GESCHAFFT Andreas Riedo: Der Spin-off ‹Ionight› …...nachzuvollziehen, was eine Evaluation...

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Weiterbildung www.weiterbildung.unibe.ch Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW GESCHAFFT Andreas Riedo: Der Spin-off ‹Ionight› ist gegründet 04 HAUPTSTADTREGION BERN Das Bildungszentrum für Public Management 07 UNTERWEGS Nicole Hostettler: Der bequeme Weg ist nicht ihr Ding 12 August 2014 3 Sicherer Alltag dank Evaluation

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Weiterbildung

www.weiterbi ldung.unibe.chZentrum für universitäre Weiterbildung ZUW

GESCHAFFT Andreas Riedo: Der Spin-off ‹Ionight› ist gegründet 04

HAUPTSTADTREGION BERN Das Bildungszentrum für Public Management 07

UNTERWEGS Nicole Hostettler: Der bequeme Weg ist nicht ihr Ding 12 August 2014 3

Sicherer

Alltag dank

Evaluation

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Aus der Hauptstadt für die Region

Die Weiterbildung der Universität Bern hat nationale und inter-nationale Ausstrahlung sowie einen starken regionalen Bezug. Sie nimmt den Standortvorteil der Hauptstadtregion auf und verfolgt in einer ihrer strategischen Stossrichtungen das Ziel, mit Weiterbildung rasch und flexibel auf den Qualifizierungsbedarf für den ‹Service public› sowie für die regionale Wirtschaft zu reagieren. Bereits seit längerem etabliert sind Studiengänge wie ‹Public Administration› oder ‹Archiv-, Bibliotheks- und Informa-tionswissenschaft›, die beide stark in der Region Bern verankert sind. Auf einen aktuellen und brisanten Bedarf reagiert der geplante Zertifikatskurs ‹ICT-Beschaffung›. Die Interviews und Porträts zum Schwerpunkt finden Sie ab Seite 7.

Wer einen Blick auf unser Weiterbildungsangebot auf der Rückseite dieses Magazins wirft, kann sich über die Vielfalt und Breite freuen, wird aber im Gegenzug vielleicht ein klares Profil vermissen. Der Grund dafür: Das Programm ist in den letzten 25 Jahren auf Initiative einzelner Professorinnen und Profes-soren gewachsen, von den zuständigen Stellen überwacht aber nicht gesteuert. Der Erfolg gibt dieser Programmpolitik Recht, welche ganz pragmatisch die Stärken der Wissenschaft mit dem Bedarf der Arbeitswelt verbindet. Für die Positionierung ist aber noch eine zweite Schiene wichtig. Seit kurzem wird deshalb der ‹bottom-up›-Ansatz durch eine Weiterbildungsstrategie1 ergänzt. Mit dem durch die Overheadabgabe finanzierten Weiterbildungsfonds führt die Universität zugleich ein Steue-rungsinstrument ein, das ganz ohne staatliche Mittel auskommt. Ob von unten gewachsen oder von oben gesteuert: Weiter-bildung hat dann ein wichtiges Ziel erreicht, wenn sie einen Dialog zwischen der Wissenschaft und der Gesellschaft in Gang bringt – und dazu verfügen wir in der Hauptstadtregion über ideale Voraussetzungen.

Andreas FischerDirektor Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW

«Der Erfolg gibt dieser Programmpolitik Recht, welche ganz pragmatisch die Stärken

der Wissenschaft mit dem Bedarf der Arbeitswelt verbindet.»

Aktuell EDITORIAL

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Evaluation: Aus Erfahrung lernen

Inhaltsverzeichnis

GESCHAFFT

Andreas Riedo: Vom Weltraum zur Erde dank Forschungsmanagement 04

SCHWERPUNKT

Weiterbildung für die HauptstadtregionInterview mit Adrian Ritz und Fritz Sager 07

UNTERWEGS

Nicole Hostettler: Die Lust an der Horizonterweiterung 12

PANORAMA

Kurz und bündig 14

TERMINE 16

PUBLIKATIONEN 17

CARTE BLANCHE

Von Emanuel Bundi 18

ZUW

Hier schlägt das Herz der Weiterbildung 19

1 ‹Die Positionierung der Weiterbildung›, Universität Bern 2013

«Evaluation ist nicht nur ein strapa-zierter Begriff, der für alles Mögliche herhalten muss; Evaluation ist für viele auch zu einem Unwort geworden, das für bürokratische Übungen steht, die letztlich nichts bringen.» Dieses Zitat aus dem Flyer der ZUW-Herbsttagung 2014 – sie widmet sich dem Nutzen von Evaluationen in der wissenschaft-lichen Weiterbildung – bringt das weit verbreitete Malaise rund um das Thema auf den Punkt.

Für die 35-jährige Sozialpsychologin Annette Jenny, die seit sechs Jahren bei der Zürcher Firma econcept forscht und Evaluationen an der Schnittstelle zwischen Sozial- und Naturwissen-schaften macht, zeigen diese Aussagen jedoch nur die eine Seite der Medaille: «Von Seiten der Auftraggeber – das ist bei uns zum überwiegenden Teil die öffentliche Hand – gibt es eigentlich immer ein Interesse an den Ergebnissen unserer Studien, dort hat die Evaluation einen guten Ruf.»

Die Optik von Puzzleteilchen

Anders sieht es bei den Evaluierten aus. «Hier kommt eher die Rückmeldung» so Jenny, «dass man das Geld gescheiter einsetzen könnte als für eine Befragung. Ich kann das verstehen. Die Befragten sind ja nur ein Puzzleteilchen des gros-sen Bildes. Für sie ist es oft schwierig, nachzuvollziehen, was eine Evaluation wirklich bringt.»

Wenn Praktikant Uwe mit seinem Evaluationsbogen durch die Schoggifabrik hetzt und den Arbeiterinnen mit seinen Fragen auf die Pelle rückt, krümmt sich das Publikum vor Lachen. Die Slap-stick-Einlage im aktuellen Stück von ‹Karls Kühne Gassenschau› und die Reaktion des Publikums zeigen deutlich, wie es in breiten Kreisen um das Image der Evaluation steht. Dabei bringt die erprobte Methode der Gesellschaft oft grossen Nutzen, wie Sozialwissenschaftlerin Annette Jenny weiss.

VON CHRISTINE VALENTIN

Für Jenny, die an der Universität Bern den Weiterbildungsstudiengang Evaluati-on absolviert hat (siehe Link), ist der Nut-zen jedoch unbestritten: «Verbesserung, Entscheidungsfindung, Rechenschaftsle-gung und Erkenntnisgewinn – das sind die vier wichtigsten Evaluationszwecke, die in einer Untersuchung oft kombiniert eingesetzt werden. Gerade die öffent-liche Hand hat ein grosses Interesse daran, aus Erfahrungen zu lernen und ihr Handeln aufgrund von Daten und Er-kenntnissen zu steuern», ergänzt Jenny. Denn Bund, Kantone und Gemeinden haben den klaren Auftrag, bedarfsge-recht und wirtschaftlich zu handeln – das steht sogar so in der Verfassung1.

Wenn schon Geld für eine Informati-onskampagne ausgegeben wird, sei es sicher sinnvoll, im Budget auch Geld für eine Evaluation einzuplanen. «Ich frage mich manchmal, auf welcher Grundlage die Verwaltungen sonst entscheiden und handeln sollen», so Jenny, «im Kaffeesatz zu lesen ist ja sicher keine Alternative.»

Wichtig sei, unabhängig zu bleiben und die Untersuchung nach anerkannten Standards und Kriterien durchzuführen. Der Grund dafür liegt laut der Evaluato-rin in der Natur der Sache: «Eine Evaluation ist immer eine Bewertung, das kann heikel sein. Denn dabei erge-

ben sich manchmal auch Resultate, die sich die Auftraggeber oder die Evaluier-ten so nicht erhofft haben.»

