten und welchenicht. Ärztliche Therapie gegenden Willen des Patienten erfülltden Straftatbestand der Körper-verletzung. Durch eine Patien-tenverfügung lässt sich dieserWille bindend festlegen. Soheißt es in den Grundsätzen zur

PatientenverfügungDas Recht des Einzelnen, über Artund Umfang medizinischer Behand-lung zu bestimmen, hat Vorrangvor dem Willen aller anderen betei-ligten Personen. Kann sich derPatient selbst nicht mehr äußern,ist sein vermutlicher Wille festzu-stellen. Sofern dieser Wille in einerPatientenverfügung schriftlich undunmissverständlich niedergelegtist, lässt er sich für Ärzte, Ange-hörige und Bevollmächtigte leichtnachvollziehen.Es ist dringend geraten, die Patien-tenverfügung mit ärztlicher und juri-stischer Beratung zu gestalten. Dieärztliche Beratung klärt denPatienten über die medizinischenKonsequenzen seiner einzelnenBestimmungen auf. Die juristischeBeratung verhindert nachträglicheDiskussionen über die Tragweiteder Verfügung.Eine Patientenverfügung sollteimmer folgende Merkmale aufwei-sen:

. Klarheit und Eindeutigkeit (un-klare Formulierungen lassen dieVerfügung ins Leere laufen). Schriftform ist nicht zwingenderforderlich, sie erleichtert jedochden Nachweis des erklärten Wil-lens. Grundsätzlich wäre auch einZeuge ausreichend, um den münd-lich geäußerten Patientenwillen zubestätigen. Ist der Patient auf Grund seinerkörperlichen Verfassung nichtmehr in der Lage, seine Patienten-verfügung selbst zu schreiben, soll-te ein Notar sie dokumentieren.Tipp: In diesem Fall ist es ratsam,

Beratung erstellt wurde. Unterschrift.

TippsDamit die Erklärung im Notfallzur Verfügung steht, empfiehltes sich, mit einer Notiz in derGeldbörse oder bei den persön-lichen Papieren darauf hinzu-weisen, dass es eine Patienten-verfügung gibt und wo sie zu fin-den ist. Das Original sollte aneinem sicheren Ort verwahrtsein. Eine Kopie, die bei Ange-hörigen oder Freunden liegt,erhöht die Sicherheit.Das Bundesministerium der Jus-tiz hat Musterformulare für diePatientenverfügung sowie eineumfangreiche Informationsbro-schüre veröffentlicht. Sie stehenim Internet unter www.bmj .dezum Download bereit.Interessenten können sieauch auf dem Postweg,telefonisch oder per Faxanfordern: Publikationsversandder Bundesregierung;Postfach 48 10 09; 18132Rostock; Tel: 01805/77 80 90;Fax: 01805/ 77 80 94(jeweils 12 Cent/Min.).

ChristinaLoy-Birzer,

Rechtsanwältin

möglichst zeitnah ein ärztlichesAttest über die Urteilsfähigkeit ein-zuholen. So lassen sich Spekula-tionen über die Wirksamkeit derVerfügung verhindern.

Aufbau einerPatientenverfügung. Eingangsformel. Situationen für die die Verfü-gung gelten soll, z.B.: Endstadiumeiner unheilbaren, tödlich verlau-fenden Krankheit; unabwendbarerSterbeprozess; Verlust der Fähig-keit, Nahrung und Flüssigkeit aufnatürliche Weise zu sich zu neh-men; Fälle der Gehirnschädigung(nach Wiederbelebung, Lungen-versagen, usw.) Hierbei ist zubeachten, dass eine Festlegungauf einzelne Krankheitsbilder miss-verständlich wirken kann. Beziehtder Patient sich in seiner Ver-fügung ausschließlich auf einenGehirnschaden, der durch einenSchlaganfall ausgelöst ist, gilt dieVerfügung nicht im Falle eines un-umkehrbaren Bewusstseinsverlusts,der z.B. aufgrund einer fehlge-schlagenen Wiederbelebung ent-steht

. Einleitung, Umfang oder Be-endigung bestimmter ärztlicherMaßnahmen, z.B.: lebenserhalten-de Maßnahmen; Schmerz- undSymptombehandlung; künstlicheErnährung; künstliche Flüssigkeits-zufuhr, künstliche Beatmung, Dia-lyse; Antibiotika; Blut/Blutbestand-teile. Hinweis auf mögliche Betreu-ungs-/Vorsorgevollmacht. Hinweis, dass die Verfügungnach ärztlicher und juristischer

Datenströme kanalisieren

Die Administration eines Pflege-dienstes bewegt erhebliche Daten-mengen. Sie muss nachvollziehbar,transparent und unanfällig gegenü-ber menschlichen Fehlern sein.Bisher fehlten auf dem Markt Com-puterprogramme, mit deren Hilfesich die vielfältigen Anforderungenanwenderfreundlich zusammen-führen ließen.Die Software-Schmiede "Merlinzwo" ist in diese Lücke vorge-stoßen und hat ein Tool entwickelt,das passgenau auf die Anwen-dungsbereiche der Zielgruppe aus-gelegt ist. Das Programm deckt dieBereiche der Personenverwaltungund Disposition ab und geht dabeiextrem detailfreudig vor.

PersonenverwaltungZu dem Kreis der beteiligten Per-sonen gehören Klienten und derenAngehörige, Mitarbeiter, Ärzte so-wie Therapeuten. Sie alle sind aufvielfältige Weise miteinander ver-bunden. Das Programm bietet ei-nen strukturierten Überblick, indemes sämtliche Informationen mehr-dimensional nutzbar macht. Für dieKlienten lässt sich darin einStammblatt anlegen, in dem die

sie unaufwendig Dienstplanwün-sche einspeisen können. Der Rah-men dafür lässt sich individuellfestlegen und das Formular ist nursendebereit, wenn diese Anforde-rungen erfüllt sind. Beispiel: DieMitarbeiter sind in ihren Dienst-planwünschen frei, müssen sichjedoch monatlich für mindestenszwei Wochenenden zur Verfügungstellen und können nicht mehr alsfünf freie Tage bestimmen. Sie ha-ben über den internen Teil derUnternehmenshomepage Zugangzu dem Formular. Sobald sie eskorrekt ausgefüllt und versandthaben, fügen sich die Daten in denzu disponierenden Dienstplan ein.

Programm-InfosDas Programm arbeitet mit einerübersichtlichen Java-Oberflächeund basiert auf einer Oracle-Da-tenbank. Die Datensicherheit istdurch ein Passwortsystem ge-währleistet, das unterschiedlicheAnwenderebenen festlegt und dieZugriffswege kontrollierbar macht.Zusätzlich lässt es sich problemlosmodular erweitern und für zusätzli-che administrative Bereiche nut-zen. Das Tool vollzieht auch dasWachstum eines Unternehmensnach – 20 Klienten sind darüberebenso problemlos zu verwaltenwie mehrere hundert. bhInformationen:Merlin zwo, Stefan Winkler,E-Mail: [email protected]

Hinter der Java-Oberfläche des Merlin-

Programmes arbeitet eine Oracle-Datenbank.

medizinisch-pflegerischen Anga-ben (z.B. Diagnose, Krankheits-verlauf, Ausstattung mit Medizin-produkten) ebenso ihren Platz fin-den, wie die Verwaltungsdaten(z.B. Kostenträger, Bankverbin-dung, Kontaktdaten).Das Stammblatt für Mitarbeiterumfasst u.a. persönliche Daten,Einstellungsdatum, Art des Arbeits-

beitsvertrages sowie ein Tool, mitdem sich Urlaubsplanung und dieBerechnung der geleisteten Ar-beitsstunden verwalten lassen.

DispositionDie Dienstplangestaltung erforder-te auf den bisher gängigen Pro-grammen, z.B. Excel, eine zeitauf-wendige Eingabe und Kontrolle. Das

Screenshot: Merlin zwo

Der Software-Entwickler "Merlin zwo" hat ein Programm für die Administrationvon Pflegediensten entwickelt

PFLEGE UND RECHT

ärztlichen Sterbebegleitung derBundesärztekammer wörtlich: "Pa-tientenverfügungen sind verbind-lich, sofern sie sich auf die konkre-te Behandlungssituation beziehenund keine Umstände erkennbarsind, dass der Patient sie nichtmehr gelten lassen würde."

Unter der Patientenverfügung istdie Willensäußerung eines Patien-ten zu verstehen, mit der er fest-legt, wie die Intensität der medizini-schen Behandlung und Pflege zugestalten ist. Ärzte und Pflegekräf-te sind an diese Patientenverfü-gung gebunden. Doch wenn sichZweifel ergeben, auf welche Maß-nahmen der formulierte Wille bezo-gen ist, oder wie die Verfügunggemeint war, muss jemand dieEntscheidung treffen. Hierbei ha-ben Angehörige und Lebenspart-ner keine automatische Ent-scheidungsbefugnis. Vielmehrsetzt das Vormundschaftsgerichteinen "Amtsbetreuer" ein. Dieserwird den Willen des Patientensicher nicht mit demselben Nach-druck vertreten, wie es Freunde,Angehörige oder andere Vertrau-enspersonen tun würden.Ist der Wille des Patienten nichtmehr nachvollziehbar, so gilt: Ärzteund Pflegende müssen die Opti-malversorgung gewährleisten, zuder häufig auch unerwünschte ärzt-liche Maßnahmen gehören. Daherist es sinnvoll, durch eine zusätzli-che Vorsorgevollmacht (oder Be-treuungsverfügung) bereits vordem Eintritt einer Erkrankung einePerson zu bestimmen, die berech-tigt ist, Entscheidungen zu treffen.

Risiko, Dienste doppelt oder garnicht zu besetzen, war hoch. DasMerlin-Tool vereinfacht die Verwal-tung erheblich und verfügt überKontrollmechanismen, die solcheFehler ausschließen. Ein Pflege-dienst muss Dienstpläne in unter-schiedlichen Fassungen erstellen.Die Mitarbeiter benötigen einenÜberblick, wann sie bei welchemKlienten eingesetzt sind. Auch dieKlienten erhalten einen Monats-plan, aus dem hervorgeht, an wel-chen Tagen sie durch die einzelnenTeammitglieder betreut sind. Durchden automatischen Datenabgleichund -austausch im "Merlin zwo"-Programm genügt es, die Dienst-zeiten in einer Kategorie einzuge-ben. Wählen die Disponenten dafürz.B. die Dienstplanmaske für Mit-arbeiter, errechnet das Programmselbständig den Monatsplan fürKlienten. Warnfarben markieren ei-ne fehlerhafte Disposition, z.B.Überschreitungen der arbeitsrecht-lich festgelegten Höchstarbeitszeit,zu geringe Ruhezeiten oder dasNichterreichen der monatlichenSollarbeitsstunden.Es existieren Masken, in denen dieverschiedenen Pflegeteams zusam-mengefasst sind. Sie zeigen, wel-che Mitarbeiter bei einem Klientenüberhaupt einsetzbar sind, weil siedort bereits eingearbeitet wurden.Auch aus Sicht der Mitarbeiter bie-tet das Programm Vorteile. Es stelltein Tool zur Verfügung, über das

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Gegenseitiger RespektVoraussetzungen für eine befriedigende pflegerische Versorgung

Foto: Bernd HeinManfred Schulyk am Computer.