Die neuen Gefahrensymbole

Als Beispiel für eine nützliche Evalua-tion nennt Jenny die Kampagne des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), die aktuell im Zusammenhang mit der Kennzeichnung von Chemikalien läuft. Die Symbole – wie etwa der Toten-kopf für hochgiftige Stoffe – werden international harmonisiert. Für die Schweiz wird es neue Gefahrensym-bole geben. Deshalb hat das BAG eine Kommunikations-Kampagne gestartet, um die Bevölkerung auf die Einführung der Symbole vorzubereiten und sie gleichzeitig im Umgang mit chemischen Produkten zu sensibilisieren.

econcept evaluiert die Kampagne in mehreren Wellen. «Wir machen regelmässig Befragungen und unter-suchen, wie weit die Inhalte der Kampagne bei der Bevölkerung schon angekommen sind», erklärt Jenny. «Diese Erkenntnisse werden vom BAG benutzt, um an der Kampagne Anpassungen zu machen. Zudem bilden die Ergebnisse der Evaluation die Basis für weitere Kampagnen, da das BAG die Resultate laufend in seine weiteren Projekte einbaut.»

www.evalutionsstudium.ch www.econcept.ch

1 Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, Art. 43a5

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Vom Weltraum zur Erde dank Forschungsmanagement

Mit dem Flug der Atlantis vor etwas mehr als zwei Jahren ist das Space-Shuttle-Programm definitiv beendet worden. Es war dieses Weltraum-Programm, das den Deutschfreiburger Andreas Riedo schon als Bub fasziniert und ihn später an die Universität Bern gebracht hat. «Die Weltraum-Missionen mit den Raumschiffen sind ein span-nendes Pionierfeld, so wie die Schiff-fahrt in den Zeiten der Entdeckungen. Das Interesse für die Raumfahrt hat während meiner Jugendzeit in Bösingen

die Öffentlichkeit geprägt. Schon da-mals habe ich die Starts dieser Space-shuttles immer mit grossem Interesse verfolgt. Das war auch der Grund, dass ich nach dem Gymnasium Sainte Croix in Freiburg zuerst ein Jahr an der ETH Zürich studiert habe.»

Den Weltraum findet der Physikstudent in Zürich aber nicht, dazu braucht es den Umzug von der Limmat an die Aare. «Die Universität Bern ist in der Schweiz hinsichtlich Weltraumforschung

‹Shooting Star›: Das Wort ist im Show-Business längst abgegriffen, aber auf den jungen Astrophysiker Andreas Riedo passt das Bild perfekt. Anfang Jahr hat er mit seinem Team den Spin-off ‹Ionight› der Abteilung Weltraumforschung und Planetologie der Univer-sität Bern gegründet. Die Firma wird auf der Erde ein handliches, tragbares Massenspektrometer vermarkten, das ursprünglich für Weltraum-Missionen konzipiert wurde. Das Know-how, um seinem Start-up zum Erfolg zu verhelfen, hat Riedo sich im Studiengang CAS Forschungsmanagement geholt.

VON CHRISTINE VALENTIN

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GESCHAFFT GESCHAFFT

führend und weltbekannt als eines der wichtigsten Kompetenzzentren für die Entwicklung von Instrumenten für die Weltraumforschung. Doch das war mir als Gymnasiast nicht klar» resümiert der 30-jährige Astrophysiker, der im Juni seinen Doktortitel gemacht hat, den Umweg über die ETH. Nach diesem Abstecher hat er aber den richtigen Ort für seine wissenschaftliche Laufbahn und seine Interessen gefunden und macht seine Bachelorarbeit am Astro-nomischen Institut.

Der erste Erfolg kommt mit BepiColombo

Im Masterstudium nutzt der sympa-thische Freiburger, der sich über seine Ziele nicht nur beim Badmington-Spiel schnell klar wird, sein Selbstbewusstsein für den entscheidenden Kontakt. «Ich hatte damals eine Vorlesung bei Profes-sor Peter Wurz, einem ‹coolen Typen›, wie ich fand», so Riedo. «Nach der Vorlesung habe ich ihn angesprochen, ob er nicht ein Masterthema für mich habe. Und siehe da: Richtiger Zeitpunkt, richtiger Ort.» Der Gruppenleiter für Massenspektrometrie in der Abteilung Weltraumforschung und Planetologie nimmt seinen späteren Doktoranden mit ins Labor und stellt ihm das Masterthema vor, mit dem er den ersten grossen Erfolg in seiner wissen-schaftlichen Karriere einheimst.

Masterarbeit: Gratulation von der ESA

Für die europäisch-japanische Welt-raummission BepiColombo (siehe Kasten) befasst sich Riedo mit der Kalibrierung der Oberflächen des ENA-Instrumentes, das mit dem Satelliten zum sonnennächsten Planeten Merkur fliegen wird. Riedo kommt in seinen Messungen und in seiner Masterarbeit zu einem erstaunlichen Schluss: Er stellt fest, dass die ursprünglich geplante Position des Instrumentes auf dem Sa-telliten ungeeignet ist. Denn der Sensor

würde, aufgrund der starken UV-Strahlung der Sonne, mit der Zeit falsch messen. Aufgrund seiner Forschung hat sich die Europäische Weltraumagentur ESA entschieden, die Anordnung der anderen wissenschaftlichen Instru-mente auf dem Satelliten zu ändern, ein sehr aufwändiges Unterfangen. Riedos Masterarbeit fand nicht nur den Weg in die oberen Etagen der ESA, sie wurde 2010 auch mit dem Heinrich-Greinacher-Förderpreis für Jungforscher ausgezeichnet.

Vom Jungforscher zum Unternehmer

Vier Jahre, einige Preise und Journal-Covers später steht Andreas Riedo nun vor dem nächsten Erfolg seiner Karrie-re. Im Februar 2014 hat er mit fünf Partnerinnen und Partnern1 die Firma ‹Ionight AG› gegründet, ein Spin-off der Abteilung Weltraumforschung und Planetologie der Universität Bern. Das Unternehmen wird das leichte und kleine Laser-Massen-Spektrometer vermarkten, das Riedo im Rahmen seines Doktorates weiterentwickelt und optimiert hat. Das Instrument wurde ursprünglich für Vor-Ort-Messungen auf Monden, Planeten und Asteroiden konzipiert, wird nun aber auch auf der Erde gute Dienste leisten. Im Oktober 2013 hat Andreas Riedo mit seinem Team dafür den ‹AXA Innovation Award 2013› erhalten. Mit ihrem Projekt haben sich die jungen Unternehmer gegen

mehr als hundert andere hochqualifi-zierte Mitstreiter im nationalen Start-Up-Wettbewerb durchgesetzt.

Das Gerät wirkt auf den ersten Blick un-scheinbar. Trotzdem ist es im Reinraum-Labor der Universität Bern, das nur mit hellblauen Schutzanzügen betreten werden darf, nicht gestattet, ein Foto des Spektrometers zu machen. Denn die Konkurrenz schläft nicht und das Ionight-Team möchte die Früchte seiner Arbeit – gemeinsam mit der Universität Bern – selber ernten. Aktuell steckt die junge Firma gerade im Patentierungs-prozess. Auf was es dabei ankommt und auf welche Stolpersteine man dabei achten muss, hat Andreas Riedo im Weiterbildungsstudiengang CAS Forschungsmanagement erfahren.

Vermarktung – Neuland für den Wissenschaftler

Denn während seiner Doktorarbeit meh-ren sich die Hinweise, dass der junge Forscher einen Weg einschlägt, bei dem das Wissen aus den Naturwissen-schaften nicht mehr ausreicht. «Zuerst habe ich mich auf meine wissenschaft-liche Arbeit konzentriert», erinnert sich Riedo, «doch dann hielt ich am HEMS-Workshop 2 2011 in Florida einen Vortrag über meine Arbeit und die erste

QUALITäTSANALySEN ‹ON THE ROAD›

Heute braucht es grosse Laborap-parate, um qualitativ hochstehende Analysen, etwa von Gesteins- und Bodenproben machen zu können. Die Proben müssen zudem gesammelt und an Analysezentren eingeschickt wer-den. Demnächst wird jedoch die Firma ‹Ionight› das optimierte, portable Laser-Ablations / Ionisations-Massen-spektrometer auf den Markt bringen, das mit den grossen Laborgeräten mithalten kann und heutige portable Instrumente in den Schatten stellen wird. Das Gerät wurde ursprünglich

für die BepiColombo-Mission der Europäischen Weltraumagentur ESA entwickelt, die im Juli 2016 zum Planeten Merkur starten wird.

Die Vorteile des High-Tech-Instrumentes aus dem Cleanroom-Forschungs-labor der Universität Bern: Es ist leicht und energieeffizient, wird die Grösse eines kleinen Aktenkoffers haben und kann vor Ort hochpräzise Messungen der chemischen Zusammensetzung (Elemente und Isotope) von festen Materialien durchführen. Laut Riedo kann das Gerät etwa zur Identifikation des Ursprungs von Diamanten verwen-det werden oder feststellen, ob es sich

um einen echten Diamanten handelt. Auch in früheren Kriegsgebieten sind die Einsatzmöglichkeiten vielfältig. «Der Boden ist dort oft durch Schwer-metalle von Munitionen verseucht», so Riedo «und somit ungeeignet für die Landwirtschaft oder eine Gefahr für spielende Kinder, die sich ja gerne Erde in den Mund stecken. Mit unserem sensitiven und tragbaren Massenspektrometer könnten diese Gegenden vor Ort mit einem vertret-baren Aufwand analysiert und je nach Befund abgesichert und nach-träglich entkontaminiert werden.»

1 Davide Lasi, Jürg Jost, Mario Gruber, Manuel Ryser und Géraldine Brügger2 Harsh-Environment Mass Spectrometry

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SCHWERPUNKTGESCHAFFT

Weiterbildung für die Hauptstadtregion

Bern ist das Politik- und Verwaltungszentrum der Schweiz. Seit über zwanzig Jahren bietet die Universität Bern in diesem Bereich Aus- und Weiterbildungen an. Die Nachfrage nach den renommierten und hochkarätigen Studiengängen des Kompetenzzentrums für Public Management KPM ist gross.

Mit der Strategie 2021 profiliert sich die Alma Mater Bernensis seit 2013 nun neu auch als ‹Universität für die Hauptstadtregion›, ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Thema ‹Politik und Verwaltung›. In diesem Bereich wird die Universität ihr Angebot an Weiterbildungen in den nächsten Jahren ausbauen, der Bedarf existiert. Das zeigt etwa der neue CAS ‹ICT-Beschaffun-gen›, mit dem die Universität auf das erkannte Manko bei den öffentlichen Beschaffungen von Computerinfrastruktur reagiert. Der Studiengang startet im Frühjahr 2015.

VON DER GUTEN IDEE ZUR INNOVATION

Als erste Schweizer Hochschule bietet die Universität Bern seit 2011 die Weiterbildung ‹CAS Forschungsma-nagement› an. Und das Angebot des Zentrums für universitäre Weiterbil-dung ZUW stösst seither auf reges Interesse. Inzwischen läuft schon der vierte Zertifikats-Studiengang, der ein Jahr dauert und berufsbegleitend ist. Denn die (jungen) Forscherinnen und Forscher von heute wissen: Für

Innovation braucht es mehr als eine gute Idee, ein spannendes Thema oder Exzellenz in der Forschung – dazu gehört auch ein profundes Wissen der Rahmenbedingungen.

PROFESSIONELLES MANAGEMENT FÜR DIE FORSCHUNG

Dieses Management-Know-how für den Forschungskontext holen sie sich im ‹CAS Forschungsmanagement›. In sechs Modulen lernen die Teilnehmerin-nen und Teilnehmer des Studiengangs

das Wissen und das ‹Handwerkszeug› kennen, das es für den Aufbau optima-ler Voraussetzungen von Forschungs-projekten braucht. Dazu gehören etwa fundierte Kenntnisse über die Akquise von Forschungsprojekten und finanziellen Beiträgen, die Leitung von Forschungsteams sowie die Kommuni-kation, den Transfer und das Marketing von Forschungsergebnissen.

www.forschungsmanagement.ch

Frage aus dem Publikum war: Ist das Instrument kommerziell erhältlich, ver-treibt ihr das?» Der Doktorand nimmt die Frage damals nicht so ernst. «Als Jungforscher war das für mich ein ‹Com-munity-Joke›. Denn eigentlich bin ich ja Wissenschaftler und kein Businessman. Doch die Indikatoren mehrten sich, dass an der Sache etwas dran war.»

Deshalb entscheidet sich Riedo im 2012, den zweiten Studiengang des CAS Forschungsmanagements zu besuchen. «Der Zertifikatskurs hat ein breites Spektrum an Themen abgedeckt, die ich noch brauchen werde – über die Marktanalyse und die Patentierung von Instrumenten bis hin zum Knowledge Transfer von Entwicklungen der Uni-versität in die industrielle Produktion.

Das hat mir extrem viel gebracht, weil ich das Wissen aus jedem Modul bei der Gründung unseres Unternehmens sofort anwenden konnte.» Wie ein Schwamm saugt der Astrophysiker die für ihn neuen Informationen auf – und nutzt die Zertifikatsarbeit u.a. für die Unternehmens- und Marktanalyse der neuen Firma ‹Ionight›.

Dank Weltraumforschung: Fernsehen & Co

Professor Peter Wurz, der als Super-visor die Doktorarbeit von Riedo begleitet hat, freut sich über den Unternehmergeist in seiner Abteilung. «Er unterstützt uns, wo er kann und ist stolz, dass youngster aus seinem Team sich wagen, Schritte in Richtung

Spin-offs zu unternehmen – und damit auch Entwicklungen aus der Weltraum-forschung für uns hier auf der Erde nutzbar zu machen» so Riedo. Diesen Transfer von Erkenntnissen der Weltraumforschung in den Alltag illustriert der Wissenschaftler übrigens jeweils am Beispiel der Telekommu-nikation: «Ich werde oft gefragt, für was es die teure Weltraumforschung überhaupt braucht. Dann verweise ich einfach auf die heutige moderne Tele-kommunikation, wie etwa das ‹simple› Fernsehen, das nur dank den Satelliten über unseren Köpfen funktioniert.»

www.forschungsmanagement.ch www.ionight.com

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Ursina Pally Hofmann

[email protected]

SCHWERPUNKTSCHWERPUNKT

Zentrum richten. Der im Dezember 2010 gegründete Verein legt ein stärkeres Gewicht auf die politische Bedeutung der Hauptstadtfunktion. In der Vision heisst es unter anderem: «Die Nähe zur nationalen Politik und zum öffentlichen Sektor nutzt die Hauptstadtregion Schweiz als Stand-ortvorteil für ihre wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung. Die Hauptstadtregion Schweiz hat ihre Stellung als politisches Entscheid-zentrum ausgebaut. Sie hat sich eine starke Identität erarbeitet (...) mit dem gemeinsamen Bewusstsein, dass von

diesem Raum aus die Schweiz politisch gestaltet, weiterentwickelt und interna-tional vernetzt wird. Die Hauptstadtre-gion trägt wesentlich dazu bei, dass die Schweiz international konkurrenzfähig und erfolgreich bleibt.»

Die Nähe zu den Akteuren nutzen

Eine wichtige Ressource zur Erreichung dieses Ziels liegt im Bildungsbereich. Und da hat Bern tatsächlich die Nase vorn: «70 Prozent aller Lehrgänge im Bereich Politik, Verwaltung und Public Management sind im Perimeter der

Hauptstadtregion angesiedelt», sagt KPM-Geschäftsleitungsmitglied Fritz Sager. Der Professor hat im Auftrag des Vereins eine Untersuchung im Rahmen des Projekts ‹Aus- und Weiterbildung im Public Management optimieren› geleitet und kommt zum Schluss: «Die Hauptstadtregion spielt ihre Vorteile noch zu wenig aus.» Gerade die Nähe zu den Akteuren in Verwaltung und Politik gelte es zu nutzen, insbesondere wenn es darum geht, die Hauptstadt-region als Bildungszentrum für ‹Public Management› zu profilieren, und zwar sowohl in der grundständigen Bildung

Adrian Ritz Fritz Sager

Die Hauptstadt-Universität

In Zürich wird Geld verdient, in Genf internationale Politik verhan-delt – und in Bern? Die ‹Hauptstadtregion Schweiz› setzt auf die politische Bedeutung der Hauptstadtfunktion. Die Universität spielt in der politischen (Weiter-)Bildung eine wichtige Rolle.