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Aufgrund einer gravierenden Ver-schlechterung meines Gesund-heitszustandes bin ich seit etwazwei Jahren 24 Stunden am Tagauf Beatmung durch ein Beat-mungsgerät (tagsüber per Mund-stück, nachts mittels Atemmaske)angewiesen. Da ich weiterhin inmeiner eigenen Wohnung lebenwollte, führte dies zu einer Ände-rung in meiner pflegerischenVersorgung.Bis zu diesem Zeitpunkt wurdemeine Pflege durch Laienpflege-kräfte (meist Studenten) sicherge-stellt, die bei mir in einem Arbeit-gebermodell beschäftigt waren.Der zeitliche Umfang umfasste ca.10 Stunden pro Tag.Nun werde ich rund um die Uhr in12-Stunden-Schichten von einemauf Heimbeatmung spezialisiertenPflegedienst versorgt. Der wichtig-ste Aspekt beim Wechsel vonLaienpflegern zu Fachpflegern warfür mich die Sicherheit der Versor-gung in Fragen der Beatmung (z.B.Umgang mit dem Beatmungs-gerät), medizinisch richtiges Han-deln in Problemsituationen, aberunter anderem auch die reibungs-lose Bestellung von Heil-/Hilfsmit-teln und Verbrauchsmaterialien

Zeit auf. Es würde meine Lebens-qualität deutlich beeinträchtigen,wenn ich mich wegen eines zuhäufigen Personalwechsels stän-dig auf neue Pflegekräfte einstel-len müsste.Da eine 24-Stunden-Versorgungneben der Pflege auch hauswirt-schaftliche Tätigkeiten umfasst, istdie Bereitschaft nicht unwesentlich,die im Haushalt anfallenden Arbei-

ten auszuführen. Um die Aufgabengerecht auf das Team zu verteilen,habe ich einen Wochenplan aufge-stellt. Wäschewaschen und Bügelnstehen zum Beispiel einmal wöch-entlich immer an denselben Tagenauf dem Programm. DerDienstplan hat zwar keinen festenRhythmus, aber im Durchschnittkommen alle Pflegenden etwagleich häufig bei diesen Arbeitenan die Reihe.Da mein Rollstuhl mit einemBeatmungsgerät ausgestattet ist,nehme ich die Möglichkeit, meineFreizeit auch außerhalb der Woh-nung zu verbringen, gern in An-spruch. Für meine Mobilität ist mirder sichere Umgang mit meinemAuto sowie den Barrieren in denöffentlichen Verkehrsmitteln wich-tig.Schließlich ist es für mein Verhäl-tnis zu den Pflegenden von Vorteil,wenn wir uns nicht völlig unsympa-thisch sind. Während der zwölfArbeitsstunden entsteht zwangs-läufig ein sehr enger persönlicherKontakt. Ich habe die Erfahrunggemacht, dass sich Spannungenam besten vermeiden lassen,wenn wir die Probleme frühzeitig,direkt und ehrlich ansprechen.

Manfred Schulyknimmt seit etwa zwei Jahreneine 24-Stunden-Versorgung

durch professionellPflegende in Anspruch

(z.B. Filter für das Beatmungs-gerät). Grossen Wert lege ich aufein selbstbestimmtes Leben.Es ist mir wichtig, meinen Tages-ablauf selbst zu bestimmen. DiePflegenden helfen mir als "Assis-tenten", all jene Dinge zu verrich-ten, die ich selbst nicht tun kann.Damit der Ablauf so klappt, wie iches mir vorstelle, ist es notwendig,dass die Pflegenden grundsätzlichbereit sind, meinen Wünschen ent-gegenzukommen – auch wenn sievielleicht nicht immer sofort nach-vollziehbar sind oder auch nichtimmer ihren Vorstellungen entspre-chen. In diesem Zusammenhanghatte ich speziell bezüglich derPflegefachkräfte anfangs einigeBedenken, da man es aus derKlinik als Pflegender normalerwei-se gewohnt ist, die Handlungs-abläufe selbst festzulegen.In der Praxis zeigt sich, dass dasMiteinander ganz gut funktioniert,speziell wenn man etwaige Pro-bleme frühzeitig klärt. Eine wichti-ge Voraussetzung dafür ist auchgegenseitiger Respekt.Andererseits hat es wenig Sinn, dieZusammenarbeit um jeden Preiszu erhalten, wenn die Erwartungennicht zusammenpassen. Hierbei ist

es von Vorteil, wenn der Pflege-dienst eine gewisse Größe hat,weil dadurch eine tragfähige Pfle-gekraft-Klienten-Zuordnung leich-ter möglich wird und sich eingewünschter Wechsel im Pflege-team einfacher realisieren lässt.Mir ist sehr daran gelegen, voneinem festen Pflegeteam betreutzu sein. Gegenseitiges Vertrauenbaut sich erst nach einer längeren

Page 4: GEPFLEGT DURCHATMEN FACHZEITUNG

Als der Mediziner Sanctorius imsechzehnten Jahrhundert zumersten Mal eine Punktionstra-cheotomie ausführte, war mannoch weit davon entfernt, die Tra-cheotomie als einen Routineein-griff zu betrachten. Sanctoriusbeließ seine Kanüle, ein simplesSilberröhrchen, drei Tage an Ortund Stelle. Im achtzehntenJahrhundert entwickelte GeorgeMartine die zweiteilige Tracheal-kanüle. Er schuf ein Hilfsmittel,das aus der modernen Medizinnicht mehr wegzudenken ist.In den vergangenen Jahren istman von der Versorgung Betrof-fener mit Silberkanülen ein Stückweit abgewichen. Silberkanülensind nahezu unverwüstlich undlassen sich über lange Zeiträumeverwenden. Sie können zudemeine bakterizide Wirkung durchdas verwendete (Silber-) Materialaufweisen. Kunststoffkanülenbieten allerdings zahlreiche Vor-teile gegenüber den herkömmli-chen Silberkanülen und sind inder heutigen Zeit meist dasProdukt der Wahl. Abhängig vonder Wandstärke reagieren dieKanülen auf die Umgebungs-temperatur, das heißt, der ver-verwendete Werkstoff passt sich

den. Bei zweiteiligen Produktenist die Seele mindestens einmalinnerhalb von zwölf Stundenbzw. bei Bedarf (z.B. sichtbareVerschmutzung, erhöhte Atem-widerstände) auszutauschen.Mit einer Reinigungsbürste ent-fernen Pflegende unter fließen-dem Wasser das Trachealsekretgründlich aus dem Lumen. Nachder Behandlung mit einem vomHersteller der Kanüle freigege-benen Desinfektionsmittel (Ein-wirkzeit beachten) spülen Pfle-gende die Kanüle unter fließen-dem Wasser und lagern sie gutgetrocknet in einem verschlos-senen, sauberen Behälter biszur nächsten Verwendung. Vorjedem erneuten Einsatz ist dieKanüle auf Beschädigungen zuprüfen, da scharfe Kanten oderRisse des Materials zu Verlet-zungen im Stomabereich führenkönnen.

Stefan Hille,Fach-

krankenpflegerfür

Anästhesieund

Intensivmedizin

Nummer 2 4GEPFLEGTDURCHATMEN

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■ Sauerstofftherapie

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■ Dekubitusprophylaxe und -therapie

■ Wundversorgung und -beratung

■ Patientenüberwachung

■ Pflegehilfsmittel undVerbrauchsmaterialien

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Hausärzte undFachärzte

KrankenkassePflegekasse

Pflege-einrichtungen

AmbulantePflegedienste

AngehörigeLebenspartner

DerPatient

Das bedeutet individuelle,

produktneutrale Vollversorgung

des Patienten unter Berücksichtigung

des nachstationären Umfeldes,

um eine sinnvolle, ganzheitliche

und therapiesichernde Versorgung

sicher zu stellen.

unter dem Einfluss der Körper-wärme durch eine geringgradigeVerformung den anatomischenVerhältnissen der Trachea an. Dasstarre Sterling-Silber besitzt dieseEigenschaft nicht. Bei Kunststoff-kanülen die über einen Röntgen-kontraststreifen verfügen, ist eben-so wie bei Silberkanülen die Lage-kontrolle ohne invasive, für denPatienten belastende Maßnahmen,problemlos möglich.Während einer Bestrahlungsthera-pie, wie sie oftmals zur Behand-lung von Tumoren im Halsbereichnotwendig ist, kann die Silber-kanüle nicht im Hals des Patientenbelassen werden. Zur fachgerech-ten Versorgung ist zumindest fürden Zeitraum der Therapie eineKunststoffkanüle einzusetzen.Deshalb stellt sich eine Frage fastvon allein: "Wieso nicht gleich eineTrachealkanüle aus Kunststoff ver-wenden?"Aus der Vielfalt der auf demHilfsmittelmarkt existierenden Kunst-stoffkanülen möchte ich hier kurzein Produkt vorstellen: die Dura-vent®-Reihe von Fahl.Die Kanülen zeichnen sich lautHersteller durch eine hohe Stabi-lität bei einem vergleichsweisegroßen Lumen aus. Dadurch er-höht sich die Luftmenge, die dieSeele passieren kann. Sie er-

ist der neu entwickelte Easy-LockSechskant-Verschluss der dieSeele sicher an der Außenkanülefixiert – ein Verdrehen ist bei fach-gerechter Handhabung weitgehendausgeschlossen. Interessant fürden Bereich der außerklinischenIntensivpflege sind die Produkteder Duravent®-Reihe, deren See-len mit einem 15-mm-Normkon-nektor ausgestattet sind. Dazugehören z.B. die Duravent® UniKanülen oder die Duravent® KombiTrachealkanülen.Auf dem Konnektor in der Norm-größe können Pflegende jede han-delsübliche "Feuchte Nase" sowiedie gängigen Sprechventile anbrin-gen. Diese Ausstattung lässt esproblemlos zu, mit verschiedenenProdukten zu arbeiten, die von denKrankenkassen als Leistungsträ-gern bezahlt und vom Arzt verord-net sind. Bei Patienten, die nachstrenger Indikationsstellung unge-blockt beatmet werden, könnenPflegende auf die Kunststoff-kanülen ohne Cuff zurückgreifen,die mit denselben Konnektions-merkmalen versehen sind.Wichtig bei der Verwendung vonnicht gecufften Kunststoffkanülenist der fach- und sachgerechteAufbereitungsprozess. Dazu ent-fernen Pflegende die kompletteKanüle in standardisierten Abstän-

Foto: Christoph Jaschke

Duravent®-Kanüle am Modell.

möglicht dem Patienten eine At-mung mit geringeren Widerstän-den. Allerdings zeigen Berichte ausder Pflegepraxis, dass die Kanülesich durch die verwendete dünneWandstärke sehr leicht verformt.So besteht das Problem, dass sichnach mehreren Aufbereitungspro-zessen – auch wenn sie gemäßden Vorgaben des Herstellerserfolgen – die Öffnung der Seele gegenüber der Lochung der Au-ßenkanüle verschiebt. Beim Her-steller ist dieses Problem bekannt.Nach Aussagen von Mitarbeiternder Fahl GmbH ist man gegenwär-tig damit beschäftigt, es zu behe-ben. Innovativ bei der neuenKanüle des Kölner Unternehmens

Page 5: GEPFLEGT DURCHATMEN FACHZEITUNG

5 Juli 2006 GEPFLEGTDURCHATMEN

Abschied vom ABCObwohl die Autoren der neuenLeitlinien für kardiopulmonaleReanimation betonen, es sei nichtsinnvoll, die bisher gelehrten Hand-lungsabläufe vollständig zu verlas-sen, bedeuten die im vergangenenJahr veröffentlichen Ergebnisseder internationalen Konsenskon-ferenz (ILCOR) die Zersplitterungder bisher geltenden ABC-Regel.Bereits früher hatte die Kommis-sion, die sich in ihren Beschlüssenstets an den aktuellen wissen-schaftlichen Erkenntnissen orien-tiert, die Defibrillation in der Thera-piekaskade vor die Gabe vonMedikamenten gezogen. Damalskonnte durch schlichte Umbenen-nung das alphabetische Schemagültig bleiben.Jetzt hat sich allerdings gezeigt,dass es für erwachsene Men-schen, die von einem kardiopulmo-nalen Versagen betroffen sind, dieÜberlebenschancen erhöht, wennErsthelfer zunächst 30-mal Herz-druckmassage ausführen, bevorsie zwei Atemspenden verabrei-chen.Damit ist das "C" vor das "B" ge-rutscht und die eingängige Alpha-bet-Regel hat keinen Sinn mehr.Noch ist völlig offen, welches Sche-ma an ihre Stelle treten kann –doch über kurz oder lang wird sichein neues Kürzel etablieren.Die Behandlungsempfehlungen, imJanuar 2005 in Dallas (Texas) ver-abschiedet, haben sich inzwischenauch in Europa durchgesetzt undsind von vielen nationalen Gremienübernommen worden. Neben neu-en Forschungsergebnissen führtevor allem die Absicht, Laien undgeschulten Rettern den Umgangmit den Leitlinien zu erleichtern, zuden Änderungen.