VON ASTRID TOMCZAK-PLEWKA

Bern hat ein Imageproblem: Die Haupt-stadt gilt als hübsches Fleckchen, um Kinder grosszuziehen und sich gemüt-lich einzurichten. Eine Beamtenstadt, in der man getrost alt werden kann. Aber Dynamik? Grosse Würfe? Eher nicht. Symptomatisch für die Berner Befindlichkeit ist das kleinere Erdbeben, das jüngst der Münchner Kunstsamm-ler Cornelius Gurlitt auslöste, als er sein Erbe dem Berner Kunstmuseum vermachte. «Wie ein Blitz aus heiterem Himmel» hat dieses – zugegeben umstrittene – Vermächtnis nicht nur die Museumsleitung getroffen. So viel

internationale mediale Aufmerksam- keit ist man sich in Bern nicht ge-wohnt, Hauptstadt hin oder her. Dabei hat die Stadt nebst der mittelalterlichen Kulisse durchaus etwas zu bieten. «Bern ist ein starkes Politzentrum, das wichtige Machtpromotoren versammelt und durch den Austausch dieser Akteure für Stabilität sorgt», sagt Adrian Ritz. Der Wirtschaftsprofessor ist in der Geschäftsleitung des ‹Kom-petenzzentrums für Public Manage-ment› (KPM) der Universität Bern und war massgeblich an dessen Aufbau beteiligt.

Politik im Fokus

Die Gründung des fakultätsübergrei-fenden KPM im September 2002 fiel in eine Zeit, als sich die Region Bern im ‹Espace Mittelland› zu einem – vor allem ökonomischen – Gegengewicht zu den Ballungszentren Zürich und Genfersee zu etablieren suchte. Der ‹Espace Mittelland› konnte aller-dings nicht die gewünschte Dynamik entwickeln. Stattdessen soll es nun der Verein ‹Hauptstadtregion Schweiz› mit den Kantonen Freiburg, Neuen-burg, Solothurn, Wallis und Bern als

WEITERBILDUNGEN IN PUBLIC ADMINISTRATION

Das Kompetenzzentrum für Public Management (KPM) der Universität Bern bietet zwei Weiterbildungs-Studiengänge im Bereich der öffent-lichen Verwaltung an. Der Executive Master of Public Administration MPA ist ein zweijähriger, berufsbegleitender

Weiterbildungsmaster auf dem Gebiet des Verwaltungsmanagements und der Führung öffentlicher Organisationen sowie Non-Profit-Organisationen. Er ist mit einem Master of Business Admini-stration MBA vergleichbar.

Der Zertifikatskurs ‹Management und Politik öffentlicher Institutionen (CeMaP)› ist ein gemeinsames Angebot

der Universitäten Bern, St. Gallen und Lausanne. Der einjährige Kaderlehr-gang befähigt die Teilnehmenden, anspruchsvolle Führungsaufgaben im öffentlichen Sektor zu erfüllen.

www.mpa.unibe.ch www.kpm.unibe.ch

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SCHWERPUNKTSCHWERPUNKT

Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW Schanzeneckstrasse 13001 BernTelefon 031 631 39 [email protected]

5. HERBSTTAGUNG DES ZUW

Wie nützt Evaluation (nicht)? Reflexionen und Fallgeschichten aus der HochschulweiterbildungFreitag, 7. November 2014, 13.30 – 17.45 Uhr Hörsaal A 003, Uni S, Bern

Weitere Information und Anmeldung: http://tinyurl.com/ZUW2014

In dieses aktuelle Umfeld stösst ein neues Weiterbildungsangebot der Universität Bern, das im Frühjahr 2015 startet – der Zertifikatskurs ‹ICT-Beschaffungen›. Laut Projektlei-ter Matthias Stürmer von der For-schungsstelle Digitale Nachhaltigkeit richtet sich das neue Programm, das in Zusammenarbeit mit dem Bun-desamt für Bauten und Logistik BBL entstand, an folgende Zielgruppen: Kadermitglieder der Verwaltung und von öffentlich-rechtlichen Unterneh-men; Einkäufern von Informatik-Leistungen für öffentliche Instituti-onen; IT-Projektleitende und weitere IT-Fachleute sowie Berater, die öffentliche Beschaffungen begleiten.

«Das öffentliche Beschaffungswesen ist anspruchsvoll und IT-Beschaffungen

sind per se meist sehr komplex. Deshalb ist eine fundierte, interdiszi-plinäre Weiterbildung in juristischen, organisatorischen und technischen Bereichen gefragt auf dem Markt», sagt Stürmer. Der Lehrgang wird drei Module von insgesamt 14 Tagen umfassen (Rahmenbedingungen und Umsetzung von öffentlichen Beschaf-fungen; Planung und Aufbau von Informatiksystemen; Anforderungsana-lyse und Informatik-Ausschreibungen). Es sind wissenschaftliche und praxisbezogene Fachreferate sowie interaktive Blöcke zum Erfahrungs-austausch und zur Reflexion der Lerninhalte vorgesehen. Die Pro-grammleitung wird mehrheitlich aus Vertreterinnen und Vertretern der Uni-versität Bern (Institut für Wirtschafts-informatik) sowie aus Mitgliedern von Behörden bestehen. Der neue

IT-Beschaffung: Neuer CAS

VON ASTRID TOMCZAK-PLEWKA

CAS ‹ICT-Beschaffungen› wird erst-mals an der IT-Beschaffungskonferenz von Ende August an der Universität Bern vorgestellt.

Die Konferenz mit jeweils rund 250 Teilnehmenden ist übrigens der grösste und einzige Schweizer Anlass zur öffentlichen Beschaffung von Informatikleistungen und findet bereits zum dritten Mal statt.

[email protected]

www.ch-open.ch/it-beschaffungskonferenz

Die Skandale bei der Steuerverwaltung (Informatikprojekt Insieme) und kürzlich beim Staatssekretariat für Wirtschaft SECO haben es gezeigt: IT-Projekte der Verwaltung sind oft so komplex, dass die Gefahr von Millionenverlusten besteht und auch Korruption nicht ausgeschlossen werden kann.

wie in der Weiterbildung. «Studierende können Kontakte in die Verwaltung knüpfen und damit ihre Chancen für den Berufseinstieg erhöhen», so Sager. Und in der Weiterbildung – wie im Executive MPA (siehe Seite 12) – las-sen sich neue Netzwerke knüpfen und bestehende verstärken. Für Sagers Kollegen Ritz ist deshalb klar: «Als Uni-versität der Hauptstadt fühlen wir eine Verpflichtung – und erfüllen sie auch.» Er hat noch einige Ideen im Kopf, die

dem Gedanken der ‹Hauptstadtuni-versität› Rechnung tragen würden. Zum Beispiel steht die Schweiz in der Forschung international auf schwachen Füssen, wenn es darum geht, die Hin-tergründe von Politikern und Verwal-tungskadern aufzuzeigen. Man weiss kaum etwas über deren Bildung, Lauf-bahnen oder Interessensbindungen. Und im Bereich Weiterbildung? «Eigentlich wäre doch an der Universi-tät Bern der Platz, um Parlamentarier

auszubilden», sinniert Ritz. Auch wenn dies (noch) nicht auf der Agenda steht: Hier finden Parlamentarierinnen und Parlamentarier bereits heute einen Ort, wo sie sich gemeinsam mit Kader-leuten aus Wirtschaft und Verwaltung individuell weiterbilden, vernetzen, austauschen können. Damit hat die Universität eine wichtige Funktion be-reits erfüllt: Eine Plattform zu schaffen, in der Menschen lernen: Voneinander und miteinander.

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Die Lust an der Horizonterweiterung

Sie liebt Herausforderungen, komplexe Aufgaben. Der bequeme Weg ist nicht ihr Ding, der wird ihr rasch zu langweilig. Deshalb ist Nicole Hostettler im Auftrag des EDA überall auf der Welt unterwegs und prüft die Arbeit der Schweizer Botschaften. Und deshalb hat sich die Mutter eines kleinen Kindes auch für die Weiterbildung in ‹Public Administration› entschieden.

VON CHRISTINE VALENTIN

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UNTERWEGS UNTERWEGS

«Man muss sich organisieren» meint Nicole Hostettler auf die Frage, wie sie ihre Aufgaben im Beruf, als Teilneh-merin eines anspruchsvollen Weiterbil-dungs-Studiengangs – dem Executive MPA – und als Mutter unter einen Hut bringt. Dass sie ein Organisationstalent ist, glaubt man der 38-jährigen Sozio-login sofort, die mit einem 80-Prozent-Pensum beim EDA1 arbeitet.

Am Tag vor dem Interview ist sie aus Angola zurückgekehrt wo die Chefin der Revisionsgruppe Vertretungen während einer Woche die Arbeit der Schweizer Botschaft unter die Lupe genommen hat. An diesem Mittwoch sitzt sie schon wieder völlig entspannt in ihrem Home Office in der Basler Altstadt, das schlicht, einfach mit dem Nötigsten, eingerichtet ist. «Wir haben eine gute Situation mit den Grosseltern, sie sind sehr flexibel und unterstützen meinen Mann und mich bei der Betreuung unserer Tochter. Valérie ist jetzt eineinhalb Jahre alt, sie geht ins ‹Tagi› und ist es zudem gewohnt, eine Nacht pro Woche bei meinen Eltern in Zofingen zu übernachten.»

Basel: Universität, Bässlergut, Fasnacht

Nicole Hostettler selbst ist 1996 von Zofingen nach Basel umgezogen und hat dort Soziologie, Spanisch und Volkswirtschaft studiert. «Es gibt im-

mer wieder Leute, welche diese Fächerkombination merkwürdig finden», erläutert sie, «aber für mich war es die richtige Wahl. Im Prinzip habe ich drei Methoden kennen-gelernt, um an ein Thema heranzuge-hen. Dieses Wissen konnte ich bisher in meiner Laufbahn gut brauchen.» Schon die erste Stelle nach dem Studium konfrontiert die Soziologin mit den Problemen der Welt. Während vier Jahren interviewt sie als Mitarbei-terin des Bundesamtes für Migration im Basler Empfangszentrum Bässlergut Asylsuchende zu ihren Fluchtgründen. «Ein Interview dauerte zwischen zwei bis sechs Stunden. Das war eine wertvolle Erfahrung. Von den Kontak-ten mit den Asylsuchenden habe ich enorm viel über die Menschen und ihre Beweggründe gelernt – gleich-zeitig konnte ich mir juristisches Fachwissen aneignen.»

Als Ausgleich zur weiten Welt entscheidet sich die Aargauerin, in den lokalen Kosmos der Basler Fasnacht einzutauchen. Sie lernt Piccolo pfeifen und macht zuerst bei einem ‹Schyss-dräggzyygli› mit. Doch bald ist es Zeit, das Repertoire zu erweitern. Inzwischen pfeift Nicole Hostettler in ihrer Freizeit bei der renommierten Bajass-Clique, die bei Auftritten oder Vorfasnachtsveranstaltungen mit ihrem Spiel die Grenzen des Piccolos erkun-den und auch Jazz- oder Popstücke intonieren.

Von Bern aus rund um den Globus

Ein Einsatz in der Zentrale des Bundes-amtes für Migration, in der Vorberei-tungphase zu ‹Schengen›, führt Nicole Hostettler nach Bern und bald darauf folgt die nächste berufliche Heraus-forderung: «2005 und 2006 wurden gegen mehrere Schweizer Botschaften Vorwürfe wegen Unregelmässigkeiten und Bestechungen bei der Visa-Vergabe erhoben», so Hostettler. «Deshalb for-derte die damals zuständige Bundesrätin Micheline Calmy-Rey ein spezialisiertes Visa-Inspektorat, das den Vorwürfen nachgehen sollte.» Mit zwei welschen Mitarbeitern übernimmt die damals 30-jährige Hostettler den Auftrag und baut die Abteilung sozusagen aus dem Nichts auf. Bereits der erste Einsatz hat es in sich. Anstatt wie einige Wochen im Voraus geplant nach Nordafrika wird zwei Tage vor der Abreise umentschie-den: die Reise geht nach Asien. Flexibili-tät, Fingerspitzengefühl und Durchhalte-vermögen sind gefragt. Inzwischen hat sie in den acht Jahren seit dem Start ih-rer Tätigkeit von den rund 150 Botschaf-ten und Konsulaten schon 70 Schweizer Vertretungen persönlich besucht.

«Ein Einsatz dauert zwischen eineinhalb bis drei Wochen, in dieser Zeit machen wir uns ein Bild über die Arbeit der Botschaft oder des Konsulats, dies mit einem Team von normalerweise zwei Personen. Wir führen viele Gespräche, beobachten, fragen nach, studieren

Akten und kontrollieren etwa», so Hostettler, «ob die Qualität der diplo-matischen und konsularischen Aufgaben den Anforderungen entspricht. Wird der Betrieb – also das Personalmanagement, die Buchhaltung sowie Immobilien- und Sicherheitsaspekte – vorschriftsgemäss geführt und wird allgemein mit den Steuergeldern wirtschaftlich und sinnvoll umgegangen? Nicht selten sind wir aber auch eine Verbindung zu Bern, das im Alltag oft weit weg ist. Regelmässig wechseln wir die Rolle von der Auditorin zur Zuhörerin in persönlichen Angele-genheiten – da hilft mir die Ausbildung und Erfahrung aus den zahlreichen Ge-sprächen aus der Zeit beim Bundesamt für Migration.»

Erstklassige Dozenten

Nach zwölf Jahren Berufserfahrung, verschiedenen Weiterbildungen in der Personalführung, Projekmanage-

ment und einer Zertifizierung zum CGAP (Certified Government Auditing Professional) hat sich Nicole Hostettler entschieden, ihren Horizont mit einer anerkannten universitären und inter-disziplinären Weiterbildung zu erwei-tern: Dem Executive Master of Public Administration MPA der Universität Bern. «Ich habe mir lange Gedan-ken darüber gemacht, wie ich mich beruflich weiterentwickeln soll. Aber noch fast wichtiger war es mir, eine Ausbildung zu finden, in der ich mich und meine bisherigen Erfahrungen persönlich und auf einer wissenschaft-lichen Basis reflektieren kann. Deshalb habe ich mich für diesen Studiengang entschieden. Und er bringt genau das, was ich erwartet habe.» Für Hostettler ist es wichtig «wieder einen Fuss im universitären Betrieb zu haben und gleichzeitig die theoretischen und praktischen Elemente von erst-klassigen Dozenten und Dozentinnen

vermittelt zu bekommen, die alle mit Herzblut dabei sind, das ist sehr befriedigend. Wenn sich dann noch meine Mitstudentinnen und Mitstu-denten mit ihren Erfahrungen aus Bund, Kanton und Gemeinden ins Zeug legen, gibt es manchmal kein Halten mehr – gar nicht so, wie man sich ‹Un-terricht› gemeinhin vorstellt.» Ein wei-terer Pluspunkt ist für Nicole Hostettler, dass die Anforderungen der Prüfungen der diversen Module dem Renommée der Ausbildung entsprechend hoch sind: «Ich habe den Eindruck, dass streng bewertet wird, da gibt es keine Pro-Forma-Noten. Genau das wollte ich: Eine Ausbildung, die mir etwas abverlangt, bei der ich mich engagieren muss, weil ich mich gerade dadurch weiterentwickeln kann.»

www.mpa.unibe.ch

1 Eidgenössisches Departement für Auswärtige Angelegenheiten

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PANORAMAPANORAMA

Kurz und bündig

Zahlen und Fakten

Die Universität Bern bietet gegenwär-tig 67 Master-, Diplom- und Zertifikats-Studiengänge (MAS, DAS, CAS) in der Weiterbildung an. Bei den Studien-gängen, die mit einem Master of Advanced Studies (MAS) abschliessen,

Die Statistik der Weiterbildung

7000

6000

5000

4000

3000

2000

1000

0

12000

10000

8000

6000

4000

2000

0

Abschlüsse Kursstunden und Teilnehmende

Teilnehmende 2013

Frauen 59 %

Männer 41 %

CAS Stunden

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

TeilnehmendeDAS MAS

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Kurse 128 174 191 216 383 448 255 325 262 259

Teilnehmende 3 590 3 507 3 946 4 789 6 056 6 299 4 263 5 578 5 005 4 469

Kursstunden 6 052 7 487 7 750 8 553 9 968 10 337 10 227 10 724 10 946 10 929

Personenstunden 193 696 179 430 214 826 203 943 224 049 240 601 211 756 233 660 221 419 213 615

Abschlüsse 270 262 318 240 298 205 377 268 426 474

hat die Universität Bern schweizweit das grösste universitäre Angebot.Im Jahr 2013 waren über 2000 Studie-rende in einem CAS-, DAS- oder MAS-Studiengang eingeschrieben und 474 Personen machten ihren Abschluss. Die Schwankungen bei den Abschlusszahlen sind eine

Folge davon, dass die DAS- und MAS-Angebote oft zwei oder drei Jahre dauern.

Mit allen Einzelveranstaltungen und Kursen zählte die Weiterbildung im letzten Jahr rund 4500 Teilnehmerin-nen und Teilnehmer.