ERC-Leitlinie 2005 revolutioniert das Reanimationsschema

rig zu erlernen ist und ungeübteAnwender trotzdem ungewollte Be-wegungen der Wirbelsäule verur-sachen. Der Druckpunkt für die Thorax-kompression befindet sich in derMitte des Sternums (Brustbein).Ersthelfer drücken den Brustkorbunbedingt 4 – 5 cm tief ein. Es istnicht mehr empfohlen, die Längedes Sternums abzuschätzen undden Druckpunkt auf seiner unterenHälfte zu suchen. Der Ersthelfer verabreicht eineAtemspende innerhalb einer Sek.und beobachtet dabei die Bewe-gungen des Brustkorbs. Die Mengeder eingeblasenen Luft sollte sogroß sein, dass sich der Brustkorbdeutlich hebt. Zu hastige oder zukräftige Atemspenden sind zu ver-meiden. Nach zwei Beatmungsver-suchen beginnen die Thoraxkom-pressionen erneut – unabhängigdavon, ob die Atemspende erfolg-reich war. Es ist nicht mehr emp-fohlen, den Atemzug zwei Sek.dauern zu lassen. Ein dritter Beat-mungsversuch erfolgt nicht. Erst-helfer entfernen nur Fremdkörperaus dem Mund, die von außensichtbar sind. Sie bedenken, dassein Einführen des Fingers ohneSichtkontrolle ein unkontrollierba-res Verletzungsrisiko birgt.. Das Verhältnis von Thoraxkom-pressionen zu Atemspenden be-trägt 30 : 2. Ersthelfer verzichtenauf eine Effektivitätskontrolle durchTasten der Pulswelle über den Aa.carotis oder femoralis. Es ist nichtmehr empfohlen, auf zwei Atem-spenden 15 Kompressionen folgenzu lassen. Die Ersthelfer strebeneine Kompressionsfrequenz von100/Min. an, so dass wegen derBeatmungspausen ein effektiverPuls von etwa 80/Min. entsteht. Diekörperliche Belastung durch dieThoraxkompressionen lässt es ge-raten erscheinen, dass die Helfer(sofern mindestens zwei verfügbarsind) ihre Positionen alle ein biszwei Minuten tauschen, um Ermü-dung zu vermeiden. Der Wechselsollte keine Unterbrechung der Re-animation verursachen, da selbstPausen von nicht mehr als 15 Sek.die Überlebenschancen des Be-troffenen erheblich verringern. Die Reanimation beginnt stetsmit 30 Thoraxkompressionen. Esist nicht mehr empfohlen, mit derAtemspende zu beginnen.

einfachung der Handlungsanwei-sungen und empfiehlt Laien, auchbei Kindern den Algorithmus vonErwachsenen (30 Thoraxkom-pressionen : zwei Atemspenden)anzuwenden. Für Fachpersonalgelten andere Vorschriften:. Nach Feststellung, dass die At-mung ausgefallen ist, beginnt dieReanimation mit fünf Atemspen-den. Dauer jeweils 1 – 1,5 Sekun-den. Ist das Kind weiterhin bewusst-los: kontinuierlich 15 Thoraxkom-pressionen und zwei Atemspen-den im Wechsel ausführen (Einhel-fer-Methode in diesem Fall: 30 : 2)Die früher gültige Altersgrenzevon acht Jahren hat keine Rele-vanz mehr. Die Helfer entschei-den, ob sie ein Kind vor sich ha-ben oder eher einen Jugend-lichen, für den das Erwachsenen-Schema angemessen ist.

DefibrillationAn vielen Orten mit hohem Pas-santen-Aufkommen wurden indeutschen Großstädten inzwi-schen automatische externe Defi-brillatoren installiert. Die ERC emp-fiehlt, diese Geräte überall dort zuplatzieren, wo sich nach statisti-scher Wahrscheinlichkeit minde-stens ein Herzstillstand innerhalbvon zwei Jahren ereignet. Zur An-wendung des Defibrillators geltenjetzt ebenfalls neue Regeln. DerElektroschock hatte bislang Vor-rang vor allen anderen Wieder-belebungsmaßnahmen. Neue Stu-dien haben jedoch gezeigt, dasseine kontinuierlich aufrecht erhalte-ne kardiopulmonale Reanimationdie Überlebenschancen der Betrof-fenen erhöhen kann, sofern bis zurVerfügbarkeit eines Defibrillators(gelangt überwiegend mit profes-sionellen Rettungsteams an denOrt des Notfalls) mehr als fünf Mi-nuten verstreichen. Liegt eineHerzaktion vor, die den Elektro-schock indiziert, erfolgt ein De-fibrillationsversuch mit 150-360Joule biphasisch oder 360 Joulemonophasisch. Danach setzen dieHelfer ohne vorherige Kontrolle vonAtmung oder Kreislauf dieReanimationsbemühungen im Ver-hältnis von 30 Thoraxkompressio-nen zu zwei Atemspenden fort.

Reanimation von KindernDie emotionale Beteiligung vonErsthelfern ist besonders hoch,wenn Kinder von einem kardiopul-monalen Notfall betroffen sind.Deshalb setzt die ERC-Leitlinie2005 hier besonders auf die Ver-

milienmitgliedes dabei waren, ineiner ähnlichen Situation wiederanwesend sein wollen. Wichtig istin jedem Fall, dass die Pflegendendie Maßnahmen sicher, ruhig undkompetent einleiten und verständ-lich erklären.Das Vorgehen im Einzelfall ist vonder psychischen Stabilität der Be-troffenen abhängig. bh

Literaturhinweis:Böhmer, Roman; Schneider,Thomas; Wolcke, Benno:Reanimation ’06 – kompakt.Naseweis Verlag, Mainz, 2006;106 Seiten, 9,90 Euro.

Betroffener ist reaktionslos

Hilfe aus der unmittelbarenUmgebung herbeirufen

Atemwege freimachen

Betroffener atmet nicht

Notruf absetzen (Telefon 112)

30 X Herzdruckmassage

2 X Atemspende

30 X Herzdruckmassage2 X Atemspende

(Herzdruckmassage und Atemspende im Wechsel

fortsetzen, bis das Rettungsteam eintrifft.

Unterbrechung nur zum Einsatz

eines automatischen externen Defibrillators)

Für eigene Sicherheit sorgen!(z.B. Handschuhe anziehen, aus dem

Gefahrenbereich entfernen)

Algorithmus der Basismaßnahmen zurWiederbelebung bei Erwachsenen nach den

Richtlinien des European Resuscitation Council(ERC) 2005.

Da für Notfälle, die in Klinikenauftreten, völlig andereRahmenbedingungen gelten,existiert hierzu ein speziellerAlgorithmus, der die deutlichbessere Ausstattung und denhöheren Wissensstand derbeteiligten Berufsgruppenberücksichtigt. Auch hierkommt allerdings der möglichstunterbrechungsfreienThoraxkompression eine über-ragende Bedeutung zu.

Neuerungen auf einen Blick. Die kardiopulmonale Reanima-tion beginnt sofort, nachdem derErsthelfer erkannt hat, dass diebetroffene Person nicht ansprech-bar ist und keine Atemfunktion auf-weist. Dazu drehen vor allem Laienausnahmslos jeden Betroffenenauf den Rücken (ohne Berück-sichtigung etwaiger Wirbelsäulen-verletzungen). Es ist nicht mehrempfohlen, die Kreislauffunktion zukontrollieren, da selbst das Tastendes Pulses über der A. carotisunzuverlässige Ergebnisse bringt.Der Esmarch-Handgriff ist keinBestandteil der Ersthelferkursemehr, da seine Anwendung schwie-

Nach der neuen Leitlinie hatdie Gabe von Medikamentengegenüber der kardiopulmona-len Reanimation an Gewichtverloren. Das fortlaufendeSchema von Thoraxkompres-sionen und Atemspenden istkeinesfalls für die ungestörteApplikation von Arzneimittelnzu unterbrechen. Auch dieWertigkeit der Zugänge hatsich verändert. Sofern einintravenöser Zugang sich nichtanlegen lässt, genießt dieintraossäre Applikation deutli-chen Vorrang vor der Medika-mentengabe über die Trachea.

Der Einsatz von automatischenexternen Defibrillatoren ist beiKindern möglich, die älter alsein Jahr sind. Sofern das Kindjünger als acht Jahre ist,bevorzugen Ersthelfer die Ver-wendung von kindgerechtemEquipment. Steht es nicht zurVerfügung, setzen sie dieGeräte für Erwachsene ein.

Anwesenheit von AngehörigenIn der ambulanten Intensivpflegesind während eines Notfalls über-durchschnittlich häufig Angehö-rige der Patienten zugegen. So-fern ein tragfähiges Vertrauens-verhältnis zwischen den Pflegen-den und den Mitgliedern derFamilie besteht, ergeben sich dar-aus verschiedene Vorteile. Wenndie Angehörigen sich in der Lagefühlen, sollten Pflegende sie – ins-besondere, wenn es sich bei demBetroffenen um ein Kind handelt –in die Wiederbelebungsmaßnah-men einbeziehen. Es hat sichgezeigt, dass die Aufarbeitung destraumatisierenden Ereignissesleichter gelingt, wenn sie dieBemühungen unmittelbar erlebthaben. Eine Befragung hat erge-ben, dass 90 % der Angehörigen,die bei der Reanimation eines Fa-

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Nummer 2 6GEPFLEGTDURCHATMEN

Druck rausnehmenDer nationale Expertenstandard zur Dekubitusprophylaxe stelltPflegemaßnahmen auf den Prüfstand

"Der Patient hat keinen Dekubitus"- Diese Aussage beschreibt dasZiel einer fachgerechten und erfol-greichen Dekubitusprophylaxe.Von Pflegefachkräften wird erwar-tet, dass sie die Dekubitusgefähr-dung eines Patienten erkennenund dann geeignete und individuel-le Maßnahmen zu seiner Vermei-dung ergreifen.Seit Mai 2000 haben deutscheKrankenhäuser, Altenheime undambulante Pflegeeinrichtungenden Expertenstandard "Dekubitus-prophylaxe in der Pflege" alsHilfsmittel zu Verfügung. Doch trotzseiner Einführung sank die Zahlder angeblich 1,2 Mio. Dekubitus-fälle in Deutschland seitdem kaum.Das bestätigen Studien des Medi-zinischen Dienstes der Kranken-versicherungen sowie von Rechts-medizinern.Immer noch existieren in der deut-schen Pflegelandschaft haarsträu-bende Rituale wie Eisen undFönen, der Einsatz von Gummirin-gen, Wasserkissen oder durchblu-tungsfördernden Salben. Häufigstellen die Pflegenden einen dro-henden Dekubitus erst gar nichtfest. Aktuelle Zahlen zeigen, dass

durchschnittlich zwölf Prozent derKrankenhaus- und Pflegeheim-patienten einen Dekubitus erleiden.