2012

500

450

400

350

300

250

200

150

100

50

0

2013

StundenTeilnehmende

Toolbox Assessment

Die Hochschuldidaktik der Universität Bern ist für ihre Innovationen bekannt. Neu hat sie mit der Unterstützung des Vizerektorates Lehre die ‹Toolbox Assessment› entwickelt. Die Daten-bank schlägt Professorinnen, Dozenten und Lehrbeauftragten anhand von frei wählbaren Kriterien zeitgemässe Prüfungen vor. So finden die Leh-renden mit zwei, drei Klicks eine reiche Auswahl von Prüfungsformen wie etwa den ‹Wissens-Fussball› oder die ‹Kognitive Landkarte›. Die Prüfungen und Tests können sie gemäss ihrer Lehrsituation auswählen. Die Aufga-bentypen sind eine Weiterentwicklung der Lernzieltaxonomie von Anderson und Krathwohl.

https://assessment.unibe.ch/

Weiterbildungsgesetz und Steuerabzug

Mitte Juni 2014 hat das Parlament das erste Weiterbildungsgesetz (WeBiG) der Schweiz definitiv verabschiedet. Das neue Rahmengesetz enthält eine bis zuletzt umstrittene Bestimmung, dass Arbeitgeber die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden begünstigen sollen. Laut der ‹Statistik der beruf-lichen Weiterbildung›, die kürzlich vom Bundesamt für Statistik publiziert wur-de, unterstützen die Arbeitgeber die Weiterbildung ihres Personals heute mit durchschnittlich 1376 Franken pro Kopf und Jahr.

Definitiv geregelt hat der Bund im 2014 auch die Steuerabzüge bei der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Die neuen Abzüge gelten ab 2016. Pro Jahr können dann für alle be-ruflichen Aus-, Weiterbildungs- und Umschulungskosten beim Bund neu 12‘000 Franken abgezogen werden. Zudem werden die vom Arbeitgeber getragenen Kosten nicht zum Lohn der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinzugerechnet. Die Kantone legen die Obergrenze für die Abzüge in den kan-tonalen Steuern bis Ende 2015 fest.

www.bfs.admin.ch › Weiterbildung

CAS Migrationsrecht

Der neue Zertifikatskurs zum Migra-tionsrecht, an dem auch die Univer-sität Bern beteiligt ist, startet Anfang Dezember 2014 an der Universität Freiburg. Interessierte können zwi-schen einem deutschsprachigen und einem französischsprachigen CAS wählen. Der berufsbegleitende und modular aufgebaute Studiengang vermittelt wissenschaftlich fundierte und praxisorientierte Kompetenzen im Migrationsrecht. Dazu gehören neben dem Erwerb von Grundlagen im Mi-grationsrecht die Analyse der aktuellen Migrationspolitik unter Berücksichti-gung sozialwissenschaftlicher Kennt-nisse und Konzepte.

www.unifr.ch/ius_migration

Positionierung der Weiterbildung

Aktuell bietet die Universität Bern über 60 Weiterbildungs-Studiengänge an. Dieses Angebot will die Universität gezielt ausbauen und so ihre führende Stellung in der universitären Weiterbil-dung stärken. Der bedarfsorientierte Ausbau des Angebots wird künftig stär-ker strategisch ausgerichtet. So werden etwa vermehrt Bachelor- und Master-studiengänge – im Sinne einer Bildungs-kette – durch Weiterbildungsangebote ergänzt. Auch bei den fünf strategischen Themenschwerpunkten der Universität

2012

2012

Merci Walter Kälin

Kürzlich hat Prof. Dr. Walter Kälin seinen Rücktritt als Präsident der Weiterbildungskommission (WBK) der Universität Bern eingereicht. In den 17 Jahren seiner Amtszeit hat der Jurist und Menschenrechtsspezialist die vielfältigen und herausfordernden Entwicklungen der Weiterbildung und ihres Umfeldes aufmerksam verfolgt. Umsichtig und engagiert ist es Kälin gelungen zusammen mit der WBK und der Universitätsleitung günstige Rahmenbedingungen für ein

qualitativ hochstehendes Weiter-bildungsangebot zu schaffen. Sein breites Verständnis für die Weiterbil-dung, gespiesen auch durch die eigene Lehrtätigkeit, hat dazu viel beigetragen.

und den speziellen Studienangeboten für die Hauptstadtregion will die universitäre Weiterbildung in den nächsten Jahren neue Akzente setzen.

Die Broschüre ‹Die Positionierung der Weiterbildung› kann beim Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW bestellt oder unter folgendem Link heruntergela-den werden:

http://tinyurl.com/PositionierungWB

Studie: Sport-Weiterbildung

Die Erwartung ist klar: Lehrerinnen und Lehrer, die an der Primarschule Sport unterrichten, sollten sich regelmässig weiterbilden. Wie es mit der effek-tiven Nachfrage nach den Angeboten steht und was die Lehrpersonen daran hindert, an einer Weiterbildung teilzu-nehmen, hat das Zentrum für univer-sitäre Weiterbildung ZUW untersucht. Die im Auftrag des Bundesamtes für Sport (BASPO) durchgeführte Studie beleuchtet Angebot, Nachfrage sowie Bedürfnisse zur Weiterbildung aus Sicht von Lehrpersonen sowie Schullei-tungen und gibt Gestaltungsempfeh-lungen.

Zimmermann, Therese E. / Nigl, Thomas R. / Müller, Marianne (2013): Sportun-terrichtende PrimarlehrerInnen und ihre Weiterbildung: Profil, Partizipation und Probleme. Ergebnisse der Untersu-chung und Gestaltungsempfehlungen. 1. Auflage. Bern: Zentrum für univer-sitäre Weiterbildung ZUW der Univer-sität Bern. ISBN: 978-3-906587-38-7. Preis: CHF 58.–

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Termine

AGENDA PUBLIKATIONEN

Publikationen

Bibliothek

Rund 10 000 Publikationen und über 50 Zeitschriften – diesen gut sortierten und aktuellen Wissensschatz bietet die öffentliche Spezialbibliothek ‹Weiter-bildung› des Zentrums für universitäre Weiterbildung ZUW an.

Der Bestand umfasst Bücher, Zeitschrif-ten und Dokumentationsmaterial der folgenden Bereiche:• Bildung / Pädagogik – mit den Schwer- punkten Weiterbildung, Erwachsenen- bildung und Didaktik• Hochschulforschung• Wissen / Wissenschaft• Evaluation• Technologie, Arbeit und Gesellschaft

Alle Medien der Bibliothek sind im Katalog des Informationsverbundes Deutschschweiz (IDS) verzeichnet und können online reserviert werden. Die Zeitschriften liegen in der Bibliothek auf, werden jedoch nicht ausgeliehen.

ÖffnungszeitenMontag 10–12 UhrDienstag 9–12 Uhr / 14–17 UhrMittwoch 10–12 Uhr / 14–17 UhrDonnerstag 9–12 / 14–17 Uhr

AdresseUniversität Bern Zentrum für universitäre Weiterbildung Schanzeneckstrasse 1 (UniS, 1. Stock) 3001 BernTelefon 031 631 33 [email protected]/wblib

11. September 2014, 8.30–12.00 Uhr

Einblick in den MPA-UnterrichtTag der offenen Tür Erleben Sie zusammen mit den aktuellen MPA-Studierenden einen Unterrichtstag im Executive MPA. Am Tag der offenen Tür referiert Claude Longchamp gfs.bern zum Thema ‹Politische Kampagnen und ihre Wirkungen›.

Anmeldeschluss: 5. September 2014 www.mpa.unibe.ch

22. / 28. Oktober 2014, abends

Informationsveranstaltungen Executive MPA22. Oktober 2014 (Zürich) oder 28. Oktober 2014 (Bern)

Anmeldeschluss: 15. Oktober 2014 www.mpa.unibe.ch

28. Oktober 2014, 18.30 Uhr

MPA unibe Alumni-TalkStrategische Planung beim BundInwiefern fliessen Strategien derZukunftsforschung in die Planung des

ForumsgesprächeGlobal Player oder Eigenbrötler: Welche Schweiz wollen wir?Die Schweiz in einer globalisierten Welt: ein Sonderfall? Donnerstag, 4. September 2014

Die Schweiz in Europa: zwischen Offenheit und Abgrenzung Donnerstag, 25. September 2014

Jeweils um 19.30 Uhr in der UniS, Raum A 003, Schanzeneckstrasse 1, Bern Eintritt frei, Anmeldung obligatorisch. Weitere Informationen: www.forum.unibe.ch oder fug @ fug.unibe.ch

Vorschau Winter 2014/15:

Ist weniger mehr? Grenzen der modernen Medizin

www.forum.unibe.ch

Exemplarisch werden die Erfahrungen aufgezeigt, die Weiterbildungsverant-wortliche und Studienleitende aus der Deutschschweiz mit der Umsetzung und Nutzung von Evaluation machen, was sie als förderlich erleben und wo sie Stolper-steine wahrnehmen.