In der häuslichen Pflege sind essieben bis acht Prozent. Und das,obwohl ein Druckgeschwür immer

weggenommenes Sachverständi-gengutachten". Das bedeutetauch: Hat ein Patient einen De-kubitus bekommen, wird bei derBeurteilung des Falles entschei-dend sein, inwieweit die Einrich-tung nach dem Standard gearbeitethat. Pflegemaßnahmen werden ge-genüber dem Patienten und seinenAngehörigen begründbar. Dasschafft Transparenz und Vertrauenund auf längere Sicht auch Wett-bewerbsfähigkeit. "Wir arbeitennach den Expertenstandards"könnte auch in der Patienteninfor-mationsbroschüre stehen.

Dekubitusprophylaxein sieben SchrittenAnhand dieser Checkliste lässtsich überprüfen, ob die Dekubitus-prophylaxe fachgerecht erfolgt:. Erfassung der Dekubitusgefähr-dung zu Beginn der pflegerischenÜbernahme und danach in indivi-duellen Abständen. Als Basis dienteine anerkannte Risiko-Skala, z.B.nach Braden oder Norton (modifi-ziert). Erstellung eines individuellenBewegungsplanes für jeden de-kubitusgefährdeten Patienten, derz.B. Umlagerungen, Mikrobewe-gungen, reibungs- und scherkräfte-arme Mobilisation, Bewegungsü-bungen umfasst. Motivation desPatienten, die Eigenbeweglichkeitzu erhalten und Anleitung auchder Angehörigen, sich kräftescho-nend zu bewegen. Abschätzung der Notwendigkeitdruckreduzierender Hilfsmittelund ihr unverzüglicher Einsatz imBedarfsfall. Erfassung weiterer Risikofak-toren, z.B. Flüssigkeitsmangel,Fehl- und Mangelernährung, unan-gepasste Hautreinigung und -pfle-ge, Inkontinenz und deren Beseiti-gung/Verbesserung, ggf. in Zu-sammenarbeit mit dem behandeln-den Arzt oder den Angehörigen. Schulung des Patienten undseiner Angehörigen bezüglich derDekubitusgefährdung und der Not-wendigkeit prophylaktischer Maß-nahmen. Planung der Maßnahmenund ggf. Anleitung zur Umsetzung. Information weiterer Personen,die an der Betreuung des Patientenbeteiligt sind, z.B. Physiotherapeu-ten. Regelmäßige Überprüfung derdekubitusgefährdeten Körperpar-tien und Beurteilung des Erfolgesder prophylaktischen Maßnahmen.Bei Bedarf: Veränderung desPflegeplans.

Implementierungdes ExpertenstandardsDieser und alle weiteren Experten-standards richten sich an Pflege-fachkräfte, d.h. sie geben keinendetaillierten Pflegeplan vor. Das hatden Vorteil, dass Handlungsalter-nativen und -spielräume bleiben.Die Schwierigkeit ist aber, dass ausdem Expertenstandard ein hand-lungsleitender Pflegestandard fürdie jeweilige Einrichtung oderStation zu entwickeln ist.Damit die Umsetzung auch langfri-stig erfolgreich ist, sollten Pflegen-de sie im Rahmen eines Projektessystematisch planen, durchführen

Foto: Vladimir Gorovykh /ITAR-TASS / Bilderberg©

Umlagerungen nach einem festen

Zeitschema sind als Prophylaxe gegen

Dekubiti ungeeignet.

eine folgenschwere Komplikationfür den Betroffenen ist und imschlechtesten Fall seinen Tod mitherbeiführen kann.

Dekubitus als PflegefehlerIn Rechts- und Pflegekreisen giltdie Entstehung eines Druckge-schwürs in vielen Fällen als Pflege-fehler, v.a. wenn:. Eine Gefährdung nicht erkanntwurde. Keine oder unzureichende pro-phylaktische Maßnahmen durchge-führt wurden. Die durchgeführten Maßnahmennicht den aktuellen wissenschaftli-chen Erkenntnissen entsprachen.

Laut Expertenstandard gibt es aberauch Situationen, in denen ein De-kubitus nur schwer verhindert wer-den kann, z.B.:. Lebensbedrohlicher Zustandeines Patienten schränkt prophy-laktische Maßnahmen ein odermacht sie unmöglich. Terminalphase eines Patientenverlangt andere Prioritäten. Medizinische Situation schränktdie Wirkung prophylaktischer Maß-nahmen stark ein, z.B. AVK.

Deutsches Netzwerkfür Qualitätsentwicklungin der Pflege (DNQP) Expertenstandards in der Pflegesind nationale Qualitätsinstru-mente, deren Entwicklung von denGesundheitsministern der Bundes-länder beschlossen wurde. Dafürzuständig ist das DNQP. Arbeits-gruppen legen Qualitätsmerkmalezu zentralen Pflegethemen fest,indem sie den "State of Art", denaktuellen Stand der Wissenschaft,beschreiben, unabhängig von denverschiedenen Einrichtungen imGesundheitswesen. Diese werdenalle drei Jahre auf ihre wissen-schaftliche Richtigkeit überprüftund ggf. aktualisiert. An der Ent-wicklung der Expertenstandardssind Pflegetheoretiker und -prakti-ker gleichermaßen beteiligt.

Bedeutungfür Pflegeeinrichtungen. Ein Expertenstandard hilft denPflegekräften, professionell zuarbeiten und ihre pflegerischeEigenständigkeit gegenüber ande-ren Berufsgruppen deutlich zumachen. Die Einführung der Standards ineiner Einrichtung und die Ausein-andersetzung damit fördern dieKompetenz der Mitarbeiter zumThema und erhöhen die Pflege-qualität. Gepflegt wird nun wissen-schaftsgestützt und nicht mehr nuraus der Erfahrung heraus. Heimgesetz, SozialgesetzbuchV (Krankenversicherung), Sozial-gesetzbuch XI (Pflegeversicherung)und Pflegequalitätssicherungs-gesetz fordern zur Qualitätssiche-rung, dass wissenschaftlich fun-dierte Standards die Durchführungvon Pflege vorgeben. So verlangtder Medizinische Dienst der Kran-kenversicherungen bei der Über-prüfung von ambulanten Pflegeein-richtungen, dass diese die Exper-tenstandards eingeführ t haben. Juristisch gesehen ist ein natio-naler Expertenstandard ein "vor-

Page 7: GEPFLEGT DURCHATMEN FACHZEITUNG

7 Juli 2006 GEPFLEGTDURCHATMEN

werden. Sie ist regelmäßig alle vieroder acht Wochen vorzunehmen. Projektgruppe bearbeitet inhaltli-che Fragen, z.B.:"Welche Einschätzungs-Skala istfür unsere Patienten praktikabel?""Welche Methoden der Bewegungund Mobilisation sind möglich? Wiekann ein individueller Bewegungs-plan aussehen?""Wie können Betroffene undAngehörige einbezogen und ge-schult werden?""Welche Hilfsmittel sind in unsererEinrichtung einsetzbar und wann?Wie werden sie schnellstmöglichbesorgt?""Wie sollen Pflegende bei weiterenRisikofaktoren vorgehen?""Wie soll die Dokumentationzukünftig aussehen, soll es Stan-dardblätter geben?""Wann und in welcher Form bezie-hen Pflegende andere Berufs-gruppen in die Behandlung ein?". Fortbildungsbedarf bei den Mit-arbeitern feststellen, ggf. Fortbil-dungen organisieren, z.B. zu Lage-rungs- und Transfertechniken, Um-gang mit Hilfsmitteln. Vor Einführung des Pflegestan-dards: Probelauf bei einigen Pa-tienten, um Praxistauglichkeit, z.B.für sechs Wochen, zu überprüfen.Anschließend Auswertung. Alle Mitarbeiter in einer Teambe-sprechung über den neuen Stan-dard und seine Handhabung infor-mieren. Nach der Implementierungs-phase, z.B. sechs Monate, über-prüfen, ob die Projektziele erreichtwurden, ggf. Standard anpassen.Pflegedienst- oder Stationsleitun-gen beachten, dass Pflegendehäufig nur Veränderungen akzep-tieren, die sie substanziell mitge-staltet haben. Das heißt, bei derImplementierung eines Standardssind zwingend Pflegekräfte aus derPraxis zu beteiligen, er darf aufkeinen Fall "von oben" diktiert sein.

Literaturhinweis:Die Präambel sowie die Kern-aussagen des Expertenstan-dards "Dekubitus-prophylaxein der Pflege" sind auf derInternetseite des DeutschenNetzwerks für Qualitätsent-wicklung in der Pflege kosten-frei verfügbar: www.dnqp.deDer gesamte Standardumfasst 137 Seiten, liegt inder zweiten Auflage vor undist zum Preis von 17 Euro inder DNQP-Geschäftsstelle zubestellen: Caprivistraße 30a,49076 Osnabrück,Tel.: 0541/969 20 04,Fax: 0541/969 29 71

Wirkung des ExpertenstandardsDie Umsetzung des Expertenstan-dards in die Praxis ist von Proble-men begleitet. Umfragen in Einrich-tungen bestätigen, dass eine ge-lungene Einführung zu einer deutli-chen Verbesserung der Dekubi-tusprophylaxe geführt hat, v.a. weilsinnlose oder gar gefährliche Ritu-ale abgeschafft wurden.Beispiel: Das zweistündliche Um-lagern – seit Generationen in derPflege gelehrt – ist wissenschaft-lich nicht haltbar. Das Zeitintervallist dem individuellen Gefährdungs-grad anzupassen. Oder: Die 30°-Schräglage und die Mobilisationsind allgemein anerkannte prophy-laktische Maßnahmen, aber im In-tensivbereich oder bei Schmerz-patienten oft nicht durchführbar. Inder Pflegedokumentation stehtdann "Patient kann/darf nicht gela-gert werden". Das Konzept der Mi-krobewegungen und -lagerungenkennen viele Pflegende noch nicht,obwohl es zu den effektivstenMaßnahmen der Dekubituspro-phylaxe gehört und auch bei sehrsensiblen Patienten anwendbar ist.Christine Keller, Krankenschwester

und Lehrerin für Pflegeberufe

1 Punkt 2 Punkte 3 Punkte 4 Punkte

SensorischeWahrnehmung

Feuchtigkeitder Haut

Aktivität

Bewegungs-fähigkeit

Ernährungs-verhalten

Reibungs-undScherkräfte

Keine Reaktionauf SchmerzreizeEmpfindungsstörungam größten Teil desKörpers

Fehlt

Reaktion aufAnsprechen;Mitteilung vonMissempfindungennicht immermöglichEmpfindungs-störungen an einoder zweiExtremitäten

.

.Stark eingeschränkt .

.

Reaktion nur aufstarke SchmerzreizeEmpfindungsstörungan einerKörperhälfte

.

.Leicht eingeschränkt Nicht eingeschränkt

Die Haut ist ständigfeucht durchSchweiß, Urinoder andereKörpersekrete

Ständig feucht

Die Haut ist hinund wieder feuchtWäschewechselmindestens einmaltäglich notwendig

.

.Oft feucht .

.Die Haut ist oft,aber nicht ständigfeuchtWäsche mindestenseinmal pro Schichtnotwendig

.

.

Manchmal feucht Selten feucht

Die Haut istnormalerweisetrockenWäschewechselroutinemäßig

.

.

Patient kann dasBett nicht verlassen

Bettlägerig

Patient geht mehr-mals am Tag, min-destens kurzeStrecken, evtl. mitHilfe

. Rollstuhlpflichtig .Gehfähigkeit iststark eingeschränktoder fehltPatient kann sichselbst nichtaufrecht halten

.

.

Gehen eingeschränkt Gehen gut möglich

Patient verlässtseinSchlafzimmermindestenszweimal am Tag,Gehzeit täglichmindestens zweiStunden

.

Lageänderungenohne Hilfeunmöglich

Immobilität

Die wesentlichenLageänderungensind regelmäßigund selbstständigmöglich

. Stark eingeschränkt

.Lageänderungenunregelmäßigselbständig möglich

. Geringfügigeingeschränkt

Nicht eingeschränkt

Lageänderungenvollständigund ohne Hilfemöglich

.

Isst die Portionennie vollständig undselten mehr als 1/3Isst täglich zweieiweißhaltigePortionen(Milchprodukte,Fleisch) oderweniger Trinkt wenigTrinkt keineNahrungsergän-zungskost, oder istper Sonde bzw.seit mehr als fünfTagen parenteralernährt

UnzureichendeErnährung

Isst mehr als dieHälfte der meistenMahlzeitenIsst vier eiweiß-haltige Portionen(Milchprodukte,Fleisch) täglichLehnt gelegentlicheine Mahlzeit ab,trinkt aberNahrungsergän-zungskost stetsoder erhält übereine Sonde diemeisten erforder-lichen Nährstoffe

.

.

WahrscheinlichunzureichendeErnährung .

.Isst selten einePortion vollständigund meistens nurdie HälfteIsst drei eiweiß-haltige Portionen(Milchprodukte,Fleisch) täglichTrinkt unregelmäßigNahrungsergän-zungskost odererhält weniger alsdie erforderlicheMenge Flüssigkeit

.

.

AusreichendeErnährung

Gute Ernährung

... .

Isst alle Mahlzeitenfast vollständigNimmt normaler-weise viereiweißhaltigePortionen(Milchprodukte,Fleisch) zu sich,manchmal aucheineZwischenmahlzeit

.

.

Mäßige biserheblicheUnterstützung beijeder Lageände-rung erforderlichPatient rutschtregelmäßig aus dergewählten Lageund kann dieAusgangspositionallein nicht wiedereinnehmenSpastik,Kontrakturen oderUnruhe verursa-chen fast ständigeReibungen

Problem

Patient bewegtsich ohne Hilfe inBett und StuhlReibungsfreieMobilisation in Bettund Stuhl möglichPatient behält dieoptimalePositionen überlange Zeitselbständig bei

. Potenzielles Problem .GeringgradigeBewegungen ohneHilfe möglichPatient kann sichbei Mobilisationenim Bett selbst einwenig anheben,deshalb geringereReibung auf derUnterlageBleibt im Bett oderStuhl längere Zeitin einer optimalenPosition

. Kein Problem

.

.

.

.

.

.

Die Braden-Skala gestattet eine sehr genaue Einschätzung der Dekubitus-Gefährdung.

Bei einer individuellen Punktzahl unter 18 besteht ein Risiko (leicht modifiziert nach

Potter et al: Basic Nursing. Mosby, 1994).

und auswerten. Dafür sind finanzi-elle, personelle, zeitliche und säch-liche Ressourcen notwendig.Im Folgenden ist ein möglichesVorgehen beschrieben:. Zeitplan erstellen: "Was sollwann/bis wann passiert sein". Mitarbeiter erhalten den Exper-tenstandard "Dekubitusprophylaxein der Pflege" einschließlich der Kommentierungen (beim DNQP inOsnabrück bestellen)

. Arbeitsgruppe bilden, z.B. wäh-rend einer Teambesprechung. Esist sinnvoll, einen Pflegenden desTeams zum "Dekubitusexperten" zumachen, indem er Fortbildungenbesucht. Dies sollte ein Kollege mithoher fachlicher Kompetenz undsozialer Anerkennung sein. IST-Analyse durchführen, z.B. inForm von Pflegevisiten, Patienten-und Mitarbeiterbefragungen odermittels eines Datenerhebungsbo-

gens. Damit lassen sich die indivi-duellen Probleme in einer Pflege-einrichtung einschätzen. Die Er-folge können später daran gemes-sen werden. Von da an: Meldepflicht für allebestehenden oder neu auftreten-den Dekubiti bei der Pflegedienst-leitung oder Projektleitung ein-führen. Bei dieser Inzidenzmes-sung kann auch die Zahl der deku-bitusgefährdeten Patienten erfasst

Page 8: GEPFLEGT DURCHATMEN FACHZEITUNG

Nummer 2 8GEPFLEGTDURCHATMEN

Gleichgewicht bewahrenDie Förderung der vestibulären Wahrnehmung verbindet Patienten mit der Außenwelt

Viele Patienten in der außerklini-schen Intensivpflege leiden unterschweren Wahrnehmungsbeein-trächtigungen. Die Informations-aufnahme über die Sinnesorganeist durch fehlende oder verminder-te Eigenbewegung und krankheits-bedingte Ursachen auf ein Mini-mum beschränkt und bedarf deraktiven Unterstützung.Mit dem Begriff "Sinneswahrneh-mung" verbinden Pflegende häufignur Schmecken, Riechen, Sehen,Hören sowie das Fühlen über dieHaut.Für das Spüren des eigenenKörpers und das Wohlbefindenbenötigt der Mensch jedoch auchErfahrungen, die ihm seine Lageim Raum und den Zusammenhangvon Schwerkraft und Bewegungverdeutlichen. Es ist die vestibuläreWahrnehmung, die dem Menschenhilft, seine Körperposition zubestimmen und sich zielgerichtetzu bewegen.Der Vestibularapparat bedient sichdreier Informationsquellen:. Vestibulärorgan im Innenohr –ermöglicht das Spüren der Schwer-kraft und die Positionsbestimmungim Raum. Propriozeption mit Rezeptoren

an Muskeln, Sehnen und Gelenken– ermöglicht die Wahrnehmung derMuskelspannung und hat dadurchwesentlichen Einfluss auf denMuskeltonus und die Körperhal-tung. Sehen – 20 Prozent des Seh-ens dienen der vestibulären Wahr-nehmung und unterstützen gezielteund angepasste Bewegung.Bei einer Erkrankung des vesti-bulären Systems oder nach langerBettlägerigkeit kann es zu ausge-prägten körperlichen und geistigenEinschränkungen kommen.Folgende Beispiele machen dieBedeutung dieses Wahrnehm-ungsbereiches transparent:. J. Frank und H. Levinson (1988)fanden heraus, dass Schädigun-gen des Innenohrs häufig zu Lern-und Konzentrationsstörungen so-wie zu grobmotorischen Bewe-gungsmustern führen. M. Smidt geht aufgrund vonExperimenten in der Raumfahrtdavon aus, dass generalisierteBeugekontrakturen durch fehlendeSchwerkrafterfahrungen im Liegenverursacht werden. Durch eine Verminderung derFunktionstüchtigkeit des somato-sensorischen Systems, besonders

in der Rumpfmuskulatur, kommt eskompensatorisch zu einer Erhö-hung der Empfindlichkeit des vesti-bulären Systems (Horak & Hlavacka,2001).Aus diesen Informationen lassen sich wichtige Schwerpunkte ablei-ten, die mit Hilfe des Konzeptes

"Basale Stimulation®" sehr gut indie tägliche Pflege zu integrierensind. Durch gezielte Stimulationdes Gleichgewichtssinns könnenPflegende Eigenbewegungen desPatienten fördern, Beugekontrak-turen entgegenwirken, die Körper-haltung positiv unterstützen, denKreislauf stabilisieren und durchdie Orientierung im Raum Sicher-heit vermitteln.

Pflegerische Angebote. Vorsichtiges Wiegen des Kopfes. Kornährenfeldübung nach Jo-hann Rannegger (vor jedem Trans-fer, mindestens aber einmal täg-lich). Alle Formen der Bewegung überdie Körpermitte, z.B. bei geführtenBewegungen. Positionswechsel, mit Aufrich-tung in die Vertikale und spiralför-migen Drehbewegungen. Ermöglichen von Eigenbewe-gung. Schwerkraft der Arme und Beinespüren lassen, z.B. mit Hilfe einesHandtuches die Extremität anhe-ben und langsam pendeln lassen. Rhythmisches Hin- und Herbe-wegung des Beines in Kopf-Fuß-Richtung. Visuelle Angebote. Taktile Angebote.Bei allen Angeboten ist es wichtig,schnelle Positionswechsel zu ver-meiden. Pflegende führen alle Be-wegungen langsam aus, damit siefür den Patienten nachvollziehbarsind. Sie achten auf rhythmischeund wiederkehrende Bewegungs-abläufe und beginnen alle Mobili-sationen mit einer langsamenDrehung des Kopfes.Vernachlässigen Pflegende dieseEmpfehlungen, kann es zu Schwin-del, Kreislaufinstabilität und Übel-keit bis hin zum Erbrechen kom-men. Ursache ist, dass der Gleich-gewichtssinn sich wie jede andereWahrnehmung an bestimmte Zu-stände gewöhnen kann (Habitu-ation). Das Verstibulärorgan nimmtnach einer längeren Phase der Be-wegungslosigkeit die Informatio-

nen undifferenzierter auf. Bei starkeingeschränkter Bewegungsfähig-keit ist davon auszugehen, dassdie Wahrnehmung über denGleichgewichtssinn stark degene-riert und damit eine Adaption nursehr langsam möglich ist. Wie beiallen Pflegemaßnahmen, die Pfle-gende dem Patienten nach demPrinzip der Basalen Stimulation®anbieten, können sie durch fach-kompetente Stimulation Körper-erfahrung und Sicherheit im Er-leben vermitteln. Eine wertschät-zende Haltung stärkt die Interaktionzwischen Pflegenden und Pflege-empfängern und schafft die Vor-aussetzung für eine gemeinsameGestaltung des Pflegeprozesses.

Kristin Loehnert,Fachkrankenschwester für Innere

Medizin und Intensivmedizin;Praxisbegleiterin für Basale

Stimulation® in der Pflege

Für Anwendungstipps stehtweiterführende Literaturzur Verfügung:

Bienstein, Christel; Fröhlich,Andreas: Basale Stimulation inder Pflege. Die Grundlagen.1. Auflage, Kallmeyer Verlag,Velber, 2003; 256 S, 17,90 Euro.Nydahl, Peter: Wachkoma.Elsevier Verlag, München,2004; 208 S., 29,95 Euro.Nydahl, Peter; Bartoszek,Gabriele: Basale Stimulation –Neue Wege in der PflegeSchwerstkranker. 4. Auflage,Elsevier Verlag, München,2003; 344 S., 29,95 Euro.Hannaford, Carla: Bewegung,das Tor zum Lernen. 6. Auf-lage, VAK Verlag, Kirchzarten,2001, 278 S., 20,50 Euro.Zegelin-Abt, Angelika:Festgenagelt sein – Der Pro-zess des Bettlägerigwerdens.Robert Bosch Stiftung (Hrsg.),Hans Huber Verlag, Bern,2005; 196 S., 19,95 Euro.