Universität Bern, UniSSchanzeneckstrasse 1, Bern(Hörsaal A003)

http://tinyurl.com/ZUW2014

13. Februar 2015

Dritter Tag der Lehre

Zum Thema ‹Lehrinnovation konkret: Szenarien zur wirksamen Kopplung von Kontakt- und Selbststudium› stehen am Freitag vor Beginn des Frühlings-semesters anregende Referate von Expertinnen und Experten, spannende Beispiele aus der Lehrpraxis der Universi-tät Bern, die Möglichkeit zu individueller Beratung und eine feine kulinarische Grundlage für gute Pausengespräche bereit.

www.hd.unibe.ch > Projekte

Bundes ein? Die Referenten Dr. Andreas Walker, Zukunftsforscher, und Dr. Lorenzo Cascioni, Leiter Sektion Planung und Strategie Bundeskanzlei, geben interes-sante Einblicke.

Universität Bern, UniSSchanzeneckstr. 1, Bern

www.mpa.unibe.ch

7. November 2014, 13.30–17.45 Uhr

5. Herbsttagung des ZUWWie nützt Evaluation (nicht)? Reflexionen und Fallgeschichten aus der Hochschulweiterbildung

Evaluation ist nicht nur ein strapa-zierter Begriff, der für alles Mögliche herhalten muss; Evaluation ist für viele auch zu einem Unwort geworden, das für bürokratische Übungen steht, die letztlich nichts bringen. Die Tagung geht daher der Frage nach dem Nutzen von Evaluation nach. Sie zeigt auf, wie und unter welchen Bedin-gungen Evaluation wissenschaftlicher Weiterbildung nützlich seinkann.

Die ‹gute› Lehre in der Hochschulweiterbildung

Wer sich an einer Hochschule weiter-bildet, verfügt in der Regel über einen Hochschulabschluss und Berufserfah-rung. Die professionelle Durchführung einer wissenschaftlichen Weiterbildung an einer Fachhochschule, Pädagogischen Hochschule oder Universität erfordert deshalb eine Didaktik, die dem Inhalt und den Adressaten gerecht wird.

Erfüllen die Dozenten in der Hochschul-weiterbildung diese Anforderungen? Und welche Grundsätze müssten sie beachten, um ihren Studierenden einen attraktiven Unterricht und eine optimale Lehre bieten zu können? Dieses Thema hat das Zentrum für universitäre Wei-terbildung ZUW an seiner Herbsttagung 2013 beleuchtet. Mit der Tagungs-dokumentation bietet das ZUW einen guten Überblick zum Thema. Das ‹zoom› enthält nebst den Ergebnissen der Studie ‹Qualität der Lehre in der Hochschulweiterbildung› von Silke Wehr Rappo alle Referate der Tagung, der parallel durchgeführten Praxis-beispiele sowie die Ergebnisse der Podiumsdiskussion.

Andreas Fischer, Christine Valentin (Hg.): Die ‹gute› Lehre in der Hochschulweiter-bildung, zoom Nr. 4 (2014), 60 Seiten, Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW der Universität Bern, ISBN 978-3-906587-39-4 / Preis: CHF 30.–Bestellungen: [email protected]

Vom Records Management zum Digitalisierungsprojekt

Der Band vereint 18 gekürzte Master-arbeiten aus dem dritten Studiengang in Informationswissenschaft an den Universitäten Bern und Lausanne. Die praxisorientierten Arbeiten thematisieren aktuelle Entwicklungen und zeigen Lö-sungen auf für gegenwärtige archivische und bibliothekarische Fragestellungen. So werden konkrete Konzepte für Re-cords Management in ABD-Institutionen vorgestellt sowie Probleme der Überlie-ferungsbildung und des Bestandsauf-baus diskutiert: Wie ist mit Fotografien in Archiven und Sammlungen umzu-gehen? Wie beeinflusst die internati-onale Bewertungsdiskussion die Praxis schweizerischer Institutionen? Welche Herausforderungen bedeuten Digitali-sierungsprojekte und der Erhalt von For-schungsdaten? Ein zweiter Teil erläutert rechtliche Grundlagen für Archive und zeigt Massnahmen für Strategieentwick-lung und Innovationsmanagement in grossen öffentlichen Bibliotheken und in der Privatwirtschaft auf.

Gilbert Coutaz, Gaby Knoch-Mund, Ulrich Reimer (Hg.):Informationswissenschaft: Theorie, Methode und Praxis. Sciences de l’information: théorie, méthode et pratique. Travaux du / Arbeiten aus dem Master of Advanced Studies in Archi-val, Library and Information, Science, 2010–2012, April 2014ISBN Druckausgabe 978-3-03919-314-1ISBN E-Book 978-3-03919-892-4

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Universitäre Bildungstermite

CARTE BLANCHE ZUW

Mitten drin: Hier schlägt das Herz der Weiterbildung

Während eines kurzen Aufenthaltes in Ostaustralien habe ich bei einer Gastfa-milie gewohnt. John Smith, der Hausva-ter, war Insektenforscher am McClancy Arachnophobic Institute of Townsville. Er hat mir viel Interessantes über Termiten-kolonien erzählt.

Schon die Struktur eines Termitenbaues lässt vermuten, dass die Errichtung eines solchen nur die Errungenschaft eines funktionierenden, sozialen Gefüges sein kann. Nun ist es so, dass die zukünf-tige Funktion einer Termite schon im Larvenstadium durch die Markierung mittels eines von der Termitenkönigin abgesonderten Sekrets definiert wird. Es gibt fünf mögliche Funktionen: Jäger und Sammler, Besamer und Soldat, Bauarbeiter, Königin oder Bildungstermi-te. Besonders interessiert hat mich eben diese Bildungstermite. Ihre Funktion

ist es, das Geschehen zu beobachten, zu verstehen, um dann das erworbene Wissen an die entsprechend markierten Termiten weiterzugeben. Dies tut sie, indem sie einen anmutigen, einem Tanz ähnlichen Bewegungsablauf vorführt, wie wir ihn von den Bienen kennen. Des Weiteren muss sie durch eine Art Forschung ermitteln, ob der Kolonie unbekannte Nahrungsmittel essbar sind, wie man im Falle von Regen am besten reagiert, was gegen welchen Feind die beste Angriffs- oder Verteidigungsstra-tegie ist und so weiter. Es ist erstaun-lich, wie viele Parallelen zwischen der Funktion der Bildungstermite und der Funktion der Universität bestehen. Wenn eine dieser Bildungstermiten falsche Informationen weitergäbe, so würde die Gesellschaft nicht mehr funktionieren, das System bräche zusammen. Das tut es aber nicht. Es funktioniert.

In fast jeder grösseren Stadt der Welt befindet sich eine Universität. In all diesen Universitäten wird Wissen generiert und weitergegeben. Wer über die Universität Informationen erhält, geht davon aus, dass diese der Wahrheit entsprechen, dass sie fundiert recherchiert wurden, nach allen Regeln der Wissenschaft eben. Wenn sich jemand im universitären Rahmen plötzlich dafür entscheidet, falsche, erfundene Daten und Informationen weiterzugeben, ist die Wahr-scheinlichkeit hoch, dass dies erst sehr spät oder gar nie bemerkt wird. Ist das nicht problematisch?

Erleichterung: Dieses Gefühl verspüren Studentinnen und Studenten, wenn sie die Bachelor- oder Masterprüfung erfolgreich absolviert und den Abschluss auf sicher haben. Feiern und nichts wie weg hier – so lautet oft die Parole. Nach einigen Jahren Erfahrung in der Arbeits-welt wächst bei vielen Ehemaligen aber der Wunsch, ihr Fachwissen aus Studium und Berufspraxis mit einer Weiterbildung zu vertiefen oder zu ergänzen. Hier setzt die universitäre Weiterbildung als wirksame und wirtschaftliche Form des Transfers von Wissen und Können an. Sie verbindet die Wissenschaft mit der Arbeitswelt – und mit der Gesellschaft.