Systematische Darstellung zur vestibulären Wahrnehmung. Schema: Kristin Loehnert

VestibuläreSignale

Visuelle,propriozeptive,taktile Signale

Haltungskontrolleund

Gleichgewicht

GezielteBewegung

Stabilisierungdes

Kreislaufes

GespürteSicherheit durchOrientierung im

Raum

ZentralnervöseVerarbeitung

Page 9: GEPFLEGT DURCHATMEN FACHZEITUNG

Gute Pflege kann duftenAromatherapie – dieser Begriff istmittlerweile schon fast jedemgeläufig. Allerdings denken vieleMenschen dabei wohl nur an dieDuftlampe daheim im Wohnzim-mer. Dass die Verdampfung vonätherischen Ölen aber nur eineForm der Aromatherapie darstellt,wissen nicht alle. Selbst vielePflegende oder Ärzte verbinden mitAromatherapie nicht eine thera-peutische Anwendung am Patien-ten. Oft werden ätherische Öle garin die Ecke der Esoterik verbannt.Doch das wird dem weiten Anwen-dungsspektrum der Aromatherapienicht gerecht. Die Öle gehören zurmodernen Phytotherapie (Wissen-schaft von der Heilbehandlung mitpflanzlichen Substanzen), auchwenn sie nicht zu den Arzneimittelnim engeren Sinne zu zählen sind.Die Wirkungen ätherischer Ölewerden mehr und mehr erforschtund viele Thesen der Erfahrungs-heilkunde sind inzwischen belegt.Doch der Umgang mit ätherischenÖlen will erlernt und geübt sein. Einunsachgemäßer Umgang mit die-sen Heilmitteln kann unerwünschteund sogar toxische Wirkungenerzeugen.Die Aromatherapie hat mittlerweilewieder Einzug in die Pflege gehal-ten. Es wurden viele Hürden ge-nommen, doch sind vielerorts dieätherischen Öle auch wieder in derVersenkung verschwunden, weildurch Unkenntnis und falscheAnwendung mehr Schaden alsNutzen entstanden ist und Pflegen-de wieder auf "Altbewährtes" zu-rückgriffen. Schade – denn Aroma-therapie und Aromapflege bietetsehr viele Möglichkeiten zur Anre-gung, Vorbeugung, Regenerierungund Heilung des Organismus. (1)

Aromatherapie und BeatmungObwohl bei invasiv beatmetenPatienten die olfaktorischen (denGeruchssinn betreffenden) Fähig-keiten stark eingeschränkt sind,lassen sich mit Aromatherapie guteErgebnisse erzielen.Wegen der Lipidlöslichkeit nehmennicht nur die Schleimhäute derNasen-, Mund- und Rachenräume,sondern auch die Haut ätherischeÖle gut auf. Die meisten dieser Ölelassen sich eine halbe bis zweiStunden nach der perkutanenResorption in der Exspirationsluftnachweisen (und natürlich auch imBlut). Pflegende nutzen dieseRessource, indem sie ätherischeÖle, gemischt mit einem Basisöl(z.B. Mandel), auf die Haut desPatienten bringen.Die inhalative Therapie mit ätheri-schen Ölen ist bei beatmetenPatienten eher nicht zu empfehlen(und auch nicht notwendig). Siekann statt eines sekretolytischenEffektes eine sekrethemmendeoder sogar obstruktive Wirkungentfalten. Dies gilt insbesondere fürKinder. Bei ihnen sind auch Ver-dampfungen über die Duftlampeoder Einreibungen mit geringererDosierung anzuwenden. (2)

Außerdem denken Pflegende da-ran, die Angehörigen und ggf. denbehandelnden Hausarzt über dieAnwendung der ätherischen Öle zuinformieren bzw. eine Erlaubniseinzuholen.

Wirkung ätherischer ÖleDas Wirkungsspektrum der ätheri-schen Öle ist sehr breit. Dieser Ar-tikel bietet einen allgemeinenÜberblick und betrachtet dann bei-spielhaft ein Öl bezüglich seinerWirkung und Anwendungsmöglich-keiten näher.Erwünschte Wirkungen:. Antimikrobiell, z.B. gegen Sta-phylococcus aureus, Pseudomo-nas aeruginosa, Candida albicans. Antiviral, z.B. gegen Herpes-viren, Grippeviren. Auswurffördernd. Beruhigend und krampflösend. Hyperämisierend. Antiphlogistisch. Granulationsfördernd. Desodorierend. Insektizid bzw. insektenabwei-send. Anregung der Sekretproduktionder Verdauungsdrüsen. Spasmolytisch, bevorzugte Ziel-organe sind Darm und Gallenblasesowie in zweiter Linie die Bron-chien und Blutgefäße. Diuretisch. Herz- und kreislaufanregend.

Ein Kraut für viele Fälle:

Lavendel entspannt, regt an, stillt Schmerz

und fördert den Schlaf.

Mögliche unerwünschteWirkungen:1. Irritationen der Haut und aller-gieauslösend2. Phototoxisch bzw. photosensibi-lisierend3. Nekrotisierend4. Narkotisierend5. Abortiv6. Nephrotoxisch, hepatotoxisch,neurotoxisch7. Kanzerogen. (3)Hier ist zwischen echten undscheinbaren Risiken zu unterschei-den. Die Punkte 1 und 2 bezeich-nen die hauptsächlichen unerwün-schten Wirkungen. Sie lassen sichallerdings durch einen verantwor-tungsbewussten Umgang mit äthe-rischen Ölen (z.B. Test in der Ellen-beuge) ausschließen. Die Punkte 3bis 7 betreffen wenige Öle, die sel-ten zur Anwendung kommen. Fürpflanzliche Drogen und damit auchfür ätherische Öle gilt genauso wiefür konventionelle Medikamente:Positive Effekte können bei Über-dosierung schwere Probleme ver-ursachen. (2)

Lavendelöl in der PflegeIn der Aromatherapie wird zwi-schen dem "Echten Lavendel" (L.angustifolia oder vera), Lavandin(eine Kreuzung aus echtem Laven-del und Speiklavendel), Speiklaven-del (L. latifolia) und dem Schopf-

lavendel (L. stoechas) unterschie-den. Auch Lavendelhydrolat (einNebenprodukt, das bei der Was-serdampfdestillation von Pflanzenentsteht und deren wasserlöslicheKomponenten sowie in Spurenauch ätherische Öle enthält) wirdverwendet.Je nach Ursprung und Standort än-dert sich die Zusammensetzungdes Lavendels beträchtlich. Des-halb sollten für die Aromapflegenur Öle von vertrauenswürdigenHerstellern verwendet werden, dieihre Öle regelmäßig untersuchen.Das Öl aus dem Supermarkt hathier keinen Platz.Pflegende bedenken, dass bei derHerstellung der ätherischen Öleviel "gepanscht" wird.Der echte Lavendel enthält alsHauptbestandteile Linalol undLinalylacetat.Diese Wirkstoffe haben besondersausgleichende, spannungslösendeund schmerzlindernde Eigen-schaften. Lavendel zeigt gelegent-lich eine scheinbar paradoxeWirkung: er kann nicht nur ent-spannen, sondern auch anregenund erfrischen. Da das Öl nureinen sehr geringen Anteil der pro-blematischen Ketone enthält, ist esabsolut unbedenklich für die Pflegeund Therapie.Des Weiteren ist der echteLavendel nicht nur ein "Psychoöl"(stress- und angstlösend, schlaf-fördernd, entkrampfend, stim-mungsaufhellend). Er wirkt anä-sthesierend bei Verbrennungenund Verbrühungen (kann sogar puraufgetragen werden). Ebenso wirder in Mischungen verwendet beiHauterkrankungen (antibakteriell,antimykotisch, juckreizstillend, gra-nulationsfördernd), zur Dekubitus-prophylaxe (Lavendel hält die Hautgenerell in einem guten Gleich-gewicht), Magenschmerzen, Übel-keit, zur Schmerzstillung bei Ver-spannungen.Auch eine Thrombose- und Throm-bozytenaggregationshemmungwurden erst kürzlich nachgewie-sen. Somit kann Lavendelöl einenBeitrag zur Verhinderung vonLungenembolien und Behandlungvon Hämatomen leisten.Zur Förderung der Expektorationund für eine antivirale Therapie ver-wenden Pflegende besser denSpeiklavendel, der jedoch auf-grund seines höheren Ketonge-haltes etwas vorsichtiger zu dosie-ren ist und bei Kindern oder auchSchwangeren nicht zum Einsatzkommt. Er ist jedoch bei Erkran-kungen der Atemwege, wie Bron-chitis und Lungenentzündungen,sehr effektiv.Lavandin ist gut geeignet zurWundbehandlung, Tonisierung derMuskulatur und des Herz-Kreis-lauf-Systems (also nicht beiSchlafstörungen).Der Schopflavendel kommt auf-grund seines Ketongehaltes (neu-rotoxische und abortive Wirkung)für die Aromatherapie kaum inBetracht.Lavendelhydrolat wird äußerlichzur Hautpflege (straffend, tonisie-rend, regenerierend), verdünntaber auch innerlich zur Stärkungdes Immunsystems des Darmsangewandt. (4)

AnwendungsbeispieleLavendelwickel:Bei Bronchitis, Asthma, Pneu-monie, Grippe, Husten, Nervosität,Unruhe, Angst, Schlafstörungen.20 ml 5prozentiges Lavendelöl(19 ml Basisöl z.B. Mandel oderOlive plus 1 ml ätherisches Laven-delöl) auf ein Baumwolltuch (drei-fach gelegt) oder mehrere Kom-pressen träufeln.In Alufolie einwickeln und zwischenzwei Wärmflaschen erwärmen. DerWickel soll warm, aber nicht zuheiß sein.Patienten auf ein Außentuch (z.B.Badetuch) lagern, "Lavendeltuch"aus der Alufolie auspacken und mitder Ölseite auf die Brust legen.Schlafanzug oder T-Shirt anzie-hen. Das Außentuch darüberwickeln und befestigen.Der Wickel kann eine halbe bismehrere Stunden oder auch überNacht angelegt bleiben, je nachWunsch. Nach dem Abnehmensollte der Patient einige Zeit warmgehalten werden.Die Ölauflage lässt sich am näch-sten Tag noch einmal verwenden(in Alufolie aufbewahren), dazunoch einmal mit 10 ml der Ölmi-schung beträufeln. (5)Gegen Hautjucken:20 Tropfen Lavendelöl in 100 mlMandelöl geben (= 1prozentigeMischung) ein bis zweimal tägl.auftragen, bis sich der Zustandbessert. (4)

Sybille Wolff,Fachkrankenschwesterfür Innere Medizin und

Intensivmedizin

Ätherische Öle sind auch bei beatmeten Patienten einsetzbar

9 Juli 2006 GEPFLEGTDURCHATMEN

Foto: bildunion/Christian KöhlerLiteraturnachweis:

(1) Wolff, Sybille:Aromatherapie – Anwendungin der Intensivpflege. Fachar-beit im Rahmen der Fachwei-terbildung für Innere Medizinund Intensivmedizin am Insti-tut für Pflegeberufe, KölnerPlatz, München, 1997.(2) Schnaubelt, Kurt:Neue Aromatherapie, Gesund-heit und Wohlbefinden durchätherische Öle. vgs verlagsge-sellschaft, Köln, 1995.(3) Schilcher, Heinz:Ätherische Öle – Wirkungenund Nebenwirkungen.In: Deutsche Apotheker Zeit-ung, 124. Jahrg., Nr. 29, 1984.(4) Braunschweig von,Ruth, Werner, Monika:Ein starkes Trio; Seitz, Renate:Altbekanntes neu erforscht –Lavendel: Nach wie vor imFokus der Wissenschaft;Pichot, Jean Claude: Lavendel– Superstar, Über Arten,Sorten und Anbau; Demleitner,Margret: Lavendelöl – nichtnur in meinem klinischenAlltag; Braunschweig von,Ruth: Lavendelwässer. In:Forum für Aromatherapie undAromapflege, Nr. 25/2004.(5) Hammerer, Martina:Ölauflagen mit ätherischemLavendelöl. In: Pflege aktuell,11/94.