Studiengänge mit Potential

Die Universität Bern bietet eine grosse Auswahl von weiterbildenden Studiengängen, modular aufgebauten Programmen und Einzelkursen an (siehe Rückseite des Magazins ‹Weiter-bildung›). Die Zertifikats-, Diplom- und Master-Studiengänge richten sich grundsätzlich an Personen mit Univer-sitätsabschluss (für Master of Advanced Studies MAS) oder Hochschulabschluss

(für Diploma of Advanced Studies DAS, Certificate of Advanced Studies CAS), die Erfahrungen aus der Berufs-praxis mitbringen. Je nach Studiengang sind Zulassungen ‹sur dossier› möglich. Um die hohe Qualität zu gewährleisten, werden alle Weiterbildungsstudiengänge durch Hochschullehrende gesteuert.

«Studium nach dem Studium»

Seit über 20 Jahren setzt sich das ZUW für die wissenschaftliche Weiterbildung ein. So unterstützt das Zentrum die Fakultäten und Institute der Universität Bern beim Aufbau ihres Weiterbildungs- angebotes. Zudem nutzen Dozentinnen und Dozenten sowie Forschende die breite Kurspalette der Hochschul-didaktik, die zu den rasch ausgebuchten Angeboten des ZUW gehört.

Zeitgemässe Neuentwicklungen

Von der Erfahrung und der Kompetenz des ZUW profitieren auch externe Kundinnen und Kunden. So bietet das ZUW für Wissensdurstige eine breite Palette eigener Studiengänge und Kurse

Bis kurz nach der Jahrtausendwende erblickten im 1. Stock des Altbaus der UniS zarte Bébés das Licht der Welt. Heute schlägt in den gleichen Räumen – dem ehemaligen Berner Frauenspital – das Herz der wissenschaftlichen Weiterbildung der Universität Bern. Das ZUW, wie das Zentrum für universitäre Weiterbildung kurz und bündig genannt wird, unterstützt und fördert an der Alma Mater Bernensis die wissenschaftliche Weiterbildung.

an. Die inhaltlichen Schwerpunkte des Zentrums liegen in den Bereichen Bildungsmanagement, Forschungs- management, Evaluation, Hochschuldi-daktik – aber auch die schöne Tradition der akademischen ‹Salongespräche› wird beim ZUW gepflegt. In den eigenen Studiengängen entwickelt das ZUW – wie in einem Labor – neue didaktische und organisatorische Formen der Weiterbildung.

Davon profitieren die Auftraggeber von Studien und Projekten – öffentliche Institutionen, Dienststellen der Verwal-tung sowie Unternehmen. Sie nutzen die ausgewiesenen Kenntnisse des Zen-trums in Bildungs- und Weiterbildungs-fragen und im Bereich der Evaluation.

Die ZUW-Herbsttagung belebt die Debatte

Das Zentrum profiliert sich seit 2010 mit der Herbsttagung, an der mit hochkarätigen Referentinnen und Podiumsteilnehmern wichtige Themen der wissenschaftlichen Weiterbildung zur Debatte gestellt werden.

Impressum

Herausgeber: Universität Bern, Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW

Redaktion: Christine Valentin, [email protected]

Bildnachweise: Titelbild und Fotos Seiten 2, 3, 4, 5, 6, 8, 9, 12, 13, 15, 17© Alexander Egger, www.eggerx.ch

Foto Seite 7 Christine ValentinFoto Seite 18 Priska Frei

Gestaltung: Nadine Fontana, Push‘n‘Pull | Deutschweiz, www.pushandpull.ch

Druck: Stämpfli Publikationen AG, Bern

Auflage: 24 500 Ex., erscheint einmal jährlich

Abonnement: Das Magazin ‹Weiterbildung› der Universität Bern kann kostenlos abonniert werden. ISSN 2296-0171

Bestellungen: Universität Bern, Zentrum für universitäre Weiterbildung ZUW, Schanzeneck-strasse 1, Postfach 8573, CH-3001 Bern, Telefon 031 631 39 28, [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck von Artikeln und Fotos nur mit Genehmigung der Redaktion.

Der Jungautor Emanuel Bundi, geboren 1990 in Meikirch, studiert an der Universität Bern Deutsch und Geschichte. Zur Zeit ist er beurlaubt, weil er mit dem Dramatiker-Förder-programm ‹Dramenprozessor› viel zu tun hat. Er schreibt gemäss eigenen Aussagen «nicht nur dramatische Texte, sondern auch sonst Zeug und er macht noch Musik, wie man sich das von den jungen, urbanen Leuten gewohnt ist.»

VON EMANUEL BUNDI

Und wie ist das bei der Universität? Alleine die Tatsache, dass Plagiatsfälle in den Medien diskutiert werden und nicht Fehlinformationen, lässt vermuten, dass es kaum von den letzteren gibt. Termiten besitzen vermutlich nicht den Intellekt, den Mehrwert einer Lüge zu erkennen. Wenn jemand aber Infor-mationen im universitären Rahmen weitergibt, was könnte da der Mehr-wert von Fehlinformationen sein? Ist die Leichtgläubigkeit eines Rezipienten in der Institution Universität problema-tisch? Auf Grund unseres Erfahrungs-wertes können wir sagen, dass sie das nicht ist. Das universitäre System funktioniert. Somit sollte man nicht zu viel Energie damit verschwenden, die in dem Rahmen erhaltenen Informationen zu hinterfragen, sondern man sollte sie zu bewerten und einzuordnen lernen. Glauben Sie mir.

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Informationen zu allen Studiengängen, zu den modular aufgebauten Weiterbildungsprogrammen und zahlreichen Weiterbildungskursen

www.weiterbildung.unibe.ch

MAS Master of Advanced Studies / EMBA

DAS Diploma of Advanced Studies

CAS Certificate of Advanced Studies

Studiengänge universitäre Weiterbildung 2014

Archiv und Bibliothek, Kultur

Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft

TanzKultur

TanzVermittlung

Bildung und Wissenschaft

Ausbildungspfarrerin /Ausbildungspfarrer

Bildungsevaluation

Forschungsmanagement

Hochschullehre /Higher Education

Medizindidaktik

TanzVermittlung

Gesundheitswesen und Medizin

Advanced Epidemiology in Clinical and Genetic Research

Anti-Sexuelle-Aggressivität-Trainer /-in

Bewegungs- und Sporttherapie bei Herz-,

Gefäss- und Diabetes-Erkrankungen

Epidemiologie und Biostatistik

Geschäftsleitungspolitik im Gesundheitswesen

Gesundheitsförderung und Prävention

Gesundheitssysteme

Kieferorthopädie

Klinische Ernährung

Kronen- und Brückenprothetik

Leadership in Organisationen des Gesundheitssystems

Management im Gesundheitswesen

Medizindidaktik

Oralchirurgie

Parodontologie

Psychotherapie

Public Health

Zahnärztliche Prothetik

Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin

Zusammenarbeit im Gesundheitswesen

Nachhaltigkeit, Entwicklung, Umwelt

Altlastenbearbeitung

Gender, Justice, Globalisation

Nachhaltige Entwicklung

Politik und Recht

Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft

Cross-Cultural Business Practice

Gender, Justice, Globalisation

International Law and Economics

Internationales Strafrecht

Migrationsrecht

Seelsorge im Straf- und Massnahmenvollzug

Kriminologie

Public Administration / Public Management

Rechtswissenschaften

Psychologie und Sozialwissenschaften

Bildungsevaluation

Evaluation

Laufbahn- und Personalpsychologie

Psychotherapie

Psychotherapie mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie

Sportpsychologie

Statistik

Angewandte Statistik

Theologie und Seelsorge

Ausbildungspfarrerin /Ausbildungspfarrer

Clinical Pastoral Training

Seelsorge im Straf- und Massnahmenvollzug

Lösungsorientierte Seelsorge

Seelsorge in Alters- und Krankenheimen

Systemische Seelsorge-Ausbildung

Wirtschaft, öffentliche Verwaltung, Management

Archiv-, Bibliotheks- und Informationswissenschaft

Banking / Corporate Banking

Cross-Cultural Business Practice

Entrepreneurship

Executive MBA Rochester-Bern

Evaluation

Financial Analysis & Valuation

General Management

International Law and Economics

Marketingmanagement und Verkauf

Migrationsrecht

Public Administration / Public Management

Real Estate Finance

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