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Nummer 2 10GEPFLEGTDURCHATMEN

Beruhigen oder BelebenProfessionelle Pflegetechnik kann negative Konditionierung aufheben

Foto: Bernd HeinBei der atemstimulierenden Einreibung arbeiten

Pflegende beidseits der Wirbelsäule von den

Schulterblättern Richtung Steiß.

BenötigtesMaterial

Vorbereitung

Durchführung

Nachbereitung

Körperlotion ohne Parfüm, möglichstkörperwarmAlternativ: mildes Massageöl oderselbst zubereitete Aromaölmischungmit Ravensara aromatica oder einemanderen belebend wirkenden Öl

Mindestens eine Viertelstundeungestörte Zeit einplanenPatienten auf die MaßnahmevorbereitenRaumtemperatur auf ein Maßerhöhen, das ein halb entkleideterPatient als angenehm empfindetPatienten beim Ablegen derBekleidung des OberkörpersassistierenPatienten unterstützen, einebequeme Lagerung einzunehmen:sitzende Stellung am Bettrand mitder Möglichkeit, den Oberkörperabzustützen, ist zu bevorzugen;Seiten- oder Bauchlagerung jedochauch möglichSofern nötig: Schmuck von Fingernund Handgelenken ablegenHände waschen und anwärmenKeine Handschuhe verwenden

Körperlotion oder Öl vom Nacken biszum Steiß auf dem RückenverteilenEinreibung beginnt währendder Ausatmung oberhalb derSchulterblätter, gesamte Handflächemit angemessenem Druck auflegenBeide Hände gleichzeitig inSpiralbewegungen Richtung SteißführenArbeitstempo an die Atemfrequenzdes Patienten anpassen:Abwärtsbewegungen mit Druckwährend der Ausatmung,Aufwärtsbewegungen ohne Druckwährend der Einatmung ausführenWirbelsäule aussparenRhythmus des Patienten nur kurznachvollziehen, dann therapeutischenRhythmus einführen: Atemfrequenzetwa 15 – 17/Min. Ausatmungdoppelt so lang wie Einatmung(empfehlenswert: Pflegender atmet inderselben Geschwindigkeit)Sobald die Spiralbewegung dieSteißregion erreicht: Erst eine Handzum Schultergürtel führen, danachdie andere (dient der Aufrechterhal-tung des kontinuierlichenKörperkontaktes und macht dieBewegungen nachvollziehbar)Bewegungsmuster mindestensfünfmal wiederholen – Wünsche desPatienten berücksichtigenZum Abschluss: Rücken neben derWirbelsäule von oben nach unten mitparallel aufgelegten Händenausstreichen

Patienten beim AnkleidenassistierenRuhephase gewährleisten(etwa eine halbe Stunde)Wirkung abfragenMaßnahme dokumentieren

.Atemstimulierende Einreibung

Schmerz, heißt die dabei entstan-dene Gleichung, und entsprechendreagiert der Patient mit Abwehr,erhöhter Muskelspannung, Anstiegvon Pulszahl und Blutdruck.Aus der Konditionierung ergibt sichin der außerklinischen Intensivver-sorgung die Aufgabe, den Be-rührungen einen neuen Wert zuverschaffen. Pflegende tun dies,indem sie sehr bewusst mit ihrenHänden arbeiten. Das Konzept derBasalen Stimulation enthält dazueinige Regeln:. Alle Maßnahmen in Ruhe undgeplant unternehmen. Auf Handschuhe verzichten,sofern es die jeweilige Handlung

bzw. die Infektionslage des Patien-ten zulassen. Körperkontakt ankündigen. Für den Erstkontakt eine Körper-stelle wählen, deren Berührung derPatient am besten toleriert. Dazuist eine biografische Anamneseunverzichtbar. Sie klärt, welchesVerhältnis der Patient in gesundenZeiten zu seinem Körper hatte undan welchen Körperpartien erbesonders berührungsempfindlichwar. Meist gehört das Gesicht, undhier vor allem die besonders starkenervierte Mundregion zu denintimsten Körperzonen, deren Be-rührung Ablehnung auslöst. DieBerührung der Geschlechtsteile ist

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Die atemstimulierende Einreibung

regt den Patienten an, gleichmäßig und tief zu atmen

und gibt ihm dafür ein ideales Muster vor.

Pflegende können die Erfah-rungen eines Patienten, dersich in einem medikamentenin-duzierten oder hirnorganischbedingten Dämmerzustandbefindet, mit einem Experimentnachvollziehen. Sie verbindensich die Augen und steckenOhrstöpsel in die Ohren. Dannlassen sie sich von jemandemanfassen. Die Qualität der Be-rührung sollte wechseln – vonflüchtig und punktuell bis groß-flächig und druckvoll. Dannmacht sich der so Behandelteklar, welche Berührung wie aufihn gewirkt hat – und vorallem, warum das so ist.

me die wieder wie beschriebenabläuft.Die basal stimulierenden Hand-lungsprinzipien lassen sich aufnahezu alle pflegerischen Hand-lungen (die Tabelle zeigt einBeispiel) anwenden. Ihr besonde-rer Charme liegt darin, dass siekeine zusätzliche Arbeit verursa-chen. Sie vermitteln dem Patientendas Gefühl, sich "in sicherenHänden zu befinden", und weil sieeinen bewussten Einsatz der kör-perlichen Fähigkeiten des Pflegen-den voraussetzen, entsprechen sieden Leitlinien professioneller Be-rufsausübung.

bh

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..

Menschen, die in ihrer Wahrneh-mung eingeschränkt sind, reagie-ren noch sensibler auf Berührun-gen ihres Körpers, als es Personentun, bei denen die Verarbeitung derReize aus der Umgebung ohneProbleme funktioniert. In deraußerklinischen Intensivpflegekommt besonders erschwerend dieTatsache hinzu, dass die Patienteneine negativ betonte Berührungs-biografie haben. Die meisten be-fanden sich wochen- oder monate-lang in stationärer Behandlung undhaben erfahren, dass Berührunghäufig mit unangenehmen Ge-fühlen verbunden ist. Sie erlebtendie Anlage von Kathetern, Intu-bation, Absaugung, Einläufe,Verbandwechsel. Auch wennPflegende auf Intensivstationenbasal stimulierend arbeiten, lassensich die negativen Effekte dermedizinisch indizierten Maßnah-men nicht völlig verwischen. Siesetzen eine Konditionierung inGang. Berührung = das Risiko von

nicht annähernd so tabuisiert, weiles sich dabei um einen gesell-schaftlich, nicht aber empfindungs-mäßig als Intimzone definiertenBereich handelt. Berührungen mit dem gesamtenHandteller und geschlossenenFingern ausführen (kein Waschenmit den Fingerspitzen), Geschwin-digkeit so wählen, dass der Patientden Weg der Berührungen überden Körper nachvollziehen kann . Berührungsrichtung je nachPflegeziel wählen: Striche gegendie Wuchsrichtung der Körper-behaarung wirken belebend, mitdem Wuchs der Haare wirken sie beruhigend

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. Bei Störungender Empfindungs-fähigkeit, z.B. He-miparese, Berüh-rungen von derweniger zur stär-ker betroffenenSeite ausführen. Körperkontaktwährend der ge-samten Pflege-maßnahme auf-recht erhalten –mindestens eineHand bleibt stetsam Patienten. Alle Schritteder Maßnahme inklaren, kurzenSätzen verbalisie-ren – bevor derPflegende sie aus-führt. Maßnahme miteinem deutlichenSignal, z.B. ab-schließendem flä-chigem Druck be-enden, anschlie-ßend keinen Kör-perkontakt mehraufnehmen, biszum Beginn einerneuen Maßnah-

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Page 11: GEPFLEGT DURCHATMEN FACHZEITUNG

INTERVIEW

Manchmal, sagt ChristelBienstein (54), glaube ich, wennwir blind wären, würden wirgenauere pflegerischeEntscheidungen treffen.Der Sehsinn liefert zwar vieleInformationen, doch die bleibenhäufig an der Oberfläche.Das Fühlen ermöglicht tiefereEinblicke in die BedürfnissebewusstseinsgestörterMenschen. Selbsterfahrung undTraining können diesenKommunikationsweg öffnen.

Wie sind Sie auf die Idee ge-kommen, Basale Stimulation indie Krankenpflege einzuführen?Ich bin 1985 zum ersten Mal mitdem Konzept in Kontakt gekom-men. Damals besuchte ich meinenBruder, der Heilpädagoge ist. Ichschaute ihm zu, wie er zwei Kinderbehandelte. Die Handlungen warenmir völlig fremd. Er hat Erbsen zurWahrnehmungsförderung verwen-det, hat die Kinder gedrückt und insie hineingesummt. Eines derKinder wurde während dessennicht nur im Mundbereich aktiver,sondern konnte sich spontan bes-ser bewegen. Ich sah, wie meinBruder die Kinder neugierig mach-te und sie in eine positive Stim-mung versetzte. In dem Momenthabe ich mir sofort somnolenteSchlaganfallpatienten vorgestellt,die wir in der Klinik über Wochennicht richtig erreichen konnten. Ichdachte mir, der macht da was ganzSpannendes, das müsste man aufunsere Arbeit übertragen können.

Und das haben Sie dann auchgemacht?Mein Bruder gab mir Literatur mit.Sie stammte von Andreas Fröhlich,der das Konzept für mehrfach be-hinderte Kinder entwickelt hatte.Beim Lesen ersetzte ich für michden Begriff "Kinder" immer mit"Schlaganfallpatient" oder "Schä-del-Hirn-Traumatisierter" oder "Alz-heimerpatient". Und ich habe ge-merkt: Das passt ganz genau.

Aber es war notwendig,das Konzept umzugestalten.Zunächst haben Andreas Fröhlichund ich die basale Stimulation voneinem technikorientierten in einsehr beziehungsorientiertes Kon-zept verwandelt. Ursprünglich istdie Basale Stimulation ja nicht ver-knüpft gewesen mit praktischenTätigkeiten wie Waschen, Mund-pflege oder Dekubitusprophylaxe.Nachdem ich das Konzept kennengelernt hatte, erörterte ich es mitTeilnehmern meines Pflegefach-seminars. Das war eine zweijährigeWeiterbildung nach dem Examen,in der wir uns ausschließlich umPflege kümmerten. Die erste Kolle-gin, die es in die Praxis umgesetzt

hat, betreute auf ihrer Station zweiApallikerinnen. Eine von ihnenbefand sich schon seit einem Jahrdort und war in einem Zustand, denman für die damaligen Verhältnissewunderbar nennen konnte. Siehatte keine Kontrakturen, keinePneumonie und einen erstklassi-gen Hautzustand – aber sie warkonservierend gepflegt. Die Kol-legin entschloss sich, die Frausystematisch zu fördern. Zunächstmit Gleichgewichtsübungen, dannam Bettrand und später mit oralerStimulation. Nach vier Wochenkonnte die nasal liegende Sondeentfernt werden. Die Patientin saßim Rollstuhl und aß allein. Das warfür alle Kursteilnehmer ein irrsinni-ges Erlebnis. Die sind nach Hausegeflitzt, und haben wie verrücktdrauflos stimuliert. Von diesen Er-fahrungen ausgehend haben wirdas Konzept schrittweise erweitert.

Sie haben die Basale Stimula-tion vorgestellt und sind davonüberrascht worden, wie gut siefunktioniert?Ja, genau. Ich war völlig begeistert.Wir hatten 1989 das große Pro-blem mit dem Pflegepersonalnot-stand. Mir war klar, wenn ich einBuch darüber schreibe, darf esnichts enthalten, was den Kollegenzusätzliche Arbeit macht. Die kon-kreten Handlungen der Heilpäda-gogen konnte ich also nicht über-nehmen. Stattdessen orientierteich mich an den pflegerischenSchwerpunkten und veränderte siein Richtung Basale Stimulation.So sind all diese Angebote ent-standen:

Krankenschwester und Wissenschaftlerin: Prof. Christel Bienstein

leitet das Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Witten/Herdecke.

beruhigende oder belebende Wa-schung, Einreibungen, Lagerungenund so weiter.

Basale Stimulation hat dasBerufsbild verändert. Wandeltesich dadurch auch dieEinstellung der Pflegenden zuihrem Beruf?Dazu haben wir eine schöne Ma-ster-Arbeit in unserem Institut vor-liegen. Die Verfasserin hat diePflegenden auf den Intensivstatio-nen in Hamburg-Eppendorf ge-fragt, wie es ihnen mit demKonzept geht. Sie fand heraus, esist für sie eine Bereicherung, weiles ihnen eine Arbeitsweise ermög-licht, die den Vorstellungen ent-spricht, mit denen sie ursprünglichihren Beruf ergriffen haben. DieStudie zeigt auch, welcheBedingungen nötig sind, um dasKonzept zu realisieren. Einige derBefragten sahen ihren Beruf starkunter einem technischen Blickwin-kel. Sie hatten zwar nichts dage-gen, dass ihre Kollegen basal sti-mulierend arbeiteten, lehnten esaber ab, das Konzept ebenfalls zubenutzen.

Welche innere Einstellungbenötigen Pflegende, um dasKonzept anwenden zu können?Das erste, was man sich fragensollte, ist: Wie stehe ich zu pflege-abhängigen Menschen? Ist das nurein Drama, oder entdecke ich darineine Chance? Glaube ich, dass einschwer Verunfallter, der an einemapallischen Syndrom leidet, in der Lage ist, etwas wahrzunehmen?Was nimmt er wahr? Bin ich bereit,

mein pflegerisches Handeln dar-auf einzustellen? Es ist also wich-tig, dass Pflegende sehr genau hin-schauen und erkennen, was fürdiese Menschen in der jeweiligenSituation erforderlich ist. Im zweitenSchritt integrieren sie die Erkennt-nisse in ihr Tun.

Das bezieht sich auf die Wirk-ung nach außen. Gibt es auchVoraussetzungen, die sich aufdas Verständnis des eigenenKörpers beziehen?Es ist hilfreich, seine eigenen Be-dürfnisse zu kennen und verstehenzu können, wie sich diese Bedürf-nisse bei anderen Menschen an-fühlen und wie sie verändert seinkönnen. Wenn man wenig Zugangzu sich selbst hat, wenig reflektiert,wird es schwierig, basal stimulie-rend zu pflegen.

Aber niemand ist immergleich gut drauf und immergleich sensibelIch finde es wichtig, dass Pfle-gende sich eingestehen können,wenn sie schlechte Laune haben,müde sind oder aus anderen Grün-den weniger aufnahmefähig. KeinMensch kann acht Stunden langauf gleich bleibendem Niveauschwerstkranke Menschen betreuen.

In der Medizin besteht der Trendzu immer umfänglicherenTherapien. Patienten fühlen sichhäufig einer Maschine ausgelie-fert. Lässt sich Ihr Pflegekonzeptals Gegengewicht begreifen?Kollegen, die sehr bewusst mit derBasalen Stimulation umgehen, neh-

men solche Probleme deutlichwahr. Gerade wenn es um Ent-scheidungen geht, z.B. die enteraleErnährung oder eine Beatmungfortzusetzen, sind sie in der Lage,differenziert zu argumentieren. IhreBasis ist das Wissen über denbetroffenen Menschen und die Ein-beziehung der Angehörigen. Es istebenfalls grundlegend, den Wertjeglichen Lebens nicht in Frage zustellen.

Welche Instrumente stehenden Pflegenden für den Einsatzdieser Pflegetherapie zurVerfügung?Zunächst sind es die Sinne, die Fä-higkeit, zu sehen, zu hören, zu rie-chen, zu fühlen. Und zweitens gehtes darum, die Eindrücke analytischzusammenzuführen. Wenn ein Pa-tient beginnt, rascher zu atmen,sobald das Absauggerät ange-schaltet wird, ist es notwendig,nachzuspüren, ob die Reaktionentsteht, weil der Mensch bei demGeräusch antizipiert, dass jetzteine unangenehme Prozedur fol-gen wird. Dann gehört Phantasiedazu, eine Lösung zu finden, damitdas Absaugen nicht so problema-tisch verläuft. Es ist wesentlich,diese Dinge in einer klaren, gut ver-ständlichen Sprache zu verbalisie-ren. Ich muss auch in der Lagesein, meinen eigenen Körper so zunutzen, dass ich Sicherheit vermit-teln kann. Um das alles einzuord-nen, benötigen Pflegende sehr vielWissen über Krankheitsprozesseund die körperlichen Funktionen.

Läuft die Kompetenz derPflegenden in ihren Händenzusammen?Bei Einreibungen, der Körper-hygiene oder Mobilisation stehendie Hände im Mittelpunkt. AberBasale Stimulation bleibt nicht dortstehen. Sie findet auch im Kopf derPflegenden statt. Ich muss biogra-phisches Wissen über den Patien-ten haben, ich muss die richtigeEinstellung vertreten oder ich mussauch mitbekommen, dass ich michbeispielsweise vor ihm ekle. DieArbeit umfasst nicht nur den gan-zen Patienten sondern auch denganzen Pflegenden.

Pflege ist immer auchGrenzüberschreitung. Wie kön-nen Pflegende damit umgehen,dass sie in die Intimsphäre ihrerPatienten eingreifen?Man ist schnell bei der Hand, zusagen, dass Pflege die intimste Ar-beit ist, die man leisten kann. Ichsehe das nicht ganz so. Die Kunstist es, die intimen Verrichtungen sozu gestalten, dass die Patienten siein positiver Weise erleben. Esmuss eine professionelle Fähigkeitsein, beispielsweise eine Intim-pflege so anzulegen, dass sie nichtbedrohlich oder unangenehm wirkt.Stattdessen sollte der Eindruckentstehen: Ein Mensch tut etwasmit mir, das ich selbst nicht kann –und es ist gut, dass er es zuverläs-sig und richtig tut. Wenn diese Ak-zeptanz nicht entsteht, ist etwasschiefgelaufen oder es liegt einetraumatische Erfahrung zugrunde,auf die Pflegende reagieren müssen.

Das Interview führte Bernd Hein.

Die Basale Stimulation hat die Krankenpflege innerhalb weniger Jahre völlig verändert:Christel Bienstein spricht über die Wirkung ihres Konzeptes

11 Juli 2006 GEPFLEGTDURCHATMEN

Mit Hand und Kopf und geschärften Sinnen

Foto: privat

Page 12: GEPFLEGT DURCHATMEN FACHZEITUNG

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E-Mail: [email protected]: www.doceducation.de

08.09.-09.09. KölnCologne Congress – ManagedCare "Akut stationäre Versorgung– und dann?" Veranstaltungsort:Klinikum der Universität zu Köln,Kerpener Straße 62, 50937 KölnKontakt: comed GmbH,Rolandstraße 63, 50677 Köln,Tel.: 0221/801 10 00,Fax: 0221/80 11 00 29,E-Mail:[email protected]: www.cc-mc.de

14.09-15.09. ReutlingenReutlinger Fortbildungstage"Pflegequalität ist unsereZukunft!" Veranstaltungsort:Friedrich-List-Halle, Jahnstraße 6,72764 Reutlingen Kontakt:Akademie der KreisklinikenReutlingen, www.akronline.de

22.09-23.09. Jena4. Thüringer Pflegetag22. und 23. September 2006Veranstaltungsort: HotelSteigenberger Esplanade,Carl-Zeiss-Platz 4, 07743 JenaKontakt: Conventus Congress-management & Marketing GmbH,Markt 8, 07743 Jena, FranziskaSrp, Tel.:03641/353 32 62,Fax: 03641/353 32 71,

E-Mail: [email protected]:www.conventus.de/pflegetag

26.09. München8. Süddeutscher Pflegetag"Ich habe Zeit …" Veranstaltungs-ort: Klinikum Großhadern derLudwig-Maximilians UniversitätMünchen, Marchioninistraße 15,81377 München, Hörsaal IIIKontakt: MCN MedizinischeKongressorganisation NürnbergAG, Theresa Lausenmeyer,Tel.: 0911/393 16 39,Fax: 09 11/393 16 20, E-Mail:[email protected]: www.mcn-nuernberg.de

29.09.- 30.09. Düsseldorf1. DüsseldorferAnästhesiepflegekongressVeranstaltungsort:Universitätsklinikum Düsseldorf,Moorenstraße 5,40225 Düsseldorf, Hörsaal 13a Kontakt: UniversitätsklinikumDüsseldorf, Bildungszentrum fürKompetenzentwicklung imGesundheitswesen,Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf,Telefon: 0211/811 72 92,Fax: 0211/811 68 73, E-Mail:[email protected]:www.uni-duesseldorf.de/anaesthesiepflegekongress/index.html

LeserbriefMit Interesse haben wir die ersteAusgabe Ihrer Zeitschrift "GepflegtDurchatmen" gelesen. Aus unsererSicht ist Ihnen leider in dem Artikel"Angemessen versorgen" ein Fehlerunterlaufen. Sie schreiben, dass"Verbandmaterial (z.B. Kompressenfür Trachealkanüle oder PEG, feuchteWundversorgung) [...] grundsätzlich

der Budgetierung" [unterliegen]". DieKompressen unterliegen nicht derBudgetierung und sind auch keineVerbandmittel. Als gelochte oder ge-schlitzte Kompressen für Tracheal-kanülen verfügen sie auch über gültigeHilfsmittelnummern. Leider ist dasThema Tracheokompressen = Ver-bandmittel kein kleines Problem, insbe-sondere vereinzelte medizinische Dien-

ste der Krankenkassen stellen inihren Gutachten auch häufig dieseBehauptung auf, was dazu führt,dass die Genehmigung der Kosten-voranschläge seitens der Kostenträ-ger ausbleibt und für die Kompressenein neuer Abrechnungsweg gefun-den werden muss.

Michael Schiplage,Servox AG, Troisdorf